Reality, what is it good for?
#61
Geschrieben 09. März 2005, 10:03
"Cocoon" lebte von seinen Charakteren und deren Geschichte. Umso erfreuter war ich natürlich den kompletten Cast in "Cocoon II" wiederzusehen, was bei Sequels leider nicht Standard ist - besonders in Anbetracht des Alters der Darsteller. Nunja, doch schon bald hat sich die Story als irgendwie nicht vorhanden herausgestellt. Die Rettungsaktion, die den Kern bilden sollte, war ein inszenatorischer Witz und ohne jegliche Dramaturgie. Auch den Szenen davor hat man das Fehlen jeglicher Inspiration angemerkt und wären da nicht die famosen Darsteller, wäre da nicht mehr viel zu retten gewesen. Der Tod von Joe - einem der Hauptcharaktere wohlgemerkt - wird so nebensächlich behandelt wie wenn in China ein Sack Reis umfällt. Warum um alles in der Welt ist nicht auch hinter der Kamera das gleiche Team geblieben, wie davor?
Es ist ja nicht alles schlecht. Manche Szenen haben trotzdem Atmosphäre, was ich aber allein den Darstellern zuschreibe. Ein Lichtblick war für mich - als alten "Friends"-Fan - natürlich auch die junge Cortney Cox. Und am Schluss taucht tatsächlich sogar noch der Alien-Boss auf. Aber der Rest ist leider verschenkt. Besonders die Geschichte. Traurig aber wahr.
Sehr seltsam fand ich auch, dass im Abspann beide Filme nochmal zusammengefasst werden, als wollte der neue Regisseur sagen: "Doch die Filme gehören wirklich zusammen!"
Welche Wertung vergebe ich nun? Hatte mir so gewünscht, dass der Film in der gleichen Liga spielt wie Teil 1. Aber ich bin wirklich sehr enttäuscht, gebe aber aufgrund der famosen Darsteller und Cortney Cox noch großzügige 6/10 Punkte.
#62
Geschrieben 10. März 2005, 22:24
"Being John Malkovich" hatte ich damals im Kino gesehen und war nicht auf diese geballte Ladung Skurilität gefasst gewesen. Trotzdem hat mir der Film gefallen, wenngleich ich auch nicht so ganz verstanden habe, warum. Nun also Kaufmans zweite Arbeit mit Spike Jonze. Genial fand ich schonmal den Einstieg am "Being John Malkovich"-Set und die Vermischung von Realität mit Film. Am Ende weiß man als Zuschauer wirklich nicht mehr, was echt ist und was nicht. Nach der Widmung am Schluss der End-Credits, war ich doch sichtlich betrübt über den Tod von Donald Kaufman und sichtlich mitgenommen. Doch Moment! Warum habe ich noch nie was von einem Bruder gehört? Ein kurzer Blick in die IMDB hat Aufklärung geschafft. Kaufman hat den Spass konsequent durchgezogen. Nur was ist mit dem Buch? Und der Autorin? Kann man doch tatsächlich bei Amazon bestellen! Also doch eine wahre Geschichte?
Ich denke schon. Kaufmans Innenleben lässt sich in dem Film sehr gut nachvollziehen, es ist fast so als sähe man "Being Charlie Kaufman". Donald ist einfach sein zweites Ich, das nach Hollywood-Regeln spielt und damit Erfolg hat. Charlie wehrt sich dagegen, doch am Schluss muss er doch sein Hollywood-Ich bzw. seinen Bruder zum Zuge kommen lassen um ihm zu helfen. Und siehe da: Plötzlich wird aus dem komischen Drama der inneren Konflikte eines Autors doch tatsächlich ein Hollywood-Film mit Sex, Drogen und Gewalt! Und ich wäre auch fast noch drauf reingefallen! Hab mir doch tatsächlich im ersten Moment gedacht, dass das ja jetzt nicht mehr hätte sein müssen. Charlie, du bist ein Hund
Und das erinnert mich nun alles irgendwie sehr an meine Interpretation von "Barton Fink". Autor in Sinneskrise, am Schluss passiert etwas Hollywood-mäßiges. Hier der Serienkiller, dort die Action. Klar kann man eigentlich nicht vergleichen die Geschichten, zumal es hier um eine Adaption geht, aber ich denke die Grundaussagen könnten ähnlich sein. Just my 2 cents
Neben der famosen, intelligenten und wunderbar erzählten Geschichte, sticht Jonzes Inszenierung ins Auge, die zwar hip ist, aber dennoch nur der Geschichte dient. Die Schauspieler sind alle sehr spielfreudig und klasse besetzt. Allen voran natürlich Nicolas Cage in der Doppelrolle.
So, mehr hab ich dieses Mal nicht zu sagen, nur dass ich mir jetzt auf jeden Fall noch "Being John Malkovich" und "Vergiss mein nicht" holen werde.
9/10 Punkte
#63
Geschrieben 12. März 2005, 13:50
Die letzte Sichtung liegt bestimmt 10 Jahre zurück und demnach gab es gestern zum ersten Mal die 20th Anniversary Edition.
Es ist echt lustig zu sehen, an was ich mich noch erinnern kann und an was nicht. Der komplette Anfang im Wald kam mir vor, als hätte ich ihn noch nie gesehen. Die persönlichen Szenen mit E.T. und Elliot kamen mir allerdings noch sehr bekannt vor. Genauso wie die Sterbeszene und das Ende. Ich weiß auch noch ganz genau, wieviel Angst ich als Kind bei der Szene vor dem Schuppen hatte und wie ich geweint habe, als E.T. gestorben ist. Gestern konnte mich der Film emotional nicht mehr so mitreißen - vermutlich auch, weil ich ja den Ausgang kenne und ich den gestern zum ersten Mal mit erwachsenen Augen gesehen habe. Trotzdem hat E.T. seine Magie behalten und wirkt auch heute noch genauso magisch wie damals - nur fällt es mir irgendwie schwerer mich darauf einzulassen. Wahrscheinlich auch, weil ich dieses Mal damit beschäftigt war die neuen Szenen zu finden.
Ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich habe E.T. in seiner Ursprungsfassung geliebt und würde das bestimmt auch heute noch tun. Sicher ist es auch nett, neue Szenen zu sehen. So fand ich die Badezimmerszene genauso passend, wie die Halloweenszene. Die angepasste Mimik wirkt auch natürlicher und die fehlenden Waffen wären für mich auch kein Drama (auch wenn der Aufschrei der Mutter, dass sie nicht auf die Kinder schießen sollen nun sehr unpassend wirkt) - doch man weiß ja dass da Änderungen vorgenommen worden sind und dehalb empfinde ich sie als störend. Das kann aber auch bei der nächsten Sichtung vergehen, man wird sehen. Einerseits verstehe ich Spielberg ja, dass er heute das verwirklichen kann, was er damals wollte, andererseits sehe ich immer Gefahr in veränderten Filmen. Genauso bei "Star Wars" - auch wenn ich mich da inzwischen schon an die Special Editions gewöhnt habe. Trotzdem ist die digitale Technik mit Vorsicht zu genießen.
Ansonsten sind mir dieses Mal die vielen "Star Wars"-Anspielungen aufgefallen. Hab zum ersten Mal die Verbindung zwischen E.T. und Elliot kapiert und hab bei den Regierungstruppen jedesmal darauf gewartet, dass Truffaut ins Bild kommt.
Alles in allem immer noch eines der schönsten Hollywood-Märchen, dass sich seinen Platz in der Filmgeschichte verdient hat. Aufgrund meiner Unsicherheit bezüglich der Änderungen gibt es jetzt nur 8/10 Punkte.
#64
Geschrieben 13. März 2005, 11:29
Gleich vorweg: Der Film war das grusligste, was ich seit langer Zeit gesehen habe! Natürlich muss man sich darauf einlassen und die Regeln, die er aufstellt respektieren, was anfangs gar nicht so leicht fällt. Da lässt die Familie die eigene Tochter im dunklen Wald zurück und nichtmal der Freund bleibt bei ihr! An dieser Stelle hab ich mir gedacht: "Wie voraussehbar denn noch!?" Doch nichts dergleichen. Die Tochter kommt ohne Schockmomente wieder beim Auto an und stattdessen erwischt es ihren Freund. Ich war also versöhnt und habe gelernt mich an dem schwarzen Humor des Films zu erfreuen, wobei uns das Lachen recht häufig im Hals stecken geblieben ist.
Der Film ist wahrlich makaber und baut nach und nach eine so alptraumhafte Atmosphäre auf, dass es eine Freude ist! Die knappen 80 Minuten vergehen wie im Flug, auch wenn die lange Autofahrt sehr realistisch rübergebracht wird. Schocksequenzen gibt es auch - und wenn sie kommen, dann heftig. Doch lebt der Film von seiner Atmosphäre und seinen Aufnahmen. Alles dunkel, nur die Scheinwerfer des Autos und die Frau in weiß durchbrechen die Nacht.
Schön ist auch das Rästelraten, was denn nun wirklich passiert. Dass da noch ein Twist kommt, war uns allen schon relativ bald klar, doch welcher nur? Häufig leitet der Film auch in die Irre, z.B. wenn der Freund zum Bruder sagt: "Nochmal sowas und du bist raus aus dem Spiel!" oder wenn zwei Mal Aliens erwähnt werden. Doch spätestens, als die Mutter die Menschen im Wald sah, war mir alles klar. Die Spannung blieb trotzdem aufrecht, da die Inszenierung einfach super und ich mir ja doch nicht 100%ig sicher war
Letztendlich weiß ich nicht, ob ich das Ende enttäuschend finden soll. Es wirkt vielleicht freundlich, aber letztendlich waren die Erlebnisse doch zutiefst pessimistisch, wenn man bedenkt wer seinen Frieden gefunden haben sollte. Nett fand ich noch die Erklärungen, warum manche Sachen so waren, wie sie waren (Leichenwagen etc.), doch was das im Abspann sollte? Wahrscheinlich nur ein weiterer böser Spass der Regisseure... oder doch nicht?
Zu den Schauspieler: Für einen Genre-Film ganz groß! Teils schön überdreht, teils toternst. Der Musikeinsatz war auch immer passend und hat die Atmosphäre perfekt unterstützt! Würde gerne mehr Filme dieser Machart sehen. Frisch und originell - und böse.
Dass die Heimfahrt kein Spass war, muss ich nicht noch extra erwähnen, oder?
Insgesamt gibt es gruselige 8/10 Punkte
#65
Geschrieben 13. März 2005, 13:58
Nun also die Neuverfilmung, die schon auf dem Cover einen weiteren Hannibal-Teil suggeriert. Das ist der Film auch irgendwie. Hannibal wird ziemlich ins Zentrum gerückt, was einerseits ja nett anzuschauen ist, andererseits aber den anderen Figuren auch nötigen Platz wegnimmt. So hat Dolarhyde bei mir dieses Mal nicht wirklich Eindruck hinterlassen - auch wenn Fiennes Spiel wirklich große klasse ist! Nur wurde dem Charakter eben zu wenig Platz eingeräumt. Edward Norton spielt routiniert, aber hebt sich eben nicht besonders ab und Hannibal selbst kommt nicht mehr dem diablischen Genie nahe, das er noch im "Schweigen der Lämmer" verkörpert hat. Das liegt wiederum nicht an Hopkins Spiel, sondern einfach daran, dass die Rolle aufgeblasen wirkt. Es wäre der Zahnfee-Fall, doch leider bleibt hiervon nicht mehr viel übrig. All die Spannung und die pschologischen Hintergünde des Buches wurden leider viel zu sehr vernachlässigt - und das nur um Hannibal ins Rampenlicht zu rücken. Schade.
Klingt jetzt alles sehr negativ. Vielleicht war ich nur einfach enttäuscht. Der Film wartet immer noch mit klasse Schauspielern auf und ist auch in keiner Minute langweilig. Der Regisseur kopiert den "Scheigen der Lämmer"-Stil vorzüglich, was aber auch gleichzeitig sein Verhängnis wird. Zu kalkuliert scheint das Ergebnis, zu wenig originell die Ausführung. Ich hatte zwar schon immer das Buchfeeling bei den Hausbegehungen oder den Videos, auch in den leider viel zu kurzen Sequenzen in Dolarhydes Haus - doch leider hat man sich meiner Meinung nach mit dem Kalkül vertan, einen neuen Hannibal-Film schaffen zu wollen.
Insgesamt ein nett anzuschauender Serienkiller-Film, der auch spannend ist, jedoch aber viel zu wenig Neues bringt: 7/10 Punkte
#66
Geschrieben 14. März 2005, 09:59
Den Film umschließt eine Klammer, die zeigt wie Carlito erschossen wird. Anfangs ist noch nicht klar, ob er sterben wird und während die Sanitäter ihn wegtragen, erinnert er sich an sein Leben, nachdem er aus dem Knast entlassen wurde. Von diesem Zeitpunkt an will er seinen Gangsterjob an den Nagel hängen und sich in eine Autovermietung einkaufen, womit er sich zur Ruhe setzen könnte. Diese Grundsituation macht mir "Carlito's Way" um einiges zugänglicher als "Scarface", denn hier kann ich mich mit Carlito Brigante identifizieren, was mir bei Tony Montana mit fortschreitendem Filmverlauf immer schwerer gefallen ist. Carlito wird als Mann portraitiert, zu dem man aufsehen kann. Er hat Prinzipien und bleibt diesen treu. Doch die Welt hat sich verändert, während er von der Straße weg war. Eine neue Gangstergeneration ist am Zug und diese hält nicht mehr viel vom Ehrenkodex der alten Garde. Dies wird auch schließlich zu seinem Verhängnis werden.
De Palma hat "Carlito's Way" stilsicher und interessant inszeniert. Besonders die finale Verfolgungsjagd in der U-Bahn treibt einem wirklich den Schweiß ins Gesicht. Wahnsinn! Ebenso famos ist die Schlusssequenz geraten: Als Brigante zu dem Poster schaut, die tiefe Traurigkeit in den Augen. Er erkennt, dass er sterben wird und das Bild beginnt zu leben. Wirklich schön, das ist Kinomagie und wer da nicht eine Träne wegdrückt, der muss wirklich ein Herz aus Stein haben. So kurz vor dem Ziel und doch gescheitert - auch wenn man dieses Ende (nicht nur aufgrund der Anfangsseqzenz) als Zuschauer durchaus erahnen kann.
Die Darsteller sind durch die Bank weg gut gecastet und spielen auch so. Pacino bringt einen ruhigen Carlito Brigante, dem man aber in jeder Phase ansieht, wie er in jungen Jahren gewesen sein muss. Sean Penn ist kaum wiederzuerkennen und spielt ein echtes Ekel - und das glaubwürdig. Erstaunt war ich Viggo "Aragorn" Mortensen zu sehen. Einmal so ganz anders. Nicht schlecht. Und auch der restliche Kleingangstercast hat Authentizität vermittelt.
Achja, nochwas zur Inszenierung: Es wird ja immer gesagt, dass Voice Over unfilmisch wären und echte Profis das nicht brauchen etc., aber hier passt es einfach perfekt. Genauso wie in "GoodFellas" und vielen anderen Filmen. Man sollte sich also vor solchen Pauschalaussagen hüten!
"Carlito's Way" ist ein faszinierender Gangsterfilm mit viel Gefühl, der von Anfang an ein Gefühl der Ausweglosigkeit ausstrahlt und dennoch unglaublich viel Sympathie für den Hauptcharakter erweckt: 8/10 Punkte
#67
Geschrieben 15. März 2005, 12:03
Einfach der pure Wahnsinn, was da abgeht! Ich hätte ja zu gern das Gesicht des Produzenten gesehen, als er das Treatment bekommen hat. Oder das Gesicht von John Malkovich. Oder von jedem anderen, der das erste Mal die Handlung vernimmt. Man muss bedenken, dass dieser Film der erste Feature-Film war, den Jonze und auch Kaufman gemacht haben. Ich kann mir immer noch nicht so ganz vorstellen, wie das Projekt zustande gekommen ist. Man muss sich nur mal die Liste von Cameos anschauen, die teils nur ein paar Frames dauern: Brad Pitt, Sean Penn, Winona Ryder und - welche ich nicht entdeckt habe - laut IMDB noch David Fincher, Dustin Hoffman, Gary Sinise uvm. Irgendjemand muss da sehr viele Freunde haben - und das ist auch gut so
Nun zum Film. Tja, was soll man da schon sagen? Eine Pforte in John Malkovichs Gehirn. Eine Dreiecksgeschichte. Marionetten. Menschen, die solche Pforten benutzen um unsterblich zu werden - und das wird alles so präsentiert, als wäre es das natürlichste auf der Welt! Und der Zuschauer glaubt es. Da merkt man erstmal wie gut das Drehbuch und seine Umsetzung wirklich sind. Ich befürchte auch fast, dass da so viel mehr dahintersteckt, das sich mir einfach nicht erschließen will. Der Film handelt ganz offensichtlich von Manipulation (Marionetten) und von Abhängigkeit. Dann ist da noch irgendwas von Verdängung (geniale Unterbewusstseinssequenz). Tja und dann? Weiß irgendwie nicht so recht weiter. Muss man vielleicht auch nicht, da der Film auch so Spaß macht und eine Bedeutung hat. Aber falls jemand etwas weiß, möchte ich noch einmal auf meinen sehr verweisten Kommentarthread aufmerksam machen.
Einen Kritikpunkt, wenn man so will, habe ich vielleicht doch noch bei der Geschichte, aber vermutlich versteh ich es nur nicht. Durch diese Container-Erklärung wird viel von der absurden Situation genommen. Obwohl das Ende mit der Tochter dadurch auch wieder genial wird.
Die Inszenierung ist echt klasse! Besonders die Szenen im Unterbewusstsein haben sehr viel Spaß gemacht. Auch die Malkovich-Szene. Die Puppenspiele waren auch grandios. Hätte da gern ein Making Of oder sowas gehabt. Die Schauspieler sind sehr spielfreudig und selbstironisch, allen voran selbstverständlich John Malkovich. Cameron Diaz ist kaum zu erkennen und auch John Cusack spielt sehr intensiv. Achja, Charlie Sheen darf man hier natürlich auch nicht vergessen, hab mich am Ende weggeschmissen!
Alles in Allem ein sehr sehenswerter Film, der allerdings noch nicht ganz so ausgefeilt war wie "Adaption." und den Zuschauer auch eher offensichtlich verwirrt. Bei "Adaption." war das ganze hintergründiger. Wenn jetzt nur endlich mal "Vergiss mein nicht" günstiger werden würde!
Kaufman und Jonze sind echt ein Dreamteam und haben hiermit ein starkes Debut hingelegt: 8/10 Punkte
#68
Geschrieben 16. März 2005, 10:21
Auf jeden Fall kann ich mir schon vorstellen, wie sich die Idee zu dem ganzen entwickelt hat. Nach seinen "Spy Kids"-Filmen hat sich Robert Rodriguez gedacht, dass er mal wieder gerne etwas ausprobieren möchte und einen weiteren "Desperado"-Film wollte er eh noch drehen. Also schnappt er sich ein paar HD-Kameras, ruft ein paar alte Bekannte an, nimmt noch ein paar Stars mit, damit sich der Film gut verkauft und fertig ist seine Spielwiese. Genauso kam es mir zumindest bei diesem Film vor. Er wollte einfach ausprobieren, wie man heute - trotz großer Schauwerte - noch günstig drehen kann. Und damit ist er ganz in Tradition der Vorgänger geblieben, nur dass er bei der Story wohl gedacht hat: "Noch ein Remake können wir den Zuschauern nicht verkaufen." - Deshalb wohl die komplexere Handlung, obwohl sich die Grundmotive auch wiederholen (z.B. Frau ermordet, Rache, verrückter Gangsterboss). Ebenso wie die Schauspieler
Nun zum Film selber: Also in der ersten Stunde war ich höchst begeistert! Das ganze war wie eine abgefahrene Komödie und in ihrer Übertreibung einfach köstlich. Schon allein die obligatorische Legende um El Mariachi. Oder die Dialoge: "Welcher Mariachi?" - "El Mariachi!" - Ganz groß war auch Johnny Depp mit seinen 3 Armen. Zu köstlich! Die Actionsequenzen waren in der ersten Stunde einfach nur überdreht und wirklich wahnsinnig lustig. Der perfekte Partyfilm. Sicher erreicht das ganze nicht die Klasse von "Desperado", aber trotzdem hatte das ganze ein unglaubliches Unterhaltungspotential.
Doch dann kam die letzte halbe Stunde. Plötzlich wurde alles irgendwie ernster und die Sache mit Johnny Depps Augen fand ich etwas unpassend. Auch wenn die darauf folgenden Szenen mit dem Kind und das anschließende blinde Rumballern schon wieder etwas hatten. Trotzem aber irgendwie unpassend. Naja und dann die große Actionsequenz am Schluss in der Enrique und Co. alles kleingeballert haben. Hmm irgendwie hat mir der Humor der ersten Stunde gefehlt und auch von der Inszenierung mussten anscheinend Abstriche gemacht werden. Dann gab es nichtmal einen richtigen Showdown und alles war nur noch irgendwie uninteressant. Wenn es andersrum gewesen wäre: Anfang mau und Ende wow, wäre es schon besser gewesen, aber so? Hmm, nicht so toll.
Nun noch ein paar sonstige Sachen: Schaupspieler fand ich größtenteils souverän, ihre Rollen waren aber schon klasse. Mickey Rourke und Willem Dafoe waren perfekt besetzt. Schön war es natürlich auch Cheech Marin und Danny Trejo wieder mit von der Partie zu sehen. Die weiblichen Parts waren mit Salmy Hayek und Eva Mendez gut besetzt, wenngleich auch nur die erste einen Eindruck hinterlassen hat und es ist schade, dass sie schon so früh den Löffel abgeben musste. Antonio Banderas spielt okay, aber nicht irgendwie besonders und warum man Enrique als seinen Partner gewählt hat, kann ich mir immer noch nicht erklären - vermutlich um den Film besser verkaufen zu können. Der Hit war ganz klar Johnny Depp. Er holt irgendwie aus jedem Charakter was raus und es ist einfach eine Freude seinem Spiel zu folgen. Fast so gut wie Captain Sparrow
Zur Umsetzung: Also man merkt schon manchmal, dass der Film digital aufgezeichnet wurde. Aber nicht häufig. Weiß auch nicht woran das liegt. Vielleicht Beleuchtung? Ansonsten kommt in manchen Kamerafahrten sogar noch "El Mariachi"-Feeling auf und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Sachen extra cheesy gemacht worden sind. Der Flick sieht manchmal wirklich chopped aus und ich denke Robert Rodriguez war sich des Looks bewusst.
Alles in allem ansehbar, in der ersten Stunde sogar richtig stark. Johnny Depp reißt da zwar noch viel raus, aber mehr als 6/10 Punkte springen aufgrund der schwachen letzten halben Stunde leider nicht mehr raus.
#69
Geschrieben 19. März 2005, 14:56
Das Setting ist ziemlich düster, was mir ja ansich ganz gut gefällt. Aber irgendwie war mir das alles schon wieder zu gothic. Auch vom ganzen Grundthema her gesehen. Am Anfang bietet Eric Draven keinerlei Identifikationspotential. Da tut es gut, das Mädchen und den Cop als Polarisation zu haben, die jedoch wieder die Härte und Kompromisslosigkeit herausnehmen. Irgendwie kommt es mir hier so vor, als hätte man da nicht den richtigen Weg gefunden.
Die Story selbst ist ziemlich simpel gestrickt und neigt nicht zu großmächtigen Erklärungen, was am Anfang etwas fehlt, im weiteren Verlauf aber gar nicht mehr so sehr stört. Hat man sich an die Grundsituation gewöhnt, macht es Spaß der Krähe bei ihrer Rachetour zuzusehen. Die bösen Jungs sind dabei alle comichaft überzeichnet und somit klar definiert. Man kann Dravens Schmerz aufgrund der Flashbacks auch gut nachvollziehen, auch wenn deren Inszenierung manchmal etwas nervt. Naja und die Guten sind halt gut und Draven dreht auch noch die böse Mutter schnell um. Aber was soll's irgendwo muss ja Hollywood sein.
Zur Technik: Man kann die Miniaturen bei den nächtlichen Krähenflügen oder Kamerafahrten über Kirchen ganz klar als solche identifizieren, was mir am Anfang etwas den Spaß verdorben hat. Allerdings passt auch die Atmosphäre an den Sets zu dieser Unwirklichkeit - alles wirkt ein bißchen unecht. Ansonsten gibt's ein paar schöne Einstellungen und die Krähe wird ziemlich cool dargestellt. Der finale Shootout mit den Gangstern erinnert in seiner Inszenierung teils stark an "Matrix", "Blade" oder Konsorten - und wenn man bedenkt, dass Proyas auch "Dark City" inszeniert hat, der von vielen als eines der "Matrix"-Vorbilder angesehen wird, sieht man schon hier die Richtung, in die sich der düstere Actionfilm Ende der 90er Jahre entwickeln wird.
Sonstiges: Der Film wird natürlich vom Tod Brandon Lees überschattet und irgendwie hatte ich beim Sehen auch ein bedrückendes Gefühl. Nicht nur aufgrund des Todes, sondern weil ich auch immer gedacht habe, dass der Film vielleicht anders geworden wäre, wenn Lee für alle Szenen zur Verfügung gestanden hätte. Ansonsten hab ich noch das Portrait des "The Crow"-Schöpfers gesehen und muss sagen, dass der schon ziemlich verrückt ist. Er hatte ja ein anscheinend bedrückendes Leben und wenn er wirklich alles in die Comics kanalisiert hat, dann möchte ich nicht wissen, wie es in ihm aussieht.
Die Bewertung fällt mir mal wieder etwas schwer, gebe aber aufgrund der guten alten Zeiten doch mal großzügige 7/10 Punkte.
#70
Geschrieben 20. März 2005, 11:28
Doch weit gefehlt! Nicht, dass die Story jetzt überaus originell wäre oder ganz neue Dinge auf den Zuschauer zukommen. Aber die Story-Elemente sind einfach viel stärker vertreten und viel besser ausgeführt, als ich das für möglich gehalten hätte. Bin da wirklich sehr positiv überrascht. Dazu kommt noch, dass ich für das Fantasy-Genre einfach viel übrig habe - und dann noch Vampire und Werwölfe! Was will man mehr?
Kate Beckinsales Selene ist ein starker Charakter, der zwar äußerst cool daher kommt, aber doch eine gewisse Verletzlichkeit besitzt. Ich hätte der lieben Kate nach "Pearl Harbour" nie eine solche Rolle zugetraut. Macht wirklich Spaß ihr zuzusehen, wenn sie die Werwölfe zerlegt. Ihr Körpersprache strahlt Eleganz und Zielstrebigkeit aus und die Kämpfe sind wirklich erstklassig choreographiert. Besonders der Abstieg ins untere Stockwerk hat es mir angetan. Klasse Idee - sehr schick inszeniert.
Ansonsten hat mir noch die Atmosphäre gefallen. Alles schön düster, aber nicht zu übertrieben auf der Gothic-Schiene reitend. Manche Sets waren wirklich atemberaubend und haben der Welt absolute Glaubwürdigkeit verliehen. Das ist überhaupt so ein Punkt: Die Welt, die da zurechtgesponnen wurde ist glaubwürdig. Man sieht die Geschichte im Hintergrund und kann sich gut vorstellen, was da die letzten 1400 Jahre abgegangen ist. Auch wenn ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster lehne: Ich hatte teils den Eindruck einem Epos beizuwohnen. Dazu trägt bestimmt auch das völlige Fehlen von komischen Elementen bei, was ich durchaus erfrischend finde. Kein comic relief, kein dumm quasselnder Sidekick. Der Film nimmt sich ernst und kommt damit erstaunlich gut weg. Respekt.
Was mir negativ aufgefallen ist: Die Auflösung der Geschichte ist mir anfangs zu simpel vorgekommen. Ein zu kleiner Anlass um einen solchen Krieg zu entfachen. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto weniger stört mich das, da es ja nicht nur um die Liebesgeschichte zwischen Lucien und Viktors Tochter ging, sondern auch um das Befreien aus der Sklaverei. Also eigentlich doch kein negativer Punkt
Da fällt mir auch noch ein, dass ich es schön fand, dass Gut und Böse nicht klar abgegrenzt waren. Alles bewegt sich etwas in einer Grauzone. A propos Grauzone: Doch was Negatives, denn bei den Kämpfen fällt es teils doch sehr schwer den Überblick zu behalten und zwischen Vampir und Werwolf zu unterscheiden, denn alle sind in schwarz gekleidet und bewegen sich vor grauschwarzen Hintergründen. Überhaupt zieht sich das Ende etwas und der Showdown lässt mich mit einem zwiespältigen Gefühl zurück. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht der erwartete Knüller. Nach dem starken Film hätte ich einfach noch eine Steigerung erwartet.
Was mir ansonsten noch aufgefallen ist: Die Welt der Menschen wird nahezu komplett außen vorgelassen. Einerseits habe ich das in einem Vampirfilm etwas vermisst, andererseits gab es so auch keine Ablenkungen von der Story. Die Effekte waren größtenteils klasse und passend. Nur die practical Werwolf-FX waren teils etwas steif, was durch den guten Schnitt allerdings kaum aufgefallen ist.
Bin insgesamt wirklich begeistert, besonders von der Welt die da erschaffen wurde. Hab auch schon von Pre- und Sequel gelesen und freue mich wirklich sehr darauf! Bis dahin werde ich den Film - wenn es die Zeit erlaubt - bestimmt noch ein paar Mal sehen. Vorerst gibt es von mir (durchaus steigerungsfähige) 8/10 Punkte.
#71
Geschrieben 22. März 2005, 23:30
Nun, jetzt nach der Sichtung muss ich leider zugeben, dass ich nicht viel schlauer bin. Die Grundaussage des Films ist irgendwie klar: Zukunftsstaat, in der die Menschen mit Drogen ruhig gehalten werden und in dem eigenes Denken verboten ist. Schön zu sehen ist das in den Fabrikszenen, in denen THX 1138 wirklich jede Bewegung vorgekaut wird.
Die sich entwickelnde Liebesgeschichte ist zwar nett anzusehen und für THX ja auch irgendwie der Auslöser für seinen Ausbruch, aber irgendwie hätte ich mir da mehr gewünscht am Ende. Teilweise kam mir der Film sowieso recht episodenhaft vor, als hätte man viele kleine Ideen für diese Welt, aber keine wirklich durchgehende Story. Genauso brüchig scheinen mir jetzt auch meine Gedanken zu dem Film.
Toll fand ich die Idee mit der Budgetierung der Verbrechensbekämpfung. Geld alle: Passt! Gehn wir halt heim. Nur hätte das noch etwas drastischer sein können. Grandios war natürlich die Szene im Gefängnis. Zwar irgendwie langweilig, aber durch die minimalistische Inszenierung sehr atmosphärisch und eindrucksvoll. Nur die Aussage? An mir leider vorbeigezogen.
Stilistisch ist der Film auf jeden Fall ganz große klasse! Lucas beweist ein geschultes Auge und Sinn für atmosphärische Inszenierung. Auch heute noch wirkt der Film erstaunlich modern und auch die eingefügten Szenen passen perfekt zum Rest. Nur die Affen kamen mir etwas seltsam vor am Ende... aber vielleicht liegt das einfach nur daran, dass es Affen waren
Schauspieler und Musik sind auch Top, nur die Story blick ich immer noch nicht so ganz. Muss man vielleicht aber auch nicht. Bin jetzt auf jeden Fall schon einmal gespannt auf den original Kurzfilm.
Insgesamt ein höchst interessanter, aber anstrengender Sci-Fi-Klassiker, der zu unrecht so unbekannt ist. Mit einer Wertung tu ich mir jetzt ein bißchen schwer. Gebe aber mal nach Gefühl "nur" 7/10 Punkte, da mir der Unterhaltungswert etwas kurz kam.
#72
Geschrieben 24. März 2005, 13:50
Nun wären wir wieder bei der Erwartungshaltung: Erwartet hab ich sicher keinen zweiten "Braindead" oder einen ernsten Horror-Film. Hab auch nicht den Überknüller oder ein Meisterwerk erwartet, sondern eine sympathische Horror-Komödie, die einfach Spaß macht. - Und genau das habe ich auch bekommen. Echt seltsam, aber meine Vorstellungen, die ich von dem Film hatte, wurden ziemlich genau getroffen. Nicht positiv überrascht und auch nicht negativ. Es gibt solche Filme und ich fand es an der Zeit diesen Sachverhalt mal zu erwähnen.
Eigentlich wollte ich mit der Sichtung bis zum nächsten DVD-Abend warten, aber da dieser aufgrund zeitlicher Einschränkungen wohl noch in sehr weiter Ferne liegt, hab ich es dann doch nicht mehr ausgehalten. Aber ich kann gleich sagen, dass der Film in einer größeren Runde wohl noch mehr Spaß gemacht hätte.
Also zum Film: Im Gegensatz zu wohl viele Meinungen fand ich die erste Stunde besser als die Splattergranate am Schluss. Sehr symphatische Charaktere - besonders da Harley mich an einen Freund erinnert hat, mit dem ich seit ein paar Jahren keinen Kontakt mehr habe - schönes Setting und tierisch spaßige Dialoge. Dazu mal wieder das altbekannte "Duell"-Thema, das ich allerdings in dieser Comedy-Horror-Kombination noch nicht gesehen habe. Die Atmosphäre des Films bleibt dabei irgendwie immer lustig und der Horror-Aspekt bleibt eher im Hintergrund, was auch okay ist, denn was anderes habe ich - wie gesagt - nicht erwartet. Besonders klasse fand ich die Szene: "Ihr seid die nächsten! IHR SEID DIE NÄCHSTEN! ... Steht zumindest da."
Nun zur Kritik: Also den Twist hätte ich eigentlich schon früher kommen sehen müssen. Hab aber die sexy Anhalterin enfach auf die übersteigerte Realität des Films geschoben. Was dann folgt mit dem Satanismus etc. fand ich irgendwie unpassend. Zwar auch sehr cheesy und lustig präsentiert, aber vielleicht doch nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Widerspruch? Nein, denn auch im folgenden Splatterteil bleibt der Film seinem Humor treu und weiß zu unterhalten.
Sonstiges: Creature- und Gore-FX waren nett anzusehen, zwar etwas cheesy (will das Wort Trash vermeiden, da hier doch zu professionell gearbeitet wurde) aber immer zum Look des Films passend, der durch den Farbfiltereinsatz und schöne Einstellungen übrigens richtig Spaß macht. Das Design des Trucks ist auch klasse, aber halt nichts Neues, war einfach schon zu oft da: "Duell", "Jeepers Creepers" etc.
Insgesamt einfach ein Spaßfilm, aber eben auch nicht mehr. Ich hoffe er hält einer zweiten Sichtung stand. Man wird sehen... 6/10 Punkte
#73
Geschrieben 25. März 2005, 12:09
Bei Fortsetzungen ist das ja immer so eine Sache, besonders wenn der Regisseur wechselt und es sich um Mainstream-Ware handelt. Doch hier hab ich wirklich keinen Qualitätsverlust bemerkt! Da man die Charaktere schon kennt, fällt die Einführung kürzer aus und es geht schneller zur Sache als bei Teil 1. Lucy Liu ist leider nicht mehr dabei, dafür weiß die Schwester von Shanghai Kid zu gefallen - ganz besonders gefällt sie natürlich Roy.
Was bei diesem Film wieder voll und ganz überzeugt, ist das Zusammenspiel von Jackie Chan und Owen Wilson. Einfach wirklich perfekt! Der Film lässt auch merklich nach, wenn beide getrennt sind, was glücklicherweise nicht oft vorkommt. Es ist wirklich eine Freude den beiden zuzusehen und sollten sie ein drittes Mal losziehen, dann wäre ich mit Sicherheit auch wieder dabei.
Der restliche Cast ist auch gut gewählt, wenngleich das Hauptaugenmerk doch auf den beiden Hauptdarstellern liegt. Die Witze fand ich teils äußerst amüsant, besonders die Anspielungen auf historische Figuren. Jackie Chans Kampfkunst wird dieses Mal wirklich zur Spitze getrieben und er kann alles zeigen, was er kann. Auch die Inszenierung geht schön auf die lockere Atmosphäre ein und wenn Jackie Chan zu "I'm singing in the rain" dutzende von Gegnern niedertanzt, dann hat das einfach was
Mehr gibt es nicht zu sagen. Storymäßig ist alles wieder auf äußerst flachem Niveau, aber der Film lebt auch von Spielfreude und den vielen kleinen Gags. Nun natürlich die Frage, ob der Film besser als sein Vorgänger ist. Subjektiv würde ich sagen ja, doch objektiv gibt es einfach nur wenige Innovationen, worüber ich eigentlich auch ganz froh bin.
Die Bewertung ist nun wieder schwierig. Ich werde den Film aber vorerst wie Teil 1 einstufen. Sollte er beim nächsten Mal genauso zünden ist eine Steigerung durchaus im Bereich des Möglichen: 7/10 Punkte
#74
Geschrieben 26. März 2005, 13:47
Nun aber zu "Matrix": Der Film hat damals eingeschlagen wie eine Bombe! Auch in meinem Freundeskreis. Sowas hatten wir noch nicht gesehen. Zumindest nicht in dieser Kombination: Eine relativ düstere Sci-Fi-Geschichte, unglaubliche Action und ganz neue Effekte. In Einzelteilen war das alles bereits da: "Dark City", diverse Actioner etc. Aber noch nie in dieser geballten Ladung. Dazu die geschickte Werbekampagne: "What is the Matrix?" und fertig war das, was wir alle sehen wollten. Da wir auch schon immer an Computern und künstlichen Welten interessiert waren, fielen wir wohl auch genau in die Zielgruppe. Ja so war das 1999.
Auch heute noch ist der Film äußerst unterhaltend und man merkt ihm sein Alter von nun 6 Jahren fast nicht an. Nur die Effekte zeigen Abnutzerscheinungen, hat man sie inzwischen doch schon dutzendfach gesehen. Die Story gefällt mir nach wie vor sehr gut! Von allen Scheinwelten ist diese hier am besten ausgearbeitet. Der Moment in dem Neo in der Realität erwacht ist nach wie vor ganz großes Kino. Das Design dieser Umgebung ist beängstigend und doch faszinierend zugleich. Die Menschen wirken hier auch tatsächlich menschlicher und natürlicher als in der Matrix. Dort sind sie zu cool um wahr zu sein - und deshalb gibt es auch Abzüge. Irgendwie erscheint mir das alles zu gewollt, zu cool. Es ist schon fast nicht mehr glaubhaft. Zwar ganz nett anzusehen, aber ich denke weniger wäre da mehr gewesen.
Die Story selbst ist wie gesagt klasse, nur diese ganze Esoterik-Schickals-Sache. Hmm okay, dass es einen Auserwählten gibt seh ich ja noch ein. Aber das Orakel, Neo stirbt, erwacht durch einen Kuss... ich weiß nicht. Kam mir irgendwie unpassend vor, auch wenn dies als Gegenpol zur technischen Maschinenwelt vermutlich absichtlich so angelegt war.
Die Schauspieler passen allesamt sehr gut in ihre Rollen und machen ihre Sachen auch dementsprechend gut. Kamera, Effekte und Produktionsdesign sind über alle Zweifel erhaben. Sieht alles wirklich hochklassig aus! Besonders gefällt mir, dass viele CGIs nicht gleich als solche zu erkennen sind - und das ist bei dem Alter des Film schon eine Leistung.
Ich finde auch man sollte nicht zu viel in den Film hinein interpretieren, da er eigentlich eine ziemliche simple Storyline besitzt - lässt man den Hokuspokuspart mal außen vor. Die Sache mit "Alice im Wunderland" ist wirklich nett, wird aber zu breitgetreten, als dass man sich freuen könnte diese Anspielung entdeckt zu haben. Ich weiß, dass die ganze Mystery-Schiene im zweiten Teil noch angezogen wurde, was zu viel Verwirrungen gesorgt hat, doch dazu demnächst mehr.
Noch ein Grund für den Erfolg von "Matrix" könnte sein, dass jeder Mensch manchmal denkt irgendwas stimmt nicht mit ihm oder der Welt. Eigentlich ganz simpel. Neo bietet also für die breite Masse eine Identifikationsfigur - zudem: Wer kann schon beweisen, dass es die Matrix nicht gibt? Die Welt haben die Wachowskys wirklich ziemlich genau konzipiert und ich denke genau deswegen funktioniert der Film auch so gut.
Achja, am Ende des Film hab ich mich gefragt, ob die Story der Trilogie von Anfang an so geplant war. Ob Agent Smith wirklich so ausgebaut werden sollte, oder ob man da auf die Schnelle was geändert hat. Man weiß es nicht so genau.
So nun muss ich hier aber mal zum Ende kommen und bewerte "Matrix" als wichtigen Film für das Genre, der allen möglichen Bereichen Innovationen beschehrt hat und einfach sehr, sehr unterhaltsam ist. Allerdings ist "Matrix" nicht der Über-Film, als der er gerne stilisiert wird: 8/10 Punkte
#75
Geschrieben 27. März 2005, 19:03
"Matrix Reloaded" bietet auch von allem mehr als Teil 1: Mehr Action, mehr Story und damit mehr Verwirrung. Was "Reloaded" allerdings nicht bietet sind die Innovationen, die "Matrix" noch hatte. Sicher wird die Action hier auf die Spitze getrieben und Bullet-Time ausgereizt bis zum geht nicht mehr. Doch macht dies den Film unbedingt besser?
Es macht auf jeden Fall Spaß neue Aspekte der Realität und der Matrix kennenzulernen. Das Produktionsdesign ist mal wieder echt genial! Besonders der Look von Zion ist so richtig dreckig und die Stadt wird dadurch glaubwürdig. Auch die CG-FX sind erstklassig geraten. Kaum zu erkennen und perfekt mit den Miniaturen und den Practical-FX abgestimmt. Das sind auch die Stellen an denen der Film am meisten Spaß macht: Wenn es Neues im Matrix-Universum zu entdecken gilt.
Leider wird der Spaß hier auch jäh unterbrochen und es kommt eine Sequenz, die unnötiger nicht hätte sein können: Der Rave. Hat mich davor Morpheus' ewige Schicksalsansprache schon genervt, war ich bei der darauffolgenden Sequenz fast geneigt vorzuspulen. Nicht dass die Sequenz nicht schön gefilmt worden wäre oder so, doch sie passt hier einfach nicht und ist viel zu lang!
Danach geht es ab in die Matrix: Das Orakel hat mal wieder supertolle Weisheiten auf Lager gehabt, welche dieses Mal glücklicherweise eher Bezug auf die Matrix nahmen. Das mit den Programmen im Exil fand ich etwas weit hergeholt, aber gut: Man muss sich auf die Gesetze der Filme einlassen, die man schaut.
Der anschließende Kampf mit Mr. Smith lässt mich zwiespältig zurück: Einerseits schon eine ziemlich coole Idee, die auch nett umgesetzt wurde (nette Einstellungen), allerdings sind die CGIs hier doch mehr als offensichtlich, was ich immer etwas schade finde. Trotzdem sehr unterhaltsam. Aber halt auch wieder so ein Action-Break. Hab bei "Reloaded" immer das Gefühl, dass erst etwas Geschichte kommt, dann Non-Stop-Action, dann wieder etwas Geschichte etc. Besonders bei diesem Kampf hatte ich so das Gefühl...
Die Merowinger-Sequenz fand ich unterhaltsam und auch nett umgesetzt. Monica Belluci war sichtlich unterfordert, aber wie immer nett anzusehen. Absolut cool fand ich ja die Zwillinge und dass die Möglichkeiten der Matrix so konsequent ausgenutzt wurden: Schlüsselmacher und Backdoors, Neo plötzlich ganz woanders etc.
Nun zur beeindruckendsten Szene: Dem Freeway. Im Kino war mir die Action hier schon fast zu viel, doch gestern habe ich mich richtig gut amüsiert. Die Zwillinge haben ihre Fähigkeiten klasse eingesetzt und von der Inszenierung kann man nur sagen: Wow! Da weiß man gar nicht wohin man als erstes schauen soll! Nicht schlecht!
Nun zum großen Storypart: Der Architekt. Nunja. Weiß noch nicht so ganz was ich davon halten soll. Er redet viel Zeug. Verschiedene Versionen der Matrix, mehrere Auserwählte etc. Nur wie ist das jetzt? Ist Neo ein Programm? Der Architekt redet aber immer von den Menschen als Neos Artgenossen. Ein Hybrid? Zeigt sich vermutlich in Teil 3. Am Schluss wählt Neo ja Trinitis Rettung und stürzt somit eigentlich die Menschheit in den Tod. Hmm oder wie jetzt? Diese Sequenz kam mir so vor, als wollte sie die ganzen philosophischen Ansätze packen und sie plötzlich erklären: Orakel ist auch Programm, sollte Neo herführen etc. Doch irgendwie hat mich die Sequenz nur noch mehr verwirrt. Dabei hat der Architekt gar nicht so viel gesagt, nur ewig rumgeschwallt. Als Neo wäre ich das schon viel früher abgehauen
Achja dann noch Mr. Smith in der Realität: Wenn das geht, warum wurde das nicht schon früher gemacht? Hmm. Und Neos Superkräft außerhalb der Matrix. Hab ja immer noch auf sowas wie eine Matrix in der Matrix-Theorie gehofft, aber was ich gehört habe soll das Ende von "Revolutions" ja eher platt sein - aber werd mich da heute noch selbst von überzeugen. Hoffe ja nur dass er nicht echt sowas wie ein Erlöser ist und jetzt auch in der Wirklichkeit einen auf Superman macht.
Insgesamt ist "Matrix Reloaded" eine würdige und gute Fortsetzung. Man darf halt keine sonderlichen Innovationen erwarten und muss sich mit der abstrusen Geschichte abfinden. 7/10 Punkte sind aber auf jeden Fall drin.
#76
Geschrieben 28. März 2005, 10:56
Das war er also, der große Abschluss. Ich glaube, enttäuschter könnte ich nicht sein. Hab ja aufgrund der vielen Meinungen, die ich gehört und gelesen habe, schon nicht viel erwartet. Aber da ist auch "Reloaded" schon ziemlich schlecht weg gekommen und dieser hat mir doch ziemlich gut gefallen. Erwartet habe ich also einen Film etwas schlechter als "Reloaded" - und was habe ich bekommen? Nichts, das auch nur annähernd die Qualität der ersten beiden "Matrix"-Filme hatte.
Nach der ersten halben Stunde hab ich mir gedacht, dass die "Matrix"-Sequenzen bis jetzt die schlechtesten aus allen Teilen waren. Sowohl von der Story (indische Programm-Familie), als auch von der Umsetzung (Lack und Leder-Kampf). Ich war danach froh erstmal wieder in der Realität zu sein - was sich als Fehler herausgestellt hat - und die Story vorangehen zu sehen. Doch was war? Nur unnützes Gelaber, alles total vorraussehbar und ich hab mich gefragt, wann es denn endlich wieder in die "Matrix" geht. Doch es ging nicht mehr in die Matrix! Was folgte waren 40 Minuten Geballer, das zwar nett aussah, aber sonst einfach nichts hatte! Nichtmal irgendwelche Ideen! Selbst die Kampfroboter waren geklaut ("Aliens")! Die Realität sah durch die ganzen CGIs unwirklicher aus, als es die Matrix jemals getan hat. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass die Effekte schlecht waren, doch dieser ganze ewig lange Angriff hat einfach nicht zu den bisherigen Filmen gepasst. Sowas hätte ich wirklich im nächsten "Terminator"-Film erwartet - und da hätte es dann auch gepasst. Aber hier war ich nach 10 Minuten schon gelangweilt. Es fehlte einfach eine Weiterentwicklung der Story. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja noch sowas wie Hoffnung für das Ende, was sich leider wiederum als Fehler herausgestellt hat.
Inzwischen ist Neo ja von Real-Smith das Augenlicht genommen worden, sehen kann er trotzdem. Ja, da sind sie wieder meine schlimmsten Befürchtungen. Neo ist einfach der Erlöser. Keine Erklärung. Nichts. Dabei wurde er uns in "Reloaded" letztendlich als Anomalie verkauft. Super. Egal, irgendwann kommt er dann in der Maschinenstadt an. Trinity stirbt. Was mir ziemlich egal war, da zu diesem Zeitpunkt jeglicher emotionaler Bezug durch die ständige Materialschlacht sowas von abgebaut war, dass ich die Bindung der letzten zwei Teile schon fast vergessen hatte. Was folgt ist ein ewiger Abschiedsdialog, bei dem meine Gedanken irgendwie abgeschweift sind - passiert mir sehr selten und ist ein wirklich sehr schlechtes Zeichen für den Film. Besonders in solch einer Sequenz.
Nun steht Neo der Chef-Maschine gegenüber. Super, natürlich muss es hier sowas geben. Die nimmt dann auch noch menschliche Züge an und spricht zu ihm mit dieser tiefen, bedrohlichen Stimme, die so alle Bösewichte an sich haben. Originalitätspreis bitte für die Wachowskys! Nun, zumindest geht es endlich wieder in die Matrix! Nun also die Konfrontation mit Smith. Ein nett anzusehender Fight, aber nicht wirklich das, was ich mir für das Finale erhofft hatte. Am Schluss entpuppt sich das herumgefliege sogar als total sinnlos, denn alles was Neo zu tun hatte, war sich von Smith besiegen zu lassen. Tja und da sie negativ und positiv sind, löschen sie sich gegenseitig aus. Tata! Problem gelöst. Maschinenwelt bläst zum Rückzug. Ende aus. In der Matrix treffen sich noch Orakl und Architekt auf ein Pläuschchen und es ist alles gut. Juhu.
Und das geschah wirklich so im Film! Hab ich mir nicht ausgedacht! Das war tatsächlich der Abschluss der "Matrix"-Trilogie. Dieser philosophisch angehauchten Filme, die im zweiten Teil so viele Fragen und Möglichkeiten aufgeworfen haben, es gab so viele Versprechungen - und was hat "Revolutions" gemacht? Alles ignoriert. Was hätte man da machen können! Matrix-in-Matrix, Neustart der Matrix, alles wiederholt sich etc. Selbst in der Realität hätte man den Weg zur Maschinenstadt als großes Abenteuer inszenieren können: Über die Erntefelder o.ä. Ich hab wohl noch nie so einen enttäuschenden Film gesehen. Was haben sich die Wachowskys da nur gedacht? Das was man in "Revolutions" gezeigt hat (der große Kampf und die gesamte Storyline) war vielleicht Stoff für 10 Minuten. Alles was liebevoll aufgebaut wurde (Charaktere, Story), wird am Schluss einfach fallen gelassen. Und das soll der Abschluss der Trilogie gewesen sein, der von Anfang an so feststand? Ich kann es wirklich kaum glauben.
Hmm nun die Bewertung. Also alles was es hier gibt ist für die technische Ausführung, die wie immer ziemlich perfekt ist. Den Rest kann man getrost in die Tonne kloppen und somit gibt es enttäuschte 3/10 Punkte.
#77
Geschrieben 04. April 2005, 11:45
"Final Flight of the Osiris" ist natürlich das optische Glanzstück der Collection. In manchen Szenen wirklich nicht vom Original unterscheidbar. Die CG-Charaktere bleiben offensichtlich CG, obwohl anscheinend alles perfekt gemacht ist. Aber wir kennen die Menschen einfach viel zu gut Trotzdem perfekt animiert und texturiert. Besonders klasse ist hier natürlich der Anfangsfight. Die Story hätte auch gut in "Reloaded" gepasst, ist aber nichts besonderes. Wirklich nett: 8/10 Punkte
"The Second Renaissance Part 1 & 2" bringt uns die geschichtlichen Wurzeln der Matrix. Wirklich interessant, aber teils fand ich die realgeschichtlichen Anspielungen schon etwas zu ausbeuterisch dargestellt. Sicher interessant aufgrund der KI-Problematik, aber die Menschheit einfach alle großen Fehler der Geschichte wiederholen zu lassen!? Hat mir bei der ersten Sichtung noch imponiert die Idee, dieses Mal eher nicht so. Der Animationsstil war nett anzusehen, mehr aber nicht. Interessant: 7/10 Punkte
"Kid'sStory" hat mir sehr gut gefallen! Die Story steht auch im direkten Bezug zu "Reloaded", birgt aber mehr Eigenständigkeit als "Final Flight of the Osiris". Der Zeichenstil hat es mir angetan, mal wirklich was anderes. Teils sehr realistisch, in den Actionsequenzen zerfließt die Welt beinahe. Klasse: 9/10 Punkte
"Program" fand ich stilmäßig eher durchschnittlich. Irgendwie einfacher Anime-Stil. Story war okay mit netter Wendung am Schluss. Hat Spaß gemacht, mehr aber auch nicht: 6/10 Punkte
"World Record" hat einen sehr eigenwilligen Stil. Alles wirkt recht grob und abstrakt. Ist zwar alles sehr interessant, aber einen kompletten Film stelle ich mir so anstrengend vor. Die Geschichte fand ich dagegen wirklich sehr gut und es wurden interessante Aspekte geboten: 7/10 Punkte
"Beyond" fand ich sowohl von der Story, als auch vom Stil klasse! Die Umgebung hat wirklich gelebt - und das schon vor dem Spukhaus. Wirklich sehr liebevoll gemacht. Und eine sehr persönliche Geschichte. Einzig die futuristischen Fahrzeuge am Schluss haben mich etwas gestört. Trotzdem mehr als sehenswert: 9/10 Punkte
"Detective Story" hatte einen interessanten Stil, aber eine schwächere Story. War nett Trinity zu sehen, nur irgendwie hat die Geschichte zu wenig geboten. Trotzdem nett: 6/10 Punkte
"Matriculated" hätte interessant werden können. Nur diese ewig lange Roboterbekehrungsesoterik-Sequenz war viel zu viel. Das davor: Einsamer Posten, Roboter umgebaut etc. hat mir schon sehr gut gefallen. Aber dann? Zuviel Zeit in der Esoterikmatrix verbracht. Das Ende dagegen war schon sehr übel auf seine Art. Stilmäßig fand ich diesen Teil neben "World Record" am schwächsten. Wäre mehr drin gewesen: 6/10 Punkte
Insgesamt fand ich das Projekt sehr interessant, sollte es öfter geben sowas. Finale Wertung ergibt: 7/10 Punkte
#78
Geschrieben 10. April 2005, 19:59
Warum werden überhaupt solche Filme produziert? Die Story hat nichts, aber auch gar nichts hergegeben. Aber da es zur Jahrtausendwende Mode war, okkulte Thriller zu drehen, musste wohl jeder auf dieser Welle mitreiten. Und was ist dabei rausgekommen? Eine superlangweilige Geschichte, verpackt in ein noch langweiligeres Drehbuch. Achja, die Inszenierung steht dem Ganzen in Sachen Einfallslosigkeit natürlich um nichts nach. Die Actionssequenzen waren teils sogar technisch unsauber. Ein paar Effekte waren nett, wenn auch irgendwie unpassend (z.B. CG-Ratten).
Schauspielerisch gibt es nichts zu holen. Kim Basinger stolpert durch dieses Nichts von Story und sieht dabei wenigstens immer noch ganz gut aus. Christina Riccis Auftritt war total verschenkt. Der Böse schaut immer recht verrückt und der gute Cop spielt halt den guten Cop.
Mal schauen ob da auf eBay nochwas zu holen ist. Ich geb mal 2/10 Punkte, da ich Schlimmeres kenne. Doch kaum so etwas unnötiges wie diesen Film.
#79
Geschrieben 11. April 2005, 09:30
Das erste Mal hatte bei der deutschen Erstausstrahlung irgendwann nachts auf SAT1 mit "FRIENDS" Kontakt. Ein Freund hatte mir von dieser Serie erzählt und ich habe auf seinen Rat mal reingeschaltet. Konnte damals aber irgendwie noch nichts mit anfangen. Die einzigen mir bekannten Sitcoms waren bis dato die "Bill Cosby Show" und "ALF". Zudem war der Sendetermin nicht gerade ansprechend, da ich keinen eigenen TV hatte.
Der zweite Kontakt kam dann mit der Ausstrahlung im Vorabendprogramm - und die Serie wurde Pflicht. Auch in meinem Freundeskreis gewann sie an Popularität und war häufig Gesprächsthema. Zitate (Favorit: Chandler) waren an der Tagesordnung und schnell war die Serie fest in mein Leben integriert. Irgendwann gab es nur noch Wiederholungen, also habe ich mich im Internet schlau gemacht - und man darf nicht vergessen, das war noch nicht zu Filesharing und DSL-Zeiten! Nach einigen Clips bin ich auf eine Seite gestoßen, die komplette Folgen angeboten hat! Im Real-Video-Format: Grausame Qualität und 50 MB pro Folge. Zum Glück hatte ich ISDN und Metronet als Provider (kennt den noch jemand? ). Somit hat ein Download mit Downloadmanager nur ein paar Tage gedauert. Trotzdem habe ich mir 5 Folgen geholt und diese immer wieder gesehen und dabei zum ersten Mal festgestellt, dass "FRIENDS" auf Englisch noch um einiges lustiger ist!
Dann ging es auch im Fernsehen weiter und die neuen Folgen wurden mit großem Interesse verfolgt. Darauf folgte ein Paris-Urlaub und zu meinem Erstaunen gab es dort "FRIENDS" auf DVD! Wahnsinn! Leider hatte ich damals noch keinen Player und wusste erst recht nichts von Region Codes und Kompatibilität. Aber ich war beeindruckt und sehr neidisch auf die Franzosen. Kurze Zeit später kamen auch in Deutschland die ersten "FRIENDS"-DVDs auf den Markt. Die günstigsten Preise pro DVD waren damals 40,00 DM, Standard waren sogar 45,00 DM! Hab mir trotzdem die erste Scheibe der ersten Staffel geholt und immer wieder geschaut. Hat mich auch über meine erste Nachtwache im Zivildienst gerettet und überhaupt sehr schön die Zeit vertrieben.
Ein paar Jahre später kamen dann die ersten Staffel-Boxen, die ich mir aber anfangs weder leisten konnte, noch wollte. Als es sie dann die 25,00 € Marke erreicht hatten, gab es aber kein Halten mehr - und nach und nach fanden sie ihren Weg in meine Sammlung. Mittlerweile hatte ich auch meine Freundin soweit die Folgen auf Englisch zu schauen und alles war gut. Nur irgendwie näherte sich immer schneller das Ende der Staffeln und mit der neunten sollte vorerst Schluss sein. Die zehnte war in Deutschland noch lange nicht in Sicht - in England dafür bereits erhältlich. Also habe ich die neun deutschen Staffeln bei eBay verkauft und mir für den gleichen Preis aus England "The One With All The 10 Series On DVD" geholt - und nun gibt es keine neuen Episoden mehr.
"FRIENDS" hat seine Qualität wirklich über die gesamten zehn Staffeln gehalten. Als ich die achte und neunte Staffel im TV sah, habe ich nicht daran geglaubt, denn die Synchronisation hat wirklich oft den Spaß verdorben - und das sage ich als jemand, der sonst eher zur Übersetzung tendiert! Also wirklich mein Rat an alle, die "FRIENDS" bisher immer gemieden haben: Schaut mal auf Englisch rein! Ross fand ich im Deutschen z.B. immer eher langweilig, im O-Ton ist er einer meiner klaren Favoriten, was Schwimmer mit seiner Stimme macht ist zu komisch!
Nun aber mal zum Inhalt: Das schöne an "FRIENDS" ist der Story-Bogen, der sich durch die gesamten zehn Staffeln zieht. Zwar ist jede Episode in sich abgeschlossen, aber es gibt auch eine zusammenhängende Geschichte und glaubwürdige Charakter-Entwicklungen. Zudem sind die Personen alle unglaublich sympathisch und man kann in jeder von ihnen einen Teil von sich selbst entdecken. Abgesehen davon sind alle auf ihre Art einfach unglaublich komisch! Die Schauspieler holen wirklich alles aus ihren Figuren raus und man sieht ihnen die Spielfreude förmlich an. In "FRIENDS" gibt es auch unzählige Gastauftritte. Mein Favorit: Bruce Willis. Einfach ganial komisch.
"FRIENDS" hat auch seine ernsten oder traurigen Momente, aber das passt auch zu der Serie, da man so emotional einfach viel mehr an die Charaktere gebunden wird - und damit wären wir auch schon bei den letzten Episoden. Man hat wirklich gemerkt, dass sich alles auf eine Ende hinbewegt. Alle sind erwachsener geworden und haben irgendwie ihren Platz im Leben gefunden - naja bis auf Joey irgendwie. Aber der geht wie wir wissen ja nach L.A. Hab eigentlich eh immer gedacht am Schluss kommen neben Monica und Chandler, Ross und Rachel auch noch Joey und Phoebe zusammen, aber dann hätte man wohl nicht an die Spin-Off-Serie denken können.
Ich stehe Serien-Enden sowieso immer skeptisch gegenüber. Total enttäuscht war ich von "Dawson's Creek", aber vielleicht war ich da inzwischen auch einfach nur rausgewachsen. Bei "FRIENDS" hatte ich große Befürchtungen, aber auch große Hoffnungen - und alles ging gut. Ich fand es grandios, dass Ross und Rachel endlich wieder zusammengekommen sind. Das Verlassen der Wohnung war sinnbildlich für die Weiterentwicklung der Freunde und für unser Verlassen - das der Zuschauer. Ich hatte am Schluss wirklich Tränen in den Augen. Ein wirklich gelungenes Ende. Zwar weiß man, dass sich etwas geändert hat, aber dennoch weiß man auch irgendwo, dass das Leben der Freunde irgendwie zusammen weitergeht, dass die Verbindung bestehen bleibt und kann somit guten Gewissens Abschied nehmen. Inszenatorisch fand ich es etwas Schade, dass die Kamera nicht bis zum Schluss bei den Freunden geblieben ist. Den letzten Schwenk durch die Wohnung hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Schade war auch, dass sie nicht noch auf die Bühne getreten sind - so wie bei der letzten "Seinfeld"-Episode, als Green Days "Time of your life" gelaufen ist. Trotzdem, ein wirklich gelungener Abschluss!
Ich habe mich über die knapp zehn Jahre auch weiterentwickelt. Habe eine Freundin gefunden, mit ihr eine Wohnung genommen und während dessen haben mich diese Freunde irgendwie auch immer begleitet - und das werden sie auch weiterhin tun. Ich bin auf jeden Fall froh, die Möglichkeit zu haben dank DVD jederzeit das Appartment der "FRIENDS" zu besuchen und noch ein-, zwei-, so-oft-wie-ich-will-mal an ihrem wunderbar chaotischen Leben teilzuhaben.
Auf "Joey" bin ich auch schon sehr gespannt und hoffe, dass sich die anderen Darsteller auch noch zu Gastauftritten hinreißen lassen.
Für "FRIENDS" gibt es 10/10 Punkte, weil sie mich über eine lange Zeit begleitet und mich immer und immer wieder zum lachen gebracht haben.
#80
Geschrieben 12. April 2005, 09:51
Im Vorfeld muss ich sagen, dass "The Ring" so ziemlich mein gruseligstes Kinoerlebnis dargestellt hat. Da hat irgendwie alles gepasst: Ich konnte mich komplett auf den Film einlassen, wusste im Vorfeld kaum etwas darüber und er hat mich wirklich gepackt. Ist mir davor nur bei "Schatten der Wahrheit" und vielleicht "The Gift" so gegangen.
"The Ring 2" kann da natürlich nicht mithalten, wenngleich er auch nicht der Totalausfall ist, als der er gerne hingestellt wird. Es fehlt einfach der Überraschungseffekt, der Teil 1 noch so besonders gemacht hat. Man weiß wie Samara aussieht, kennt ihre Fähigkeiten, hat bereits genug verzerrte Leichengesichter gesehen usw. - und mit dieser Prämisse finde ich Teil 2 gar nicht mal so übel!
Nakata erreicht zwar nicht diese gruselig kalte Atmosphäre und visuelle Kraft wie Verbinski, sein "The Ring 2" ist trotzdem handwerklich sauberes Kino, das durchaus effektvoll inszeniert ist, aber eben keine ausgefallenen Besonderheiten beinhaltet.
Die Geschichte ist okay. Kenne zwar den Original "Ringu 2" nicht, weiß aber dass dieser eine ganz andere Story haben soll. Diese Geschichte war aber so ziemlich das was ich erwartet hätte. Hat vielleicht den Jungen etwas ins Zentrum gestellt, aber das ist halt einfach Teil der Geschichte, muss man als Zuschauer einfach akzeptieren. Logikfehler gab es auch en masse, was mich allerdings nicht sonderlich gestört hat, da es sich ja um einen simplen Horror-Film handelt. Das alles ist natürlich viel weniger ausgereift als bei Teil 1 und die Atmosphäre auch nicht annähernd so dicht, aber trotzdem sehr unterhaltsam und die Schocker sitzen auf jeden Fall!
Lustig ist, dass am Anfang so lange auf der Rachel-Sache rumgeritten wurde, dass ich bereits da wusste, dass der Sohn irgendwann Mom oder so sagen würde und ihn bzw. Samara das verrät. Achja und Sissy Spacecks Auftritt war auch klasse! Kam für mich wie ein Verweis auf "Carrie" rüber. Keine Ahnung, ob sie deswegen gecastet wurde, aber auf jeden Fall sehr passend. Schade fand ich, dass die Farm-Location so verschenkt wurde. Die Brunnen-Krabbel-Aktion fand ich auf jeden Fall höchst spannend. Genauso wie die CG-Hirsche. Sehr effektvoll - in beiderlei Hinsicht.
Insgesamt sehr solide Fortsetzung, die man sich durchaus anschauen kann. Ihr fehlt aber die Finesse und der Überraschungseffekt von Teil 1, was nur teils die Schuld von "The Ring 2" ist: 6/10 Punkte
#81
Geschrieben 12. April 2005, 20:57
Die Serie hat für mich nicht den Stellenwert von "FRIENDS", ist aber meiner Meinung nach doch etwas besonderes, da sie die einzige deutsche Serie ist, die mich wirklich vor den Fernseher gelockt hat. "Berlin, Berlin" ist wie ein Mix aus einer netten deutschen Vorabendserie und eine durchgeknallten Sitcom - nur ohne die Studiolacher.
Die Serie ist komplett auf den Hauptcharakter Lolle zugeschnitten, der genial von Felicitas Woll verkörpert wird. Sie spielt Lolle so sympathisch und frisch, dass es eine wahre Freude ist. Die anderen Figuren sind auch sympathisch und haben Charakter, doch man merkt trotzdem, dass der Focus - anders als bei "FRIENDS" - auf einer Figur liegt.
Die Geschichten spielen in einer übersteigerten Realität, in der wirklich alles passieren kann. So gibt es Gangster, Psychopathen und mitten drin Lolle. Besonders für eine deutsche Serie ist die freche Frische - auch wenn sich das jetzt anhört wie aus der Exquisa-Werbung. Da wird nichts sonderlich ernst genommen und die Figuren stürmen nur gerade so ins Leben. Die eingestreuten Zeichentrickeinlagen tragen nochmal einen guten Teil zu der chaotischen Stimmung bei.
Insgesamt gibt es von "Berlin, Berlin" nur vier Staffeln, die qualitätsmäßig alle ein ähnlich hohes Niveau haben. Nur die letzte sackt in den letzten Folgen etwas ab. Zu abgedreht sind hier teils die Einfälle, die einfach das Serienkonzept zu sprengen scheinen und die liebgewonnenen Charaktere fast wieder demontieren. So toll ich den Einfall mit dem Autor für sich genommen auch fand, durch ihn wurden einfach die Regeln der Serie missachtet. Die Schlussepisode fand ich dann auch etwas sehr schwach, aber so ist das nunmal leider sehr oft bei Serien-Finalen.
Insgesamt gefällt mir wohl die zweite Staffel am besten, weil ich auch finde dass Lolle und Alex einfach sehr gut zusammengepasst haben. Weitere Lieblinge sind natürlich Tuhan mit seinen Tigern und Harald/Wicky.
Klasse deutsche Serie, die Hoffnung macht: 8/10 Punkte
#82
Geschrieben 15. April 2005, 22:23
Der Film hat mir eigentlich auch ganz gut gefallen. Schade fand ich, dass die Geschichte nahezu aller mystischen Elemente beraubt wurde. Damit hätte dann etwas wirklich großes daraus werden können, aber Wolgang Petersen wollte sich wohl auf die Schlachten und die zwischenmenschlichen Beziehungen konzentrieren - nun gut. Beides ist ihm allerdings nicht ganz zufriedenstellend gelungen.
Die Schlachten wirken zu hektisch geschnitten und sind doch nicht rau genug, wie es z.B. in "Gladiator" der Fall war. Zudem gibt es die immer gleichen Kameraflüge, die man seit "Herr der Ringe" - dank Massive-Kampfsimulation - einfach schon zu oft gesehen hat. Da fehlt einfach etwas Eigeninitiative. Die ruhigen Sequenzen sind zwar schön fotografiert, aber die Dialoge sind teils sehr übertrieben und einfach unglaubwürdig. Zu viele bedeutungsschwangere Blicke und Zeitlupeneffekte. Einfach zu offensichtlich inszeniert - will jetzt ja nicht platt sagen.
Trotzdem ist der Film ziemlich atmosphärisch und schön anzuschauen. Man kann sogar bis zu einem gewissen Grad mit den Akteuren mitfühlen, was hier aber leider von den letzten modernen Historienfilmen immer noch am schlechtesten gelingt. Achilles wird z.B. sehr negativ dargestellt, was ich aber auch wieder interessant fand. Nur optisch hat mir Brad Pitt da irgendwie nicht so recht reingepasst - zu modern und ohne große Kanten, auch wenn es so suggeriert werden sollte. Eric Bana macht seine Sache gut und Orlando Bloom. Naja, seine schwächste Rolle bisher. Diane Kruger war nett anzusehen, aber sie sollte wirklich aufhören sich selbst zu synchronisieren.
Hab jetzt irgendwie keine Lust mehr was zu schreiben. "Troja" war auf jeden Fall größtenteils unterhaltsam, wenn auch zu konservativ inszeniert. Der besondere Kick hat gefehlt. Schwanke zwischen 6 und 7 Punkten, vergebe aber trotzdem 7/10 Punkte. Will ja mal nicht so sein, zudem er meiner Freundin um einiges besser gefallen hat.
#83
Geschrieben 18. April 2005, 09:35
Mit Peter Pan verbinde ich eines meiner ersten großen Kinoerlebnisse. Nicht etwa den Disney-Klassiker, sondern Steven Spielbergs "Hook". Ich muss damals ungefähr 11 oder 12 gewesen sein und war äußerst angetan von der mir präsentierten Welt. Die dazugehörigen Hörspielkassetten kannte ich danach beinahe auswendig. Seltsamerweise habe ich den Film seitdem vielleicht noch einmal gesehen und dann nie wieder. Ich muss doch mal nach der DVD Ausschau halten.
P. J. Hogans "Peter Pan" sprüht von der ersten Sekunde an vor inszenatorischer Freude. Kunterbunte Optik vermischt mit dynamischen Kameraeinstellungen und einer von Beginn an temporeichen Inszenierung schmeißen den Zuschauer ohne Vorwarnung ins Geschehen. Es macht wirklich unglaublichen Spass dem bunten Treiben zuzuschauen - doch leider ist dieses Pop-London bereits so überstilisiert und farbenfroh, dass der Unterschied zu Nimmerland nicht mehr all zu groß ist. Sicher hier wird alles nochmal auf die Spitze getrieben, aber der Sprung von der Realität in die Fantasiewelt hätte meiner Meinung nach größer ausfallen dürfen.
Die Schauspieler sind alle famos besetzt und spielen glaubwürdig, auch wenn mir besonders Peter teilweise einen Tick zu modern und gewollt cool vorkommt. Ist aber nicht weiter störend, denn wer kann denn schon fliegen? Das ist ja wohl auch eine verdammt coole Sache!
Die Geschichte ist natürlich altbekannt und bietet somit nichts Neues. Das kann kein wirklicher Kritikpunkt sein, da sie immer noch wirklich genial ist - ein Klassiker eben. Trotzdem habe ich teilweise das Gefühl gehabt das alles schon einmal gesehen zu haben. Dieses Gefühl wird aber von der wirklich fantasievollen Inszenierung relativiert. Nimmerland ist so bunt und farbenfroh, düster und unheimlich, einfach der perfekte Schauplatz für Abenteuer.
Ich habe mir nun auf jeden Fall vorgenommen, mir "Hook" endlich auf DVD zu besorgen und den - trotz Oscar-Rummel - verpassten "Finding Neverland" nachzuholen. Dieser "Peter Pan" bekommt auf jeden Fall 8/10 Punkte.
#84
Geschrieben 22. April 2005, 18:00
Der Film hätte mich auch so wohl nie angesprochen, aber die bereits erwähnte Atmosphäre hat mich damals schon in Ausschnitten überzeugt. Besonders der Schnee erzeugt eine Schwermütigkeit, die ihres gleichen sucht. Das Bild wirkt farbentzogen und trist, genauso wie Smilla selbst. Das sind dann auch schon die positivsten Dinge in dem Film: Die Atmosphäre und Smilla - ein gänzlich ungewöhnlicher Charakter, mit Ecken und Kanten. Wirklich interessant.
Die Geschichte selbst hat ihre Stärken am Anfang. Besonders die Rückblenden mit Smilla und dem Inuit-Jungen wissen zu gefallen und sind nett in die Handlung integriert. Das Rätselraten macht natürlich auch Spaß, doch je mehr Smilla erfährt, desto platter wird alles. Der Schluss ist dann schon fast eine Katastrophe. Meterorit zur Energiegewinnung, prähistorische Würmer, platteste Action, unlogische Handlungen. Nein, das wusste wirklich nicht zu gefallen.
In Smillas Erkundungen gibt es zudem noch etliche Logikfehler und plötzlich auftauchende Figuren und Zufälle nehmen etwas den Spaß. "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" ist somit nichts Überragendes, aber interessante Krimikost mit außergewöhnlicher Atmosphäre und einer starken Hauptfigur: 6/10 Punkte.
#85
Geschrieben 22. April 2005, 20:58
Ich hatte mal etwas über Erwartungshaltung geschrieben. Auch bei "Oldboy" war diese durchaus vorhanden. Aufgrund dessen, was ich so aufgeschnappt habe, habe ich einen harten Rachethriller erwartet - zu sehen bekam ich eher ein hartes Rachedrama. Wo der Unterschied ist? Nun, weniger Thrill und Action, dafür mehr Dramatik und Gefühl.
Die Grundprämisse finde ich auf jeden Fall genial. 15 Jahre eingesperrt und nicht zu wissen warum. Eine simple Idee, aber klasse ausgeführt. Man spürt den kriechenden Wahnsinn um Oh Dae-Su förmlich, will wissen warum er hier ist, will raus. Draußen wird schnell klar, dass die Freiheit nur augenscheinlich ist, die Fremdbestimmtheit noch nicht zu Ende. Durch die relativ schnelle Aufdeckung wer denn Dae-Sus Peiniger ist, wird viel Spannung genommen, aber das Drama verstärkt - es wird Personen bezogener. Zu Dae-Sus Suche nach der Wahrheit kann ich nur sagen: Interessant und schön inszeniert. Die vielzitierten Hammer-Zahn-Szenen fand ich zwar schon brutal, aber nicht so übermäßig hart, als dass man den Film darauf reduzieren müsste. In dem Film geht es um Rache - aber nicht um körperliche Gewalt. Lee Woo-Jins Rache ist da um einiges grausamer und Dae-Sus Unterwürfigkeit am Schluss hat mich mindestens genauso mitgenommen wie die Zungen-Szene. Die psychische Gewalt ist hier um einiges härter als die physische - und das geht wirklich an die Substanz.
Die Auflösung war nett inszeniert, aber irgendwie war ich auch etwas enttäuscht. Solch ein Grund für 15 Jahre Qual? Ein paar Worte? Glücklicherweise geht der Film auch darauf ein und macht die Ausmaße der selbst kleinsten Dinge klar. Außerdem hätte ich mir sowieso keine Auflösung vorstellen können, die 100%ig befriedigend gewesen wäre. Da ist so etwas kleines und schlüssiges doch auf jeden Fall besser. Passt auch mehr zum deprimierenden Grundton des Films.
Das Ende. Durchaus interessant. Fast sogar ein Happy End wenn man so will. Doch der Zuschauer kennt das Geheimnis und weiß, dass es auch noch irgendwo in Oh Dae-Su schlummert. Man wird also mit einem unguten Gefühl alleine gelassen.
Insgesamt ist "Oldboy" für mich nicht der Abräumer. Zudem wird er oft falsch dargestellt. "Oldboy" ist in erster Linie ein Drama und als das sollte er auch gesehen werden: 8/10 Punkte.
#86
Geschrieben 24. April 2005, 09:58
Man merkt dem Film in jeder Sekunde an, dass er aus den 80ern stammt. Angefangen vom Aufbau der Geschichte, der sich viel Zeit für die Charaktere nimmt, über die Bildgestaltung und die teils heftige Gewalt bis hin zur - heute absolut unpassend wirkenden - Synthesizer-Musik. Schauspieler und deren Frisuren kommen einem heute auch fast vor wie Relikte aus vergangenen Tagen. Besonders lustig fand ich Kathleen Turner, habe ich diese doch vor kurzem noch als Chandlers Vater in "FRIENDS" gesehen. Auch Michael Dougles wirkt noch sehr verwegen und jung.
Der Film selber ist immer noch sehr unterhaltsam. Wobei mich dieses Mal die ganzen Militär-Szenen genervt haben. Der Film lebt ganz klar vom Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und ihrer Charaktere. Die Geschichte die zu ihrem Zusammentreffen führt ist dabei wirklich schön erzählt und bereitet einen wunderbaren Culture Clash vor. Im weiteren Verlauf kommen sich die beiden natürlich näher, was auch von Anfang an klar ist. Schön sind auch die Abenteuerszenen im Dschungel. Von den Gangstern macht allein Danny DeVito eine gute Figur. Der Rest bleibt nicht im Gedächtnis. Der Schluss ist dann im Gegensatz zum restlichen Film ziemlich brutal und etwas breitgetreten. Hätte da lieber noch ein paar Dschungelszenen gehabt.
Insgesamt also immer noch sehr nette Unterhaltung, die Herr Zemeckis da inszeniert hat, wenngleich auch kein großer Film. Den zwieten Teil werd ich mir wohl demnächst anschauen - und hoffe nur dass da weniger Sythi-Musik zum Einsatz kommt! 7/10 Punkte
#87
Geschrieben 24. April 2005, 10:21
Nun aber zum Film selbst. "Swingers" wirkt wie ein früher Scorsese, nur ohne Gangster. Er spielt in einem anderen Milieu, doch die Charaktere hätte man genauso für einen Gangsterfilm verwenden können. Bei den hier präsentierten Schauspielern ist all das vorhanden, was die Gangster in Scorseses Filmen auszeichnet: Das Rumhängen, die Frauengeschichten und absolute Loyalität in der Freundschaft. Einfach klasse, wenn Trent schaut wie es Mike geht, bevor er eine Nummer schiebt oder Trents aufrichtige Freude als sich Mike endlich zu einem Date durchringt.
Die Inszenierung und Charaktere sind wirklich Scorsese. Die Dialoge sind dagegen Tarantino. Wirklich zum schieflachen. Die beiden Regisseure werden auch immer wieder zitiert. Dies zwar so offensichtlich, dass es auffallen muss - aber auch immer passend. Besonders schön zu sehen in der "Little Green Bag"-Szene ("Reservoir Dogs") und der Kamerafahrt ("GoodFellas").
Die Geschichte, die Jon Favreau erzählt ist zudem irgendwie sehr nahe gehend und die verflossene Besziehung bleibt immer spürbar. Aufgelockert wird die Schwermütigkeit durch Trent, der sich zwar meist benimmt wie ein Arschloch, dabei aber immer sympathisch und irgendwie tollpatschig bleibt. Einfach Kapital!
Von der Atmosphäre macht dem Film so schnell kein anderer etwas vor. Man ist wirklich dabei, wenn die Truppe um die Häuser zieht. Das liegt vielleicht auch am Dreh an echten Locations - auf jeden Fall aber an den authentischen Schauspielern, die hier alle eine Wahnsinnsleistung abliefern.
Bereits nach der ersten Sichtung dachte ich, dass "Swingers" einer meiner Lieblingsfilme werden könnte - jetzt bin ich mir sicher: 9/10 Punkte.
#88
Geschrieben 24. April 2005, 22:08
Nunja, was kann ich nun noch erzählen? Für mich war "Star Wars" schon immer ein Event. Selbst damals auf abgenudelten Videokassetten und im TV haben die Abenteuer um Luke Skywalker und Han Solo immer eine magische Atmosphäre gehabt. Ein Film um dem Eskapismus zu fröhnen und fremde Galaxien zu besuchen. Dann kam die Kinozweitverwertung in Form der Special Editions und auch diese wurden verschlungen - erstmals auf der großen Leinwand, was für ein Erlebnis! Danach noch ein paarmal auf VHS und nun endlich auf DVD.
Nun aber zum Film. Er entführt wie bereits erwähnt wie kaum ein zweiter Film in eine Fantasiewelt. "Star Wars" ist weniger Science-Fiction, als nur Fiction. Ein großes Märchen. Was George Lucas sich da hat einfallen lassen strotzt nur so vor Fantasie. Sicher gewinnt die Geschichte selbst keinen Preis, aber die Welt mit ihren seltsamen Bewohnern ist lebendiger und glaubhafter, als die meisten anderen Filmwelten - Literaturverfilmungen wie "Herr der Ringe" einmal ausgenommen. Kritik wie alles nur geklaut lasse ich nicht gelten, denn selbst Tolkien hat sich in den Mythologien der Menschheit bedient. George Lucas ist hier einfach Fantastisches gelungen - das muss man ehrlich zugeben!
Noch fantastischer als das "Star Wars"-Universum sind die Effekte. Einfach unglaublich was da 1977 auf die Beine gestellt wurde. Kann mir gut vorstellen, wie es für die Leute damals in den Kinos gewesen sein muss - und das Tolle ist: Die Effekte funktionieren heute noch! Zumindest größtenteils. Die Flüge über den Todesstern sind zwar klar als Miniaturarbeit zu erkennen, doch es wird so elegant geschnitten, dass dies fast nicht auffällt. Denn nicht nur die Effekte waren ihrer Zeit weit voraus, sondern die gesamte Montage. In Kämpfen prasseln die Schnitte nur so auf einen nieder und kaschieren damit einerseits die an sich billigen Lasereinschüsse, andererseits sorgen sie für große Dynamik. Die Kamera ist immer in Bewegung und es fällt mir bei Montage/Schnitt wirklich schwer Alterserscheinungen auszumachen - und das ist auch gut so.
Grandios ist selbstverständlich John Williams Musik. Diese habe ich inzwischen bereits so oft gehört, dass ich fast geneigt war mitzusummen. Wirklich einer der besten Scores, die je geschrieben wurden. Über die Schauspieler braucht nicht viel gesagt zu werden. Man kann sich heute sowieso niemanden anders mehr für ihre Rollen vorstellen.
Kritik? Fällt schwer objektiv zu bleiben, denn es ist "Star Wars"! Am Ende wirkt die Handlung teils sehr gehetzt. Nein, mehr kann ich nicht finden. Dieser Film ist einfach ein moderner Klassiker ohne den das Kino bestimmt nicht das wäre, was es heute ist. Ich denke am "Krieg der Sterne" werden auch noch meine Kinder Freude haben - vielleicht nicht mehr an dieser Fassung, aber doch an dem selben Film.
Achja, zu den Fassungen will ich auch nichts verlieren. Ich finde die Special Editions eigentlich ganz gelungen und verstehe das diesbezügliche Lucas-Bashing teils auch wirklich nicht. Ob es nötig gewesen ist, steht aber auf einem anderen Blatt.
Ich kann einfach nicht anders als 10/10 Punkte zu vergeben. Auch wenn die anderen Teile noch kommen. Dies hier ist einfach das bahnbrechende Original.
#89
Geschrieben 26. April 2005, 09:53
"Das Imperium schlägt zurück" macht konsequent da weiter, wo der erste Teil aufhört. Die Charaktere haben sich in die Richtung weiterentwickelt, wie man es nach der Zerstörung des Todessterns erwartet hätte. Es sind auch alle wieder mit dabei und das Setting ist zwar einerseits neu, aber doch vertraut, da man sich wieder in einer Rebellenbasis befindet.
Der Eisplanet Hoth ist auch ein optischer Leckerbissen. Es gibt fremdartige Wesen zu bestaunen und die Schlacht um die Basis ist in die Filmgeschichte eingegangen. Einfach der pure Wahninn - und das 1980! Somit ist der Film so alt wie ich und schaut mindestens genauso frisch aus - Respekt!
Das Aufteilen in zwei Erzählstränge finde ich hier nicht störend, da jeder eine klare Aufgabe hat und oft genug zum nächsten Strang gewechselt wird. Lukes Ausbildung auf Dagobah ist immer wieder schön anzuschauen. Ich weiß noch genau, wie ich mich als Kind gegruselt habe als Luke in die Höhle gegangen ist. Erwähnenswert ist hier natürlich noch Yoda. Einfach genial, wie viel Leben dieser Figur eingehaucht wurde! Sicher wirkt das heute in Zeiten von CGI-Charakteren nicht mehr so spektakulär, aber für damalige Verhältnisse wirklich unglaublich - und mich überzeugt er heute noch.
Das Asteroidenfeld war eine nette Einlage, die Leia und Solo näher zusammengebracht hat und eine schöne Atmosphäre hatte. Die Wolkenstadt dagegen war wieder ein wahrer Augenschmaus - besonders in der Special Edition. Hier finde ich die zusätzlichen Fenster und Ansichten wirklich eine Bereicherung, da in der alten Fassung alles doch etwas statisch gewirkt hat. Der Verrat ist spannend inszeniert und was danach kommt ist wahrlich ganz großes Kino: Lukes Kampf gegen Vader. Die Atmosphäre ist hier sowas von Dicht und man merkt wie sich der Kampf auf einen Höhepunkt hin zuspitzt. Vaders Ich bin dein Vater, Luke ist in die Kinogeschichte eingegangen und hat unzählige Parodien nach sich gezogen (z.B. "Austin Powers").
"Das Imperium schlägt zurück" endet mit einem schönen Cliffhänger (Han Solo) und lässt den Zuschauer doch befriedigt zurück. Hier gab es wirklich wahnsinnig viel zu sehen und die Effekte haben sich seit Teil 1 noch einmal gesteigert. Ob dieser Abschnitt der Saga nun besser ist? Ich würde eher sagen ebenbürtig und das ist für eine Fortsetzung schonmal ein wirklicher Gewinn.
Ein wahrer Klassiker: 10/10 Punkte.
#90
Geschrieben 27. April 2005, 10:44
Am Anfang wurde natürlich der Cliffhanger wieder aufgenommen und der Film beginnt mit der Rettung von Han Solo. Die gesamte Sequenz ist zwar nett anzuschauen, doch insgesamt viel zu lang. Es gibt sehr viele neue Kreaturen zu sehen, die aber teilweise der Muppet-Show entsprungen scheinen und somit etwas Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Die Szenen über dem Monsterschlund in der Wüste haben mir mal wieder sehr gut gefallen!
Unterbrochen von einem kurzen Aufenthalt auf Dagobah, geht es weiter nach Endor - und hier beginnt der Film wirklich in die Mittelmäßigkeit zu verfallen. Die ganze Ewok-Geschichte ist viel zu breitgetreten und bringt die Story nicht wirklich weiter. Ich war gestern schon immer froh, wenn zu Vader und dem Imperator geschnitten wurde. Sicher sind die Speed-Bike-Szenen nett anzusehen und die Ewoks schön knuddelig, doch das dauert alles viel, viel, viel zu lang.
Sehr stark ist der Film dagegen wieder in den düsteren Szenen. Der Lichtschwertkampf ist zwar visuell nicht so stark wie in "Das Imperium schlägt zurück", doch die Präsenz der Imperators und Lukes optische Angleichung an den schwarzen Ritter verbreiten schon eine sehr dichte Atmosphäre. Die Rettung durch Vader und der Tod des Imperators sind zwar keine inszenatorische und dramaturgische Meisterleistung, doch ich kenne das Ende schon seit Jahren nicht anders und würde es auch gar nicht anders haben wollen. Schließlich ist das "Star Wars".
Die Endfeierlichkeiten sind dann etwas sehr übertrieben und ob es hier die CGI-Shots gebraucht hätte... naja. Das Einfügen vom jungen Anakin mag zwar nicht unbedingt logisch im Rahmen der Geschichte erscheinen, allerdings finde ich die Verbindung zu den neuen Teilen durchaus lobenswert.
Insgesamt auf jeden Fall der schwächste Teil der klassischen Trilogie. Trotzdem gibt es so viele Erinnerungen und Szenen, die ich mir aus meinem Filmgedächtnis nicht wegdenken kann, dass ich einfach wohlwollende 8/10 Punkte vergeben muss.
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