Reality, what is it good for?
#391
Geschrieben 19. Juli 2007, 10:25
Normalerweise bin ich deutschen Filmen gegenüber eher patriotisch eingestellt. So hätte ich z.B. supergerne “Beste Zeit” - den neuen Film von Marcus H. Rosenmüller - gesehen. In der Sneak habe ich bis jetzt allerdings nur äußerst schlechte Erfahrungen mit dem deutschen Film gemacht. Leider ist “Video Kings” hier keine Ausnahme. Eher das Paradebeispiel. Ich nehme die Spannung gleich einmal vorweg und verkünde, dass sich “Video Kings” als mein schlechtestes Sneakerlebnis - knapp hinter “Kevin und Perry tun es” - einordnen lässt. Warum das so ist, versuche ich Folgenden zu erläutern.
Der Film ist auf DV gedreht. Mag ich im Kino schon einmal überhaupt nicht sehen. Es sei denn, es dient dem Film stilistisch. Oder es ist aufgrund von Budgetgründen nicht anders zu lösen. Hier ist beides nicht der Fall. Der Look wirkt billig und äußerst amateurhaft. Das Budget hat zudem anscheinend für große Namen gereicht. Anders kann ich mir das Mitwirken teils wirklich guter Schauspieler nicht erklären. Am grandiosen Drehbuch kann es nämlich nicht gelegen haben.
Gerne würde ich nun die Handlung von “Video Kings” erzählen. Geht aber nicht. Irgendwie geht es um Flo. Der arbeitet mit Hotte in einer Videothek. Flo liebt eine Frau und hat Geldprobleme. Dann gibt es noch bescheuerte Traumsequenzen und Engel. Achja, Til Schweiger nicht zu vergessen. Die meiste Zeit hängen Flo und Hotte in der versifften Videothek rum. Das ganze ist dann auch genauso langweilig, wie es sich anhört.
Der Clou an dem Film sollen wohl die unzähligen Filmnennungen im Voice-over der Hauptfigur sein. Einem - welch Überraschung - Filmfreak. Diese sind aber so platt und aufdringlich eingebaut, dass es beinahe schon peinlich ist. Beispiel gefällig? ‘Vielleicht sollte ich die rote Pille schlucken… so wie in “Matrix”.’ Maßlos übertriebene Betonung natürlich auf den Filmtitel. Gefehlt hätte nur noch: ‘Ja, dies ist eine Anspielung auf “Matrix”. Rote Pille und so, ihr wisst schon…’ Wenn ich Filmreferenzen inflationär nutze, dann muss man seinem Zielpublikum doch wenigstens etwas den Spaß am Entdecken lassen - und dann noch bei solch einem Allerweltsfilm, wie “Matrix”. Die restlichen Anspielungen (Don Corleone aus ”Der Pate” etc.) sind nicht besser. Ich habe mich teils schon peinlich berührt im Kinosessel gewunden.
All diese Filmreferenzen wirken so, als hätte ein Schüler mit seinen Freunden einen Film gedreht, in dem er möglichst all seine Lieblingsfilme unterbringen wollte. Besonders amateurhaft wirkt das Herumreiten auf der Genialität von “Memento”. Wieder solch ein peinlicher Moment. Auf der gleichen Schiene fährt der Soundtrack. Stets ansprechende Mucke - SNUFF, NERF HERDER, BEATSTEAKS etc. - doch so eingesetzt, dass man genau gemerkt hat, hier wollte nur jemand seine Lieblingssongs unterbringen. Wieder peinlich und wieder wie in einem Amateurfilm.
Was ich wirklich nicht verstehe: Wie haben sich Til Schweiger, Bela B. Felsenheimer, Wotan Milke Möhring, Fabian Busch, Oliver Korittke und Peter Thorwarth nur zu einer Mitarbeit überreden lassen? Ist an dem Film etwas dran, das mir völlig entgangen ist? Wie kann es solch ein Film auf die Leinwand schaffen? Spätestens jetzt weiß ich zumindest, dass es die Jungs von filmtrip.de mit ihrer “Mitfahrgelegenheit” (AT) garantiert auf die große Leinwand schaffen werden, da sie den Mangel an Prominenz locker mit Talent wettmachen werden.
Wenn “Video Kings” ein Film ohne Stars und sinnlos eingesetzte VFX gewesen wäre, den ein paar Freunde an ihren freien Wochenenden gedreht hätten, könnte ich über so manchen Mangel hinwegsehen. Mit dieser geballten Starpower und offensichtlichen Mitteln, bleibt allerdings nur Kopfschütteln: Nee, das war ja wohl einmal gar nichts.
“Video Kings” will lustig, kultig und hip sein. Er wirkt dagegen einfach nur trashig - und das meist nicht einmal auf charmante Art und Weise. Der Soundtrack mach Spaß. Das Drehbuch ist dagegen für die Tonne. Fast schon an der Schmerzgrenze. Selbst für die Sneak: 2/10 Punkte (1 für Hottes Frisur, 1 für den peinlichen - aber doch irgendwie witzigen - Gastauftritt von Til Schweiger).
#392
Geschrieben 22. Juli 2007, 17:51
Eine Geschichte ist eigentlich kaum vorhanden. Die Dinoaction steht klar im Vordergrund. “Jurassic Park III” ist kein Wissenschaftsthriller. Er ist großes, buntes Popcornkino. Als solches funktioniert der Film auch tadellos, doch leider auch nur als solches. Mit dem Vorgänger und ganz besonders Teil 1 im Hinterkopf, will sich einfach kein “Jurassic Park”-Gefühl einstellen. Dies liegt leider nicht nur an der Handlung, sondern zu großen Teilen auch an den Dinosauriern selbst.
Diese haben einige Designänderungen durchlaufen, was sie mehr zu typischen Filmmonstern macht, als dies der eher realistische Ansatz der beiden Vorgänger zugelassen hätte. Hinzu kommen deutlich schwächere VFX. Ich weiß nicht, ob es an der erhöhten Anzahl der CGI-Shots liegt oder an mangelndem Budget. Viele Eintellungen der Monster sind einfach zu deutlich als Computergrafiken auszumachen. Schade, denn “Jurassic Park” war für mich immer einer der der Filme mit den besten VFX. Hier wurde deutlich Masse über Klasse gestellt.
Das Ensemble hat außer Sam Neill und einem Kurzauftritt von Laura Dern leider nicht viel zu bieten. William H. Macy macht in seiner Rolle zwar eine gute Figur, dafür nervt Téa Leoni leider umso mehr. Dies ist aber zu großen Teilen wohl auch ihrer schwachen Figurenzeichnung zuzuschreiben. Der Rest ist hauptsächlich Dinofutter und ebenso schnell wieder vergessen, wie er gefressen wurde.
In den Actionszenen kann “Jurassic Park III” punkten. Die erste Raptorenhatz macht viel Spaß, die Szenen in der Voillere fand ich grandios und selbst der letzte Auftritt des Spinosaurus ist durchaus unterhaltsam. Schön finde ich auch, dass man nebenbei viel von der Fauna der Insel sieht und nicht nur die handelnden Tiere gezeigt werden.
Das Ende bietet dann schon einmal einen Ausblick auf einen möglichen vierten Teil: Die Dinos verlassen die Insel. In den richtigen Händen sehe ich hier durchaus Potential - im schlimmsten Fall wird es eben nur wieder ein unterhaltsamer Monsterfilm, wie auch ”Jurassic Park III” einer ist: 6/10 Punkte.
#393
Geschrieben 22. Juli 2007, 22:59
Der Film handelt von Deutschland. Von Deutschen. Von Ausländern. Von deutschen Ausländern. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das kumpelhafte Verhältnis von Leroy zu ein paar Skinheads, deren Anführer der Bruder seiner Freundin ist. Durch die ironisch/humorvolle Sicht Leroys auf die Sache der Skinheads bekommt der Film eine ganz eigene Dynamik. Wirklich klasse!
Teils hatte ich das Gefühl, dass man sich nicht so recht zwischen reiner Komödie und gesellschaftkritischen Ansätzen entscheiden konnte. Diese Kombination wirkt teils etwas gezwungen, funktioniert im Großen und Ganzen aber doch ziemlich gut. Inszenatorisch ist der Film zudem über jeden Zweifel erhaben.
Ein wirklich starker Kurzfilm, dessen Kinoverwertung sich anstrengen darf, die pointierte Lockerheit dieser unterhaltsamen 18 Minuten zu erreichen: 8/10 Punkte.
Herunterladen kann man sich den Film hier: Leroy räumt auf (MP4, 66 MB)
#394
Geschrieben 25. Juli 2007, 14:19
Anfangs konnte ich mit “Harry Potter” überhaupt nichts anfangen. Schon allein der Hype hat mich davon abgehalten die Bücher anzurühren. Nach der ersten großen Erfolgswelle - irgendwann zwischen Band 2 und 3 - habe ich mich dann doch einmal an den Erstling gewagt. Ich war überrascht vom mitreißenden Schreibstil J. K. Rowlings und wurde schneller in die fantastische Welt der Zauberei hineingezogen, als ich jemals vermutet hätte. Seitdem gehört “Harry Potter” für mich zur Pflichtlektüre. Spätestens ab Band 3 kann sich die Reihe sowieso nicht mehr den Vorwurf machen lassen, weichgespülte Kinderfantasy zu sein. Ich war auf jeden Fall erstaunt und hocherfreut, wie erwachsen die Geschichte geworden ist. Das gleiche gilt uneingeschränkt für die Filmreihe.
Die ersten beiden Teile waren deutlich kindlicher und harmloser inszeniert als ihre Nachfolger, wenngleich - besonders in Teil 2 - auch kein Halt vor Grausamkeiten gemacht wurde. Beide Teile haben grandios die Atmosphäre der Bücher eingefangen und konnten mich ausgezeichnet unterhalten. Mit “Harry Potter und der Gefangene von Askaban” wurde die Filmreihe schließlich erwachsen und Regisseur Alfonso Cuarón (“Children of Men”) hat einen eigenen Stil eingeführt, der zwar etwas mehr von der Buchvorlage abgewichen ist, aber deutlich besser zum Medium Film gepasst hat. Mike Newells (“Vier Hochzeiten und ein Todesfall”) vierter Teil erscheint stilistisch nun wie eine Mischung aus den beiden Vorgängern, ohne jedoch eine wirkliche Eigenständigkeit zu erreichen. So kannt sich “Harry Potter und der Feuerkelch” zwar nicht den vordersten Platz unter den J. K. Rowling-Verfilmungen sichern - als Adaption des Romans funktioniert er dennoch tadellos.
Zur Geschichte kann ich nun gar nicht viel sagen, ohne zu weit ausholen zu müssen. Sie ist stimmig erzählt, deutlich kompakter als im Buch und - auch für nicht Eingeweihte - durchaus nachvollziehbar. Besonders das letzte Drittel ist unglaublich spannend und atmosphärisch dicht. Spätestens hier wäre es an der Zeit, den lieben Kleinen die Augen zuzuhalten, liebe Eltern, denn hier wird gemordet, es werden Körperteile abgetrennt usw. Die FSK12-Freigabe ist folglich durchaus ernst zu nehmen. So sehr die spannende und düstere Inszenierung auch das erwachsene Publikum erfreut, so geht ihr doch etwa die Magie ab, die in den ersten drei Teilen noch allgegewärtig war. Das liegt vermutlich auch am Weggang von John Williams, der für “Harry Potter” wieder einmal einen magischen und unvergesslichen Score geschrieben hatte und hier durch Patrick Doyle ersetzt wurde. Wirklich sehr schade.
Ich kann “Harry Potter und der Feuerkelch” für alle Fantasyfreunde nur empfehlen. Der Film bietet eine grandiose Optik und eine - für Buchkenner fast schon zu - schlüssige Handlung in der Welt der Zauberei. Nun freue ich mich erst einmal auf “Harry Potter und der Orden des Phoenix” und das gedruckte letzte Kapitel in dieser epischen Geschichte: 8/10 Punkte.
#395
Geschrieben 28. Juli 2007, 09:27
Für mich ist “Harry Potter und der Orden des Phoenix” - neben dem ersten Teil, der allerdings auch nur eine Einführung in diese Welt war - der bisher schwächste Roman der Reihe. Zu viele Subplots, die auch um einiges knackiger erzählt hätten werden können, zu viel bedeutungsschwangeres Gerede und erst gegen Ende wurde wieder Fahrt aufgenommen. Wahrlich kein schlechtes Buch, aber meiner Meinung nach verbesserungswürdig. Insofern war ich ganz guter Dinge in Bezug auf die Verfilmung, da das Potential für sinnvolle Kürzungen durchaus vorhanden war.
Nach dem Film kann ich nun sagen: Sehr gelungen. Atmosphärisch dicht, toll inszeniert und visuell einfach atemberaubend. Zudem wurde die Balance zwischen heimeligen Hogwarts-Szenen und epischen Actionszenen ziemlich gut gehalten. Meiner Meinung nach wurde - wie bereits bei “Harry Potter und der Feuerkelch” - die Essenz der Geschichte auf die Leinwand gebannt und diese funktioniert auch im neuen Medium tadellos.
Ich bin nun ein Film- und Buchliebhaber. Zudem weiß ich, dass beide Medien nicht auf die gleiche Art und Weise Geschichten erzählen können. Dennoch gibt es selbstverständlich gute und schlechte Adaptionen. Viele “Harry Potter”-Fans beklagen sich nun darüber, dass so viel fehlt. Ist auch so. Keine Frage. Doch wie sonst soll man einen ca. 1000-seitigen Roman in knapp zweieinhalb Stunden Film pressen? Kein Studio der Welt würde einen vierstündigen “Harry Potter” ins Kino bringen - man bedenke alleine die Zielgruppe. Man muss kürzen - und das ist “Harry Potter und der Orden des Phoenix” nicht schlechter oder unbedachter gemacht worden, als in den Vorgängern.
Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden. Ich wurde grandios unterhalten und mein Gedächtnis wurde wieder etwas aufgefrischt. Wenn ich in die komplexe Geschichte der Vorlage in allen Facetten eintauchen will, lese ich eben das Buch. Wenn ich einen Film sehen will, sehe ich einen Film. Zwei Medien, unterschiedliche Regeln. Eigentlich ganz einfach. Nun vergeht leider wieder erst einmal enorm viel Zeit, bis “Harry Potter und der Halbblutprinz” auf der Leindwand zu bewundern sein wird. Zeit, die ich mir mit dem aktuellen Roman vertreiben werde: 8/10 Punkte.
#396
Geschrieben 29. Juli 2007, 11:28
Die Opening-Titles erscheinen, unterlegt mit John Williams genialem Original-Score der 1978er Version. Ein audiovisueller Rausch, der den Zuschauer von Supermans zerstörter Heimatwelt Krypton direkt zur Erde befördert. Wahrlich famos! Zu diesem Zeitpunkt war mir allerdings noch nicht bewusst, dass ich mit diesem äußerst gelungenen Einstieg bereits den besten Teil des Films hinter mir hatte.
“Superman Returns” setzt mit seiner Geschichte nach dem zweiten Teil aus dem Jahre 1980 an. Es liegen folglich 26 Jahre zwischen beiden Filmen und der Zuschauer wird ziemlich unvorbereitet in die Geschichte geworfen. Ich hasse es ja schon bei Serien, wenn keine Zusammenfassung der vorhergehenden Folgen vorangestellt wird - und da liegt dann meist nur eine Woche zwischen den Geschehnissen. Ich hatte folglich erst einmal mit der Orientierung zu kämpfen. Glücklicherweise bzw. leider war die Geschichte im weiteren Verlauf dann so einfach gehalten, dass man nach der anfänglichen Verwirrung der Handlung im Schlaf hätte folgen können.
Ein weiteres Problem hat Bryan Singer mit der Stimmung des Films. Einerseits hat er aus Lois Lane eine sehr moderne Frau gemacht und Superman fast schon zur tragischen Figur aufgebaut. Philosophisch angehauchte Fragestellungen à la ‘Warum benötigt die Welt Superman?’ täuschen zudem Tiefe in der episch angelegten Geschichte vor. Auf der anderen Seite haben wir mit Lex Luthor und Co. typische Klischeebösewichte, die den 80er Jahre Filmen entsprungen scheinen. Schablonenhaft. Überzogen. Theatralisch. Genauso wie die seltsam platten Weltherrschaftspläne. Da gibt es keine Kniffe, das ist flacheste Erzählkunst - und das mag so überhaupt nicht zu den auf modern getrimmten Figuren passen.
Neben der seltsam zerfahren wirkenden Grundstimmung kann der Film auch dramaturgisch nicht überzeugen. Es gibt einige schöne Momente, doch der Spannungsaufbau mag nicht so richtig funktionieren. Letztendlich hat mich das Geschehen seltsam kalt gelassen. Es hat einfach der Charme der früheren Filme gefehlt. Ich denke eine wirkliche Modernisierung, wie sie Christopher Nolan mit “Batman Begins” erfolgreich durchgeführt hat, wäre ein weitaus gelungenerer Ansatz gewesen.
Überzeugen kann der Film dagegen mit seiner Optik. Es sieht schon unglaublich gut aus, wenn Superman durch die Wolken bricht oder ein Flugzeug vor dem Absturz rettet. In solchen Szenen funktionert der Film auch wirklich gut. Es schimmert eine gewisse Selbstironie durch und der Score von John Williams bläst einfach alle Zweifel hinfort: Dort fliegt Superman. Doch sobald sich die Geschichte wieder auf die Dreiecksbeziehung oder Lex Luthor und seinen tollen Plan konzentriert, bricht der Film unweigerlich ein. Schade.
Bryan Singer ist ein fähiger Regisseur, der meiner Meinung nach den falschen Ansatz zur Wiederbelebung von Superman gewählt hat. Das Resultat ist nun leider sehr durchwachsen und auch der großartige audiovisuelle Eindruck kann nicht über die offensichtlichen Schwächen in Handlung und Atmosphäre hinwegtäuschen: 6/10 Punkte.
#397
Geschrieben 30. Juli 2007, 18:38
Von der Atmosphäre erinnert “Der verbotene Schlüssel” tatsächlich etwas an Amenábars Gruselfilm. Besonders das große, geheimnisvolle Haus und die schummrige Beleuchtung wecken Erinnerungen an “The Others”. Daneben steht - aufgrund der Thematik - wohl vor allem Alan Parkers grandioser Voodoo- bzw. Hoodoo-Schocker “Angel Heart” Pate. Bis heute einer meiner Lieblingsfilme und Iain Softley schafft es tatsächlich seinen Vorbildern atmospärisch nahe zu kommen.
Zur Geschichte möchte ich nicht viel sagen. Geht auch nicht, ohne zu viel zu verraten. Nur so viel: Die Handlung ist absolut schlüssig und stimmig erzählt. Die Charaktere sind sehr glaubhaft geschrieben und man fühlt sich ihnen - ganz besonders Caroline - von Anfang an verbunden. Das Beeindruckende: Jede Wendung ist absolut nachvollziehbar und logisch. Nie wirkt etwas aufgesetzt (wie das häufig bei überraschenden Wendungen der Fall ist) oder gezwungen. Ebenso wie bei den beiden - von mir ernannten - Vorbildern.
Natürlich gibt es auch einige Schwächen. So kommt auch “Der verbotene Schlüssel” nicht ohne klischeehafte Schockeffekte aus, die allerdings nie so ausgewalzt werden, als dass sie mich genervt hätten. Viel mehr Netagivpunkte fallen mir nun gar nicht mehr ein. Das wunderbare Drehbuch und die einfühlsame Inszenierung gleichen sowieso die meisten Schwächen spielend aus.
Ich hatte eigentlich nicht mehr erwartet, als einen 08/15-Grusler. Dank Ehren Kruger (Autor von ”Arlington Road”) und Iain Softley (Regisseur von “K-PAX”) - und natürlich den wunderbaren Darstellern (u.a. Kate Hudson, Gena Rowlands und John Hurt) - ist aus “Der verbotene Schlüssel” allerdings ein kleines Highlight für Genrefreunde geworden. Zumindest für solche, die sich gerne einmal ruhig und stimmungsvoll gruseln lassen wollen. Auch wenn die zweite Sichtung nicht so effizient sein wird, so weiß ich nun zumindest die Verfilmung von “Tintenherz” bei Iain Softley in den besten Händen: 8/10 Punkte.
#398
Geschrieben 01. August 2007, 21:46
Ohne den Hype wäre der Film wohl auch komplett an mir vorbeigegangen, hat doch allein die außergewöhnliche Entstehungsgeschichte mein Interesse geweckt. Einmal abgesehen davon bekommt man im Film genau das zu sehen, was der Titel verspricht: “Snakes on a Plane”. Die Rahmenhandlung ist äußerst dünn, jedoch kann sie mit einer erstaunlich ausführlichen Einführung der Charaktere überraschen. Hätte ich in dieser Form nicht erwartet - und einmal ehrlich: Das wäre bei dieser schwachen Figurenzeichnung auch nicht wirklich nötig gewesen.
Auf dem Flug selbst gibt es dann allerlei schlangenbezogene Actionszenen, gewürzt mit Sex- und Ekelszenen - genau so, wie von den Fans gewünscht. Ab und an blitzt zudem schwarzer Humor auf, der allerdings nie sonderlich bissig ist, sondern höchstens einmal zum Schmunzeln anregt. Leider nimmt sich der Film oft viel zu ernst, was bei dieser absurden Handlung und den Klischeefiguren einfach nicht funktioniert. Solche Szenen sind anscheinend Überbleibsel aus einer Drehbuchfassung, während der das Studio den Film noch als ernsthaften Thriller konzipiert hatte. Glücklicherweise sind wir davon verschont geblieben - eifrigen Bloggern sei Dank!
Letztendlich bietet “Snakes on a Plane” eine etwas halbgare Mischung aus verschiedensten Genres. Wirklich gruselig ist der Film nicht (dafür hätten es bei mir “Spiders on a Plane” sein müssen), spannend ist er nur bedingt (wenngleich einige Angriffe schon recht überraschend kamen) und der Humor ist mal mehr (Freundin des Flugbegleiters) und mal weniger (Rapperhandlung) gelungen. Was bleibt ist anspruchslose Unterhaltung, die stets sympathisch bleibt. Macht - wohl hauptsächlich dank seiner Enstehungsgeschichte - größtenteils wirklich Spaß: 6/10 Punkte.
#399
Geschrieben 04. August 2007, 11:10
Generell finde ich Krieg doof. Ich könnte mir - als überzeugter Zivi - auch nie den Dienst an der Waffe vorstellen. Dennoch hat die Geschichte gezeigt, dass es anscheinend nicht ohne globale Auseinandersetzungen geht. Insofern braucht das Land natürlich Soldaten. Leider kann ich die Militärmentalität überhaupt nicht nachvollziehen: Strikte Befehlsketten, Aufopferung für das Land etc. All das erscheint mir supekt. Vielleicht übt der Kriegsfilm deshalb eine teils doch recht starke Faszination auf mich aus. Weil ich mir Antworten erhoffe. Antworten, die ich jedoch nie bekomme.
Auch “Flags of Our Fathers” erfüllt nahezu jedes Klischee des Genres. Die Kameradschaft wird glorifiziert, blauäugige Jungs sterben für ihr Vaterland und trotz der klaren Verneinung des Heldentums schafft der Film selbst ebensolche: Die Helden von Iwo Jima. Schade, hier hätte ich mir - trotz gelungener Ansätze - wirklich mehr erhofft. Sowieso verstehe ich nicht, warum man immer wieder irgendwelche Schlachten nacherzählen muss. Wäre es nicht einmal viel interessanter die Auswirkungen des Kriegs auf die Bevölkerung zu zeigen? Wenn ich allein daran denke, was meine Großmutter aus der Zeit zu erzählen weiß, als sie und ihre Familie vertrieben wurde. In der europäischen Bevölkerung muss es tausende höchstinteressante Schicksale geben, doch landet das Genre immer wieder beim Soldaten. Dem Kriegshelden. Vielleicht liegt das auch daran, dass 99% aller Kriegsfilme aus Amerika kommen, einem Land das eben nur diese heldenhafte Seite kennt oder das - wie in Vietnam oder aktuell im Irak - eben aus der Ferne protestiert.
Da ich nun ziemlich vom Thema abgweichen bin, muss ich doch ein paar lobende Worte über Eastwoods Film verlieren: Er ist grandios inszeniert. Die Schlacht steht der aus “Der Soldat James Ryan” um fast nichts nach. Das Foto als Aufhänger fand ich auch sehr gelungen. Zudem scheint man wirklich sehr an der historisch korrekten Rekonstruktion der Ereignisse interessiert gewesen zu sein. Als gespieltes Zeitdokument funktioniert der Film demnach sehr gut. Die Frage ist allerdings, ob ein Dokumentarfilm hier nicht sinnvoller gewesen wäre. Die eingestreuten Interviews wirken nämlich eher fehl am Platz.
Insgesamt hat mir “Flags of Our Fathers” gut gefallen, aber ich hätte mehr erwartet. So reiht sich der Film etwas hinter Spielbergs “Saving Private Ryan” und sehr viel weiter hinter “Band of Brothers” ein. Die emotionale Kraft eines “Der Pianist” wird in keiner Sekunde erreicht, dafür ist Eastwoods Werk zu sehr Kriegs- und zu wenig Antikriegsfilm. Als Einblick in die Geschichte hinter dem berühmten Foto jedoch sehr gelungen: 7/10 Punkte.
#400
Geschrieben 08. August 2007, 12:53
Dennoch ist es - auf den ersten Blick - vor allem der Look des Films, der ihn von der Masse abhebt. Die Technik nennt sich Rotoscoping und wird bereits seit Jahren genutzt. Ralph Bakshis Version von Tolkiens “Der Herr der Ringe” ist wohl einer der bekanntesten Vertreter dieses Subgenres des Animationsfilms. “A Scanner Darkly” treibt diese Technik jedoch auf die Spitze: Klar definierte Linien. Harte Farbübergänge. Reduzierte Details. Und dennoch: Die zugrunde liegenden Darsteller sind stets eindeutig zu erkennen. Die Performance bleibt erhalten. Die Realität weicht allerdings den Zeichnungen. Das Ergebnis ist eine faszinierende Mischung, die künstlerisch absolut zu überzeugen weiß. Grandios. Besonders wenn man den Arbeitsaufwand bedenkt: Jeder Frame musste per Hand nachgezeichnet werden. Jeder. Wenn man bedenkt, wieviel Aufwand es alleine ist, eine exakte Maske über ein paar Frames hinweg zu zeichnen, bleibt mir nur den Künstlern meine Hochachtung auszusprechen: Das Ergebnis ist wahrlich famos!
Nun zum Inhalt: Philip K. Dick-Adaptionen gibt es wie Sand am Meer. Wenige können die Atmosphäre ihrer Vorlage einfangen (bestes Beispiel: “Blade Runner”) und noch wenigeren gelingt eine werkgetreue Umsetzung der Geschichte. “A Scanner Darkly” funktioniert erstaunlich gut. Anfangs hatte ich etwas befürchtet, der Film würde sich (so wie teils ”Fear and Loathing in Las Vegas”) in reinen Drogenepisoden verlieren. Doch es steckt mehr dahinter. Das Ende ist zudem erschreckend schlüssig. Typisch Philip K. Dick. Überhaupt kommt die düstere Atmosphäre Dicks recht gut rüber, was sich weniger in der Inszenierung und Farbgebung äußerst, sondern hauptsächlich durch Schauspiel, Dialoge und Stimmung transportiert wird - umso beeindruckender bei einem Film, der oberflächlich betrachtet besonders durch seine Optik hervorsticht.
Ich bin schwer begeistert von “A Scanner Darkly”. Ich hätte mir einzig einen etwas größeren Schwerpunkt auf den titelgebenden Scannern gewünscht und dafür ein paar weniger Drogenszenen. Trotz dieser kleinen Einschränkung, kann ich den Film dennoch jedem empfehlen, der sich auch einmal auf außergewöhnliche Seherfahrungen einlässt - auch inhaltlich, denn auch dort ist “A Scanner Darkly” alles andere als Mainstream: 9/10 Punkte.
Fred: ‘What does a scanner see? Into the head? Into the heart? Does it see into me? Clearly? Or darkly?’
#401
Geschrieben 09. August 2007, 11:45
Die letzte Staffel verlagert die Handlung von der Highschool ins College. Anfangs ungewohnt und doch vertraut. Der Ortswechsel bringt frischen Wind in die Serie und ergänzt sie um neue Charaktere, wobei auch liebgewonnene alte nicht fallengelassen werden. Ein schöner Neuanfang, der das Potential für mindestens eine weitere Staffel in sich getragen hätte.
Neben dem Ortswechsel gab es auch Änderungen in der Struktur der Serie: Der große, staffelübergreifende Fall ist mehreren kleineren gewichen. Anfangs konnte ich mir das nicht so richtig vorstellen, doch die kleineren Fälle haben für mich - insbesondere im Hinblick auf das recht konstruierte Ende der zweiten Staffel - ziemlich gut funktioniert. Die letzten Folgen der Staffel haben dann leider auf eine episodenübergreifende Handlung verzichtet und es gab nur noch Einzelfälle, die zwar durchaus unterhaltsam waren, aber nicht annähernd so mitreißend wie ihre Vorgänger.
Das Ende der Serie lässt mich nun wahrlich enttäuscht zurück. Nicht weil es schlecht gewesen wäre, sondern weil ich Neptune und Mars verlassen musste, bevor die Geschichte ein Ende gefunden hat. Die letzte Episode hat wieder stark an die erste Staffel erinnert: Es gab alte Feinde, alte Fehden und Potential für einen neuen großen Fall. Leider hat man der Episode in jeder Einstellung angemerkt, dass die Staffel verkürzt war. Die Handlung wurde durchgehechelt und man konnte nur erahnen, wie sie ursprünglich geplant gewesen war. Hier musste ich unweigerlich an die Stimmung des “ALIAS”-Finales denken. Am Ende saß ich da: Nur noch 5 Minuten Laufzeit und noch so viele unbeantwortete Fragen. Nur noch 4 Minuten. Nur noch 3. 2. 1. Das Ende. Veronica Mars wird nun ohne mich weiterermitteln. Keith Mars wird die Wahl verlieren und nun ohne mich spaßige Kämpfe mit Vinnie Van Lowe als Sheriff austragen. Was wird Weevil machen? Kehrt er auf die Straße zurück? Was wird aus Logan? Man wird es vermutlich nie erfahren.
“Veronica Mars” konnte mich auch in der dritten Staffel voll und ganz überzeugen. Wohl seit “ALIAS” die Drama-Serie, deren Charaktere ich am meisten vermissen werde. Einen kleinen Lichtblick gibt es für Serienfans dennoch, so soll Kristen Bell eine Hauptrolle in der vierten “Lost”-Staffel bekommen. Ein schwacher Trost, aber immerhin: 9/10 Punkte.
#402
Geschrieben 20. August 2007, 09:24
Ich schicke gleich einmal vorweg, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Die Roboteraction war grandios, die Effekte herausragend. Auch Schauspieler und Inszenierung gingen voll in Ordnung. Doch leider gibt es da auch noch das Drehbuch. Nun hatte ich hier auch wirklich nicht viel erwartet. Schließlich handelt es sich hierbei um die Verfilmung einer Spielzeugreihe. Die laue Geschichte geht demnach auch noch irgendwie in Ordnung. Auch mit den Teenagern als Identifikationsfiguren konnte ich mich anfreunden. Doch leider, leider hat man die eigentlich Hauptfiguren - die Transformers - nicht ansatzweise ernst genommen. Die Dialoge sind teils so haarsträubend, dass ich angenommen hatte, man hat einfach ein paar spielende Kinder als Vorbild genommen: ‘Ich bin Optimus Prime, ich komme um euch zu retten!’ oder ‘Ich bin Megatron, ich komme um euch zu zerstören!’ sind da noch die Highlights. Wirklich schade.
Die - bei einem Film von Michael Bay - zu erwartende Militärhandlung hat mich auch extrem genervt. Diese ganze Verschwörungs- und Signalgeschichte war einfach nur überflüssig, da man als Zuschauer ja bereits genau wusste, was es mit dem Signal auf sich hat. Zudem wurde diese Storyline mit nichtssagenden Charaktern unnötig aufgeblasen: Was sollte die blonde Analytikerin? Was der Rapper-Hacker? Nervig und ablenkend. Das hätte es nicht gebraucht. Hinzu kommt noch, dass der Film ohnehin mindestens eine halbe Stunde zu lang ist - und damit meine ich nicht die noch ganz nette Charaktereinführung zu Beginn, bei der teils deutlich der Einfluss Spielbergs durchblitzt.
Doch es gibt auch positives zu berichten: Die Actionszenen sind - trotz absolutem Übermaß - einfach beeindruckend. Die Effekte sind grandios. In hellstem Sonnenlicht tanzen hier die Roboter teils in Zeitlupe und interagieren mit realen Figuren und Sets. Unglaublich, was ILM hier geleistet hat. In solchen Szenen kann der Film dann auch wieder voll und ganz überzeugen - wenngleich ich auch denke, dass etwas weniger hier manchmal mehr gewesen wäre. Die für Bay typische Inszenierung (Hubschrauber vor Sonnenuntergang, extreme Zeitlupen und Farbfilter etc.) weiß auch zu gefallen. Man kann über den Regisseur sagen, was man will. Seinen visuellen Stil hat er gefunden. Auch die Schauspieler haben mich teils positiv überrascht. Allen voran Shia LaBeouf, der tatsächlich eine ganz gute Figur macht, was mich in Bezug auf “Indiana Jones IV” hoffen lässt. Megan Fox geht als Eyecandy auch in Ordnung und Schauspieler wie Jon Voight oder John Turturro sehe ich sowieso immer gerne - wenngleich ihre Leistungen hier eher zu vernachlässigen sind.
“Transformers” lässt mich nun sehr zwiespältig zurück. Einerseits wurde ich schon recht gut unterhalten, andererseits habe ich mich auch oft unglaublich geärgert. Vielleicht geht es mir wie Sergeant Murtaugh und ich bin einfach zu alt für den Scheiß. Nicht der erwartete Kracher, aber auch kein totaler Reinfall. Nur nette Unterhaltung: 6/10 Punkte.
#403
Geschrieben 23. August 2007, 13:02
Chris Columbus hat mit “Harry Potter und der Stein der Weisen” das Buch nahezu 1:1 auf die Leinwand gebracht. Dies war auch noch leicht möglich, da der Inhalt sich nahezu auf die Exposition - d.h. Vorstellung der Charaktere und ihrer Welt - beschränkt und demnach einen relativ einfachen und - im Gegensatz zu den Nachfolgern - nur wenig komplexen Inhalt bietet. Diese Szenen, in denen Harry Potter seine Zauberwelt entdeckt, sind meiner Meinung nach auch ganz famos gelungen. Mit unglaublicher Liebe zum Detail ausgestattet und und mit viel Verspieltheit inszeniert.
Der zweite Teil - die Geschichte um den Stein der Weisen - wirkt dann etwas sehr konstruiert und gehetzt. Die Aufgaben gegen Ende sind zwar nett anzuschauen, doch ist die Struktur zu geradlinig um auch beim wiederholten Anschauen eine Faszination auf mich auszuüben. Allerdings wirkte dieser Teil auch in der Vorlage noch etwas unausgegoren. Den Vorwurf - wenn man es überhaupt so nennen mag - möchte ich hier auch nicht Chris Columbus machen, der meiner Meinung nach eine vorbildliche Adaption geschaffen hat, sondern eher dem nicht ganz ausgereiften Drehbuch.
Als Einstieg in die Welt des Harry Potter ist der erste Teil der Filmreihe auf jeden Fall gelungen. Die liebevolle Inszenierung zieht den geneigten Zuschauer in die Welt und bereitet ihn darauf vor, was noch kommen mag. Schwächen in der Struktur der Geschichte und teils unausgereifte VFX trüben den Spaß nur bedingt. Ein durchaus netter Anfang: 7/10 Punkte.
#404
Geschrieben 24. August 2007, 11:30
Die Prämisse ist - für SitCom-Verhältnisse - einigermaßen originell und bietet eine nette Ausgangssituation, wenngleich zu befürchten ist, dass sich die darauf bezogenen Gags irgendwann totlaufen. Christine und ihr Mann Richard leben in Scheidung. Dieser hat eine neue Freundin, die ebenso den Namen Christine trägt. New Christine eben. Über die 13 Folgen der ersten Staffel schien mir das Konzept noch relativ frisch zu sein, was - so bin ich der festen Überzeugung - aber auch nur am grandiosen Spiel von Julia Louis-Dreyfus liegt.
Seit “Stromberg” war nicht mehr so ausgeprägtes Fremdschämen angesagt. Old Christine benimmt sich teils oberpeinlich, bleibt jedoch stets sympathisch, was - ich wiederhole mich - nur Julia Louis-Dreyfus zu verdanken ist. Man darf auch nicht den Fehler machen, den Charakter als reinen Elaine-Abklatsch zu sehen. Christine wirkt eher so wie Elaine als sie zu George wurde. “Seinfeld”-Kenner wissen nun hoffentlich, was ich meine.
Der restliche Cast kommt einfach nicht gegen Julia an. Doch auch hier gibt es teils nette Figuren zu sehen. Besonders Matthew hat meiner Meinung nach durchaus Potential. Von der Grundstimmung erinnert mich “The New Adventures of Old Christine” irgendwie an eine gelungene Version von “According to Jim” - warum auch immer. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben - und sei es nur, um zu sehen wo die Autoren noch mehr Christines aus dem Hut zaubern: 8/10 Punkte (davon 7,5 für Julia Louis-Dreyfus).
#405
Geschrieben 26. August 2007, 22:31
Chris Columbus zweiter - und letzter - Beitrag zur Reihe hat es meiner Meinung nach leichter, als die folgenden Verfilmungen: Die Vorlage ist relativ kompakt und bietet genug Stoff für eine gelungene filmische Umsetzung. Ganz im Stil des Vorgängers zaubert Columbus auch erneut eine recht werktreue Adaption auf die Leinwand. Durch die dichtere und erwachsenere Handlung hat der Film - trotz seiner Lauflänge - deutlich mehr Tempo, als der erste Teil, der mit Schwächen im Handlungsablauf zu kämpfen hatte.
Lange ist mir “Harry Potter und die Kammer des Schreckens” als unbedeutendes Abenteuer im Gesamtwerk erschienen, doch seit dessen Abschluss weiß ich es besser: Es gibt unzählige Details zu entdecken und selbst Blicke und Gesten können anders interpretiert werden. Wirklich schön. Hier zahlt sich die strikte Werktreue aus, die die Nachfolger etwas vermissen lassen.
Für mich ist Chris Columbus zweite Zauberei wohl die - bisher! - gelungenste Adaption der Romane. Sie liefert sich demnach ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Alfonso Cuaróns “Harry Potter und der Gefangene von Askaban”, der andere Stärken besitzt. Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Columbus noch einmal auf den Regiestuhl im Potterschen Universum zurückkehren würde: 9/10 Punkte.
#406
Geschrieben 01. September 2007, 11:25
Dieses Mal ist für mich noch deutlicher herausgekommen wie untypisch für deutsche Komödien der Film doch ist. Am ehesten lässt er sich wohl mit US-Komödien à la “Meine Braut, ihr Vater und ich” (OT: ”Meet the Parents”) vergleichen. Vermutlich gefällt mir der Film auch deshalb so gut. Screwball und Slapstick stehen im Vordergrund. Typische Elemente der deutschen Beziehungskomödie bleiben glücklicherweise außen vor - und das Beste: Der Film ist wirklich verdammt lustig!
Wenn man sich von Til Schweiger - der mir hier trotz allem sehr gut gefällt - nicht abschrecken lässt, wird man mit wunderbaren Darbietungen von hochklassigen Schauspielern, wie Jürgen Vogel oder Christoph Maria Herbst (“Stromberg”), belohnt - die süße Alexandra Maria Lara gibt es zudem als Sahnehäubchen obendrauf. Ein rundum fantastisches Ensemble.
Wer sich einfach nur einmal gut unterhalten lassen will (ohne hintergründigen Witz, dafür mit ein paar politisch nicht ganz so korrekten Szenen), dem kann ich “Wo ist Fred?” wirklich ans Herz legen: 8/10 Punkte.
#407
Geschrieben 03. September 2007, 09:26
Der Einstieg in den Film - der auch die neuen Zuschauer auf die neue Weltordnung einstimmt - ist absolut wuchtig und brutal. Die Bedrohung bricht von einer Sekunde auf die nächste über ein paar Überlebende herein und ist nicht zu stoppen. Düster, beeindruckend und unmittelbar inszeniert. Dazu eine absolut passende musikalische Untermalung und großes Drama unter den Figuren. Wirklich sehr stark und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.
Nach dem starken Anfang wirkt die Geschichte wie eine realistischere Variante von Romeros “Land of the Dead”. Der Alltag kehrt ein und ein Stadtteil wird wieder den Bewohnern zugänglich gemacht. Inklusive verbotener Zone und allem was dazu gehört. Der erneute Ausbruch der Seuche ist dann einigermaßen unglaubwürdig und von starken Zufällen abhängig. Aber nun gut. Ist ja schließlich auch ein Zombiefilm. Weiter geht es nun wie es kommen musste: Eine kleine Gruppe von Überlebenden kämpft sich durch Horden von Infizierten, um letztendlich mit einem Hubschrauber zu fliehen. Der Kreis zu Romero schließt sich wieder.
Die Flucht ist teils sehr bedrückend inszeniert. Die Szenen mit Nachtsichtgerät haben mich unweigerlich an Neil Marshalls grandiosen “The Descent” denken lassen. Der Rest ist eher typische Zombiehatz mit einigen netten Effekten. War alles halt schon ein paarmal da. Den Rest füllt “28 Weeks Later” mit Genreversatzstücken auf. Somit fehlt dem Film die Originalität seines Vorgängers und zurück bleibt ein wirklich unterhaltsamer und teils bedrückend inszenierter Reißer - und das ist für eine Fortsetzung im Horrorgenre schon einmal mehr, als man erwarten würde.
Für hartgesottene Zombiefans, die schon den Vorgänger mochten, kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Man darf nur nichts Neues erwarten und sollte über die mangelnde Logik hinwegsehen können: 7/10 Punkte.
#408
Geschrieben 06. September 2007, 14:46
Anders als bei “ALIAS” oder “Lost” gibt es keine vordergründige Action- oder Mysteryhandlung. Allein die Menschen stehen im Mittelpunkt. Teils hatte ich etwas das Gefühl eine Mischung aus erwachsenem “Dawson’s Creek” und einer ernsthafteren Version von “Ally McBeal” zu sehen. Zudem überwiegen in der Serie herbstliche Farbtöne, was mich unweigerlich an die “Gilmore Girls” denken lässt. Keiner dieser Vergleiche trifft es hunderprozentig - doch ist auch keiner völlig aus der Luft gegriffen. Welche Vergleiche man auch ziehen mag: J.J. Abrams ältestes Kind besitzt genügend Eigenständigkeit und Charme, um auch heute noch mitreißen zu können.
Die Erzählstruktur hat es mir besonders angetan: Wir erleben die Geschehnisse durch die Augen von Felicity. Wir hören ihre Gedanken. Nun bin ich jemand, der den Einsatz von Voice-over als Erzählstil in Film und Fernsehen durchaus legitim findet. Doch hier können sich selbst Gegner dieses narrativen Werkzeugs nicht beschweren: Felicity spricht nicht zum Zuschauer, sondern nimmt für eine Freundin Kassetten auf. Dadurch kommt es zu nachträglichen Beobachtungen diverser Lebenssituationen, womit unweigerlich eine charakterliche Weiterentwicklung und Selbstreflexion verbunden ist. Wirklich wunderbar gelöst.
Die Handlung selbst schwankt zwischen großem Gefühlsdrama und skurillen Alltagssituationen. Teils hatte ich noch den Eindruck, dass die Struktur etwas holprig wirkt. Dies hatte sich im Verlauf der Season aber gelegt. Der größte Vorteil - neben den guten Autoren - ist wohl Keri Russell, deren Felicity mir sofort ans Herz gewachsen ist. Auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen und es ist schön bekannte Gesichter (Greg Grunberg und Jennifer Garner, ”ALIAS”) wiederzusehen.
Ich freue mich nun auf die kommenden Staffeln. Die NYU der Serie ist definitiv ein Platz, an dem man sich wohlfühlen kann und eignet sich somit fabelhaft für lockere und doch nicht anspruchslose Feierabendunterhaltung: 8/10 Punkte.
#409
Geschrieben 11. September 2007, 16:25
Der Inhalt lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: Es geht um den klassischen Kampf zwischen Gut und Böse. Das Licht gegen die Dunkelheit. Die Rollenverteilung ist jedoch alles andere als klassisch. Die von der Gesellschaft Ausgestoßenen - die Zwielichtigen, die Freaks - sie sind die Helden dieser Geschichte. Unter den Dienern Gottes versteckt sich ihr Feind. All das ist zudem weit weniger eindeutig, als ich es hier beschreibe. Trotz des bekannten Themas gibt es kaum eindeutige Positionen. Die Figuren sind weit komplexer, als man das vermuten würde und die Handlung entwickelt einen Sog, dem man sich nur schwer entziehen kann.
“Carnivàle” spielt zur Zeit der Depression. Eine dunkle Zeit. Eine Zeit, in der man eigentlich wohl kaum eine TV-Serie ansiedeln würde. Anfangs noch ungewohnt, zeigt sich hier die besondere Stärke der Geschichte: Sie wird durch Bilder unterstützt, wie man sie nur selten im Unterhaltungsfernsehen gesehen hat. Vor dem historischen Hintergrund wird zudem die Motivation der Figuren greifbar. Das Leben war verdammt hart. Besonders für das wandernde Volk. Teils wird man hier fast schon beiläufig mit Bildern konfrontiert (z.B. ein Vater bietet seine behinderte Tochter für Liebesdienste an), die einen so schnell nicht mehr loslassen.
In diesem historischen Setting wird eine Fantasygeschichte erzählt. Auch wieder nicht klassisch. Es gibt übernatürliche Elemente, die allerdings so eingebaut werden, dass sie nicht wie Fremdkörper wirken. In der leicht surrealen Welt des “Carnivàle” scheint sowieso mehr möglich, als die Naturgesetze erlauben. Neben rein fantastischen Elementen nimmt die Geschichte großen Bezug auf die Bibel. Es gibt unzählige Anspielungen. Egal ob Namen oder Orte. Für bibelfeste Menschen ist die Serie dadurch vermutlich noch um einiges interessanter.
Ich bin wirklich schwer begeistert. Abzüge gibt es allein für das offene Ende. Eigentlich war die Serie auf 3 Kapitel à 2 Staffeln angelegt. Letztendlich hat HBO nur das erste Kapitel produzieren lassen. Das Serienende funktioniert auf gewissen Ebenen zwar recht gut, doch bei einer Serie die sich beinahe eine komplette Staffel für die Charaktereinführung zeitlässt, fällt das plötzliche Ende umso schwerer ins Gewicht. Dennoch unbedingt anschauen! Es lohnt sich: 9/10 Punkte.
#410
Geschrieben 12. September 2007, 11:13
Die Geschichte wurde nahezu 1:1 übernommen. Weggefallen sind - wie zu erwarten - die pseudowissenschaftlichen Details, sowie etliche Szenen, die nicht zwangsweise dem Weiterkommen der Geschichte dienen. Die Figurenkonstellation wurde soweit beibehalten, doch wurden einige Nebenrollen erheblich verändert. Alles Punkte, die ich erwartet hatte, da man ein gut 600 Seiten starkes Buch anders nicht auf Spielfilmlänge reduzieren kann. Die Änderungen machen - in Bezug auf die Restriktionen einer Adaption - größtenteils auch Sinn, wenngleich sich häufig die Grenzen der Machbarkeit (in Bezug auf die Kompression der Geschichte) zeigen.
Die Mittelalterszenen funktionieren an sich tadellos. Hier war in der Vorlage sowieso viel Füllmaterial enthalten, wodurch sich die Kürzungen am wenigsten bemerkbar machen. Schade finde ich das Wegfallen einiger meiner Lieblingsszenen (Turnier, Flucht aus der Mühle etc.) sowie das Fehlen der eruptiven Gewalt. Crichtons Buch strotzte nur so vor der grausamen Realität dieser dunklen Zeit. In Richard Donners Version bleibt davon leider nicht viel übrig. PG-13 sein dank. Doch auch dies war bei solch einer großen Hollywood-Produktion nicht anders zu erwarten.
In der Gegenwart gibt es mehr narrative Mängel zu beobachten: Durch den Wegfall der pseudowissenschaftlichen Basis verkommen die Szenen rein zu schmückendem Beiwerk. Zwar müssen diese - aufgrund der Nähe zur Vorlage - irgendwie gezeigt werden, doch Sinn ist nicht mehr groß zu erkennen. Eigentlich schade, da mir dieser Teil der Geschichte im Roman recht gut gefallen hat.
Insgesamt kann man “Timeline” als durchaus gelungene Adaption bezeichnen. Die grundlegende Atmosphäre bleibt erhalten, die Charaktere sind ähnlich gezeichnet wie in der Vorlage und die Inszenierung macht wirklich Spaß. Durch die Einschränkungen kommt der Film allerdings nicht wirklich an das gute Buch heran. Was unter dem Strich bleibt sind zwei unterhaltsame Stunden im 14. Jahrhundert. Wie die Vorlage kein Meisterwerk, aber auf jeden Fall gut konsumierbar: 7/10 Punkte.
#411
Geschrieben 15. September 2007, 12:23
Mich dagegen hat der Film schon mit dem Trailer auf seiner Seite gehabt. Zack Braff (“Garden State”, “The Last Kiss”) und Jason Bateman (“Arrested Development”) in einem Film. Da kann doch gar nicht so viel schief gehen. Kann es auch nicht. Der Film lebt von seinen Darstellern und diese spielen ihre Rollen auch mit viel Freude und vollem Engagement. Die beiden männlichen Hauptdarsteller werden von Amanda Peet (“Studio 60 on the Sunset Strip”) unterstützt, die wohl den undankbarsten - weil langweiligsten - Part hat.
Die Geschichte um den verrückten Ex, der dem jungen Paar - bzw. hauptsächlich dem Ehemann - das Leben zur Hölle macht ist sicherlich alles andere als originell. Trotz böser Spitzen bleibt der Witz meist recht brav und die Wendungen sind überschaubar. Ich als überzeugter Fan von Zack Braff, der zudem Jason Bateman sehr gerne sieht, kann dem bunten Treiben doch sehr viel mehr abgewinnen. Zwei grandios aufgelegte Schauspieler in einer netten Komödie, die sich ausnahmsweise einmal nicht in Fäkalhumor-Regionen begiebt. Mehr braucht es manchmal auch gar nicht. Gern gesehene Nebendarsteller wie Donal Logue (”Grounded for Life”) oder Paul Rudd (”Friends”) tun ihr übriges, um den Film bei mir nach vorne zu bringen.
“The Ex” ist ein sehr netter Film, den ich allen Fans der Hauptdarsteller wirklich ans Herz legen kann. Wer nicht zuviel erwartet kann durchaus positiv überrascht werden. Macht Spaß: 7/10 Punkte.
#412
Geschrieben 15. September 2007, 12:25
Der Trailer suggerierte abgefahrene, absurde Profikiller-Action, die sich selbst nicht zu ernst nimmt. Ein Feuerwerk an skurrilen Dialogen. Satte Action. Grandiose Schauspieler. In der ersten Filmhälft gibt es dann auch so ungefähr das, was man erwartet. Nur alles eine Spur kleiner. Braver. Unispirierter. Aber dennoch sehr unterhaltsam. Zudem man immer noch auf das große Finale hofft: The Clash of the Titans. Die große Anzahl an bekannten und liebgewonnenen Darstellern in ungewohnten Rollen trägt zudem sehr zur Steigerung des Spaßfaktors bei: Jeremy Piven (“Entourage”) spielt das kaputte Ziel der Serienkiller, Jason Bateman (“Arrested Development”) ist als abgehalfterter Anwalt zu sehen, Ryan Reynolds (“Two Guys and a Girl”) spielt einen toughen FBI-Agenten, Matthew Fox (”Lost”) ist unter seiner Maske kaum zu erkennen usw. Ein wahres Fest für Film- und Serienfreunde.
Die Action am Ende kracht dann auch ziemlich und macht erneut wirklich Spaß. Doch dann schwenkt der Film um und entwickelt sich zu einem handfesten Cop-Drama. Samt überraschender Wendung und allem, was dazu gehört. Ab hier wirkt die Handlung wie aus einem anderen Film. Sicherlich gab es davor auch ernstere Szenen, auf denen die Wendung aufbaut, doch plötzlich steht das Drama im Raum und scheint nicht so recht zu wissen, ob es auf der richtigen Party ist.
Ich möchte nicht sagen, dass der zweite Teil des Films unbedingt schlecht ist. Er passt nur nicht zum ersten. Mir kommt es etwas so vor, als hätte Carnahan nach “Narc” erneut einen harten Cop-Thriller geschrieben, den er nun aus einer Laune heraus in tarantinoesques Actionkino umgestaltet hat. Warum auch immer. Beide Teile funktionieren für sich recht gut, sind aber dafür nicht konsequent genug umgesetzt worden. Man hat Abstriche gemacht, um aus den Versatzstücken einen einheitlichen Film zu schaffen - und das ist letztendlich leider ziemlich in die Hose gegangen.
“Smokin’ Aces” hätte ein großer Film werden können. Nun wirkt er leider wie ein typisches Artefakt der Post-Tarantino-Ära und reiht sich damit in die lange Schlange mit Werken wie “3000 Miles to Graceland” und “Running Scared” ein. Alle sicherlich optisch interessant und mit einer vielversprechenden Prämisse, doch leider stolpern all diese Filme über ihre vermeindliche Coolness. Diese Filme sind durchaus unterhaltsam und audiovisuell ansprechend, doch es fehlt das Wichtigste: Eine durchdachte Geschichte. Enttäuschend, aber immerhin nett anzusehen: 6/10 Punkte.
#413
Geschrieben 15. September 2007, 22:06
Der Film beginnt ungewöhnlich. Ungewöhnlich ruhig. Ungewöhnlich erzählt. Dem Zuschauer werden Ereignisse präsentiert, die für die spätere Handlung keine Rolle zu spielen scheinen. Nebensächlichkeiten. Doch dem geübten Zuschauer ist klar, dass der Epilog noch einmal aufgegriffen werden wird. Dazu später mehr. Zunächst lernen wir Slevin (Josh Hartnett) kennen, der vom Pech verfolgt scheint und welcher sich von einem Moment auf den anderen mitten in einem Mafiakrieg befindet.
Die nun folgende Stunde erleben wir, wie Slevin immer weiter in diese ihm fremde Welt hinein schlittert. Er meister dabei die schwierigsten Situationen mit viel Witz und einem Mut, der fast schon selbstmörderische Tendenzen aufweist. Hier macht der Film auch am meisten Spaß. Die Figuren sind größer als die Wirklichkeit und fügen sich nahtlos in das Gangstermärchen ein. Das Produktionsdesign - diese Tapeten! - passt wie die Faust auf das Auge (bzw. die Nase) und unterstreicht die leicht comichafte Atmosphäre.
Da ich als Zuschauer durch die Struktur der Geschichte zwangsläufig mit einer Wendung rechne, mache ich mir so meine Gedanken. Dass Slevin letztendlich der Junge vom Anfang ist war nicht weiter schwer zu erraten. Die anderen Puzzleteile waren danach nur noch einleuchtend. Einleuchtend und irgendwie enttäuschend. Zwar ist die Geschichte nett und intelligent konstruiert, doch gibt sie nicht so viel her, wie uns der Film glauben machen will. Die nun folgende Auflösung ist viel zu lang und detailliert. Spätestens nach der Aufdeckung von Slevins Identität weiß auch der langsamste Zuschauer, welches Spiel hier gespielt wird. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich - wie bereits bei “Smokin’ Aces” - die Änderung in der Stimmung. Plötzlich werden die beiden Gansterbosse ins Zentrum gerückt und ihre dunkle Vergangenheit wird bestimmend. Zu diesem Zeitpunkt (der Zuschauer ist an der letztendlichen Auflösung interessiert) wirkt das nur ablenkend. Weiter geht es mit der Vollstreckung der Rache: Brutal und eiskalt. Nicht mehr larger than life. Ein Bruch in der Stimmung des Films.
Die ersten zwei Drittel von “Lucky#Slevin” haben mir ausgezeichnet gefallen. Die Wendung verkommt dann leider etwas zum Selbstzweck. Der Film hat mich wirklich gut unterhalten und vielleicht habe ich einfach zu viel erwartet. Nach dieser Sichtung springen leider nicht mehr als 7/10 Punkte raus. Vielleicht relativieren sich manche Eindrücke nach einer Zweitsichtung.
#414
Geschrieben 17. September 2007, 12:27
Der Begriff Torture-Porn geistert seit letztem Jahr durch die Medienwelt. Filme wie “Saw III” oder “Hostel” sind die neuen Kassenschlager. Ich selbst mag es normalerweise nicht, wenn engstirnige Label verhängt werden. Doch selbst mir ist die seltsame Richtung nicht entgangen, in die sich der Horrorfilm bzw. das Terrorkino bewegt. Für mich persönlich das Traurigste: Ein von mir geliebtes Genre wurde seiner Funktionalität beraubt. Figuren, die einem völlig egal sind kommen in Situationen, die - selbst für das Genre - absolut unglaubwürdig sind. Die Bedrohung bekommt ein Gesicht, das einem Comic entsprungen scheint. Menschliche Abgründe werden außen vor gelassen. Es gibt weder Terror noch Horror. Nur noch Blut und die zwangsweise drohende Fortsetzung. Der Horrorfilm als Goldesel.
Was macht “Wolf Creek” nun richtig? Die Figuren sind sympathisch und einigermaßen realistisch gezeichnet. Man lernt sie in Ruhe kennen und fängt an sich für sie zu interessieren. Man begibt sich mit ihnen auf eine Reise, was absolut essentiell für das Funktionieren des Films ist. Die kommende Bedrohung rückt nun immer näher. Dies geschieht durch unzählige Kleinigkeiten, die das weitere Geschehen vorausahnen lassen. Als nun der Horror über die Figuren herein bricht bleibt der Film weitgehend realistisch und konfrontiert die Charaktere - und damit den Zuschauer - nicht mit unglaubwürdigen Situationen oder Handlungen. Die Bedrohung ist absolut real. Es ist nicht sicher, wer überlebt und wer stirbt. Es gibt keine Hauptfigur außer der Abgeschiedenheit des Outbacks. Das ist Terrorkino, lieber Darren Lynn Bousman!
Ein genialer Coup ist den Filmemachern zudem mit der Besetzung des Killers gelungen: John Jarrat ist einigen eventuell aus der Familienserie “McLeod’s Töchter” bekannt, die in Australien größte Erfolge feiert. Es wird mit den Erwartungen der Zuschauer gespielt und am Ende könnte man beinahe meinen John Ryders Bruder durch das Outback streifen zu sehen. Auch der Rest der Besetzung weiß zu überzeugen. Kamera (gedreht auf HDV!), sowie Montage und Sound tragen zur bedrückenden Stimmung bei und sind als wirklich gelungen zu bezeichnen.
Für mich ist “Wolf Creek” eine wirklich positive Überraschung. Ein ehrlicher, kleiner Schocker. Auch wenn in der zweiten Hälfte einige Horrorfilm-Klischees nicht vermieden werden können und die Zweitsichtung wohl weniger nervenzerrend ausfallen dürfte, so kann ich doch eine uneingeschränkte Empfehlung für Horrorfreunde aussprechen: 8/10 Punkte.
#415
Geschrieben 18. September 2007, 11:20
Es ist anfangs zugegebenermaßen nicht einfach sich in den Film einzufinden. Ich wusste wirklich nicht, ob ich gerade den größten Schwachsinn vor mir habe, der je gedreht wurde oder ein Meisterwerk unglaublichen Einfallsreichtums. Glücklicherweise habe ich den Film letztendlich als Letztgenanntes wahrgenommen. Ich bin mir jedoch sicher, dass es da draußen unzählige Zuschauer gibt, die absolut nichts mit diesem skurrilen Humor, den verschrobenen Charakteren, den kulissenhaften Sets sowie der Geschichte an sich anfangen können - und ich kann es ihnen nicht einmal verdenken. Ein klarer Fall von lieben oder hassen.
Deutliches Vorbild für den Film war Jacques-Yves Cousteau, dessen Lebensgeschichte eindeutig das Grundgerüst für die Hauptfigur Steve Zissou bildet. Samt roter Wollmütze und allem was dazu gehört. Man könnte Wes Anderson nun unterstellen eine reine Parodie abgeliefert zu haben. Allerdings könnte nichts ferner von der Wahrheit entfernt sein. Die Charaktere sind komplett eigenständig und handeln - innerhalb der Grenzen ihres Universums - absolut glaubwürdig und ernsthaft. Die Gefühle sind echt und der reichliche Humor ist - wenngleich ich auch ein paarmal laut lachen musste - eher leise und hintergründig.
Grandios ist natürlich das Ensemble. Allen voran Bill Murray, dem man den verrückten Meeresforscher sofort abkauft. Auch Owen Wilson hat mich sehr positiv überrascht. Eine ganz andere Rolle für ihn. Cate Blanchett überzeugt einmal wieder auf ganzer Linie und Willem Dafoe hat als das deutsche Besatzungsmitglied namens Klaus Daimler die meisten Lacher auf seiner Seite. Von Jeff Goldblum, Anjelica Huston, Michael Gambon etc. will ich gar nicht erst angfangen. Neben der Besetzung sticht vor allem das fantastische Produktionsdesign hervor. Ungewöhnlich, doch perfekt zum Inhalt des Films passend.
“Die Tiefseetaucher” ist kein Film für jeden Zuschauertyp. Ich könnte nicht einmal sagen für welchen. Man sollte offen für außergewöhnliche Ideen sein und sich leicht in fremde Welten einfinden können. Wenn man zudem noch in der richtigen Stimmung ist und der richtige Nerv getroffen wird, dann erlebt man mit Steve Zissou ein wahrlich fantastisches Abenteuer: 9/10 Punkte.
#416
Geschrieben 19. September 2007, 11:02
Seit meiner Kindheit habe ich der Filmreihe keinerlei Beachtung mehr geschenkt. Ganz im Gegensatz zu anderen wichtigen Filmen - “Zurück in die Zukunft”, “Indiana Jones”, “Star Wars” etc. - dieser Zeit. Das liegt vielleicht auch daran, dass “Planet der Affen” schon immer düsterer und nicht auf die reinen Unterhaltungsaspekte ausgelegt war. Er fügt sich somit eher in die Reihe düsterer Zukunftsvisionen, wie “Logan’s Run” oder “Soylent Green”, ein und spart nicht an Gesellschaftskritik und Doppeldeutigkeiten.
Auch heute noch gelingt es Franklin J. Schaffners Film mich mitzureißen. Allerdings aus anderen Gründen. Ich kenne die Geschichte und bin mir deren Wendung bewusst. Charlton Hestons Charakter erscheint mir nicht mehr wie ein strahlender Held, sondern tatsächlich wie ein Relikt aus der Hochzeit der gewaltbereiten Menschen. Allerdings kann ich nicht klar abschätzen inwiefern dies beabsichtigt war, denn das harte, machohafte Auftreten - das heute etwas antiquiert wirkt - war in den Filmen der 60er/70er Jahre oft noch typisch für die Zeichnung des Helden. Egal wie man es sieht: Im Film funktioniert es tadellos und es dient - wenngleich auch unter eventuell anderen Gesichtspunkten - der Geschichte.
Besonders fasziniert war ich von der grandiosen Inszenierung. Speziell in der ersten halben Stunde fühlt man sich wahrlich wie auf einem anderen Planeten. Tolle Weitwinkeleinstellungen und außergewöhnliche Perspektiven schaffen eine fremdartige Atmosphäre. Wirklich sehr gelungen. Neben der Kamera sind vor allem die Masken grandios gelungen. Zu großen Teilen absolut glaubwürdig und mit Leben erfüllt.
“Planet der Affen” zählt nicht ohne Grund zu den Klassikern des Sci-Fi-Kinos. Auch wenn der Film heute etwas angestaubt wirkt - was hauptsächlich dem antiquierten Heldentypus zuzuschreiben ist - weiß die Geschichte immer noch voll und ganz zu überzeugen und funktioniert in beinahe jeder Hinsicht besser, als Burtons Remake. Pflichtprogramm für Kinofreunde: 9/10 Punkte.
#417
Geschrieben 19. September 2007, 16:26
Die erste Filmhälfte ist ganz vergnüglich: Es gibt einen neuen Astronauten, der sich auf die Suche nach Taylor (Charlton Heston) macht und dabei auf allerlei bekannte Affen trifft. Soweit so gut. Unterdessen bereitet ein kämpferisch veranlagter Gorilla einen Krieg vor. In der verbotenen Zone wohnt nämlich anscheinend ein noch unbekannter Stamm von Menschen. Es gibt einige nette Reden und Konflikte, sowie Anspielungen auf die Situation in Vietnam. Insgesamt eine nette Fortführung der Geschichte des ersten Teils, wenngleich auch ohne dessen erzählerische Tiefe.
In der zweiten Filmhälfte treffen die Figuren dann allerdings auf hochentwickelte Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten und lächerlichen Kostümen. Diese beten die Atombombe an und wirken auch sonst schwer neben der Spur. Dieser Handlungsstrang ist selten dämlich und die Verweise auf die damals aktuelle politische Situation kommen wie mit dem Holzhammer. Der Film verliert sich in albernen Sci-Fi-Handlungen und die Charaktere sowie ihre Handlungen verlieren an Glaubwürdigkeit. Das Ende ist schließlich zwar explosiv, doch weder sonderlich durchdacht noch nachvollziehbar.
“Rückkehr zum Planet der Affen” fängt nett an, wird immer alberner nur um letztendlich im Chaos zu enden. Schade um das gute Setdesign und die tollen Masken. Ich hoffe die Nachfolger legen wieder - zumindest etwas - an Qualität zu: 3/10 Punkte.
#418
Geschrieben 20. September 2007, 08:43
Die Handlung wird auf die Erde verlegt und zwei Nebenfiguren - Dr. Zira und Cornelius - werden in den Mittelpunkt gerückt. Durch die Parallelität der Geschehnisse zu denen des ersten Teils der Reihe, hat der Zuschauer eine bestimmte Erwartungshaltung, welche auch promt erfüllt wird. Die Menschen fühlen sich durch die Affen bedroht. Die Affen werden gejagt. Die Affen bekommen ein Baby. Der Sci-Fi-Freund kann sich nun schon ungefähr vorstellen, worauf die Geschichte hinausläuft: Es entsteht eine Schleife. Es gibt keinen Anfang und kein Ende mehr. Eine nette Vorstellung und ich kann nur hoffen, dass diese Idee in den kommenden Teilen konsequent weitergeführt wird. Nebenbei würde dieser Handlungsstrang auch eine logische Erklärung für das Ende des Remakes bieten - so ich dieses denn noch richtig im Kopf habe.
Man merkt dem Film sein geschrumpftes Budget an. Wo im Vorgänger noch große Sets von Höhlen, Affenbehausungen etc. zu finden waren, gibt es hier nur die menschliche Realität. Auch die Anzahl der Affenmasken konnte zurückgefahren werden. Dass der Film trotzdem sehr viel besser funktioniert, als der misratene zweite Teil, ist der durchdachten Geschichte, sowie den tollen Leistungen der Schauspieler zuzuschreiben. Besonders Kim Hunter und Roddy McDowall leisten Fantastisches und machen das Ende - zum ersten Mal in der Reihe - nicht nur schockierend, sondern auch ergreifend.
“Flucht vom Planet der Affen” ist eine absolut würdige Fortsetzung, bei der man aus der Not (Budgetkürzungen) eine Tugend (stringente Geschichte) gemacht hat. Sehenswert: 7/10 Punkte.
#419
Geschrieben 20. September 2007, 10:56
Wieder einmal wird in einem Teil der “Planet der Affen”-Reihe ein politisches Thema aufgegriffen. Dieses Mal sind es die Rassenunruhen und der Rassismus. Obwohl teils als gelungen zu bezeichnen, ist es auf der anderen Seite natürlich fragwürdig die Rolle der Afroamerikaner von Affen ausfüllen zu lassen. Vielleicht sollte man sich darüber aber einfach auch nicht so viele Gedanken machen und den Film als nette Erweiterung des Affen-Universums sehen, das hier deutlich an Tiefe gewinnt.
Einerseits ist es nun wirklich interessant und sehenswert den Aufstieg der Primaten zu verfolgen. Andererseits kommt es dagegen zu keinen Überraschungen, da die groben Ereignisse bereits aus den Vorgängern bekannt sind. So habe ich - trotz der relativ kurzen Laufzeit - einige Längen wahrgenommen und die Kampfszenen gegen Ende waren teils auch recht redundant.
“Eroberung vom Planet der Affen” ist sicherlich kein Meisterwerk, bietet aber eine schöne Vertiefung der Geschichte und kann allemal gut unterhalten: 6/10 Punkte.
#420
Geschrieben 21. September 2007, 09:01
J. Lee Thompsons zweite Regiearbeit für die Filmreihe schließt nahtlos am Vorgänger an: Die Affen leben (zum ersten Mal in der Reihe!) in einer einigermaßen friedlichen Koexistenz mit den Menschen zusammen. Ceasar ist ein friedliebender Herrscher, doch die Gorillas zeigen den Menschen gegenüber bereits gewaltbereite Tendenzen. Als die Affen bei einer Expedition in die verbotene Zone nun auf verstrahlte Menschen treffen, ist eine weitere Auseinandersetzung unausweichlich. Soweit die Geschichte.
Auf mich macht “Schlacht um den Planet der Affen” einen etwas unnötigen Eindruck. Die Szenen im Affenlager und die Darstellung des Zusammenlebens zwischen Mensch und Tier halte ich für recht gelungen. Auch die Dynamik zwischen den Affenarten zeugt von Potential. Der weitere Kampf allerdings ist nicht wirklich nötig. Zudem schafft es der Film - in Bezug auf die Zeitachse der Reihe - nicht eindeutig Position zu beziehen: Ändert sich nun die Zukunft? Warum hat man dies dann nicht deutlicher gemacht? Bleibt sie unverändert? Warum zeigt man dann solch einen unbedeutenden Ausschnitt aus der Geschichte der Affen? Alles wirkt nicht so recht durchdacht.
Im Folgenden möchte ich meine persönliche Rangliste der “Planet der Affen”-Filme darstellen. Letztendlich ist allein der erste Teil großes Kino und wirklich Pflichtprogramm für jeden Filmfreund. Der Rest der Film ist teils ganz nett, größtenteils aber einfach unnötig. Zur reinen Unterhaltung durchaus geeignet, aber mehr ist da nicht:
1. “Planet der Affen” (1968)
2. “Flucht vom Planet der Affen”
3. “Eroberung vom Planet der Affen”
4. “Schlacht um den Planet der Affen”
5. “Rückkehr zum Planet der Affen”
Das letzte Kapitel in der Affengeschichte bietet somit ganz nette Unterhaltung. Wenn man ihn nicht sieht, verpasst man allerdings auch nichts. Absoluter Durchschnitt mit einem - für die Reihe - erstaunlich positiven Ende: 5/10 Punkte.
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