SILMIDO
To the soldiers who risked death to answer their nation’s call, and to the 31 trainees, abandoned by a divided nation, who cried out in search of their identities at their place of death, we dedicate this film.
Vor einigen Tagen erst gab es nach langer Zeit wieder eine Zugfahrt von Süd- nach Nordkorea und zurück. Es wird aber bei einer außerordentlichen Fahrt bleiben, denn das Traum Koreas ist noch immer präsent - vielleicht sogar präsenter als je zuvor. SILMIDO rollt nämlich einen weiteren Brocken koreanischer Geschichte beiseite, der jahrzehntelang ein schmutziges Geheimnis hütete: Nicht nur der Norden wollte das Staatsoberhaupt des Gegner töten, sondern auch der Süden (Kim Jong-Ils Vater, Kim Il-Sung). Durchführen sollte diesen Auftrag 1968 Einheit 684, eine Einheit bestehend aus 31 zum Tode verurteilten Häftlingen. Die genauen Umstände sind bis Heute noch nicht ganz geklärt.
Kangs Film widmet sich dieser Geschichte um Patriotismus, Pflichtbewusstsein, dem nationales Trauma und den Helden der Einheit 684. Zwar hört sich das Ganze an, als sei es eine asiatische Kopie von THE DIRTY DOZEN, aber glücklicherweise trifft dies nicht ganz zu. Unsere Soldaten in spe kommen nie zu ihrem Einsatz, zumindest nicht zum vorgesehenen. Ihre Ausbildung ist hart, ja teilweise sogar menschenverachtend. Sie sollen treu ergeben Killer sein, Killer, die Kim die Kehle durchschneiden sollen und somit die Nation wieder vereinigen. Das Training ist erfolgreich, sie alle sind Soldaten geworden. Doch sind sie auch Bürger des Staates, dem sie dienen sollen?
Im Kern vertritt SILMIDO die gleiche Aussage wie THE ROCK: Die Regierung, respektive Politiker, sind schlecht, der Soldat ist gut. Doch damit nicht genug. Die Mittel, deren sich die 31 Männer bedienen, sind ähnlich denen, die General Hummel und Co. einsetzen. Und so müssen sie am Ende ihre eigenen Landsleute bekämpfen, das tut weh, das ist grausam. Jeder Ethiker hätte wohl hier seine helle Freude, denn was Kang hier für ein Szenario entwirft, wirft gleich mehrere Dutzend ethisch-moralische Fragen auf. Immer wenn man denkt, dass es nicht noch krasser kommen kann, setzt er dem Ganzen noch eins drauf und brachte mich so fast an den Rande des Wahnsinns. Emotional das mitreißendste, das ich seit TAEGUKGI gesehen habe. Dieser große Bruder ist natürlich ständig präsent, nicht zuletzt auch wegen dem hohen Anteil an Pathos.
Ja, SILMIDO ist pathetisch, heroisch, Militär verherrlichend und weiß Gott alles noch. Aber genau deshalb liebe ich das asiatische, insbesondere koreanische Kino auch so. Keiner (die Amerikaner leider immer seltener) versteht es so gut, den Zuschauer mit ebendiesen Mitteln zu fesseln, wie die Koreaner und Japaner (AEGIS). Und wenn ich oben zitierte Widmung lese, dann bin auch ich den Männern dankbar, denn beispielhafter und selbstloser kann man nicht sein. Wenn dann der Abspann episch eingeleitet wird, begleitet von der grandiosen Musik (die - zugegeben - teilweise extrem dreist von Zimmer kopiert wurde), dann ist es um mich geschehen. Ein starkes Stück Film (und Geschichte), das noch lange nachwirkt. Zwar nicht ganz so gut wie das Meisterwerk TAEGUKGI, aber auch nicht viel schlechter.
Es gäbe noch so viel Anlass zur Diskussion und Nennung weiterer Aspekte (die tollen Darsteller, die Kameraarbeit), aber ich will es jetzt einfach mal dabei belassen. Die Lust auf mehr (Geschichte) ist jedenfalls geweckt, denn auch ohne Koreaner zu sein halte ich Koreas Tragödie für extrem bewegend und faszinierend. Eine stolze Nation, die aber auch Fehler macht(e) - wie jede Nation eben, das hat SILMIDO eindringlich gezeigt.