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Reality, what is it good for?
#451
Geschrieben 09. Dezember 2007, 12:19
Anders als bei “Der Herr der Ringe” oder “Die Chroniken von Narnia” besuchen wir in “Der Goldene Kompass” kein klassisches Fantasy-Universum. Die Welt erinnert an das Zeitalter der Aufklärung. Große Universitäten prägen das Bild. Forschung und die Verneinung derselben sind ein zentrales Thema. Eine regierungsähnliche Einrichtung - das Magisterium - versucht den freien Willen der Menschen einzuschränken. Die Menschen in dieser Welt sind zudem anders. Ihre Seele wohnt in Dæmonen. Tieren. Vertrauten. Untrennbar verbunden.
In dieser Welt wird die Geschichte von Lyra - einem selbstbewussten, kleinen Mädchen - erzählt. Anscheinend gibt es eine Prophezeiung, die ihr einen besonderen Stellenwert in diesem Universum einräumt. Und nicht nur in diesem. Durch sogenannten Staub scheint eine Reise in Paralleluniversen möglich. Das Magisterium versucht jedoch dessen Existenz zu verheimlichen. Viel mehr Licht wird in diesem ersten Teil der Trilogie jedoch nicht ins Dunkel gebracht. Die Geschichte konzentriert sich vorerst darauf, die verschiedenen Völker der Welt vorzustellen und Lyra auf ihrer Suche nach ihren verschwunden Freunden zu begleiten.
Für mich als Zuschauer, dem die Vorlage unbekannt ist, ist es anfangs schwierig sich in der Welt mit ihren Regeln zurecht zu finden. Zudem schien mir vieles etwas gehetzt und vernachlässigt. So muss es auch dem Teil des Publikums ergangen sein, das die Vorlage zu “Harry Potter und der Orden des Phönix” nicht kannte. Da ich generell jedoch empfänglich für Fantasy bin, konnte ich mir einige Zusammenhänge selbst erklären und die Lücken somit auffüllen.
Besonders gut hat mir diese andere Welt gefallen, die ihre ganz eigenen Regeln besitzt und so gar nicht in typische Schemas passen will. Leider jedoch ist der Aufbau des Films umso mehr nach Schema F gestrickt: Die bedeutungsschwangere Stimme, die uns in die Welt einführt. Die lange Reise. Und der obligatorische Schlusskampf. Hier hat sich New Line leider zu sehr an bekannte Strukturen geklammert. Natürlich kann das auch an der Vorlage liegen, doch hätte ich mir hier etwas mehr Eigenständigkeit gewünscht.
Insgesamt kann ich “Der Goldene Kompass” allen Fantasy-Freunden empfehlen. Für die kommenden Teile hege ich große Hoffnungen. Ein durchaus gelungener Auftakt: 7/10 Punkte.
#452
Geschrieben 15. Dezember 2007, 12:50
“Die fetten Jahre sind vorbei” handelt im Grunde von einer Idee. Zwar verpackt in Revolution, Freundschaft und Liebe. Letztendlich bleibt nach dem Film aber vor allem eines bestehen: eine Idee. Ein Gedanke. Ein Anstoß. Der Film präsentiert keine Lösung. Er ist nur in zweiter Instanz als Kapitalismuskritik zu verstehen - wenn überhaupt. Es werden hier Argumente für beide Parteien präsentiert. Es entsteht ein Dialog. Ideen werden ausgetauscht. Ideale vehement verteidigt. Hier liegt auch die wahre Stärke von Weingartners Film. Der Zuschauer wird zum Mitdiskutieren eingeladen. Zum Finden seines Standpunkts. Zum aktiven Denken. Am Ende bleibt eine Idee. Eine Vorstellung. Zumindest mich hat der Film immer noch nicht losgelassen.
Auch vom inszenatorischen Standpunkt her gesehen, fand ich den Film sehr gelungen. Durch die Verwendung von digitalem Video und Handkameras fühlt man sich mittendrin. Unmittelbar dabei. Ein sehr gelungenes Beispiel für die Art der dokumentarischen Inszenierung. Ebenso frisch und lebensecht wirkt das Spiel der Darsteller. Das Ensemble (Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg und Burghart Klaußner) ist grandios und vermittelt die verschiedenen Stimmungen absolut glaubwürdig. Auch die Musikuntermalung kann voll und ganz überzeugen. Der Einsatz von HALLELUJAH - in der schönen Cover-Version von JEFF BUCKLEY - mag etwas berechnend erscheinen, doch letztendlich passt der Song hier wie die Faust aufs Auge. Man wird die Szenen der inneren Umbrüche nicht so schnell vergessen.
Kritik muss ich etwas am Ende üben. Es war zu losgelöst. Zu aufgesetzt. Zu einfach. Ich hätte es vermutlich am besten gefunden man wäre a: mit Eintreten der Türe aus dem Film gegangen - auch wenn hier die Charaktere der Erziehungsberechtigten etwas gelitten hätten - oder b: mit dem Auffinden der letzten Botschaft. Variante b: stellt übrigens das Ende der internationalen Fassung (Titel: “The Edukators”) dar. Das deutsche Ende ist erst in einem Nachdreh entstanden, den ich - zumindest meiner Meinung nach - als unnötig erachte.
“Die fetten Jahre sind vorbei” ist sicherlich einer der besten deutschsprachigen Filme der letzten Jahre. Ich bin nun neugierig auf die weiteren Werke Hans Weingartners geworden und werde meine Augen nach “Das weiße Rauschen” offen halten. Ein - trotz nicht perfektem Ende - wahrlich beeindruckender Film: 9/10 Punkte.
#453
Geschrieben 16. Dezember 2007, 10:53
Zum Inhalt muss ich hier wohl keine großen Worte verlieren. Ich vermute jeder Leser kennt die Geschichte um Doktor Johannes Pfeiffer mit drei F (Heinz Rühmann), der noch einmal die Schulbank drückt um dort verpasste Erfahrungen nachzuholen. Die Handlung wird entsprechend einfach erzählt und es gibt keine Überraschungen oder sonstige Auffälligkeiten. Der Film lebt von seinem Charme, seinen tollen Darstellern und seinem - wie ich finde - unglaublich guten comic timing. Da könnte sich so manch aktuelle Komödie einige Scheiben von abschneiden.
“Die Feuerzangenbowle” (1944) ist übrigens ein Remake des 1934 entstandenen Films “So ein Flegel” - ebenfalls mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Man sieht also: Bereits damals waren gute Geschichten nicht davor gefeit noch einmal erzählt zu werden - manchmal sogar mit großem Erfolg.
Dieser deutsche Filmklassiker überzeugt heute noch genauso, wie vor Jahren und wie er weiterhin überzeugen wird. Ein Film für die Ewigkeit, der eine besser restaurierte DVD-Veröffentlichung verdient hätte. Absolut sehenswert: 9/10 Punkte.
#454
Geschrieben 18. Dezember 2007, 19:39
Erneut steht ein Serienkiller im Zentrum der Handlung. Dieser wurde auf den schönen Namen Bay Harbour Butcher getauft. Konkurrenz für Dexter? Ein neuer Freund? Mitnichten. Die Resultate von Dexters düsterem Treiben wurden entdeckt und unser Held hat alle Hände voll zu tun, seine geheime Identität auch geheim zu halten. Verwicklungen gibt es zudem auch auf privater Seite, da sich Dexter mit einer durchgeknallten Verehrerin konfrontiert sieht. Dexters geordnetes Leben droht somit mehr als einmal aus den Fugen zu geraten.
Qualitativ gibt es nahezu keine Abstriche im Vergleich zur ersten Staffel. Darsteller, Inszenierung und Montage sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Alles wirkt noch eine Spur wertiger, als bei vergleichbaren Serien. Überrascht hat mich jedoch die Qualität mit der die Geschichte um den sympathischen Serienkiller fortgeführt wird. Absolut konsequent und mit einer teils kaum auszuhaltenden Spannung. Leider bricht der Spannungsbogen in den letzten beiden Episoden ein. Das Finale wirkt dadurch zu einfach. Zu unspektakulär. Besonders im Vergleich zu den fantastischen vorhergehenden Episoden.
Die zweite Staffel von “Dexter” ist erneut absolut hochwertige TV-Unterhaltung. Gäbe es die Abstriche in den letzten Folgen nicht, dann hätte mir die aktuelle Handlung beinahe noch besser gefallen, als die der ersten Staffel. So komme ich leider nicht umhin eine geringe Abwertung vorzunehmen: 9/10 Punkte.
#455
Geschrieben 19. Dezember 2007, 21:36
Im Gegensatz zur letztjährigen Sichtung, habe ich mich dieses Mal wieder für die synchronisierte Variante entschieden. Es mag daran liegen, dass mir so manche Szenen doch recht platt vorgekommen sind. Doch das hat dem Film keinen Abbruch getan. So sind sie eben, die Griswolds. Albern, tollpatschig, sympathisch und stets mit einem Funken erschreckendem Realismus versehen. Die Tücken der Vorweihnachtszeit werden gnadenlos auf die Spitze getrieben und mit einem Hauch Schwachsinn garniert. Diese Mischung trifft dann auch ziemlich genau das, was mir in dieser angeblich so besinnlichen Zeit öfter durch den Kopf geht: Die Menschen scheinen noch einen Tick verrückter geworden zu sein.
Lange Rede, kurzer Sinn: “Schöne Bescherung” ist immer noch bzw. immer wieder ein perfekter Weihnachtsfilm. Trotz all der aufgezeigten negativen Seiten wird eine angenehm wohlige Weihnachtsatmosphäre verbreitet - und ist es nicht das, was wir uns alle insgeheim von einem Weihnachtsfilm erwarten? Immer wieder schön: 9/10 Punkte.
#456
Geschrieben 21. Dezember 2007, 11:35
Von “Rome” hatte ich eine - im Vergleich zu anderen Serien - sperrigere Handlung erwartet. Historienfilme sind meist etwas weitschweifiger und weniger direkt als ihre zeitgenössischen Pendants. Doch mitnichten. Die Serie ist absolut zugänglich was Handlung, Sprache und Inszenierung angeht. Dagegen war HBOs “Carnivàle” verkopftes Kunstkino. Was “Rome” von anderen Serien abhebt ist ganz klar die bombastische Ausstattung. Unglaublich wie detailiert Kostüme und Sets gestaltet sind. Ein deutlicher Mehrwert gegenüber anderen Serien.
Was die reine Handlung angeht, so muss sich “Rome” anderen Serien jedoch klar geschlagen geben. Geschichte wird hier nur stark komprimiert gezeigt. Die Figuren und ihre Beziehungen zueinander stehen klar im Vordergrund. Historie wird mit Fiktion bunt vermischt. Es kommt zu plötzlichen Zeitsprüngen, Entfernungen scheinen keine Rolle zu spielen und manche Handlungen wirken einfach beliebig. Die historischen Personen wirken teils wie aus einem überzeichneten Cartoon und allein die perfekt gecasteten Schauspieler wissen ihnen Leben einzuhauchen.
“Rome” ist letztendlich nichts mehr als eine perfekt ausgestattete Seifenoper, die ihre Zuschauer mit Sex und Gewalt bei der Stange hält. Sicher war die damalige Zeit grausam und die Moralvorstellungen lassen sich nicht mit den heutigen Vergleichen - doch kommt so manche Sex- oder Gewaltszene nicht über den Selbstzweck hinaus. Besonders im Kontrast zu den etwas soapig angelegten Handlungssträngen komme ich nicht umhin zu denken, dass solche Szenen einfach nur der Befriedigung der Sensationsgier dienen. Brot und Spiele eben.
Trotz meiner kritischen Anmerkungen muss ich zugeben, dass das Konzept funktioniert. Man lässt sich von der Handlung einlullen, nur im im nächsten Moment wieder von Sex und/oder Gewalt überrascht zu werden. Das ist wahrlich unterhaltsam und durch die fantastische Inszenierung auch wirklich nett anzusehen. Die Geschichte bietet zudem genügend prominente Figuren und Gegebenheiten, die einen Wiedererkennungswert bieten. Alles in allem ein äußerst unterhaltsames Serienpaket - wenngleich auch weit davon entfernt wirkliche Substanz oder Langzeitwirkung zu bieten: 8/10 Punkte.
#457
Geschrieben 22. Dezember 2007, 11:45
Nach der ersten Sichtung war ich etwas enttäuscht, da ich mir mehr Action und mehr Cyberpunk erwartet hatte. Doch es sollte nicht lange dauern, da zog mich der Film wieder magisch an. In den nächsten Jahren folgten unzählige Sichtungen. Als ich um 1997 die Welt des Internets betrat, führten mich meine ersten Ausflüge auf Fanseiten des Films. Ich las von einem Kinocut und von ausführlichen Theorien. Las von der Vorlage und kaufte mir daraufhin Philip K. Dicks “Do Androids Dream of Electric Sheep?” - ich war begeistert. Vor allem davon, was Ridley Scott aus der Vorlage gemacht hatte. Erstmals wurde mein Interesse für Adaptionen geweckt. Für deren Kunst. Vorab kannte ich nur “Die unendliche Geschichte” und “Jurassic Park” als mehr oder weniger gelungene Beispiele.
Mit Einführung der DVD hat schließlich die Wartezeit begonnen. Ich wollte “Blade Runner” in besserer Qualität sehen. Am besten inklusive Kinocut. Da bereits recht früh (um 2000) erste Gerüchte bezüglich einer restaurierten neuen Schnittfassung im Umlauf waren, beschloss ich auf die erste Veröffentlichung des Director’s Cut zu verzichten. Heute (immerhin 7 Jahre später) halte ich endlich die ultimative Fassung - inklusive Kino- und Director’s Cut - in den Händen. Ein wahres Fest für den geneigten Fan.
Nun aber zum Film: Immer noch grandios. Ich kann die meisten Dialoge noch mitsprechen und die Bild- und Tonqualität ist ein Traum. Unterschiede zum Director’s Cut konnte ich - bis auf vielleicht zwei Szenen - allerdings nicht feststellen. Aber das macht nichts, denn meiner Meinung nach war dieser bereits perfekt. Man wird in diese Welt hineingesogen. In diesen Schmelztiegel der Kulturen. Diese düstere Zukunft. Diese Welt, in der sich der Mensch zum Schöpfer erhebt. Zum Herren über Leben und Tod. Die philosophischen Ansätze sind heute aktueller denn je. Ein großer Film. Ein Film für die Ewigkeit.
Besonders herausragend ist die Inszenierung. “Blade Runner” ist wohl einer der formal perfektesten Filme. Man merkt hier deutlich Ridley Scotts Ursprünge als Art Director und sein Talent für visuelle Gestaltung. Auch der Einfluss des berühmten Industriedesigners Syd Mead ist in jeder Einstellung vorhanden. Vangelis schafft es zudem den bombastischen visuellen Eindruck durch seinen minimalistischen und ungewöhnlichen Score zu verstärken. Bild und Ton bilden eine untrennbare Einheit. Das ist wahre Kunst.
Erwähnen muss ich auch noch die perfekt gecasteten Schauspieler. Allen voran Harrison Ford, der den Blade Runner perfekt verkörpert. Hart und verletzlich zugleich. Mit Rutger Hauer (“Hitcher: Der Highway Killer”, “Split Second”) wurde zudem der perfekte Gegenspieler besetzt. Hauer schafft es den Replikanten mit einer derartigen emotionalen Tiefe zu spielen, dass ich bei seiner letzten Szene regelmäßig eine Gänsehaut bekomme. Seine bis heute beste Leistung. Des Weiteren habe ich bei der gestrigen Sichtung festgestellt, woher ich den Darsteller des mysteriösen Gaff kenne: Es ist niemand anderes als Edward James Olmos (Admiral William Adama, “Battlestar Galactica”).
Ridley Scotts “Blade Runner” ist für mich immer noch einer der besten Filme aller Zeiten - auch im Final Cut. Die Frage ob Deckard nun ein Replikant ist wird weiterhin Generationen beschäftigen. Eine endgültige Antwort liefert auch diese Schnittversion - sieht man einmal von Ridley Scotts direkten Aussagen ab - nicht. Einer der wenigen Filme, die die Bezeichnung Meisterwerk verdienen: 10/10 Punkte.
Roy Batty: ‘I’ve seen things you people wouldn’t believe. Attack ships on fire off the shoulder of Orion. I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser gate. All those moments will be lost in time, like tears in rain.’
#458
Geschrieben 26. Dezember 2007, 23:47
Meine Beziehung zu deutschen Beziehungskomödien habe ich ja bereits dargelegt. Dort konnte man auch lesen, dass ich Til Schweiger in “Wo ist Fred?” überraschend gut fand. Was ich heute gesehen habe, hätte ich jedoch nicht für möglich gehalten. Herrn Schweiger ist tatsächlich die beste romantische Komödie gelungen, die ich seit “Notting Hill” gesehen habe - und das mag etwas heißen! Vergesst die typische TV-Optik der deutschen Beziehungskomödien. Vergesst die Verklemmtheit der amerikanischen Pendants. Vergesst peinlichen Fäkalhumor. Hier paaren sich schmissige Dialoge mit urkomischen Slapstickeinlagen. Rührende Szenen mit bissiger Satire. Zudem durfte ich erstmals gelungene Gastauftritte von deutschen Komikern erleben. Wer hätte das gedacht!
Die Geschichte gewinnt sicherlich keinen Preis: Ein ungleiches Paar. Eine graue Maus findet die große Liebe. Ein Arschloch wandelt sich zum Traummann. Kurz vor Ende droht er die ganze Chose zu vermasseln, nur um dann genau das Richtige zu tun. Happy End. Doch wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel. Und was für einen Weg “Keinohrhasen” beschreitet! Bereits die Eröffnungsszene mit einem herrlich selbstironischen Jürgen Vogel ist das Eintrittsgeld mehr als wert. Weiterhin nimmt der Film kein Blatt vor den Mund. Egal ob es um Sex, Hollywood, deutsche TV-Stars oder ein berühmtes Boulevardmagazin geht. Wirklich erfrischend.
Besonders hervorheben möchte ich die Inszenierung. Hier gibt es keine vollkommen willkürlichen Farbkombinationen, wie so oft im deutschen Kino. Die Farblichkeit orientiert sich an erdigen Herbsttönen. Die Kamera passt sich den warmen Farben an und zaubert stimmige Bilder auf die Leinwand. Der Soundtrack ist zudem perfekt darauf abgestimmt und weiß im richtigen Moment die richtigen Emotionen zu transportieren. Auch hier versteht Til Schweiger sein Handwerk, der übrigens auch als Schauspieler zu überzeugen weiß und gar famos mit der unglaublich erfrischenden Nora Tschirner harmoniert.
Ich kann jedem, den diese überschwängliche Kritik nun verwundert, nur empfehlen sich “Keinohrhasen” anzusehen. Es mag an der weihnachtlichen Zeit liegen, doch wurde ich lange nicht mehr so gut und erfrischend unterhalten. Ich bin wahrlich glücklich und mit einem Grinsen auf dem Gesicht aus dem Kino gekommen. Til Schweiger hat sich für mich damit rehabilitiert und sein Name soll in Zukunft keine abschreckende Wirkung mehr in Bezug auf meine Filmwahl haben. Ich werde sogar Ausschau nach seinem vorherigen Film “Barfuss” halten. Ein wirklich rundum gelungener Film: 9/10 Punkte.
#459
Geschrieben 30. Dezember 2007, 12:38
“Cutthroat Island” handelt von einer Piratenfamilie, deren Mitglieder im Besitz jeweils eines Teils einer Schatzkarte sind. Wie Piraten nun einmal so sind, entbrennt schon bald ein Kampf um die Kartenteile. Zu unserer Piratenbraut Morgan Adams (Geena Davis) gesellt sich nach kurzer Zeit ein Taugenichts (Matthew Modine), der die Jagd nach dem Schatz mit dem nötigen Humor auflockert. Des Weiteren gibt es Schlägerein, Seegefechte, karibische Inseln, blaues Meer und einen wahren Schurken - also alles, was ein zünftiger Piratenfilm benötigt.
Besonders im Vergleich zu “Fluch der Karibik” gibt es so einige Parallelen: Ausführliche Kameraflüge über detailliert nachgebaute Piratenschiffe und karibische Inseln. Dazu ein bombastischer Score, der zudem weit mehr Individualität besitzt als jener aus der Hans Zimmer’schen Schmiede. Die Geschichte ist simpel und bietet viel Action und Humor. Allein die Fantasyelemente fehlen - und natürlich Cpt. Jack Sparrow. Doch abgesehen davon ist “Die Piratenbraut” in keinster Weise schwächer, als der Blockbuster aus dem Hause Disney.
Im Mittelpunkt steht natürlich Geena Davis. Wenn man ihr nicht komplett abgeneigt ist und mit einer Figur die irgendwo zwischen Pippi Langstrumpf und Lara Croft angesiedelt ist leben kann, dann macht “Cutthroat Island” so richtig viel Spaß. Ich kann dieses bombastisch inszenierte Piratenabenteuer jedem Freibeuter empfehlen. Besonders jenen, denen “Fluch der Karibik” gegen Ende zu effektlastig und konstruiert war. Ihr werdet eure helle Freude haben: 8/10 Punkte.
#460
Geschrieben 30. Dezember 2007, 12:39
“Journeyman” handelt von Dan Vasser (Kevin McKidd, “Rome”), einem unfreiwillig Zeitreisenden. Dan arbeitet als Journalist und hat Familie. Beide Lebensbereiche geraten ins Wanken, als er spontane Zeitreisen unternimmt. Ungewollt. Ungeplant. Unbeeinflussbar. Sowohl das Wo, als auch das Wann. Bei seinen Reisen trifft Dan auf seine angeblich verstorbene Ex-Freundin. Auch eine Reisende. Sie weist ihn in die Regeln des Reisens ein: Dan hat Aufträge zu erfüllen. Er muss Menschen beeinflussen, damit sie im weiteren Verlauf der Zeit bestimmte Dinge tun oder lassen. Diese Aufträge sind - wie Dan schon bald lernen muss - wichtig und es darf nicht von ihnen abgewichen werden. Doch schon bald beeinflussen die Reisen sein Privatleben und immer öfter stößt er auf seine eigene Vergangenheit…
Vermutlich muss man Zeitreisen mögen, um Gefallen an “Journeyman” zu finden. Ich mag Zeitreisen und muss sagen, dass ich mit zunehmender Laufzeit immer beigeisterter vom Konzept der Serie war. Die Geschichte um Dan Vasser wird sehr ernsthaft erzählt - ohne aufgesetzt zu wirken. Die Charaktere sind alle wichtig für die Serie und machen eine Wandlung durch. Ich hatte nie das Gefühl irgendeine cheesy Sci-Fi-Serie zu sehen. Wenn man die Serie mit einem Film vergleichen möchte, fällt mir am ehesten “Frequency” ein. Nicht nur aufgrund der Zeireisethematik, sondern vor allem weil die Charaktere im Vordergrund stehen - und nicht die Science Fiction.
Wer nach einer gut geschriebenen und mitreißenden Serie mit Sci-Fi-Elementen sucht, der ist bei “Journeyman” perfekt aufgehoben. Ich hoffe sehr auf eine zweite Staffel: 8/10 Punkte.
#461
Geschrieben 31. Dezember 2007, 12:15
In “‘Til Death” geht es um das Eheleben. Das anfängliche Eheleben - und das routinierte Eheleben. Beide Gegebenheiten werden durch zwei Paare verkörpert, die in mehr oder weniger friedlicher Nachbarschaft leben. Die Starks - das ältere Ehepaar - kämpfen mit der Routine und den Kleinigkeiten des Lebens, während die Woodcocks - die Grünschnäbel in Sachen Ehe - erst einmal richtig zusammenwachsen müssen. Da trifft es sich gut, dass Eddie Stark stets mit guten Ratschlägen zur Stelle ist. Doch auch die Woodcocks wissen mit neuen Ideen das Leben ihrer alteingesessenen Nachbarn durcheinander zu würfeln.
Das ganze hört sich nun nicht besonders innovativ an - ist es auch nicht, wenn ich ehrlich bin. Man hat bereits dutzende Sitcoms über das Eheleben gesehen. Allein die direkte Gegenüberstellung ist hier neu. Das Wichtigste ist aber, dass es funktioniert. Wie bei den meisten Sitcoms lebt “‘Til Death” vor allem vom Cast: Der bereits erwähnte Brad Garret darf Eddie Kaye Thomas (der - Pardon! - Heimscheißer aus “American Pie”) unter die Fittiche nehmen. Die beiden weiblichen Darstellerinnen ergänzen das Quartett ziemlich perfekt, wenngleich ihre Rollen auch etwas kleiner angelegt zu sein scheinen.
Qualitativ sind die Geschichten durchwachsen. Teils gelungen, teils etwas vorhersehbar. Die Gags können dagegen meist überzeugen, wenngleich auch hier die Sitcom-Routine öfter durchscheint, als wohl von den Machern beabsichtigt. Das Wichtigste ist jedoch: Die Serie macht Spaß. Die Charaktere machen Spaß und man kehrt gerne wieder zu ihnen zurück - und sei es nur um überspitzte Situationen des eigenen Ehelebens wiederzuerkennen.
Kein wirklich großer Wurf, aber stets nette Unterhaltung mit einem äußerst gut aufgelegten Cast. Ich werde dran bleiben: 7/10 Punkte.
#462
Geschrieben 31. Dezember 2007, 18:15
“Razor” erzählt die Geschichte eines Überbleibsels aus dem ersten Zylonen-Krieg, eines Hybriden mit Forschungsdrang. Dieser fängt an eine Bedrohung für die Flotte der verbleibenden Menschen darzustellen und muss demnach zerstört werden. Admiral William Adama hat zudem ein persönliches Interesse an der Auslöschung des Hybriden, welches in seiner Vergangenheit begründet liegt. Dieser Handlungsstrang wird durch - für “Battlestar Galactica”-Fans - höchst interessante Rückblenden aus dem ersten Zylonen-Krieg illustriert.
Des Weiteren wird eine neue Figur - Kendra Shaw - eingeführt, deren persönliches Schicksal wir vom Auftreffen auf der Pegasus bis zum bitteren Ende begleiten. Dieser Handlungsstrang ist sehr emotional und man bekommt einen tieferen Einblick in das Leben auf der Pegasus, inklusive der Motivation von Admiral Helena Cain.
Neben der abgeschlossenen Handlung innerhalb des TV-Films, gibt es wichtige Informationen, die den weiteren Verlauf der Serie beeinflussen dürften. Eine Sichtung kann ich allen Freunden der Serie somit nur ans Herz legen. Insgesamt fand ich “Razor” wieder um einiges runder, als die letzten Folgen der dritten Staffel. Es gibt nur wenige langatmige Szenen und die Geschichte schreitet mit großen Schritten und bombastischen Action-Szenen voran. Hat mir sehr gut gefallen: 8/10 Punkte.
#463
Geschrieben 02. Januar 2008, 11:16
Bei “Troja” hat sich letztendlich herausgestellt, dass die vorliegende neue Schnittfassung den Film tatsächlich aufwertet. Den Charakteren wird deutlich mehr Tiefe verliehen, die Schlachtszenen sind expliziter und es wird sich mehr Zeit für Details genommen. Bei der Kinofassung hatte ich den Eindruck, dass alles unglaublich gehetzt wirkt. Hier vergeht nun tatsächlich etwas Zeit, bevor die Spartaner in Troja aufschlagen. Es gibt Vorbereitungen und Entscheidungen werden nachvollziehbarer. Bei den folgenden Schlachtszenen wird nun auch nicht mehr an Blut und Gekröse gespart. Darüber mag man geteilter Meinung sein, für mich macht es jedoch Sinn, da die Schlachten so authentischer wirken und der Zuschauer nicht mehr eine nur verharmlosende Version zu sehen bekommt.
Wer allerdings erwartet mit dem Director’s Cut einen komplett neuen Film zu sehen, den muss ich enttäuschen. “Troja” bleibt “Troja”. Mit Brad Pitt als Achilles und Orlando Bloom als Paris. Achilles wird immer noch als selbstverliebter Egomane charakterisiert und seine Wandlung zum wahren Helden wirkt immer noch etwas plötzlich - wenngleich auch nicht mehr ganz so abrupt wie in der Kinofassung. Die Figur des Achilles wirkt auf mich immer noch zu modern und zu clean. Brad Pitt kann ich mir in der Rolle ja durchaus vorstellen, aber warum muss er stets herumlaufen wie frisch aus dem Ei gepellt? Meine Probleme mit Achilles kann leider auch der Director’s Cut nicht beseitigen.
Insgesamt stellt dieser neue Cut von “Troja” eine deutliche Verbesserung zur Kinofassung dar, wenngleich niemand einen gänzlich anderen Film erwarten sollte. Wenn ihr “Troja” im Kino mochtet, dann werdet ihr den Film nun wohl noch besser finden. Wenn ihr nichts mit ihm anfangen konntet, dann vergesst auch den Director’s Cut. Für mich ist “Troja” immer noch ein gut inszenierter Historienfilm mit großartiger Kulisse und tollen Bildern. Äußerst unterhaltsam, aber zu schwach für die Spitzenplätze des Genres: 8/10 Punkte.
#464
Geschrieben 02. Januar 2008, 16:58
Die gelbe Familie begleitet mich nun schon eine halbe Ewigkeit: Angefangen hat es irgendwann in der Schulzeit, dann erinnere ich mich gut an Sichtungen am Feierabend nach den ersten Ferienjobs, auch während meiner Zivizeit habe ich öfter Abstecher nach Springfield unternommen und selbst im Studium sind mir Homer und Co. öfter einmal über den Weg gelaufen. Allein die letzten paar Jahre habe ich die neuesten Abenteuer nicht mehr wirklich verfolgt. Teils aufgrund mangelnder Zeit während der Ausstrahlungstermine und teils wegen der abnehmenden Qualität der Serie.
Als jedoch die ersten Trailer zum Film auftauchten, war ich wieder Feuer und Flamme. Bereits dort wurde wieder altbekannter Simpsons-Humor versprochen und spätestens seit Spiderpig konnte ich eine Sichtung - trotz großer Meinungsverschiedenheiten unter den Kritikern - kaum abwarten. Was bietet der Leinwandauftritt der Fernsehfamilie nun wirklich? So ziemlich genau das was man als Fan erwarten kann: Eine überlange Episode von “Die Simpsons” mit jeder Menge an Gastauftritten und einer etwas ausführlicheren Handlung.
Ein Grund zur Enttäuschung? Nicht wirklich. Ein besonderer Grund zur Freude? Auch nicht. Ich denke man nimmt den Film je nach Erwartungshaltung anders wahr. Sicherlich hätte ich auch mir eine etwas epischere Geschichte gewünscht. Besonders schmerzen die zu kurzen Auftritte so mancher Figuren. Hier merkt man dem Film die Serienherkunft deutlich an. Doch warum auch nicht? Man kann nicht alle Elemente, die die Serie so groß gemacht haben, in einen Film packen. So bleibt am Ende doch nur eine Serienepisode. Dafür aber eine visuell herausragende mit vielen guten Gags.
Ich bin nicht enttäuscht worden. “Die Simpsons” funktionieren auch auf der großen Leinwand. Um die wahre Größe der Serie zu erkennen, muss man allerdings etwas tiefer graben. Dann gibt es aber wahre Schätze zu entdecken. So oder so: “Die Simpsons” sind ein popkulturelles Phänomen und der Film ist nur ein weiteres Beispiel für ihre außergewöhnliche Ausdauer in dieser kurzlebigen Zeit. Unwahrscheinlich unterhaltsam: 8/10 Punkte.
#465
Geschrieben 12. Januar 2008, 11:35
Um die Frage gleich einmal zu beantworten: Nein, er ist nur anders. Aber das war auch schon “The Village” - ein Film, der ebenfalls unter falschen Erwartungen gelitten hat. “Lady in the Water” ist genauso wenig ein Grusel- oder Horrorfilm, wie “The Village” es ist. Dieses Mal hat sich Shyamalan zudem vom Drama entfernt und ist in Richtung Fantasy gegangen. Humorvolle Fantasy. Skurrile Fantasy. Er erzählt eine Gutenachtgeschichte.
Zwei große Teile dominieren den Film: Auf der einen Seite sind da die Einwohner der Apartmentanlage. Hier gibt es dutzende verschrobene Figuren zu bewundern. Jede einzelne wird ausführlich vorgestellt, während wir mit Cleveland Heep - dem Hausmeister - seine Runde drehen. Diese Szenen sind wahrlich untypisch für Shyamalan und scheinen eher einer bittersüßen Komödie entsprungen. Auf der anderen Seite wird eine Fantasygeschichte erzählt. Hier entsteht eine komplette Welt mit eigenen Regeln und uns unbekannten Wesen. Diese beiden Welten werden stetig miteinander verwoben, was den Märchenaspekt deutlich unterstreicht. Hier erinnert mich der Film von der Struktur deutlich an “Donnie Darko” - auch dort werden in der Realität verankerten Personen besondere Fähigkeiten zugesprochen, die für den weiteren Verlauf der fantastischen Handlung von äußerster Bedeutung sind.
Insgesamt halte ich den Film für wirklich gelungen. Allein in der Dramaturgie kommen ein paar Schwachstellen zu Tage. Hier wirkt der Film oft nicht wirklich rund und es wäre bestimmt mehr drin gewesen. Wenn man sich jedoch klar macht, dass Shyamalan hier eine Gutenachtgeschichte verfilmt hat, die er am Bett seiner Kinder erfunden hatte - und den Film auch als solche wahrnimmt - dann kann man mit “Lady in the Water” durchaus ein paar magische Kinomomente erleben: 7/10 Punkte.
#466
Geschrieben 18. Januar 2008, 23:04
Warum habe ich dem Wien von Jesse (Ethan Hawke) und Celine (Julie Delpy) nicht schon früher einen erneuten Besuch abgestattet? Ich kann es nicht sagen - und ehrlich gesagt kann ich es kaum glauben, wie lange ich auf dieses reduzierte Meisterwerk von Richard Linklater (“A Scanner Darkly”) verzichtet hatte. Wenn ich auch viele Filme wirklich gut finde und Inszenierung, Drehbuch usw. als besonders gelungen herausstelle, so gibt es doch wenige Filme, die mich emotional so mitreißen, wie das ”Before Sunrise” gelingt.
Die Geschichte um zwei Fremde (einen Amerikaner und eine Französin), die sich zufällig im Zug nach Wien begegnen und dort spontan eine gemeinsame Nacht verbringen, ist so lockerleicht erzählt - und wiegt doch so schwer. Die Dialoge sind spritzig und so natürlich gespielt, dass man innerhalb von Minuten vergisst nur ein Zuschauer zu sein. Wirklich Hut ab vor Ethan Hawke und Julie Delpy - und von Linklaters zurückgenommener Regie.
Diese zauberhafte und beinahe schon surreale Reise durch das nächtliche Wien wirkt unglaublich spontan. Die Figuren treiben dahin - und wir Zuschauer mit ihnen. Für diese Nacht gibt es keinen Plan - und doch wiegt die Realität letztendlich schwerer. Der melancholische Abschied fällt nach dieser gemeinsamen Zeit nicht nur den beiden Liebenden schwer.
“Before Sunrise” ist ein unglaublich schöner Film. Es steckt sehr viel in diesen anscheinend so spontanen Dialogen. Zudem ist die Atmosphäre des nächtlichen Wiens wahrlich bezaubernd. Eine Sichtung im O-Ton wird übrigens dringend empfohlen! Einer der schönsten, außergewöhnlichsten und interessantesten Liebesfilme: 10/10 Punkte.
#467
Geschrieben 20. Januar 2008, 11:37
Erwartet hatte ich schlimmstenfalls ein typisches Will Smith-Vehikel. Glattgebügelte Witze und ausufernde Actionszenen. Probleme, die besonders der Isaac Asimov-Verfilmung “I, Robot” zu schaffen machten. Teilweise ist “I am Legend” auch der typische Blockbuster, den der Hauptdarsteller vermuten lässt: Die eröffnende Jagdszene ist nicht zwangsweise nötig und wirkt viel zu ausgewalzt. Schön anzusehen, aber eigentlich nur reines eye candy. Es gibt einige dieser Szenen - besonders mit den Infizierten - jedoch nehmen sie glücklicherweise nicht überhand.
Positiv muss ich auf jeden Fall Will Smith hervorheben. Besonders nach seinem Zusammenbruch wirkt er teils sehr verletzlich, verstört und einfach nur müde. Für mich sehr nachvollziehbar und gut gespielt. Ich fand auch Schäferhund Sam eine sehr gelungene Ergänzung und kann die häufige Kritik an ihm nicht verstehen. Die Rolle des tierischen Kumpanen erinnerte mich etwas an Wilson aus “Cast Away” und funktionierte für mich ähnlich gut. Ein nachvollziehbarer emotionaler Anker in der Geschichte.
Die Infizierten selbst fand ich auch nicht so schlecht dargestellt, wie es nahezu überall kritisiert wird. Sicherlich sind manche Sprünge und Bewegungen als typische CGIs auszumachen, doch das Design selbst weiß durchaus zu überzeugen. Auch Masken und Make-up in den ruhigeren Einstellungen können sich sehen lassen. Ich dagegen fand die kontextbezogene Darstellung fragwürdiger: Einerseits wurden die Infizierten als reine Tiere gezeigt, die nur ihren Instikten folgen - andererseits gab es einen Anführer, der zudem noch relativ intelligent gezeichnet wurde. Das war für meinen Geschmack zu wenig durchdacht.
Das Ende des Films scheint zwar - oberflächlich betrachtet - schockierend, doch meiner Meinung nach sind die Handlungen hier deutlich zu plakativ. Ebenso wie die vorhergehenden Referenzen auf göttliche Vorhersehung und Ground Zero. Aber nun gut, schließlich ist “I am Legend” ja auch US-Blockbuster-Kino.
Für Freunde des Genres ist “I am Legend” auf jeden Fall eine Sichtung wert. Das leere New York wurde selten so überzeugend dargestellt und die Zeit vergeht wie im Flug. Man sollte sich nur nicht die neue Genre-Offenbarung erwarten: 7/10 Punkte.
#468
Geschrieben 01. Februar 2008, 23:49
Letztendlich ist Jonathan King jedoch nur eine nette Parodie auf das Genre gelungen. Kein Überflieger und bestimmt kein zweiter “Braindead” - aber das ist auch völlig akzeptabel. Mich hat “Black Sheep” von der Stimmung und Erzählweise etwas an “Slither” erinnert. Kein übermäßig offensichtlicher Humor und durchaus mit ernsthaften Elemente versehen. Allerdings konnte James Gunns Film meiner Meinung nach mit den sympathischeren Figuren aufwarten.
Neben den zu überspitzten und nicht wirklich sympathischen Charakteren hat “Black Sheep” etwas mit der Grundstruktur der Geschichte zu kämpfen. Der Streit der zwei ungleichen Brüder wirkte auf mich beinahe etwas zu dramatisch für diese Art von Film. Auch hat man es in meinen Augen etwas mit dem color grading übertrieben. Zu stilisierte Bilder sind das Ergebnis.
Neben den oben genannten Schwächen bietet “Black Sheep” allerdings - besonders wenn es ans Eingemachte geht - wirklich äußerst vergnügliche Unterhaltung. Hier kommt die Idee der Zombieschafe voll zum Tragen und allein die teils bizarren Attacken der wandelnden Wollknäule sind eine Sichtung wert. Die Schaf/Mensch-Hybriden wären dagegen nicht zwangsweise nötig gewesen.
Alles in allem kann ich “Black Sheep” Genrefreunden durchaus empfehlen. Allerdings sollten sich auch diese nicht zu viel erwarten. Mehr als nette Unterhaltung springt hier leider nicht raus - doch das reicht zumindest für einen vernüglichen Abend: 6/10 Punkte.
#469
Geschrieben 02. Februar 2008, 22:37
Das nächtliche Wien ist dem sonnendurchfluteten Paris gewichen. Jugendlicher Enthusiasmus erwachsenem Realismus. Die surreale Zwischenwelt dem wahren Leben. Neun Jahre. Eine lange Zeit. Celine und Jesse haben sich weiterentwickelt. Sie sind Erwachsen geworden. Haben ihre Träume den Verpflichtungen geopfert. Zumindest teilweise. Doch beide haben nie ihre gemeinsame Nacht vergessen.
“Before Sunset” geht etwas die Spontanität des Vorgängers ab. Besonders die Rückblenden zu Beginn haben mich anfangs gestört. Doch spätestens wenn beim Durchstreifen der Pariser Gassen die Erinnerungen an die eine - von beiden unvergessene - Nacht aufleben, dann fällt die skeptische Distanz wie ein Vorhang. Man läuft mit durch die Stadt und beteiligt sich - wenn auch nur in Gedanken - an den grandiosen Dialogen. Ich habe mich mindestens ebenso wie Jesse und Celine über das Wiedersehen mit den beiden Charakteren gefreut.
Das Ende kommt ziemlich plötzlich und lässt mich als Zuschauer mindestens ebenso fragend zurück, wie nach dem ersten Teil. Dennoch ist es das einzig konsequente Ende. Das Weiterspinnen der Handlung - ob man nun Romantiker oder Zyniker ist, wie Jesse in seiner Lesung erwähnte - lässt die Figuren weiterleben.
“Before Sunset” ist für mich eine absolut konsequente und gelungene Fortsetzung des Vorgängers. Die Entwicklung der Charaktere ist absolut glaubhaft und Inszenierung sowie Schauspiel und Dialoge fühlen sich richtig an. Ich habe mich sehr über das Wiedersehen gefreut und würde auch in weiteren neun Jahren wieder mit Celine und Jesse um die Häuser ziehen: 9/10 Punkte.
#470
Geschrieben 03. Februar 2008, 11:41
Im Mittelpunkt der Handlung steht der sich im freien Fall befindende Autor Hank Moody (David Duchovny). Nach einem Bestseller samt Verfilmung steht Moody sowohl kreativ als auch privat vor dem Aus: Es wollen sich keine neuen Ideen einstellen und seine - immer noch geliebte - Ex wird einen reichen Schnösel heiraten und die gemeinsame Tochter mit in die neue Ehe nehmen. All das hört sich nach großem Drama an. Ist glücklicherweise jedoch weit komischer, als es sich hier liest.
Die Serie lebt von David Duchovny. Seine Darstellung des erfolglosen Autors Hank Moody (allein der Name spricht Bände) ist wahrlich grandios und wurde zu Recht mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Los Angeles wird in “Californication” als ein einziger, großer Sündenpfuhl dargestellt. Oberflächlicher Sex und schneller Ruhm beherrschen die Straßen. Hier erinnert mich die Serie stark an HBOs “Entourage” - nur dass hier nicht der Aufstieg, sondern der Abstieg in der Glitzerwelt Hollywoods gezeigt wird.
Neben den oberflächlichen Sexkapaden Hank Moodys steht die verlorene Liebe im Vordergrund. Hier wirkt das Drama echt und nachvollziehbar. Man kann einen Blick auf die Charaktere hinter der Fassade werfen. Trotz allem über die Stränge schlagen, ist Moody ein guter Kerl - was besonders in den Szenen mit seiner Tochter deutlich wird. Hier frage ich mich nur, wie es in Season 2 weitergehen wird. Der große Konflikt scheint ja nun erst einmal gelöst.
“Californication” hat mehr zu bieten als es auf den ersten Blick erahnen lässt: Neben den sehr exploitiven Szenen verbergen sich wahre Dialogschätze. Die Serie ist unglaublich gut geschrieben und besitzt höchst interessante Charaktere. Wenn dann erst einmal der Humor klickt, macht Hank Moody so viel Spaß wie schon lange keine Serienfigur mehr: 9/10 Punkte.
#471
Geschrieben 09. Februar 2008, 17:25
Die Geschichte ähnelt zunächst der des Nachfolgers: Ein scheinbar egoistischer Typ. Ein ungewollter Job. Eine gegensätzliche Beziehung. Jedoch merkt man schon bald, dass die Stimmung eine gänzlich andere ist. Zwar durchaus humorvoll, doch schwerer und tragikomischer als im lockeren und ziemlich direkten Nachfolger. “Barfuss” lebt hier auch sehr von der anrührenden Naivität mit der Johanna Wokalek ihren neurotischen Charakter portraitiert. Auch Til Schweiger kann in gefühlvollen Szenen überzeugen - wenngleich die Figur des Nick Keller in großen Teilen doch wieder sehr seinem filmischen Archetypen entspricht.
So sehr sich “Barfuss” in Sachen Inhalt von seinem Nachfolger unterscheidet, so sehr ähneln sich die Filme in Sachen Inszenierung. Erdige Herbsttöne treffen auf stimmungsvolle Einstellungen und werden mit einem ausgewählten Soundtrack garniert. Trotz aller Übereinstimmungen merkt man dem Film auch deutlich an, dass Schweiger bzw. sein Team hier noch viel probiert hat. In manchen Einstellungen fand ich das color grading nicht sauber genug oder die Montage teils zu holprig. In meinen Augen wirkte “Keinohrhasen” ist Sachen Inszenierung bereits gefestigter und reifer. Ein deutlicher Fortschritt.
Die schöne Geschichte und die gelungene Inszenierung machen “Barfuss” zu einer sehenswerten romantischen Komödie, die - im Gegensatz zu “Keinohrhasen” - etwas Abseits vom Mainstream läuft: Körperliche Liebe wird hier nicht einmal am Rande thematisiert. Auf jeden Fall sehenswert: 7/10 Punkte.
#472
Geschrieben 10. Februar 2008, 11:32
Unter Filmfreunden wird “The Shawshank Redemption” dagegen schon seit Jahren zurecht gefeiert. Auch bei der gestrigen Sichtung - endlich auf einer dem Film gerecht werdenden DVD - war ich wieder verblüfft, wie perfekt Darabont den Film umgesetzt hat. Das fängt schon beim Drehbuch an, das eine unglaublich gut funktionierende Dramaturgie besitzt. Selbst die Zeitsprünge - immerhin über einen Zeitraum von 20 Jahren - werden elegant und beinahe schon nebenbei in die Geschichte eingeflochten. Hier merkt man das Zusammenspiel mit der Inszenierung. Wieder perfekt. Keine Spielereien, keine aufgesetzten Effekte. Altmodisches Erzählkino im allerbesten Sinne.
Die Geschichte nach Steven King entwickelt eine unglaubliche Sogwirkung, was klar den wunderbar gezeichneten und gespielten Figuren zu verdanken ist. Tim Robbins und Morgan Freeman erweisen sich als perfekte Besetzung. Da ist es wieder. Das kleine Wörtchen pefekt. Es gibt meiner Meinung nach wirklich nur wenige Filme, die man in allen Kategorien als fehlerfrei bezeichnen kann - eben als perfekt.
Selbst die anscheinend nicht sonderlich originelle Handlung hat sich zum Archetypen des Gefängnisfilms entwickelt. Sieht man sich heute thematisch verwandte Geschichten an, dann wird man schnell feststellen, dass “Die Verurteilten” Pate stand. Man nehme nur einmal “Prison Break” - die Kameraflüge über das Gefängnis, die archetypischen Charaktere, selbst der Fluchtversuch. Ohne Darabonts Meisterwerk wäre die Serie in dieser Form wohl nicht denkbar gewesen.
“Die Verurteilten” sei allein Filmfreunden - und solchen, die es werden wollen - wirklich ans Herz gelegt. Wunderbar gespieltes und inszeniertes Erzählkino der alten Schule. Ein perfektes Filmerlebnis mit magischen Szenen: 10/10 Punkte.
#473
Geschrieben 17. Februar 2008, 11:31
Warum ich auf “Cars” nicht sonderlich heiß war, möchte ich kurz erklären: Zunächst einmal bin ich kein sonderlicher Autofreak. Wenn Freunde oder Kollegen in Ausstattungsmerkmale aktueller PS-Boliden schwelgen, entlockt mir das nur ein müdes Gähnen. Das ist irgendwie nicht meine Welt. Für mich ist ein Auto ein Fortbewegungsmittel - nicht mehr und nicht weniger. Zudem hat sich der Film in eine gänzlich andere Richtung bewegt, als von mir erwartet. Nach der ersten Ankündigung hatte ich bereits ein festes Bild im Kopf: Eine Welt in denen Autos - von Menschen unbemerkt - ein eigenes Leben führen. Ähnlich wie “Toy Story” nur eben mit lebenden Autos anstelle von Spielzeugen. Als dann eine reine Autowelt präsentiert wurde, war ich schwer enttäuscht.
Da Pixar eben Pixar ist und mich noch nie enttäuscht hat, habe ich dem Film - trotz eher verhaltener Kritiken und meiner eigenen Vorbehalte - eine Chance gegeben. Die ersten 15 Minuten dachte ich dann: ‘Okay, das wird der erste Pixar-Film, der mich kalt lässt.’ PS-Boliden rennen um die Wette, überall nur Autos, eine laute und tösende Inszenierung. Keine Charaktere. Nur Action. Schnitte im MTV-Stil. Und all das in einem Pixar-Film. Unglaublich.
Doch schon bald war der Spuk vorbei und es wurde klar, dass die Darstellung der Rennwelt so extrem inszeniert war um einen Kontrast zu dem darzustellen, was noch folgen sollte: Die ruhige Abgeschiedenheit von Radiator Springs. Hier gibt es noch wirklich Automobile mit Charakter - und plötzlich hat auch die Welt der Autos angefangen für mich zu funktionieren. Liebevolle Details (VW-Käfer), liebenswürdige Charaktere, grandiose Bilder. Plötzlich war wieder alles da, was einen Pixar-Film ausmacht. Allein die Geschichte gewinnt hier keinen Blumentopf. Sie wurde schon dutzende Male (u.a. in “Doc Hollywood” mit Michael J. Fox) erzählt und bietet wenig Neues. Allerdings kann “Cars” mit anderen Stärken Punkte sammeln: Die Animation der an sich starren Blechkarossen ist grandios. Ich konnte mich gar nicht daran satt sehen. Auch Landschaften, Licht und Ausstattung. Ein Traum für jeden CGI-Freund.
“Cars” ist sicherlich nicht der stärkste Pixar-Film. Vermutlich sogar der schwächste. Doch was bedeutet das schon? Ich war auf jeden Fall mehr als positiv überrascht und werde bestimmt noch öfter in dem kleinen Städtchen an der Route 66 vorbeischauen: 9/10 Punkte.
#474
Geschrieben 17. Februar 2008, 11:32
Die Geschichte von “One Man Band” ist simpel und schnell erzählt: Es geht um den Wettschreit zweier Einmannbands. Die Animatoren haben einmal wieder ganze Arbeit geleistet und der Schlussgang ist nett. Doch reißt mich der Film zu keinen Begeisterungsstürmen hin. Auch die Art der Darstellung ist irgendwie befremdlich. Vermutlich zu wenig cartoonhaft.
“Die Einmannband” ist ein absolut sehenswerter Kurzfilm, doch irgendwie fehlt für mich das gewisse Etwas. Da hat man schon besseres gesehen: 7/10 Punkte.
#475
Geschrieben 17. Februar 2008, 19:23
Das was ich zu “Saw III” geschrieben habe, kann man eigentlich auch für den Nachfolger stehen lassen: Übertriebene Fallen, kaum Identifikationsfiguren und fehlende Spannung. Allein Scott Patterson (“Gilmore Girls”, “Aliens in America”) hat mir in dieser für ihn ungewöhnlichen Rolle recht gut gefallen. Positiv sind auch wieder die Rückblenden hervorzuheben, die dem Film wenigstens ansatzweise ein erzählerisches Grundgerüst bieten. Ansonsten gibt es leider nicht mehr viel Gutes zu berichten.
Ja, die Fallen. Blut und Gekröse halt. Vielleicht nicht mehr so übertrieben wie im dritten Teil, aber dennoch oft unnötig und nicht wirklich der Handlung dienend. Aber so ist es bereits seit der ersten Fortsetzung. Schwer wiegt leider auch die unausgegorene Erzählstruktur. Was das mit der Obduktion Jigsaws sollte? Ich weiß es nicht. Letztendlich wurde in diesem Teil der Filmreihe einzig und allein ein neuer Bösewicht eingeführt. Das hätte man auch in fünf Minuten abhandeln können und degradiert die eigentliche Handlung um Agent Strahm (Patterson) und Rigg zur reinen Farce.
“Saw IV” ist eben eine typische “Saw”-Fortsetzung. Ungemein erfolgreich und letztendlich eine Aneinanderreihung von abstoßenden Szenen. Das ganze ist dann aber wieder gerade so atmosphärisch und liefert wieder ein winziges Puzzlestückchen mehr zum Filmuniversum, dass man den Film doch nicht so verdammt, wie er es vermutlich verdient hätte. Eine geniale Marketingmaschine: 3/10 Punkte.
#476
Geschrieben 23. Februar 2008, 14:11
Wie wir heute wissen, gab es 2005 keinen Regie-Oscar für Scorsese - dieser folgte zwei Jahre später für “Departed: Unter Feinden”. Für welches Werk er nun gerechtfertigter gewesen wäre? Darüber lässt sich streiten. Sicher ist auf jeden Fall, dass “Aviator” noch weiter von der klassischen Regie Scorseses entfernt ist, als der Film für den er letztendlich den Oscar gewann. Dies mag am Genre liegen, doch auch abgesehen davon ist die Verfilmung der Biographie von Howard Hughes eher der typische Oscar-Film und lässt leider etwas die Eindringlichkeit eines “Casino” oder gar “GoodFellas” vermissen.
Ich habe die Sichtung von “Aviator” sichtlich genossen. Er ist mit Sicherheit einer der besten typischen Oscar-Filme und Werken wie “A Beatiful Mind” meilenweit überlegen - dennoch hat er meiner Meinung mit einigen Problemen zu kämpfen. Ich ziehe zum Vergleich wieder einmal “GoodFellas” heran - für mich das Meisterwerk unter den rise and fall Filmen. Hier wird in kürzester Zeit ein Charakter in allen Facetten aufgebaut. Es werden alle wichtigen Lebensabschnitte gezeigt und sowohl Sympathien als auch Antipathien geschaffen. In “Aviator” gelingt das nur bedingt. Es bleibt etwas der Eindruck, als hätte Hughes Zeit seines Lebens nur unter seiner Zwangsneurose gelitten und die Begründung wird in Form von Flashbacks etwas plump eingeschoben. Für mich hat etwas der umfassende Eindruck gefehlt. Zu viel Zeit wurde auf Nebensächlichkeiten - zwar grandios inszeniert, aber dennoch - verwendet und zu wenig auf die Charaktere.
Die Inszenierung ist über jede Kritik erhaben. Ein perfekter Augen- und Ohrenschmaus. Wunderbar anzusehen und doch beinahe etwas langweilig und ohne Biss. Vielleicht ist das der Fluch der gezielten Oscar-Filme. Meine Kritik mag sich nun harscher anhören, als sie letztendlich gemeint ist. “Aviator” ist in seinen besten Momenten wahrlich großes Kino - in seinen schwächsten allerdings nur ein durchschnittliches Biopic.
Erwähnenswert finde ich noch das wirklich herausragende Spiel von Leonardo DiCaprio. Auch die weiblichen Hauptdarsteller Cate Blanchett und Kate Beckinsale können auf ganzer Linie überzeugen. Unzählige kürzere Auftritte von Stars wie Alec Baldwin, Jude Law, Willem Dafoe, Ian Holm und Edward Herrmann runden den positiven Gesamteindruck ab.
“Aviator” ist sicherlich nicht Scoreses Meisterwerk. Doch kann der Film als Biopic über Howard Hughes durchaus überzeugen. Schauspiel und Inszenierung sind über jeden Zweifel erhaben, wenngleich dem Film Scorseses persönliche Note etwas abgeht. Für Filmfreunde dennoch auf jeden Fall eine Sichtung wert: 8/10 Punkte.
#477
Geschrieben 23. Februar 2008, 17:43
Man mag sich aufgrund des Titels an Joseph von Eichendorffs Novelle erinnert fühlen, doch ist das Leben eines Filmfreunds weit davon entfernt so unbeschwert zu sein, wie das eines Taugenichts. Die Epoche der Romantik liegt zudem schon weit hinter uns und auch wenn das heutige Leben oft eher surreal erscheint, so ist es doch eher durch Realismus geprägt.
Warum nun die großen Worte? Ich stehe immer öfter vor meiner DVD-Sammlung und sehne mich nach mehr Zeit. Nach mehr Zeit für persönliche Klassiker wie “Indiana Jones”, “Zurück in die Zukunft”, “Star Wars”, “GoodFellas”, “Alien” - mir würden spontan noch mindestens 20 Filme einfallen. Zeit die man sich nicht nimmt. Weil ja noch so viele ungesehene Filme im Regal stehen. Klassiker, die man als Filmfreund gesehen haben sollte. Neuerscheinungen, die man im Kino verpasst hat. Und dann sind da noch die Filme, die man zwar gut fand aber aufgrund von Zeitmangel - hier ist er wieder, der Realismus - doch nie wieder sehen wird.
Aufgrund von Arbeit, Familie, Freunden und anderweitigen Verpflichtungen schaffe ich - und da haben wir es wieder - realistisch gesehen einen Film pro Woche. Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Doch genau darum geht es in diesem Beitrag: Macht diese enorme DVD-Sammlung überhaupt noch Sinn? Selbst wenn ich jeden Tag einen Film sehen würde - ich bräuchte eineinhalb Jahre. Bei einem Film pro Woche wären das schon 10 Jahre. Neuerscheinungen und TV-Serien noch gar nicht mit eingerechnet.
Habe ich bis vor nicht all zu langer Zeit noch jedes Schnippselchen Bonusmaterial gesehen, so verzichte ich heute beinahe komplett darauf. In Zukunft werde ich wohl auch eher nicht mehr zur Special Edition greifen. Es lohnt sich für mich - natürlich gibt es Ausnahmen - einfach nicht mehr.
Im Zuge dieser Gedanken habe ich - einmal wieder - angefangen meine DVD-Sammlung auszumisten. Doch einfach ist das nicht, befindet sich schließlich kaum ein Film ohne Grund in der Sammlung. Filmfreunde sind eben - und das haben sie mit dem Taugenichts gemeinsam - doch eher romantisch, als realistisch veranlagt.
#478
Geschrieben 01. März 2008, 11:27
Mir fällt es aufgrund meiner besonderen Beziehung zu dem Film natürlich schwer, eine nachvollziehbare Bewertung abzugeben - somit wird diese Filmbesprechung noch weniger objektiv, als die restlichen. Bei den Kritikern hat “Nobody ist der Größte” ja bekanntermaßen einen schweren Stand. Besonders im Vergleich zu seinem gelungenen Vorgänger “Mein Name ist Nobody” kann man einen qualitativen Rückschritt kaum bestreiten. Dennoch muss man den Film meiner Meinung nach mit anderen Augen sehen: In der Fortsetzung - die eigentlich nichts mit dem ersten Teil zu tun hat - hat die Figur des Nobody den wilden Westen schon fest im Griff. Der Wandel ist bereits vollzogen. Somit sollte man “Nobody ist der Größte” auch als reinen Spaßwestern im Geiste der Trinity-Filme sehen und nicht als Abgesang auf den klassischen Spaghettiwestern, wie ihn noch der Vorgänger zelibrierte.
Abgesehen von allen offensichtlichen Schwächen bietet der Film auch für das kritische Auge tolle Szenen. Das Duell mit Klaus Kinski ist wahrlich grandios und als Nobody Kinskis Charakter in einer der Folgeszenen einfach aus dem Fenster wirft, dann ist das schon nahe an großem Kino dran. Auch wenn die Geschichte des Films nur aus Versatzstücken besteht so ist sie doch äußerst unterhaltsam und kann mit tollen Figuren (z.B. der rotbärtige Captain samt Tochter) und nett anzusehenden Darstellern (Miou-Miou) aufwarten.
Für mich ist “Nobody ist der Größte” ein echter Kindheitsklassiker. Auch heute noch freue ich mich über so manch bekannte Szene und den schelmischen Witz von Terence Hill. Damals wurde zudem eine Ära eingeläutet: Die Ära der Bud Spencer- und Terence Hill-Filme. Trotz Schwächen ganz klare 8/10 Punkte.
#479
Geschrieben 01. März 2008, 12:47
Meine Geschichte mit “Seinfeld” ist eine sehr persönliche. Zumindest sehe ich das so. Im Gegensatz zu anderen prägenden Serien - z.B. “Friends” - habe ich “Seinfeld” ganz alleine entdeckt und im Freundeskreis etabliert. Heute - in Zeiten des Web2.0 - stehen und fallen neuartige Serien mit den Empfehlungen von geschmacksverwandten Serienexperten. Damals hat man sich noch selbst durch das Programm gewühlt und ist hartnäckig an so mancher Perle hängengeblieben, die von den deutschen TV-Sendern ins Mitternachtprogramm verbannt wurden. Neben “Friends”, “Cheers” und “Becker” war eben auch die Serie dabei. Die eine Serie, die meinen Humor prägen sollte wie keine andere. Die eine Serie, die bei den meisten meiner Freunde auf Kopfschütteln stoßen sollte. Die eine Serie, die ich auch heute noch als kreativstes Ergebnis der amerikanischen Network-Landschaft bezeichnen würde. Die Serie überhaupt: “Seinfeld”.
Was macht die Serie so besonders? Im Mittelpunkt stehen vier New Yorker Freunde: Jerry Seinfeld, George Costanza, Elaine Benes und Cosmo Kramer. Dieses Quartett kämpft sich durch die Widrigkeiten des Lebens, durch Alltagssituationen, die man als Zuschauer immer irgendwie nachempfinden kann. Allerdings handeln diese vier Individuen generell anders/extremer/peinlicher/kreativer als man es selbst im echten Leben wagen würde. Aus dieser Kombination von alltäglichen Problemen und unvorstellbaren Lösungen lebt die Serie. Das alles mag sich nun reichlich unspektakulär anhören, doch ist “Seinfeld” so unglaublich gut geschrieben, dass jede einzelne Folge wie ein kleines Meisterwerk wirkt. Es gibt meist mindestens drei parallele Handlungsstränge, die äußerst geschickt verknüpft werden. In nahezu jeder Episode werden Situationen und Bezeichnungen geschaffen, die sich perfekt in den Alltag übernehmen lassen. Schade nur, dass man hierzulande meist auf taube Ohren stößt, wenn man eine Anspielung auf “Seinfeld” erwähnt.
Neben den kreativen Köpfen - allen voran Larry David - hinter der Show, wissen besonders die vier Hauptdarsteller zu überzeugen: Jerry Seinfeld mausert sich im Verlauf der neun Staffeln zu einem wahren Meister des pointierten Schauspiels. Jason Alexander entwickelt George zu viel mehr als einer reinen Larry David-Kopie und ist oft der komödiantische Höhepunkt. Julia Louis-Dreyfus schwankt in ihrer Darstellung der Elaine Benes von unglaublich peinlich - in absolut positivem Sinne! - bis unglaublich gewitzt. Michael Richards liefert mit seinem Portrait des Cosmo Kramer schließlich die Performance seines Lebens. Was er hier an körperlichem Einsatz liefert, geht wahrlich in die Geschichte des Slapstick ein.
Auch mit Nebendarstellern geizt die Serie nicht. So ist Wayne Knight als verhasster Nachbar Newman göttlich und bleibt besonders in der grandiosen “JFK”-Parodie in Erinnerung. Jerry Stiller spielt die Rolle des Frank Costanza wie eine überdrehte Vorstufe zu seinem Arthur Spooner aus der Erfolgssitcom “The King of Queens”. Ich könnte hier wahrlich noch seitenweise weiter schreiben. Erwähnen möchte ich jedoch die Auftritte von Lauren Graham und Scott Patterson (Lorelei und Luke aus den “Gilmore Girls”), die in “Seinfeld” einen ihrer ersten TV-Auftritte absolvierten.
Neben unzähligen popkulturprägenden Zitaten - angefangen vom Suppen-Nazi, über Yada Yada, den Nahkampfredner, die Schrumpfung, die durstig machenden Brezeln uvm. - bleibt für mich vor allem das grandiose Ende der Serie in Erinnerung. Ich meine damit nicht die allerletzte Episode, sondern das Ende von “The Clip Show”. So und nicht anders hat ein Serienende auszusehen!
Wie man vielleicht gemerkt hat, bin ich “Seinfeld” mit Haut und Haaren verfallen. Besonders die Kreativität bringt mich immer wieder zum Staunen. Wenn man sich das wunderbare Zusatzmaterial der DVDs ansieht, weiß man wie sehr Larry David und Co. zu kämpfen hatten, bis die Serie solch ein - zumindest in den USA - bombastischer Erfolg wurde. Auch zeigt dies, dass manche Serien eben Zeit brauchen - und nicht bereits nach drei Staffeln abgesetzt werden sollten. Für mich ist “Seinfeld” die beste TV-Show aller Zeiten und ich wage die Behauptung, dass kaum ein Comedy-Autor nicht von den grandiosen Einfällen der Serie beeinflusst wurde. Könnte ich es, würde ich mehr als 10/10 Punkte vergeben.
#480
Geschrieben 07. März 2008, 22:04
Bis heute folgten etliche Sichtungen. Anfangs noch auf Videotheken-VHS, inzwischen auf DVD - und immer noch kann mich der Film bestens unterhalten. Ich glaube es gibt nicht viele andere Werke, die so viele Genres beinhalten: Teenie-Romanze, Militärklamotte, astreine Sci-Fi-Action und bitterböse Satire. All das und noch viel mehr ist “Starship Troopers”. Am stärksten wiegen wohl die satirischen Elemente, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen. Umso unverständlicher, warum der Film bei uns auf dem Index steht. Es gibt wohl nicht viele Filme, die Krieg und Militarismus so kritisch gegenüberstehen. Schon sehr merkwürdig, meine Damen und Herren von der BPjS.
Neben den satirischen Spitzen funktioniert der Film auch perfekt als Sci-Fi-Abenteuer. Dank der starken Soap Opera-Anteile wird man sehr schnell in die Geschichte hineingesogen und mit den Figuren vertraut. Ein Klischee jagt hier das nächste - und ehe man sich versieht, erwischt einen der nächste satirische Hieb wieder völlig unvorbereitet. Ein ziemlich geniales Konzept, das Verhoeven hier noch konsequenter umsetzt, als im thematisch verwandten “RoboCop”.
Neben den rein inhaltlichen Werten liefert “Starship Troopers” auch so einiges für das Auge. Mir als VFX-Freak ist besonders die grandiose Kombination aus CGIs und practical effects aufgefallen. Wirklich famos. Ich möchte gar nicht überlegen, was hier alles an Planung nötig gewesen ist. Der Schnitt trägt sein übriges dazu bei, den Film in jeder Szene glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Eine besondere Erwähnung ist mir noch Neil Patrick Harris (Barney, “How I Met Your Mother”) wert, der hier in einer wirklich gänzlich anderen Rolle zu sehen ist. Für mich das Tüpfelchen auf dem i in einem nahezu perfekten Film. Unbedingt sehenswert: 10/10 Punkte.
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