diary of a lobbykiller
#31
Geschrieben 30. Mai 2007, 12:32
Der Alte 002 - Jack Braun (GER 1977) R: Wolfgang Becker
Mit Siegfried Lowitz, Michael Ande, Jan Hendricks, Peter Bollag und Peter Pasetti.
Dialog zwischen Kommissar Köster und seiner Frau:
Sie: "Weißt du, was ich gelesen hab? Schach sei die Sublimierung einer ungehörten Aggression. Im Grunde, sagt der Autor, will der Schachspieler töten. Und weißt du wen?"
Er: "Ja, seinen Gegner."
"Nein, den feindlichen König. Und das ist sein Vater. Und weißt du warum? Weil er mit der feindlichen Königin schlafen will. Und das ist seine Mutter."
"Dabei fällt mir ein, ich muss mal telefonieren, Entschuldigung."
"Ach komm, spiel doch noch."
Ansonsten: Kamera Franz X. Lederle und das alte Titeltheme von Peter Thomas kommt hier zum ersten mal zum Einsatz, eins seiner besten Stücke.
Daher: hört euch die alten DER ALTE-Folgen an!
Further Info
#32
Geschrieben 31. Mai 2007, 09:18
Der Alte 001 - Die Dienstreise (GER 1977) R: Johannes Schaaf
Mit Lowitz, Ande, Hans Brenner, Wolfgang Reichmann, Susanne Uhlen, Gert Haucke, Iris Berben und Xenia Pörtner.
Zunächst mal, die Frau von Köster ist doch nur seine Freundin, heißt Anna Gautier und wird gespielt von Xenia Pörtner. Ferner, die Pilotfolge hat eine Länge von 100 Minuten. Die Grooves sind von Peter Thomas, gehören zu seinen besten Momenten und Gert Haucke hat hier leider nur einen sehr kurzen Auftritt als schmieriger Gangster.
Mehr Infos dieser Art gibts hier
Nach dem Genuss dieser Folge muss man wohl zu dem Schluss kommen, dass Siegfried Lowitz der zweite große deutsche Volksschauspieler neben Horst Tappert ist, der Hans-Dietrich Genscher der teutonischen Fernsehunterhaltung quasi. In Kürze gibts dann die Folge, wo Lowitz und Tappert in DERRICK aufeinandertreffen, Stiftungsfest, watch out.
#33
Geschrieben 07. Juni 2007, 07:29
Mit Fritz Weaver, Edward Andrews, Joe Maross u.a.
THE TWILIGHT ZONE ist neben DER UNSICHTBARE eine der substanziellsten Mysteryserien der späten Fünfziger/frühen Sechziger. Während DER UNSICHTBARE vor einigen Jahren auf Arte ausgestrahlt wurde, lief UNHEIMLICHE GESCHICHTEN wohl schon länger nicht. Ohnehin scheinen die besten Serien der 60er und 70er kaum bzw. nur einmal im deutschen TV gelaufen zu sein. Keine Ahnung, ob so was nur an den Rechten liegt oder tatsächlich an der Inkompetenz jener, die bei Fernsehsendern für die Programmauswahl zuständig sind, welche keinerlei Gespür für Atmosphäre besitzen, diese Serie ist jedenfalls höchst empfehlenswert.
Mehr Infos zur vorliegenden Episode gibts hier.
#34
Geschrieben 19. Juni 2007, 07:00
Der Alte 024 - Lippmann wird vermisst (GER 1979) R: Günter Gräwert
Mit Lowitz, Ande, Hendricks, Eckhardt Heise, Elisabeth Volkmann und Diether Krebs.
Fulminant psychotronischer Auftakt hier. Ein junger Mann humpelt auf Krücken auf eine Villa zu, das Gartentor öffnet sich, der Weg zur Tür wird eingeschlagen, die Kamera wackelt, der Mann klingelt - mit der Krücke. Keiner öffnet, die Kamera zoomt nach oben zum ersten Stock, wieder zurück. Das ganze begleitet von einem ziemlich darken Groove. Der Mann geht ums Haus herum, man hört Hunde bellen...
Auch sonst hat diese Folge einiges zu bieten.
Further Info
Herr Rossi sucht das Glück - Folge 1 (ITA/GER 1976) R: Bruno Bozzetto
Musik: Franco Godi
In Zeiten, wo die meisten Kinder ausschließlich Neo-Schrott a la Bob der Baumeister oder Sponge Bob konsumieren, bietet es sich dringend an, auf richtig gute, kindertaugliche Serien hinzuweisen, die auf der auditiv-visuellen Ebene die Psyche kitzeln und nicht nur den Körper. Filmfreudige Eltern können durch solch eine Wahl ihre Kinder in kulturell gesunde Bahnen lenken und sich dabei gleichzeitig selbst weiterbilden, denn diese Serie ist fraglos auch erwachsenentauglich. Spread the word!
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Bearbeitet von Lobbykiller, 19. Juni 2007, 07:01.
#35
Geschrieben 20. Juni 2007, 20:09
Abarten der körperlichen Liebe (GER 1970) R: Franz Marischka
Musik: Dieter Reith
Auf diesen Reportfilm sei noch dringendst hingewiesen. Der Erzähler hat dieselbe Sleazability wie Hans Fischer in dem unterwelt-berühmten Digtionaries-Kraftstoff-Spot. Gepaart mit Dieter Reith's Jazziness und der extrem karikativen Klischeehaftigkeit lässt dieser Reportfilm Reportfilme wie Schulmädchenreport tatsächlich wie einen Schulmädchenreport aussehen.
Ebenfalls unerlässlich:
Libero (GER 1973) R: Wigbert Wicker
Mit Franz Beckenbauer.
Funky Beckenbauer! Wer hätte das...? Und Klaus Löwitsch und Brigitte Beckenbauer sind auch mit dabei.
Und natürlich:
Profis (GER 1979) R: Christian Weisenborn
Mit Paul Breitner und Uli Hoeness.
Eine Doku über eine extrem fruchtbare Männerfreundschaft. Aus der Golden Age Zeit des FC Bauern München, als selbst die noch funky waren. Guter Sound as well. Ein Mann, ein Verein, ein Ziel. Erreicht. Trotz des Besitztums einer Wurstfabrik. Oder gerade deswegen. Bald sinds 30 Jahre, als Man Ager, das sucht weltweit seinesgleichen. Genau wie die vorliegende Spule. Vom Sleazefaktor her gesehen. Gottlob jetzt endlich auf DVD erhältlich und man versteht endlich, warum der so erfolgreich konstant ist, der Uli versteht sich...
,
#36
Geschrieben 29. Juni 2007, 09:34
Mit Gordon Jackson, Martin Shaw und Lewis Collins.
Und noch mehr Profis. Diesmal der CI 5. Das war eine meiner Lieblingsserien als junger Bursch. Da hab ich mir dann immer so nen coolen Anorak angezogen, bin in den Wald, mit meiner Erbsenpistole und hab so Body-mäßig von Baum zu Baum Stunts gemacht und auf alles geschossen, was sich bewegt. Lewis Collins ist Body, nicht ausgesprochen Baddi, sondern mit langem o. Martin Shaw hat mal in einer 80er Sherlock Holmes Verfilmung den jungen Baskerville gespielt. Und Gordon Jackson sieht aus wie die strenge alte Dame aus unserem Buchladen, die mich immer fortscheuchte, wenn ich als 8jähriger in die Zeitschriften geblickt hab, stets mit der Bemerkung "Das hier ist kein Lesesalon!".
Anyway, was mich als Köttel am meisten gekickt hat, war das Intro, wo das Auto durch die Scheibe fliegt und dieser coole Funkgroove einsetzt. Dann die Silhoutettenköpfe in dieser minimalistischen Retro-Quadrat-Kunstart. Überhaupt war das meine erste Begegnung mit Funkmusik. Natürlich wusst ich damals noch gar nicht, dass es so was wie Funkmusik überhaupt gibt. Aber gekickt hat's mich schonn, bevor ich dann 15 Jahre später meine erste Curtis Mayfield Scheibe gekauft hab. Alsö, dieses Intro ist soundtechnisch betrachtet absolut perfekt abgemischt. Auf dem ziemlich teuren Soundtrack, den ich neulich zum Geburtstag geschenkt bekam, ist eine längere Fassung druff, wo genau das, was in dem Intro kickt, fehlt bzw. ungünstig abgemischt wurde, dieser gewisse Dreiklang-Melodik-Beat-Kick in der Symbiose. Daher wird der ambitionierte Club-DJ wohl auf die wesentlich kürzere, aber genügende Version von einer dieser TV-Themes-CDs zurückgreifen müssen.
#37
Geschrieben 29. Juni 2007, 11:18
Mit John Garfield, Shelley Winters, Wallace Ford, u.a.
Lief gestern im WDR. Stand gediegene 15 Jahre auf meiner Suchtliste. Zurecht. Einer dieser minimalistischen Schwarz-Weiß-B-Movies, die ich so liebe. Erwartung voll erfüllt. Tja, Film Noir is halt so ne Schwäche von mir:D
Furth
#38
Geschrieben 13. Juli 2007, 11:52
Der Alte 021 - Der Spieler (GER 1978) R: Zbynek Brynych
Mit Lowitz, Ande, Hendricks, Bernd Herzsprung und Arthur Brauss.
So weit ich das überblicke, ist dies die erste Zbynek "Die Weibchen" Brynych Folge. Die hat einiges zu bieten. Zum einen den überaus schleimigen Bernd Herzsprung, der ansonsten als Less in SOKO 5113 bekannt ist. SOKO 5113 war damals das Quasi-Adäquatum zu DIE PROFIS (Göttmann-Herle-Less entspricht Cowley-Bodie-Doyle ). Der liefert hier eine absolute Paradelektion in Aalglätte ab und philosophiert darüber hinaus über die wahren Absichten des Schachspielers, ähnlich wie Xenia Pörtner in der Folge JACK BRAUN, nur dass der Bernd dass abkürzt. Der Schachspieler also spielt Schach, weil er den tief verwurzelten Wunsch hat, seinen Vater zu killen. Die Pörtner hatte noch ergänzt, dass er dass tut, weil dahinter der noch tiefer verwurzelte Wunsch stehe, mit seiner Mutter zu schlafen (feindliche Königin). Möglicherweise liegt hier ein zensurbedingtes Edit vor, oder aber der Bernd hat einfach nur nicht weit genug gedacht.
Zum anderen überzeugt abermals Arthur Brauss als ghettoider Schwerverbrecher, diesmal sogar ziemlich hauptrollig eingesetzt vom Drehbuchautor. Ob der aber den fulminosen Spring-aus-dem-Fenster-Stunt selbst gemacht hat, ist fraglich.
Furth
Dope Derrick Part 7:
Derrick 003 - Stiftungsfest (GER 1974) R: Helmut Käutner
Mit Tappert, Wepper, Siegfried Lowitz, Herbert Fleischmann und Panos Papadopoulos.
Wie angekündigt, das Gipfeltreffen der beiden größten deutschen Volksschauspieler. Siegfried Lowitz diesmal als geiler alter Bock (O-Ton Derrick), der aus Versehen die Geliebte seines Sohnes tötet, während des Stiftungsfestes seines Augsburger Gesangsvereins. Ein berauschendes Fest. Köster on the Dancefloor! Auf welchem seine grundsätzliche Teutonik durchaus erkennbar ist. Weswegen er ja auch einer der größten deutschen Volksschauspieler ist und nicht etwa elfenbeinküstischen.
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#39
Geschrieben 14. Juli 2007, 12:28
Derrick 023 - Auf eigene Faust (GER 1976) R: Zbynek Brynych
Mit Tappert, Wepper, Stoll, Horst Frank, Karl John, Helmut Käutner und Siegfried Rauch.
Die Inszenierung skurrilster Figurenkabinette hatte Zbynek Brynych fraglos im Blut, so auch hier. Dass es um Mord im Falschgeld-Milieu geht, ist natürlich nur Nebensache. Jede Krimihandlung ist im Endeffekt ohnehin fast immer die gleiche. Es geht mehr um die Art und Weise, wie hier eine absurd-surreale Atmosphäre erzeugt wird, welche beim richtigen, nicht primär-handlungsverfolgenden Blickwinkel gewisse Schleusen im Bewusstsein weckt, was im günstigen Fall für die eigene Kreativitätsentfaltung förderlich sein kann.
Die diesbezüglichen Subversitäten sind der Auftritt von Karl John als pensionierter Polizeibeamter Euler, der hier auf eigene Faust ermittelt, weil er mit seinem Pensionsdasein nicht zurecht kommt (daher der Titel), Helmut Käutner (der Regisseur von STIFTUNGSFEST) als Superfalschmünzer Duktus und Horst Frank als inhaftierter Experte, der aus kooperativen Gründen frühzeitig aus der Haft entlassen wird. Ebenso das Meeting von Derrick und Brynych-Freund Siegfried Rauch am Polizeischießstand gleich zu Beginn und Fritz Weppers Gang durch stille Gassen. In diesem Fall bedarf es nicht mal einer Zusatzwürzung durch externe Grooves, um das Interesse auf der Stange zu halten.
Darüberhinaus
#40
Geschrieben 23. Juli 2007, 12:31
Tatort 058 - Kurzschluss (GER 1975) R: Wolfgang Petersen
Mit Klaus Schwarzkopf, Wolf Roth, Dieter Laser, Günther Lamprecht und Georg Lehn.
Musik: Nils Sustrate. Der 5. Fall von Kommissar Finke, gespielt von Klaus Schwarzkopf, den man zum einen als die alte Stimme von Columbo kennt und der zum anderen recht positiv aufgefallen ist in den deutschen Klassikern FLUCHTWEG ST.PAULI (1971) und EINER VON UNS BEIDEN (1973). Letzterer ebenfalls inszeniert von Wolfgang "Das Boot" Petersen, der vor DAS BOOT noch richtig gut war. Mehrere Kommissar Finke Folgen gehen auf sein Konto, so u.a. JAGDREVIER (1973), in dem wie in EINER VON UNS BEIDEN der frühe Jürgen Prochnow mitspielt, der da auch noch richtig gut war. Auf EINER VON UNS BEIDEN kann man im übrigen gar nicht genug hinweisen, da dort Claus-Theo "Matula" Gärtner eine der 20 sleazigsten Rollen aller Zeiten abliefert, als schmieriger Schlägertyp. Aber das ist hier natürlich nur Nebensache, denn es geht ja um KURZSCHLUSS.
Hervorzuheben sind hier Dieter Laser als Strumpfhosenbankräuber, die Musik von Nils Sustrate und gepaart mit dieser, so wie einigen lakonischen Dialogen, der Abspann. Das ist ganz tolles Hörkino. Ferner begleitet uns eine gewisse Art von Pfeiflied über den gesamten Film, surrealer Jazz-Funk, der durch tolle Kameraeinstellungen untermalt wird. Und der junge Günther Lamprecht kommt hier auch noch sympathisch rüber. Was soll ich sagen, schaut und hört euch die alten Tatort-Folgen an!
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Bearbeitet von Lobbykiller, 23. Juli 2007, 12:33.
#41
Geschrieben 26. Juli 2007, 15:10
Eurogang 006 - Urlaub für Harry Krausch (GER 1976) R: Eberhard Pieper
Mit Hellmut Lange, Alf Marholm, Til Erwig, Claus-Theo Gärtner und Klaus Löwitsch.
Musik: The Can.
Nun, das hier gehört definitiv in die Kategorie "Unterschlagener Deutscher Groovefilm". Selten ausgestrahlt, kaum Infos, außer hier. Schon das surrealistische Intro zieht einen in den sofortigen Bann. Die Musik von The Can, die es meines Wissens nicht auf käuflichem Tonträger gibt, tut ihr übriges und gehört neben dem Theme von DAS MILLIONENSPIEL (ebenfalls nicht erhältlich) zu den groovigsten Exempeln, die je in Deutschland produziert wurden und damit natürlich zu den besten Stücken dieser Band. Besonders die Voll-Vocal-Version im Abspann rockt as mutterzuckin hell.
Ansonsten, Hellmut Lange als Kommissar Hager weist eine sonderbare Ähnlichkeit zu Gerhard Schröder auf (der von der SPD, weil, gibt bzw gab auch noch einen von der CDU), was Gesichtszüge, Duktus und auch Stimme betrifft, insgesamt nur noch einen Hauch faltiger. Klaus Löwitsch gibt eine gewohnt souveräne Leistung ab, der 70er Löwitsch immer eine Augenweide, aber der Superheld hier ist gleichzeitig der Titelheld, Claus-Theo "Matula" Gärtner als Polizeispitzel Harry Krausch. Wird mal eben frühzeitig aus der Haft entlassen, um den Klaus auffliegen zu lassen. Seine zweitbeste Rolle nach EINER VON UNS BEIDEN. Hier hatta sich dann endgültig für EIN FALL FÜR ZWEI qualifiziert, obwohla da ja auf der anderen Seite des Gesetzes steht.
Auf der gelinkten Seite kriegt die Serie 2,5 von 5 ("durchschnittliche Serie mit tollem Staraufgebot"). Das hör ich anders. Wenn ich Punkte verteilen würde, was ich ja nicht mache, gäbs von mir FUMPF von FUMPF.
#42
Geschrieben 26. Juli 2007, 15:15
läuft im ZDF seit gestern eine 6 teilige Best-Of-Derrick-Reihe mit 6 älteren Folgen, immer Mittwochs nach elf.
Gestern lief PFANDHAUS (Derrick 011)
Ferner kommen noch FUMPF aus der Zeit von 1978-81. Eine davon ist vom Brynych.
Thus, cop dem!
#43
Geschrieben 05. August 2007, 16:46
Der Alte 019 - Der schöne Alex (GER 1978) R: Theodor Grädler
Mit Lowitz, Ande, Hendricks, Pörtner, Götz George, Gerd Baltus und Thekla Carola Wied.
Musik: Frank Duval.
Götz George als Mustache-Macho stirbt leider viel zu früh. Thekla Carola Wied, wer hätte das gedacht, war früher auch gut. Gerd Baltus sowieso, einer von diesen beliebten 70er Sleazern. Zudem peitscht hier ein recht cooler Library-Groove durch den Film, laut Credits von Frank Duval, dem man das an sich auch nicht zugetraut hätte. Insgesamt nicht ganz so dope wie 1 bis 4, aber auch, allein wegen dem Mustache-Macho, der mich leider an meinen Vater erinnert, den ich nie wirklich kennengelernt hab. Es gab ja in den 70ern äußerst viele Frauen, die aus schwer nachvollziehbaren Gründen auf Mustache-Machos abgefahren sind. Der Götz ist hier im Gegensatz zu seiner späteren Selbstausbeutung dieses Rollentyps (Schimanski) allerdings noch glaubwürdig.
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#44
Geschrieben 06. August 2007, 03:42
Der Mann im Off - Edgar G. Ulmer
Die schwarze Katze
und
Die Wahrheit über Lady Frankenstein
Lady Frankenstein
Das Monster in uns
Verwandlungen - Der Filmemacher David Cronenberg
Im Rahmen der Reihe "Film & Fantasy - Albträume des Kinos" anlässlich des Fantasy Film Festivals, hat 3Sat gleich sechs Knaller rausgehauen. 2 Filme, 4 Dokus.
Die Filme:
Die schwarze Katze (USA 1934) R: Edgar G. Ulmer
Mit Boris Karloff, Bela Lugosi und David Manners.
Fraglos einer der besten Horrorfilme der Vorkriegszeit. Von allen, die ich gesichtet habe, sind gleichrangig nur GRAF ZAROFF - GENIE DES BÖSEN aka THE MOST DANGEROUS GAME (USA 1932) und MAD LOVE (USA 1936) mit Peter Lorre. Diese drei Filme würde ich darüberhinaus (Vorkriegszeits-Charts) durchaus auch in die Top 20 der besten Horrorfilme aller Zeiten setzen.
Der vorliegende basiert auf der gleichnamigen Edgar Allen Poe Geschichte (The Black Cat) und ist wohl die beste Umsetzung. Ulmer holt hier alles aus Karloff und Lugosi heraus. Es gibt ja die Theorie, dass man einen guten Regisseur vor allem daran erkennt, in wie weit er das tatsächliche Potential seiner Protagonisten herauskitzeln kann. So, wie bei einem Lehrer bzgl. des Potentials seiner Schüler. Während es ja bekanntlich kaum gute Lehrer gibt, ist bzw. war die Anzahl der Kompetenten unter den Filmregisseuren schon ein wenig größer und Ulmer gehört definitiv dazu. Zudem, versteht er es, hier ein maximales Maß an Atmosphäre zu kreieren, die die gemeinte Atmosphäre des Urspungsautors absolut adäquiert.
o.m.U.
Lady Frankenstein (ITA 1971) R: Mel Welles
Mit Joseph Cotten, Herbert Fux und Rosalba Neri.
Nein, Mel Welles ist nicht der kleine Bruder von Orson Welles, sondern der "flower shop owner Gravis Mushnick" aus Roger Corman's LITTLE SHOP OF HORRORS. Dieser Film genießt inzwichen doppelte Berühmtheit. Neben der ersten aus dem Sleazegehalt resultierenden, jetzt auch die zweite durch die kürzlich vorgenommene Streichung vom Index, womit einhergehend der Auftritt als deutsche TV-Premiere in gutem Bild erfolgte, nicht nur, was die äußere Bildqualität betrifft (im Vergleich zu meiner VHS-Sippt-Kopie), sondern vor allem die innere. Nun konnte ich den vorhandenen Bildgroove, der aus schlauer Kameraeinsetzung resultiert, welche wohl durch den Einsatz der richtigen Kameras zustande kam, endlich im vollen Umfang genießen.
Ansonsten, Joseph Cotten stirbt zum Glück früh, Herbert Fux ist natürlich Top Notch als Leichenlieferant (man hätte keinen besseren wählen können, vor allem, weil er hier die Stimme von Bud Spencer hat) und Rosalba Nori ist eine der coolsten Vater-Töchter der Filmgeschichte.
Die Dokus:
Allesamt: Tres grand! Außer vielleicht das kleine Manko, dass bei der Cronenberg (auch einer dieser Kompetenten) Doku die Filmausschnitte nur aus folgenden Filmen stammen: M. BUTTERFLY, THE FLY, DEAD RINGERS und NAKED LUNCH. Top Notch wär die Doku gewesen, wenn SHIVERS, RABID, THE BROOD, SCANNERS, VIDEODROME und DEAD ZONE auch mit drin gewesen wären, jene Filme, die seinen B-Movie-Kultstatus überhaupt erst rechtfertigen.
Fazit:
Danke, 3Sat!
Bearbeitet von Lobbykiller, 06. August 2007, 03:49.
#45
Geschrieben 06. August 2007, 11:27
Bruce Lee - Der reißende Puma (HK 1978) R: Kuen Yeung
Mit Bruce Li, Bolo Yeung und Chang Leih als Inspector "Mustache" Wang.
Zunächst mal muss auf Bolo Yeung hingewiesen werden. Der spielt in fast jedem Bruceploitation-Film mit, ob mit Bruce Li, Bruce Le, Bruce Lei oder Bruce Lai. Den großen Bekanntheitsdurchbruch hadda dennoch nicht geschafft, daher die Referenz, die hadda sich verdient.
Der Film selbt bringt große Freude und hat zudem eine gemütliche Aura. Schon das Intro grooved gut los (Schierfilm zeigt...). In der Eröffnungssequenz klettert Bruce, in diesem Fall Li, mit gelbem Anzug, spiderman-mäßig auf ein Dach, um einen Selbstmörder zu retten, doch alles was er retten kann, ist die Armprothese des Springers. In der nächsten Sequenz sieht man ihn hart trainieren, seinen Frust an den Boxbeuteln auslassend. Dann bekommt er einen Auftrag, es geht um Falschgeld. Das Tolle dabei ist, während der Aufklärung des Falles, kommen Bruce immer völlig willkürlich eingesetzte Lehrmeister-Schnippsel aus dem Off durch den Kopf geschossen, z.B.
"Was sagte mein großer Lehrmeister?"
"Hör zu, Wang Liang! Auch der schlauste Mann ist der List und Tücke einer Frau nicht gewachsen."
oder
"Denke daran, Unglück holt manch vergessenen guten Ratschlag ins Gedächtnis zurück."
oder auch
"Merke, Wang Liang! Je größere Schwierigkeiten sich einem Mann entgegenstellen, desto größer wird sein Wille sein."
Gepaart mit der guten Musik und den gewohnt groovigen Synchrostimmen dieser Zeit ist das ein enormes Hörvergnügen. Hier werden alle Register gezogen, die einen guten Bruceploitation Flick ausmachen.
Bearbeitet von Lobbykiller, 06. August 2007, 11:31.
#46
Geschrieben 06. August 2007, 11:50
#47
Geschrieben 08. August 2007, 10:03
Lauf um dein Leben (ITA/FRA 1968) R: Sergio Sollima
Mit Tomas Milian, Donald O'Brien, John Ireland und José Torres.
Title Design: Alberto und Eugenio Lardani.
Der dritte Teil der Sergio Sollima Trilogie mit Tomas Milian, der hier abermals (wie in DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE) den mexikanischen Messerwerfer Cuchillo, auch bekannt als die Stechmücke, zum besten gibt. Eine Quasi-Fortsetzung zu DER GEHETZTE, wenn auch inhaltlich nicht daran angelegt. Der dritte Teil und zugleich auch der schwächste, obwohl in jedem Fall ein unterhaltsamer Film, ein richtig guter Spag. Was hier im Vergleich zu DER GEHETZTE oder auch zu VON ANGESICHT ZU ANGESICHT allerdings fehlt, ist eine zweite große Schauspielerpersönlichkeit. Bei DER GEHETZTE war es Lee van Cleef, bei VON ANGESICHT war es Gian Maria Volonté, mit dem Tomas Milian wunderbar dialogisieren konnte. Donald o'Brien kann denen leider nicht das Wasser reichen. Aber Milian selbst ist natürlich wieder einsplus.
Ansonsten, die Kultelemente sind neben Milians Messerwürfen die berühmte Mühlenflügel-Szene, als Cuchillo damit Karussel fahren muss und der Vorspann, laut Credits designed von Alberto und Eugenio Lardani. Letzterer soll auch für den Vorspann von ZWEI GLORREICHE HALUNKEN verantwortlich sein. Über den ebenfalls hervorragenden Vorspann von ANGESICHT gibts indes leider keine Title Design Angaben. Das Gebiet der Vorspann-Kunst scheint mir noch relativ erforschenswürdig zu sein. Also, auf geht's!
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#48
Geschrieben 09. August 2007, 11:10
Derrick 054 - Anschlag auf Bruno (GER 1979) R: Theodor Grädler
Mit Tappert, Wepper, Dieter Schidor, Peter Ehrlich, Volker Eckstein, Herbert Stass und Heiner Lauterbach.
Kamera: Franz X. Lederle
Lief gestern im ZDF, die zweite Folge aus der 6-teiligen "Best Of Derrick"-Reihe. Wir schreiben inzwischen das Jahr 1979. Derrick's Tränensäcke sind erheblich größer geworden. Die Dynamik der 75er Folgen ist hingegen verschwunden, auch bei Fritz Wepper, der hier äußerst lethargisch rüberkommt. Das Drehbuch wirkt auftragsarbeitenmäßig schnell heruntergekurbelt und vor allem die Auflösung am Ende ist ziemlich trashig ("Ich wars, Mama, ich wars, MammmmmaAAAAAAAAAAAA"). Grooves oder andere Pulp-Elemente gibts auch keine, da hilft auch die Präsenz eines Franz X. Lederle nicht. Seine Kamera wirkt hier genauso mau wie der Rest. Allen Beteiligten merkt man an, dass das hier alles nur noch ein Job ist. Und da hilft auch nicht, dass Peter Ehrlich aussieht wie Manfred Krug.
Fragt sich, WER beim ZDF auf die Idee gekommen ist, diese Folge in einen Best-Of-Zyklus hineinzunehmen? Da haben die nun eine Folge aus dem ersten Zyklus (1974-76) genommen (PFANDHAUS von 1975) und alle anderen Folgen sind von 1978-81, aus der Zeit, wo Derricks Tränensack-Alterungsprozess gerade begonnen hat. Merkwürdig, das. Mal schauen, wie die anderen 4 Folgen aus dieser Periode sind, vielleicht wars ja nur ein Ausrutscher. Wie gesagt, eine ist vom Brynych. Mal kucken, ob der späte Brynych genauso abloosed wie der späte Lederle.
Dennoch
#49
Geschrieben 13. August 2007, 09:43
Tatort 025 - Tote Taube in der Beethovenstraße (GER 1973) R: Samuel Fuller
Mit Glenn Corbet, Christa Lang, Anton Diffring und Sieghardt Rupp.
Musik: The Can
Dieser "Tatort" erlangte dadurch Berühmtheit, dass er vom amerikanischen Starregisseur Samuel Fuller insziniert wurde, der in frühen Jahren so großartige Werke wie POLIZEI GREIFT EIN (1953) oder ALLES AUF EINE KARTE (1961) vollbracht hat. Fragt sich zum einen, wie das zustande kam und zweitens, was Samuel so gedacht hat, als er das Drehbuch schrieb bzw. was er geschnuppert bzw. inhaliert hat. Der Tatort-Bezug liegt hier in der Figur des Zollfahnders Kressin, die völlig trashig konstruiert eingesetzt wird, so nach dem Motto, "wie bring ich jetzt den Tatort-Bezug hier rein? Ach so, ja, dann schreib ich einfach, dass eine von der Erpresserbande auch schmuggelt und der Kressin die deswegen sucht...". Kressin taucht hier nur am Anfang auf und dann noch mal kurz in der zweiten Hälfte, als er sich von einer textilfreien Schwarzen massieren lässt, ein Auftritt, der drehbuchtechnisch gar keinen Sinn macht, wie auch der Rest des gesamten Films.
Alles in allem ist das ein ziemlich verworrener Mischmasch aus Polit"thriller", Liebesfilm und Kölner-Fußgängerzonen-Rundgang. Ein ziemlich wirrer Samuel Fuller Film, aber kein Tatort at all. Positiv hervorzuheben sind lediglich die Bilder vom 70er Jahre Kölner Fußgängerzonen-Rundgang (da gabs noch Wimpy und Bluna-Werbung) und die Musik von The Can. Und hier ist die Musik zum Glück erhältlich, zumindest das Stück "Vitamin C", eins der besten Stücke dieser Band. Allein deswegen hat dieser Film den Eintrag in die Groove-Database verdient, ansonsten gilt hier tatsächlich "Edition Hände weg!".
Info
Bearbeitet von Lobbykiller, 13. August 2007, 09:45.
#50
Geschrieben 13. August 2007, 21:04
#51
Geschrieben 16. August 2007, 13:19
Derrick 017 - Tod des Trompeters (GER 1976) R: Zbynek Brynych
Mit Tappert, Wepper, Bernd Herzsprung und Sky Dumont.
Musik: Peter Thomas
Auch der zweite Brynych-Derrick weiß zu begeistern. Es geht um Entführung und natürlich um Mord. Fritz Wepper wird zu Beginn angeschossen und agiert daher während der Aufklärung nur stationär. Deswegen hat Derrick diesmal einen anderen ambulanten Assistenten. Sky Dumont spielt den Gangster Brinkmann mit Bravour. Warum er jedoch auch getötet wird, bleibt unschlüssig. Doch kommt Derrick den Tätern gerade dadurch auf die Spur. Drehbuch-Hutgezauber par exellence. Wie lange der Autor wohl daheim gesessen hat, um die Story durch diesen "Kniff" in diese Richtung zu bringen? Ebenfalls mit Bravour: der schleimige Bernd Herzsprung als Drummer der Band. Diesmal allerdings eher schmierig als schleimig. Dass er die Drums gar nicht wirklich spielt, sondern einer vom Peter Thomas Klan, tut dem ganzen keinen Abbruch. Ebenso Derricks gefakter Auftritt am Klavier nicht. Die Kamera steht auf der anderen Seite des Klaviers, Derricks spielende Hände werden extra nicht gezeigt, weil, die Pranken hätte man wohl erkannt.
Als die Band erneut spielen darf, lang nach dem Tod des Trompeters, hört man das Lied, in welchem der Trompeter die Trompete beisteuert, natürlich mit Trompete, obwohl das ganze ja live gespielt wird. Beide Lieder der Band sind von Peter Thomas, das eine ("Ohne dich ist es Nacht") ist Schlager-Sleaze mit einigen wenigen Angroovungen, aber fürchterbarer teutonischer Gesangsmelodik, das zweite ("Opium") grooved tatsächlich und ist auf dem Peter Thomas Sampler "Moonflowers & Miniskirts" (Marina Records) druff, wo auch noch andere gute Sachen gecompt wurden, u.a. der Supertrash-Groover "Mein Wochenende" von Utschi Glatz oder der spacige Killertune "Spiral Angst".
Psst: Die letzte Derrick-Folge am Mittwoch fiel aus wegen Fußball. Nächste Woche gibts angeblich eine lange Derrick-Nacht mit 6 Folgen plus Zeichentrick, allerdings gehts da erst ab Folge 91 los und übernächste Woche fällt wieder aus wegen Rückspiel. Wann also und ob überhaupt die angekündigte Brynych-Folge DER SPITZEL (Derrick 049) kommt, ist noch nicht abzusehen.
Bearbeitet von Lobbykiller, 16. August 2007, 13:37.
#52
Geschrieben 17. August 2007, 12:55
Tatort 036 - Nachtfrost (GER 1974) R: Wolfgang Petersen
Mit Klaus Schwarzkopf, Hans-Peter Korff, Ulla Jacobsson, John Van Dreelen, Marcel Werner, Ursula Sieg und Peter Lakenmacher.
Musik: Nils Sustrate
Kommissar Finke's vierter Fall. Wieder von Wolfgang "Das Boot" Petersen, obwohl man eigentlich Wolfgang "Einer von uns beiden" Petersen schreiben sollte, denn EINER VON UNS BEIDEN ist fraglos einer der besten deutschen Filme aller Zeiten, während DAS BOOT, na ja, halt eine Art Kriegsfilm mit Herbert Grönemeyer ist. Wie gesagt, auf EINER VON UNS BEIDEN kann man nicht oft genug hinweisen.
Die Muse stammt erneut von Nils Substrate und grooved ähnlich wie in KURZSCHLUSS. Der war auch für die Elektro-Effekte in SMOG (ebenfalls von Petersen) verantwortlich und ist bisher viel zu wenig beachtet worden. Was den Rest betrifft, ein wirklich spannender Tatort mit großartigen Darstellerleistungen, allen voran Klaus Schwarzkopf als Kommissar Finke, Peter Lakenmacher als gewaltfreudiger Zui und Ursula Sieg als Assistentin Frau Scheffler.
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#53
Geschrieben 18. August 2007, 11:34
Tatort 008 - Blechschaden (GER 1971) R: Wolfgang Petersen
Mit Klaus Schwarzkopf, Friedrich Schütter, Volker Eckstein, Ruth-Maria Kubitschek, Götz George und Walter Richter.
Musik: Nils Sustrate
Zunächst mal muss noch nachgereicht werden, dass Werner Schumacher in NACHTFROST einen trashigen Gastauftritt als Kommissar Lutz auf Urlaub hat. Kommissar Lutz ist der Chef vom Dienst in einigen Tatorten, die in Baden-Württemberg spielten, u.a. STUTTGARTER BLÜTEN oder GEFÄHRLICHE WANZEN. Damals war es ab und an wohl Usus, dass sich die Kommissare in den jeweiligen Tatorten gegenseitig "besuchten", so auch im vorliegenden. Hier ist es Kommissar Trimmel (Walter Richter) aus Hamburg, der seinem Kieler Kollegen Finke kurz aber bündig zur Seite steht.
Das hier ist der erste Fall von Kommissar Finke. Und wieder regiert Wolfgang "Einer von uns beiden" Petersen und wieder musiziert Nils Sustrate. Der Abspann ist der gleiche wie später in KURZSCHLUSS, ansonsten gibts hier ein paar Wau-Wau und Flute-Funk Grooves zu bestaunen. Jörg Michael Baldenius ist der Kameramann und beschenkt uns mit einigen psychedelischen Sequenzen, die wunderbar mit Herrn Sustrate's Muse abgemischt wurden.
Inhaltlich ist auch dieser Tatort eine enorm spannende Angelegenheit mit Klaus Schwarzkopf an der Grenze seines Leistungsvermögens, aber was mich am meisten erfreut hat, war der Auftritt meines favorite Mustache Machos. Der Götz machts auch hier. Und Volker Eckstein, der wo in ANSCHLAG AUF BRUNO am Ende nach seiner Mammaaaa schreit, ist auch mit dabei, als Hauptverdächtiger.
Good Stuff!
#54
Geschrieben 20. August 2007, 19:49
Derrick 009 - Paddenberg (GER 1975) R: Franz Peter Wirth
Mit Tappert, Wepper und Peter Pasetti.
Fraglos eine der schwächeren Folgen aus dem ersten Derrick-Zyklus. Man hätte auch "Geht so Dope Derrick Part 2" schreiben können, aber Peter Pasetti, auch bekannt als der Erzähler bzw. Alfred Hitchcock aus DIE DREI FRAGEZEICHEN, rettet das grad noch so, allein durch seine stringent spießige Präsenz. Seine Stimme strahlt eine nicht näher definierbare Gemütlichkeit aus, die auch wesentlich zum Kultkarakter von DIE DREI FRAGEZEICHEN beigetragen hat. Ansonsten kann hier pulptechnisch betrachtet nur die Beobachtung herauskristallisiert werden, dass Stephan und Harry doch sehr gerne mal einen heben. Da wird zum Wurstbrot (sic!) so ganz selbstverständlich Sekt aus der Pulle getrunken, genauso eo ipso wird auf dem Polizeirevier (!) irgendwas alkoholisches "on the rocks" verspeist.
Gleiches lässt sich in der Vorgänger-Serie DER KOMMISSAR beobachten, welche vom selben Autor stammt. Dessen Drehbücher scheinen wohl nicht ganz unautobiographisch zu sein.
Hier gibts einen Zusammenschnitt des Alkoholkonsums in DER KOMMISSAR. Wer ähnliches für DERRICK schneiden kann, bitte posten!
Was ohne Zweifel auffällt, ist, dass der Fritz in beiden Serien mitsüppelt.
#55
Geschrieben 23. August 2007, 11:51
Der Foltergarten des Dr. Diabolo (UK 1967) R. Freddie Francis
Mit Burgess Meredith, Jack Palance, Peter Cushing, Robert Hutton, Beverly Adams, Michael Bryant und Michael Ripper.
Vorlage und Drehbuch: Robert Bloch
Zunächst sei auf einen weiteren Lieblingsnebendarsteller hingewiesen, der in zahlreichen englischen Horrorfilmen von Hammer und Amicus Filmen mitspielt, so auch im vorliegenden Episoden Horrorfilm: auf Michael Ripper
Hier nimmt er einen besonderen Part in der Rahmenhandlung ein, in welcher Dr. Diabolo (hervorragend gespielt von Burgess Meredith) die Gäste des Jahrmarkts-Foltergartens mit Hilfe eines Wachsfigurenmediums in deren eigene schreckliche Zukunft einführt. Vier von fumpf Gästen lassen sich drauf ein, vier von fumpf Gästen schauen in die "Schere des Schicksals", folglich gibt es vier Geschichten. Der fumpfte Gast nicht, obwohl er gezahlt hat, der fumpfte Gast ist Michael Ripper.
Die britische Produktionsfirma Amicus, einziger wirklicher Konkurrent von Hammer Film Productions in den 60ern und 70ern, wurde vor allem durch ihre Episodenhorrorfilme berühmt:
Die Todeskarten des Dr. Schreck (1965)
Totentanz der Vampire (1971)
Geschichten aus der Gruft (1972)
Asylum (1972)
Die Tür ins Jenseits (1973)
In der Schlinge des Teufels (1973)
Geschichten, die zum Wahnsinn führen (1973)
The Monster Club (1980)
und eben Torture Garden (1967), der zu den besten Exponaten der Reihe gehört. Von den vier Episoden haben mir die zweite und vierte am besten gefallen. Schauspielerisch hervorzuheben sind die Auftritte von Robert Hutton und Jack Palance. Jack Palance ist wohl einer der markantesten Mimen überhaupt und seit DER HENKER NIMMT MAß (1957), wo er eine Doppelrolle als Zwillingsbrüder meistert, ohnehin einer meiner Topfavoriten.
#56
Geschrieben 27. August 2007, 19:51
Death Proof (USA 2007) R: Quentin Tarantino
Mit Kurt Russell, Zoe Bell, Vanessa Ferlito, Mary Elizabeth Winstead, Rosario Dawson, Michael Parks und Quentin Tarantino.
Das gute an Tarantino ist, dass er in seinen Filmen auf die soundtechnisch betrachtet glorreichste Epoche der Filmgeschichte verweist. Jeder Film ist eine Hommage an das groovige B-Movie Cinema der 60er und 70er. In jedem Film verbergen sich massiv viele Zitate aus diesen Filmen, jeder seiner Filme besteht fast ausschließlich aus solchen Zitaten aus all diesen Genres wie Blaxploitation & Kung Fu Flicks, Schwertfilme, Italo Western, Yakuza Filme, Poliziotteschi aka Poliziesco aka Italienische Copfilme, Giallos, Rape & Revenge Flicks, Schlitzerfilme oder wie in DEATHPROOF Car Chase oder Car Crash Filme. Genres, die viele Filme herausgebracht haben, die auf der soundästhetisch richtigen Spur waren.
Das ist im Endeffekt so ähnlich wie im Hip Hop, wo im großen und ganzen ebenfalls Samples verwendet werden, die vom soundästhetisch richtigen Gleis kommen. Prinzipiell kann man sagen: Tarantino-Filme sind Hip Hop, auf der Filmebene. Tarantino ist Hip Hop, und das, obwohl er in Wirklichkeit Country ist, genauergesagt Texas Country (daher ja auch desöfteren Joe Tex ).
Jedenfalls verweist er. Und verweist und verweist und verweist. Dadurch wird der Appetit angeregt für weiteres aus dieser glorreichen Epoche, dafür gebührt im ein gewisser Respekt. Ebenfalls für die Idee, die längst aus der Mode gekommene Grindhouse-Double-Feature-Mentalität wieder salonfähig zu machen, den Spirit dieser Epoche zu reaktivieren.
Zu diesem Zweck lässt er es hier alles alt aussehen. Der Film hat die Springsel alter Kinorollen, Dropouts und andere Unterbrechungen. Die Kamera kommt ähnlich oldschoolmäßig rüber wie schon in KILL BILL. Dennoch wirkt der Film neu wie Arsch, bzw. er klingt neu wie Arsch. Die Aufnahmetechnik und die Soundabmischung mit den heutzutage in Hollywood üblichen Digitalpeitschen kann man als das absolute Gegenteil von dem bezeichnen, was man Ohrenweide nennt.
Wenn er in KILL BILL schon Originalkameras der Shaw Brothers verwendet hat und optisch hier alles rough aussehen lässt, warum lässt der Typ das dann nicht auch mit der Aufnahmetechnik dieser Epoche, die er doch so verehrt, abmischen? Und dann, was den Soundtrack betrifft, erstens sind die beiden besten Stücke nicht mit druff (das allseits beliebte "Gangster Story" von den De Angelis Brüdern und Franco Micalizzi's "Criminal Gang", beide Poliziotteschi-Reminiszenzen übrigens auf dem äußerst guten Piombo Rovente Sampler von Plastic Records), zweitens sind die extrem inspirationslos eingesetzt worden, werden vom restlichen Sound völlig übertüncht.
Nun, insgsamt: optisch und auch Schund-Story-mäßig betrachtet (vor allem das Ende macht Spass) hat er das Feeling der Grindhouse Mentalität ganz gut rübergebracht, akustisch leider gar nicht, wenn auch Ansätze vorhanden sind. Genauso zu betrachten wie gewisse "coole" Hip Hop Tracks, wo man dann am Ende sowieso nach den Original-Samples forschen tut.
Bearbeitet von Lobbykiller, 27. August 2007, 20:19.
#57
Geschrieben 29. August 2007, 20:33
Die besten Musikfilme:
Filme, die vom Sound so gut sind, dass man sie desöfteren einfach in den Player schmeißt, während man andere Dinge verrichtet (statt CDs oder Mixtapes)
Black Samurai (USA 1977) R: Al Adamson, M: Diverse
Chi Sei? (ITA/USA 1974) R: Ovidio G. Assonitis, M: Franco Micalizzi
Coffy (USA 1973) R: Jack Hill, M: Roy Ayers
Five Dolls for an August Moon (ITA 1970) R: Mario Bava, M: Piero Umiliani
Hit Man (USA 1972) R: George Armitage, M: HB Barnum
Liebesgrüße aus Fernost (USA/PHI 1973) R: Robert Vincent O'Neill, M: Carson Whitsett
The Mack (USA 1973) R: Michael Campus, M: Willie Hutch (not the Alain Silvestri version!)
Der Mafia-Boss (ITA 1972) R: Fernando Di Leo, M: Armando Trovaioli
Metralleta Stein (SPA 1975) R: José Antonio de la Loma, M: Diverse
Superfly (USA 1972) R: Gordon Parks Jr., M: Curtis Mayfield
Velvet Smooth (USA 1976) R: Michael L. Fink, M: ?
Top 11, from what i saw yet.
Besonders auf FIVE DOLLS FOR AN AUGUST MOON und VELVET SMOOTH sei hingewiesen. Ersterer ist ohne Scherz Mario Bavas wahres Meisterwerk (ganz toller Groove-Giallo), zweiterer einer der ghettoidesten Blaxploitation Flicks überhaupt, rough & gritty bis zum geht nicht mehr, mit dem besten Sound neben BLACK SAMURAI. Kein Soundtrack natürkisch. Und allesamt nicht auf deutsch erhältlich.
Bearbeitet von Lobbykiller, 29. August 2007, 20:52.
#58
Geschrieben 29. August 2007, 23:23
Underrated Geheimtipps Part 1:
aka Filme, die jürgendwie smashen, bisher jedoch von einer breiteren Masse kaum beachtet wurden.
Die Augen eines Fremden (USA 1981)
Ausbruch der wilden Wölfe aka Zwei Stunden vor Mitternacht (USA 1982)
Champ Cherokee (ITA 1972)
Chi Sei? aka Wer bist du? aka Vom Satan gezeugt (ITA/USA 1974)
Der eiskalte Tod (USA 1973)
Gefangen in Jackson County (USA 1976)
Kiba, der Leibwächter (JAP 1973)
Vier im rasenden Sarg aka Urlaub in der Hölle (USA 1974)
Vier Schlüssel (GER 1966)
Wild Dogs (ITA 1974)
#59
Geschrieben 29. August 2007, 23:47
Lobbykiller sagte am 30.08.2007, 00:23:
Underrated Geheimtipps Part 1:
aka Filme, die jürgendwie smashen, bisher jedoch von einer breiteren Masse kaum beachtet wurden.
Die Augen eines Fremden (USA 1981)
Ausbruch der wilden Wölfe aka Zwei Stunden vor Mitternacht (USA 1982)
Champ Cherokee (ITA 1972)
Chi Sei? aka Wer bist du? aka Vom Satan gezeugt (ITA/USA 1974)
Der eiskalte Tod (USA 1973)
Gefangen in Jackson County (USA 1976)
Kiba, der Leibwächter (JAP 1973)
Vier im rasenden Sarg aka Urlaub in der Hölle (USA 1974)
Vier Schlüssel (GER 1966)
Wild Dogs (ITA 1974)
Upps, das sind ja nur zehn.
Als Nummer 11 für Teil 1 schlag ich vor:
Satanik (ITA/SPA 1968)
Während der auch in die vorherige Liste passen würd, denn, der grooved schon ganz gut.
#60
Geschrieben 10. September 2007, 11:54
Eurogang 004 - Die letzte Lieferung (GER 1975) R: Eberhard Pieper
Mit Hellmut Lange, Alf Marholm, Til Erwig, Elert Bode, Manfred Zapatka, Walter Kohut und Peter Sattmann.
Musik: The Can, Buch: Detlef Müller
Eine weitere hübsche Episode dieser 6teiligen teutschen Crime-Serie. Diesmal zwar weitgehend ohne großartig bekannte Gaststars, dafür aber mit dem gleichen Bildgroove und movenden Can-Sound. Es geht um Rauschgifthandel, genauergesagt um den internationalen Heroin-Verkehr zwischen Marseille-Wiesbaden und Wiesbaden-Marseille. Tolle Eröffnungssequenz mit Walter Kohut als Marseiller Unterweltboss mit südgibraltischem oder westrumänischem Akzent (schwer herauszukristallisieren) und Peter Sattmann als Auftragskiller. Tolle Art, einen Deal auszuhandeln, in einem kleinen Marseiller Lokal, während der Unterweltboss stoisch seine Suppe löffelt. Tolle Art auch vom Auftragskiller, einen Pernod zu bestellen, den dann während der Abwicklung des Deals gar nicht anzurühren und erst beim Verabschieden (nach Erhalt des Vorschusses) ins Glas zu schütten, dann gar nicht zu trinken, und noch Danke für den Pernod zu sagen.
Auch sonst ganz toll, wie gesagt, Prädikat "Unterschlagener Deutscher Groovefilm", so try to get your hands on.
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Bearbeitet von Lobbykiller, 10. September 2007, 11:58.
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