Reality, what is it good for?
#241
Geschrieben 28. Juni 2006, 10:31
Auch wenn ich mich damit vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne und in die Romantic Comedy with Zombies etwas viel hinein interpretiere: Heute ist mir der gesamte Z-Day wie eine Allegorie auf Shauns Leben vorgekommen. Nachdem Liz mit ihm Schluss gemacht hat, schreibt Shaun seine kurz- bzw. langfristigen Lebensziele auf und Peng! ist er gezwungen diese zu Verwirklichen: Seinen Mann stehen und sein Leben in die Hand nehmen, die Dinge mit Liz klären und sich mit seinen Eltern auseinandersetzen. All dies war ihm unterbewusst schon zuvor klar (erste Zombie-Sichtungen), aber es hat erst diesen Einfluss von Außen gebraucht um etwas in ihm auszulösen. Letztendlich war Shaun erfolgreich: Er ist mit Liz zusammengezogen und kann dennoch seine Freundschaft mit Ed aufrecht halten. Das Happy End einer romantischen Komödie - nur eben mit Zombies.
Doch auch auf der reinen Spaß-Ebene funtioniert "Shaun of the Dead" immer noch grandios. Es gibt unzählige Anspielungen auf die Klassiker des Genres und die britische Situationskomik ist genauso erfrischend wie in "Spaced". Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Park sind einfach ein fantastisches Team. Ich freue mich schon jetzt auf ihren neustes Werk: "Hot Fuzz".
Insgesamt wohl mein Lieblingszombiefilm. Wohl auch meine liebste romantische Komödie. 9/10 Punkte.
#242
Geschrieben 02. Juli 2006, 10:13
Seit der letzten Sichtung habe ich einen Roman gelesen, dessen Titel im Original ebenfalls "The Descent" lautet und der ebenfalls garstige unterirdisch lebende Höhlenkreaturen zum Inhalt hat: "Im Abgrund" von Jeff Long. Die Ähnlichkeiten sind teilweise sogar so frappierend (besonders der Anfang des Romans), dass man "The Descent" (den Film) als Spin-Off von Jeff Longs epischer Geschichte betrachten könnte. Wer den Film mochte dürfte also durchaus auch gefallen an einer größeren Version haben, die Jeff Long spannend, aber nicht immer mit eleganter Dramaturgie, präsentiert.
Zurück zum Film: Gestern ist mir besonders der dramaturgisch spannungsfördernde Aufbau ins Auge gesprungen. Wirklich fantastisch, wie Marshall die Spannung konsequent in die Höh(l)e treibt. Dabei setzt er glücklicherweise weniger auf Effekthascherei - der er leider gegen Ende etwas erliegt - sondern auf die Beziehungen zwischen den Figuren, sowie ausgefeiltes Licht- und Sounddesign. Man steht förmlich mit in der Höhle. Die beste Szene ist für mich nach wie vor der Rundumblick im Nightvision-Modus. Eigentlich mag ich charaktergeführte Videokameras in Filmen überhaupt nicht, doch hier: Der pure Wahnsinn. Selbst meine Freundin, die Horrorfilme eher nüchtern betrachtet und sich dementsprechend schockresistent gibt, ist mir beinahe auf den Schoß gesprungen. Der letzte Teil war dann immer noch sehr spannend und effektiv inszeniert, doch leider auch nicht mehr so anders und gelungen, wie die ersten zwei Drittel des Films. Besonders die Charakterzeichnung leidet enorm. Schade, aber immer noch zwei Stufen besser, als in den meisten anderen Horrorfilm der letzten Jahre.
Zum Ende: Hat mir deutlich besser gefallen als bei der letzten Sichtung. Da ich den Verlauf schon kannte, habe ich über den gesamten Film viele kleine Hinweise zu Sarahs Geisteszustand ausmachen können. Will man ganz frei in der Interpretation sein, so könnte man die Angriffe in der Höhle durchaus als ein Produkt von Sarahs Fantasie sehen und die Höhle selbst als ihr inneres Gefängnis. Doch dazu fand ich die Geschichte viel zu straight forward erzählt. Für mich beginnt die Traumsequenz - betrachtet man auch ihre Kleidung und Ausrüstung - nach Sarahs zweiten Sturz, kurz nachdem sie Juno sich selbst überlassen hat. Eigentlich ganz simpel.
"The Descent" konnte mich immer noch voll und ganz überzeugen und wären die Rahmenbedingungen besser gewesen, hätte der Film noch mehr gerockt. Klare 9/10 Punkte. Ob ich mir doch einmal Marshalls "Dog Soldiers" zulegen sollte?
#243
Geschrieben 02. Juli 2006, 10:39
Sowohl Toni Collette, als auch Cameron Diaz spielen das ungleiche Schwesternpaar sehr natürlich und überzeugend. Da stimmt die Chemie. Getoppt wird das ganze nur noch von einer erstaunlich fidelen Shirley MacLaine. Es ist eine Freude dem bunten Treiben zuzusehen, wenngleich der Geschichte auch etwas die Stringenz fehlt, was sich durch Längen im hinteren Mittelteil bemerkbar macht. Doch glücklicherweise schafft es Regisseur Curtis Hanson den Zuschauer mit netten Einfällen bei der Stange zu halten. Ebenso tragen die ausgefeilten und glaubwürdigen Charaktere dazu bei, dass es nicht langweilig wird. Man merkt hier einfach, dass eine ausgefeilte Romanvorlage die Basis bildet.
Mehr gibt es eigentlich auch nicht zu sagen. Der Film weiß zu unterhalten und leistet sich keine Fehler. Zudem werden typische Frauenfilmklischees vermieden, wenngleich "In den Schuhen meiner Schwester" auch gar keinen Hehl daraus macht ein solcher zu sein. Wer eine nette Komödie für einen Abend zu zweit sucht, macht hier nichts falsch: 7/10 Punkte.
#244
Geschrieben 04. Juli 2006, 12:52
Mich haben dieses Mal irgendwie tausend Kleinigkeiten gestört. Sachen, die es bestimmt auch in den anderen Staffeln bereits gab, mir hier jedoch das erste Mal so richtig bewusst geworden sind: Die Intrigen der CTU-Mitarbeiter. Kaum zu fassen, dass sich noch jemand auf seinen eigentlichen Job konzentrieren kann, wenn die Bespitzelung von Kollegen doch ganz oben auf dem Dienstplan zu stehen scheint. Dann die Folterungen. War ja schon immer etwas übertrieben, aber gehört halt zu "24" - doch dieses Mal war es irgendwie zu viel des Guten. Jeder wird nach Herzenslust gefoltert, egal wie gering der Verdacht auch ist - sehr fragwürdig. Auch viele Nebenhandlungen waren einfach sinnlos: Die Tocher der neuen CTU-Chefin zum Beispiel. Was hat das bitte zur Handlung beigetragen? Zudem fand ich auch die Böswichte dieses Mal recht durchschaubar. So nett der Anfang mit der Fanatiker-Familie war, so platt hat sich die Sache um Marwan gegen Ende entwickelt. Die Anschläge konnten bei mir zudem nicht das Gefühl einer wirklichen Bedrohung auskösen, so wie das die Viren in der dritten Staffel geschafft hatten. Es gab irgendwie zu wenig wirkliche Höhepunkte, dafür mehrere kleine, was sich in einer eher flachen und zu regelmäßigen Dramaturgie niedergeschlagen hat - allein die letzten Episoden haben für etwas mehr Druck gesorgt.
Das hört sich jetzt alles sehr negativ an. Ist es in einem gewissen Maße auch, doch "24" weißt trotzdem noch die gleichen Unterhaltungswerte auf, wie bereits in den vorhergegangenen Staffeln. Jack Bauer ist nach wie vor eine coole Sau und die Serie ist immer noch tadellos inszeniert, wenngleich sich bereits erste Abnutzungserscheinungen zeigen. Schön fand ich die Idee bekannte Figuren erst nach und nach wieder ins Geschehen zu bringen. Wenigstens etwas, wenn man schon keinen wirklichen Neuanfang gewagt hat. Ich bin ja mal gespannt wie es jetzt in der nächsten Staffel mit Jack weitergeht, da dieses Mal - zumindest anscheinend - ja wirklich alle Brücken abgebrochen wurden.
Wäre dies die zweite Staffel gewesen, würde ich über so manche Ungereimtheit oder Schwäche großzügiger hinwegsehen. Die Produzenten fühlen sich aber anscheinend zu sicher und meinen deshalb weniger Zeit und Aufwand in wirklich neue Geschichten stecken zu müssen - schade, denn "24" hat meiner Meinung nach immer noch starke Figuren und wirklich Potential. Ich vergebe dieses Mal allerdings nur 6/10 Punkte und hoffe darauf, dass Staffel 5 endlich wieder etwas Neues oder wenigstens eine ausgefeiltere Dramaturgie mit sich bringt.
#245
Geschrieben 05. Juli 2006, 20:48
Nun also die hochgelobten "Boondock Saints". Anfangs habe ich ja Schlimmstes befürchtet. Selbst Willem Dafoes erster Auftritt war für mich nur eine schwache Kopie von Gary Oldmans grandioser Performance in Luc Bessons >> "Léon - Der Profi". Doch glücklicherweise hat der Film ab hier Eigenständigkeit bewiesen. Dafoes Figur entwickelt sich sogar zum Highlight des Films und sein schwuler Cop ist für so manchen Lacher gut. Auch die restlichen Figuren sind alle herrlich skurril. Wunderbar gezeichnet und dabei - trotz aller Comichaftigkeit - sehr echt und sympathisch. Trotzdem musste ich immer an Tarantino denken und ich bin mir sicher, dass es ohne seine Werke "The Boondock Saints" - wie so viele andere Filme auch - wohl nicht geben würde.
Die Geschichte bleibt eher simpel und es wird versucht mittels - durchaus effektiv eingesetzten - Brüchen in der Chronologie etwas Abwechslung hinein zu bringen. Vom moralischen Standpunkt aus gesehen bleibt Troy Duffys Heiligenmärchen natürlich sehr fragwürdig, wenngleich man bei dieser Art von Film seine moralischen Bedenken sowieso besser da lässt wo sie hingehören: In der Realität. Dennoch habe ich mich am Ende gefragt wie Mr. Duffy denn zu der Aussage seines Films steht und ob er seine Geschichte durch die gefakten(?) Interviewszenen am Schluss rechtfertigen will. Oder ob doch mehr dahintersteckt und er der Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Man weiß es nicht so genau und wird es wohl auch nicht erfahren. Als Zuschauer macht "Der blutige Pfad Gottes" sowieso als das am meisten Spaß, was er am augenscheinlichsten ist: Ein abgedrehter, comichafter Actionsspaß im Gangstermilieu.
Mich interessiert nun doch sehr, warum genau es nicht den angekündigten zweiten Teil gibt. Der Dokumentarfilm "Overnight" sollte darüber Aufschluss geben, da sich Duffy in Hollywood anscheinend ziemlich daneben benommen hat. Leider ist die DVD fast so teuer, wie die deutsche DVD der "Saints". Eine Ausgabe, die sich meiner Meinung nach durchaus lohnt, denn "Der blutige Pfad Gottes" hat tatsächlich das Zeug zum Kultfilm - stilistisch sicher nicht so ausgefeilt wie Tarantino, aber wirklich äußerst unterhaltsam: 8/10 Punkte.
#246
Geschrieben 06. Juli 2006, 10:42
Der Film lebt vor allem von seiner Grundidee, seinem Hauptdarsteller und seiner Optik. Die Paranoia Sean Veils wird durch die Bilder sehr intensiv und unmittelbar transportiert und somit auch für den Zuschauer spürbar. Dazu trägt auch Lee Evans eindringliches Spiel bei, der hier wirklich alles gibt. Doch leider kann die Geschichte nicht ganz mit der Ausgangssituation mithalten. So wird vor dem Hintergrund des persönlichen Überwachungsstaats eigentlich nur eine normale Kriminalgeschichte erzählt. Hier hätte meiner Meinung nach noch mehr mit der Paranoia und der Frage nach der Wahrheit bzw. Schuld/Unschuld gespielt werden können.
Der Look des Films hat mich leicht an Gilliam erinnert. Viele Kabel und Monitore mit sehr weitwinkligen Einstellungen. Trotz dieses leicht übertriebenen Stils, der sich auch in den Charakteren niedergeschlagen hat, bleibt die Geschichte immer in der Realität verankert. Dies trägt deutlich zur Glaubwürdigkeit der an sich sehr unrealistischen Situation bei.
"Freeze Frame" ist ein guter Film mit sehr intensiver Atmosphäre. Ich denke von John Simpson können wir in Zukunft noch so einiges erwarten: 7/10 Punkte.
#247
Geschrieben 06. Juli 2006, 21:36
Zwei Dinge sind in "Cliffhanger" wirklich herausragend: Die wundervolle Naturkulisse und John Lithgow. Zu den Aufnahmen muss man bzw. kann man nichts sagen, denn man muss sie selbst gesehen haben. Einfach nur atemberaubend und eine perfekte Kulisse für den Actionthriller. Zu John Lithgow möchte ich doch ein paar Worte verlieren, denn dieser spielt den Schurken mit so viel Hintertücke und bösem Humor, dass es eine wahre Freude ist. Gegen ihn bleiben alle anderen Figuren leider nur unscheinbar - auch Stallone, der mich hier aber trotz allem wirklich überzeugen konnte.
Negativ aufgefallen sind mir die eingestreuten Studioaufnahmen, da sie deutlich als solche zu identifizieren waren. Ein herber Schnitt zu der echten Naturkulisse. Aber manche Szenen kann man eben unmöglich in unkontrollierter Umgebung drehen. Desweiteren ist die Geschichte insgesamt doch zu flach und ohne Überraschungen, was bei einen reinen Actionfilm wie "Cliffhanger" allerdings auch nicht so schwer wiegt.
Insgesamt immer noch ein richtiger Kracher, wenngleich ein Gabe Walker einfach kein John McClane ist: 7/10 Punkte.
#248
Geschrieben 07. Juli 2006, 10:41
Dieses Mal ist mir der Einstieg deutlich leichter gefallen. Das komische Gefühl, Joey abseits seiner New Yorker Freunde zu sehen, ist ausgeblieben. Ich konnte "Joey" von Anfang an als eigenständige Serie betrachten, was deutlich besser funktioniert, als wenn man stets den Spin-Off-Gedanken im Hinterkopf hat. Die Darsteller und ihre Figuren sind unglaublich sympathisch und ergänzen Matt LeBlancs Charakter perfekt. Dieser bleibt der gleiche naive Charmebolzen, als den wir ihn liebgewonnen haben - nur dass sich die Serie natürlich mehr auf ihn konzentriert und er somit im Mittelpunkt der Geschichten steht.
Ich bin nun mehr als gespannt auf die zweite Staffel und kann nur hoffen, dass eine UK-Veröffentlichung nicht mehr all zu lange auf sich warten lässt. Eines weiß ich gewiss: Dies war garantiert nicht die letzte Sichtung: 10/10 Punkte.
#249
Geschrieben 08. Juli 2006, 11:55
Die Geschichte an sich ist leidlich interessant und kann nicht auch nur annähernd mit den Werken von Pixar mithalten. Dies ist auch gleich der große Schwachpunkt von "Ab durch die Hecke". Doch glücklicherweise wird die seichte Rahmenhandlung mit großartigen Figuren belebt, die zwar auch nicht vor Originalität strotzen, aber dafür sehr symapthisch und individuell gestaltet wurden. Den Wortwitz kann man in der Synchro zwar nur noch erahnen, dennoch bieten die Beobachtungen der Tiere was das Verhalten von uns Menschen angeht das ein oder andere satirische Highlight.
Der Film bleibt vom Timing her auch stimmig genug um keine Langweile aufkommen zu lassen. Das ist das gute an Animationsfilmen mit kurzer Laufzeit. Gegen Ende war ich mir dann auch sicher einen netten Film gesehen zu haben, nicht mehr und nicht weniger. Doch dann kam noch die Szene des Films. Die Highspeedszene. Absoult perfektes comic timing. Ich habe wirklich Tränen gelacht. Allein diese Szene hat den Film für mich gleich noch einmal eine Liga nach oben katapultiert. Wirklich genial!
Aus technischer Sicht ist "Ab durch die Hecke" auf dem aktuellsten Stand. Besonders Fell und Fauna sind wunderbar dargestellt. Doch auch die restlichen Materialien (allein die Haut der Schildkröte) wirken unglaublich realistisch. Von den Animationen mag ich gar nicht erst anfangen, da würde nur mein Neid wachsen. Wirklich sehr schön.
Insgesamt ist "Ab durch die Hecke" ein wirklich unterhaltsamer Animationsfilm, der leider mit Storyschwächen zu kämpfen hat. Doch alleine für die geniale Highspeedszene gibt es von mir 8/10 Punkte.
#250
Geschrieben 14. Juli 2006, 08:28
Von Anfang an auffällig ist die unglaublich sympathische Stimmung, die "KOPS" vebreitet. Alle Charaktere wachsen einem sofort ans Herz und man würde am liebsten in das kleine schwedische Dorf einziehen - wäre es dort nicht nur so langweilig. Mit diesem Problem haben auch unsere Polizisten zu kämpfen: Es geschieht einfach nichts und als ihre Wache geschlossen werden soll, sehen sie sich gezwungen gewisse Maßnahmen zu ergreifen. Das ist im Grunde auch schon der gesamte Plot des Films.
Die kaum vorhandene Geschichte wird glücklicherweise nicht in die Länge gezogen - es stehen die Figuren und ihre Aktionen im Vordergrund. Besonders Bennys Träumereien und Erzählungen sind den ein oder anderen Lacher wert, wenngleich sie auch etwas over the top erscheinen. Die ergänzende Liebesgeschichte um Jacob und Jessica ist nett anzusehen und nervt nicht, lässt aber größtenteils den Humor des Haupterzählstrangs vermissen.
Der erwartete - und versprochene - Knüller ist "KOPS" leider nicht, dafür haben bei mir zu wenige Gags wirklich gezündet. Dennoch ist der Film absolut sehenswert, schon allein wegen seiner entspannten Atmosphäre und seiner sympathischen Charaktere - hier könnten sich viele andere Komödien ein paar Scheiben abschneiden: 7/10 Punkte.
#251
Geschrieben 23. Juli 2006, 23:07
Der Film an sich bietet ausgezeichnete Unterhaltung. Nichts intellektuell wertvolles, aber das erwartet auch niemand von einem Frat-Pack-Film. Owen Wilson und Vince Vaughn zeigen sich wie erwartet sehr spielfreudig und auch der Rest der Besetzung scheint für jeden Spaß bereit gewesen zu sein. Allein Christopher Walken wirkte etwas unterfordert. Da ich mir zur Zeit die erste Staffel von "ALIAS" ansehe, ist mir ansonsten besonders Bradley Cooper aufgefallen, der hier eine Rolle spielen darf, in der ich gerne Ben Stiller gesehen hätte. Doch Cooper erweist sich als würdiger Ersatz und sorgt für manchen Lacher.
Ein Schwachpunkt des Films ist die Geschichte. Zu voraussehbar und ohne Überraschungen. Besonders das letzte Drittel zieht sich etwas und hätte meiner Meinung nach von kleineren Straffungen profitiert. Dass der Film trotzdem funktioniert ist den wirklich witzigen Einzelszenen (das Essen, der nächtliche Besuch etc.) und dem fantastischen Ensemble zuzuschreiben.
Sehr gut gefallen hat mir zudem der Soundtrack. Besonders der Einsatz der WEAKERTHANS in den End Credits hat den Film in meinen Augen noch einmal deutlich nach vorne gebracht.
"The Wedding Crashers" macht Spaß - ich denke in einer Wiederholungssichtung ist vielleicht sogar noch mehr drin. Deshalb gibt es von mir vorerst einmal 7/10 Punkte.
#252
Geschrieben 24. Juli 2006, 10:31
Nach der Sichtung kann ich diesen Vorwurf - zumindest teils - als berechtigt sehen, denn ohne Filme wie das >> "Dawn of the Dead"-Remake und das neu erwachte Interesse am Genre wäre der Film so wohl nie in die Kinos gekommen. Dennoch will ich "Land of the Dead" eher als genutzte Chance von Romero sehen. Er hat einfach den richtigen Zeitpunkt abgewartet und zugegriffen, als die Rahmenbedingungen günstig waren. Im Stil hat er sich dem modernen Horror angenähert ohne jedoch seine Eigenheiten zu vernachlässigen. Die Zombies schlurfen nach wie vor, es gibt keine unübersichtlichen Schnittgewitter und selbst die Charaktere sind old school. Das alles noch garniert mit einer mehr als aufdringlichen sozialpolitischen Botschaft und fertig ist Romeros Zombiefilm.
Der größte Vorwurf, den ich dem Altmeister machen kann ist Stagnation. Zwar lernen die Zombies dazu und wirken dadurch bedrohlicher, doch der Rest hat sich eigentlich nicht geändert. Der Film funktioniert zwar auch ohne Innovationen, doch wenn ich solche in diesem Genre erwartet hätte, dann eben von Romero. Insofern schon etwas enttäuschend.
Auffällig und typisch für Romero ist der hohe Blutgehalt. Eine 18er bzw. KJ-Freigabe wäre noch vor einigen Jahren unmöglich gewesen. Auch hier merkt man, wie sich das moderne Horrorkino gewandelt hat. Mehr Mainstream und höhere Budgets, doch mit der Grimmigkeit des 70er und 80er Jahre Kinos. Leider zu selten mit den oben genannten Innovationen.
Als Film an sich macht "Land of the Dead" wirklich Spaß. Alle nötigen Zutaten sind enthalten und es kommt eine schöne Endzeitatmosphäre auf. Allein die letzten zehn Minuten wirken so, als wäre dem Film vorzeitig die Luft ausgegangen. Eigentlich schade. Hier hätte ich mir noch ein paar ikonographische Bilder gewünscht, die es in das kollektive filmische Langzeitgedächtnis schaffen.
Für die netten Gastauftritte (Tom Savini, Simon Pegg) und eine Hommage an Peter Jacksons "Braindead" will ich den Sympathiefaktor überwiegen lassen und zücke im Bewusstsein der leichten Überbewertung 8/10 Punkte.
#253
Geschrieben 25. Juli 2006, 12:36
Im Gegensatz zu Joss Whedons innovativer Space-, Western- und Comedy-Saga ist "Kampfstern Galactica" pure Science-Fiction. Da ich nie sonderlich viel mit den diversen "Star Trek"-Ablegern anfangen konnte, war ich anfangs etwas enttäuscht. Doch dann kamen die ersten Landebrücken- und Weltraumszenen und ich fühlte mich mehr als stark an eine andere von mir geschätzte Space-Opera erinnert: >> "Wing Commander" (wohlgemerkt nur die Spiele-Serie). Hier war all das zu finden, was ich bei der Verfilmung vermisst hatte - und schon konnte ich "Kampfstern Galactica" in einem wohlwollenderen Licht sehen.
Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und besitzen Tiefe und Entwicklungspotential. Einzig der Handlungsstrang um Dr. Baltar und seine Roboterfreundin hat mich ungemein genervt. Die Szenen auf der Galactica waren dagegen sehr unterhaltsam und atmosphärisch dicht. Grandios fand ich zudem die Weltraumszenen. So sollte das aussehen! Budget bedingte CGI-Schwächen werden durch eine fantastisch realistische virtuelle Kamera ausgeglichen. Hat mir bereits in "Firefly" imponiert.
Ob ich mich an die Serie heranwage, kann ich noch nicht sagen. Potential ist durchaus vorhanden und der Funke ist teilweise auch schon übergesprungen. Nur der erhoffte "Firefly"-Ersatz ist "Kampfstern Galactica" leider nicht - obwohl man beide Serien wohl kaum miteinander vergleichen kann. Die Miniserie ist teils solide, teils ausgezeichnete klassische Science-Fiction und bekommt von mir 7/10 Punkte.
#254
Geschrieben 29. Juli 2006, 10:25
Mit Jennifer Lopez ist das ja so eine Sache. Noch bevor ich sie als Pop-Nervensäge wahrgenommen habe, ist sie mir tatsächlich als ernsthafte Schauspielerin aufgefallen. Kaum zu glauben. In Steven Soderberghs "Out of Sight" und Oliver Stones "U-Turn" konnte sie mich voll und ganz überzeugen. Dann kam die Beschallung mit unsäglichen, sogenannten Sommerhits und Filmen à la "Wedding Planer". Demzufolge ist Lopez für mich inzwischen leider schon fast so etwas wie ein Garant für nichtssagende, schnulzige 08/15-Unterhaltung.
In diese Kategorie fällt leider auch "Das Schwiegermonster". Erst nach fast einer Stunde nimmer der Film etwas Fahrt auf. Davor ist alles schon tausend Mal dagewesen. Das Kennenlernen, erste Annäherungsversuche, tiefschürfende Gespräche mit Freunden usw. Erst nachdem Viola (klasse: Jane Fonda) bei Charlie (fade: Jennifer Lopez) einzieht kommt es zu einigen amüsanten Verstrickungen, die im Endeffekt leider alle so voraussehbar sind, dass jeglicher Überraschungseffekt im Keim erstickt wird. So zieht sich der Film bis zum unausweichlichen zuckersüßen Happy End. Aus und schon vergessen.
Aufgefallen ist mir einmal wieder ein Seriendarsteller: Michael Vartan, den ich zur Zeit parallel in "ALIAS" sehe. Im Moment scheinen mich die Darsteller aus dieser Serie zu verfolgen - nur dass Bradley Cooper in >> "The Wedding Crashers" wesentlich mehr aus seiner Rolle zu machen weiß.
Alles in allem bleibt "Das Schwiegermonster" nicht im Gedächtnis. Ein paar nette Momente und eine wirklich wunderbare Jane Fonda können nicht über den Einheitsbrei aus Kitsch und Humor hinweghelfen: 4/10 Punkte.
#255
Geschrieben 30. Juli 2006, 13:30
"ALIAS" wird häufig mit >> "24" verglichen. Doch außer der Tatsache, dass beide Serien in der Geheimdienstwelt spielen, bleibt nicht viel Ähnlichkeit übrig. Erhebt "24" den Anspruch die Abwehr der terroristischen Bedrohung möglichst realistisch zu zeichnen, ist "ALIAS" in jeder Sekunde völlig überzeichnet und reinste Unterhaltung. Allein die Ausgangssituation spricht Bände: Die Studentin Sydney Bristow wird vom Geheimdienst SD-6 rekrutiert und führt ein Doppelleben. Wäre das noch nicht genug, steigt sie nun bei der CIA ein und wird Doppelagentin. Während dessen studiert sie natürlich weiter und ihre Freunde denken, sie hat nur einen Job bei der Bank. Die teilweise völlig überzogenen Situationen, die sich aus dieser Grundkonstellation ergeben, strapazieren teils wirklich die Nerven jedes auch nur annähernd logisch denkenden Menschen. "ALIAS" funktioniert trotzdem.
J.J. Abrams hat es geschafft "ALIAS" einen hauchdünnen Bereich knapp über der Parodie zu positionieren. Nirgendwo sonst würde das funktionieren. Für eine Parodie wäre die Serie zu ernsthaft und emotional. Für einen reinen Thriller zu überdreht und zu humorvoll. Ich hoffe diese feine Gratwanderung wird auch über die nächsten Staffeln beibehalten.
Sehr positiv ist mir zudem der Rhythmus der Serie aufgefallen: Spannende Actionsequenzen wechseln sich mit sehr gefühlvollen und intimen Szenen ab. Alle Charaktere weisen Tiefe auf und sind - trotz ihrer Überzeichnung - glaubwürdig und sympathisch. Sydneys Privatleben - so unrealistisch dies im Gesamtzusammenhang teils erscheinen mag - strahlt Wärme und Geborgenheit aus. Ihrer Figur wird dadurch ein Fundament mitgegeben, durch das die Identifikation mit ihr in den ausgefalleneren Situationen noch leichter fällt.
Typisch für J.J. Abrams sind die langen mit Musik unterlegten Montagen, in denen man verschiedene Figuren miteinander interagieren sieht. Hat mir bereits bei "Lost" gefallen. Auch typisch sind die fiesen Cliffhanger am Ende jeder Folge. Das Suchtpotential ist beinahe so hoch wie bei "Lost" oder den ersten "24"-Staffeln.
Ich werde dranbleiben und bin gespannt wie sich die Rambaldi-Verschwörung weiterentwickelt: 8/10 Punkte.
#256
Geschrieben 02. August 2006, 08:18
Anfangs war ich beinahe schockiert aufgrund des Effektgewitters, das in der Montage auf den Zuschauer prallt. Optisch zwar höchst interessant und eigenwillig, doch der Konzentration auf die narrative Entwicklung der Geschichte eher abträglich. Ich möchte Scott nun nicht vorwerfen, dass er den Stil über den Inhalt gestellt hat - in einigen Szenen zeigt die individuelle Montage tatsächlich große Wirkung - doch weniger wäre hier glaube ich mehr gewesen. So viel Interesse ich auch an dem stilistischen Nachfolger "Domino" zeige, so vorsichtig bin ich nun auch geworden, da der Einsatz der Verfremdungen dort noch verstärkt sein soll.
Die Geschichte von "Man on Fire" ist sehr simpel: Gebrochener Ex-Soldat wird Bodyguard eines kleinen Mädchens, das ihm wieder den Sinn im Leben zeigt. Mädchen wird entführt und getötet, Bodyguard geht auf Rachefeldzug. Glücklicherweise lässt Scott den Film nicht zum bloßen Rachereißer verkommen. Allein für die Annäherung zwischen Creasy (großartig: Denzel Washington) und Pita (stark: Dakota Fanning) lässt sich der Regisseur über eine Stunde Zeit. Leider ist diese Stunde auch die wahre Stärke des Films, da hier bereits alle Gefühle festgelegt werden, die beim Zuschauer - auch über die folgende Laufzeit hinweg - aufkommen. Der Rachegedanke und dessen Nachvollziehbarkeit erwächst allein aus der Glaubwürdigkeit der Beziehung zwischen Creasy und Pita. Diese darzustellen ist Scott wirklich gelungen - doch leider ist das nicht genug.
Die nun folgende Racheaktion ist voll roher Gewalt, die zwar durch die optische Verfremdung abgemildert wird, aber aufgrund der emotionalen Wucht immer noch sehr präsent ist. Leider merkt man dem Film nun seine lange Laufzeit an und es kommt zu einigen Längen. Erst in den Schlußszenen weiß "Man on Fire" wieder zu seiner wahren Stärke zurück zu finden. Hier ist der Film auch wirklich mitreißend und mir ging das Ende - auch aufgrund seiner Einfachheit - doch sehr nahe.
Tony Scott ist mit "Man on Fire" ein toller Film gelungen, wenngleich er auch nicht das erhoffte Meisterwerk darstellt. Dafür ist er zu lang und die Montage etwas zu verspielt. Trotz der Kritikpunkte wirklich sehenswert: 8/10 Punkte.
#257
Geschrieben 02. August 2006, 13:11
Wie bei allen Filmen des Niederländers wäre es jedoch eine Schande "RoboCop" nur auf den offensichtlichen Teil zu reduzieren. Paul Verhoeven steht für Satire. Diese ist meist so aufdringlich in die Handlung eingebaut, dass man sie gar nicht übersehen kann. Doch genau dieser Umstand scheint es den meisten Menschen - selbst in heutiger Zeit noch, wie z.B. "Starship Troopers" immer wieder beweist - zu erschweren die Zwischentöne in seinen Filmen auszumachen. Dabei sind die satirischen Spitzen gegen Megakonzerne und die Rüstungsindustrie heute aktueller denn je.
Verhoeven gelingt dabei das Meisterstück, dass seine Filme auf beiden Ebenen funktionieren: Als reiner Actionreißer und als - mehr oder minder - dezente Satire. Seine volle Stärke spielt "RoboCop" jedoch in der Kombination beider Elemente aus. Die Actionszenen wirken zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, sind aber immer noch effektiv und teils erstaunlich brutal. Auch die die Satire würde man heute vielleicht feingeistiger zeichnen - doch im Zusammenspiel kann der Film, der inzwischen beinahe schon 20 Jahre auf dem Buckel hat, immer noch überzeugen. Leicht angestaubt, aber ein erstaunliches Zeitdokument mit fast schon hellseherischer Brisanz seitens Verhoeven bezüglich dem Zusammenwachsen von Rüstung und Wirtschaft: 8/10 Punkte.
#258
Geschrieben 03. August 2006, 10:46
Sneak Previews sind immer etwas abenteuerlich. So auch gestern. Nicht nur die schön kribbelige Spannung im Vorfeld was denn kommt, nein - meist ist auch das Publikum ein besonderes. Gestern z.B. hatten wir ein extrem dickes, extrem lautes und extrem nerviges Pärchen neben uns. Nicht nur dass sich die beiden unglaublich lautstark unterhalten haben. Sie mussten zudem unzählige Male austreten, haben irgendwann angefangen sich zu befingern (wobei sie sehr ungewöhnliche Sitzpositionen angenommen haben - was wirklich kein schöner Anblick war) und sich am Ende noch über den Film beschwert. Ein Elefant im Porzelanladen ist nichts dagegen.
Doch nicht genug des Abenteuers: Der Vorführer hat es anscheinend nicht geschafft den Film richtig zu maskieren, was das Resultat hatte, dass wir nur ca. zwei Drittel vom eigentlichen Bildausschnitt mitbekommen haben. Besonders auffällig bei den teils fehlenden, teils abgeschnittenen Opening Credits. Aber auch allen anderen Einstellungen hat man die falsche Maskierung angesehen, so gab es im ganzen Film keine Totale, die Augen waren nie im oberen Drittel (eher auf der Hälfte) und Hände etc. waren fast immer abgeschnitten. So schwer kann das doch nicht sein! Hat außer mir aber anscheinend niemand gemerkt.
Nun aber zum Film selbst: Für eine Sneak Preview absolut in Ordnung. Kein Überflieger, aber auch kein Reinfall. Aniston und Vaughn haben überzeugend gespielt und es war schön einmal wieder Jon Favreau zu sehen. Der Film hatte seine witzigen Szenen (Gesangstruppe, griechische Orgie, Gespräche mit Favreau) und seine leider nur witzig gemeinten (nahezu alles in der Galerie). Leider will "The Break-Up" mehr sein als eine Komödie und versucht sich zusätzlich noch als Trennungsdrama. Auch diese Szenen funktionieren für sich genommen und wissen die erwarteten Gefühle zu transportieren. Doch leider ist das Zusammenspiel zwischen Komödie und Drama zu unausgegoren. Der Film ist keine Romantic Comedy - dazu ist die Ausgangssituation zu fatalistisch -, er ist keine Komödie - dazu ist er teils zu dramatisch - und als Drama funktioniert er auch nicht, weil hier zuwenig Substanz gezeigt wird. Diese Mischung erscheint unausgegoren und kann letztenlich nicht überzeugen, wenngleich die einzelne Szenen für sich durchaus ihre Momente haben.
"Trennung mit Hindernissen" kann ich demnach nur bedingt empfehlen. Ich denke auch, dass Kinobesucher, die eine romantische Komödie erwarten sehr enttäuscht sein werden. Positiv zu vermerken ist allerdings die ungewöhnliche Ausgangssituation, die nicht nur bereits dagewesenes kopiert. Mit einem Pluspunkt für die Sneak bekommt der Film von mir 6/10 Punkte.
#259
Geschrieben 11. August 2006, 10:18
Anfangs hatte ich etwas Angst, dass der Film im Vergleich zu der Version in meiner Erinnerung an Wirkung einbüßen könnte. Glücklicherweise hat sich diese Angst als unberechtigt herausgestellt. Es gab unzählige Szenen und Momente, die ich noch genau im Kopf hatte: Als Wallace nach dem Mord an seiner Frau in die Stadt reitet, die berühmte Rede vor der großen Schlacht und - ganz im Speziellen - das ergreifende Ende. Ich konnte mich hier teils wirklich an jede noch so kleine Geste erinnern. Erstaunlich. Besonders, da trotz dieser genauen Kenntnis keine Langweile aufgekommen ist und mich der Film noch genauso mitreißen konnte wie bei den ersten Sichtungen.
Herausragend bei “Braveheart” sind natürlich die Schlachtszenen. Der Film war damals das Brutalste, was ich bis dato gesehen hatte. Auch heute noch wirken manche Szenen ungewohnt roh, was wohl vor allem daran liegt, dass hier kaum mit Verfremdung gearbeitet wurde. Anders als z.B. in “Gladiator” oder “Der Soldat James Ryan” hat man hier noch nicht übertrieben am Shutter-Speed gedreht. Das Resultat sind - trotz viel Handkamera-Einsatz - wesentlich übersichtlichere Kampfszenen, die - zumindest im klassischen Sinn - auch filmischer, weil weniger hektisch wirken.
Schauspielerisch kann Mel Gibsons Epos auch voll und ganz überzeugen. Besonders der Regisseur selbst spielt William Wallace als gäbe es kein Morgen. Man kann von der Person Mel Gibson - besonders in aktuellem Zusammenhang - halten was man will - in “Braveheart” ist er vor und hinter der Kamera ganz groß. Auch hervorheben möchte ich den fantastischen Score von James Horner. Das Love Theme ist eines der schönsten Stücke, das ich je in einem Film gehört habe. Ich kann mir wirklich keine andere Untermalung der traumhaften Bildern vorstellen.
Kritik habe ich keine. Sicher darf man keine historisch korrekte Darstellung von William Wallace und der schottischen Befreiung erwarten, aber das sollte man auch nicht. Welcher Historienfilm ist schließlich schon geschichtlich korrekt? “Braveheart” besinnt sich wenigstens ehrlich auf seine wahren Stärken: Großartige Unterhaltung mit viel Pathos und echten Gefühlen. Für mich ein moderner Klassiker: 10/10 Punkte.
#260
Geschrieben 11. August 2006, 10:20
Ohne Johnny Depps Figur würde sich diese moderne Piratentrilogie gewiss nicht ihrer enormen Beliebtheit erfreuen. Gegen Depp sehen hier alle anderen Schauspieler blass aus. Allen voran Orlando Bloom, der in seiner Rolle zwar nicht sonderlich stört, ihr allerdings - wie bereits schon im ersten Teil - keinen eigenen Stempel aufdrücken kann. Mich würde ja wirklich interessieren, wie der Charakter Jack Sparrow im Drehbuch angelegt war und wieviel Johnny Depp hinzugefügt hat. Ich glaube ja, dass diese grandiose Figur zu 99 Prozent auf das Konto des Schauspielers geht. Zudem ist es sehr erfreulich, dass der Captain der Black Pearl nicht zum comic relief verkommt, sondern die tragende Figur der Geschichte ist. Jack Sparrow kann in “Dead Man’s Chest” in völlig überdrehten Slapstickeinlagen, in verwirrenden Wortgefechten, als Eingeborenengottheit, als Verführer, als Verräter, als Kämpfer, als Feigling und als Held überzeugen. Bei all dem bleibt der Charakter glaubwürdig, was ich wiederum erneut zu 99 Prozent einem überragenden Johnny Depp zuschreibe.
Die Geschichte um Jack Sparrow poltert von einer Bombastszene zur nächsten. Dabei hat sich bei mir nie ein Übersättigungseffekt eingestellt, wie das bei effektlastigen Filmen sonst häufig der Fall ist. Sicher hätte der ein oder andere Krakenangriff nicht so in die Länge gezogen werden müssen, aber im Großen und Ganzen sind alle Actionszenen wunderbar inszeniert und leben von Witz und Selbstironie. Mehr als einmal musste ich aufgrund des Humors während des Films an “Monkey Island” denken, dessen Geist in dieser Attraktionsverfilmung weiterlebt.
Besonders hervorheben möchte ich noch die fantastischen practical effects: Die Masken von Davy Jones und Crew sind wirklich überragend gut gelungen. Besonders beim Captain fällt dies auf, da hier die Gesichtszüge des Schauspielers Bill Nighy trotz der unglaublichen Maske immer noch klar zu erkennen sind. Fand ich wirklich verblüffend.
Das Ende des Films ist aufgrund seiner Mittelteilstellung in der Trilogie natürlich etwas abrupt. Trotzdem ist der Abschluss noch relativ sanft und kann als gelungen bezeichnet werden. Der Cliffhanger am Ende schürt die Spannung und Vorfreude auf den dritten Teil, den ich gestern am liebsten sofort im Anschluss gesehen hätte. Einfach tolle Unterhaltung: 9/10 Punkte.
#261
Geschrieben 11. August 2006, 10:21
Erwartet hatte ich folglich einen Spaßwestern, wie er typisch für Terence Hill ist. Gesehen habe ich allerdings etwas vollkommen anderes: Einen waschechten Sergio Leone Western, der zwar durchsetzt ist mit den bekannten Späßen, aber dem es dennoch nicht an Ernsthaftigkeit und Tiefe mangelt. Jack Beauregard steht für den klassischen Westernhelden, der die Zeichen der Zeit erkennt und einer neuen Generation Platz macht. Nobody ist Teil dieser neuen Generation. Er verdrängt den klassischen Helden. Sein Stil ist locker, er hat immer einen Spruch auf den Lippen und damit ist er das genaue Gegenteil des bisherigen Stereotyps, wie man ihn in Leones Spaghettiwestern gefunden hat: Nobody ist das Gegenstück zu Harmonica.
Dieser Abschied vom klassischen Western, den eigentlich der Spaghettiwestern an sich bereits dargestellt hat, ist dem Film in jeder Szene anzumerken. Allein die ersten zehn Minuten könnten direkt aus der Hochzeit des Spaghettiwestern stammen und ich müsste mich doch sehr wundern, wäre Sergio Leone hier nicht höchst persönlich auf dem Regiestuhl gesessen - oder zumindest dahinter gestanden. Trotz seines Humors schwingt den gesamten Film über Wehmut mit. Wohl auch die Wehmut eines großen Regisseurs, der mit diesem Film das von ihm geschaffene Genre mit zu Grabe getragen hat. Umso ironischer ist es wohl, dass die nachfolgenden Spaßwestern mit Terence Hill und Bud Spencer sich immer größerer Beliebtheit erfreut haben.
“Mein Name ist Nobody” ist auch heute noch ein toller Film. Seine Doppeldeutigkeit ist wahrscheinlich einzig den Zuschauern bewusst, die sich etwas mit der Geschichte des Films auskennen. Alle anderen sehen in dem Film wohl nur einen Spaßwestern, mit teils irritierend langsamen Szenen. Doch gerade dieses Existieren zwischen zwei Welten macht den eigentlichen Reiz des Films aus. Neben all den - für filmhistorisch interessierte Menschen - netten Details bietet der Film zudem noch gute Unterhaltung und mit Terence Hill den Held meiner Kindheit. Somit sind 8/10 Punkte mehr als gerechtfertigt.
#262
Geschrieben 11. August 2006, 10:22
Nach der Sichtung bin ich nun etwas unschlüssig. Die Serie ist zwar teils urkomisch, aber insgesamt eher im Drama anzusiedeln, denn in der Komödie. Die beiden Hauptcharaktere sind sehr bodenständig und machen auf mich einen relativ realistischen Eindruck. Besonders Rick Gervais’ Charakter Andy ist ein Jedermann, der dadurch auch zum Sympathieträger und zur Identifikationsfigur der Serie wird. Maggie (Ashley Jensen) dagegen wird mir zu stereotyp gezeichnet. Zwar sympathisch, aber im Ganzen zu naiv. Insgesamt hatte ich auch etwas das Problem, dass nie wirkliche Nähe aufgekommen ist, da man die Figuren meist nur in ihrem Arbeitsumfeld oder in Situationen wahrgenommen hat, in denen sie sich selbst nicht wohlgefühlt haben. Es blieb - im Gegensatz zu “Spaced” - immer eine gewisse Distanz.
Die Szenen mit den Gaststars sind einerseits eine große Stärke, andererseits aber auch eine große Schwäche der Serie. Die Folgen mit Ben Stiller, Kate Winslet und Patrick Stewart fand ich grandios. Die Schauspieler haben sich selbst prächtig auf die Schippe genommen und waren perfekt in die Geschichte mit eingearbeitet. Ross Kemp war mir ist mir zwar kein Begriff, aber er war gut integriert und nicht zu sehr im Vordergrund gestanden. Samual L. Jackson ist dagegen leider zum Schlussgag verkommen und hat zudem die Geschichte nicht weitergebracht. Schade. Les Dennis schließlich war mir wiederum auch nicht bekannt. Leider hat er in seiner Episode einen zu großen Platz eingenommen und den restlichen Plot etwas verdrängt. Sicher wären hier (bei Kenntnis des Komikers) auch einige witzige Szenen dabei gewesen - so hat mich die Episode leider ziemlich enttäuscht. Hier sehe ich auch die Gefahr bei “Extras”: Man sollte sich nicht zu sehr auf die Gaststars verlassen.
Gegen Ende hat mir die Serie wirklich gut gefallen, da auch eine Entwicklung im Story-Arc zu bemerken war. Ich hoffe, dass man sich in der zweiten Staffel mehr auf die Stärken konzentriert. Bis jetzt vergebe ich verdiente 7/10 Punkte und bin gespannt, welche BritCom als nächstes mein Interesse weckt…
#263
Geschrieben 12. August 2006, 10:06
Besonders auffällig an "Die Bourne Identität" ist das europäische Flair. Die Locations sind wirklich fantastisch gewählt und machen den Film realistischer, als die meisten anderen Agententhriller. Es gibt kaum Hochglanzbilder. Die Straßen wirken kalt, nass und dreckig. Einfach realistisch. Man bekommt als Zuschauer wirklich ein Gefühl für die Orte. Paris hat sich auch im Film angefühlt wie Paris. In amerikanischen Großproduktionen leider eine Seltenheit.
Auch die Schauspieler können überzeugen. Selbst Matt Damon nimmt man den CIA-Agenten ohne Gedächtnis ab. Franka Potente passt gut an seine Seite und weiß den weiblichen Part auszufüllen. Leider synchronisiert sie sich mehr schlecht als recht selbst, was sich zwar nicht ganz so desaströs anhört wie bei so manch anderem deutschen Schauspieler, aber die Figur leidet dennoch darunter. Leider sind sie Macher auch nicht um die anscheinend unvermeidbare Liebesgeschichte herumgekommen, die für mich etwas aufgesetzt wirkt und besonders das Ende ziemlich lächerlich wirken lässt.
Die Geschichte kann leider auch nicht so überzeugen, wie ich es mir gewünscht hätte. Da von Anfang an auch die Sicht der CIA gezeigt wird, gibt es keinerlei Überraschungen oder Wendungen in dem Film. Mit der Ausgangssituation mit dem Gedächtnisverlust hätte man viel mehr spielen müssen. Wirklich schade, dass hier gute Chancen verschenkt wurden. Nichts verschenkt wurde dagegen bei der Inszenierung, die erstaunlich flott und doch eher klassisch daherkommt. Wirklich eine Freude in den Zeiten von sinnlos eingesetzten CGIs und Schnittgewittern.
"Die Bourne Identität" ist ein eher klassischer Agententhriller mit guten Schauspielern und einer fantastischen Atmosphäre, der leider ohne Überraschungen auskommen muss. Trotzdem sehenswert: 7/10 Punkte.
#264
Geschrieben 25. August 2006, 15:26
Mit Sydneys Mutter tritt eine wirklich interessante Figur ins Geschehen, die weit über den bloßen Klischeebösewicht hinwegreicht. Man ist sich als Zuschauer nie sicher, was für ein Spiel sie spielt. Wähnt man sich - und damit auch seine Identifikationsfiguren - auf der sicheren Seite, so kommt es häufig doch ganz anders. Trotz der starken Präsenz dieses neuen Charakters ist die erste Hälfte der zweiten Staffel der ersten noch relativ ähnlich. Als dann jedoch die Allianz - und mit ihr SD-6 - vernichtet wird, zieht das Tempo merklich an und die Struktur der Serie ändert sich. Zunächst ungewohnt, aber meiner Meinung nach der richtige Schritt, um Abnutzungserscheinungen vorzubeugen.
Der weitere Verlauf der Geschichte rückt wieder Rambaldi in den Mittelpunkt, nur um kurz vor Auflösung des Rätsels Sydney und den Zuschauer in eine beinahe schon absurde Situation zu werfen. Wirklich ein grandioser Cliffhanger und ich kann nur hoffen, dass die ditte Staffel in Bezug auf die dadurch geschaffenen Möglichkeiten nicht enttäuschend wird.
Die bekannte Figurenkonstellation bleibt - sieht man von Sydneys Mutter ab - nahezu unverändert. Zumindest anscheinend. Sydneys privates Umfeld wird nahezu schleichend vollkommen umstrukturiert. Dadurch fehlt der gemütliche Rückzugsort, der noch in der ersten Staffel einen Gegenpol zur actionreichen Agentenwelt geboten hat. Dieser Verlust macht sich für Sydney schmerzlich bemerkbar, die jedoch Kraft in der Beziehung zu Vaughn findet. Doch auch der Zuschauer bekommt weiterhin genügend ruhige Szenen zu sehen, so dass auch dieser Schritt als konsequente Weiterführung betrachtet werden kann.
Ansonsten sind mir die zahlreichen Gaststars, wie Ethan Hawke oder Danny Trejo aufgefallen. Auch auffällig war der hochwertigere Look der Actionszenen und der veränderte Score, der mich teils sehr an J.J. Abrams Nachfolgeprojekt “Lost” erinnert hat.
Insgesamt kann sich “ALIAS” mit der zweiten Staffel noch einmal steigern und macht weiterhin Lust auf mehr: 9/10 Punkte.
#265
Geschrieben 31. August 2006, 21:30
Ich kenne keinen anderen Film, der die unbeschwerte Abenteuerlust, die man als Kind verspürt hat, besser zu transportieren weiß. Früher, als man sich mit den Freunden durch das engste Gestrüpp in die dunkelsten Ecken des Waldes vorgekämpft hat. Als man mit dem Rad querfeldein holperte. Als man hinter jeder Ecke, hinter jedem Stein das große Abenteuer vermutet, es aber doch nur in der Fantasie ausgelebt hat. Genau ein solches Abenteuer erleben die Goonies tatsächlich. Der Film geht in jedem Bereich weiter als die Realität, es schwingt eine fast schon magische Atmosphäre mit - doch die Atmosphäre, die kindlich unbedarfte Abenteuerlust, die Erinnerungen an dieses Gefühl sind echt.
Es ist wirklich erstaunlich wie glaubhaft Chris Columbus seine Charaktere zeichnet und wie gekonnt diese von Richard Donner in Szene gesetzt werden. Hinter all dem schwebt zudem unverkennbar Spielbergs Geist, der dieses unbeschwerte Abenteuergefühl bereits in “E.T.” heraufbeschwören konnte. Am aller erstaunlichsten ist es aber, wie gut der Film auch noch für Erwachsene funktioniert. Neben den hervorgerufenen Erinnerungen an die eigene Kindheit liegt dies vermutlich an der Ernsthaftigkeit der Erzählung. Sicher gibt es hier viel Unfug und Showeinlagen, doch werden die Charaktere und die Geschichte nie der Lächerlichkeit preisgegeben, wie dies bei Kinderfilmen leider häufig der Fall ist.
Neben dem liebevollen Setdesign, dem wunderbaren Score und der tollen Inszenierung können vor allem die Darsteller überzeugen. Allen voran Sean Austin, der erst viele Jahre später in seiner Rolle als Frodos treuer Begleiter Samwise Gamdschie zu größerem Ruhm kommen sollte.
“Die Goonies” ist nicht nur ein Film für Kinder und Jugendliche. Diese würden sich heute vermutlich eher über die etwas angestaubten Effekte lustig machen. Vor allem ist er ein Film für Erwachsene, die sich gerne an ihre Kindheit zurück erinnern und sich etwas davon bewahren konnten: 10/10 Punkte.
#266
Geschrieben 04. September 2006, 12:33
Ich kann gleich vorwegschicken, dass es Regisseur Garth Jennings glücklicherweise gelungen ist, den Geist und den Flair des Romans einzufangen. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass Douglas Adams vor seinem Tod noch einen Großteil des Drehbuchs fertiggestellt hat. Eine vollständige Adaption darf man als Fan trotzdem nicht erwarten. Viel wurde gestrichen und noch mehr aufgrund des Budgets verändert. Allein Zaphods zweiter Kopf hat rein gar nichts mehr mit dem Roman gemein - und dennoch: Der Charakter funktioniert tadellos. Die Essenz ist vorhanden - und das macht eine gute Romanverfilmung aus.
Das erste Drittel des Films kam meiner Vorstellung sogar ziemlich nahe. Arthur Dent war Arthur Dent, Ford Prefect war Ford Prefect und selbt Zaphod Beeblebrox stand meiner Fantasie - sieht man einmal von gewissen zusätzlichen Körperteilen ab - in nichts nach. Allein Marvin hat auf mich leider nicht sonderlich viel Eindruck gemacht und auch die Herz aus Gold hatte ich mir anders vorgestellt. Über den Verlauf der Geschichte will ich hier gar nicht viel schreiben. Nur, dass man den Roman hier wirklich drastisch zusammengestaucht und - zur Vereinfachung - eine Episode um Zaphods Konkurrenten bei der Präsidentschaftswahl eingebaut hat. Diese fand ich eher unnötig und nicht so amüsant wie den Rest, doch sonderlich gestört hat auch dieser Nebenplot nicht.
Grandios war die Visualisierung des titelgebenden Reiseführers “The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy”. Einfach, durchdacht und doch erfrischend und glaubwürdig. Wirklich fantastisch! Durch diese schöne Darstellungsweise konnten viele kleinere Episoden eingefügt werden, von denen ich niemals gedacht hätte, dass sie mit in den Film hinüber gerettet werden könnten.
Leider war “Per Anhalter durch die Galaxis” als Film kein sonderlich großer Erfolg, so dass eine Verfilmung der weiteren Teile eher unwahrscheinlich ist. Schade, denn die Adaption ist wirklich gelungen und auch Fans des Romans, die denken sich mit den Änderungen nicht anfreunden zu können, sollten dem Film eine Chance geben. Allein aufgrund des eingängigen Titelsongs. Macht Spaß der Film: 8/10 Punkte - und wer die Bücher noch nicht kennt: Lesen, sofort!
#267
Geschrieben 05. September 2006, 09:13
Die Geschichte selbst ist eigentlich schnell erzählt: Der junge Sebastian erfährt, dass seine Mutter während seiner Geburt gestorben ist. Seitdem hält er sich für verantwortlich für ihren Tod. Jede Nacht plagen ihn Albträume des Fegefeuers, wo ihm seine scheinbaren Sünden vorgehalten werden - und da gibt es einige, denn Sebastian ist ein kleiner Unruhestifter. Fortan versucht er sich unsterblich zu machen - sei es durch Buße tun oder durch Rockmusik. Doch es kommt immer wieder zu Situationen, in denen Sebastion nur Wortfetzen der Erwachsenen aufschnappt und diese mit seinem kindlichen Gemüt auch sofort in die Tat umsetzt. Das Chaos ist vorprogrammiert - Michel aus Lönneberga wäre stolz auf Sebastian.
Der Film sprüht nur so vor Witz und irrwitzigen Einfällen. Als Beispiel sei hier nur angeführt, dass Sebastian - nachdem er versehentlich ein paar Hasen um die Ecke gebracht hat - versucht diese in bester Frankenstein-Manier wieder zum Leben zu erwecken. Doch leider ist der Strom zu stark und der Hase expodiert. Ja mei, das passiert halt in den besten Familien.
Die Glaubwürigkeit des Films ist auf jeden Fall seinen grandiosen Darstellern zu verdanken. Allen voran Markus Krojer, der einer der besten Jungschauspieler ist, die ich je auf der Leinwand gesehen habe. Doch auch der Rest des Casts ist famos besetzt.
Kritikpunkte gibt es fast keine. Allein die dramatischen Situationen gegen Ende des Films fand ich etwas aufgesetzt.
Jeder, der gern lacht und der dem deutschen Film auch nur etwas abgewinnen kann, sollte sich “Wer früher stirbt, ist länger tot” auf jeden Fall anschauen. Der geneigte norddeutsche Zuschauer sei aber bezüglich der bayerischen Mundart gewarnt. Ein toller Film: 8/10 Punkte.
#268
Geschrieben 06. September 2006, 09:03
Erzählt wird eine Gangstergeschichte. Eher ein Gangstermärchen. Ein verdammt düsteres Gangstermärchen. Die Welt ist abgrundtief böse. Genauso wie ihre Bewohner. Selbst der Held der Geschichte ist alles andere als ein Saubermann. Er ist ein Handlanger, der mit krummen Geschäften seine Familie über Wasser hält. In solch einer Welt fällt es schwer eine Identifikationsfigur zu finden. Die Figuren und ihre Handlungen waren mir zwar nicht gleichgültig, doch die emotionale Bindung wollte sich einfach nicht einstellen. Als ein Hauptcharakter gegen Ende anscheinend stirbt, hat mich das nicht einmal mit der Wimper zucken lassen - kein gutes Zeichen nach fast zwei Stunden tour de force.
Die Geschichte selbst ist eher einfach gestrickt. Sie wird - von kleineren Flashbacks abgesehen - chronologisch erzählt und enthält kaum Überraschungen. Auffälliger ist, mit welchen visuellen Mitteln sie erzählt wird. Man wähnt sich teils gar in einem Film von Tony Scott. Es gibt Farbfilter, unglaubliche Spielereien der Postproduction und vieles mehr. Ich denke es liegt auch an der großen Verfremdung der Bilder, dass die Distanz zu den Figuren so groß ist. Toll anzuschauen, aber irgendwie auch verfehlt.
Der Film lebt zudem von seiner Gewalt. Teils war ich wirklich beeindruckt, wie weit und kompromislos Regisseur Wayne Kramer zu gehen bereit gewesen ist. Durch diese Spirale der Gewalt wird der Märcheneindruck verstärkt, der - mit Hilfe der visuellen Präsentation - dem Film zu einer (alb)traumähnlichen Atmosphäre verhilft. Der grausame Höhepunkt war für mich die Wohnung der Kinderschänder. Zwar wurde hier keine Gewalt gezeigt, doch die hellen, bunten Zimmer - die im Gegensatz zur bedrohlichen Atmosphäre standen - und die zu Monstern verfremdeten Schatten des Ehepaars - all das hat den überdrehten Märchenaspekt auf die Spitze getrieben und wirklich Eindruck hinterlassen.
Richtig schwach fand ich dagegen das Ende des Films. Nicht nur, dass der rohe, dreckige Kleinganove sich plötzlich als Undercovercop entpuppt (was die Geschichte im Endeffekt unglaubwürdig macht), nein - es gibt auch noch das perfekte happy ending in strahlendem Sonnenschein. Was bitte sollte denn das? Ich liebe Happy Ends. Wirklich. Doch sie müssen zum Film passen. Hier wirkt es leider nur aufgesetzt.
Insgesamt ist “Running Scared” wirklich gute Unterhaltung. Visuell und inhaltlich eben anders. Leider verlässt man sich zu sehr auf den Exploitation-Faktor und die Optik. Interessant, aber nicht der erhoffte Knaller: 6/10 Punkte.
#269
Geschrieben 11. September 2006, 11:03
Der Film lebt klar von seinen durchstilisierten Bildern. Edle Düsteroptik trifft auf moderne Inszenierung. Sicher versprüht “Underworld” dadurch viel gewollte Coolness, doch hatte ich nie das Gefühl von Übertreibung oder Selbstzweck: Der audiovisuelle Eindruck ergänzt die Geschichte perfekt. Auch die Effekte reihen sich nahtlos in die Szenerie ein und fallen (fast) nie unangenehm auf. Einzig die practical effects der Werwölfe wirken etwas steif, was durch geschickte Kameraführung größtenteils aber ausgeglichen werden kann.
Die Geschichte selbst ist weitaus komplexer, als man bei der Thematik erwarten würde und sie hinterlässt einen epischen Eindruck, der hoffentlich durch die Forsetzung(en) weitergeführt wird. Ich hatte schon immer ein Faible für Vampirfilme, deren Höhepunkt für mich immer noch “Interview mit einem Vampir” ist. Doch auch in “Underworld” werden die Vampire und ihre Welt mit Leben gefüllt, was mir durchaus imponiert hat. Zudem bleibt bis zum Ende des Films unklar, wer denn nun die Guten und wer die Bösen sind. Es gibt hier keine klare Definition, nur eine Grauzone - eine Unterwelt - in der sich beide Völker bewegen. Untypisch für diese Art von Film und dadurch umso interessanter.
Bei den Schauspielern sticht vor allem Kate Beckinsale heraus, die wie geschaffen für ihren Charakter erscheint. Auch Bill Nighy hat mir - wie eigentlich immer - sehr gut gefallen. Scott Speedman bleibt noch etwas blass und auch der Rest des Casts hinterlässt keinen großen Eindruck, stört aber auch nicht weiter.
Kritikpunkte habe ich nicht viele: Teils etwas zu aufdringliche - meist mit (New) Metal unterlegte - Szenen, der unübersichtliche und in die länge gezogene Endkampf und - wie bereits erwähnt - die practical werewolf effects.
“Underworld” macht Spaß und begeistert vor allem durch seine ausgefeilte Welt. Genau so stelle ich mir einen Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen vor. Diesen Satz kann man wohl nur als Fantasyliebhaber verstehen - und für genau die ist “Underworld” der richtige Film: 8/10 Punkte.
#270
Geschrieben 13. September 2006, 13:57
Ausstattung und Inszenierung sind ebenso grandios wie beim ersten Teil - wenn nicht noch besser, was auf das gestiegene Budget zurückzuführen ist. Hier gibt es von meiner Seite absolut keine Kritikpunkte. Der Wechsel vom Großstadt- auf das Naturszenario ist auch sehr gelungen. Anfangs zwar ungewohnt, aber atmosphärisch ebenso dicht. Besonders die Einstiegssequenz hat mir hier gut gefallen. Bisher hatte ich auch immer gedacht, dass “Underworld: Evolution” eher ein Prequel werden würde und die Geschichte erst im dritten Teil einen Abschluss findet. Leider beschränkt sich die Mittelalterszenerie hier jedoch auf die ersten 10 Minuten.
Wobei ich auch schon zur Geschichte und den Schwächen des Films kommen möchte. Der Schwerpunkt verlagert sich von der Jahrhunderte andauernden Fehde zwischen Vampiren und Werwölfen eher zum Familiendrama - um es einmal überspitzt auszudrücken. Der epischen Geschichte wird dadurch etwas die Luft entzogen. Die Anzahl der handelnden Figuren wird dabei nicht verkleinert - nur ihr Umfeld schrumpft. Hinzu werden beide Rassen immer mehr demystifiziert, was im Auftauchen von Alexander Corvinus persönlich gipfelt. Ein unnötige und unpassende Erweiterung der Geschichte. Gegen Ende wird wieder etwas an der Actionschraube gedreht, wobei “Underworld: Evolution” mit seinen beiden Kreaturen hier nur knapp am simplen Monsterfilm vorbeischrammt.
Nach dem genialen Anfang und dem neuen atmosphärischen Setting bin ich letztendlich wirklich etwas enttäuscht. Einzelne Szenen sind zwar nach wie vor grandios (z.B. die LKW-Verfolgungsjagd), doch das, was “Underworld” in meinen Augen so besonders gemacht hat (das ausgefeilte Universum und die episch anmutende Geschichte), wird auf ein Minimum reduziert. Wirklich schade.
“Underworld: Evolution” ist ein toller Actionfilm mit einer sehr nett anzusehenden Kate Beckinsale. Regisseur Len Wiseman hat allerdings zu viele Möglichkeiten verschenkt, die der Vorgänger bereit gehalten hätte. Somit kann ich letztendlich die 7/10 Punkte nur mit sehr viel gutem Willen vergeben.
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