"Now it's dark!"
#331
Geschrieben 13. März 2004, 14:19
Regie: Luc Besson
Heiße Luft!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#332
Geschrieben 13. März 2004, 21:49
Regie: Danny Boyle
Zweimal im Kino geshen, unzählige Male auf VHS gesehen, unzählige Male auf DVD gesehen. Und der Film wird einfach nicht langweilig. Er ist noch genauso frisch wie vor fast acht Jahren. Er ist bitter. Er ist lustig. Er ist melancholisch. Er ist lebensbejahend. Er ist lebensverachtend.
Und er ist vor allem anderen eine Chronik über das Scheitern einer Freundschaft zwischen fünf jungen Männern. Heroin, Kriminalität, AIDS, Sex, Speed, Iggy Pop, Sean Connery, Edinburgh, London, der Mutter Oberin und was weiß nicht noch alles.
Neunzig Minuten und kaum Zeit einmal Luft zu holen. Immer passiert etwas und ich muß noch heute aufpassen, daß es mich nicht überrollt.
Und der Film zeigt wie zwei Songs mit dem Titel "Temptation" ihn so treffend beschreiben können.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#333
Geschrieben 15. März 2004, 11:04
Regie: George A. Romero
Nach dem phänomenalen Erfolg den Romero mit DAWN OF THE DEAD (1978) an der Kinokasse feiern konnte, stand ihm zum ersten Mal die Tür weit offen und er hatte die Wahl einen Film im Studiosystem von Hollywood zu drehen oder ein eigenes Projekt in Angriff zu nehmen.
Er machte natürlich etwas eigenes und ging damit gehörig baden. Aber nicht weil der Film so schlecht ist, sondern weil er so unglaublich ausladend und doch recht zeit- und gesellschaftskritisch ist.
Eine große Gruppe von Motorradartisten zieht durch das Land und erfreut das Publikum mit Ritterspielen und mittelalterlicher Folklore. Doch die Gruppe ist gerade im Begriff auseinander zu fallen. Spannungen innerhalb und Einflüsse von außerhalb sorgen für stetigen steigende Unzufriedenheit und für den Eindruck, daß sich die Zeiten für alle Beteiligten ändert.
Ich kann mir gut vorstellen warum, der Film an der Kinokasse gefloppt ist. Der Inhalt der Geschichte macht auf den ersten Blick eine sehr altmodischen Eindruck, aber hat man sich durch die lange Exposition gekämpft, wird man immer mehr belohnt. Ich denke, daß man Romero nur vorhalten kann nicht sofort zum Punkt zu kommen. Denn alles an diesem Film ist so unglaublich üppig. Die detaillierte Ausstattung des Camps, die heroische Musik von Donald Rubinstein und die sehr hohe Anzahl an Sprechrollen sind da zu nennen. Und an dem grundlegenden Ton des Films sieht man das Romero und sein Team einen unglaublichen Spaß bei der Herstellung des Films hatten. Die Schauspieler sind allesamt spitzenklasse, auch wenn Ed Harris in seinen Wutausbrüchen zum Overacting neigt, aber vor allen Dingen Tom Savini überrascht mit einer natürlichen Präsenz, die man ich von ihm so noch nicht gesehen hatte. Es gibt ein Wiedersehen mit Ken Forree und Scott Reiniger aus DAWN, John Amplas aus MARTIN und es gibt einige Darsteller, wie Patricia Tallman die später im Remake von NIGHT OF THE LIVING DEAD und DAY OF THE DEAD wieder auftauchen. Ein große Familie, die einen sehr unterhaltsamen Film hier zusammen gemacht haben.
Bei der technischen Umsetzung überrascht der sehr weichgezeichnete Look, der mit Hilfe von Kamerafiltern erzielt wurde und die sehr starke Montage der Bilder in den Motorradduellen.
Ein ganz toller Film, bei dem es mit jeder Sichtung immer mehr zu entdecken gibt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#334
Geschrieben 15. März 2004, 17:23
Regie: Mark L. Lester
Das erste Mal gesehen und für gar nicht mal so schlecht befunden. Die ganze Aufmachung des Films wirkt zunächst wie eine Version von THE WARRIORS für Arme, aber der Streifen zeigt doch recht deutlich bis zu welchem Punkt man eine Person bringen kann, ehe sie selbst Gewalt anwendet um sich selbst und andere zu verteidigen. Ob ich selbst dazu getrieben werden würde kann ich nicht sagen; vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Aber es ist ja sehr hilfreich wenn es entsprechende Film gibt, die so eine Aussage für einen abnehmen. Irgendwie läuft dann nämlich nicht Gefahr selbst Stellung beziehen zu müssen.
Wusste gar nicht das Perry King (RIPTIDE) mal in so etwas mitgespielt hat und das Michael J. Fox drei Jahre vor seiner Rolle in BACK TO THE FUTURE so ein Milchbubi war. Überrascht hat mich die doch recht ambivalente Darstellung von Roddy McDowall als eine Pauker, der immer geschwiegen hat und schließlich durchdreht.
Der Film zeigt allerdings nur auf, wie die Erwachsenenwelt auf die rebellischen Jugendlichen reagieren. Ein Grund für das kriminelle Verhalten der Jugendlichen, welches von Raub, Vergewaltigung, Prostitution, Drogenmißbrauch etc. breit gefächert ist, wird nicht erklärt. In dieser Hinsicht könnte man dem Film Eindimensionalität vorwerfen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#335
Geschrieben 15. März 2004, 21:32
Regie: Peter Yates
Es ist schon immer wieder lustig, wenn gestandene britische Darsteller mit aller Ernsthaftigkeit die beknacktesten Dialogsätze ohne jegliche Scham von sich geben. Aber gerade das und die im Vergleich zu heutigen Fantasyfilmen altmodische und behebige Umsetzung geben diesem Film einen herrlichen Charme.
Unglaublich wieviel man in diesen Film investiert hat (27 Mio. Dollar), nur um dann festzustellen, daß er mit dem im gleichen Jahr startenden RETURN OF THE JEDI überhaupt nicht mithalten kann. Die optischen Effekte sind selbst im Gegensatz zu diesem Konkurrenzfilm ziemlich einschläfernd, aber diese Mischung aus Schwertern gegen Laserwaffen geht doch irgendwie auf. Manchmal blitzt sogar bei einigen Charakteren so etwas wie Melancholie und Traurigkeit auf, die man dann auch für diese mit empfindet. Das ist vor allem dem Verdienst von James Horners üppiger Filmmusik zu verdanken, der hier und auch mit WILLOW (1988) seine bisher besten Arbeiten ablieferte.
Ein strammer Held namens Colwyn (Ken Marshall), die leckere Prinzessin Lyssa (Lysette Anthony), der weise Ynyr (Freddie Jones) und Ergo, der Prächtige, seines Zeichens Selbstverzauberer. Und in Nebenrollen als tapferer Mitstreiter Liam Neeson und Robbie Coltrane. Eigentlich belanglos, aber dann doch wieder mitreissend spannend....
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#336
Geschrieben 15. März 2004, 21:50
Regie: Alfred Hitchcock
Von der ersten bis zur letzten Minute schwelge ich in den wunderbaren Aufnahmen von Kameramann Robert Burks und schaue höchst vergnügt dabei zu, wie alle Beteiligten versuchen einen Dieb zu fangen. Und dabei fällt mir auf, daß Hitchcock wieder mal sehr viel über sich preisgibt. Er mag keine Eier und auch keine Polizei. Eier werden Fenster geworfen oder in ihnen wird eine Zigarette ausgedrückt. Und die Polizei wird bei einer Verfolgungsjagd von einem Huhn, dem mutmaßlichen Eierproduzenten, zu einem Unfall getrieben.
Das berühmte Carlton Hotel ist wieder einmal malerischer Schauplatz für einige Szenen und die Kussszenen zwischen Cary Grant und Grace Kelly von einer knisternden Erotik. Vor allem beim ersten Kuß ist man völlig verdattert, weil Hitchcock die Kelly als kühle Blonde eingeführt hat. Ich kann mich noch an Jubelschreie meinerseits erinnern als Grant alias John Robie nach dieser Überrumpelung ein tolles Lächeln hervorzaubert.
Die Kostüme von Edith Head sind mal wieder umwerfend und die Musik von Lyn Murray von einer bezaubernden Leichtigkeit, welche mir früher so gar nicht zusagen wollte.
Ganz groß...
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#337
Geschrieben 16. März 2004, 01:00
Regie: Joe D'Amato
Ich glaube diese Scheibe habe ich seit mittlerweile drei Jahren, aber seit dem habe ich den Film noch nie an einem Stück gesehen. Das war ein schwerer Fehler, denn der Film rockt wie Sau.
Eine zwingenden Plot gibt es überhaupt nicht. Die immer geile und stets bereite Emanuelle (Laura Gemser) vögelt sich als Zeitungsreporterin auf der Suche nach aufrüttelnden Storys durch den Film, daß man bald überhaupt nicht mehr weiß wo man sich gerade befindet.
Man darf den Streifen um Himmels Willen bloß nicht ernst nehmen, denn das tun schon die Darsteller und die Synchronsprecher zur Genüge. In den ersten fünfzehn Minuten ist man bestimmt von fünf oder sechs Sexszenen Zeuge und nachher habe zumindest ich es aufgegeben weiter zu zählen.
Aber lustig ist es schon, wie Emanuelle den Bruder eines Fotomodells mit einem Blowjob bekehren will. Hach, und dieser notgeile Bodyguard im Jungfrauen-Club, der in Emanuelle einen Notfall sieht, mit dem man doch eine Nummer schieben könnte.
Der filmisch beste Moment ist ohne Frage Emanuelles heiße Nummer mit ihrem Lebensgefährten während der Probe zu J. S. Bachs "Die vier Jahreszeiten".
Warum ich mir den Streifen damals überhaupt gekauft habe ist natürlich klar. Die Pferdestall-Szene, die kleinen Hardcoreeinlagen. Diese Fake-Snuff-Szenen im Frauenbordell fand ich schonrecht krass.
Aber vor allem das Ende des Films schießt den Vogel ohne Frage ab. Das reiht sich für mich persönlich in die überraschensten Filmenden aller Zeiten ein.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#338
Geschrieben 16. März 2004, 13:12
Regie: Sergio Martino
Dieser Film war meine erste Begegnung mit dem Genre des Kannibalenfilm, wenn ich von dem CANNIBAL-FEROX-Trailer auf einer Laser-Paradise-DVD absehe, der mich doch sehr abgeschreckt hat.
Dieser Film hat einiges mehr als lange Ausweidungsszenen zu bieten, aber dazu später mehr. Zunächst einmal macht der Film einen sehr guten Eindruck als Abenteuergeschichte, die auf ihre Art auch sehr gut funktioniert. Susan Stevenson (Ursula Andress) reist nach Neu Guinea um dort ihren verschollenen Ehemann zu finden. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Edward Foster (Stacy Keach), ihrem Bruder Arthur (Antonio Marsina) und einigen Eingeborenen begeben sie sich zu einer Insel vor Neu Guinea auf der einmal alter Eingeborenenstamm am Fuße des Berges Ra-Rami existiert hat. Hier, so glaubt Foster, wollte sein sein Kollege hin um nach Überbleibseln dieses alten Stammes zu forschen, die als Kannibalen bekannt waren.
In diesen ersten siebzig Minuten schafft es Martino eine sehr akzeptable Abenteuerstimmung in seinen Film aufzubauen, die sich z. B. vor einzelnen Sequenzen der INDIANA-JONES-Reihe nicht zu verstecken braucht. Im weiter dringt die Expedition ins Innere der Insel und somit näher zu dem geheimnisvollen Berg vor und mit jedem Schritt der weiter in diese Richtung getan wird bekommt die Geschichte immer bizarrere Züge. Ist das nun auf den Einfluß des Berges, auf den Willen der Filmemacher oder die Graumsamkeit der Natur gegenüber sich selbst oder der Graumsamkeit des Menschen gegenüber der Natur zurück zu führen kann ich nicht sagen, aber als die eingeborenen Helfer der Expedition eine Eidechse als Opfer darbringen, bekommt man einen ersten Eindruck auf was man sich eingelassen hat. Wenn ich mich auf den Willen der Geschichte verlasse, so sind es die eindringenden Weißen, die hierfür verantwortlich sind, denn Dr. Foster tötet eine giftige Spinne, welche die gestürzte Susan bedrohte.
Was kann man aber davon halten, wenn gezeigt wird, wie ein Affe von einer großen Würgeschlange getötet wird? Im Grunde wäre das ja nicht weiter schlimm, da man aus genügend Dokumentationen im Fernsehen darauf getrimmt ist hierdrin ein Fressen und Gefressen werden zu erkennen. Aber ärgerlich ist es wenn man sieht, daß der Affe ganz offensichtlich der Schlange zum Frass vorgeworfen wurde. Denn man hat versucht das mit einem ziemlich dilletantisch plazierten, optischen Trick zu vertuschen. Martino beschreitet eine äußere Einflußnahme vehement und behauptet, daß diese Szene zufällig gefilmt worden sein. Quasi, im Vorbeigehen. Die Filmfiguren selbst werden überhaupt nicht Zeuge dieser Szene.
Später gibt es noch eine Szene in der ein Krokodil eine Eidechse frisst und wie eine andere Eidechse eine halbverdaute Schlange ausspeit. Diese Szenen machen auf mich eher den Eindruck als ob sie zufällig gefilmt worden sind.
Aber die Handlung schreitet voran und auch die Expedition nähert sich immer mehr dem Berg. Dem cleveren Einsatz der Kamera, die sich oft hinter großen Blätter von Urwaldpflanzen verbirgt und so den Platz eines heimlichen Beobachters einnimmt, in Verbindung mit der sehr trommellastigen Filmmusik, kommt eine sehr bedrohliche und vor allen Dingen unwohle Stimmung bei den Filmfiguren und auch bei mir selbst auf. Die Angreifer sind Eingeborene deren Gesichter hinter großen hellbraunen Masken verborgen sind. Mit Speeren, aber auch mit selbstgebauten Fallen dezimieren sind die Expedition. Nach einigen Angriffen bleiben nur noch Dr. Edward Foster, Susan Stevenson und ihr Bruder übrig. Inzwischen hat sich der Abenteurer Manolo (Claudio Cassinelli) ihnen angeschlossen, der Susan vor einem Angriff eines Eingeborenen beschützt hat.
Was ich dem Film noch sehr zu Gute halten muß ist, daß die Figuren in ihm keineswegs eindimensional gezeichnet worden sind. Vor allem Susan Stevenson und ihr Bruder erwecken anfangs diesen Ausdruck, aber schon an Dr. Foster und seinen nachdenklichen Blicken zu einem seiner Vertrauten merkt man, daß das noch etwas Tieferes verborgen ist.
Vor allen Dingen Susan Stevenson und ihr Bruder machen die interessantesten Veränderungen durch. Er ist zunächst angewidert von dem Verhalten der Eingeborenen und wie sie die Eidechse ausweiden, hat aber später eine befriedigtes Grinsen auf dem Gesicht als er eine Krabbe über dem Feuer röstet. Im Grunde ist er ein Feigling, der später die helfende Hand, welche ihm vorher das Leben gerettet hat, einen Wasserfall hinuter in den Tod stürzen lässt.
Ihm kann man nicht mehr trauen und als die drei restlichen Überlebenden eine Höhle im Berg Ra-Rami entdecken, kommt endgültig das heraus, was man im Prinzip schon geahnt hat.
Eine Auseinandersetzung mit dieser Erkenntnis findet ab jetzt nicht mehr statt. Zumindest nicht mehr auf subtiler Ebene. Als nämlich Arthur von den Kannibalen getötet wird, erkennen diese in Susan die Ehefrau ihres Gottes, den sie halb verwest und aufgespiest auf einer Holzkonstruktion aufgestellt haben. In einer kaum zu ertragenen Szene schmiert sich der Häuptling das Fett vom verwesenen Gesicht des Leichnams auf sein eigenes und dann auf das "seiner Göttin".
Bevor die beiden entkommen können, lässt Martino die Hölle über die Charaktere und mich als Zuschauer hereinbrechen. Er liefert seine Version eines Kannibalenstammes ab. Ich kann jetzt nicht behaupten so etwas von einem Kannibalenstamm gewusst zu haben, aber nach der Ausweidung des Leichnams von Arthur präsentiert Martino uns ein Potpurri der Scheußlichkeiten. Masturbation, Sodomie und das Fressen von lebendigen Tieren. Wenn er die Anderartigkeit eines fremdartigen Kulturkreises aufzeigen will muss ich ihm gratulieren. Verständnis wird er davon aber nicht von mir ernten. Das kann man vielleicht auf den bizarren Kult an sich erklären, aber dafür hat mich das Gezeigte zu sehr verstört.
Die Katharsis ist zudem auch etwas ärgerlich. Das Abreißen des Medaillons und die Gewißheit, daß die Figuren (vor allem Susan) dem Schrecken entkommen sind lässt zwei Erklärungen für ihr Lächeln zu. Erstens ist sie froh dem Ekel entkommen zu sein und zweitens hat sie sich von ihrer vorherigen Absicht befreit. Ich tendiere zu ersterem und das ist nicht gerade befriedigend.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#339
Geschrieben 17. März 2004, 13:25
Regie: Douglas Sirk
Eigentlich habe ich ja etwas gegen Schmachtfetzen, aber gerade bei diesem ist es vor allem in der Simplizität seiner Aussage, in Verbindung mit der hervorragenden Kameraarbeit von Russell Metty und der ständig aufspielenden Musik von Frank Skinner nur schwer nicht davon beeindruckt zu sein.
Heutzutage müssen immer noch sexuelle und gewalttätige Tabus gebrochen werden um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. In dieser Hinsicht wirkt die Geschichte einer verwitweten Frau (Jane Wyman), die sich in ihren belesenen Gärtner (Rock Hudson) verliebt natürlich sehr züchtig. Aber Douglas Sirk benutzt die stilisierten Bilder, die in einem kühlen Blau daherkommen um dem bigotteren Amerika der 50er Jahre wortwörtlich einen Spiegel vorzuhalten. Keiner akzeptiert die Liebe zwischen den beiden, weder die eigenen Kinder, noch die Freunde oder Nachbarn. Was könnte eine Heirat zwischen den beiden bloß für den gesellschaftlichen Stand der wohlhabenden Frau bedeuten? Wie man sich darüber das Maul zerreissen könnte?
Die Kinder tun ihr übriges dazu. Entweder voll bewusst oder unbewusst möchten sie ihre Mutter in dem Haus isolieren, ihr kein eigenes Leben zugestehen.
Die grenzenlose Offenheit und die einfache Einstellung zum Leben, die der Gärtner lebt wirkt so anziehend, daß man sich dieser Aussage auch überhaupt nicht zu widersetzen im Stande ist.
Der Film war seinerzeit ein gewaltiger Publikumserfolg. Ich hoffe, daß er wenigstens damals ein klein wenig bewirkt hat. Künstlerisch, als auch emotionell.
Ich muß mir in diesem Zusammenhang auch den neueren Beitrag FAR FROM HEAVEN einmal anschauen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#340
Geschrieben 18. März 2004, 01:12
Regie: Sam Raimi
Der Film nimmt für mich im bisherigen Schaffen von Raimi den gleichen Status ein wie Peter Jacksons Film HEAVENLY CREATURES. Beide sind Filmverrückte, die schon im Kindesalter mit der Kamera umhergewetzt sind und ihre ersten Spielfilme im Horrorgenre ansiedelten. Der eine in Neuseeland, der andere in den USA.
Raimi brauchte im direkten Vergleich etwas länger bis er seinen ersten "ernsten" Film ablieferte, aber das schmälert keinesfalls das Ergebnis. Ist Jacksons Film die Chronik einer wahren Begebenheit, die mit seiner ureignen visuellen Gewalt alleine schon mitreißt, basiert Raimis Film hingegen auf einer Romanvorlage und kommt da wesentlich unspektakulärer her.
Nichts ist geblieben von den wilden Kameratricks, also muß die Geschichte an sich und ihre schauspielerische Umsetzung überzeugen. Die Grundvorraussetzungen werden dafür auch glaubhaft dargelegt. Ohne eine Chance aus diesem Kaff zu entkommen, packen zumindest Jacob (Billy Bob Thornton) und Lou (Brent Briscoe) die Gelegenheit beim Schopfe, welche sich ihnen in Form von 4,4 Mio. Dollar bietet, die sie in einem abgestürzten Kleinfugzeug in einem Waldgebiet finden. Da ist Hank (Bill Paxton) schon wesentlich vorsichtiger und würde obwohl er das Geld auch brauchen würde, lieber sofort zur Polizei gehen.
Exemplarisch wird die folgende Handlung nun weiß Gott nicht aufbereitet, sondern stellt doch ernsthaft eine These auf, was man alles für so viel Geld aufzugeben bereit ist. Und das auf die Gefahr hin, daß man dafür noch im Gefängnis landet. Man hat zwar jetzt genügend Geld um Schulden zu bezahlen oder sich eine gesicherte Zukunft aufbauen, aber man kann nicht einfach damit um sich werfen ohne das es Aufmerksamkeit erregt.
Und wo das hinführt zeigt dieser ernste Film. Mord, Lügen gegenüber der Polizei, Intrigen gegen den besten Freund und so weiter und so fort. Verlogen wäre es die Charaktere damit durchkommen zu lassen, wie in einem normalen Unterhaltungsfilm oder bei einem überambitionierten Hollywood-Drama. Da würde man sich bestimmt auch noch über die eine oder andere aufgezwungene Botschaft stören, aber das vermeidet man hier zum Glück.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#341
Geschrieben 18. März 2004, 12:47
Regie: Mark Goldblatt
Ein äußerst unterhaltsames Filmchen, daß ich mir da wieder an Land gezogen habe. Wenn ich den Streifen seinerzeit gesehen hätte, wäre der sicherlich einer meiner Geheimfavoriten geworden, aber selbst mit dem Beginn des Greisenalters hat der Film meine Bude gerockt.
Wie man im Beiheft der DVD lesen kann, war der Streifen die erste witzige Hauptrolle von Treat Williams, der vor allem durch Sidney Lumet's PRINCE OF THE CITY bekannt wurde. Ihm zur Seite wurde Ex-Saturday-Live-Star Joe Pisopco gestellt, der mit seinen dicken Muskeln und seiner drolligen Sprüchen für den ein oder anderen Lacherfolg bei mir verantwortlich war.
Das Sahnehäubchen auf diesen Streifen sind die kauzigen Make-up- und Spezialeffekte. Absoluter Irrsinn, als in der Küche des chinesischen Restaurants gebratene Schweine in Aspik, Enteköpfe und eine Rinderhälfte zu Leben erwachen.
Und das Vincent Price bei diesem herrlichen Nonsens auch noch mitgemacht hat, zeigt doch was für einen ausgeprägten Sinn für Humor dieser Genteman hatte.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#342
Geschrieben 18. März 2004, 22:43
Regie: Antonia Bird
Wo hatte ich vor vier oder fünf Jahren nur meinen Gedanken? Da hatte ich diesen Film in meiner Stammvideothek, die mittlerweile auch nicht mehr existiert, ausgeliehen. Ich quälte mich völlig genervt und angewidert durch 96 Minuten Film mit verschrobenen Charakteren, die sich gegenseitig abmurksen und andere abmurksen um diese zu verspeisen. Dazu spielte ein kontrapunktisch eingesetzter Score von Michael Nyman und Damon Albarn, der mir ebenfalls die Zornesader auf die Stirn zauberte.
Ich kann nur vermuten warum mir der Film zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht zusagen wollte. Ich schiebe es auf die schlechte Tonqualität, denn der Film lebt sehr von seinem Klangbild, welches sich nur auf einer entsprechenden Heimkinoanlage entfalten kann. Das ist es natürlich nicht nur allein, da ich heute wohl auch etwas konzentrierter war als vor vier oder fünf Jahren, wo mir der Film das erste Mal unterkam.
Die doch recht bösartige Stimmung, die der Film nach gut zwanzig Minuten bekommt hält er bis auf einige wirre Momente am Ende konsequent durch. Und das obwohl der Film seinem ursprünglichen Regisseur entzogen worden ist. Ich weiß jetzt nicht wer das war und was für Absichten diese betreffende Person mit der Geschichte hatte, aber mich konnte das Gezeigte doch überzeugen. Einige technisch Kniffe, die vor allem zu Beginn des Film angewendet werden verschwinden im Laufe der Handlung und werden nicht mehr aufgegriffen. Ob das jetzt ein Indiz für die andere Richtung, die der Film einschlägt, ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht geben darüber die drei Audiokommentare auf der DVD Aufschluß.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#343
Geschrieben 19. März 2004, 18:25
Regie: John Guillermin
Es ist diese unbeschreibliche Angst der modernen Zivilisation vor den unkontrollierbaren Kräften der Natur, die schon so viel Unheil in der Geschichte angerichtet. Hier richtet sie sich zum einen gegen eine einzigartige Kreatur und gegen die eigene Spezies, nämlich einen Eingeborenenstamm.
Um von der gerade herrschenden Energiekrise zu profitieren macht sich ein amerikanisches Handelsschiff im Auftrag einer großen Ölgesellschaft daran, eine bisher nicht kartographisch erfasste Insel im Südpazifik zu erkunden. An Bord des Schiffes hat sich der junge Primatenforscher Jack Prescott (Jeff Bridges) als blinder Passagier geschlichen, der hofft auf besagter Insel einen unbekannten Riesenaffen zu entdecken, der schon in Jahrhunderte alten Berichten von Seefahrern erwähnt wurde. Auf dem Weg dahin wird noch eine junge schiffbrüchige Frau (Jessica Lange) aufgelesen.
Der erhoffte Coup eine bisher unbekannte Ölquelle zu erschließen schlägt für den Inhaber der Ölgesellschaft Fred Wilson (Charles Grodin) schief, aber der Riesenaffe Kong wäre zumindest ein akzeptabler Ersatz, den man für Werbezwecke nutzen könnte.
Leider ist dieser ökologische Ansatz den die Geschichte durchaus in einigen Szenen zu bieten hat, sehr stark verwässert worden. Im Vordergrund steht viel mehr ein Dreiecksbeziehung zwischen Jack, der jungen Dwan und dem Affen Kong. Dieser hat das Mädchen nach einer Opferzeremonie der Eingeborenen in seiner Gewalt und verliebt sich in sie. Eine Liebe oder durch nur ein besänftigendes Opfer für einen Vollmond, damit die Eingeborenen sich frei außerhalb ihres eingezäunten Lagers bewegen können?
Der von Dino De Laurentiis produzierte Film, war natürlich erst einmal ein Versuch das Cooper/Schoedsack-Original aus dem Jahre 1933 zu übertreffen, was aber zum einen an der Geschichte an sich und an der technischen Umsetzung grandios gescheitert ist. Wurde man bei der ersten Verfilmung noch von der spektakulären Tricktechnik und der cleveren Aussage verzaubert, kann in diesem Film überhaupt keine Rede davon sein. Inwieweit hier auf Aufnahmen eines künstlichen Riesengorillas verlassen worden ist kann ich, bis auf die Werbepräsentation in New York City, bei der Kong ausbricht, nicht sagen, aber für den Rest der Aufnahmen wurde ein Mensch in ein Affenkostüm gesteckt, der dann in übergroßen Sets herumstapfte und mittels Rückprojektion in Aufnahmen mit der Jessica Lange einkopiert wurde. Das macht weder einen besonders originellen noch besonders innovaten Eindruck, da die Japaner schon 20 Jahre zuvor mit ihren GODZILLA-Filmen ähnlich verfahren haben.
Die formale Umsetzung weiß in den ersten drei Vierteln des Films, die sich fast ausschließlich auf der Insel abspielen zu überzeugen. Das wirkt alles in sich geschlossen. Aber nach der Gefangennahmen des Riesenaffen und der Überfahrt nach New York, gibt es einen abrupten Bruch in der Dramaturgie. So als ob man nun ganz schnell zum Ende kommen musste. Die letzte halbe Stunde beschäftigt sich dann mit Kongs Flucht durch New York und dem Finale auf dem Dach der beiden Türme des World Trade Center.
Der Film weiß leider nur in einzelnen Passagen, die man losgelöst von der Geschichte betrachten muss, zu fesseln. Die Überfahrt des Spähtrupps durch die Nebelbank, welche die Insel umgibt ist von einer erwartungsvollen Spannung geprägt. Desweiteren hat mich heute, obwohl ich den Film schon unzählige Male gesehen habe, wieder das Ende beeindruckt. Ein wahrlich unglaublicher Soundtrack aus Affengebrüll, Maschinengewehrfeuer, dem Brüllen der Menschenmassen, dem Knall der Explosionen, dem Geschrei von Jack und Dwan.
Ich muß hierzu allerdings anmerken, daß ich die 1976er-Variante viele Jahre vor dem Original gesehen habe und deshalb einen etwas engeren Bezug zu dem weniger gelungenen Film habe. Warum das so ist kann ich nicht erklären.
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#344
Geschrieben 21. März 2004, 07:21
Regie: Roman Polanski
Mit meinen fast dreißig Lebensjahren habe ich eigentlich gedacht, daß mich kaum noch etwas erschüttern kann, aber ich hätte es eigentlich schon vor zwei Jahren bei Dario Argento's SUSPIRIA wissen sollen. Nun kommt ein kleiner, im Exil in Frankreich, lebender Polake daher und hat mir heute einen gewaltigen Schrecken eingejagt.
Den Film kannte ich bisher noch überhaupt nicht, aber hatte schon in der Vergangenheit einmal von dem Charakter des Trelkovski gehört, den Roman Polanski in diesem Film darstellt. Dieser sucht in Paris eine neue Bleibe und findet in einem großen Mietshaus doch tatsächlich eine passende Wohnung. Doch etwas stimmt schon von Anfang an irgendwie nicht. Die Vormieterin hat sich aus dem Fenster gestürzt und die anderen Bewohner verhalten sich dem neuen Bewohner höchst merkwürdig gegenüber.
Der Film verzichtet vollständig auf das mir schon so vertraute "Schema F" der gängigen Psychothriller, sondern zeigt in dem Alltagsleben den immer stetig zunehmenderen Wahnsinn eines Mannes, der nicht weiß ob ein hinterhältiges Spiel mit ihm getrieben wird. Dabei gelingt es Polanski sehr hervorragend, daß ich mich völlig mit der Figur des Trelkovsky identifizieren kann. Das liegt wohl daran, daß Polanski mit seinen immerhin schon 40 Jahren immer noch recht jugendlich wirk. Man wundert sich mit ihm über die Verschrobenheit der anderen Mieter, die sich über seine nächtlichen Ruhestörungen beschweren. Man ist genauso unwohl wenn im Toilettenfenster gegenüber die Leute stehen und nichts zu machen scheinen. Ganz besonders unheimlich ist dieser Moment, als es an seine Wohnungstür klopft und Trelkovsky nach dem Öffnen der Tür in die tiefe Schwärze des Treppenhauses blickt. Diese unterschwellige Angst, die Polanski bei mir schürt ist kaum in Worte zu fassen.
Beim Beginn habe mich ja noch ein klein wenig in Sicherheit gewogen, aber mich gleich darauf gewundert, weil Trelkovsky die Vormieterin im Krankenhaus besucht. Dick einbandagiert liegt sie im Bett, zu keiner Äußerung fähig. Und dann dieser Blick und der gellende Angstschrei. Wieso nur tut er das?
Die Zeitschleife in derer sich die Filmhandlung abspielt gibt aber hier und da einige Anhaltspunkte, ich möchte sie als Fluchtwege bezeichnen, die Trelkovsky die Gelegenheit bieten seinem Wahnsinn zu entkommen. Die Postkarte mit dem Abbildung des Sarkophag und die Hieroglyphen im Toilettenraum. Ich denke, daß es sich hier um Warnungen für den zukünftigen Zustand Trelkovskys handelt.
Auf jeden Fall ein Film, der die richtigen Knöpfe bei mir gedrückt hat. Einige andere Bilder, die ich hier nicht erwähnt habe, werden mir auch so schnell nicht wieder aus dem Kopf gehen.
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#345
Geschrieben 21. März 2004, 22:47
Regie: Stanley Kubrick
Ich glaube das es nicht genügend Worte geben kann um die absolute Meisterhaftigkeit, mit der dieser Film gemacht worden ist, wieder zu geben. Man ist allerdings auch voreingenommen, wenn man vorher alle anderen Kubrick-Filme, mit Ausnahme von EYES WIDE SHUT, gesehen hat. In der entsprechenden Literatur und in unzähligen Berichten als Filmzeitschriften und Filmbüchern, die sich mit dem Werk von Kubrick befassen wird der Film ja auch immer ganz besonders erwähnt. Als eine ähnliche Großtat wie 2001 - A SPACE ODYSSEY. Als Großtat würde ich eigentlich jeden Film von Kubrick einstufen. Auch wenn es innerhalb dieser Großtaten nicht zu übersehende Abstufungen gibt.
Den größten Teil aller Kubrick-Filme habe ich Anfang der 1990er Jahre gesehen. Der Pay-TV-Sender Premiere strahlte damals in deutscher Erstausstrahlung THE SHINING, A CLOCKWORK ORANGE, FULL METAL JACKET und eben BARRY LYNDON aus. Ich bin da mit allen Filmen, bis auf den hier beschriebenen auch in Kontakt bekommen. Ganz verarbeiten konnte ich die Filme damals noch nicht, aber das Gefühl etwas Besonderes gesehen zu haben hatte ich mit meinen siebzehn oder achtzehn Jahren schon damals.
All die Lobhudelei und auch den Verrisse über den Film mal außer acht gelassen, möchte ich nur mal das aufzählen was der Film zu bieten. Den Aufstieg eines Bauersjungen vom Soldaten in der englischen und preussischen Armee zur Zeit des Siebenjährigen Krieges und seine Abenteuer als gewiefter Spieler, Betrüger und Lebemann. Und schließlich seine Heirat mit einer wohlhabenden Adeligen, sowie sein Absturz als ein von Reichtum und Langeweile zerfressener Mensch. Mehr ist das nicht. Das gäbe gewiss genug Stoff für eine aufregende Geschichte, aber die Wahl Kubricks die Geschichte kühl und immer mit dem Kommentar des Erzählers vorrausgreifend zu erzählen ist doch mal eine willkommene Abwechslung. Die Bilder sind in ihrer Schlichtheit, ihrer dekadenten Opulenz und dem Kerzenschein wahrhaft atemberaubend. Das Schicksal der Protagonisten ist unpersönlich, distanziert, nur unter der Oberfläche spürt man was in ihnen vorgeht. Nur in der Sterbeszene des kleinen Bryan Patrick Lyndon, der in seiner kindlichen Phantasie, Mutter und Vater wieder vereint sehen möchte, weiß wahrhaft zu tränen zu rühren.
Ich habe mal versucht festzustellen in welcher Einstellung Kubrick einmal seinen Zoom auf ein Detail heranführt und nicht wie so oft herauszieht. Aufgefallen ist mir das nur bei den beiden schwulen britischen Kurieren, die nackt im See baden, von denen Redmond Barry die Uniform stiehlt.
Ich schaue mir diesen Film vielleicht zwei- oder dreimal im Jahr und er gewinnt immer mehr an Klasse, die er schon vorher bei mir besessen hat. Da ist etwas in diesem Film, eine Wahrheit, wie sie vielleicht die Erzählstimme oder die letzte Schrifttafel besitzt, bei der man nur zustimmend nicken kann: "Ja, so war das damals. So traurig und gar nicht heiter."
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#346
Geschrieben 22. März 2004, 13:24
Regie: Peter Jackson
Die Kamera mag bei Peter Jackson einfach nicht still stehen. Und das sollte man bei diesem Drama um eine Freundschaft zwischen zwei Schulmädchen nicht gerade unbedingt für möglich halten. Pauline (Melanie Lynskey) und Juliet (Kate Winslet) lernen sich Ende 1952 kennen und drücken fortan nicht nur die Schulbank, sondern pflegen auch eine außergewöhnlich innige und intensive Freudschaft. Dabei kommen die beiden aus doch recht unterschiedlichen Verhältnissen, die allerdings zu keiner Zeit eine Barriere zwischen ihnen darstellt. Pauline aus einer Arbeiterfamilie, bei der sie auch noch im Haushalt mit anzupacken hat und man noch Untermieter hat um über die Runden zu kommen. Juliets Eltern hingegen kommen doch mehr aus einer Oberschicht. Der Vater ist Dozent und die Mutter Eheberaterin.
Verzaubert von der Musik Mario Lanzas und gelangweilt vom Alltag in der Mädchenschule schaffen sich die beiden ihre ganz eigene Fantasiewelt. Man läuft vergnügt durch die Wälder, kichert, tanzt wild umher und freut wie das Mädchen nun mal so tun. Damit erregen sie natürlich einiges an Aufmerksamkeit und im Laufe der Handlung auch an Bestürzung bei den Eltern. Diese tun fortan ihr möglichstes die beiden voneinander zu trennen.
Der Film basiert auf den Tagebüchern von Pauline Yvonne Parker und die Geschichte der beiden gilt als eines der schrecklichsten Kapitel der neuseeländischen Geschichte der 1950er Jahre. Auch wenn der Film die Arbeit eines Kiwis ist, zeigt er doch sehr deutlich, wie stark beeinflusst Neuseeland vom britischen Königreich war. Ob die beiden jetzt wirklich eine so überbordende Fantasie, wie im Film dargestellt, besaßen kann ich nicht sagen, aber wenn es auf Jacksons Mist gewachsen ist, kann man ihm nur dafür danken. Mit einer großen Freude zeigt uns Jackson die Welt in die sich die beiden Mädchen stets flüchten, wenn ihnen die Realität als zu bedrohlich erscheint. Das von ihnen erschaffene Kitsch-Königreich Borovnia mit seinen Prinzessinnen und Edelmännern und dem widerlichen Diello, der jeden Störenfried aus dem Weg räumt.
Ich habe diesen Film mit Sam Raimi's A SPIMPLE PLAN verglichen, da dieser Film auch für Jackson die erste Arbeit außerhalb seiner Genrefilme BRAINDEAD etc. war. Beide Regisseure sind sich ihren Wurzeln mehr oder weniger treu geblieben und liefern immer noch Arbeiten im Bereich des Fantasyfilms ab. Wenn das jeweils nur ein einmaliger Ausflug in den Bereich eines "ernsthaften" Dramas war, so kann man ohne Untertreibung feststellen, daß dieser sehr geglückt ist.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#347
Geschrieben 23. März 2004, 08:13
Regie: Steven Spielberg
CLOSE ENCOUNTERS gehört zusammen mit JAWS zu den ersten Filmen, die ich von Spielberg 1983 gesehen habe. Den einen im Fernsehen und diesen auf VHS. Beide habe mich damals auf den Spielberg-Kurs eingeschworen. Es gab keinen besseren Filmemacher. Zu seiner Verteidigung muß ich aber auch eingestehen, daß keinen anderen Filmemacher außer ihn kannte. George Lucas mal ausgeschlossen. Als achtjähriger Junge war man halt leicht von diesen UFO-Geschichten beeinflussbar. Das es außerirdische Intelligenzen gibt, davon bin ich seither überzeugt. In dieser Hinsicht muß ich dem Film und Spielberg durchaus dankbar sein. Deswegen hat der Film, obwohl an ihm doch schon recht deutlich der Zahn der Zeit genagt hat, bei mir einen großen Stein im Brett. Die sehr behäbige Inszenierung, die mit den außergewöhnlichen Begebenheiten zu Anfang ein enormes Interesse bei mir weckt, macht nach kurzer Zeit einer Geschichte Platz, die von dem Ende einer ohnehin festgefahrenen Ehe handelt. Es hat schon etwas Magisches, wenn man in die erwartungsvollen Gesichter der vielen Menschen blickt, wenn Roy Neary (Richard Dreyfuss) und sie des nachts auf ein erneutes Auftauchen der eistütenförmigen Kundschafterschiffe warten. Da gibt es auch wieder diese schon als Markenzeichen zu bezeichnenden Familienszenen, die man in dieser Form schon aus JAWS kennt und die es später auch noch in E. T. und POLTERGEIST geben wird. Wenn man sich diese und spätere Filme von Spielberg sieht, kann man doch einiges in dieser Hinsicht von ihm erfahren. Er ist und bleibt ein Familiemensch und seine Filme variieren die verschiedensten Aspekte von äußeren Einflüssen auf diese Familie. Hier gibt ein Mann seine Familie auf um sich auf ein ungewisses Abenteuer zu begeben von dem er wohl nicht wieder zurückkehren wird. Gewiss ist das Ende optimistisch, die Außerirdischen friedlich gesonnen, aber eine Rückkehr scheint bei diesem größten aller Abenteuer wohl doch recht ungewiss.
Der Film hat aufgrund seiner behäbigen Inszenierung heute aber sehr viel an Ansehen bei mir verloren. Auch wenn ich Spielberg für seine Einstellung gegenüber seinen Familiengeschichten respektiere, kam mir diese Konstellation heute so vor, um Neary überhaupt einen Grund zu geben sich auf die Reise zum Devil's Tower zu begeben. Natürlich ist das zwingend, weil es sonst keinen Plot gibt, nur kommt mir das auf eine merkwürdige Art unentschlossen vor. Die Unentschlossenheit ja nicht zu weit zu gehen
Das Finale beim Devil's Tower, daß mit dem Auftauchen der Kundschafterschiffe beginnt und mit der Landung und anschließenden Kommunikation mit dem Mutterschiff seinen Höhepunkt hat, sind das was den Film schlußendlich überhöht. Dabei kann man vor allen Dingen den hervorragenden optischen Effekten von Douglas Trumbull und der inspirierenden Musik von John Williams danken.
Ein kleines Detail, daß mir vorher entgangen ist möchte ich hier noch erwähnen. Als Roy Neary seine gesammelten Zeitungsausschnitten über UFO-Sichtungen wegwirft berührt er eine Pinocchio-Spieluhr, welche die Melodie "When you wish upon a Star" dudelt. Diese Melodie wird auch kurz angespielt als Gillian (Melinda Dillon) und ihr kleiner Sohn Barry (Cary Guffey) zu sehen sind, bevor Neary mit dem Mutterschiff abhebt. Und wenn man ganz böswillig ist, könnte man die Handbewegung des Außerirdischen, der die Zeichen von Lacombe (Francois Truffaut) wiederholt auch als Hitler-Gruß interpretieren. Das würde dann zumindest die Brücke auf die andere Obsession Spielbergs schlagen. Die Filme um den Zweiten Weltkrieg.
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#348
Geschrieben 23. März 2004, 22:16
Regie: Dario Argento
Dieser kleine Horror/Slasher/Giallo-Streifen gehört inzwischen für mich zu den weniger aufregenden Filmen Argentos. Das war nicht immer so, aber verglichen mit anderen Filmen des italienischen Regisseurs (vor allem SUSPIRIA und TENEBRE), kommt mir seine etwas widerspenstige Haltung um jeden Preis keine Geschichte erzählen zu wollen hier enorm suspekt vor. Dabei hofft man förmlich etwas besonderem beizuwohnen, nachdem man sich mit einem sehr gut inszenierten Anfang verwöhnt worden ist. Wir befinden uns in der Schweiz. Es ist ein Nachmittag im September, die Sonne scheint und der Fön bläst kräftig. Ein junges Mädchen verpasst den Linienbus und stolpert unbeholfen durch das offene Terrain bis es zu einem einsamen Haus kommt. Es spielt geheimnisvolle Musik, die mit dunklen Akkorden schon ein jähes Unheil ankündigt. Drinnen rattern Ketten an einer Wand. Irgendjemand befreit sich und jagt das veränstigte Mädchen aus dem Haus und an einen Wasserfall. Hier stirbt sie einen dieser typischen Argento-Morde. Eine Schere wird ihr in den Bauch gerammt und ihr Kopf klirrt gegen eine Glasscheibe.
Einige Monate später kommt das Mädchen Jennifer (Jennifer Connelly) in dem gleichen Internat an, in dem auch das ermordete Mädchen lebte. Sie geht davon aus ein Jahr dort zu bleiben, da ihr Vater, ein berühmter Schauspieler, zu Dreharbeiten fort ist. Ohne es auch hier wieder erklären zu wollen dichtet Argento dem Mädchen eine besondere Eigenschaft zu. Sie versteht sich überaus gut mit jeglicher Art von Insekten. Diese Eigenschaft ist notwendig denn schon bald geht der Mädchenmörder wieder um. Als Jennifer eines nachts schlafwandelt, wird sie wie in Trance zum Zeugen eines Mordes an einer Schülerin. Nun ist auch bald sie selbst das nächste Opfer des Mörders. Die Polizei tappt wie immer im Dunkeln, da ein Motiv für die Taten fehlt. Nur mit Hilfe eines Insektenforschers (Donald Pleasance), kann sich Jennifer auf die Suche nach dem Mörder machen.
Argento hat erklärt, daß ihn die Idee fasziniert hat, daß Insekten dabei helfen können ein Verbrechen aufzuklären. Er macht den Grund seiner Idee auch zum Gegenstand einer frühen Szene, die ja noch einleuchtend ist, aber dann verfällt der Film ganz und gar in die Verklärung Jennifers und ihrer Liebe zu den Insekten. Ganz offensichtlich hat sich Argento so sehr in seine junge Darstellerin verliebt, denn anders lassen sich die halbnahen Einstellung von Kopf und Oberkörper der jungen Jennifer Connelly nicht erklären. Die Kamera folgt ihr überall hin, sogar bis in ihre Träume. Und diese Szenen sind in einer solchen Behäbigkeit abgefilmt, das natürlich überhaupt keine Spannung aufkommen kann. Die weningen Momente außergewöhnlicher Bewegung sind rar gesät. Oftmals verzichtet Argento auch auf die Musik von Claudio Simonetti und unterlegt den Soundtrack mit Metalmusik von Iron Maiden. Kontraproduktiver geht es nicht mehr, obwohl das beim ersten Mord bei dem Jennifer noch Zeuge ist durchaus wirksam ist. In einer späteren Szene als sie verzweifelt versucht die Telefonschnur um einen Stock zu wickeln ist die Musik absolut spannungstötend.
Der Film hat im Gegensatz zu den anderen von mir gesehenen Filmen des Regisseurs einen höheren Ekelfaktor, der sich vor allem aus der Präsenz der Insekten ergibt. Denn die spielen nicht nur die Rolle des Detektivs zusammen mit dem Mädchen, sondern greifen auch, vom Gemütszustand Jennifers beeinflusst, aktiv ins Geschehen ein. Ohne diese fantastische Stilisierung einer Insektenkönigin wäre der Film nur ein ganz normaler Slasher.
Der Grund für die Morde ist ebenfalls absolut hanebüchen. Gibt der Mörder zwar indirekt einen Grund dafür an, wird es mit dem Schlußgimmick der Geschichte ad absurdum geführt. Auf jeden Fall ist der Schlußpunkt des Films überraschend und mal wirklich etwas anderes. Von der Logik der Gesichte ist er aber zwingend und verständlich.
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#349
Geschrieben 24. März 2004, 23:46
Regie: David Cronenberg
Nach seinem ersten Langfilm SHIVERS, der vor allem wegen seiner formalen Umsetzung für reichlich Aufruhr im kanadischen Parlament gesorgt hatte, weil er mit dem Geld der Steuerzahler finanziert wurde, blieb Cronenberg seinem Stil im Grunde genommen treu, konnte aber seine Geschichte aus dem engen Apartmenthaus auf eine ganze Stadt in Aufruhr ausbreiten. Das höhere Budget ermöglichte es ihm einige recht spektakuläre Stunts und auch Militärfahrzeuge mit in sein Drehbuch aufzunehmen. Störend wirkt die Prämisse "Höher, schneller, weiter" mit Blick auf den Vorgänger SHIVERS keinesfalls, was zum größten Teil an Cronenbergs Talent liegt, ökonomisch mit seinen hier immer noch recht eingeschränkten Möglichkeiten umzugehen.
Nach einem schweren Motoradunfall mit ihrem Freund wird Rose, eine attraktive junge Frau, in die nahegelegende Keloid-Clinic, einem Institut für Schönheitsoperationen, gebracht, wo ihr die verbrannten Hautpartien behandelt werden. Doch irgendetwas geht bei dieser neuen Behandlungsmethode schief, denn in der Achselhöhle von Rose hat sich eine seltsames Gebilde halb Vagina, halb Penis gebildet. Nicht in der Lage Infusionen oder normale Nahrung zu sich zu nehmen, schnellt dieses Gebilde zunächst instinktiv heraus und bohrt sich in die Körper anderer Menschen und saugt das Blut aus diesen heraus. Die Opfer überleben zwar, aber nach diesem Stich werden sie von einer infektiösen Krankheit befallen, die einen wahnsinnigen Blutrausch bei ihnen verursacht, der gestillt werden muß.
Die Rolle der Rose besetzte Cronenberg mit der seinerzeit enorm populären Pornodarstellerin Marylin Chambers. Das hatte vor allem marktstrategische Gründe, da er für seinen kleinen Horrorfilm ein bekanntes Gesicht brauchte. Die von ihm zunächst gewünschte Sissy Spacek, die er in Terence Malick's BADLANDS gesehen hatte, wurde von seinen Geldgebern abgelehnt. Wohl sicherlich mit dem Hintergedanken, daß man Marylin Chambers ein paar mal mit den blanken Brüsten durchs Bild hüpfen lassen kann, was auch dramaturgisch einigermassen clever eingebaut wurde. Irgendwie eine Ironie des Schicksals ist es dann doch, wenn man das Plakat des Films CARRIE links in einer Aufnahme entdeckt als Rose gerade aus dem Pornokino geht, wo sie zuvor ein Opfer ausgesaugt hat.
Der Film wirkt in einigen Szenenabschnitten doch recht hölzern, was vor allen Dingen an einigen (Laien-?)Darstellern liegt. Trotzdem gelingt es Cronenberg einen doch beunruhigend Blick auf eine Großstadt zu werden, der immer mehr in die Hand einer unheimlichen Seuche fällt. Jeden kann es jederzeit treffen. Ob in der U-Bahn oder im Einkaufszentrum. Auf der einen Seite ist diese merkwürdige Apathie von Rose mit der sie ihre Opfer aussaugt, auf der anderen Seite der Wahnsinn der Infizierten, denen der Schaum vor dem Mund steht.
Aber der Film hatte mich schon in den ersten 30 Sekunden gewonnen, als Rose's Freund aus dem kleinen Diner heraustritt und sie am Motorrad stehen sieht. Dieses Lächeln von ihm war ganz eindeutig: "Ich liebe Sie."
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#350
Geschrieben 26. März 2004, 17:51
Regie: Steven Soderbergh
Eine Stunde habe ich gebraucht um diese ersten Satz in die Tastatur zu hauen. Denn ich bin jedesmal sehr verwirrt nach dem ich diesen Film gesehen habe. Der einfache Plot der Rachegeschichte und die streng ausstaffierten Szenen geben zunächst nicht viel her mit dem man arbeiten könnte. Das ist Wilson, gerade aus dem Gefängnis in England entlassen und nun in den USA um den rätelhaften Tod seiner Tochter aufzuklären. Als er herausfindet, daß sie zum Zeitpunkt ihres Todes mit dem Plattenproduzenten Terry Valentine liiert, der einen Draht zur Unterwelt hat, schwört er blindwütig Rache.
Hört sich in der Tat nicht gerade prickelnd an, aber die beiden Darsteller, welche sich hinter den beiden Protagonisten verbergen sind Terence Stamp und Peter Fonda. Beides Männer die jeweils auf der anderen Seite des Atlantiks in den 1960ern mit kleinen Genrefilmen zu Stars aufstiegen. Es gehört hier sicherlich ein wenig Kenntnis um den Lebenslauf der beiden Männer dazu, um sich mit dem Film gänzlich anfreunden zu können. Filmisch gesehen bringt der Film auch nicht gerade viel auf die Reihe. Was den Film so sehenswert macht ist die zuweilen hervorragende Montage, die erst die jeweiligen Charaktere von Wilson und Valentine offenbart.
Vor allem Wilson ist mit Hilfe des Bild- und Tonschnitts schon am Ende seiner Reise, während er gerade sein Hotelzimmer betritt, ist dann mit Eduardo (Luiz Guzman) im Gespräch um dann wieder im Flugzeug auf dem Weg in die USA zu sitzen. Still, in Gedanken über seine Tochter versunken, der er kein guter Vater war.
Einige Szenen finde ich in dem Film ziemlich verunglückt, wie z. B. das Gespräch von Wilson mit dem Drogenpolizisten (Bill Duke), andere wiederum sind geradezu brilliant, wie z. B. Valentines Erläuterung zu seiner neuen Freundin wie es war in den 60ern zu leben.
Manchmal ziemlich konventionell, dann wieder spekulativ, aber gleichzeitig auch spannend, kriegt der Streifen vor allem am Ende bei mir die Kurve. Als nämlich Wilson herausfindet, daß er und Valentine eine Menge gemeinsam haben. Das Schicksal für die beiden lässt er bewusst offen. Ob sie zur Ruhe kommen werden?
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#351
Geschrieben 29. März 2004, 16:18
Regie: Ruggero Deodato
Irgendwie fehlt mir noch Deodatos berühmt/berüchtigter Streifen CANNIBAL HOLOCAUST um mir ein besseres Urteil über diesen Regisseur zu bilden. Nach dem Italo-Western MANNAJA und diesem deftigen Actionthriller habe ich schon ein ungefähres Bild, welches mir im Kopf herumspukt.
In diesem überraschend prominent besetzten Actionfilm geht es um die Reporterin Fran (Lisa Blount, PRINCE OF DARKNESS), die sich mit ihrem Kameramann aufmacht um den verschwundnen Sohn ihres Bosses in Kolumbien wieder zu finden. Fran ist eigentlich ein Profi in ihrem Job, aber seit einiger Zeit herscht in den Staaten ein Kleinkrieg unter den Kokainschmugglern, der sich in schlimmsten Massakern widerspiegelt. Fran hat den totgeglaubten Vietnamkriegsveteranen Col. Horne (Richard Lynch) als den Drahtzieher hinter diesen Massakern in Verdacht. Dieser unterhält eine Armee sadistischer Eingeborener, die auch in Kolumbien für Mord und Totschlag bei den Herstellern des weißen Pulvers verantwortlich sind.
Deodato macht keinen Hehl aus seiner Inszenierung. Knallharte, manchmal schon an der Grenze des Erträglichen gefilmte Actionszenen von Enthauptungen, Schießereien und der meiner Meinung nach unnötigen Stilisierung der Eingeborenen als blutgierige Massakrierer.
Was den Film aber so interessant macht ist die Dokumentation des Reporterduos, die markante Ereignisse auf ihrem Weg, der sie immer tiefer in den Dschungel und somit immer näher an Col. Horne heranbringt, mit ihrer Kamera festhalten und sogar via Satellitenverbindung in die Staaten übertragen. Die Figur des Col. Horne ist, beabsichtig oder nicht, wie ein Zwillingsbruder des Col. Kurtz aus APOCALYPSE NOW gezeichnet. Auch dieser hat sich von der moderen Zivilisation losgesagt und unterhält eine eigene Armee. Nur plant Horne gezielt die westliche Welt mit seinem Kokain immer mehr ins Chaos zu stürzen. Und dabei ist er genauso wie Kurtz bereit sich selbst für die Sache zu opfern.
Der Film ist voll von einigen mehr oder weniger bekannten Gesichtern. Gabriele Tini, John Steiner, Karen Black, Michael Berryman. Die Gesichter haben sich mir im Laufe der Zeit in vielen amerikanischen oder italienischen Filmen eingerpägt. Das verleiht dem Film eine doch etwas höhere Aufmerksamkeit meinerseits. Allerdings gibt es in ein oder zwei Szenen zum Ende hin doch einige grobe Schnitzer, wenn eine Nebenfigur einfach so dem Filmtod anheim fällt. Inwieweit hier immer noch Szenen fehlen (die vorliegende Fassung ist teilweise in italienischen Sprache) ist mir nicht bekannt. Die etwas geringe Laufzeit von nur neunzig Minuten ist auf jeden Fall zu gering. Ein stabiles Gerüst, welches nicht ganz bebaut worden ist. Aber hier und da kann man dem Film eine spannende Actionunterhaltung nicht absprechen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#352
Geschrieben 30. März 2004, 12:42
Regie: George A. Romero
Ich weiß jetzt nicht ob ich es mit Bezug auf THE CRAZIES, MONKEY SHINES oder KNIGHTRIDERS schon einmal geschrieben habe, aber gerade die anderen Filme, die Romero neben seiner LIVING-DEAD-Trilogie abgedreht hat, sind nicht weniger interessant und spannend anzuschauen als seine Klassiker. Bei mir ist die Aufmerksamkeit gerade bei den weniger bekannten Arbeiten um ein Vielfaches höher, was jetzt nicht heißen soll das ich wie ein tumbes Stück Brot bei NIGHT, DAWN und DAY vor dem Bildschirm gesessen habe.
Dieser Film beginnt wie ein Slasher-Film um dann zu einer faszinierenden Psychostudie eines Teenagers (John Amplas) zu werden, der nicht weiß wo sein Platz in dieser Welt ist. Geht man davon noch aus, daß es ein Slasher ist, wird man von der Tatsache überrascht, daß er seinen bevorzugt weiblichen Opfern, die Pulsadern aufschneidet und ihr Blut trinkt.
Er soll von nun an bei seinem Onkel Cuda (Lincoln Maazel), der ihn für einen Vampir hält, in Pittsburgh unter ständiger Kontrolle leben. Er verbietet Martin zum einen mit seiner Enkelin (Christine Forrest) zu reden und ihn zu vernichten falls er sich ein Opfer in der Stadt sucht. Der alte Herr ist in dieser Hinsicht, trotz seiner Drohung Martin umzubringen, recht schlampig. Was Martin tut ist für ihn selbst kein Vampirismus, sondern ein Krankheit. Zumindest behauptet er das. Er behauptet aber auch schon 84 Jahre alt zu sein. Will er nur Aufmerksamkeit erregen? Auch seine Hinweise auf den Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, daß er nämlich nicht in der Lage ist sexuellen Kontakt mit ihnen einzugehen, sorgt für mehr Verwirrung.
Irgendwie scheinen alle in diesem Film verwirrt zu sein. Cuda in seinem Glauben es mit einem Vampir zu tun zu haben, obwohl Martin ihn vergeblich versucht vom Gegenteil zu überzeugen. Dann Martin, der versucht sich telefonisch einem Radiomoderator in dessen Show anzuvertrauen. Und auch Christine ist über die Eskapaden ihres Verlobten Arthur (Tom Savini) sehr verärgert.
Ein wie ich finde interessanter Beitrag zu dem doch recht ausgelutschtem Vampirfilm-Genre, daß gekonnt mit seinen Gesetzen spielt und diese filmisch auf den Kopf stellt.
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#353
Geschrieben 31. März 2004, 09:07
Regie: Martin Campbell
Die Sowjetunion ist zusammengebrochen und der Kalte Krieg ist schon lange vorbei. Nach LICENCE TO KILL (1989) hatte es der Geheimagent im Dienste Ihrer Majestät sehr schwer neue Feindbilder zu finden. Die Zeit zwischen LICENCE TO KILLund GOLDENEYE war bisher die längste Durststrecke zwischen zwei Filmabenteuern. Mit Timothy Dalton wurde das Publikum wohl nicht so ganz warm, aber ich konnte dem Herrn durchaus einiges abgewinnen. Die Romantik von THE LIVING DAYLIGHTS (1987) war einer zynischen Härte in LICENCE TO KILLgewichen. Doch was nun...?
Für den ersten Bond der 1990er Jahre machte man sich wieder auf die Suche. Und man fand in Pierce Brosnan einen geeigneten Darsteller, der schon nach Roger Moore, den Dienst hätte übernehmen sollen, aber in einem Vertrag in der Kriminalserie REMINGTON STEELE (1982 - 1987) festhing. Er musste für seinen ersten Auftrag zehn Jahre warten, aber die haben sich ausgezahlt.
Wie schon im Vorgängerfilm besticht GOLDENEYE mit einer erwachsenen Story, die zum ersten Mal direkt auf den chauvinistischen Charakter Bonds abzielt. Nun, wenigstens in einigen Szenen. In der dem Vorspann obligatorisch vorgeschalteten Einleitung, wird die Saat für die spätere Filmhandlung gesät, die dann voll aufgeht.
Ein Glücksfall ist die Verpflichtung von Regisseur Martin Campbell, der dem Film eine sehr durchstilisierte Note verpasst. Das liegt vor allem an Bildregisseur Phil Meheux mit dem Campbell später auch noch in THE MASK OF ZORRO (1998) und VERTICAL LIMIT (2000) zusammenarbeiten sollte. Und anscheind ist auch Austatter Peter Lamont, der nach MOONRAKER (1979) den Job von Ken Adam übernommen hat, wieder in Hochform. Die wirklich beeindruckenden Sets, die von einem Kloraum in einer sowjetischen Chemiewaffenfabrik, bis zu einem Bücherarchiv und einem Statuenfriedhof reichen, sind eine wahre Augenweide und sehr geschmackvoll und zum düsteren Unterton ausgeleuchtet.
Jeder Bondfilm lebt ganz besonders von seinen Nebendarstellern, von denen nur noch Desmond Llewelyn als "Q" aus der alten Besetzung übrig geblieben ist. Es gibt eine neue M (Dame Judi Dench), eine neue Moneypenny (Samantha Bond) und noch diverse andere Sidekicks, die in späteren Filmen auftreten. Erfreut ist man über den Seitenwechsel von Joe Don Baker als CIA-Mann Jack Wade, der in THE LIVING DAYLIGHTS noch den Gegenspieler von Timothy Dalton gegeben hat. Und es ist noch Robbie Coltrane als Ex-KGB-jetzt-Waffenschieber-Mann Valentin Zukovsky zu nennen. Die beiden spielen ihre Rollen mit sichtlicher Freude und machen Bond ein ums andere Mal zur Witzfigur.
Die Bösewichter können leider nicht alle überzeugen. Da wäre zum einen Sean Bean als Trevelyan/Janus, der einer ganz eigenen Rache nachgeht, die bis in sein Kindesalter zurückreicht. Eine Auseinandersetzung mit diesem "dunklen Kapitel der britischen Geschichte" wird später nur Mann gegen Mann ausgetragen. Bond scheint bei Konfrontationen mit Worten immer zum Eisblock zu werden an dem alles abprallt. Dann hätte wir noch Xenia Onatopp (Famke Janssen). Die fand ich in ihren Manierismen richtig abgefahren, aber bei genauerer Betrachtung gibt es nur diesen besonderen sexuellen Kick, der sie antreibt. Ein bißchen eindimensional. Da gefiel mir die von Grace Jones porträtierte Mayday in A VIEW TO A KILL (1985) als Bondgirl am besten.
Gottfried John reiht sich neben Gert Fröbe und Curd Jürgens als dritter von einem Deutschen dargestellter Bösewicht mit einer körperlich sehr ausgefeilten Darstellung eindrucksvoll ein. Da verblassen Witzfiguren wie der nervende Boris Grishenko (Alan Cumming) und der farblose Mishkin (Tcheky Karyo) leider völlig.
Den schönsten Pluspunkt bekommt von mir Izabella Scorupco als Computerprogrammiererin Natalya Simonova. Sie ist für mich neben Taliso Soto, Diana Rigg, Luciana Paluzzi und Barbara Bach das schönste Bond-Girl. Eine Schande, das sie später nicht die Chance für bessere Rollen bekommen hat. Sie war immerhin für den Part von Catherine Zeta-Jones in THE MASK OF ZORRO in der engeren Wahl.
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#354
Geschrieben 31. März 2004, 21:23
Regie: Billy Wilder
Mit Billy Wilders THE FORTUNE COOKIE hatte ich vor einigen Wochen meine lieben Probleme. Es ist gut möglich das ich nicht in der richtigen Stimmung dafür war, aber heute erging es mir in allen Belangen gut, was mich wieder mal veranlasste in grenzenlos Melancholie und bitterer Fröhlichkeit zu schwelgen. Denn hier tritt das gleiche Taumpaar wie auch später in IRMA LA DOUCE auf. Die Rolle des C. C. Baxter, der sein Apartment verschiedenen Abteilungsleitern seiner großen Firma überlässt damit diese mit ihren Geliebten schlafen können, ist mir immer noch um einiges lieber als seine Rolle des Harry Hinkel in dem oben genannten THE FORTUNE COOKIE. Er lässt sich hier zwar auch ständig auf der Nase herum tanzen, aber die fast vollständige Reduzierung der Filmhandlung auf das Apartment ist doch um einiges einfacher für mich aufzunehmen, als die episodenhaften Sprünge des anderen Films. Ist zwar nicht ganz fair die beiden Filme miteinander zu vergleichen, aber THE APARTMENT verfügt im Gegensatz zu THE FORTUNE COOKIEüber die bezaubernde Shirley MacLaine, als Fahrstuhlfrau Fran Kubelik, die es mit Sheldrake (Fred MacMurray), dem Chef von C. C. Baxter, in dessen Wohnung treibt und ständig hofft, daß dieser einmal seine Frau für sie verlässt. Auch ist der Humor noch nicht ganz so bösartig ätzend und allgemein gesellschaftskritisch. Er ist mehr situations- und charakterbezogen und damit konnte ich schon immer etwas mehr anfangen.
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#355
Geschrieben 31. März 2004, 21:24
Regie: Bill Condon
Diesen Film habe ich anfangs nur als ein weiteres Porträt über eine berühmte, aber längst vergessene Filmberühmtheit gehalten, aber mit jeden weiteren Ansehen wächst der Film und seine enthaltende Geschichte zu etwas viel Größerem, das noch einen langen Effekt auf mich hat.
Der zurückgezogen lebende Regisseur James Whale (Ian McKellen) hat schon vor langer Zeit dem Filmgeschäft den Rücken gekehrt und führte in seinem Haus einen hedonistischen Lebensstil. Doch mittlerweile ist er von einem Schlaganfall schwer gezeichnet und blickt verbittert auf sein Leben und seine Arbeit als Regisseur zurück. Die eigenartige Freundschaft, die er mit seinem neuen Gärtner Clayton Boone (Brendan Fraser) aufbaut, sorgt für einen letzten Kraftschub, der sich sowohl kreativ als auch psychisch auf ihn auswirkt. In den langen Gesprächen zwischen den beiden Männern kommen Erinnerungsfetzen herauf wie sein trostloses Leben in ärmlichen Verhältnissen als Kind in seiner Heimat Nordengland, die Schützengräben im 1. Weltkrieg, die Fixierung der Öffentlichkeit auf seinen Status als Horrorfilmregisseur, der itrigante Umgang mit Homosexualität in Hollywood. Ziemlich beunruhigend sind die Treffen der beiden Männer auch für Clayton, der sich nicht sicher ist was er von dem alten homosexuellen Mann halten soll. Ist Whale von ihm erregt, während er für ihn Modell sitzt? Er ist auf jeden Fall genauso wie Whale einer einsamer Mann, der in Wirklichkeit niemanden hat und Gefahr droht von dieser Einsamkeit eines Tages erdrückt zu werden.
Ein mit viel hintergründigem Witz und einer anrührenden Traurigkeit ausgestatteter Film, der sich fast ausschließlich auf den Charakter des Menschen James Whale verlässt, aber seine beiden Nebenfiguren Clayton Boone und die Whales Haushälterin Hanna (Lynn Redgrave) nicht vernachlässigt. Früher konnte ich mit dem epilogartigen Ende nichts anfangen, aber nun kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dem vorher barschen Charakter des Clayton einen neuen, sehr wichtigen Wesenszug hinzu zu fügen. Ansonsten würde seine mühsam aufgebaut Figur, die keiner wahren Person entspricht, die Whale gegen Ende seines Lebens kennengelernt hat, völlig umsonst präsent sein. Whale sagt über BRIDE OF FRANKENSTEIN im Film, daß er sich einen Film über den Tod zwangsläufig mit Humor interessant machen musste. Davon hat GODS AND MONSTERS reichlich. Doch nach dem Tod, wartet ein neues Leben. Und hoffentlich ein Glücklicheres.
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#356
Geschrieben 01. April 2004, 14:44
Regie: Joe D'Amato
Das manche dieser Genrefilme immer so abrupt enden müssen ist manchmal richtig schade. Wie gerne hätte ich noch etwas mehr Zeit auf dieser idyllischen Insel der griechischen Ägäis verbracht, die von einem menschenfressenden Wahnsinnigen beherrscht wird.
davros hatte mich schon vorgewarnt, aber anscheinend wurde wohl auch er eines besseren belehrt. Das ist jetzt schon der zweite Film von D'Amato, nach dem zugegeben trashig und unfreiwillig komischen EMANUELLE IN AMERICA, der mich überzeugen kann. An diesem hier ist zwar nichts richtig trashig, denn D'Amaton profitiert hier von dem geringen Budget und kann mit seiner doch recht inspirierenden Fotografie der Insel und des Dorfes eine sehr heimelige Stimmung bei mir aufbauen. Dazu spielt in den ersten dreißig Minuten eine sehr leichte Synthesizermusik, welche die Unbeschwertheit der jungen Leute treffend charakterisiert. Aber als dann das erste Mal die Insel in Sicht kommt ist es mit der lockeren Atmosphäre vorbei. Manchmal bin ich mir von nun an nicht sicher ob er der stetig heulende Wind ein Teil der Musik oder durch nur Umgebungsgeräusch ist. Auf jeden Fall schafft es D'Amato damit bei mir ein ziemliches Unbehagen auszulösen.
Der eigentliche Grund für den Besuch der Insel trimmt mit der zweiten Hälfte völlig in der Hintergrund und wird überhaupt nicht mehr aufgegriffen. Es geht fortan nur noch darum, die Schrecken zu erkennen und diese zu überleben.
Ich würde ja gerne einmal wissen was die Tisa Farrow über ihre Mitwirkung in diesem Film und in Lucio Fulci's ZOMBI 2 heute so denkt. Ob sie sich ihrer Haut schämt oder ob sie es nur wegen der Kohle gemacht hat. Nicht daß sie sonderlich viel von ihrem Namen profitiert haben mag, aber jemand, der immerhin eine kleine Nebenrolle in Woody Allen's MANHATTAN hatte und eine so berühmte Schwester hat, muß sich doch irgendetwas dabei gedacht haben.
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#357
Geschrieben 01. April 2004, 22:16
Regie: Alejandro Amenábar
Lange ist es her, genau genommen 2 1/2 Jahre, seitdem ich diesen Film gesehen habe. Und zwar im Kino und ich weiß nur, daß er unglaublich packend war. Seit ca. einem Jahr habe ich nun schon die amerikanische DVD in der Vitrine stehen gehabt und immer nach dem richtigen Augenblick, nach der richtigen Stimmung gesucht, um den Film wieder zu sehen. Und heute ohne einen besonderen Grund habe ich dieses Vorhaben verwirklicht. Den grundlegenden Plot und die Auflösung hatte ich natürlich noch in Erinnerung. Auch waren mir noch zwei oder drei besonderen Szenen in Erinnerung geblieben, aber der Rest war völlig verflogen. Eine wie ich finde ideale Vorraussetzung um den Film wieder geniessen zu können.
Ich hatte nur noch vage in Erinnerung wie gut der Film realisiert worden ist und konnte heute Abend in höchstem Maße in dieses Haus auf der Kanalinsel Jersey eintauchen. Ein hervorragende Arbeit, welche die Macher da auf die Beine gestellt haben. Ohne die unheimliche Freude an diesem Film zu verderben möchte ich nur auf die von mir heute ganz besonders wahrgenommenen Szenen hinweisen, die bei mir den stärksten Eindruck hinterlassen haben. Da wäre zum einen das Fotoalbum mit den Abbildungen der scheinbar schlafenden Personen, Grace' (Nicole Kidman) Spaziergang im Nebel, der plötzlich undurchdringlich wird, der wahnwitzige Schockmoment als eine Tür, die Grace überprüft, krachend vor ihrem Gesicht zuschlägt. Etwas aufgesetzt fand ich die von Grace selbst erklärte Karthasis gegenüber ihren beiden Kindern. Aber zum Glück hält Amenabar noch ein hervorragendes Bild parat, was die Mutter und ihre beiden Kinder eingeschlossen in dem großen Haus zeigt. Ein wahrhaftig packender Film, der fast perfekt auf der Klaviatur des Schreckens spielt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#358
Geschrieben 02. April 2004, 17:05
Regie: John Frankenheimer
FRENCH CONNECTION ist meiner Meinung nach ein Film dem man sehr schlecht eine Fortsetzung folgen lassen konnte, aber das vorliegende Ergebnis kann sich doch sehr sehen lassen. Und mit John Frankenheimer hatte man einen Regisseur gefunden, der für diese Art von Filmen geradezu prädestiniert schien. Und das er ein Kenner der französischen Szene ist (er hat schon damals einige Jahre in Frankreich gelebt), kommt dem Film ebenfalls zugute.
Popeye Doyle (Gene Hackman) kommt aus seinem Wohnzimmer New York nach Marseille um den ihm seinerzeit entflohenen Drogenboss Charnier (Fernado Rey) dingfest zu machen. Das ist leichter gesagt als getan, denn weder spricht er die Sprache, noch kennt er sich mit den kulturellen Gepflogenheit und der Lokalität aus. Obendrein ist es ihm auch nicht so ohne weiteres möglich seine gängigen Arbeitsmethoden hier anzuwenden. In Europa ticken die Uhren in dieser Hinsicht nun einmal anders. Aber gewisse Gewohnheiten kann er auch hier nicht so einfach abstellen. Da wird mit einem Barmann fröhlich Whisky getrunken und ein französisches Strandhäschen aufgegabelt. Vor allem diese Szene am Strand ist hervorragend gemacht. Wenn Doyle doch nur wüsste, wie nah er seiner Beute hier ist, die ihren Verfolger das erste Mal bemerkt. Mir scheint so als ob Charnier überhaupt nicht damit gerechnet hat, daß ihn hier jemand bei seinen Geschäften stören könnte.
Die lang ausgespielte Sequenz der Umpolung Doyles in ein gefügiges Häufchen Fleisch, aus dem man sämltliche Informationen herauspressen kann ist von einer geradezu bedrückenden Intensität. Die anschließende Entgiftung der dreiwöchigen Herointortur steht dem in überhaupt nichts nach.
Aber nach dem sich Charnier einmal aus seinem Bau gewagt hat, lässt Doyle fortan nicht mehr los. Nur noch Rache für diese Folter. Das Blut schießt ihm in den Kopf, die Lungenflügel schmerzen, das Gesicht ist ein roter Feuerball, der Atem kommt stossweise. Im Gegensatz zum ersten Film lässt der finale Schuß keine Ungewissheit, kein Rätsel mehr aufkommen. Danach kann aber nun wirklich nichts mehr kommen. Mission erfüllt!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#359
Geschrieben 03. April 2004, 11:47
Regie: Jess Franco
Na, was habe ich denn da gerade für ein filmisches Gedicht gesehen? Franco schwelgt zusammen mit der Kamera und der säuselnden Musik von Bruno Nicolai in wundervollem Winterambiente des Berlins Anfang der 1970er. Wir beobachten die junge Eugenie (Soledad Miranda), ein junges Mädchen, das durch die umfangreiche Bibliothek ihres Stiefvaters dazu ermuntert wird in den Klassikern der erotischen Literatur zu schwelgen. Ganz besonders legt ihr Stiefvater (Paul Müller) das Buch "Eugénie de Franval" zu Herzen. Und wie ich später herausfinde aus einem ganz besonderen Grund.
Die aufgeladene erotische Atmosphäre entlädt sich in lüsternden Morden, welche die beiden an ahnungslosen Frauen begehen. Da wächst die Verbundenheit von Stiefvater und Tochter in eine metaphysische Ebene.
Doch als sich Eugenie in das nächste Opfer, ein jungen Musiker verliebt, ist sie nicht mehr gewillt den Befehlen ihres Vaters zu gehorchen.
Mit diesem Film bin ich fast ganz und gar einverstanden. Nur in einer Hinsicht schwächelt die Umsetzung etwas. Den Charakter des Inspektors Attila Tanner (Jess Franco) hätte man etwas weiter ausbauen sollen. Es ist zwar bekannt, daß er den beiden auf den Fersen ist, aber hätte ich mir doch ein etwas tiefergehende Beziehung dieses Dreiecks gewünscht. Das der Film in dieser Rückblende erzählt wird, gibt dem Ende eine bei mir nicht zu erwartende traurige Note. Obwohl sie diese Verbrechen begannen hat und sich aus den Klauen ihres Vaters befreien wollte, möchte ich doch nicht das Eugenie diese Welt verlässt. Mein zweiter Film mit Soldad Miranda unter der Regie von Jess Franco. Einer fehlt noch.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#360
Geschrieben 04. April 2004, 00:53
Regie: Robert Wise
Ich weiß überhaupt nicht wo ich mit meiner niederschmetternden Ansich über den Film anfangen soll, so sehr hat er mich heute enttäuscht. Die Hauptschuld muß ich wohl Alejandro Amenábar's THE OTHERS zuschieben, den ich vor einer Woche gesehen habe und der mich mit einer ähnlich gerarteten Geschichte sehr viel stärker fesseln konnte.
Vor einigen Jahren als ich diesen Film hier das erste Mal im Fernsehen sah, war meine Meinung noch eine ganz andere. Der Film versteht es in seinen ersten Minuten mit der Geschichte über das Hill House eine entsprechend unwohle Beklemmung bei mir auszulösen, aber mit der Vorstellung von Eleanor Lance (Julie Harris), Theodora (Claire Bloom), Dr. Markway (Richard Johnson) und Luke Sandersen (Russ Tamblyn) verliert sich die Inszenierung von Robert Wise und vor allen Dingen das Drehbuch in unendlich lange pseudowissenschaftliche Labereien, die mir ganz schön den Nerv getötet haben. Diese Szenen werden derartig in den Vordergrund gestellt, daß es Wise bald kaum noch gelingt von der hervorragenden Umgebung, in welcher die Geschichte spielt, einen Nutzen zu ziehen. Das mag beabsichtig sein um den Figuren und den Zuschauern ein gewisses Maß an Sicherheit zu geben, aber mir hat das ganz und gar nicht zugesagt. Die Kamera verhält sich statisch mit einigen wenigen schiefen Einstellungen. Neben dem Drehbuch gebe ich vor allem der Kameraarbeit eine Hauptschuld an dem heutigen Scheitern des Films bei mir. Fast alle Szenen innerhalb der prächtig ausgestatteten Räume von Hill House sind mit einer penetrant grellen Lichtsetzung ausgestattet, die bei mir den Eindruck erweckt, ob man dem Zuschauer zeigen wollte, wieviel Arbeit man in Sets und Requisiten gesteckt hat. Erst als das Übernatürliche immer mehr die bestimmende Kraft der Geschichte wird, gönnt man dem Zuschauer auch einige düstere Aufnahmen. Doch da hat der Film schon einen großen Teil seiner beabsichtigten Wirkung bei mir verloren.
Zu der stets hoch gelobten Musik von Humphrey Searle möchte ich am liebsten gar kein Wort verlieren. Die erklingt nämlich so selten, daß ich mich frage was so hervorragend an ihr sein soll. Denn einige wirkich gute Momente wirken durch das sträfliche Nichtvorhandensein der Musik einfach nur flach.
Vielleicht bin ich übermäßig unfair, da man vor vierzig Jahren nicht die technischen Möglichkeiten zur Verfügung hatte wie heutzutage. Das mag sicherlich einer der Gründe sein, warum ich THE OTHERS diesem Film den Vorzug geben würde. Es wäre bestimmt besser gewesen, wenn ich nicht noch unter dem immensen Eindruck von THE OTHERS gestanden hätte. Denn dann wäre eine fairere Kritik durchaus im Bereich des Möglichen gewesen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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