Seppderdepps Filmtagebuch
#1
Geschrieben 21. April 2003, 13:30
Equilibrium
Angesichts der sehr kontroversen Meinungen und des Totalflop inne USA war ich sehr gespannt auf den Film. Die amerikanischen Kritiker haben den Film in den Keller geschrieben, bei ImbD dagegen bringt es der Film immerhin auf 7,9, wobei auch hier auffällt, daß die Leutchen den Film entweder in den Himmel loben oder verdammen.
New York Times: "One of these men, John Preston (Christian Bale), is at the center of "Equilibrium," a ridiculous sci-fi action melodrama and breath mint. If someone left "1984," "Fahrenheit 451," "Brave New World," "Gattaca" and the Sylvester Stallone potboilers "Judge Dredd" and "Demolition Man" out in the sun and threw the runny glop onto a movie screen, it would still be a better picture than "Equilibrium," a movie that could be stupider only if it were longer."
Auch schön und nicht minder böse formuliert David Gore von filmthreat: "“Equilibrium” is the kind of goofy science fiction thriller that makes you wish we lived in a totalitarian society where films like this are banned and their writer-directors are imprisoned for life."
Jedem der schon mal das ein oder andere Buch gelesen hat oder im Kino war, fallen selbstverständlich die vielen Anleihen auf. Alles nur geklaut, Stoff, Locations, Farbgestaltung, Schnitt, Kameraführung, Effekte: der Kritiker vergaß u.a. noch Blade Runner, Matrix, Minority Report etc.: die Filmgeschichte dient als Selbstbedienungsladen. Aber machen Zitate, auch offensichtliche einen Film tatsächlich schlecht? Ein guter Stoff verdient viele Variationen. Und die Bandbreite an Stilmittel ist eben nicht unerschöpflich.
Equilibrium zeigt zunächst eine Gesellschaft, die das menschliche Übel in den Gefühlen sieht - auch nicht neu, aber doch was dran - und diese mittels täglich einzunehmenden Beruhigungsmittel und Kontrolle - a big brother named father - ziemlich erfolgreich auszuschalten sucht. Die Grundfarbe ist, wenig überraschend, aber stilsicher: grau. Natürlich gibt es Abweichler im Untergrund, die die Staatsgewalt schnell und ziemlich effektiv bekämpft. Hierzu wurde eine spezielle menschliche Kampfmaschine (Grammaton Clerics im Matrixmäntelchen) in einer neuen Kampftechnik (Gunkata) ausgebildet. Für Freunde des shootouts: dies ist die edelste Actionzutat des Films, ohne bullet-time und slowmo.
Der bestoff-cleric, dargestellt von Christian Bale, läßt sich im Verlauf des Films immer mehr auf Gefühle ein. Die spannende Frage bleibt aber, macht er dies, um die letzten Rebellen zu finden, was ohne Gefühle nicht geht, oder wird er selbst gefühlig? Außerdem immer virulent die philosophische Frage: Sind Gefühle nun gut oder schlecht oder einfach nicht zu unterdrücken. Und explodiert die künstlich ruhig gestellte Welt nicht in dem Augenblick, in dem die Medikamente wieder abgesetzt werden?
Ich fand die Umsetzung des altbekannten Stoffs sehr gelungen, gute schauspielerische Leistung, prägnante Bilder und wohl dosierte Action. Vor allem gefielen mir die Dialoge um einiges besser als in Matrix, weniger verquastet und besser fundiert. Sehr schön etwa die Yeats Zitate. Sicherlich kann man dem Film die zahlreichen Bezüge und die manchmal fast kitschigen Zuspitzungen ankreiden. Aber gerade weil es so offensichtlich ist, hat es mich kaum gestört. Als Variation eines alten Menscheheitsthemas durchaus sehenswert.
#2
Geschrieben 31. Januar 2004, 10:17
Der Film beginnt mit einem durchsichtigen rosa Slips, zumindest aus männlicher begrenzter Perspektive. Das weckt eine Erwartungshaltung in Sachen voyoristischer Offenheit, die der Film nun überhaupt nicht befriedigt. Ganz im Gegenteil begegnen sich die beiden Hauptpersonen sehr zart und scheu. Wie eben echte Liebende. Der Kulturkontakt Amerika- Japan in Japan ist nur das unterhaltsame Beiwerk, das die beiden Hauptfiguren auf sich selbst zurückwirft und sich begegnen läßt. Nur in der Fremde treffen die beiden als durch 30 Lebensjahre getrennten Fremde aufeinander, mehr verbindet sie am Anfang nicht. Was sich daraus entwickelt, ist eine der schönsten hoffnungslosen Liebesgeschichten der letzten Jahre. Meine Lieblingsszene: siehe Sig. Näher werden sie sich nicht kommen.
#3
Geschrieben 31. Januar 2004, 14:25
Die letzte Coen Groteske mit einer traumhaft schönen Frau Zeta-Jones-Douglas und einem herrlich zähnebleckendem Mister Cloney. Thema: weiblicher Scheidungsprofi mit klaren finanziellen Ansichten und strohdummen Mann trifft auf ausgepufften Scheidungsanwalt. Die entscheidende Frage des Films: Wer zockt wen ab. Also: wie im richtigen Leben. Wer in diesem Film, wie einige Kritiker monierten, tatsächlich echte Gefühle erwartet, ist im falschen Film. Der Film changiert wunderbar zwischen Satire und Groteske und demoliert die letzte Hoffnung auf eine Ehe, die keine Warenbeziehung ist. Besonders grell: die Szenen in den heiligen Hallen des Seniorpartners der Anwaltskanzlei oder auf dem Kongress der Scheidungsanwälte. Nicht der beste Coen, besser als BL geht auch schwer, abbäh sehr unterhaltsam.
Der Gesundheitsminister warnt:
Einige Szenen mit Frau Zeta-Jones führen zu chronischer Ejakulatio subito
#4
Geschrieben 31. Januar 2004, 14:36
Unterhaltsames Remake des Klassikers mit Michael Caine. Ich war überrascht, dass Marky Mark Wahlberg nach dem Affenflop hier eine durchaus solide Leistung abliefert. Wobei ich den Film eigentlich wegen Charlize Theron gekuckt habe
Ed Norton spielt den Bösewicht sehr souverän, wird aber am Ende genauso überrascht wie in The Score. Gute Unterhaltung mit nie langweiligem Plot. Der eigentliche Star ist natürlich, wie schon im alten Film, der Mini.
#5
Geschrieben 31. Januar 2004, 15:05
Trickserfilme boomen im Augenblick. Mit Confidence versucht sich auch James Foley (At Close Range, Gengarry Glen Ross, Corruptor) an diesem Genre. Und er steht meinen Lieblingen wie Mammet und Dahl nix nach. Der Film wird vom wahrscheinlichen Ende her erzählt und nimmt wie bei solchen Filmen üblich einige Wendungen. Edward Burns, Jake Vig, mimt einen smarten Grifter aka Conartist, der in seinem letzen Coup an dem lokalen zweitgrößten Mobster, King, großartig schmierig dargestellt von Dustin Hoffman, vergreift. In einer ebenso zentralen Nebenrolle brilliert übrigens Andy Garcia als alter und fettelnder FBIler.
Dat Schicksal nimmt seinen Lauf, als Jake, um den Verlust für den King auszugleichen, dessen Intimfeind und Chefmobster über den Tisch ziehen soll.
Der Plot überzeugt ebenso wie Kameraführung, coole Bildgestaltung oder die lecker Musig, u. a. von Coldplay.
#6
Geschrieben 31. Januar 2004, 17:35
Hero ist sicher einer der bildgewaltigsten Filme, die ich und Davros in den letzten Jahren gesehen haben. Es stimmt einfach jedes Bild. Mein Lieblingbild ist, als sich das Blättermeer im Birkenwald langsam rot färbt. Jede Einstellung könnte man sich auch einzeln an die Wand hängen. Einige überbezahlte und übellaunige kritiker meinten, dem Film fehle das Herz. Dies ist aber kein Film, in dem eine unglückliche Liebe - nach dem Motto wie in Tiger und Dragon: Öffnet sich der Mann einer Frau, isser auch gleich tot-, verwurstet wird, sondern ein Film über Macht; bezeichnenderweise in Schwarz dargestellt. Der Kernsatz fällt am Ende, als sich der Siegerterrorist freiwillig entschließt, den Kaiser nicht zu töten: Tötet man den Tyrannen, herrscht solange blutige Anarchie, bis sich ein neuer Tyrann durchgesetzt hat: alte demokratische Weisheit. Wie die Macht selbst ist auch der Film kalt in ästhetischer Perfektion.
P.S. einiges ist in alter Tradition 1:1 übernommen: Plagiat rulz
#7
Geschrieben 31. Januar 2004, 18:15
Wer sich den Film wie ich allein wegen Charlize Theron anschaut , sollte vorgewarnt sein. Die Gute hat sich in guter DeNiro mässiger method acting Tradition 20 Kilo angefuttert und seit circa einem Jahr nich mehr gewaschen, um als wüste, saufende und schließlich männermordende Straßenhure durchzugehen. Dass sieht glaubhaft, , aber leider nich sehr lecker aus. Hätte sie die Rolle wenigsten ohne die 20 Kilo Fett gespielt, hätte ich über den Dreck wegsehen können. Irgendwie roch es im Kino so komisch. Hinzukommt, dass sie auch noch eine Serienkillerin spielt. Weibliche Killer sind abgesehen von Arsen und Spitzenhäubchen eher nich mein Fall. Nichsdestotrotz ist der Film eine ansehenswerte weibliche Tragödie: Von der schlechten Kindheit an bis zum bitteren Ende. Außer ihrer Beziehung zur Shelby, Christina Ricci, bleibt das Leben düster. Wer ein Drama braucht, kriegt mit Monster ein reichlich hartes serviert.
#8
Geschrieben 31. Januar 2004, 19:38
Thailändisches Bauern-Heldenepos. Junger Bauernbub, ausgebildet in den feinsten Kampftechniken: latürnich, gewinnt zunächst Wettbewerb im Baumhochklettern gegen 40 andere Bauernbuben. Krischt dicke Preis und heiße Blicke von Mädel. In der Nacht wird von widerwärtigen Geldbeuteln das Dorfheiligtum geklaut, woraufhin das Glück aus dem Dorf auszieht und die Felder vertrocknen. Jezzert wird Kampfbub inne Stadt geschickt, um Ong-bak zurückzuholen. Dort muss er sich erst durch eine Bloddsportarena durchschlagen und gegen all die Bösewichte einen nach dem annern kämpfen. Keinmal darf man raten, wer am Ende die Nase vorne hat. Die Story iss nix Neues, aber die Kampfszenen sind von erlesener Choreographie. Wer also schnelles und elegantes Aua mag, der ist hier richtig.
#9
Geschrieben 31. Januar 2004, 19:56
Noch ein Con-Trickser-Coup-film, diesmal mit einem Allaltstar: Nick Nolte. Und ich muss sagen, der alte Sack hat trotz all der Drogen nix verlernt. Er nuschelt sich durch den Film, das es eine wahre Pracht ist. Heroinabhängig am Anfang, Entzug in der Mitte und Erfolg am Ende. Die Handlung ist die übliche Doppelstrategie solcher Filme, ein vorgetäuschter Coup und ein echter sowie ein Verräter und eine beobachtende Bullerei. Nolte spielt den alten Grifter bei seinem letzten großen Ding aber so individuell und abgefuckt, dass man über das bekannte Grundgerüst locker hinweg sieht. Neben good old Nick ragt aus dem erstklassigen Casting Nutsa Kukhianidze heraus, zwar kaum aussprechbar, aber als junges Beiwerk zum alten Nick eine extraleckeräh Erscheinung. Nick auf Entzug angekettet und die Nutsa im Slip über ihm: .
P.S. Das iss heute schon der zweite Slip, den ich hochjubiliere.
#10
Geschrieben 31. Januar 2004, 21:11
Für alle, die wissen wollen, warum Alec Baldwin für den Oscar inne besten männlichen Nebenrolle nominiert ist: The Cooler ist ein exzellenter Film, in dem Alec auch mitspeilen tun darf. So weit so selbstverständlich.
The Cooler, aka Bernie Lootz, wird in einem Casino in Latz Wegaz weschen desaströsem Unglück als Dauerpechvogel eingesetzt, der sein persönliches unglaubliches Pech auf andere überträgt. Tritt er an einen Spieltisch, verliert noch der strahlendste Sieger. Ein Topjob also. Sein Chef, Jelly Kaplow (Alec Baldwin) ist mit seiner Arbeitsauffassung so zufrieden, dass er nahezu alles tut, um ihn zu halten, hängt doch auch sein Schicksal an der Pechsträhne von Benny. Solange Benny Pech hat, geht es dem Casino gut. Doch, oh Schreck, es tritt eine Frau in Bernies Leben, Maria (Natalie Belisaro), und mit ihr wendet sich Bernies Leben zu Besseren, sehr zum Leidwesen von seinem Chef. Denn Jelly hat inzwischen einen jungen Shareholder Value Schwätzer im Nacken, der das Casino umstrukturieren soll. Jelly hält nämlich, ganz alter Patriarch, eine Reihe von Halbleichen in seinem Casino im Brot, die er jetzt zu gunsten von jüngerem Nachwuchs im Sinne des Wortes opfern muss. Parallel zur Liebeseschichte zwischen Bernie und Maria entwickelt sich ein Kampf zwischen modernem PDA und oldstile Baseballschläger. Am Ende geht Jelly bewußt in den Untergang, um wenigstens etwas von seinem Lebenswerk zu retten. In gewisser Weise ein positives Leaving Las Vegas.
P.S. Hat das jemand verstanden?
Kurzum: Ein prima Filmchen mit einem grandiosen Alec Baldwin.
#11
Geschrieben 01. Februar 2004, 10:45
Val Kilmer scheint in letzter Zeit auf Drogenfilme spezialisiert zu sein. Nach Salton Sea kokst er sich nun famos durch Wonderland. Wonderland Avenue war 1981 der Schauplatz eines blutigen Massakers an einer Gruppe von Drogendealern. Val Kilmer mimt den heruntergekommenen, weschen seiner 30 cm legändären XXX-Star John Holmes, der zur Schlüsselfigur in diesem Drogendrama wird. Neben exzellenten schauspielerischen Leistungen bis in die letzte Nebenrolle, reizt an dem Film vor allem die mehrperspektivische Erzählhaltung aus dem Blickwinkel der vier Überlebenden. In der Tradition von Rashômon bleibt bis zum Schluß offen, welche Version die wahrscheinlichere ist, denn außer John Holmes gibt es für die Tat, nur eine weitere Augenzeugin, die sich jedoch nur schemenhaft erinnert. Lediglich Indizienketten deuten in eine bestimmte Richtung.
Drehbuch, Regie und Kameraführung sind ausgesprochen stilsicher und machen den Film neben den, wie gesagt, wirklich tollen Schauspielerleistungen zu einem gelungenen Whos-done-it-Rätsel.
#12
Geschrieben 03. Februar 2004, 16:52
The first cut is the deapest, but may be it won't bring you to death.
Sweety Meg Ryan, Jane Campion und der ehemals gehypte weibliche Schlitzerthriller von Susanna Moore als Vorlage: kann das gut gehen?
Meg Ryan spielt eine Professorin für englische Literatur, die ein wenig problembeladen -Männer - an der anderen Seite der Kultur schnuppert: Sex and Crime. In einer der ersten Szenen beobachtet sie einen erdigen Blowjob - im Augenblick darf man im Kino steife Schwänze zeigen -. eigentlich ein guter Anfang, wenn da nicht Frau Campions Hang zu aufgeblasenen - hihi - Bildern wäre. Es sieht irgendwie nich nach harten Sex, sondern nach Kunsthandwerk aus. Die Prof. - Meg Ryan - rubbelt sich danach einen, sie ist in den Sog des Verderbens geraten. Man ahnt es schon. Mehr will ich mah von der Story nich verraten.
Meg Ryan müht sich redlich, gibt auch so ziemlich alles -macht sich gar nackig -und schafft es, die Rolle ordentlich über die Bühne zu bringen, ohne dass man immer das süße Lächeln von Schlaflos in Seatle, vor Augen hat. Allein die Regie und Kameraführung unterstützt sie nicht wirklich. Alles wirkt, auch wenn lose Arme und Köpfer herumliegen, doch malerisch und bedeutungsschwanger. Der Serienkiller bleibt im gepflegten Kleingarten stecken. Nicht richtig gut und nicht richtig schlecht. Schadedrum!
#13
Geschrieben 12. Februar 2004, 12:22
Gestern noch mah geschaut:
Ein Film über Liebe, Beziehungen und Einsamkeit, über Scheitern, Trauer, Neuanfänge, Hoffnung und Tod. In einem Reigen von mehr oder minder zufälligen Begegnungen treffen Paare in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander, die lange beisammen sind, abgenutzt vom Alltag und Schicksal, die sich noch lieben, aber nicht mehr zueinander finden. Es sind keine Worte mehr übrig, die noch nicht gesagt wurden, keine überraschenden Berührungen, sie laufen parallel, aber aneinander vorbei. Großartige Schauspieler: Anthony LaPaglia, Geoffrey Rush, Barbara Hershey, Kerry Armstrong und Rachael Blake und eine überzeugende Regie von Lawrence bieten alte große Themen mit langer Tradition ungemein sensibel und berührend dar. Ein wunderschöner, traurig-melancholischer Film.
#14
Geschrieben 12. Februar 2004, 12:42
Als ollen Wojör habe ich mir den Film mit großen Erwartungen gegönnt und bin etwas enttäuscht. Hatte mich "Los Amantes del Círculo Polar" noch ziemlich begeistert, weiss ich noch nicht so genau, was ich vom diesem Medem halten soll. Die Rahmenhandlung vom Autor, der immer mehr von seinem Stoff absorbiert wird, die Fokusierung auf nicht wirklich morbide, mittelharte Popperei, in sicherlich teilweise sehr ästhetischen Bilder fand ich nicht gelungen. Die Innovation erschöpft sich in zwei steifen Schniedeln. Das mag zwar im Mainstreamkino ein paar Skandalquickser provozieren, wirkt aber nach Romance oder Baise Moi nur begrenzt aufregend. Die vordergründige Bildgewalt versinkt zudem in einem an die Eric Rohmer Filme der späten 70ger und 80ger erinnernden grottenlangweiligen Gelaber, so dass ich die gelungenen Bilder und Perspektiven nur begrenzt geniessen konnte.
Vielleicht wird der Film beim zweiten mal besser?
#15
Geschrieben 13. Februar 2004, 09:24
Grundsolider Western in grandioser Landschaft. Kostner kehrt zurück zu seinen Leisten. Story ist genregemäß straight to the gun-fight: Freie Cowboys - gebrochene Helden, wat sonst - gegen bereits seß- und boshafte Ranger, eine Frau und einen Hund hammer auch. Da gibts nun wirklich nix mehr Neues zu erwarten:bart: , das braucht es aber auch nicht, denn alte Gründungsmythen verlieren kaum an Reiz, wenn man sie gut erzählt. Der Plot baut sich sehr langsam und schnurgerade auf: schnörkellos gewissermaßen. Das Shoutout kann sich wirklich sehen lassen, prächtige Ballerei in good old Peckinpahmanier, aber neuer Technik. Am Ende wird dann noch ein bißchen viel romantisiert. Sie kriegen sich! Robert Duvall ist großartig, Anette Bening ist auch im Alter schön anzusehen und Kostner ist ein überzeugender, ehrlich-gebrochener gunman: schnell, tödlich und ein gutes Herz. Über seine bekannt kiksige Stimme sieht man locker hinweg.
Für Freunde des Genres ein seheswerter Film im mehr oder minder realistischem Westernstil: was für nen netten Herrenabend Min frouwe hats aber auch freiwillig mitgekuckt
#16
Geschrieben 15. Februar 2004, 10:20
Nachdem Howie den Film so heftig empfohlen hat, konnte ich nicht widerstehen und habe passend zu Open Range gleich den zweiten Western eingelegt. Und Howie: Danke, dass du gegen die teilweise nicht so guten Kritiken gehalten hast.
Wer hätte gedacht, dass "The Grinch" Ron Howard einen mystischen Western drehen kann? Wer hätte gedacht, dass man nach dem ganzen Killerhype der letzten Jahre, das Böse noch varieren könnte? Und wer hätte gedacht, dass man aus diesem alten Lonesome-Cowboy-Genre einen Frauenfilm machen könnte? Zwar hatte schon Leone in Spiel mir das Lied vom Tod die Männerdämmerung eingeleitet: "Just a man," Frank "An ancient race", Harmonica, doch wurde das Verschwinden, Fehlen und der Tod von Männern in Gewaltgesellschaften selten so konsequent vorgeführt. Männer zeugen Kinder, verschwinden oder werden getötet; Frauen bleiben alleine zurück oder werden entführt und verkauft.
Cate Blanchet, die Heilerin!, spielt die einsame Heldin gewohnt gut, Tom Lee gibt den verwitterten Indianer-Vater ebenfalls großartig. Und dennoch werden beide von einem Eric Schweig an die Wand gespielt, dem man den schönen Uncas aus "The Last Mohican" kaum mehr ansieht. Sein Schamanenkiller Chidin läßt Hanibal Lector als blasse Zivilisationkrankheit erscheinen: die indianische Nemesis trifft Weiße und Indianer gleichzeitig, tötet die Männer und entführt ihre Frauen.
The Missing ist ein düsterer Mystic Western, der die Rollenverteilung der Geschlechter im Wilden Westen sehr drastisch vorführt. Am Ende stehen die Mädels ziemlich alleine da und die Jungs sind fast alle tot.
#17
Geschrieben 06. März 2004, 12:29
Ein Courtroom-Film mit angefügter Außenhandlung basierend auf einem Roman von John Grisham, der zum einen die Funktionsweisen des amerikanischen Rechtssystems vorführt: Geschworenengericht....etc., zum anderen ein ebenso uramerikanisches Thema "das Recht auf Waffentragen" thematisiert. Nach einem Amoklauf wird die amerikanische Waffenindustrie in Sachen Produkthaftung angeklagt. Schon bei der Auswahl der Jury beginnt das ungleiche Kräftemessen der beiden Parteien. Der zynische Anwalt der Gun-Companies (Gene Hackman) hat bereits alle potentiellen Mitglieder auf Herz und Nieren überprüft und rückt mit allerei Hightech in den Gerichtssaal ein. Der Anwalt der Gegenpartei (Dustin Hoffman), rechtsgläubig, vertraut gezwungenermaßen auf seine eigenen Fähigkeiten. Doch ist dies nur die Rahmenhandlung für die eigentliche Geschichte, denn innerhalb der Jury ist ein Maulwurf (John Cusack), der diese für die Partei einzunehmen sucht, die am meisten zahlt. Die Verhandlungen um die Kohle führt außerhalb des Gerichtssaals seine Freundin Rachel Weisz.
Der Plot ist spannend aufgebaut, die Schauspieler sind überzeugend, allein die Story ist ein wenig zu sehr im üblichen Grisham Stil. Wofür die ganze Aufregung, wenn am Ende doch......
Trotzdem: gute und teilweise spannende Unterhaltung mit einem wenig überraschenden Ende.
#18
Geschrieben 03. Juni 2004, 19:22
Großartiger Film über eine fast archaische Tragödie um Freundschaft, Loyalität, Vaterliebe etc. zwischen Zufall und Schicksal.
#19
Geschrieben 04. Juni 2004, 11:44
Nach dem nicht so recht überzeugenden Conartistfilm "Heist", war ich als alter Fan sehr auf den neuen Film von David Mamet gespannt. Val Kilmer als Held behagte mir auch sehr. Wat soll ich sagen, wo vollends befriedigt hat mich dat Filmchen auch nicht. Zwar zieht Kilmer seinen Part als einsamer Wolf bretthart durch, aber irgendwie fehlen dem Plot die alten, schnellen Mametstil Wendungen. Irgendwie ist mir die Handlung zu gradlinig und vorhersehbar: Kruppstahlharter Rangerausbilder wird zu schwierigem, ultraprominenten Entführungsfall hinzugerufen. Blonde Tochter von Extrempromi wird für arabisches Hurenhaus entführt. Papi will aus Wahlkampfgründen beschmutztes Töchterchen aber nich mehr. Herr Kilmer steht plötzlich alleine da und bringt das Ding zum bösen Ende.
Fazit: zwar ganz unterhaltsam, aber Mamet nicht in Höchstform.
#20
Geschrieben 04. Juni 2004, 12:07
Nachdem Renny Harlin mit "Driven" reichlich abgekackt war, hat er mich mit einem konsequenten und bösen Serienkillerfilm überrascht. Das Drehbuch von Wayne Kramer, der mich schon mit "The Cooler" (siehe Kritik weiter oben) überaus überzeugt hatte, hält einige wirklich gruseligen Szenen parat: vor allem die Sterbeszenen sind effektvoll. Auch die Story ist angesichts des schon recht ausgelutschten Serienkillergenres richtig nett:
Sieben Profiler erhalten ihren letzten Schliff auf einer ansonsten für militätische Übungen genutzen einsamen Insel. Ihre Aufgabe stellt sich schon bald als ganz einfach heraus: Überleben! Denn unter ihnen ist genau das, was sie üblicherweise suchen, ein Killerchen. Es beginnt ein sieben kleine Farbige-Spielchen. Freundlicherweise gibt der/die/das Killer vorab den genauen Todeszeitpunkt und Hinweise auf die Todesart bekannt.
Das machts allerdings nicht wirklich leichter
Fazit: Renny Harlin is back!
#21
Geschrieben 13. Oktober 2005, 21:29
David Cronenberg hat schon für manches verstörende Filmchen verantwortlich gezeichnet, kam aber selten so scheinbar normal daher. Meistens waren mir seine Filme einen Tick zu gewollt anstrengend: dieser nicht. Hier sitzt von Anfang an jede Szene von der kleinstädtischen Idylle bis zum Brudermord. Zwar erinnert der Plot ein wenig an Tödliche Weihnachten, braves Familienmitglied entpuppt sich als eiskalter Exkiller, braucht im Gegensatz zu Harlins ebenfalls recht unterhaltsames Krachwerk aber keine künstlichen Explosionen, sondern setzt auf sehr körperliche, Knochen knackende Gewalt, die schließlich die ganze Familie erfasst und neu formt. Ein amerikanischer Traum, fies, hart und zynisch.
Die Schauspieler sind grandios. Vigo Mortensen als Familienpappakiller, Maria Bello als Mamma, die ihren Gatten zunächst im Cheerleaderkostüm beglückt, dann aber doch auch die härtere Gangart gutiert, Ed Harris, grandios vernarbt, wie der Spiegel treffend schrieb und ein lediglich an der Stimme erkennbarer William Hurt als Brunder und Obermobster.
Extrem empfehlendwert
#22
Geschrieben 19. Oktober 2005, 10:43
Mit einem Wort: Grauenhaft
Selten eine gequirltere Scheiße vorgesetzt bekommen. Dabei mutet dat Schauspielertableau erschreckend überzeugend an. Nicole Kidman, Shirley MacLaine, Michael Caine gehören allesamt zu den Größen im Business, wegen denen ich mir ab und an schon mal ein Filmchen reintuh. Nuh bieten die drei immerhin noch den unteren Durchschnitt, den das unsägliche aufgewärmte Script zuläßt. Grundschaale Gags, sinnlose Zeitverschiebungen, die noch dem größten Lachsack den letzten Strom in Sekundenschnelle aus dem Akku saugen. Das ganze wird nur noch übertroffen von einem unsäglich grottenschlechten Will Ferell, den sie für diesen ewig changierenden Auftritt selbst in der Kulturscheune im oberbayrischen Oberaudorf nach 10 Sekunden von der Bühne gepfiffen hätten.
Prädikat: unsäglich
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