CANNIBAL HOLOCAUST (Italien/Kolumbien 1980) – DVD (Laser Paradise)
Regie: Ruggero Deodato
Ich weiß, ich bin 21 Jahre jung und kann trotzdem nicht abstreiten, dass es mich doch hin und wieder reizt, Verbotenes oder Grenzwertiges zu sichten (nicht zu tun). In diesem Falle der Klassiker des Kannibalenfilms, CANNIBAL HOLOCAUST. Allein der Titel ist schon so "heiß" (besonders natürlich der eingedeutschte), dass es kein Wunder ist, dass sich der Streifen als einer der kontroversesten, wenn nicht sogar der kontroverseste überhaupt, bezeichnet. Abstreiten möchte ich sicher nicht, dass ich Spaß an gewalttätigen Filmen habe und mich über den ein oder anderen Splatterfilm immer wieder erfreuen kann, allen voran BAD TASTE. Doch was es genau ist, dass einen an diesem Film reizt, kann ich mit großer Sicherheit dann doch nicht sagen. Ist es der Voyeur in mir? Ist es die Tatsache die man stets im Hinterkopf hat, dass einen die meisten danach als krank und pervers bezeichnen? Oder bin ich einfach ein Gorehound? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass dies wohl etwas für eine medienpsychologische Untersuchung wäre. Wie auch immer, denn nach der Sichtung stellte sich sowieso heraus, dass der Film eben nicht nur das reine Spektakel sucht, sondern das Ganze durchaus kritisch betrachtet. Der Rezipient findet sich selbst in der Rolle des Professors (Robert Kerman) und seiner Kollegen wieder, die sich die schockierenden Aufnahmen ansehen und dabei dem puren Grauen begegnen.
Dieses wird aber nicht etwas von den Kannibalen heraufbeschworen, sondern von den "zivilisierten" Touristen. Für sie sind die Eingeborenen keine Menschen, sie sind Tiere, Wesen, die man quälen, malträtieren und töten kann, ohne dabei Konsequenzen zu spüren. So scheint es zunächst... So viel man dem Film auch vorwerfen mag, so viel muss man ihm mindestens aber auch zugute halten. Natürlich, die Tiertötungen hätten nicht unbedingt sein müssen, beziehungsweise hätte man diese auch stellen können. So extrem schlimm wie manch andere sehe ich das aber nicht, denn wie Deodato schon sagte, werden sie ja danach sowieso gegessen und wären deshalb so oder so getötet worden. In Zeiten von Greenpeace, Peta und Co. (was haben die eigentlich damals dazu gesagt, bzw. gab es die damals schon?) wäre so etwas natürlich kaum mehr möglich. Und außerdem: so ist die Natur eben, was soll man da groß beschönigen? Fressen und gefressen bzw. getötet werden. Punkt. Ob solch ein Film überhaupt sein muss, das ist eine andere Frage. Ich zumindest schätze den Film von nun an, und das nicht nur wegen seiner diversen Grausamkeiten. Ich denke, es verhält sich hier ähnlich wie it Verhoevens STARSHIP TROOPERS. Die einen sehen in ihm lediglich einen splatterlastigen Streifen, der lediglich die Erwartungen der Fans erfüllen will. Andere wiederum sehen aber auch die Kritik, die er übt.
Für was man CANNIBAL HOLOCAUST am Ende auch hält, bei mir wird er sicherlich nicht das letzte Mal im Player gelegen haben, allein schon seines Rufes und dem damit verbundenen Schauwert bei Freunden und Co. wegen. Dass er doch so kritisch und "anders" ist, hätte ich ehrlich gesagt aber nicht erwartet. Es hat einfach was, diese Exploitationkino, und so bereue ich es schon länger, dass ich die ILSA-Filme nach der Sichtung des ersten Teils schon wieder verscherbelt habe. Neben den Filmen im Fahrwasser von CANNIBAL HOLOCAUST sind jedenfalls schon weitere Genrebeiträge auf dem Wunschzettel. Egal, ob das jetzt verwerflich ist oder nicht!
(03.01.2007)