6 Antworten in diesem Thema

[FakeShemp]

Hier soll's jetzt nicht um den Film gehen, sondern eher um sein Thema ganz allgemein. Allerdings überlasse ich den Einstieg einfach mal anderen, weil mir grad nix weiter einfällt.

Bearbeitet von FakeShemp, 19. April 2004, 00:35.

[Tornhill]

Danke für deine Erinnerung, daß es den Film gibt. Habe hier noch die spansiche DVD rumfliegen und den Streifen bestimmt seit zweieinhalb Jahren nicht mehr gesehen. Muß ich morgen wohl nachholen.

[Tornhill]

Also ohne eine These des Films hier zu zitieren geht es nun doch nicht. Der Filmprof Jorge Castro spricht von dem praktisch nicht existenden spanischen Kino, daß ja nicht als Industrie arbeitet, so wie das Hollywood-Kino.
Er macht klar deutlich, daß man dem Publikum das geben muß was es verlangt. Als gegen Ende des Films in der Nachrichtensendung ja dann Bilder von einem Snuff-Film gezeigt werden stellt die Nachrichtensprecherin ja deutlich heraus (kommentiert das ganze sogar fast schon), daß sich das Publikum selbst die Frage stellen muß, ob sie sich Filme mit gewalttätigem Inhalt ("Gewaltfilme") ansehen will. Speziell durch durch Amenábars Inszenierung wird man darauf trainiert, daß endlich sehen zu wollen was der Regisseur zuvor noch vorenthält. Man bekommt z. B. das Selbstmordopfer in der U-Bahn nicht zu sehen. Auch verweigert Amenábar seiner Protagonistin Angela (und auch dem Zuschauer), daß Geniessen des Videotapes. Von Geniessen kann man schon fast sprechen, denn zum einen interessiert sich Angela für Gewalt in den modernen Medien, obwohl sie diese abstoßend findet.
Aber gleichzeitig wird sie mit der Begegnung von Chema und Bosco in einen Strudel hineingezogen, der sie untergehen zu lassen droht.

[Alan Smithees uneheliche Tochter]

Tja, da ich Tesis gestern nacht zum ersten Mal gesehen habe, kann ich das noch nicht alles einordnen (war schon spät). War jedenfalls ein packender Film.

Angela erlebt den typischen Zwiespalt, würde ich sagen: Einerseits die totale Ablehnung von Gewalt, andererseits fühlt sie sich doch ziemlich zu Bosco hingezogen. Was sie nicht weiß/sieht, macht sie eben heiß, genau wie den Zuschauer.

Schön finde ich die Stelle, wo sie sich die Hände vors Gesicht hält und dann doch mal zwinkert (ich habe den Sinn des Hände-vors-Gesicht-Haltens noch nie richtig nachvollziehen können, denn man sieht IMMER trotzdem hin). Ah, those guilty pleasures...

Zwischen einem Film mit gewalttätigem Inhalt und einem Snuff Movie besteht aber schon noch ein gewaltiger Unterschied, finde ich. Ziemlich zynisch fand ich diese Einblendung am Ende: "Kann das Wohlbefinden des Zuschauers beeinträchtigen" (oder so). Fehlte nur noch der Spruch der Humane Rights Association, daß keine Tiere zu Schaden kamen...

[Tornhill]

Alan Smithees uneheliche Tochter sagte am 25.04.2004, 13:55:

Ziemlich zynisch fand ich diese Einblendung am Ende: "Kann das Wohlbefinden des Zuschauers beeinträchtigen" (oder so). Fehlte nur noch der Spruch der Humane Rights Association, daß keine Tiere zu Schaden kamen...

Dieser Spruch ist ja auf die spanischen TV-Zuschauer gerichtet, die sich gleich den gewaltsamen Tod von Vanessa anschauen werden. Also ist hier ganz eindeutig die Medienkompetenz des TV-Senders zynisch zu nennen. Wir als Zuschauer sind dem Grauen ja schon lange ausgesetzt gewesen.

So eine Bevormundung braucht man sich natürlich überhaupt nicht bieten zu lassen. Da fällt mir ganz aktuell ein Sprecher des ZDF ein, welcher der festen Überzeugung war, daß die ZDF-Zuschauer keines der Paparazzi-Bilder der sterbenden Diana sehen wollen.

[Alan Smithees uneheliche Tochter]

Ist mir schon klar, an wen der Spruch gerichtet war.

Aber bei einem Snuff-Film, bei dem jemand zu Tode gefoltert wird, darauf hinzuweisen, daß es für DEN ZUSCHAUER eine unangenehme Erfahrung sein könnte, finde ich trotzdem ein bißchen zynisch.

Aber vielleicht interpretiere ich da jetzt auch was rein, was gar nicht so gemeint war. War schon spät gestern.

[Alan Smithees uneheliche Tochter]

Für mich macht es schon einen Unterschied, ob es sich um fiktive oder reale Gewalt handelt. Eine Warnung finde ich im letzteren Fall durchaus okay, man kann ja selbst entscheiden, ob man dann hinschaut.

Außerdem widert es mich manchmal an, wenn Medien solche Bilder als Aufmacher benutzen, um um Aufmerksamkeit zu heischen. Ob die Öffentlichkeit ein Recht hat, die sterbende Diana zu sehen, darüber kann man schon streiten. Dabei geht es ja auch um Wahrung der Intimsphäre. Nee, sowas finde ich dann schon geschmacklos und unverschämt, aber eben aus anderen Gründen.

Wenn ich mir allerdings einen Film ab 18 anschaue und dann auf einmal graues Blut zu sehen bekomme, dann komme ich mir ein bißchen verschaukelt vor, weil ich dann irgendwie den tieferen Sinn vermisse.