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Reality, what is it good for? - Filmforen.de - Seite 7

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Reality, what is it good for?


695 Antworten in diesem Thema

#181 JohnnyFavorite

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Geschrieben 29. Januar 2006, 17:51

Gestern habe ich seit längerer Zeit einmal wieder Luc Bessons "Nikita" gesehen. Wie bereits bei der letzten >> "Léon - Der Profi"-Sichtung erwähnt gehört "Nikita" klar zu Bessons besten Werken. Inzwischen kann man zwar erste Alterserscheinungen ausmachen, doch emotional überzeugt der Film nach wie vor auf ganzer Linie.

Dieses Mal ist mir besonders Bessons Liebe für Weitwinkelaufnahmen aufgefallen. Egal ob in den engen Räumen des Ausbildungslagers, oder auf den Straßen von Paris. Selten gibt es hier gerade Linien zu sehen. Dadurch bekommt der Film eine ganz eigene - für Besson typische - Optik. Hier wirkt der Film oft kalt und distanziert und erst im Apartement von Nikita und ihrem Freund kehrt Wärme und Nähe ein. Doch auch das ist nicht von Dauer, denn die Killerin wird von ihrer Vergangenheit schneller eingeholt als ihr lieb ist. Die Zerissenheit zwischen dem glücklichem Leben im Jetzt und dem dunklen Schatten ihres bisherigen Lebens findet ihren Höhepunkt in der großartigen Hotelzimmer-Szene in Venedig.

"Nikita" lebt von den Erfahrungen, die die titelgebende Hauptfigur in ihrem jeweils neuen Umfeld macht. Zuerst die Ausbildung: Entzug, ein geregeltes Leben, Gehorsam. Dann die vermeintliche Freiheit: Liebe, Freude, Tod. Nachdem man sich in den Ausbildungsszenen mit Nikita zusammengerauft hat, kann man wunderbar mit ihr mitfühlen. Das macht den Film auch so groß. Die Nähe zur Hauptfigur, die zwar immer etwas verrückt bleibt, sich dadurch aber auch immer die Menschlichkeit bewahrt. Nikita ist keine seelenlose Killerin, wie z.B. Viktor. Sie hat keine Wahl und muss sich ihrem Schicksal entgegenstellen, das sie selbst bereits in den ersten Filmminuten festlegt hat.

Luc Besson hat mit "Nikita" den Grundstein für "Léon" gelegt. Dieser geht in Allem noch ein Stück weiter und wirkt runder und moderner als der indirekte Vorgänger. Dennoch ist "Nikita" alles andere als eine stilbildende Fingerübung Bessons. Der Film überzeugt vielmehr durch die Geschichte und deren Figuren.

Auch heute noch mehr als sehenswert: 9/10 Punkte.

#182 JohnnyFavorite

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Geschrieben 30. Januar 2006, 12:09

Da sich mit "Beim Sterben ist jeder der Erste" nun der Vater aller Survival-Horrorfilme auf dem Weg zu mir befindet, habe ich davor noch einmal einen Film des Genres angesehen, der mit der jüngsten Horrorfilm-Welle angeschwemmt wurde: "Wrong Turn".

Zunächst einmal kann ich nicht verstehen, warum sich so viele Leute über die milde Altersfreigabe wundern. Der Film wurde schließlich von Constantin Film mitproduziert, da kann man doch nicht die große Masse - und mit ihr das große Geld - ausschließen. Wieder einmal zeigt sich, wie durchdacht doch so manche FSK-Beschlüsse sind. :rolleyes:

Der Film selbst überzeugt mich bereits mit der knappen Laufzeit von gerade mal 80 Minuten - inklusive Abspann. So sehr ich bei epischen Werken wie "Es war einmal in Amerika" o.ä. die lange Laufzeit genieße, so freue ich mich immer wieder über knackige Filme, bei denen allein ihre Essenz ohne großes Drumherum auf die Leinwand gebracht wird. Besonders schön funktioniert das meiner Meinung nach im Horror-Genre, so auch bei "Wrong Turn".

Nach der Exposition wird die Spannungsschraube stark angezogen, zwar immer durchschauber, doch bleibt der Film in seinen Schauwerten immer so effektiv, das man vergisst alles schon einmal gesehen zu haben. Der Höhepunkt wird in der Hütte erreicht, in der die bedrohliche Stimmung fast greifbar wird. Auch hier wird wieder mit eigentlich plumpen Mitteln gearbeitet, doch sie funktionieren - zumindest bei mir. Spätestens nach der schönen Aussichtsturmsequenz ist allerdings etwas die Luft raus. Noch mehr Gerenne, die Rückkehr zur Hütte, das Ende. Erfreulich ist hier aber auch, das nicht mehr viel analysiert wird, sondern einfach Schluss ist - sieht man einmal von der unnötigen Szene im Abspann ab.

Von der Stimmung her bleibt "Wrong Turn" erfreulich grimmig, aber nicht ohne Humor (Tod des Cops). Die Schauspieler können größtenteils überzeugen, besonders Desmond Harrington bleibt im Gedächtnis. Wirklich nervig fand ich die typischen Tennie-Horror-Klischees am Anfang: Die Kiffer, die im Wald Sex haben und dementsprechend als Erste das Zeitliche segnen müssen. Mit etwas reiferen Charakteren wäre da noch viel mehr herauszuholen gewesen.

Alles in Allem ein effektiver Schocker, der allerdings zuviel auf Erfolge bei der vermeintlichen Zielgruppe schielt: 7/10 Punkte.

#183 JohnnyFavorite

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Geschrieben 30. Januar 2006, 20:59

Eben gesehen: "Crime is King". Ein Film, den ich nach der Erstsichtung bereits zwei weitere Male in Angriff nehmen wollte, doch jedes Mal bin ich schon beim Vorspann daran gescheitert. Verdammter CGI-Skorpionskampf-Schwachsinn aber auch...

Der Film hätte ein Knaller werden können, ganz ehrlich. Ein paar Jahre nach dem Hype endlich mal wieder ein schöner Gangsterfilm: Fünf als Elvis verkleidete Kriminelle nehmen in der Elvis-Woche ein Casino in Vegas aus und bescheissen sich danach selber. Dann die Darsteller: Kevin Costner, Kurt Russell, David Arquette, Christian Slater und Cortney Cox. Der Titel - zumindest im Original - auch traumhaft: "3000 Miles to Graceland". Was kann da noch schiefgehen? Leider mehr als man denken möchte.

Den Anfang macht - wie bereits erwähnt - das völlig unpassende Intro. Hat man sich danach wieder einigermaßen gefasst, gewinnt die Hoffnung überhand und man kann für die nächste halbe Stunde eine schöne Einführung in die Geschichte erleben. Die Darsteller passen äußerst gut in ihre Rollen und spielen die machomäßigen Elvis-Verschnitte wunderbar abgehalftert und lakonisch. Besonders Costner und Russell sind offensichtlich mit Spaß bei der Sache. Die warmen Wüstenfarben tragen viel zur Atmosphäre bei und Las Vegas empfängt den Zuschauer mit einem Schnittfeuerwerk, das dann leider auch kein Ende nimmt. Was nun folgt ist der Einbruch, den man sehnlichst erwartet hat - nur leider bleibt davon nicht viel übrig. Die Montage wird einfach zu Videoclip-mäßig, als dass ich Spaß daran haben könnte. Die eingesetzten Effekte mögen ja in einem 2 bis 3 Minuten Musikvideo funktionieren, aber hier sind sie einfach zu viel des Guten und man fühlt sich wieder an das unsägliche Intro des Films erinnert. Hinzu kommt ein Soundtrack, der die ganze Sache noch unerträglicher macht... aber dazu später mehr.

Nach dem Überfall scheint die Postproduction die Sache wieder in den Griff bekommen zu haben und besinnt sich auf eine filmischere Montage. Die Gangster hauen einander übers Ohr und Kurt Russell flieht mit Cortney Cox samt Sohn. Einige Sequenzen gefallen hier teils wirklich gut und der immer manischer werdende Kevin Costner ist einfach eine Klasse für sich. Doch kommt die Geschichte ab hier auch etwas ins Trudeln. Nach einigem amüsanten Hin-und-Her kommt es schließlich zum Showdown, der dem Film dann den Todesstoß versetzt. Hier wird der mir sowieso immer unsympathische Ice-T aus dem Ärmel gezogen um eine lächerliche Rolle zu spielen - naja passt irgendwie. Das Shoot-Out hier weiß auch nicht wirklich zu überzeugen, nur Costners My Way-Szene ist hier ganz groß. Dann ist der Film auch schon wieder vorbei und die Credits bringen mich doch tatsächlich nochmal zum schmunzeln, als Kurt Russell zum Abschluss den Elvis geben darf.

Nochwas zum Soundtrack. Übel, ganz ganz furchtbar. Man bekommt - neben den wirklich passenden Elvis-Klassikern - nur schreckliche New Metal-Grütze oder Ähnliches serviert. Hat Herr Lichtenstein denn nicht seine offensichtlichen Vorbilder und deren grandiose Soundtracks studiert?

Das hört sich jetzt alles schrecklich an. Doch Demian Lichtenstein hat "Crime is King" nicht vollständig gegen die Wand gefahren. Die Charaktere sind wirklich klasse und auch die Geschichte hat einige gute Einfälle (Costner als Sohn des Kings). Doch ich sehe hier einfach das vorhandene Potential und kann aufgrund der gewollten Coolness, für die genau dieses Potential geopfert wurde, nur enttäuscht den Kopf schütteln.

Wenn ich mir die Kritik so durchlese wären kaum 4 Punkte drin, doch wurde ich besser unterhalten als sich das hier alles anhört. Somit vergebe ich trotz der - und ich kann es nur noch einmal erwähnen - verschenkten Chancen: 6/10 Punkte.

#184 JohnnyFavorite

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Geschrieben 31. Januar 2006, 12:03

Trotz meiner leichten Spinnenphobie habe ich mir eben zum zweiten Mal "Arac Attack" angesehen, der im Original den wohlklingenden Titel "Eight Legged Freaks" trägt. Was erwartet man also bei solch einem Filmtitel? Spaß - und ganz genau den kann "Arac Attack" auch zu bieten.

Der Film ist eine einzige große Ansammlung von Monsterfilm-Klischees. Dabei kommt er aber erstaunlich gut weg, da er sich selbst nicht ernst nimmt und jedes, aber auch wirklich jedes dieser Klischees auf die Spitze treibt. Dabei bleibt er natürlich ziemlich vorhersehbar, was aber in diesem Fall nicht wirklich schlimm ist. Die Charaktere sind alle wirklich sympathisch und das Kleinstadtfeeling kommt fast so gut rüber, wie beim Genrekollegen >> "Tremors", auch wenn die Spinnen nicht ganz an die Raketenwürmer herankommen.

Effektmäßig ist alles im grünen Bereich. Immer offensichtlich, teilweise aber erstaunlich gut gemacht. Besonders manche Compositings sind nur schwer als solche zu erkennen - respekt! Auch sehr gut gefallen hat mir der Score. Nie aufdringlich, aber dennoch ins Ohr gehend. Die Schauspieler wurden für diese Art von Film passend gewählt und machen ihre Sache dementsprechend gut. Klasse wie immer David Arquette und es gibt eine junge Scarlett Johansson zu sehen.

Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Monsterfilm, der mit der nötigen Selbstironie ausgestattet ist: 7/10 Punkte.

#185 JohnnyFavorite

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Geschrieben 31. Januar 2006, 20:38

Wieder einmal habe ich eine filmische Bildungslücke geschlossen und Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" gesehen. Dies war bereits die zweite Sichtung, doch die erste zählt eigentlich nicht richtig, da ich bei dieser vielleicht 14 Jahre alt war und mich nur noch an Fragmente erinnern konnte. Zudem muss ich erwähnen, dass das Genre des Western für mich unbetretenes Land darstellt, in das ich mich bis auf die Hill/Spencer-Klassiker, die Karl May-Filme und "Die glorreichen Sieben" bisher nicht vorgewagt habe.

Nun also Leones viel besungenes Meisterwerk. Es sind schon wirklich starke Bilder, die man als Zuschauer da zu sehen bekommt. Die Kamera fängt jede noch so kleine Falte im Gesicht der Darsteller ein. Sie zeigt sie ausführlicher als die wüsten Landschaften in denen sich die Oper der letzten harten Männer des Westens abspielt. Dazu gesellt sich eine heute nicht mehr gekannte Langsamkeit, da hat es niemand eilig, das Warten wird zelebriert. Heute wäre so etwas unvorstellbar und auch ich muss zugeben, dass ich diese Art der Erzählung nicht mehr gewohnt bin. Umso mehr sticht diese Langsamkeit als Stilmittel heraus. Die Bildkomposition wird greifbarer, die Musik setzt unmittelbarer ein, jede Bewegung wirkt durchkomponiert - der Vergleich einer Oper ist demzufolge gar nicht einmal so daneben gegriffen.

Die Musik spielt in "Spiel mir das Lied vom Tod" zudem die Hauptrolle. Auch jetzt noch habe ich Ennio Morricones Melodien im Kopf, die untrennbar mit den Bildern verbunden sind. Unglaublich schön und auch unglaublich melancholisch - im positiven Sinne. Die anderen Hauptrollen sind ebenso grandios besetzt, allen voran natürlich Charles Bronson, Henry Fonda und als ganz besonderes Eye candy Claudia Cardinale.

Die Geschichte geht meiner Meinung nach allerdings etwas in den Bildern und der Musik unter. Da werden viele Blicke ausgetauscht, wunderschöne Landschaften gezeigt, jeder Moment wird zelebriert - was darunter leidet ist die Dramaturgie. Eine relativ einfache Geschichte zieht sich über beinahe drei Stunden ohne dass viel passiert. Besonders in der ersten Hälfte fällt dieser Umstand teilweise negativ auf. Vielleicht gibt sich dieser Eindruck auch bei der nächsten Sichtung, wenn die Geschichte bekannt ist und allein die audiovisuellen Eindrücke zählen dürfen.

"Spiel mir das Lied vom Tod" ist klar erkennbar ganz großes Kino, das mit den heutigen Sehgewohnheiten bricht. Vielleicht gerade deshalb auch heute noch ein wichtiger Film. Die letzte halbe Stunde hat Kinogeschichte geschrieben, besonders die Rückblende brennt sich ins Gedächtnis. Trotz aller großen Gefühle konnte mich der Film emotional jedoch nicht so packen, wie ich es gehofft hätte oder wie Leones "Es war einmal in Amerika" es geschaft hatte. Vielleicht das nächste Mal: 8/10 Punkte.

#186 JohnnyFavorite

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Geschrieben 02. Februar 2006, 17:05

Wie bereits >> angekündigt, habe ich mir eben "Beim Sterben ist jeder der Erste" (OT: "Deliverance") angesehen. Der Film gilt als einer der Wegbereiter des Survival-Horrors und ich war erstaunt wie modern er selbst heute nach über 30 Jahren noch wirkt.

Die Geschichte ist dabei weniger Horror, als Abenteuerdrama. Die Spannung wird langsam gesteigert und von Anfang an herrscht eine dichte Atmosphäre. Die erste halbe Stunde hat mich sowohl von der Figurenkonstellation, als auch vom Abenteuer, das in der Luft liegt, sehr an >> "The Descent" erinnert und es würde mich doch sehr wundern, wenn Neil Marshall in "Deliverance" kein Vorbild gehabt hätte. Anders dann in der zweiten Filmhälfte. Der Angriff der Hinterwäldler kommt nicht plötzlich und auf Überraschung bedacht, sondern quälend langsam. Beinahe etwas beliebig, ohne Ziel und Motivation. Das macht die nun folgenden Szenen nur umso unerträglicher. Die vermeintliche Rettung kommt spät und stellt für die Abenteurer auch keine Erlösung dar. Was nun folgt ist ein Spiel mit dem Gewissen. Der Zuschauer fragt sich nun unweigerlich wie er handeln würde. Ein geschickter Schachzug von John Boorman.

Der nun folgende Teil zieht sich meiner Meinung nach etwas, besonders der Aufstieg von Jon Voight kann heute nicht mehr überzeugen, zu offensichtlich ist hier die damals technisch bedingte unsaubere Farbkorrektur. Die Handlung des Films strebt nun auf das Ende hin, das nur konsequent ist. Die Charaktere werden ihren Ausflug in die Wildnis nie vergessen können, der Kampf mit dem Gewissen ist verloren.

Interessant fand ich, dass am Ende bewusst noch ein paar positive Szenen mit der ländlichen Bevölkerung (z.B. das Essen) gezeigt wurden. Die typische Redneck-Klischees wurden dadurch, anders als in den aktuellen Filmen, etwas relativiert. Aufgefallen ist mir zudem das musikalische Thema des Banjo-Duells, das wohl in jeder Redneck-Parodie am Start ist (z.B. bei den "Simpsons").

Insgesamt habe ich mir "Beim Sterben ist jeder der Erste" deutlich horrorlastiger vorgestellt. Wobei der wahre Horror der Vergewaltigungsszene z.B. gar nicht mit dem Spaßhorror heutiger Survivalfilme verglichen werden kann. Den Grundstein für diese Art von Filmen hat "Deliverance" trotzdem gelegt - allein die visuelle Darsellung der Hinterwädler und ihrer Behausungen hat sich kaum geändert.

Ein auf leise Art und Weise schockierender Film, den man gesehen haben sollte um die Wurzeln der heutigen Horrorfilme zu begreifen: 8/10 Punkte.

#187 JohnnyFavorite

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Geschrieben 04. Februar 2006, 15:55

Gestern habe ich mir zum zweiten Mal James Camerons Welterfolg "Titanic" angesehen. Die erste Sichtung war damals im bereits abflachenden Hype in unserem kleinen Dorfkino. Der Film hatte mich von Anfang an nicht sonderlich interessiert. Als dann jeder von dem Film erählt hat und die Vorstellungen selbst in den großen Nürnberger Kinos alle ausverkauft waren, wollte ich dann doch mitreden können. Über eine Woche habe ich versucht an Karten zu kommen, doch es war chancenlos. Als ich ihn dann gesehen habe, war das Interesse bereits fast wieder verschwunden. Zudem war ich, gerade 17 geworden, mit einer Horde Freunden im Kino. Es war also beinahe unmöglich gleichzeitig cool zu sein und sich dennoch auf den Film einzulassen. Natürlich mochte ich den schnulzigen Teil nicht, die Untergangsszenen dafür umso mehr - wer hätte es gedacht. Mein filmisches Selbstbewusstsein war damals einfach noch nicht so ausgeprägt wie heute - inzwischen ist es mir sowas von egal, was andere von meinem Filmgeschmack halten. Aber damals war das eben noch anders. Seitdem hatte ich den Film nicht mehr gesehen und in meiner Erinnerung war er zwar ganz gut, aber eben kein Meisterwerk. Diese Erinnerung mag auch durch viele andere Kritiken beeinflusst sein, denn es ziemt sich als Filmkritiker anscheinend nicht "Titanic" wirklich gut zu finden. Geht ja nicht. Ist doch Mainstream. Wird doch von so vielen normalen Zuschauern gutgefunden, keinen Cineasten. Häufig hört man in diesem Zusammenhang dann den Spruch mit den Millionen Fliegen, die sich nicht irren können, wenn sie Scheiße gut finden... Zeit also sich eine eigene Meinung zu bilden.

Nun habe also auch ich "Titanic" endlich mit unvoreingenommenen Augen gesehen. Ich konnte mich gar nicht mehr richtig an die doch ziemlich ausführliche Story-Klammer erinnern. Schön Bill Paxton zu sehen - aber schließlich ist der ja ein alter Spezi des Regisseurs. Bereits hier wird die Atmosphäre geschürt und es ist schön Aufnahmen der Titanic zu sehen, wie sie heute aussieht. Als dann Rose dazugeholt wird kommen die ersten Überblendungen in die Vergangenheit. Eine wirklich wunderschöne Idee und dank Motion Control auch technisch perfekt ausgeführt. In der Erzählung der alten Dame macht sich sofort eine wohlige Atmosphäre breit: Das weiche, warme Sonnenlicht, die sympathischen Charaktere, die einem sofort ans Herz wachsen und natürlich die Titanic. Sehr beeindruckend, was Cameron da erschaffen hat.

Die Geschichte hat mich gestern wirklich so tief in den Bann gezogen, wie es schon lange keinem Film mehr gelungen ist. Eine einfache Geschichte, die jedoch mit viel Leben angereichert wurde. Man lernt nicht wirklich viele Charaktere näher kennen und dadurch, dass die Geschichte durch die Augen von Rose bzw. von Jack erzählt wird hat man es mit der Identifikation sehr einfach. Auch die Bösen sind klar charakterisiert, was mich normalerweise stören würde, doch der Geschichte haftet etwas so märchenhaftes an, das diese klaren Fronten dadurch vollkommen legitimiert werden.

Die Liebesszenen fand ich - trotz größter Befürchtungen - überhaupt nicht unpassend, oder schmalzig. Einfach nur schön. Man konnte die Verliebtheit fast spüren - und hatte doch immer das unausweichliche Ende vor Augen. Dieses bricht dann auch ziemlich plötzlich herein, lässt sich aber Zeit mit der Ausführung. "Titanic" wird hier zum Katastrophenfilm, ohne jedoch die Charaktere und deren Geschichte aus den Augen zu lassen. Der Untergang ist wirklich gigantisch. Perfekte Tricktechnik und eine Kamera, als wäre man selbst dabei gewesen. Dann das Ende. Wirklich sehr, sehr traurig. Sicherlich legt es die Inszenierung darauf an, die Tränen der Zuschauer rollen zu sehen. Doch kann das dem Film zum Vorwurf gemacht werden? Hätte Jack überlebt, hätten alle Kritiker aufgrund des fehlenden Realismus laut aufgeschrien und nun beklagen sich viele über den Kitsch. Ich fand dieses Ende im Bezug auf alles Vorangegangene nur konsequent, passend und wirklich ergreifend. Besonders in der Gegenwart, als man wieder die alte Rose sieht und die Trauer ihrer Erinnerungen gleichzeitig zur Trauer unserer Erinnerungen wird, weil man sich mit ihr erinnert. Dadurch wird eine wirklich enge Bindung des Zuschauers erreicht, da er ja ihre Erinnerungen gerade miterlebt hat. Wirklich geschickt inszeniert.

Als die Kamera am Ende über die Bilder von Rose gleitet, weiß man dass sie ihr Leben so gelebt hat, wie Jack es gewollt hätte. Trotz seines Todes hat er ihr Leben geändert und war somit immer ein Teil von ihr. Wer im Bezug auf diese Tatsache bei den letzten Bildern dann keinen Kloß im Hals hat, hat sich vermutlich noch nicht richtig auf diesen wunderschönen Film eingelassen.

"Titanic" ist ein bombastischer Film. Ganz große Gefühle und dabei unglaublich unterhaltsam. Man muss sich nur darauf einlassen können, auch auf den Fakt, dass man einen Film sieht. Einen Film mit Filmcharakteren, Filmsonnenuntergängen und einem Filmende. Einen Film. Einen großen Film: 10/10 Punkte.

#188 JohnnyFavorite

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Geschrieben 05. Februar 2006, 11:45

Nach nur kurzer Zeit habe ich gestern >> erneut einen Film im Kino gesehen, den ich mir selbst nicht ausgesucht hätte: "Der Duft von Lavendel". Leider war ich dieses Mal nicht so positiv überrascht.

Das erste Mal hatte ich von dem Film in einem Beitrag über die Hofer Filmfestspiele gehört. Schon damals war mir klar, dass "Der Duft von Lavendel" eher zu der Art von Filmen gehört, die nicht unbedingt mein Interesse wecken. Allein Daniel Brühl in seiner ersten internationalen Rolle zu sehen wäre nett gewesen.

Das Problem von "Der Duft von Lavendel" ist meiner Meinung nach, dass der Film es zu sehr darauf anlegt ein anspruchsvoller Kunstfilm zu sein. Es werden einfach keine filmischen Mittel genutzt. Ich erwarte ja keine Actioneinlagen oder sontiges, aber von den Möglichkeiten des Mediums etwas mehr Gebrauch machen, wäre nicht schlecht gewesen. Die Inszenierung wirkt selbst wie aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, in denen die Geschichte des Films spielt.

Die Handlung ist dabei nicht sonderlich spektakulär, was allerdings nicht so schlimm gewesen wäre. Doch es werden zu viele unnötige Handlungsstränge eingeführt: Die Erinnerungen an das Schiffsunglück werden zwar gezeigt, aber tragen nichts zur Handlung bei. Ebenso der Nebenplot mit dem Arzt, der Andrej den Vorwurf der Spionage macht. Wäre interessant gewesen, hätte man den Zuschauer zunächst auch im Unklaren gelassen. So aber völlig uninteressant. Das Ende ist dann auch eher ungeschickt inszeniert: Ursula erinnert sich beim Geigespiel an die schönen Zeiten mit Andrej. Natürlich sieht man hier verträumte Rückblenden, wie in einem ZDF-Roman. Das wäre nicht nötig gewesen, zumal die letzte Einstellung den Zuschauer eher unbefriediegt zurücklässt. Die Damen verschwinden aus Andrejs Leben, kehren an die Küste zurück und verschwinden hinter einem Felsen. Der Sieg der kunstvollen Schwermütigkeit.

Der Film ist bei aller Trägheit und all dem gewollten künstlerischen Anspruch nicht wirklich schlecht. Die Schauspieler sind grandios. Judi Dench, Maggie Smith und Daniel Brühl spielen wirklich als wären sie komplett in ihrer Rolle aufgegangen. Auch gibt es ein paar wirkliche Schmunzler, die allerdings größtenteils dem comic relief des Films, der Haushälterin, zuzuschreiben sind.

Letztendlich überwiegt allerdings die Langatmigkeit - nicht Langweile! - und die Schwermütigkeit. Mir hat der Film leider zu wenig gegeben: 5/10 Punkte.

#189 JohnnyFavorite

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Geschrieben 06. Februar 2006, 08:39

Zu unserem Jahrestag haben meine Freundin und ich gestern nach einem netten Essen Ben Youngers "Couchgeflüster" gesehen. Eigentlich auch kein Film, den ich mir ansonsten ausgesucht hätte. Doch Spielbergs "München" war für den Anlass denkbar ungeeignet und unter den sonstigen Komödien schien mir "Couchgeflüster" noch das geringste Übel zu sein.

Oft merke ich bei Komödien bereits in den ersten paar Szenen, ob mir der Humor zusagt. Damit steht und fällt der Film. Bei "Couchgeflüster" waren meine Erwartungen nicht all zu hoch, doch schon in den ersten Minuten wurde ich blendend unterhalten. Der Humor ist zwar immer präsent, aber nie zu aufdringlich oder platt. Es ist viel Wortwitz vorhanden und manche Szenen haben mich gar an "Seinfeld" erinnert (Gespräch über den Umzug nach Florida im August).

Auch die Liebesgeschichte braucht sich nicht zu verstecken. Sie ist wirklich leicht und relativ glaubwürdig inszeniert. Dies ist natürlich auch den famosen Darstellern zu verdanken. Es ist eine wahre Freude Uma Thurman und Meryl Streep bei ihren verbalen Verrenkungen zuzusehen. Ihre Szenen auf der Couch sind aufgrund der gegebenen Situation auch die komischsten im ganzen Film. Doch auch Bryan Greenbergs Spiel weiß voll und ganz zu überzeugen. Teils vielleicht etwas erwachsen (besonders am Anfang), doch dann wieder genauso wie man sich einen 23jährigen in solch einer Beziehung vorstellt. Zudem harmonieren Thurman und Greenberg wirklich erstaunlich gut miteinander.

Die Erzählstruktur des Films ist ungewohnt, fast episodenhaft. Dem Regisseur gelingt es durch die Aneinanderreihung von zeitlich oft weiter auseinanderliegenden Szenen den langen Zeitraum der Beziehung glaubhaft darzustellen. Trotzdem wirkt der Film harmonisch und nicht zerrissen. Klasse fand ich auch das Ende. Kein typisches Happy End, sondern die einzig logische Konsequenz. Etwas Bitterkeit schwingt natürlich mit, doch es ist keinesfalls trostlos. Einzig die visualisierten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit haben mich mal wieder gestört - als hätte man als Zuschauer das alles bereits wieder vergessen.

"Couchgeflüster" ist wirklich ein schöner und sehr komischer Film. Man sollte sich nicht durch den SAT.1-kompatiblen deutschen Titel und das Genre abschrecken lassen. Klasse: 8/10 Punkte.

#190 JohnnyFavorite

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Geschrieben 08. Februar 2006, 12:28

Gerade habe ich mir "Atlantis" angesehen, der bis heute mein letztes Zusammentreffen mit einem klassisch animierten Disney-Film darstellt. Sowohl "Bärenbrüder", als auch "Die Kühe sind los" konnten schon im Vorfeld kaum mein Interesse wecken. Zudem war die 3D-animierte Konkurrenz einfach zu stark.

"Atlantis" besticht von Anfang an durch seinen - für Disney - ungewöhnlichen Zeichenstil: Harte Kanten, starke Kontraste, harter und großflächiger Schatten. Dazu kommt ein Großteil 3D-Animation, die jedoch meist im Hintergrund stattfindet und sich gut ins Gesamtbild eingliedert. Visuell ist der Film wirklich ganz stark und ich denke mit Schaudern an die Pan&Scan-Version, die größtenteils im Umlauf ist.

Die Geschichte ist auch sehr nett. Das Abenteuerfeeling kommt gut rüber und die Charaktere sind zwar ungewöhnlich, aber doch sympathisch. Manchmal ist es kaum zu glauben, einen Disney-Film vor sich zu haben. Mir gefällt die Reise nach Atlantis - sieht man einmal von dem Roboter-Monster ab - fast besser als Atlantis selbst. Hier verwandelt sich die nette Abenteuergeschichte zu sehr in Richtung Sci-Fi, was ich eher unpassend fand. Doch auch hier gibt es überzeugende Sequenzen, wie die Annäherung von Milo an die Prinzessin oder den Endkampf im Vulkan, der durch ein schönes Retro-Design und ungewöhnlich viel Brutalität aus dem sonstigen Disney-Rahmen herausfällt.

Das größte Problem von "Atlantis" ist die geringe Laufzeit. Irgendwie ist der ganze Film insgesamt viel zu gehetzt. Zu viel Story wird hineingepresst, ohne dass die Details großartig ausgearbeitet werden. Ich konnte mich auch dieses Mal nicht gegen das Gefühl der Oberflächlichkeit erwehren.

Insgesamt ein wirklich unterhaltsamer Film, der visuell voll zu überzeugen weiß. Oft wird ein etwas unausgegorener Mittelweg zwischen Jules Verne'scher Abenteuerfantasie und Kinderfilm eingeschlagen. Die Geschichte weiß leider nur teilweise zu überzeugen. Trotzdem sehenswert: 7/10 Punkte.

#191 JohnnyFavorite

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Geschrieben 09. Februar 2006, 17:35

Heute hatte ich mal wieder Lust auf etwas Action und habe mir deshalb zum zweiten Mal Kurt Wimmers "Equilibrium" aus dem DVD-Regal geholt. Die erste Sichtung hatte mich ziemlich begeistert und auch dieses Mal konnte mich der Film wenigstens bis ca. zur Hälfte überzeugen.

Grandios bei "Equilibrium" ist natürlich die Bildästethik. Da passt jeder Schnitt, jede Kamerafahrt, jede Farbkorrektur und selbst die CGI-Spielereien passen erstaunlich gut in den Film. Optisch ist der Film wirklich eine Wucht, besonders wenn es zu kämpferischen Handlungen kommt. Hier kann der Film - zumindest in der ersten Hälfte - noch deutlich punkten.

Die Geschichte ist dagegen eher einfallslos bzw. schon zu oft dagewesen. Gegen die Überwachungsstaatklassiker wie "Brazil", "1984" oder >> "THX 1183" kommt "Equilibrium" einfach nicht an. Zwar werden die Versatzstücke wirksam präsentiert, doch erscheint vieles einfach schon zu oft dagewesen. Besonders im zweiten Teil des Films schraubt sich die Ideenlosigkeit ins Grenzenlose, wenn hinter allem einfach ein typischer Filmbösewicht steckt, dem auch noch jegliche Motivation zu fehlen scheint. Was bitte sollte denn das? Dieses Ende hat mich bei der heutigen Sichtung wirklich maßlos geärgert. Hier ist style over substance leider wirklich angebracht.

Was mir sonst noch aufgefallen ist: Am Anfang ist der Hauptdarsteller, der leider ziemlich unbekannten und schnell wieder abgesetzten TV-Serie "John Doe" als Kanonenfutter zu bewundern. Sean Bean spielt dieses Mal nicht den Bösen, wird aber trotzdem abgeknallt. Die Kampftechnik entbehrt zwar jeder Logik aber sieht schon verdammt cool aus. Dies ist leider auch die einzig wirklich herausragende Idee des Films.

"Equlibrium" ist wirklich nicht schlecht und besitzt sogar ziemlich viel Unterhaltungswert, doch leider konnte mich die Optik dieses Mal nicht über die inhaltliche Leere hinwegtäuschen. Kann man sehen: 6/10 Punkte.

#192 JohnnyFavorite

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Geschrieben 10. Februar 2006, 10:53

Gestern Abend war einmal wieder eine Komödie am Start: "...und dann kam Polly". Dies war bereits die zweite Sichtung und der Film hat mir noch mehr Spaß gemacht, als beim >> ersten Mal. Dies liegt vermutlich auch daran, dass noch einige Freunde mitgeschaut haben, was die Lacher noch verstärkt hat.

Besonders gut gefallen hat mir dieses Mal Philip Seymour Hoffman als Reubens Freund Sandy. Echt ein Brüller der Kerl. Es ist überhaupt erstaunlich, wie oft ich trotz der bekannten Szenen noch lachen konnte. Dies passiert nicht all zu oft und geht mir sonst nur bei bestimmten Sitcoms oder vielleicht bei "Meet the Parents" so.

Richtig erstaunt war ich, als ich Hank Azaria aus >> "FRIENDS" als Claude identifiziert hatte. Kaum zu glauben, dass dieser Kerl auch den schmächtigen Wissenschaftler David gegeben hat. Echt klasse! :D

Der Film ist wirklich ziemlich stark, nur die letzten paar Minuten sind so typisch RomCom: Die Entdeckung, alles droht zu scheitern, das Hinterherlaufen, die Versöhnung. Alles schon drölftausendmal dagewesen. Dieser Umstand reißt für mich "...und dann kam Polly" auch in die 7er Wertung herunter - trotz aller gelungenen Einfälle gibt es folglich nur 7/10 Punkte.

#193 JohnnyFavorite

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Geschrieben 11. Februar 2006, 14:41

Fortsetzungsalarm! Beim gestrigen Kinobesuch stand "SAW II" auf dem Programm. Den >> ersten Teil habe ich inzwischen schon zweimal gesehen und beide Male für gut befunden. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf die Fortsetzung.

Nun nach der Sichtung weiß ich nicht ob ich enttäuscht sein soll. Eigentlich habe ich ja genau das gesehen, was zu erwarten war: Mehr Fallen, mehr Blut, mehr Opfer. Doch leider hat man bei den ganzen Schauwerten die Geschichte und die Charaktere vernachlässigt. Die Grundidee ist ja eigentlich nicht schlecht. Dem Killer von Anfang an Auge in Auge gegenüber zu stehen, das hat dochmal was. Leider ist die Hauptfigur so nichtssagend und dazu noch furchtbar unsympathisch, dass die Identifikation irgendwie schwer fällt. Dann das mit Fallen gespickte Haus. Da hätte man auch was draus machen können. Eine nette "Cube"-Situation. Doch leider sind die Charaktere nicht nur furchtbar eindimensional geschrieben, sondern einfach nur unnötig. Der ganze Plot warum sie hier sind (Vater & Sohn) verpufft im Nichts. Dann gibt es natürlich den ausgeflippten Muskelmann der alle umbringen will. Schön. Leider will hier überhaupt keine Spannung aufkommen, da keinerlei Identifikation stattfindet und die Figuren zu blaß und unmotiviert bleiben.

Dann die Fallen. Sind ja einige nette Ideen dabei. Besonders der Prolog bleibt im Gedächtnis. Wie fies. Am schlimmsten fand ich allerdings das Spritzenbad. Da konnte ich fast nicht mehr hinschauen. Der blutige Glaskasten war dann fast zuviel des Guten. Die Fallen waren einfach zu selbstzweckhaft inszeniert. Wieder die schnellen Schnitte, wieder die New Metal-Musik. Hat mich irgendwie nur noch genervt, da die Geschichte nicht vorangekommen ist und die Aussage hinter den Fallen gefehlt hat.

Hier war ich kurz davor den Film aufzugeben. Doch dann poltern die Figuren in die bekannte Badezimmerlocation des ersten Teils. Ein ziemlich geschickter Schachzug, da die meisten Zuschauer wohl schon immer wissen wollten, was mit den Charakteren aus "SAW" geschehen ist. Dann der Twist mit der Videobandaufzeichnung. Auch sehr gelungen. Hätte ich nicht gedacht und Jigsaws Plan erscheint im Nachhinein durchdachter als anfangs angenommen. Amandas Mittäterschaft ist mir bei der Sichtung schon ein paar Mal durch den Kopf gegangen, immer hat sie den Weg entdeckt und den Jungen in Schutz genommen. Trotzdem ein nettes Ende, wenn auch nicht so überraschend, wie das des ersten Teils.

Welche Wertung gebe ich nun? Die ersten zwei Drittel fand ich eher schwach, das letzte dann wirklich gut. Ich denke 6/10 Punkte sind angemessen. Ob allerdings ein wahrscheinlicher dritter Teil wirklich nötig ist?

#194 JohnnyFavorite

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Geschrieben 12. Februar 2006, 22:51

Mit Robert Schwentkes "Tattoo" habe ich eben einen Film gesehen, auf den ich schon länger neugierig war. Ein Serienkiller-Film aus Deutschland. Das ist doch mal was.

Gleich am Anfang wurde ich etwas durch die einfallslosen Opening Credits enttäuscht. Da hätte man doch etwas interessantes mit Kamerafahrten über die titelgebenden Tattoos zaubern können. Dazu ein paar schöne Effekte aus der Postproduction und fertig ist der stimmungsvolle Einstieg. Vielleicht auch einfach ein Budget-Problem, das dann aber auch schnell vergessen war, da meine Aufmerksamkeit komplett von der erstklassigen Eröffnungssequenz eingefordert wurde. Wirklich schön.

Die Einführung der Charaktere erschien mir teilweise etwas holprig, hat aber dennoch funktioniert. Der Fall selbst war interessant und außergewöhnlich, auch wenn ich mich teilweise eines gewissen "Tatort"-Flairs nicht erwehren konnte. Wohl der Fluch deutscher Kriminalfilme.

Sehr überrascht war ich vom plötzlichen Abtreten von Minks. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Ein mutiger und konsequenter Schritt im Drehbuch. Die Verantwortung liegt nun auf dem Rookie, der zwar versucht die Situation mit dem größtmöglichen Einsatz zu retten, aber kläglich scheitert. Sein Wutausbruch am Ende zeugt von Trost- und Hilflosigkeit. Sehr düster und untypisch für einen Kinofilm. Leider ist das noch nicht alles, was es zur Geschichte zu sagen gibt. Der eigentliche Täter war mir bereits nach ein paar Szenen klar und erscheint mir zu sehr ins Drehbuch hineingezwungen um einen vermeintlichen Überraschungseffekt beim Publikum zu erwirken. Dabei geht leider viel der mysteriösen und düsteren Atmosphäre verloren. Möglicherweise verschmerzbar. Richtig schlecht war dann leider das Slasher-Ende. Der Killer lebt und sucht sich sein nächstes Opfer. Verpatzt. Schade.

Optisch ist "Tattoo" große klasse, wenngleich er sein Vorbild "Sieben" nicht verleugnen kann, dies - das muss man dem Regisseur zu Gute halten - aber auch gar nicht versucht. Die Darsteller machen ihre Sache gut, besonders August Diehl, der mich bereits in "23 - Nichts ist so wie es scheint" vollends überzeugen konnte. Auch Ton und Score sind klasse. Audiovisuell kann man dem Film wirklich nichts vorwerfen, wohl auch ein Grund, warum Schwentke der Ruf aus Hollywood ereilte.

"Tattoo" ist ein starker deutscher Film, der leider größere Schwächen im letzten Drittel des Drehbuchs aufweist. Trotzdem: Sehr spannend, sehr atmosphärisch, sehenswert: 7/10 Punkte. Übrigens kommt im Abspann noch eine sehr nette Szene, die Schraders weiteres Vorgehen zeigt. Schöner Einfall.

#195 JohnnyFavorite

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Geschrieben 15. Februar 2006, 14:09

Es gibt Filme, die ziehen einen so stark in ihren Bann, dass man es nicht einmal merkt. Erst wenn der Film vorüber ist und man mit einem etwas leeren Gefühl die End Credits vorüberlaufen sieht, wird einem die Wirkung solcher Filme bewusst. Zu diesen Filmen gehört Kevin Costners "Der mit dem Wolf tanzt". Gesehen habe ich den Film - in der Langfassung - heute zum zweiten Mal, wenngleich die erste Sichtung schon sehr viele Jahre zurückliegt und ich mich nur noch an manche Details und die Atmosphäre des Films erinnern konnte.

Der Film nimmt sich viel Zeit mit der Einführung, was ihm aber auch gut tut. So lernt man den Charakter John Dunbar wirklich kennen. Ab dem Zeitpunkt, an dem er allein im verlassenen Fort ankommt braucht man als Zuschauer diese starke Identifikationsfigur auch, da der Film sonst nicht funktionieren würde. Man lebt sein Leben in der Wildnis. Man lernt mit ihm die Indianer kennen. Man tanzt durch ihn selbst mit dem Wolf.

Begleitet wird die wunderschöne Geschichte von unglaublichen Naturbildern, die in einem fast schon verzauberten Licht erstrahlen. Der DOP hat sein Werk wirklich verstanden. Dabei ist die Landschaft nie nur schmuckes Beiwerk, sondern hilft die Geschichte zu erzählen.

Die Annäherung zwischen Dunbar und den Ureinwohnern Amerikas wird sehr behutsam erzählt. Costners Figur geht so offenherzig auf diese ihm fremde Kultur zu, dass man den Mann nur bewundern kann. Trotzdem wirkt der Film durchaus realistisch, da hier nicht glorifiziert wird und die unterschiedlichen ethischen Grundlagen der Kulturen - beiderseitig! - kritisch betrachtet werden. Sehr gewinnend finde ich hier die Erzählerstimme, die nicht im Raum schwebt, sondern durch Johns Tagebuch fest im Film verwurzelt ist.

Wirklich beeindruckt hat mich in "Der mit dem Wolf tanzt" vor allem Costners Spiel. Man nimmt ihm die Rolle voll und ganz ab - wenn man dazu noch bedenkt, dass er bei diesem Film für nahezu alles verantwortlich war: Hut ab, Mr. Costner!

Es stecken so viele Details in dem Film, wie der titelgebende Wolf. Zwar nur eine Nebengeschichte, aber auch eine schöne Metapher für die Annäherung mit der Natur. Die Darstellung der Indianer verdient auch volles Lob. Sie wirken wie moderne Menschen, nicht wie primitive Eingeborene.

Kritik habe ich eigentlich nicht. Ein paarmal ist es mir so vorgekommen, als wären die Farben des Bildes nicht richtig gewesen. Anschlussfehler in der Farbkorrektur o.ä. - besonders auffällig bei Dunbars Gespräch mit dem Befehlshaber der Stadt. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung.

"Der mit dem Wolf tanzt" ist ein überwältigendes Filmerlebnis, das emotional wirklich zu berühren weiß. Durch die lange Laufzeit erinnert man sich noch während des Films an gewisse schöne Szenen zurück, was einen noch enger mit den Filmfiguren zusammenschweißt. Ein wahres Epos: 10/10 Punkte.

#196 JohnnyFavorite

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Geschrieben 16. Februar 2006, 13:03

Gerade habe ich mir zum zweiten Mal Steven Soderberghs "Traffic - Die Macht des Kartells" angesehen. Die erste Sichtung war damals im Kino und kam mir ziemlich anstrengend vor. Doch wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt einen guten Film gesehen zu haben.

Die zweite Sichtung ist mir um einiges leicher gefallen. Zwar ist die Geschichte immer noch relativ komplex und es treten viele Figuren auf, doch dieses Mal habe ich von Anfang an den Überblick behalten. Dazu trägt sicherlich auch Soderberghs Inszenierung bei. Jeder Geschichte wird eine andere Farbpalette zugewiesen. Somit kann man sich als Zuschauer bereits am optischen Eindruck ein Episoden-Gerüst bauen. Auffällig sind auch die teilweise ziemlich überbelichteten Bilder, die zusammen mit der Körnigkeit des Films einen fast schon dokumentarischen Eindruck hinterlassen. Passt wirklich gut zum Film.

Die Geschichten sind alle miteinander verwoben und wie zufällig kreuzen sich die Wege der Figuren. Dabei geht keine der Episoden unter. Jede ist wichtig und hat ihren Stellenwert im großen Rahmen, der alles zusammenhält. Bei der ersten Sichtung habe ich mir noch schwer getan dem Film einen Unterhaltungswert zuzusprechen. Doch dieses Mal wurde ich sogar ziemlich gut unterhalten - trotz des ernsten Themas. Soderbergh findet genau den Grat zwischen Aufrüttelung und Politisierung, sowie einem charakterbezogenen Kinofilm. Sicherlich einer seiner stärksten Filme.

"Traffic" hat wirklich sehr starke Momente und eine fast schon minimalistisch aufringliche Audiovisualität. Vielleicht riskiere ich auch einmal einen Blick auf die thematisch verwandte Mini-Serie. Unbequem und stark: 8/10 Punkte.

#197 JohnnyFavorite

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Geschrieben 17. Februar 2006, 15:49

Nun habe ich es doch nicht mehr abwarten können und mir schon vor dem nächsten TV-Abend die letzte Folge von "Lost - Staffel 1" angesehen. Wirklich grausam, dass die Staffel mit solch einem üblen Cliffhanger endet - eigentlich sind es ja sogar zwei Cliffhanger - und dass bis zur nächsten Staffel noch fast ein Jahr vergehen wird. Wie soll man das nur aushalten!?

An "Lost" hat mich eigentlich nur die Grundidee begeistert. Das Stranden auf einer einsamen Insel in der heutigen Zeit. Die Idee fand ich schon in "Castaway" klasse. Viel mehr habe ich von der Serie auch gar nicht gewusst. Meine Erwartungshaltung war trotzdem ziemlich hoch und ich bin froh, dass "Lost" ihr voll und ganz gerecht werden konnte.

Der Pilot konnte mich noch nicht 100prozentig überzeugen. Irgendwie wurde zuviel eingebaut und die Figuren waren noch zu unbekannt. Die Idee der Flashbacks fand ich interessant und ich habe mir hier schon gewünscht mehr von manchen Figuren zu erfahren. So sollte es dann auch kommen. Erstaunt hat mich wie schnell man einen Überblick über die nicht gerade wenigen Charaktere gewonnen hat. Bereits nach zwei Folgen waren die Figuren in ihren Grundzügen definiert, man wusste wer wer ist und es gab keinerlei Verwirrung. Wirklich klasse. Die tiefergehende Charakterisierung mittels der Flashbacks hat mich dann wirklich begeistert, zumal sie sehr geschickt in die Geschichte eingewoben wurden. Man hat immer etwas erfahren, was die Figuren teils in einem ganz anderen Licht gezeigt hat oder etwas, das für die Geschichte auf der Insel von Bedeutung war. Dabei wurde nie zu lang in der Vergangenheit verharrt, als dass es langweilig hätte werden können. Die Charaktere sind mir als Zuschauer durch diese Erzähltechnik näher gekommen, als dies anders auch nur im entferntesten möglich gewesen wäre. Eigentlich eine simple Idee, hier grandios umgesetzt.

Die Geschichte auf der Insel entspricht mit ihren unzähligen Mysterien zudem genau meinem Geschmack. Sie ist unheimlich, doch nicht ohne Humor und immer spannend. Zudem passiert wirklich viel und man weiß nie genau aus welchen Grund. Der Zuschauer tappt zusammen mit den Figuren immer etwas im Dunkeln. Ich befürchte nur ein wenig, dass - egal welche Auflösung auch kommen mag - die Enttäuschung am Ende groß sein wird. Ich könnte mir kein Ende vorstellen, das die durch die unzähligen unerklärlichen Ereignisse hervorgerufene Erwartungshaltung auch nur im Ansatz befriedigen könnte. Doch ich habe Vertrauen in die Autoren der Serie und lasse mich gerne positiv überraschen.

Sehr gut gefallen mir die Charaktere. Ein anscheinend zusammengewürfelter Haufen, der sich perfekt ergänzt. Jede Figur hat Ecken und Kanten, es gibt keinen wirklichen Bösewicht und auch nur bedingt den strahlenden Helden. Viele Figuren umgibt ein Geheimnis, das teilweise durch die Flashbacks entschlüsselt wurde, jedoch erfährt man immer etwas neues. Die starken Schauspieler tragen zum glaubwürdigen Eindruck bei.

Auch der audiovisuelle Eindruck der Serie weiß zu gefallen. Die Bilder sind teils atemberaubend schön, teilweise auch dreckig realistisch. Einzig die Höhlen sehen mir etwas zu sehr nach Studioaufnahmen aus. Der Eindruck verschwindet aber mit der Zeit und ist nicht weiter störend. Richtig genial finde ich den Score. Sehr mysteriös und anders.

Eine seltsame Sache, die mir jedes Mal beim Vorspann auffällt, möchte ich auch noch erwähnen: Das "Lost"-Logo sieht aus wie fehlerhaft gerendert. In den einzelnden Buchstaben bilden sich kleine Risse, die leicht flackern. Sieht wirklich aus, als wäre ein Fehler im Polygon-Mesh. Kann das sein? So mangelhafte Qualitätskontrolle? Oder Absicht? Wahrscheinlich bin ich sowieso der Einzige, dem so etwas auffällt... trotzdem seltsam.

"Lost" ist wirklich eine fantastische Serie, die meine Erwartungen weit übertroffen hat. Nun kann ich es gar nicht mehr erwarten, zu erfahren wie es weitergeht. Ich hoffe nur dass die folgenden Staffeln den hohen Standard halten können. Perfekte TV-Unterhaltung, die eher wirkt wie ein 18stündiger Spielfilm: 10/10 Punkte.

#198 JohnnyFavorite

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Geschrieben 20. Februar 2006, 13:14

Gerade habe ich zum zweiten Mal Martin Scorseses "Gangs of New York" gesehen. Wie schon nach dem Kinobesuch bin ich nun etwas enttäuscht. Nicht dass ich einen schlechten Film gesehen hätte, doch er ist einfach nicht das langerwartete Meisterwerk, auf das jeder gehofft hatte.

Die Stärken von "Gangs of New York" liegen klar in der Ausstattung. Der Realismus mit dem die Five Points wieder zum Leben erweckt werden ist einfach atemberaubend. Dazu kommen eine starke Inszenierung und eine wirklich gute Kamera. Leider ist der optische Eindruck wirklich so mitreißend, dass die relativ seichte Geschichte umso schmerzlicher auffällt. Viele Figuren werden einfach links liegen gelassen oder nur oberflächlich charakterisiert. Kennt man sonst gar nicht von Scorseses Filmen, bei denen für mich bisher immer die Charaktere und deren Geschichte im Vordergrund standen. Heraus stechen hier nur Bill "The Butcher" und Amsterdam. Cameron Diaz' Figur geht meiner Meinung nach völlig unter und ist nur Mittel zum Zweck, um einen Grund für den Verrat an Amsterdam zu liefern. Ebenso sinnlos und nicht nachvollziehbar präsentiert sich mir die Liebesgeschichte. Es fehlen die Emotionen und eine Bindung zum Zuschauer will sich auch nicht so recht aufbauen.

Schön sind wiederum die Szenen, in denen ein Bezug zum historischen New York hergestellt wird, doch auch hier hätte Scorsese mehr daraus machen können. Die Revolte am Schluss hat tatsächlich große emotionale Wucht, wäre meiner Meinung nach jedoch noch stärker gewesen, hätte man bereits zuvor ein paar Blicke in die reichen Viertel werfen dürfen - oder noch besser, hätte hier eine Identifikationsfigur gehabt.

Von den Schauspielern hat mir Daniel Day-Lewis am besten gefallen. Seine Figur hat ihm natürlich auch am meisten Möglichkeiten für ein großartiges Spiel geboten. Auch Leonardo DiCaprio weiß zu überzeugen. Der Rest bleibt leider enttäuschend blass.

Erstaunt hat mich die rohe Gewalt, die der Film ganz offenherzig zeigt. Diese hilft irgendwie die Mentalität der Figuren zu verstehen. Den Wert den ein Leben damals hatte. Auch die politischen Anklänge sind spannend, besonders in Kombination mit der Diskussion um den Wert eines Menschenlebens (u.a. Sklaverei, Einberufung). Aber auch hier hätte man mehr daraus machen können.

Der Film wirkt größtenteils gestückelt und trotz seiner Länge hat man das Gefühl etwas würde fehlen. Die emotionale Bindung will sich nur sehr selten herstellen, was wirklich schade ist, denn die Geschichte hätte Potential gehabt. Ich kann auch nur schwer daran glauben, dass die Kinofassung tatsächlich Scorseses Director's Cut entspricht. Vielleicht bin ich auch einfach nur enttäuscht von einem Film, der ganz groß hätte werden können - es aber nur zu einem gut gereicht hat: 8/10 Punkte.

#199 JohnnyFavorite

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Geschrieben 22. Februar 2006, 12:18

Mit "Jason X" habe ich einmal wieder einen Slasher gesehen. Ein Genre, dem ich in meiner Jugend ein treuer Anhänger war. Auch heute machen diese Filme teilweise noch Spaß, wenngleich nach der >> "Scream"-Trilogie nicht mehr wirklich viel zu erwarten war. Die "Freitag, der 13."-Filme sind damals irgendwie an mir vorbei gegangen. Ich kannte jeden "Halloween", den Großteil der "Nightmare on Elmstreet"-Reihe, sowie alle modernen Slasher, wie "Ich weiß was du letzten Sommer getan hast" oder "Düstere Legenden" - doch mit Jason Vorhees sollte ich erst in "Jason X" Bekanntschaft machen.

Bei der inzwischen zweiten Sichtung ist mir dieses Mal besonders das wohl verhältnismäßig hohe Budget aufgefallen. Besonders die Opening Credits wirken sehr hochwertig - hätte ich bei solch einem Film nicht erwartet. Die Kulissen sehen zwar manchmal ziemlich nach Plastik aus, doch Effekte etc. sind größtenteils wirklich gut gelungen.

Nun zur Geschichte. Auch hier hätte ich nach der Backcover-Beschreibung eher weniger erwartet. Die erste halbe Stunde ist sogar richtig klasse. Die zukünftige Welt wirkt ausgearbeitet, die Vergangenheit wird geschickt eingebunden, interessante Technik (Nanobots) und teils superlustig. Das muss dem Film sowieso angerechnet werden: Jedesmal wenn man den Kopf schüttelt und den Film aufzugeben versucht ist, tritt das nötige Quentchen Selbstironie zu Tage. Der Film nimmt sich einfach nicht ernst und dadurch funktioniert er auch. Leider fehlt dieser Humor etwas im Mittelteil des Films und nachdem der 10. Marine abgeschlachtet wurde, ist auch die noch so innovative Tötungssequenz nur noch langweilig. Gegen Ende findet der Film seinen Humor wieder und auch die Ideen der Macher scheinen ins Drehbuch zurückgefunden zu haben. Alleine die Crystal Lake-Szene ist klasse.

Nach knapp 85 Minuten ist der Spaß auch schon wieder vorbei und wie bei vielen Filmen dieser Art stellt sich bei mir etwas das Gefühl ein, dass die Zeit für wirkliche filmische Kunst vielleicht besser genutzt worden wäre. Aber nur vielleicht: 6/10 Punkte.

#200 JohnnyFavorite

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Geschrieben 24. Februar 2006, 22:30

Endlich habe auch ich die aktuellste Wundertüte gesehen, die von Charlie Kaufman zu Papier gebracht wurde: "Vergiss mein nicht" - wobei der deutsche Titel (wie leider so oft) eine Schande ist. In diesem Fall wiegt dieser Umstand sogar noch schwerer als sonst, denn der Originaltitel ist schon ein kleines Meisterwerk für sich: "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" - grandios.

Gleich zu Beginn ist mir Jim Carreys fantastisches Spiel aufgefallen. Ich kann ja normalerweise nicht so viel mit ihm anfangen, doch hier kann er wirklich auf ganzer Linie überzeugen. Sympathisch, verschlossen, ruhig, aufbrausend und immer echt. Auch Kate Winslet spielt - wie eigentlich immer - ausgezeichnet. Ihre Figur bildet den Gegenpol zu Carreys Charakter. Zusammen harmonieren beide wirklich erstaunlich gut. Hatte ich mir bei dieser Besetzung nur schwerlich vorstellen können. Wirklich schön.

Die Geschichte ist einmal wieder typisch Kaufman. Sehr, sehr schräg - und trotzdem wird sich nicht in der Welt des Fantastischen verloren, sondern immer der Bezug zur Realität gehalten. Das erinnert mich im ganzen Konstrukt etwas an >> "Being John Malkovich", dem ich "Vergiss mein nicht" auch näher finde, als >> "Adaption." - was keinerlei Wertung darstellen soll. Bei "Vergiss mein nicht" scheint sich Kaufman von der Thematik her weiter von dem Beruf des Autors fortzubewegen - der Film wirkt weniger selbstreflektierend. Vielleicht ist er auch einfach privater und Kaufman verarbeitet hier seine Erfahrungen mit der Liebe.

Audiovisuell ist der Film natürlich eine Wucht. Klasse gefilmt, viele visuelle Finessen und Einfälle. Besonders die Löschungsszenen wissen hier zu Punkten. Der formelle Aufbau (Prolog = Epilog) weiß zu überzeugen und macht auch im Kontext der Erinnerung Sinn, da wir uns als Zuschauer an das bereits Gesehene erinnern können, obwohl dies zeitlich nach der Löschung spielt. Hier wird die Distanz zum Zuschauer - ähnlich wie in "Adaption." - durch die filmische Montage verringert. Sowas gefällt mir.

Kritik habe ich auch. Die Geschichte um die medizinischen Assistenten, die die Löschung durchführen fand ich etwas unnötig und lang gezogen. Weniger wäre hier meiner Meinung nach mehr gewesen. Das war's auch schon.

"Eternal Sunshine of the Spotless Mind" ist erneut ungewohntes Sehvergnügen auf höchstem Niveau, das sich glücklicherweise nicht in der Form verliert, sondern auch auf emotionaler Ebene zu überzeugen weiß. "Adaption." hat mir trotzdem noch besser gefallen, deshalb gibt es - zumindest bis zur nächsten Sichtung - erst einmal 8/10 Punkte.

#201 JohnnyFavorite

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Geschrieben 28. Februar 2006, 12:13

Gestern habe ich es nun endlich ins Kino geschafft um mir Steven Spielbergs neuesten Film anzuschauen: "München". Seit langer Zeit einmal wieder ein Kinobesuch, bei dem das Publikum im Bereich der Erträglichen gelegen hat, was wohl auch dem Inhalt des Films zuzuschreiben ist. Der Film hat mich schon seit den ersten Ankündigungen interessiert, da mir ein Freund einmal erzählt hat, dass sich sein Vater während des Anschlags auch im Olympischen Dorf aufgehalten hat. Das hat mir gezeigt, dass dieser Teil der Geschichte noch nicht so abstrakt weit entfernt liegt, wie das bei solchen Ereignissen sonst häufig der Fall ist.

Der Film hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Nach dem Kinobesuch war die Stimmung sichtlich bedrückt und die Bilder werden bestimmt auch noch lange nachwirken. Ich habe zu "München" häufig gelesen, dass Spielberg keine Stellung bezogen hat und es keine Aussage gab. Kann ich nicht verstehen. Mir ist kaum ein Film bekannt, dessen Aussage so klar formuliert ist, wie in Spielbergs Anti-Terror-Drama: Gewalt erzeugt Gegengewalt und ist demnach keine Lösung. Wie kann man das übesersehen? Sicher wird die Botschaft nicht mit dem Holzhammer präsentiert und es gibt auch keinen strahlenden Helden, der über all dem Terror steht. Nein, die Aussage entwickelt sich durch die Bilder, die die Taten der Charaktere dokumentieren. Der Zuschauer muss schon selbst dahinter kommen, was allerdings auch nicht schwer fallen sollte. Allein im letzten Gespräch zwischen Ephraim und Avner bezieht letzterer deutlich Stellung indem er seine eigenen Taten hinterfragt. Doch auch ohne dieses offene Aussprechen dessen, was wie ein düsterer Schatten über dem gesamten Film hängt, ist die Aussage in jeder Einstellung greifbar.

"München" überzeugt jedoch nicht nur durch den Inhalt. Er kann auch formal Punkten. Die Bilder wirken größtenteils wie ausgewaschen und sind leicht überbelichtet. Dabei verzichtet Spielberg jedoch darauf in einen dokumentarischen Stil zu verfallen, es herrscht immer das Filmische vor. John Williams Score ist untypisch düster und doch sehr gefühlvoll. Immer passend zu den Bildern und auf eine wehmütige Weise wunderschön.

Eine Sache ist mir wieder besonders aufgefallen: Die Familie, die der Hauptfigur Halt gibt. Die wie in allen Spielberg-Filmen der Ankerpunkt ist, die das Gute repräsentiert. Nicht einfach. Nicht zweidimensional. Nicht ohne Probleme. Aber immer wichtig und präsent. Das Licht in all der Dunkelheit.

"München" weiß trotz all seiner Schrecklichkeit auch zu unterhalten. Es gibt ausgefeilte Charaktere, ruhige Momente, nachdenkliche Momente, dann wieder actionbetonte Szenen und brutalen Realismus. Alles was gutes Kino ausmacht. Spielberg gelingt es wieder einmal fantastisch Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden. Der Film wirkt nie trocken oder langweilig. Nach dem Abspann fühlt man sich etwas benommen, traurig, doch nicht ohne Hoffnung. Ich für meinen Teil habe einiges gelernt und konnte viel mitnehmen. Nichts, was ich nicht ohnehin schon gewusst hätte, doch manche Dinge muss man einfach spüren um sie zu verstehen. Nirgends gelingt das so gut wie im Kino.

Spielberg hat mit "München" einen wichtigen und großen Film geschaffen, der jetzt schon einen sehr hohen Standard für alle kommenden Filme des Jahres setzt: 10/10 Punkte.

#202 JohnnyFavorite

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Geschrieben 04. März 2006, 16:04

Gerade habe ich "Lebenszeichen - Proof of Life" gesehen. Der Film hat mich eigentlich noch nie sonderlich interessiert. Da ich ihn allerdings schon einmal geschenkt bekommen habe, wurde er auch angeschaut.

Der Film bietet solide Unterhaltung mit teils wirklich schönen Aufnahmen. Die Fremdartigkeit des südamerikanischen Landes wird - soweit man das für ein fiktives Land behaupten kann - realistisch eingefangen und die Szenen im Dschungel haben wirklich Atmosphäre. Der Rest fällt dagegen leider ab. Zu einfallslos ist hier die Inszenierung, zu unentschlossen die Geschichte. Sollte sich da ein Liebesdrama entwickeln, wird es hier bereits im Keim erstickt. Was übrig bleibt wirkt störend und aufgesetzt. Zudem werden die Verhandlungen mit der Öl-Firma und den Entführern künstlich in die Länge gezogen. Nicht dass auch hier keine schönen Szenen dabei gewesen wären, es wirkt nur alles etwas träge. Das Ende kann dagegen wieder voll und ganz überzeugen. Kurz und knackig. Schön auch die End-Credits, die den Zuschauer noch einmal mit wunderschönen Kamerafahrten belohnen.

Die Schauspieler haben gut in ihre Rollen gepasst, wenngleich ich mit Russell Crow nie so recht warm werde. Weiß auch nicht warum. Meg Ryan hat anscheinend versucht gegen ihr Mädchen-Image anzuspielen, was ihr aufgrund der limierten Möglichkeiten ihrer Rolle leider nur teilweise gelungen ist.

"Proof of Life" hat mich gut unterhalten, wenngleich auch kein bleibender Eindruck hinterlassen worden ist. Kann man sich aber durchaus anschauen: 6/10 Punkte.

#203 JohnnyFavorite

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Geschrieben 15. März 2006, 12:50

Nach längerer Zeit einmal wieder einen Film gesehen: "The Jacket". Neugierig wurde ich auf den Film durch den ziemlich verwirrenden Trailer, der mir beste Unterhaltung versprochen hat. Leider hat "The Jacket" es nicht ins Kino geschafft und somit war ich schon sehr gespannt auf die DVD-Auswertung - glücklicherweise wurde ich nicht enttäuscht.

"The Jacket" gliedert sich in die Reihe von filmischen Rätseln ein, deren jüngste Welle ihren Ursprung in >> "Donnie Darko" hat. Er erinnert teils besonders an >> "The I Inside" und >> "The Butterfly Effect", ohne jedoch wie eine Kopie zu wirken. Dieses Genre hat es mir angetan, das muss ich ganz offen zugeben. Mitraten, verwirrt sein, am Ende froh das Rästel gelöst zu haben. Nicht immer gibt es eine endgültige Lösung - so auch nicht bei "The Jacket". Jedoch ist der Film weit von einer abstrakten Verschlungenheit eines David Lynch-Films entfernt - was ich ohne eine Wertung in irgend eine Richtung meine.

Die erste halbe Stunde hat sich meiner Meinung nach etwas gezogen. Dann ab dem ersten Trip entsteht eine Sogwirkung, der ich mich nur schwer entziehen konnte. Man will einfach wissen, wie es weitergeht, hinter die Lösung des Rästels kommen. Hierbei werden viele Hinweise gestreut, die sich nicht immer als wahr entpuppen. So war ich fest davon überzeugt, dass die Mutter des kranken Jungen die alte Jackie Price war - sicher hätte das noch weniger Sinn ergeben, aber die Schauspielerin hat mir teils wirklich verdächtig nach einer geschminkten Keira Knightley ausgesehen. Schon interessant was man sich alles einbildet wenn man nach Hinweisen sucht.

Die eigentliche Auflösung ist eigentlich recht simpel - verdächtig simpel. Ist Starks wirklich erst am Ende gestorben? Oder irgendwie doch bereits im Irak bzw. auf der Landstraße? Irgendeine Bedeutung müssen seine früheren Tode ja haben.

"The Jacket" macht Spaß. Die Atmosphäre in der Irrenanstalt ist sehr dicht und bedrückend. Die Schauspieler können voll und ganz überzeugen, wenngleich es auch keine besonders herausstechenden Leistungen gibt. Wirklich schön fand ich die Effekte, die die Zeitreisen eingeleitet haben. Sieht nach viel Arbeit aus. Wirkt aber nicht aufgesetzt.

Insgesamt bin ich aufgrund des Endes vielleicht etwas enttäuscht, vielleicht muss eine Zweitsichtung auch erst die Erleuchtung bringen. Auf jeden Fall ein starker Film, der zu unrecht untergegangen ist: 8/10 Punkte.

#204 JohnnyFavorite

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Geschrieben 16. März 2006, 21:42

Manche Filme stehe so lange auf der To-See-Liste, dass die tatsächliche Sichtung dann nur in einer Enttäuschung enden kann. So ist es mir auch mit "Wasabi - Ein Bulle in Japan" ergangen. Kein schlechter Film, er kann jedoch mit der Erwartungshaltung einfach nicht mithalten.

Die ersten 15 Minuten fand ich sogar wirklich schlecht. Da wird verzweifelt versucht Jean Renos Figur Tiefe zu verleihen. Dies ist ja eigentlich ein löblicher Ansatz, doch es hapert gewaltig an der Umsetzung. Viele Szenen mögen hier lustig gemeint gewesen sein - ich fand sie leider nur nervig. Weniger wäre hier mehr gewesen, da seinen Charakter eigentlich nur zwei Dinge ausmachen: Er ist mürrisch und hängt immer noch an seiner verflossenen Liebe. Punkt.

Ab Japan kann der Film dann glücklicherweise Punkten. Sowohl Yumi, als auch Maurice sind erfrischende Figuren, die Leben in den Film bringen. In der Interaktion mit ihnen kann auch Hubert punkten und gewinnt auf eine ganz natürliche Art an Charaktertiefe. Hier macht der Film auch wirklich Spaß. In manchen Hotelszenen (Yumis Ausgelassenheit und der mit der Situation überforderte Hubert) ist sogar kurz die Erinnerung an Mathilda und Léon aus Bessons >> Meisterwerk aufgeflackert.

Die Geschichte ist leider sehr seicht und lebt eher von komischen Einzelsituationen, von denen allerdings keine sonderlich hervorsticht. Die Action wirkt sehr übertrieben und blutleer. Irgendwie nicht passend zum ruppigen Auftreten Fiorentinis. Überhaupt wirkt der Film teilweise unausgegoren und trashig - Spaß macht er totzdem. Aufgrund der schwachen ersten viertel Stunde und der lauen Geschichte sind mehr als 6/10 Punkte allerdings nicht drin.

#205 JohnnyFavorite

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Geschrieben 19. März 2006, 10:35

"Remember, remember the fifth of November" - die Worte hallen im Geiste noch lange nach dem Kinobesuch von "V wie Vendetta" nach. Es fällt schwer sich von dieser Welt zu lösen. Einer Welt, die sich beim Verlassen des Kinos gerade im Umbruch befindet. Die Geschichte ist erzählt. Eine Geschichte voller Kraft, Wut und Hass. Trotz all dem eine menschliche Geschichte - und genau das macht den Film so sehenswert.

"V wie Vendetta" ähnelt einer unkonventionellen Superheldengeschichte, die vor dem Hintergrund eines totalitären Regimes spielt. Dabei werden weniger die Auswirkungen des Regimes auf die die Bevölkerung beleuchtet (wie in "Brazil" oder "1984"), sondern wie sich die Idee einer möglichen Revolution verbreitet. Diese Idee wird durch V berkörpert. Angetrieben durch Wut und Hass will er sich an der Regierung rächen. Doch hinter all dem steht ein höheres Ziel. V ist überzeugt von seiner Idee - so überzeugt, dass selbst er zu unmenschlichen Methoden greift um sie zu vermitteln. Man darf keine Angst haben um frei zu sein. Der Weg zu dieser Freiheit ist für Vs einzige Verbündete Evey ein harter Weg. Ich habe mich nach ihrer Gefangenschaft gefragt, ob ich V hätte verzeihen können und die Stärke der Idee hinter der Tortur gesehen hätte.

Die Inszenierung des Films ist teilweise fast schon minimalistisch. Es gibt keine großen Kamerafahrten, kaum große Actionszenen und glücklicherweise kaum als hip angesehene Montage-Spielereien. Dialogszenen überwiegen, deren klassische Inszenierung tatsächlich an einen Comic zu erinnern weiß. Der Inhalt steht den ganzen Film über klar im Vordergrund. Einen Bruch gibt es am Ende. Hier kommt die große Kampfszene. Mag vielen Leuten unpassend erscheinen. Ich fand den visuellen Ausbruch von Vs Hass beinahe schon zwingend notwendig - und nicht nur für den Charakter befreiend.

Zur Besetzung: Was für ein genialer Schachzug, John Hurt als Großkanzler zu besetzen. Wirklich klasse! Natalie Portman spielt wie immer einfach groß. Ich glaube, sie kann einfach alles spielen. Dann natürlich Hugo Weaving. V hat Ausstrahlung, trotz der Maske. Klasse fand ich übrigens, dass man wirklich nie sein Gesicht gesehen hat. Hätte nicht gedacht, dass die Produzenten den Mut haben das durchziehen.

Man merkt "V wie Vendetta" in jeder Sekunde an, dass etwas großes dahintersteht. Eine Vorlage. Die Geschichte wirkt stimmig, ist anspruchsvoll und doch nicht zu verkopft. Mich interessiert nun wirklich Alan Moores Comic. Allerdings habe ich Angst, die Verfilmung verliert dadurch an Kraft. Fand ich besonders bei >> "From Hell" extrem wie sehr der Film durch Kenntnis der Vorlage verloren hat. Allerdings glaube ich, dass "V wie Vendetta" näher am Buch ist. So oder so bekommt der Film für sich genommen seine mehr als angemessenen 9/10 Punkte.

#206 JohnnyFavorite

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Geschrieben 20. März 2006, 08:59

Seit sehr langer Zeit einmal wieder einen Film im TV gesehen: "Ein Chef zum Verlieben". Ich sehe Hugh Grant ziemlich gerne und in einer romantischen Komödie zusammen mit Sandra Bullock kann ja eigentlich nichts schief gehen - kann nicht? Leider doch.

Viel gibt es wirklich nicht zu schreiben, da es auch nicht viel zu sehen gibt. Der Film verfolgt ein Nichts von Story und verlässt sich ansonsten nur auf die Zänkereien seiner Stars. Sicher, diese sind bisweilen ganz nett anzuschauen, aber auch so voraussehbar, dass jeglicher Überraschungsmoment im Keim erstickt wird. Das Schlimmste ist allerdings: Der Humor bleibt auf der Strecke. Bis auf ein paar Schmunzler hat der Film nichts zu bieten. Dabei war die Ausgangssituation eigentlich ganz nett. Wenn der Autor nun noch eine wirkliche Geschichte dazu geschrieben hätte, wer weiß - vielleicht hätte das den Film gerettet.

Positiv fand ich die netten Aufnahmen von New York und die gut aufgelegten Stars. Negativ war leider der gesamte Rest und somit kann ich nur 4/10 Punkte vergeben.

#207 JohnnyFavorite

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Geschrieben 20. März 2006, 09:31

Da ich gestern bereits am Fernsehen war, habe ich mir noch gleich David Finchers "Panic Room" angesehen, der schon seit Erscheinen auf meiner To-See-Liste steht. Teils wünsche ich mir nun, ich hätte doch lieber zur DVD gegriffen, da die Werbeunterbrechungen doch alles andere als der Atmosphäre zuträglich sind. Trotz dieser Tatsache hatte ich ein sehr stimmungsvolles Filmerlebnis.

Gleich zu Beginn ist mir aufgefallen, dass Fincher seinen Stil konsequent weiterführt. Der Look ist düster, wirkt farbentzogen und hat einen leichten blau/grün-Stich. Auch die akustische Gestaltung wird sehr bewusst eingesetzt und die gesamte Tonspur wirkt - passend zum Visuellen und trotz des Scores - weniger musikalisch als in anderen Filmen. Technisch gesehen ist der Film wahrlich ein Meisterstück. Da sitzt jede Kamerafahrt, jede Einstellung ist durchkomponiert. Einfach eine Wucht. Von einer technischen Analyse von "Panic Room" könnte so mancher Filmemacher noch so einiges lernen. Perfekt.

Ich habe mich zuerst dem technischen Aspekt gewidmet, da er auch deutlich das beherrschende Element von "Panic Room" ist. Doch auch die Geschichte kann in ihrer Einfachkeit überzeugen. Das fängt bei den Charakteren an, mit denen man sich sofort identifizieren kann. Sie haben einen Hintergrund, wirken glaubwürdig und werden in eine Situation geworfen, in der es ihnen nicht viel anders ergeht, als dem Zuschauer. Auch sie müssen sich zunächst im neuen Heim zurechtfinden. Fincher löst dies ziemlich geschickt, da der Zuschauer das Haus bei der Führung ganz genau kennen lernt. Noch nie hatte ich bei einem Film das Gefühl, eine Location so gut zu kennen - wirklich zu wissen, wohin ich käme, ginge ich die Treppe nach unten oder durch diese bestimmte Tür. Klasse! Dann der titelgebende Panic Room. Die Möglichkeiten eine Geschichte um dieses eine Element zu erzählen sind sicher begrenzt. Ich finde hier wurde nahezu das Maximum herausgeholt. Die Szenen sind wirklich bedrückent und Fincher schafft es gekonnt an der Spannungsschraube zu drehen. Besonders die Szene mit dem Handy sticht hier hervor. Das Ende ist dann auch konsequent, wenngleich fast etwas altbacken. Trotzdem nicht unbefriedigend, wie das sonst bei Filmenden leider häufig der Fall ist.

Negative Punkte habe ich auch ein paar: So fand ich es wirklich äußerst unglaubwürdig, dass Jodie Fosters Charakter plötzlich so genau wusste, wie man ein Telefon an die Hauptleitung anschließen kann. Die Figur hat davor nicht den Eindruck gemacht, als wäre sie technisch sonderlich versiert gewesen. Auch die Häufung der Zufälle um Spannung zu erzeugen (z.B. Mädchen ist Diabetikerin) fand ich teils etwas gewollt.

Insgesamt ist "Panic Room" ein technisch perfekter, äußerst spannender Thriller, der zudem die schönsten Opening Credits seit Langem vorweisen kann. Kein Meisterwerk wie "Fight Club", aber um einiges besser als die meisten anderen Hollywood-Thriller: 8/10 Punkte.

#208 JohnnyFavorite

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Geschrieben 20. März 2006, 13:25

Gerade habe ich mir Tim Burtons Neuverfilmung des Sci-Fi-Klassikers "Planet der Affen" angesehen. Die alten Filme waren für mich früher typische Sonntagnachmittag-Unterhaltung. Habe ich damals wirklich gerne gesehen und ich weiß noch genau, wie mich der Twist am Ende des ersten Teils umgehauen hat - wohl mein erstes großes überraschendes Ende. Die Neuverfilmung hat mich nur aufgrund von Tim Burtons Mitwirken interessiert, doch nach den schlechten Kritiken bei der Kinoaufführung habe ich mir den Film lieber gespart. Unterschwelliges Interesse war jedoch immer vorhanden.

Den Einstieg in die Geschichte fand ich im Original um einiges besser gelungen. Der Zeitwirbel nimmt für Sci-Fi-versierte Zuschauer bereits viel von dem was noch kommen mag vorweg. Interessant war allerdings der Aspekt mit den Versuchstieren, wenngleich diese Facette viel zu oberflächlich behandelt wurde. Dann die Ankunft auf dem Planeten und die Gefangennahme - war ganz nett anszuschauen. Der Mittelteil des Films war meiner Meinung nach sowieso am stärksten. Besonders das Dinner beim Senator hat viel von der Mentalität der Affen gezeigt. Die Flucht und besonders den darauffolgenden Kampf fand ich eher etwas langatmig. Die neue Auflösung (fremder Planet, Absturz des Mutterschiffs etc.) war bei genauerem Betrachten gar nicht einmal so schlecht, da eine reine Kopie des 1968er Endes heute wohl nur noch wenige Menschen überrascht hätte. Der finale Schlussgag weiß zwar zu schocken, macht aber nicht wirklich viel Sinn. Trotzdem eine nette Idee, die zudem noch näher an der Buchvorlage sein soll als das Original.

Vom Look her ist "Planet der Affen" wohl Burtons schwächster Film. Er wirkt aufgrund der eingesetzten Kulissen (besonders in der Affenstadt) teils billig und sieht insgesamt zu künstlich aus. Sicher war das auch bei der 1968er Version ein Problem, was damals jedoch auf die Entstehungszeit zurückzuführen war und einen gewissen Charme besessen hat. Grandios sind jedoch die Masken. Kaum zu glauben, dass darunter Menschen stecken. Wirklich schön anzusschauen und wohl der deutlichste Vorteil der Neuverfilmung.

"Planet der Affen" hat mich gut unterhalten, was größtenteils der immer noch faszinierenden Grundidee und den fantastischen Masken zu verdanken ist. Leider kein großer Wurf Burtons, da auch sein sonst so typischer Stil beinahe vollkommen fehlt. Kann man sehen: 6/10 Punkte.

#209 JohnnyFavorite

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Geschrieben 21. März 2006, 11:58

Man sagt der Geschmack des Menschen ändert sich alle sieben Jahre - ähnlich scheint es mit der Filmrezeption zu sein. Zwar liegt die letzte Sichtung von "Anatomie" noch nicht so lange zurück, doch hat sich meine Auffassung des Films nahezu um einhundertachzig Grad gedreht. Schon seltsam. Die Sichtung damals im Kino war das erste offizielle Date mit meiner Freundin. Man könnte nun meinen, dass meine Wahrnehmung durch diese Tatsache getrübt wurde - doch muss ich dazu sagen, dass ich mich durch Nichts von einem Film ablenken lasse.

Damals hatte ich einen deutschen Slasher erwartet. Einen >> "Scream"-Verschnitt. Als ein solcher wurde "Anatomie" in diversen Werbesendungen und Zeitungsberichten auch angepriesen. Natürlich konnte der Film meine damalige Erwartungshaltung in keinster Weise erfüllen. Dementsprechend enttäuscht war ich nach dem Kinobesuch - der Abend sollte sich dennoch nett entwickeln. Manchmal ist Film eben doch nicht alles.

Bei der heutigen Sichtung konnte all das, was ich damals enttäuschend fand, seine volle Stärke ausspielen. Der medezinisch-kalte Look der Anatomieszenen zum Beispiel. Die Nachforschungen von Paula. Die Orientierungslosigkeit ihrer Figur. Die - zumindest im Vergleich zu US-Produktionen - verhältnismäßig realistische Uni-Atmosphäre. Der Geheimbund. Der ab und an aufblitzende schwarze Humor. All das hat mir wirklich ausgezeichnet gefallen.

Leider haben im Gegenzug die damaligen Stärken heute ihre Schwachpunkte offenbart. So nervt das feuchtfröhliche Campustreiben, da es viel von der aufgebauten Atmosphäre zerstört. Am schlimmsten finde ich jedoch das typische Slasher-Ende. Zwar ist die Verfolgung wirklich spannend und einfallsreich inszeniert, doch die Reduzierung der Geheimloge auf zwei ausgetickte Killer nimmt unendlich viel Potential aus dem Film. Hier ist die Luft dann einfach raus und "Anatomie" sackt auf genretypische Mittelmäßigkeit zurück. Wirklich äußerst schade.

Insgesamt gefällt mir "Anatomie" heute erstaunlich gut. Zudem habe ich gelernt, dass man manchen Filmen eine zweite Chance zugestehen sollte. Leider werden nicht alle Chancen konsequent genutzt. Dennoch einer der besten deutschen Genrebeiträge: Voll verdiente 7/10 Punkte.

#210 JohnnyFavorite

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Geschrieben 22. März 2006, 11:36

Mit Sequels ist das so eine Sache. Fast immer schlechter als der erste Teil, selten auf gleichem Niveau und zu oft leider ein Totalverlust. Trotz dieses Wissens sehe ich Fortsetzungen eigentlich ganz gerne. So auch "Anatomie 2", der leider auch ins typische Sequel-Schema verfällt und dem ersten Teil nicht im geringsten das Wasser reichen kann.

Die ersten zwanzig Minuten haben mir richtig gut gefallen. Eine sehr starke Eröffnungssequenz. Die gelungene Einführung der Hauptfiguren. Die Darstellung des Krankenhausalltags. Alles wunderbar inszeniert und gespielt. Die Geschichte hat mir bis zu diesem Zeitpunkt auch noch ziemlich zugesagt. Leider konnte der Film sein Niveau nicht halten. Er wurde sogar von Minute zu Minute schlechter, was ich leider der Story ankreiden muss. Die Sache mit den künstlichen Muskeln war für mich schon etwas zu viel des Guten. Aber okay, kann man notfalls damit leben. Ist ja schließlich ein Film. Die stärkere Einbindung der Loge hat mir anfangs noch gefallen - später hat es sich allerdings als Fehler herausgestellt. Durch Joachims Mitwirken und Wissen um die Machenschaften kam nicht der Hauch der gruseligen und unheilsschwangeren Atmosphäre des ersten Teils auf. Wirklich, wirklich schade. Aber auch ohne das Mysterium im Hintergrund hätte man noch etwas aus der Geschichte machen können. Leider werden die Drogen nun zu sehr in den Mittelpunkt gestellt, was jegliche Gefahr und Macht, die von der Loge ausgehen könnte, völlig zunichte macht. Dazu kommen wieder unpassende Scherze oder sexuelle Anspielungen, die den Thrill noch mehr herausnehmen, so dass am Ende fast keiner mehr übrig bleibt. Wirklich schade.

Inszenatorisch kann "Anatomie 2" jedoch überraschen. Kaum mehr von einer Hollywood-Produktion zu unterscheiden. Alles wirkt unglaublich glatt und professionell. Zwar hat mir der Look des ersten Teils besser gefallen, doch es ist erstaunlich zu sehen mit welchen Schauwerten hier gearbeitet wird. Würde manch anderem deutschen Kinofilm vielleicht ganz gut tun um vom üblichen TV-Flair wegzukommen.

Mit meiner Bewertung schwanke ich nun einmal wieder. Werde aber doch die 5/10 Punkte zücken, da mich der Film ganz gut unterhalten hat und etwas Bonus für eine deutsche Produktion immer drin sein sollte.





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