EL LABERINTO DEL FAUNO
Noch immer bin ich irgendwie hypnotisiert, den genialen Soundtrack in meinem Ohr, die wunderschönen Bilder im Kopf und das Gefühl, der Welt für zwei Stunden entflohen zu sein. Del Toro, von dem ich bisher nur HELLBOY und MIMIC kenne, entführt uns in eine Welt, die so unreal ist, aber doch wieder so real erscheint, dass man sich fühlt, als stehe man Ofelia (Ivana Baquero) zur Seite und erlebe das Ganze mit ihr gemeinsam. Die Geschichte um das kleine Mädchen, das in Wirklichkeit eine Prinzessin eines geheimen Reiches ist und drei Prüfungen bestehen muss, um wieder in ihr Reich zurückzukehren, wirkt zu keiner Zeit zu infantil oder lächerlich. Selbst wenn man das Setting im faschistischen Spanien der 40er Jahre weglässt, ist PAN'S LABYRINTH noch immer nichts für Kinder.
Die Wesen, die uns begegnen, reiche von unheimlich über sympathisch bis hin zu wahren Monstern - genau so, wie man es sich in einem Märchen vorstellt. Es gibt fremde Wesen, die einem gut gesonnen sind und Wesen, die genau das Gegenteil sind. Sehr schön hierbei auch die Tatsache, dass es Ofelia nie zu einfach gemacht wird. Die Prüfungen verlangen ihr alles ab, oftmals entgeht sie dem Verderben nur um Haaresbreite. Und ich sitze zwar in meinem Sessel, begehe das Labyrinth aber mit ihr zusammen. Wenn man Ivana Baquero dabei so zusieht, glaubt man gar nicht, dass diese kleine Dame erst 12 Jahre alt ist, mit solche einem großen Talent und voller Hingabe mimt sie doch die (physisch) kleine Protagonistin. Eine Dakota Fanning hätte das definitiv nicht besser gemacht.
Es sind nicht nur die wunderschönen Kulissen und Kostüme die den optischen Reiz des Filmes ausmachen. PAN'S LABYRINTH ist zudem nämlich klasse in Szene gesetzt, jede Einstellung ist perfekt, die Farbfilter schön gewählt und eingesetzt, kein Kameramätzchen zu viel. Das Endergebnis lässt den Zuschauer, wie schon genannt, in diese Welt eintauchen und für zwei Stunden die seinige vergessen. Del Toro schafft zu dieser Traumwelt aber auch eine reale, harte Welt, das Spanien während des zweiten Weltkrieges. Verkörpert durch ein Haufen Soldaten, an deren Spitze Hauptmann Vidal (Sergi López) steht, der fröhlich folternd und mordend durch die Gegend zieht. Dem Zuschauer ist diese schreckliche Zeit stets Gegenwärtig, denn im Grunde ist PAN'S LABYRINTH ja auch ein Kriegsfilm, Ofelia hingegen bekommt sie zwar zu spüren, lebt aber stets in ihrer eigenen, tausendmal schöneren Welt.
Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, denn nicht nur während des Filmes bleibt einem des Öfteren die Spucke weg; die Erfahrung PAN'S LABYRINTH sollte sowieso jeder selbst machen. Ich für meinen Teil werde jetzt mein Augenmerk auf die bisherigen Filme del Toros richten, allen voran THE DEVIL'S BACKBONE. Auch wenn ich ehrlich gesagt bezweifle, dass dieser an die erzählerische wie auch optische Wucht von PAN'S LABYRINTH herankommt. In dieser Hinsicht nimmt dieser sowieso eine Sonderstellung ein. Ich kenne jedenfalls keinen Film, der mich zuvor buchstäblich so verzaubert hat. Deshalb: Lasst die Goldjungen auf del Toro und sein kleines Meisterwerk regnen!