Jean Baudrillard und die Künste – Eine Hommage zu seinem 75.Geburtstag
Karlsruhe, 29.04.04 - Jeder kennt ihn – den Apokalyptiker, den Abtrünnigen, den Melancholiker – Jean Baudrillard, französischer Denker, der sich ungern in allgemeine Charakterisierungen wie Soziologe oder Philosoph fügt. „Ich komme nicht von einer 'Disziplin´ her. Ich sage das nicht, um mich als Amateur oder Dilettant aufzuspielen, es fehlt mir schlicht an der nötigen Konstanz, um mich einer Disziplin zu unterwerfen. Ich hatte nie den Mut, die Semiotik gründlich zu studieren, mich systematisch mit der Psychoanalyse zu befassen. Ich beschäftige mich damit, aber auf eine frivole Art und Weise“, erklärte er im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1989.
Die in Zusammenhang mit seinem Namen geläufigste Vokabel ist wohl das Simulacrum geworden, ein Wort, das der Merve Verlag in Berlin nie versäumte, in einem vorangestellten Glossar zu erklären.
Am 29.Juli 1929 im französischen Reims geboren begeht Jean Baudrillard in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag. Er studierte unter anderem Germanistik und fertigte Übersetzungen von Werken Bertolt Brechts und Peter Weiss' Von 1968 an lehrte er viele Jahre an der Universität Paris-Nanterre das Fach Soziologie. Sein erstes Buch erschien just in diesem bewegten Jahr: Le Système des Objects, Paris. Unter dem Titel Das Ding und das Ich erschien die deutsch Übersetzung sechs Jahre später. Es schlossen sich Texte an, die heute Legende sind wie:
Zitat
Agonie des Realen, Merve Verlag, Berlin 1978
Der symbolische Tausch und der Tod, München : Matthes und Seitz, 1982
Die fatalen Strategien, Matthes und Seitz, München 1991
Transparenz des Bösen, Merve Verlag, Berlin 1992
Amerika, Matthes und Seitz, München 1995
Das perfekte Verbrechen, Matthes und Seitz, München, 1996
Der unmögliche Tausch, Merve Verlag, Berlin 2000.
Das System der Dinge, Campus Verlag, Frankfurt/Main 2001, 2. Auflage
Der Geist des Terrorismus, Passagen Verlag, Wien 2002.
Ausgehend von der allgemeinen Konzeption der Reihe Kunst und Philosophie soll in Ausstellung und Symposium der maßgebliche Einfluss von Jean Baudrillard auf die gegenwärtige Kunst und Kultur veranschaulicht werden.
Wie in den vorangegangenen Veranstaltungen über das Werk Michel Foucaults 2002 und das Gilles Deleuzes 2003 stammt auch in diesem Jahr das Konzept von Peter Gente, Mitbegründer des Merve Verlags in Berlin, der als einer der ersten die Schriften des französischen Denkers in sein Programm aufnahm.
Gemeinsam mit Peter Weibel sprach er Einladungen an all diejenigen Personen aus, die ein besonderes Verhältnis zu den Schriften Baudrillards haben, sei es aus kritischer Distanz, sei es in theoretischer Übereinstimmung.
Jean Baudrillard wird während des Treffens im ZKM in Karlsruhe anwesend sein und am Samstag, den 17.Juli 2004, an einer Podiumsdiskussion über die moderne Kunst teilnehmen.
Damit das Treffen keiner rein akademischen Veranstaltung gleicht, sondern Interessierten, Neugierigen, Belesenen und Fans gleichermaßen offen steht, werden Lesung, Filmnacht und Diskussion für Abwechslung sorgen zwischen den Wortbeiträgen, die u.a. von Sylvère Lotringer, Philosoph, New York; Mario Perniola, Philosoph, Rom; Michail Ryklin, Philosoph, Moskau, und Florian Rötzer, Medienphilosoph und Publizist, München stammen.
Veranstaltungsort ist das Zentrum für Kunst und Medientechnologie | Medientheater und Projektraum im MNK, Karlsruhe. Termin 16.-18.Juli 2004.
Vorträge in Originalsprache, eine deutsche Übersetzung liegt vor.
Eintrittspreise:
Freitag, 18.Juli 2004 (Eröffnungsvortrag und Ausstellungseröffnung) freier Eintritt
2-Tageskarte (Samstag-Sonntag): € 20 / 12
Tageskarte: € 10 / 6
Abendveranstaltung (Podiumsdiskussion und Film) Samstag, 17.Juli 2004, 18:00-22:00 Uhr: 4,50 / 2,50
Weitere Informationen: http://www.zkm.de/baudrillard-treffen
[ZKM]