Regie: Brad Anderson
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Schade, schade, schade…in den letzten zehn Minuten verspielt der Film all den Kredit, den ich sich zuvor so mühsam bei mir erkämpft hat. Wenn ich gehässig wäre, würde ich schreiben, dass diese Lügengebäude in sich zusammenfällt, aber ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Die Vorraussetzungen für einen interessanten Filmstoff, wieder einmal einen Film mit Paranoiainhalt, sind zu Beginn aber durchaus als ideal zu bezeichnen.
Trevor Reznik (Christian Bale) ist ein ziemlich einsamer, auf Haut und Knochen, abgemagerter Bursche. Wenn er nicht gerade in der Firma Industriemaschinen, vorzugsweise in der Nachtschicht bedient, hockt er entweder im Flughafenrestaurant herum und flirtet mit der Kellnerin oder er gibt sein Geld für gelegentliche Treffen mit der Hure Stevie (Jennifer Jason Leigh) aus. Das mit ihm etwas nicht stimmt, merkt man sofort von ersten Augenblick an. Fragen, die seine Person betreffen, lenkt er auf ironische Art und Weise ab. Als ihn während einer Zigarettenpause ein mysteriöser Schweißer anspricht und Trevor kurz darauf an einem Arbeitsunfall Schuldhafterweise beteiligt ist, gerät sein Leben nach und nach aus den Fugen. Er wittert überall Verschwörung. Seine Paranoia redet ihm ein, dass besagter Schweißer nicht nur die Kollegen gegen ihn aufhetzt, sondern sich auch später mit dem Opfer des Arbeitsunfalls (Michael Ironside) an ihm rächen will. Ein etwas halbherziger Versuch sich mit besagter Kellnerin einzulassen endet beinahe in einer Katastrophe, als ihr Sohn einen epileptischen Anfall in einer Geisterbahn auf dem Rummelplatz erleidet. Und auch die Beziehung zu Stevie, die für ihn ihre Tätigkeit als Hure aufgeben würde, wird von seiner Paranoia zerstört.
Warum nur diese Paranoia? Nun, genau das ist der Schwachpunkt des Films. Am Ende muss der Zustand der Hauptfigur wieder zu Tode erklärt werden. Jedes Requisit, auf das die Kamera ihr wachsames Auge richtete, hatte seine kleine Bedeutung in der Geschichte. Trevor Reznik trug nur eine ganz persönliche Schuld mit sich. Nichts weiter. Nichts weltbewegendes. Allerdings aufgewertet durch Hauptdarsteller Christian Bale. Wenn sicht die Geschichte im Nachhinein als reichlich unspektakulär erwiesen hat, so bleibt doch Bale in bleibender Erinnerung. Nach seinen beachtlichen Rollen in AMERICAN PSYCHO oder EQUILIBRIUM war es ja etwas still um ihn geworden. Es war zumindest bekannt, dass er sich demnächst als Batman ins Fledermauskostüm schwingen würde, doch zwischen diesen beiden Filmen, die ihn als muskulösen und gutaussehenden Helden zeigten bzw. zeigen werden, ist dieses abgemagerte Stück Mensch hier von deutlich bleibenderer Erinnerung. Bilder von abgemagerten, offensichtlich psychisch gestörten Menschen, sind bei mir immer ein Auslöser für ein äußerst flaues Gefühl in der Magengegend. Da kneife ich immer verstört, aber nicht angewidert, meine Augen zusammen und frage mich, warum man sich nur so gehen lassen kann. Es ist nur schade, dass der Film diesem Einsatz Bales für seine Rolle nicht gerecht werden kann. Wäre der Inhalt des Drehbuchs von Scott Kosar, der auch die neue Fassung von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE verfasst hat, nicht schon x-beliebige Male vorher durchgekaut worden, dann könnte man Bale, was seinen körperlichen Einsatz anbelangt, glatt neben Robert de Niros Jake la Motta aus RAGING BULL stellen. Da es sich aber nur um eine kleine spanische Produktion handelt, wird ihm eine solche Popularität nicht beschieden sein.
Regisseur Brad Anderson, ja noch ein Anderson neben Wes, Paul Thomas und Paul W. S., wird als nächstes Projekt, wenn nichts dazwischen kommen sollte, das Remake von George A. Romeros THE CRAZIES inszenieren. Mal sehen, was man von ihm noch zu erwarten hat.
Noch ein Wort zur Filmusik: diese ist wohl ganz bewusst an Bernard Herrmanns Stil angelehnt gewesen, was man im Einsatz von Streichern und dem Fagott hören konnte. Ich meine sogar einige Male ein Theremin gehört zu haben.