Einer der Filme, auf die ich schon seit Erscheinen des Trailers ganz heiß war. Leider erlaubte mir mein Ferienjob aber nicht, den Film gleich am Donnerstag oder Mittwoch zu sehen (Spätschicht), deshalb konnte ich erst gestern in den Genuss von Manns Neuem. Da der Film mit den ersten eintrudelnden Kritiken jedoch ganz dem Motto
Hate it or love it folgte, waren meine Erwartung somit etwas gedämpft. Gut so, denn der erhoffte Hammer ist MIAMI VICE keinesfalls. Der Film ist gut, das steht auch außer Frage, aber an Manns vorangegangene Erfolge wie THE INSIDER, HEAT und COLLATERAL kommt er dann doch nicht ganz heran. In erster Linie ist es Manns gewohnt hochästhetische Optik, die MIAMI VICE so cool,
smooth und kühl wirken lässt. Diese atemberaubende Optik entfaltet ihre Pracht schon zu Beginn, der uns mitten ins Geschehen versetzt und uns nicht einmal eine Verschnaufpause in Form des Vorspanns gibt. Crockett (
Don Johnson Colin Farrell) und Tubbs (Jamie Foxx) sind im Einsatz, in einem gerammelt vollen Club. Crockett bekommt einen Anruf und setzt sich auf das Dach des Clubs ab - zum ersten Mal sehen wir Miami in der Nacht, und schon ist man von der Kamera begeistert.
Im Laufe des Filmes folgen unzählige weitere dieser Einstellungen, mal ist es das bezaubernde Kuba, mal ein in den Wolken düsender Jet und ein andermal ein Speedboat, das seine Wellen auf dem unendlich weit erscheinenden Ozean schlägt. Ein großer weitere Pluspunkt sind sicherlich die beiden Hauptdarsteller, auch wenn sich Mr. Farrell das ein oder andere Mal
zu cool und lässig vorkommt (diesen Schnauzer kann aber wirklich auch nur er tragen!). Lässig und cool fasst auch den Soundtrack zusammen, der meisterlich eingesetzt ist und nicht weniger meisterlich ausgesucht ist. Besonders das spanische/kubanische Stück hat mich fast dazu gebracht aus meinem Sessel aufzustehen und mitzutanzen - wenn ich denn tanzen könnte
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. Bevor ich jedoch zu den negativen Seiten des filmischen "Remakes" komme, noch ein paar Worte zum Shootout: ganz, ganz großes Kino! Selten authentischerer Schusswechsel und Feuergeräusche gehört. Die Kamera setzt das Geschehen zudem kongenial um. Damit kann MIAMI VICE wirklich ganz stark punkten! Ansonsten ist der Film auf der positiven Seite natürlich noch durch seine coolen Autos, Frauen und Sprüche zu loben. Das war es leider schon, denn leider hat Mann auch einige Fehler gemacht...
Zum einen ist der Film ein gutes Stück zu lang geworden. Die Story ist für solch eine Länge viel zu dünn, sodass ich mich nach Ende des Films schon fragte, wie man dieses Stück Handlung in ein 130 Minuten Kostüm gepresst hat, bzw. konnte. Des Weiteren bietet die Storyline auch nichts sonderlich Neues (im Gegensatz zu COLLATERAL). Es ist die nicht enden wollende Geschichte: Cops gegen Drogendealer und umgekehrt. Das Ende ist dabei jedoch das ärgerlichste, denn sobald der Shootout zu Ende ist, setzt Mann noch mal auf ganz große Emotionen und lässt seine beiden Protagonisten nicht megacool weitermachen, sondern richtig stark leiden. War der Job all dieses Leid wert (zumal nur wage erfolgreich)? Sind die beiden nicht doch etwas zu weit gegangen? Wie auch immer, an charakterlicher Tiefe der beiden fehlt es sowieso ein Stück. Wenn man sich daran jedoch nicht stört und auch über kleinere Logikfehler hinwegsieht, dann macht MIAMI VICE richtig Spaß. Ein wirklich saucooles Stück Film, welches zwar voll auf
Style over substance setzt, aber dennoch zu gefallen weiß und mit einem teilweise sehr hohen Gewaltfaktor überrascht.
Man muss nur wirklich aufpassen, dass man sich danach nicht auch so cool fühlt wie die beiden und mit seinem Wagen auf den Straßen rumheizt. Die Gefahr ist nämlich sehr, sehr groß!
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Ich zähle mich jetzt auf jeden Fall zu denjenigen, denen der Film mehr zusagt als nicht...