"Let's hope this elevates their thinking..."
#421
Geschrieben 22. Februar 2006, 13:12
Regie: Steven Spielberg
Keine Frage, die Zeit wäre gestern Abend noch da gewesen, den Eintrag direkt nach dem Kinobesuch von Spielbergs neuestem zu verfassen. Ich konnte und wollte aber nicht, beeindruckte das Gesehene auf der Leinwand doch so, dass ich es erst einmal für eine Nacht auf mich wirken lassen wollte. Heute, einen halben Tag später bin ich nicht weniger begeistert von MUNICH.
Der Film - beginnend mit dem gewaltsamen Eindringen Mitglieder des „Schwarzen Septembers“ - schaffte es, mich von der ersten Minute an in seinen Bann zu ziehen. Gerade in diesen ersten Minuten stellt sich jedoch schon die Frage, warum Spielberg unbedingt die Amerikaner einbauen musste, die den Palästinensern „helfen“, ins Olympische Dorf zu gelangen. Warum mussten diese „Helfer“ auch noch explizit erwähnen, dass sie Amerikaner sind, ist es doch sowieso totaler Quatsch diese zu beschuldigen, den Terroristen geholfen zu haben. Will Spielberg hier etwa implizieren, dass die Amerikaner selbst schuld an dem Terror sind, der sie (heute) heimsucht?
Gerade die historischen Ereignisse sind es, die Spielberg nicht hätte besser inszenieren können: dutzende Nachrichteneinspielungen aus verschiedenen Ländern, in verschiedenen Sprachen und mit verschiedenen Analysen. Hinzu kommt ein perfekter Farbfilter, der sich durch den ganzen Film zieht und ihm so die notwendige Authenzität der 70er Jahre verschafft. So sind es nicht nur die Klamotten und Frisuren, die für historische „Korrektheit“ sorgen.
Richtig schockiert haben mich besonders zwei Szenen: die Szene mit der Holländerin und eine der Schlussszenen auf dem Flugfeld. Was das mit der Holländerin sollte, weiß ich auch jetzt noch nicht - warum musste sie Spielberg unbedingt dazu bringen, dass sie ihre Bluse öffnet und am Schluss völlig nackt ist? Unfreiwillig komisch ist die Szene zudem, kann man sich bei den „Luftpumpen“ doch ein leichtes Schmunzeln kaum verkneifen. Hinzu kommt die im Zusammenhang mit dem Flugfeld leicht bizarr wirkende Sexszene zwischen Avner (Bana) und seiner Frau.
Die Szene auf dem Flugfeld war für mich definitiv das beeindruckendste am ganzen Film, fasst sie doch „ungeschminkt“ noch mal die ganze Aussage des Filmes zusammen: Gewalt erzeugt nichts anderes als Gegengewalt - ein Dominoeffekt, den man nicht stoppen kann. Wird hier ein Palästinenser getötet, wird anderswo (mindestens) ein Israeli getötet. So lässt Spielberg den Zuschauer am Schluss ohne eine eigene Meinung zu suggerieren allein. Es ist nur eines klar geworden, nämlich das, was die innere Zerrissenheit Banas Figur Avner zeigt: hat Israel wirklich richtig gehandelt? Ist es richtig, sich über das Gesetzt zu stellen (selbst wenn man der bzw. die Ministerpräsidentin ist)?
So schein Bana und einige neben einiger seiner Freunde der einzige zu sein, der das zu realisieren vermag. Geoffrey Rushs Charakter hingegen bleibt stur, hat zwar keine Antworten auf Avners kritische Fragen, bleibt aber seinem Land und dessen Kurs treu. Der anfängliche Enthusiasmus Avners in Hinsicht auf Tot und Liquidierungen schlägt nach einigen Morden plötzlich in Verderben und den Verlust des Verstandes um.
MUNICH ist weniger eine spannende Geschichtsstunde als ein „Augenöffner“ hinsichtlich des wohl ewig andauernden Konfliktes zwischen Israel und den arabischen Ländern. Die Gewalt (m. M. nach wohl die realistischste, die man je auf der Leinwand zu sehen bekam) und das viele Leid ist es erst, die einem das Problem vor Augen führt, wenn auch knallhart. So empfinde ich das auf der Leinwand gesehen sogar als wachrüttelnder als das, was man tagtäglich in den Nachrichten sieht, was nicht zuletzt wohl auch daran liegt, dass es als die alltägliche Regel angesehen wird.
Ein kontroverser, ein harter, aber auch ein Film, den die Welt dringend gebraucht hat. Keine der beiden Seiten ist berechtigt, sich terroristischer Mittel zu bedienen. Spielberg will und soll auch keine Affinität zu einem der beiden Lager zeigen. Ich denke sowieso, dass der Zuschauer nur deshalb an der israelischen Seite stärker „partizipiert“, da diese ausführlicher gezeigt und durch ihre „Helden“ weiter ausgebaut wird. Am Ende ist aber wohl auch dem letzten klar geworden, dass es hier weder gut, noch böse gibt.
Großartig! Nur schade, dass ich die OV verpasst habe - so haben Bleibtreu und Bana eben kurz „Englisch“ gesprochen...
(21.02.2006)
#422
Geschrieben 22. Februar 2006, 23:13
Regie: John Herzfeld
Was ich aus diesem Film gelernt habe: Edward Burns ist ein Ben Affleck-Verschnitt und kann nicht schauspielern. Karel Roden und Vera Farmiga sind aktuell in RUNNING SCARED „wiedervereint“, ersterer scheint aber noch immer nicht gemerkt zu haben, dass sein Charakter (in beiden Fällen ein böser Russe bzw. Tscheche) Vorurteilsbeladen und Klischeeüberladen ist. Selten habe ich so viele bekannte Gesichter in einem Film gesehen.
15 MINUTES ist zu lang geraten und mit äußerst fragwürdiger Moral gespickt (wobei: das will ich jetzt gar nicht mal groß anprangern, verhält es sich doch bei vielen meiner Lieblingsfilmen nicht anders). Zudem schwimmt er im Fahrwasser von NATURAL BORN KILLERS, dem ich jedoch mehr Verachtung entgegenbringe. Fazit: Kann man mal sehen, danach aber wieder vergessen - das sollte De Niro am besten auch tun. Ach, da die tolle Kinowelt-Scheibe feste dt. Untertitel auf der englischen Tonspur hat, konnte ich den Film in der Synchro gucken - Frechheit, dass es so etwas überhaupt gibt!
(22.02.2006)
#423
Geschrieben 23. Februar 2006, 23:51
Regie: Stephen Gaghan
"Corruption is how we win."
Heutige Konzerne spielen auf internationalem Parkett, egal ob Genf, Persischer Golf oder Texas - wenn es ums Öl geht, kennen die großen Firmen keine Landesgrenzen und - wie SYRIANA eindringlich zeigt - auch keinerlei Moral. Der Film hält der Weltwirtschaft, speziell dem Ölgeschäft, knallhart den Spiegel hoch, ohne dabei groß die Moralkeule zu schwingen. Dabei nimmt sich der Film viel Zeit, seine Geschichte - vielmehr seinen Tatsachenbericht - zu erzählen. Durch die diversen Handlungsstränge wird SYRIANA somit glücklicherweise auch zu keinem Zeitpunkt langweilig.
Die recht komplex gewobene Story um eine Fusion zweier großer Ölkonzerne und deren Einflussnahme auf einen jungen Prinzen (DS9-Doc Alexander Siddig) am Persischen Golf rüttelt nicht nur wach, sondern schockiert regelrecht. Stephen Gaghan kriecht dabei auch in die dunkelsten und dreckigsten Ecken der freien Markt- bzw. Weltwirtschaft. Egal ob Korruption, Mord und Entführung - das Ende toppt alles. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Bush Clooney mangelnden Patriotismus vorwarf.
Clooneys Verwandlung - hier mit Vollbart und ziemlich feist - ist perfekt gelungen und befreit ihm etwas von seinem Womanizer-Image, was für seine Rolle hier wohl fehl am Platz wäre. Bemerkenswert ist, dass sich Damon und Clooney eher im Hintergrund halten, ist ihre Screentime auch nicht größer als jene der anderen Darsteller. Es gibt somit kaum Protagonisten und die Unterschiede zwischen Gut und Böse liegen sowieso im Auge des jeweiligen Charakters.
Egal ob Gut oder Böse, am Ende lässt Gaghan zwei Bomben platzen, die bei den Machenschaften und der Moral zwar nicht sonderlich überraschen, uns aber einmal mehr die Augen öffnen. Sind es in TRAFFIC noch die Drogen, ist es in SYRIANA das Öl. Beides ist gefährlich, sowohl für den Einzelnen, als auch für Staaten. Der Kampf um Macht, Geld und Ansehen ist einer der ältesten und leider wohl auch anhaltendsten der Welt.
Insofern ist SYRIANA ein ruhig erzähltes, vor Spannung zwar nicht berstendes, aber äußerst interessantes Werk, dass einmal mehr auf die Missstände unserer (westlichen) Welt aufmerksam macht. Es zeigt uns, dass wir nicht erst zu den Armen in die dritte Welt Länder müssen, um signifikante Missstände ausfindig zu machen - wir können in der ersten bleiben...
(23.02.2006)
#424
Geschrieben 25. Februar 2006, 15:39
Regie: Chris Walas
Noch scheint alles mit Martin zu stimmen - noch...
Ich bin wirklich überrascht! Das Sequel zu Cronenbergs großartigem ersten Teil hat mir besser gefallen, als ich es anfangs erwartet hatte. Zwar unterscheidet sich die Fortsetzung in Hinsicht auf die Story zu Cronenberg nur wenig (auch hier steht die Liebe zu einer Frau, die mit Brundle durch dick und dünn geht, im Mittelpunkt; die Verwandlung in ein Fliegenartiges Monster ist einmal mehr unumgänglich), die Umsetzung zaubert jedoch nahezu ein Lächeln in mein Gesicht.
So sind mir besonders Eric Stoltz als Jeff Goldblums Sohn, der perfekt sitzende Score und einige „nette“ FX positiv in Erinnerung geblieben. Letztere zum Glück noch Handmade und mit einigen sowohl äußerst harten, als auch extrem widerlichen Einlagen (ich meine, das ist wirkliche Liebe, wenn man seinem in Schleim eingehüllten Freund raus hilft! ). Die „Fliege“ sieht zwar nicht so gut aus, wie jene im ersten Teil, seinen Zweck erfüllt das widerliche Tier aber auf jeden Fall - und das ist ja schließlich die Hauptsache.
Kommt zwar nicht an Cronenbergs FLY ran, weiß aber dennoch gut und vor allem auf kulinarisch hohem Level zu unterhalten . Das 80s-Feeling kommt bei all den Frisuren und Computern auch nicht zu kurz. Noch was: Daphne Zuniga ist ja eine ganz Süße - und es wird langsam mal Zeit für die 50er-Jahre Fliegen...
(25.02.2006)
#425
Geschrieben 26. Februar 2006, 00:08
Regie: Diverse
Ich will nicht viele Worte verlieren, daher nur so viel: die vierte Staffel der meiner Meinung nach besten TV-Serie aller Zeiten toppt einmal mehr alles bisher da gewesene. Ja, man mag dieser Staffel eine Verherrlichung bzw. Verharmlosung der Folter unterstellen und ja, der Gedanke ist nicht ganz abwegig, dass das, was da über den Bildschirm flimmert von der Bush- Administration gesponsert sei. Das alles ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass 24 Unterhaltung in seiner schönsten Form darstellt, zumal das Serienprinzip voll ausgeschöpft wird. Auch wenn Season 4 einige der besten Folgen der ganzen Serie parat hält, so markiert sie dennoch nicht den Höhepunkt der Serie - das ist und bleibt die erste, der man den „Innovations- und Neuheits-Bonus“ einfach nicht „abkratzen“ kann.
Auf das Jack bald zurückkommt...
(05.01.-25.02.2006)
#426
Geschrieben 26. Februar 2006, 15:22
Regie: David Cronenberg
Um hier niemandem an den Kopf zu stoßen oder mich wieder zum Gespött zu machen, nur so viel: ich hatte mich wie ein kleines Kind auf die erste Begegnung mit VIDEODROME gefreut. Das, was ich gesehen habe, kann ich kaum in Worte fassen - einerseits weil es mich so unbeschreiblich faszinierte, andererseits, weil ich wahrlich nicht im Stande bin, denn Film auch nur annähern „richtig“ zu interpretieren, wie das bspw. maX oder Oskar gelang.
Mein größtes Ziel ist es nun, die DVD so schnell wie möglich zu beschaffen, nicht nur weil ich ihn dank dem Vierten gekürzt gesehen habe (die Neugier war einfach zu groß!), sondern weil es sich hierbei wohl um einen Film handelt, den man ob seiner Thematik nicht oft genug gesehen haben kann. Natürlich habe ich - um ehrlich zu sein - nach dieser ersten Sichtung kaum etwas verstanden, umso notweniger sind also weitere Sichtungen. So drängt sich mir am stärksten die Frage nach dem „neuen Fleisch“ und den Körperöffnungen Max’ auf.
War ich nach meinem ersten Cronenberg EXISTENZ fast schon angewidert, hat er es nun geschafft, auch mich für sich und seine Sache zu gewinnen. Besonders die Parallele mit der „schleimigen Pistolenhand“ zu EXISTENZ hat mich verwundert (von den Körperöffnungen mal ganz zu schweigen).
Zum Abschluss meine (bisherige) Erkenntnis aus VIDEODROME: Cronenbergs Film ist mehr als visionär, sind Folter, Mord und Sex doch heute mehr in unserer medialen Gesellschaft gefragt, als je zuvor. Schön, dass ein Filmemacher selbst darauf kommt, setzten sich seine Filme (um genau zu sein, seine von mir bisher gesehenen) doch genau aus diesen Elementen zusammen...
(26.02.2006)
#427
Geschrieben 26. Februar 2006, 22:52
Regie: Yimou Zhang
Trotz kleinem Storygerüst gelingt es dem Film, den Zuschauer während der gesamten Spielzeit in seinen Bann zu ziehen. Die Bilder sind dabei so faszinierend und bis ins kleinste Detail komponiert, dass es ein wahrer Festtagsschmaus für die Augen ist. Zwar kein Film für „jeden Tag“, wohl aber eine schöne Abwechslung zum Mainstream. HERO hat mich zwar nicht umgehauen, konnte aber durchaus unterhalten - da ziehe ich CROUCHING TIGER, HIDDEN DRAGON HERO dann aber doch vor (was nicht zuletzt auch an der Story liegen mag).
(26.02.2006)
#428
Geschrieben 27. Februar 2006, 12:32
Regie: Ted Kotcheff
"They drew first blood, not me."
Vor fast genau einem Jahr das letzte Mal gesehen. Da ich damals den Film jedoch im Halbschlaf verfolgte, habe ich nach der erneuten Sichtung feststellen müssen, dass ich alles, was nach der Jagd im Wald geschah, vergessen habe. Umso mehr erfreute mich natürlich die gestrige Sichtung, zumal ich den Film viel schlechter in Erinnerung hatte.
Es ist hier wohl die äußerst gut gelungene Mischung, die den Film so gut und interessant macht. Einerseits werden die Actionfans mit Nonstop-Action bedient, andererseits kommen auch der Charakter Rambos und dessen Gefühle nicht zu kurz. So erinnere ich mich besonders gern an die Szene zurück, in der Rambo Col. Trautman (Richard Crenna) seinen Tatsachenbericht aus Vietnam beichtet - hier zeigt sich schön, dass hinter der harten Schale ein durch Kriegsgräuel gezeichneter Mann steckt, er also keinesfalls eine stumpfsinnige Kampfmaschine ist.
Schön auch die Flashbacks nach Vietnam, wenn Rambo bspw. die Gitterstäbe erblickt und diese sofort Erinnerungen an ein vietnamesisches Kriegsgefangenenlager wecken. So sticht FIRST BLOOD aus den restlichen 80er-Actionern deutlich heraus (inkl. seiner beiden Nachfolger), ist er doch weder politisch fragwürdig, noch sonst irgendwie anstößig (Gewalt verherrlichend, sexistisch, ... ). Und das macht ihm zu etwas ganz besonderem.
(26.02.2006)
#429
Geschrieben 28. Februar 2006, 12:12
Regie: George P. Cosmatos
RAMBO III (USA 1988) – DVD (Momentum)
Regie: Peter MacDonald
"Sir, do we get to win this time?"
"Who do you think this man is? God?" - "No. God would have mercy. He won't."
"What do you say John?" - "Fuck 'em!"
"Who are you?" - "Your worst nightmare."
An dieser Stelle möchte ich eindringlich darauf hinweisen, dass es kein leichtes ist, drei Stunden mit einem Dauerständer vor dem Bildschirm zu sitzen (und nein, damit meine ich nicht die tollen Männerkörper!). Die beiden Nachfolger von FIRST BLOOD haben salopp gesagt nämlich genau das bei mir ausgelöst. Eigentlich unterscheiden sich die beiden gar nicht so groß voneinander - sind es in Teil 2 noch POWs (Prisoners of War - denke ich), die Rambo (Stallone) raushauen muss, ist es in Teil 3 eben Ziehvater Trautman (Crenna).
Sind es in Teil 2 die Russen und die Vietnamesen, die niedergemäht werden, sind es in Teil 3 nur noch die bösen Commies. Diese werden aber so was von dämonisiert, dass einem Hören und Sagen vergeht! Das wären dann auch schon die kleinen Unterschiede der beiden Filme, denn im Kern sind sie Brüder, genauer gesagt Brothers in Arms. Rambo mäht feindliche Truppen und schweres Gerät nieder, bis die Balken brechen. Mal mit M-16, mal mit Raketenwerfer - und am aller elegantesten: mit Bogen und Pfeilen mit Sprengstoffspitze.
Gut, so ein Pfeil ist natürlich nicht ganz billig. Ist ein Vietnamese aber gang, ganz böse gewesen, opfert ihm Rambo zum Zeichen seiner Dankbarkeit auch mal einen ganzen Pfeil für diesen selbst - boooooooooooooooomm! Letzteres „Wort“ umschreibt die Filme eigentlich ganz gut, auch wenn es bei RAMBO III etwas schneller zum Knall kommt. Zwar vergeht im Schnitt immer eine halbe bis dreiviertel Stunde, bis das erste Blut vergossen wird (He Never Draws First Blood.), dafür wird man aber auch ordentlich belohnt.
Letzten Endes fällt es mir aber außerordentlich schwer, mich für einen der beiden Filme zu entscheiden. Keine Frage, beide sind ganz großes (Action-)Kino, auch die Locations waren beide gut. Auf Grund der besseren Sprüche ("What does it do?" - "Turns blue.") und der m. M. nach etwas bessern Action sehe ich RAMBO III dann doch ein kleines Stückchen vor RAMBO: FIRST BLOOD PART II. Ich würde ja sowieso gerne mal die Leute kennenlernen, die sich all diese geilen Taglines, Dialoge und Trailersrüche ausdenken, sind diese doch nicht nur bei diesen beiden Filmen zum ins Koma lachen geeignet.
Wie auch immer, RAMBO II und III sind ganz, ganz großes Kino - nicht nur in Hinsicht auf die Action und die politische Monotonie, nein, vor allem dem Hauptdarsteller (der immerhin auch das Script (mit)verfasste) sind diese beiden Filme für die Ewigkeit zu verdanken. Außerdem hat er den geilsten Dackelblick, denn ich je bei einem Darsteller gesehen habe - da kann selbst Peter Sarsgaard einpacken!
Bevor dieser Eintrag endgültig endet, noch einige Worte zum Patriotismus in den Filmen: auch hier kann der dritte Teil mehr überzeugen, ist das erste Bild, dass der Zuschauer erblickt ein wehendes Sternenbanner. Gleich darauf wird erst drei-, vier Mal salutiert. So gehört sich dass, so muss das sein. Wie Rambo schon sagte, als Trautman ihn aufklärte, dass er doch bitte nicht sein Land verantwortlich machen soll: "I'd die for it!"
Ich weiß, dass dieser ganze Eintrag eine einzige Huldigung der beiden Streifen geworden ist (und ich könnte noch Seiten weiter schreiben!). Sorry, aber wem das stinkt, der hat einfach Pech gehabt - diese beiden Werke haben genau das und keinesfalls weniger verdient! Ich könnte mich jedes Mal selbst schlagen, wenn ich nur daran denke, dass ich die 80er nicht selbst miterlebt habe - immerhin bin ich in dem Jahr geboren, in dem RAMBO II erschien - das ist ja auch etwas...
(27.02.2006)
#430
Geschrieben 01. März 2006, 01:45
Regie: Michael Bay
1. Einleitung
2. Randgruppen in BAD BOYS II
3. Rassismus in BAD BOYS II
4. BAD BOYS II, Michael Bays Weltbild und die US-Politik
5. Michael Bays Cameo
6. Fazit eines Bay/Bruckheimer-Verehrers
1. Einleitung
Diese war bereits meine vierte Sichtung von Bays menschenverachtender, zynischer, brutaler und politischer Orgie. Ich habe einige neue und hoffentlich äußerst interessante Entdeckungen ausmachen können. So bringt Bay in seinem Meisterwerk nicht nur alle Randgruppen unter (was schließlich auch im Rassismus mündet), die einem spontan einfallen, er vermittelt uns unterschwellig auch eine wichtige, politische Botschaft. War bei meinen letzten Sichtungen noch die Highway-Szene meine Lieblingsszene, ist es nun Bays Cameo als Crappy Car Driver. Zu alldem will ich in den kommenden vier Punkten näher eingehen. Ich hoffe sowohl auf zahlreiche Leser, als auch auf Rückmeldung aller Art - Danke.
2. Randgruppen in BAD BOYS II
Ich habe mir während der Sichtung ausreichend Notizen gemacht - das kommt sonst eigentlich nie vor. Zu des Meisters Ehren dachte ich mir aber spontan, dass ich den Wahnsinn, der sich da auf meinem 32''-LCD abspielte, doch mal festhalten könnte. Papier und Stift her und auf geht’s. Die erste Randgruppe, die der Film zeigt sind natürlich kubanische Drogenbosse- und Dealer. Nur wenige Minuten später macht der Zuschauer Bekanntschaft mit dem White Trash in Form diverser KKK-Mitglieder. Der KKK bekommt sein Fett natürlich sofort weg, haben sie doch vergessen, dass unsere beiden Helden schwarz sind. Wobei wir auch schon bei der nächsten „Randgruppe“ (mit Absicht in Anführungszeichen gesetzt!) wären.
Um es kurz zu machen, hier die weiteren Randgruppen (chronologisch nach Erscheinungsort sortiert):
- Hispanics in Form von Mike und Marcus’ beiden Kollegen ("Isn't Ricky Martin givin' a concert tonight?" [der beste Spruch im gesamten Film!])
- junge, verklemmte Teenager in Form eines jungen Paares im TV-Store
- unaufgeklärte, unselbstständige (durch das Eis impliziert) Jugendliche (What’s an erection?)
- Schwule in From des Paares im TV-Store
- allein erziehende Mütter (Frau mit Kindern im TV-Store)
- Computernerd im Miami PD-Büro
- Liliputaner (im Gefängnis, aus dem der KKK-Member geholt wird)
- Bodybuilder (Marcus fährt an einem Center vorbei)
- Arme und Penner (die Drogenhütten in Kuba)
(- evtl. noch die kubanische Armee?)
Eigentlich unfassbar, dass das Drehbuch (das nicht von Bay stammt) so etwas überhaupt zulässt. Damit meine ich nicht, dass man so etwas nicht machen kann, sondern vielmehr, dass es eine große Leistung ist, diese Gruppen in so eine brillant durchdachte Story einzubauen, wie sie BAD BOYS II zweifelsohne hat. Die Frage, die sich nun stellt: warum? Warum diese vielen Randgruppen? Ein plausible Antwort darauf habe ich auch nicht, ich denke aber, dass Bays beiden Protagonisten (Smith & Lawrence) noch mehr Charaktertiefe erhalten sollen. Auf jeden Fall ist es aber ein Phänomen, über das man wohl eine ganze Doktorarbeit verfassen könnte - wer weiß, vielleicht widme ich mich diesem Problem noch einmal, wenn ich mein Studium fertig habe...
Aus THE ROCK oder BBII?
3. Rassismus in BAD BOYS II
Aus Punkt zwei folgt unweigerlich natürlich der Vorwurf des Rassismus, wie es zahlreiche Kritiker im Vorfeld bestätigten. Hierbei besonders hilfreich bzw. interessant natürlich die Szene mit Reggie, der von unseren beiden Cops permanent mit "Nigger" angesprochen und auch ansonsten verbal malträtiert wird. Er wird gefragt, ob er schwul sei, ob er Hip Hop höre, ob er Crack rauche, ob er noch Jungrau sei, etc. pp. Was Reggie und der Zuschauer wohl alles andere als lustig finden, halten unsere beiden Schwarzen für cool und geben sich darauf erst einmal Fünf. Hallo, was sollte das denn? Gut, Marcus’ Tochter wird er wohl nicht an die Wäsche gehen, doch wird er überhaupt jemals wieder mit einer Frau ausgehen können, wird er letzen Endes vielleicht noch in den Suizid getrieben? Ich will’s gar nicht wissen!
Auf der anderen Seite haben wir natürlich die bösen Kubaner - Commies eben. Da ist es dann auch scheißegal, dass die Armee versucht, Eindringlinge, die sich rechtswidrig auf ihrem Hoheitsgebiet befinden, zu eliminieren (auch wenn die Verbindung zwischen Tapir und der Armee deutlich gemacht wird). Die ganze Sache mit der Familienehre, Familienzugehörigkeit, usw. und der ewige Zwist zwischen unseren beiden Cops und deren hispanischen Kollegen sind da nur die Spitze des Eisberges.
4. BAD BOYS II, Michael Bays Weltbild und die US-Politik
Da es schon ziemlich spät ist, zitiere ich meine Notizen mal wörtlich: Frage nach Genehmigung für Befreiungsaktion ---> "Fuck that!" ---> Zweck heiligt die Mittel; Wenn Pantoliano darauf hinweißt, dass der KKK-Member Rechte hat ---> Mike: er ist kriminell! ---> Guantanamo?; Diplomatische Lösung ---> "Bullshit!" ---> Kuba-Aktion. Daraus zeigt sich deutlich, dass Bay hier unterschwellig die Moral zeigt, die den Vereinigten Staaten in den letzten Jahren so oft vorgeworfen wurde/wird (von wegen Präventivschläge und Völkerrechtsbruch). Dass Sternenbanner hingegen ist nicht allzu häufig im Bilde, dafür wird sowohl die Polizei, als auch das „Militär“ durch Männer mit großen Muskelbergen repräsentiert ---> Amerikas militärische Stärke? Ein weiteres Zeichen dafür auch das moderne Gerät, dessen sich die Cops bemächtigen - dem feindlichen natürlich stets überlegen! Ich weiß, man könnte besonders diesen Punkt noch ewig ausführen, nur fehlt mir dafür gerade die Motivation.
5. Michael Bays Cameo
Bay hat im Film ein Cameo als Crappy Car Driver (als solcher wird er zumindest in den Credits bezeichnet). Definitiv meine Lieblingsszene, verarscht sich der Meister hier doch höchstpersönlich. Ist Mikes Ferrari in Wirklichkeit in Bays Besitz (und darauf ist er mächtig stolz), fährt Bay hier ein Vehikel, dessen sich wohl nicht einmal mehr die Heilsarmee annehmen würde. Zudem ist er gekleidet wie der letzte Depp, nämlich mit komischer Kappe und im Hawaii-Hemd (Hommage an PEARL HARBOR?). Wie ich schon immer sagte, Humor ist, wenn man auch über sich selbst lachen und Witze machen kann. Mein Lieblingsregisseur hat also Humor, gut zu wissen!
Besonders lieb gewonnen habe ich die Szene auch deshalb, weil Bay so einen herrlich blöden Gesichtsausdruck von sich gibt und Marcus nach der Schelte von seinem Kollegen als "Freak!" bezeichnet. Ob er sich da mal nicht selber meinte (im positiven Sinne natürlich)... ? Das beste Cameo, dass ich bis dato in einem Film ausmachen konnte - dagegen widert Oliver Stone förmlich an!
6. Fazit eines Bay/Bruckheimer-Verehrers
In erster Linie hoffe ich natürlich, dass ich viele Leser zu Michael Bay „bekehren“ konnte. Argumente dafür, wie geil und vor allem intellektuell fordernd seine Filme doch sind, dürfte ich ja genug angeführt haben. Es sind nämlich nicht nur die schnellen und zahlreichen Schnitte, die seine Filme prägen. Auch nicht die vor untergehenden Sonnen fliegenden Helikopter oder die zynisch-brutale Action - es ist die Tatsache, dass Bay einfach auf alle (zumindest viele) Konventionen scheißt und Filme macht, die sowohl perfekt unterhalten, als auch viel Raum für Interpretationen lassen. Er macht in seinen Filmen genau das, was sich im realen Leben meist als schwierig erweist - er lässt einfach die Sau raus! Er bedient unsere einfachsten Sehnsüchte (Gewalt, Zynismus, coole Sprüche, coole Typen, Stärke, ... ). Auch wenn man es nicht unbedingt glaubt, so gehen seine Filme doch Kompromisse ein: man kann sich einerseits von ihnen nur unterhalten lassen, man kann sie aber auch nach ihren oftmals versteckten Botschaften und Statements „durchforsten“.
Allgemeineres von mir zum Film findet sich übrigens hier. Auch sehr empfehlen kann ich StephenDedalus’ kritische Auseinandersetzung mit Bays ARMAGEDDON.
P.S.: mein wohl längster FTB-Eintrag ever!
(28.02.2006)
#431
Geschrieben 01. März 2006, 23:21
Regie: John Woo
Dafür dass Woo den Film lediglich auf Grund einer Vertragsverpflichtung gedreht hat, ist er ihm gut gelungen. Nicht nur die Action wird noch ein Level weiter getrieben, auch die Charaktere werden vertieft. Richtig unter die Haut geht das fast schon autistische Verhalten Si Lungs (?) und der endgültige Tod Kits (nachdem er bereits im ersten Teil schon unzählige Kugeln „schluckte“ eigentlich nur konsequent - wenn auch etwas schmerzhaft).
Am Ende wird dann mal wieder die nackte Selbstjustiz und Rache abgefeiert - und wie! Meine von enjoy und Stephen hochgeschraubten Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Und so fließt am Ende literweise Blut und die Gänge füllen sich in Windeseile mit Leichen böser Buben - da kommt am Schluss nicht mal mehr die Polizei durch! Wo wir gerade dabei sind: hat eigentlich jemand einen Bodycount!?
Ein weiterer Teil im RESERVOIR DOGS-Puzzle hat sich auch wieder gefunden:
(01.03.2006)
#432
Geschrieben 02. März 2006, 13:13
Regie: Eric Darnell, Tom McGrath
"Schpreken Sie English?"
Wer den Punisher genauer kennt, weiß, dass er eigentlich eine Phobie gegen Animationsfilme hat. Die einzigen Ausnahmen in dieser Hinsicht waren bisher lediglich MONSTERS, INC., FINDING NEMO und ANTZ. Zu den so oft gelobten SHREK-Filmen bin ich bisher noch nicht gekommen (und stehe denen ehrlich gesagt auch skeptisch gegenüber ). Die mieseste Nummer in diesem Genre ist und bleibt aber immer noch ICE AGE - da habe ich schon riesige Angst vor Teil 2...
So habe ich von MADAGASCAR logischerweise nicht viel erwartet. Was sich mir letzte Nacht aber letztendlich bot, war mehr als positiv. Zugegeben, mein größter Fehler in diesem Genre ist wohl meine permanente Unterstellung, dass es sich bei dieser Art von Filmen um Filme für Kinder handelt. Ein Trugschluss, wie sich schon bei den oben genannten Filmen herausstellte. So konnte MADAGASCAR mich nicht nur durch tolle Animationen, eine nette Geschichte und tolle Charaktere erfreuen, besonders die vielen Witze, Musikanspielungen (New York, New York!) und Sprecher haben es mir angetan. Da soll noch einmal jemand sagen, dass das Kinderfilme sind ( )!
Einen Kritikpunkt habe ich aber dann doch noch, der gerade deshalb so schwer wiegt, da die Zielgruppe in erster Linie schon die Kleinen sind. So wird bspw. äußerst ungeschickt dargestellt, dass in der Tierwelt eben das Prinzip „Fressen oder gefressen werden“ gilt. Komisch deshalb auch, warum Fische kurz und schmerzlos zerhackt werden dürfen, Zebras oder Stinktiere (?) aber nicht. Egal, ich will mir nicht schon wieder den Kopf zerbrechen. MADAGASCAR ist ein Heidenspaß für Jung und Alt, erst recht wenn die Charaktere von Sprechern wie Ali G ("Aaaaaaaaaaai!"), Chris Rock oder David Schwimmer gesprochen werden.
Sind eigentlich noch jemandem außer mir die Hommagen an CAST AWAY (Wilson) und THE LION KING aufgefallen? Sehr intelligent, das! Kurzweiliger Spaß, den man sich immer wider angucken kann. In diesem Sinne: "I like to move it move it, ..."
(01.03.2006)
#433
Geschrieben 02. März 2006, 23:23
Regie: Andrew Niccol
While private gunrunners continue to thrive, the world’s biggest arms suppliers are the U.S., U.K., Russia, France and China.
They are also the five permanent members of the U.N. Security Council.
Oben genannte Zeilen, im Film kurz vor dem Abspann zu lesen, geben dem Zuschauer nach zwei zynisch-schwarzhumorigen Stunden den Rest. Verteufelt Niccols Streifen zuvor lediglich den Lord of War (Cage) und die Warlords, hält er dem westen am Schluss noch den Spiegel vors Gesicht. LORD OF WAR fesselt von der ersten Minute an, die geniale Anfangssequenz, aus der Perspektive einer Gewehrkugel gefilmt, tut ihr übriges. Yuri Orlov (Cage) erzählt uns mehr oder weniger seine Lebensgeschichte: angefangen von der Flucht aus der UdSSR, über das Leben in den USA, bis hin zu seinem Plan, etwas Großes zu tun.
Diese Bestimmung findet Yuri schließlich im Waffenhandel. Kein Embargo ist ihm zu schwierig, zu umgehen, kein Diktator zu menschenverachtend (gut, mit Bin Laden hat er nicht gedealt, was aber andere Gründe hatte... ) und kein Interpolbeamter (Ethan Hawke) zu überlegen. Sein Leben läuft prächtig (er heiratet sogar noch die wunderhübsche Bridget Moynahan ), bis er und seine Menschen um ihn schließlich realisieren, was er da überhaupt tut. Besonders interessant ist hier, dass ihm sein Bruder (Jared Leto) - meist mit Drogen zugepumpt - die Augen öffnen muss.
So richtig werden ihm die Augen dann leider doch nicht, was für den Verlauf des Filmes aber nicht schlecht ist. Ein Hollywood-like Happy End hätte dem Film sowieso alles andere als gut getan, hat sich doch kein Studio gefunden, dass Niccol unterstützen wollte. Ironie des Schicksals muss man es wohl auch nennen, wenn ein Film der die schmutzigen Geschäfte von Waffenhändlern aufdecken will, auf echte Waffenhändler ob der Requisiten zurückgreifen muss ().
LORD OF WAR ist voll symbolischer (Knattern einer AK-47 wird durch das Geräusch von „Cash“ ersetzt; Yuri tippt wild auf einem Taschenrechner herum, während eine Lenin-Statue neben ihm auf dem Boden liegt) und „magisch“ anmutender Momente. Niccol nimmt selten ein Blatt vor den Mund und zeigt und (Bürger)Kriege in ungeschönter Realität: verbrannte Leichen, kämpfende Kindersoldaten, ethnische Säuberungen, ... - definitiv kein Film für Zartbesaitete! LORD OF WAR ist hochpolitisch und zeigt mit seinen aktuellen „Brüdern im Geiste“, wie bspw. SYRIANA, dass die Welt in der wir (Westen) leben, doch nicht so schön ist.
Was dem politisch versierten Zuschauer in SYRIANA schon lange bewusst ist, wird in Niccols Film endgültig aufgedeckt: es sind nicht nur Menschen wie Yuri, die aus dem Tod Armer profitieren, sondern zu den radikalsten gehören wir selbst (auch wenn Deutschland „nur“ auf Platz 8 der weltweit größten Waffenexporteure ist). Es ist nicht nur die Tatsache, dass ich während der letzten Szene Gänsehaut hatte, es ist vor allem die gnadenlose Ehrlichkeit, gekonnt gemischt mit humoristischen Mitteln, die LORD OF WAR zu einem der eindringlichsten Filme der letzten Zeit werden lässt.
Niccol hatte ja nicht zuletzt auch mit GATTACA bewiesen, dass er etwas kann, hier vor allem auch optisch. Auch wenn es ziemlich ausgelutscht klingen mag: ganz groß!
(02.03.2006)
#434
Geschrieben 03. März 2006, 23:08
Regie: Michael Winner
... und dazwischen: 86 Minuten Sodom & Gomorrah!
(03.03.2006)
#435
Geschrieben 05. März 2006, 16:23
Regie: Fernando Di Leo
Mit diesem für mich ersten Kontakt mit einem Poliziotti, konnte ich ehrlich gesagt nicht richtig warm werden. Keine Frage, der Film hat seine Momente, so gefällt beispielsweise das schöne Overacting Adorfs oder die herrlich naiven Schießereien (und ich dachte schon, „realitätsnäher“ und „teurer“ als in ILSA können Menschen nicht den Löffel abgeben), die nahezu ohne Blut auskommen. Der Funke wollte dann aber doch nicht so richtig überspringen. Ich kann auch nicht genau sagen, woran es lag - an der doch recht simplen Geschichte oder an der immer gleich klingenden Musik?
Das Genre werde ich dennoch nicht aufgeben, denn auf DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER (zählt der überhaupt dazu?) bin ich dann doch gespannt (gut, das war ich auch auf MILANO CALIBRO 9... ). Kurz gesagt: gemischt Gefühle, hier. Der Film zeigt übrigens einmal mehr, dass die Italiener gut gekleidete Menschen sind - und das schon in den 70ern!
(04.03.2006)
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HOLLOW MAN (USA/Deutschland 2000) – TV (ProSieben)
Regie: Paul Verhoeven
Auch wenn es sich bei HOLLOW MAN eindeutig um Verhoevens konventionellsten und zahmsten Film handelt, so konnte er es sich dennoch nicht nehmen, einige doch recht blutige Szenen, sowie ein paar nackte Brüste zu zeigen. Trotz alledem ist HOLLOW MAN spannende und gute Unterhaltung. Die Thematik ist äußerst interessant, verspürt doch wohl jeder den Wunsch, einmal den unsichtbaren Mann bzw. die Frau zu spielen.
So kehrt besonders der Mann, hier ein wunderbar arschig-arroganter Kevin Bacon, zu seinen BASIC INSTINCTs zurück: er tötet, um zu „überleben“, stellt heimlich den Frauen nach und vergewaltigt sogar seine Nachbarin (was für eine Frau... ! ) (in gewisser Hinsicht kommt auch noch das „Fresen“ in Form der Schokoriegel hinzu). Ansonsten hat es mich natürlich gefreut, William „Secretary Heller“ Devane und Greg „Agent Weiss“ Grunberg zu sehen.
Abschließend noch ein Ranking Verhoevens amerikanischer Produktionen, was angesichts der hohen Dichte der sehr guten Filme in diesem Oeuvre doch recht schwer fällt - bis aus SHOWGIRLS natürlich. Da fällt es mir dann doch wieder nicht so schwer...
1. STARSHIP TROOPERS
1. ROBOCOP
2. BASIC INSTINCT
2. TOTAL RECALL
3. HOLLOW MAN
4. SHOWGIRLS
(04.03.2006)
#436
Geschrieben 06. März 2006, 14:14
Regie: John Carpenter
Da ich im Moment keine Lust und andere Sorgen habe, nur so viel: eher Flop als topp. Was hat sich Carpenter eigentlich dabei gedacht, Maggie (Adrienne Barbeau) die ganze Zeit mit einem bauchnabeltiefen Ausschnitt herumlaufen zu lassen, dabei mit den Dingern zu wackeln und die Wumme mit ihrer Hand zu umschließen, als sei es... ?
(05.03.2006)
#437
Geschrieben 06. März 2006, 23:54
Regie: Wes Craven
Nach dieser Sichtung hoffe ich nur eins: dass ich gut schlafen kann! Der erste Teil der Freddy Krueger-Saga ist ja mal Terror pur! Schon bei der ersten Szene im Wald, wenn Depp von seinem Kumpel angesprungen wird, hatte mein Herz kurz aufgehört zu schlagen. Nur wird es das nächste Mal nicht nur bei einem Kumpel Depps bleiben... Allein Kruegers (Robert Englund) Antlitz ist schon so etwas von erschreckend, dass sich einem die Haare zu Berge stellen und man am ganzen Körper zittert.
Ich denke, ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass ich mich das letzte Mal beim TEXAS CHAIN SAW MASSACRE so gefürchtet habe (naja, nicht wirklich gefürchtet) - und das soll was heißen! Was ich an A NIGHTMARE ON ELM STREET so schätze sind sicherlich auch seine guten und vor allem Angsteinflößenden Effekte. Wenn ich da bspw. an das Aufschlitzen oder die riesige Blutfontäne denke, kommen mir fast schon die Tränen, sind heutige Slasher und Horrorstreifen doch eher zahm im vergleich zu Cravens großem Film.
M. M. nach besonders tolle Einstellung, wenn Freddy von Nancy (Heather Langenkamp) das „Gesicht“ weggerissen wird und Freddys wahres Antlitz zum Vorschein kommt - definitiv einer der größten Schockmomente, wobei der Film eigentlich ein ganzer großer Schockmoment ist. Ich will hier ja nicht nur dem Film Lobhuldigen, nur gibt es von meiner Seite eigentlich kaum etwas, das ich dem Film vorwerfen könnte. Die Länge ist perfekt, der Score atmosphärisch perfekt und die bereits genannten Effekt sind sowieso über allem erhaben.
So fällt NIGHTMARE leider einmal mehr in die Kategorie der Filme bzw. Klassiker, die ich erst Jahrzehnte nach Veröffentlichung zum ersten Mal zu sehen bekomme - wobei: besser zu spät, als nie! Schaue ich mit Cravens Filmografie so an, sehe ich da einiges, das ich unbedingt noch sehen muss - allen voran THE HILLS HAVE EYES, dessen Remake ich höchstwahrscheinlich vor dem Original sehen werde (was bei TCM auch schon der Fall war). Ob ich die diversen Sequels noch nachschieben werde, ist eine andere Frage - zuvor müssen erst mal die SCREAM-Filme angeschafft werden.
(06.03.2006)
#438
Geschrieben 08. März 2006, 01:11
Regie: Darren Lynn Bousman
"It's the last house on the left."
Das Sequel zum erfolgreichen ersten Teil knüpft fast nahtlos an. Erneut befindet sich zu Beginn eine unbekannte Person in einem Raum, geschändet mit einem undefinierbaren Gerät um den Kopf. Natürlich bekommt er das Ding nicht einfach so ab, nein, zuerst muss er natürlich das Rätsel eines uns bekannten Psychos lösen - Jigsaws (bekannt aus 24 und ALIAS). Was folgt, ist ein groß angelegtes „Spiel“ mit sechs neuen Gesichtern - allesamt jung aber nicht (ganz) unschuldig. Der unbekannte Raum ist da, die Fallen sind gestellt, die Nerven liegen blank, kur gesagt: die Spiele können beginnen!
Das oben beschriebene Setting ist gleichzeitig auch das größte Problem von SAW II. Das Sequel ähnelt nämlich zu stark seinem Vorgänger. Dass es so kommen würde, war ja fast abzusehen, nur reicht es eben nicht aus, lediglich ein paar neue Fallen und Todesarten auszudenken, dafür war der erste Teil dann doch etwas „intelligenter“. Da schafft auch die eigentliche Rahmenhandlung um ein Vater-Sohn-Jigsaw-Duell nicht ganz aus. Trotz dieser Mängel weiß SAW II dann aber doch noch recht gut zu unterhalten, lässt man sich eben darauf ein, dass man in erster Linie mit Gore und Psychospielchen bedient wird.
So hat die Szene mit den gebrauchten Spritzen mich doch dazu gebracht, die Zähne etwas zusammenzubeißen - man stellt sich ja immerhin vor, sich selbst in dieser Lage zu befinden... Der Rest war sogar noch langweiliger als in Vorgänger, leider! So schafften es lediglich noch Beverly Mitchell (ja, ich sehe bzw. habe 7TH HEAVEN gerne gesehen!) und Dina Meyer (hier glücklicherweise mit größerer Rolle als im ersten Teil) Gefallen am Film zu haben. Der Schluss - offener geht’s nicht - ist angesichts des zu Halloween vor der Tür stehenden dritten Teil nicht mehr verwunderlich. Dann aber bitte wieder dem Original würdiger...
(07.03.2006)
#439
Geschrieben 08. März 2006, 23:53
Regie: John Woo
Woo goes Vietnam...
Naja, nicht wirklich, Woo verlegt lediglich einen Großteil des Settings nach Vietnam im Jahre 1967. Wenn jedoch in Vietnam, dann aber heftig - und er lässt dabei nichts missen, was all die patriotischen US-Produktionen in Petto hatten: amerikanische POWs werden gefoltert und exekutiert, der Vietcong ist das personifizierte Böse und am Ende kommen die Special Forces, die ihre (und unsere drei Helden) raushauen.
Nach all den großen Entdeckungen (ausnahmslos eigentlich alle HK-Filme Woos, die ich bisher gesehen habe) markiert BULLET IN THE HEAD leider (!) den ersten weniger guten Film Woos. Der Anfang, wenn sich unsere Helden zu fröhlicher Musik die Köpfe einschlagen, wirkt das schon ziemlich abstoßend. Noch mehr enttäuschend ist jedoch das Ende und der Ausgang der Freundschaft - warum hätte Woo xy (diese asiatischen Namen... ) nicht einfach den Schädel „abliefern“ können und es gut sein lassen? Aber nein, die beiden müssen sich natürlich wieder bis zum Tod bekämpfen - Woos Philosophie der Rache eben...
Wie von Woo gewohnt wird man wenigstens auf der Actionschiene alles andere als enttäusch, ist BULLET IN THE HEAD doch eigentlich nicht anderes als eine einzige große Schießerei. Mein Abneigung - wobei dieses Wort schon fast wieder zu „stark“ ist - rührt wohl hauptsächlich von der Geschichte her. Haben sich die Freunde in den bisherigen Bloodsheds gegen andere verbündet, verbünden sich hier (zumindest zwei von ihnen) gegen sich selbst. Da hätte Woo dann doch einmal mehr in urbaner HK-Gegend verweilen sollen, statt gleich buchstäblich nach Vietnam in den Krieg zu ziehen.
Die damit aufkommende Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe, ist natürlich die nach dem warum. Warum flüchten die drei ausgerechnet nach Vietnam? Wussten die etwa nicht, dass da ein Krieg tobt??? Klar, sie wollten ihr Merchandise unter die Leute bringen, nur warum bitteschön in Vietnam? Klassischer Fall von eigenem Verschulden also. Genau so ist es auch bei Woo selbst - selbst Schuld, Mr. Woo! Absolut kein Verständnis dafür, dass viele Fans BULLET IN THE HEAD für Woos besten halten - ich meine, Kugeln und viele Tote sind weiß Gott nicht alles, nicht mal bei einem Woo!
(08.03.2006)
#440
Geschrieben 09. März 2006, 23:14
Regie: John Woo
Nach der leichten Enttäuschung von BULLET IN THE HEAD habe ich beschlossen, Woo nach der Sichtung von ONCE A THIEF diesen kleinen Fehltritt zu vergeben. Letzterer besticht durch klasse Action, die sowohl perfekt choreographiert, als auch getimt ist, durch einen schönen Einsatz des Freundschafts- und Loyalitätsthemas und durch eine schöne Prise Humor. Es ist wohl der einzige Film Woos, der die gnadenlose Action (wobei diese hier im Vergleich zu den anderen Filmen zahmer ist) mit einer deftigen Portion Humor und sogar - ganz überraschend - Slapstick verbindet.
So habe ich meinen Augen fast nicht getraut, als Yun-Fat kurz vor den End Credits noch mal so richtig abgeht (siehe Bild oben)! Hallo, was ist denn mit Woo falsch gelaufen? Mir hat’s auf jeden Fall riesig Spaß gemacht, denn der Humor ist ja wie schon erwähnt nicht alles. So bildet das Gespann aus den beiden A BETTER TOMORROW-Filmen Yun-Fat und Leslie Cheung erneut ein brüderliches Verhältnis, was der Punisher sehr begrüßt (warum hat sich Cheung eigentlich vor drei Jahren umgebracht? Echt schade! ) .
Wie heißt es so schön: wer wagt, der auch gewinnt. Woo hat sich mit betreten des Heist-Movies wirklich etwas getraut und dabei deutlich gewonnen. Schön zu sehen, dass auch ein sonst bierernster Regisseur (oder gibt es sonst noch einen anderen „lustigen“ Film von ihm?) mal so etwas aus dem Hut zaubert! Yun-Fat ist saugut drauf und das sieht man ihm auch an, die Action stimmt und die Story ist ebenfalls unterhaltsam - ich hatte definitiv meinen Spaß!
(09.03.2006)
#441
Geschrieben 10. März 2006, 19:30
Regie: Krzysztof Kieslowski
Schön, wie langsam sich der Film entwickelt, dabei aber zu keiner Zeit langweilig ist. Schön, wie die Musik passend eingesetzt und die tragischen Momente des Protagonisten Karol (Zbigniew Zamachowski) untermalt. Schön auch die Richtung, die der Film im Laufe der Zeit einschlägt. Schön, wie die beiden trotz Sprachbarrieren kommunizieren können. Schön, wie es am Ende ausgeht und die unsterbliche Liebe siegt.
Einfach schön! Zwar nicht ganz so meisterhaft, wie ROUGE, aber dennoch ein kleines, wunderschönes Juwel. Auch eine Nacht später wirkt der Zauber noch - muss BLEU zwar noch sehen, kann aber überhaupt nicht verstehen, warum BIALY meist so mies gemacht wird!
(10.03.2006)
#442
Geschrieben 13. März 2006, 17:50
Regie: David Cronenberg
EXISTENZ, die zweite... und noch immer ist der Film nicht das Gelbe vom Ei. Meine Meinung nach der Erstsichtung revidiere ich zwar, völlig angetan von diesem Cronenbergschen Machwerk bin ich aber dennoch nicht. Der Film ist interessant (wenn auch weniger, als Cronenbergs andere), gehört aber wohl zu den schlechteren Filmen des Kanadiers. Was ich richtig schön bei EXISTENZ und auch bei den anderen Cronenbergs finde, ist die Tatsache, dass sie so was von unkonventionell sind - erzählen die meisten Filme doch von einer nicht allzu fernen Realität (oder eben gerade dieser), geht Cronenberg genau den anderen weg...
P.S.: Kann es sein, dass Jude Law mit aller Kraft versuchte, seinen Akzent zu unterdrücken... ?
(12.03.2006)
#443
Geschrieben 14. März 2006, 13:32
Regie: Frank Marshall
Da gehe ich gestern in die Sneak um hoffentlich V FOR VENDETTA zu sehen, doch was kommt stattdessen - ANTARCTICA (dt. Titel). Nein, ich rege mich weniger über EIGHT BELOW auf, als über die Tatsache, dass ich den Film einen Tag zuvor hätte kostenlos in einer Preview sehen können - und in der gestrigen Sneak habe ich immerhin vier Euro dafür gelatzt! So was tut dann schon weh...
Zum Film: Disney-typisch zahm, kitschig und mit zuckersüßem Happyend versehen. Für Hundeliebhaber (speziell Huskies) der ultimative Film! Für mich daher eher ganz nett - schadet nicht, ihn gesehen zu haben. Ein typischer Kandidat für die Kategorie: kann man gesehen haben, muss man aber nicht. Schluss jetzt, sonst rege ich mich nur wieder auf...
(13.03.2006)
#444
Geschrieben 14. März 2006, 23:37
Regie: Curtis Hanson
Treffender könnte der Titel des Filmes nicht gewählt sein, versuchen seine Protagonisten doch all ihren Dreck am besten unter dem Teppich verschwinden zu lassen. Da wäre zum einen Officer White (Russell Crowe), ein Cop, der am liebsten erst schlägt und dann Fragen stellt. Sein Gegenstück: Sgt. Exley (Guy Pearce), ein junger, karrieregeiler Naseweis, der das Gesetzt auch im größten Tumult hochhält. Kaum vorstellbar, dass die beiden im Laufe des Filmes vom Schicksal auserkoren werden, zusammenzuarbeiten (die Szene hat übrigens was von ASSAULT ON PRECINCT 13).
Den beiden zur Seite steht ein ebenfalls nicht zu beachtende Riege großer und kleiner großer Darsteller, angefangen bei Kim Basinger als undurchschaubare Femme Fatale, über Kevin Spacey (der Mann hat einen unglaublichen Charme!), bis hin zu Ron Rifkin als District Attorney. Schöne Film Noir-Story, erstklassige Darsteller, Musik von Jerry Goldsmith - was kann da eigentlich noch schief gehen? Im Grunde genommen fast nichts, ist L.A. CONFIDENTIAL doch spannende und mitreißende Unterhaltung.
Es schockiert regelgerecht, wenn nach und nach die geheimen Machenschaften der Charaktere ans Licht kommen - jeder hat hier eines, egal ob Cop, Bad Guy oder blonde Schönheit. So gelingen die Plot Twists ohne stark konstruiert oder aufdringlich zu wirken. Da denkt man am Anfang noch so und so, nur um „wenig“ (der Film geht immerhin über 130 Minuten!) später feststellen zu müssen, dass man sich im jeweiligen Charakter getäuscht hat. So war ich ziemlich überrascht, dass der Film auch bei der Zweitsichtung so perfekt funktionierte, liegt die erste Sichtung doch „erst“ einige Jahre zurück... und das deutet schließlich von Qualität.
(14.03.2006)
#445
Geschrieben 15. März 2006, 22:36
Regie: John Huston
Endlich gesehen, doch leider konnte ich mit diesem „ersten“ Noir nicht richtig warm werden. Bogey ist klasse, keine Frage, auch wenn er hier eher den arroganten Arsch gibt, als den adretten Gentlemen.
Storytechnisch war mir das Ganze aber etwas zu flach und unausgegoren. So muss ich THE MALTESE FALCON leider in die Kategorie Gut-finden-wollen-aber-leider-nicht-gut-finden stecken. Schade, da sind andere Vertreter der schwarzen Reihe, wie bspw. KEY LARGO oder DU RIFIFI CHEZ LES HOMMES deutlich besser...
Man kann es nicht oft genug sagen, aber die vierziger waren in Sachen Stil und Kleidung einfach das ultimative Jahrzehnt. Diese dunklen Anzüge, die langen Mäntel, die stilvollen Hüte - da wünscht man sich doch nichts lieber als eine Zeitmaschine .
(15.03.2006)
#446
Geschrieben 18. März 2006, 00:08
Regie: James McTeigue
"Remember, remember the 5th of November."
Komme gerade aus dem Kino und bin sehr positiv überrascht. Genau wie bei SIN CITY kenne ich die literarische Vorlage nicht, denke aber auch behaupten zu können, dass die Umsetzung gut gelungen ist. Tolle beängstigende Story, gut Darsteller und perfekt durchgestylte Action. Klar, dass die Wachowskis bei letzterer nicht ganz von THE MATRIX abweichen konnten - zu deutlich sind die Zeitlupeneinsätze und die so genannte Bullet-Time. Leider gibt es in Sachen Action aber erst ganz am Schluss die volle Dosis Messer und Blut, davor wird geredet - viel geredet.
Die düstere Zukunftsvision eines totalitären Englands ("England obsiegt!") macht Angst und erinnert nicht von ungefähr an die Nazi-Diktatur. So hängen bei den „Alten“ natürlich riesige Banner an den Wänden - und in der Mitte: ein Porträt des Kanzlers (John Hurt), der mit seinem Scheitel und den schwarzen Haaren nur zu deutlich in Richtung Hitler zielt. So ist es nicht nur die Mimik und Gestik des Kanzlers, die an den „Führer“ erinnert, es ist auch die Geschichte, wie es in UK zu diesem Zustand kam.
Des Weiteren wird gegen Kranke, homosexuelle und andersgläubige vorgegangen (allein der Besitz des Korans reicht aus, um inhaftiert bzw. liquidiert zu werden!). „Schön“ zu sehen auch, der (leider nur kurz im Bild zu sehende) Banner der „Koalition der Willigen“: USA, Nazi-Deutschland und Großbritannien. Das Logo des „neuen“ Englands, bestehend aus zwei Kreuzen, zeigt nur zu deutlich, dass hier nicht mit Glauben regiert wird, sondern mit Angst und Zensur.
Natalie Portman - eigentlich immer hübsch anzusehen - ist hier bis zu ihrer Kahlschälung besonders nett anzusehen – diese braunen Locken, die hübschen Ohrringe, ... Hugo Weaving, den man als solchen leider nicht einmal zu sehen bekommt, spielt seine Rolle des Rächers aus Zelle „V“ gut, wobei man auf Grund der deutschen Synchronisation kaum was von seiner Emotionalität in der Stimme mitbekommt (ich behaupte jetzt aber einfach mal, das dies in der OV so ist).
So ist V FOR VENDETTA letzten Endes ein hochpolitisches Stück, das man sowohl auf die Vergangenheit (Nazis), als auch auf aktuellere Ereignisse anwenden kann (das Drehbuch wurde lange vor Irak und Co. geschrieben); so wird bspw. erwähnt, dass es in den USA auf Grund der Kriegsführungen im Ausland zu Bürgerkriegen im eigenen Land kam und die USA schließlich auch am Elend Englands Schuld ist.
Auch wenn zwischenzeitlich viel geredet wird, so bleibt der Film dennoch unterhaltsam, indem er gelungene Action mit Politik, Popcorn-Atmosphäre und einer knisternden Beziehung zwischen den beiden Protagonisten verbindet - anschauen, auch wenn der ein oder andere Logikfehler eigentlich nicht verziehen werden kann!
(17.03.2006)
#447
Geschrieben 18. März 2006, 23:59
Regie: Roland Emmerich
Anmerkung, die erste: eigentlich hatte ich ja heute Abend vor mir FINAL DESTINATION 3 und das Remake THE HILLS HAVE EYES auf den FantasyFilmfestNights in Stuttgart anzusehen. Leider hatte ich dann aber (alleine) irgendwie doch keinen Bock mehr, und selbst von hier sind es noch gute 30 Kilometer bis zur Landeshauptstadt. Ich also kurzfristig umgeplant und drei DVDs ausgeliehen - THHE startet ja schließlich schon am Donnerstag...
Anmerkung, die zweite: hatte ich eigentlich schon mal erwähnt, dass die Nichte „unseres“ Emmerichs (er kommt ja schließlich aus Sindelfingen [übrigens einst die reichste Stadt Deutschlands!] und nicht aus Stuttgart) einige Jahre in meine Parallelklasse ging? Egal, denn eigentlich will ich hier ja was zu seinem Hollywood-Debüt sagen bzw. schreiben...
Was für den Horror-Freund FREDDY VS. JASON ist, ist für Action-Fans UNIVERSAL SOLDIER. Statt Freddy und Jason treffen hier die beiden größten Stars des gehobenen 80er-B-Movies aufeinander: die Muscles from Brussels treffen auf den Schwedenhammer oder anders: Jean-Claude Van Damme trifft auf Dolph Lundgren (und beide dürfen natürlich auch ihre Körper in voller Pracht zeigen). Nicht zu vergessen natürlich unser Mann in Hollywood, Ralf Moeller (der, wie es scheint, gerne rohes Fleisch ist ) ! Was bei diesem Treffen der „Titanen“ ’rauskam ist ein durchaus ansehnlicher No Brainer, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt.
Mit den beiden - sagen wir schauspielerisch beschränkten Protagonisten - hat Emmerich seine Unisols eigentlich perfekt besetzt, laufen die beiden den größten Teil des Filmes doch soweiso nur mit ein- bis zwei Gesichtsausdrücken herum. So wirkt in der besten Szene des Filmes, der Restaurantszene, das gleiche Prinzip wie bei den Schwarzenegger-Streifen: Van Dammes Spiel passt zur Situation (er [Maschine] hat noch nie zuvor gegessen... ) einfach wie die Faust auf Auge - und ich als Zuschauer kann mich mal wieder kaum auf dem Stuhl halten.
Gewalttechnisch hat der Film ebenfalls einiges zu bieten: blutige Einschüsse ohne Ende, zahlreiche Genickbrüche und am Ende kriegt der böse Dolph noch mal so richtig auf die Fresse! Das macht Spaß, das wollen wir sehen! Gelungener Einstieg also, Herr Emmerich, auch wenn die Parallelen zu T2 natürlich kaum zu übersehen sind. Ob Ihrer Nichte der Film auch so gut gefällt, wie mir... ?
(18.03.2006)
#448
Geschrieben 19. März 2006, 00:40
Regie: Wes Craven
In gerade mal 73 Minuten reiner Spielzeit gelingt es Craven einem spannenden Thriller mit schönem Setting auf die Beine zu stellen. Der Film lebt weniger von seiner zugegeben seichten Story (die man locker hätte auch in einer TV-Episode einbringen könne), als von seinen beiden großen „kleinen“ Darstellern. Besonders Cilian Murphy begeistert mit seiner nahezu-Schizophrenie, einerseits der Gentlemen, der niemandem einen Gefallen abschlagen kann, andererseits der Psychopath, der über Leichen geht.
Passend dazu die Gesichter der beiden, immer wieder in Close-Ups eingefangen. Da steht einem selbst schon der Schweiß auf der Stirn. Bei all diesen tollen Eigenschaften des Filmes, die der Altmeister da ’raushaut, hat RED EYE jedoch auch Schwächen. Die größte natürlich die Story an sich und der Charakter des Rippner (Murphy). Da stelle ich mir am Ende doch die Frage, welches Motiv letzterer hatte und warum seine „Kollegen“ russisch sprechen. Hinzu kommen die meiner Meinung nach übertriebenen Schutzmaßnahmen für den stellvertretenden (!) Minister - so gut wird doch nicht einmal ein wirklich wichtiger Minister geschützt, oder?
Alles in allem aber genau das, was ich erwartet hatte: kurzweilige Unterhaltung (bei der Laufzeit ja auch keine Wunder) mit einer hübschen Rachel McAdams und einem Murphy, der nach (?) BATMAN BEGINS einmal mehr den Wolf im Schafspelz mimt. Lässt man sich darauf ein und stört sich nicht an den Logikfehlern, kann man sich mit diesem Vehikel Cravens, der damit neues Terrain betritt, durchaus anfreunden. Mir hat’s gefallen - ein filmischer Quickie.
(18.03.2006)
#449
Geschrieben 19. März 2006, 21:53
Regie: Steve Box, Nick Park
Ich war schon immer ein Fan der beiden Knetfiguren und kenne somit all ihre Kurzfilmabenteuer. Natürlich nur eine Frage der Zeit, bis es die beiden niedlichen Helden auf die große Leinwand schaffen würden - und ich muss sagen, dass das erste Kinoabenteuer den Kurzfilmen in nichts nachsteht. Was man da knappe 80 Minuten vorgesetzt bekommt ist ein Riesenspaß für Jung und Alt! Die Hasen sind so niedlich, dass man richtig mit Lady Tottington fühlt und sie am liebsten selbst in seine Arme schließen würde .
Ganz im Gegensatz natürlich zum Were-Rabbit, der dem ein oder anderen jüngeren Zuschauer bestimmt Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Schön auch, wie hier KING KONG zitiert und die Szene mit dem ESB sogar fast 1:1 kopiert wird (inkl. Flugzeuge). Apropos Flugzeuge: Gromit fliegt natürlich einen Jet der Royal Air Force, der Hund Victors natürlich einen deutschen Richthofen... Auf Wallaces Bücherregal sollte man auch mal einen genauen Blick werfen...
Figuren von ulkig (Lady Tottington), über abstoßend (Victor), bis hin zu unserer Dumpfbacke Wallace - THE CURSE OF THE WERE-RABBIT macht riesige Laune! Dazu noch ein schöner Zimmer-Score und man fühlt sich fast schon wieder als Kind - großartig! Kein Wunder ist der Film schon in den Top 250...
Übrigens: Wallace und Gromit haben irgendwie auch was von PINKY AND THE BRAIN - Wallace ist Pinky und Gromit ist (das) Brain...
(19.03.2006)
#450
Geschrieben 20. März 2006, 11:58
Regie: Nicholas Meyer
Da geht sie auf ihre letzte Reise, die Crew der U.S.S. Enterprise NCC-1701-A. Zugegeben war ich nie ein großer Fan der TOS-Crew, die Filme der Kirk-Crew habe ich aber immer gemocht (und bis auf den ersten Film der Reihe und THE FINAL FRONTIER habe ich auch alle gesehen). THE UNDISCOVERED COUNTRY ist wohl der Film der Reihe, den ich bis dato am häufigsten gesehen habe - nicht weil ich ihn am besten finde, sondern weil es sich bisher einfach am häufigsten ergeben hat (wobei die letzte Sichtung bestimmt schon vier bis fünf Jahre zurückliegt).
Was STAR TREK VI so gut macht, ist vor allem seine kluge und interessante Story, die zudem noch politisch angehaucht ist. Die Fans (zu denen ich mich durchaus zählen würde, habe ich doch Jahrelang jedes ST-Fact File und keine Episoden im TV verpasst!) werden mit allem bedient, was den Charme von ST ausmacht: typischer ST-Humor, eine kluge Story, Raumschlachten und jede Menge fremder Wesen. Am besten gefiel mir jedoch schon immer die Szene auf der Kronos 1, die mit nicht vorhandenem Gravitationsfeld von zwei unbekannten Männern geentert wird.
Die Kamerafahrt durch die Gänge des Schiffs, die Phaser-feuernden Unbekannten, das klingonische Blut, das in der Luft schwebt, ... Nach so einem Vorfall - und vor allem der Tatsache, wie die Klingonen die ganzen ersten Jahrzehnte in ST dargestellt wurden - ist es schon verwunderlich, dass die einstigen Todfeinde in DS9 schließlich zu Alliierten werden (gut, das Dominion steht ja auch immerhin vor der Tür... ). Ich könnte noch ewiger weiter über ST „philosophieren“ und meine alten Erinnerungen an die Oberfläche zurückholen, doch ich bin mir der Tatsache bewusst, dass es mindestens genauso viele Leute gibt, die ST verachten, wie Leute, die ST lieben...
STAR TREK VI bleibt aber auf jeden Fall einer der besten Filme der Reihe, zumal er auch den Bonus genießt, das letzte Mal die TOS-Crew zu zeigen. Mit Picard, Janeway, Sisko und Co. (mit ENTERPRISE konnte ich übrigens nie warm werden!) hat Kirk jedoch würdige Nachfolger gefunden, wobei ich TNG und DS9 VOYAGER noch immer bevorzuge. In diesem Sinne: "Energie."
(19.03.2006)
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