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"Let's hope this elevates their thinking..." - Filmforen.de - Seite 25

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827 Antworten in diesem Thema

#721 Puni

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Geschrieben 17. April 2007, 18:56

KILL BILL: VOL. 1

Einfach nur schön, dieses Filmerlebnis nach der Erstsichtung anno 2003 mal wieder aufzufrischen. Dieses Mal sogar im japanischen Cut, der beim Showdown in Tokio nicht plötzlich auf schwarz-weiß schaltet, sondern farbig bleibt. Das wäre es dann aber auch schon, denn der Rest der Schnitte fällt so gut wie gar nicht auf. Schade nur, dass das klingonische Sprichwort zu Beginn fehlt und man - es handelt sich ja schließlich um eine japanische DVD - bei den Passagen, in denen Japanisch gesprochen wird, ständig die Untertitel zuschalten muss. Aber das nimmt man für den Preis und das bisschen Farbe ja gerne in Kauf.

Am erstaunlichsten fand ich jedoch die Tatsache, dass ich nach den vier Jahren teilweise ganz anders an den Film herangegangen bin wie noch 2003. Man hat sich filmisch weitergebildet, vor allem im asiatischen Sektor. Man kennt nun Klassiker wie LADY SNOWBLOOD oder diverse Samuraistreifen. Man erschließt die Zusammenhänge und wird so darauf aufmerksam, wie kongenial Tarantino das Ganze doch umsetzt. Man werfe nur mal einen Blick in die IMDb und deren Sektion Dies und das. Selten habe ich mehr Informationen zu einem Film gesehen wie hier. Haargenau wird erwähnt, was und wie Tarantino alles kopiert/huldigt/etc. pp.

Tarantino scheint sich aber an kaum einen Standard oder an eine Norm zu halten. So erscheinen die Credits und Texttafeln in unterschiedlichen Größen, Farben und Formen. Das Written & Directed by erscheint erst im Abspann, nicht wie üblich im Vorspann. Und der Hinweis, dass der Film im Shawscope gedreht wurde, könnte schöner auch nicht sein. Eine tolle Racheoper, die sowohl erzählerisch als auch optisch kaum eine Grenze kennt. So ist die kurze Mangaeinlage so grandios (gezeichnet und umgesetzt), dass ich mich nach deren Ende erst einmal wieder an das "Real Life" gewöhnen musste.

Am Ende, welches leider zu offensichtlich auf Vol. 2 zugeschnitten ist, bleibt der einzige Wehrmutstropfen der, dass Tarantino den Film schneiden und in zwei Teile trennen musste. Klar, mehr als 240 Minuten am Stück halten nur die wenigsten aus, aber eine Oper - und das ist KILL BILL in gewisser Weise - dauert auch nicht viel kürzer. Neben RESERVOIR DOGS jedenfalls mein liebster Tarantino. Nachher gibt es dann KILL BILL: VOL. 2, welchen ich ebenfalls sehr gut (in Sachen Qualität) in Erinnerung habe. Und irgendwann dann mal beide hintereinander, so wie Tarantino es auch wollte.


#722 Puni

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Geschrieben 17. April 2007, 23:06

KILL BILL: VOL. 2

Hier greift dasselbe wie bei VOL. 1: Tarantino mixt zusammen, was die Filmwelt hergibt und huldigt einmal mehr dem asiatischen Kino. Leider baut VOL. 2 aber etwas ab. Zu stark ist der Film darauf getrimmt, dem Zuschauer das Warum zu beantworten. Warum hat Bill (David Carradine) Kiddo (Uma Thurman) das angetan? Was ist mit ihrer gemeinsamen Tochter? Kein Wunder gibt es da einige längere Textpassagen und Hänger. Das Narrative hat Vorrang, die Action steht eher im Hintergrund, der Gewaltgrad erst recht. Am Ende dann der endgültige Abspann. KILL BILL ist immerhin ein Film, auch wenn er in der Mitte durchtrennt wurde.


#723 Puni

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Geschrieben 19. April 2007, 22:51

3-IRON

Auch wenn ich mir der Tatsache durchaus bewusst bin, dass ich mit diesem Statement viel Ärger anziehen werde, so sage ich dennoch aus voller Überzeugung, dass dieser Film ziemlich mies ist. Was hat Kim denn bitte für eine Weltanschauung!? Dass er Militär und Staat kritisiert war ja noch ganz erträglich, erst recht wegen der besonderen Situation in Südkorea. Auch ansonsten wusste THE COAST GUARD durchaus zu gefallen. Aber was macht er bitteschön hier? Aus dem Täter ein Opfer, aus der Polizei einen staatlichen Folterapparat. Also da hört der Spaß auf. Sozialkritik, gerne, aber so? Nein, danke.

Im Herzen tut es mir aber leid, sehr sogar. Kims THE ISLE ist toll, SAMARITAN GIRL (s)ein kleines Meisterwerk. Kein Wunder also, dass es Zeit für die restliche Filmografie wurde. Bei 3-IRON waren die Erwartungen sehr hoch, hält ihn doch fast jeder für Kims besten Film. Und egal, welchen Film man bereits von ihm gesehen hat, man weiß, dass der Mann leicht anders tickt als andere seiner Kollegen. So etwas ist heutzutage zwar nichts Besonders mehr, aber Gefallen habe ich trotzdem an ihm gefunden. Und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Es gibt ja schließlich noch genug von ihm zu entdecken.

Vielleicht gibt es aber auch nur noch mehr seiner verquerten Weltanschauung und Moral zu bestaunen. Egal, denn wie sagte mein Politiklehrer immer so schön: "Ein Mal ist kein Mal." Recht hat der Gute, denn auch wenn die Sache trotz alledem bedenklich bleibt, so kann ich ihm diesen Fehltritt durchaus noch mal verzeihen. Ich hatte sowieso nicht erwartet, dass die Filmografie durchgehend auf dem guten bis hohen Niveau seiner bereits genannten Filme bleibt. Ich freue mich jedenfalls auf THE BOW, TIME und seine älteren Werke.


#724 Puni

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Geschrieben 24. April 2007, 18:57

ICE AGE: THE MELTDOWN

Eigentlich sind diese Art von Filmen ja absolut nicht mein Ding. Und so langweilte mich gerade ICE AGE bis knapp an die Schmerzgrenze. Doch was ist das!? Das Sequel ICE AGE: THE MELTDOWN macht mir richtig Spaß! Der Humor und die Pointen stimmen (Highlight: "I believe I can fly."), die Länge, die das Ganze schön kurzweilig macht, ebenfalls. Schön auch, dass der Humor sich in erster Linie weniger an die Kleinen, als an die Erwachsenen richtet. Bleibt also so gut wie kein Kritikpunkt außer eben jener, dass es sich um einen Zeichentrick- bzw. Animationsfilm handelt. Doch wenn die bildtechnisch brillante DVD über meinen LCD flimmert, dann spielt diese Tatsache sowieso eine eher untergeordnete Rolle. Ein Spaß, den ich mir sogar noch einmal "antun" würde.


#725 Puni

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Geschrieben 25. April 2007, 22:41

NAKED LUNCH

Mh, gut. Man merkt sofort, dass es sich hier um einen Cronenberg handelt. Deformierte Körper, halluzinogene Zustände, surreale Bilder und jede Menge Körperöffnungen. Am meisten verwandt ist NAKED LUNCH dabei wohl mit EXISTENZ und VIDEODROME. Vor allem der Handlungsbogen um Spionage, gezielte Tötungen und Co. erinnert stark an Letzteren. Das ist dann aber auch schon so ziemlich alles von dem was ich verstanden habe. Peter Weller liefert zwar die bisher beste Leistung ab, die ich von ihm gesehen habe, dafür nuschelt er aber ziemlich stark. Bleibt die Frage, ob das Ganze ergiebiger gewesen wäre, hätte er dies nicht getan. Ich denke nicht. Nicht wirklich. Vielmehr scheint da wohl Burroughs literarische Vorlage zu helfen, die ich aber ebenfalls nicht kenne (und auch nicht kennenlernen will).

"Exterminate all rational thought. That is the conclusion I have come to.", das dürfte es wohl am besten treffen, denn rational kann man, respektive ich, NAKED LUNCH nur bedingt erschließen. Neben den bereits genannten Themen greift Cronenberg auch Dinge wie Homosexualität, Arabien und Drogen auf. Inwiefern er diese jedoch zeigt oder wertet entzieht sich jedoch meiner Kenntnis. Die Schwulen waren meiner Meinung aber etwas zu klischeehaft besetzt und gehalten - vielleicht war das in den Fünfzigern aber auch noch anders, ich weiß es nicht. Aber was wäre ein Cronenberg denn, wenn man sofort alles erschließen und deuten könnte? Genau, Hollywood typische Massenware. Und genau das ist der Film nicht, im Gegenteil. Ein ebenso interessantes wie abgefahrenes Stück Film.


#726 Puni

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Geschrieben 27. April 2007, 16:37

16 BLOCKS

Bruce Willis in einer ähnlichen Rolle wie zuletzt in HOSTAGE. Und das ist nicht die einzige Parallele, die die beiden Filme aufweisen. 16 BLOCKS ist nämlich ebenso gleichgültig wie HOSTAGE. Willis spielt die Rolle ja ganz gut, und auch David Morse als Bösewicht (hat der eigentlich auch schon mal einen Good Guy gespielt?) ist gut besetzt. Im Ganzen können aber die beiden nichts gegen den vor sich hinplätschernden Plot tun. Ja, in gewisser Weise ist 16 BLOCKS ähnlich wie 24. Alles geschieht nahezu in Echtzeit, doch der Film erreicht dabei zu keinem Zeitpunkt die Klasse und vor allem Dramatik einer Episode 24. Am Tempo liegt es nicht, dies ist ziemlich hoch. Vielmehr ist es die Trivialität der Geschichte. Zu vorhersehbar, zu oft da gewesen ist das Ganze.

Schade, wo doch gerade Donner ein Actionspezi ist. 16 BLOCKS ist trotzdem kein schlechter Film, auch wenn mich Mos Def, der schnellstens mal seine Muttersprache sauber lernen sollte, ungemein aufregt. Denn dafür gibt es dann doch den ein oder anderen Lichtblick, allen voran die bereits genannten Darsteller. Badelts Musik stimmt ebenfalls. Das laut DVD-Cover schockierende alternative Ende ist dabei kein wirkliches. Vielmehr ist es Hollywood typisch noch versöhnlicher und konstruierter. Das war mir dann aber ehrlich gesagt dann sowieso egal - wie der Rest des Filmes eben. Leicht überdurchschnittlich, mehr nicht.


#727 Puni

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Geschrieben 27. April 2007, 16:37

BLIND BEAST

Mindestens so faszinierend wie verstörend. Ein Film, der von Obsession, Kunst, Tod und Liebe handelt. BLIND BEAST behandelt so viele Themen, dass es erstaunlich ist, wie der Film all diese unter einen Hut bekommt. Besonders Highlight ist dabei der Streit zwischen Aki (Mako Midori), Michio (grandios: Eiji Funakoshi) und dessen Mutter (Noriko Sengoku) - da hatte ich wirklich eine Gänsehaut, schon lange hat mich nichts mehr so berührt und gleichzeitig geschockt wie diese Konversation (bzw. Streit). Am dem Film fasziniert einfach alles, angefangen vom Angst einflössenden Atelier, über Michios Charakter, bis hin zum sadomasochistischen Finale. Die Kamera hält das Geschehen meisterlich fest, mit Techniken, die ihrer Zeit weit voraus zu sein scheinen.

Ich gebe zu, ich habe den Sinneswandel Akis zuerst durchaus für real befunden, doch dieser stellte sich nur kurze Zeit später als Trugschluss heraus. Er kommt, das weiß man, aber er kommt langsam. Dann, plötzlich tritt er ein, die beiden beginnen damit, den ganzen Tag nichts anderes mehr zu tun als sich gegenseitig zu quälen. Der Schmerz, die Erregung, soll immer intensiver sein. Immer perfidere Methoden denken sie sich dazu aus, bis beide schließlich der Tod ereilt. Er war abzusehen, unumgänglich. Michios (Gefühls-)Leben bekommt einen Sinn, auch wenn dieser nur kurz anhält. Der Film bricht Tabus, jene der Zeit und jene des Landes.

Hinzu kommt der Ödipuskomplex, den Regisseur Masumura kurzerhand umdreht, und so ist es nicht der Sohn, der seine Mutter begehrt, sondern die Mutter, die ihren Sohn begehrt. Je länger man darüber nachdenkt, desto komplexer erscheint einem das Ganze. Warum Arte den Film aber in seiner Trashreihe zeigt, frage ich mich schon, denn als Trash würde ich BLIND BEAST nicht im Geringsten bezeichnen. Allein die angesprochene Komplexität spricht dabei für sich. Ein Filmerlebnis, dass ich nur allzu gerne wiederholen würde - ein kleines Meisterwerk.


#728 Puni

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Geschrieben 29. April 2007, 00:46

DEAD OR ALIVE

Herrlich, Miike mal wieder. Im Prinzip aber lange nicht so "abgehoben" wie einige seiner anderen Werke. Lediglich die Exposition und das Finale sorgen dafür, dass man es noch immer nicht glaubt, auch wenn man zwei Mal hingesehen hat. Dazwischen ist DEAD OR ALIVE aber konventionell. Das heißt nicht, dass er schlecht ist, aber erzählt wird von einem Polizisten, der gegen einen Yakuza ankämpft. Im Prinzip schon (mindestens) hunderte von Malen da gewesen. Es sind aber kleine Einlagen - beispielsweise die Szene mit dem Hund oder der etwas andere Swimmingpool -, die das Ganze dennoch aus der Masse hervorheben. Das ist Miike, das macht Spaß. Mit Riki Takeuchi und Sho Aikawa (der japanische Andy Lau?) ist der Film sogar richtig gut besetzt, auch wenn Ersterer die ganze Zeit über nur einen einzigen Blick in seiner Visage trägt. Ich freue mich auf die Fortsetzungen.


#729 Puni

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Geschrieben 29. April 2007, 13:43

THE BOW

Geht doch, Mr. Kim. Nach der großen Enttäuschung namens 3-IRON endlich wieder ein Film, der sich in die tolle Filmografie Kims einreiht. Im Prinzip setzt er wieder auf Altbewährtes, allen voran auf THE ISLE, um das Ergebnis gut aussehen zu lassen. Kein Wunder also. Kim spricht in THE BOW viele heikle Themen an. So weist der Film eine große Ambiguität auf, wobei er sich meiner Meinung am besten als Parabel auf das Thema Zwangsehe lesen lässt. Aber auch Dinge wie Obsession, der Generationenkonflikt und die erste Liebe - was nicht zuletzt auch fest an die Zwangsehe gekoppelt ist - spricht der Film (ohne Tabus) an. In bester Kim-Tradition gibt es dabei auch hier wieder einiges, das für offene Münder sorgen dürfte.

Für mich ein Film, bei dem man jede Szene einzeln analysieren und ausschlachten könnte, so herrlich und ergiebig ist er im Detail. Die Zukunftsvorausdeutung mit der Schaukel, die Bemalung, die tägliche Waschung, etc. pp. Genau hier, im Detail nämlich, gibt es aber auch wieder allerhand Dinge, die negativ auffallen. Dass Kim kein Patriot ist, dachte ich mir ja schon (bzw. ist es ja offensichtlich). Dass er dies aber so unsubtil zeigt, indem er die Hauptdarstellerin auf eine Zielscheibe mit der Taegeukgi, der koreanischen Flagge, schießen lässt, hätte ich nicht gedacht. Hinzu kommt die Flagge am Bootsmast, welche eigentlich gar keine Flagge, sondern ein Flaggenfetzen ist. Aber damit habe ich mich ja inzwischen abgefunden, auch wenn es mich immer wieder aufs Neue ärgert.

Andererseits ist THE BOW aber so schön, dass ich darüber gerne hinwegsehe - ganz im Gegensatz zu 3-IRON. Kim kann von mir aus machen, was er will, solange er das bezaubernde Lächeln seiner noch mehr bezaubernden Hauptdarstellerin (Yeo-reum Han) oft genug zeigt. Diese ist schauspielerisch sowieso über nahezu alle Dinge erhaben, und auch der "Großvater" (Seong-hwang Jeon) ist erschreckend gut. KKD, es macht wieder richtig Spaß, deine Filme zu schauen. Bitte sorg' dafür, dass es auch so bleibt. Danke. An dieser Stelle auch mal ein großes Lob an Rapid Eye Movies, deren DVD wieder mal absolut topp ist.


#730 Puni

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Geschrieben 30. April 2007, 13:44

ZATOICHI

Mein zweiter Kitano - ebenfalls kein Werk von großem Gefallen. Zu lang, zu zäh und zu überspitzt, das Ganze. Mir würden auf Anhieb mindestens drei Szenen einfallen, denen eine Kürzung alles andere als schlecht bekommen wäre. Die Fights sind natürlich toll, auch das computergenerierte Blut stört nicht weiter. Das größte Problem von ZATOICHI ist aber, dass er sich nicht für eines entscheiden kann und sich quer durch die Genre und dessen Klassiker arbeitet: LADY SNOWBLOOD, THE SWORD OF DOOM und etliche Western lassen dabei grüßen. Damit nicht genug, Kitano meint zudem auch noch, Michael Flatley und dessen Stepptanz kopieren zu müssen (von den Einlagen à la Blue Man Group ganz zu schweigen). Für mich passt diese Mischung einfach nicht ganz zusammen, und so fehlt dem Film insgesamt einfach die nötige Homogenität.


#731 Puni

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Geschrieben 01. Mai 2007, 16:51

CLERKS.

Wieder so ein Film, bei dem ich mich frage, warum ich den erst jetzt, ganze 13 Jahre später, zu sehen bekomme. Naja, bin ja selbst schuld, zumal ich schon mehr als nur ein Mal ausschließlich Positives über CLERKS. gehört habe. Dank Play.com und deren toller Aktion habe ich dann endlich mal zugeschlagen und mir das grandiose 3er-Set geholt. Und schon als ich mich durch die Extras wühle, stelle ich fest, dass die Scheibe jeden einzelnen Cent wert ist! Smiths Humor gehört einfach zu dem besten, was es da draußen gibt, und so ist es auch keine Überraschung, dass mir der Film auf ganzer Linie zugesagt hat. Die Dialoge sind teilweise zum wegschmeißen ("37! My girlfriend's sucked 37 dicks! - In a row?"), die Situationskomik könnte besser nicht sein. Absolutes Highlight, bei dem ich auf Grund von akuter Lachmuskelüberforderung kurzerhand auf den Pauseknopf drücken musste: Randal (Jeff Anderson) bestellt schätzungsweise ein halbes Dutzend Pornos in Gegenwart der Mutter mit kleinem Kind.

Leider hält der Film das hohe Tempo, das er zu Beginn des Filmes vorlegt, aber nicht über die ganze Spielfilmdauer. Gerade auch was die Gagdichte betrifft. Diese Tatsache tut dem ganzen aber so gut wie keinen Abbruch, denn aberwitzig bleibt das Ganze dennoch. Die beiden Hauptdarsteller versprühen einen Charme und Witz, dem man so gut wie gar nicht widerstehen kann. Dabei zeigen sie gleichzeitig auch ein großes darstellerisches Talent. Bei alledem fällt es aber nur noch schwerer zu glauben, dass Smith das ganze mit den Kreditkarten seiner Freunde und Verwandten finanziert hat. Neben THE BLAIR WITCH PROJECT wohl das beste Beispiel dafür, dass Qualität nicht immer an ein großes Budget gekoppelt sein muss (ja, wirklich, Herr Petersen). Wenn CLERKS II auf diesem hohen Niveau fortfährt und dem Original nicht auf den Schlips tritt, dann muss der wohl oder übel sofort her.

Dass der Film wohl noch mehrerer Male gesichtet wird, ist dabei wohl ebenso sicher, wie das Amen in der Kirche. Auf die weiteren Extras mit Smith, Mosier und Co. freue ich mich ebenso. Jetzt muss aber auch unbedingt mal das restliche Oeuvre Smiths nachgeholt werden, und auch den mir schon ach so oft empfohlene SModcast sollte ich mir mal zu Gemüte führen.


#732 Puni

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Geschrieben 03. Mai 2007, 13:34

CROUPIER

Schon seit Jahren im Regal, gestern dann endlich mal in den Player geworfen. Clive Owen sehe ich immer sehr gerne und seit ich jede Mittagspause vom Campus in die Stadt laufe und am Parfumladen immer wider sein Gesicht zu dem neuesten Parfum von Lancôme sehe (der Werbespot ist übrigens von WKW), bekomme ich sogar Lust, dieses mal zu testen. In CROUPIER spielt Owen - wie der Titel schon vermuten lässt - einen Croupier, der solch einer eigentlich gar nicht sein will. Im Casino geboren und vom spielsüchtigen Vater geprägt, will der Schriftsteller lieber an seiner Novelle arbeiten. Blöd nur, dass er dringend Geld benötigt, und so nimmt er den Job im Casino schließlich an. Er macht seine Sache gut, als Croupier im Film und als Darsteller. In erster Linie ist der Film ein Paradebeispiel dafür, wie gut Owen doch ist. Besonders dieser nachdenkliche Typus ist wie für ihn gemacht.

Storytechnisch liegt das Ganze irgendwo zwischen (Neo-)Noir, Thriller und Spielerdrama. Die Welt der Spieler ist eine dunkle (was Owen im Interview in den Extras nochmals betont), keiner will verlieren, alle suchen sie das Glück. Die wenigsten finden es - zumindest auf "legale" Weise. Auch Jack (Owen) kann dieser Sucht, diesem Verlangen nicht allzu lang widerstehen. So ist CROUPIER in erster Linie eine intensive Milieustudie, nicht nur über erfolglose Spieler, Dealer und Besitzer, sondern auch über den Schaffensprozess und das Dasein eines Schriftstellers. Falsche Freunde und strenge Regeln werden dabei ebenso weniger ausgeklammert wie kaputte Beziehungen und die Frage nach der Moral.

Stilistisch ist Mike Hodges Film ebenfalls auf hohem Niveau: diese große Lethargie, welche sich durch den kompletten Film erstreckt, die tolle Inszenierung und der autarke Erzähler aus dem Off sorgen für diese ganz besondere Atmosphäre, wie man sie heute nur noch selten zu sehen bekommt. Wen die Atmosphäre der Spieler und Casinos schon immer begeistert hat, der hat mit CROUPIER seinen Film gefunden.


#733 Puni

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Geschrieben 03. Mai 2007, 13:35

SHALL WE DANCE?

Auch wenn es mir etwas schwer fällt, es zu sagen, aber SHALL WE DANCE? geht richtig schön ans Herz. Die Figuren sind toll, die Darsteller ebenfalls, die Geschichte auf bestem RomCom-Niveau (wenn man den Film überhaupt als solche bezeichnen kann). Richtig Lust zu Tanzen hat er (mir) zwar nicht gemacht, aber die Botschaft ist klar und schön. SHALL WE DANCE? geht es aber nicht nur ums Tanzen - vielmehr ist er ein Statement gegen Ignoranz und Vorurteile in Hinsicht auf den (negativen) Ruf des Tanzens im Land der aufgehenden Sonne. Zur Kritik gibt es somit eigentlich kaum bis keinerlei Anlass. Die ernsteren Szenen werden immer wider durch lustige abgelöst, die Mischung aus beidem stimmt somit. Ich kenne das hollywoodsche Remake zwar nicht, will ich aber auch nicht. Ich glaube nämlich kaum, dass das Gere- und Lopez-Vehikel auch nur ansatzweise an das schöne Original herankommt.


#734 Puni

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Geschrieben 04. Mai 2007, 11:55

THE QUIET

Mein erster Gedanke: Hey, bei Elisha Cuthbert und Camilla Belle kann doch eigentlich nichts schief gehen, oder? Richtig, es ging so gut wie auch nichts falsch. Beide "genießen" kann man aber nicht, denn dafür ist die Thematik (es geht um Missbrauch und Inzest) einfach zu heikel und belastend. Elisha hat hier gezeigt - entgegen ihrer Rolle in 24 (was ja aber auch Rollenbedingt war) -, dass sie doch zur Schauspielerin taugt. Richtig überrascht war ich aber von Camilla Belle, die nach dem Flop WHEN A STRANGER CALLS auch mal zeigen darf, was sie kann. In erster Linie also gutes Schauspielkino des hollywoodschen Nachwuchses. Das einzige, das nicht so gefällt, ist die Tatsache, dass das Ganze irgendwie zu stark zugeschnitten auf die MTV-Generation wirkt. Ja, auch diese sollen mit der Thematik konfrontiert werden, sind sie es doch, um die es hier geht.

Ein kleiner Nachgeschmack bleibt dabei jedoch, denn so scheint THE QUIET in gewisser Weise zu verharmlosen. Diesen Gedanken kann ich einfach nicht loswerden. Ein bisschen scheint es sich wie mit WILD THINGS zu verhalten: In erster Linie befasst er sich mit einem ernst zunehmenden Thema, welches der Unterhaltung letztlich aber weichen muss. Und trotzdem unterstelle ich Regisseurin Jamie Babbit nur gute Absichten. Wenn ich aber die grenzdebilen Spielchen und Intrigen der Teens sehe, die hochgestylten Möchtegern Starlets, dann wird der Aufklärungsfaktor meiner Meinung geglättet, bei ALPHA DOG verhält es sich ebenso. THE QUIET ist trotzdem ein guter Film, voller Spannung und mit diesem melancholischen Unterton, der perfekt rüberkommt. Als aufmerksamer und denkender Rezipient macht man sich aber nun mal den ein oder anderen Gedanken...


#735 Puni

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Geschrieben 05. Mai 2007, 13:09

MY NEIGHBOR TOTORO

Endlich gesehen! MY NEIGHBOR TOTORO markiert gleichzeitig auch meinen ersten Ghibli. Eine Schande, ich weiß. Aber wie heißt es doch so schön? Besser zu spät als nie. Für diese Gelegenheit nehme ich dann auch gerne mal die Synchronfassung in Kauf, welche meiner Meinung gar nicht so schlecht ist. Die Kleine klingt zuckersüß, sodass sich wohl auch der größte Griesgram solch eine Tochter wünscht. Sowieso, die Kleinen stehen hier im Mittelpunkt - die kleine Mei, ihre Schwester und die kleinen Totoros. Das große war zwar auch ganz nett, aber dessen kleiner Nachwuchs (?) ist einfach hundertmal süßer. Süß ist wohl auch das Stichwort des Filmes, manchmal auch zu süß. Aber hey, kleine Kinder toben und hüpfen nun mal den ganzen Tag so herum.

Und dennoch: Zu vollen einhundert Prozent hat er mich dann doch nicht überzeugt - wohl eher zu neunzig Prozent. Leider hielt es Super RTL für nötig, den kompletten Vorspann zu kappen, und auch die Werbepausen sind für solch einen Film natürlich tödlich. Ich denke aber auch, dass MY NEIGHBOR TOTORO mit erneuter/n Sichtung/en einiges an Wirkung zulegt, erst recht mit dem japanischen O-Ton. Einige der Magic Moments noch einmal Revue passieren zu lassen, wäre dabei natürlich das Größte. Allen voran die Szene an der Bushaltestelle (welche m.M. jedoch durch den hässlichen Katzenbus etwas zerstört wurde) oder das Sitzen in der Baumkrone bleiben dabei in Erinnerung. Von den wunderschön gezeichneten Bildern Miyazakis ganz zu schweigen.

Letztlich bin ich bei alledem aber dennoch ein wenig traurig. Nein, nicht wegen des Filmes (was ich mir gewünscht hätte), sondern wegen der Tatsache, dass er für mich (bisher noch) kein absolutes Meisterwerk ist. Es ist wie bei so vielen anderen Filmen auch, man hört ständig nur von Meisterwerken, ganz großem Kino etc. pp., und dann kann man diese Meinung nicht teilen. Ja, die Erwartungen waren sehr, sehr groß. Wurden sie erfüllt? Ja, größtenteils. Aber was soll ich mich auch anderen ergeben? Wenn er für mich kein Meisterwerk ist, dann ist er das eben nicht. Punkt. Auf die nächsten Ghiblis freue ich mich aber dennoch riesig, erst recht auf eine erneute Begegnung mit Totoro. Ein wirklich wunderschöner Film.


#736 Puni

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Geschrieben 05. Mai 2007, 17:30

SPIDER-MAN 3

Hatte von vornherein eigentlich keine große Lust auf den dritten Teil. Eines Freundes sei Dank, durfte ich aber dennoch in den Genuss des dritten Abenteuers der Spinne kommen. Und sind wir doch mal ehrlich: Wer schaut denn bitteschön die ersten beiden Teile einer Trilogie und lässt den finalen weg? Meine Vorurteile gegenüber SPIDER-MAN 3 wurden dann aber auch nahezu alle bestätigt. Der Film besitzt die übliche Fortsetzungsrezeptur, ist höher, schneller und weiter. Mit gleich drei (vier, zählt man die schwarze Masse mit) Bösewichtern bekommt es Peter (Tobey Maguire) alias Spider-Man hier zu tun. Die Actionszenen versuchen dabei stets alles bisher da gewesene zu überbieten und dem Ganzen noch eines draufzusetzen. Das gelingt mit unter aber auch recht gut - SPIDER-MAN 3 ist ja schließlich auch ein feiner Popcornfilm.

Dass das Zwischenmenschliche so "kurz" kommt, hätte ich nicht gedacht. Es überrascht mich positiv, denn auch wenn ich nichts gegen massiges Pathos habe, so wurde diese Thematik im Zweiten meiner Meinung genügend ausgeführt. Die Emotionen und der innere Kampf Peters stehen im Mittelpunkt, ja. Aber wenn die Action einmal losbricht, dann ist das alles in Windeseile schon wieder vergessen. Die Highlights des Filmes bleiben jedoch in Erinnerung: Seien es die Gastauftritte Stan Lees und Bruce Campbells (herrlich!) oder der etwas andere Peter Parker. Letzterer übrigens eine sehr erfrischende und gelungene Abwechslung zum immerwährenden, gleich von statten gehenden inneren Kampf.

Kein schlechter Film, aber auch kein besonders guter. Ein würdiger Abschluss der Trilogie? Nein, eher nicht. Teil eins und zwei sind besser. Es ist einfach immer wieder die gleiche Rezeptur des Sequels. Dass diese ein Sam Raimi nötig hat, hätte ich aber nicht unbedingt erwartet. Für einen Freitagabend mit Freund(en) aber ein durchaus nettes Unterhaltungsfilmchen.


#737 Puni

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Geschrieben 06. Mai 2007, 00:12

SUNSHINE

Mein erster Boyle. Ein voller Erfolg. SUNSHINE ist ein audiovisueller Kracher. Auch storytechnisch muss sich der Film nicht verstecken, auch wenn er mit Beginn der Horrorsequenz leider etwas abbaut. Bis dahin sind die Bilder aber gigantisch, erst recht in Verbindung mit dem Erlebnis einer großen Leinwand und dem feinen Klang eines Kinosaals (auf DVD sollte der DTS-Track obligatorisch sein!). Zu verdanken hat SUNSHINE das Ganze nicht zuletzt auch seinem wirklich tollen Soundtrack, der irgendwo zwischen DAS BOOT und BLADE RUNNER einzuordnen ist. Doch auch die Handlung weist gewisse Parallelen auf. So bekommt man Kollegen wie EVENT HORIZON oder MISSION TO MARS einfach nicht aus dem Kopf, auch wenn ich Genannte für ziemliche Gurken halte. Mit SUNSHINE verhält es sich genau andersrum.

Zwar ist die zweite Hälfte - inklusive etwas zu lang geratenem Ende - nicht schlecht, aber ein gewisses Déjà vu bleibt nicht aus. Dieses heißt THE TIME MACHINE und ist in der ersten Hälfte topp, in der zweiten eher ein Flop. Es sind die Musik und die Bilder, die begeistern, die Actionlastige zweite Hälfte, die alles dann abwertet.

Ganz so schlimm verhält es sich hier dann aber glücklicherweise nicht, denn auch als Gesamtes kann SUNSHINE überzeugen. Für mich am ehesten wohl ein Fall von style over substance, auch wenn es mir schwer fällt, diesen Begriff hier zu verwenden. Hinzu kommt dann noch der ein oder andere Stereotyp (der Offizier, der nicht sterben will, sondern lieber die anderen opfert), den man leider auch nicht ignorieren kann. Aber hey, was ist schon perfekt? Ein toller Film, dessen Audiovisuelles noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Ich könnte das Ganze zwar gut und gerne noch weiter ausführen, aber ohne zu Spoilern wäre dies ein schweres Unterfangen. Ach ja, vielleicht kann man noch erwähnen, dass Cilian Murphy immer komischer aussieht und es schön war, gleich drei Asiaten an Bord begrüßen zu dürfen.

28 DAYS LATER und 28 WEEKS LATER (aber auch weitere Boyles, allen voran TRAINSPOTTING [ja, ich schäme mich, diesen noch nicht gesehen zu haben]) können gerne kommen - wobei ich in SUNSHINE ja schon eine Kostprobe von den beiden bekommen habe...


#738 Puni

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Geschrieben 08. Mai 2007, 21:38

APOCALYPSE NOW

Beim Filmstöckchen der Film gewesen, den ich schon immer sehen wollte, bisher aber noch nicht dazu gekommen bin. Was liegt da also näher als dies endlich zu ändern? Und der Film hält, was er verspricht. Zumindest für die erste Stunde. Der legendäre Angriff auf das vietnamesische Dorf, begleitet von Wagners Walkürenritt - ich könnte mit den Superlativen nur so um mich werfen, aber schlicht und ergreifend fehlen mir während dieser Szene die Worte. Ein absolutes Highlight, eine der größten Szenen der Filmgeschichte. Der Angriff ist zugleich wunderschön in Szene gesetzt, als auch deutlicher als deutlich in seiner Prämisse. Der Krieg ist hässlich, Menschen entwickeln einen Gottkomplex (der Hammer: Robert Duvall) und Menschlichkeit ist ein Fremdwort.

Bis dahin ist Captain Willard (Martin Sheen) die einzige Identifikationsfigur des Filmes. Dies ändert sich aber schlagartig, als er einen verwundeten Zivilisten eiskalt erschießt. Und endgültig fehlt dem Zuschauer jedwede Figur der Identifikation. Der Krieg ist eben grausam, es gibt keine Guten und keine Bösen.

Neben bereits genannter Szene werden aber wohl auch noch einige andere Dinge für immer im Gedächtnis bleiben. Martin Sheen beispielsweise. So jung habe ich ihn nie gesehen, in manchen Einstellungen dachte ich, nicht ihn, sondern Charlie zu sehen - jener Charlie, der sieben Jahre später seine Unschuld verlieren sollte. Der Film markiert wohl die Rolle seines Lebens, denn besser habe ich ihn nie gesehen. Vom immensen Staraufgebot, welches APOCALYPSE NOW auffährt, ganz zu schweigen. Das ist es aber auch, was Coppolas Film für mich darstellt - er ist in erster Linie großartiges Schauspielerkino, nur in zweiter Instanz ist er Antikriegsfilm. Denn was nach dem Angriff auf das Dorf passiert ist leicht träge, um nicht zu sagen zäh.

Vielleicht liegt es auch am Redux, dessen Vorlage ich hier bespreche, aber allein die Szene im französischen "Restaurant" hätte länger nicht sein können. Spannung wird nur noch zum Schluss aufgebaut, wobei auch dieses in erster Linie ein Psychoduell zwischen Kurt (Marlon Brando) und Willard ist.

Ein weiterer Netzhautbrenner hier übrigens die Szene, in der Willard mit massig Schlamm im Gesicht aus dem Wasser auftaucht. Ich dachte, jemand hätte heimlich PREDATOR in den Film geschnitten, erst dann realisierte ich, dass McTiernan Coppola hier enorm huldigt. Die Schrecken des Krieges werden gezeigt, ja. Bisweilen sogar ziemlich drastisch. Es mangelt dem Ganzen aber an einem ausgewogenen Spannungsbogen und einem ordentlichen Zeitmanagement, leider. Darin liegt wohl auch die Begründung, warum ich PLATOON deshalb nach wie vor für den besten Antikriegsfilm halte. Okay, er ist bei weitem pathetischer als APOCALYPSE NOW, aber es mangelt ihm eben nicht an genannten Qualitäten. Die Schrecken des Krieges zeigt er dabei mindestens genauso deutlich, wenn nicht sogar noch eine Stufe deutlicher (die ermordete Frau, der Einsatz des Gewehrkolbens).

Zu Recht ein Klassiker, aber nicht ganz so gut wie erhofft. Vielleicht waren aber auch nur mal wieder die Erwartungen zu hoch, wie eben so oft. Ich bin mir der Tatsache durchaus bewusst, dass es einer Schande gleicht, den Film erst jetzt, ganze 28 Jahre später, gesehen zu haben, aber es macht auch immer wieder Spaß, mit einer anderen Rezeptionshaltung an die Filme zu treten, denn ohne diese wäre mir wahrscheinlich so einiges Genanntes entgangen.


#739 Puni

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Geschrieben 08. Mai 2007, 22:14

SECOND IN COMMAND

Hmm, nee, das war wirklich nix. Van Damme, Militär, Terroristen, Action - klingt eigentlich gut, ist es hier aber nicht. Darsteller und Dramaturgie sind allerhöchstens auf TV-Niveau, auch die Effekte können nur teilweise überzeugen. Von den unzähligen Logik- und Technikfehlern und der grässlichen Optik ganz zu schweigen. Die Story passt natürlich auf einen Bierdeckel: In Moldawien versuchen Putschisten den Präsidenten zu ermorden, der flüchtet schnell in die US-Botschaft und bekommt Asyl. Die bösen Jungs greifen die Botschaft an, Punkt. Zur Sache geht es dabei ziemlich blutlos, auch die Inszenierung kommt lustlos daher. Alles in allem mehr schlecht als recht und ziemlich öde. Aber das ist wohl die ungeschriebene Gesetzmäßigkeit von Van Dammes DTVs. Dann wohl lieber mal WAKE OF DEATH.


#740 Puni

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Geschrieben 10. Mai 2007, 13:07

THE HITCHER

Das Wichtigste gleich vorweg: Ich kenne das Original mit Hauer nicht. Das kann von Nachteil, aber auch von Vorteil sein. Storytechnisch sollen aber ja beide - so ist es mir zu Ohren gekommen - nahezu identisch sein. Rutger Hauer ist ein klasse Mann, keine Frage. Aber kommt er gegen einen Sean Bean an, dessen Charisma Berge versetzen könnte? Ich weiß es noch nicht, das Original wird aber bei Gelegenheit (ja, ich weiß, das sage ich immer) nachgeholt. Es ist nicht schwer, selbst ohne Kenntnis des Originals, zu bemerken, dass der Stoff ins neue Jahrtausend geholt wurde.

Schon zu Beginn wird klar gemacht, dass es sich hierbei um einen bösen Film handelt, der selbst vor unschuldigen Kaninchen und Libellen keinen Halt macht. Vor Menschen - und seinen sie noch so attraktiv - gleich zwei Mal nicht! Was folgt ist das Musterrezept des (Teen-)Horrorfilms des 21. Jahrhunderts: Ein Pärchen, beide gut aussehend, ein Psycho, ein wenig Splatter (wobei dessen Einsatz hier bisweilen gewaltig ist) und ein Finale, das man so schon mindestens tausend Mal gesehen hat.

"I want you to say four little words: I… Want… To… Die"

Ach ja, die Dialoge. Die besten kennt man ja schon aus dem Trailer, auf Grund derer ich auch erst so richtig Lust auf den Film bekommen habe. Ich meine, geht es noch dämlicher? Warum ist der Film dann trotzdem noch recht gut ansehbar und unterhaltsam? Richtig, es sind genau diese Dialoge, die so dämlich sind, dass es schon wieder lustig ist. Hinzu kommt natürlich die hübsch anzusehende Sophia Bush, wer hätt's gedacht? Sean Bean halte ich für einen begnadeten Schauspieler, auch wenn er sich auf solch niedriges Niveau herab begibt und nur selten nicht am overacting vorbeischlittert.

Froh sein muss man in diesen Zeiten ja auch, wenn es einen Horrorstreifen gibt, der mal kein PG-13-Rating besitzt, sondern noch ordentlich auf den Putz haut, so wie es THE HITCHER tut. Natürlich reizt auch der Name Michael Bay, der hier als ausführender Produzent agierte, und dessen Optik omnipräsent ist. Nettes Teil für Zwischendurch, schön kurz, irgendwo zwischen Hochglanztrash und overacting, mit schönen Splattereinlagen und massig eyecandy. Für Genrefans aber ein Muss.


#741 Puni

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Geschrieben 11. Mai 2007, 15:11

ZWARTBOEK

Wegen Zeitmangel und Unlust für's Review bitte hier klicken: http://www.equilibri...wordpress/?p=85

#742 Puni

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Geschrieben 13. Mai 2007, 12:19

PAURA NELLA CITTÀ DEI MORTI VIVENTI

Als erstes möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass sich dieses Review weder als Verherrlichung noch als Werbung für genannten Film versteht. Zudem handelt es sich bei der Sichtung um die ab 16 freigegebene Fassung. Zum Film selbst: Italienische Exploitation, die 564. Story- und Darstellertechnisch ziemlich schwach, auch die Dialoge sind bisweilen die dämlichsten, denen ich je lauschen durfte. Zum Glück hört Fulci mit den extremen Close-Ups bald auf, denn sonst hätte ich mit dem Film aufgehört. Dennoch schafft es der Film, eine teilweise recht stimmige Atmosphäre zu schaffen und für den ein oder anderen kalten Schauer zu sorgen. Zusammen mit dem Gematsche und der Musik ein erträgliches bis solides Unterfangen.


#743 Puni

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Geschrieben 15. Mai 2007, 17:39

ELEPHANT

Die Ruhe vor dem Sturm. Buchstäblich. Die Ruhe bevor der Elefant den Porzellanladen betritt und das Chaos ausbricht. Es ist der ganz normale Wahnsinn des Schulalltags. Es gibt die nervenden Tussis, den sportlichen Playboy, den ruhigen Eigenbrötler und die gehänselten Außenseiter. Wer kennt diese nicht aus seiner eigenen Schulzeit? Hier und da gibt es zwar Ärger, aber das gehört ja irgendwie auch dazu. Dann, aus heiterem Himmel bricht das Gewitter los und der Normalzustand wechselt in den Ausnahmezustand. Tote Schüler in den Gängen, Explosionen, Blut an den Wänden und Schreie, die man sogar noch von außerhalb noch wahrnimmt.

Was leider in fast schon regelmäßigen Abständen in Schulen in den USA (und auch hier) stattfindet, führt uns Van Sant hautnah vor Augen. Für mich persönlich bei weitem intensiver und erschreckender als alle Berichte realer Ereignisse auf CNN & Co. Was man dort zu sehen bekommt sind lediglich Bilder, Bilder aus dem Fotoalbum der Familie des/der Täter(s), Interviews mit Überlebenden. Bei ELEPHANT ist man - so unpassend das auch klingen mag -, mittendrin statt nur dabei. Deutlicher kann die Prämisse nicht ausfallen. So meditativ man sich den ersten 60 Minuten auch hingeben mag (ich hätte dem Treiben stundenlang zusehen können), so hat man doch stets im Hinterkopf, dass jeden Moment die Hölle losbrechen kann.

ELEPHANT ist sowohl in seiner Optik, als auch in der Inszenierung nahezu makellos. Und in der Tat, auch wenn im Abspann der obligatorische Text zu finden ist, der auf die Fiktionalität hinweist, so sind die Parallelen dennoch überdeutlich. Leider verfällt Van Sant aber den üblichen Klischees: Die Killer sind Außenseiter, Waffennarren, spielen Killerspiele und stehen auf Naziinsignien. Und was sollte das mit dem Schwarzen und der Dusche!? Schade, denn dies sorgt doch für ein kleines Ärgernis, das angesichts der anderen Faktoren jedoch ein Kleines bleibt. Zwar kein ganz so großer Runterzieher und Seelenaufreißer wie IRRÉVERSIBLE, aber dennoch ganz harter Tobak!


#744 Puni

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Geschrieben 18. Mai 2007, 16:33

SINGAPORE SLING

What the fuck!? Ich habe ja schon vieles gesehen, aber das hier toppt wirklich alles. So ist es mir auch nahezu unmöglich, das Gesehene auch nur ansatzweise zu interpretieren. Schnelles Brainstorming würde am ehesten wohl Stichworte wie Feminismus, SM, Inzest, Folter und Film noir ausspucken. Ansonsten habe ich wirklich keinen blassen Schimmer. Fest steht hingegen aber, dass eine erneute Sichtung nicht unbedingt sein muss...


#745 Puni

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Geschrieben 20. Mai 2007, 14:09

SILMIDO

To the soldiers who risked death to answer their nation’s call, and to the 31 trainees, abandoned by a divided nation, who cried out in search of their identities at their place of death, we dedicate this film.

Vor einigen Tagen erst gab es nach langer Zeit wieder eine Zugfahrt von Süd- nach Nordkorea und zurück. Es wird aber bei einer außerordentlichen Fahrt bleiben, denn das Traum Koreas ist noch immer präsent - vielleicht sogar präsenter als je zuvor. SILMIDO rollt nämlich einen weiteren Brocken koreanischer Geschichte beiseite, der jahrzehntelang ein schmutziges Geheimnis hütete: Nicht nur der Norden wollte das Staatsoberhaupt des Gegner töten, sondern auch der Süden (Kim Jong-Ils Vater, Kim Il-Sung). Durchführen sollte diesen Auftrag 1968 Einheit 684, eine Einheit bestehend aus 31 zum Tode verurteilten Häftlingen. Die genauen Umstände sind bis Heute noch nicht ganz geklärt.

Kangs Film widmet sich dieser Geschichte um Patriotismus, Pflichtbewusstsein, dem nationales Trauma und den Helden der Einheit 684. Zwar hört sich das Ganze an, als sei es eine asiatische Kopie von THE DIRTY DOZEN, aber glücklicherweise trifft dies nicht ganz zu. Unsere Soldaten in spe kommen nie zu ihrem Einsatz, zumindest nicht zum vorgesehenen. Ihre Ausbildung ist hart, ja teilweise sogar menschenverachtend. Sie sollen treu ergeben Killer sein, Killer, die Kim die Kehle durchschneiden sollen und somit die Nation wieder vereinigen. Das Training ist erfolgreich, sie alle sind Soldaten geworden. Doch sind sie auch Bürger des Staates, dem sie dienen sollen?

Im Kern vertritt SILMIDO die gleiche Aussage wie THE ROCK: Die Regierung, respektive Politiker, sind schlecht, der Soldat ist gut. Doch damit nicht genug. Die Mittel, deren sich die 31 Männer bedienen, sind ähnlich denen, die General Hummel und Co. einsetzen. Und so müssen sie am Ende ihre eigenen Landsleute bekämpfen, das tut weh, das ist grausam. Jeder Ethiker hätte wohl hier seine helle Freude, denn was Kang hier für ein Szenario entwirft, wirft gleich mehrere Dutzend ethisch-moralische Fragen auf. Immer wenn man denkt, dass es nicht noch krasser kommen kann, setzt er dem Ganzen noch eins drauf und brachte mich so fast an den Rande des Wahnsinns. Emotional das mitreißendste, das ich seit TAEGUKGI gesehen habe. Dieser große Bruder ist natürlich ständig präsent, nicht zuletzt auch wegen dem hohen Anteil an Pathos.

Ja, SILMIDO ist pathetisch, heroisch, Militär verherrlichend und weiß Gott alles noch. Aber genau deshalb liebe ich das asiatische, insbesondere koreanische Kino auch so. Keiner (die Amerikaner leider immer seltener) versteht es so gut, den Zuschauer mit ebendiesen Mitteln zu fesseln, wie die Koreaner und Japaner (AEGIS). Und wenn ich oben zitierte Widmung lese, dann bin auch ich den Männern dankbar, denn beispielhafter und selbstloser kann man nicht sein. Wenn dann der Abspann episch eingeleitet wird, begleitet von der grandiosen Musik (die - zugegeben - teilweise extrem dreist von Zimmer kopiert wurde), dann ist es um mich geschehen. Ein starkes Stück Film (und Geschichte), das noch lange nachwirkt. Zwar nicht ganz so gut wie das Meisterwerk TAEGUKGI, aber auch nicht viel schlechter.

Es gäbe noch so viel Anlass zur Diskussion und Nennung weiterer Aspekte (die tollen Darsteller, die Kameraarbeit), aber ich will es jetzt einfach mal dabei belassen. Die Lust auf mehr (Geschichte) ist jedenfalls geweckt, denn auch ohne Koreaner zu sein halte ich Koreas Tragödie für extrem bewegend und faszinierend. Eine stolze Nation, die aber auch Fehler macht(e) - wie jede Nation eben, das hat SILMIDO eindringlich gezeigt.


#746 Puni

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Geschrieben 21. Mai 2007, 13:51

THE FOUNTAIN

Kenne von Aronofsky ja bisher nur REQUIEM FOR A DREAM, den ich zwar sehr gut finde, entgegen dem allgemeinen Tenor aber für kein Meisterwerk halte. Was genannten Film so gut macht, findet sich auch bei THE FOUNTAIN wieder. Aronofsky spielt virtuos mit den Bildern, seine Kameraarbeit lässt nichts zu wünschen übrig und sorgt dafür, dass sein Neuester erst so richtig zu gefallen weiß. Im Kern ist die ganze Sache wieder ein aufwühlendes Drama, das eine hochemotionale Beziehung in den Mittelpunkt stellt und diese für die Protagonisten einen alles andere als wünschenswerten Verlauf nimmt.

Hugh Jackman, der in letzter Zeit sowieso ausschließlich positiv auffällt, liefert dabei eine so gute Performance ab, dass man es kaum glauben kann. Gebt dem Mann gefälligst einen Oscar! Auch Rachel Weisz, die zuletzt in THE CONSTANT GARDENER begeistern konnte (und zu Recht auch den Oscar dafür bekam), ist nicht weniger gut, steht aber im Windschatten Jackmans.

Doch nicht nur schauspielerisch und optisch weiß Aronofskys Film zu gefallen. Die Idee, die Geschichte auf drei Zeitebenen ablaufen zu lassen ist toll und funktioniert dabei auch noch ohne irgendwelche Mängel. THE FOUNTAIN bombardiert uns mit einer Bilderflut, die man so schon lange nicht mehr gesehen hat (am ehesten wohl in SUNSHINE). Und eines wird dabei sofort klar: dieser Film braucht nicht nur eine Sichtung um seine volle Pracht zu entfalten, denn auch erzählerisch kommt er einer Flut an Informationen gleich. Wie ist es so passend auf dem Cover der DVD verewigt: "Takes us places movies rarely dare to go." (Pete Hammond, Maxim) Das trifft es absolut treffend, denn für den durchschnittlichen Kinogänger wird THE FOUNTAIN ein einziges Mysterium bleiben.

Für alle anderen ist der Film eine Art Frischzellenkur, abseits der Multiplex füllenden Mainstreams. Auch wenn ich von PI bisher nur den Trailer gesehen habe (der unbedingt Lust auf mehr macht), wage ich es dennoch zu behaupten, dass Aronofsky ein außergewöhnlicher Filmemacher ist, der die letzte Bastion des "anderen" Kinos aufrechterhält. Anlass zur Kritik lässt er hier so gut wie keinen, auch wenn ich Cliff Curtis ob seines Optischen für eine absolute Fehlbesetzung halte (vielleicht hat er mich aber auch einfach nur zu stark an Hilmi Sözer erinnert und ich mir deshalb ein [unpassendes] Schmunzeln gerade noch so verhalten konnte).

Klar hervorzuheben auch noch die Musik, die für THE FOUNTAIN alles andere als unwichtig ist. Clint Mansells Score ist gleichzeitig so minimalistisch, andererseits aber auch so episch (ohne dabei zu pathetisch zu wirken), dass er den Film zusammen mit den Bildern erst zu dem werden lässt, was er ist. THE FOUNTAIN macht alles richtig, was man nur richtig machen kann und mündet in einem audiovisuell einmaligen Erlebnis. Ganz groß, Mister Aronofsky!


#747 Puni

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Geschrieben 22. Mai 2007, 19:16

YAMATO

Ganz grob kann man YAMATO wohl als Japans Antwort auf Bays PEARL HARBOR sehen. Die japanischen Soldaten sterben, die Amerikaner sind die bösen, die sie angreifen und ihre Schiffe versenken. Schon irgendwie verkehrte Welt: Bei Bays Film fiebert man mit den GIs mit und die Japaner sind der böse Feind. Hier fiebert man logischerweise mit den japanischen Soldaten mit, die Amerikaner sind die Bösen. Das tolle an YAMATO ist aber gerade diese Tatsache. Der Film versucht eben nicht die Tatsachen zu verdrehen und aus den Japanern die Guten zu machen, sondern zeigt anhand von historischen Originalaufnahmen den tatsächlichen Verlauf des Krieges, inklusive der Besetzung Koreas, Hong Kongs, etc. durch die Japaner. Und dennoch sterben sie alle durch US-Kugeln.

Ja, leicht zwiespältig ist YAMATO. Bei all der Militärverherrlichung, dem Pathos und Patriotismus ist die Prämisse zwar deutlich (der Krieg ist Mist, alle sind viel zu jung und für nichts gestorben), aber ein gewisser Nebengeschmack bleibt eben. Denn YAMATO ist im Grunde genommen ein ganz übler tear jerker, ein Film, der es auf die Tränendrüsen der Zuschauer abgesehen hat. Und so kämpfen auch unsere Protagonisten nicht selten mit den Tränen, sind Tod und Verderben doch ständiger Begleiter der Soldaten, die größtenteils noch Teenager sind. Satos Film ist deshalb auch primär ein Denkmal für die Gefallenen, für die es nichts Großartigeres gab, als ihr Leben für das Land zu lassen. Mit reichlich Action gespickt - auch wenn bei weitem nicht die tollen CGI eines PEARL HARBOR erreicht werden -, kommt man sogar auf dieser Ebene auf seine Kosten.

Es scheint fast so, als benötigten die Japaner dieser Art von Filmen. Auch AEGIS und SINKING OF JAPAN haben zuletzt gezeigt, dass sich in Japan eine neue Form der nationalen Identifikation und des Patriotismus herausbildet. Sie rekapitulieren ihre Geschichte und es entsteht eine neue Stärke, die die Fehler der Vergangenheit einsieht. Das wurde auch höchste Zeit, bedenkt man nur mal, dass wir Deutschen schon seit über 50 Jahren wieder eine eigene Armee haben und Japan noch immer von den so genannten Selbstverteidigungskräften sprechen muss (auch wenn es seit einigen Monaten offiziell ein Verteidigungsministerium gibt). YAMATO ist dabei ein großer Schritt in die richtige Richtung.


#748 Puni

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Geschrieben 22. Mai 2007, 22:42

LADY SNOWBLOOD 2: LOVE SONG OF VENGEANCE

Zur Abwechslung mal etwas kürzer: Deutlich schlechter als der Erste, dabei vor allem bei der Dramaturgie mit großen Schwächen. Vieles ist zu lang, Spannung will nie so recht aufkommen und gematscht wird auch weniger als im Vorgänger (was jedoch mehr als zu verkraften ist). Der Plot ist einfach viel zu konventionell und dünn (auch wenn die politischen Absichten begrüßenswert sind), von den ziemlich mies geratenen Choreografien ganz zu schweigen. Pluspunkte gibt’s für die nach wie vor charismatische Meiko Kaji, die schöne Kameraarbeit und die doch recht präsente Action. Absolut kein Vergleich zum starken Erstling, was sofort zeigt, dass dieses Sequel nicht unbedingt nötig gewesen wäre.


#749 Puni

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Geschrieben 25. Mai 2007, 12:19

EYES WIDE SHUT

Mein vierter Kubrick und mein dritter, der mir richtig zusagt. Kubrick schafft eine atmosphärische Dichte, die ich so bis jetzt nur bei De Palma (speziell bei DRESSED TO KILL) gesehen habe. Da tut auch das sich ständig wiederholende Klavierstück keinen Abbruch. Und auch Cruise ist erstaunlich gut in seiner Rolle als Arzt zwischen Treue, Ethos und Lust. Die Komposition der Bilder ist absolut stimmig, und so sorgt die geheime "Messe" für einen ziemlich kalten Rückenschauer. Einerseits ist es schade, dass Kubrick uns gegen Ende relativ im Dunkel lässt, andererseits ist das Ganze so aber auch in sich schlüssig und konsequent. Zur Provokation gibt es Kubrick-typisch natürlich auch wieder so einiges, man denke nur an die hohe Dichte nackter Brüste und Fäkalsprache.

Erstaunlich auch, wie locker Kidman und Cruise das Ganze nehmen, immerhin waren die beiden zu dieser Zeit noch ein Paar. Vielleicht ist es aber auch gerade diese Tatsache, die den beiden hilft, so in ihren Rollen aufzugehen. Die anfänglichen Bedenken aufgrund der Länge von mehr als zweieinhalb Stunden waren Gott sei Dank unbegründet, denn trotz kleinerer Längen vergeht die Zeit wie im Flug. Ein schöner Thriller und letztes Werk, das und Kubrick hier geschenkt hat. Als nächstes steht dann A CLOCKWORK ORANGE auf dem Plan, den ich schon zwei Mal angefangen habe, es aber bisher noch nicht weiter als bis zu den ersten 30 Minuten geschafft habe...


#750 Puni

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Geschrieben 25. Mai 2007, 13:29

IREZUMI

Achtung, wer nicht gespoilert werden will, sollte nicht weiter lesen! Ein japanisches bürgerliches Trauerspiel. Mann und Frau aus verschiedenen Ständen wollen heiraten, diese bleibt ihnen jedoch verwährt. Es kommt, wie es kommen muss, die beiden versuchen es auf ihre Weise und scheitern kläglich. Am Ende sind schließlich alle tot. Masumura hüllt den konventionell unkonventionellen Stoff dabei in wirklich schöne Bilder und lässt auch einige Parallelen zu BLIND BEAST erkennen. Wieder ist die Frau die starke, die dank ihren Reizen alles erreichen kann, was sie will. Japanischer Feminismus galore. Leider war es das dann auch schon mit den positiven Aspekten, denn die Geschichte kommt viel zu unausgegoren daher und stolpert dabei über ihr eigenes Bein. Wirklich schade, denn nach dem großartigen BLIND BEAST hatte ich doch etwas mehr erwartet.






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