Reality, what is it good for?
#151
Geschrieben 07. November 2005, 19:50
Viel interessanter als den Film hätte ich vermutlich noch ein Making Of gefunden, das die DVD leider vermissen lässt. Aufgrund der Entstehungsgeschichte ist dies allerdings auch kein Wunder. Mir ist nach dem Film nun auch klar, warum "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" floppen musste. Es ist einfach kein Film für den Massenmarkt: Für einen Kinderfilm zu abgedreht und zu düster. Für einen Fantasyfilm zu verspielt und abstrakt. Wer soll da das Zielpublikum sein? Gegenfrage: Braucht ein Film ein Zielpublikum? Um an den Kinokassen zu funktionieren schon. Allerdings gibt es unendlich viele zielgruppenungerechte Film, die eine große Anhängerschaft finden - über "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" findet man kaum etwas. Warum?
Ich kann nur meine Sicht der Dinge schildern. Mir ist vor allem die grandiose Ausstattung in Erinnerung geblieben. Einfach der pure Wahnsinn was da abgefeuert wird. Kein Wunder, dass Gilliam das Budget gesprengt hat. Leider kann die Geschichte nicht mit dem optischen Eindruck mithalte. Zwar sind die Ausführungen des Barons äußerst unterhaltsam. Aber wie bereits in >> "Time Bandits" verliert sich Gillam oft in der Episodenhaftigkeit, wodurch der Film zu konfus wirkt. Die Szenen auf dem Mond haben zudem arg an meinen Nerven gezerrt, so witzig und innovativ sie auch gewesen sein mögen. Die Wendung am Schluss war nett - nur weiß ich nicht ob von Gilliam so beabsichtigt. Leider kenne ich die Vorlage nicht. Überhaupt würde mich einmal interessieren, wie dicht Gilliam sich von der Vorlage entfernt hat.
Die Thematik passt auf jeden Fall wunderbar zum größten Kinoträumer unserer Zeit. Oft habe ich auch Parallelen zum Don Quixote-Film gesehen, was Kulissen oder die Thematik anbelangt. Leider ist die Magie der Erzählungen nicht auf mich übergesprungen. Zu abstrakt fand ich teilweise die Inszenierung. Zudem nagt an den - immer noch grandiosen - Effekten nun einmal unübersehbar der Zahn der Zeit. Dennoch schön anzuschauen.
Aufgefallen sind mir ansonsten noch die junge Uma Thurman und die noch jüngere Sarah Polley. Jonathan Pryce spielt hier eine Rolle, die der aus Gilliams aktuellem Film >> "The Brothers Grimm" doch sehr ähnelt.
Insgesamt bin ich nun sehr unschlüssig. Wäre dies kein Gilliam-Film wäre er wohl schon zu eBay gewandert. Doch dies ist ein Gilliam-Film, von dessen erneuter Sichtung ich mir mehr Aufschluss erhoffe. Nicht das erhoffte Meisterwerk, dennoch interessant und eine wahre Augenweide: 6/10 Punkte.
#152
Geschrieben 12. November 2005, 14:48
Anfangs hat mich noch der 80er Look und der 80er Sound gestört. Doch das hat sich schnell gegeben - aber dennoch seltsam wie häufig mir die 80er in Filmen nervig auffallen. Der Einstieg in die Geschichte und damit die Vorstellung der Charaktere war nett und unspektakulär gemacht - wie überhaupt der ganze Film. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Studio heute (in der Post-"American Pie"-Ära) noch solch einen Film für die Teenager-Zielgruppe produzieren würde. Schade eigentlich. "The Breakfast Club" kommt so erfrischend einfach und ehrlich daher, dass es eine Freude ist. Sicher merkt man ihm sein Alter inzwischen schon an, aber das macht auch einen Großteil des Charms aus. Zudem können die Darsteller wirklich überzeugen, von denen ich heute nur noch Emilio Estevez kenne. Nun macht auch die Anspielung mit dem Filmplakat aus >> "...und dann kam Polly" Sinn.
Erstaunt hat mich, dass der Film wirklich zu berühren weiß, da Themen angesprochen werden, die wohl jeder schon einmal durchgemacht hat. Deshalb funktioniert der Film wohl auch so gut außerhalb der vermeintlichen Zielgruppe. Anfangs hat es mich auch gestört, dass kein normaler Schüler mit von der Partie ist, sondern nur die typischen Klischees vertreten sind. Aber auch das erweist sich als geschickter Schachzug. Somit füllt der Zuschauer diese Lücke mit aus und kann die Gruppe ergänzen. Zudem funktioniert so die eigentliche Aussage des Films: Jeder hat ein bißchen was von den Klischees in sich und jeder ist somit individuell. Auch wieder eigentlich einfach. Aber wohl nicht immer einfach einzusehen.
Ein wirklich schöner Film, den ich bestimmt noch öfter ansehen werde: 8/10 Punkte.
#153
Geschrieben 13. November 2005, 10:20
Ich kann mich nicht daran erinnern wann das gesamte Kinopublikum schon einmal so kollektiv aufgeschrien hat wie bei "The Descent". Regisseur Neil Marshall schafft aber auch eine dermaßen dichte Atmosphäre, dass man gar nicht anders kann als mitgerissen zu werden. Dem Film kommt der verhältnismäßig ruhige Anfang zugute. In der Höhle steigert sich dann die Beklemmung, bis sich die angestaute Spannung in einem Höhepunkt entlädt, der einen wie ein Hammer trifft. Die Angriffsszene ist dabei so roh, schnell und heftig inszeniert, dass man sich erst einmal wieder orientieren muss. Diese Szene ist auch der Höhepunkt des Films. Alle darauffolgenden Schocker sitzen zwar auch perfekt, aber keiner ist so wirksam wie der erste Angriff der Unterirdischen.
Der Film spart auch nicht mit blutigen Details. Diese unterstützen dabei den Film und ergänzen sich gut mit den Schockern. Einer der wenigen Filme, die große Spannung mit Gore verbinden. Weiß auch nicht, warum das so selten gemacht wird. Der Film wirkt dadurch nur noch roher.
Kritik habe ich auch. Ich kann die Wandlung des Charakters der Mutter nicht so ganz nachvollziehen. Die ängstliche im Tunnel feststeckende Frau wird plötzlich zur eiskalten Killerin. Zwar kann man das auf die angespannte Situation schieben, doch insgesamt hat mich das etwas gestört. Das Ende fand ich dann eher seltsam. Hab noch mit einem Schlussschocker gerechnet (Monster auf Rückbank o.ä.), aber ich hätte nie mit diesem Ende gerechnet. Das würde zwar die unrealistische Charakterentwicklung erklären, war aber dennoch nicht unbedingt nötig.
Alles in Allem ein richtiger Schocker, der perfekt inszeniert war und aus der einfachen Geschichte alles rausgeholt hat. Das Höhlensetting hatte wirklich was, auch wenn ich bei der ersten Monstersichtung an Gollum denken musste.
Es sollte mehr solche Filme geben, die das Kinopublikum springen lassen: 8/10 Punkte.
#154
Geschrieben 19. November 2005, 11:37
"Frequency" ist ein Film, der im Kino ziemlich untergegangen ist und auch nur wenig Mund-zu-Mund-Propaganda erfahren hat. Für mich etwas unverständlich, da ich dem Film durchaus zutrauen würde sein Publikum zu finden. Die Geschichte, die erzählt wird ist in der ersten Hälfte ein Sci-Fi-Drama, das sich in der zweiten Hälfte zu einem handfesten Thriller wandelt. Der Sciene-Fiction-Anteil wird dabei ohne großartige Erklärungen und Effekte eingebunden. Somit können selbst Genre-Feinde (wie meine Freundin) gefallen an diesem Aspekt der Geschichte finden.
Im Zentrum des Films steht aber eigentlich eine Familiengeschichte. Die Bilder schwelgen dabei teilweise in rührigen Familienszenen, die manch einem aufgesetzt und kitschig erscheinen mögen, mir aber sehr gut gefallen haben - und durch die sich die emotionale Wirkung des Films letztendlich entfalten konnte.
Im Gegensatz zu anderen Zeitreise-Filmen wird hier anders an die Materie herangegangen. Hier laufen zwei parallele Zeitebenen ab, wobei die Vergangenheit direkte Auswirkungen auf die Zukunft hat. Dieser Umstand sorgt für einfache und doch effektive Momente (z.B. Geldbeutel-Übergabe), die den Regeln, die der Film aufstellt, gehorchen und somit die innere Logik nicht stören.
"Frequency" ist ein wirklich unterhaltsamer Film, der leider kaum jemandem bekannt ist. Zudem bietet er mit Dennis Quaid einen der sympathischsten Filmväter seit Langem: 8/10 Punkte.
#155
Geschrieben 21. November 2005, 08:03
Der Film soll ja in groben Zügen auf wahren Ereignissen basieren. Diese Tatsache musste ich mir bei der Sichtung auch immer wieder ins Gedächtnis rufen, so unwirklich erschien mir dieses Szenario. Wie kann man jemanden auf diese Art und Weise am Flughafen festhalten wollen? Aber anscheinend ist genau das der wahre Teil der Geschichte. Seltsame Welt.
Im Film glänzt Tom Hanks in der Rolle des Viktor Navorski. Er spielt die Figur so voller Leben und doch zurückhaltend, dass man gar nicht anders kann als Sympathie für Viktor zu empfinden. Der Film wird auch von Hanks getragen. Alle Szenen ohne ihn - von denen es nicht viele gibt - wirken teils gezwungen eingebaut um die Handlung voranzutreiben. Überhaupt ist "Terminal" einer der wenigen Film in denen die voranschreitende Handlung den Film eher stört. Die Stärken des Films liegen in den Szenen, die Viktors Alltagsleben am Flughafen zeigen. Wie er sich in teils skurillen und unwirklich anmutenden Szenarien ein Leben aufbaut. Die Szenen mit dem Flughafensicherheitschef, der ihn loswerden will, wirken dagegen zu konstruiert. Ebenso das Ende. Man kennt die Geschichte mit den Autogrammen ja bereits, muss man das Offensichtliche auch noch zeigen? Ich hätte es besser gefunden, wenn Hanks den Flughafen verlassen hätte - und Ende. Aber man kann ja nicht alles haben.
Insgesamt ein wirklich schöner Film mit wirklich starken Szenen, der liebenswürdige Figuren zeigt, aber teils von einer aufgezwungenen Handlung zerstört wird. Hat durchaus Wiederanschauungswert, vorerst möchte ich aber nur 7/10 Punkte vergeben.
#156
Geschrieben 24. November 2005, 22:09
Mit "Heavenly Creatures" hat sich Peter Jackson als Regisseur auch unter den Kritikern und dem anspruchsvolleren Publikum etabliert. Durch ihn haben sich bestimmt auch die Tore für >> "Der Herr der Ringe" geöffnet - schon allein deshalb ist "Heavenly Creatures" ein wichtiger Film. Doch als Film an sich ist er mir fast eine Spur zu anstrengend.
Jackson erzählt eine erzählenswerte Geschichte in wunderschönen Bildern und mit einer losgelösten und doch nie abschweifenden Kamera. Die Schauspieler sind grandios und die Musik mehr als passend - ich kann nicht einmal sagen, dass der Funke nicht überspringt, denn als die End-Credits angefangen haben saß ich erst einmal für ein paar Minuten still auf dem Sofa. Das alles macht "Heavenly Creatures" zu einem wirklich guten Film, doch leider keinem, den ich gerne öfter sehen will.
Die letzte viertel Stunde ist mit das Härteste, was ich bisher in einem Film gesehen habe. Der Mord wird so kaltblütig und sachlich geplant, dass dies nur noch von der Ausführung übertroffen wird. Hier zieht Jackson auch alle Register: Die Kamer begleitet Opfer und Täter grausam langsam zu einer ruhigen Melodie. Der Spaziergang will nicht enden und doch zielt alles auf den einen Moment ab. Ich bin selten verkrampft beim Filmschauen, doch hier konnte ich die Anspannung körperlich spüren.
Jackson ist mit "Heavenly Creatures" ein interessantes Stück Film gelungen, das man gesehen haben sollte. Ich kenne leider nur die geschnittene deutsche Version und bin mir sicher, dass der Director's Cut seine Wirkung noch besser entfalten kann - besonders in der ersten Stunde wirken manche Szenen der deutschen Version doch etwas gehetzt und man würde sich gern mehr in die Gedankenwelt der Protagonisten einfühlen können.
Insgesamt hat der Film vermutlich mehr als 7/10 Punkte verdient, wofür er mir aber doch etwas zu sperrig ist - und schließlich will ich etwas Platz nach oben lassen, falls ich doch einmal die Gelegenheit habe die vollständige Fassung zu sehen.
#157
Geschrieben 27. November 2005, 09:40
Auch heute noch macht "Scream 2" wirklich Spaß. Dabei ist der Film ziemlich ähnlich zum >> ersten Teil aufgebaut: Die Einführung mit dem ersten Mord an unbedeutenden Charakteren, der Presserummel um Sidney, Verfolgungsjagden, falsche Verdächtigungen, dann die überraschende Auflösung und ein Ende, das eine ganz ähnliche Atmosphäre wie das des ersten Films besitzt - inklusive dem überraschenden Überleben von Officer Dewey. Müder Abklatsch? Typisch Horror-Sequel? Glücklicherweise nicht, denn "Scream 2" spielt - wie schon sein Vorgänger - sehr gelungen mit den typischen Klischees dieses Genres. Dabei wird besonders auf das Thema Fortsetzungen eingegangen, was meiner Meinung nach ein ziemlich genialer Schachzug ist, da diese selbstironische Note "Scream 2" von vielen Kritikpunkten der typischen Sequels einfach freispricht. Genial.
Trotz all der oben genannten Punkte kann auch diese Fortsetzung nicht mit dem Original mithalten. Es fehlt einfach das innovative Element, das >> "Scream - Schrei!" noch so besonders gemacht hat. Zudem wurde das Ende zu sehr an den ersten Teil angelehnt. Die Performance der Killer erinnerte zu sehr an jene aus dem Vorgänger. Hinzu kommt, dass ein wenig zu stark an der Logikschraube gedreht wurde (Billys Mutter, Operationen). Aber auch das könnte man als gewollt überzogen auf das satirische Element des Sequels schieben - wer weiß
Ansonsten sind mir die vielen Jungstars wie Joshua Jackson, Sarah Michelle Gellar oder die Killerin aus "Düstere Legenden" aufgefallen. Dies ist insofern bemerkenswert, da Teil 1 noch eher unbekannte Gesichter gezeigt hat. Klasse war auch einmal wieder die Musikwahl. Ich hätte schwören können, dass das Theme aus >> "Broken Arrow" für die Szenen mit Dewey und Gale gewählt wurde - und siehe da, laut IMDB hatte ich recht. Auch hier ein sehr passender und wunderschöner Score.
Insgesamt knüpft "Scream 2" wunderbar an den Vorgänger an und macht fast genauso viel Spaß. Die Stellung des ersten Teils in der Geschichte des modernen Horrorfilms wird er aber wohl nie erreichen - auch typisch Sequel. Trotzdem auf jeden Fall 8/10 Punkte.
#158
Geschrieben 28. November 2005, 19:57
Seit der letzten Sichtung von >> "Harry Potter und der Gefangene von Azkaban" war ich gespannt, welchem visuellen Stil sich Newell wohl anschließen wird - dem von Columbus oder dem von Cuarón. Eine klare Antwort gibt es nicht. Newell ist wohl näher an der Cuarón-Version, wenngleich sich die Übernahme des Stils auf manche architektonischen Details von Hogwarts und die düsteren Bilder beschränkt. Newells Art Direction geht dabei dezenter vor als die von Cuarón - es sind keine stilbildenden Merkmale (Blenden o.ä.) zu finden - was einerseits schade ist, andererseits aber auch keine negativen Überraschungen mit sich bringt.
Eines steht dem Film ab der ersten Sekunde groß auf die Stirn geschrieben: Dies ist kein Kinderfilm - umso unverständlicher die optionale ab 6 Freigabe der FSK. Dies bringt mich dann gleich zu einem weiteren Punkt, den vehementen Potter-Verachtern. Da wird alles - unbekannterweise wohlgemerkt - schlechtgeredet, nur weil die Reihe viele Anhänger hat und als Kinderbuchsensation beworben wird. Würden diese Ignoranten auch nur einmal eines der Bücher lesen, dann wüssten sie, dass den Lesern - und somit den Kinobesuchern - eine zauberhafte, durchdachte und lebendige Welt dargeboten wird, die spätestens ab dem vierten Jahr eine ziemlich harte Gangart einschlägt - von der Komplexität der Geschichten einmal ganz zu schweigen. Also erst einmal selbst eine Meinung bilden und dann lästern.
Wenn ich schon einmal bei der Komplexität bin, komme ich auch gleich zum großen Kritikpunkt des Films: Er vereinfacht das Buch viel zu sehr. Es bleibt gerade einmal das Grundgerüst übrig, was schade ist, fällt somit doch viel von der wunderbaren Zauberwelt weg. Mir ist auch klar, dass sich aufgrund der beschränkten Laufzeit da nicht mehr hat machen lassen - und alles Wichtige war ja auch drin. Einem ausführlicheren Extended Cut wäre ich dennoch nicht abgeneigt.
Man liest auch oft, dass der Film unverständlich sei und nur Action bieten würde. Das stimmt absolut nicht. Ich hab extra aufgepasst und man kann den Film perfekt ohne Buchkenntnis verstehen, so vereinfacht wurde - zum Leidwesen der Buchkenner - die Handlung. Zudem sind immer noch genügend Verschnaufpausen (Unterricht bei Mad Eye Moody, Weihnachtsball etc.) vorhanden - auch nicht weniger als beim vielgepriesenen "Prisoner of Azkaban".
Auffällig war sonst noch die - wie immer grandiose - Besetzung. Von den Neuen stechen besonders Moody und Voldemort heraus. Der Score war zwar passend, man hat aber die Abwesenheit von John Williams bemerkt und des öfteren die bekannten Themes vermisst.
"Harry Potter und der Feuerkelch" ist ein fantastisches Filmabenteuer mit großartigen Effekten und einer tollen Geschichte. Diese wirkt leider etwas gehetzt, kann aber dennoch im Rahmen des Films überzeugen. Ich freue mich jetzt schon auf "Harry Potter and the Order of the Phoenix" im Jahr 2007.
Vorerst gibt es erst einmal voll verdiente 8/10 Punkte.
#159
Geschrieben 04. Dezember 2005, 20:43
Dabei ist der - leider nicht krönende - Abschluss der Horror-Trilogie gar nicht mal so schlecht geraten. Es sind wieder alle sehenswerten Hauptcharaktere mit von der Partie und es wurde eine sehr interessante Ausgangssituation gewählt: Das Set von "Stab 3". Im Zuge dessen gibt es ein paar nette Seitenhiebe auf Hollywood und das Slasher-Genre. Auch die Verfolgungsszene am Set zeigt Wirkung, wenn Sidney plötzlich vor dem nachgebauten Haus des ersten Teils steht. Doch das war leider auch schon alles. Sonst wird nichts mehr aus dieser an sich so spannenden Grundsituation herausgeholt.
Ebenso verschenkt wird der Trilogie-Aspekt, der zunächst noch durch den Videoauftritt von Randy so bombastisch aufgebaut wird. Der Zuschauer erwartet nun natürlich einen Knaller am Schluss, der sich hier allerdings als Rohrkrepierer erweist. Es wird mit Mühe und Not eine Verbindung zum ersten Teil konstruiert, die zudem noch von einem Killer vorgetragen wird, der absolut keine Ausstrahlung hat. Ich habe selten eine so fehlbesetzte Rolle gesehen. Wirklich schade.
Das soll es nun aber auch mit der Kritik gewesen sein. "Scream 3" bietet immer noch viel Spaß, nette Verfolgungsszenen und viel Humor. Der Blutanteil wurde auch nicht so sehr zurückgeschraubt, wie ich in Erinnerung hatte - mehr hätte dem Film meiner Meinung nach weder geschadet, noch ihn weitergebracht. Klasse fand ich die Gastauftritte von Jay und Silent Bob, sowie von Carrie Fisher.
Eine Sache noch: Den Sountrack fand ich dieses Mal um einiges schwächer. Am meisten hat mir das Thema von Gale und Dewey gefehlt. Hat einiges an Stimmung genommen.
Insgesamt ist "Scream 3" solides Unterhaltungskino, das Fans der Reihe wirklich Freude bereiten kann - umso enttäuschender sind natürlich die nicht genutzten Chancen. Trotzdem wurde ich gut unterhalten und kann ich guten Gewissens 7/10 Punkte vergeben.
#160
Geschrieben 07. Dezember 2005, 08:05
Hat mir wieder ziemlich gut gefallen. Ich mag das Setting im Schnee, sowie die technische Ausführung. Wirklich sehr geglückt! Die Geschichte fällt dagegen etwas ab. Zwar ganz nett, aber mehr auch nicht. Die schauspielerischen Leistungen fand ich durchwachsen - besonders beim Liebespaar, das eigentlich authentisch rüberkommen sollte.
Im ersten Moment habe ich etwas geschluckt, als ich hörte, dass der Film 55.000 Euro gekostet haben soll. Doch allein die Technik muss Unsummen verschlungen haben (u.a. 35mm Cinemascope, Kamerakran). Ich find es auf jeden Fall bewundernswert, dass solch professionelle Werke nahezu aus dem Nichts entstehen können.
"Viergeteilt im Morgengrauen" macht - zumindest beim ersten Mal - richtig viel Spaß. Seltsam, dass ich von dem Regisseur seitdem nichts mehr gehört habe: 6/10 Punkte.
#161
Geschrieben 11. Dezember 2005, 11:15
Im Vorfeld habe ich versucht meine Erwartungen möglichst gering zu halten, da sich der Vergleich mit dem Überfilm des Fantasy-Genres >> "Der Herr der Ringe" natürlich aufdrängt - und "Die Chroniken von Narnia" diesem Vergleich - das wusste ich bereits bevor ich den Film gesehen hatte - einfach nicht standhalten können. Leider hatte ich meine Erwartungshaltung nicht so gut unter Kontrolle, wie ich es gewünscht hätte und somit war ich nach der Sichtung doch ein klein wenig enttäuscht.
"Die Chroniken von Narnia" fangen dabei sehr stark an. Die Einführung der Charaktere im Schloss ist sehr gelungen und auch die Atmosphäre im alten Herrenhaus ist erfreulich dicht. Nach dem ersten Betreten Narnias sah ich meine Erwartungen als erfüllt an: Der Faun ist eine interessante und sehr schön gestaltete Figur, die Spaß macht. Seine Höhle ist wohnlich und doch fremd. Genauso wie es sich für eine Fantasywelt gehört. Bis zu der Flucht vor den Wölfen konnte der Film für mich seine Atmosphäre gekonnt ausbauen: Die Biber samt Damm, die Wölfe, de Fuchs. All dies hat wirklich Spaß gemacht. Doch ab dem Betreten des Lagers von Aslan hat der Film meiner Meinung nach irgendwie seine Richtung verloren. Während im Produktionsdesign auf einmal die Farben überhand genommen haben, so wurden die Charaktere immer farbloser. Besonders Peter erschien mir fremd und war mir als Figur eigentlich auch ziemlich egal - trotz der bedeutungsschwangeren Unterredung mit Aslan. Die Ausflüge ins Lager der weißen Hexe, Aslans Tod und die Endschlacht waren dann alle so angelegt, dass sie möglichst an >> "Der Herr der Ringe" erinnern. Sicher technisch makellos, aber ohne eigenständiges Leben und zu sehr auf das große Vorblild schielend inszeniert. In der Schlacht werden zudem herzzereißende Blicke zwischen Peter und dem Centauren ausgetauscht ohne dass mich dies als Zuschauer auch nur im Geringsten zu bewegen vermag. Dies alles macht Spaß und ist nett anzuschauen, aber es fehlt einfach der rechte Biss. Die Schlacht ist zwar martialisch angelegt und geschnitten, bleibt aber immer FSK12-kompatibel und zu sauber.
Alles in allem fällt auf, dass "Die Chroniken von Narnia" in erster Hinsicht ein Kinderfilm ist, der als dieser auch ausgezeichnet funktioniert. Jedoch wird versucht auch das erwachsene Publikum zu gewinnen, dabei wird allerdings nichts riskiert und an diesen Stellen treten die Schwächen des Films klar hervor. Die Kritik an dem religiösen Aspekt des Film (Opferung Aslans und Auferstehung) kann ich nicht nachvollziehen. Diese Szene gehört einfach zur Geschichte und wird ohne Holzhammer präsentiert. Genauso gut könnte man >> "Star Wars" aufgrund der unbefleckten Empfängnis boykottieren. Wenn ich dann sowas lese, wie "Die Chroniken von Narnia" seien das Kinder-Pendant zu Gibsons "Passion", dann zweifle ich wirklich am Geisteszustand gewisser Kritiker.
Ohne Zweifel grandios sind in den Chroniken die visuellen Effekte gelungen. Aslan ist ein digitales Meisterstück. Einfach perfekt. Ich bin teils aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Die anderen Tiere sehen auch klasse aus und bringen wirklich Leben in die Welt - doch keines reicht an den Löwen heran. Traumhaft schön und perfekt gelungen. Eine wahre Glanzleistung.
Alles in allem schaffen es "Die Chroniken von Narnia" nicht die erhoffte Nachfolge von >> "Der Herr der Ringe" anzutreten. Ich hoffe im - doch sehr wahrscheinlichen - zweiten Teil versucht mach auch eigenständigere Wege zu gehen und etwas mehr die Welt Narnia zu erkunden. Trotz aller Kritikpunkte habe ich mich gestern gut unterhalten lassen, wenngleich der große Funke nicht übergesprungen ist. Mit der richtigen Erwartungshaltung durchaus sehenswert - schon allein wegen Aslan: 7/10 Punkte.
#162
Geschrieben 11. Dezember 2005, 22:13
Der Thriller lebt von seiner Atmosphäre: Sonnendurchflutete Bilder mit übersättigten Farben, dazu cubanische Rhythmen und (größtenteils) schöne Menschen. Leicht hätte der Film damit in die Oberflächlichkeit abrutschen können, doch trotz der durchgestylten Bilder haftet dem Film immer etwas Dreckiges und Bodenständiges an - ebenso wie den Charakteren. Denzel Washington spielt den Bezirkscop allerdings immer so, dass man recht schnell weiß wer der Gute ist - allerdings ist positiv hervorzuheben, dass es keine stereotypen Charaktere sind, sondern auch die guten Jungs etwas zwielichtiger handeln als gewohnt.
Die Geschichte macht - besonders anfangs - sehr viel Spaß. Die erste Wendung war dann zwar absehbar, aber geschickt inszeniert. Klasse und richtig spannend fand ich auch die Schlinge, die sich immer enger um die Hauptfigur gezogen hat. Gegen Ende hat der Film dann leider merklich nachgelassen - zu willkürlich waren mir manche Charakterentwicklungen und der Showdown auf dem Boot war auch ohne Kniffe. Hätte mir da nach dem starken Anfang wirklich mehr erwartet. Auch das Happy End wirkt furchtbar aufgesetzt - und dass der sympathische und nicht gerade trinkfeste Kollege am Ende zum komischen Sidekick verkommt, während sich für die Hauptfigur am Ende auch wirklich alles zum Guten wendet, hätte nicht sein müssen.
Alles in Allem ist "Out of Time" auf jeden Fall sehenswert und bietet spannende Unterhaltung - auch wenn mehr drin gewesen wäre: 7/10 Punkte.
#163
Geschrieben 17. Dezember 2005, 14:52
Nach den Berichten meiner Freundin - die es damals ins Kino geschafft hat - hatte ich eher mit einem Liebesfilm mit Comedy-Anteilen gerechnet, als mit einer Komödie mit Liebesfilmelementen. Doch als genau solche hat sich "Hitch" letztendlich entpuppt. Für mich also eine positive Überraschung.
Will Smith spielt die Rolle des Date Doktors gekonnt. Er darf viel Charme versprühen und auch etwas Tollpatschigkeit zeigen, für die sich aber hauptsächlich Kevin James verantwortlich zeigt - und das mit seiner bekannten und urkomischen Körpersprache und Mimik. Auch die weiteren Figuren sind nett angelegt und kommen glaubwürdig rüber, was bei Komödien leider immer seltener der Fall ist.
Der Film weiß über die gesamte Laufzeit zu unterhalten, was besonders dem Zusammenspiel von Will Smith und Kevin James zu verdanken ist. Doch auch die romantisch angelegten Szenen sind gefällig inszeniert und eigentlich ganz nett anzuschauen. Allein die Geschichte ist so voraussehbar, dass man in keiner Szene überrascht wird. Da waren die Drehbuchautoren nicht sonderlich kreativ. Mich hat das gestern allerdings nicht so sehr gestört, da ich nichts anderes erwartet hatte und die einzelnen Szenen auch so Spaß gemacht haben.
Insgesamt ein wirklich schöner Film, den man sich durchaus öfter ansehen kann: 8/10 Punkte.
#164
Geschrieben 18. Dezember 2005, 11:47
Die erste Stunde des Films dient allein zur Einführung und Etablierung der Charaktere. Dies mag lang erscheinen, doch es wird keine dieser rund 60 Minuten verschenkt. Zudem werden hier wirklich die Grundsteine für alle weiteren Handlungen gelegt, so dass man sich später nicht über charakterliche Entwicklungen wundern muss. Das ganze ist außerdem so unterhaltsam und atmosphärisch, dass das Herausgerissenwerden und die plötzliche Eingeborenen-Action auf Skull Island anfangs etwas befremdlich wirken - was auch an der penetranten Darstellung dieser Szenen liegen mag. Etwas weniger hektische Zeitlupe - hier leider kein Widerspruch - wäre besser gewesen.
Doch diese kurze Ernüchterung hält nicht einmal 5 Minuten lang an, denn sobald Kong die Szenerie betritt geht der Film erst richtig los. Dagegen kommt dann selbst die richtig gute erste Stunde nicht mehr an. Auf der Insel entpuppt sich "King Kong" als waschechter Abenteuerfilm mit unzähligen Fallen und fiesen Kreaturen. Wäre das nicht schon genug, kommen natürlich noch die Szenen zwischen Kong und der weißen Frau hinzu - und diese sind einfach nur wunderschön. Kong ist perfekt. Er ist einfach wirklich perfekt. Hielt ich vor einer guten Woche noch >> Aslan für das höchste an CGI-Kunst, so muss selbst dieser vor Kong zurückweichen. Jetzt weiß ich, dass mit computergenerierten Bildern wirklich alles möglich ist. Ich bin immer noch hin und weg. Hinzu kommt das großartige Verständis der Macher für das Verhalten des Affen. Wie er Ann immer wieder umschmeißt oder mit dem toten T-Rex spielt. Das wirkt einfach echt. Auch die anderen Szenen auf der Insel wissen zu gefallen. Die Dinosauerier, die Insekten, Riesenfledermäuse etc. - die ganze Insel wirkt unglaublich lebendig und immer ist etwas los. Dabei hatte ich nie das Gefühl von den Actionszenen erschlagen zu werden. Mein Favorit: Der Kampf von Kong gegen die T-Rex.
Der letzte Teil des Films kam mir fast etwas kurz vor. Zwischen Kongs Ausbrechen und seinem Tod scheint nicht viel zu passieren, was im Rahmen der Geschichte aber auch Sinn macht. Das Ende ist dann auch wirklich herzzerreißend und ich glaube seit >> "E.T." ging mir kein Filmtod einer künstlichen Kreatur so nahe. Sehr positiv fand ich auch, dass die menschliche Liebesgeschichte zwischen Ann und dem Autor danach nicht noch hochgespielt wurde. Brodys Charakter war hier einfach nur der Nebenbuhler.
Die Schauspieler waren alle sehr gut besetzt. Allen voran Naomie Watts und Jack Black. Nicht zu vergessen Andy Serkis, der hier nach >> Gollum erneut zeigen durfte, welch großartige Körpersprache er besitzt. Negativ aufgefallen ist mir doch tatsächlich Thomas Kretschmann, was allerdings an seiner Synchronisation liegen dürfte. Deutsche Schauspieler sollten einfach wirklich aufhören >> sich selbst zu synchronisieren.
Die Musik war auch passend, aber nie herausragend. Mir ist übrigens aufgefallen, dass bei der Vorstellung des 8. Weltwunders niemand Geringeres als Howard Shore das Orchester geleitet hat. Bedenkt man den Komponistenwechsel ist das irgendwie bitter und mich würde wirklich einmal interessieren, was da genau vorgefallen ist.
"King Kong" ist wirklich der Blockbuster des Jahres und hat - zumindest bei mir - aller Erwartungen erfüllt, wenn nicht gar übertroffen. Ich bin ja einmal gespannt was uns bei der DVD-Veröffentlichung erwartet. Hierfür gibt es völlig verdiente 9/10 Punkte.
#165
Geschrieben 19. Dezember 2005, 20:35
"Verlockende Falle" bietet eine nette Geschichte, dazu eine schön altmodische Inszenierung und sehr sympathische Charaktere. Die Einbrüche werden alle schön ausführlich geplant und man verliert nie das Interesse am Geschehen. Doch wirklich herausragend ist nichts an dem Film. Vielleicht macht ihn auch das so besonders - oder sehenswert. Da gibt es keinen Effektoverkill oder verrückte Storytwists. Es wird einfach eine Geschichte erzählt. In diesen Punkten ähnelt "Verlockende Falle" sogar etwas dem Genre-Kollegen >> "The Score", der dabei sogar noch etwas gemächlicher und realistischer bleibt.
Vielleicht sehe ich auch einfach nur Sean Connery als alternden Meisterdieb gerne. Oder Catherine Zeta-Jones als seine Schülerin. Beide harmonieren auf jeden Fall sehr gut miteinander. Vielleicht sehe ich mir den Film auch nur immer wieder an, weil ich ihn jedesmal wieder ziemlich schnell vergesse - und das ist in diesem Fall auch gut so. Denn auf diese Weise kann ich jedes Mal aufs Neue leicht und unbeschwert unterhalten werden - und das ist auf jeden Fall 7/10 Punkte wert.
#166
Geschrieben 21. Dezember 2005, 22:02
Das meiste wurde schon beim letzten Eintrag gesagt. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass ich die gesamte Serie wieder so schnell anschauen würde. Doch kurze Zeit nach der letzten Sichtung habe ich wieder mit der ersten Episode angefangen und ab da ging es eigentlich recht schnell. Was gibt es auch schöneres als nach einem anstrengenden Tag abends noch eine oder zwei "FRIENDS"-Folgen zu sehen? Erstaunlicherweise habe ich mich auch zu keiner Zeit gelangweilt. Sicher waren die Storys bekannt, aber viele Witze und Feinheiten sind mir zum ersten Mal aufgefallen.
Die letzten Folgen habe ich dieses Mal irgendwie anders wahrgenommen, da ich parallel die erste Staffel "Joey" sehe, zu der demnächst auch ein Eintrag folgen dürfte. Dieses Mal war es sicher, dass die Freunde nicht auf immer und ewig zusammenbleiben. Ein seltsames Gefühl, auch wenn "FRIENDS" nur eine TV-Serie ist - für die meisten Leute zumindest.
Mehr will ich dieses Mal nicht schreiben. Nur noch: Bitte "FRIENDS" nur auf Englisch sehen! Macht wirklich viel mehr Spaß.
Ich werde mir dieses Mal mehr Zeit bis zur nächsten Sichtung lassen. Habe ja noch "Joey" und "Seinfeld". Trotzdem werde ich die Freunde vermissen - und es ist ja nur eine Frage der Zeit bis es wieder heißt: I'll be there for you...
10/10 Punkte
#167
Geschrieben 27. Dezember 2005, 11:04
Im Gegensatz zu letztem Jahr haben wir die Film-Trilogie allerdings nicht so fest in die Weihnachtszeit eingeplant und daher wurde der Entschluss "Die Gefährten" bei ihrem Aufbruch zu begleiten gestern ziemlich spontan gefasst. Vermutlich liegt es auch an dem fehlenden Drumherum (wochenlange Vorfreude, davor ein gemütliches Essen mit Freunden, die der Trilogie zum ersten Mal beiwohnen durften etc.), dass ich anfangs nicht komplett nach Mittelerde abtauchen konnte. Zu sehr habe ich auf die visuellen Effekte geachtet, zu sehr wurde ich von den Unterschieden zum Hörbuch abgelenkt, das ich zur Zeit parallel höre - es hat einfach irgend etwas gefehlt. Selbst mein persönlicher Höhepunkt in Moria konnte mich nicht so sehr mitreißen wie im letzten Jahr.
Ab Lothlorien war ich dann aber wieder so gefesselt wie auch bei den vorangegangenen Sichtungen. Dennoch fühle ich mich auch heute nicht so sehr in Tolkiens Welt gefangen und die Vorfreude auf >> "Die zwei Türme" ist auch eher gering ausgeprägt, was auch daran liegen mag, dass ich noch nicht weiß, wann ich dazu kommen werde mir die Nachfolger anzusehen.
Der Film war ohne Zweifel genauso stark wie beim letzten Mal, nur konnte ich mich nicht so sehr auf ihn einlassen, wie er es verdient gehabt hätte. Da dies für das Seherlebnis allerdings ein nicht zu unterschätzender Faktor ist, kann ich dieses Mal - wider besseren Wissens - nur 9/10 Punkte geben.
#168
Geschrieben 28. Dezember 2005, 23:15
Der Film konzentriert sich auf die drei Hauptcharaktere, indem er sie vor, im und nach dem Krieg zeigt. Die erste Stunde wird vollkommen darauf verwendet die Charaktere - und ihre Berziehung zueinander - einzuführen. Das Leben ist noch ohne große Sorgen und die Figuren schauen dem Krieg zwar ängstlich aber nicht ohne Erwartungen entgegen.
Der zweite Teil beginnt ohne Einführung und wirft den Zuschauer mitten ins menschenverachtende Geschehen in Vietnam. Was nun folgt sind mit die intensivsten Kriegsszenen, die ich je gesehen habe. Man mag dem Regisseur anlasten, dass er nur den Vietcong als grausames Monster zeigt - aber dies ist die Geschichte von Michael, Nick und Steven. Hätte man sich in der Geschichte von ihnen und ihren Erlebnissen wegbewegt, hätte dies dem Film geschadet und viel von seiner Intensität genommen - und ich denke nicht, dass Michael Cimino diese einseitige Sichtweise als seinen Standpunkt zum Vietnamkrieg gesehen haben möchte.
Der dritte und letzte Teil zeigt die drei Charaktere nach dem Krieg. Allein Michael - der im Original titelgebende Deer Hunter - kehrt einigermaßen unbeschadet nach Pennsylvania zurück. Doch auch bei ihm hat der Krieg Narben hinterlassen. Steven hat seine Beine verloren und Nick hat den Krieg nie überwunden und erlebt seine schlimmsten Stunden - das russische Roulette - immer und immer wieder. Am Ende ist er innerlich bereits tot, da er dem Tod bereits zu oft ins Auge geblickt hat.
Am Ende sitzen Michael und Steven mit ihren Freunden nach Nicks Beerdingung zusammen und singen God bless America. Ein trostloser Gesang, der trotz der - meiner Meinung nach - intendierten Ironie einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.
Technisch ist der Film makellos. Besonders die Montage sticht hervor und zeichnet wundervolle Sequenzen und Bilder. Auf der einen Seite das trostlose Pennsylvania, auf der anderen romantisch angehauchte Bilder der Bergwelt. In Vietnam dagegen wird zu einem fast schon dokumentarischen Stil gewechselt - man ist ganz nah dabei. Fast schon zu nah.
Kritik gibt es kaum. Ich fand den Film teilweise zu lang. Besonders die erste Stunde (Hochzeit) hätte wohl gekürzt werden können, wenngleich die unbeschwerte Autmosphäre dieser Szenen die darauf folgenden umso unerträglicher gemacht hat.
"Die durch die Hölle gehen" ist großes, unbequemes Kino mit grandiosen Darstellern und einer intensiven Geschichte. Wohl aber nichts, das ich mir noch einmal zur reinen Unterhaltung anschauen würde: 8/10 Punkte.
#169
Geschrieben 01. Januar 2006, 19:59
Bin nun auch nicht enttäuscht, obwohl das schwer zu sagen ist, da ich so gut wie keine Erwartungshaltung hatte. Anfangs kam mir die Hauptfigur Tony noch relativ seltsam vor (schläft mit Frau von Verdächtigem etc.), doch im weiteren Verlauf des Films hat sich gezeigt, dass Neesons Charakter einfach ein Herumtreiber ist, dem nichts im Leben wirklich wichtig ist und bei dem man keine normalen Moralvorstellungen erwarten kann.
Der gesamte Film entpuppt sich als klassischer Whosdunnit, der nach einem anscheinend eher enttäuschenden Schluss noch eine Wende erfährt, die eigentlich nur konsequent ist. Die Geschichte ist dabei nicht sonderlich kompliziert aufgebaut, was - aufgrund der fehlenden Komplexität - einerseits schade ist, andererseits aber auch einmal befreiend wirkt, da keine völlig aus der Luft gegriffenen Konstruktionen eingebaut worden sind, die ansonsten der Erfüllung des Plot-Twists dienen.
Die Atmosphäre des Films ist auch ausgesprochen nett, wenn auch nicht überragend. Teilweise hatte ich das Gefühl einem wirklich guten "Tatort" beizuwohnen - sowohl inszenatorisch, als auch narrativ. Als Kinofilm fällt "Unter Verdacht" jedoch etwas in die die Mittelmäßigkeit ab. Macht zwar Spaß, ist aber dennoch schnell wieder vergessen: 6/10 Punkte.
#170
Geschrieben 02. Januar 2006, 12:02
Alle Kritikpunkte die ich bei der >> letzten Sichtung hatte, haben sich ins Gegenteil verkehrt. Dieses Mal hat mir die sprunghafte Erzählweise sehr gut gefallen, weil ich sie einfach interessanter und temporeicher fand, als die eher gemächliche in >> "Die Gefährten". Die Charaktere fand ich auch besser herausgearbeitet und besonders die Szenen in Rohan haben Tiefe in die Geschichte gebracht.
Gollum ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben und wird als CG-Charakter nur von >> "King Kong" getoppt. Ansonsten ist mir dieses Mal besonders der geniale Einsatz des Scores aufgefallen. Jedes Volk hat sein eigenes Thema und teils wird es nur dezent angespielt, dann bricht es mit voller Kraft durch - immer passend zu den Bildern. Da sieht man erst einmal wieviel Arbeit in solch einem Filmscore steckt. Immer noch wunderschön. Hut ab vor Howard Shore.
Anscheinend kommt es bei "Der Herr der Ringe" auch immer auf die persönliche Stimmung bei der Sichtung an - wie eigentlich bei jedem Film. "Die zwei Türme" haben mich dieses Mal vollends überzeugt und somit sind die 10/10 Punkte mehr als verdient.
#171
Geschrieben 05. Januar 2006, 11:02
Interessant fand ich dieses Mal, dass mir besonders die ruhigen, die zwischenmenschlichen Szenen gefallen haben. Sicher waren auch die Schlachten so imposant, wie bereits bei den vorherigen Sichtungen, doch hat man sich daran vielleicht schon etwas satt gesehen. Das macht aber eigentlich gar nichts, denn zu fast hundert Prozent versteht Peter Jackson es unglaubliche Effektszenen mit echten Gefühlen zu verknüpfen. Allein das Ende vor dem/im Schicksalsberg ist grandios gelungen. Sehr stark ist auch die Szene in der Gandalf in Minas Tirith Merry Mut zuspricht und dabei die ersten Töne von "Into the West" erklingen, das später im Abspann genau diese Worte aufgreift. Wahre Kinomagie. Ebenso wie die Szene an den Grauen Anfurten. Wunderschön und zutiefst traurig zugleich.
"Die Rückkehr der Königs" hat mich auch dieses Mal wieder gefangen genommen. Allerings habe ich eins für die - doch sehr wahrscheinliche - nächstjährige Sichtung der Trilogie gelernt: Sie sollte wieder mehr zelebriert werden. Vielleicht werde ich sie mir auch einmal am Stück ansehen und dabei früh genug anfangen um genug Luft dazwischen lassen zu können. Um gemütlich zu Essen. Mit netten Leuten. Ja das wäre schon was. Allerdings wird es hierfür wohl schwierig werden Gefährten zu finden, die solch eine monumentale Reise antreten wollen. Man wird sehen...
10/10 Punkte
#172
Geschrieben 06. Januar 2006, 15:26
"Joey". Hmm. Das erste Mal, als ich von einem "FRIENDS"-Spin-Off gehört habe, war ich hoch erfreut. Nach einiger Zeit war ich eher höchst skeptisch und letztendlich einfach nur gespannt darauf, wie Matt LeBlancs Charakter so alleine zurechtkommt. Die ersten paar Episoden sind auch wirklich seltsam. Man vermisst die Freunde, man vermisst die bekannte Umgebung, man vermisst New York. Zudem haben mich die anderen Charaktere genervt. Allen voran Gina und Bobby. Mir waren die Charaktere einfach zu over the top. Alex fand ich eher nichts sagend, nur Michael ist mir sofort ans Herz gewachsen. Spätestens seit der Fake-Girlfriend-entlarfenden Frage: "Empire or Jedi?"
Die Geschichten der Episoden fand ich von Anfang an ziemlich nett. Besonders schön sind natürlich Joeys Versuche in Hollywood Fuß zu fassen, wie in der Stau-Episode. Allerdings hat sich der Charakter fasst schon zu sehr zum liebenswerten Dummkopf entwickelt. Aber das hat sich bereits in den letzten "FRIENDS"-Folgen abgezeichnet. Zum Glück weiß Matt LeBlancs Spiel hier in jeder Hinsicht zu überzeugen, wodurch selbst die peinlichsten Situationen einfach nur Spaß machen.
Schade finde ich etwas, dass "FRIENDS" so komplett ausgeblendet wurde. Einmal wird Chandler erwähnt und einmal indirekt Joeys Beziehung zu Rachel. Ich finde die Vergangenheit wurde zu schnell vergessen. Sicher täte es einer neuen Serie nicht gut, sich immer auf eine andere zu beziehen, aber da ich denke, dass bestimmt 80 Prozent der "Joey"-Zuschauer auch "FRIENDS"-Zuschauer waren, hätte man den Übergang softer gestalten können. Es ist einfach unglaubwürdig, dass diese 10 Jahre so schnell vergessen sind.
Gegen Mitte der ersten Staffel waren all diese Kritikpunkte allerdings vergessen. Selbst die - anfangs noch ungeliebten - neuen Charaktere wissen nun voll zu überzeugen. Besonders Bobby lässt teils wirkliche Brüller los. "Joey" macht einfach Spaß und ich hoffe die Serie bekommt die Chance ihr - durchaus vorhandenes - Potential in weiteren Staffeln auszubauen. Vielleicht dann doch mit einigen Gastauftritten der "FRIENDS"... man darf ja noch hoffen!
Bis jetzt: 9/10 Punkte.
#173
Geschrieben 14. Januar 2006, 16:53
Die Abenteuergeschichte ist immer noch flott erzählt, selbst die Charaktere können überzeugen. Doch alles, was mir das letzte Mal negativ aufgefallen ist, hat sich bei der gestrigen Sichtung irgendwie noch verstärkt. Die Szenenübergänge waren teilweise zu hip - z.B. gab es keinen Reißschwenk ohne entsprechende Sounduntermalung. Der Score war einerseits zwar wirklich schön, andererseits aber einfach nur peinlich unpassend. Zudem war mir diese ganze Geschichte mit den Gründerväter und wie wichtig die Unabhängigkeitserklärung doch ist etwas zu aufgeblasen.
Schön fand ich wieder den familiären Background von Benjamin Gates. So eine Schatzsucherfamilie hat schon was. Aber das hat mir bereits in "Indiana Jones 3" schon gefallen - und sogar noch um einiges besser.
Irgendwie ist der Film einfach zu kalkuliert mit Diane Krueger als Love-Interest und dem lustigen Sidekick, dann die Gruppe der Bösewichte - zwar alles nette Charaktere, aber der Kniff fehlt einfach. Auch in der Geschichte.
Habe ich das letzte Mal noch zwischen 7 und 8 Punkten geschwankt, so schwanke ich dieses Mal zwischen 6 und 7 Punkten - ich werde aber die besser Wertung vergeben, da mich der Film gestern immer noch recht gut unterhalten hat, obwohl ich schon ziemlich müde war: 7/10 Punkte.
#174
Geschrieben 18. Januar 2006, 12:09
"The Frighteners" ist einer der wenigen Filme, denen es gelingt verschiedene Genres geschickt miteinander zu kombinieren. So funktioniert der Film als Komödie ebenso gut wie als Gruselfilm. Dabei sticht keines der beiden Genres besonders hervor und dominiert das andere. Sie ergänzen sich - eine wirklich schöne Symbiose. Natürlich ist bei solch einem Mix auch klar, dass man in keinem Teil aufs Ganze gehen kann: So fehlen echte Schenkelklopfer ebenso wie wirkliche Gänsehautszenen - dass man diese fast nicht vermisst liegt am eigenständigen Drehbuch, das sich gelungen über Genregrenzen hinwegzusetzen vermag.
Peter Jacksons Stil ist in jeder Szene unverkennbar. Ich liebe die Kameraarbeit in seinen Filmen. Immer gelungen und der jeweiligen Szene dienend. Ebenso kann das Design des Films überzeugen. Teilweise ziemlich morbid und düster, aber immer mit dem Charme von 50er Jahre Gruselfilmen. Man erkennt auch sofort Neuseeland als Drehort wieder und es würde mich doch sehr wundern, wenn mir manche Locations nicht bereits in "Braindead" oder >> "Heavenly Creatures" begegnet wären. Auch erwähnenswert sind die visuellen Effekte, die für damalige Verhältnisse heute immer noch unglaublich überzeugend wirken. Hier kann man sich bereits davon überzeugen, was von Weta Digital noch kommen sollte. Wirklich klasse!
Die Schauspieler agieren alle sehr spielfreudig und unterstützen mit ihrem teilweisen Overacting deutlich den Charme des Films. Ich sehe Michael J. Fox sowieso gerne und kann mir niemand anderen in der Rolle des abgehalfterten Geisterjägers vorstellen.
So spaßig der Film auch ist, ganz ohne Kritik kommt er mir nicht davon: Das Drehbuch überzeugt zwar in den einzelnen Szenen, doch im Gesamtzusammenhang gibt die Geschichte einfach zu wenig her. Es ist bereits von Anfang an ziemlich klar was geschehen wird und so kommt es dann auch. Da wäre etwas mehr... nunja einfach mehr gewesen. Trotzdem hab ich mich nicht gelangweilt - mal sehen ob ich das nach der nächsten Sichtung auch noch sagen kann.
Peter Jacksons "The Frighteners" ist ein äußerst sympathischer Film, der leichte Unterhaltung auf hohem visuellen Niveau liefert. Kann was, der Film: 8/10 Punkte.
#175
Geschrieben 19. Januar 2006, 11:38
Das Setting im Schachspielermilieu und die mit dem Spiel der Könige verbundenen Morde sind an sich zwar eine nette Idee, doch leider wird diese vielversprechende Ausgangssituation kaum genutzt. Im weiteren Verlauf hangelt sich die Geschichte von Mord zu Mord und damit von Verdächtigung zu Verdächtigung - und meistens trifft es Christopher Lamberts Charakter. Im einen Moment ist er noch klar einer der guten Jungs, im nächsten ist er wieder der Hauptverdächtige. So geht das den ganzen Film. Ich kann mir zwar vorstellen, was die Intention des Regisseurs war, doch um wirkliche Zweifel an der Unschuld des Schachgroßmeisters aufkommen zu lassen wäre mehr nötig gewesen als dieses unentschlossene Umherspringen.
Irgendwie konnte ich mich auch nicht mit Lamberts Charakter anfreunden, was vielleicht auch an dem Schauspieler selbst liegt. Lambert ist mir meist eher unsympathisch. Zudem kann ich mich bei seinen Filmen oft nur schwer davon überzeugen keinen B-Movie zu sehen. Schon seltsam, dass ein Schauspieler solch eine Wirkung hat.
"Knight Moves" ist trotz der oben genannten Kritikpunkte kein schlechter Film. Bei der ersten Sichtung war er sogar ziemlich spannend, da der wirkliche Täter doch eine Überraschung darstellt - zwar eine konstruierte, aber dennoch. Zudem ist der Film schön gefilmt und besitzt einiges an Atmosphäre. Auffällig ist noch das vollständige Fehlen eines Epilogs. Sowas gibt es nicht häufig. Der Film endet genau auf seinem Höhepunkt. Hat was.
Insgesamt ein netter Serienkillerfilm, der leider ziemlich viele Chancen ungenutzt lässt: 6/10 Punkte.
#176
Geschrieben 23. Januar 2006, 09:58
"Der Herr der Diebe" beginnt ziemlich überstürzt. Schon am Anfang nerven mich die überzeichneten Charaktere der bösen Stiefeltern. Doch ab Venedig wurde ich erstaunlich gut unterhalten. Die Schauspieler sind - soweit ich das mit Unkenntnis der Vorlage beurteilen kann - alle wirklich gut besetzt und spielen ihre Rollen sehr glaubhaft und mit Herz. Besonders die Kinderdarsteller fallen positiv auf. Die Geschichte selbst lässt Platz für Charakterentwicklungen und bietet gar die eine oder andere Überraschung. Dabei bleibt sie kompakt und überschaubar, aber dennoch interessant und man verliert nie das Interesse an den Figuren.
Ich gehe jetzt einmal soweit zu sagen, dass "Der Herr der Diebe" der beste Kinderfilm ist, den ich seit Langem sehen durfte. Das liegt aber auch daran, dass so viele andere als Kinderfilm propagierte Leinwandwerke diesen Titel zu unrecht tragen. Hätte ich Kinder im relevanten Alter, würde ich sie nicht ohne Bedenken in Filme wie >> "Harry Potter und der Feuerkelch" oder >> "Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia" gehen lassen, weil diese zu 90 Prozent für eine erwachsene Zielgruppe geschaffen wurden. Bei "Der Herr der Diebe" würde ich allerdings - die nötige individuelle Reife meines fiktiven Kindes vorausgesetzt - nicht lange zögern.
Die Vorteile als Kinderfilm mindern natürlich den Wert des Films für Erwachsene. Die schon angesprochenen überzeichneten Charaktere, die doch eher simple Umsetzung der Geschichte und das völlig unrealistische Happy End. Nicht der Stoff aus denen Erwachsenenmärchen gemacht werden. Doch manchmal sollte man einfach wieder Kind sein dürfen und sich über einen einfachen, unterhaltsamen und schönen Film freuen - und über kleinere Fehler hinwegsehen.
"Der Herr der Diebe" ist unterhaltsames Kino für Kinder und junggebliebene Erwachsene. Der Film gibt Hoffnung für die "Tintenherz"-Verfilmung, da er - laut Aussage meiner Mitkinobesucher - ziemlich nahe am Buch war: 7/10 Punkte.
#177
Geschrieben 24. Januar 2006, 13:35
Der Film lässt mich nun zwiespältig zurück - wie passend. Einerseits ist er wirklich intensiv und sehr atmosphärisch, andererseits aber auch sehr klischeehaft und - bei Kenntnis der Geschichte - nicht so intelligent wie er gerne sein möchte. Der Spannungsaufbau ist ziemlich gelungen, doch eine Szene wirkt hier völlig fehl am Platz: Die Einführung des Killers, die berühmte Kopf-Szene. Warum wird solch ein großer Moment so verschenkt? Der verdrehte Humor mag zwar als herausgelöste Szene lustig wirken, doch im Rahmen des Films, der den Anspruch hat realistisch und kompromislos zu sein, ist er einfach Fehl am Platz. Viel spannender wäre es gewesen den Killer erst vor dem Haus zu zeigen. Auch ohne die Kopf-Szene wäre die Atmosphäre vor dem Eindringen bedrohlich und düster genug gewesen.
Der weitere Verlauf des Film ist wirklich spannend und hat eine sehr berdückende Atmosphäre, doch kann ich ihm gewisse schwarzhumorige Elemente nicht absprechen, z.B. an der Tankstelle. Leider kann ich die Wirkung des Plot-Twists nicht beurteilen, da mir dieser bereits zuvor bekannt war. Ich finde - wie viele Kritiker auch - dass diese Wendung zwar etwas Spannung herausnimmt und das Unheimliche des Killers nimmt, doch hebt gerade dieser Twist die Geschichte über bloßes Slasherniveau.
"High Tension" ist ein interessanter Horrorthriller, der allerdings in keinster Weise dem Hype gerecht wird, der um ihn gemacht wird. Eine Werbezeile bezeichnet den Film als besten französischen Genrebeitrag aller Zeiten. Dem kann ich nicht zustimmen. Für mich ist das nach wie vor >> "Dead End". Von Alexandre Aja, der beim Drehen von "High Tension" gerade mal 25 war, wird man trotzdem noch einiges hören: 7/10 Punkte.
#178
Geschrieben 24. Januar 2006, 23:20
"Fargo" ist eine Geschichte über einfache Menschen. Zwar überzeichnet, doch - wie die Texttafel am Anfang des Films verkündet - in der Realität verankert. Sympathische Figuren. Loser. Eine Geschichte über Loser im Schnee. >> "Ein einfacher Plan", der scheitern muss. Der scheitern muss, weil die Charaktere nicht mit dem zufrieden sind, was sie haben. Viele, sehr viele Parallelen zu Sam Raimis Film - und doch ganz anders. Das Werk der Coens strotzt nur so vor schwarzem Humor. Nie aufdringlich, doch immer präsent. Im Gegensatz zu Bill Paxtons Charakter schlittert William H. Macys Figur auch eher unverschuldet immer tiefer in den Schlamassel - doch auch hier war die anfängliche Gier schuld an der Tragödie.
Ein herausstechendes Merkmal von "Fargo" ist zudem die schwangere Polizistin. Einfach ein einfacher, guter Mensch. Ebenso ihr Mann. Sie sind zufrieden mit sich und der Welt - und die Welt ist zufrieden mit ihnen. Eine wirklich schöne Aussage.
"Fargo" ist ein ganz großer Film der Coen-Brüder. Kameraarbeit, Drehbuch, Schauspieler, die wunderschöne Musik. Hier passt einfach alles. Mit Steve Buscemi, William H. Macy, Frances McDormand und Peter Stormare sind Schauspieler versammelt, die in die Welt dieses Films gehören. Mann kann sich einfach niemand anderen vorstellen. Sie gehören zu "Fargo" wie der Schnee.
Ich mag die gemächliche Erzählweise, die Aussage und die Friedlichkeit die am Ende trotz allem siegt. Ein wahrlich schöner Film: 9/10 Punkte.
#179
Geschrieben 25. Januar 2006, 12:52
Nach Spielbergs "Der Soldat James Ryan" und "Band of Brothers" waren Kriegsfilme anscheinend wieder angesagt. Doch anstatt die Chance zu Nutzen und sich mit dem Krieg auseinanderzusetzen bekommen wir Zuschauer immer wieder das Gleiche vorgesetzt. Die technische Perfektion der Kampfszenen nimmt zwar immer mehr zu, doch der Inhalt und die Aussage - sollte es überhaupt eine geben - stagniert. So auch in "Windtalkers". Hier gibt es zwar die Navajos, die sich in der Schlacht zurechtfinden müssen, doch anstatt auf diesen Aspekt näher einzugehen wandeln sie sich in Killermaschinen und werden zu Helden des Kriegs. Nicolas Cages Charakter Enderson ist da schon interessanter, weil von Anfang an nicht sonderlich sympathisch, doch macht auch er keine wirkliche Charakterentwicklung durch und stirbt am Schluss den Heldentod. Wie überraschend.
"Windtalkers" ist allerdings kein schlechter Film. Die erste Stunde finde ich sogar ziemlich gut. Man lernt die Soldaten kennen und hier besteht noch die Möglichkeit einer Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg. Doch dann beginnen die endlosen, ermüdenden Schlachten. Zwar wirklich perfekt inszeniert, aber letztendlich beinahe langweilig. Interessant waren einzig die Totalen des Schlachtfeldes. Hat mir wirklich gut gefallen, da man sonst nur verwackelte Handkameras sieht, was in "Der Soldat James Ryan" noch innovativ war, inzwischen aber niemanden mehr hinter dem Ofen hervor lockt.
Das war also "Windtalkers". Leider keine wirkliche Bereicherung meines Filmwissens. Vermutlich hätte ich mir eher "Der schmale Grat" zulegen sollen. Am traurigsten ist vermutlich, dass der Film nichtmal schlecht ist, sondern im guten Mittelmaß versandet, wie so viele seiner Genrekollegen: 6/10 Punkte.
#180
Geschrieben 26. Januar 2006, 12:04
Anfangs war ich auch wirklich enttäuscht einen Endzeitfilm zu sehen, der nach der Vernichtung der Welt durch die Drachen spielt. Das Plakat des Films hatte etwas anderes versprochen. Doch wenn man dies erst einmal akzeptiert hat, kommt ein ziemlich unterhaltsamer Film dabei heraus. Die erdachte Welt wirkt realistisch, die Figuren können in ihren Handlungen überzeugen und der Film hat Drachen - schon allein für diese Idee muss man den Film fast lieben. Oder eben hassen, denn es werden wirklich viele Chancen verschenkt. So nett die Idee mit dem Erzählen der Hintergrundgeschichte mittels Artikeln und Fotografien in Zeitschriften ist, wird doch immer wieder schmerzlich bewusst, wie episch und groß solch ein moderner Drachenfilm hätte werden können.
Die gezeigte Endzeitkomponente kommt allerdings verdammt gut rüber. Christian Bale gibt einen klasse Anführer ab und Matthew McConaughey ist in der Rolle als machomäßiger Gegenspieler fast nicht wiederzuerkennen. Die Drachenangriffe sind wahnsinnig gut inszeniert und machen wirklich Spaß. Die Drachen selbst gefallen mir auch außerordentlich gut und die CG-Effekte sind über jeden Zweifel erhaben. Besonders der Endkampf kommt gut - wenngleich hier die Geschichte vollkommen versagt: Es gibt nur ein Männchen, die militärische Kraft der ganzen Welt hat es nicht töten können, aber ein Mann mit Armbrust schafft dieses Kunststück. Schade.
Was bleibt ist ein Film mit einer guten Idee, der diese leider nicht konsequent genug nutzt - vielleicht hat das Budget nicht für mehr gereicht. Was man zu sehen bekommt ist dagegen fantastisch, nur leider kann die Geschichte nicht mit dem visuellen Eindruck mithalten. Trotzdem irgendwie sympathisch: 7/10 Punkte.
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