Reality, what is it good for?
#331
Geschrieben 19. Februar 2007, 09:37
Mit Musicals ist das so eine Sache. Entweder man kann ihnen etwas abgewinnen, oder nicht. Ich gehöre zu der ersten Gruppe. “Das Phantom der Oper” habe ich bis jetzt allerdings noch nicht auf der Bühne gesehen. Doch kenne ich die meisten Songs in und auswendig, da ich als Kind Heimorgelunterricht hatte, in dem ich alles von Andrew Lloyd Webber - von “Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat”, über “Cats” und “Starlight Express”, bis hin zu “Das Phantom der Oper” - rauf und runter gespielt habe. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Seitdem sind viele Jahre vergangen und doch habe ich bei der gestrigen Sichtung die meisten Stücke wiedererkannt.
Joel Schumachers Film beginnt - ähnlich wie “Moulin Rouge” - mit einem Bilderrausch. Wirklich beeindruckend, was da auf die Leinwand gezaubert wird. Der weitere Verlauf ist ähnlich bunt und aufwendig, wenngleich er auch viele klassischere Szenen beinhaltet. Man merkt teils eben doch, nur eine Bühnenadaption zu sehen. Auch - oder gerade - in den gesungenen Sequenzen. Meist sind diese wirklich gelungen und überzeugen mit einer tollen Choreographie und Inszenierung. Zu Musicals gehört einfach eine epische larger than life Inszenierung, weshalb der Gesang gerade in den einfachen Szenen etwas befremdlich wirkt. Auch manche Handlungen sind übertrieben theatralisch und zeugen von der Bühnenherkunft.
Insgesamt ist Schumachers ”Das Phantom der Oper” - trotz einiger Schwächen - wirklich gelungen. Ein audiovisueller Bilderrausch, der meist voll und ganz zu überzeugen weiß. Natürlich sollte man etwas für Musicals übrig haben, denn wenn man die Musik und die überschwängliche Inszenierung wegnimmt, bleibt nicht mehr viel übrig. Doch dafür ist es schließlich ein Musical: 8/10 Punkte.
#332
Geschrieben 19. Februar 2007, 22:19
Der Film hat mein Interesse allein durch die thematische Verwandschaft zu Neil Marshalls Horrorhit “The Descent” geweckt. Im Vorfeld wurde ”The Cave” häufig als Plagiat verschrien, doch ging diese höherbudgetierte Version der Geschichte früher in Produktion, als Marshalls Film. Beide Varianten des Höhlenthemas müssen sich allerdings den Vergleich mit Jeff Longs Roman “Im Abgrund” (OT: “The Descent”) gefallen lassen, der für beide Filme ziemlich wahrscheinlich als Inspirationsquelle gedient hat und der selbst nach einer Verfilmung schreit.
Zurück zu “The Cave”: Man sollte den Film nicht mit “The Descent” vergleichen. Hunts Version ist mehr Abenteuer- denn Horrorfilm. Die Erforschung und die visuellen Wunder des ausladenden Höhlensystems stehen klar im Vordergrund. Die Bilder sind teils wirklich grandios. Besonders die Aufnahmen am und im Wasser können überzeugen. “The Cave” ist durch die tollen Bilder sehr atmosphärisch, schafft es aber nie ein wirkliches Gefühl von Klaustrophobie zu erzeugen. Allerdings habe ich das auch gar nicht sonderlich vermisst, da der - für einen Höhlenfilm - recht offene Inszenierungsstil recht gut zur Handlung passt.
Die Handlung ist dann auch der Knackpunkt. Weder sonderlich innovativ, noch besonders spannend oder außerordentlich wendungsreich. Trotzdem habe ich mich wirklich gut unterhalten. Bis auf das Finale und den Schlussgag gab es für mich auch keine größeren Ausreißer in den qualitativen Keller. Nett anzusehen und mit einem stets präsenten Hauch von Abenteuer. Die Figuren waren genau so klischeehaft, wie man es in solch einer Art Film erwartet. Dies trifft übrigens auch auf die Monster zu.
Alles in Allem kann “The Cave” hauptsächlich durch sein Setting und die tollen Bilder Punkten. Nette Szenen, wie im unterirdischen See nach dem Wasserfall, bringen den Film auch noch einmal nach vorne. Erwähnenswert ist für “Lost”-Fans zudem die Teilnahme von Daniel Dae Kim (Sun Kwon) an der Expedition. Wer ohne großartige Erwartungen an den Film herangeht und etwas für Höhlen übrig hat, wird bestimmt gut unterhalten: 7/10 Punkte.
#333
Geschrieben 26. Februar 2007, 11:10
“Life on Mars” ist sehr klassisch inszeniert. Alles wirkt old school. Es gibt keine Schnittgewitter, keine ausgewalzten Actionszenen, keine gezwungen wirkenden Cliffhanger. Eine Serie wie aus den 70ern. Selbst der Mysteryplot fügt sich ausgezeichnet ein, da die Lösung von Anfang an fest steht und sich die Geschichte somit voll und ganz auf den Weg konzentrieren kann. Anfangs war ich diesbezüglich noch skeptisch, doch ist es gerade in den Zeiten von “Lost” und Co. wohltuend auch einmal nicht in jeder Episode mit neuen Rätseln konfrontiert zu werden.
Der Aufbau der einzelnen Episoden ist auch eher klassisch: In jeder Folge wird ein Kriminalfall gelöst und der große Handlungsbogen um Sam Tyler wird fortgeführt. Dieser nahezu identische Aufbau der Episoden ist auch mein großer Kritikpunkt an der Serie. Man weiß als Zuschauer stets was einen erwartet: Die Verfolgungsjagd am Anfang, ein Verdächtiger, ein Verhör usw. Glücklicherweise sind die Kriminalfälle stets interessant genug, um das starre Handlungskorsett zu Beginn vergessen zu lassen. Am stärksten waren für mich jedoch sowieso die Folgen, in denen der zu lösende Kriminalfall direkt mit dem umfassenden Handlungsbogen in Verbingung gestanden hat. Besonders die letzte Episode der Staffel fand ich diesbezüglich wirklich schön gelöst.
Neben der Inszenierung und den Geschichten, sticht besonders die Atmosphäre heraus. Das Manchester der 70er Jahre wirkt authentisch und so ganz anders als der glattpolierte Look vieler US-Serien. Der 70er Jahre Soundtrack trägt zudem sehr zur überzeugenden Atmosphäre bei. Von den Schauspielern ganz zu schweigen, die meiner Meinung nach wirklich großartig für ihre Rollen gecastet wurden.
Insgesamt ergibt sich ein wahrlich rundes und zufriedenstellendes Gesamtbild. Dem US-Remake von David E. Kelley sehe ich eher skeptisch entgegen. Auf die zweite Staffel des Originals freue ich mich dagegen sehr und hoffe, dass die Geschichte zu einem würdigen Ende gebracht wird: 8/10 Punkte.
#334
Geschrieben 04. März 2007, 15:07
And now the story of a wealthy family, who lost everything, and the one son who had no choice but to keep them all together …it’s “Arrested Development”. Das Intro zu jeder Episode fasst die Rahmenhandlung auch schon perfekt zusammen. Eine simple Ausgangssituation, aus der alles herausgeholt wird. Aber auch wirklich alles. Dies ist vor allem den großartigen Figuren und dem grandiosen Ensemble von Schauspielern zu verdanken, die ihre Rollen mehr als perfekt verkörpern. Da gibt es wirklich keinen Ausreißer. Die Charaktere haben die Grenze zur Parodie fast schon überschritten und bleiben doch liebenswert und interessant. Eine gewagte Gratwanderung, die von den den Autoren und Darstellern jedoch mit Bravour gemeistert wurde.
Von der Inszenierung erinnert “Arrested Development” etwas an Larry Davids “Curb Your Enthusiasm”. Auch dort gibt es einen Pseudodokumentarstil und keine Lacher vom Band. Die Serie um die Großfamilie Bluth hat zudem noch einen Erzähler (Ron Howard) spendiert bekommen, der das Geschehen stets äußerst treffend und urkomisch kommentiert. Des Weiteren gibt es immer wieder Einschübe, in denen bestimmte Situationen untereinander referenziert werden. Einfach, effizient und meist zum schlapplachen. Überhaupt habe ich bei kaum einer Serie mehr gelacht als bei “Arrested Development”.
Man könnte nun annehmen, dass der Humor der Serie eher oberflächlich ist und seine Lacher aus schlechten Gags zieht. Dem ist jedoch glücklicherweise nicht so. “Arrested Development” bietet äußerst intelligenten und hintergründigen Humor, ist sich jedoch nicht zu fein in den passenden Szenen auch einmal deftige Slapstickeinlagen zu präsentieren. Einfach eine gelungene Mischung. Die Gagdichte ist wirklich unglaublich hoch. Man muss jedoch wirklich aufpassen und sich erst einmal ein paar Folgen lang in die Familie einfinden, damit man die subtilen Anspielungen versteht.
Was kann ich noch sagen? Es gehen keine Handlungsfäden verloren und selbst in der letzten Episode kommt es zu grandiosen Überraschungen und Zusammenführungen von Erzählsträngen. Gaststars gibt es zudem wie Sand am Meer: Julia Louis-Dreyfus (”Seinfeld”) und Zack Braff (”Scrubs”, “Garden State”) zum Beispiel, um nur zwei zu nennen.
Das Geschriebene mag sich ungewohnt euphorisch anhören, doch es ist wirklich so: “Arrested Development” ist eine Ausnahmeserie und ich kann sie nur jedem ans Herz legen, der etwas für intelligente Geschichten und tolle Figuren übrig hat. Lachen sollte man auch gerne, denn das wird man bei der Sichtung zwangsläufig. Einfach grandios: 10/10 Punkte.
#335
Geschrieben 04. März 2007, 15:08
Die knapp 85 Filmminuten vergehen wie im Flug. Man wird in die Geschichte hineingeworfen, muss sich mit der Hauptfigur erst einmal orientieren und bevor man sich versieht, beginnt das Adrenalin durch die Adern zu pumpen. Bis zum bitteren Ende gibt es keine Verschnaufpause. Weder für Chev (genial: Jason Statham), noch für den Zuschauer. Dem Film gelingt dabei das Kunststück nicht ermüdend zu wirken. Bei vielen anderen Actiongewittern (”Matrix: Revolutions”, “Bad Boys 2″ etc.) schalte ich irgendwann ab, weil es einfach zu viel wird. Hier jedoch ist jede einzelne Actionszene ungewöhnlich und meist mit scharzem Humor durchsetzt. Die Inszenierung steht der wahnsinnig schnellen Handlung dabei um nichts nach.
Ich bin ja eigentlich eher skeptisch, wenn die Optik eines Films zu effektlastig ist und aufgesetzt wirkt, wie z.B. bei Tony Scotts “Man on Fire”. Auch “Crank” spielt viel mit Filtern und Bildverfremdung. Allerdings passt das wahnsinnig gut zur Handlung (Drogeneinfluss, Adrenalin) und wirkt nie übertrieben oder selbstzweckhaft. Zudem werden diese Spielereien durch herrlich altmodische Actionszenen und ungewöhnliche Kameraperspektiven (u.a. von Inline Skates gefilmt) ergänzt. Der besondere Look des Films entsteht auch durch den Einsatz von HD-Kameras. Hier wird nicht versucht Film zu kopieren und doch wird der typische Videolook vermieden. Die Bild- und Bewegungsschärfe ist zudem durch den äußerst kurz gewählten Shutterspeed extrem hoch (wie z.B. in den Kampfszenen von “Gladiator”).
“Crank” macht großen Spaß. Nicht mehr und nicht weniger. Da gibt es keine zweite Ebene, keine versteckte Botschaft. Eine gute Idee, tolle Optik, ein manischer Jason Statham, eine süße Amy Smart und wahnsinnige Actionszenen. Mehr braucht es manchmal gar nicht: 8/10 Punkte.
#336
Geschrieben 12. März 2007, 11:16
Die Geschichte fügt sich nahtlos an den ersten Teil an und erweitert die Märchenwelt und ihre Figuren (grandios: der gestiefelte Kater), ohne jedoch die etablierten Charaktere und ihre Eigenheiten aus den Augen zu verlieren. Zwar gewinnt auch hier die Rahmenhandlung keine Innovationspreise, doch überzeugt auch das zweite Abenteuer des grünen Ogers mit seinen unzähligen Anspielungen auf diverse Märchen und seinen Referenzen auf die Popkultur. Einfach ein großer, unbeschwerter Spaß.
Technisch ist der Film makellos und überzeugt durch knallbunte Farben und tolle Animationen. Die Welt ist superlebendig und man kann sich - wie bereits im ersten Teil - gut vorstellen, dass sich die klassischen Märchen dort wirklich zugetragen haben. In sehr überdrehter Form, aber dennoch glaubwürdig. Unterstützt wird die spaßige Atmosphäre mit allseits bekannten Popsongs, die von den Darstellern (u.a. Eddie Murphy) teils selbst vorgetragen werden.
“Shrek 2″ ist ein wirklich gelungener Animationsfilm, der zwar nicht unbedingt lange im Gedächtnis bleibt, während der Sichtung aber wirklich ausgezeichnet zu unterhalten weiß und einfach gute Laune verbreitet. Der dritte Teil darf kommen: 8/10 Punkte.
#337
Geschrieben 16. März 2007, 22:04
Star des Films ist ohne Zweifel Rutger Hauer, ohne dessen Mitwirkung ich wohl auch nie auf diesen kleinen, aber feinen Thriller aufmerksam geworden wäre. Neben Ridley Scotts “Blade Runner” wohl sein beeindruckendster Auftritt. Wirklich schade, dass Hauer ansonsten größtenteils nur noch in schlechten B-Movies mitgewirkt hat. In “The Hitcher” konnte er auf jeden Fall noch einmal zeigen, was in ihm steckt. Bedrohlich. Düster. Verrückt. Tödlich. Und doch steckt mehr in dem Charakter. Besonders gegen Ende wird deutlich, wonach sich John Ryder eigentlich sehnt. Was das Ziel des perfiden Spiels gewesen ist. Leider kann C. Thomas Howell nie ganz mithalten. Am stärksten ist er beim Kampf mit der eigenen Verzweiflung. Dennoch funktioniert das Zusammenspiel. Es entsteht eine fast schon homoerotische Spannung zwischen den Kontrahenten, welche sich am Ende entlädt. Allerdings wird nur Ryder seine Katharsis zugestanden. Der Held reitet nicht in den Sonnenuntergang. Er verharrt.
Das Ende des Films ist stark. Sehr stark. Genauso wie sein Anfang. In den ersten Minuten zeichnet sich ein schönes Psychoduell zwischen den Figuren ab. Ein paar Worte. Ein paar Blicke. Das genügt Harman schon um Spannung zu erzeugen. Der Mittelteil des Films ist dagegen deutlich schwächer ausgefallen. Die unzählige Verfolgungsjagden mit mehr oder weniger stereotypen Cops wirken eher ermüdend, denn spannungsfördernd. Zwar nett anzusehen, aber ich denke der Film wäre noch stärker gewesen, hätte man sich allein auf das Duell der beiden Kontrahenten konzentriert. Die Figur Jennifer Jason Leighs wirkt zwar nicht unbedingt fehl am Platz, ich hatte aber das Gefühl, dass hier mehr herauszuholen gewesen wäre. Ihr Ende ist schockierend, doch hätte es mehr Vorbereitung gebraucht, um auch auf emotionaler Ebene zu erschüttern.
“The Hitcher” ist ein klassischer Roadmovie. Ruhig inszeniert. Weite Landschaften. Endlose Straßen. Man fühlt sich von der Außenwelt abgeschnitten - und ist doch nicht allein. Dieses Gefühl fängt Harmon sehr gut ein. Insgesamt ist ihm zwar kein herausragender Genreklassiker gelungen, aber einer der ehrlichsten und sympathischsten Thriller der horrorgetränkten 80er. Sehr sehenswert: 8/10 Punkte.
#338
Geschrieben 24. März 2007, 12:01
Ich muss voraus schicken, dass ich die zugrunde liegende Serie nicht kenne und somit keine Vergleichsmöglichkeiten habe. Am ehesten erinnert mich der Agententhriller heute an J.J. Abrams Erfolgsserie “Alias”. Vielleicht hat man Abrams aufgrund des ähnlichen Sujets auch die Regie für den dritten Teil angeboten. 1996 gab es noch kein “Alias”. Auch der übertriebene Inszenierungsstil von Michael Bay war noch eher dezent (”The Rock”). Insofern war “Mission: Impossible” 1996 äußerst modern und mit unvorstellbaren Actionsequenzen gespickt. Heute dagegen wirkt der Film beinahe angenehm ruhig und klassisch inszeniert. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Wahrnehmung im Laufe der Zeit ändert.
Die Geschichte ist für diese Art von Film angenehm komplex, wenngleich einige Logikfehler nicht vermieden werden können und der Twist sehr vorhersehbar ist. Der Höhepunkt des Films ist eindeutig die Einbruchssequenz, die spätestens durch unzählige Parodien ihren Weg in die Filmgeschichte gefunden hat. Einfach perfekt inszeniert. Der zweite Höhepunkt (Helikopter im Tunnel) wirkt dagegen schon fast plump, hat aber damals schon gezeigt, in welche Richtung sich die Actionsequenzen der höher budgetierten Filme entwickeln werden.
Die Darsteller sind alle recht solide, wenngleich es keine besonders herausragenden Leistungen zu vermerken gibt. Tom Cruise macht seine Sache gut - nicht mehr und nicht weniger. Zudem fällt auf, dass er wirklich einmal der jugendliche Sunnyboy war, den er heute mehr als zwanghaft zu verkörpern versucht.
Insgesamt ist “Mission: Impossible” immer noch bestes Unterhaltungskino, wenngleich erste Alterungserscheinungen nicht zu verleugnen sind. Aber das macht den Film aus heutiger Sicht fast noch sympathischer. Ich bin nun gespannt, was John Woo und J.J. Abrams aus dem Stoff gemacht haben. An den ersten Teil werden sie wohl nicht herankommen: 8/10 Punkte.
#339
Geschrieben 25. März 2007, 10:39
Die Serie zeigt das Leben des aufstrebenden Hollywoodstars Vinncent Chase und seiner Freunde. Seiner “Entourage”. Jeder einzelnen Figur wird die volle Aufmerksamkeit geschenkt. So ist Vinnie Chase zwar der Dreh- und Angelpunkt der Serie, doch ist er auf seine Freunde genauso angewiesen, wie sie auf ihn. Das wird oft genug mehr als deutlich. Hauptidentifikationsfigur ist für den Zuschauer wohl sein engster Freund und Manager Eric Murphy. Meist sieht man die Serienwelt durch seine Augen und teilt mit ihm das Wissen um die Geschäfte und Verhandlungen, die das weitere Leben der vier Freunde bestimmen.
Anfangs habe ich mir etwas schwer getan mit der Serie. Alles hat unglaublich übertrieben und überheblich gewirkt. Teure Autos, Parties, Drogen, Sex und Hip-Hop. Die Klischeevorstellung vom neureichen Hollywood. Doch bereits nach den ersten Folgen sind die Menschen hinter der Oberflächliche hervorgetreten. Menschen mit Problemen, Beziehungsängsten und Träumen. Die Gruppe der vier Freunde harmoniert dabei so perfekt, dass man sofort in ihre Welt hineingesogen wird. Diese Welt soll wohl kein realistisches Abbild Hollywoods zeigen, sondern eine - wie so oft in Film und Fernsehen - übersteigerte Realität. Diese ist durchsetzt mit teils köstlichem Humor und skurrilen Szenen, welche nicht selten auf das Konto von Vincents Agenten Ari Gold (genial: Jeremy Piven) gehen.
Audiovisuell ist die Serie ein Traum: Es glitzert an allen Ecken und man bekommt die Wunsch-/Traumvorstellung von Hollywood zu sehen. Sicher werde auch die dunkleren Seiten aufgezeigt - aber nur am Rande. Im Vordergrund stehen eindeutig der Spaß und die Charaktere. Der Soundtrack ist klasse und breit gestreut. Auch wenn des Öfteren Hip-Hop-Töne zu vernehmen sind, so gibt es für die Rockfraktion FRANZ FERDINAND und Co. Ganz zu schweigen vom genialen Titelsong SUPERHERO des Alternativeurgesteins JANE’S ADDICTION.
Neben all den oben genannten Vorzügen kann die Serie mit einer stimmigen Rahmenhandlung aufwarten, die mit unzähligen Gaststars gespickt ist: Jessica Alba, Gary Busey, James Cameron, Larry David uvm.
“Entourage” macht Spaß. Unglaublich viel Spaß. Jeder der gerne auch nur etwas Hollywoodluft schnuppert (und sei es nur bei den Oscars), der wird sich in der Serienwelt pudelwohl fühlen. Ich freue mich jetzt schon auf hoffentlich viele weitere Seasons: 9/10 Punkte.
#340
Geschrieben 25. März 2007, 10:40
“Master and Commander” ist ein klassischer Historienfilm. Leider wird er nie mit den sonstigen (modernen) Genregrößen (”Gladiator” etc.) genannt. Dabei hätte er es wirklich verdient. Der einzige Unterschied zu den anderen großen Epen: Der Handlungsraum wird auf ein Segelschiff begrenzt. Das Leben auf diesem wird akribisch genau dargestellt. Es ist dreckig, ungemütlich und fordernd. Die Crew ist bunt zusammengewürfelt und wird nur durch ihren Captain zusammengehalten. Dieser wird von Russell Crowe meisterlich verkörpert. Crowe ist einer der Darsteller, mit denen ich eigentlich nichts anfangen kann. Sicher macht er seine Sache meist gut, aber er ist mir weder sympathisch, noch fand ich seine Leistungen bisher besonders herausragend. Für die Rolle des Capt. Jack Aubray ist er aber eindeutig die perfekte Wahl. Sein Gegenpart - Schiffsarzt Dr. Stephen Maturin - wird ebenso grandios von Paul Bettany verkörpert. Beide Figuren harmonieren auf eine interessante Art und Weise. Die Beziehung bildet das Zentrum des Films und stellt die Bindung zum Zuschauer her.
Die Geschichte ist simpel: Die Surprise soll die französische Fregatte Acheron abfangen und unschädlich machen. Leichter gesagt als getan, denn die Acheron ist das deutlich stärkere Schiff. Nach der beeindruckenden Anfangssequenz beginnt eine Jagd auf Leben und Tod, während der sich weitere Handlungsstränge entwickeln, die das Leben auf dem Schiff beschreiben und teils doch von essentieller Bedeutung für die Haupthandlung sind. Schön gemacht. Stets interessant und nie beiläufig erzählt.
Inszenatorisch ist der Film eine Wucht. Man wähnt sich teils wirklich auf dem Schiff und fühlt das Meer um sich herum. Auf Spielereien verzichtet Peter Weir glücklicherweise, denn die klassiche Inszenierung trägt den Film perfekt. Durch die feine Chrarakterarbeit ist die Identifikation stets gegeben. Trotz der enormen Anzahl an Figuren auf dem Schiff wird es für den Zuschauer nie unübersichtlich oder uninteressant. Eine Tatsache, die nicht jeder Historienfilm von sich behaupten kann.
“Master and Commander” ist ganz großes Kino. Interessant und unterhaltsam. Audiovisuell eine Bombe. Ich bin schwer beeindruckt von der Leistung aller Beteiligten: 9/10 Punkte.
#341
Geschrieben 31. März 2007, 10:57
In “The Cooler” stehen die Menschen im Vordergrund. Allen voran die titelgebende Figur des Bernie Lootz und mit ihm William H. Macy, der ewige Nebendarsteller. Hier bekommt er endlich eine Hauptrolle, die ihm wie auf den Leib geschneidert scheint. Seine Darstellung ist wirklich grandios. Besonders im Zusammenspiel mit Maria Bello. Beide Figuren ergänzen sich perfekt und die Schauspieler wissen die ungewöhnliche Liebesgeschichte glaubwürdig zu verkaufen.
Die Inszenierung trägt ihren teil zur Glaubwürdigkeit bei. Allein die Sexszene ist alles andere als romantisch oder perfekt choreographiert. Sie wirkt roh, unbeholfen und - ja eben - glaubwürdig. Wirklich schön gemacht - wie eigentlich alle Szenen, bei denen Macy und Bello im Mittelpunkt stehen. Die restlichen Darsteller können zwar auch überzeugen (wie z.B. der immer gern gesehene Alec Baldwin), doch bleiben deren Charaktere - im Gegensatz zu den Hauptfiguren - eher etwas blass. Dies liegt zu großen Teilen leider an der etwas unausgewogenen Handlung des Films.
Im Mittelpunkt stehen eindeutig der Cooler und seine Liebesgeschichte. Die restliche Handlung ist durchsetzt mit Versatzstücken des Gangsterfilms à la Scorsese, welche meiner Meinung nach teilweise wie Fehlkörper in der Geschichte wirken. Auch die Szenen mit Bernies Sohn erscheinen meiner Meinung nach etwas aufgesetzt. Da hätte noch einiges an Arbeit in den Feinschliff des Drehbuchs gesteckt werden müssen.
“The Cooler” ist ein Charakterfilm. Als dieser funktioniert er auch ganz vorzüglich. Die Inszenierung ist ruhig und weit weniger verspielt, als in Krames Folgewerk. Nur die Geschichte kann meiner Meinung nach nicht voll und ganz überzeugen. Trotzdem ein wirklich sehenswerter Film: 7/10 Punkte.
#342
Geschrieben 05. April 2007, 13:17
Entgegen den - teils durch das Marketing geweckten - Erwartungen ist “Pans Labyrinth” kein reiner Fantasyfilm. Eher ein Drama. Ein Film über das Erwachsenwerden. Er ist brutal. Abscheulich. Grausam. Wunderschön. Einfühlsam. Fantastisch. Den Film in irgendeine Ecke zu drängen wäre ein Fehler. Jedoch ist er auch kein klassischer Genremix. Del Toros Film ist ausgewogen, er wirkt wie aus einem Guss. Da gibt es keine Elemente, die Fehl am Platz wirken. Keine gezwungen lustigen Sequenzen. Die rohe Brutatität der Welt ist stets spürbar. Selbst in den Traumwelten von Ofelia (grandios: Ivana Baquero), einem Mädchen das bereits in jungen Jahren mehr Grausamkeiten erleben muss, als so manch anderer in seinem ganzen Leben.
Die erzählte Geschichte ist in ihrer Gesamtheit wirklich wunderschön. Wunderschön und zutiefst traurig. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal mit solch einem Kloß im Hals im Kino gesessen habe. Dennoch gibt es Hoffnung. Diese findet Ofelia in der eigenen Fantasie. Das Ende wirkt demnach trotz allem hoffnungsvoll. Ofelia hat die richtige Entscheidung getroffen und ihren Bruder vor dem Hauptmann gerettet. Ein Teil von ihr lebt demnach weiter. Der letzte Ausflug in ihr Königreich ist für sie der Aufbruch in eine bessere Welt. Dennoch wird dadurch die Trauer nicht negiert. Ein wunderschönes und zugleich tieftrauriges Ende für einen grandiosen Film.
Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die mehrere Interpretationsmöglichkeiten anbieten, macht es “Pans Labyrinth” seinen Zuschauern nicht künstlich schwer. Man muss sich nicht irgend eine Erklärung aus den Fingern saugen, um auf eine schlüssige Lösung zu kommen. Die Geschichte ist eindeutig - und doch lässt sich nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass Ofelia sich nur in ihre Traumwelten geflüchtet hat. Dieser Hauch von Ungewissheit macht einen großen Teil der Faszination des Films aus.
“Pans Labyrinth” ist ein Film, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Neben der grandiosen Erzählung bietet er fantastische Schauspieler, grandiose Bilder und Effekte, sowie einen eindringlichen Score, der jedoch nie aufdringlich wirkt. Für mich jetzt schon ein Meisterwerk - und das kann ich nach Erstsichtungen meist noch nicht über einen Film sagen: 10/10 Punkte.
#343
Geschrieben 05. April 2007, 13:17
So kam es dann auch: Eine seichte, stargespickte Hollywood-Komödie von den ersten Minuten bis zum bitteren Ende. Tim Allen sehe seit “Galaxy Quest” sehr gerne. Auch John Travolta mag ich ich als Schauspieler. William H. Macy ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Eigentlich also gute Voraussetzungen. Doch leider kann das Skript mit der eigentlich witzigen Grundidee überhaupt nicht mithalten. Bereits die Charakterisierung der Hauptfiguren läuft nach Schema F ab: In getrennten Kapiteln ohne Zusammenhang und Ausnutzung der durchaus vorhandenen Gruppendynamik. Zudem wird der Prolog viel zu breitgetreten und bis die Truppe endlich losfährt, stellen sich bereits erste Ermüdungserscheinungen ein.
Doch dann startet die Bikertour und damit kommt auch der Film in Fahrt. Im Mittelteil kommt es somit zu einigen gelungenen Scherzen und einem superlustigen Gastauftritt von John C. McGinley - dem Menschenfreund Dr. Cox - als schuler Cop. Im Laufe der Handlung finden unsere vier Freunde ihren Erzrivalen in dem - von Ray Liotta verkörperten - Kopf einer Bikergang. Nach einigen Desastern trifft die Truppe in der kleinen Stadt Madrid ein, in der unser Computerfreak (William H. Macy) endlich sein Mädchen (immer gerne gesehen: Marisa Tomei) findet und es zum Showdown mit den verfeindeten Bikern kommt.
Die letzte halbe Stunde kocht gerade zu über vor übermäßigem Kitsch, vorhersehbaren Handlungen und schlechten Scherzen. Einzig der Gastauftritt von Peter Fonda - als Übervater aller Biker - konnte noch ein Schmunzeln auf meine Lippen zaubern. Ansonsten ist das Ende des Films eine Ansammlung all der Faktoren, die mir Hollywood-Komödien teils wirklich madig machen. Schade drum.
Letztendlich ist “Born to be Wild” ein typischer Sneak-Film. Ohne Anspruch, für einen normalen Kinoabend undenkbar und im Rahmen der Sneak trotzdem unterhaltsam: 5/10 Punkte (1 für iCat, 1 für John C. McGinleys schwulen Cop, 1 für Marisa Tomei, 1 für Peter Fonda und 1 für teils ganz nette Gags).
#344
Geschrieben 07. April 2007, 13:17
Zunächst zum Look des Films: Ich hatte anfangs befürchtet, dass mir die doch sehr künstliche Optik irgendwann auf den Senkel geht. Tat sie nicht. Sie passt perfekt zum Inhalt und man möchte - so man auf brutales Abschlachten steht - jeden einzelnen Frame nehmen und an die Wand hängen. Visuell ist der Film brilliant. Noch nie wurde so ästhetisch gestorben. Noch nie waren Kampfszenen trotz äußerster Brutalität so stilisiert. Es mag seltsam klingen, doch der Film ist wunderschön anzusehen. Ich kann mich nur noch einmal wiederholen: Visuell eine Bombe - und vermutlich deswegen letztendlich auch so umstritten.
Die Handlung kann mit der optischen Pracht nicht im Geringsten mithalten. Die Kampfszenen stehen klar im Vordergrund und wenn man als Zuschauer auch froh um etwas Ruhe ist, können die stillen Szenen in Sparta leider nicht wirklich überzeugen. Es fehlt die Identifikation mit den Figuren. Auch wenn Gerald Butler wirklich eine beeindruckende Vorstellung abliefert, so bleibt sein König Leonidas eher eindimensional, wenngleich auch die eindeutig stärkste Figur in dem Schlachtengemälde.
Auf dem Schlachtfeld fehlt zudem etwas die Spannung, da Spartas Kämpfer dem Feind ohnehin überlegen sind. Als Zuschauer ergözt man sich nun also an der bombastischen Optik, wird dem bunten Treiben aber schon bald überdrüssig. So ist es zumindest mir ergangen. Das Ende war dann auch relativ schnell abzusehen. Zwar wieder grandios inszeniert, aber eben nicht emotional bindend. Doch darüber mag ich hinwegsehen, da “300″ in keiner Sekunde einen Hehl daraus macht, eine Comicverfilmung zu sein. Ich störe mich auch nicht an den wie aus dem Ei gepellten Kämpfern oder der äußersten Brutalität. Und schon gar nicht an den historischen Ungenauigkeiten. Wer dem Film solche Dinge vorwirft, sollte lieber bei den Geschichtsbüchern bleiben.
Neben Handlungsschwächen weist “300″ - trotz wirklich gelungener humorvoller Szenen - leider auch unfreiwillige Komik auf. Man merkt hier teils mehr als deutlich, dass manche Dinge, die auf dem Papier funktionieren, sich nicht 1:1 auf das Medium Film transportieren lassen. Hier hätte es mehr Feinschliff im Skript bedurft.
“300″ ist ein bombastischer Kracher von einem Film. Visuell brilliant, inhaltlich leider eher schwach. Trotzdem - oder gerade deshalb - sollte der Film auf der großen Leindwand gesehen werden. Spaß macht er allemal. Allein die FSK-Freigabe löst bei mir Kopfschütteln aus, denn gerade die comichafte Gewaltstilisierung schätze ich als weit gefährlicher ein, als abschreckende Brutalität à la “Pans Labyrinth”. Schon alleine aufgrund der Optik ist “300″ auf jeden Fall sehenswert: 7/10 Punkte.
#345
Geschrieben 08. April 2007, 14:28
Vorausschicken sollte ich, dass ich durchaus gläubiger Christ bin, wenngleich ich mit der Kirche selbst nicht allzu viel anfangen kann. Ebenfalls muss ich über so manch in der Bibel geschildertes Ereignis eher schmunzeln, als dass es in mir ein Gefühl der Erfurcht auslöst. Vielen Dingen stehe ich folglich eher skeptisch gegenüber, wenngleich ich mir sicher bin, dass Gott in irgendeiner Form existiert. Ob Jesus - und damit Gottes Sohn - nun wirklich so, wie in der Bibel überliefert, auf Erden gewandelt ist, darüber mag ich mir kein Urteil erlauben. Dennoch glaube ich, dass auch hier ein wahrer - historischer - Kern zugrunde liegt.
Ich habe versucht an den Film möglichst objektiv heranzugehen, wenngleich ich mir eigentlich sicher war, ihm nicht sonderlich viel abgewinnen zu können. Letztendlich hat es mich überrascht, wie mitreißend Gibson die Darstellung von Jesus letztem Gang doch gelungen ist. Rein inszenatorisch erinnert der gesamte Film an die letzten Minuten von “Braveheart”. Es wird in Zeitlupe gefoltert, es gibt Großaufnahmen des Leidenden und der Schmerz wird fast körperlich spürbar. Unterbrochen wird die Folterorgie durch Rückblenden, die eine emotionale Bindung herstellen. Was die Folterszene in “Braveheart” zu einer der eindringlichsten des gesamten Films gemacht hat, verliert hier etwas an Wirkung. Teils konnt ich zwar fast nicht mehr hinsehen, doch wurden das körperliche Leiden und der Sadismus der Wachen zu sehr in den Vordergrund gerückt. Meiner Meinung nach hätte man auf eine ausgewogenere Mischung von Rückblenden und dem Leidensweg setzen sollen. Die gewählte Erzählform an sich weiß nämlich durchaus mitzureißen.
Teils habe ich das Gefühl gehabt die Verfilmung eines Romans zu sehen, den ich seit Kindestagen nicht mehr gelesen habe. Viele Zitate und Begebenheiten sind mir aus dem Religionsunterricht noch sehr präsent gewesen und es war teils wirklich interessant diese perfekt inszeniert auf dem Bildschirm zu sehen. Diese perfekte Inszenierung ist gleichzeitig jedoch auch ein Manko des Films. Gibson wollte - nach eigener Aussage - den Leidensweg Christi so darstellen, wie er sich zugetragen hat. Gegen dieses Vorhaben spricht allerdings die viel zu emotionale Art der Inszenierung. Es wird in Bildern geschwelgt, es gibt unzählige Zeitlupenaufnahmen, die Montage ist sehr manipulativ usw. Der Film wirkt für seinen Inhalt technisch zu perfekt. Andererseits wüsste ich auch nicht, wie man diesen Anspruch hätte besser umsetzen können. Dokumentarstil? Ohne emotionale Inszenierung? Ich weiß es nicht.
Die letzte große Frage, die sich mir stellt: War es überhaupt nötig diesen letzten Abschnitt aus Jesus Leben in dieser emotionalen Detailversessenheit zu zeigen? Ich bin mir nicht sicher. Andererseits: Welcher Film ist schon nötig? Insgesamt lässt mich Gibsons Werk recht unschlüssig zurück. Der Film konnte mich durchaus packen, selbst die Gewaltdarstellung finde ich gerechtfertigt. Allerdings hätte man die Geschichte inhaltlich ausgewogener erzählen können, denn dann wäre die emotionale Bindung auch mit weniger Gewaltszenen vorhanden gewesen und man hätte sich nicht allein auf den Schockeffekt und das Mitgefühl der Zuschauer verlassen müssen.
Es wäre bestimmt interessant zu wissen, wie bibelfeste und sehr gläubige Menschen den Film aufnehmen. Ebenso wie Menschen ohne Glauben, für die das Gesehene wohl jeglicher Grundlage entbehrt. Ich selbst bereue die Sichtung nicht, wenngleich der Film für mich auch etwas schwierig zu greifen ist. Deshalb wollte ich eigentlich auch auf eine Bewertung nach der klassischen Punkteskala verzichten. Doch letztendlich handelt es ja nur um einen Film. Die Umsetzung einer Geschichte. Und als diese ist der Film - trotz Schwächen und seiner besonderen Position - durchaus mitreißend und in starken Bildern erzählt, wenngleich ich es wohl bei dieser einen Sichtung belassen werde: 7/10 Punkte.
#346
Geschrieben 08. April 2007, 17:06
Erwähnenswert ist eventuell das Aufgebot an Jungstars. So dürfen Eliza Cuthbert (“24″), Jared Padalecki (”Gilmore Girls”, “Supernatural”) und Chad Michael Murrey (”Dawson’s Creek”, “Gilmore Girls”) um ihr Leben rennen/schreien. Ergänzt werden die unwilligen Opfer durch Paris Hilton, was dann ungefähr dem Niveau des Films gerecht wird.
Neben einem Nichts von Handlung gibt es wenigstens schön anzusehende und äußerst aufwendige Kulissen. Gegen Ende muss dem Studio zudem der Geldhahn geplatzt sein, da - völlig überzogene und unfreiwillig komische - Effektlawinen auf den Zuschauer einprasseln. Die Idee mit dem Wachs wird wenigstens konsequenzt durchgezogen. Visuell nett anzusehen. Inhaltlich einfach nur dumm.
Mehr fällt mir wirklich nicht ein. Zwar kein Totalausfall, doch absolut spannungsarm und belanglos. Kann man sehen, wenn man zuviel Zeit hat - was heute bei mir ausnahmsweise einmal der Fall war: 3/10 Punkte.
#347
Geschrieben 09. April 2007, 09:44
Die Geschichte von Lester Burnham - genial verkörpert von Kevin Spacey - mag wie eine Satire auf den uramerikanischen way of life erscheinen. Die typischen Vorstädte, verbohrter Patriotismus und konservatives Gedankengut. Doch “American Beauty” ist viel mehr. Wer kann sich nicht mit Lester identifizieren? Wer hat nicht bereits einen Lebensweg eingeschlagen, der irgendwie endgültig erscheint? Der Film treibt diese Ängste auf die Spitze und wirkt doch jederzeit real und nachvollziehbar, was zu großen Teilen den wirklich fantastischen Schauspielleistungen aller Beteiligten zuzuschreiben ist.
Die gewählte Erzählform ist interessant und außergewöhnlich. Durch die Vorwegnahme des Endes wird keineswegs Spannung herausgenommen. Sie wird eher gefördert. Ein stetiges, beunruhigendes Erwarten liegt den gesamten Film über in der Luft. Dazwischen gibt es unzählige wirklich komische Szenen, die teilweise so beängstigend treffend und zielsicher sind, dass einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleibt. Das große Finale ist ein Meisterstück der Montage: Zugleich traurig und hoffnungsvoll. Selbst nach der - ich weiß nicht wievielten - gestrigen Sichtung, war ich noch lange in der Gedankenwelt des Films gefangen. Das schaffen nicht viele Filme.
Die Inszenierung ist perfekt. Kamera, Score, Montage. Da gibt es wirklich nichts auszusetzen. Ein für ein Kinodebut in jeder Hinsicht beeindruckender Film. Und nicht nur dafür. Der Film macht nachdenklich. Ob man nicht auch selbst etwas mehr leben sollte. Ob man zufrieden ist. Nach der Sichtung gestern war ich es: 10/10 Punkte.
#348
Geschrieben 28. April 2007, 12:40
Schon allein aufgrund des Genres waren meine Erwartungen an Boyles jüngstes Werk gestern doch recht hoch und wie das so ist mit hohen Erwartungen, wird man schnell enttäuscht. Bei “Sunshine” hat es allerdings etwas länger gedauert. Die Geschichte ist nicht neu. Man kennt ähnliche Ausgangssituationen bereits aus “Event Horizon” - der selbst nur eine Ansammlung von Zitaten ist - und unzähligen anderen Filmen (”2001 - A Space Odyssey” klammere ich einmal bewusst aus). Doch das macht nichts. Aufgrund der visuellen und heizenden Kraft der Sonne, werden den üblichen Genremustern doch immer wieder neue Facetten abgewonnen. Hinzu kommt ein - in Anbetracht der Grundprämisse - realistisches Setting und gute Schauspieler.
Gegen Ende steigt die Spannung, doch da das anscheinend nicht genug war, gibt es den - für die letzten Boyle-Filme fast schon obligatorischen - Einbruch in der letzten halben Stunde der Geschichte. Es wird ein Spannungsmoment geschaffen. Ein unnötiges Spannungsmoment. Ein nicht spannendes Spannungsmoment und somit ein retardierendes Moment zum unpassendsten Zeitpunkt. Wirklich schade, denn hier wurde enorm viel Potential verschenkt. Was hätte man nicht alles machen können? Sich mehr auf den Vergleich Mensch/Icarus fliegt zu nah zur Sonne, verbrennt sich die Flügel etc. stützen. Mehr auf das Drama zwischen den Figuren verlassen oder auch einfach nur weitere sonnenbezogene Katastrophen schaffen. Mit dem Bruch in der Handlung konnte ich leider fast nichts anfangen. Visuell durchaus stark und interessant inszeniert, doch was hilft das, wenn die Geschichte Schaden nimmt?
“Sunshine” ist ein guter Film. Ein sehenswerter Film mit toller Optik. Leider kann die Geschichte nicht das halten, was ich mir von ihr erwartet hatte. Schade drum. Mit etwas mehr Feinarbeit am Skript (das geht an Sie, Mr. Garland!) hätte “Sunshine” durchaus das Zeug gehabt sich einen Platz unter den Sci-Fi-Klassikern zu sichern. So leider nicht: 7/10 Punkte.
#349
Geschrieben 28. April 2007, 22:41
Neue Erkenntnisse hat die heutige Sichtung eigentlich nicht ergeben. Die Geschichte um die sympathischen Vorstadtviecher kann immer noch voll und ganz überzeugen. ”Ab durch die Hecke” festigt somit seinen Platz als bester Animationsfilm knapp hinter den Pixarwerken und befindet sich damit fast schon auf einem Level mit den “Shrek”-Filmen aus dem gleichen Hause.
Neuigkeiten gab es dagegen im Making Of. Demnach basiert “Over the Hedge” auf einem - anscheinend - ziemlich anarchistischen Comic, bei dem ein Waschbär und eine Schildkröte allerlei lustige Bemerkungen über das Verhalten von uns Zweibeinern machen. Danach sollte ich wohl einmal Ausschau halten.
Wie auch schon das letzte Mal ein großer Spaß, der wohl noch ein paar Sichtungen verträgt, bis es zu größeren Abnutzungserscheinungen kommt: 8/10 Punkte.
#350
Geschrieben 01. Mai 2007, 09:29
Was die ”Spider-Man”-Filme für mich so zugänglich macht, ist die Ausgangssituation: Ein ganz normaler Junge stolpert in dieses Superheldenleben - ob er nun will, oder nicht. Die Alltagsprobleme bleiben jedoch bestehen. Sie bleiben für die Figur bestimmend und auch stets der Antrieb für sein Superheldendasein. Die Identifikation fällt unglaublich leicht. Zudem enthält die Welt genau den richtigen Grad an Realismus um zu funktionieren. Die Welt der alten “Batman”-Verfilmungen waren hier teils zu künstlich, bei “X-Men” wurde teils zu sehr auf Realismus gepocht. Sam Raimi hat mit der Welt von “Spider-Man” genau meinen Geschmack getroffen und - wie ich bereits erwähnte - damit auch die Türen zu den anderen Welten der Superheldenverfilmungen geöffnet.
Die Geschichte ist einfach und doch mitreißen. Es gibt unglaubliche Actionszenen, doch nehmen diese nicht überhand und spielen sich in den Vordergrund. Dort steht stets Peter Parker, seine Familie, seine Freunde und M.J. Dadurch wirkt die Geschichte - trotz Vorhersehbarkeit - sehr ausgewogen und schlüssig. Der Verlauf gleicht dem des ersten Teils zwar verdächtig, doch aufgrund der Figurenkonstellationen und persönlichen Probleme Parkers (Verlust von Selbstbewusstsein und damit Verlust seiner Fähigkeiten etc.) ergeben sich völlig neue Eindrücke.
Ich freue mich nun wirklich sehr auf den dritten Teil. Sam Raimi wird die Spinne schon schaukeln. Ebenso habe ich nach der gestrigen Sichtung Lust auf “Batman Begins” bekommen, der immer noch ungesehen im Schrank steht. Auch “X-Men 3″ wartet noch auf seine Sichtung. Man merkt: Das Superheldenfieber wurde durch “Spider-Man 2″ erneut entfacht. Perfektes Popcornkino: 9/10 Punkte.
Anmerkung zur neuen Schnittfassung von “Spider-Man 2.1″: Mir sind - außer ein paar Szenen - keine sonderlichen Veränderungen zur Kinofassung aufgefallen. Die Sichtung liegt allerdings auch schon länger zurück. Wenn man noch keine Fassung sein Eigen nennt, ist man mit der 2.1-Version sicher gut beraten. Ansonsten kann man die Scheibe getrost im Regal stehen lassen.
#351
Geschrieben 02. Mai 2007, 11:48
Ich liebe Monsterhorrorfilme. Besonders solche, die leicht selbstironisch inszeniert sind und sich nicht all zu ernst nehmen. Der beste Film dieser Art ist wohl nach wie vor “Tremors” (deutsche Titel: ”Im Land der Raketenwürmer”). Da in diesem Genre gute Filme wirklich Mangelware sind, kam “Slither” gerade zur rechten Zeit. James Gunn versucht in seinem Film nie seine Vorbilder zu toppen. Er nimmt sie nie bewusst auf die Schippe. Er nimmt sie ernst - und deshalb funktioniert der Film. “Slither” ist keine Parodie und doch kein ernsthafter Horrorfilm. Er bewegt sich irgendwo dazwischen. Das hat er mit “Tremors” gemein, auch wenn er nie an diesen Klassiker heranreicht.
Die Geschichte ist in großen Teilen vorhersehbar. Sie ist nicht sonderlich originell. Die Dramaturgie ist teils etwas holprig und man hat stets das Gefühl, alles schon einmal in ähnlicher Form gesehen zu haben. Doch “Slither” macht Spaß, hat tolle Figuren und ist einfach sympathisch. Mehr braucht es für diese Art von Film gar nicht.
Die Effekte sind - so man Blut, Schleim und Gekröse abkann - grandios, die Inszenierung ist flott und die Schauspieler verleihen ihren Figuren genau das richtige Maß an Authentizität, um in dieser Welt des selbstironischen Horrorfilms zu funktionieren. Allen voran natürlich Nathan Fillion, der - wie immer - das gewisse Etwas zu seiner Rolle beiträgt.
Zwar kein neuer Genreklassiker, aber immerhin ein großer, schleimiger Spaß: 7/10 Punkte.
#352
Geschrieben 03. Mai 2007, 12:16
Die dritte - und vielleicht auch finale - Staffel startet wieder sehr stark. Fremdschämen deluxe ist angesagt. Bernd Stromberg schlittert von einer peinlichen Situation in die nächste. Stets selbstverschuldet und stets unausweichlich. Christoph Maria Herbst zeigt erneut sein ganzes Können und stattet den Abteilungsleiter mit solch einer Mischung aus Arroganz, völliger Selbstüberschätzung und gnadenloser Unsicherheit aus, dass es eine wahre Freude ist. Herbst ist Stromberg. Sich von dieser Rolle zu lösen wird für den Schauspieler nicht einfach werden - und das kann man durchaus als Kompliment verstehen.
Leider nimmt die Qualität von Staffel 3 mit jeder Folge weiter ab. Zwar stets unterhaltsam, doch teils schon so übertrieben, dass gerade die feine überhöhte Realität der Bürogeschichten fast vollständig verloren geht. Bisher konnte man diese Abteilung der Capitol stets als - teils erschreckend realistische - Satire auf das eigene Büro sehen. Doch irgendwann wurde in den aktuellen Folgen ein Punkt erreicht, der aus den Figuren simple Charaktere einer TV-Serie gemacht hat. Zu übertrieben. Zu unglaubwürdig. Stets unterhaltsam, aber im “Stromberg”-Universum ein Rückschritt.
Inszenierung und besonders Schauspieler sind wirklich über jeden Zweifel erhaben. Zu viel darf ich hier allerdings nicht loben, da doch alles auf dem Original von Ricky Gervais basiert. Trotzdem: Hätte ja auch in die Hose gehen können. Insofern kann man schon froh sein, dass der typische deutsche Serienlook außen vor gelassen wurde.
“Stromberg” kann auch in der dritten Staffel ausgezeichnet unterhalten. Ob eine vierte nötig ist, kann ich nicht beantworten. Man müsste sich hierbei wirklich etwas Neues einfallen lassen und/oder sich auf die Anfänge zurückbesinnen. Staffel 3 bekommt von mir 7/10 Punkte. Der gesamten Serie dagegen möchte ich 8/10 Punkte zusprechen. Warum nun nicht einmal eigene Ideen in dieser Qualität umsetzen?
#353
Geschrieben 05. Mai 2007, 08:28
“Brick” ist eine klassische Detektivgeschichte. Ein Film noir par excellence. Sprache, Lichtstimmung, Kameraführung. Alles scheint der Hochzeit der Schwarzen Serie entsprungen. Doch “Brick” ist anders. Die Handlung ist an einer amerikanischen Highschool angesiedelt. Hauptfiguren sind allesamt Schüler. Rian Johnson gelingt hier das Unglaubliche: Er schafft es beide Elemente mit einer Ernsthaftigkeit zu verbinden, die ihresgleichen sucht. An einigen wenigen Stellen droht der Film in die Parodie zu rutschen (z.B. Mutter von Pin), doch der Film reißt sich stets im letzten Moment zusammen und kriegt die Kurve. Die Atmosphäre, die der Film verbreitet, ist wirklich grandios. Muss man gesehen haben.
Die Geschichte selbst hätte ohne Probleme in die Erwachsenenwelt verlagert werden können. Entfernt man die inszenatorischen Feinheiten und die besondere Situation, bleibt letztendlich eine typische Film noir Kriminalgeschichte übrig. Diese ist stets interessant, doch letztendlich weit weniger mysteriös und überraschend, wie uns der Film das teils glauben machen mag. Hier war ich gegen Ende beinahe etwas enttäuscht, wenngleich Johnson natürlich seiner Linie treu geblieben ist und auf neumodischen Schnickschnack weitgehend verzichtet wurde.
“Brick” ist wahrlich faszinierend. Auch was seine Entstehungsgeschichte angeht: So hat der Regisseur sein eigenes Drehbuch verfilmt. Das Geld dafür hat er von Verwandten und Bekannten zusammengekratzt. Letztendlich sind ca. 500.000 Dollar zusammengekommen. Wirklich grandios, dass solch ein kleines Meisterwerk für diesen Betrag entstehen kann. Meine Hochachtung an Rian Johnson. Man merkt dem Film sein niedriges Budget zu keiner Zeit an. Es gibt bekannte Schauspieler zu sehen: Joseph Gordon-Levitt kennt man evtl. aus “Hinter dem Mond gleich links” (OT: “Third Rock from the Sun”), Nora Zehetner aus “Heroes” und Emilie de Ravin aus “Lost”. Auch der Score ist fantastisch und beschwört eine ganz eigene Atmosphäre herauf. Audiovisuell ist der Film wahrlich eine Pracht.
Ich kann “Brick” nur weiterempfehlen. Es ist ein ungewöhnliches Erlebnis. Kann man sich allerdings darauf einlassen, wird man garantiert belohnt werden. Es sollte mehr solcher Filme geben, die vom Mut, dem Engagement und der Kreativität seiner Macher zeugen: 9/10 Punkte.
#354
Geschrieben 05. Mai 2007, 11:26
Manche Filme aus dieser Zeit überdauern den momentanen Hype. Dazu gehört auch “Gremlins”. Der Spannungsaufbau ist ruhig und langsam. Es herrscht die typsiche 80er Jahre Atmosphäre und - als Kenner des Films - fühlt man sich sofort wieder wohl in dieser besonderen Weihnachtsnacht. Die Figuren sind allesamt sehr sympathisch und werden von ihren Schauspielern glaubwürdig dargestellt. Aufgefallen ist mir wieder einmal besonders Corey Feldman, der sich anscheinend in all meinen liebsten Filmen aus der Kindheit rumtreibt.
Die eigentlichen Hauptdarsteller sind allerdings eindeutig die Kreaturen. Was hier allein durch Puppentricks entsteht, ist - aus heutiger Sicht - der pure Wahnsinn. Sicher merkt man den Effekten ihr Alter an, doch mich können die süßen Mogwais und die fiesen Gremlins auch heute noch überzeugen. Wirklich fantastisch und irgendwie zeitlos. Vielleicht sehe ich das auch nur so, weil mich diese Art von Film durch die Kindheit begleitet hat. Schwer zu sagen.
Die Geschichte lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Allerdings weiß ich noch ganz genau, wie ich damals mit leuchtenden Augen einem Freund zugehört hatte, der von den ”Gremlins” erzählte. Die drei Regeln: Nicht mit Wasser in Kontakt bringen, nicht dem Sonnenlicht aussetzen und niemals nach Mitternacht füttern. Allein durch die Erzählung haben sich diese Regeln bei mir ins Gedächtnis gebrannt und ich war so unglaublich gespannt auf diesen Monsterfilm.
“Gremlins” hat fast nichts von seinem Charme verloren. Auch heute noch zündet das Feuerwerk aus bösem, schwarzem Humor und Familienfilm. Um jedoch in den vollen Genuss zu kommen, muss man wohl eine persönliche Bindung zu den kleinen, (anfangs) pelzigen Tieren haben: 9/10 Punkte.
#355
Geschrieben 06. Mai 2007, 10:57
“Deep Blue Sea” ist sicherlich nicht der intelligenteste und subtilste Film seiner Art, doch bestimmt einer der Filme mit dem perfektesten Spannungsaufbau. Harlin zieht hier wirklich alle Register. Auch inszenatorisch. Man fühlt sich selbst gefangen auf dieser fremdartigen Konstruktion mitten im Ozean. Den Elementen und den Haien ausgeliefert. Die Geschehnisse, die letztendlich in der großartigen Hubschrauberszene gipfeln, lassen mich - selbst nach der bestimmt dritten Sichtung - immer noch unruhig werden.
Erfreulich ist auch die Konstellation des Fischfutters. Zwar gibt es - wie immer in diesem Genre - nur Stereotypen, doch sind diese wenigstens einigermaßen glaubwürdig und sympathisch gezeichnet. Auch die Schauspieler wissen die Rollen gut auszufüllen. Selbst LL Cool J (was für ein Name) fällt als comic relief nicht sonderlich negativ auf und zeigt - im Gegensatz zu sonstigen Rapperkollegen - sogar ansatzweise Schauspieltalent.
Neben teils toll inszenierten Wasser- und Haiszenen, fallen allein ein paar CGI-Attacken negativ auf: Zu offensichtlich als Fremdkörper erkennbar. Ganz im Gegensatz zu den animatronischen Haien. Der Film hat allerdings auch schon 8 Jahre auf dem Buckel. Das darf man nicht vergessen.
Für mich ist “Deep Blue Sea” immer noch einer der unterhaltsamsten Monsterfilme überhaupt. Renny Harlin hat seine Sache ausgezeichnet gemacht und ich finde es schade, dass er nicht mehr an die großen Budgets herangelassen wird - und ja, ich finde “Die Piratenbraut” (OT: “Cutthroat Island”) klasse! Ich wünschte es gäbe mehr spaßige guilty pleasures, wie diesen Film: 8/10 Punkte.
#356
Geschrieben 08. Mai 2007, 10:55
Zum ersten Mal habe ich die Serie wahrgenommen, als sie irgendwann im Mittagsprogramm auf SAT.1 lief. Das muss Ende der Schulzeit/Anfang der Zivizeit gewesen sein. Aufgrund des ungünstigen Termins habe ich die Show jedoch nicht regelmäßig verfolgt. Später folgten weitere Eindrücke bei der VOX-Ausstrahlung. Doch erst bei der aktuellen Ausstrahlung auf Comedycentral bin ich regelmäßig hängengeblieben.
Die Geschichten um Pete, Berg und Sharon erinnern mich etwas an “FRIENDS”. Die Stimmung ist ähnlich - und doch anders. Teils kam mir “Two Guys and a Girl” wie eine Vorstufe zu “How I Met Your Mother” vor. Auch hier ist die Stimmung ähnlich, wenngleich das Trio doch auf deutlich ausgetreteneren Sitcompfaden wandelt. Diese Vergleiche mögen für einige Leute hinken, aber wenn ich “Ein Trio zum Anbeißen” einordnen müsste, würde ich es irgendwo zwischen “FRIENDS” und “How I Met Your Mother” platzieren - ohne dass die Show jedoch an die Qualitäten einer der beiden anderen Serien heranreicht.
Die Charaktere machen großen Spaß und werden - besonders im O-Ton - genial von ihren Schauspielern verkörpert. Ab Staffel 2 stößt zudem Nathan Fillion zum Ensemble, welcher die Serie in meiner Gunst noch einmal kräftig nach vorne bringt. Doch auch die restlichen Schauspieler wissen zu überzeugen: Richard Ruccolo - bekannt aus der ersten Staffel von “Joey” - verkörpert Pete, der sich im Laufe der Serie zu einem wirklich interessanten Charakter wandelt. Mit Ryan Reynolds - u.a. “Blade: Trinity” - hatte ich anfangs so meine Schwierigkeiten, doch sein Berg ist herrlich selbstironisch angelegt und er bietet den perfekten Gegenpol zu Pete. Traylor Howard - u.a. “Monk” - spielt Sharon, den weibliche Teil des Trios. Alle drei Schauspieler harmonieren perfekt und machen damit den größten Teil der positiven Eigenschaften der Serie aus.
Nach der zweiten Staffel gab es viele Änderungen - nicht nur im Titel. Die wichtigste Location (Pizza Place) ist weggefallen und auch die Charaktere haben einige Änderungen durchgemacht. Wenn man so will, wurde die Serie erwachsener. Auch gegen Ende der vierten Staffel haben sich Neuerungen angebahnt. Diese wurden jedoch nie ausgeführt, da es zu einem abrupten Ende der Serie kam: Sie wurde eingestellt.
Was bleibt, sind vier äußerst unterhaltsame Staffeln mit einem sehr spielfreudigen Cast. Kein Sitcom-Highlight, doch wirklich gute Unterhaltung - und das hat in der Welt der unzähligen Sitcoms schon etwas zu bedeuten. Aufgrund des äußerst unwürdigen Abschlusses kann ich jedoch nicht mehr als 8/10 Punkte vergeben. Diese hat sich “Two Guys and a Girl” aber redlich verdient.
#357
Geschrieben 09. Mai 2007, 11:09
Das neue Setting scheint anfangs ungewohnt, doch durch die bekannten Figuren lebt man sich relativ schnell in der Großstadt ein. Das Clamp Center schein anfangs auch etwas übertrieben dargestellt, doch passt dieser fast schon satirische Tonfall ausgezeichnet zur “Gremlins”-Atmosphäre. Es gibt hier unzählige Filmanspielungen (u.a. “King Kong”, “Dracula”) und der schwarze Humor wurde ich Vergleich zum Vorgänger noch einmal gesteigert. Zwar wiederholt sich die Geschichte aus Kingston Falls nahezu 1:1, doch wirkt alles noch eine Spur größer, böser und unterhaltsamer. Zudem haben sich die bekannten Charaktere konsequent weiterentwickelt und durch Daniel Clamp, Forster und Doctor Catheter gibt es genügend Frischfleisch für die kleinen Monster.
Auffällig sind in “Gremlins 2″ besonders die verbesserten Effekte. Die Bewegungen wirken noch eine Spur runder und glaubwürdiger. Gizmo noch knuddeliger. Die platzenden Gremlins noch ekliger. Auch technisch macht die Fortsetzung folglich einen deutlichen Schritt nach vorne.
Hätte sich auch der zweite Film um die kleinen Monster nicht schon längst einen Platz in meinem filmischen Herzen gesichert, würde ich die - teilweise - Ideenlosigkeit der Fortsetzung vermutlich strenger beurteilen. ”Gremlins 2″ macht jedoch auch heute noch genauso viel Spaß wie früher und erscheint mir keinen Deut schwächer als der Vorgänger: 9/10 Punkte.
#358
Geschrieben 15. Mai 2007, 11:49
Wo fange ich nun an? Am besten mit der Action. Diese ist - typisch für John Woo - bombastisch inszeniert. Der Mann hat tatsächlich ein Auge für solche Szenen. Das kann man ihm wirklich nicht nehmen. Ob die übertriebene Action nun zu “Mission: Impossible” passt oder nicht, kann man finde ich schlecht sagen. Brian De Palma hat im ersten Teil gegen Ende ja auch bereits auf Action dieser Art gesetzt, weshalb ich John Woo an dieser Stelle nicht den Vorwurf machen will, den Film aufgrund seiner Actionregie an die Wand gefahren zu haben.
Das größte Problem von “Mission: Impossible 2″ ist ganz klar das verkorkste Drehbuch. Die Geschichte ist so unglaublich simplel, dass man sie locker in einer halben Stunde hätte erzählen können. Zusammen mit der Action wäre man nun bei einer Stunde Film. Was also passiert in der restlichen Stunde? Da gibt es endlose Gespräche. Sinnlose Gespräche. Langweilige Gespräche. Dieses Nichts an Inhalt wird von John Woo zudem mit der opernhaften Theatralik seiner Hongkong-Filme inszeniert. Ein Zusammenspiel, das hinten und vorne nicht passt. Da ich jedoch stets an das Gute in den Filmemachern glaube, habe ich einen Blick ins Making Of geworfen, um Begründunge für die Defizite in der Geschichte zu finden. Dort erzählt der Drehbuchautor dann tatsächlich, was für eine anspruchsvolle Arbeit es war, eine Geschichte um die vorab festgelegten Actionssequenzen zu basteln. Zudem ist er furchtbar stolz auf seine Idee mit dem Virus, den er allen Ernstes als MacGuffin bezeichnet. Hitchcock würde sich im Grabe umdrehen.
Ich war wirklich guter Dinge. Wirklich. Auch habe ich kein Problem damit, dass bei einer Fortsetzung neue Wege eingeschlagen werden. Doch “Mission: Impossible 2″ demontiert seinen Vorgänger. Ethan Hunt ist nicht mehr Ethan Hunt. Er ist nur noch Tom Cruise - und dieser Film ist das deutlichste Beispiel für den schlechten Ruf des Schauspielers. Gelackte Oberfläche und ein Grinsen. Mehr ist da - zumindest in diesem Werk - nicht zu holen.
“Mission: Impossible 2″ ist kein Totalausfall. Die Actionszenen machen wirklich Spaß, doch der Rest? Kann man getrost vergessen. Das Schlimmste ist: Ich habe nun nichtmal mehr groß Lust auf den dritten Teil. What did you do, John Woo? So sehr ich seine ersten Hollywood-Ausflüge (”Operation: Broken Arrow” und “Face/Off”) mag, so deutlich zeigt sich mit “Windtalkers” und “Mission: Impossible 2″ nun der Untergang des besonderen Talents dieses Regisseurs. Schade: 4/10 Punkte.
#359
Geschrieben 16. Mai 2007, 10:36
Peter Parker ist zurück - und mit ihm Spider-Man. Zu Beginn des Films befindet sich die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft - sowohl privat, als auch beruflich - auf einem Hoch. Wurde ja auch einmal Zeit, zudem die ganze Sache nicht allzu lange anhält. Neben privaten Problemen tauchen neue Bösewichte auf, die Spidey das Leben schwer machen. Doch damit nicht genug. Unser Held sieht sich plötzlich mit seiner dunklen Seite konfrontiert, was nicht nur sein Superheldensasein auf den Kopf stellt, sondern auch - bzw. besonders - Einfluss auf sein Privatleben hat.
Wie man sieht gibt es auch in “Spider-Man 3″ die bekannten Zutaten: Der allzu menschliche Held kämpft nicht nur gegen neue Feinde, sondern hat mit Alltagsproblemen, seiner Vergangenheit und sich selbst zu kämpfen. All das wirkt - besonders in Bezug auf die Vorgänger - nicht mehr sonderlich neu und innovativ. Glücklicherweise lebt der Film - meiner Meinung nach - eher von den kleinen, charakterbezogenen Szenen, die mir immer noch ein Lächeln auf das Gesicht zaubern können. Peter Parkers Wechsel zur dunklen Seite ist wirklich urkomisch und herrlich übertrieben inszeniert. Der Auftritt von Bruce Campbell ist göttlich und viele andere Details (z.B. Marschkapelle spielt Theme der TV-Serie) machen den Film wieder einmal wirklich sehenswert.
Die Haupthandlung hat dieses Mal mit drei Bösewichtern zu kämpfen. Meiner Meinung nach wäre hier weniger mehr gewesen. Zwar gibt es einige spektakuläre Kampfszenen zu bewundern, doch fühlt sich der Film hier zu vollgestopft an. Die Vorgänger wirken in der Haupthandlung somit um einiges harmonischer. Ein weiterer Kritipunkt ist die übertriebene Rührseligkeit, welche mir zumindest zuvor nicht so negativ aufgefallen ist. Allerdings habe ich hier etwas die Synchro im Verdacht, die - besonders in gefühlvollen Szenen - öfter einmal zu versagen scheint.
Alles in Allem ist “Spider-Man 3″ ein wirklich gelungener Abschluss. Tolles Popcornkino, das sich - und seinen Helden - selbst nicht zu ernst nimmt. Die Geschichte wirkt nun abgeschlossen und ich weiß nicht, inwiefern ein vierter Teil neue Aspekte zum Spinnendasein beitragen könnte. Sam Raimi hat mit den drei Teilen - meiner Meinung nach - die bisher unterhaltsamste Superheldentrilogie der Filmgeschichte geschaffen. Allen Freunden von Spidey sei der dritte Teil hiermit noch einmal ausdrücklich ans Herz gelegt: 8/10 Punkte.
#360
Geschrieben 17. Mai 2007, 11:50
Nun hat die Serie - nach 7 Jahren und Staffeln - ihr Ende gefunden. Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. Zumindest in Deutschland. Als wir damals mit der Sichtung begonnen hatten, kannte die Serie noch niemand. Man wurde - besonders als Mann - eher belächelt, wenn man von einer lustigen, gut geschriebenen, mit unzähligen Popkulturzitaten gespickten und mit tollen Figuren bevölkerten Serie namens “Gilmore Girls” erzählt hatte. Aber so ging es mir schon damals bei “Ally McBeal” - insofern hat das der Begeisterung keinen Abbruch getan.
“Gilmore Girls” lebt von seinen skurilen Charakteren und den unglaublich pointierten Drehbüchern. Die Dialoge sind schnell. Unglaublich schnell. In ein paar wenigen Sätzen sind da schon einmal locker ein dutzend popkulturelle Anspielungen versteckt. Man muss wirklich aufmerksam sein, um nichts zu verpassen - besonders im O-Ton. Neben den Figuren nimmt ganz klar die Location - die Kleinstadt Stars Hollow - einen besonderen Platz in der Serie ein. Man fühlt sich sofort wohl und irgendwie zuhause. Die Stadt umweht eine leicht traumartige Atmosphäre, was wirklich gut zum Stil der Serie passt. Trotz verschiedener Jahreszeiten, scheint es in Stars Hollow immer Herbst zu sein - ich glaube, das beschreibt es ganz gut.
Die Geschichten um die “Gilmore Girls” drehen sich - neben den Nebensächlichkeiten des Lebens - hauptsächlich um Familie, Liebe und Beruf. Das hört sich wieder nach einer typischen Frauenserie - ein Begriff, den ich nicht gerne benutze - an, jedoch schafft es die Serie meist nicht im Kitsch zu versinken und den beschwingten Humor aufrecht zu erhalten. Besonders die ersten vier Staffeln meistern diese Gradwanderung perfekt. In der fünften hatten sich erste Abnutzungserscheinungen gezeigt und die sechste war teilweise alles andere als gelungen - jedoch nie so schlecht, dass man nicht weiterschauen wollte. Nach einem schwachen Start in die siebte Staffel, hat sich die Serie gegen Ende wieder zu alter Form aufgeschwungen - und wie das so ist, wenn eine Serie richtig viel Spaß macht, wurde sie abgesetzt.
Nach wochenlangen Gerüchten, kam die Absetzung ziemlich plötzlich. Kurz vor Ausstrahlung der letzten Episode, was mich nicht gerade auf ein gelungenes Serienfinale hoffen ließ. Glücklicherweise hatten die Autoren anscheinend alle Eventualitäten bedacht, so dass man jede Richtung hätte einschlagen können: Eine Fortführung mit beiden Girls, eine ohne Rory und eben das Ende. Man merkt trotzdem in jeder Minute, dass die Folge eher als Staffelfinale konzipiert war. Es ist nicht das Ende, das man sich nach 7 Jahren erhofft hatte. Die Folge wirkt zu vollgestopft und es fehlt doch so viel. Die letzte Szene in Lukes Diner war dann auch garantiert ein Nachdreh, der - als das Ende beschlossen war - angefügt wurde. Dennoch ist die finale Episode kein Desaster, da sie thematisch perfekt passt. Sie wirkt nur nicht rund und der Serie nicht wirklich würdig. Eine verkürzte 8. Staffel wäre meiner Meinung nach perfekt gewesen.
“Gilmore Girls” ist eine wirklich besondere Serie. Sie kann ihre hohe Qualität fast durchgängig halten. Ebenso sind ihr ein paar tolle Schauspieler entsprungen. Allen voran natürlich Alexis Bledel und Lauren Graham. Doch auch Milo Ventimiglia (Peter Petrelli, “Heroes”) oder Jared Padalecki (Sam Winchester, “Supernatural”) wären ohne “Gilmore Girls” garantiert nicht da, wo sie heute sind. Das Ende der Serie stimmt mich fast etwas wehmütig. Aber so ist das immer, wenn liebgewonnene Serien zu Ende gehen. Allen, die bis jetzt noch keinen Kontakt mit den Girls hatten, kann ich nur empfehlen doch einmal einen Abstecher nach Stars Hollow zu machen. Es lohnt sich: 9/10 Punkte.
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