"Now it's dark!"
#511
Geschrieben 31. August 2004, 20:28
Regie: Takashi Miike
Es kommt recht selten vor, daß ein durch und durch hervorragend durchstilisierter Film bei mir am Ende ein Gefühl der Angeödheit auslöst. Der Film läuft schon in den ersten dreißig Minuten Gefahr, von mir vorzeitig abgestellt zu werden. Zu hibbelig, zu nervös schneidet Miike zwischen einzelnen Handlungssträngen umher, die entweder im Sande verlaufen oder überhaupt keinen Sinn ergeben zu scheinen. Dabei ist die Ausgangssituation des Films gar nicht einmal so uninteressant...um nicht zu sagen spektakulär.
Der junge Ichi (Nao Omori) metzelt in Superheldenmanier zu Frauen gewaltätige Männer ab. Ein nicht unbeträchtliches Maß an Ambivalenz gewinnen diese Racheakte allerdings aus Ichi Konditionierung. Als Schüler war er Zeuge einer Vergewaltigung von Klassenkameraden an einem Mädchen, die ihn gleichzeitig abstieß, aber auch sexuell erregte. Von einem geheimnisvollen Hintermann wird er nun darauf angesetzt, eine Bande Yakuza um den sadistischen Blondschopf Kakihara (Tadanobu Asano) auszulöschen, der nach mehr Macht in seinem Stadtbezirk strebt.
Das es sich bei meiner DVD-Fassung, um eine die Gewaltspitzen befreite Auflage handelt, bin ich mir durchaus bewußt, aber auch sie enthält die immensen Storylöcher, die mir eine positive Meinung über den Film unmöglich machen lassen. Von der durchaus interessanten Figur des Ichi einmal abgesehen tut der Film kaum etwas um mich zu fesseln. Von den zugegeben hervorragenden Kameraarbeit einmal abgesehen. Was hat es mit dem Mann auf sich, der Ichi unter seiner Kontrolle hat? Was ist sein Ziel?
Von diesen Fragen einmal abgesehen türmt sich der Film zum Finale hin zu einem noch aberwitzigeren und unglaubwürdigeren Gemetzel auf. Angeblich ist sein älterer, verschollener Bruder Mitglied bei der Bande. Aha!?!
Ein weiterer Dorn in meinem Auge sind die absolut häßlichen Spezialeffekte, die sich mir allenthalben präsentieren. Das sie übertrieben comichaft sind ist nicht so sehr mein Problem, sondern mehr ihre technische Unzulänglichkeit. Wenn ich nur an den aufgepumpten Burschen am Ende mit dem aufgesetzten Kopf erinnere, kann ich Vergleiche mit dem mutierten Gefängnisdirektor in STORY OF RICKY nicht leugnen.
All diese negativen Aspekte und der weinende Ichi, der am Ende den kleinen Jungen um Vergebung bittet (nee, was mußte ich da lachen), trüben das Interesse in den charakterstarken Szenen ungemein. Warum redet die Edelprostiuierte Karen eigentlich immer zweisprachig?
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#512
Geschrieben 01. September 2004, 22:03
Regie: John Cornell
Wir erinnern uns: Mick Dundee (Paul Hogan) kommt in den Big Apple und mischt gehörig das Nachtleben und die High Society mit seiner unbekümmert poltrigen, aber sympathischen Einstellung zum Leben auf. Ganz nebenbei gewinnt er auch noch das Herz der Reporterin Sue Charlton (Linda Kozlowski). Jetzt bekommen es die beiden allerdings mit einem skrupellosen Drogenring zu tun. Sue wird entführt weil sie angeblich im Besitz von belastenden Fotos ist, die ihr Ex-Mann vom Chef des Drogenkartells geschossen hat. Mit vereinten Kräften einer Kneipengesellschaft haut Mick seine Liebste wieder heraus und flüchtet mit ihr wieder zurück in den australischen Busch. Da sieht er seine Gegner wenigstens kommen.
Alleine der Plot der Geschichte macht schon deutlich, daß alle locker flockigen Situationen von einer ziemlichen Ernsthaftigkeit der überlagert werden, die den Film eigentlich nur schaden. Lebte der erste Film vom Aufeinandertreffen von zwei Kulturen, so überwiegt hier eine, zwar merklich zurückgenommene, aber immer noch deutlich ernste Auseinandersetzung, die zum Ende hin in Leben und Tod gipfelt.
In gewisser Hinsicht hat die von Paul Hogan erfundene Figur des Mick Dundee hier schon Züge einer überlebensgroßen Heldenfigur, die über alles und jeden steht. Man beachte da nur einmal das Filmposter mit dem riesenhaften Hogan, der mit seinem gigantischen Buschmesser wie ein Koloss über der Skyline von New York steht, in seinen Armen die Liebste.
Wirklichen Charme versprüht der Film in der ersten Hälfte nur noch selten. Einerseits kennt sich Mick in der Großstadt nun schon ein bißchen aus, findet aber immer noch genug Situationen in denen er ziemlich aufgeschmissen ist. Witzig wie er den Selbstmörder daran hindert, sich in den Tod zu stürzen oder wie er der Schlange des Beschwörers im Vorbeigehen das Genick bricht.
Großartige Spannung kommt in der zweiten Hälfte eigentlich nur selten auf. Da ist die zurückhaltenden Inszenierung einfach nicht schmissig genug. Mit John Meillon als Walley und einigen anderen alten Bekannten kommt wenigstens noch einmal die alte Besetzung für eine kurze Szene zusammen.
Als Auffrischung für zwischendurch, so alle paar Jahre einmal, ist der Film ganz gut geeignet.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#513
Geschrieben 02. September 2004, 20:52
Regie: Ethan Wiley
Ein anderes Haus, eine andere Geschichte. Mit dem ersten HOUSE von Steve Miner hat dieser wieder von Sean S. Cunnigham produzierte Film nur noch den Namen gemein. Ich habe mir den Streifen vor gut einem Jahr eigentlich nur zugelegt, weil er als Double-Feature zusammen mit dem ersten Film erhältlich war. Doch es gab auch noch einen anderen Grund. Vor gut vierzehn oder fünfzehn Jahren hatte ich den Film das erste Mal auf VHS gesehen und er ging mir nicht mehr aus den Kopf. Mein Großvater mütterlicherseits war gerade gestorben und dieser Film handelte von davon, wie ein junger Mann seinen Urgroßvater von den Toten auferweckt. Wie also wirkt der Film heute auf mich.
Jessie McLaughlin erbt von seinen früh verstorbenen Eltern ein großes Haus, in das er zu Beginn des Films mit seiner Verlobten einzieht. Schwuppdiwupp gesellen sich in der ersten Nacht alleine zwei unfreiwillige Besucher, nämlich Charlie und Lana, zu den beiden. Nichts also mit "trautes Heim, Glück allein". Bald machen sich Jessie und Charlie auf den örtlichen Friedhof zu besuchen, auf dem Jessies Urgroßvater begraben liegt. Sie vermuten, daß man ihn zusammen mit einem geheimnisvollen Kristallschädel beerdigt hat, den er einst in Südamerika gefunden hatte. Der Urgroßvater gibt sich quicklebendig, der Schädel ist auch da. Doch auch andere wollen sich den Schädel unter den Nagel reißen. Barbaren, Atztekenkrieger und ein stinkwütender Cowboy, der noch eine Rechnung mit dem Urgroßvater offen hat, geben sich ein Stelldichein in dem Haus, daß mehrere Tore zu Paralleluniversen besitzt.
Wie so üblich kann man die Logik in einem Fantasyfilm über Bord werfen, aber selten wird man mit derart dilletantischen Storywendungen ein ums andere Mal verarscht. Was will der Film bloß sein? Die Aufarbeitung eines Kindheitstraumas? Jessies Eltern wurden zufällig vom selben Cowboy umgebracht, der nun wieder sein Unwesen treibt. Schön, aber diesen Prolog hätte man sich auch sparen können. Und mit solch haarsträubenden Sachen geht es immer weiter. Einmal geht es in einen prähistorischen Urwald, dann in einen Atztekentempel und in den Wilden Westen. Zuviel schlägt auf mich ein ohne das es auch noch einen Sinn ergeben könnte.
Naiv charmant will sich das ganze geben, aber ärgert am Ende nur mit einer scheinheiligen Moral. Da kann selbst ein Publikumsbonus wie das diese putzig grüne Tierchen halb Hund, halb Tausendfüßer nichts mehr reißen. Und dann wird der Film auch noch von zwei derart unsympathischen, untalentieren und hölzern agierenden Darstellern getragen, daß man sich schon in Gewaltphantasien gegenüber diesen ertappt. Mit Schrecken musste ich dabei feststellen, daß Arye Gross vor zwei Jahren in MINORITY REPORT auftrat. Er spielt den verkappten Mörder Howard Marks, den John Anderton zu Beginn festnimmt. Jonathan Stark sah man außerdem in FRIGHT NIGHT als Gehilfen des Obervampirs Jerry Dandrigde.
Und was bleibt von der Geschichte mit dem Großpapa? Fast überhaupt nichts. Da hat man die Chance in hübsche Geschichte zu erzählen, aber man verzettelt sich in lächerlichsten Nebensächlichkeiten. Weder ist der Film unfreiwillig komisch, noch offensichtlich komisch. Wie es anders geht, hat Don Coscarelli in dem zum selben Genre gehörenden BUBBA HO-TEP erst vor kurzem gezeigt. Nur einige Setaufnahmen und einige Trickeffekte von vorsintflutlichen Getier kann mich etwas begeistern.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#514
Geschrieben 05. September 2004, 09:48
Regie: Werner Herzog
Ich wußte fast überhaupt nicht mehr, was mich erwartet als ich mir heute zum glaube ich dritten oder vierten Mal Werner Herzogs und Klaus Kinskis erste Zusammenarbeit angesehen habe. Und es gibt eigentlich auch nicht viel darüber von meiner Seite aus zu schreiben. Mir fiel vorher überhaupt nicht auf, mit welch entwaffend offener Sachlichkeit und Nüchternheit Werner Herzog dieses vermeintliche Streben der spanischen Eroberer um Lope de Aguirre nach etwas Größerem scheitern lässt. Dabei bereitet er schon mit seinen kurzen Textinformationen vor dem ersten Bild schon eine Ausgangssituation wie sie interessanter gar nicht sein könnte. Nach dem das Reich der Inkas schon beinahe untergegangen ist, verbreiten die die Eingeborenen die Legende über das sagenhafte Land Eldorado. Sie hoffen mit dieser letzten Verzweifelungstat, die spanischen Eroberer ins Verhängnis führen zu können.
Mit gerade 94 Minuten Spielzeit überzeugt der Film mit einer überlebensgroß aufgetürmten Atmosphäre, die sich in beeindruckenden Naturaufnahmen niederschlägt. Gegen die Natur, gegen die einheimischen Indianer und gegen die eigenen Fehleinschätzungen, die später in den Wahnsinn führen werden, haben die Eroberer nicht das Geringste entgegen zu setzen.
Mit der gleichen Einstellung scheint auch Werner Herzog an den Film gegangen zu sein. Aber im Gegensatz zu seinen jederzeit fesselnden Figuren, getragen von hervorragenden Schauspielern, versteht er es niemals das Ziel seines Films aus den Augen zu verlieren. Und bei aller Ernsthaftigkeit, die der Film auf den ersten Blick vermittelt, bin ich Werner Herzog für eine der lustigsten Szenen, die ich jemals bestaunen durfte dankbar.
"Lange Pfeile scheinen in Mode zu kommen."
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#515
Geschrieben 05. September 2004, 21:29
Regie Peter Hunt
"This never happened to the other fella."
Das ist vielleicht auch gut so, denn irgendwie hat OHMSS (die inoffizielle Abkürzung) einen ganz besonderen Platz bei mir. Zumindest was die Bond-Filme angeht. Connery hatte nach YOU ONLY LIVE TWICE das Handtuch geworfen und sein Nachfolger wurde George Lazenby. Der macht seine Sache erstaunlich gut, auch wenn er nicht soviel Erfahrung als Schauspieler besitzen mag. Man vergisst, daß Connery wohl auch nicht über sonderlich viel Erfahrung verfügte und ein Großteil seiner Popularität auf seinen Regisseur Terence Young zurückzuführen ist.
Dieses Mal sitzt Peter Hunt auf dem Regiestuhl, der in den vorherigen fünf Filmen für einen innovativen Schnitt verantwortlich zeigte. Diese übernimmt jemand, der der Reihe in den 80ern seinen Stempel aufdrücken wird: John Glen. Und wie wichtig neben dem neuen Titelhelden eine eingespielte Crew ist, lässt sich während des gesamten Films beweisen. Bis auf Ken Adam, dessen Arbeit übernimmt Syd Cain (FAHRENHEIT 451, BILLION DOLLAR BRAIN), sind nur bekannte Namen zu Lesen.
Etwas eigenartig, zumindest für Bond-Verhältnisse, ist die Story ja schon. Bond spürt mit Hilfe des korsischen Gangsterbosses Draco (Gabriele Ferzetti, C'ERA UNA VOLTA IL WEST) und dessen schöner Tochter Tracy (Diana Rigg, ) den S.P.E.C.T.R.E.-Boss Blofeld (Telly Savalas) auf, der die zivilisierte Welt mit Bakterien bedroht. Seine Bedingungen lesen sich auch ziemlich seltsam: Amnestie all seiner Verbrechen und Anerkennung eines Adelstitels.
Von der Laufzeit her der längste Bond-Film, macht sich nach dem ersten Drittel ein ziemlicher Leerlauf breit. Bond spürt Blofeld in seinem Versteck, einem Allergie-Institut auf einem Berggipfel der Schweizer Alpen auf. Hier frönt Bond erst einmal ausgiebigst seiner Promiskuität. Und hier offenbart sich etwas, das man im Nachhinein schon im gesamten Verlauf des Films erahnen kann. Bond wird beinahe zum Softie. Erst verliebt er sich in die schöne Tracy und in dem Institut wird er von den weiblichen Patientinnen verführt. Die oben zitierte Feststellung trifft hier mehr als zu.
Aufgrund des romantischen Kerns der Geschichte geben sich auch die Drehorte äußerst romantisch. Das üppige Anwesen, samt Stierkampfarena, auf dem Draco seinen Geburtstag feiert und die malerischen Eindrücke der Weihnachtszeit (ein bißchen bekommt man trotz der wilden Verfolgungsjagd davon mit). Das Produktionsdesign ist noch von besonderer Bedeutung. Immerhin ist es der letzte Bond-Film der 60er-Jahre, aber hier und da gibt es schon einige Hinweise auf die nächste Dekade zu finden.
In den Actionszenen ist dieser Bond ebenso innovativ, wie seine Vorgänger. Auch wenn nur im Finale der Holzhammer in Form von Maschinenpistolen herausgeholt wird, wird mit der Skiverfolgungsjagd (gefilmt von Willy Bogner) das erste Mal Neuland betreten. Mir ist übrigens schleierhaft, wie man auf die Idee kam mit dem Fluchtauto in ein Stockcar-Rennen auf Eis zu fahren und eine Verfolgungsjagd in einer Bobbahn zu drehen. Ob da einige spontane Entscheidungen getroffen wurden? Am besten gefällt mir immer noch der kleine Kampf in der Scheune mit den ganzen Glocken.
Heute wurde mir auch noch etwas bewusst. Der Tod von Tracy ist dramaturgisch zwingend notwendig gewesen, denn sonst wäre die Bond-Reihe nach nur sechs Filme zu Ende gewesen. Immerhin ist Bond für seine Liebe bereit den Job an den Nagel zu hängen. Zu Beginn des Films ist es umgekehrt. Da will er am liebsten seinen Dienst quittieren um seinen Erzfeind Blofeld zur Strecke zu bringen.
Sehr unterhaltsamer, manchmal etwas langgezogener Agentenfilm mit tollen Actionszenen. Wird alle zwei Jahre mal herausgekramt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#516
Geschrieben 07. September 2004, 22:05
Regie: Akira Kurosawa
Nach über zwei Jahren habe ich diesen Film mal wieder in seiner vollen Länge angesehen. Der Film eignet sich aufgrund seiner ausufernden Spielzeit von fast dreieinhalb Stunden nur auch nicht gerade dazu, so eben zwischendurch "konsumiert" zu werden. Trotzdem habe ich mich an einem ganz normalen Wochentag nach der Arbeit einfach dazu entschlossen meine Erinnerung an ihn wieder aufzufrischen.
Akira Kurosawa kommt in diesem Film manches Mal kaum auf den Punkt, so lang zerdehnt er seinen Dreiakter. In der ersten Spielhälfte stellt er die grundlegenden Plot des Films vor. Ein kleines japanisches Dorf wird, im Mittelalter unserer Zeitrechnung, von einer großen Schar Banditen mehrmals im Jahr heimgesucht und ausgeplündert. Die Schmach ist für die Bauersleut' kaum zu ertragen, doch anstatt zu sterben haben sie den kühnen Plan, mehrere Samurai anzuheuern, die für sie gegen die Banditen kämpfen sollen. Dabei haben sie diesen nichts anderes als ein bißchen Reis, das Hauptnahrungsmittel der japanischen Bevölkerung in dieser Zeit, anzubieten. Es ist teilweise ziemlich spektakulär, wie Kurosawa seinen relativ kleinen Bildausschnitt mit Leben zu füllen versteht. Während die Bauern in einer kleinen Stadt nach Samurai Ausschau halten und ihre Gesichter formatfüllend den Schirm beherrschen, huschen links und rechts die Silouhetten von Menschen vorbei.
Die Suche nach den Samurai wird vor allen Dingen von drei großen Szenen beherrscht. Kambei Shimada (Takashi Shimura), der Kopf der späteren sieben Samurai, wird mit einer recht außergewöhnlichen Szene eingeführt. Noch bevor man weiß wer er überhaupt ist, schneidet er sich seinen Zopf ab und rasiert sich den Schädel. Er tut dies um sich als Priester zu tarnen und so ein Kind aus den Händen eines Diebes zu befreien, der droht das Kind zu ermorden.
Dann die sehr treffende Einführung von Shichiroji (Daisuke Kato), der sich in einem Duell mit einem anderen Samurai misst und ihn trotz dessen Unterlegenheit vor einem Kampf mit dem Schwert warnt. Beide Sequenzen haben in ihrer Auflösung eine Gemeinsamkeit. Sie sind in ihrem Höhepunkt durch den Einsatz von Zeitlupenaufnahmen effektvoll verstärkt. Das sind interessanterweise die einzigen beiden Einstellungen, die diesen Effekt im Film besitzen.
Nachdem alle sieben Samurai gefunden sind wird in den nächsten vierzig Minuten die Peripherie des Dorfes genauestens inspiziert und Verteidigungspunkte genau festgelegt. Ein Mittel, daß in der zweiten Filmhälfte, die sich fast ausschließlich der Verteidigung des Dorfes widmet, noch von sehr großer Bedeuttung sein wird. In den drei großen Kampfsequenzen, die an verschiedenen Orten des Dorfes ausgefochten werden, versteht es Kurosawa nicht nur hervorragend an derartiges Raumgefühl zu erschaffen, daß man sich niemals verloren vorkommt. Dabei vertraut er nicht nur auf den Schnitt, sondern lässt manche Einstellungen mit von einem Hügel aus Filmen und schwenkt von dieser Position auf eine andere Situation.
Neben den oben erwähnten Samuraikriegern stehen darüberhinaus noch der rumpelstielzchenhafte Kikuchiyo (Toshiro Mifune), der jugendliche Katsuhiro (Isao Kimura) auch noch einige Bauern im Mittelpunkt des Interesses. Zum einen Manzo (Kamatari Fujiwara), der nicht will das seine Tochter Shino den Samurai als Lustobjekt in die Hände fällt und Rikichi, dessen Ehefrau sich in den Händen der Banditen befindet.
Es bleiben vor allen Dingen drei starke Szenen bei mir in bleibender Erinnerung. Das Dilemma der Bauern in der kleinen Stadt, denen während der Nacht der Reis gestohlen wurde mit denen sie die Samurai bezahlen wollten, die Erkenntnis von Kambei Shimada, das die Bauern in der Vergangenheit mehrere Samurai gelyncht haben und die beeindruckende Schlußaufnahme der Gräber der gefallenen Samurai.
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#517
Geschrieben 09. September 2004, 21:16
Regie: Tobe Hooper
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#518
Geschrieben 11. September 2004, 09:39
Regie: Spike Jonze
Irgendwie bin ich nach diesem Film immer total ausgelaugt. Einerseits weil mich meine Lachmuskeln ziemlich in Anspruch genommen haben und andererseits weil ich meine grauen Zellen in diesem Sammelsurium von Skurrillitäten gehörig anstrengen musste. Ich muß ganz unumwunden zugeben, daß ich ein ziemliches Faible für solche Sachen habe. Aber auch hier schlittert die Geschichte immer gefährlich nahe am Abgrund der Debilität. Ein sehr "besonderer" Filmspaß - so kann man das wohl am besten beschreiben - stellt sich mit dem Streifen immer wieder bei mir ein.
Dabei wird das Thema der Identitätsfindung manches Mal zugunsten reiner Effekthascherei fallengelassen. Aber solange ich mich dabei scheckig lachen kann und bei den mehr als nur gut aufgelegten Darstellern eine gehörige Portion Spielfreude und einen Sinn für den Unsinn ausmachen kann, bin ich gerne bereit mir auch das in der vollen Dosis anzutun.
Identitätsfindung auf der einen Seite, aber auch das Dilemma eines Künstlers sich gegenüber seinem Publikum auszudrücken und seiner Kunst mit Leib und Seele zu frönen ist das erste Thema, das der Film anspricht. Meisterhaft wird dieses Dilemma später in ADAPTATION auf eine noch höhere Ebene gebracht. Hier muß der Künstler den harten Weg gehen und für seine Kunst zum einen Schläge einstecken und diese zugunsten eines anderen Jobs zurückstellen. Mit der Wahl dem Film einen Fantasy-Touch zu verleihen, ist der nun folgende "Stuss" mit dem 7 1/2 Stockwerk und der geheimen Pforte in John Malkovichs Kopf natürlich eine Sache, die man sofort schlucken muß oder man ist auf verlorenem Posten.
Ich möchte mir gar nicht erst ausmalen, was sich die ganzen Darsteller, allen voran John Malkovich selber, beim dem Skript gedacht haben, aber gerade ihre Mitwirkung bei dem Streifen macht sie mir noch sympatischer.
Ein Streifen, der bei mir regelmäßig alle drei oder vier Monate in den DVD-Player wandert. Für mich ist der Film etwas, was ich als "leichte Unterhaltung" bezeichne. Und ich bin der festen Überzeugung, daß der "Dance of Despair and Disillusioment" eine Neuauflage von Spike Jonze's wilden Tanz im Fatboy-Slim-Video "Praise you" ist.
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#519
Geschrieben 12. September 2004, 21:31
Regie: Werner Herzog
Auf der griechischen Insel Kreta überwacht der deutsche Soldat Stroszek (Peter Brogle) zusammen mit seiner griechischen Frau Nora und zwei Kameraden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ein Munitionsdepot, das sich in einer alten, von den Venezianern errichteten, Festung in der bisher vom Krieg verschonten Küstenstadt Kos befindet. Da weit und breit kein Feind in Sicht ist, wird die "ehrenvolle" Aufgabe schnell von Langeweile begleitet.
Becker (Wolfgang von Ungern-Sternberg) legt sich entweder in den Schatten und schläft die ganze Zeit oder studiert sehr engagiert die altgriechischen Inschriften von antiken Gesteinsfragmenten, die hier und da aufzufinden sind oder sich mit im Gemäuer der Festung befinden. Meinard (Wolfgang Reichmann) macht sich daran, die kleine Behausung von Ungeziefer zu befreien oder führt sehr anschaulich vor, wie man ein Huhn hypnotisiert. Stroszek hingegen verfällt mehr und mehr der Apathie, die bald in Wahnsinn gipfelt.
Ich habe eigentlich erwartet, daß sich Werner Herzgos erster abendfüllender Spielfilm etwas von seinen späteren Filmen unterscheidet, aber schon hier finden sich viele Elemente wieder, die ich aus seinen anderen Filmen kenne. Lange Einstellungen, bei denen Herzog zum einen panoramaartige Landschaftsbilder einfängt in denen der Mensch kaum noch auszumachen sind und dann wiederum lang ausgespielte Charakterszenen. An der Figur des wahnsinnigen Stroszek lassen sich schon sehr genau die Charakterzüge der späteren Einzelkämpfer aus Herzogs Nachfolgefilmen herauslesen. Er wirkt wie eine Blaupause, der Herzog mit seinen späteren Filmen immer neue Facetten abgewinnen kann - sie mit noch variantenreicheren Emotionen und Eindrücken ihrer Umgebung ausstattet. Etwas eigenartig finde ich den Einsatz der nüchteren Erzählstimme, die mich an einen ähnlichen Einsatz in BARRY LYNDON erinnert. Sie begleitet entweder marginal die Handlung oder berichtet rückblickend über Ereignisse oder ersetzt den als kleine Figur in einem übergroßen Spiel des Lebens degradierten Stroszek gänzlich.
Recht kühn finde ich den Schlußgedanken, den diese Erzählstimme spinnt. Stroszek, der sich mit übergroßen Mächten wie der Sonne angelegt hat scheitert wie "alle Seinesgleichen". Ich sah das als (in)direkten Bezug auf das Dritte Reich. Immerhin ist er es der den Krieg in das friedliche Kos bringt. Auch wenn nur ein Esel und ein Stuhl dran glauben müssen.
Werner Herzogs Filme sind mir zur Zeit richtig sympatisch. Vielleicht deswegen weil sie eine solche behäbige, keine lethargische, Ruhe ausstrahlen. Das mag vielleicht damit zusammenhängen, daß mir seine agile Persönlichkeit, der ruhige Klang seiner Stimme so sympatisch daherkommt. Was ich manches Mal vermisse ist die Humorlosikeit seiner Filme. Das ist nicht weiter schlimm, aber wenn ich Herzog in seinen Audiokommentaren so zuhöre frage ich mich manchmal: "Lacht der überhaupt mal?"
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#520
Geschrieben 13. September 2004, 20:50
Regie: Kevin Smith
"Snoochie boochies!!!"
Erst nach dem zweiten Mal kann ich mich zu einem Eindruck über Kevin Smiths zweiten Film überwinden. So ganz wollte mir der nämlich gar nicht gefallen. Aber mittlerweile habe ich mit ihm doch meinen Frieden gemacht, nachdem ich mir in Erinnerung gerufen habe, daß Kevin Smith wieder einmal einen Film für Teenager machen wollte, der in der Tradition von PORKY'S und anderen, ähnlich angelegten Filmen der 80er Jahre steht.
Aber im Gegensatz zu dem phänonmenalen CHASING AMY und dem immer noch unterhaltsamen DOGMA, die alle nach diesem hier entstanden sind, will sich mein Herz nicht ganz für den Streifen öffnen. Hätte ich ihn seinerzeit im Kino gesehen könnte ich mir über die beiden Jungs T. S. (Jeremy London) und Brodie (Jason Lee) sicherlich den Bauch vor Lachen halten und mit den Jungs in dem Shoppingcenter richtig abfeiern, aber da ich aus diesem Alter heraus bin, in dem man so den Verlust der jeweiligen Freundin (Shannon Doherty u. Claire Forlani) kompensiert, bin ich etwas reserviert.
Richtig rocken tut der Streifen aber in seinen skurrilen Nebenschauplätzen. Da hätten wir Jay (Jason Mewes) und Silent Bob (Kevin Smith), die T. S. dabei helfen wollen, die Kuppelshow von Brandis Vater (Michael Rooker) zu sabotieren. Dazu müssen sie nur den bulligen Sicherheitsmann LaFours ausschalten. Doch jeder wohl ausgeklügelte Plan schlägt fehl. Dann hätten wir Willam (Ethan Supplee), der schon seit geraumer Zeit versucht ein verstecktes dreidimensionales Bild zu entdecken. Oder die 15jährige Tricia Jones, die für ihr Buch über männliches Sexualverhalten im Alter zwischen 14 und 30 Jahren Felderfahrung sammelt.
Die ganzen Sequenzen reihen sich mehr oder weniger lose aneinander und zeigen für mich noch ziemlich eindeutig, daß Kevin Smith hier für seine späteren Filme übt. Die Dialoge sind ziemlich plärrig und deswegen vor allem in der ersten Hälfte ziemlich anstregend zu verfolgen. Irgendwie habe ich auch erst die Inszenierung der Actionszenen überhaupt nicht kapiert, aber gerade ihre Unbeholfenheit hat bei mir heute ziemliche Pluspunkte in Richtung "unfreiwillige Komik" gemacht.
Wenn ich mich auch mit den beiden Jungs nicht so ganz identifizieren mag, sind Szenen wie Brodies kumpelhaftes Gespräch mit "the Man" Stan Lee und die Schokobrezel-Szene zwei tolle Einfälle. Von Silent Bob Jedi-Gedankentrick, den er die ganze Zeit über geübt hat, möchte ich gar nicht erst sprechen.
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#521
Geschrieben 14. September 2004, 18:09
Regie: Michael Kallio
Wenn ich mal richtig gehässig ein Urteil über diesen Independent-Streifen abgeben sollte, müsste man sich im Prinzip nur das Hauptmenü der vorliegenden DVD betrachten und den Film gar nicht erst anfangen zu starten. Das Menü fängt mit seinen lauten Soundeffekten und lächerlichen Stroboskopblitzen schon sehr genau das ein, was man von dem Streifen zu halten hat. Viel Lärm um Nichts.
Ich habe gerade mal dreiundvierzig Minuten von dem Blödsinn durchgehalten, was etwas mehr als die Hälfte der Spielzeit ausmacht. Ich hatte allerdings schon nach zwanzig Minuten das untrügliche Gefühl, das sich hier nichts großartig ändern wird. Ganz fatal kamen mir Assoziationen zu HENRY - PORTRAIT OF A SERIAL KILLER hoch. Die haben im Prinzip nichts miteinander zu tun, außer das beide auf 16mm gedreht wurden. Dieser hier nimmt aber drei bekannte Namen aus dem Horrorgenre für sich Anspruch, von denen keiner die in ihm gesetzten Erwartungen erfüllen kann bzw. will. Basierend auf einen Satzfetzen o. einer Geschichte von Edgar Allen Poe erzählt der Streifen die Geschichte von Eric Seaver (Michael Kallio), der sich auf eine ausgedehnte (so genau lässt sich das nicht sagen, da ich ja vorzeitig abgeschaltet habe) Mordserie begibt. Heimgesucht wird er dabei von seinen schlimmen Kindheitserinnerungen, die von den gewaltätigen Übergriffen seines Stiefvaters (Gunnar Hansen) gegen ihn selbst und seine Mutter geprägt sind.
Mittlerweile erwachsen und verlobt verdient sich Eric seinen Lebensunterhalt mit Drehbüchern (ist das Ernst gemeint?). Schlimm ist nur, daß er sich seine Inspirationen aus Obduktionsberichten und Polizeiberichten über gewaltätige Übergriffe in Haushalten holt. Da kommen natürlich Flashbacks in ihm hoch. Mit dem Tod der Mutter, gerät sein gerade einigermaßen normal zu bezeichnendes Leben völlig aus den Fugen.
Ich wiederhole mich ja nur ungern...nach zwanzig Minuten hat man schon einen sehr guten Eindruck, daß der Film einfach nur nervt. Es ist ja nicht schlecht, wenn man die Idee zu einem Film hat, aber dann sollte man nicht den Fehler begehen und sich als neben Regisseur und Drehbuchautor auch noch als Produzent und (ganz schlimm) Hauptdarsteller inszenieren. In so ziemlich jeder Disziplin geht der gute Mann nämlich gnadenlos baden. Als Schauspieler ist er mit seinem stämmigen Körperbau und langen Haaren wohl eher als Teddybär zu bezeichnen. Setzt der dann allerdings einen grimmigen/fiesen/bösen/ich-will-dich-killen-Gesichtsausdruck Marke Discorausschmeißer/Death-Metaller auf, denkt man nur, daß der jetzt mal ganz schnell einen Schauspiellehrer aufsuchen sollte.
Doch er ist nicht der einzige schlechte Darsteller. Da schenken sich die anderen überhaupt nichts. Noch nicht einmal der gute Gunnar Hansen. Der hätte sein Gesicht am besten niemals zeigen sollen.
Die Dialoge sind alltäglicher Krimskrams, der sowohl in der Originalfassung als auch in der grauenhaften Synchronisation, immer gleich lustlos und ohne jegliches Timing runtergerattert wird. Ganz gruselig schlecht wird es, wenn auch noch Edgar-Allen-Poe-Zitate rezitiert werden.
Hm, die Musik gibt sich als neumodischer Elektronik-Blubber-Geseier mit synthetischer Chormusik, die wohl so etwas wie Jüngstes-Gericht-packt-dich-an-der-Halskrause-Metaphorik rüberbringen will.
Nach Edgar Allen Poe und Gunnar Hansen will ich auch den dritten Namen nicht unterschlagen. Bruce Campbell hat mit seinem Producer-Credit anscheinend dafür gesorgt, daß Michael Kallio diesen Schwachfug über die ganzen Welt verbreiten durfte. Ich habe da nur einen Wortfetzen im Sinne von "over seven years" gehört, der den Verdacht erregt, daß der Streifen vor sieben Jahren enstanden ist, aber keinen Verleih gefunden hat. Wenn man sich Gunnar Hansens noch nicht ergraute Haare in dem Film ansieht, dürfte das auch wohl der Wahrheit entsprechen. Wäre der Streifen doch in der Versenkung verschwunden...
Warum nun also der Vergleich mit HENRY - PORTRAIT OF A SERIAL KILLER? Der versteift sich nicht auf eine übernatürliche Komponente wie dieses Machwerk hier. Da rennt kein glatzköpfiger Satan (Assoziationen zu THE PASSION OF THE CHRIST nicht beabsichtigt) herum und hilft dem kleinen Bub Eric bei seinem Niedergang. Da ist die Kühle von Orten und Lebenssituationen durchtränkt. Das macht ihn um ein Hundertfaches erschreckender als diesen Mist. Wenn ich es mir genau überlege, ist der Vergleich der beiden Filme eine Beleidigung vor dem älteren Werk.
Am ehesten könnte man ihn mit dem ähnlich nervenden HOUSE OF 1,000 CORPSES vergleichen. Der ging mir letztens nach zwanzig Minuten Spielzeit auch dermaßen auf die Nerven, daß ich ihn ausgeschaltet habe.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#522
Geschrieben 15. September 2004, 11:18
Regie: M. Night Shyamalan
"Also zwei oder dreimal habe ich mich auch erschrocken...", "Und wo war der bitte schön gruselig?", "Und demnächst kommt dann wohl Teil 2..."
Das sind so einige der Satzfetzen, die ich beim Hinausgehen aufschnappen konnte. Der Saal war sehr gut gefüllt, die Tonqualität hervorragend, Fress- oder ähnliche Störgeräusche hielten sich überraschend im Hintergrund (von einigen männlichen Teenager einmal ausgenommen, die mit ihren Kommentaren anscheinend ihrer Unsicherheit Luft machen wollten). Mit Teenagern war der Saal auch zu 95% auch größtenteils gefüllt. Schüler, die sich für einen Abend zwischen zwei Schultagen kurz mal gruseln lassen wollten. Schade, daß ihnen der gute Night denen gehörig in die Suppe gespuckt hat.
Ich bin froh diesen Film im Kino gesehen zu haben. Immerhin ist es schon Dienstag und der Film läuft nur abends, was einerseits darauf hindeutet, daß er in meiner Stadt wohl nur eine Woche überleben wird, denn nächsten Donnerstag läuft ja der "hochwichtige" Bernd-Eichinger-Film an. Also wurde ich regelrecht gezwungen mich ad hoc zu entscheiden. Und im Nachhinein kann ich mich dazu nur beglückwünschen, denn Nights neuer Film ist einer jener Sorte, die einem den glauben an gutes (Hollywood)-Kino bestätigt.
Das große Geheimnis mit dem jeder Film Shyamalans seit THE SIXTH SENSE einschließlich ausgestattet ist, ist der besondere Clou am Ende. Dieser "Rosebud" alleine macht den Film keineswegs aus, sondern ist, wenn man sich an Shyamalans Sichtweise der Dinge gewöhnt hat, eine beinahe logisch zu nennende Notwendigkeit, die in seinen Filmen bisher bei mir funktioniert hat. Ist es denn nun wirklich schlimm zu wissen, was in den Wäldern um das Dorf Covington herum geschieht? Ich wusste es zwar schon, aber das hat mich erst recht ins Kino getrieben. Was stellt der gute Night dieses Mal mit mir an?
Und da muß ich ein wenig zurückgreifen...Shyamalans Vorgängerfilm SIGNS hatte seinen ersten Drehtag am 12. September 2001. Von den Terroranschlägen war SIGNS unbeeinflusst geblieben. Dieser hier lässt sich bereits während der Sichtung als Reflexion auf den 11. September deuten. Er macht es sogar unverhohlen, wenn man sich dieser Tatsache bewusst ist (ob jemand anderes den gleichen Gedanken geäußert hat, würde mich sehr interessieren).
Es ist sehr hilfreich sich ins Gedächtnis zu rufen, daß der Film vordergründig dem Genre des Fantasy- bzw. Gruselfilms zuzuordnen ist. Deshalb sollte man auch nicht verwundert sein, wenn man im Finale mit der Tatsache konfrontiert wird, daß sich in der Vergangenheit eine Gruppe von Menschen dazu entschlossen hat, sich in einem Wildreservat ohne jegliche Technik niederzulassen. Es sind keine Amish, sondern Menschen, die vor der Gewalt der Stadt New York geflohen sind. "Jeder hatte einen Verlust zu beklagen, jeder hat ein eigenes Geheimnis." Zwei auf den ersten Blick aus dem Zusammenhang gerissene Sätze aus dem Film, die aber nach dem Ende den Kern des Films offen legen. Die Ältesten des Dorfes wollen sich nicht mit Gewalt auseinandersetzen. Selbst wenn sie ihnen widerfährt. Das wird dann einfach als das Werk der "Unaussprechlichen" bezeichnet. Das das alles nur ein Schwindel der Ältesten ist um den Nachwuchs von den Grenzen des Waldes, und somit der gewaltätigen Stadt, fernzuhalten, dürfte erst mit dem Ende so richtig klar werden.
Im eigentlichen Plot des Films setzt jedoch eine Figur daran, dieses Geheimnis zu ergründen. Das auf den ersten Blick komplexe Miteinander der Bewohner lässt sich dabei nach und nach in den verschiedensten Nebenhandlungen entschlüsseln, die nicht bloße Dreingabe sind. Lucius Hunt (Joacquin Phoenix) setzt alles daran die Geheimnisse, die jeder Dorfbewohner hat, zu ergründen. Er kann sie allerdings nur aus der Reserve locken, indem er den verbotenen Wald betritt. Ob er das Geheimnis um den Wald dabei unterbewusst erahnt oder nicht wird nie geklärt, aber die Herausforderung mit den Ältesten verliert er. Jedoch nicht Ivy Walker (Bryce Dallas Howard), die blinde Tochter des "Bürgermeisters" Edward Walker (William Hurt). Sie ist die Verlobte Lucius' und setzt seinen begonnenen Weg wortwörtlich fort. Er selbst ist dazu nicht mehr in der Lage, da ihn Dorftrottel Noah Percy (Adrien Brody) in einer hervorragend gefilmten Szene schwer verletzt. Wie ist Noah abseits von der Dorfgemeinschaft zu betrachten? Weiß er unterbewusst vielleicht auch, daß überhaupt nichts in dem Wald ist? Lässt man ihn aufgrund seiner zurückgebliebenen Art einfach gewähren?
Wie Edward Walker richtig bemerkt sind Lucius und Ivy die Zukunft der Gemeinschaft. Wie lange können die Ältesten mit diesem Geheimnis leben? Wen können sie darin einweihen? Wer wird ihre Beweggründe für diesen Schritt verstehen? Werden sie aufgrund der gewaltätigen Ereignisse, denen sie erst entflohen sind und diese sie nun eingeholt haben, den status quo beibehalten? Diese Frage beantwortet Shyamalan nicht. Da mag sich Ernüchterung einstellen ("Und demnächst kommt dann wohl Teil 2..."), da Shyamalan das vermeintlich Bequeme einfach verwehrt. Denn Edward Walker stellt die Frage ja eigentlich dem Zuschauer.
Jaaaa....ein Film, der mir in seiner Gesamtheit und in einzelnen Einstellungen wieder gezeigt hat, daß auch in einem vermeintlichen Genrefilm eine ernste Reflexion auf aktuelle Themen funktionieren kann. Davon mal abgesehen schlug mir das Herz bei einige Einstellungen vor Freude bis zum Hals, ein angenehmes Kribbeln durchzog meinen Körper, ließ mich kurzzeitig die Augen schließen. Wenn ein Film bei mir solche spontanen Reaktionen auslösen kann, weiß ich warum ich Kino so sehr liebe.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#523
Geschrieben 15. September 2004, 21:44
Regie: Umberto Lenzi
Vor gut zwei Jahren wollte der Streifen überhaupt nicht bei mir zünden, was ich auf die ziemlich lustlose englische Synchronisation zurück führe. Auf der Börse in Köln/Mühlheim bot sich mir aber die wunderbare Gelegenheit nochmal zur deutschen DVD zu greifen. War nicht einfach das Teil zu finden, aber dafür wurde ich mit einer der typisch deutschen Synchronisation der Marke "unfreiwillig komisch" belohnt.
Schon der deutsche Verleihtitel "Grossangriff der Zombies" zeigt, daß sich der Streifen mit fremden Federn zu schmücken gedenkt. Denn eigentlich sind das ja keine Zombies, sondern von einer radioaktiven Wolke verseuchte Personen. Die gehen nämlich auf eine sprichtwörtliche Blutjagd durch eine moderne Stadt, die in ihrer Architektur vor allem am Anfang durchaus einem SciFi-Film Pate stehen könnte. Miller (Hugo Stiglitz), Reporter des örtlichen TV-Nachrichtenmagazins begibt sich zum Flugplatz um ein Interview mit einem Kernphysiker zu führen, als sich aus der Militärmaschine eine Horde Wahnsinniger und Verunstalteter mit Mord und Totschlag ergießt. Mit diesem Reporter wird man die größte Spielzeit des Films verbringen.
Was macht den Streifen nun so überaus ansehbar? Im Gegensatz zu Lucio Fulcis ZOMBI oder George A. Romeros DAWN OF THE DEAD ist die Ursache des Schreckens in einem realen Unglück zu suchen. Im der Stadt angrenzenden Industriegebiet ist nämlich eine radioaktiv strahlende Abgaswolke entwichen, die für den ganzen Schlamassel verantwortlich ist. Allzu ernst sollte man es für die nachfolgende Action nun nicht nehmen, denn sechs Jahre später zeigte die Tschernobyl-Katastrophe die nackte Realität eines solchen Unglücks. Lenzi selbst sieht seinen Film als überspitzte Version des Seveso-Unglücks Anfang der 70er Jahre.
Im Kontext des Films dient dieses Unglück dazu absolut keine Gefangenen zu machen und das zu zeigen, wonach es dem geneigten Zuschauer so richtig gelüstet. Murder and mayhem, Blood and guts, Tits and gore...ja, da macht der Film absolut keine Gefangenen. Das sind natürlich Notwendigkeiten, welche einem Genre-Regeln abverlangen und diese nehme ich auch gerne in Kauf.
Vorher hatte ich allerdings überhaupt nicht in Kauf nehmen können, warum ausnahmslos jeder Darsteller so grottenschlecht spielt. Eine zusätzliche Barriere stellte da natürlich auch noch die englische Sprache her. Aber dank der deutschen Synchro ist das ungelenkige und steife Spiel des Hauptdarstellers Hugo Stiglitz (gruselig: der Vollbart) richtig lustig anzuschauen.
Unglaublich das sich Francisco Rabal und Mel Ferrer für den Film noch in Armeeuniformen geschmissen haben. Für Mel Ferrer war sicherlich eine nicht zu verachtender Scheck der Grund. Für Francisco Rabal dürften es wohl eher die Möpse seiner Filmehefrau gewesen sein, die er in einer Szene mal ordentlich durchkneten darf.
Der Film hat neben seiner unfreiwilligen Komik aber auch durchaus tolles zu bieten: die ängstliche Flucht von Millers Ehefrau durch die Gänge des Krankenhauses, die im Licht ihrer Taschenlampe so manchen Schockmoment offenbart und die manches Mal tollen Kameraschwenks und -zooms, wo richtig viel auf einmal los ist.
Genauso eignet sich der Streifen dazu mal eine Analyse über den Typus des Filmhelden anzustellen. Heldenhaft verhält sich Miller eigentlich kaum. Eine Rettung der im Fahrstuhl eingeschlossenen Personen bricht er einfach ab, er rennt die größte Zeit wie ein Hampelmann herum und er bringt seine Frau gegen Ende des Streifens nicht mit Worten, sondern mit einer saftigen Ohrfeige zum Schweigen. Bei dieser Demontage des Heldentyps erinnere ich mich unweigerlich an John Carpenters BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA. Ich denke aber nicht, daß das von Lenzi bewusst gedreht worden ist, sondern ganz andeutig an dem Unvermögen von Stiglitz liegt.
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#524
Geschrieben 16. September 2004, 17:53
Regie: Roger Donaldson
Mit Bestürzung könnte man fast auf die Tatsache reagieren, daß sich das Genre des Buddy-Movies nach immerhin zwanzig Jahren totgelaufen hat. Dafür scheint sich im Mainstream des amerikanischen Kinos eine andere Gattung so sehr heraus zu kristallisieren, die das ganze auf eine emotionaleren Ebene überhöhen möchte. Ich spreche hier von der Beziehung einer Vater/Sohn-Geschichte. Im vorliegenden Fall handelt es sich allerdings, um ganz genau zu sein, aber um eine Ersatzvater/Sohn-Geschichte. Und in denen ist einer der beiden Hauptdarsteller in den letzten zehn Jahren nun schon bestimmt ein halbes Dutzend Mal aufgetreten.
Der gewiefte Computerspezialist, fast könnte man ihn schon als Hacker bezeichnen, James Clayton (Colin Farrell) wird vom altgedienten CIA-Agenten Walter Burke (Al Pacino) als möglicher Aufnahmekanditat rekrutiert. James Aufmerksamkeit erlangt er mit der Hintergrundgeschichte über dessen verstorbenen Vater, der, wie sich später herausstellt, als sogenannter NOC (nicht offizieller Agent) für den CIA gearbeitet hat. Zu derselben Tätigkeit wird James während seiner Ausbildung ganz gezielt hingesteuert. "Nichts ist so wie es scheint." Das ist der entscheidene Hinweis den Burke seinem Schützling mit auf den Weg gibt.
Und an diesen Satz sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wenn man den Film bis zum Ende durchhalten will. Bei mir gab es während der schnarchigen Exposition zu Beginn des Films eine ziemlich hohe Abschaltgefahr. Das hing vor allen Dingen mit den ewig gleichen Manierismen zusammen, die Al Pacino ein ums andere Mal zum Besten gibt. Die haben ihn zur fast unantastbaren Schauspielikone aufsteigen lassen, aber wenn man sich nur noch darauf versteift fängt man irgendwann an zu nerven. Die Idee mit der zerrissenen Zeitung ist ein schöner Einstieg, aber wenn man die Auflösung, nämlich die wundersame Erneuerung eben dieser, nur mit Schnitten bewerkstelligt, muß man schon befürchten, daß da nur konventionelle Thrillerkost auf einen wartet. Und so ist es dann leider auch. Statt auf Spannung zu setzen, die sich aus dem Verhältnis der Charaktere entwickeln könnte, schlägt der Plot so viele Wendungen, daß zumindest ich irgendwann von dem Geschehen resignierend die Segel streiche.
Nur ganz selten bin ich mal mit voller Aufmerksamkeit dabei. Während der Colin Farrell einen Sandsack boxend bearbeitet, strauchelt Al Pacino in einer deutlichen Kostümreferenz seiner früheren Titelrolle in SERPICO durchs Bild. Schlabberlook und Wintermütze. Am Ende denke ich mir nur noch: "Hoffentlich bringt den jetzt einer adäquat zum Schweigen." Die letzte Einstellung von Colin Farrell ist dann auch noch ein schlechter Witz. Als ob er nicht die Möglichkeit besitzen würde, aus dem Zirkus auszusteigen.
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#525
Geschrieben 17. September 2004, 12:28
Regie: Lee Tamahori
Tja, das war also Pierce Brosnans letzter Einsatz als Geheimagent Ihrer Majestät. Und ein sehr unterhaltsamer geradezu, wenn man die üblichen Unzulänglichkeiten, die sich so hoch wie der Mount Everest vor einem auftürmen, beiseite schiebt. An denen könnte man sich nämlich einen Bruch zuziehen.
Ein doch recht interessante Ausgangssituation offenbart der Film. Bond ist in Gefangenschaft. In einem Land, das George W. Bush in der jüngsten Vergangenheit zur "Achse des Bösen" bezeichnet hat. Nämlich Nordkorea. Dort wollte er den "übereifrigen" Stabsoffizier Col. Moon den Garaus machen, der mit afrikanischen Blutdiamanten handelt. Immerhin vierzehn Monate verbringt er unter schwerster Folter. Eine recht kluger Schachzug, daß nicht einfach so zu übergehen, sondern diesen Umstand der Folter direkt in den Vorpann des Films einzubauen. Eine sehr innovative Neuerung innerhalb der Bond-Reihe.
Überhaupt wird von der Drehbuchseite her alles getan um Bond erst einmal alleine dastehen zu lassen. Das bringt den Film in die Nähe von LICENCE TO KILL, der mit diesem Umstand auch sehr geschickt funktionierte. Der MI6 hat ihn fallengelassen, weil man glaubt, daß Bond unter dem Einsatz von Wahrheisseren ziemlich viele Geheimnisse ausgeplaudert hat, die dazu führten, daß man einen Gefolgsmann Col. Moons für eine Freilassung Bonds Nordkorea übergab. Bond begibt sich nun erst einmal auf die Suche nach dem Verräter. Etwas vorhersehbar ist da wieder der Umstand, daß man einen wirklichen Verrat Bonds nicht weiter nachzugehen gedenkt. An der Integrität darf man beim Helden halt niemals zweifeln.
Von Nordkorea über Hong Kong führt die Spur in die kubanische Hauptstadt Havanna, wo Bond die zufällige Bekanntschaft der NSA-Agentin Jinx (Halle Berry) macht. Szenenreferenz an DR. NO und ein Plotähnlichkeit zu THE SPY WHO LOVED ME seien hier nur kurz angemerkt. Etwas undurchschaubar, um nicht zu sagen konfus, gibt sich nun der Plot. Angeblich ist der Multimilliardär Gustav Graves (Toby Stephens), den ich zu keiner Zeit ernst nehmen konnte, auch noch in die Sache verwickelt. Ich frage mich was das soll, nach so langer Zeit erst den wirklichen Gegenspieler Bonds in die Geschichte einzuführen, aber die Erklärung hält ja das Drehbuch später noch parat.
Nach dem recht gelungenen GOLDENEYE, der sich auch nur bedingt mit den Charakterzügen Bonds auseinandergesetzt hat, konnten mich die beiden Nachfolgefilme in ihrer gequälten und ironiefreien Steifheit nicht sonderlich vom Hocker reißen. Hier packt man aber überraschend deutlich die Selbstironie heraus und lässt, wie in einer vergleichbaren Szene in ON HER MAJESTY'S SECRET SERVICE, alte Bond-Abenteuer anhand von Requisiten Revue passieren. Bei Lazenby-Film wurde das noch sehr schön mit den jeweiligen Melodien, die man mit dem jeweiligen Filmen assoziiert, unterlegt. Soweit geht dieser Film dann aber doch nicht.
Ziemlich gewagt gibt sich der Film in der Sexszene zwischen Brosnan und Berry. Solch eindeutig rhytmische Bewegungen, kennt man sonst nur aus einschlägigen Erotikstreifen. Zwar geht es niemals unter den jeweiligen Brustansatz, aber die Bewegungen und die eindeutige Sprechweise, heben das vorherige Tete-a-tete am Strand sehr effektvoll auf. Denn worum drehte sich die wissenschaftliche Disput über Ornithologie denn eigentlich?
Der Film ist schon fast zu Ende und ich wundere mich freudig bisher Samantha Bond als Miss Moneypenny noch nicht begegnet zu sein. Doch weit gefehlt. Zwar ein sehr netter Einfall, der aber wieder einmal beweist, daß ich mit dieser Dame einfach nicht frisch werde. Zumal man um ihre Augen sehr deutlich schon Falten ausmachen kann und der Hüftspeck auch ganz schön zugenommen hat. Da hat mir die zweite Miss Moneypenny namens Caroline Bliss schon viel besser gefallen.
Der aufregende Vorspann mit dem gar nicht so aufregenden Lied von Frau Ciconne hat außerdem dazu geführt, daß ich viele Namen einfach übersehen hatte. Scheint wohl eine neue Strategie bei Eon zu sein. Auf jeden Fall war es eine ziemliche Überraschung zuerst Michael Madsen und dann auch noch Kenneth Tsang zu entdecken. Genauso übrigens, wie man sich hier auf Computereffekte und sehr schlechte Green- bzw. Bluescreen verlassen hat.
Im Nachhinein finde ich Brosnans Anmerkung, daß er der Figur Bonds in einem weiteren Film nichts mehr abgewinnen könnte, verständlich. Zumindest mit diesem und seinem Einstieg in GOLDENEYE, hat er dem Charakter einige neue Facetten abgewinnen können. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wohin die Reihe in die nächsten Jahre steuern wird.
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#526
Geschrieben 18. September 2004, 08:47
Regie: Richard Linklater
"For those about to rock...we salute you!"
Das Eröffnungsgeschrammel, welches das neu entworfene Paramount-Logo famos übertönt ist die sehr vielversprechende Eröffnung auf einen mir sehr vielversprechenden Streifen. Ich hege sehr große Erwartungen, denn immerhin hat mich Jack Blacks Auftritt in HIGH FIDELITY ziemlich vom Hocker gerissen. Da war er noch im Hintergrund. Hier muß er nun einen ganzen Film alleine tragen. Und das was er da abzieht gefällt mir leider gar nicht.
Als ziemlich mittelloser Musiker, gerade aus seiner Band herausgeworfen und drauf und dran auch bei seinem langjährigen Kumpel aus der Wohnung zu fliegen, stapelt er hoch indem er sich als Aushilfslehrer an einer Highschool einzuschmuggeln und so schnell zu Moneten zu kommen um seine Schulden abzugleichen. Die ihm anvertraute Schulklasse zu unterrichten liegt ihm dabei ziemlich fern. Lieber macht er Pause. Doch als er seine Klasse bei einer Musikstunde beobachtet, sieht er eine Chance die Kids für sein Projekt zu gewinnen.
Den Film kann man am treffensten als eine Mischung aus DEAD POETS SOCIETY mit einem gehörigen Einschlag ROCK'N'ROLL HIGH SCHOOL bezeichnen. Zumindest sind das die Streifen, die mir bei dem ganzen Theater in den Sinn kamen. Wie von der Tarantel gestochen hüpft Jack Black schon in der Eröffnung durch das Bild. Eine Eigenart, die er während des Films nicht ablegen wird. Und genau das war es, was mir nach einer gewissen Zeit ganz schön auf die Nerven ging. Jack Black gehört der Bildschirm, andere werden im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Bild gefegt. In einem aberwitzigen Tempo geht das alles vonstatten. Die kurz angeschnittenen Schwächen der Kids werden ganz schön abgeschmackt beiseite geräumt. Mit Musik von Led Zeppelin, den Doors, Velvet Underground und anderen Konsorten aus den glorreichen 70ern lässt sich schließlich alles erklären. Die Probleme, die vor allen Dingen der junge Gitarrist mit seinem Vater hat, der nicht zulässt, daß man sich Rockmusik anhört wird nicht direkt ausgeführt. Im Finale suggeriert der Film wieder das sooft gesehene Friede-, Freude-, Eierkuchenfinale.
Was dem Film aber durchaus gelingt, ist die Begeisterung für die Rockmusik einer vergangenen Ära. Warum macht man Rockmusik? Um ordentlich Groupies, Koks und Alk abzustauben? Nein, sondern um gegen das Establishment aufzubegehren. Mit der Message kann ich mich anfreunden.
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#527
Geschrieben 18. September 2004, 21:23
Regie: Robin Hardy
Nach zwei Jahren auf wieder mal in voller Länge angeschaut. Die ersten zwanzig Minuten waren dabei für mich eine ziemliche Tortur. Ich meine, die Szene im Pub "The Green Man" ist eine reine Freakshow der häßlichsten Gesichter im England der 70er Jahre. Obwohl man sich ja auch eingestehen muß, daß die Deutschen zu dieser Zeit auch nicht anders aussahen. Das macht es mir nicht leicht den Film von Anfang an gut zu finden. Vor allen Dingen legt der Film in einigen Details einen ziemlichen Drahtseilakt vor, der in manches Mal beinahe der Lächerlichkeit preisgibt.
Dennoch ist dabei ein beachtlicher Film herausgesprungen, dessen Ende mich in seiner Rigorosität wieder sehr mitgerissen hat. Puhlt man ordentlich unter der Oberfläche dieser Gemeinschaft auf der britischen Insel Summerisle, spürt man ganz deutlich, daß sich viel Gedanken über den altertümlichen Naturglauben gemacht wurde, der den christlichen Glauben verdrängt hat. Das diese Gemeinschaft seit über 100 Jahren funktionsfähig überlebt hat und von der Außenwelt größtenteils unbehelligt geblieben ist, rechne ich dabei als großen Pluspunkt für die Glaubwürdigkeit der Geschichte an. Nur so ist es möglich den gläubigen Polizeisergeanten Howie (Edward Woodward) immer mehr den Boden unter den Füssen weg zu ziehen.
Der Drahtseilakt den der Film ein ums andere Mal zu vollführen hat, ist vor allem in einigen Schlüsselszenen zu suchen. Die Songs mögen ganz gewiss eine große Rolle in der narrativen Struktur spielen, aber ihre etwas "geschmacksferne", so möchte ich es einmals umschreiben, Präsentation, erinnert mich manches Mal an ein Stelldichein von betrunkenen Matrosen in einer Hafenkneipe oder an einen Softsexfilm. Auch die Offensichtlichkeit einiger Situationen wirkt auf mich, wie auch auf Sergeant Howie, befremdlich. Ich spreche hier von der Orgie auf dem Rasen. Aber gerade dadurch, daß der Film sich völlig auf den Charakter des Polizisten fixiert, kann man von der außergewöhnlich fremdartigen Atmosphäre der Insel gefangen genommen werden.
Das anfangs ironische Spielchen, das Lord Summerisle (Christopher Lee) und seine Gefolgsleute mit dem bis zuletzt ahnungslosen Polizisten spielen wird im Finale in einem heiter-dämonischen Singsang aufgelöst, der schon fast exemplarisch anmutet. Der Narr, der sich mit Kräften eingelassen hat, deren Macht er nicht zu verstehen bereit ist, wird "King of the Day".
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#528
Geschrieben 19. September 2004, 17:16
Regie: Len Wiseman
"Stell mir dir mal vor es ist Krieg und keinen interessiert's."
Ziemliche schnarchiger Actionfilm über einen Armageddon-ähnlichen Krieg zwischen den Vampiren und Werwölfen. Aus einem absolut lächerlichen Grund gerät noch ein junger Mann zwischen die kriegerischen Fronten. Was da als Krieg bezeichnet wird genügt schon, um den Streifen nach nur zehn Minuten Spielzeit auszuschalten. Grundsätzlich zu nachtschlafender Zeit und immer regnerisch präsentiert sich die Welt. Bevorzugt wird vor allen Dingen in U-Bahn-Stationen sich Matrix-mässig mit automatischen Kanonen, Schwertern und viel martialischen Gebrüll das untote Leben ausgehaucht. Miese Darsteller, überhaupt keinen Sinn für Dramatik, was bei der beknackten Story auch nicht weiter wunderlich anmuten sollte, und ein Rock-Soundtrack, der Tinnitus verursacht. Dann auch noch, scheinbar zum Standard eines jeden Filmemachers gehörende, stroboskospe Flashbacks und bei jedem Schnitt mindestens einen markerschütternden Soundeffekt nach dem anderen ausgrabend.
Sehnig schlengelt sich Kate Beckinsale mit nur einem Gesichtsausdruck durch dieses Szenario. Ich wünsche ihr noch vieler solcher Filme mit ihrem Regisseur/Ehemann. Dann weiß ich nämlich, was ich mir in Zukunft nämlich nicht mehr anzuschauen brauche. Und wenn dann auch noch Bill Nighy auftaucht, wird der Mummenschanz so unerträglich theatralisch. Aber das war er eigentlich auch schon vorher.
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#529
Geschrieben 19. September 2004, 21:44
Regie: Mel Gibson
Abgesehen von Feullitons und etlichen Artikel in Filmmagazinen und dem üblichen Sensationsjournalismus im Fernsehen konnte ich mich recht erfolgreich dem Trara entziehen, welches um den Film gemacht wurde. Deshalb bin ich jetzt auch nicht so sehr darauf aus, mich weiter darauf einzulassen. Was der Film, neben seinem enormen Medienecho, vielleicht vollbracht haben mag, wird man wohl erst in einigen Jahren sehen. Wenn man davon überhaupt noch etwas sehen will.
Im Nachhinein scheint es mir, als ob Mad Mel nach BRAVEHEART erzähltechnisch so gar nichts dazu gelernt hat. Die beiden Filme schenken sich in ihrer eheren Herangehensweise da nicht so viel. Auf jeden Fall dreht sich der Film, in einem engen Zeitrahmen von dreizehn bis vierzehn Stunden spielend, ja eigentlich gar nicht um Jesus von Nazareth, sondern mehr um den Effekt, den er auf seine Umgebung gehabt hat, gerade hat oder noch haben wird.
Nein, an das Stück Fleisch, das Mel hier als den Messias inszeniert, kann man sich eher gar nicht reiben. Viel eher an den höhnisch peitschenden römischen Soldaten, den fanatischen jüdischen Priestern, den zweifelnden Pontius Pilatus, seine ohnmächtigern Jüngern Judas und Petrus und seiner Familie. Wie jeder für sich auf dieses gefolterte Etwas Mensch, das den Sohn Gottes darstellen soll, damit kann man etwas anfangen. Oder auch eher nicht. Ich habe da auf jeden Fall nichts Neues hinzugelernt, was ich nicht schon aus dem Religionsunterricht wüsste. Während des Films dachte ich mir so: "Wieviel von der Bibel steckt nun in Hollywood? Oder wieviel Hollywood steckt eigentlich in der Bibel?" Bei all den mehr oder weniger gelungenen Verfilmungen von christlichen Thematiken kann man diese Frage doch schon einmal stellen.
Vie eher kann ich an der Inszenierung von Mel Gibson anfangen. Die orientiert sich manches Mal an christlichen Ikonographien oder lässt sich wie eine Kopie in vielen Szenen von BRAVEHEART wieder finden. Das mittlerweile neun Jahre alte Epos um den schottischen Freiheitshelden William Wallace lässt sich einige Male von Einstellung zu Einstellung auf diese Passionsverfilmung übertragen. Vom recht lächerlichen Einsatz des glatzköpfigen Teufels, der sich so manches Mal sinister durch die Menschenmenge schlängelt, den Szene von Jesus' Geißelung und manch anderen Sachen. Ein Vergleich sei hier jedem freigestellt.
Eine, wie der Titel schon vorgibt, einseitige Verfilmung, die mich nun nicht so sehr beeindrucken konnte, wie das von Mel Gibson vielleicht beabsichtigt worden ist.
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#530
Geschrieben 20. September 2004, 20:21
Regie: Akira Kurosawa
Ich glaube zwei Jahre sind lange genug um eine DVD im Schrank stehen zu lassen. Ich glaube ich habe mit einer ähnlichen Geduld auf diesen Film hingearbeit, wie Akira Kurosawa, der zwei Jahre Drehzeit für dieses ausladende Drama brauchte. Der Film dreht sich um den jungen Arzt Noburo Yasumoto (Yuzo Kayama), der zwangsweise in die Koishikawa-Klink, eine öffentliche Klinik, die sich vor allen der armen Bevölkerung widmet, versetzt wird. Da ihn Oberarzt Kyojido Niide (Toshiro Mifune), von allen nur "Akahige" (Rotbart) genannt, nicht wieder ziehen lassen will, widersetzt sich der junge Mann in typisch japanischer Art.
Obwohl er sich widersetzt wird er geschickt von Akahige auf einen Bildungspfad gelenkt, der ihm aufzeigt, daß sich die medizinische Theorie von der Realität immens unterscheidet. Einen alten, sterbenden Mann zu beobachten, ist da nur der erste Schritt die jugendliche Arroganz zu erschüttern, die sich Yasumoto beim harten Studium eingefangen hat.
Die Geschichten über Rokusuke und Sahachi, die zum einen in Rückblende und in einer langen Dialogszene aufgedeckt werden, bereiten Yasumoto darauf vor seinen ersten eigenen Patienten, das verstörte Mädchen Otoyo, die aus einem Bordell befreit wurde, zu heilen.
Abgesehen von diesen hohen menschlichen Werten, überzeugt der Film mit einer derart zurückhaltenden Stilisierung, die sogar noch KUMONOSU JO zu übertreffen im Stande ist. Der Film spielt fast ausnahmslos innerhalb der Klinik. Nur selten wagt sich Kurosawa auf den Hof der Klinik oder gar auf die Hauptstraße der Stadt. Die meisten Blicke nach draußen kann man durch die zahlreichen Schiebefenster und Türen erhaschen, die sich sehr effektvoll als Szenenübergänge einsetzen lassen.
Zwar eindeutig als Charakterstudie angelegt, steht auch die wunderbare Kamerarbeit dem Gesamteindruck in nichts nach. Die pastorale Musik erklingt angenehm warm und drängt sich mit einem tief klingenden Motiv nur selten in den Vordergrund.
Ich muß aber auch zugestehen, daß ich von einer Szene ziemlich - verärgert möchte ich es nicht nennen - verwirrt war. Als Niide und Yasumoto die kleine Otoyo aus dem Bordell befreien wollen, stellen sich Niide mehrere Männer, anscheinend die Stammkundschaft des Etablissments, ihm in den Weg. Denen macht Niide in einer Art und Weise den Garaus, die offensichtlich an die Figur des Yojimbo angelehnt ist. Zwar bricht er denen "nur" Arme, Beine, Nase und Kiefer, aber das ein Arzt zu diesen Mitteln greift macht vielleicht in einem Hollywood-Film Sinn, führt bei meinem Selbstverständnis zu einem Bruch des hippokratischen Eids. Das dieser griechische Schwur wortwörtlich wohl kaum in dieser Zeit bekannt gewesen sein dürfte ist mir durchaus bewusst, aber eine sinngemäße Regelung sollte es dennoch geben.
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#531
Geschrieben 21. September 2004, 16:40
Regie: Andrea Bianchi
Ich kann von Glück reden, daß ich an diesem recht miesen Tag, der fast vollständig von Kopfschmerzen begleitet wurde, diese tolle Hartbox aus dem Schrank gefischt habe. Denn der Streifen hat mal so richtig das Haus gerockt.
Nach der, für einen Giallo recht unspektakulären Eröffnung, bin ich schon ziemlich auf Draht, was da noch so kommen könnte. Ein mysteriöser Killer mordet sich durch die Belegschaft eines Fotostudios. Fotografen, männliche als auch weibliche Models und auch das Besitzerehepaar werden von dem Killer umgebracht. Martha (Edwige Fenech) und ihr Freund Carlo (Nino Castelnuovo), ebenfalls Mitarbeiter in dem Fotostudio, versuchen das Verbrechen, mehr schlecht als recht, auf eigene Faust aufzuklären. Aus irgendeinem Grund gibt es nämlich eine Verbindung zwischen der, bei einem Abtreibungsversuch, gestorbenen jungen Frau und den Opfern der Mordserie.
Wie ich es schon fast erwartet hatte, werden überhaupt keine Hinweise entweder auf die Identität des Killers oder auf die Verbindung des Opfers zum Fotostudio gegeben. Das spart man sich für den hastigen Epilog auf. Aber dazwischen gibt es wieder mal die abstrusesten Situationen, die mir das Herz vor Freude höher schlagen lassen. Hanebüchen und deshalb richtig charmant, wird auf jegliche Aufklärung verzichtet und erst mal mächtig in die Softsex-Kiste gegriffen. Carlo reißt erst einmal genüßlich im Schwimmbad eine leckere Dame auf, die er in der Sauna sogleich vernaschen wird. Der Spruch mit der er sie rumkriegt ist mal allererste Sahe: "Zieh das mal den Bikini aus, denn sonst kommt doch so wenig Luft an die Haut. Du weißt doch, daß deine Poren atmen müssen."
Mit solchen Synchro-Sensationen geht es immer weiter. In den Pausen kann man dann ein wenig munteres "Wer-ist-der-Mörder?"-Spielchen betreiben, bevor es mit der nächsten Bums- oder Mordszene weiter geht. Ganz erschrocken war ich, den Besitzer des Fotostudios mit einem Modell rummachen zu sehen. Erst mal kriegt er es überhaupt nicht gebacken, die Schnepfe ordentlich rumzukriegen, worauf er mit einer irrwitzigen Autofahrt durch den Mailänder Straßenverkehr reagiert. Wenn die Italiener wirklich so fahren, dann Gute Nacht. Irgendwoher kenne ich den Kerl, Maurizio ist sein Filmname, bestimmt.
Die wenigen wirklichen Spannungsszenen sind manches Mal richtig toll, weil man genau weiß, daß es demjenigen nun an den Kragen gehen wird. Laufendes Wasser und ein ganz kurzer Schnitt von einigen Bildern pro Sekunde auf die tote Frau vom Anfang, sind richtig effektiv gelöst und forcieren noch einmal die Verbindung der Opfer mit dem Prolog.
Richtig sensationell, und bei mir noch einmal zu einer finalen Lachsalve anregend, ist die Lösung Carlos' wie man auch ohne Pille nicht schwanger wird. Ehe es sich Martha versieht dreht er sie zur Seite und sagt: "Ich werde dich von hinten nehmen."
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#532
Geschrieben 21. September 2004, 23:11
Regie: Fatih Akin
Nach ca. drei bis vier Minuten erklingen allzu vertraute Töne in Form des Depeche-Mode-Songs "I feel you" aus so ziemlicher jeder Lautsprecherbox. Es ist diese unangenehme verfremdete Quietschgeräusch, der den Song einleitet und gleichsam für Depeche Mode, als auch für die Figur des Cahit einer Zäsur gleichkommen sollte. Finde ich diese Songwahl im ersten Moment ganz spannend so offenbart sich kurz darauf, was Fatih Akin damit vorhatte. Denn sogleich endet Cahit mit seinem Auto dort, woher der Film seinen Titel bekommen hat.
Ein existenzielles Drama will Fatih Akin mir mit seinem Film über einen 43jährigen verwitweten Fabrikarbeiter und einer 20jährigen Frau, beides Deutsch-Türken, auftischen. Doch leidet mangelt es ihm gänzlich an Gespür, jede tiefergehende Szene länger auszuspielen zu lassen. Zu abgehackt wirkt das Ganze, als das man jemals richtig herüberkommen könnte. Die Ansätze sind zweifellos da, aber anstatt sich einmal Ruhe zu gönnen, wird die Geschichte gnadenlos weiter vorangetrieben. Voran in den Abgrund, den Cahit mit der Zweckehe mit der jungen Sibel, zu überwinden hofft und der Sibel geradewegs darin hineinreißt.
Sie fickt sich die Seele mit Deutschen aus dem Leib, um endlich von ihrer Familie, die noch ganz der religiösen Tradition unterworfen ist, loszukommen. Er hingegen beginnt sich langsam in sie zu verlieben und schreckt nicht davor zu zurück, für sie aus Leidenschaft zu töten.
Selbst als sich die Geschichte zurück in die Heimat, die Türkei, genauer Istanbul, wendet, gewinnt der Film kaum an wirklicher Tiefe. Alles andere als ein Happy End wäre hier wohl fehl am Platze gewesen. Denn wie sagte Cahit doch: "Warum lernst du mich denn nicht kennen?" Tja, also wirklich viel habe ich von ihm nicht gesehen. Aber das liegt nicht an ihm.
Das war also der Skandalfilm bei der diesjährigen Berlinale. "Um Gottes Willen, die Sibel Kekili hat mal früher Pornos gedreht!" Ja...und? Ist das schlimm? Viel schlimmer ist es doch, daß die beiden Hauptdarsteller in der heutigen deutschen Filmlandschaft wohl kaum noch einmal die Gelegenheit erhalten werden, so zu strahlen wie sie es hier tun. Denn eines bringt der Film nämlich herüber: das Sibel Kekili und Birol Üner trotz der schlechten Regie hier geglänzt haben.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#533
Geschrieben 22. September 2004, 20:26
Regie: Richard Donner
"Versus christus...ave satani..."
Heute durchzuckte mich wieder ein spontaner Impuls, die DVD des Films wieder einmal hervor zu kramen. Das wollte ich eigentlich schon machen, nachdem ich vom Tode Jerry Goldsmiths erfahren hatte, aber dann wieder verworfen. Ich war aufgrund dieser Nachricht einfach zu sehr am Boden, als daß ich mich in irgendeiner Weise zu dem Film hätte äußern können. Der zeitliche Abstand zu diesem Ereignis ist mittlerweile groß genug gewesen, daß ich heute wieder dieses Kribbeln verspürte...die Lust war wieder da.
Am Anfang muß man wohl William Friedkins THE EXORCIST nennen. Das war der erste große Horrorfilm eines großen US-Filmstudios mit ernsthaften Schauspieler und einem für solche Filme großzügigen Budget, daß neben dem Schrecken eine emotionale Geschichte erzählt. Der Erfolg bei Kritik und Publikum dürfte also einen nicht unerheblichen Grund darstellen, warum dann viele solcher Filme in der Folgezeit auftauchten.
Allerdings ist die Konzeption bei THE OMEN doch etwas anders zu deuten, als beim drei Jahre älteren Warner-Brothers-Film. Hier handelt es sich um ein ernstes Familiendrama mit knallharten, kurioserweiser fast unblutigen Horroreinschüben, die sich in großartigen Sequenzen entladen. Robert Thorn (Gregory Peck), amerikanischer Botschafter in London, und seine Ehefrau Cathy (Lee Remick) ziehen ihren gemeinsamen Sohn Damien groß. Doch es ist nicht ihr leiblicher Sohn. Dieser verstarb schon bei der Geburt und nur Robert Thorn weiß, daß es nicht ihr eigenes Fleisch und Blut ist. Im unmittelbaren Umfeld der glücklichen Familie ereignen sich nun unerklärliche und grausige Unfälle. Damiens Gouvernante stürzt sich mit einem Seil um den Hals bei seiner Geburtstagfeier in den Tod, ein hartnäckiger Priester stellt Robert Thorn nach, die neue Gouvernante Damiens hält einen Rottweiler in unmittelbarer Nähe des Kindes.
Erst wenn die Gewissheit umd die wahre Herkunft auch Robert Thorn dämmert, will er die Wahrheit immer noch nicht sehen. Die Mächte des Bösen haben sich um ihn herum versammelt um den kleinen Damien zu beschützen. Jeder der sich dem Wohle des Jungen irgendwie in den Weg stellt wird aus dem Weg geräumt. Zuerst der Priester, das ungeborene Kind Cathys und Roberts, Zeugen und Beweise über Damiens Herkunft in Italien.
Dieser Film ist eigentlich nicht so sehr ein Film über den kleinen Damien, der sich im Verlaufe als Sohn Satans entpuppt (das noch nicht einmal selber), sondern ein Film über seine beiden Zieheltern. Während Cathy von den Ereignissen immer mehr in psychische Anspannung getrieben wird, begibt sich Robert, zusammen mit dem Fotoreporter Jennings (David Warner) auf die Suche nach der für ihn unglaublichen Wahrheit. Mit Ausnahme einiger sorgfältig abgefilmter Todesszenen und narrativen Ausstaffierungen ist der Film ausnahmslos aus Sicht Gregory Pecks erzählt. Mit ihm reagiert, zweifelt und fühlt man über jedes Ereignis bis zum schrecklichen Finale mit. Das ist auch so etwas, dessen ich mir vorher nicht bewusst war und mich über einige Monate skeptisch über den Film nachdenken ließ. Unbegründet wie ich nun feststellen muß.
Ein großer Teil zum Gelingen des Films, und damit komme ich nun wieder zum Anfang zurück, liegt auch an der fantastischen Filmmusik von Jerry Goldsmith. Über dessen brillianten Einsatz des Chors wurde ja schon genügend geschrieben. Mich faszinieren vielmehr die Cues, die keinen offensichtlichen Schrecken begleiten, sondern in den ruhigen Charakterszenen ausgespielt werden. Klavier, Harfe, sparsamer Einsatz der Streicher. Sehr viel Ruhe. Ruhe, ein Element mit dem Goldsmith sehr oft in seinen Musiken experimentiert hat. Beispiele dessen finden sich in seiner Filmographie reichlich.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#534
Geschrieben 23. September 2004, 20:29
Regie: Don Taylor
"Even now, already is He in the world...
Der Archäologe Bugenhagen (Leo McKern) ist das einzige Überbleibsel aus dem ersten Film und eine sehr clevere Überleitung in das nächste Kapitel um den Aufstieg des Antichristen. Diese Überleitung ist sogar so clever, weil sie nach meinem Dafürhalten eher völlig unbeabsichtigt geschah. Als im ersten Film Robert Thorn mit dem Archäologen Bugenhagen spricht, der ihm die sieben Dolche von Meggido überreicht, mit denen er seinen Sohn umbringen soll, hält sich der Fotoreporter Jennings in einem Nebengang des verschütteten Tempels auf. Mit einem Mal rieselt plötzlich Sand von der Decke und man glaubt, daß jeden Moment die Decke einstürzen und die drei Männer unter sich begraben wird. Nun genau das passiert in der Eröffnung dieses Films. Bugenhagen liest in der Zeitung vom Tode Robert Thorns und vom Überleben Damiens. Und in Damien erkennt er den Antichristen, weil er ihn auf Yigaels Wand, einer Zeichnung eines Mönchs, dem der Satan persönlich erschienen ist, gesehen hat. Zusammen mit einem Begleiter kommt er unmittelbar nach den Geschehnissen des ersten Films ums Leben.
Mit einem guten Kollegen verbindet mich mit diesem Film so eine Art Hassliebe. Hass, weil er so unheimlich dröge und bescheuert inszeniert daherkommt, und Liebe, weil er dabei noch so unfreiwillig komisch ist. Einen Hauptgrund sahen wird früher immer in der geschnittenen Vollbild-VHS. Trotz der Unblutigkeit wurden haarsträubende Sachen in den Mordszenen herausgeschnitten, die einfach nur zum Schenkelklopfen appellieren. Da sticht jemand mit einem Dolch zu, aber man sieht weder die Bewegung, sondern nur das entsetzte Gesicht des gerade An- bzw. Abgestochenen.
Doch erst einmal zur Story...sieben Jahre später, Damien ist inzwischen bei Richard Thorn (William Holden), dem Bruder seines Ziehvaters, und dessen zweiter Ehefrau (Lee Grant) und dem Cousin Mark aufgewachsen. Gemeinsam besuchen die beiden eine traditionsreiche Militärakademie. Jetzt sollte man eigentlich meinen, daß sich der Film entweder in eine ähnliche Richtung wie der erste Streifen entwickelt oder das er sich als Teenagerporträt des Antichristen entpuppt. Weder noch und das habe ich in der Vergangenheit überhaupt nicht gerafft. Doch als am Ende das Bibelzitat über die falschen Apostel den Bildschirm durchlief, wurde es mir bewusst. Der Filmtitel ist entweder eine falsche Fährte oder ernstgemeint und damit falsch gewählt.
Es geht eigentlich darum, wie sich die falschen Apostel, die sich um Damien versammeln und ihm bei seinem Aufstieg helfen. Zwei ihrer Zahl sind im Film offensichtlich auszumachen. Sergeant Neff (Lance Henriksen), Zugführer in der Militärakademie, der Damien den entscheidenen Hinweis über seine Identität gibt und Paul Buher (Robert Foxworth), Vize-Präsident von Thorn Industries, einem Unternehmen, welches sich auf Agrartechnologie spezialisiert hat.
Wie schon im ersten Film wird natürlich auch hier jeder, der Damiens Aufstieg zur Macht im Weg seien könnte oder sich seiner Identität bewusst ist aus dem Weg geräumt. Alle haben entweder direkt oder indirekt mit dem Unternehmen oder dem archäologischen Fund von Yigaels Wand zu tun.
Ich fand das im Verlaufe der Filmhandlung, als mir die eigentliche Absicht des Drehbuchs gewahr wurde, ziemlich spaßig da mit zu rätseln bzw. die Gründe für manche Taten aufzubröseln. Schade nur, daß man diese Sachen nicht schlüssiger für das Publikum umgesetzt hat, denn so kann ich die Enttäuschung, die dem Film allgemein entgegenschlägt nachvollziehen.
Im ersten Film wurden bevorzugt Rottweiler eingesetzt um Schrecken oder Gruseln zu erzeugen. Für den zweiten Film hat man sich auf Krähen verlassen. Die Nahaufnahmen der Augen haben dabei etwas ungleich Kälteres zu bieten. Die Wildheit kommt hier besser zum Ausdruck, als bei den domestizierten Hunden. Witzig finde ich Jerry Goldsmith Akzentuierung der Krähen, die er mit eine "Kroak" einiger Männerstimmen im Chor unterstreicht.
Das und die Szene mit Lew Ayres, dem derzeitigen Präsidenten von Thorn Industries, der beim Eishockeyspiel auf zugefrorenem See unter das Eis gezogen wird, gehören mit zu den erinnerungswürdigsten Sachen, die sich jenseits der unfreiwilligen Komik entfalten.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#535
Geschrieben 24. September 2004, 20:10
Regie: David Cronenberg
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#536
Geschrieben 24. September 2004, 20:14
Regie: Graham Baker
"Trite, rhetorical, clichéd, inane."
Es ist irgendwo schon schlimm, wenn ein Zitat aus einem Film so direkt dessen Wertigkeit widerspiegelt...Damien Thorn, der auf der Erde wandelnde Antichrist, Sohn des Satans, urteilt mit diesen Worten über einen Werbefilm seines Unternehmens.
Damien Thorn (Sam Neill), mittlerweile in den frühigen Dreißigern, ist nicht nur der Chef von Thorn Industries, sondern wird vom Präsidenten der USA zum amerikanischen Botschafter von Großbritannien ernannt. Den Posten will Damien Thorn natürlich nicht ohne Grund, denn laut einer Vorraussagung in einem christlichen Dokument steht die Rückkehr von Jesus Christus unmittelbar bevor, der die Welt am Ende der Zeit vom Antichristen befreien soll. Von der Geburt des Erlösers hat aber nicht nur Damien Kenntnis, sondern auch einige Mönche aus dem kleinen Kloster in Italien aus dem ersten Film und diese setzen alles daran, Damien Thorn mit den wiedergefundenen Dolchen von Meggido zu vernichten. Darüberhinaus lässt Damien, genauso wie einst Herodes, alle neugeborenen Jungen töten, die in der gleichen Nacht wie der Heiland selbst, das Licht der Welt erblickten.
Fast gänzlich ohne Sinn für Dramatik abgefilmt, was zum größten Teil sicherlich an dem schlechten Skript von Andrew Birkin liegt, dem ganz eindeutig ein stärkeres Interesse an semi-spektakulären Todesszenen lag, als an interessanten Charakteren, plätschert der Film reichlich anödend vor sich hin. Sam Neill ist die meiste Zeit über zu schablonenhafter Bosheit verdonnert und bekommt selten Gelegenheit mit der Figur der Fernsehjournalistin Kate Reynolds (Lisa Harrow) und ihrem Sohn Peter zu interagieren. Denn gerade diese Szenen spielen so etwas wie das Herzstück des Films wieder, aber müssen unter vermeintlichen Spannungssequenzen zurückstecken.
Der Film kann nur in zwei Belangen überzeugen. Hier und da gelingt es und seinem Kameramann einige sehr stimmungsvolle Einstellungen zu finden. Das hatte man vor allem im zweiten Film DAMIEN - OMEN II schmerzlich vermisst. Absolut herrausragend ist die Filmmusik von Jerry Goldsmith, die in ihrer Opernhaftigkeit nicht nur die dunklen Seiten des Antichristen durchleuchtet, sondern auch mit einem religiösen Motiv sehnsüchtig die Wiederkehr Christus' einfängt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#537
Geschrieben 26. September 2004, 11:51
Regie: Don Taylor
"The Doctor is in-SANE!!
Sehr schöner, altmodischer Mad-Scientist-Streifen aus der Schmiede von Samuel Arkoffs American International Pictures. Der Streifen ist ein schöner Lückenfüller, verfilmt nach der Roman von H. G. Wells mit überraschend guten Make-up-Effekten und einer sehr stimmigen Filmmusik von Laurence Rosenthal.
Der Schiffbrüchige Andrew Braddock (Michael York) wird als einziger Überlebende an die besagte, nur auf den ersten Blick friedliche und schöne, Insel gespült und macht dort sofort Bekanntschaft mit dem soziopathischen Dr. Moreau (Burt Lancaster) und dessen Kreaturen, Wesen halb Mensch, halb Tier.
An diesem schönen B-Film kann man sehr gut erkennen, wie man einen Filmhelden aufbaut, der im Verlauf der Handlung eine instabile Gemeinschaft zum Einstürzen bringt. Schon auf dem kleinen Boot, daß ihn die letzten zwei Wochen mit zwei anderen Überlebenden getragen hat, wird er in der kurzen Eröffnung sofort isoliert eingefangen. Er wird überleben, die anderen beiden habe keine Überlebenschance.
Schade ist nur, daß alle nur der Spielball für eine recht schmalbrüstige Handlung sind. Das ist insofern deshalb bedauerlich, weil vor allem Burt Lancaster seinen Part als Dr. Moreau absolut exzellent und ernsthaft darstellt. Michael York hat leider in nur einer Szene Gelegenheit dem Stereotyp des Filmhelden eine schöne Nuance abzuverlangen, als er gegen die Wirkung des Serums ankämpft, daß ihn langsam in einen Tiermenschen verwandelt. Sträflich vernachlässigt wird dann aber natürlich wieder das Ende.
Der Film hat bei mir vor allem als junger Stepke einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das liegt zum einen an Barbara Carrera, einem feuchten Jugendtraum meinerseits, und den Tiermenschen, deren Masken aus der Schmiede von John Chambers kommen, der auch für PLANET OF THE APES verantwortlich zeichnete.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#538
Geschrieben 26. September 2004, 22:04
Regie: Lucio Fulci
Ich kann leider überhaupt nicht mehr nachvollziehen, was ich empfunden habe nachdem ich "Über dem Jenseits/Die Geisterstadt der Zombies" zum erstem Mal gesehen hatte. Auf alle Fälle muß es wohl ganz anders gewesen sein als heute, denn mir kommt der Film beinahe wie ein Remake von Stanley Kubricks THE SHINING vor. Die Parallen sind durchaus vorhanden. Das geheimnisvolle Haus, in beiden Fällen übrigens ein Hotel, ist der Hort für allerlei übernatürliche und irrationale Ereignisse. Es treiben sich jede Menge Geister und anderes eklige Gesocks in den Mauern umher. Bei beiden ist ein vergangenes Ereignis, das wie ein unheilvoller Schatten über allem liegt.
Ich glaube an der Figur des Doktor McCabe (David Warbeck) kann man sehr deutlich festmachen, wie ich mich während des Films gefühlt habe. In seiner absolut rationalen Denkweise rafft der nämlich nicht, was um ihn herum geschieht. Genauso ging es mir, was ich aber an Lucio Fulci herunterdelegieren kann. Der tut nämlich nicht gerade viel, um mit helfender Hand beiseite zu stehen. Warscheinlich hatte der gute Mann nach dem sensationellen Anfang teilweise einfach keinen Bock mehr und ließ die Fünfe einfach gerade sein.
Das Hotel ist, so steht es im geheimnisvollen Buch Eibon, über einem der sieben Pforten zur Hölle erbaut worden. Wenn das Tor geöffnet wird erheben sich die Toten. Das alles habe ich ihm mehr oder weniger abgekauft. Emily, das blinde Mädchen mit dem Schäferhund, scheint ein Geist zu sein, gefangen in einer Zwischenwelt, weil sie aus dem Buch Eibon gelesen hat, welches ihre Augen verbrannte. Was aber hat der Maler Schweik aus dem grandios gefilmten Prolog mit der Sache zu tun. Ist er so etwas wie ein Chronist des Schreckens, der die Nachwelt vor diesem Hotel warnen wollte?
Der Grund warum ich den Film nicht so ganz ernst nehmen kann sind so einige Nebenhandlungen und langgezogene Sequenzen, in die sich der Film mehrere Male verirrt. Am ärgerlichsten ist für mich wohl die behämmerte Tarantelszene in der Bibliothek. Oder natürlich die verzweifelten Pistolenschüsse des Doktors im Krankenhaus. Eben hat er noch einen Weg gefunden, die Untoten mit Kopfschuß auszuschalten nur um im nächsten Moment wieder munter auf den Torso draufzuhalten.
Dem gegenüber finden sich aber immer wieder richtig tolle Szenen und Kamerawinkel, die mich ein wenig über die ziemlich Banalität der Handlung hinwegtrösten können. Selbst in der Tarantelszene gibt es eine Einstellung, die ich ziemlich sensationell finde.
Den Vergleich mit dem Kubrick-Film einmal außer Acht gelassen, scheint sich Fulci aber auch noch bei einigen anderen Filmen bedient zu haben. Einmal wittere ich einen Hauch von George Romeros DAWN OF THE DEAD oder von Dario Argentos INFERNO. In der Figur des kichernden Bibliothekars, den Liza (Katriona MacCall) aufsucht, habe ich auch einen Hauch von Ranfield aus Werner Herzogs NOSFERATU - PHANTOM DER NACHT entdecken können.
Von der Schelte mal abgesehen, die wohl nur an meiner schlechten Tagesform gelegen hat, finde ich auch noch genügend Momente, die mir einen ganz schönen Schauder über den Rücken gejagt haben. Der knochig aussehende Schweik, die unglaubliche Filmmusik, die in zwei Einstellungen in die Kamera fliegenden Hände. Ganz besonders haben mir die wenigen Szenen in New Orleans gefallen, eine Stadt, die noch nicht so totfotografiert worden ist und man nur sehr selten in anderen Filmen zu Gesicht bekommt. Nein, in seiner hinterfotzigen, unlogischen Art und Weise ist der Streifen ein echter Knaller!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#539
Geschrieben 27. September 2004, 19:30
Regie: Michael Mann
Zur Einstimmung auf Michael Mann neuesten Film habe ich mir, obwohl ich es ja eigentlich nicht wollte, mich dazu hingezogen fühlte, vor einigen Wochen THE INSIDER und gestern noch einmal MANHUNTER angesehen. Das deshalb jetzt natürlich ein ungeheurer Erwartungsdruck bei mir vorhanden ist, birgt natürlich die Gefahr, den Film durch ein ganz und gar rosarote Brille zu betrachten.
Schreck laß nach...Jason Statham, das wandelne Unschauspieltalent aus dem Hause Guy Ritchie stapft über die Leinwand. Das war so ziemlich der größte Schock, den ich den letzten Jahren im Kino bekommen habe. Zum Glück beschränkt sich sein Auftritt nur auf wenige Sekunden und ist nur dazu da einer zwielichtigen Type im hellblauen Einreiher mit Sonnenbrille eine Aktentasche zu übergeben. Ist wie ein zufälliges Anrempeln gefilmt, steckt aber schon so voller unnachahmlicher Leichtigkeit, die einem erst bewußt wird, wenn man die Einführung des zweiten Hauptcharakters hinter sich hat. Ein unverfängliches Gespräch mit einem weiblichen Fahrgast wird unversehends zu einem tiefgründigen Austausch von persönlichen Befindlichkeiten. Eine sehr lange Einführung von gut fünfzehn Minuten bevor der Typ im Einreiher zu unserem Taxifahrer ins Auto steigt.
Vincent (Tom Cruise) zahlt Max (Jamie Foxx) insgesamt siebenhundert Dollar, wenn dieser ihn zu einigen Geschäftsterminen im Stadtgebiet von Los Angeles und bis spätestens sechs Uhr morgens wieder am Flughafen absetzt. Reichlich unveränglich, aber schon komisch, daß der die ganzen Termine mitten in der Nacht hat. Das Vincent eigentlich ein freiberuflicher Profikiller bekommt Max hautnah zu spüren, als eines seiner Opfer auf dem Dach seines Taxis landet. Von da an wird Max zum unfreiwilligen, aber nicht tatenlosen Komplizen Vincents.
In gewisser Weise kann ich mich schon wieder ärgern überhaupt zwei Trailer zu dem Film gesehen zu haben, denn da wird im Prinzip schon die Ausgangssituation der beiden Protagonisten deutlich. Ich stelle mir das gerade mal vor, daß man völlig unvorbereitet in diesen Film hineingeht. Dann hat man ein ähnliches Überraschungsmoment wie Max, als der Mann auf dem Dach seines Autos aufschlägt. Durch die Trailer wird das leider zunichte gemacht.
Was mich an dem Film fasziniert ist die grenzenlose Unterordnung des Stars Tom Cruise unter der Regie von Michael Mann. Der lässt den guten Mann einfach machen. Ich glaube Tom Cruise zuletzt nur in MAGNOLIA in einer ähnlichen Rolle gesehen zu haben. Ansonsten war immer er der Star um den sich alles dreht und wendet. Das Problem war ja, daß seine Filmcharakter immer mit einem mühsam und aufgesetzt wirkenden Charaktergerüst ausgestattet wurden, was nicht immer glaubhaft wirkte. Hier hat man nichts und muß nur an dem Gezeigten urteilen, weil sich beide Protagonisten, Max als auch Vincent, vor sich und vor ihrer Umwelt verstecken.
Der eigentliche Grund Vincents für seine nächtliche Abräumtour quer durch Los Angeles erschließt sich auch erst nach gut einer Stunde, was dem Ganzen eine Leichtigkeit bescheinigt, die dann auch noch reichlich ungezwungen zu einer schlüssigen Auflösung führt.
Ich bin, wie ich oben ja schon beschrieben habe mit einer gewissen Erwartungen ins Kino gegangen. Meine Erwartung war, daß ich wieder ein "Festival der Farbe Blau" sehen würde, die ja zu etwas wie einem untrügliches Markenzeichen des Regisseurs geworden ist. Michael Mann überrascht mich allerdings mit etwas ganz anderem. Mit den Lichtern der Stadt Los Angeles, die er mit einem hochauflösenden Digitalkamera eingefangen. Der ganze Film scheint mir so eingefangen worden zu sein. Der Eindruck ist auf jeden Fall überwältigend und niemals selbstzweckhaft. Dante Spinotti war übrigens nicht der Hauptkameramann.
Auch bei der Musik hat sich Michael Mann für etwas anderes entschieden. Die durch die Filmmusik von THE INSIDER und GLADIATOR populär gewordene tiefe Trauerstimme Lisa Gerrads, weicht einem kühlen Mix aus Orchester- und Elektronik. Auch hier arbeitet Mann mit James Newton Howard an seiner Seite gegen die Erwartungen, die er mit ALI vielleicht noch erfüllte.
Beim Verlassen des Kinosaals macht sich schon eine endgültige Meinung bei mir breit. Ein Film, der sich nicht neben den anderen Großtaten des Regisseurs zu verstecken braucht. Ich will damit jetzt gar nicht mal sagen, daß er besser oder schlechter als die anderen ist. Er reiht sich gleichberechtigt neben seine Vorgänger ein. Da möchte ich ihn für die nächsten Jahre mehr als sicher wähnen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#540
Geschrieben 28. September 2004, 10:20
Regie: Takeshi Kitano
Ein Film dessen visuelle Schönheit sich sofort auf einer ästhetischen Ebene in jeglicher Form offenbart, aber mir seinen Inhalt in einem etwas fadenscheinigen Mix aus Kitsch und der Suche nach der romantischen unsterblichen Liebe zueinander herüberbrigen will. Kitano ließ sich hierbei vom traditionellen Bunraku-Puppentheater inspirieren und erzählt drei zunächst unabhändig voneinander erzählte Geschichten, die er in den letzten zwanzig Minuten gegeneinander schneidet.
Nachdem Matsumoto (Hidetoshi Nishijima), ein aufstrebender Firmenangestellter die Tochter des Unternehmer heiraten soll, wird er dazu gezwungen Sawako (Miho Kanno), die Frau, die er eigentlich heiraten will, zu verlassen. Sawako versucht sich das Leben zu nehmen, überlebt den Selbstmordversuch aber und fällt in einen beinahe teilnahmslosen Zustand der Apathie. Matsumoto eilt noch am Tage der Hochzeit zu seiner alten Liebe und nimmt sie aus dem Krankenhaus mit auf eine Reise, von der er glaubt, daß sie geheilt werden könnte. Verbunden durch ein rotes Seil ziehen sie ruhelos, fast könnte man sagen auch zeitlos, umher.
In der zweiten Geschichte hat der alternde Yakuza-Boss Hiro (Tatsuya Mihashi) mit seiner Erinnerung über die Frau zu kämpfen, die er für seine Gangsterkarriere aufgegeben hat. Verbittert kehrt er an einem Samstag zu dem Ort zurück, wo er sie einst das letzte Mal gesehen und verlassen hat und findet sie dort wieder.
In der letzten Geschichte ist Nukui (Tsutomu Takeshige)für den Unfall des jungen Popsternchens Haruna (Kyôko Fukada) verantwortlich. Um der daraufhin von dem Unfall entstellten Frau zu begegnen nimmt er sich das Augenlicht und sucht sie schließlich auf.
Der Film sagt mir deshalb nicht zu, weil Kitano anscheinend darauf aus ist, den Inhalt des Bunraku-Puppentheaters in eine Filmstory einzubinden. Die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau zur Zeit der Entstehung des Bunraku sahen doch etwas anders aus, als die im modernen Japan der heutigen Zeit. Da liegt meiner Meinung nach der Knackpunkt. Der Mann ist führende Kraft in einer Beziehung. Das wird im Film bei der Bunraku-Sequenz und den fleischgewordenen Bunraku-Puppen Matsumot und Sawako deutlich. Er zieht sie durch die Landschaft, er ist fast ausnahmslos im Vordergrund, er gibt die Marschrichtung vor. Dafür macht sie sich allerdings den Vorwurf die Beziehung zerrüttet zu haben. In den drei Geschichten sind es allerdings die Männer, welche die Schuld auf sich lasten. Das Problem ist die Auflösung. Bei Matsumoto und Sawako ist es der kleine Halsumhänger, der sie schließlich aus ihrer Apathie befreit. Der Yakuza Hiro wird erschossen ohne sich jemals seiner alten Liebe wieder offenbart zu haben. Und Nukui nimmt sich das Leben, ohne Haruna jemals gesagt zu haben, daß er für ihren Zustand verantwortlich.
Das kann man andererseits als grenzenlose Bitterkeit sehen oder aber auch als selbstgerechte Wiederherstellung der alten Beziehungen zwischen Mann und Frau deuten.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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