CIDADE DE DEUS (Brasilien/Frankreich/USA 2002) – TV (RBB)
Regie: Fernando Meirelles, Kátia Lund
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich anfangen soll. Ich bin schlicht und ergreifend platt und am Ende meiner Kräfte. Ich fühle mich, als hätte mich Locke höchstpersönlich mit einer Knarre bedroht und mich zusammengeschlagen! Was mir als ersten in den Sinn kommt: dagegen sind Ki-Duks Filme ja Kindergarten gegen! Wenn der Film am Ende zeigt, wie die Kleinen mit Waffen durch das Viertel ziehen und eine Todesliste schreiben wollen, und man liest, dass der Film nicht in der "Stadt Gottes" gedreht werden konnte, da es zu gefährlich sei, dann stockt einem schon der Atem! Ich meine, dass es Bandenkriege gibt und die Armut in den Drittweltländern für jede Menge Kriminalität sorgt, ist ja nichts Neues, aber dass dabei Kinder Kinder erschießen ist einfach unfassbar! Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass es sich zum größten Teil um Laiendarsteller handelt, die ihre Sache aber so gut machen, dass man seinen nächsten Urlaub in São Paulo wohl doch lieber storniert.
Was ist das für eine Welt!? Was treibt diese Kinder dazu an? Ist es wirklich nur die Armut und die Aussicht auf eine nicht vorhandene, glückliche Zukunft? Es spielen wohl sehr viele Faktoren eine Rolle (korrupter Polizeiapparat, schüchterne Passanten, ...), dass es zu solchen Massakern kommt. Richtig schlimm wird es dann natürlich, wenn Buscapé damit anfängt, das Töten Unschuldiger runterzuleiern, als sei es etwas ganz Normales (was es in diesem Fall ja auch ist!). Gut, dass man ihn wenigstens als eine Art Identifikationsfigur hat - auch wenn er ebenfalls Mist gebaut hat -, denn sonst würde man den Film ja psychisch gar nicht durchstehen! Ansonsten ist festzuhalten, dass sich Meirelles stark bei Fincher (Erzählweise, Optik), Bay (Kamera) und Tarantino (Episoden) bedient, was dem Film aber keinerlei Abbruch tut, im Gegenteil.
Dennoch finde ich es sehr schwer, solch einen Film als Meisterwerk zu bezeichnen, denn es ist weniger ihm, seiner Umsetzung oder seiner "tollen" Geschichte zu verdanken, als der harten Realität und ungerechten Welt, dass er so fesselt und schockiert. Ich will das ganze Thema jetzt auch nicht übermäßig dramatisieren oder dergleichen, aber nach solch einer Erfahrung, solch einem Film, der einen so hart - Verzeihung - durchbumst, kann man nur noch hoffen, dass Gott uns allen beisteht! Und trotzdem: ein ganz großartiger Film!
(23.10.2006)