"Now it's dark!"
#601
Geschrieben 11. Januar 2005, 00:07
Regie: Michael Radford
Als heranwachsendem Teenie mit noch wenig bis gar keiner Lebenserfahrung war es schon ein ziemlicher Hammer, diese Verfilmung von George Orwells gleichnamigem Zukunftsroman anzuschauen. Doch wie auch schon bei ANIMAL FARM stellte sich mir nach dieser auffrischenden Sichtung so etwas wie Ernüchterung ein. Und etwas unsicheres Erstaunen. Die Werktreue, die dieser Verfilmung zugesprochen allgemein wird ging sogar soweit, als das im Abspann davon die Rede war, dass der Film in genau dem Zeitraum abgedreht wurde, indem er selbst spielt. Dann war noch davon zu lesen, dass der Film einem speziellen Kopierverfahren unterzogen worden ist. Das war vor zwanzig Jahren noch nicht alltäglich und ist mir nur bei dem noch viel älteren MOBY DICK bekannt, der einen ähnlich unbequemen grauen Look verpasst bekommen hat.
Im totalitären Staat Ozeanien fristet Winston Smith (John Hurt) eine jämmerliche Existenz inmitten vom Verfall bedrohten Stadtbezirken, Parteidemonstrationen und seiner verfälschenden Arbeit im Ministerium für Geschichte, wo er vergangene Ereignisse für das Wohl der Partei umschreibt. Allein der Gedanke, sich gegen den „Großen Bruder“ und die Gemeinschaft aufzulehnen, wird gnadenlos bestraft.
Smith lernt die junge Frau Julia kennen, mit der er eine hoffnungslose und geheime Liebesbeziehung beginnt, sieht sich aber gleichzeitig auch immer mehr ins Visier der Partei geraten. Vertrauen sucht er bei seinem vermeintlichen Freund O’Brien (Richard Burton), einem hochgestellten Parteimitglied.
Nach ca. einer Stunde stellte sich ziemliche Unruhe bei mir ein, der bald darauf Desinteresse folgen sollte. Schauspielerisch ist das aller Ersten Sahne, nur das Unvermögen Michael Radfords mir die Romanvorlage anschaulich zu präsentieren, ist mir ziemlich sauer aufgestoßen. Einige gute Bilder findet er, aber die habe ich in anderen Filmen, die ähnliche Thematiken behandeln, schon besser verpackt gesehen und die zum Ende hin arg zunehmende Geschwätzigkeit tut ein Übriges mir den Film zu vermiesen.
Es bleiben aber auch einige starke Momente übrig, die ich nicht so schnell vergessen werde: als John Hurt mit tränenübersätem Gesicht von seiner Mutter erzählt oder wenn am Ende sein Wille derart gebrochen ist, so dass er aus seinem Traum als Person verschwindet und nur noch eine leere Landschaft zu sehen ist, durch die er vorher noch geschritten ist.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#602
Geschrieben 11. Januar 2005, 21:50
Regie: John Frankenheimer
Das erste Mal habe ich von diesem Film gelesen als ich mich durch die Filmographie des Komponisten Jerry Goldsmith gelesen habe. Unter dem Titel konnte ich mir nun wirklich gar nichts vorstellen. Sekunden…? Bis ich dann einmal erste Bilder aus dem Film sah vergingen wieder einige Jahre. Regie: John Frankenheimer…Hauptdarsteller: Rock Hudson…so so…
Dieser Thread hat mich dann doch endlich dazu gebracht die DVD des Films zu bestellen. Schon der Trailer zeigt recht beeindruckende Einstellungen und zum Glück bewirbt der Trailer den Film in angemessener Art und Weise.
Arthur Hamilton (John Randolph) erhält die einmalige Chance sein Leben neu zu beginnen, als ihn ein tot geglaubter Freund eines Abends anruft. Sein mehr als große Wellen schlagendes Leben als Bankmanager erfüllt ihn nicht sehr, seine Ehe ist auch von einem Fehltritt in der Vergangenheit überschattet und die Tochter ist schon lange aus dem Haus. Nicht ganz freiwillig unterzieht er sich bei einer geheimnisvollen Organisation einer kosmetischen Operation, die ihn nicht nur ein anderes Gesicht verleiht, sondern fast seine gesamte Körperstatur verändert. Aus dem Mittfünfziger wird der Enddreißiger Tony Wilson (Rock Hudson). Und der kommt mit seinem neuen Leben nicht so recht klar, bis er eine Frau (Salome Jens) kennen lernt, die ihn wieder mit Leben erfüllt.
Meine Vorahnungen, wie sich die Geschichte des Films während der Sichtung entwickeln würde, hat mir ein klein wenig die Freude am Filmerlebnis genommen. Am Ende dachte ich: „Wie? Ist da jetzt alles gewesen?“ Der Film hat nicht wirklich viele verschiedene Szenen, aber das hängt damit zusammen, dass Frankenheimer hier sehr viele lange Einstellungen in seinen Film eingebaut hat und diese ausspielen lässt. Das wirkt vor allen Dingen am Anfang hervorragend, in der man eine Naheinstellung von John Randolphs Gesicht sieht, der sich nacheinander mit zwei anderen Darstellern austauscht. Diese beiden bringen ihn dazu, das Für und Wider abzuwägen, welches ihn in seiner jetzigen nichtswürdigen Existenz halten könnte. Diese Szene ist von ihrer technischen und darstellerischen Leistung her ein absolutes Meisterstück.
Ich habe aber das ganz sichere Gefühl, dass der Film bei mir einige Sichtungen benötigt um weiter zu wachsen. Warum ist er das zu tun hat, kann ich nicht erklären. Die Antwort darauf liegt irgendwo in meinen Gehirnwindungen verborgen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#603
Geschrieben 13. Januar 2005, 13:55
Regie: Woody Allen
Das ist mit ziemlicher Sicherheit mein Lieblingsfilm von Woody Allen. Selten habe ich ihn so bitterböse, Gift und Galle spuckend und dabei sprachlich so überraschend offen erlebt wie hier. Ich fand es sehr spannend die Person des Harry Block mit dem Bild, welches ich von Woody Allen habe, zu vergleichen. Und wenn man innerhalb von achtzehn Jahren neunzehn Filme von einem Regisseur gesehen hat, fällt es nicht sehr schwer, diesen in eine Kategorie zu stecken. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass Allen sich hier, dessen durchaus bewusst, viel mehr von seinem Inneren gegenüber seinem Publikum preisgibt, als ihm eigentlich lieb sein kann und dabei überhaupt nicht mit Selbstkritik spart. Dass sich dabei Thematiken überschneiden, die er schon vor zwanzig Jahre zuvor verarbeitet hat zeigt meiner Meinung nach, wie er ständig mit Sich selbst, seinem näheren Umfeld und seiner Vergangenheit und seiner jetzigen Stellung hadert. Mir fällt dabei auch auf, dass ich bisher keinen anderen Filmemacher, mit Ausnahme von Martin Scorsese vielleicht, kenne, der sich mit wirklich grundlegenden Fragen seiner Konfession und den daraus resultierenden Problemen im Alltag auseinandersetzt. Das ist für mich als Atheisten sehr faszinierend und interessant.
Und während ich diese Zeilen schreibe, wird mir bewusst, dass ich mich in diesem Jahr wohl noch einige Male mit Woody Allen, genauer gesagt seinem filmischen Werk, auseinandersetzen werde. Dabei ist noch nicht einmal die Vollendung seines 70. Lebensjahres am 1. Dezember 2005 dafür verantwortlich, sondern in mir selbst hat sich ein Hebel umgelegt, der für diese Themen nun empfänglich gemacht hat. Ein schleichender Prozess, der, wenn ich nüchtern zurückblicke, doch logisch nachvollziehbar zu sein scheint.
Davon einmal abgesehen, finde ich Allens Umsetzung der Story und seine Einfälle einfach saukomisch.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#604
Geschrieben 14. Januar 2005, 23:21
Regie: Joe Dante
Den musste ich mir innerhalb von vierundzwanzig Stunden zweimal anschauen, weil ich mir nicht ganz sicher war, wie ich eigentlich zu dem stehe. Das letzte Mal hatte ich diese schwarze Komödie über eine schrullige Vorortstraße und ihre Einwohner vor zehn Jahren gesehen und gestern fand ich den ziemlich unlustig. Das mag wohl daran gelegen haben, dass ich ihn alleine angesehen habe. Heute aber mit einem Arbeitskollegen noch mal wiederholt und da lag die Lachfrequenz schon deutlich höher.
So richtig gefällt er mir aber trotzdem nicht, da dem Film nach einer guten halben Stunde die Luft ausgeht und er erst im Finale wieder die Kurve bei mir kriegt. Sehr schön war die erste (Trick)Einstellung, die vom Universal-Logo herunter bis auf die Vorortstraße herunterzoomt. Tom Hanks gefällt mir hier ausgesprochen gut, auch wenn man doch sehr mitbekommt, dass er eigentlich eine schauspielerische Transuse ist. Richtig spitze fand ich ihn bisher in THE LADYKILLERS, aber da hatte er in den Coen-Brüdern auch fordernde Filmemacher. Für mich ist aber Bruce Dern der heimliche Star des Films. Man muss schon ein Schelm sein, wenn man sicht etwas Böses beim Nachnamen seines Filmcharakters denkt. Wendy Schaal als seine Filmehefrau halte ich im übrigen für eine begnadete Komikerin, die ich ansonsten nur noch in SMALL SOLDIERS gesehen habe.
Leider hat man es meiner Meinung nach versäumt, die Familie Klopek, die für sichtliche Unruhe in der Straße sorgt, mehr als nur sinister zu charakterisieren. Ich halte es für gut möglich, dass der Film nicht ganz so gallig ausgefallen ist, wie sich Joe Dante das insgeheim gewünscht hat.
Die in Fankreisen so überaus beliebte Filmmusik von Jerry Goldsmith ist hübsch akzentuiert und ganz in seinem 80er-Jahre-Stil gehalten. Viel Synthesizer, viel mickey mousing, aber wenig einfallsreich. Bis vielleicht auf die Variation seines Patton-Themas.
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#605
Geschrieben 15. Januar 2005, 22:31
Regie: Woody Allen
Wie bereits angedeutet, werden in den nächsten Monaten verstärkt Filme von Woody Allen in meinem Tagebuch zu finden sein und hier folgt auch schon dieser immerhin dreifache Oscar-Gewinner aus den 80ern Jahren.
Mir gefällt wie Allen im Prinzip mitten in die Handlung des Films hineinspringt und die einzelnen Abschnitte des Films mit Zwischentiteln gliedert. Dadurch entsteht aber keine Episodenhaftigkeit. Etwas entsetzt bin ich über das schlechte Aussehen des Films im Vergleich zu anderen Filmen aus der Zeit. Das fängt bei der Wahl der Drehorte an und zieht sich bis hin zu den Frisuren und hört bei den Kostümen. Nicht dass man bei Allen Opulenz erwartet, doch es setzt den Film ganz eindeutig in seiner Entstehungszeit fest. Immerhin vierzig bis fünfzig Minuten versteht es Allen mich bei der Stange zu halten, aber dann verfliegt mein Interesse an den Figuren zusehends. Das finde ich vor allem wegen der Geschichte von Elliot (Michael Caine), der sich in seine Schwägerin Lee (Barbara Hershey) verliebt schade.
Wirklich viel bleibt nicht an dem Film erinnernswert. Sicherlich die klassischen Stücke von Bach und Mozart, die in die Filmmusik eingegliedert werden. Negativ fällt mir auf, dass Allen hier wohl nur ein Vehikel für seine damalige Ehefrau Mia Farrow aufgezogen hat. Vor allem sein Part und seine überspitzte Darstellung allerlei überspitzter Religionsinstitutionen, ließ mich manches Mal genervt mit den Augen rollen.
Danach dachte ich mir noch, dass es wieder mal ein schlechter Witz sein muss, dass gerade dieser Allen-Film einen Drehbuch-Oscar erhalten hat.
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#606
Geschrieben 16. Januar 2005, 18:57
Regie: Renny Harlin
Zuerst wollte ich ja überhaupt keinen Kommentar abgeben, aber nachdem ich mir in einer ruhigen Minute mal so meine Gedanken über einige Ungeheuerlichkeiten in der Filmhandlung gemacht hatte, fand ich ihn doch wieder ganz sympathisch. Und das obwohl man den Titelhelden mit einer darstellerischen Schlaftablette namens Andrew Dice Clay besetzt hat, in der deutschen Fassung auch noch von Tommy Piper gesprochen, die im Zuge ihrer Profession als Privatdetektiv im Rock-`n´-Roll-Geschäft von L. A. kesse Sprüche parat hat, reihenweise die Weiber in die Kiste bekommt und sich ziemlich unerschrocken jedwedem Problem gegenüber stellt.
Der Humor bewegt sich innerhalb unterster Macho-Debilität, treffenden Seitenhieben auf die Hardrock-Musikszene der ausgehenden 80er und einigen Spielereien mit dem Detektivfilm. Eigentlich besitzt der Film einen enorm hohen Nervfaktor, doch wenn ich mich zu einigen einzelnen Szenenbeschreibungen hinreißen lassen würde, wäre ich doch recht amüsiert über gewisse Dinge. Zum Beispiel: der gläserne Zylindersarg eines dahingeschiedenen Rockstars wird von zigdutzend Groupies umringt, die dem Platzwart des Friedhofs zwecks Drückung des Schwarzmarktpreises der Eintrittskarten einen Blowjob gegeben haben. Später noch purzelt dieser Zylindersarg in einer Actionszene über den gesamten Friedhof.
Mir fällt in diesem Zusammenhang auch noch Joel Silver, der diesen Film produziert hat, ein, welcher bei der Promotion für die Matrix-Filme verlauten ließ, dass er in der Vergangenheit fast nur Schund produziert hätte. Na, ob die Matrix-Trilogie mit ihrer recht kindischen Aussage in zwanzig Jahren noch irgendjemanden vom Hocker zu reißen vermag sei mal dahin gestellt. Ich zumindest werde sie wohl genauso belächeln wie diesen Film.
Das der eigentlich talentlose Finne Renny Harlin hier Regie geführt hat, war mir nicht bewusst. Der scheint wohl auch aus der Werbebranche zu stammen, wenn ich mir den Look des Films näher betrachte. Nun, auf jeden Fall ein Streifen den man sich einmal alle fünf Jahre anschauen kann.
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#607
Geschrieben 17. Januar 2005, 19:49
Regie: René Laloux
Die Vorfreude auf diesen Animationsfilm war doch schon ziemlich groß. Immerhin Gewinner der goldenen Palme von Cannes. Die Vorfreude rührte daher, dass in dem Jennifer-Lopez-Vehikel THE CELL eine kleine Szene des Films auf einem Fernsehbildschirm zu sehen ist. So etwas Schnuckeliges sieht sich also die Filmfigur in ihrer Freizeit an. Der im Film zugrunde liegende Inhalt, wurde seinerzeit als Allegorie der Unterdrückung der Tschechoslowakei durch die Sowjetunion verstanden.
Auf dem fernen Planeten Ygam leben die menschenähnlichen Oms unter der Herrschaft von blauhäutigen Giganten, genannt Traags. Von ihren Kindern einerseits als Haustiere gehalten, entwickeln sich jenseits der Behausungen der Traags auch wilde Stämme von Oms, die sich in verlassenen Parks vermehren und regelmäßigen Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen der Traags ausgesetzt sind. Terr, ein domestizierter Om, kann mit einem Wissensgerät entkommen und schließt sich seinen wilden Gefährten an und entwickelt einen kühnen Plan, die Traags anzugreifen.
Wenn man den Film auf sein nacktes Grundgerüst und sein finale Aussage reduziert, ist man ob seiner Naivität doch reichlich vor den Kopf gestoßen. Mit nur zweiundsiebzig Minuten Lauflänge ist Laloux vor allem daran interessiert, ein fantastisches und fremdes Bild einer außerirdischen Gesellschaft und ihrer Flora und Fauna zu erschaffen. Das wird dann geschmäcklerisch als psychedelisch bezeichnet, aber ein solches Attribut kann ich dem Film in nur zwei oder drei Sequenzen zugestehen. Einige Sachen sind ziemlich drollig, andere finde ich in ihrem Einfallsreichtum als wundervoll.
Die Animation fand ich in ihrer reduzierten Form gewöhnungsbedürftig, manchmal auch schlecht. Die musikalische Untermalung erinnert mich immer an den Schlußteil von Pink Floyds zweitem „Shine on you crazy Diamond“.
Insgesamt gibt mir der Film aber viel zu wenig, als das ich ihm dieselben Lobeshymnen zuteil lassen könnte, die ich sonst über ihn gelesen habe.
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#608
Geschrieben 18. Januar 2005, 12:27
Regie: Peter Greenaway
Ich könnte jetzt eigentlich diese Sichtung mit einem einfachen „Tja…“ abtun, aber dazu ist das, was Greenaway hier wieder vom Zaun gebrochen hat, einfach viel zu faszinierend anzuschauen. Das war jetzt sein vierter Film den ich gesehen habe und er kommt meiner Meinung nach seinem Ziel, ein andersartiges Kino, welches sich neben dem von ihm so verschmähten Kino seiner Kollegen, in Form und Ausführung grundlegend unterscheidet, am nächsten.
Ich konnte mir nach dem Lesen der Coverrückseite der australischen DVD erstmal gar nicht vorstellen, was Greenaway mit dem Film bezweckt. Er und Sacha Vierny richten die Kamera diesmal nicht auf ihre Schauspieler und erzählen eine Geschichte, sondern benutzen die Kamera als dokumentarisches Mittel um mit ihr ins 17. Jahrhundert zurück zu gehen und ein opulentes Theaterstück, welches in einer Kathedrale aufgeführt wird abzufilmen. Dabei ist nicht nur die Handlung des Theaterstückes, welches von der Anbetung und Ausbeutung eines unbefleckt empfangenen männlichen Babys handelt, das die nach Religion trunkenen Einwohner wie den neugeborenen Heiland verehren, von Interesse für Greenaway. Sein Blick richtet sich auch auf das Publikum, das mal belustigt oder auch empört auf die Vorgänge, Figuren und den Verlauf der Handlung reagiert und in Gestalt des pausbäckigen Jünglings Cosimo auch Einfluss nimmt.
Der Film entzieht sich einem gängigen Plot kann aber dennoch mehrere moralischen Aussagen herüber bringen. Da ist eine junge Frau (Julia Ormond), die das Neugeborene ihrer entstellten Mutter dazu benutzt, um mit dem Aberglauben der einfachen Bevölkerung ein wenig Reichtum anzuhäufen. Das ruft die Kirche, verkörpert durch den Bischof von Macon (Philip Stone) und seinen Sohn (Ralph Fiennes) auf den Plan, die der Hochstaplerin das Kind nicht nur wegnehmen, sondern es daraufhin selbst für ihre Zwecke benutzen, die sich nicht sehr von denen der jungen Frau unterscheiden.
Von der Opulenz am ehesten noch mit THE COOK, THE THIEF HIS WIFE AND HER LOVER zu vergleichen, ist der Film ein auf den ersten Blick schwer zugängliches Stück Kino. Exquisite Kamera- und Schauspielerführung in bis acht oder neun Minuten langen Einstellungen, hervorragendes Kostümdesign und ein wundervolles Lichtspiel verwöhnen die Sinne permanent und laden zu einem weiteren Besuch ein.
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#609
Geschrieben 18. Januar 2005, 22:57
Regie: Paul W. S. Anderson
Als am Südpol Sattelitenfotos eine pyramidenartige Struktur unter dem Ewigen Eis erkennen lassen, macht sich eine Gruppe aus Forschern und Abenteurern unter der Führung des Konzernchefs Charles Bishop Weyland (Lance Henriksen) auf, der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei geraten sie schon sehr bald zwischen die Fronten der beeindruckensten Filmmonster der jüngeren Filmgeschichte.
Auch wenn mich Paul W. S. Anderson als Regisseur diese Crossovers zuerst nicht gerade vor Freude hat aufspringen lassen, macht er seine Sache doch recht ordentlich. Dabei profitiert er von einem guten Drehbuch, welches die beiden Filmmonster auf plausible Art und Weise zusammenführt und das Jonglieren der jeweiligen Zugeständnisse an die eine oder andere Fraktion zu einem kurzweiligen und unterhaltsamen Filmvergnügen werden lässt. Genau so etwas ist man von einem guten Handwerker gewöhnt.
Bis auf Lance Henriksen hat er seinen Film mit einigen bekannten, aber auch austauschbaren Gesichtern besetzt, die man in den letzten zehn Jahren in der einen oder anderen Großproduktion schon einmal gesehen hat. Auf unnötiges Herumgekaspere wird fast durchweg verzichtet. Besitzt der Film am Anfang noch ein recht gemächliches Tempo, wird es in der Pyramide, die ein Jahrtausend altes Geheimnis birgt, dafür umso rasanter. Dabei sorgt vor allem das Spiel mit der sich ständig in Bewegung befindlichen Pyramide für ordentliche Abwechslung.
Es fällt übrigens auf, dass Anderson sein Spiel mit Überwachungskameras, mit denen er die Topographie eines in sich geschlossenen Raumes, ein Detail, welches er schon in RESIDENT EVIL sehr stimmig eingesetzt hat, erfasst, hier konsequent weiterführt.
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#610
Geschrieben 20. Januar 2005, 10:52
Regie: Oliver Stone
Oliver Stone verballert mal eben 150 Millionen Dollar, die ihm ein deutscher Medienfond zur Verfügung gestellt hat und macht den Film, den er schon seit langer Zeit im Kopf geplant hatte. Bei dieser Meldung hatte ich so ein kleines Deja-vu-Erlebnis, denn Martin Scorsese hat ja ähnlich markiges Werbegepoltere für GANGS OF NEW YORK abgelassen und hatte vorher anscheinend ähnlich heiß gebadet, wie Oliver Stone nach ihm.
Ich vermag jetzt mal von keiner inhaltlichen Brillanz oder besonderen Aussage des Films zu sprechen, wenn man sich den Werdegang, den Oliver Stone für seine Filmversion des jugendlichen mazedonischen Feldherrn und Eroberers bereit hält, anschaut. Richtig gut wird der Film in einigen ganz tollen Momenten. Dann gelingt es Oliver Stone nicht nur richtig tief in Kopf seines Protagonisten einzudringen, sondern auch für den Zuschauer diese längst untergegangene Welt, in der er sich befindet und die Luft, die er atmet, förmlich greifbar zu machen. Richtig schlecht ist er aber niemals. Höchstens wiederholend, wenn sich Alexander (Colin Farrell) und seine Streitmacht einmal nicht in einer Schlacht oder auf dem Marsch befindet, sondern die wenigen Freuden ihres kargen Soldatenlebens am Lagerfeuer mit vollen Weinkrügen auskostet. Irgendwann hat aber auch der letzte Kinozuschauer verstanden, dass der Junge bisexuell veranlagt ist und zwischen der Liebe zu seinem Vater (Val Kilmer) und dem intriganten Ränkespiel seiner ihn abgöttisch liebenden Mutter Olympias (Angelina Jolie) hin und hergerissen ist.
Wie es bei solchen Monumentalschinken üblich ist, in der jüngeren, als auch in der älteren Filmgeschichte, gibt es markige Reden, ordentliches Schlachtengetümmel und ganz viel Politik, die sich ganz der mythischen Verklärung des Filmhelden verpflichtet fühlen. Doch in diesem letzten Punkt findet der Film so gerade noch einmal die richtige Ambivalenz, wenn der greise Pharao Ptolemaios (Anthony Hopkins), der in jungen Jahren an der Seite Alexanders gekämpft hat, seinem Biographen die Anweisung gibt, die Wahrheit über den Tod Alexanders zu vernichten. Das mag das Gewäsch eines alten Mannes sein, aber es steht trotzdem in der Tradition der Pharaonen, die Geschichte nach ihrem Gutdünken umzuschreiben.
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#611
Geschrieben 21. Januar 2005, 15:31
Regie: Ken Russell
Bis einschließlich heute konnte ich mit dem Gebolze von The Who nicht sonderlich viel anfangen. Ein Album von ihnen hatte ich bisher nie besessen und die einzigen Stücke, die ich kannte waren im Film WOODSTOCK zu hören. Eines davon ist das schon in der Konzertfassung sehr mitreißende Schlussstück „Listening to you“, welches auch den finalen Schlusspunkt im Film setzt. Die Story stammt aus der Feder von Who-Gitarrist Pete Townsend, für die Filmfassung von Ken Russell dann adaptiert. Schon in der ersten zehn Minuten bin ich doch sehr überrascht über die mehr als deutlichen Parallelen zu Roger Waters’ etwas jüngerem Konzeptalbum THE WALL.
Tommy ist durch ein von seiner Mutter Nora (Ann-Margret) und ihrem Liebhaber Frank (Oliver Reed) eingeredetes Kindheitstrauma, nämlich den gewaltsamen Tod seines Vaters, taub, stumm und blind. Als Jüngling flüchtet er sich in Phantasien, die ihn als Champion im Flipper-Spielen erscheinen lassen und mit denen er nicht nur eine eigene Religion aufbaut, die eine große Anhängerschaft besitzt, sondern auch seine Mutter und deren Liebhaber aushält, die mit der Schuld an seinem Zustand leben müssen.
Die Musik und der in ihr enthaltende Text treibt die Handlung an, es gibt sehr kurze Stücke von gerade einmal einer Minute Länge, aber auch zwei weit ausladende Nummer von sieben bzw. acht Minuten. Meiner Meinung nach liegt es an Russell, dass sich der Film als ziemlich infantile Nummernrevue entpuppt, die sich manches Mal exaltiert wie eine Rockshow im wahrsten Sinne des Wortes gibt und dann auch wieder peinlichst kitschig und völlig unsinnig bzw. egal daherkommt.
Die Musik fand ich zum größten Teil in Ordnung, aber einige Orgelklänge waren für mich dann doch hart an der Grenze zum Erträglichen. Großartig fand ich „Acid Queen“, „Pinball Wizard“, „I’m free“ und den von mir bereits erwähnten Schlusssong. Von der Besetzung her würde ich gut die Hälfte als absolute Fehlbesetzung einstufen. Oliver Reed kann nicht singen, Eric Clapton nicht schauspielern und gleichzeitig an der Klampfe zupfen und Roger Daltrey in der Titelrolle, wirkt wie ein Stallbursche. Famos fand ich Tina Turner, Keith Moon, der sich im Prinzip selber spielt, aber dieses Mal keine Gelegenheit erhält eine Toilette in die Luft zu jagen und Elton John in seinem irrwitzigen Kostüm. Die beste Besetzung hat man allerdings mit Ann-Margret als Tommys Mutter getroffen. Die ging bei dem Dreh wohl durch die Hölle.
Einige gute Songs und Bilder bleiben in Erinnerung, aber das im Prinzip kaum umsetzbare Album gefällt mir dadurch noch immer nicht. Da war das Pink-Floyd-Album mit dem visuell starken Thema einer Mauer, die man um sich selbst herum aufbaut, ein Thema, welches mich eher angesprochen hat.
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#612
Geschrieben 23. Januar 2005, 02:48
Regie: Mark L. Lester
Matrix hat dich!
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#613
Geschrieben 23. Januar 2005, 22:46
Regie: Kim Ki-Duk
Ich muss zugeben, dass ich mit einer gewissen Vorfreude und auch einer gewissen Portion Skepsis an diesen Film heran gegangen bin. Einerseits konnte man aufgrund der schnellen Kinoauswertungen der letzten beiden Filme des Regisseurs kaum an ihn vorbeikommen was die Aufmerksamkeit anbelangt und zweitens machten mich die unterschiedlichen Kritiken völlig unsicher, in Bezug auf meine Erwartungshaltung. Also bin ich ganz naiv an die Sichtung gegangen und beschloss für mich: „Lass ihn einfach mal machen.“
Der Schauplatz des Films ist ein See, der als Freizeitreservoir für Angler dient. Auf ihn schwimmen kleine Holzhäuser, die von einer schönen, aber auch mysteriösen und stummen (?) Frau mit ihrem kleinen Boot regelmäßig angefahren werden. Sie versorgt die Männer nicht nur mit Lebensmitteln und Ködern, sondern bietet sich auch als Prostituierte an. Einer der Neuankömmlinge, ein Mann, der seine Ehefrau umgebracht hat und sich das Leben nehmen will, erregt dabei bald ihre besondere Aufmerksamkeit.
Zunächst machte der Film beinahe auf mich den Eindruck auf ein Thriller-Niveau abzugleiten, doch bald schon bald wurde klar, dass ich es hier mit einem eigentümlichen Liebesdrama zu tun hatte. Fernab von jeglicher Gefühlsduseligkeit oder romantischen Getue, verfügt der Film über einen enormen Reiz, an optischer Finesse, gewalttätiger und dabei gleichzeitig entlarvender Sexualität und dem Wunsch nach einer Partnerschaft um einen Schmerz zu lindern. Selbst das Foltern von Tieren wirkt in meinen Augen nach einem Aufschrei auf das jemand aus der Welt da draußen es vernimmt.
In seinen besten Momenten überzeugt der Film nicht nur durch seine innere Ruhe, in die er sich auch zum Ende hin begibt, sondern auch durch einige makabere und auch unheimliche Szenen, die mir noch sehr lange im Kopf herumspuken werden.
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#614
Geschrieben 25. Januar 2005, 14:15
Regie: Takashi Miike
“Everything I’m about to tell you is a joke.
Don’t take it seriously.”
Ist es das Rauschen des Fernsehers, das den Yakuza Ozaki (Sho Aikawa) so sehr aus der Fassung bringt, dass er auf einmal völlig austickt? Es kann auf jeden Fall nicht angehen, dass er kleine Hunde umbringt, die er zuvor als Yakuza-Killerhunde verdächtigt hat. Deshalb beschließt man ihn nach Nagoya abzuschieben, wo er als unangenehmer Ballast in einer Schrottpresse problemlos „entsorgt“ werden kann. Minami (Hideki Sone), ein in so ziemlich jeder Hinsicht unerfahrener junger Mann, wird damit beauftragt Ozaki nach Nagoya zu eskortieren. Doch kurz bevor Minami mit seiner Fracht in Nagoya eintrifft verschwindet Ozaki spurlos. Die Suche wird sich für Minami zu einem nicht enden wollenden Alptraum entwickeln.
Mittlerweile habe ich drei Filme von Miike sehen können und ging mit völlig verkehrten Erwartungen an diesen Film heran. Nach der ungefähren Beschreibung des Story erwartete ich einen ähnlichen Exzess, wie er sich mir schon in KOROSHIYA 1 offenbarte. Doch hier hat Miike die Rasanz fast zu einem Stillstand gebracht und spielt Szenen aus, die sich auf Papier absolut lächerlich lesen lassen würden, aber in ihrer phänomenalen Ausführung hier, in technischer, formaler und schauspielerischer Hinsicht nicht nur überzeugend sind, sondern mir auch den Mundwinkel ein ums andere Mal nach unten kippen lassen. Ich finde es deshalb auch ziemlich erstaunlich, dass ich beim ersten Mal nach vierzig Minuten eingeschlafen war und die Sichtung einen Tag wiederholte nur um dann in den letzten zwanzig Minuten wieder weg zu dösen. cjamango hat den Begriff des „geil langweiligen Films“ hier in den Raum geworfen und dieser Begriff lässt sich vorzüglich auf GOZU anwenden.
In der vorzüglichen Bonussektion dieser amerikanischen DVD, die ich hier einmal erwähnen möchte, gibt Miike ganz offen den Einfluss von David Cronenberg und David Lynch zu. Er sagt sogar genauer, dass man sich als moderner Filmemacher nur schwer ihrem Einfluss entziehen kann. Und wenn man sich die grundlegende Stimmung einiger der ruhigeren Filme von Lynch oder Cronenberg in Erinnerung ruft, komme ich trotzdem nicht dazu, einen direkten Vergleich zwischen ihnen und Miike zu ziehen. Das und die Erwähnung der beiden Filmkritiker Andy Klein und Wade Major im Audiokommentar, dass sich das moderne japanische Kino und Miike als sein derzeit prominentester Vertreter, mit einer fast schon als Routine zu bezeichnenden Regelmäßigkeit, mit Themen wie sexueller Perversion, sexueller Obsession und Fetischismus auseinandersetzen ist für mich zur Zeit ein hochinteressantes Feld.
Von all den im Film angeschnittenen Themen jetzt einmal abgesehen, ist es auch ziemlich unmöglich die Augen nicht vom Bildschirm nehmen zu können. Ich zumindest konnte es kaum erwarten, was als nächstes passiert. Es ist schon bitter wenn eine männliche Jungfrau all diese surrealen Dinge miterleben muss und man als Zuschauer mit auf seine Sicht der Dinge gezogen wird. Ob man das jetzt alles ernst nehmen sollte? Wenn man den Worten von Ozaki genau zugehört hat, sollte man es nicht. Das letzte Bild, des in die Kamera und damit dem Zuschauer ins Gesicht lachenden Telefon-Mannes, spricht Bände.
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#615
Geschrieben 25. Januar 2005, 23:51
Regie: Martin Scorsese
Nach dem meiner Meinung nach ziemlich verunglückten Großprojekt GANGS OF NEW YORK hatte ich eigentlich erwartet, dass sich Scorsese an die Verfilmung des Lebens von Dean Martin macht, aber mit einem Film über Howard Hughes konnte ich mich auch sofort anfreunden.
Eine zweiminütige Exposition reicht aus und schon befinden wir uns auf dem Set des Howard-Hughes-Films HELL’S ANGELS und mitten im Film. Hughes (Leonardo DiCaprio) befehligt eine ungeheure Anzahl von Komparsen, Flugzeugen und Piloten um sein Weltkriegsepos so spannend und originalgetreu wie nur irgend möglich auf die Leinwand zu bringen. Für die Aufnahmen der Luftschlachten reichen ihm noch nicht einmal vierundzwanzig Kameras, er braucht Wolken als deren Hintergrund um die Geschwindigkeit der Doppeldecker einzufangen. Geld spielt für ihn keine Rolle um seine Vorstellungen durchzusetzen.
Und die hat wohl auch bei der Durchführung dieses großen Biopics, von Martin Scorsese mit sicherer Hand dirigiert, wohl auch keine Rolle gespielt. In den ersten achtzig Minuten zieht Scorsese so ziemlich jeden Trick aus seinem Ärmel, den er in fünfzig Jahren Kinorezeption und fünfunddreißig Jahren eigener Regiearbeit darin versteckt hat. Im Hollywood der 1930er Jahre, der Hoch-Zeit des Studiosystems, findet er einen mehr als reichhaltigen Schauplatz auf dem sich „sein“ Filmheld ausgiebigst, neben seiner Arbeit in den Hangars seiner Fluggesellschaft, austoben darf. Doch irgendwie geht dem Film danach zusehends die Luft aus. Bemerkenswerterweise geschieht das nach dem Abschied von Cate Blanchett, die ihre Rolle als Katherine Hepburn mit einer aristokratischen Schnoddrigkeit ausstattet, welche ihrem Filmpartner Leonardo DiCaprio beinahe die Schau zu stehlen droht. Fast ist man geneigt zu behaupten, dass Scorsese sein ganzes Pulver was Kameratricks, Montage, Soundtrack und Set-Design angeht, verschossen zu haben und er sich in der zweiten Hälfte vom Drehbuch, welches die manischen Charakterzüge Howard Hughes’ nun näher auszuloten versucht, in die Irre führen lässt. Alle seine Unternehmungen haben etwas von Größenwahn, da mutet dieses darauf Pochen einer getriebenen Persönlichkeit, die von keinem anderen und wohl auch nicht von ihr selber verstanden wird, wie die berühmte Holzhammermethodik. Diese Szenen sind für sich selbst stehend zwar immer noch herausragend gespielt und einfallsreich inszeniert, fügen höchstens aber eine gewisse Ähnlichkeit mit Rübezahl, zumindest was das Äußere betrifft, dem Charakter Hughes’ hinzu.
Genau wie bei Oliver Stone's ALEXANDER fühlte ich mich aber nicht schlecht unterhalten. Dafür waren einfach zu viele amüsante Anspielungen auf den Filmbetrieb der Traumfabrik vorhanden und einige Momente erinnerten mich sehr stark an CASINO, der selbst schon ein lustige Anspielung auf Howard Hughes enthielt. Ich befürchte allerdings auch, dass der „normale“ Kinogänger mit Namen wie Louis B. Mayer, Theda Bara, John Ford, Jean Harlow, Errol Flynn und Konsorten wohl nicht viel anzufangen weiß und deshalb einige Seitenhiebe nicht versteht.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#616
Geschrieben 29. Januar 2005, 22:59
Regie: David Lynch
Gestern Abend bestimmt zum sieben oder auch achten Mal gesehen und am Ende doch wieder auf David Lynch hereingefallen. Da meint man am Ende bei der Tatortbegehung im Haus von Pornofilmer Andy nun endlich die Wahrheit, quasi wie auf dem Tablett, serviert zu bekommen und wird doch wieder aufs Glatteis geführt. Früher hatte ich mich nie sonderlich mit dem Film auseinandergesetzt, aber mittlerweile unterliege ich schon während des Vorspanns, mit dem bei Lynch oft wiederkehrenden Motiv einer Straßenaufnahme bei Nacht, unter einer gnadenlosen Anspannung, die mich bis zum Ende nicht mehr loszulassen gedenkt.
Die erste Aufblendung in das, auf den ersten Blick nach einer durchzechten Nacht, Gesicht Bill Pullmans zeigt mir einen Mann, der entweder schon am Ende seiner Reise ist, die hier den Anfang des Films darstellt. Die Frage ob man hier nun eine fotografische Abbildung einer linearen verlaufenden Fiktion betrachtet, verneinen nicht nur die in ihm agierenden Figuren, sondern auch der Film selbst. Inwieweit entspricht dieser ganz alltägliche Horror einer Eifersuchtsgeschichte nun den Tatsachen oder ist er ebenso zusammenphantasiert und mit Hinweisen, Vorahnungen und Rückbesinnungen versehen, wie der vermeintliche zweite Teil der Geschichte mit dem jüngeren Balthazar Getty?
Ganz sicher ist das hier der, meiner Meinung nach, erwachsenste Film David Lynchs. Keine Initiationsgeschichte, jugendliches Road-Movie oder lesbische Liebesgeschichte. Ein Film, der sein Unbehagen aus dem unmittelbaren Hier und Jetzt, aus dem innersten Innern seiner Hauptfigur bezieht.
Ganz sicher werde ich beim nächsten Mal wieder vor einem Scherbenhaufen aus Eindrücken stehen, die ich erfolglos versuchen werde zusammen zu setzen. Falls es mir nicht gelingen sollte, wäre das aber auch nicht so schlimm. Die Erregung bei, über und mit diesem Film wird wohl kaum abflauen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#617
Geschrieben 30. Januar 2005, 23:09
Regie: Liliana Cavani
Lange war mir diese Verfilmung über den Begründer des Franziskanerordens Franziskus von Assisi mit Mickey Rourke in der Titelrolle bekannt, aber wie das so nun einmal bei mir ist, braucht es manchmal ein Jahrzehnt oder auch mehr bevor sich ein langer Kreis endlich schließt. Große Erwartungen hatte ich noch RIPLEY’S GAME, einem anderen Film dieser italienischen Regisseurin nicht so sehr, war aber von ihrer formalen Herangehensweise an einige Sequenzen, doch sehr hingerissen. Ihr gelingt es mitunter sehr vorzüglich die Schauspieler im Bild zu platzieren, aber sie ist nicht daran interessiert diese Einstellungen lange zu halten. Der Schnitt wirkt ein ums andere Mal katastrophal. Dabei hatte ich eigentlich das Gefühl, dass jede Rolle gut bis sehr gut besetzt worden ist, aber wohl ein absoluter Stümper am Schneidetisch gesessen hat und man vor allem die Szenenanteile der unmittelbaren Gefährten Franziskus’ gnadenlos zusammengekürzt hat.
Leider versucht der Film überhaupt nicht mehr als eine Interpretation der Person des Franziskus zu sein. Das ist bei einer Spielzeit von zweieinhalb Stunden eindeutig zu wenig, da der Film allerhöchstens milde Kritik am Reichtum der katholischen Kirche und ihren Reichtümern übt und etwaiges Familiendrama in der ersten halben Stunde des Films ziemlich rasch abgehandelt wird.
Vielleicht war es auch die grenzenlose Offenheit der Figur des Franziskus und ihrer Taten, sowie die eindeutig erkennbare Missgunst unter seinen wahllos aufgenommenen Ordensbrüdern, die so schnörkellos abgehandelt wurde, so dass man sich kaum näher damit auseinander zu setzen braucht.
Nach diesem Film ging es mit der Karriere von Mickey Rourke steil nach unten, aber hier kann man ihn noch einmal unter vollen Zügen, bei einigen mehr als sehenswerten Szenen, wie etwa als er sich nackt einem schneebedeckten Abhang hinunterstürzt, beobachten. Man spürt förmlich, dass er seinerzeit wirklich etwas drauf hatte.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#618
Geschrieben 31. Januar 2005, 23:38
Regie: Woody Allen
Was kann eine Filmfigur wie Tom Baxter (Jeff Daniels) bloß dazu verleiten von der Leinwand zu steigen und in einem New Yorker Vorort während der Großen Depression herum zu rennen? Wer nun denkt, dass sie einer kackendämlichen Abenteuerkomödie zu entfliehen versucht, welche ganz sicher zu den vergessenswertesten Filmen der Hollywood-Geschichte gehört, um in der Realität richtige Abenteuer zu erleben, der soll mal abwarten bis er Woody Allens Version einer solchen Geschichte sieht.
Hier verliebt er sich in die grenzenlos naive Kellnerin Cecilia (Mia Farrow). Die ist nun hin- und hergerissen zwischen einem Leben mit der Filmfigur Tom Baxter, ihrem nichtsnutzigen Ehemann Monk (köstlich: Danny Aiello) und dem Schauspieler Gil Shepherd (wieder Jeff Daniels), der Tom Baxter in dem eigentlichen Abenteuerfilm spielt.
Woody Allen hätte hier eigentlich die ideale Chance gehabt, mal richtig ordentlich mit dem romantisch verschnarchten Hollywood-Kino aufzuräumen, aber er läuft geradewegs in die selbe Falle und sorgt damit bei mir für extremste Schlafphasen. Bei einer Spielzeit von achtundsiebzig Minuten eine beachtliche Leistung.
Nur ganz selten blitzt mal so etwas wie galliger Humor auf und der ist ausgerechnet den alleingebliebenen Filmfiguren vorbehalten, die, während ihr Kollege ein bisschen mit Bordsteinschwalben schäkert, sich die Zeit mit ätzenden Kommentaren gegenüber den Kinozuschauern vertreiben und philosophische Ansätze über ihr Dasein als Filmfiguren erörtern. Das war wirklich witzig, der Rest schlimmster Allen'scher Bodensatz.
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#619
Geschrieben 01. Februar 2005, 21:25
Regie: Josh Klausner
Ziemlich unmotiviert hatte ich mir die DVD am Samstag aus der Videothek mitgenommen und wusste nicht so ganz was mich erwarten würde. Im Grunde genommen ist Juliette Lewis, die hier mal eine Hauptrolle zum Besten geben darf, für mich eine ziemlich hässliche Bratze, aber bei Frauen ist wohl wie mit Filmen – die Geschmäcker sind verschieden. Bis auf CAPE FEAR fällt mir jetzt kaum ein Film ein, in dem sie nicht einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hätte.
Während des Vorspanns bin ich ziemlich überrascht neben William Hurt, der in diesem Werbespot am Anfang großartigen Sinn für Humor besitzt, als zweiten Hauptdarsteller noch zwei andere mir sehr wohlbekannte Namen zu lesen. Shelley Duvall, die man zwanzig Jahre nach THE SHINING hier kaum wiedererkennt, und Austin Pendleton, der in Peter Bogdanovich’s WHAT’S UP DOC? den Mr. Larrabee spielte.
Klausner, der hier auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, bedient sich recht frei nach Motiven aus REAR WINDOW und vor allen Dingen aus LE LOCATAIRE. Fast könnte man von schamloser Leichenfledderei sprechen, aber diesem Brimborium eineinhalb Stunden seiner Zeit zu widmen ist wieder erwarten sehr unterhaltsam. Die inszenatorische, als auch die inhaltliche Tiefe seiner beiden großen Vorbilder erreicht Klausner bei weitem nicht und legt seinen Film deshalb als unterhaltsamen Psycho-Thriller mit gelegentlichen Schocks und gut aufgelegten Darsteller an.
Im gut zehnminütigen Finale verschenkt er allerdings eine Menge Sympathien, die er erst mit dem Epilog wieder zurückgewinnen kann. Diese letzte Einstellung ist dann eine sehr gelungene Verbeugung vor der/den Anfangseinstellung/en aus LE LOCATAIRE.
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#620
Geschrieben 03. Februar 2005, 15:54
Regie: Alexander Witt
Wie auch schon in den berühmten Capcom-Videospielen aus der Mitte der 1990er Jahre verlagert sich die Geschichte aus den unterirdischen Labors der Umbrella-Corporation nun direkt in die urbane Landschaft der Stadt Racoon City. Aus dem ersten Teil ist nur noch die mysteriöse Alice (Milla Jovovich) übriggeblieben, die nach den Geschehnissen im Hive in einem sterilen Krankenhausraum erwachte und plötzlich sich dann mitten in einer Trümmerwüste wiederfand.
Der von der Umbrella als biologische Waffe konzipierte T-Virus hat mittlerweile den versiegelten Hive verlassen und breitet sich über das gesamte Stadtgebiet aus. Wie gut, dass man die gesamte Stadt abriegeln kann, da nur eine Brücke die einzige Verbindungsstelle zur Außenwelt darstellt. Nun machen sich einige Pappkameraden daran diesem Belagerungsring zu durchbrechen und gleichzeitig der durch den T-Virus infizierten Bevölkerung zu entkommen. Ein geradezu wundervolles Potpourri austauschbarer Abziehbilder wird nun dem Zuschauer vorgesetzt. Mit denen hat man nun neunzig Minuten grobschlächtiger Action durchzustehen. Ein sehr bald stark dezimierte Polizeieinheit, angeführt vom Alibi-Molukken Oded Fehr (THE MUMMY), eine Journalistin, die aus den Spielen bestens bekannte S.T.A.R.S.-Angehörige Jill Valentine (Sienna Guillory), in einem hundsgemeinen Lara-Croft-Outfit (das gibt Ärger mit Eidos ) und eben jene mysteriöse Alice. Sie alle bekommen aber die Chance die Stadt zu verlassen, wenn sie die verschollene Göre von einem verkrüppelten Umbrella-Wissenschaftler wiederfinden.
Mehr Handlung gibt’s nicht und man sollte schon gar nicht erwarten, irgendeine auch noch irgendwie halbherzig ausgeführte Charakterstudie zu bekommen. Das ist weder im Skript von Paul W. S. Anderson enthalten noch ist es irgendwie auf dem Bildschirm spürbar. Die einzige Angriffsfläche bieten die pausenlosen Actionsequenzen, die fast ausnahmslos in einem Stakkato-Schnittgewitter jegliche Spannung töten und vielmehr zu unfreiwilliger Komik animieren. Jeder Szenenhöhepunkt ist ein richtiger Lacher. Eigentlich bin ich ein bisschen über mich verärgert, denn das hätte ein sehr amüsanter Kinobesuch werden können. Ich stelle mir das so vor: das Publikum erfreut sich an der sinnfreien Action und ich mache mir vor Lachen eben gerade dieser in die Hose. In einer der wenigen ruhigen Momente stehe ich auf, begebe mich auf die Toilette und rufe noch kurz vor Verlassen des Saals: „Hat mal jemand ein Farbband zum Abspeichern?“
Und da Bernd Eichinger wieder mal bestens kalkuliert hat, wird es dank des Endes auch noch einen dritten Teil geben. Constantin ist sich wenigstens auch wie Capcom nicht zu schade, das Produkt bis zum letzten vorhandenen Tropfen auszuquetschen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#621
Geschrieben 04. Februar 2005, 22:49
Regie: Alfred Hitchcock
Wundervoll, wie Hitchcock hier die Begegnung zweier sich fremder Menschen in den ersten drei Minuten des Films inszeniert. Er wird während des Films noch zweimal darauf zurück kommen und beide Male wird man hoffentlich schmunzeln.
Es ist schon sehr lange her, seit ich dieses Thriller-Melodram zuletzt gesehen habe. Ich glaube die ZDF-Ausstrahlung der ungekürzten Fassung Mitte der 1990er war meine erste und bis dahin einzige Begegnung mit dem Film. Bis heute begleitete mich dann nur noch eine rund achtminütige Suite von Dimitri Tiomkins aufwühlender Filmmusik.
Ich fand es sehr bemerkenswert, dass Hitchcock seinen Filmhelden, den Tennisspieler Guy Haines (Farley Granger), nicht als völliges Unschuldslamm darstellt. Das er in einer unglücklichen Ehe mit einer Frau gefangen ist, die sich nicht nur nicht von ihm scheiden lassen will, sondern auch noch ein Kind von einem anderen Mann erwartet, ist eine Sache. Eine andere ist es, an ein verfrühtes und nicht ganz freiwilliges Ableben dieser Person zu denken. Und trifft man dann im Zug zufällig auf einem psychotischen Taugenichts vom Schlage eines Bruno Anthony (Robert Walker), der jovial einen Mord-über-kreuz vorschlägt, das Biest von Ehefrau gegen den tyrannischen Vater, ihm auch noch beschwichtigend zustimmt, nur um seiner unangenehmen Gesellschaft zu entkommen, sind Dinge in Gang gesetzt, die Hitchcock mit sicherer Hand zu führen im Stande ist. Allein der Begriff „über-kreuz“ ist nicht nur als verbaler Ausspruch des psychotischen Bruno so einfach hinzunehmen, sondern findet sich im Gegenschneiden von zwei getrennt verlaufenden Ereignissen seine Verwendung vom Filmemacher selbst Verwendung.
Ich finde es beachtlich, dass es Hitchcock gelingt, nicht nur seinen Helden gehörig einzuschüchtern, sondern darüber hinaus auch noch sein Publikum ins Boxhorn zu jagen. Denn fast könnte man von Legitimation im Handeln der beiden Hauptfiguren sprechen. Die wird aber ziemlich auf den Kopf gestellt, als sich Bruno bei einem Empfang, seine Theorie über einen geschmackvoll in Szene gesetzten Mord, durch die zurück liegenden Ereignisse plötzlich an einem Schwachpunkt gelangt.
Auch wähnt sich Guy, als der Mord an seiner Ehefrau schon einige Zeit zurückliegt, ständig von Bruno auf Schritt und Tritt verfolgt. Hervorragend finde ich die Einstellung an einem öffentlichen Gebäude im Regierungsviertel Washingtons, als eine undefinierbare Gestalt Guys ungeteilte Aufmerksamkeit erhascht.
Selbst die um Guy freundlich gesonnenen Personen, sind ihm gegenüber unbewusst grausam. Seine jetzige Geliebte Anne Morton (Ruth Roman) ist angespannt, weil Guy ihr gegenüber einmal einen Mordgedanken an seiner Frau geäußert hat, ihre jüngere Schwester Barbara (Patricia Hitchcock) feixt belustigt über eine Verstrickung Guys in diesem Fall und der Vater (Leo G. Carroll) ist ziemlich angenervt.
Ein fast durchweg hervorragend gefilmtes und gespieltes Thriller-Melodram, dass manches Mal in einigen Details an Glaubwürdigkeit einbüsst, aber durchweg ungeheuer spannend unterhält.
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#622
Geschrieben 06. Februar 2005, 21:42
Regie: Woody Allen
In dieser Woche waren die Programmdirektoren der Öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten meinem Ego anscheinend wohlgesonnen. Erst ein Film vom „Master of Suspense“ und nun gleich zwei Filme vom ewigen Stadtneurotiker höchstpersönlich. Ganz schnell habe ich mir erst einmal diesen, mir noch unbekannten Film von Allen, angeschaut.
Irgendwie hat er es ja mit kleinen Kindern, vor allem Jungs. Das Thema vom männlichen Nachwuchs findet sich in Abschnitten auch in MANHATTAN und DECONSTRUCTING HARRY wieder. Aber so richtig ernsthaft, ich meine in vollständiger Spielfilmlänge, will er sich auch dieses Mal nicht damit auseinandersetzen. Allen inszeniert sich hier als ein Nervenbündel von Sportreporter, der sich zunächst sträubend, aber durch die Kunst des Filmschnitts doch noch überrumpelt, dazu breitschlagen lässt, ein Kind zu adoptieren. In den ersten zwanzig Minuten gibt es sehr schöne Familienszenen zu sehen, aber in einem Anflug von Paranoia, der in einer Ehekrise begründet ist, macht sich Allen daran, die leibliche Mutter seines Adoptivkinds zu suchen. Und die stellt sich aufgrund seiner Recherchen als Pornodarstellerin und Hure mit Herz heraus.
Im Grunde genommen variiert Allen hier George Bernard Shaws „Pygmalion“ für seine Zwecke und kommt mit dieser Variation überhaupt nicht zurecht. Das wäre ja jetzt nicht ganz so schlimm, aber er legt den Schwerpunkt des Films auf diese Handlung aus und mitunter geht mir die Albernheit und Klischeehaftigkeit der Sprüche, Witzchen und Situationen ganz schön auf den Keks. Was für einen dramaturgischen Grund der griechische Chor haben soll wird mir auch nicht ganz klar. Als Ausgeburt der Phantasie passen sie überhaupt nicht in den Film, aber sie werden trotzdem gerne in Interaktion mit der Figur Allens gezeigt. Die Schauspieler machen ihre Sache anständig, keine Frage, aber das Drehbuch ist ziemlich bescheuert.
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#623
Geschrieben 07. Februar 2005, 23:32
Regie: Steven Soderbergh
Das ist sicherlich der ungewöhnlichste Film von Soderbergh, den ich von ihm bisher gesehen habe. Nach dem Gewinn der Palme d’Or für SEX, LIES AND VIDEOTAPES war es bis OUT OF SIGHT merklich still um Soderbergh geworden. In dieser Zeit tauchte er in den filmischen Untergrund ab und machte, was der normale Kinogänger wohl als sperrig bezeichnen würde, fünf Filme, die ihn bei seiner Stilsuche behilflich sein sollten. Dieser hier, ist der erste von ihnen.
Bis die Geschichte des Films uns zum geheimnisumwobenen Schloss führt, das mehrere Male eindeutig herausgestellt wird, ist es für mich unmöglich zu erfassen in welche Richtung sich der Film entwickeln würde. Obwohl ich nicht gerade eine minutiöse Auflistung der Ereignisse in Franz Kafkas Leben erwartet habe, war ich zumindest sehr irritiert, hier eine zutiefst schwarze Komödie zu Gesicht zu bekommen. Der Film überrascht doch mit einer ordentlichen Besetzung, auch wenn sie sich nicht mit der Starpower eines großen Films messen lässt. Aber sieben bekannte Gesichter für einen solch verschrobenen Film sind doch schon bemerkenswert.
Mir war bis jetzt nur der Begriff „Kafkaesque“ bekannt und die Tatsache, dass sich Filmemacher vom Schlage eines Roman Polanski und Orson Welles mehr oder weniger mit seinem Werk auseinandergesetzt haben. Wenn der Film jetzt den einzigen Sinn und Zweck hatte, mir das literarische Werk Franz Kafkas schmackhaft zu machen, dann hat er dies getan. Denn leider muss ich feststellen, dass Soderbergh in seinem Finale, eben bei der Episode im Schloss, seinen so wunderbar aufgebauten und witzigen Figuren, erklärende Sätze in den Mund legt. Das muss nicht unbedingt verkehrt sein, aber Soderbergh macht leider auch nicht davor halt, sich unverhohlen dem visuellen Stil Terry Gilliams BRAZIL hinzugeben.
Bis dahin aber gibt Soderbergh seinen formidablen Schauspielern ordentlich Gelegenheit ihr Können unter Beweis zu stellen und den Zuschauer nicht zu langweilen. Und das ist doch auch schon etwas.
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#624
Geschrieben 09. Februar 2005, 17:16
Regie: Roman Polanski
Ich muss verschämt eingestehen, dass mir erst die vierte (glaube ich zumindest) Sichtung völlige Klarheit verschaffen hat, um was für einen wahnsinnig guten Film es sich im Grunde doch handelt. Ich glaube auch zu wissen, warum es mir erst jetzt aufgefallen ist. Mir fehlte anscheinend der gewisse Hollywood-Glanz, die gelackte Oberfläche. Irgendetwas, das die Charaktere erstrahlen lässt. Ein schöner Lichtschein, den der Kameramann setzt oder irgendein interessantes Production Design. Das alles fehlt dem Film. Vielmehr gehe ich einfach mal davon aus, als ob Polanski diesen unnötigen Ballast einfach abgeworfen hat und sich ganz einfach auf die starke Geschichte, sein Handwerk und die Schauspieler verlassen hat. Das katapultiert den Film fast auf den Spitzenplatz meines Lieblingsfilms von diesem Regisseur, den vorher THE FEARLESS VAMPIRE KILLERS innehatte und der nun von LE LOCATAIRE eingenommen wird.
Ich bin weiterhin auch ziemlich davon überzeugt, dass die vielen Kopien dieser Art von Geschichte dem Genrefilm in der Folgezeit mehr oder weniger geschadet haben. Das macht mich ziemlich trübsinnig, da ich mich in der Vergangenheit sehr für das fantastische Kino interessiert habe und es eigentlich immer sehr enthusiastisch aufgenommen habe. Ich sehe da jetzt eine Verschiebung meiner Interessen anwachsen, die sich mehr mit dem realen Horror befasst, der absurde Auswüchse annimmt und sich nicht mehr gänzlich dem Fantastischen zuschreibt. Das vergällt dadurch natürlich sehr viele Filme, die mir vorher lieb gewesen sind.
Schon alleine die Traumsequenz der wunderschön anzuschauenden Mia Farrow, die in der Begattung durch den Teufel gipfelt, ist in ihrer inneren Ruhe mit dem Ticken der Uhr, dass durch den Großteil dieser Sequenz zieht, viel unmittelbarer als jeder affektierte Schockmoment. Ich kann mir da sehr gut vorstellen, wie John Carpenter das klangmässig aufbereitet hätte.
Da ich dieses Mal genau aufgepasst hatte, fiel mir sehr stark auf, wie viel vom typischen Polanski-Touch in ROSEMARY'S BABY steckt. Da ist dieser ängstlich verstohlene, aber auch neugierige Blick durch den Türspion, der sich entweder in gleicher oder leicht abgewandelter Form (Schlüsselloch, Fernglas) durch das gesamte Werk Polanskis zieht. Dann noch das Betreten eines total dunklen Raumes, der als Schleuse für einen anderen Filmakt fungiert.
Mir gefiel auch sehr der feinsinnige Humor, den Polanski so ganz nebenbei eingestreut hat. Gerade als sich Rosemary Woodhouse (Farrow) in die Wohnung gerettet hat, nachdem sie ihrem Ehemann Guy (John Cassavetes) und Dr. Sapirstein (Ralph Bellamy) entkommen ist, schleichen im Hintergrund zwei der Hexen in einer tapsigen Gangart vorbei. Es gibt noch einige andere solcher schönen, wie auch unheimlichen Momente.
Mit seiner doch recht langen Spielzeit von einhundertunddreißig Minuten ist der Film trotzdem keine Minute zu lang. Man merkt sogar recht deutlich, wie Polanski den Film an einigen Stellen noch weiter gestrafft hat und in der Zeit vorangesprungen ist. Geschadet hat es jedenfalls nicht.
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#626
Geschrieben 10. Februar 2005, 22:13
Regie: Mike Newell
Vier Hochzeiten und ein Todesfall sind notwendig, um die gesamte Welt von Hugh Grants romantischen Qualität eines Leading Man zu überzeugen. So will es einem die überschwängliche Werbung auf dem Cover suggerieren, die von „einer der romantischsten Komödien aller Zeiten“ spricht. Dumm ist allerdings nur, dass die schauspielerischen Qualitäten der beiden Hauptdarsteller, den weiblichen Part übernimmt Andie Macdowell, gerade so eben dazu ausreichen, eine dumme Visage zu ziehen und zu bemerken, dass es gerade wie aus Strömen auf sie aus der Regenmaschine hinunterprasselt. Es ist schon großartig mit anzusehen, wie diese beiden Ausgeburten der Hölle regelmäßig auf die Schnauze fliegen. Denen kann man aber noch nicht mal die Hauptschuld geben, denn der Regisseur überzeugt mit einem geradezu außergewöhnlichen Talent mehr als die Hälfte aller Witze metertief in den Sand zu setzen. Ob das Drehbuch in den wirklich wichtigen Szenen wirklich so Scheiße ist, wie es auf dem Schirm präsentiert wird, ist da noch eine ganz andere Frage. Unglaublich traurig, dass auf einen gute Gag drei bis vier müde und verkrampft gespielte Folgeszenen montiert. Und wenn man aus der Sicht der Filmemacher glaubt, einen szenischen Höhepunkt erreicht zu haben, schneidet man nicht weg, sondern bleibt zehn Sekunden zu lange drauf, so dass der Klimax ruiniert wurde.
Wirklich leid tun mir nur die Erfüllungsgehilfen, will meinen die ganzen Nebendarsteller. Die haben drehbuchgerecht dafür Sorge zu tragen haben, dass diese beiden Abziehbilder von Stars, gut dastehen. Denn es ist schon ziemlich merkwürdig, dass diese ihre Szenen fast ausnahmslos und mit einer gewissen Würde hinbekommen und die beiden Stars auf ganzer Linie versagen und von ihren Gehilfen durchweg an die Wand gespielt werden. Sagt doch sehr viel über die darstellerischen Qualitäten eines Hugh Grant und einer Andie Macdowell aus.
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#627
Geschrieben 11. Februar 2005, 17:18
Regie: Woody Allen
Den fand ich als Heranwachsender richtig lustig. Als Ausrede kann ich da wirklich nur meine Neugier auf Sexualität herhalten, denn was man noch nicht kennt, aber dann vorgesetzt bekommt, verfolgt man mit einem ganz anderen Interesse. Heute finde ich ihn nicht nur streckenweise gähnend langweilig und fad, sondern in zwei Episoden auch höchst bieder und ärgerlich.
Vom albernen Beginn im mittelalterlichen Schloss mit einem klugscheißenden und dabei selten witzigen Woody Allen als Hofnarren (wenigstens der Renaissance-Witz und die pointierte Filmmusik hat mich erheitert), über die einfallslose Episode mit Gene Wilder als Humanmediziner, der sich in ein Schaf verliebt, kommt man schließlich zum ersten Highlight des Films.
Woody Allen gibt einen italienischen Macho, der es nicht schafft seiner frigiden Frau jauchzende Töne beim Verkehr zu entlocken bis die beiden herausfinden, dass Sex in der Öffentlichkeit eine sehr erregende Angelegenheit sein kann. Filmisch ist diese Episode in einigen Einstellungen sicherlich die Gelungenste.
Die für mich sicherlich widerlichste Episode serviert Woody Allen mit dem älteren Transvestiten. Was er zunächst als angenehme Burleske zu inszenieren versteht, beendet er mit einer fadenscheinigen zu-Bett-gehen-Szene des älteren Ehepaares. Dieser gesamte Dialog offenbarte so etwas wie kleinbürgerliche Spießigkeit bei Allen, der doch eigentlich in komischer Art und Weise mit dem Sachbuch von David Reuben umgehen wollte.
Die Gameshow-Episode hake ich unter „ansehen und vergessen“ ab.
Aber zum Schluss haut Woody Allen noch einmal zwei Sahnestücke heraus. John Carradine brilliert als klassischer Mad scientist in einer wunderbaren Parodie auf Monster- u. Horrorfilme nach dem Schema F. Das Allen hierbei ganz zwingend den Genrekonventionen folgt ist nur logisch, aber mit den debil-depravierten Einfällen bekommt das alles eine sehr erheiternde Atmosphäre.
Und da Allen im Grunde seines Herzens wohl ein optimistischer Mensch zu sein scheint, klingt auch die wunderbare „Ejakulations-Episode, brillant mit Tony Randall und Burt Reynolds in der Gehirnzentrale besetzt, am Ende des Films positiv aus.
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#628
Geschrieben 12. Februar 2005, 22:20
Regie: Liliana Cavani
Die DVD des Films war schon sehr lange auf meiner Wunschliste, hat sie doch immerhin eines der provokantesten Frontcover, die mir bisher zu Gesicht gekommen ist. Es ist für mich auch ziemlich hilfreich gewesen, zwei jüngere Filme der italienischen Regisseurin in den letzten Wochen gesehen zu haben. Aber im Gegensatz zu FRANCESCO und RIPLEY’S GAME bin ich von diesem Film restlos begeistert. Hier geht es nämlich nicht um eine Charakterstudie einer einzelnen Person, die der guten Dame, in den beiden von mir genannten Filmen meiner Meinung nach, nicht sehr geglückt war, sondern um das komplexe Mit-, Gegen- und Füreinander in einer sadomasochistischen Liebesbeziehung.
Max (Dirk Bogarde), eine ehemals hochrangiger SS-Offizier, arbeitet im Jahr 1957 als Nachtportier in einem Hotel in Wien und begegnet völlig unvermittelt der ehemaligen Gefangenen Lucia (Charlotte Rampling), die ihren Ehemann, einen Dirigenten, auf seiner Konzerttournee begleitet. Ihre Begegnung führt lange verdrängte Erinnerungen zutage. Er als Mann in einer übermächtigen Position, die es ihm ermöglicht jederzeit über Leben und Tod zu entscheiden und Sie als seine unterwürfige Gefangene, die so wenigstens dem Hunger und Dahinvegetieren entkommen kann. Eine Stunde lässt sich Cavani Zeit um alle Nuancen der Vergangenheit offen zulegen um dann die Rollen allmählich zu vertauschen.
Während Max’ alte Kameraden die Auslieferung seiner Gespielin verlangen, die er inzwischen in seiner kleinen Wohnung versteckt, da diese sie verraten könnte, durchleben die beiden Liebenden wieder ihr Zusammensein von damals.
Wien war in der Nachkriegszeit ein Auffangbecken für ehemalige Nazi-Offiziere, die sich im Untergrund aufhielten und so gut es ging wieder in die Gesellschaft integrierten. Es ist aber auch die Stadt Mozarts und die Rückblende zur Musik der Zauberflöte wird mir so schnell nicht wieder aus der Erinnerung weichen. Vor allen Dingen ist der Blickkontakt den Max und Lucia aufnehmen besser inszeniert als bei ihrer ersten Begegnung. Das hängt aber natürlich auch damit zusammen, dass man schon einige Flashbacks hinter sich hat und dementsprechend selbst angespannt ist.
Kein sehr einfacher Film, aber allemal goutierbarer und vor allen Dingen erotischer, als so manch greller Nazi-Exploiter oder gelackte Großproduktion, die sich mit den Überbleibseln des Dritten Reichs zu beschäftigten versucht.
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#629
Geschrieben 13. Februar 2005, 16:49
Regie: Fernando Di Leo
Hatte ich eigentlich schon vor zwei Wochen angefangen, aber dann musste ich wegen eines Besucheransturms die Sichtung abbrechen. Gestern noch mal angefangen, aber nach einer halben Stunde war ich eher Müdigkeit zugetan, als den Einsprengseln des italienischen Originaltons mit deutschen Untertiteln. Das mag vielleicht damit zusammen hängen, dass ich die Phonetik der italienischen Sprache überhaupt nicht leiden kann. Das ist mir nach einigen Filmen in dieser Sprache, aber ganz besonders nach diesem hier, bewusst geworden. Diese Einsprengsel machen gut und gerne zwanzig Minuten der gesamten Lauflänge aus, was einerseits die Vermarktungsstrategie des damaligen deutschen Verleihs offenbart (keine Politk, sondern „nackte“ Gewalt) und auch meine anfängliche Herangehensweise an den Streifen bedenklich erscheinen lässt. Hatte ich doch erst einen Kracher im Stil von BLUTIGER FREITAG erwartet, immerhin ist hier auch die Daunia 70 für die Produktion verantwortlich und Heinz Klett höchstpersönlich synchronisiert den Mafia-Killer Lanzetta, erwartete mich hier ein klug durchdachter Genrefilm, dessen Handlungsgerüst erst nach gut achtzig Minuten völlig überschaubar ist. In der geschnittenen deutschen Fassung dürfte der Streifen zwar auch noch ansehbar sein, aber die richtig dreckige Unterhaltung wird in dieser ungeschnittenen Fassung mehrere Male äußerst effektiv durchbrochen, dass einem ein Kloß im Hals stecken bleiben dürfte.
Don Corrasco (Richard Conte) will die uneingeschränkte Macht in ganz Sizilien. Deswegen zettelt er einen Krieg zwischen zwei rivalisierenden Banden an. Dazu benutzt er Lanzetta (Henry Silva) einen skrupellosen und äußerst effizienten Killer, der nicht nur mit dem Revolver und einem Granatwerfer umgehen kann, sondern auch ein exzellenter Taktiker ist.
Nach dem ziemlichen grandiosen Prolog in dem Lanzetta eine Gruppe von Gangstern in einem Pornokino über den Jordan schickt, braucht es vierzig Minuten Dialogszenen um die Charaktere in der Geschichte zu positionieren. Danach haut Fernado Di Leo eine Wendung nach der anderen hinein. Das ist nicht nur extrem kurzweilig und unterhaltsam, auf eine, zugegebenermaßen, recht dreckige Art und Weise möchte ich mal behaupten, aber wenigstens niemals langweilig oder selbstgefällig.
Flotte Sprüche sind in der deutschen Synchronisation zwar auch hier und da zu finden, aber man merkt doch schon sehr schnell, dass hier kein Kindergeburtstag stattfindet und es hier richtig ruppig zur Sache geht. Ein Punkt der durch die Filmmusik von Luis Enriquez Bacalov (ich sage nur: Fuzz-Gitarren) nur noch forciert wird.
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#630
Geschrieben 14. Februar 2005, 16:23
Regie: Woody Allen
Diesen Film habe ich schon sehr lange nicht mehr gesehen. Zehn Jahre oder vielleicht sogar ein bisschen mehr sind schon vergangen. Daher finde ich es doch sehr erstaunlich, dass er mir all die Jahre nicht aus dem Kopf gegangen ist. Das bedeutet entweder, dass ich über ein gutes Gedächtnis verfüge oder das Allen hier mal wieder etwas Besonderes zustande gebracht hat.
Die Ausgelassenheit und gute Stimmung, die er beim Schreiben des Drehbuchs gehabt haben muss, wurde von ihm ohne Abstriche aufs Zelluloid hinübergerettet. Und alleine mit der Einführung seiner drei männlichen Protagonisten gelingt es ihm, das Thema des Films anzuschneiden. Danach verabschiedet sich Allen aus der Welt des Rationalen und mit dem Erleuchten der Laterna magica beginnt die pure Fantasie Einzug in die Filmhandlung zu halten. Mit sehr großer Spielfreude ausgestattet, begeistern mich vor allem José Ferrer und Julie Hagerty in diesem schönen Ensemblestück.
Die Libido von drei Pärchen wird zur wundervollen Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy und der malerischen Idylle der ländlichen Gegend, in der sich die Geschichte des Films abspielt, gehörig durcheinandergebracht. Wie modern die sechs auf einmal über Beziehungskisten reden – und das mindestens zwanzig Jahre vor Sigmund Freud.
Wie ich mittlerweile festgestellt habe, basiert Allens Film lose auf den Ingmar-Bergman-Film SOMMARNATTENS LEENDE. Je mehr ich mich mit Allen in diesem Jahr beschäftigen werde umso deutlich rückt auch Ingmar Bergman in meinen Fokus. Wohl zwangsläufig werde ich auch einem seiner Filme bald einmal begegnen.
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