HENRY - PORTAIT OF A SERIAL KILLER (USA 1986) - DVD (Laser Paradise)
Regie: John McNaughton
Ein doch recht seltsamer Film. Seltsam, weil er einerseits die Realität auf eine beunruhigende Weise widerspiegelt und dann auch wieder zu künstlich um doch wahr zu sein. Vielleicht deshalb jagt mir der Film deshalb immer wieder einen Schrecken ein. Was treibt Henry und später auch seinen Kumpel Otis zu diesen sinnlosen Morden? Das muss der Zuschauer, in diesem Falle halt ich, selbst herausfinden. McNaughton macht es den Zuschauer aber auch nicht einfach. Die Tatsache, dass Henry und Otis beide aus dem Knast auf Bewährung entlasssen wurden ist es nicht. Vielleicht auch nicht die heruntergekommene Gegend und die Wohnung in der sie leben. Oder die kleinen Jobs, die sie machen. Ist es die Langeweile, die abends bei einer Flasche Bier aufkommt? Nein.
Sind alle diese Zutaten zusammen? Möglicherweise....ja....in diesem Einzelfall ganz sicher. Es ist keine Abbildung der Realtität, aber diesen Henry Lee Lucas gab es wirklich. Und er war ein Serienmörder. Das macht den Film umso beunruhigender. Er ist kein Fabelwesen wie Hannibal Lecter, Carl Rudolph Starger, John Doe oder ein Machine. Er hat keinen Hang zu besonderer Theatralik. Er nennt auch keinen Grund für seine Taten. Zumindest hatte er einen als er seine Mutter umgebracht hat. Das erzählt er Becky, Otis' Schwester. Zumindest an dieser Stelle gibt es eine Emotion in ihm, eine Funke alter Erinnerung blitzt aus seinem Leben kurz auf, von dem wir vorher nichts wussten. Und von dem wir auch nichts mehr erfahren werden.
Handelt er aus einem inneren Zwang? Das kann man schwer sagen, aber man erhält den Eindruck, dass er darauf bedacht ist nicht erwischt zu werden. Das kann man feststellen, wenn man sieht wie er Otis beibringt Menschen auf verschiedene Weisen umzubringen. Mal erwürgen, erschiessen, das Genick brechen. So bietet man der Polizei nichts brauchbares nach der sie suchen könnte.
In der besten Szene des Films sitzen Henry und Otis vor dem Fernseher und sehen sich selbst, wie sie eine Familie auslöschen. Sie haben zuvor eine Videokamera von einem Hehler mitgenommen, den sie ebenfalls umgebracht haben. Ist man vielleicht im Falle des Hehlers auf ihrer Seite, der ein richtiges Arschloch ist, wird man auch zum Komplizen des Mordes an der Familie. Die Kamera ist aber auch Zeuge eines geselligen Beisammenseins mit Tanz und dem einzigen Funken von Freude während des gesamten Films.
Selbst Henry hat noch einen Funken Menschlichkeit in sich inne wohnen bei all den Morden und Greueltaten. Er stoppt Otis, der immer einen Schritt zuweit geht. Erst will er seine Schwester küssen, dann will er es mit einer Frauenleiche treiben. Hier schreitet Henry ein und der Zuschauer ist darüber irgendwie erleichtert. Ein sozialer Umgang mit anderen Menschen findet für Henry, bis auf das Töten dieser, kaum statt. Und wenn dann endet es mit einer harschen Entgegnung von Henry.
Was kann man aus diesen Film ziehen? Trostlosigkeit und Langeweile im Leben führt dazu sich ein Ventil wie dieses zu suchen?. Nicht unbedingt, aber auch in Einzelfällen nicht auszuschliessen. Ein guter Low-Budget-Film mit herausragenden Darstellern.