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"Let's hope this elevates their thinking..." - Filmforen.de - Seite 28

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"Let's hope this elevates their thinking..."


827 Antworten in diesem Thema

#811 Puni

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Geschrieben 22. Oktober 2007, 15:47

The Invasion
(Oliver Hirschbiegel, USA 2007)

Eines gleich vorweg: Ich habe keines der unzähligen Remakes gesehen und nein, auch nicht das Original. Traurig eigentlich, wenn THE INVASION, ein uninspirierter, seelenloser Thriller, den Anfang macht. Egal, vielleicht eignet sich Hirschbiegels Hollywooddebüt ja als nettes Popcornkino, das wenigsten Effekt- und scare-technisch etwas hermacht. The InvasionDoch leider Fehlanzeige, denn selbst dafür eignet sich das Ganze nur bedingt. Es wird wohl einen Grund haben, weshalb sich die Gebrüder Wachowski James McTeigue geholt haben und diesen das komplette Ende Hirschbiegels noch einmal überarbeitet haben lassen. War das Ende des Deutschen wirklich noch schlechter als jenes, das sich im fertigen Film findet. Ich denke nicht, denn nahezu alles scheint angesichts der Routine dessen besser. Als massenkompatibler erscheint es angesichts dieser Tatsache aber, ergo war die Initiative der Wachowskis wohl "richtig" (denn der Durchschnittskinogänger will ja genau das und das bringt Geld). Aber was verschwende ich überhaupt so viele Gedanken daran?

Hirschbiegels McTeigues Version der Körperfresser beginnt unvermittelt, wirft den Zuschauer direkt in das Geschehen und tut sich bereits damit keinen allzu großen Gefallen. Statt die Spannung langsam aber sicher aufzubauen, sind die Bedrohung und das Schicksal der Protagonistin schon nach wenigen Sekunden ersichtlich. Das ist aber angesichts der Tatsache, dass THE INVASION sowieso zu keiner Zeit auch nur den Hauch einer Spannungskurve aufbauen kann, nur ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein. So richtig erschrecken will man sich ob der überraschenderweise unspektakulären Mutanten auch nicht, und so bedeutet dies für den Film eigentlich schon den tödlichen Dolchstoß. Ja, von den politischen Untertönen, die mehr peinlich als subtil sind, ganz zu schweigen. Hier Irak, da Nordkorea und dort drüben das abscheuliche Wesen Mensch. Da muss man sich am Ende wirklich zusammenreisen, dass man keinen Lachanfall bekommt, wenn Craig zu Kidman meint, dass es doch Mist sei, dass im Irak schon wieder 89 Menschen getötet wurden und diese das nur mit einem Lächeln kommentiert.

Ohne Original oder Remake zu kennen glaube ich diesen jedoch sofort, dass sie sich mit ihrem politischen Umfeld subtiler auseinandersetzten (wie man ja überall liest). Die beiden angesprochenen Protagonisten bleiben somit also einer der wenigen Lichtblicke des Ganzen, The Invasionauch wenn man vor allem Craig gegen Ende hin ansieht, dass er seine Zeit doch lieber mit etwas anderem, sinnvollerem verbracht hätte. Tauscht man diese beiden jedoch gegen x-beliebige Noname-Produkte aus, bliebe dann wirklich nur noch ein schlechtes Abziehbild, welches auf seiner Rückseite nicht einmal mehr im geringsten Klebstoff aufweist. Der Film ist ein ganz klarer Fall von Sommerlochunterhaltung wie sie so nur aus Hollywood kommen kann - ideenlos, repetitiv und mit keinerlei Highlights. Gut, der viele unfreiwillige Humor (die Mutanten sind ja mehr zum Lachen als zum Erschrecken) wäre vielleicht zu nennen, aber denkt man nur mal an die nervtötende Beziehung Kidmans zu ihrem Sohn, dann hat man den Humor schnell wieder verworfen. Es wird nicht lange dauern, bis man THE INVASION ohne großes Dazutun wieder komplett aus seinem Gedächtnis gelöscht haben wird - und das ohne Gefühle.

Bearbeitet von The Punisher, 22. Oktober 2007, 15:48.


#812 Puni

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Geschrieben 23. Oktober 2007, 13:45

Dragon Squad (猛龍) - "If Michael Bay directed a Hong Kong film, the result would likely be Dragon Squad." (LoveHKFilm.com), diese Aussage sollte mich schließlich dazu bewegen, den Film endlich zu erwerben und zu sichten. Gelohnt hat es sich, ja. Zwar kommt die Mischung aus Krimi und heroic bloodshed zu keinem Zeitpunkt an die alten, klassischen Schmachtfetzen heran, weiß aber dennoch vorallem optisch zu gefallen. Genau hier erinnert er nämlich unverwechselbar einem jeglichen Bay-Streifen, der seine "Effekte" jedoch nicht so inflationär einsetzt wie Regisseur Lee dies hier tut. Für Michael Biehn gibt’s natürlich einen Pluspunkt, auch wenn dieser sichtlich ohne jegliche Lust bei der Sache zu sein schien. Ansonsten zwar kein Highlight, aber ein wirklich unterhaltsames Vehikel. Und in Sachen Gewalt und Besetzung alles andere als sparsam.

Zero Woman: Red Handcuffs (0課の女 赤い手錠) - herrlich sleazig und mit einer Protagonistin, an der man(n) sich einfach nicht satt sehen kann (was ein Körper!). Am köstlichsten unterhalten haben mich aber nicht die vielen Gewaltausbrüche - es wird vergewaltigt und gefoltert, bis sich die Balken biegen - oder Brüste, sondern die weit aufgerissenen Augen der beiden männlichen Protagonisten, wenn sie mal wieder einen Wutausbruch haben oder gerade ihren Bruder erschlagen - herrlich, das! Optisch ist das Ganze alles andere als Trash, denn vorallem die Rückblenden sehen ziemlich schick aus. Bei der Ausstattung scheint man ebenfalls nicht gespart zu haben, wird doch so einiges in die Luft gesprengt und auch die Handlungsorte erscheinen ob der kurzen Länge vielfältig. Als Sahnehäubchen gibt es dann noch einen feinen, schön funkigen Soundtrack und fertig ist die Spaßtorte. Mehr davon!

Ilsa, Harem Keeper of the Oil Sheiks - Ilsa (Dyanne Thorne) darf mal wieder auf den Putz hauen - dieses Mal in Nordafrika in irgendeinem Harem eines durchgeknallten Scheichs. Und auch hier stehen wieder Folter und Mord an der Tagesordnung, im Prinzip blieb alles beim Alten, lediglich die Uniform hat die vollbusige Blondine getauscht. Ach ja, sie verliebt sich auch wieder, sogar richtig dicke. Ein Amerikaner ist es mal wieder, für den sie kaum erblickt, alles über den Haufen schmeißt und mal eben eine kleine Revolution im Harem startet. Ihre zwei Assistentinnen - nunmehr schwarz und dunkeläugig - stehen ihr dabei so loyal zur Seite, dass sie auch mal oben ohne in den Kampf ziehen, der Zuschauer hat ja schließlich auch nichts dagegen. In einem over the top-Geplänkel endet der ganze Spaß dann schließlich, und ich habe mich wieder mal 90 Minuten köstlich amüsiert.

Goldfinger - mein erster Bond mit Connery und ich bin sofort drauf und dran ihn als Zweitbesten nach Dalton in dieser Rolle zu bezeichnen. Im direkten Vergleich mit Moore und Brosnan (mit Lazenby kenne ich noch keinen) liegen natürlich Welten dazwischen, denn keiner ist so charmant wie Connery. Fröbe hingegen empfand ich als äußerst blass, als viel zu uncharismatisch und stereotyp. Ebenso die Bondgirls, von denen keine einzige ein Highlight darstellte, aber anscheinend setzte man hier sowieso mehr auf einen großen Brustumfnag als auf charmante Damen (da lobe ich mir doch Moneypenny). Umso erstaunlicher, wie offen GOLDFINGER mit dem sexuellen Kontext umgeht - von Metaphern über Namen, bis hin zu den genannten, großen Brüsten. Und das für eine Produktion aus dem Jahre 1964... Wie auch immer, Spaß hat es jedenfalls mal wieder gemacht, was vorallem auch dem tollen Plot und dem wundervollen Titelsong zuzuschreiben ist.

Evil Dead Trap (死霊の罠) - man nehme die musikalische Untermalung eines Dario Argento bzw. Goblin, die Bildsprache und Fleischmetaphorik eines David Cronenberg, gegen Ende noch ein wenig ALIEN und fertig ist ein japanischer Sicko, den ich für viel größer halte, als er auf den ersten Blick zu sein scheint. Die Atmosphäre ist großartig, und trozt der Tatsache, dass der Soundtrack nur aus einem einzigen Stück besteht und sich unzählige Male wiederholt, trägt er zu dieser dennoch in hohem Maße bei. Ein wenig Sex und Vergewaltigung darf natürlich auch nicht fehlen, vom "geschmackvollen" Splatter ganz zu schweigen. Und dennoch scheint hinter der einfachen, billigen und durchschaubaren Fassade etwas zu stecken, das sich bei der Erstsichtung nur schwer bis gar nicht erfassen lassen dürfte. Es ist diese Art Beigeschmack, der auch Cronenbergs Filmen stets beiwohnt - Medien, menschliches Fleisch, die Sensationsgeilheit der Medien/Zuschauer und das Erschaffen neuen Lebens. Statt zu kopieren kommt Ikedas Film aber stets auch mit eigenen Ideen auf (er nimmt bspw. SAW einiges vorweg) und spielt lediglich gezielt auf die genannten Klassiker an. Definitv ein Film, der mit wiederholtem Male wächst.

#813 Puni

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Geschrieben 26. Oktober 2007, 16:33

A History of Violence - seit dem Kinobesuch anno 2005 nicht mehr gesehen und gerade deshalb so angetan davon, wie groß er bei näherer Betrachtung (und einem kurzen Lauschen des Audiokommentars) doch ist. Mortensen und Bello agieren und harmonieren perfekt miteinander, die Schlussszene macht dies nur noch einmal allzu deutlich. Zwar wohnt dem zweitjüngsten Cronenberg diese gewisse Atmosphäre nur zu einem kleinen Maße bei, doch es sind gerade diese Momente, die so faszinieren und begeistern. Jedes Mal aufs Neue war ich "am Rande meines Sitzes", wusste ich doch genau, dass der nächste Gewaltausbruch unmittelbar bevorsteht und mich dann mit einer Roheit und Drastigkeit erfassen würde, die so nur vom Kanadier stammen kann. Ich bin gespannt auf EASTERN PROMISES.

Halloween
- vor Zombies Remake war eine erneute Sichtung von Carpenters Meisterstück natürlich obligatorisch. Und so hatte mich HALLOWEEN von Beginn der opening credits mit dem genialen Hauptthema an wieder voll und ganz in seinen Bann gezogen. Der Mord zu Beginn, in einem einzigen Take, die tolle Ausnutzung des Scopeformates, der Einsatz des Soundtracks und das lange (aber nicht zu lange) Hinauszögern von Myers Gesicht bzw. Maske - pure Magie. Es ist die unmittelbare Nähe zum Geschehen, das vorstädtische setting, welches den Film in seiner Wirkung erst so richtig aufgehen lässt. Man kann nicht anders, als sich zu wiederholen und Carpenters Film als einen der besten Horrorfilme überhaupt zu titulieren. Da tat auch die grottenschlechte DVD von Laser Paradise dem Genuss keinen Abbruch.

American Gangster
(Ridley Scott, USA 2007)

Gleich zu Beginn zeigt Frank Lucas (Denzel Washington) keine Gnade: Er zündet sein Opfer bei lebendigem Leibe an und feuert sein halbes Magazin auf den hilflosen Mann, als der brennend auf dem Boden liegt und schreit. Dieser große schwarze Mann ist böse, richtig böse. Und dass es nicht bei diesem einen Opfer bleiben wird, versteht sich wohl von selbst. Ridley Scotts neuer Film beginnt so stereotyp, wie er auch die restliche Laufzeit über bleibt. Gangster, Drogenhandel, ein aufrechter Cop, der genau deshalb aber Problem mit seiner Ehe hat, und Kollegen, die den Beruf mehr als falsch gewählt haben - Scott bringt nichts an den Tisch, was dort nicht schon dutzende Male (besser) war. AMERICAN GANGSTER plätschert bereits in den ersten Minuten lediglich vor sich hin, ohne roten Faden, ohne dass sich groß etwas tut, dass dem Zuschauer von Mafia- und Gangsterstreifen nicht schon bekannt wäre. Die Familie ist wichtig, klar, das Geschäft geht aber vor, klar. Beziehungen zu anderen Unternehmern sind auch wichtig - zumindest wenn sie einem selbst Vorteile bringen. Nicht anders verhält es sich mit der Gegenseite, nur mit dem Unterschied, dass es unter den Cops wenigstens einen aufrechten (Russell Crowe) gibt.

Scotts Film, so muss man sich bewusst machen, ist natürlich mehr Charakterstudie und Drama als Actionmobfilm à la SCARFACE. Er ist maßgeschneidert für Washington, holt schauspielerisch alles aus ihm heraus was in ihm steckt und legt seinen Fokus natürlich auf ihn als auf Crowes Figur. Dass der bei einer Laufzeit von mehr als zweieinhalb Stunden aber auch nicht zu kurz kommt, dürfte klar sein. Dass das aber nicht unbedingt von Vorteil sein muss, zeigt Scott damit, indem er uns etliche Szenen mit ihm und seinen emotionalen Problemen spendiert, auf die man getrost hätte verzichten können, stehen sie dem Fluss des Ganzen doch nur im Weg. Crowes Figur, mit seinen langen Haaren und bescheiden aussehenden Klamotten, ist zugleich aber auch eine der Figuren, die das Flair der Siebziger erst so richtig nahe bringt und zu einem gewissen Grad zum Charme des Filmes beiträgt. Schade nur, dass das Optische mit das einzig gute am Film ist, denn gerade mit Richie Roberts (Crowe) holt Scott auch des Öfteren den Holzhammer heraus. Drogen sind böse und schlecht, richtig, das kann er auch Nixon und Co. nicht oft genug im Fernsehen sagen lassen - und Roberts und Lucas hören gespannt zu.

Das ist stereotyp, jedem bewusst, der auch nur einen Gangsterfilm gesehen hat, in dem Cops irgendwelchen Drogenbaronen nachjagen. Zudem schafft es Scott aus seiner erst verteufelten Figur des Frank Lucas, welcher die Drogen ja quasi repräsentiert, im Laufe des Filmes eine immer sympathischere werden zu lassen, die langsam aber sicher selbst zum Opfer wird. Der ganze Schluss und die letzte Einstellung sind dabei sicher nur die Spitze des Eisbergs. Doch bei all dieser Kritik hat AMERICAN GANGSTER auch einige wirklich tolle Szenen zu bieten. So hebt sich zumindest inszenatorisch eine Szene ganz besonders hervor, der Höhepunkt, den Scott so feiert, dass man kurzzeitig schon mal Gänsehaut bekommen kann. Doch leider bleibt es nur bei diesen einzelnen Versatzstücken, denn als Gesamtes ist AMERICAN GANGSTER einfach zu repetitiv, klischeebelastet und spektakulär unspektakulär. Und dennoch scheint es sich hier um einen sehr, sehr heißen Oscarkandidaten zu handeln, was ob seiner Zutaten dann aber doch alles andere als verwunderlich ist. Dann lieber zum wiederholten Male L.A. CONFIDENTIAL, der zeigt, wie solch ein period piece auszusehen hat.

Halloween
(Rob Zombie, USA 2007)

Ich zitiere Rob Zombie, der sich anno 2002 wie folgt über Remakes von Horrorklassikern äußerte: "I feel it's the worst thing any filmmaker can do. I actually got a call from my agent and they asked me if I wanted to be involved in a remake of CHAINSAW. I said no fucking way! Those movies are perfect - you're only going to make yourself look like an asshole by remaking them. Go remake something that's a piece of shit and make it good. Like with my movie I have elements of CHAINSAW in it because I love that movie so much, but I wouldn't dare want to 'remake' it. It's like a band trying to be another band." (Arrow in the Head) Tja, was soll man dazu sagen? Zombie hatte Recht, denn sein eigenes Remake eines der Klassiker des Genres ist zwar kein Totalausfall geworden, doch war es so nötig wie ein weiterer Konflikt im nahen Osten. Zu keiner Zeit kommt es and das Original heran, erst recht nicht in der zweiten Hälfte, die mit HALLOWEEN bisweilen 1:1 identisch ist (sogar die Dialoge und Kulissen sind haargleich).

Zombies HALLOWEEN besteht im Prinzip sowieso aus zwei verschiedenen Filmen. Der erste, er beschäftigt sich mit der Kindheit und Jugend Michaels (Daeg Faerch), hat mit dem Original nur wenig zu tun, seilt sich von diesem ab um intensiv nachzuforschen. Doch bereits hier begeht Zombie den ersten großen Fehler. Nicht etwa weil er etwas Neues dazudichtet, sondern weil er den Mythos demontiert, indem er die Eltern Michaels nicht etwa gut bürgerliche Menschen sein lässt, sondern widerlichen White Trash. Das Original zeigte damit aber eindeutig, dass es nicht nur vom elterlichen Umfeld abhängig ist, dass Michael ein Psychopath ist, sondern auch von äußeren Faktoren. Würde es in der heutigen Zeit spielen, hätte Zombie Michael wohl zusätzlich noch Killerspiele spielen lassen (gut, die Mäuse sind eben der Ersatz)... Doch damit nicht genug, denn auch der Ausbruch Michaels und der damit verbundene Umschwung in das eigentliche Remake wirken lediglich wie ein Update für die Teenhorrorgeneration. Dass es Zombie aber auch besser verstehen kann, alte Schinken im neuen Gewand zu präsentieren, bewies er mit THE DEVIL'S REJECTS.

In der zweiten Hälfte ist man dann so richtig im Teenhorror angekommen. Lausige Darstellerinnen, bei denen nicht nur die fäkale Sprache aufgesetzt wirkt, geben sich ein Stelldichein und dürfen schon bald abgemurkst werden - aber zuvor erstmal noch die Brüste in die Kamera halten, bitte. Es geht blutiger zu als in HALLOWEEN, ja, aber dass mehr Blut nicht immer ein Qualitätsmerkmal sein muss, bekommt man hier auch eindeutig zu sehen. Und wenn dann auch noch ein Ende auf das andere folgt (THE LORD OF THE RINGS: THE RETURN OF THE KING lässt grüßen), dann will man sich eigentlich nur noch ärgern und darüber nachdenken, wie man Zombie am besten für diese Leichenfledderei bestraft. Eigentlich, denn der 2007er HALLOWEEN hat durchaus auch seine Stärken. Zum einen beispielsweise die superbe Musikuntermalung mit jeder Menge Klassikern oder der Lapdance Sheri Moons, der heißer nicht sein könnte. Von den diversen Cameos (Udo Kier, Danny Trejo), von denen einige hätten ruhig länger sein können, ganz zu schweigen.

HALLOWEEN ist ein äußerst zwiespältiges Vergnügen, ähnlich zu Scorseses THE DEPARTED. Einerseits funktioniert er als eigenständiger Film, zieht man aber den Vergleich zum Remake (und dieser ist in beiden Fällen unumgänglich), dann offenbart er seine Schwächen nur umso deutlicher. Vielleicht wird Zombies Film mit dem 11 Minuten längeren Director's Cut ja noch ein wenig runder.

#814 Puni

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Geschrieben 06. November 2007, 23:04

The Untold Story (八仙飯店之人肉叉燒包) - auch endlich mal gesehen, den Klassiker der CAT III. Und schon am Anfang wird klar gemacht, welche Richtung der Film einschlagen wird. Anthony Wong - für mich wohl immer der seriöse SP Wong aus INFERNAL AFFAIRS (無間道) - mal in dieser Rolle zu sehen, ist einfach herrlich, vorallem mit seiner gigantischen Hornbrille und diesem Blick, der fanatischer nicht sein könnte. Hinzu kommen die Cops um Officer Lee (der ebenso geschätzte Danny Lee), die den Spaß mal bremsen, ihm meist aber doch zuträglich sind (Zitat aus der deutschen Synchro, in die ich nur kurz reingehört habe, die aber sowieso über jeden Zweifel erhaben zu sein scheint: "Red' kein Scheiß, Du gehörst mal ordentlich gebumst!"). Insgesamt gibt es vom Spaß- und Unterhaltungsfaktor dann aber doch einige Kollegen, die besser sind. Höhepunkt natürlich das kleine Massaker, das sogar vor den ganz Kleinen keinen Halt macht - den Film dürfte Dr. Boll wohl auch sehr oft gesehen haben... Aber wie meint Anthony Wong im Audiokommentar so schön? Viele empfänden den Film als anstößig, aber ihnen ging es einfach um den Spaß an der ganzen Sache, den sie auch hatten - und das sieht man dem Film auch zu jeder Sekunde an.

Veronica Mars (Season 3) - es ist zu Ende, aus, vorbei, nie wieder! Selten hat mich eine Serie so gefesselt, hat das Highschool- bzw. Schulfeeling so authentisch eingefangen. Eigentlich hätte ich VERONICA MARS nie sehen sollen, denn seit dem bin ich doch etwas traurig, dass ich nicht auch in den USA auf die Highschool gegangen bin. Klar ist hier einiges fast genauso, aber das gewisse Etwas fehlt dann doch irgendwie. Season 3 nimmt uns dann schließlich mit an die Uni, und auch hier kann ich nur zu oft Parallelen zum eigenen Unialltag ziehen. Etwas zwiespältig hingegen hat mich die Tatsache zurückgelassen, dass es keinen richtigen roten Faden gibt, eine Handlung, die in der ersten Episode beginnt und in der letzten aufgelöst wird. Vielmehr sind es hier zwei rote Fäden, die aber bis zur Hälft der Season bereits aufgelöst sind. Einerseits tat dies gut, andererseits habe ich es etwas vermisst. Vermissen werde ich am meisten aber wohl Veronica (Kristen Bell) selbst, denn auch wenn der Pilot zu Season 4 nicht allzu berauschend aussah (Veronica ist trainee beim FBI und scheint der einzige Charakter zu sein, der aus den bisherigen Seasons mit an Bord ist) - denn irgendwie gehört Freundschaft, College und Beziehungsstress einfach dazu -, so hätte es die Serie dennoch verdient (zumal es am Ende keine richtige Auflösung gibt) fortgesetzt zu werden. Aber wie heißt es doch so schön? Wenn’s am schönsten ist, sollte man aufhören - vielleicht ist da ja doch etwas dran. Danke, Veronica, ich hatte eine grandiose Zeit mit dir.

#815 Puni

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Geschrieben 09. November 2007, 16:04

Lions for Lambs
(Robert Redford, USA 2007)

Am Ende steht jeder für seine Sache ein, koste es was es wolle. Egal ob Journalistin, Hochschullehrer, Soldat, Student oder Politiker - sie alle haben Überzeugungen, Werte für die sie kämpfen, sei es verbal oder eben physisch (meistens sogar beides). Redford könnte seine Prämisse in LIONS FOR LAMBS nicht deutlicher aufzeigen, das aktuelle Tagesgeschehen nicht besser einfangen als mit seinem neuesten Film. Er hält uns allen den Spiegel vor, ringt uns Entscheidungen ab und holt uns aus unserer Lethargie heraus. Gerade uns junge Leute, denen das aktuelle Zeitgeschehen, die Politik bisweilen sonst wo vorbeigeht. Es sind wir jungen Menschen, die für die Zukunft eines/unseren Landes verantwortlich sind, ohne Interesse an selbigem sieht die Zukunft aber düster aus. Vielleicht ja irgendwann so düster wie derzeit im Irak oder in Afghanistan. Letzteres Land spielt eine erstaunlich große Rolle, was angesichts der Tatsache, dass der Irak doch etwas aktueller erscheint etwas verwundert. Natürlich bleibt auch er nicht auf der Strecke - der Film beginnt bereits mit Meldungen toter Soldaten aus diesem -, aber Afghanistan steht ganz klar im Fokus.

Eine neue Strategie muss her, da ist sich Cruises Senatorenfigur ganz sicher. Eine Strategie, die hält, was sie verspricht, auch wenn ihm das Meryl Streep zu keinem Zeitpunkt glauben will. Und sie hat bisweilen auch Recht, denn Cruise ist hier nichts weiter als ein Politiker, der den Krieg verkaufen will und gleichzeitig natürlich um seine Karriere besorgt ist. Das Präsidentenamt steht ihm recht offen, das muss man natürlich ausnutzen. So zeigt sich zumindest die eine Hälfte des wohl interessantesten Charakters des Films. Die andere Hälfte, seine bessere, sorgt sich um Land und Soldaten, ist die ständigen Drangsalierungen gegen seine Partei leid. Cruise spricht hier so viel wahre Worte, dass zumindest ich ihm imaginär nicht oft genug auf sie Schulter klopfen konnte. Und so ist es auch kein Wunder, dass die Figur Streeps - so aufrecht und argumentativ richtig sie bisweilen auch liegen mag -, mit zunehmender Zeit zur uninteressantesten ja sogar nervtötendsten verkommt. Sie ist genau der Typ von Nachrichtenmacher, der dem Land schadet, statt ihm zu helfen. Doch Cruise entlarvt sie, hält ihr den Spiegel 9/11s vor.

Ortswechsel, wie so oft in diesem (Episoden-)Film. Ich fühle mich quasi wie zu Hause, an der Uni, der Heimstätte des Nachwuchses. Redfords Figur des Hochschulprofessors ist idealistisch, keine Frage, doch gerade deshalb so erwünscht, weil man diese so selten bis gar nicht vorfindet. Er kümmert sich nicht nur um sein eigenes Wohl, ein ordentliches Arbeitsklima, ruhige Arbeitstage, sondern nimmt seine eigentliche Aufgabe wahr, wie sonst niemand. Er tritt den jungen Erwachsenen in den Hintern, stellt sie vor Entscheidungen, die sich - und auch ich, ja - nur allzu ungern treffen. "Do you want to win the war on terror? Yes or No? This is the quintessential Yes or No question of our time.", brüllt der Senator (Cruise) seine Journalistin (Streep) förmlich an - und bringt damit die zentrale Aussage des Filmes auf den Punkt. Natürlich geht es nicht immer nur um den militärischen Kampf gegen den Terror, aber ist unsere Lethargie, unser Nichtstun nicht auch eine Form des Terrors? Es geht um Einsatz, Hingabe und Leidenschaft, nicht nur polemisch über Dinge zu diskutieren und zu prahlen, sondern diese konkret umzusetzen. Wer sich diese Mühe nicht macht, der hat den Kampf (gegen den Terror) bereits auf der Startbahn verloren.

So regt Redfords Film nicht nur an, sondern bringt auch konkrete Ideen. Er traut sich etwas, macht auch vor Opfern keinen Halt, wie der Schluss eindrücklich und in bewegenden Bildern zeigt. Redford ist keinesfalls ein Kritiker seines Landes, im Gegenteil. Er ist Patriot, mit vollem Herzblut bei der Sache. Denn so kritisch und differenziert LIONS FOR LAMBS auf den ersten Blick auch zu sein scheint (und natürlich ist er das auch zur Genüge), so patriotisch und Militär verherrlichend ist er auf den zweiten. Sein Film zeichnet eine große Subtilität aus, eine ganz feines Gespür für Timing, Inszenierung und die Funktion des Ganzen. Genau diese ernste Thematik mischt er nämlich gekonnt mit den Stilmitteln eines Hollywoodfilms, sorgt sogar für große Gänsehautattacken. Seine Bildsprache ist gewaltig, das zeigt er zu jedem einzelnen Zeitpunkt. In den letzten Jahren habe ich wirklich keinen so ehrlichen und aufrichtigen Film gesehen, der sich mit dem Diskurs um Politik und Gesellschaft so uneingenommen beschäftigt hat. Gut, es wird dennoch einige geben, die den Film als patriotische Propaganda abtun werden, aber dass das nichts schlechtes heißen muss, im Gegenteil, sollte der Film selbst nachdrücklich gezeigt haben. Einer der besten Filme des Jahres.

#816 Puni

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Geschrieben 11. November 2007, 18:33

Lorelei: The Witch of the Pacific Ocean (ローレライ) - habe etwas im Stile von AEGIS (亡国のイージス) erwartet und genau das auch bekommen, also im Prinzip nichts anderes als eine patriotische Muskelschau, mit dem kleinen Unterschied, dass es nicht im Präsens spielt, sondern im 2. Weltkrieg, garniert mit etwas SciFi. Die Amerikaner sind hier zwar nicht unbedingt die Bösen (dann schon eher die Nazis, die mit Paula [Yu Kashii] ja immerhin fiese Genexperminte gemacht haben) - trotz einem nahenden dritten Abwurf einer Atombombe auf Tokio -, aber die Fronten sind doch klar zu unterscheiden. Auf japanischer Seite wimmelt es nur so vor Helden, die sich um jeden Preis für ihr Land opfern wollen und dies dann zum größten Teil auch tun. Wie schreibt BeyondHollywood.com so schön: "The filmmakers behind ‘Lorelei’ should give out Japanese flags with each copy of the DVD for all the subtlety the film manages.", treffender könnte man das Ganze nicht beschreiben. Musikalisch fährt LORELEI natürlich in keinen anderen Gewässern, und auch wenn fleißig bei Zimmer kopiert wird, so kommt doch des Öfteren eine Gänsehaut auf. Alles in allem leider nicht so gut wie der aktuellere große Bruder - dafür ist der Film optisch leider viel zu armselig, der bluescreen ist nämlich omnipräsent -, aber für meine Wenigkeit natürlich wieder Balsam für die Seele.

Rumor Has It... - Hollywooddramödienausstecher (Nummer 132632546), der wirklich kein auch nur im geringsten erwähnenswertes Highlight bietet. Hinzu kommt eine Protagonistin, die mehr nervt als dass sie ihrer Rolle gerecht wird. Vom verschenkten Mark Ruffalo ganz zu schweigen. Ein einziges, vor sich hinplätscherndes Kitschpaket, das so uninteressant wie unbedeutend ist.

Meet the Feebles - nach Jahren mal wieder gesehen und einmal mehr prächtig amüsiert. Was es hier alles gibt, das gibt’s gar nicht - allen voran die kurze Exkursion nach Vietnam... Wirklich schön anzusehen auch, wie viel Liebe Peter Jackson in seine/diese Arbeit steckt, von den unzähligen Anspielungen auf andere Filme ganz zu schweigen. Ja, liebe Fans der Ringtrilogie, so etwas hat Euer Meister auch mal gemacht.

Exit Wounds - ebenfalls nach längerer Zeit mal wieder gesehen, ist dieser Seagal eigentlich kein richtiger Seagal. In erster Linie ist EXIT WOUNDS nämlich ein Vehikel für die Hip Hop-Generation, garniert mit mächtig viel Gepose, einem coolen Soundtrack und jeder Menge Gangster. Zum Glück ist aber Seagal dabei, der ob seines Charmes eine große Bereicherung für den Film darstellt. Er bringt ihm (unfreiwilligen) Humor, sorgt dafür, dass nicht nur cool geballert, sondern auch mal ordentlich gekämpft wird. Ohne Seagal wäre dieser Film also für die Tonne, trotz seiner bisweilen wirklich äußerst attraktiven Optik.

#817 Puni

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Geschrieben 20. November 2007, 15:16

Quella villa accanto al cimitero - klasse Fulci, der sowohl optisch, als auch - besonders - audiotechnisch zu gefallen weiß. So in etwa muss ein guter Horrorfilm aussehen - ordentliche Handlung, eine große atmosphärische Dichte, tolle Musik und dennoch einige derbe Splattereinlagen (natürlich handmade). Toll.

Live Free or Die Hard - auf Blu-gayray gesehen, mein erstes Mal HD auf meinem Panel und schlichtweg begeistert. Besonders die F-35-Szene zieht audiovisuell wirklich alle Register. Der Film selbst ist beim zweiten Mal nicht mehr ganz so gut wie noch beim ersten Mal im Kino, aber nach wie vor ein sehr gutes Beispiel dafür, wie ein Post-2000-Actionfilm auszusehen hat.

Bug - dass es sich ursprünglich um ein Theaterstück handelt, sieht man zu jeder Zeit, was aber nichts schlechtes heißen muss, im Gegenteil. So gut und spannend das Ganze jedoch anfängt - für einen Thriller ist die erste Hälfte nahezu perfekt -, so enttäuschend kommt das Ende daher. Nicht etwa weil das Ganze sich langsam aber sicher zu einer tour de force entwickelt, sondern vielmehr weil es nicht nur die Darsteller sind, die es leicht übertreiben und mit dem over acting Probleme bekommen (wobei die Leistung Ashley Judds dennoch äußerst positiv hervorzuheben ist) . Die Aussage ist dabei aber klar, Friedkin geht es um Paranoia, um Fanatismus und blinde Nachfolge. BUG ist eine Parabel auf die globale Lage, den Krieg gegen den Terror, die Islamisierung und Fundamentalisierung. Und da das bereits lange vor dem Finale nur allzu deutlich ist, ist es natürlich umso ärgerlicher, dass es so endet, wie es endet. Da hätte Friedkin wirklich mehr daraus machen können, als seinen Film zum Ende fast schon unfreiwillig komisch werden zu lassen. Optisch ist der Film aber wirklich über jeden Zweifel erhaben: der Schnitt ist grandios, die Kamerafahrten nur selten nicht virtuos. Und auch die Atmosphäre ist - wie gesagt - nahezu einzigartig. Für das Ende gibt es ein wenig Abzug, ansonsten aber ein extrem intensives Seherlebnis.

#818 Puni

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Geschrieben 22. November 2007, 15:59

My Blueberry Nights
(Wong Kar Wai, Hong Kong/China/Frankreich 2007)

Eine Frau (Norah Jones) betritt ein kleines Café, inmitten des Großstadtdschungels New Yorks. Sie ist aufgebracht, wendet sich an den Kellner (Jude Law), der sich sofort um sie zu kümmern scheint - und das nicht nur ihrer Bestellung wegen. Während Lizzy, so der Name der bezaubernden Frau, in das Ambiente des kleinen aber feinen Plätzchens eintaucht, tauche auch ich ein. Ich tauche ein in die Welt WKWs, eine von Farbfiltern und Slow-Mo geprägte Gegenwart, die bereits von der ersten Sekunde an deutlich macht, wessen Film man hier sieht. Ich tauche ein in eine Geschichte, die so einfach ist, dass man sich durchaus fragt, warum denn schon wieder eine Geschichte eines Mannes und einer Frau erzählt wird. Kann der Mann denn nichts anderes machen? Die Antwort ist so simpel wie befriedigend: Warum sollte er? Es ist eines der ältesten Themen der Menschheit, die Liebe, das Finden und Suchen jener. Sie bringt Menschen zusammen, wenn auch meist über Umwege. Zudem gibt es zum ersten Mal westliche Protagonisten (ob das jedoch besser ist, sei dahingestellt).

Bei WKWs erstem englischsprachigem Film verhält es sich nicht anders. Die Umwege sind im wahrsten Sinne des Wortes solche. Was Lizzy hier in einem knappen Jahr erlebt, erleben manche Menschen nicht einmal in ihrem ganzen Leben. Gestellt? Na klar, wir sprechen hier ja schließlich von einem Film. Unrealistisch? Ein wenig, ja. Wichtig? Definitiv nicht. WKW erzählt für etwas mehr als 110 Minuten eine Liebesgeschichte, die schöner und purer nicht sein könnte. Es ist diese spezielle Atmosphäre, die wie seine anderen Werke auch dieses Werk durchzieht, diese Mischung aus Lethargie, knallbunten, passenden Farben und Darstellern, die für ihre Rollen geboren wurden. Allen voran Norah Jones, die so lebendig aufspielt, dass man ihr die Tatsache, dass es ihr Debüt ist, gar nicht abnehmen will. Wer die audiovisuellen Spielereien WKWs liebt, der wird sein Herz auch hier einmal mehr verlieren. Von ruhigen, romantischen Tönen über verruchte Souleinlagen, WKW setzt das Stilmittel Musik virtuos ein, zeigt, wie existenziell diese für einen Film sein kann.

Sowieso erscheint hier alles nahezu perfekt. MY BLUEBERRY NIGHTS, das ist Erzählkino in seiner schönsten Form, Liebesfilm frei von jedwedem Kitsch und Pathos und Darstellerkino, das seine Darsteller zwar fordert, aber ihnen angesichts deren Leistung noch immer nicht alles abzuverlangen scheint. Aber vor allem hat man schon lange keinen Cast mehr gesehen, der einerseits so hochkarätig ist (Norah Jones, Natlie Portman und Rachel Weisz in einem Film - hallo, liebe Männer!), aber andererseits auch noch so gut harmonisiert. Im Prinzip hat jeder seine eigene Episode, wobei ich jene David Strathairns bevorzugen würde. Sie ist am wenigsten abgehoben, nur allzu realistisch und menschlich. Norah Jones’ Charakter ist dabei die einzige Figur, sie sich durch die Episoden bewegt, sie miteinander verbindet und am Ende für all ihr Bemühen belohnt wird. MY BLUEBERRY NIGHTS ist eine Ode an das Kino, filmisch bis ins Detail ausgearbeitet, ohne ein Gramm übermäßiges Fett und einfach zum Verlieben.

#819 Puni

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Geschrieben 24. November 2007, 14:00

Seed
(Dr. Uwe Boll, Kanada 2007)

Wenn man eines der glücklichen elf Kinos in der Nähe hat, die über eine Kopie des Filmes verfügen (zudem noch ungeprüft dank Dr. Boll), dann muss man das wohl auch ausnutzen. SeedJa, selbst nach solch einem Desaster wie Dr. Bolls letztem, POSTAL. Obwohl ich diesen für den wohl schlechtesten Film seit Jahren halte, haben seine Filme doch einen gewissen Reiz, dem ich mich nicht entziehen kann. Und so kann ich es auch kaum erwarten, Dr. Bolls nächsten Streifen in die Finger zu bekommen, nämlich die Videospielverfilmung - wer hätte es gedacht - IN THE NAME OF THE KING: A DUNGEON SIEGE TALE. Allein wohl schon deshalb, um zu sehen, wie schlecht sein neuer Film dieses Mal geraten ist - oder eben auch nicht. Genau diesem Phänomen bin ich nämlich mit SEED begegnet, der erste Film des Dr. phil., der gar nicht so schlecht ist, ja den ich sogar als seinen bis dato besten bezeichnen würde (habe aber noch nicht alle gesehen).

SEED krankt in genügend Aspekten, keine Frage. Doch macht er auch vieles richtig. Sowohl inszenatorisch, als auch atmosphärisch spielt sein Film auf hohem Niveau, auch wenn zu jeder Sekunde nur allzu deutlich ist, welche Film dem guten dabei als Blaupause dienten (am ehesten eine Mischung aus SE7EN, SAW und THE SILENCE OF THE LAMBS). Ja, richtig, Dr. Boll schafft es wirklich, einen bisweilen äußerst spannenden Film auf die Beine zu stellen. SeedDa viele Szenen aber im nahezu Stockdunkeln spielen, nicht sonderlich verwunderlich, denn das ist durchaus schon die halbe Miete. Bei seinen Figuren gelingt ihm das ebenfalls bis zu einem gewissen Grad. Zumindest seinen Protagonisten, Bishop (Michael Paré), rückt er (als einzigen) etwas in den Fokus, versucht seine innere Zerrissenheit herauszuarbeiten, sein Gefühl für Recht und Ordnung. Dass das aber nicht wirklich einer ordentlichen Charakterstudie gleicht, dürfte ohnehin klar sein. Es ist angesichts des Genres aber auch nichts, wofür sich der gute Herr Dr. schämen müsste (das muss er ja schon für genügend andere Dinge).

So ist SEED im Prinzip nichts anderes als ein gewöhnlicher Thriller mit einem Serienkiller, der Amok läuft. Hier und da ein paar härtere Einstellungen und kreative Morde, das ist man ja mittlerweile gewohnt. SeedDoch dann, abgesehen von den Tiersnuffszenen zu Beginn des Filmes - immerhin steckt hier eine wirklich lobenswerte Intention dahinter, denn Dr. Boll spendet in Zusammenarbeit mit PETA 2,5% des Einspielergebnisses an die Tierschutzorganisation um ebensolchen Szenen zu entgegnen - folgt inmitten des Höhepunktes eine Szene, die abstoßender und sensationsgieriger nicht hätte sein können: Seed (Will Sanderson) bearbeitet eine ältere Frau mit einem Hammer... Dabei ist ebendiese Szene aber nicht nur Produkt eines bloßen Sensationsgiers seitens Dr. Bolls, sondern wirkt sie im Gesamtkontext auch gerade zu als ein Fremdkörper. Zumindest mir ist kein Zusammenhang zu den anderen Figuren bewusst geworden, alles wirkt wie gewaltvoll hineingesetzt, nur der Gewalt willen. Eines muss man dem Regisseur dann aber auch lassen: konsequent und Ziel orientiert (er brachte die Filme auf eigene Verantwortung ungeprüft in die Kinos) ist er ja.

Und was soll man ihm sonst noch groß vorwerfen? Sein Ziel hat er jedenfalls erreicht, denke ich nur mal an das gestrige Kinopublikum, dem man den Ekel von wirklich jedem Gesichtszug ablesen konnte. Das war es was Dr. Boll (schon mit seinem Vorgänger) wollte, total unfähig scheint er also doch nicht zu sein. Doch genug der lobenden Worte, denn als Gesamtes ist der Film viel zu unrund, es ist viel zu offensichtlich, Seedwas Dr. Bolls Intention war, nämlich vielmehr Schocken als einen guten Film abzuliefern. Selten habe ich ein solch abruptes Ende gesehen, selten solch ein schlechtes Timing. Von dem viel zu inflationär eingesetzten Score, wenn auch bisweilen schön atmosphärisch, und der Handwackelkamera mal ganz zu schweigen (kauft dem Mann doch endlich ein Stativ, dachte ich mir die ganze Zeit nur). So leicht zu durchschauen und spekulativ SEED auch sein mag, so konsequent und straight ist er andererseits aber auch. Formal gibt es wirklich wenig auszusetzen, so dass ich mich wirklich das erste und hoffentlich auch nicht letzte Mal traue zu sagen, dass Dr. Boll einen soliden Film gemacht hat.

#820 Puni

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Geschrieben 01. Dezember 2007, 14:04

In the Name of the King: A Dungeon Siege Tale
(Dr. Uwe Boll, Deutschland/Kanada/USA 2007)

Kaum bin ich mit SEED dem ersten einigermaßen ordentlichen Dr. Boll begegnet, mache ich sofort schon wieder eine Begegnung mit einem absoluten Rohrkrepierer. Der Herr Dr. würfelt einmal mehr alles zusammen und lässt das, was dabei herauskommt, auf die Kinoleinwände los. Was das ist? In the Name of the King: A Dungeon Siege TaleNaja, im Prinzip der dreisteste Klau der Ringtrilogie überhaupt, da war selbst STARDUST noch eigenständiger. Dr. Bolls Computerspieladaption ist ein bunter Wirrwarr, ein Potpourri aus Fantasy-, Ritter- und Actionfilm. Das wäre an sich ja gar nicht mal so schlimm, wäre da nicht einmal mehr das unsägliche Timing und der mehr als laienhafte Schnitt - Dr. Bolls wohl größtes Problem. Er macht nichts anderes als in sich absolut unkohärente Szenen aneinander zu reihen und diese so stümperhaft ineinander übergehen zu lassen, dass man nach wenigen Minuten eigentlich schon nicht mehr hinsehen kann. Vom schrecklichen Score und der Länge, die sich zieht wie ein riesiger Kaugummi (O-Ton Dr. Boll: "The director's DVD cut will be 45 minutes longer."), ganz zu schweigen.

Weshalb sich also den Film überhaupt erst antun? Gut, nach dem ordentlichen Abstecher ins Serienkillergenre war ich ja offen für neue Bollwerke. Und hey, Jason Statham ist mit von der Partie. Klar, dass er die Kampfsau schlechthin spielen darf, auch wenn manche Einlagen trotz Fantasy mehr als wehtun. Zudem war ich im Laufe der Spielzeit immer mehr überrascht, welche Darsteller Dr. Boll für seine Sache alle gewinnen konnte. Burt Reynolds (der sich permanent zu schämen scheint), Ron Perlman (dem man die Langeweile ansieht), Matthew Lillard (kann der überhaupt was anderes als solche Psychos spielen?), John Rhys-Davies (neunmalkluger Merlinverschnitt) und schließlich Ray Liotta und Claire Forlani, deren Overacting hart an der Schmerzgrenze ist. Aber eigentlich ja nicht verwunderlich, denn wie heißt es so schön? Für Geld tun Menschen eben alles.

Unterm Strich bleibt IN THE NAME OF THE KING: A DUNGEON SIEGE TALE also trotz Fantasy ein erschreckend langweiliges, vor sich dahinplätscherndes undefinierbares Etwas, das sowohl inhaltlich, als auch formal auf ganzer Linie versagt und dem man zudem nicht mal einen gewissen Trashappeal zustehen kann. In the Name of the King: A Dungeon Siege TaleDr. Bolls Größenwahn wird hier einmal mehr deutlich: Er sucht die epische Weite (wobei man ihm zugute halten muss, dass er Schlachten einigermaßen inszenieren kann), versucht an seine großen Vorbilder heranzukommen, die wieder mal omnipräsent sind. Im Prinzip ist sein Schaffen nichts anderes als repetitiv, nur eben im negativen Sinne. Und da verwundert es nicht wirklich, dass sein anderes Statement aus dem Interview mir Angst macht, denn da heißt es: "If we make over $40 million at the box office, we will consider a sequel." Da kann man nur hoffen, dass er unter den $40 Millionen bleibt. Aber vielleicht wird das mit dem (erfreulichen, spaßigen) Trash ja etwas bei FAR CRY, dessen Besetzung mit Til Schweiger, Udo Kier und Ralf Möller auch nach nichts anderem als solchem klingt (hoffe ich zumindest).

#821 Puni

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Geschrieben 08. Dezember 2007, 13:56

The Wizard of Gore - typischer H.G. Lewis, der sich im wahrsten Sinne des Wortes direkt an sein Publikum wendet. Geschickt spielt Lewis mit Realität und Illusion, nimmt so manch sozial- und gesellschaftskritischem Film späterer Jahre einiges vorweg und zaubert am Ende, gerade als man denkt, es handle sich wieder um so ein gewöhnliches 08/15-Ende, ein Kaninchen aus dem Hut, das mir fast die Socken auszog. Abgesehen davon und den gewohnt expliziten Goreorgien, mangelt es dem Film aber sichtbar an einer ordentlichen Dramaturgie. Viel zu häufig wiederholt sich das Szenario, von Kurzweil keine Spur. Mal schauen, was das Remake so kann - wenn es denn mal endlich seinen Weg ins Kino oder wenigstens auf DVD findet.

Carrie - total von den Socken. Wie De Palma das Finale hinauszögert, dann in Szene setzt (einer seiner Lieblinge, der Splitscreen!) und zum Ende hin schließlich nochmal so richtig auf den Putz haut, ist sagenhaft - allein für diese letzte halbe Stunde lohnt sich das Ganze schon. Von der Symbolkraft ganz zu schweigen.

Insecticidal - ein Film, der mit einem Michael-Bolton-Verschnitt anfängt? Das kann ja nur was werden. Wurde es auch, zumindest in Abetracht des geringen Budgets und der jungen Darsteller. Denn wenn sich zu Bolton dann auch noch knackige Studentinnen dazu gesellen, denen es egal ist, wenn man ihre Brüste oder Ausschnitte permanent zu sehen bekommt, dann hat man(n) schon mal 90 Minuten Zeit, Killerinsekten, die aus einem 386er stammen, beim Metzeln zuzuschauen. Und die größte Überraschung: So schlecht ist das alles gar nicht, Insekten ausgeschlossen. Ferner wird so stark auf den Klischees herumgeritten und bei anderen Genrevertretern geklaut, dass es einfach liebenswürdig ist. Ich hatte meinen Spaß, ja. Ach so, der Vorspann kann übrigens mit jedem Hollywoodthriller locker mithalten.

The Three Burials of Melquiades Estrada
(Tommy Lee Jones, USA/Frankreich 2005)

Western waren zugegeben noch nie so wirklich mein Genre. Doch wenn ich dann einen sehe, dann bin ich meist richtig froh und überrascht, wie wenig weh sie doch tun. Zuletzt so geschehen bei THE OX-BOW INCIDENT, den ich nach wie vor für einen der besten Western halte. Nun ist Tommy Lee Jones (Kino-)Regiedebüt ja aber kein richtiger, altbackener Western, eher so was wie ein Neo-Western. Doch ist seine Schlagkraft deshalb auch geringer? Oh nein, im Gegenteil. Jones’ moderner Western entwickelt sich im Laufe seiner Spielzeit zu einer wahren tour de force, einem unbequemen Stück Film, das keine Gefangenen macht. Dabei setzt Jones aber weniger auf harte Action als auf elegische Bilder, welche den amerikanischen Süden selten zuvor so farbenprächtig, ja episch, in Szene gesetzt haben. Es geht um Freundschaft, um Rassismus und kaputte Psychen, um Charaktere, die mit ihrem Leben unzufrieden sind und dringen den nächsten Schritt gehen müssen.

THREE BURIALS ist ganz großes Erzählkino, das keinen seiner vielen Charaktere auf der Stecke lässt, sondern stets den Fokus richtig setzt. Die schwüle Hitze des Südens spürt man förmlich auf der Haut, die weite Reise von Texas in ein kleines Dorf nach Mexiko scheint man mit den beiden Protagonisten (toll: Barry Pepper) quasi mit zu bestreiten. Schön, dass es Jahrzehnte nach dem Zenit der Western noch immer solche Filme gibt. Filme, die sich in Zeiten von Begriffen wie "Popcornkino" oder "Blockbuster" eben nicht zu diesen zählen lassen. Man kann sich der Bilderflut von THREE BURIALS, der in Cannes zwei Palm d’Ors abräumte, nur schwer entziehen, denn das Gesehene wirkt ganz bestimmt nach.

Durch die Nacht mit... Asia Argento und Joe Coleman
(Jörg Buttgereit, Deutschland 2007)

Leider etwas schlechter als die letzte Episode mit Brian Yuzna und dem Pornoproduzenten, dessen Name mir schon wieder entfallen ist. Vielleicht liegt es daran, dass sich die beiden Protagonisten, die hübsche Asia Argento und der "Freak" Coleman, bereits sehr gut kannten. Es fehlte die Neugier der beiden, die Neugier an der Erforschung des anderen. Und dass Coleman eine eigenartige oder sagen wir zumindest eigenwillige Person ist, erschließt sich bereits nach der Tour durch sein Haus, das eher einem Schreckenskabinett als einer Wohnunterkunft gleicht. Insofern decken sich die Interessen der beiden wohl auch zu sehr, denn die gute Asia ist ja auch nicht immer ganz der Otto-Normal-Bürger. Was bleibt ist aber ein schönes Porträt New Yorks, das mit all seinen Facetten von der Kamera eingefangen wird und seine Schönheit besonders zur abendlichen Stunde entfaltet. Da passt dann auch der Schlussmonolog Colemans, der einmal mehr das Ende der Welt vor sich liegen sieht. Kein Highlight, aber immerhin ein intimer Einblick in die ganz normalen Aktivitäten zweier weniger normaler Künstler.

The Golden Compass
(Chris Weitz, USA/UK 2007)

Weihnachtszeit, Familienfilmzeit - THE CHRONICLES OF NARNIA hat es letztes Jahr vorgemacht, THE GOLDEN COMPASS macht es dieses Jahr nach. Doch ist das, was da auf der Leinwand flimmert, riesige Eisbären, die Menschen zerquetschen und Hexen, die ihre Gegner mit Pfeilen aufspießen, wirklich was für die Kleinen? Definitiv nicht - zumal jeder Tod durch den Tierdämon, der zu leuchtendem Staub zerfällt, zusätzlich visualisiert wird. Da möchte ich wirklich nicht in einer kleinen (wobei, die FSK gab ihm ja immerhin eine 12er-Freigabe) Kinderseele stecken. Natürlich liegt im Großen und Ganzen der Fokus aber auf einer kinderfreundlichen Erzählung, die allerdings des Öfteren ins Unverständliche abdriftet. Sie ist wild, wechselt die Handlungsorte häufiger als mancher die Unterhose und wirkt vor allem gegen Ende viel zu schnell abgespult. Klar, es läuft auf den zweiten (und dritten) Teil hinaus, das wird hier überdeutlich klar gemacht. Doch muss ein Schluss wirklich so überkandidelt sein?

Doch erstmal genug der Kritik, denn THE GOLDEN COMPASS hat auch seine guten Seiten, das kann man nicht von der Hand weisen. Die Animationen der Tiere sind grandios, allen voran jene des Eisbären Iorek Byrnison (im Original gesprochen von Ian McKellen) - da scheint jemand wirklich was vom diesjährigen Bay-Kracher gelernt zu haben. Sowieso sind Kostüme, Ausstattung und Details zum dahin schmelzen, angefangen von den imposanten Städten über den Zeppelin, bis hin zum ewigen Eis. Das fasziniert dann nicht nur die Kleinen. Es ist nämlich genau jene Welt, die zur Weihnachtszeit, zur besinnlichen Zeit am besten funktioniert, nach der sich die Leute sehnen, vor allem wenn am Heiligen Abend mal wieder kein Schnee liegt. Zudem lebt Weitz' Film nicht nur von seinen schönen Welten, sondern auch von der Masse seiner Stars, denn sogar Christopher Lee ist sich für seinen 10-sekündigen Auftritt nicht zu schade (und wird im Abspann sogar als drittes genannt).

Doch auch die weniger bekannte, kleine Dakota Blue Richards, für die es die erste große Rolle ist, kann auf ganzer Linie überzeugen - ob das wohl am Vornamen liegt? Sie ist die typische kleine Besserwisserin, aber jene, die man trotzdem gern hat. Und auch ihre Freunde sind zum knuddeln, klar, die Eltern sollen ja emotional ja auch irgendwie mit einbezogen werden. Ich, weder Kind, noch Elternteil, empfand das Ganze nach dem Abspann dann aber doch etwas zu trivial. THE GOLDEN COMPASS ist eye candy in Reinform, ein mathematisch genau berechneter Blockbuster, der es mit seiner Zielgruppe jedoch schwer haben wird. Denn wie gesagt, für die Kleinen ist es gewalttechnisch zu explizit, für die Großen hingegen einfach zu belanglos. Der Film ist einfach zu durchschauen, denn seine optischen und darstellerischen Reize sind vital für ihn. Ohne diese könnte THE GOLDEN COMPASS auch getrost im Abendprogramm RTLs oder ProSiebens laufen. Ob ich im kommenden Jahr dem zweiten Teil beiwohnen werde, steht also noch in den Sternen.

#822 Puni

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Geschrieben 20. Dezember 2007, 14:07

Exiled (無極)
(Johnnie To, Hong Kong 2006)

Freundschat, für eine Sache sein Leben geben, für einen Freund, einen seiner besten. Schon John Woo kannte vor 20 Jahren kein anderes Thema. Es scheint ein wichtiges für die Asiaten zu sein, ein Thema, das alle betrifft. Würde ich mein Leben für einen Freund geben, denn ich seit meiner Kindheit kenne. Würde ich in den heroic bloodshed eingreifen? Für die Protagonisten aus Tos EXILED sind die Antworten dieser Fragen offensichtlich: ja, ja und ja. Trotz anfänglicher Bedenken, der Zusammenhalt, die gemeinsame Geschichte soll sie letzten Endes stärken und zu einem Band zusammenschweißen. Sie fünf sind Verstoßene, ungebildete Männer, die nichts weiter haben als ihre Erfahrung, ihre Waffen und sich selbst. Und trotz - oder gerade aufgrund - ihrer kriminellen Machenschaften (wobei, wirklich Unschuldige kommen durch sie direkt zumindest nicht ums Leben) sind sie uns so sympathisch. Sie sind einfach, kennen die Härte des Lebens und das Gesetz der Straße.
Mit EXILED hat To ein weiteres Highlight seines Schaffens (es sei jedoch angemerkt, dass mir PTU nicht viel geben konnte) auf die Beine gestellt, das sich vor Woo und Co. nicht im Geringsten zu verstecken braucht. Es ist genau diese Art von Film, die man die letzten Jahre nur noch aus Hong Kong zu sehen bekommt, wenn überhaupt. Es ist ein Actionfilm in Reinform, ohne unnötigen Schnickschnack, ohne Zeitlupen, entfremdende Bildfilter oder sonstigem Gedöns - einfach ein schönes Kugelballet, das zu jeder Sekunde nostalgische Gedanken weckt. Es ist aber auch tiefgehendes Drama mit einigen Anfällen von Humor, die nüchterner aber gleichzeitig auch lustiger nicht sein könnten (allen voran Simon Yam als schmieriger und herrlich fieser Gangsterboss). Den Charakteren und der Action wird gleichermaßen viel Zeit zugeschrieben, ohne dass eines von beidem auf der Strecke bleibt. Das benötigt Fingerspitzengefühl und Timing, zwei Dinge, die To sehr gut zu beherrschen scheint. Und trotz aller Parallelen zu Woo stellt er eine eigne Geschichte auf die Beine, eine, die trotz ihrer unzähligen Verwertungen nie langweilig wird.

Die Prämisse ist zutiefst menschlich und lobenswert, und gerade deshalb so intensiv. Ich weiß, dass diese Besetzung bereits in Tos THE MISSION (鎗火) zusammentraf, aber man kann sie nicht oft genug loben, die Harmonie und das Charisma, das von ihnen ausgeht. Es gibt den alten Hasen (Anthony Wong), den Anführer. Es gibt die Jungspunde (Francis Ng, Nick Cheung) und den, der nicht so recht hineinpassen will (Suet Lam), aber dessen Qualitäten dennoch keiner missen will. Sie wollen sich alle nicht missen, nicht einmal im Tod.

Nightmare Detective (悪夢探偵)
(Shinya Tsukamoto, Japan 2006)

Nightmare DetectiveWas für eine Enttäuschung. Hier funktioniert ja wirklich so gut wie gar nichts, leider. Ich wollte den Film mögen, wirklich. Doch nach dem tollen Anfang sinkt NIGHTMARE DETECTIVE im Steilflug zu Boden und legt eine Bruchlandung hin. Laden die surrealen Bildern anfangs noch ein, wird daraus schnell ein inflationäres Rumhantiere, das nicht nur den Augen, sondern auch dem Kopf weh tut - da soll noch einmal jemand was gegen Scott oder Bays Schnittgewitter sagen. Tsukamotos Film wird vor allem in der zweiten Hälft so wirr und uninteressant, dass ich mich geistig irgendwann ausgeklinkt habe und das Ganze nur noch so vor mich her habe platschen lassen. Macht aber nichts, denn groß zu verstehen scheint es hier nicht viel zu geben. Schade, denn die Grundidee ist durchaus reizvoll, weiß anfangs auch zu fesseln, nur wenn Keiko (Hitomi) außer ihrem Äußeren nichts zu bieten hat und ständig mit dem gleichen naiven Dackelblick durch die Gegend läuft und rennt, dann verliert man schon mal das Interesse.

Optisch versteht es der Film aber trotz allen Spielereien und Wiederholungen bis zu einem gewissen Grad zu gefallen. Tsukamoto spielt mit den Bildfiltern, mal sehen seine Bilder aus wie mit Video gedreht, mal wieder total künstlich à la Bay und Konsorten. Schade jedenfalls, denn aus der Idee hätte man wirklich mehr machen können. So macht sich aber hauptsächlich Desinteresse und Langeweile breit. Komisch, denn eigentlich haben die Japaner - allen voran er selbst - schon unzählige Mal bewiesen, dass sie den Horror beherrschen.

Hitman
(Xavier Gens, USA/Frankreich 2007)

HitmanDa ich gerade nur wenig Zeit habe, aber meinen treuen Lesern dennoch ein Review zu HITMAN nicht vorenthalten will, nur so viel: Der Film ist richtig schönes Männerkino. Viel Waffen, viel Gewalt, laut, cool und schnell - und Titten gibt es auch noch reichlich. Olyphant macht dabei gar keine so schlechte Figur, seine (nicht vorhandenen) Emotionen kommen gut rüber, seine kühle Aura ebenfalls. Storytechnisch hat man das natürlich alles schon gesehen (integerer Cop jagt Kriminellen, der aber gar nicht so böse ist und eine Organisation, die einen ihrer Männer eiskalt fallen lässt), wenn auch nicht so kompakt und optisch reizvoll (wobei mit der Zeitlupe natürlich manchmal übertrieben wird). Zudem gelingt es HITMAN auch durchaus Spannung aufzubauen und sein Pulver nicht komplett auf einmal zu verschießen, sondern die Action gut aus zu balancieren. Die Besetzung in den Nebenrollen ist natürlich auch schon einen Blick wert (Ulrich Thomsen, Robert Knepper). Und erst Olga Kurylenko als Nika - ein Traum, dieser Körper Frau.

American Psycho - bestimmt das dritte oder vierte Mal dieses Jahr gesehen und immer wieder ein voller Genuss. Leider fiel mir bei der gestrigen Sichtung in illustrer Runde zu viert jedoch auf, dass das Ende etwas zu überladen daherkommt. Bales Figur erklärt den Vorgang, der in ihr vorgeht nahezu haargenau ("There is no catharsis."), dem Rezipient bleibt also nur noch wenig Platz für eigene Interpretationen o.ä. TransformersUnd auch wenn ich mit dem Roman erst zur Hälfte durch bin, kann ich dennoch sagen, dass der Film seiner literarischen Vorlage nur in begrenztem Maße nahekommt (was an sich ja nicht weiter verwunderlich ist, aber solche Dinge wie die ständige Wiederholung der Kleidungsmarken u.ä. hätte man durchaus in die filmische Version miteinbauen bzw. stärker hervorheben können).

Transformers - "You're a soldier now!" Dieses Mal kam ich mit dem spielberg’schen Humor deutlich besser klar, als noch beim Kinobesuch (ebenfalls in HD). Aber richtig anfreunden konnte ich mich auch gestern wieder nicht, denn dafür sind einige Szenen dann doch zu lächerlich (wobei ich bei der Szene mit dem Autoradio wirklich weggebrochen bin). Der Angriff auf den Wüstenstützpunkt zu Beginn ist und bleibt das Highlight - erst recht in HD (!!!) -, hier zieht Bay wirklich alle Register der Actioninszenierung. Nach wie vor die wohl größte Materialschlacht der Kinogeschichte.

I Know Who Killed Me
(Chris Sivertson, USA 2007)

I Know Who Killed MeHmm, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wo anfangen mit dem Klagen des Leidens. Vielleicht damit, dass das Drehbuch von einem 12-jährigen Sonderschüler geschrieben worden sein muss, so hanebüchen und klischeehaft kommt es daher. Oder vielleicht mit der Tatsache, dass Lindsay Lohan - einst ein Vorzeigeteen der Disney-Generation - alles andere als Schauspielern kann? Ich weiß es wirklich nicht, denn bei I KNOW WHO KILLED ME stimmt eigentlich gar nichts, erst recht nicht der Titel. Ich meine, hat man je zuvor solch einen bescheuerten Titel für einen Film gehabt (von den eingedeutschten mal abgesehen)? Schlimmer wird es noch, wenn man bedenkt, dass nicht nur Lohans Figur das relativ schnell weiß, sondern auch der Zuschauer, denn bei dem Drehbuch konnte das ja nur in die Hose gehen. Es ist eigentlich wirklich Schade um die Zeit und den Elan, weitere Worte über dieses Machwerk zu verlieren. Die deutsche Synchro hat Pornoniveau, die Darsteller brechen sich zu keiner Zeit auch nur ansatzweise einen Ast ab und selbst bei den Schockmomenten bleibt man erstaunlich kalt.

Dass Lohan wenige Wochen nach Fertigstellung in die Entzugsklinik musste scheint angesichts dieses riesigen Haufen Scheißes auch nicht mehr zu wundern. Einziger Lichtblick (nein, nicht Lohans physischer Einsatz) - und selbst dieser ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein -, war da noch die Cops-Lohans-Freund-Szene, die so unfassbar doof ist, dass sie schon wieder zum Lachen war. Da geht man nach Ewigkeiten mal wieder in die Sneak Preview, hofft auf den neuen Cronenberg und dann bekommt man das. Aber ein Gutes hat es dann doch - immerhin habe ich jetzt einen weiteren, ganz heißen Kandidaten für meine Flop 10 des Jahres 2007 2008 (offizieller Start ist ja erst am 03.01.08).

Eastern Promises
(David Cronenberg, USA/UK/Kanada 2007)

Eastern PromisesEs ist Winter im sonst ebenfalls kalten London. Doch irgendetwas scheint die englische Hauptstadt noch mehr zu kühlen, seine Straßen leergefegt aussehen zu lassen und lediglich finstere Gestalten zu beleuchten. Kein Wunder, man hat es hier ja schließlich auch mit einem Film des kanadischen Ausnahmeregisseurs Cronenberg zu tun. Dieser betrat mit seinem vorherigen Thriller A HISTORY OF VIOLENCE quasi Neuland, Mainstreamneuland. Cronenberg ist kommerzieller geworden, offener für die breite Masse. Natürlich haben auch seine Gewaltfabel und EASTERN PROMISES Cronenberg'sche Züge, aber mit einem DEAD RINGERS oder VIDEODROME hat das nicht mehr viel gemein, leider. Für sich genommen ist EASTERN PROMISES natürlich kein schlechter Film, aber wer das Oeuvre Cronenbergs kennt, dem fehlt da einfach etwas. "Sometimes birth and death go together.", meint Naomi Watts' Figur an einer Stelle und da wäre auch schon so ein typisches Element Cronenbergs - von der oft zitierten Saunaszene, die in der Tat das Highlight des Filmes darstellt und ebenso intensiv wie komisch ist, ganz zu schweigen.

Cronenbergs Quasifortsetzung zu A HISTORY OF VIOLENCE ist diese nicht nur ob seiner Darsteller (Watts ersetz quasi Maria Bello), sondern auch auf Grund seiner Thematik und Inszenierung. EASTERN PROMISES ist ebenfalls nichts anderes als eine Reflektion über (organisierte) Gewalt, deren Auswirkung und Urheber. Diese wird kompakt in den Thrillerplot eingefügt, der bisweilen aber doch zu kompakt und zu unsubtil daherkommt. Und wenn sich Nikolai (Mortensen) und Anna (Watts) gegen Ende hin sogar näher kommen, dann ist der geneigte Cronenbergrezipient doch etwas enttäuscht über diesen Griff Cronenbergs in die Klischee- und Dramaturgiekiste. Der Film hat großes Potenzial, keine Frage. Vieles davon weiß er auch durchaus gut zu nutzen, aber was am Ende fehlt ist einfach dieses gewisse Etwas, das Gefühl, gerade etwas Besonderem beigewohnt zu haben (wie es bspw. bei seinen älteren Filmen größtenteils der Fall ist). EASTERN PROMISES ist in erster Linie ein Thriller über die Machenschaften der russischen Mafia in Großbritannien, das war von vornherein klar. Das war ja auch bei A HISTORY OF VIOLENCE nicht anders, nur konnte Cronenberg hier wenigstens noch mit Subtilität und Anderem punkten.

Wie gesagt, als eigenständiger Thriller - und vielleicht will der Film dieses Mal ja auch einfach nicht mehr sein - funktioniert das Ganze vorzüglich, auch wenn der “Plottwist” gegen Ende alles andere als überraschen daherkam. Er ist schön düster, zeigt nicht die guten (Touristen)Seiten Londons, sondern seine dreckigen, die von Paten (Armin Müller-Stahl) und deren Handlangern regiert werden. Dabei ist Mortensen wirklich eine Offenbarung, so schön schmierig und authentisch spielt er. Nicht anders verhält es sich mit Vincent Cassel, der die Rolle des hyperaktiven Psychopathen zwar für sich gebucht zu haben scheint, aber immer wieder aufs Neue damit überzeugen kann. Es gibt aber auch Enttäuschungen, nämlich Armin Müller-Stahl. Vor kurzem erst mit dem Bambi ausgezeichnet, liefert er hier eine Leistung ab, die alles andere als groß ist. Zu gelangweilt und geistesabwesend wirkt er, zu unauthentisch in seiner Rolle als Mafioso. Da verlagert man in seinen Szenen den Fokus eben auf Howard Shores Score, der einmal mehr vital zur Atmosphäre beiträgt und unter die Haut geht. Ja, es gibt sie, die Cronenberg'schen Momente, nur machen ein paar Momente noch keinen ganzen Cronenberg-Film.

#823 Puni

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Geschrieben 29. Januar 2008, 19:18

Gibt einiges nachzuholen (aktuelle gibt es das Ganze ja an bekannter Stelle ;) )...

Black Snake Moan
(Craig Brewer, USA 2006)

So langsam aber sicher muss ich die "Großen" des Jahres noch nachholen, und da ich BLACK SNAKE MOAN im Kino verpasst hatte, nun eben auf DVD. Auf DVD, die - so muss man Paramount an dieser Stelle wirklich mal loben - bildtechnisch wirklich auf Referenzniveau arbeitete, so großartig ist dieser Transfer. Und wenn dann auch noch der Film Freude bereitet, dann sitzt man wirklich etwas Großem bei. Doch alles nach und nach. BLACK SNAKE MOAN entwickelt sich nämlich langsam, kommt anfangs als schwüles Südstaatendrama daher, das einmal mehr von Gott, dem verlorenen Glauben und einer gescheiterten Liebe handelt. Samuel L. Jacksons Figur ist die Wut, gemischt mit Melancholie und einem Riecher für Gerechtigkeit. Christina Riccis Charakter, eine Sexbesessene Schlampe, die den White Trash kaum anschaulicher darstellen könnte. Sie ist im Gefühlschaos, sucht die Lösung ihrer Probleme im Alkohol und in den Drogen. Ihr Freund (gar nicht übel: Justin Timberlake) zieht gen Irak, lässt sie mit ihren Problemen allein.

Die Wege all dieser Figuren sollen sich schon bald kreuzen und so entwickelt sich BLACK SNAKE MOAN langsam aber sicher zu einer Mischung aus Drama, Thriller, Musikfilm und Komödie - ich meine, auf die Idee, eine Frau bei sich zu Hause anzuketten, muss man erst einmal kommen. Brewers Film lässt sich nämlich nicht einfach in eine Kiste stecken, denn dafür ist er einiges zu vielschichtig. Vielleicht nicht in seiner Prämisse, die einmal mehr die konservativen Werte und Tugenden hochhält, aber in seiner Inszenierung, in der er die Realität des Öfteren mit dem Gegenteil vermischt, ohne es dabei aber zu übertreiben. Der Film hat nämlich ein Gespür für Timing, verschenkt kaum Zeit, sondern füllt diese wohl proportioniert. Und auch wenn das Ende zugegeben wirklich dick aufgetragen, ja wohl fernab jeder Realität ist, so bleibt BLACK SNAKE MOAN nicht nur ob seiner grandiosen Darsteller im Gedächtnis, sondern auch wegen seinem Blues, den er ganz einfach im Blut hat.

Fido
(Andrew Currie, Kanada 2006)

Wieder so ein Kandidat, den ich auf dem Fantasy Filmfest verpasst hatte (oder einfach nur zu geizig war, 8,00 EUR pro Film springen zu lassen). Doch die acht Euro wären jedenfalls ordentlich investiert gewesen, wie sich jetzt herausstellt, denn FIDO ist eine herrlich erfrischende Komödie, die dort ansetzt, wo SHAUN OF THE DEAD den Abspann anrollen ließ. Wir schreiben die fünfziger Jahre (?), es herrscht zumindest eine vordergründige Idylle, Zombies leben mit den Menschen Hand in Hand. Zu verdanken ist dies einer Erfindung der Firma Zomcom, die es doch tatsächlich schaffte, die Zombies mit einem Halsband zu kontrollieren und für den Alltag einsatzfähig zu machen. Klingt bekannt, nicht? Richtig, denn auf diese Idee im Zombieuniversum kam bereits Zombieurvater George A. Romero, der in DAY OF THE DEAD ein ähnliches Szenario spann. FIDO führt diese Idee nun konsequent fort und haucht den Zombies menschliches Leben ein, bringt ihnen Erinnerungen und Menschlichkeit zurück - zumindest einem.

Denn das es bei all der Freizügigkeit der Bestien auch Opfer zu beklagen gibt, ist dabei so sicher wie das Amen in der Kirche. FIDO führt uns historisch ein, zeigt im schwarz-weiß Dia einen Überblick über die Zombiekriege, die viele Opfer forderten und die Menschen von nun an zwingt in Bereichen zu agieren, die durch einen Zaun geschützt sind (klingt noch mal nach Romero, nämlich nach LAND OF THE DEAD, nicht?). Doch was wäre ein Zombiefilm, wenn alles glatt laufen würde und die Zombies ihre Fleischeslust nicht ausleben könnten? FIDO ist dabei aber nicht unbedingt nur Zombiekomödie, sondern auch eine feine Familienkomödie und ein period piece, das die Scheinheiligkeit der damaligen gutbürgerlichen Gesellschaft konsequent entlarvt, stets mit feinem Humor versetzt. FIDO ist das, was man wohl drollig nennen kann, verzichtet dabei aber nie auch auf einige deftige Goreeinlagen. Er weiß, dass er kein großer oder gar wichtiger Wurf ist, sondern ein Unterhalter mit einem frischen, knallbunten Anstrich. Ein Film, wie man ihn viel zu selten auf dem Fantasy Filmfest sieht und der wie gemacht für dieses scheint.

Aliens vs. Predator: Requiem
(Colin Strause, Greg Strause, USA 2007)

Ja, da waren die Erwartungen dann wohl doch etwas zu hoch. Ich bin ja einer der wenigen, die dem ersten Teil doch einiges abgewinnen konnten, allein schon deshalb, weil man zwei der größten Filmmonster zusammenführte und die beiden sich mal ordentlich die Köpfe einschlagen durften. Da machte es auch nichts, dass die Story von einem wenig begabten Autoren stammen dürfte und sich der Goregehalt in Grenzen hielt. Umso größere Begeisterung herrschte also bei Ankündigung eines Sequels - mit mehr Gore, mehr Aliens und Predator und einer besseren Story (?). Leider stellt sich nun heraus, dass sich die vermeintlichen Verbesserungen gegenüber dem ersten Teil in Grenzen halten. Es gibt kaum mehr Aliens, kaum mehr Action und die Figuren und deren Handlungsrahmen sind fast noch beschränkter als jene im ersten Teil (und das will was heißen). Eine herbe Enttäuschung also, zumindest auf den ersten Blick.

ALIENS VS. PREDATOR: REQUIEM - man denke nur an den deutschen Titel, der weniger als überhaupt keinen Sinn macht - hat aber nämlich auch einige Momente, die durchaus unterhaltsam sind. Zum einen wären da die Figuren, die allesamt so blass bleiben, dass sie einem sofort wieder egal sind. Perfekt Voraussetzung also, um sich auf die große Schlachtplatte zu freuen, ja gäbe es sie denn. Sagen wir es so: Wer den Red Band Trailer kennt, der kennt auch alle Splatterszenen… Gut, es gibt auch noch eine, die man nicht kannte und die PREDATOR huldigt, wirkte sie nur nicht so extrem aufgesetzt, aber das tut hier ja sowieso alles. Zum anderen darf für die Zielgruppe (männlich, jung, Computerspiel erfahren) natürlich nicht das eye candy fehlen, das außer den Bikini aber leider nichts zeigt. Ja, so bleiben dann wohl mehr oder weniger nur noch die Kämpfe, mit denen AVPR leicht punkten kann, auch wenn diese meist so dunkel sind, dass man nicht einmal die Hand vor Augen sieht, geschweige denn Predatoren, die Aliens zu Brei verarbeiten.

Unterm Strich bleibt eine mehr als dürftige Fortsetzung eines objektiv betrachtet ebenfalls mehr als dürftigen Filmes. Die Action stimmt größtenteils nicht, die Figuren und Handlung sind Käse und mit den sechs Filmen der beiden Universen hat das sowieso nicht mehr viel gemein. Einzig und allein der Soundtrack hebt sich da noch am ehesten positiv hervor. Da stimmt es nicht gerade mit Freude, dass das Finale dann noch überdeutlich auf einen dritten Teil der Reihe anspielt - ALIEN und PREDATOR hatten zusammen ja schließlich auch vier Fortsetzungen...

Die Hard - natürlich schon vor dem Fest gesehen und zum ersten Mal im O-Ton, ist McTiernans Film wohl so etwas wie die Blaupause des Actionfilms.

House of the Dead - schon wieder ein Dr. Boll! Und um ehrlich zu sein, ich habe den Film sogar zwei Mal - hintereinander - geschaut. Einmal ohne Audiokommentar und einmal mit AK. Ohne Letzteren ist das natürlich einmal mehr ein riesiger Haufen Kot, der bei Kollegen klaut und kopiert, dass sich die Balken biegen. Würde er das wenigstens ordentlich machen, aber nein, nicht dieser Film. Hier stimmt wirklich überhaupt nichts. Dann, beim zweiten Mal mit AK ist der Film plötzlich ein völlig anderer. House of the DeadDr. Boll und zwei andere Deutsche - der Kameramann (?) und der Tontechniker (?) setzen sich bei Kaffee und Kuchen zusammen und kommentieren fröhlich munter den Haufen Scheiße Film. Da macht es dann auch nichts, dass alle zehn Minuten das Handy eines der Männer klingelt und die jeweilige Person natürlich rangeht. Doch damit nicht genug, denn Uns-Uwe ist ja schließlich auch ein Hundefreund, und so beglücken und bisweilen auch seine beiden Tölen (lautstark).

Selbstverständlich unterhält man sich auch über die attraktiven Darstellerinnen: "Boah, die hatte riesige Möpse, weil die zu der Zeit stillte - aber leider hatte sie einen Freund." Weitere Kostproben gefällig? "Also der Film zeigt wirklich mal alles. Viele Horrorfilme zeigen ja vieles nur im Off, aber der Film zeigt wirklich alles und ist ultrabrutal.", "Viele haben gemeint, der Film sei scheiße, aber der war so teuer und ist technisch auf einem so hohen Level, dass die mal die Augen aufmachen sollten, denn der Film ist klasse und superteuer." Da wundert es dann auch nicht, dass sie beiden anderen Kommentatoren lieber mal still sind (was aber nicht heißen soll, dass sie vom Film und ihren Taten minder begeistert sind). Wie gesagt, ohne AK ist der Film totale Kacke, mit Kommentar ist das Ganze aber Gold wert, ja geradezu unbezahlbar. Wie gesagt, ich könnte stundenlang weiterzitieren, aber das würde einem nur die Vorfreude nehmen.

Hotel Chevalier
(Wes Anderson, USA 2007)

So, bevor ich gleich ins Bett gehe, erstmal noch eine kleine Kritik zum kleinen Vorfilm zu THE DARJEELING LIMITED. Natürlich macht HOTEL CHEVALIER erst mit dem Hauptfilm so richtig Sinn, was aber nicht heißen soll, dass er nicht auf eigenen Beinen stehen kann. Wir werden mitten ins Geschehen geworfen, sehen einen Mann (Jason Schwartzman), der auf einem Bett liegt, Musik hört und sich offensichtlich langweilt. Er ist allein, einsam, das wird recht schnell deutlich. Dann kommt Nat Portman, die - ja, es scheint ja keinem entgangen zu sein - uns ihren Allerwertesten zeigt. Das jedoch nicht selbstzweckhaft, denn sie bereitet dem einsamen Mann eine Freude, reißt ihn aus seiner Lethargie und haucht ihm irgendwie neues Leben ein. HOTEL CHEVALIER ist ob seiner Situationskomik und einem tollen Protagonisten äußerst amüsant, nachdenklich und richtig schön verliebt, und das nicht nur ins Detail (wobei der iPod dann doch etwas stört). Er gleicht einem WKW, allen voran in der Bildsprache und Optik - und das soll was heißen. Ein feiner Kurzfilm, der keine Minute verschwendet und seine Prämisse präzise auf den Punkt bringt.

The Darjeeling Limited
(Wes Anderson, USA 2007)

Arthouse. Das Kino abseits der großen Publikumsmassen, abseits der großen Multiplexe. Buchstäblich, denn um den Film zu sehen musste ich extra 30km weit fahren, den vielen Multiplexen und nicht existenten Arthousekinos hier im Umkreis sei Dank. Doch was tut man nicht alles für einen Film, der im Vorfilm sogar eine halbnackte Natalie Portman zeigt? Und wie sich herausstellte, sollte es sogar ein ganz besonderes Kinoerlebnis werden. Der Name: Studio Museum. Der Ort: (meine) Universitätsstadt Tübingen. Ein Kino ohne Platzkarten, mit putziger Lobby, fein distinguiertem Publikum und einem Saal, der eher einem Heimkino als einem Lichtspielhaus gleicht. Tja, wer Arthouse will, bekommt es hier auch. Wir kommen fünf Minuten vor Start in den Saal, alle der knapp 50 Plätze sind nahezu belegt, nur ganz hinten noch zwei freie Plätze. Die Leinwand erscheint von hier aus so groß wie mein LCD zu Hause, die beiden normalwüchsigen Damen vor uns nehmen uns fast die ganze Sicht auf die Leinwand. Es kommt mehr Werbung fürs TV, denn fürs Kino, aber sei’s drum. Atmosphärisch passt das zum Film, keine Frage.

Der spirituelle Trip der drei Brüder (Owen Wilson, Adrien Brody, Jason Schwartzman) ist mein erster Wes Anderson und wohl gleichzeitig auch der Startschuss für eine Retrospektive, denn mit THE DARJEELING LIMITED erschafft er eine sehr schöne Mischung aus Komödie und Drama. Die erste Hälfte strotzt nur so vor feinem Humor, feuert einen Gag nach dem anderen ab, ohne dabei auch nur ansatzweise in Klischees oder ähnliches abzudriften. Anderson zeigt uns die Welt auf eine ganz besondere Art und Weise, mit viel Humor, absichtlichen Stereotypen und einem großen Spiegel. Jeder der drei Brüder hat issues, auf den ersten Blick total unterschiedlicher Natur, sind sie im Kern jedoch kaum voneinander zu unterscheiden. Sie laufen weg oder versuchen es zumindest, am liebsten vor sich selbst. Es scheint nicht nur ihnen der einfachste Weg aus der Misere zu sein, oder? Was sich in der ersten Hälft noch eher in den Hintergrund drängt, wird spätestens in der zweiten, die auch leicht weniger humorvoll daherkommt, in den Fokus gerückt.

Es geht um Selbstfindung, Vorurteile, Identität und dergleichen, wobei jedoch anzumerken ist, dass Anderson darauf bisweilen doch recht unsubtil, ja grob, anspielt (bspw. wenn Wilson kurz seinen Verband vor den anderen öffnet und sich ihnen dabei auch seelisch öfnet). Themen, die der Rezipient nur zu gut kennen dürfte, egal ob er zwei Brüder hat oder nicht. Und genau hier kann Andersons Film auch punkten, denn anders als viele andere ist er mit diesen moralischen Themen nicht zugekleistert oder schwingt selbstsicher die Moralkeule, nein, er bleibt stets luftig-leichte Unterhaltung, die keinem wehtun will und auch nie anstößig wirkt. Die Prämisse beeinflusst dies aber nicht, im Gegenteil. Die Charaktere sind zum Verlieben, herrlich verschroben und voller Überraschungen, ebenso wie die tolle Musikauswahl, die immer wieder im Hintergrund wahrzunehmen ist (wenn auch einmal mehr durch einen/den iPod). Wilson, Brody und Schwartzman agieren und harmonieren dabei perfekt, die Chemie stimmt zwischen den drei (nicht deren Figuren) stimmt von Anfang an.

THE DARJEELING LIMITED ist großes Independentkino, das so liebenswert wie wertvoll ist. Und wenn das Publikum dann auch noch so herrlich agiert (Stille, in den lustigen Momenten lautes Lachen), das Ambiente passender nicht sein könnte, dann kann man wirklich ruhigen Gewissens sagen, dass dies ein perfekter Start ins Kinojahr 2008 ist.

Ossi's Eleven
(Oliver Mielke, Deutschland 2008)

Ja, der Titel sagt ja eigentlich schon alles: Es handelt sich nämlich um das ostdeutsche Pendant zum Clooney-Vehikel. Dass das Ganze dabei aber nur begrenzt mithalten kann, dürfte wohl ebenfalls klar sein. Das schöne dabei ist jedoch, dass er es auch gar nicht will. Regisseur Mielke schafft einen schönen Kontrast zum Hochglanz Las Vegas’ und zeigt statt gigantischen Casinos eben gigantische Plattenbauten. Hier ist keiner glücklich, hier kann man nicht gewinnen, nur verlieren. Leider verliert auch der Film größtenteils, denn auch wenn er die halbe Riege deutscher Entertainmentstars für sich gewinnen kann, so ist es letzten Endes doch Stefan Jürgens, der das Ganze vor dem Totalausfall rettet. Klar sind die Figuren irgendwie putzig, man hat sich sogar wie im "Original" einen Ausländer mit an Bord geholt, doch so richtig harmonieren wollen die Elf nicht nur im Film nicht. Man fragt sich einfach ständig "war das wirklich nötig?". Unterhaltsam ist das Ganze ja einigermaßen, doch angesichts der Pointen, die schon hundertmal da gewesen sind, und des katastrophalen Timings (trotz der Laufzeit von 90 Minuten kam es mir vor wie 120) - der eigentliche Raub nimmt nur zirka zehn Prozent des Ganzen Filmes ein - macht sich dann doch eher Mühseligkeit breit.

Für das ostdeutsche Publikum vielleicht ganz okay (größtenteils lief der Film auch in den ostdeutschen Sneak Previews), da dieses mit den Ganzen Referenzen noch mehr anfangen kann, für alle anderen aber wohl eher ein zwiespältiges Vergnügen. Es bleibt wohl das ewige Problem des deutschen Filmes, der außer Komödien mit deutscher B-Prominenz fast nichts auf die Reihe bekommt. Und wenn man mal bedenkt, dass bereits OCEAN’S ELEVEN zwei mäßige Fortsetzungen nach sich zog, dann fragt man sich doch einmal mehr, warum man mit dem Filmmaterial nichts Besseres angefangen hat. Ach ja, Sasha sollte lieber beim Singen bleiben, denn für das Schauspielern scheint er alles andere als geboren zu sein, ganz zu schweigen von der unfassbar nervigen Collien Fernandes, deren Rolle so nötig war wie eine gebrochene Nase.

I Am Legend
(Francis Lawrence, USA 2007)

Hmm, komisch, aber irgendwie habe ich kaum Lust, darüber etwas/viel zu schreiben. Das spricht per se nicht gegen den Film, aber auch nicht gerade für ihn. Richtig, das Mittelmaß, das ist es, dass I AM LEGEND wohl am trefflichsten beschreiben würde. Der Film befindet sich sogar leicht über dem Mittelmaß, denn allein die Ausgangssituation ist schon mehr als beeindruckend (auch wenn es dieses Setting ja schon in den beiden vorherigen Filmen gab). Ich meine, was würde ein jeder von uns tun, mit was würden wir uns die Zeit totschlagen? DVDs leihen (wie altmodisch!), mit Puppen sprechen und auf Frischfleischsuche gehen, wie Will Smith alias Robert Neville dies alles tut? Ich meine, man hat ganz New York zur freien Verfügung, man kann jedes Auto fahren, das man will, alles essen, was man findet, alle Regeln ignorieren, die es gibt - fragt sich nur für wie lange? Neville hat dies alles längst hinter sich, er beschränkt sich nunmehr aufs Wesentliche, hat seine Pubertät quasi hinter sich. Es geht ihm um eine Lösung des Problems, um die Frage nach Schuld und Sühne.

Seine Katharsis bekommt er auch, so viel darf man wohl verraten. Neville krallt sich an Dingen fest, die der Zuschauer für lächerlich, ja geradezu infantil ansieht - ohne jedoch selbst in der Situation zu stecken. Und erneut stellt sich die Frage: Was würde ich tun? Neville wird nicht geistig krank, zumindest nicht schwerwiegend. Er hat Gott(es Geschöpfe), und die (traurige) Gewissheit, dass er an alledem eine Mitschuld trägt, die es zu tilgen gilt. Besonders hier zeigt I AM LEGEND seinen christlichen Kontext deutlich. Das Ganze wirkt wie das Jüngste Gericht, ein Armageddon, das dem biblischen extrem nahe kommt. Neville verliest die Zahlen, 90 Prozent der Menschheit auf einen Schlag tot, und daran sind sie selbst schuld. "God didn't do this. We did!" Und selbst Nevilles finale Blasphemie ist nur ein weiterer Indikator dafür, dass auch er sündig geworden ist und das Paradies sogar ihm vorenthalten wird. Angesichts Smiths Überzeugungen natürlich alles andere als verwunderlich, dass es gerade er ist, der diesen christlich-konservativen Film trägt. Er tut dies mit Bravour, keine Frage.

Zumindest so lange er allein ist, denn danach geht es mit dem Film leider ziemlich Bergab. Man bekommt mehr von den Infizierten Zombies/Vampiren/Wasauchimmer zu sehen, die man eigentlich nie richtig sehen wollte, zumindest nicht deren mäßige CGI. Sie brechen mit dem vorher mühsam aufgebauten Szenario, verwandeln den Film von einem Drama in ein Horrorfilm, der wie maßgeschneidert aufs junge Zielpublikum zugeschnitten ist - 28 WEEKS LATER, 30 DAYS OF NIGHT, DAWN OF THE DEAD und Co. lassen grüßen. Vom mehr als enttäuschenden und prompt einsetzenden Ende ganz zu schweigen. Eines muss man ihm dann aber dennoch lassen, nämlich seine Schockmomente. Diese erreicht er zwar wie fast jeder Teenhorror in erster Linie durch plötzliche Tonüberraschungen, diese sind aber nicht nur dank THX erste Sahne. Bis zu besagtem Finale ist Lawrences Film aber sowieso eine schöne, leicht zu verköstigende Charakterstudie, die interessante Fragen stellt, ohne dabei aber Antworten zu geben. Will Smith als “Dr. Apokalypse” ist wirklich große Klasse, und so hat mich besonders jene Szene, in der er die Puppe in der Videothek anspricht, doch wirklich berührt - ein wirklich toller Moment.

I AM LEGEND verschenkt sehr viel Potential, das wird es wohl am ehesten treffen. Und dennoch wird er die Kassen klingeln lassen, das hat nicht nur der total gefüllte Saal gestern deutlich gemacht (der ansonsten eher mäßig besetzt ist). Es ist Kino, wie es auf die Masse zugeschnitten ist - ein Superstar als Aufhänger, Action für die Jungs und genug Elemente, um auch das weibliche Publikum anzusprechen (Smiths Morgengymnastik). Der erste große Blockbuster des Jahres und ich muss feststellen, dass ich wohl langsam doch zu alt für so etwas werde. Ich werde wohl auch zu alt mich an meine eigenen Vorgaben zu halten, denn jetzt ist das Ganze hier worttechnisch doch epischer geworden, als ich eigentlich vorhatte.

Batman Begins - schon ewig nicht mehr gesehen und deshalb wohl auch nicht verwunderlich, dass ich so vieles vergessen hatte. So zum Beispiel die Spielkarte (des Jokers), die ja eine direkte Brücke zu THE DARK KNIGHT schlägt oder die geniale Verfolgungsszene mit dem Tumbler (und erst Zimmers geniales Stück Molossus dazu). Nicht entfallen war mir aber die nervige Figur Liam Neesons, welche die Weißheit ja mit Löffeln gefressen zu haben scheint. Macht aber nichts, denn ansonsten ist BATMAN BEGINS eine der besten Comicverfilmungen, wenn nicht sogar die beste. Da macht es auch nichts, dass das Bild der HD DVD mich eher ein klein wenig enttäuschte.

World Trade Center - noch immer so gut und intensiv wie damals im Kino. Stone versteht es, die Ereignisse von 9/11 würdig umzusetzen und den Helden ein Denkmal zu setzen. Da darf Pathos und Co. natürlich nicht fehlen - und so sehr ich die Jesus-Szene auch schätze, so unästhetisch kommt sie daher. Bild und Ton der HD DVD sind gut, mehr nicht.

Serenity - nein, ich habe FIREFLY nicht gesehen, was sich im Nachhinein wohl doch als falsch oder zumindest hinderlich herausstellte. Um ehrlich zu sein: Ich habe keinen blassen Schimmer, um was es in SERENITY überhaupt geht. Ich hatte keinerlei Beziehung zu den Charakteren, da mir auch kein einziger von ihnen näher gebracht wurde. Um den AHTB zu zitieren: "Ja, ist eigentlich unverantwortlich den Film einfach so zu verkaufen. Der gehört in ein Firefly Boxset rein und nicht einfach als Sci-Fi Western in den Einzelverkauf." Recht hat er, der Gute. Aber die viel wichtigere Frage lautet jetzt doch: Habe ich Lust, FIREFLY nachzuholen? Nein, habe ich nicht. Irgendwie wirkte das alles wie eine krude Mischung aus START TREK und STAR WARS, ohne eigene Ideen. Muss nicht sein. Die HD DVD hingegen präsentiert sich vorallem visuell sehr stark.

Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street
(Tim Burton, USA/UK 2007)

Burtons neuer Film ist wohl der Film der Golden Globes - und auch bei den Oscars wird es wohl nicht anders aussehen. Jeder Burton-Fan bekam schon nach dem Poster feuchte Hosen, vom Trailer und den unzähligen Ausschnitten der Musikeinlagen ganz zu schweigen. Nun, zu den Fans Burtons würde ich mich als letztes zählen, MARS ATTACKS! ist nett, SLEEPY HOLLOW ebenfalls, das Remake von PLANET OF THE APES bleibt am besten unerwähnt. Mehr seiner Filmografie kenne ich bisher nicht. Dennoch war die Vorfreude groß, nicht zuletzt auch wegen der Mischung aus Broadway-Musical und Spielfilm, welche sich nun als großartig herausstellte. Außer einigen Bollywoodstreifen würde mir jetzt ehrlich gesagt auch kein Film einfallen, der diese "Symbiose" so konsequent eingeht und noch erfolgreich dazu. SWEENEY TODD öffnet bereits mit gesungenen Dialogen, gibt die Richtung von Beginn an vor, sowohl in Hinsicht auf die dunkel angehauchte Story als auch auf die vielen Musikeinlagen.

Dabei ist Erstere gar nicht mal so komplex, vielmehr erinnert sie an eine klassische Tragödie: Ein Mann verliert durch die Machthaber sein Hab und Gut (inklusive Frau und Tochter), kehrt Jahre später zurück und rächt sich an seinen Peinigern... Klingt nicht unbedingt nach einem Stoff, der noch nie verfilmt wurde, richtig. Doch gab es das schon mal mit solch einer dunklen Grundstimmung, solch einer fantastischen Mischung aus Gesang und Dialog? Ich denke nicht. SWEENEY TODD wird in erster Linie von einem großartigen Johnny Depp getragen, keine Frage. Er ist mit Leib und Seele dabei, das merkt man jede einzelne Sekunde der knappen zwei Stunden, die der Film für sich beansprucht. Doch damit nicht genug, denn auch der restliche Cast, allen voran Helena Bonham Carter, liefert eine Performance ab, die den Kinobesuch allein schon deshalb rechtfertigt - und wie oft geht man ins Theater/die Oper, wegen des Schauspielers und nicht unbedingt wegen des Stückes? Wie gesagt, an Superlativen kann man in Hinsicht auf die Darsteller wirklich nicht genug anführen (okay, Rickman ist vielleicht der einzige, der - sagen wir nicht unbedingt - gut singen kann).

Burtons Neuer scheint schlichtweg perfekt zu sein - neben dem Genannten vor allem einmal mehr in der Farbgebung und den einzelnen Einstellungen -, wäre da nicht doch der ein oder andere kleine Schönheitsmakel. Zum einen gibt es einige kleine Längen, auf denen zu lange herumgetrampelt wird (die Liebe des Richters zu seiner Tochter, einige Gesangseinlagen). Der Fokus scheint einige Male dann doch nicht fokussiert genug und so eröffnet SWEENEY TODD dann doch auch mal den ein oder anderen kleinen Nebenkriegsschauplatz, wodurch dann auch die genannten Längen entstehen. Von dem Gesangseinsatz, der natürlich bisweilen redundant wirkt, mal abgesehen. Des Weiteren kommt das Ende weiß Gott zu abrupt und zu unausgegoren daher, lässt einige Charaktere sogar vollkommen auf der Strecke. Man sitzt in seinem Sessel und ist sich nicht sicher, ob das wirklich schon der Abspann ist, der da über die Leinwand flimmert. Aber sei es drum, denn angesichts der vorherigen 110 Minuten, in denen der Film einfach nur magisch erscheint, fällt das Genannte nicht groß ins Gewicht.

SWEENEY TODD ist nichts für Leute, die mit Musicals, Theater oder ähnlichem überhaupt nichts anfangen können. Vielmehr ist es noch immer ein Broadwaystück, ausgeschmückt und leicht gestrafft. Die Musik ist episch, kräftig sowohl in ihrer Prämisse, als auch in ihrer Performance. Das bezieht sich jedoch keinesfalls nur auf den Gesang der Darsteller, bei dem man sowieso kaum glauben kann, dass dieser tatsächlich von ihnen selbst stammen soll, sondern auch auf die Musik selbst, die in ihrer Größe kaum greifbar scheint. Noch lange nach dem Abspann wird die Musik in den Ohren klingen, wirken und dafür sorgen, dass man den dämonischen Barbier, der besonders in der zweiten Hälft extrem düster und diabolisch gerät, nicht so schnell aus dem Gedächtnis verliert. Mit SWEENEY TODD ist Burton einer der besten Filme des Jahres gelungen - und das sage ich schon jetzt, wo noch nicht einmal der erste Monate des Jahres zu Ende ist, ja! Groß, ganz groß!

The Mist
(Frank Darabont, USA 2007)

Oh Mann, ich kann es eigentlich immer noch nicht glauben, was ich da vor einigen Stunden auf der Leinwand gesehen habe. Eigentlich war ich mir ja ziemlich sicher, dass es ziemlich schwer würde, I KNOW WHO KILLED ME dieses Jahr noch zu unterbieten, doch mit der King-Short-Story-Adaption THE MIST zeigt Darabont eindringlich, dass es doch gar kein Schweres ist, dies zu tun. In seinem Film funktioniert rein gar nichts, vor allem wohl nichts, wie es von ihm beabsichtigt war. Zu allererst einmal ist der Horrorfilm nämlich mehr Komödie als Horrorfilm oder Thriller. So sehr man es auch versucht, man kann das Geschehen auf der Leinwand einfach nicht ernst nehmen, und so lässt sich THE MIST dann doch recht gut als Gagfeuerwerk lesen. Die Kreaturen sehen zwar auf den ersten Blick meist wie ihr reales Pendant aus (wobei es auch ziemlich abgedrehte Viecher gibt), doch erhascht man mal einen Blick auf deren “Gesicht”, dann hat man schon den ersten Lachkrampf zu überstehen - von den mindestens weltklasse Animationen mal ganz zu schweigen. Der Höhepunkt findet sich dann aber in einem bug, der jeden Jurassic Park-Besucher noch mehr erstaunen würde, als jeder dort lebende Dino.

Doch damit nicht genug, denn was den Kreaturen an Schreckpotential fehlt, das besitzen die Darsteller. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich der Punisher war, der da als Hauptdarsteller zu sehen war - nicht nur weil er aufgegangen ist wie Hefeteig, sondern auch wegen seiner Darstellung, die Jenseits von Gut und Böse ist. Auch seinen Kollegen sieht man die Freude förmlich ins Gesicht geschrieben, da wundert es auch nicht, dass man den Protagonisten diese grandiosen Dialoge in den Mund gelegt hat, die jeder TV-Gerichtsshow-Autor hätte besser hinbekommen als Darabont. Und genau wie bei diesen Shows erging es mir auch im Kino, ich wollte das Elend endlich beenden, umschalten und nach etwas Besserem suchen. Doch durch Schmerzen merkt man, dass man noch lebt, dachte ich mir und blieb brav sitzen, zumal ich meine beiden Begleiter ja nicht allein lassen konnte. Und tatsächlich, ich sollte dafür belohnt werden. Das Ende macht nämlich einiges wieder wett, so konsequent und herrlich doof ist es. Nur doof, dass mir einmal mehr nach einem Lachanfall war als nach einem Haufen Dramatik. Da konnte auch der gute Score von Mark Isham nichts mehr retten, denn der wurde ohne jegliches Gespür einfach über die Bilder geschmissen, sodass es erneut sehr wehtat.

Wie gesagt, als Komödie oder noch besser als Partyfilm, eignet sich THE MIST hervorragend. Er hat alles, was man von solch einem Film erwartet: Grandiose Dialoge, begnadete Darsteller, einen unfassbaren Spannungsbogen, CGI, die selbst Bays Letzten in den Schatten stellen und eine Prämisse, die mindestens so episch und subtil ist wie Goethes Faust. Nicht zu vergessen dass er Munition herzaubern kann und Hundefutter für 30 Jahre führt. Kaum zu glauben, dass dieser Mann für THE GREEN MILE und THE SHAWSHANK REDEMPTION verantwortlich zeichnet (geschweige denn der Film von der US-Kritik so gut rezipiert wurde). Aber ihm glaube ich sowieso nichts mehr, denn gegen ihn ist seine falsche Prophetin (Marcia Gay Harden) geradezu ein Brunnen der Wahrheit.

Firs Blood - "They drew first blood, not me." In den letzten zwei Jahren nun schon zum dritten Mal gesehen, aber ich muss sagen, dass er mir noch nie so gut wie dieses Mal gefallen hat. Allein der Anfang, Rambo wird mit seinem Hundeblick eingeführt, untermalt vom genialen Score Jerry Goldsmiths - vom dramatischen und hochemotionalen Finale - inklusive It's a Long Road - ganz zu schweigen. Sehr empfehlenswert übrigens auch die Betrachtung der Himmelhunde, die sich dem Film in all seinen Facetten widmen (dito Teil 2).

Rambo: First Blood Part II - "Hate!? I'd die for it!" Ja, zugegeben, er schlägt eine deutlich andere Richtung ein als dies noch FIRST BLOOD tat. Die Reihe wird politisch, dank Stallones Drehbuch (James Cameron distanzierte sich ja später vom Mitschreiben dieses). Das tut dem Ganzen aber überhaupt keinen Abbruch, im Gegenteil. Stallone markiert Gut und Böse ganz deutlich, holt einmal mehr sein Messer raus (ich will die Replika davon!) und metzelt im Schnitt zirka einen Russen/Vietcong - Kommunisten eben - pro Minute. Spätestens wenn Trautman (Richard Crenna) sich Rambo am Schluss annimmt, schlägt die Freude aber in Tränen um, Tränen der Wahrheit, Tränen der Nostalgie: "I want, what they want, and every other guy who came over here and spilled his guts and gave everything he had, wants! For our country to love us as much as we love it! That's what I want!" Dann noch Frank Stallones Peace in our Live... Ich hole mein Taschentuch heraus. Ende.

The Bourne Ultimatum - hat mir dieses Mal sogar noch besser gefallen als noch im Kino. Greengrass versteht es, wie traditionelles Actionkino auszusehen hat, so ganz ohne Effekthascherei und sonstigem Ballast. Seine Spionagegeschichte ist "greifbar", nicht nur ob der realen Bilder, sondern vorallem auch wegen der schnörkellosen Story. So hat ein heutiger, qualitativ hochwertiger Actionfilm schlicht und ergreifend auszusehen, Punkt. Der Ton der HD DVD ist gut, das Bild sogar sehr gut.

No Country for Old Men
(Ethan Coen, Joel Coen, USA 2007)

Der amerikanische Süden. Hitze, Staub, Wüste. Es rauscht durch die Lautsprecher, man spürt die Schwüle und die willkommenen Winde, die einem um die Ohren fegen. Das Land ist weit, schier unüberschaubar, mit weit und breit nichts als trockenem Boden, einigen Bäumen und mittendrin einigen Männern, jungen Männern. Jede Einstellung ist eine Offenbarung, ein weitflächiges Stilleben - man will kaum glauben, dass es sich hierbei nicht um ein Gemälde handelt. Diese ersten Minuten von NO COUNTRY FOR OLD MEN fesseln, werfen den Zuschauer direkt ins Geschehen und gönnen ihm keine Pause. Im Gegenteil, nach den schönen Bildern bekommt man erst einmal wieder weniger schöne Bilder zu sehen: Gewalt, in all ihren Facetten, schmerzhaft, real. Es ist kein gewöhnlicher Killer (Javier Bardem), weiß Gott nicht. Er hat das Glück stets auf seiner Seite, denkt er zumindest, er fordert es heraus, spannt den Bogen bisweilen ziemlich weit. Es ist sein Land, es gelten seine Regeln, jeder der sich ihm in den Weg stellt wird beseitigt, ohne das kleinste Anzeichen von Mitleid.

Das muss auch bald Josh Brolin feststellen, der den Fehler begeht, sich ihm und seinem Geld in den Weg zu stellen. Er ist jung, kennt die Weite des Landes. Doch weiß er auch mit wem er sich da angelegt hat? Als Zuschauer weiß man es schnell, denn heißt es im Trailer noch "What's this guy supposed to be the ultimate badass?", so trifft es wohl nichts besser als ebenjene Aussage. Javier Bardem mimt einen Killer, der kälter, ausdrucksloser - er selbst ist dabei aber ausdrucksvoller als kaum ein Killermimender Darsteller vor ihm - und brutaler nicht sein könnte. Sein Gegenpart, Josh Brolin agiert nicht weniger grandios, auch wenn er als good guy (zumindest im direkten Vergleich mit Bardems Figur) natürlich weniger stark im Gedächtnis bleiben dürfte als Bardem, der einem in wirklich jeder einzelnen Szenen einen Schauer über den Rücken jagt. NO COUNTRY FOR OLD MEN wird von diesen beiden Größen ohne Probleme getragen, da bedürfte es eigentlich gar keinem Tommy Lee Jones oder Woody Harrelson mehr. Ersterer hat aber eine ganz bestimmte Funktion, er sorgt nämlich für den Humoranteil in dem sonst durch und durch düsteren Thriller. Er ist dabei jedoch weniger comic relief als der alte Mann, der die eine oder andere amüsante Anekdote zu erzählen hat.

Nicht anders verhält es sich mit Harrelson. Doch egal wie präsent oder lustig die beiden auch sind, so gehört dieser Coen ganz klar Brolin und Bardem. Ihr Duell führt die beiden nicht nur quer durch Texas und Mexiko, sondern auch quer durch alle Schichten dieser Gesellschaft(en). Es kommen Fragen auf, Fragen nach Glück, Bestimmung, Prinzipientreue. Diese beschäftigen nicht nur die beiden Kontrahenten, sondern auch (zwangsweise) deren Angehörige. Da wäre beispielsweise Tommy Lee Jones' Figur des Sheriffs, der dem Killer immer einen Schritt hinterher ist, ihn erst gar nicht zu sehen bekommt. Doch er hinterlässt Zeichen, Zeichen, die Sheriff Bell (Jones) deuten kann. Er weiß, dass dieses, sein Land verkommen ist. Er ist es diese Welt nicht mehr gewohnt, diese von Drogen und Geld korrumpierte. Da können ihm auch seine Freunde nicht von großer Hilfe sein, denn dazu sind sie auch zu alt. Gerade hier setzen die Coens ihre Prämisse, die nicht nur den Titel widerspiegelt. In ihrem Film gibt es keine Helden, denen das Land gehört. Jeder hat sein(e) Last(er) zu tragen. Nicht einmal der im Genre sonst so heroischen Sheriff, den der scheint schon lange Opfer seiner Lethargie und seines Galgenhumors geworden zu sein.

Dieser ist es auch, der die Dialoge prägt, wenn sich diese mal nicht auf die beiden Protagonisten und deren schlichten, aber dennoch subtilen Informationsaustausch konzentrieren. NO COUNTRY FOR OLD MEN lässt sowieso lieber Bilder sprechen, und so kommt der Film neben den relativ wenigen Dialogen auch nahezu ohne Musik aus, lässt besonders die eingangs genannte Weite des Landes für sich (eindrucksvoll) sprechen. Auch plottechnisch hebt sich der neue Coen bisweilen meilenweit von seinen Kollegen ab. Nicht unbedingt wegen des Plots an sich (hier wurden ja bereits viele Stimmen laut, die A SIMPLE PLAN anführten), sondern wegen der konsequenten Inszenierung dessen. Joel und Ethan Coen nehmen gewalttechnisch keinerlei Blatt vor den Mund und zeigen die Gewalt so, wie sie auch ein David Cronenberg zeigen würde - nämlich als das, was sie ist: drastisch und roh. Ihr vermeintlich psychopathischer Killer will dabei auch nicht so recht in eine Klischeekiste passen, auch wenn er natürlich bisweilen Eigenschaften aufweist, die kein Killer mehr nicht vorzeigen kann. Doch das fällt überhaupt nicht ins Gewicht, denn ihr Film ist perfekt, so wie er ist. Geht man nur mal ins Detail, dann scheint sich hier immer mehr zu erschließen. Der Weite des Landes wird die Enge der Beziehung, der Motels und deren Schächte, den Stiefeln und dem verwundbaren Fleisch gegenübergestellt - da scheint der Titel noch das Offensichtlichste zu sein.

NO COUNTRY FOR OLD MEN würde man das Abräumen bei den diesjährigen Oscars gönnen. Er hätte es verdient, keine Frage, denn er ist schlichtweg perfekt. Denkt man nur mal an die unzähligen Vehikel, die sich heutzutage (Psycho)Thriller nennen, dann wächst der Film nur noch weiter. Angesichts der doch recht beeindruckenden Filmauswahl, die dieses Jahr noch auf uns zu kommt, kann man wohl dennoch mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass er - wie im letzten Jahr bei den amerikanischen Kritikern - den besten Film des Jahres markiert.

We Own the Night
(James Gray, USA 2007)

Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weißen. Die Ähnlichkeit, die James Grays Film in Hinsicht auf den besten Film des vorletzten Jahres - zumindest laut der Academy -, THE DEPARTED, besitzt. Das ist ja nicht weiter schlimm, aber es zeigt sehr deutlich, dass es in WE OWN THE NIGHT nichts, absolut gar nichts Neues zu sehen gibt (was es bei Scorseses Film streng genommen ja auch nicht gab). Auf der einen Seite befinden sich die Drogenbosse, einmal mehr Russen, auf der anderen die Guten, Cops wie Mark Wahlberg - um die dritte Brücke zu Scorseses Film zu schlagen - und Robert Duvall. Dass das natürlich nicht gut gehen kann, ist so offensichtlich wie Nicolas Cages schwindendes Haar. Umso erstaunlicher also, dass es Gray dennoch gelingt, den Karren nicht gegen die Wand zu fahren, sondern einen recht spannenden Thriller aus dem Stoff zu stricken. Diese Tatsache hat er aber auch dem Cast zu verdanken, keine Frage. Mark Wahlberg, Robert Duvall und Joaquin Phoenix, diese drei Namen tragen den Film, heben ihn aus all dem Thrillereinheitsbrei heraus. Natürlich schöpft keiner sein Potential voll aus, doch das müssen sie auch gar nicht.

Ganz anders verhält es sich mit Eva Mendes. WE OWN THE NIGHT verweist sie einmal mehr auf die zweite Bank, ja verschenkt die Frau, die hier nicht einmal als eye candy einen guten Job macht. Vielmehr ist sie nervender Ballast, der die Flüssigkeit des Filmes nur aufhält und unnötige Nebenschauplätze eröffnet. Vom farblosen Bösewicht und dessen Klischeebeladenem Anhang ganz zu schweigen. Doch genug geschimpft, denn damit wären auch schon alle Schwächen von WE OWN THE NIGHT angeführt. Reden wir lieber über das Positive, wie beispielsweise den tollen Soundtrack, der die 80er authentisch wieder belebt und mit Blondie genau meinen Geschmack trifft. Ferner muss man ihm auch eine gewisse Emotionalität anrechnen, die zwar nie so tief geht, wie beispielsweise ein INFERNAL AFFAIRS (無間道), aber dennoch einige tolle Szenen vorzuweisen hat (auch wenn die Beerdigungsszene, die zu ebendiesen zu zählen ist, fast 1:1 aus THE DEPARTED - ein weiterer Cent in die Erwähnungskasse - übernommen zu sein scheint). Salopp könnte man aber auch sagen, dass der Film sich durch Pathos und Gewalt rettet. Das Pathos ist hier groß, weiß aber vor allem gegen Ende hin zu gefallen. Und auch in Sachen Gewalt geht man im Vergleich mit anderen recht weit.

WE OWNT THE NIGHT wird niemals so weit kommen wie es THE DEPARTED oder AMERICAN GANGSTER (wenn auch zu Unrecht) taten, doch das ist auch nicht weiter schlimm. Er will nichts besonderes sein, versucht nicht zwanghaft episch oder tiefgehend zu wirken. Er erzählt ganz einfach eine konventionelle Geschichte, ist dabei leicht überdurchschnittlich und sorgt für knappe zwei Stunden kurzweilige Krimiunterhaltung. Ein weiterer massenkompatibler, netter Thriller Marke Hollywood eben.

National Treasure: Book of Secrets
(John Turteltaub, USA 2007)

Nett, ja, doch. Eben genau das, was ich nach dem ersten Teil und dem Trailer von diesem Sequel erwartet hatte. Familientauglich heißt hier wohl das Stichwort. Es ist ein Film, der keines der Familienmitglieder ausschließt - okay, die ganz jungen vielleicht -, denn NATIONAL TREASURE: BOOK OF SECRETS tut keinem weh und ist didaktisch und moralisch so sauber wie es ein Film aus dem Hause Disney eben ist. Es gibt Action, ja, aber die ist nie so grafisch oder explizit, dass die Kleinen nachts nicht mehr schlafen können. Umso erstaunlicher, dass diese sogar durchaus bei den Großen ankommt, auch wenn sie im Vergleich mit Harrison Fords Kultcharakter natürlich auf der Strecke bleibt. Abraham Lincoln, das geheime Buch des Präsidenten, eine Schatzkarte im Schreibtisch der Queen - die Ideen scheinen den Drehbuchautoren wohl nie auszugehen. Natürlich ist das bisweilen doof und konstruierter als konstruiert, aber einen gewissen Charme und Witz besitzen diese Theorien durchaus. Und vor allem will ich nicht wissen, wie viele Menschen bald am Mount Rushmore stehen werden und Wasser auf die Felsen gießen...

Ebenfalls anrechnen muss man dem Sequel auch seinen Cast. Zur Stammbesetzung aus dem ersten Teil stoßen nun sogar Größen wie Helen Mirren und Ed Harris, die den Film natürlich um einiges bereichern. Über Cage lässt sich natürlich einmal mehr streiten, doch für diese Art von Film scheint er dann doch passend, denn das so etwas bisweilen von Overacting lebt, dürfte keinen (nach dem ersten Teil) wundern. Schön auch, dass BOOK OF SECRETS nicht die üblichen Sequelzutaten benutzt und gemäß denen höher, schneller und weiter zu sein/gehen als das Prequel. Zwar ist mir Teil Eins nicht mehr allzu präsent, aber wenn ich mich recht erinnere, hatte der sogar mehr Action zu bieten als BOOK OF SECRETS. Sowieso würde ich Teil Eins Teil Zwei dann doch leicht vorziehen, da er mir einfach auch in Hinsicht auf die amerikanische Geschichte um einiges didaktischer und potenter erschien. Jedenfalls ist Turteltaubs Fortsetzung ein feiner Abenteuerfilm geworden, der genau das ist, was man von ihm erwartet, nämlich nettes Popcornkino, an dem sich niemand stört, dessen Halbwertszeit aber der einer Tüte Popcorn gleich kommt.

#824 Puni

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Geschrieben 01. Februar 2008, 18:21

Cloverfield
(Matt Reeves, USA 2008)

Um es gleich vorwegzunehmen: Ja, Abrams Film wird dem Hype gerecht, keine Frage. Selbst derjenige, der den Trailer dutzende Male gesehen hat, wird erfreut sein, welche Überraschungen der Film noch parat hat. CLOVERFIELD - das ist nicht nur ein Synonym für ein nahezu einzigartiges (virales) Marketing, sondern auch für ein Erlebnis, das intensiver kaum sein könnte. Sofort wird man ins Geschehen geworfen, ist auf der Party des Protagonisten, deren Ablauf - das muss man eingestehen - dem Trailer so gut wie nichts hinzufügt. Wir sehen nichts anderes als den Film, der bei Ground Zero vom Militär sichergestellt wurde. Und genau da beginnt sie schon, die unnachahmliche Intensität. Die Kamera wackelt, fällt zu Boden, filmt bisweilen mehr als der Mann dahinter wahrnimmt und liefert uns bisweilen einzigartige Bilder, die gerade deshalb so fesseln. Man sitzt nicht mehr in seinem Kinosessel, vielmehr rennt man mit den Protagonisten. Man rennt um sein Leben, kann bisweilen nicht glauben, was da gerade vor sich geht - 9/11 ist geradezu omnipräsent.

Blicke auf das riesige Monster gibt es genug, man kann beruhigt sein. Weniger beruhigt kann man aber aufgrund dieser sein, denn diese Schnappschüsse sind in ihrer (beabsichtigten unbeabsichtigten) Komposition so schön, dass einem mal eben die Kinnlade zum Boden sackt. Und wenn dann der Ton auch noch sein Übriges tut, den kompletten Saal zum Beben bringt, dann ist man endgültig in der Fantasiewelt auf der Leinwand angekommen. CLOVERFIELD ist kein Film, es ist ein Erlebnis, das jeder (im Kino!) machen sollte, da er es sonst bitter bereut. Natürlich ist J.J. Abrams Produktion im Prinzip nichts anderes als ein billiger B-Monster-Film, das macht die Musik des Abspanns deutlich, aber im Zusammenspiel mit den realen Bildern, der (vermeintlichen) Authentizität und Co. ist es ein harmonisches Ganzes, das mich so gepackt hat, wie es schon lange kein Film mehr tat. Im wahrsten Sinne des Wortes groß.

#825 Puni

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Geschrieben 08. Februar 2008, 18:09

The Fury - hmm, so richtig warm konnte ich mit diesem De Palma beim besten Willen nicht werden. Zu slapstickhaft wirkte das Ganze bisweilen (was aber auch an den Dialogen der deutschen Synchronisation gelegen haben kann), zu langatmig in der Mitte. Und was waren das bitteschön für Geheimagenten!? Die knallen sich gegenseitig ab, haben nur dumme Sprüche drauf und schauen sowieso die ganze Zeit doof aus der Wäsche. Auch etwas vermisst habe ich De Palmas virtuoses Spiel mit der Kamera - einzig positiv aufgefallen ist mir der fast-360-Grad-Schwenk um Kirk Douglas und dessen Filmsohn zu Beginn. Für mich damit der bisher schlechteste De Palma, aber DRESSED TO KILL und CARRIE sind sowieso schwer zu schlagen.

The 40 Year Old Virgin - ja, im TV geschaut, ja, in der Synchro - wollte mir den einfach nie zulegen, denn dafür war das Interesse einfach zu gering. Falsch gelegen, denn Steve Carell und der restliche, perfekt harmonierende, Cast, stämmten eine äußerst charmante und witzige Komödie, die nicht nur ein Mal über die Strenge schlägt, dafür aber eine zutiefst konservative Prämisse besitzt. Besser als Apatows KNOCKED UP, aber schlechter als SUPERBAD. Ach ja, bevor ich's vergesse: Catherine Keener ist eine tolle Frau!

The Brave One - Jodie Foster als weibliches Pendant zu Charles Bronsen, die nur noch rot sieht, funktioniert. Zwar ist das alles doch ziemlich deutlich konstruiert und setzt sich mit der Thematik nicht kritisch genug auseinander, aber vielleicht ist das ja auch gar nicht sein Ziel. Denn spätestens wenn Foster die Konfrontation förmlich sucht, scheint man einem ähnlich reaktionären Werk wie DEATH SENTENCE beizusitzen (welcher der beiden jedoch 'schlimmer' ist, wäre eine interessante Diskussion). Vom absoluten over the top-Ende mit Terrence Howard - den ich immer mehr schätze - ganz zu schweigen… Dennoch gelingt es Jordan in die angekratzten Seelen seiner Figuren zu schauen, sie zu dekonstruieren und sie zutiefst menschlich wirken zu lassen. Insgesamt ein spannender und atmosphärisch dichter Thriller, der einen Hauch 80er in sich trägt.

Frei nach Plan
(Franziska Meletzky, Deutschland 2007)

Frei nach PlanSonntagabend, 20.15 Uhr, Zweites Deutsches Fernsehen, kurz ZDF - der perfekte Ort für dieses vermeintliche Familiendrama aus deutschen Landen, das es sogar ins Kino geschafft hat. Vielleicht rührt mein Ärger aber auch nur daher, dass man uns eine Komödie versprach und uns dann das vorsetzte. Obwohl, nein, es lag doch auch am Film. Der ist nämlich so konstruiert, Klischeebeladen, unlustig und undramatisch, dass es wehtut. Jeder mit jedem, eine Familienfeier - ich will mal schwer hoffen, dass man sich nicht am meisterlichen FESTEN orientieren wollte - und ein Ende, das so selten dämlich ist, dass man nur noch gehen möchte. Gut, ich gehöre auch nicht zur Zielgruppe, die schätzungsweise weiblich ist und sich in den Wechseljahren befindet. Einige nette Einstellungen gibt es, ja, doch, und auch das Ensemble kann spielen, keine Frage - nur rettet das dann aber auch nichts mehr...

There Will Be Blood
(Paul Thomas Anderson, USA 2007)

Hype und sehr hohe Erwartungen bekommen einem Film nur selten gut, das habe ich heute erst wieder festgestellt. Dass es Filme gibt, die diesen aber gerecht werden, hat zuletzt Cloverfield eindringlich gezeigt, doch das ist angesichts bestimmter Faktoren sicherlich eine Ausnahme. Um nicht zu erschrecken, There Will Be Blood ist keine Enttäuschung, ganz bestimmt nicht. P.T. Andersons Neuer ist ganz großes Kino, keine Frage. Nur ist es nicht gerade der Film, den ich auf Platz Eins sämtlicher Jahresbestlisten sehen möchte, geschweige denn ein Film, der No Country for Old Men seriöse Konkurrenz bei den Oscars machen soll. Paradoxerweise ist Andersons Film jenem der Coens aber gar nicht so unähnlich. Die Weite beherrscht größtenteils die Fläche der Leinwand, die Weite der Natur und die Weite seiner Figuren. Daniel Day-Lewis’ Performance ist Oscarwürdig, ja, spielt er sich doch seinen Hintern wund und begeistert mit einer schier ungreifbaren Präsenz.

Präsent ist auch die Musik, die sich bei fast jedem Einsatz in den Vordergrund drängt, straight into the face, jedoch nicht im negativen Sinne - quasi Zimmer-mäßig, wie es viele vor allem bei The Rock beklagen -, sondern durchaus im positiven. Sie ist kräftig, trägt die meisten Szenen von ganz allein. Selten habe ich einen Film erlebt, der so extrem stark von seinem Score lebt. Würde man dieses Meisterwerk Jonny Greenwoods auswechseln, es wäre nicht nur ein anderer Film, sondern auch ein völlig anderes, deutlich weniger intensives Erlebnis. Die Musik ist Stützbalken für den Film, ähnlich der Holztürme, die das Öl fördern.

There Will Be Blood ist Western, aber auch Familiendrama und period piece. Anderson spricht viele Themen an, angefangen bei Religion, Schuld und Sühne, über die Weltwirtschaftskrise, bis hin zur Familie. Er entlarvt die falschen Propheten, die durch wirtschaftlichen Erfolg korrumpiert und hingewaschen sind. Sie sind ein Narziss, der für den Erfolg alles tun würde beziehungsweise auch tatsächlich tut. Andersons Film lässt sich hervorragend als Kapitalismuskritik lesen, welche in Zeiten von Nokia und dem Einzug der Linken in die Parlamente aktueller nicht sein könnte. Da bedarf es keinem aktuellen setting, nein, der wilde Westen um die Jahrhundertwende reicht völlig aus. Ferner scheint auch der Irakkrieg omnipräsent, wenn Ölfelder brennen und angesichts der abwerfenden Profite dieser keine Rücksicht auf Verluste genommen wird. Plainview (Daniel Day-Lewis) - schon der Name spricht für sich - scheint um diese Opfer zu trauern, zumindest oberflächlich. Sobald es aber wieder ums Geschäft geht, scheint er den Knopf umzulegen und wieder auf kalt zu stellen.

Und genau diesem Aspekt geht Anderson in der zweiten Hälft näher auf den Grund. Es passiert nicht viel im ganzen Film, er ist mehr um eine Charakterstudie als um eine spannungsvolle Geschichte bemüht (was aber nicht heißen soll, dass er das nicht wäre), das macht diese zweite Hälft deutlich. Wer ist Daniel Plainview wirklich, warum verrät er so viele seiner Freunde, warum will er Geld, das er angesichts seiner Fleißigkeit sowieso nicht ausgeben kann? Die Jahre vergehen, sein Ölunternehmen wird immer größer und profitabler. Am Ende hat er alles - zumindest in materieller Hinsicht. Was darunter jedoch leidet ist seine Menschlichkeit, die er über die Jahre immer mehr zu verlieren scheint. Doch besaß er diese überhaupt jemals? Angesichts seines Sohnes (auch toll: Dillon Freasier), der als einziges über allem zu stehen scheint, muss man diese Frage mit ja beantworten. Diese Figur des Öltycoons ist eine zutiefst undurchsichtige, und so verwundert es auch nicht, dass P.T. Anderson auch am Schluss keine Antwort parat hat. Es ist schizophren (wie Plainview eben), ganz klar.

Leider muss man aber auch sagen, dass There Will Be Blood in dieser zweiten Hälft abbaut, nicht viel, aber doch einiges um sich daran zu stören. Der Film nimmt plötzlich eine andere Ausfahrt als erwartet, nur um am Ende zu dieser zurückzukehren, leider aber recht unbefriedigend. Ein Nebenschauplatz wird eröffnet, der der Charakterisierung Plainviews selbstverständlich zuträglich ist, aber nicht unbedingt von Nöten gewesen wäre. Das bremst den Film etwas aus. Nicht dass der Film davor temporeich gewesen wäre, im Gegenteil, da hält er sich dann doch lieber in seiner Lethargie auf, aber es wird einfach etwas der Wind aus den Segeln genommen. Bis zum Schluss, der etwas unbefriedigend ist, aber für sich genommen dennoch gewisse Stärken besitzt, ist Paul Thomas Andersons Film aber eine herausragende Symbiose aus Western und Drama, deren Bilder und Musik zu jeder Sekunde für sich selbst sprechen und begeistern. Leicht enttäuscht war ich dann aber doch, das kann und will ich nicht abstreiten.

#826 Puni

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Geschrieben 13. Februar 2008, 12:38

Run, Fatboy, Run
(David Schwimmer, USA/UK 2007)

Im angelsächsischen Raum nennt man ihn Underdog, den kleinen Mann, der am Ende des Filmes Großes vollbringt, das Mädchen bekommt, den Kontrahenten besiegt und von den Menschen geliebt wird. In filmischer Form bestimmt schon tausende von Malen da gewesen, schlägt Regisseur David Schwimmer - seine erste Regiearbeit außerhalb des Fernsehens - ebendiese Richtung ein und fährt den Karren fast komplett an die Wand, leider. Er lässt kein Klischee aus, resteverwertet nahezu jeden Sport- und Beziehungsgag und kann es sich sogar nicht einmal verkneifen, einen der bis dato widerlichsten Körperflüssigkeitsgags zu zeigen... Doch es gibt auch einige wenige nette und wirklich lustige humoristische Einlagen, das muss man ihm lassen. Letzteres ist natürlich voll und ganz Pegg anzurechnen, denn ohne ihn und sein Charisma wäre der Film wirklich eine einzige Katastrophe. Er versucht gegen das schlechte Drehbuch, welches voll gestopft mit Pathos und unnötiger Theatralik ist, anzukämpfen, ähnlicher seiner Figur Dennis', die gegen sich selbst kämpft.

Leider scheitert Pegg im Gegensatz zu diesem aber, so viel darf man angesichts der schrecklichen Vorhersehbarkeit des Ganzen wohl verraten. Was bleibt dem Film bei all der Kritik also positiv anzurechnen? Nun, zum einen wohl Thandie Newton, die ich zuvor nie so stark wahrgenommen habe, wie hier - eine wirklich unglaublich charismatische und schöne Frau. Zum anderen natürlich Simon Pegg und ein herrlich schmieriger Hank Azaria. Das war es leider schon, und so bleibt unterm Strich der Eindruck einer äußerst konventionellen, zu keiner Zeit liebenswürdigen Komödie zurück. Ich kann nur hoffen, dass Peggs Nächster, How to Lose Friends & Alienate People, deutlich besser wird - und das wird er laut Trailer auch.

#827 Puni

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Geschrieben 14. Februar 2008, 16:17

Rambo
(Sylvester Stallone, USA/Deutschland 2008)

"No man, no law, no war can stop him!", hieß es im Trailer zu Rambo: First Blood Part II anno 1985. Heute, immerhin 23 Jahre später trifft diese Aussage noch immer voll ins Schwarze - vielleicht sogar stärker, als je zuvor. Der vierte Aufguss der Serie ist der härteste, das war von Beginn an klar. Jeder, der Stallones Cannes-Promorolle gesehen hatte, wusste, was mit Rambo auf ihn zukommen würde. Zerfetzte Körper, Frauen und Kinder, die zuerst vergewaltigt werden, nur um anschließend ins Feuer geworfen zu werden und bizarre Spielchen, die vom Teufel persönlich erfunden worden zu sein scheinen. Ja, Stallone macht es einem mit seinem neuen Film nicht leicht. Wer Gewalt nur schwerlich erträgt, für den ist Rambo nichts und wird Rambo auch nie etwas sein. Doch wozu das alles, wozu großkalibrige Waffen, die von einem Menschen nichts weiter als Hack übrig lassen? Wozu diese drastische grafische Umsetzung dieser Ereignisse? David Cronenberg, selbst kein Mann der gewalttechnischen Zurückhaltung, meinte einmal auf diese Frage, dass er sie so drastisch darstelle, weil der Tod das Ende ist. Gewalt sei hässlich, drastisch und verschone niemanden. Die Nachrichten(bilder) aus Burma - im Film ebenfalls integriert - haben auch der westlichen Welt gezeigt, dass es Menschen gibt, die vor dieser Drastigkeit nicht zurückschrecken, im Gegenteil.

Wenn wir schon beim Thema grafische Gewalt sind: Zu den Kürzungen - wer den Film nicht im Internet verfolgte, der wird von diesen sowieso nichts mitbekommen haben - gibt es nicht allzu viel zu sagen. Weiß man nichts von den fehlenden 55 Sekunden, bemerkt man so gut wie nichts, alle anderen (Stichwort: Cannes-Promo) werden aber spätestens beim Finale große Augen machen - allerdings im negativen Sinne -, denn von der MG-Regenwald-Rodungs-Szene ist nicht mehr viel übrig. Und dennoch muss man klipp und klar sagen, dass Rambo auch in dieser Form noch dermaßen auf den Putz haut, dass einem Hören und Sehen vergeht. Erstaunlich jedenfalls, dass die FSK mehr gegen zerplatzenden burmesischen Abschaum als gegen gemeuchelte und abgefackelte Kinder einzuwenden hatte.

Ans Eingemachte geht Rambo aber nicht nur in Sachen grafischer Gewalt. Was auf den ersten Blick zu fehlen scheint, nämlich die emotionale Komponente, ist auf den zweiten jedoch präsenter als je zuvor. Dieser alte John J. ist endgültig mit der Welt fertig ("Fuck the world!"), es scheinen ihn nur noch Schlangen, also sein täglich Brot, zu interessieren. Er scheint lethargisch geworden zu sein, abseits von allem politischen Geschehen zu leben. Würde dieser John J. auch noch zur Flasche greifen - man würde sich nicht wundern und es ihm irgendwie wohl auch nicht übel nehmen. Ganz groß in dieser Hinsicht natürlich die Flashback-Sequenz, die seine bisherigen Gewaltausbrüche noch einmal zusammenfasst und für den ersten ganz großen Anfalls von Gänsehaut sorgt. Trautman, der Amoklauf in der Heimat, die Folter in Vietnam, der Kampf gegen die Russen - hier scheint die literarische mit der psychologischen Katharsis Hand in Hand zu gehen. Der wohl größte Moment des Filmes - ein magic moment, der noch lange nachwirkt. Vom Schluss - der Krieger ist endlich 'nach Hause' gekehrt - ganz zu schweigen.

Was folgt ist - zugegeben - Redundanz in Reinform. Will er anfänglich nicht so recht - weil er ebenjene Erfahrung(en) hat, die die christlichen Missionare und später auch Söldner eben nicht haben -, bedarf es erst eines schrecklichen Ereignisses, um den Krieger aus seinem Winterschlaf zu holen. Dieser Weckruf bringt nur einmal mehr die Bestie auf die Matte, die Rambo eigentlich für immer zu begraben gedacht hatte ("You didn't kill for your country, you killed for yourself."). Dennoch war Rambo schon immer ein Mann der Ehre, der sich für andere einsetzt und bereit dafür zu sterben ist ("I'd die for it!" - am Ende des zweiten Teils). Hier ist es Trautman-Ersatz Sarah (Julie Benz), die Missionarin, die das Herz des Eisberges zum schmelzen zu bringen scheint. Genau hier ist nun auch die wohl am häufigsten zitierte Aussage Rambos anzuführen: "Live for nothing or die for something!" - John kann sein kümmerliches, bisweilen sinnloses Leben entweder so weiterführen oder er setzt sich einmal mehr für eine gute, humane Sache ein. Im Prinzip begehen nicht die Missionare den Fehler, sondern er selbst. Er ist es nämlich, der sie letzten Endes dem Feind ausliefert, quasi seine eigene Gutmütigkeit und Ehrbarkeit. Und dennoch keine Spur einer Hamartia bei Rambos Charakter.

Abseits der emotionalen und grafischen Komponente ist Rambo handwerklich perfektes Actionkino, das größtenteils Gott sei Dank auf handmade-Effekte statt auf CGI setzt und gerade deshalb auch so richtig schön nach 80er-Jahre-Action riecht. Angesichts Stallones toller Regie scheinen die Zeiten von PG-13-Action und CGI-overkill zwar nicht vorbei, aber dennoch definitiv einen Gegendwind verspürend. Natürlich lässt sich eine gewisse reaktionäre Lesart des Filmes nicht verleumden, aber die Figur Rambos ist bisweilen einfach tiefer gehend als jene des Propaganda- und Rassismusvorwurfs. Und dass das Feuilleton nicht viel Übrig für Actioner dieser Machart hat, ist ebenso wenig neu wie die Militärjunta in ebenjenem Birma. Ferner ist Rambo auch ein Mythos, den man entweder ob einer persönlichen Beziehung dazu liebt - oder eben hasst. (Abschließend möchte ich noch Oliver Nödings Kritik zu Rambo auf F.LM empfehlen, die gerade in Hinsicht auf Feuilleton/Lesart/Ideologie die eine oder andere Schuppe von den Augen fallen lassen dürfte. [im Blog verlinkt])

Bearbeitet von The Punisher, 14. Februar 2008, 16:18.


#828 Puni

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Geschrieben 11. März 2008, 21:59

Going to Pieces: The Rise and Fall of the Slasher Film - Dokumentation des amerikanischen Kabelfernsehns über die Geschichte des Slashers von den 70ern bis heute. Dabei kommen natürlich auch die Meister des Genres ausreichend zu Worte, wie beispielsweise Wes Craven und John Carpenter. Neben der nicht allzu unbekannten Tatsache, dass der Slasherfilm nach seinem Boom in den 70er/80er-Jahren reichlich Kritik eintecken musste (warum all diese Gewalt, warum immer das gleiche Prinzip, bis hin zu Beschwerden und Petitionen gegen bestimmte Filme) und der intellektuellen respektive politischen Rechtfertigung des Genres durch seine Macher, informierte mich/machte mir die Doku vorallem Appetit auf einige Perlen des Genres, die ich bis dato noch nicht gesehen habe - allen voran Sleepaway Camp und Prom Night. Garniert mit zahlreichen vorallem blutigen (!) Ausschnitten sei diese Doku jedem Slasherfan ans Herz gelegt.

I Now Pronounce You Chuck & Larry - im Grunde natürlich ein großer Haufen Nonsens, der allerdings - und das rechne ich ihm hoch an - sehr gut zu unterhalten weiß. Driftet der Humor bisweilen ins Unerträgliche ab (die Sache mit dem fetten Sohn war so witzig wie eine Beerdigung), so feuert er aber auch wahre Lachsalven ab, vorausgesetzt man(n) kann über abgenudelte Schwulenklischees und Witze lachen (was bei Bully beispielsweise nicht funktioniert, hier aber hervorragend). Es gibt hier einfach so viele Momente zum Wegbrechen (“Girl’s day!?”), dass man über kleinere Schwächen getrost hinweg sieht. Und wenn ich an die Einführung Jessica Biels mit dem heißgeliebten The Air that I Breath denke - soundtracktechnisch ist das Ganze eh über allem erhaben -, dann ist es sowieso um mich geschehen. Für Homos aber dennoch ein großes Ärgernis, trotz versöhnlicher Prämisse...

Exte: Hair Extensions (エクステ) - hach, was bin ich enttäuscht. Nicht etwa, weil ich ihn auf dem letztjährigen Fantasy Filmfest verpasst habe, sondern weil er nicht nur unfassbar langweilig, sondern auch unfassbar prätentiös ist. Die Idee an sich ist ja nett, Haare, die bei den Asiaten sowieso eine wichtige Rolle spielen, als Horrorelement, das sich buchstäblich durch den ganzen Film zieht. Doch wenn der Film schon seine erste halbe Stunde dafür verpulvert, die in der Tat scheußliche Schwester zu dämonisieren, dann scheint es doch an Ideen zu mangeln - da ist der ‘Freak’ (mit seiner Kleidung wohl eine Art Repräsentant der [japanischen] Popkultur) nur die Spitze des Eisberges. Enttäuschend, aber so richtig.

Lars and the Real Girl
(Craig Gillespie, USA 2007)

‘Wo die Liebe hinfällt’, heißt ja ein altes Sprichwort. Und es trifft nur zu oft voll ins Schwarze. Manche bandeln mit Jahrzehnte Jüngeren an, manche mit dem gleichen Geschlecht und wiederum manche eben… nunja… mit einer Plastikpuppe eben. Dass das nicht beiläufig immer etwas Verruchtes haben muss, zeigt Lars and the Real Girl eindrucksvoll. Der Film erzählt eine Geschichte, die so absurd, aber gleichzeitig auch so liebenswert und ehrlich ist, dass es einem schwer fällt, den guten Lars (Ryan Gosling) nicht sofort in sein Herz zu schließen. Die Wochen mit der Puppe an seiner Seite vergehen, und mir ergeht es ähnlich wie den Dorfbewohnern, denn auch ich akzeptiere Bianca so wie sie ist, nämlich ein Mensch mit Ecken und Kanten - wie ein Jedermann eben. Erstaunlich, dass ich Bianca in einigen Einstellungen sogar für real hielt, denn wenn das Licht günstig positioniert war und das Gesicht nicht gerade im Fokus stand, dann gab es doch die ein oder andere Sekunde, in der ich Lars’ Freundin wohl ähnlich wie er wahrnahm. Toll, dass dem Film sogar das gelingt.

Richtig zu verdanken ist das jedoch weniger den tollen Formalia, als dem tollen - Oscarnominierten - Drehbuch und einem superben Ryan Gosling, dem man sein hoch emotionales Spiel zu jeder Zeit voll und ganz abnimmt. Dabei steht sein Charakter Lars wohl für eine undefinierte Zahl von Vertretern des männlichen Geschlechts, die Lars’ Probleme nur zu gut kennen: Den Mut haben, eine Frau anzusprechen, einzuladen, ihr mitzuteilen, dass man sie gern hat. Ferner geht es um Akzeptanz seiner selbst und Anderer, ja um Stolz und Vorurteil. Lars and the Real Girl ist ein Plädoyer für und gegen fast alles Zwischenmenschliche. Egal ob Beziehungen zwischen Geschwistern, Arbeitskollegen, Liebenden oder Kirchenmitgliedern, der Film macht fast alles richtig. Einzig und allein einige Längen wären zu beklagen, die man hier und da doch bemerkt. Aber man will dem Film dafür eigentlich gar nicht böse sein, hat er einem doch das Herz aufgehen lassen.

In the Valley of Elah
(Paul Haggis, USA 2007)

Pathos. Meyers Lexikon definiert es wie folgt: “Feierlichkeit, Leidenschaftlichkeit; in der ‘Poetik’ des Aristoteles Hauptelement des Tragischen, wesentliche Voraussetzung für die Katharsis.” Ja, Paul Haggis mag diese Feierlichkeit, diese Leidenschaftlichkeit in seinen Filmen. Und dass auch Hollywood diesem verfallen ist, zeigte es beim Oscar 2006, als Haggis’ Crash die Trophäe für den besten Film des Jahres bekam. Dies als eine umstrittene Entscheidung zu beschreiben, wäre gewagt, denn der Großteil hasste die Academy dafür und hat ihr diesen Fehlgriff - der in meinen Augen absolut keiner war, im Gegenteil - bis heute nicht verziehen. Eines sei also gleich verraten: Wer mit Crash nichts anfangen konnte, der wird auch mit Haggis’ Neuem nichts anfangen können. In the Valley of Elah spart nämlich nicht an Leidenschaftlichkeit, was an sich für die meisten ja gar nicht so schlimm wäre, wäre da nicht eben noch die Moralkeule, die auf einem Parallelgleis zum Pathos fährt. Es geht um ein heikles Thema, den Komplex Irak…

Dass es Verfilmungen zu diesem gibt, ist an sich ja nichts Neues; uns überkommt ja gerade eine ganze Welle von Irakkriegsfilmen, mal mehr moraldidaktisch, mal weniger. In einem Punkt sind sich die meisten aber einig, nämlich der Tatsache, dass das, was im Wüstenstaat vor sich geht, falsch ist. Das sieht auch Haggis so, der mit den Drehbüchern zu Flags of Our Fathers und Letters from Iwo Jima ja schon reichlich Kriegsfilmerfahrung sammeln durfte. Und von letzteren beiden unterscheidet sich sein zweiter großer Spielfilm auch nicht allzu sehr. Klar, es ist kein richtiger Kriegsfilm, aber in ihrer Inszenierung und Prämisse sind doch deutliche Parallelen zu erkennen. Es sind unsere Jungs, die ‘drüben’ kämpfen und sterben, die erst durch die inhumanen Umstände zu drastischen Mitteln greifen und zu seelischen Wracks werden. Der Schuldige? Nunja, das ist die Politik - oder auch nicht. Haggis liefert hier keine eindeutige Antwort, denn das Engagement im Irak wird zu keiner Zeit in Frage gestellt. Vielmehr klagt er die Verhältnisse im Irak an, dass viel zu wenig getan wird, die falsche Strategie gefahren wird und unsere tapferen Männer und Frauen den Preis dafür bezahlen müssen.

Sein Protagonist, Tommy Lee Jones, ist ein Veteran, der selbst die Schrecken des Krieges erlebt hat. Er ist ein harter Hund, der moralische Werte hochhält und diese auch die Menschen in seiner Umgebung spüren lässt. Jones mimt diesen innerlich zerfressenen Mann, der die Katharsis bitter nötig hat, die er am Ende auch bekommt, grandios. Ich würde ihm den Oscar wirklich gönnen, was angesichts der Konkurrenz jedoch sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich zu sein scheint. Er hat Außenseiterchancen, bestenfalls. In the Valley of Elah ist sowieso großes Schauspielkino, denn auch eine Charlize Theron oder Susan Sarandon laufen zur Höchstform auf. Lediglich ein verschenkter Josh Brolin, der nach No Country for Old Men ziemlich klein wirkt, lässt ein klein wenig Wehmut aufkommen. Sie alle sind betroffen von der Situation im Irak, direkt oder indirekt - und repräsentieren dabei nur drei von fast 300 Millionen Menschen. Als es vor ein paar Jahren hieß, Irak werde das zweite Vietnam, dachte ich, das wäre Nonsens. Diese Ansicht hat sich jedoch verändert.

In the Valley of Elah hat so viele großartige Momente, dass man den Film schon fast als einen einzigen magic moment bezeichnen kann (die Unfallszene aus Crash kann der Film aber dennoch nicht toppen). Sei es das Tischgebet, die Badewannenszene (die jedoch äußerst ambivalent aufgenommen zu werden scheint) oder das Hissen der Flagge - Haggis zelebriert das Zelebrierende, das Pathos. Doch so rührselig das Drama auch daherkommen mag, so gibt es auch durchaus spannende Thrillerelemente à la Whodunit. Der Fokus und vor allem auch die Stärke des Filmes liegt aber ganz eindeutig auf Seiten des Dramas. Hier liegt Haggis’ Stärke, hier ist er in seinem Element. Viele werden ihn hassen, viele werden Haggis Pathos aber auch wieder verfallen. Dies entscheidet sich spätestens in der fantastischen letzten Szene des Filmes, die es dann endgültig auf den Punkt bringt (denn ja, der Film ist durchaus etwas bedeutungsschwanger, das ist bei Haggis ja aber ebenfalls nicht ungewöhnlich): Es herrscht Notstand im Irak, und das dazugehörige Notsignal ist dieser Film.

Rambo - ein zweites Mal im Kino gesehen und noch immer von den Socken. Es steckt hier einfach so viel unter der Oberfläche, was man angesichts der furiosen 80er-Atmosphäre schnell mal zu vergessen scheint. Ein mehr als würdiger Abschluss der Reihe.

Infernal Affairs (無間道) - was hier als erstes aufkommt, ist natürlich etwas Negatives. Dies ist jedoch nicht dem Film zuzuschreiben, sondern der Tatsache, dass ich seit Scorseses Remake immerzu an dieses denken muss, wenn ich Infernal Affairs schaue. Dabei wirkt die amerikanische Version zwar immer wieder um Welten schlechter als das kantonesische Original, aber die Bilder des letztjährigen Oscars (inklusive Versprecher aus dem Off) kann ich einfach nicht verdrängen. Aber vielleicht hat das Ganze auch etwas Gutes, zeigt es doch meine große emotionale Bindung zum Film. “Ich will mit ihm tauschen.” - es fällt mir schwer, die Tränen zurückzuhalten (was beim Amerikaner nicht anders war, nur waren es eine andere Art von Tränen...).

Deliverance - oha, eine der größten Enttäschungen seit Jahren! Hatte etwas im Stile von The Texas Chain Saw Massacre erwartet, zumindest in Sachen Atmosphäre. Bekommen habe ich aber einen Sonntagsausflug, der sich für jede Einstellung ewig viel Zeit lässt, nur um dann zu enden, wenn er gerade in Fahrt kommt. Keine Frage, die Aufnahmen sind sehr schön, ordentlich durchkomponiert und mit klasse Darstellern besetzt (so jung hatte ich Voight noch nie gesehen), nur hat mich das Ganze kaum miteinbezogen - nicht einmal beim Übergriff empfand ich groß etwas. Irgendwie fehlten mir Hintergrund (was den Film für andere aber wohl gerade deshalb so interessant machen dürfte) und ein Spannungsbogen. Vielleicht hatte ich nach all den positiven Stimmen auch einfach nur zu hohe Erwartungen an Boormans Film gestellt.

Jumper
(Doug Liman, USA 2008)

Mit der Kraft der Gedanken in sekundenschnelle an jeden beliebigen Ort der Welt kommen? Ein Leben in Saus und Braus führen - man kann ja schließlich ungestraft Geld rauben - und dabei nie an Konsequenzen denken müssen? Ja, da dürfte wohl niemand groß etwas gegen haben, oder? Jumper setzt genau hier an, versetzt und nach einer kurzen aber unbefriedigenden respektive konventionellen Erklärung des Phänomens in die Lage Davids (Hayden Christensen). Würde ich genau so wie er handeln, würde ich nur an mich selbst denken - oder meine Kräfte auch für das Gute einsetzen? Doug Liman, der mit The Bourne Identity und Mr. & Mrs. Smith ja schon über reichlich Actionerfahrung verfügt, beginnt seinen Film bereits subtiler, als er auf den ersten Blick zu sein scheint. Popcornkino fürs junge Publikum, klar. Aber dabei verfährt er ab einem gewissen Punkt (Bully und Jugendliebe) nicht mehr in konventionellen Bahnen, sondern hebt sich von einem Spider-Man und dergleichen deutlich ab. Er denkt gar nicht darüber nach Gutes zu tun, da kann die Nachrichtensprecherin im TV hundert Mal etwas von einem nötigen Wunder erzählen.

Davids Figur ist ein Antiheld, ein Rabauke, der sich noch nie groß an Gesetze oder Regeln hielt - erst recht nicht an familiäre. Ja, ich war in diesem Aspekt wirklich überrascht, hätte ich solch dunkle Töne und diese Tiefe doch so rein gar nicht erwartet. Für PG-13 wird hier ordentlich gekämpft und gemeuchelt, dass es doch öfter mal wehtut. Das ist auch nicht unbedingt comichaft überzeichnet - wie man eigentlich erwarten würde -, sondern zeigt, dass man selbst als Super(anti)held auch noch Schmerzen haben kann und anderen zufügen kann. Das bekommt auch Kollege Jamie Bell (kann der auch ordentliches Englisch sprechen?) mit, der innen noch weitaus dunkler und frustrierter ist als David - es herrscht Krieg und dieser hat ihn verändert. Zugegeben, die ganze Rahmenhandlung ist ziemlicher Bullshit, angefangen bei der total blass bleibenden Figur Samuel L. Jacksons über den fehlenden Hintergrund der Paladins (jene, die die Jumper jagen), bis hin zu Hollywood’scher Dramatik, die wirklich alles unter sich begräbt - das (bereits beschlossene) Sequel lässt grüßen.

Doch bei Jumper überwiegen glücklicherweise die tollen Momente, jene, mit denen man nicht gerechnet hat. Die wunderschönen Originalschauplätze - Rom ist sowieso eine der tollsten Städte der Welt -, für die Länge des Filmes beachtliche Tiefe des Protagonisten und die schön straight und ohne zu viel Einsatz von CGI komponierte Action. Man merkt es dem Film besonders in letzteren wirklich an, was er davor machte. Hayden Christensen wird nie einen Oscar für die beste männliche Rolle bekommen, dafür erinnerte er auch hier zu oft an seine geballte Mimik aus Star Wars, aber für seine Figur ist er wirklich eine gute Besetzung. Jamie Bell hingegen wirkt leicht verschenkt, wie auch Diane Lane, bei der man eigentlich nur von einem Cameo sprechen kann. Jumper versteht es einerseits interessante Ansätze zu liefern und andererseits mit dem zu unterhalten, was man von ihm erwartet. Natürlich ist das kein Film der eine Halbwertszeit wie bspw. Spider-Man (ich weiß selbst nicht, warum ich ihn die ganze Zeit damit vergleiche) besitzt, aber für seine 90 Minuten entführt er buchstäblich in eine Welt, von der jeder schon mal träumte. Und das schaffen auch nicht alle Filme.

Caramel (سكر بنات)
(Nadine Labaki, Libanon/Frankreich 2007)

Mein erster libanesischer Film - der offizielle Oscarbeitrag 2008 des arabischen Landes. Es geht um Frauen, Männer, Religion und die Beziehung zwischen diesen dreien. Regisseurin Nadine Labaki ist mit viel Eifer bei der Sache, das sieht man ihrem Film an. Er ist bisweilen geschwätzig und extrem feminin, ja. Ich gebe zu, für mich als Mann war es des Öfteren ziemlich schwer, dem ganzen Frauengetue zu folgen - ähnlich wie bei Frei nach Plan, zu dem gewisse Parallelen vorhanden sind -, denn Labaki fehlt manchmal dann doch das Timing für einzelne Szenen. Diese Lethargie, besser gesagt das Schmachten, durchzieht den ganzen Film, und meist funktioniert es sogar. Labakis Film verfügt über einige wirklich starke Szenen, andere wiederum sind zum davonlaufen (was aber auch an den starken kulturellen Unterschieden liegen könnte).

Caramel ist, um es auf den Punkt zu bringen, ein zwiespältiges Vergnügen für mich. Einerseits war ich vom Geschehen gelangweilt und davon angebiedert, was Labaki nicht alles in ihrem Film unterbringen will - angefangen bei den verschiedenen Religionen über die Beziehung Mann-Frau in Arabien, bis hin zu Freundschaft -, andererseits aber auch sicher, dass ich etwas Tollem beigewohnt habe. Der Film hinterlässt einfach eine Art lebensfrohes Gefühl, bedenkt man Hintergründe, dann will man den Film einfach mögen. Ein Frauenfilm, keine Frage, doch auch ich gehe mit einem Lächeln aus dem Kino - und das ist doch nichts, wofür man sich schämen muss, oder?

Michael Clayton
(Tony Gilroy, USA 2007)

Steuerflucht nach Liechtenstein, inländische Steuerhinterziehung, große Konzerne, die nicht von der Politik bevormundet werden, sondern die Politik bevormunden - man will es eigentlich gar nicht wissen, was da bei den Großen und Mächtigen alles hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Jemand, der die Spuren, die dabei entstehen, beseitigt, ist Michael Clayton (George Clooney). Oder auch nicht. Zumindest beseitigt er Müll, und die Definition dieses ist Ansichtssache. Er ist kein Mann, der das Musterbeispiel einer integeren Person wäre, doch ist er auch nicht unbedingt das Gegenteil. Clayton ist ein vielschichtiger, undurchschaubarer Charakter, mal Familienmensch, mal Zocker, mal bester Freund, mal kalter Hund. Es ist genau dieser Vielschichtigkeit und Tiefe, die Clooneys Figur so interessant macht. Man könnte ihm ob seines großartigen Spiels stundenlang zusehen, was der Film im Prinzip auch macht. Es ist kein gewöhnlicher Thriller, ja, plottechnisch am ehesten noch, aber alles andere an Michael Clayton ist eifrige Detailarbeit, die man zu jeder Sekunde sieht.

Es ist kein Thriller, mit dem man es hier zu tun hat, vielmehr ein ruhiger Erzählfilm, der zwar eine gewissen Spannungsbogen besitzt, diesen aber in aller Ruhe spannt. Das Ausgangsszenario ist dabei aber so konstruiert, dass eine vorschnelle Auflösung nicht dringend benötigt wird, sondern so, dass man Clayton nahezu in Echtzeit begeleitet und den Fall mit ihm gemeinsam löst. Fast aus dem Nichts gelingt es Gilroy immer wieder Spannung aufzubauen, keine, die an den Nerven zerrt, aber genug, um am Ball zu bleiben. Clooney zur Seite steht ein fantastischer Cast, der so gut zusammenspielt, dass man nicht genug davon bekommen kann. Besonders Tom Wilkinson als latent verrückter Kanzleichef weiß in seiner Rolle zu gefallen, wohingegen Tilda Swinton zwar gut wie eh und je ist, aber von einem Oscar - besonders angesichts der Konkurrenz - dann doch ziemlich weit entfernt. Michael Clayton ist also, um es kurz zu machen, auch großartiges Schauspielkino, das ob des eher konventionellen Drehbuchs locker von seinen Darstellern allein getragen wird.

Nicht weniger positiv fallen Musik, Dialoge und Kamera auf. Letztere begeistert besonders, sind mir doch seit langer Zeit keine Bilder mehr aufgefallen, die so perfekt durchkomponiert und passend waren (von No Country for Old Men, der sowieso eine Klasse für sich ist, mal abgesehen). Sie ist metaphorisch, scheint die Gedanken der Figuren nonverbal zu äußern, sodass man sich voll und ganz auf die schönen Bilder konzentrieren kann. Besonderes Highlight ist Rolltreppenszene, die einen wunderbaren Übergang zum Abspann eingeleitet hätte, hätte sich Regisseur Gilroy nicht doch für das 0815-Ende, das Clooney aber immerhin noch mal voll und ganz fordert, entschieden. Michael Clayton ist lange nicht perfekt, nein, doch ist er ein intelligenter, ruhiger Thriller, der keinen ausgeklügelten Plot oder sonstigen Firlefanz benötigt um zu fesseln. Ihm reichen aussagekräftige Bilder, eine ordentliche Portion Ruhe und eine schauspielerisch große Darstellerriege. Ein schönes Beispiel dafür, dass ein Thriller nicht immer Action oder Psychoelemente haben muss, um zu fesseln - und dass George Clooney ein wirklich Großer ist.

10,000 B.C.
(Roland Emmerich, USA/Neuseeland 2008)

Von Roland Emmerich, allem Lokalpatriotismus (wir sind in derselben Stadt geboren und aufgewachsen) zum Trotz, auch nur annähernd etwas wie einen intelligenten Film zu erwarten, wäre pure Zeitverschwendung, keine Frage. Waren seine Filme bisher wenigstens ein Garant für das so genannte Popcornkino - ich liebe Independence Day, kann Godzilla etwas abgewinnen und habe auch Universal Soldier und The Patriot sehr gerne -, so zeigte er doch spätestens mit The Day After Tomorrow, dass es langsam aber sicher mit ihm Bergab geht. Und was soll ich sagen? Mit 10,000 B.C. hat er das tiefe Tal endgültig erreicht. Hier stimmt nämlich gar nichts. Angefangen beim dreisten Klau ganzer Szenen aus The Lord of the Rings und Jurassic Park über die schrecklich doofen Dialoge, bis hin zu den schlechtesten CGI, die man seit sehr langer Zeit im Kino gesehen hat. Selbst die Darsteller, die auf schneebedeckten Bergen agieren, wirken, als stünden sie in Wirklichkeit vor einem Bluescreen und die Landschaft würde später digital eingefügt. Für solch einen Film also schon fast ein K.O.-Schlag.

Ich hätte wirklich nie daran gedacht, dass mir Armin Müller-Stahl einmal auf die Nerven gehen würde, aber hier tut er es mit seinen altklugen Kommentaren aus dem Off - in der Originalversion wird das Ganze von Omar Sharif erzählt - bereits nach wenigen Minuten. Hier wollte Emmerich wohl epische Bereiche betreten, die er in Wirklichkeit aber nie auch nur annähernd betritt. Vielmehr wirkt das Geschehen bisweilen unfreiwillig komisch, dass es richtig wehtut. Die Geschichte, die er erzählt, ist von Hollywood schätzungsweise schon ein halbes Dutzend Mal erzählt worden, meist deutlich besser. Das einzige, das Emmerich tut, ist die Tatsache, dass er seine Geschichte in eine andere Zeit verlegt, diese aber keinesfalls historisch korrekt wiedergibt, sondern offensichtlich in die Fiktion flüchtet. Da treffen unsere Helden - man lese nur mal den Namen des Protagonisten D’Leh von hinten nach vorne - dann auch mal kurz auf die verschiedensten Völker der Erde und bewegen sich zwischen den Klimazonen hin und her, als sei das ein Eintagesmarsch. Doch das ist dann auch nur wieder ein Tropfen auf den heißen Stein.

10,000 B.C. versagt in allen filmischen Belangen. Wo die angeblichen 130 Millionen Dollar geblieben sind, ist angesichts dieser Katastrophe eine berechtigte Frage. In den CGI stecken sie sicher nicht. Vielleicht in den Darstellern? Keinesfalls, denn hier wirkt selbst Cliff Curtis wie eine Marionette, die neunmalkluge Sprüche von sich geben darf, nur um dann dem vermeintlichen Heldenschicksal zu begegnen… Selbst Camilla Belle, eine der attraktivsten Nachwuchsdarstellerinnen Hollywoods, sieht hier eher zum Abgewöhnen aus und spielt auch so. Was bleibt also positiv zu vermerken? Hmm, selbst nach längerer Überlegung bleibt dies lediglich die Musik, die dann doch einiges reißen kann, und vielleicht noch die überdeutliche Hommage an 300, die mich sogar zum Lachen - oder sagen wir besser Schmunzeln - brachte. Entschuldigung, Roland, aber so geht das nun wirklich nicht. Nicht einmal als absoluter No-Brainer funktioniert der Film, denn dafür sind Action und Effekte wiederum zu mies. Auch wenn ich mir sicher bin, dass der Film gut laufen wird, wohin soll das nur führen, wenn nicht einmal mehr Effekt-/Popcornfilme funktionieren?

Punch-Drunk Love - war nach PT Andersons There Will Be Blood ganz heiß auf sein Oeuvre. Und so wundert es mich auch nicht, dass unzählige Parallelen zu seinem Aktuellen zu finden sind. Punch-Drunk Love lässt sich Zeit, verwendet teilweise ellenlange Einstellungen und lässt auch die Musik bisweilen in den Vordergrund treten. Verstanden habe auch ich den Film nicht, da bin ich aber nicht allein. Und trotzdem, bei all den schönen Einstellungen - allen voran die Kussszene in der nur die dunklen Silhouetten zu sehen sind - bleibt Andersons Film für mich auch emotional nahezu ungreifbar. Ich interessiere mich nicht für die Figuren, von der Handlung ganz zu schweigen. Ein Fall von ‘tolle Momenten, aber ein durchschnittliches Ganzes’, würde ich sagen. Notiz an mich: endlich Boogie Nights besorgen!

Jay and Silent Bob Strike Back
- wollte ich schon seit Jahren sehen… Die Dialoge sind unbeschreiblich gut, die Cameos drücken einem die Freudentränen in die Augen, die Musikeinlagen sind zum Schreien. Eigentlich ein perfekter Film also, oder? Nicht ganz, denn was ich bei Smith sehr schätze, nämlich seinen reinen Dialoghumor, verkommt hier des Öfteren zum Slapstickhumor (bspw. das Duell mit Mark Hamill). Unterm Strich bleibt aber dennoch eine saugeile Komödie, die allein schon ob ihrer Einzelszenen (Damon & Affleck vs. Van Sant, “C.L.I.T. commander”, ...) unvergesslich bleibt.

Adaption. - so sehr das plötzliche Thrillerelement im Plot auch essentieller und cleverer Bestandteil des Ganzen ist, so hat es mich doch irgendwie rausgehauen. Die Figur Charlies (Nic Cage) ist ein äußerst interessante, emotionale, die ich gerne mehr erforscht hätte und der ich ein Happy End - in gewisser Hinsicht hat er es ja dennoch - sehr gegönnt hätte. Nicolas Cage spielt in der Tat sehr gut, Streep ging mir aber nach einer gewissen Zeit recht stark auf die Nerven, was aber auch zu großen Teilen ihrer Figur zuzuschreiben ist. Adaption. erfreute mich sowieso in erster Linie mit seiner frischen Idee, ich meine, das Drehbuch ist von Charlie Kaufman und dessen Bruder, am Anfang gibt es sogar echtes Material aus Being John Malkovich (der darin aber ziemlich unsympathisch rüberkommt) - weird, wie es das englische Wort m.M. sehr gut beschreibt. Bis auf die ‘reingeschriebene’ Räuberpistole (Dank an Donald) ist Jonzes Film aber ein äußerst cleveres und interessantes Unterfangen (objektiv gesehen ja gerade deshalb).

Super Size Me - sehr interessante, wenn auch äußerst Michael Moore’eske, polemische Doku, die bei mir jedoch genau das Gegenteil bewirkte. Ich bekam nämlich Hunger, ärgerte mich, dass es bei uns die Option des ‘Super Size’ nicht gibt (zumindest nicht in dieser Form). Ist der halbe Liter hier das Maximum in Sachen Getränk, so ist dies in den USA die zweitkleinste Größe - auf der anderen Seite des Großen Teiches ist eben alles größer. Hungrig war ich aber spätestens dann nicht mehr, als die von Spurlock kontaktierten Ärzte meinten, dass er, wenn er so weitermachen würde, in absehbarer Zeit das Zeitliche segnen würde. Von der Leber, die jener eines Alkoholikers gleichkommen würde, ganz zu schweigen. Ja, es gibt zu Denken, keine Frage - und doch geht es spätestens nach dem nächsten Kinobesuch wieder zum nächsten Burger King...

Snatch. - Enttäuschung. Nach dem tollen Lock, Stock and Two Smoking Barrels hatt ich dann doch etwas mehr erwartet. Kein schlechter Film, aber der Funke wollte dann doch einfach nicht so richtig überspringen. Viel zu sehr auf cool getrimmt, wirkte das. Viele Elemente und Einstellungen sind auch ‘cool’, das will ich ihm nicht absprechen, aber insgesamt steht dem Ganzen dann doch etwas zu groß ‘Schaut her, wie saucool ich bin’ auf der Stirn. Der Cast hingegen ist Coolness pur, und wenn Statham mit seinem schönen Englisch aus dem Off beginnt, dann ist es schon um mich geschehen (die Spitze des Eisberges: Pitts englisch-irisch-wasauchimmer-Mix). Hat durchaus seine Momente und kommt auch ohne großen Firlefanz auf den Punkt, nur weiß ich eben auch, warum der Film bei der coolen Jugend so gut ankommt.

Dan in Real Life
(Peter Hedges, USA 2007)

Die Komödien in der örtlichen Sneak Preview wollen einfach kein Ende nehmen - die Serie der schlechten bis mittelmäßigen Filme dort ebenfalls nicht. Gestern also Dan in Real Life, der auch mal wieder so ein schönes Beispiel eines doofen deutschen Titels ist. Doch kommen wir zum Film, der mich mehr gelangweilt als unterhalten hat. Steve Carell hat mich noch nie groß zum Lachen gebracht, wo dann auch schon der Hund begraben liegen dürfte. Der Film ist nämlich in erster Linie eine Plattform, die Carell die Möglichkeit bietet, nunja, Carell zu sein. An die Seite setzt man ihm Juliette Binoche, die natürlich deutlich im Hintergrund Carells agiert (was aber nicht weiter schlimm ist). Zusammen spielen sie das durch, was man in Hollywood eine RomCom nennt, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass sie ca. 20 Jahre älter sind als jene Figuren, die in solchen Filmen meist die Protagonisten stellen. Nichts Neues also, zumindest irgendwie.

Neben der Romantik, die sich zwar schön im Hintergrund hält, am Ende dafür aber einmal mehr den Kitsch von der Leinwand tropfen lässt - Hollywood eben -, gibt es natürlich auch Humor. Nicht gerade meine Art von Humor, aber für den einen oder anderen Lacher reicht es dann doch, das will ich nicht groß kritisieren. Etwas das ich aber kritisieren will, ist die Vorhersehbarkeit des Ganzen. Es gibt gut ein halbes Dutzend Schlüsselszenen, die nur überdeutlich erkennen lassen, in welchen Bahnen das Ganze weiterfahren wird. Das ist natürlich nicht gut, für das Genre aber durchaus typisch (denn dass er am Ende das Mädchen die Frau bekommt, war von der ersten Begegnung an klar). Im Prinzip also eine 0815-RomCom Marke Hollywood, die ihre love interests einfach 20 Jahre älter als sonst macht. Mehr ist da nicht gewesen.

Untraceable
(Gregory Hoblit, USA 2008)

“Where can I download this video?”, heißt es kurz vor dem Abspann so schön. Das ist nicht nur eines der konsequentesten und schönsten Filmenden seit langem, sondern markiert zugleich auch auf schöne Art und Weise, wo sich der Film befindet, nämlich im Web 2.0. Egal ob YouTube, Clipfish oder MySpace - heute kann sich jeder binnen Sekunden selbst profilieren, egal ob es andere interessiert oder nicht. Doch damit nicht genug, denn warum sich selbst zum Idioten machen, wenn das auch mit anderen, meist völlig unbekannten Mitbürgern, geht? Das denkt sich auch unser Killer und schnappt sich - nachdem er mit einer Katze angefangen hat - den ersten Menschen, nur um ihn zu quälen und schließlich den Zuschauern buchstäblich zu Opfern. Letztere sind nämlich Komplizen, hat unser verstörter Killer das Ganze doch so eingerichtet, dass der Tod schneller eintritt, je mehr Leute sich in den Stream klicken.

Ja, man muss sich im World Wide Web schon etwas auskennen, um Untraceable folgen zu können - Stream ist da nämlich noch das geläufigste Wort. Aber die, die es treffen soll, die dürften sich schon damit auskennen, nämlich die Jugendlichen. Auch das macht der Film deutlich, denn auch wenn der erste Täter, den FBI-Agentin Marsh (Diane Lane) dingfest macht, ein älterer Herr ist, so musste ihm doch dessen Sohn helfen. Klar, man muss das schon hauptberuflich machen, um sich in diesen Gefilden auch noch im Alter auszukennen - oder eben Nerd sein, so wie Marshs Kollege, Griffin (Colin Hanks), der die 30 aber auch noch nicht groß überschritten haben dürfte. Nerd passt schon ganz gut, ja, denn mehr als ein Sidekick ist Hanks hier sowieso nicht. Ganz im Gegensatz zu Lane, die zwar um Jahre älter aussieht als noch in Jumper (immerhin traut sie sich dreiviertel des Filmes ohne Make-up rum zulaufen, was doch sehr lobenswert ist), dafür aber eine wirklich schöne Performance abliefert. Zu verdanken hat sie das dem Drehbuch, das, so konventionell es auch sein mag, erleichtert man es nur mal um die ganzen Cyberelemente, ihr doch ziemlich viel Platz einräumt und ihr durchaus auch Zeit für Entwicklungen gibt.

Natürlich ist es dabei kaum bis gar nicht verwunderlich, dass auch sie irgendwann ins Kreuzfeuer des Killers gerät, inklusive einem halben Dutzend Genreklischees und männlichem love interest, aber wenigstens hält der Film den Spannungsbogen stets aufrecht und überrascht mit einigen doch recht deftigen Szenen - Saw lässt grüßen. Wie gesagt, so neu und innovativ mag das Ganze ja gar nicht sein - ich las erst gestern, dass es dieses Szenario bereits in einer Episode von Criminal Minds gegeben haben soll -, aber es ist konsequent umgesetzt und auch ein gutes Quäntchen Satire ist immer wieder zu erkennen. Besonders der letzte Kampf des Opfers mit dem Täter, vom FBI auf riesigen Monitoren spannend und mit reichlich Kommentaren verfolgt, lässt keinen Zweifel mehr daran, dass der Film etwas zu sagen hat. Ob das nun subtil ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Sicher ist aber, dass diese Szene in ihrer Inszenierung ganz großes Kino ist, das - und das ist die Schattenseite - leider nur zu sehr die Realität spiegelt.

Man muss es sich immer wieder ins Bewusstsein rufen: Da wird ein Mensch live gemeuchelt und alles was die Zuschauer dabei beizutragen haben (neben ihrem Klick auf die Seite, die das Opfer ja letzten Endes niederstreckt), sind Kommentare, die pietätloser und unmenschlicher kaum sein könnten. Aber einmal mehr wird dabei klar: Hey, ich muss ja nur auf YouTube gehen, wo ich solche Kommentare en masse lese. Untraceable ist keine ganz große Nummer, dafür tritt er dann doch zu oft in die Genrefalle(n), doch wie er seinen Plot medial verarbeitet und damit spielt (die Kamera spielt nur so mit Monitoren und Streams) ist sehr beachtlich. Vom feinen Marketing seitens Sonys, die die Seite www.killwithme.com aus dem Film für Werbezwecke nutzen, ganz zu schweigen. Ein Film mit vielen tollen Momenten, die den genretypischen Rest bisweilen ungemein aufwerten. Willkommen im Web 2.0, Thriller.

Vantage Point
(Pete Travis, USA 2008)

Nach dem Trailer war ich ja überhaupt nicht an diesem Vehikel interessiert. Zu glatt und konventionell erschien mir das Ganze - trotz der hochkarätigen Besetzung. Lange habe ich mit mir gehadert, die PV geschwänzt, und den Film auch die ersten Wochen der regulären Spielzeit nahezu ignoriert. Bis gestern dann, ein Freund drängte mich quasi, und nachdem ich mir nochmals einige Kritiken durchgelesen hatte, die den Film zwar durchweg zerrissen, aber in denen ich auf einige Aspekte stieß, die mir durchaus zusagen - Pathos, USA gegen den Rest der Welt, der Score vom Zimmer-Lehrling, etc. -, hatte ich auf einmal doch Lust auf 8 Blickwinkel, so der selten dämlich deutsche Titel. Was hat mir der Film nun also davon gegeben, bereue ich es, ihn letzten Endes doch gesehen zu haben (und das sogar noch für stolze 6,50 EUR [für gerade Mal knappe 90 Minuten])? Die Antwort: Jein.

Das Konzept ist innovativ und mal was anderes bei all der Actionstangenware, keine Frage, auch wenn der Film weiß Gott nicht der erste ist, der dieses Prinzip nutzt - Kurosawa lässt grüßen. Und sieh an, umgesetzt ist es auch nicht gerade von schlechten Eltern. Also schon mal ein großer Pluspunkt, denn auf Redundanz hatte ich mich ehrlich gesagt schon etwas eingestellt, fangen die Ereignisse doch wirklich an die fünf Mal an der gleichen Stelle an. Jeder hat ein Stück des Puzzleteils, das am Ende dann, mit einigen kleinen Schönheitsfehlern versehen natürlich, zu einem Ganzen zusammengesetzt wird. Dass dieses Ganze aber in sich ein kohärentes Etwas ist, liegt am Mangel an Realität, denn wer dachte, dass 24 bereits der Gipfel der Konstruiertheit sei, der wird beim Ende von Vantage Point eines Besseren belehrt. Doch nicht nur hier fordert der Film eine großzügige Rezeption, denn auch über Motiv, Herkunft und Sonstiges der (arabischen weil Verbindungen zu Marokko) Attentäter wird man im Dunkel gelassen.

Es sind vorwiegend männliche Gotteskrieger, das wundert wohl niemanden. So sind es dann auch die dunkelhäutigen Figuren, die hier allesamt Terroristen sind, da bleibt der Film der schwarz-weiß-Malerei treu. Bemerkenswert empfand ich jedoch die Tatsache, dass man sogar den Mut hatte, einen Selbstmordattentäter mit einzubauen, dessen Einsatz ob seiner Intensität gleichzeitig eine der besten Szenen im Film markiert. Da vergisst der Film dann auch, dass er anfangs die einseitige Berichterstattung des Terrors eigentlich satirisch kritisierte. Aber das kann im Tumult ja auch durchaus mal passieren. Unterstützt wird das Ganze von einem markanten Score, der Zimmer-typisch vorzugsweise auf laute, bombastische Töne setzt und kaum richtiger als in einem Actionthriller sein könnte. Ein weiterer Pluspunkt. Insgesamt war es doch ein recht ansehnliches Unterfangen, denn die unzähligen Vergleiche mit 24 treffen es eigentlich ganz gut - bis zur Schmerzgrenze konstruiert, aber äußerst temporeich inszeniert und gerade deshalb auch unterhaltsam. Und einen Jack Bauer hat der Film sogar auch, nur heißt er hier Dennis Quaid.

Die Welle
(Dennis Gansel, Deutschland 2008)

Zu allererst einmal sollte ich vielleicht anmerken, dass ich den Roman nicht in der Schule gelesen habe, trotz des besten Gymnasiums des Kreises. Um was es im Groben geht, das war mir dennoch bewusst, überschlägt sich die Berichterstattung seit kurzem doch mal wieder (Vogel im Interview mit SpOn, Vogel bei Schmidt & Pocher, am Mittwoch bei JBK, etc.), und auch die wahre Begebenheit, auf der der Film beruht - das macht er gleich zu Beginn mit einer Texttafel deutlich - wird aktuell überall breitgetreten. Weniger bekannt ist jedoch die Tatsache, dass der Stoff schon einmal verfilmt wurde, 1981, nämlich fürs amerikanische Fernsehen. Regisseur Dennis Gansel bringt den brisanten Stoff nun also erneut unters Volk, unter eines, das sich dafür wohl besser eignet, als kaum ein anders. Und das macht Gansel auch überdeutlich, metaphorisiert er doch die Bücherverbrennung der Nazis und lässt sogar gleich eine ganze Figur (Frederick Lau) aus der Reihe tanzen beziehungsweise militaristisch mit ihr tanzen. Das Tanzen ist hier sowieso ein omnipräsentes Leitmotiv, das nach seiner Nase tanzen lassen und das aus der Reihe tanzen.

Die Welle spielt mit Motiven und Metaphern, was auch die meiste Zeit über schön Mitanzusehen ist und eine gewisse Metaebene mit sich bringt. Weniger gefallen da schon die vielen Klischees, die einerseits zwar ebenjene Metaebene unterstützen könnten, meiner Meinung aber doch nichts weiter als Klischees sind. So ist unter den Schülern mal wieder alles vertreten: Es gibt den beliebten Cliquenführer, wohlhabend und cool, den Einzelgänger mit kaputtem Familienhaus, das hübsche love interest und den gerade für diesen Plot notwendigen Schüler, dessen Eltern Alt-68er sind, die nichts anderes als freie Liebe im Kopf haben und ihre Kinder - wie sollte es anders sein - antiautoritär erzogen. Ich könnte die Liste noch um einiges erweitern, aber was sollte das bringen, ich meine, man muss eben auch mal dramatisieren, will man aus dem Plot nicht nur eine politische Prämisse, sondern auch einen spannenden Spielfilm machen. Und angesichts des Ergebnisses nehme ich diese Stereotypen auch gerne in Kauf, denn Die Welle ist endlich mal wieder ein deutscher Film, der sich wirklich sehen lassen kann - was er beim Sundance Festival auch tat.

Gansel erschafft eine Atmosphäre, die so ungemein dicht ist, dass man ab einem gewissen Punkt in der Geschichte gefangen ist und so schnell nicht mehr herauskommt. Es ist eine ähnliche Atmosphäre wie in Das Experiment, bedrückend, authentisch und gerade in Hinsicht auf die Zielgruppe - ich sah den Film mit ehemaligen Klassen- und Stufenkameraden, zudem könnte ich selbst Gymnasiallehrer werden -, die wie ein Verstärker wirkt, noch mal ein ganzes Stück fesselnder. Fragen kommen da auf, Fragen nach dem eigenen Verhalten in solch einer Situation. Wäre ich zu intelligent und aufgeklärt dafür (was die Klasse anfangs auch von sich behauptet), welcher Charakter trifft am ehesten auf meinen zu - oder als Lehrer: Würde ich mich dabei gut fühlen, verehrt zu werden. Um ehrlich zu sein, einheitliche Kleidung und das höfliche Ansprechen inklusive Aufstehen beim Betreten der Zimmers, würde ich mir für meine eigene Karriere als Lehrer wünschen, keine Frage. Doch wo fängt das Ganze an auszuufern, wo liegen die Grenzen? All diese Fragen wirft der Film auf, schmeißt sie vielmehr in den Raum. Eine klare Antwort gibt er nicht, trotz drastischem Ende.

Es ist schön, wie der Film fast minutiös die Entwicklung des Experimentes zeigt, den Fokus ständig auf eine andere Figur verlagert und dabei fast nie prätentiös oder effekthascherisch daherkommt. Die jungen, meist unbekannten Darsteller machen ihre Sache sehr gut und tragen somit einen beachtlichen Teil zur Atmosphäre bei. Jürgen Vogels Charakter hingegen hat die größten Schwächen zu beklagen. Ich meine, wo bitteschön findet man solch einen locker-lässigen Lehrer, dessen Schüler ihn sogar Duzen dürfen. Bei genauerer Betrachtung aber nur ein weiteres (kleines) Opfer, das man der Dramaturgie bringen musste. Aber wie gesagt, das tut dem Ganzen keinen Abbruch, denn dafür macht der Film einfach zu viel anderes richtig. Die Optik kann locker mit Hollywoodproduktionen mithalten, das Verhalten der Schüler könnte näher am tatsächlichen Geschehen nicht sein und die ewige Frage nach dem Warum des aufkommenden Nationalsozialismus kann man besser wohl kaum veranschaulichen. Ein Film, der ob seiner Eindringlichkeit länger als nur die Laufzeit über (nach)wirkt.





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