TAEGUKGI HWINALRIMYEO aka TAEGUKGI (Südkorea 2004) – Kino (Filmzentrum Bären Böblingen)
Regie: Je-gyu Kang
Wir schreiben das Jahr 2005. Puni hat gerade das schriftliche Abitur hinter sich und steht nun vor den mündlichen Prüfungen. Neben der Prüfung in Politik (USA, NATO & Irak-Krieg), stand an diesem Tage auch noch die Prüfung in Geschichte auf dem Tagesplan. Mein Thema: Der Korea-Krieg als Hebamme für die deutsche Wiederbewaffnung. Alles lief gut, der Vortrag war spitze, als es jedoch an die Fragen der drei Prüfer ging, sah es etwas anders aus. Montanunion? Ich schämte mich ja fast dafür, aber das macht eben eine Prüfungssituation aus - man weiß manchmal eben nicht mal mehr die einfachsten Dinge... Trotzdem sollte ich letzten Endes mit 13 Punkten belohnt werden! Der Kore-Krieg, eines meiner größeren Interessen während der Oberstufe also. TAEGUKGI ist wohl einer der wenigen Filme (wenn nicht sogar der einzige), die sich mit dem von 1950-1953 tobenden Krieg beschäftigen. Natürlich geht es in erster Linie um die beiden Brüder (Dong-Kun Jan, Bin Won) und deren „Verschleppung“ in die südkoreanische Armee. Wie so oft, holt sie der Krieg jedoch ein und schneller als dem Zuschauer vielleicht lieb ist, wird er inmitten tobender Kriegsgräuel hineingeworfen.
Dabei erfindet TAEGUKGI das Rad des Kriegsfilmes zwar nicht neu - auch er bedient sich der üblichen Zutaten: Menschen, die zu Monstern werden, Medaillenwahnsinn, Kriegsverbrechen, Propaganda, und und und -, was er uns zeigt und wie er die Zutaten vermischt und einsetzt, ist aber teilweise beeindruckender, als einige der Hollywoodschen Konkurrenzprodukte, allen voran SAVING PRIVATE RYAN. Die Schlachten, die uns der Film zeigt, sind sowieso nahezu konkurrenzlos. Sie haben die epischen Ausmaße eines GLADIATOR oder KINGDOM OF HEAVEN, mir fällt zumindest kein Kriegsfilm ein, der ein solch grausames und authentisches Schlachtengemälde zaubert. Ich bin einfach total überwältigt davon, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um einen südkoreanischen und nicht um einen amerikanischen Film handelt. Man sieht dem Film somit auch deutlich an, dass es sich hierbei um die erfolgreichste und teuerste koreanische Produktion aller Zeiten handelt. Auch wenn die Entscheidung der FSK aufgrund immer wieder zerfetzender Körper fragwürdig erscheint, so muss man sich im Hinterkopf behalten, dass auch andere Kriegsfilme immer wieder von diesem „Bonus“ profitieren.
Die Rückblende, mit der der Film erzählt wird, wirkt ob ihrem Pathos einfach ergreifend und einfach traurig. Ich saß bestimmt 80% des Filmes mit Gänsehaut im Sessel, und das obwohl die Klimaanlage den Eindruck machte, als sei sie überhaupt nicht an. Richtig positiv hervorgestoßen ist auch die Tatsache, dass der Filme keine wie anfangs zu erwartende schwarz-weiß-Malerei betreibt: Es macht keinen Unterschied, ob Bruder aus dem Norden oder aus dem Süden - beide Seiten gehen teilweise grausam vor. Am besten zeigt sich das natürlich auch an den Floskeln, die die Soldaten immer wieder von sich geben. Während der Süden immer wieder "Stirb, du Kommunist!" von sich gibt, ist es beim Norden eben das "Stirb, du Imperialist!". Deutlicher kann es gar nicht sein! Die Musik, die pathetischen Szenen immer wieder kräftig unterstützend ist ebenfalls großartig, allen voran das imposante Hauptthema - ein Williams oder Zimmer hätte das definitiv nicht besser machen können!
Es sind aber nicht nur die Gräuel und der Krieg selbst, die uns TAEGUKGI vor Augen hält, es sind auch die Verhältnisse in einem armen Land wie Korea in den Fünfzigern. Was heute nahezu lächerlich erscheint, war vor 50 Jahren noch löbliche Bruderliebe, eine Bruderliebe, die soweit geht, dass einer der beiden die Schule aufgibt und hart dafür schuftet, nur das der Bruder studieren kann und mal ein besseres Leben hat, als er selbst. Das ist wahre Bruderliebe, die heute wohl nur noch in den ärmsten Vierteln der Welt zu finden ist. Insgesamt ist TAEGUKGKI Kino, das dem Zuschauer einige abverlangt und ihn mit auf eine Reise nimmt, die man nur schwer ertragen kann. Zum Glück haben uns schon zu Beginn dieser Umstände zwei Mädchen (sie als Frauen zu bezeichnen ginge zu weit) verlassen, die laut loslachten, als die ersten Koreaner durchsiebt wurden. Hallo? Geht es denn noch unangebrachter? Aber was will man auch von Mädchen erwarten, die die Trailer zu Beginn mit dem Handy abfilmen und dann ohne Rücksicht auf die anderen Zuschauer wieder abspielen und lautstark darüber diskutieren... ? Ums kurz zu machen und abzuschließen: großartiger Film, bei dem ich sogar soweit gehe, zu behaupten, dass er den bisher besten asiatischen Film markiert, den ich bis dato gesehen habe. Ein absolutes Meisterwerk, das sich ohne Bedenken zu den besten (Anti-)Kriegsfilmen ever zählen darf!
(19.06.2006)