"Now it's dark!"
#691
Geschrieben 19. Mai 2005, 22:01
Regie: Brad Anderson
Schade, schade, schade…in den letzten zehn Minuten verspielt der Film all den Kredit, den ich sich zuvor so mühsam bei mir erkämpft hat. Wenn ich gehässig wäre, würde ich schreiben, dass diese Lügengebäude in sich zusammenfällt, aber ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Die Vorraussetzungen für einen interessanten Filmstoff, wieder einmal einen Film mit Paranoiainhalt, sind zu Beginn aber durchaus als ideal zu bezeichnen.
Trevor Reznik (Christian Bale) ist ein ziemlich einsamer, auf Haut und Knochen, abgemagerter Bursche. Wenn er nicht gerade in der Firma Industriemaschinen, vorzugsweise in der Nachtschicht bedient, hockt er entweder im Flughafenrestaurant herum und flirtet mit der Kellnerin oder er gibt sein Geld für gelegentliche Treffen mit der Hure Stevie (Jennifer Jason Leigh) aus. Das mit ihm etwas nicht stimmt, merkt man sofort von ersten Augenblick an. Fragen, die seine Person betreffen, lenkt er auf ironische Art und Weise ab. Als ihn während einer Zigarettenpause ein mysteriöser Schweißer anspricht und Trevor kurz darauf an einem Arbeitsunfall Schuldhafterweise beteiligt ist, gerät sein Leben nach und nach aus den Fugen. Er wittert überall Verschwörung. Seine Paranoia redet ihm ein, dass besagter Schweißer nicht nur die Kollegen gegen ihn aufhetzt, sondern sich auch später mit dem Opfer des Arbeitsunfalls (Michael Ironside) an ihm rächen will. Ein etwas halbherziger Versuch sich mit besagter Kellnerin einzulassen endet beinahe in einer Katastrophe, als ihr Sohn einen epileptischen Anfall in einer Geisterbahn auf dem Rummelplatz erleidet. Und auch die Beziehung zu Stevie, die für ihn ihre Tätigkeit als Hure aufgeben würde, wird von seiner Paranoia zerstört.
Warum nur diese Paranoia? Nun, genau das ist der Schwachpunkt des Films. Am Ende muss der Zustand der Hauptfigur wieder zu Tode erklärt werden. Jedes Requisit, auf das die Kamera ihr wachsames Auge richtete, hatte seine kleine Bedeutung in der Geschichte. Trevor Reznik trug nur eine ganz persönliche Schuld mit sich. Nichts weiter. Nichts weltbewegendes. Allerdings aufgewertet durch Hauptdarsteller Christian Bale. Wenn sicht die Geschichte im Nachhinein als reichlich unspektakulär erwiesen hat, so bleibt doch Bale in bleibender Erinnerung. Nach seinen beachtlichen Rollen in AMERICAN PSYCHO oder EQUILIBRIUM war es ja etwas still um ihn geworden. Es war zumindest bekannt, dass er sich demnächst als Batman ins Fledermauskostüm schwingen würde, doch zwischen diesen beiden Filmen, die ihn als muskulösen und gutaussehenden Helden zeigten bzw. zeigen werden, ist dieses abgemagerte Stück Mensch hier von deutlich bleibenderer Erinnerung. Bilder von abgemagerten, offensichtlich psychisch gestörten Menschen, sind bei mir immer ein Auslöser für ein äußerst flaues Gefühl in der Magengegend. Da kneife ich immer verstört, aber nicht angewidert, meine Augen zusammen und frage mich, warum man sich nur so gehen lassen kann. Es ist nur schade, dass der Film diesem Einsatz Bales für seine Rolle nicht gerecht werden kann. Wäre der Inhalt des Drehbuchs von Scott Kosar, der auch die neue Fassung von THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE verfasst hat, nicht schon x-beliebige Male vorher durchgekaut worden, dann könnte man Bale, was seinen körperlichen Einsatz anbelangt, glatt neben Robert de Niros Jake la Motta aus RAGING BULL stellen. Da es sich aber nur um eine kleine spanische Produktion handelt, wird ihm eine solche Popularität nicht beschieden sein.
Regisseur Brad Anderson, ja noch ein Anderson neben Wes, Paul Thomas und Paul W. S., wird als nächstes Projekt, wenn nichts dazwischen kommen sollte, das Remake von George A. Romeros THE CRAZIES inszenieren. Mal sehen, was man von ihm noch zu erwarten hat.
Noch ein Wort zur Filmusik: diese ist wohl ganz bewusst an Bernard Herrmanns Stil angelehnt gewesen, was man im Einsatz von Streichern und dem Fagott hören konnte. Ich meine sogar einige Male ein Theremin gehört zu haben.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#692
Geschrieben 21. Mai 2005, 17:28
Regie: George Lucas
”Das ist aber nicht besonders realistsch.”
“Hey, Baby…das ist Star Wars.“
Zwanzig muss man noch mal sein. Oder siebenundzwanzig. Dann hätte ich dem Filmchen vielleicht noch mit jugendlichen Enthusiasmus entgegenfiebern können. Ich denke in der Beziehung ist der Zug wohl für mich endgültig abgefahren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass George mit diesem Film, genauso wie bei THE PHANTOM MENACE, unter einem unheimlichen Druck stand, den er sich selbst aufgelegt hatte. Erst muss man alles mühsam vorstellen und dann muss man auch alles mühsam so geradebiegen, dass es zu den alten Filmen passt. Bei Lucas heißt das, dass er viele kleine Szenen benötigt um wichtige Informationen zu übermitteln. Ist ja an sich nichts gravierendes, nur die Figuren betonen das alles so außerordentlich, was man eigentlich schon längst weiß. Kein Wunder also, dass die Häppchen, die man vorgesetzt bekommt, auch noch ziemlich fahrig serviert werden. Da gibt es kaum Beilagen und diejenigen, die noch vorhanden sind, schmecken doch ziemlich fad.
Anakin Skywalker (Hayden Christensen) muss endgültig zu Darth Vader werden. Doch bevor das geschieht, geschieht noch viel mehr. Einiges davon ist aufregend, anderes wiederum irgendwie sinnlos. Dramatik stellt sich selten ein. Die Eröffnung des Films, die gigantische Raumschlacht über Coruscant, ist ein schöner Einstieg. Danach fängt Lucas an, eine recht uninteressante Geschichte zu erzählen. Da müssen noch die letzten Überbleibsel einer feindlichen Armee und deren Anführer ausgeschaltet werden. Das Interessanteste, die Szenen zwischen Skywalker und Kanzler Palpatine (Ian McDiarmid), sind der eigentliche Kern der Geschichte. Von dem wird aber immer wieder abgelenkt und die Aufmerksamkeit auf Nebensächlichkeiten gelenkt. Schließlich muss man noch einzelne Schicksale abhandeln. Und Erklären, Erklären, Erklären.
Die wenige Anspielungen auf die alte Trilogie, die sich in Bildern, Aufbauten und Situationen darstellen, habe ich mehr oder weniger erfreut zur Kenntnis genommen. So richtig Spaß hat mir der Film nur in zwei eigenständigen Sequenzen gemacht.
Das war beim direkten Vorgänger ATTACK OF THE CLONES anders, der mit vielen kleinen Szenen, die ausgewogener zueinander standen, bei mir für mehr Begeisterung sorgen konnte. Irgendwie habe ich jetzt auch keine Lust mehr noch was darüber zu schreiben. Ich hatte wohl einfach nur einen schlechten Tag.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#693
Geschrieben 22. Mai 2005, 22:18
Regie: Edgar Wright
Nach dem doch recht lahmarschigen REVENGE OF THE SITH, den ich zwei Tage zuvor im Kino gesehen habe, übrigens ein Film, der einem den Spaß an gepflegtem Radaukino ziemlich verderben kann, war ich doch eher skeptisch, ob diese allseits beliebte Zombiefilm-Parodie mein Gemüt würde aufhellen können. Im Nachhinein war es vielleicht auch ganz gut, dass ich mir den Film nicht in der allgemeinen Euphorie angesehen habe.
Shaun, Mitarbeiter in einem Elektronikgeschäft, wird zu Beginn des Streifens von seiner Freundin Liz abserviert, die es satt hat, dass er sich nicht genügend für sie einsetzt, er immer noch mit seinem tumben Jugendfreund Ed, der eine Orang-Utan-Imitation als einzige besondere Qualifikation vorzuweisen hat, zusammen in einer Bude wohnt und von seiner Mutter immer noch verhätschelt wird. Im Grunde hat der Bursche nicht so rechte Lust erwachsen zu werden. Doch das alles ändert sich, als ein mysteriöser Virus das Land, genau genommen England, heimsucht. Erst als harmlose Grippe abgetan, legt er nicht nur das öffentliche Leben lahm, sondern sorgt auch dafür, dass Tote wieder zum Leben erweckt werden. Logisch, dass Shaun und Ed sich nun auf den Hosenboden setzen müssen und gemeinsam Shauns Mutter und Liz in Sicherheit bringen wollen. Als Zufluchtsort wird das örtliche Pub auserkoren. Da ist man schließlich sicher und kennt jeden Winkel. Doch die Zombies wollen natürlich auch hinein und ein bisschen Futter schmatzen.
Ich muss sagen, dass der Film, auch wenn es hier und da einige ziemlich ungelenke Ausrutscher gegeben hat, so ziemlich jeden erreichbaren Sympathie-Knopf bei mir gedrückt hat. Die Figuren sind zwar bessere Karikaturen, aber in den überzogenen Darstellungen von Beziehungsproblemen und familiären Hintergrundgeschichtchen, da erkenne ich mich hier und da durchaus wieder. Davon aber mal abgesehen versteht es der Film einiges aus seinem Inhalt, der nur so vor Anspielungen auf NIGHT OF THE LIVING DEAD und DAWN OF THE DEAD strotzt, zu machen. Auch sehr hübsch, welche Mittel man findet, um den ehernen Zombiegesetzen, vom Separieren des Gehirns vom übrigen Körper oder dessen irreparabler Schädigung, gerecht zu werden. Da muss dann schon mal ein Teil der (Vinyl!)-Plattensammlung als Waffe dran glauben. Und auch da drückt man die richtigen Knöpfe bei mir. Dire Straits oder Sade? Feuer frei! Aber die Maxi von „Blue Monday“ oder das zweite Stone-Roses-Album, obwohl das ja Scheiße war, werden verschont. Groß!
In der ersten Hälfte regiert die geschmeidige Steadycam das Geschehen. Wenn Shaun von seiner Bude in den nahegelegenen Shop vom Pakistani schlendert, um für sich Junggesellenfraß für sich und seinen Kumpel zu besorgen, dann geht das in zwei sehr schön komponierten, langen Einstellungen von statten. Herrlich mit anzuschauen, wie Wright es versteht, die Aufmerksamkeit nicht im Vordergrund zu bündeln, sondern auch im Hintergrund viel zu zeigen bereit ist. Ab und an orientiert er sich auch noch auf kurzen Schnitteffekte „Marke Guy Ritchie“. Wäre nicht nötig gewesen, aber so hat man mal kurz Gelegenheit eine Dialogszene aufzupeppen.
Fast ausschließlich unbekannte Darsteller, die sich hier ein Stelldichein geben, tauchen aber in zwei Nebenrollen Bill Nighy (STILL CRAZY) und Penelope Wilton (CLOCKWISE) als Shauns Stiefvater und Mutter auf.
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#694
Geschrieben 24. Mai 2005, 12:34
Regie: Woody Allen
Gemeinhin als Allens Magnum opus bezeichnet, ist es für mich erstaunlich festzustellen, dass der Film mit einer Spielzeit von noch nicht einmal neunzig Minuten unglaublich geschwätzig, streckenweise todlangweilig, weil unglaublich zäh, ab und an einfach nur zotig, ärgerlich, aber nur selten witzig und von Allen selber und anderen Komödien dieser Art in den folgenden Jahren bis zum Erbrechen variiert bzw. kopiert worden ist. Wohl aus reiner Vorsicht entschuldigt sich Allens Filmfigur Alvy Singer bereits am Ende des Films beim Publikum, weil es sein erstes Stück in dieser Form war.
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#695
Geschrieben 26. Mai 2005, 21:24
Regie: Matthias M. Oberg
Die elfengleiche Angela (Chloé Winkel), gerade mit dem Abitur fertig und leidenschaftliche Manga-Liebhaberin, beschließt dem Ratschlag Yamamotos, eines jungen Japaners, auf den sie ein Auge geworfen hat, zu folgen und reist nach Tokio, um dort ihre Fertigkeiten als Hobby-Comiczeichnerin zu verbessern. Unter kommt sie bei einer Bekannten Yamamotos, die, wie auch ihre anderen Mitbewohnerrinnen, in einem Hostessen-Club ihr Geld verdient. In diesem Club verschwand vor einiger Zeit eine junge Russin und Angela sieht es als ihre Bestimmung an, das Verschwinden des jungen Mädchens aufzuklären.
Ein Film mit so einem Titel erregt natürlich sofort meine Aufmerksamkeit. Das er, unter anderem, auch noch mit deutschem Geld und von einem deutschen (?) Regisseur inszeniert wurde und nicht den typischen Weg von deutschem Unterhaltungskino geht, macht ihn gleich doppelt interessant. Es ist nur schade, dass sich der Film am Ende nur als feuchter Traum eines unschuldigen Mädchens herausstellt. Das sich dieser Eindruck geradezu aufdrängt, dürfte selbst dem unbedarftesten Filmgucker auffallen, zumal Regisseur und Autor Oberg seine Bildsprache genauso angelegt hat, so dass keine Irrtümer aufkommen können. Aber wenn man sich in einem feuchten Traum derart zugeknöpft gibt und sich nur gelegentlich traut sexuelle Energie in die Bilder einfließen zu lassen, dann muss man sich schon mal fragen, was das eigentlich alles soll. Einerseits kokettieren die Bilder und die Schauspielerführung ganz bewusst mit dem westlichen Lolita-Image und dem japanischen Bild eines Mädchens in Schuluniform, aber wenn es mal richtig zur Sache kommen soll, dann bleibt der Inhalt züchtig. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil sich die Fantasie Angelas noch in Thrillergefilde begibt, die sich im Nachhinein als Hirngespinst ausgeben und dann noch in der Rettung Angelas durch ihre Prinzen gipfelt.
Schade drum, denn der Film weiss mit einigen wunderschönen Impressionen Tokios zu begeistern, die schlüssiger wirken als das Umhertreiben der beiden Protagonisten in LOST IN TRANSLATION.
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#696
Geschrieben 27. Mai 2005, 22:29
Regie: Stephen Frears
Für Bernie Laplante (Dustin Hoffman) könnte der Tag eigentlich gar nicht schlimmer enden, als er es hier nach zwanzig Minuten Exposition tut. Nicht nur, dass er wieder einmal vor Gericht für eine zwielichtige Sache zurechtgestutzt wird, nein, auch seine Ex-Frau hat seine Ausflüchte im Hinblick auf ihren gemeinsamen Sohn satt. Dabei ist Laplante wahrlich kein Kind von Traurigkeit, der nicht nur seiner Pflichtverteidigerin im Gerichtssaal die Brieftasche ausleert, sondern auch noch schwunghafte Hehlerei betreibt und gestohlene Kreditkarten weiterverkauft. Der schlechte Tag endet für ihn darum noch schlechter, als er mit seinem altersschwachen Auto im strömenden Regen auf einer Brücke steht und vor ihm ein Passagierflugzeug zu Boden geht. Mehr widerwillig, aber nach der Bitte eines Jungen höchst engagiert rennt Bernie in das brennende Wrack und bringt einen Verletzten nach dem anderen heraus. Da er aber auf Publicity überhaupt nicht scharf ist und obendrein eine Hälfte seiner Hundert-Dollar-Schhe verloren hat, verliert sich seine Spur im Tohuwabohu aus Polizei, Feuerwehr, Schaulustigen und Verletzten. Die ebenfalls von Bernie gerettete Journalistin Gale Gailey (Geena Davis) wittert eine große Story mit echten Gefühlen und schon bald sucht ganz Chicago nach dem „Engel von Flug 104“. Zu dumm nur das Bernie mittlerweile im Knast gelandet ist, weil er einige Kreditkarten der Passagiere verscherbeln wollte. Den Ruhm staubt sein Kumpel John Bubber (Andy Garcia) ab, dem Bernie die Geschichte erzählt hat.
Ziemlich viel Hintergrundstory für einen guten Unterhaltungsfilm, der sich augenzwinkernd über Sensationsjournalismus und Heldenverehrung lustig macht. Vor allem Dustin Hoffman brilliert als Grantler vom Dienst. Das hier ist, neben seiner Rolle als David Sumner in STRAW DOGS, wohl das Beste, in dem ich ihn bisher gesehen habe. Er bekommt reichlich Gelegenheit unflätige Bemerkungen in den Raum zu posaunen und seinen Körper zu malträtieren. Andy Garcia und Geena Davis bleiben nach einigen guten Einstiegsszenen ziemlich blass, aber das liegt wohl eher an ihrer Drehbuchcharakterisierungen. Zugepflastert ist der Film außerdem noch mit vielen, vielen bekannten Gesichtern in den Nebenrollen, die zusätzliche Farbe in die Geschichte hineinbringen.
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#697
Geschrieben 29. Mai 2005, 09:30
Regie: Roger Corman
Dieses ist es nicht Vincent Price sondern Ray Milland, der sich in die sicheren Hände von B-Filmregisseur Roger Corman begibt, um in diesem Film nach einer Geschichte von Edgar Allen Poe das Gruseln zu verbreiten. Wie schon PIT AND THE PENDULUM ging mir auch die Geschichte dieses Streifens lange nicht aus dem Kopf. Ich hatte ihn auch in der Achtzigern gesehen und muss wohl dasselbe Alter gehabt haben. Das ist ungeheuer viel Ballast und deshalb bin ich auch nicht gerade erstaunt, dass der Film heute bei mir kaum funktioniert hat.
Guy Carrell (Ray Milland) ist, wenn ich das mit meinem bescheidenen Hintergrundwissen in Bezug auf Poe mal so nennen darf, die Figur, die seinem Schöpfer wohl am Nächsten kommen dürfte. Genau wie sein Schöpfer ist Guy völlig verängstigt von der Vorstellung lebendig begraben zu werden. Er vermutet es deshalb weil er glaubt, das sein Vater einst auf ähnliche Weise umgekommen ist. Aus diesem Grund willigt er nur sehr ungern in eine Heirat mit seiner Verlobten Emily (Hazel Court) ein. Nach der Hochzeit plagen ihn seine Wahnvorstellungen so sehr, dass er ein Mausoleum vorbereitet, welches ihn nach seinem „Tode“ zur letzten Ruhe verhelfen soll.
Von allen Poe-Verfilmungen, die ich bisher von Roger Corman zu Gesicht bekommen habe, ist das hier sicherlich die Bestaussehenste und die Atmosphärischste. Ein reich ausstaffiertes Herrenhaus mit warmen Interieurs, einem ungemütlichen Kellergewölbe samt Krypta und dem nebelverhangenen Moor, welches das Haus umschließt. Vom Gruselanteil sicherlich das stimmungsvollste was ich bisher in einer Poe-Verfilmung gesehen habe. Ray Milland, obwohl für die Rolle mit Mitte Fünfzig etwas zu alt besetzt, ist ein überraschend guter Ersatz für Vincent Price. Er spielt seinen Part mit einer derartigen Intensität und einem guten Timing für Humor, so dass man wirklich Anteilnahme an seinem Dilemma hat. Schade ist nur, dass der Hintergrund der Geschichte mit seiner Thriller-Komponente sträflich vernachlässigt worden ist. Da hätte man locker noch einmal fünf Minuten investieren können um einige Ungereimtheiten und Löcher auszubügeln.
Das ist schade, denn so funktioniert der Streifen leider nur auf Stimmungsebene. Im Film taucht übrigens auch noch B-Film-Urgestein Dick Miller auf, der einen jüngeren Totengräber spielt, der von Ray Milland bei dessen Rachefeldzug abgemurkst wird. Ein grandioseren Filmtod erlebte Dick Miller übrigens zwanzig Jahre später in THE TERMINATOR, als ihn selbiger im Waffenladen mit einem Gewehr umpustete.
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#698
Geschrieben 31. Mai 2005, 16:32
Regie: Takeshi Kitano
Ja, der Beat Takeshi ist schon ein witziger Kerl. Keine Frage. Das habe ich in eigentlich fast jedem seiner Filme mitbekommen. In seinem bisher letzten Film nimmt er sich der historischen Figur des blinden Masseurs Zatôichi an, der schon zwei Dutzend Male vorher im japanischen Kino über die Leinwand flimmerte. Kitano wäre natürlich nicht Kitano, wenn er der Figur und dem gesamten Umfeld in der sich die Hauptfigur, von ihm selbst gespielt, bewegt, nicht seinen Stempel aufdrücken würde und so kann ich mir nur denken, wie die anderen Verfilmungen ausgesehen haben müssen.
Dieser Film markiert auch Kitanos ersten Flirt mit einem historischen Sujet. Bisher spielten seine Filme doch immer im Hier und Jetzt. Ob es nun daran liegt, dass ich mit diesem Film nicht so emotional verbunden bin, wie das z. B. bei HANA-BI der Fall war, da sich der größte Teil der Banditen in dem Film wie Hühner benehmen, die im Hühnerstall von einem Fuchs überfallen werden, vermag ich nicht zu beurteilen, aber die vor Schreck verzogenen Gesichter und das Rumgekeuche ist für meine Augen, die an westliches Kino gewöhnt sind immer aufs Neue gewöhnungsbedürftig. Es ist auch noch zusätzlich seltsam, da es mir auch zum ersten Mal in einem Film von Takeshi Kitano begegnet.
Vielleicht ist es aber auch die im Grunde genommen konventionelle Geschichte, die schon so oft in der Vergangenheit erzählt worden ist, die bei mir nicht so recht funktionieren will. Man weiß im Grunde schon vorher wie die Geschichte ausgehen wird, deshalb gibt es auch nicht sonderlich viele Überraschungen zu erwarten. Nur in den von der eigentlichen Geschichte losgelösten Elementen etabliert Kitano einige sehr schöne von Schnitt, Musik und Schauspiel unterlegte Sequenzen. Ackerbauern, die in einer Totalen im Takt der Musik und Arbeitsgeräusche ihr Feld bestellen während noch weiter entfernt Zatôichi an einer Prozession vorbeitapert. Ansonsten bleibt Kitano seinem bekannten Stil aus Action- und Komikszenen größtenteils treu. Sehr gefallen hat mir das Gegenschneiden des Finales. Während das Bauerndorf davon überzeugt ist seine Peiniger los zu sein und mit einem wundervoll durchchoreographierten Tanz seiner Freude Ausdruck verleiht, metzelt Kitano den Boss der Banditen, der sich immer im Hintergrund gehalten hat, aber doch präsent war, nieder.
Kein emotional aufgeladenes Kino, sondern ein simpler Unterhaltungsfilm für die japanischen Multiplexe. Tadanobu Asano, der masochistische Sadist aus KOROSHIYA 1, habe ich übrigens nicht erkannt, ehe er im Abspann namentlich erwähnt worden ist.
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#699
Geschrieben 02. Juni 2005, 13:39
Regie: Ted Demme
Das ist so ziemlich der Größte Anzunehmende Unfall den ich in Sachen Filmdrama mit Drogeninhalt in den letzten Jahren gesehen habe. Gewohnt flippip, lebensfroh und keine Wässerchen trübend glaubt der Film eine vermeintlich sentimentale Geschichte von George Jung (Johnny Depp) zu erzählen. Der will auf gar keinen Fall einmal wie sein Vater (Ray Liotta) enden, ständig schuftend, aber dabei arm bleiben, und zieht deshalb Anfang der 1970er Jahre nach Kalifornien wo er an der Pazifikküste mit dem Dealen von Marihuana schnell aufsteigt und natürlich auch reich wird. Doch das reicht nicht, darum wird erst der Handel mit der Ostküste aufgebaut, später Stoff aus Mexiko besorgt und dann auch noch mit dem kolumbianischen Medellin-Kartell von Pablo Escobar zusammen gearbeitet. Parties, Geld scheffeln, Knast…Parties, Geld scheffeln, und wieder Knast. So geht es fast den gesamten Film über bis am Ende nur noch der Knast für George Jung bleibt.
Da sitzt der gute Mann noch bis mindestens 2015, denn der Film basiert auf wahren Begebenheiten. Natürlich ist das alles dramatisch verdichtet worden, aber, herrje, schon nach fünfzehn Minuten Spielzeit möchte ich bei soviel Lebensfreude am liebsten abkotzen. Nicht nur das so ziemlich jeder Darsteller, einschließlich des Sympathieträgers Johnny Depp, der seine phänomenale Leistung in FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS mit diesem Machwerk besudelt, bessere Pappkameraden sind, die ihr, in der Vergangenheit zweifellos vorhandenes, Handwerk verlernt zu haben scheinen, sondern darüber hinaus auch noch durch eine Inszenierung straucheln, die so ziemlich jedes darstellerische und inszenatorische Klischee bedient, welche gut zehn Jahre zuvor etabliert wurde.
Im Grunde wirkt der Film wie eine ausgewrungene Kopie des phänomenalen GOODFELLAS. Wobei dieser nicht nur durch eine furiose Inszenierung, tolle Darstellerleistungen und richtig erzählten Geschichte faszinierte, macht Ted Demme so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Da rennt für knapp zwei Stunden ein Geld scheffelnder Drogenschieber herum, der allen Ernstes meint kein Wässerchen trüben zu können und dann am Ende zum Tränenzieher degradiert wird. Wäre ja auch in Ordnung, wenn man nur mal darauf Wert gelegt hätte vernünftigere Darsteller zu engagieren. Es reicht einfach nicht wenn man Leute wie Franka Potente, Ethan Suplee und Penélope Cruz in Nebenrollen durch den Film hindurchgejagt, aber darüber vergisst sinnvolle Szenen mit der Hauptfigur zu drehen. Deshalb verpufft die tränenziehende Sentimentalität am Ende des Films wie eine Seifenblase, lässt mich verärgert mit dem Kopf schütteln. Aus dem Film hätte zweifellos etwas werden können. Hier und da sieht man wirklich handwerkliches Können bei einigen Szenen, aber die Konventionalität scheint trotz beachtlichem Sinn für Zeitkolorit hindurch. Den Leinwandauftritt des Regisseurs gegen Ende des Films empfand ich zusätzlich ärgerlich, weil narzisstisch. Ein richtiger Scheiß-Film, aber echt…
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#700
Geschrieben 04. Juni 2005, 10:30
Regie: J. Lee Thompson
Der einzige Grund warum man sich diesen Film heute nach anschauen müsste, ist einen ungefähren Eindruck mit dem dreißig Jahre später von Martin Scorsese inszenierten Remake zu erhalten. Sonst gibt es eigentlich keinen triftigen Grund, es sei denn man möchte Gregory Peck und Robert Mitchum zusammen in einer Szene sehen, sich diesen passablen Thriller noch anzuschauen, der inzwischen von einer dicken Staubschicht bedeckt zu sein scheint.
Sam Bowden (Gregory Peck) und seine Familie werden vom entlassenen Sträfling Max Cady (Robert Mitchum) belästigt, der sich an Bowden rächen will, weil dieser in einem Vergewaltigungsprozess gegen ihn als Zeuge ausgesagt hat. Cady schöpft in seinem Privatkrieg so ziemlich jedes legale und illegale Mittel aus, um Bowden aus der Reserve zu locken. Er stellt der Familie bei privaten Aktivitäten nach, vergiftet den Familienhund etc. Als Bowden schließlich eine Schlägertruppe gegen Cady organisiert, sieht er sich selbst mit der Justiz konfrontiert und flüchtet sich mit seiner Familie, nachdem er einen Freibrief von einem befreundeten Polizeibeamten (Martin Balsam) erhalten hat, auf sein Hausboot auf dem Fluss Cape Fear. Hier hofft er Cady auf frischer Tat zu ertappen…
Es ist die konstruierte Geschichte, die nicht gerade sonderlich viel Spannung aufkommen lässt und von einer Einseitigkeit durchzogen ist, die den Charakter des Max Cady auf einen besseren Kinderschreck reduziert. Hier kommt der entlassene Häftling und attackiert eine intakte amerikanische Familie in der es keinerlei Misstöne gibt. Das er keine Chance auf Erfolg haben wird ist schon fast vorprogrammiert. Die einzig spannende Frage bei dieser einseitigen Dramaturgie ist jetzt nur noch sich zu fragen, wie weit der Film bzw. der Charakter Max Cady in seinen, im Grunde sinnlosen Bemühungen, gehen will bzw. gehen darf, wenn man an die Zensurbeschränkungen der damaligen Zeit denkt. Cady wirft in einer Nebenhandlung erst einmal sein Augenmerk auf eine junge Frau, von Bowden im Nachhinein übrigens herablassend als Herumtreiberin tituliert, die er in kühner Weise aufgabelt und später misshandelt. Die Szene, die zur Misshandlung führt, ist übrigens hervorragend mit Kamerafahrten und korrekt gesetzten Schnitten, in Szene gesetzt worden.
Im gut halbstündigen Finale des Films zieht der Film dann endlich, die ansonsten schmerzlich vermisste Spannungsschraube, endlich an. Durch das Setting, bei Nacht mit mannshohem Schilf am Ufer, zählen jetzt nur noch die Schwarzweiß-Bilder und die Musik von Bernard Herrmann, von der ich mir aber manches Mal wünsche, daß sie hier und dort etwas weniger zum Einsatz gekommen wäre. Da sind dann noch einmal wirklich packende Bilder auszumachen. Zum Beispiel als Max Cady sich die junge Nancy packt und sie in den Schilf zieht, um wer weiss etwas mit ihr anzustellen. Das verängstigte Gesicht, ein Hand verschließt den zum Schreien aufgerissenen Mund und ein anderer Arm zieht sie mit. Im Hintergrund der große Brustkorb Cadys. Davor gab es noch das Aufeinandertreffen Cadys und Peggys (Polly Bergen), Sams Frau, von dem ich mir gut vorstellen kann, dass es bereits an der Grenze des damals Erlaubten ausgespielt wurde.
Wie gesagt, ein ganz passabler B-Film mit einigen sehr gut inszenierten Momenten, aber die Schwarzweiß-Moral, die hier und da vertretende Überheblichkeit und einige überflüssige Szenen, schieben den Film ein ums andere Mal ins Abseits. Wer aber Telly Savalas, hier in einer Nebenrolle als Privatdetektiv vertreten, einmal mit Haupthaar sehen möchte, dem sei der Film ans Herz gelegt.
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#701
Geschrieben 05. Juni 2005, 19:37
Regie: Joseph L. Mankiewicz
Dieser Film ist ja allgemein dafür bekannt beinahe, um nicht zu sagen letzten Endes, ein einzelnes Hollywood-Studio, mit diversen Schlagzeilen wie ausufernden Kosten, massiven Produktionsproblemen, der plötzlichen und lebensbedrohenden Krankheit der Hauptdarstellerin und natürlich der publicityfördernden Romanze zwischen den beiden Hauptdarstellern, in den Ruin getrieben zu haben. Die zweistündige Dokumentation über die Umstände und die Entstehung des Film, der Hollywood veränderte ist im Grunde genommen viel spannender und interessanter, als der Film an sich.
Dieser Film steht, zusammen mit THE FALL OF THE ROMAN EMPIRE, am Ende einer ganzen Reihe von Monumentalfilmen, die mit dem Aufkommen des Cinemascope entstanden und immer wieder für reichhaltig Schlagzeilen für ihre Extravaganz gut waren. Wenn ich mir diese Filme heute und nicht mehr mit den Augen eines Kindes anschaue, dann fällt mir immer wieder auf, wie entsetzlich überladen, manchmal sogar grässlich klischeebeladen, streckenweise unglaublich langweilig, aber dafür selten mitreißend oder gar berührend sind. Jetzt könnte man natürlich behaupten, dass man dafür vier Stunden Geschichte in komprimierter Form geliefert bekommt, aber das ist leider selten der Fall. Man muss schon einen weiten Bogen spannen, um den Film als weitere historische Dokumentation über das Römische Reich anzusehen, wie man das vielleicht z. B. bei SPARTACUS tun könnte. Gerade bei diesen beiden Filmen, und vielleicht noch bei BEN-HUR, ist das durch den relativ engen Zeitrahmen, der in ihnen geschilderten historischen Begebenheiten, möglich.
Mankiewicz’ Film beginnt groß, episch, ausladend um dann in einem Kammerspiel sein Ende zu finden. Würde man den Film auf die heutigen Kosten aufzurechnen versuchen, müsste man seine damaligen Produktionskosten mal zehn nehmen. Man sieht wirklich wo das ganze Geld geblieben ist. In erlesenen Bauten, Dekorationen, Kostümen, Requisiten und in manches Mal übertrieben agierenden Schauspielern, die sich auf einer Theaterbühne wähnen müssen. Für das leibliche Wohl der Augen ist eigentlich immer gesorgt. Jede Einstellung des Films könnte man sich als Gemälde an die Wand hängen. Interessant ist, dass gewisse Handlungsübergänge diesen Eindruck unterstützen. Das Bild friert ein, es folgt eine Überblendung auf ein Gemälde der eingefrorenen Szene, Überblendung auf ein anderes Gemälde und die langsame Überblendung auf die eingefrorene Szene des nächsten Abschnitts und die anschließende Fortsetzung der Geschichte. Der Vergleich mit der Theaterbühne ist ebenfalls gar nicht einmal so gewagt, denn der Film ist mit seinen größtenteils ausgespielten Szenen und sehr wenigen Nahaufnahmen als großes Drama konzipiert worden. Das schlimme daran ist nur, dass der Film völlig frei von Selbstironie ist und mit seiner behäbigen Inszenierung ein ums andere Mal in Lethargie fällt. Ist mir übrigens unvorstellbar, dass Mankiewicz’ den Film zunächst als sechsstündigen, in zwei Teile aufgespalteten, Film konzipiert hatte.
Es sind leider nur wenige Abschnitte des Films, neben einigen klischeebehafteten Einzelheiten und der hervorragenden Filmmusik von Alex North, die mir wirklich gefallen haben. Vom Vergleich mit den Wandgemälden sind das einige inhaltliche Besonderheiten wie z. B. das nächtliche Fest auf Cleopatras (Elizabeth Taylor) Barke, bei dem sich Antonius (Richard Burton) von ihr verhöhnt sieht. In der Folge gibt es dann noch ein Streitgespräch zwischen den beiden, welches Mankiewicz, akzentuiert durch Zeitsprünge mit Hilfe des Schnitts, zerdehnt. Da ändert sich dann nicht nur mal der Ort, sondern auch die Kleidung der Figuren. Das letzte ist bzw. sind noch die schönen Kamerafahrten auf Cleopatra, die ihre Hand in den Obstkorb mit der Giftschlange darin steckt.
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#702
Geschrieben 06. Juni 2005, 20:12
Regie: Vincent Gallo
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#703
Geschrieben 07. Juni 2005, 16:37
Regie: Terry Zwigoff
Ich war der festen Überzeugung, dass mir Terry Zwigoffs erster Film nach dem phänomenalen GHOST WORLD eigentlich gefallen müsste, zumal er einige sehr gute Vorraussetzungen mit sich brachte. Deshalb habe ich auch einige Tage gebraucht, um überhaupt etwas über den Streifen schreiben zu können. In der Hauptrolle des saufenden, pöbelnden, fickenden Gelegenheits-Weihnachtsmannes ist Billy Bob Thornton ideal besetzt worden, der zuvor in THE MAN WHO WASN’T THERE, inszeniert von den Gebrüdern Coen, die diesen Film hier mitproduziert haben, so sehr brillierte. Umso tragischer ist es da aber, dass der Film bei mir keinerlei Knöpfe in der Lage zu drücken war.
Es ist soweit richtig, dass sich Gegensätze anziehen, wie schon Paula Abdul einst richtig besungen hat, aber wo bei den anderen Filmen der hier Beteiligten immer noch wert auf subtiles Unmissverständnis bei allen Gegensätzen zwischen den Figuren gelegt wurde, so prallen sie hier wie zwei Ambosse aufeinander und wollen mit ihrer Offensichtlichkeit die Mundwinkel bei mir nach oben ziehen. Das funktionierte nur in den allerseltensten Fällen und so was ist bei einer Komödie dann tödlich.
Der böse Santa und der kleine, debile, rotznäsige Junge sollen ein Paar werden, das gemeinsam durch Dick und Dünn geht. Zwei Außenseiter vereint gegen die böse Umwelt. Gemeinsam ist man stark. Würde ja funktionieren, wenn der Kleine etwas mehr draufhaben würde als nur einen Gesichtsausdruck und der schlimme Santa etwas mehr wäre als nur ein darbendes Opfer seiner Alkohol- u. Sexsucht. Ich habe soweit noch mitbekommen, dass sich Santa von Einkaufszentrum zu Einkaufszentrum quer durch die Staaten hangelt, auf dem Höhepunkt der Weihnachtssaison mit seinem Kumpel, einem Zwerg, der mit ihm zusammenarbeitet, den Tresor des Einkaufszentrum ausraubt und die Kohlen dann über das Jahr auf den Kopf haut. Und das schon über mehrere Jahre. Das sich da zwangsläufig etwas tun muss ist so sicher wie das Amen in der Kirche, aber das habe ich nicht mehr mitbekommen, da ich selig eingeschlummert war.
Was ich aber mitbekommen habe ist, dass Bernie Mac absolut unlustig ist und wohl nur als Quoten-Nigger engagiert wurde und das John Ritter, hier in seiner letzten Filmrolle zu sehen, mit seinem Part als stiller Geschäftsführer allen die Schau stiehlt. Irgendwie bezeichnend, dass die Gebrüder Coen diesen Film nicht inszeniert haben.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#704
Geschrieben 08. Juni 2005, 09:56
Regie: Freddie Francis
Der aristokratische Blutsauger Dracula (Christopher Lee) ist einfach nicht totzukriegen. Da hilft es schon gar nicht, ihn mittels einer gewieften Taktik in einen zugefrorenen See zu befördern und zu hoffen, dass der Graf hoffentlich das Zeitliche segnet. Das geschah nämlich am Ende von DRACULA – PRINCE OF DARKNESS und schon dieser Film zeigte, dass sich Dracula, immer zu einem Häufchen Asche zerfallen, kinderleicht wiederbeleben ließ.
Ein Jahr ist seitdem vergangen und die katholische Kirche schickt einen Gelehrten, den Monsignore Müller (Rupert Davis), der in dem kleinen Örtchen, das unter der Ägide des Grafen Angst und Schrecken litt, nach dem Rechten sehen soll. Seltsam ist es schon, dass bereits ein Vampiropfer schon am Anfang des Films aufgefunden wird, wo doch angeblich alle umgekommen sind. Dieses Opfer geht zwar nicht auf das Konto des Grafen, aber der örtliche Pfarrer ist ein solch schlotterndes Häufchen Elend, dass er seine Angst erst einmal mit einem Cognac herunterspült. Nachdem er mit kurz darauf mit dem Monsignore den beschwerlichen Aufstieg zum Schloss des Grafen anzutreten hat, melden sich Donner und Blitz als der Monsignore mit einem lateinischen Spruch und einem schweren Kreuz das Eingangstor des Schlosses verschließt. Als der ängstliche Pfarrer ob des Tohuwabohus am Himmel zu Boden stürzt und sich den Kopf blutig anschlägt, fällt er auf eine vereiste Stelle am Boden unter der, na, wer wohl, schlummert. Durch das auf seinen Mund tropfende Blut erwacht und zu neuen Schandtaten bereit, stellt der Graf dem Monsignore nach, der gefälligst das Kreuz vom Eingangstor wegzunehmen hat. Warum der Graf den wimmernden Pfarrer nicht einfach dazu anleitet das Kreuz wegzunehmen, ist allerdings eine seltsame Angelegenheit. Ziemlich viel was hier in den ersten fünfundzwanzig Minuten passiert, aber nur den Boden für den zweiten Akt bereitet in dem der Graf in das Städtchen des Monsignores reist. Hier tankt er erst einmal neue Lebensenergie auf, indem er ein promiskuitives Schankmädchen mit üppigem Vorbau annagt und bald der Nichte des Monsignores (Veronica Carlson, HORROR OF FRANKENSTEIN) nachsteigt. Das der liebe Herr Graf auch immer seine vorher gesteckten Ziele aus den blutunterlaufenen Augen verlieren muss…
Von der Logikseite und dem Aufbau des Plots natürlich einen grenzenlos dummer und klischeeüberladener Streifen, aber trotz dieser Ungereimtheiten punktet er auf anderen Gebieten ordentlich bei mir und macht so ungemein viel Spass. Das liegt zum einen an den recht sympathisch agierenden Darstellern, der exquisiten Kameraarbeit, die, wen wundert es schon bei dem Namen Freddie Francis, mit einigen wunderschön ausgeleuchteten Einstellungen meine Augen erfreut, und der tollen Filmmusik, die manches Mal aber allzu willkürlich anschwillt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#705
Geschrieben 09. Juni 2005, 10:57
Regie: Russ Meyer
So ziemlich alles an diesem Film ist super. Die herrlich krude Story, der schräge Humor Russ Meyers, die obenrum üppig ausgestatteten Mädels, deren Name immer mit einem Super beginnt (SuperLorna, SuperSoul, SuperHaji, SuperVixen etc.) nur die Inszenierung ist noch ein kleines bisschen von dem phänomenalen BENEATH THE VALLEY OF THE ULTRAVIXENS entfernt. Soll heißen, dass sich Meyer noch darauf beschränkt eine Story erzählen zu wollen, was angesichts der Roadmovie-Struktur des Films sich als etwas schwer gestaltet. Denn im Grunde ist ja jeder Russ-Meyer-Film, den ich bisher kennen und schätzen gelernt habe, nichts anderes als ein genüssliches Abfeiern der Vorzüge des weiblichen Körpers.
Clint Ramsey (Charles Pitts) hat einen kleine Job als Tankwart bei Martin Bormann’s Super Service. Er macht zwar nicht die dicke Kohle, verrichtet seinen Job aber gewissenhaft und mit viel Enthusiasmus. Ärgerlich ist es da nur, dass ihm seine Frau SuperAngel (Shari Eubank) ständig Hörner aufsetzt. Nach einem weiteren ehelichen Zwist, der für SuperAngel nur das Mittel zum Zweck ist, um ihren Mann rasend zu machen, damit sie den ehelichen Sex etwas aufpeppen kann, ergibt allerdings ein Wort das andere und Gegenstände fliegen durch die Wohnung und eine Axt landet in der Motorhaube von Clints Pick-up. Der flugs von einem Nachbar alarmierte Streifenbulle Harry Sledge (schön schmierig: Charles Napier) nimmt nicht nur einen Bericht auf, sondern macht auch schon mal ein Date mit SuperAngel für den Abend klar. Während sich Harry den Zärtlichkeiten von SuperAngel nicht hinzugeben vermag, die sichtlich angenervt ist, dass dieser bei ihrem Körper keinen hoch kriegt, säuft sich Clint den Frust von der Seele. Völlig überrascht erfährt Clint, dass SuperAngel bei einem Feuer umgekommen ist. Der Zuschauer weiß natürlich, dass Clint unschuldig ist, immerhin hat sich Angel mit Harry den falschen ausgesucht, dem man Hörner aufsetzen kann. Und so haut Clint aus der Stadt dann ab.
Wohin Clints Weg führt ist eigentlich völlig unklar, aber das ist ja bei einer Flucht denke ich mal nicht anders vorstellbar. Diesen Umstand macht sich Russ Meyer zunutze und lässt ihn von einem Extrem ins Nächste laufen. Ein junges Pärchen in einem heißen Schlitten, dass einer menage à trois nicht abgeneigt ist, ein hart arbeitender Farmer mit junger österreichischer Frau, die ein Faible fürs Kühe melken und akrobatischen Sex hat oder der weiße Hotelbesitzer mit seiner jungen farbigen Tochter, die sich bevorzugt im Bikini zeigt, nur der Gebärdensprache mächtig ist und am liebsten mit ihrem Buggy durch die Wüste brettert. Jede Episode ist für Clint bizarrer endet sie doch jedes Mal irgendwo mit einem Angriff auf seine Männlichkeit. Ruhe und Ausgeglichenheit findet er erst, als er im Nirgendwo bei Supervixen’s Oasis Halt macht. Die junge Frau, die seiner vor kurzem dahingemeuchelten Frau Angel nur äußerlich aufs Haar gleicht, sieht in Clint eine verwandte Seele. Aus heiterem Himmel taucht dann auch noch Harry Sledge auf, der Clint aus welchem Grund auch immer gefolgt ist, und macht den beiden im letzten Teil des Films das Leben zur Hölle.
Für gerade einmal eine Viertelmillionen Dollar produziert, hat der Film zwar nicht die enorme inszenatorische Grandezza wieder der oben bereits erwähnte BENEATH THE VALLEY OF THE ULTRAVIXENS, macht aber nicht minder Spass. Das liegt vor allem daran, dass Meyers Filme mir schon als Teenager so unglaublich gefallen und diese Freude sich über die Jahre gehalten hat. Es hängt aber sich auch damit zusammen, dass ich alle Filme mehr als zehn Jahre nicht mehr gesehen hatte, sie mir aber dennoch nicht aus den Kopf gehen wollten. Und das sagt doch auch etwas über die enorme Wucht aus, über welche die Filme auch noch heute verfügen.
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#706
Geschrieben 10. Juni 2005, 14:51
Regie: Spike Lee
Das ist in gut sechs Jahren erst der zweite Spike-Lee-Film, nach MALCOLM X, gewesen, den ich gesehen habe und genauso wenig wie das Porträt über das Sprachrohr des schwarzen Bevölkerung konnte mich dieser Versuch einer Persönlichkeitsstudie oder vielmehr das Vorstellen eines Einzelschicksals, hier komprimiert auf einen Zeitraum von vierundzwanzig Stunden, nicht sonderlich vom Hocker reißen.
Waren es die auf Komik angelegte Inszenierung einzelner Szenen, die dank eines völlig irrsinnig gewählten Schnittrhythmus überhaupt nicht bei mir zünden wollte und eher für Verwirrung bei mir sorgten, die sich teilweise um Belanglosigkeiten drehende Fokussierung des Drehbuchs auf Nebenschauplätze, die absolut nicht nachvollziehbare Bezugnahme auf die Befindlichkeit der Stadt New York und ihrer Einwohner nach den Terroranschlägen des 11. September, die für einen Nicht-New-Yorker, wie ich nun mal einer bin, aufgesetzt und eher behauptet wird, die mir keinen Zugang zu dem Film gestattete? Von allem ein bisschen...
Addiert man dann noch durch Karikaturdarstellungen verzerrte Figuren hinzu, die beinahe schon dafür gesorgt haben, dass ich dieses Nichts von einem Film vorzeitig abgestellt habe, erhält man zwei überraschungsarme Filmstunden. Mir klingt jetzt noch dieses langgezogene und annervende "Shit" von dem Drogencop im Ohr. Passt ziemlich genau zu meinem Eindruck, den ich von dem Film erhalten habe.
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#707
Geschrieben 12. Juni 2005, 09:19
Regie: John McTiernan
”Welcome to the party, pal!”
Es ist seltsam, dass man zu einigen Actionfilmen immer wieder zurückkehrt. Über die Jahre hinweg bewaren sich einige dieser kleinen Schätzchen immer noch eine gehörige Wut im Bauch, überzeugen durch ihre inszenatorische Wucht und das sehr amüsante Spiel der Figuren, welche zwischen den jeweiligen Enden des Charakterspektrums hin und her pendeln. Mir scheint auch, als ob alle Beteiligten hinter der Kamera in den Jahren zuvor, auf diesen einen Film hingearbeitet oder gewartet haben. Wenn man sich den Film über die Jahre mehrere Mal angesehen hat, dann kann man fast von einem Glücksfall sprechen, dass diese ausgefeilte Mixtur so perfekt ausbalanciert worden ist. Es ist aber auch schwer vorstellbar, ob es überhaupt möglich gewesen wäre, diesen Film an die Wand zu fahren. Hier gibt es keine offensichtlichen Posen, sondern knallharte, ehrliche Action, die sich nicht als Selbstironie versteht. Vielmehr werden die beiden Kontrahenten, John McClane (Bruce Willis) und Jack Gruber (Alan Rickman), als direkte Verwandte zu alten Filmhelden und ihren Widersachern vom Schlage eines John Wayne, Gary Cooper oder Roy Rodgers hochstilisiert. Wortkarg, aber immer darauf bedacht im richtigen Moment das für sie Richtige zielstrebig zu verfolgen.
Auf dem Papier klingt die Geschichte von einem guten Dutzend schwerbewaffneter Gangster, die ein Hochhaus in Los Angeles stürmen und die Gäste einer Weihnachtsfeier als Geiseln nehmen, um dann mit dem FBI und der Polizei über Bedingungen zu verhandeln, schon interessant, aber das besondere Salz in der Suppe ist die Figur des John McClane, von Beruf Polizist in New York, welcher es mit den Vorschriften nicht so genau nimmt, der eher durch Zufall auf der Party gelandet ist. Eigentlich wollte er, nur seine Ehefrau (Bonnie Bedelia), die vor gut einem Jahr nach Los Angeles gezogen ist und eine knallharte Geschäftsfrau in der japanischen Firma ist, der das Hochhaus gehört, abholen, um gemeinsam das Weihnachtsfest zu verbringen und ihre Ehe wieder auf Vordermann zu bringen. Doch plötzlich sieht er sich auf der Flucht vor den Gangstern. Hier und da gelingt ihn mit kaltschnäuziger Effektivität und Glück ein Erfolgserlebnis gegen die Gangster, aber Als die Polizei und schließlich das FBI eintrudeln, sieht er sich zwischen den Fronten…
Rückblickend betrachtet ist der erste Teil der Reihe der letzte Action-Film, der nicht nur einen neuen Helden im amerikanischen Action-Kino vorstellte, blutend, schwitzend, mit Fluppe im Mundwinkel, sondern auch einer der letzten großen Action-Filme traditioneller Machart, bevor mit TERMINATOR 2: JUDGEMENT DAY die Computertechnik Einzug halten sollte. Seine Stärken liegen nicht nur in einer großartigen Inszenierung, enge Räume, Schächte und Verbindungsgänge, abgewechselt von großen Räumen, wie z. B. den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Gebäudes oder der weit ausufernde Büroräume, wo die Weihnachtsfeier stattfindet, sondern auch in gut einem Dutzend sehr einprägsamer Nebenrollen wie dem Chauffeur, einigen der Gangster (Alexander Godunov, Andreas Wisniewski, Norbert Grupe etc.), den Angestellten der Firma (James Shigeta u. Hart Bochner), dem schmierigen TV-Reporter (William Atherton) und den Offiziellen von Polizei und FBI, sowie einem cleveren Drehbuch, dass einerseits eine Prise Humor serviert (der running gag mit den Frauen, die McClane auf die eine oder andere Art über den Weg laufen), sondern auch vor reisserischen Szenen nicht zurückschreckt.
Es gibt nur ganz, ganz wenige Schwachpunkte in dem Film auszumachen. Das sind in einer Szene eine schwache Schauspielerführung, ein etwas zu spät gesetzter Schnitt und das plötzliche Einsetzen eines nicht benutzten Stückes Filmmusik aus dem Film ALIENS, als sich ein Überlebender Gangster noch einmal aufrafft. Bis dahin wusste die Musik von Michael Kamen, der Themen aus dem vierten Satz von Beethovens Neunter Sinfonie in seine Musik einarbeitete, durch ihren Variantenreichtum zu begeistern.
Ansonsten aber ein Film mit einem makellosen Unterhaltungswert, den man sich immer wieder und wieder und wieder anschauen kann.
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#708
Geschrieben 12. Juni 2005, 21:08
Regie: Takashi Miike
Nach gut einem halben Dutzend Filmen, die ich von diesem Mann mittlerweile zu Gesicht bekommen habe, ist mir vor allem eins bei mir ganz deutlich hängen geblieben: man sollte im Voraus mit keinerlei Erwartungen belastet sein. Einerseits beugt man damit Enttäuschungen vor, andererseits kann man sich auch so angenehm überraschen lassen. Zu dumm ist nur, wenn einem dann am selben Tag noch ein völlig anderer Film, den man kurz Ausschnittsweise angespielt hat, im Kopf herumspukt. Aber dieses Handicap fegte dieser Film bereits mit seiner schönen Eröffnung davon. Kurz darauf wird der Titelheld, am Kreuze hängend, zur Ader gelassen. Hier ein Stich, dort ein Stich, bis der rote, rote Vino fließt. Wie vom Fass. Und ohne sich groß mit Erklärungen, vorerst zumindest, aufzuhalten, rast der Film sprichwörtlich auf und davon. Izo metzelt sich, bewaffnet mit einem Samuraischwert und als Rachegeist mit Unsterblichkeit ausgestattet, zunächst zusammenhanglos durch die verschiedensten Gegner. Seine Mutter muß ebenso dran glauben wie eine verflossene Geliebte, buddhistische Priester, vorsitzende Richter, Yakuza, Polizeispezialeinheiten, Schulmädchen et cetera, et cetera. Und alle seine Feinde erledigt Izo in einem wilden Flug durch die verschiedensten Jahrzehnte. Völlig unvermittelt geht eine Szene in die nächste über, der Schnitt sorgt dafür, dass sich nicht nur der Ort verändert, sondern auch Kostüme verändert sind. Das einzige was gleich bleibt ist Izos grenzenlose Wut auf alles und jeden, der ihm in die Quere kommt.
Wie ich in früheren Arbeiten ist auch bei diesem Miike-Film sehr befriedigend festzustellen, wie er aus einem Nichts an Mitteln die höchste filmische Wirkung erzielt. Dabei ist es so ziemlich egal, ob er altes Dokumentarfilmmaterial mit einbezieht oder ganz am Anfang mal einen japanischen Lehrfilm aus dem Sexualkundeunterricht als Eröffnung auserkort.
Bleibt letztlich nur die Frage was Miike mit diesem Film wieder Aussagen will. Vollgepackt mit einer gehörigen Wut gegen das Establishment und viel philosophischem Brimborium über das Wesen der Existenz, nimmt Miike, wie schon am Anfang von GOZU, nach gut einer halben Stunde den Kritikern wieder den Wind aus den Segeln, die sich nach dem Sinn dieses Machwerks verzweifelt an der Stirn kratzen. Leider konnte diese Rechnung bei mir dieses Mal nicht so ganz aufgehen. Woran es liegt kann ich nicht genau sagen. Da ist vielleicht eine zweite Sichtung unter besseren Umständen vonnöten. Ein guter Film mit vielen tollen Bildern und handwerklichem Geschick inszeniert ist er dennoch.
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#709
Geschrieben 14. Juni 2005, 21:35
Regie: Peter Sasdy
Christopher Lees vierter Auftritt als blutsaugender Vampir-Aristokrat dürfte wohl einer jener Filme sein, über die er nicht besonders gut zu sprechen sein dürfte. Es ist aber auch unglaublich mit was für Dummheiten man hier den geneigten Genreliebhaber abzuspeisen versucht. Nach der mehr oder minder plausiblen Einführung in den Film, wobei wieder das Ende des Vorgängers DRACULA HAS RISEN FROM THE GRAVE als Anker benutzt wird, fokussiert sich der Streifen in den nächsten zwanzig Minuten auf einen völlig unsinnigen Kommentar über die moralischen Verfehlungen von gutbürgerlichen Biedermännern. Auf der einen Seite immer fromme Keuschheit ihre Töchter lehrend, lassen drei Väter mit einer paar Huren im Bordell ordentlich die Kuh fliegen. Doch irgendwo öden ihre regelmäßigen Ausflüge ins Rotlichtmilieu sie an, bis, ja bis der junge Lord Courtley (Ralph Bates) ihnen mit einer wilden Geschichte über den Leibhaftigen wieder die Hormone in Wallung bringt.
Von einem Händler kauft man sich die letzten Überbleibsel des Grafen und versucht ihn in einer okkulten Zeremonie wieder zum Leben zu erwecken. Allerdings passt den drei Herren nicht wie der junge, aufmüpfige Lord mit ihnen umspringt und darum prügeln sie ihn kurzerhand zu Tode. Doch die Zeremonie hatte Erfolg, denn nachdem die drei Herren sich vom Acker gemacht haben, verwandelt sich der Leichnam Courtley in den Grafen Dracula, der, wo kämen wir denn sonst hin, selbstverständlich und stante pede furchtbarste Rache schwört.
Obwohl der Vorgängerfilm von der Logik her absolut dämlich, versprühte er aber hier und da eine Heiterkeit und Spannung, die diesem Film völlig abgeht. Man hangelt sich von einem unerträglich aufgeblasenen Klischee zum Nächsten. Man präsentiert einen Titelbösewicht, der größtenteils wie Lots Frau zur Salzsäule erstarrt ist und völlig bescheuerte Sätze von sich gibt. Hätte sich Christopher Lee doch einfach geweigert den Mund auf zu machen…
Nur in zwei Punkten kann man dem schlecht inszenierten Film etwas abgewinnen. Ralph Bates, der noch im gleichen Jahr beim HORROR OF FRANKENSTEIN die Titelrolle zum Besten gab, begeistert mit seiner schnoddrigen Hochnäsigkeit und James Bernards Musik ist in einem Stück wohl ziemlich deutlich dem langsamen Satz aus Antonín Dvoráks Neunter Sinfonie entlehnt.
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#710
Geschrieben 15. Juni 2005, 16:35
Regie: Georges Franju
Mit einer nicht gerade geringen Vorfreude habe ich mich spät nachts vor den Fernseher gehockt, um mir den vollmundig als französischen Horrorklassiker angepriesenen Film “Augen ohne Gesicht“ anzuschauen. Nicht um mich dabei ein wenig zu gruseln, sondern eher um zu erfahren, ob die Versprechungen eingelöst werden. Umso weniger enttäuscht bin ich nun, weil sich nämlich überhaupt keine Stimmung, sondern eher gähnende Langeweile bei mir eingestellt hat. Dabei hat dieser Film so enorm viel Potential zu bieten, welches er aber zu keiner Weise auszuschöpfen gedenkt. Im Nachhinein bin ich froh mir die teure Criterion-Silberscheibe nicht bestellt zu haben.
Doctor Génessier (Pierre Brasseur) kidnappt gemeinsam mit seiner Assistentin Louise (Alida Valli) junge, hübsche Frauen um deren Gesichtshaut auf das Gesicht seiner entstellten Tochter Christiane (Edith Scob) zu transplantieren. Doch was ihm zuvor in etlichen Tierversuchen an Hunden, die er in seinem Keller in Zwingern hält, gelungen ist, bleibt ihm bei seiner Tochter verwehrt.
Wenn man die geringe Spielzeit von noch nicht einmal neunzig Minuten dazu benutzt, um viel zu lange Übergangs- und Verbindungsszenen zu filmen, von denen einige nicht nur aufgrund der inhaltlichen Dramaturgie des Films absolut unlogisch sind, manche davon sogar gänzlich ohne Kontext auskommen, dann ist man schon einmal sauer auf denjenigen, der den Mund mit seinem Versprechen so dermaßen voll genommen hat. Unglaublich das die beiden Drehbuchautoren Pierre Boileau und Thomas Narcejac die Romanvorlage für Alfred Hitchcocks VERTIGO lieferten. Aber der hatte die Geschichte für sein Drehbuch wohlweislich aufpolieren lassen.
Von einzigem Interesse war da nur noch die eher an einen danse macabre erinnernde Filmmusik von Maurice Jarre, deren Einsatz man in einigen Szenen eigentlich noch eher in Frage stellen müsste, was aber nicht an ihrer Qualität lag, sondern an ihrer Platzierung.
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#711
Geschrieben 18. Juni 2005, 13:54
Regie: Frank Oz
Ich wollte eigentlich schon vor etwas mehr als einem halben Jahr etwas über dieses, als Musical verfilmtes, Horrormärchen etwas schreiben, aber da machte mir der alte Rechner mit seinem Totalabsturz einen gründlichen Strich durch die Rechnung. Gestern verspürte ich wieder etwas Lust den Film noch mal anzuschauen, wohl nur aus dem Grund, weil Bill Murray hier einen kleinen Auftritt als der masochistisch veranlagter Patient Arthur Denton in der Zahnarztpraxis von Orin Scrivello (Steve Martin) hat. Doch beginnen wird mit dem Anfang…
Seymour Krelborn (Rick Moranis) arbeitet in einem kleinen Blumengeschäft in einer schäbigen Gegend Downtown Manhattan. Er ist in seine ebenso minderbemittelte Arbeitskollegin Audrey (Ellen Greene) ziemlich verknallt. Beide werden nicht gerade mit Samthandschuhen von ihrem Boss Mr. Mushnik (Vincent Gardenia) angefasst. Und das obwohl eigentlich nie ein Kunde ins Geschäft kommt. Kein Wunder sieht das Geschäft doch nicht minder trostlos aus, wie die Umgebung in der es sich befindet. Doch das ändert sich bald, als Seymour während einer totalen Sonnenfinsternis auf eine seltsam aussehende Pflanze stößt. Der kleine Räuber, dem Seymour den Namen Audrey II gibt, ernährt sich lieber von Seymours Blut als von herkömmlichen Pflanzendünger und wächst bald zu einer beeindruckenden Größe heran und entwickelt die Fähigkeit zu sprechen. Das allerdings nur in Seymours Gegenwart. Schon bald rennt zahlende Kundschaft, wie auch die Medien bald dem Geschäft die Bude ein. Doch Audrey II beginnt so langsam aber sicher Seymours Schwächen auszunutzen, um so weiter ernährt zu werden. Denn eine mehr als zwei Meter hohe Pflanze mit einem Appetit wie Audrey II ihn entwickelt hat, lässt sich nicht mehr nur mit ein paar Blutstropfen abspeisen.
Vor gut einem halben Jahr machte mir der Film noch sichtlich Spaß, doch das konnte ich gestern Abend eigentlich überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Im Grunde für ein ganz spezielles Publikum konzipiert, kann der Film im Grunde nur das Prädikat Kultfilm für sich in Anspruch nehmen, aber mich ansonsten eher völlig kalt zu lassen und mich trotz seiner sehr geringen Laufzeit zu langweilen. Ob einem nun die Songs von Alan Menken und Howard Ashman gefallen oder nicht ist eher eine Frage des Geschmacks, aber da die größtenteils inspirationslose Regie nichts aus der Geschichte zu machen versteht und die Darsteller größtenteils als Karikaturen über die Leinwand mit völlig überzogenen Gestiken und Mimiken changieren, hält sich meine Begeisterung doch eher in Grenzen. Da ist jeder Charakter in einem von Terry Gilliam oder Tim Burton subtiler, weil er von diesen Regisseuren wenigstens eingebremst wird.
Ich weiß jetzt gar nicht was oder wer mich mehr geärgert hat. War es Ellen Greene mit ihrer piepsig fipsigen Stimme, die Leistungen einer Mira Sorvino in MIGHTY APHRODITY oder von Lesley Ann Warren in VICTOR/VICTORIA (obwohl ich diesen Part sensationell fand) Lügen straft? Ständig wird sie von ihrem Freund, dem sadistischen Zahnarzt Orin Scrivello fertig gemacht und träumt lieber von einem Leben mit Seymour, das einem Leben aus dem Katalog gleicht. Haus im Grünen in irgendeinem Vorort mit Tupper-Ware-Parties am Wochenende. Hilfe…!
Es ist zwar schön gut ein halbes Dutzend Akteure aus der ersten Garde von Saturday Night Live über den Schirm hüpfen zu sehen, aber ein paar weniger wären auch nicht schlecht gewesen. Das einzige was mich begeistern konnte, war die Spiel von Audrey II, die eine Krönung in der Puppenanimation darstellen dürfte.
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#712
Geschrieben 19. Juni 2005, 22:19
Regie: Sam Peckinpah
Der Anfang des Films ist augenscheinlich an keine Zeit gebunden. Eine junge Frau sitzt verträumt an einem See und schaut den Wasservögeln zu. Sie streicht sich zärtlich über ihren schwangeren Bauch und ist mit sich selbst im Reinen. Als eine etwas ältere Frau hinzu kommt, welche ihr mitteilt, dass ihr Vater wünscht sie zu sehen, reiten im Hintergrund Männer auf Pferden vorbei. Könnte ein Western sein. Ein Spät-Western vielleicht, aber immerhin ein Western. Im Haus der großen Familie findet ein Gebet statt. Nach dessen Ende, die schwangere Frau vom See steht mittlerweile vor dem weit ausladenden Tisch des patriarchalischen Vaters, wie bei einem Schauprozess, umringt vom Rest der Familie. Der Vater verlangt von der Tochter den Namen des Vaters zu erfahren. Nachdem die Tochter erst nach Gewaltanwendung den Namen Alfredo Garcia preisgibt, setzt der Vater ein wortwörtliches Kopfgeld auf diesen aus. Während die Leibwächter ausschwärmen kommt der Film endgültig in der Jetztzeit an. Denn auf einmal dröhnen Corvettes über den Bildschirm. Also doch kein Western. Was für ein enorm spannender Anfang eines Films, den ich bisher immer verpasst habe und den ich durch Zufall in der Fernsehzeitung entdeckt habe. Vom eigentlichen Plot der Geschichte wusste ich überhaupt nichts.
Diese absolute Unkenntnis führt auch noch zu meiner fälschlichen Annahme, dass es sich bei dem von Warren Oates im Film dargestellten Charakter, eben um jenen Alfredo Garcia handelt, der vor den Häschern der Vaters flüchtet. Falsch angenommen. Oates, der schon in RIDE THE HIGH COUNTRY und THE WILD BUNCH mit Peckinpah zusammenarbeitete, spielt Bennie, einen abgehalfterten Barpianisten, der sich halbwegs in Mexiko City über Wasser hält. Nachdem er von zwei Mitarbeitern El Jefes , so der Name des Vaters der schwangeren Tochter, angesprochen wird, sagt er, dass er rauskriegen könnte was mit Alfredo Garcia los ist. Er fragt seine Lebensgefährtin Elita (Isela Vega), die zuvor eine Beziehung mit Alfredo hatte und sie erzählt ihm, dass Alfredo bei einem Autounfall ums Leben gekommen wäre. Ein exzellente Chance tut sich für Bennie auf, der den Preis für Alfredos Kopf auf zehntausend Dollar hochtreibt. Gemeinsam mit Elita macht er sich nun in das kleine mexikanische Dorf auf, in dem Alfredo begraben liegt.
Ein, wie sich im Laufe der Zeit mehr und mehr herauskristallisiert, für mich sehr emotionaler Film, der seine Geschichte mit erschreckender Konsequenz zum Ende bringt. Im Zentrum des Films stehen Bennie und Elita, die auf dem Weg ins Dorf eine ziemliche Achterbahnfahrt der Gefühle und Situationen über sich ergehen lassen müssen. In so ziemlich jeder Szene liegt eine außerordentlich bittere Ambivalenz zugrunde, die mich gegen Ende gar zu Tränen rührte. Bennie, am vermeintlichen Ende seiner Reise angekommen, mit dem Kopf Alfredos im Picknickkorb, aber ohne seine Elita, die er auf dem langen Weg an Alfredo verloren hat, der Bitterkeit und dem Wahnsinn näher als an der Vernunft, macht sich seinem unerträglichen Schmerz Luft. Beim Epilog schreie ich gar Bennie durch das dicke Eisentor hindurch, möge er doch dem Kugelhagel entrinnen.
Was für ein außergewöhnlicher Film mit großartigen Darstellern. Wie viel von Sam Peckinpah selbst in Warren Oates sonnenbebrillter Figur steckt, lässt sich nur erahnen.
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#713
Geschrieben 20. Juni 2005, 22:28
Regie: Alexander Payne
Joah, das war nun der zweite Film von Alexander Payne, den ich, nach ABOUT SCHMIDT, von ihm zu Gesicht bekommen habe. Ich weiß nicht woran es gelegen hat, aber so richtig warm bin ich mit diesem Filmchen, so möchte ich ihn einfach mal bezeichnen, nicht geworden. Liegt es vielleicht daran, dass er mit seinen Charakteren einfach viel zu unehrlich bei mir Sympathie wecken will, die ich denen schon bei dem ziemlich schleppenden Anfang kaum entgegenbringen kann? Oder will er mich auf simpelste Art und Weise einfach nur umschmeicheln und unterhalten? Das wird es wohl sein und genau danach stand mir wohl nicht der Sinn.
Zwei Freunde, die sich schon seit dem College kennen, ziehen für fünf Tage aus um Los Angeles den Rücken zu kehren, um im Landesinneren den Junggesellenabschied von einem so richtig zu feiern. Der bald unter die Haube kommende (Thomas Haden Church) ist Schauspieler und lässt nichts anbrennen. Der andere (Paul Giamatti) ist Englischlehrer an einer High School, gescheiterter Romanautor, ein Kenner von erlesenen Weinen und obendrein geschieden. So wie der Film versuchen auch die beiden nun krampfhaft die nächsten Tage über die Bühne zu bringen. Also stellt man noch zwei Frauenfiguren an ihre Seite, die für Veränderungen in ihrem Gemütszustand sorgen sollen. Der Bräutigam vergnügt sich mit einer Weinverkäuferin, während sein Kumpel nicht den Mut aufbringt richtig bei der anderen zu landen, die ihn offensichtlich sympathisch findet.
So erzwungen und bis zur Verkrampfung tragisch, dabei dann leider nur wenige Male befreiend komisch, versucht mich der Film zu umgarnen, aber ein ums andere Mal komme ich nicht anders umhin, als öfter angenervt mit den Augen zu rollen. Bei einer Spielzeit von zwei Stunden ist das nicht gerade ein Garant für eine erneute Sichtung. Man könnte auch sagen, der Film geht mir seitwärts am Hintern vorbei.
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#714
Geschrieben 22. Juni 2005, 19:39
Regie: Danny de Vito
Man könnte es sich jetzt ziemlich einfach machen und so argumentieren, dass es sich bei diesem Film lediglich um die letzte gemeinsame Zusammenarbeit des Trios Michael Douglas, Kathleen Turner und Danny de Vito, nach ROMANCING THE STONE und THE JEWEL OF THE NILE, handelt und diesen Umstand einfach als kleine Fußnote in der Geschichte der amerikanischen Kinokomödien damit abtut. Aber das würde diesem, für mich doch recht außergewöhnlichen Film, nicht gerecht werden. Dazu habe ich wohl nicht nur zu oft gesehen, sondern entdecke nach sechzehn Jahren, wie frisch der Film immer noch wirkt. Von vielleicht zwei oder drei platten Witzchen einmal abgesehen, ist der Film wohl eher nicht das, was man als glatte Unterhaltung bezeichnen könnte. Dafür ist er nicht nur zu pechschwarz, sondern hat auch kein happy ending.
Barbara (Kathleen Turner) und Oliver Rose (Michael Douglas) hatten als Ehepaar eigentlich alles. Er einen hervorragenden Job als Anwalt und sie sorgte dafür, dass die Kinder großgezogen wurden und dass das Haus in einem erstklassigen, gehobenen Zustand, aussah. Doch wie das halt in solchen Ehen wohl ausschaut, in denen die Frau, nachdem sie alles für ihren Mann und ihre Kinder getan hat, plötzlich ihre Persönlichkeit wiederentdeckt, kommt es zur Trennung. Doch da beide das Haus nicht aufgeben wollen, findet der Scheidungskrieg nicht vor Gericht, sondern im trauten Heim statt. Mit knallharten Bandagen wohlgemerkt. Da fliegt das teure Geschirr durch die Räume, werden Fenster und Türen verbarrikadiert, Gäste vergrault und so ziemlich jeder andere miese Trick ausgegraben.
Das Drehbuch ist in im Grunde ziemlich universell gehalten und die eine oder andere Charaktereigenschaft ließe sich recht einfach auf den einen oder anderen Zuschauer übertragen. Der Film wirkt aber vor allem in seinen „Actionszenen“ und absurden Komikmomenten viel frischer und direkter als so manch andere, eher bemüht wirkende Komödie. Wunderschön von Stephen H. Burum mit der Kamera eingefangen, in den Darstellerleistungen mal hintersinnig, dann aber auch sehr breit gespielt, ist es eine wahre Freude dem neckischen und fiesen Treiben fast zwei Stunden lang zuzuschauen. Außerdem gibt es einige Einzeiler in dem Film, die sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben. Sicherlich das Beste, was Danny de Vito in Funktion als Regisseur abgeliefert hat. Der Vorspann wurde übrigens von Saul Bass entworfen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#715
Geschrieben 26. Juni 2005, 23:00
Regie: Jim Jarmush
Die wider Erwarten doch recht außergewöhnliche Hitzewelle hat nicht nur dafür gesorgt, dass ich etwas Farbe im Gesicht bekommen habe, sondern sie hat auch dafür gesorgt, dass ich nicht so recht Lust hatte den Nachmittag oder den Abend vor dem Fernsehschirm zu verbringen. Da habe ich dann doch lieber das eine oder andere nette Album auf dem Balkon gehört und die Seele baumeln lassen. Zufällig lief mir dann in der Mitte der Woche diese Silberscheibe sehr günstig über den Weg. Von Jim Jarmush kannte ich davor schon vier Filme. Den bis dato jüngsten Film, COFFEE AND CIGARETTES, hatte ich nach gut zwanzig Minuten ausgemacht, da mich raumquasselnde Promis, die sich größtenteils selbst spielen, ziemlich anöden. Demnach war ich also mit ziemlicher Skepsis gesegnet, die sich hier aber schon nach fünf Minuten verflüchtigte.
Nacheinander landen drei Männer in einem schäbigen Knast in New Orleans, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zack (Tom Waits), abgetakelter Radio-DJ, Jack (John Lurie), Kleinkrimineller und angehender Zuhälter und der Italiener Roberto (Roberto Benigni), der die englische Sprache weder gut versteht noch sie selbst spricht. Mit diesem Trio, dass in den ersten dreißig Minuten mehr oder weniger ausführlich eingeführt wurde, verbringt man nun die nächste Stunde. Zack und Jack sind schon mal gar nicht grün. Doch eines haben die beiden Streithähne gemeinsam: „Bob“, so will Roberto genannt werden, finden sie beide seltsam. Der ist froh jemanden zu haben an dem er seine Sprachkenntnisse demonstrieren kann. Der monotone Gefängnisalltag schweißt die drei Käuze aber zusammen und als Bob eine Fluchtmöglichkeit entdeckt wird nicht lange gezögert.
Ein schöner und feinhumoriger, sehr menschlicher Film den Jarmush hier abgeliefert hat. Von einer zwingenden Handlung, sofern man eine solche erwartet hat, sollte man sich nach gut vierzig Minuten verabschiedet haben, denn hier stehen ganz eindeutig die Charaktere im Vordergrund. Wirklich dramatisch oder spannend ist weder die Flucht aus dem Gefängnis, die eigentlich sowieso fast gar nicht gezeigt wird, noch ist es das folgende Umherirren in den Sümpfen Louisianas. Wichtiger ist es Jarmush zu zeigen, wie sich die Charakteren untereinander aufreiben, aber sich in den entscheidenden Momenten doch zusammenraufen. Interessant fand ich dabei die Erkenntnis, dass sich Bob zum heimlichen Anführer des Trios herauskristallisiert. Er ist es nicht nur, der den Fluchtweg entdeckt hat, sondern der letztendlich die beiden Streithähne Zack und Jack mit einem gebratenen Kaninchen versorgt. Es schmeckt zwar scheußlich, aber froh sind sie alle drei, daß sie doch wieder zusammen sind. Meiner Einschätzung nach, hat auch Bob am Ende die besten Chancen der Polizei zu entgehen. Während sich Zacks und Jacks Wege an der Gabelung trennen, bleibt Bob bei der Italienerin Nicoletta, in die er sich verliebt hat.
Nach DEAD MAN sicherlich mein bisher zweitliebster Film von Jim Jarmush, der wieder Lust auf mehr von ihm gemacht hat. Dabei hatte mir der Trailer des bald anlaufenden BROKEN FLOWERS mit Bill Murray in der Hauptrolle, überhaupt nicht zugesagt.
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#716
Geschrieben 30. Juni 2005, 14:43
Regie: Ralph Nelson
Nach gut fünf Jahren ziemlich ausufernder Legendenbildung in einigen Internet-Foren, die dem Film einen ziemlichen schockierenden Inhalt attestierten, war ich doch ziemlich neugierig was mir da letztendlich aufgetischt werden würde. Und um es gleich mal vorweg zu nehmen: die Legendebildung hält meinen Eindruck von dem Film nicht so ganz statt.
Spätestens seit DANCES WITH WOLVES weiß eigentlich jeder normalsterbliche Kinogänger, dass die Indianer ja eigentlich ein friedliebendes Volk sind, welches den Expansionsdrang der weißen Siedler in Richtung Pazifik als Beraubung ihres Landes ansahen. Das sie nicht die einzigen waren, die deswegen ihr Territorium mit Waffengewalt verteidigt haben, dürfte anhand der Menschheitsgeschichte wohl auch logisch sein. Nun liefert dieser Film die entsprechenden Bilder zu Massakern, welche von den Weißen an den Ureinwohnern begangen wurden. Bis dahin war das amerikanische Kino immer noch unter den Zwängen des Production Code gefangen. Aber dank einer Welle von neuen Filmen wie BONNIE AND CLYDE oder THE WILD BUNCH vielen auch hier so langsam die Schranken dessen, was man dem Kinopublikum an Gewalt zumuten wollte. Inwieweit der Einfluss von Italowestern da noch eine Rolle gespielt hat, vermag ich nicht zu sagen.
Der Kasus Knacktus ist aber nun, dass der Film nicht die Indianer, hier ein Stamm Cheyenne, in den Mittelpunkt der Geschichte gestellt werden, sondern ein junger Kavalleriesoldat namens Honus Gent (Peter Strauss) und die weiße Ex-Squaw Cresta (Candice Bergen). Mit den beiden verbringt man fortan gut und gerne achtzig Minuten des Films. Sie macht ihm recht schnell klar, dass die Indianer eben nur ihr Land verteidigen. Den Rest ihrer Spielzeit verbringen sie nun damit, sich neckisch zu benehmen, relativ ungeschickt in die Arme eines Waffenhändlers zu fallen und letzten Endes in ein Massaker der amerikanischen Kavallerie gegen eben jenen Stamm von Cheyenne-Indianern zu stolpern. Verlieben tun sie sich selbstverständlich auch noch...
Von Zeit zu Zeit hatte ich das starke Gefühl im falschen Film zu sein. Das soll der legendäre ultraharte Western über ein Indianermassaker sein? Eine mehr oder weniger amüsante Verfilmung Liebesgeschichte trifft es da wohl eher. Ja, gut, die beiden Figuren sind mir auch sympathisch, aber das reicht mir irgendwie nicht. Ja, die Verbildlichung des Massakers, übrigens historisch verbürgt, wie einem am Anfang und am Ende eingetrichtert wird, ist schrecklich, keine Frage. Da werden wieder einige Bilder des Schreckens in meinen ganz persönlichen Kanon unangenehmer Szenen hinzugefügt, aber mehr als eine hässliche Geschichtsstunde in Sachen Niedermetzelung ist der Film für mich nicht.
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#717
Geschrieben 03. Juli 2005, 17:07
Regie: Werner Herzog
Nach dem künstlerischen Erfolg seines Films JEDER FÜR SICH UND GOTT GEGEN ALLE den Werner Herzog mit dem Laiendarsteller Bruno S. in der Hauptrolle inszeniert hatte befand er sich in einem Dilemma. Seinem Hauptdarsteller versprach er, ihn in der Titelrolle des Films WOYZECK zu besetzen. Doch Herzog besetzte die Rolle mit Klaus Kinski. Sich seines Versprechens bewusst schlug er Bruno S. vor ihm einen eigenen Film auf den Leib zu schreiben. So entstand nun die fiktive Figur des Stroszek, die Hauptfigur in Werner Herzogs ersten Spielfilm LEBENSZEICHEN trägt übrigens den gleichen Namen, welche lose auf den Lebenslauf ihres Darstellers beruht. In den Audiokommentaren der beiden Filme, lässt sich Werner Herzog detailreich über den Lebenslauf Bruno S. aus.
Nach zweieinhalb Jahren Gefängnis siedelt der Straßensänger Bruno Stroszek (Bruno S.) mit der Prostituierten Eva (Eva Mattes), die er vor brutalen Zuhältern eher erfolglos zu beschützen versucht, und seinem Nachbarn Herrn Scheitz (Clemens Scheitz) nach Plainfield, Wisconsin in die USA über. Er will aus dem perspektivlosen Kreislauf einer unmenschlichen Welt ausbrechen, um sich in den Vereinigten Staaten eine neue Existenz aufzubauen. In einem Haus in Fertigbauweise finden sie für kurze Zeit neues Glück, doch Geldprobleme, die Sprachbarriere, Evas erneute Kokettiere mit fremden Männern und die wirren Theorien des Herrn Scheitz, lassen die Träume des Trios wie eine Seifenblase zerplatzen.
Wie in eigentlich allen Filmen, die ich von Werner Herzog bisher gesehen habe, bin ich jedes Mal von dessen Sicht der Dinge fasziniert. Im Grunde ist der Film an keinen festen Handlungsbogen gebunden und findet wohl gerade deshalb bei mir ein solch enormes Verständnis für die in ihm lebenden Figuren und den Situationen in denen sie sich befinden. Die beiden Laiendarsteller Bruno S. und Clemens Scheitz, die sich fast durchweg selber spielen, mutet auf den ersten Blick kurios und komisch an, ihre Sprechweise und die Gestiken fordern es geradezu heraus, aber dahinter lässt sich auch eine ziemlich trostlose Einsamkeit entdecken, welche mir aufgrund ihrer Darstellung in diesem Film ganz schön an die Nieren ging.
Ein verdammt schöner Film, so klar in seiner Aussage, so fantastisch in seiner Musikwahl, so mehrere Male aufrüttelnd in vielen Szenen. Toll!
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#718
Geschrieben 04. Juli 2005, 22:54
Regie: Woody Allen
Woody Allens vierzehnte Regiearbeit beschäftigt sich mit einem Umfeld, dass ihm sehr bekannt sein dürfte. Nämlich New Yorker Kleinkünstler, die sich mühsam ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Allen, selbst als Stand-up-Komödiant in den 1960ern durch diese Welt tingelnd, blickt mit einer gewissen Wehmut auf diese Zeit zurück.
Danny Rose (Woody Allen) hat als Künstlervermittler im Grunde ziemlich lausige Varieténummern vom blinden Xylophonspieler, stotternden Bauchredner oder einbeinigen Stepptänzer an den Mann zu bringen. Obendrein managt er auch noch den Schnulzensänger Lou Canova (Nick Apollo Forte), der vor über zwanzig Jahren mit einem Hit sich für fünfzehn Minuten im Ruhm sonnen konnte und nun eher schlecht als recht durch die Stadt tingelt. Ein kleines bisschen Übergewicht, ein kleines Alkoholproblem und eine Affäre mit einer jüngeren Frau machen ihm auch ein bisschen zu schaffen, aber eigentlich befindet er sich auf der Sonnenseite des Lebens. Als eine Nostalgiewelle für etwas vollere Auftragsbücher sorgt, versucht Danny einen Auftritt für Lou zu arrangieren, der ihm eine Mitwirkung in einer großen Nostalgiesendung im Fernsehen einbringen könnte. Lou will aber unbedingt seine Freundin Tina (Mia Farrow) dabeihaben. Also versucht Danny als Strohmann einzuspringen und Tina abzuholen, die inzwischen mit einem Mafia-Verehrer reinen Tisch macht. Verwechslungen nehmen ihren Lauf und schon bald sehen sich Danny und Tina von Mafiagangstern verfolgt. Und Lous Auftritt rückt immer näher…
Eine nette und turbulente Komödie, die Allen hier aus dem Ärmel geschüttelt hat. Immerhin kommt er fünfzehn Jahre vor den ganzen Mafiakomödien mit einer schönen Episode von eben diesem Schlage heraus.
Alle Darsteller sind enorm spielfreudig aber so richtig die Kurve bekommt der Film aber leider nie so ganz, was mich angesichts Allens Kenntnis dieses Milieus doch ein wenig verwundert. Vielleicht wollte er auch nicht ganz so ätzend sein. Bei einigen Szenen habe ich trotzdem vor Lachen am Boden gelegen.
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#719
Geschrieben 06. Juli 2005, 18:55
Regie: Adrian Maben
Der Auftritt Pink Floyds mit dem abtrünnigen Bassisten und Kopf der Band, Roger Waters, beim Live8-Konzert im Londoner Hyde Park hat endlich mal Lust gemacht, sich diesen etwas anderen Konzertfilm wieder mal anzuschauen.
Damals noch allesamt langhaarige Bombenleger, spielten Pink Floyd in einem leeren Amphitheater in der untergegangenen Stadt Pompeji. Ein Publikum gibt es nicht. Nur die vier Musiker, ihr Equipment und die Techniker, die das Ereignis aufzeichnen. War man vorher ganz alleine mit der Platte, so hat man jetzt eine Reihe von Songs, die genauso brillant wie auf Platte klingen und kann den Musikern bei ihrer Arbeit zuschauen. Doch die Umstände unter den die Aufnahmen begannen, waren nicht gerade als ideal zu bezeichnen. Von sechs geplanten Dreh- und Aufnahmetagen verstrichen zwei Tage ungenutzt aufgrund technischer Probleme. Ein Tag wurde für Aufnahmen der Umgebung rund um Pompeji und für einige Aufnahme der Bandmitglieder genutzt, die durch ein unwirkliche Felsenlandschaft kraxelten. Letzten Endes zählt ja nur das, was auf dem Fernsehschirm zu sehen ist, aber aufgrund dieser Probleme wurden zwei Nummern später im Studio eingespielt. Teilweise mit einem projizierten Hintergrund der Stadt Pompeji. Wie der Regisseur im auf der DVD befindlichen Interview anmerkt, fehlen bei einem Song Aufnahmen der anderen Bandmitglieder. Nur Schlagzeuger Nick Mason ist im Bild, was den Anschein erweckt, es könnte sich um eine Solonummer handeln.
Entstanden ist der Film wenige Wochen vor der Veröffentlichung des Albums „Meddle“. Deshalb finden sich auch zwei Songs, nämlich „Echoes“ und „One of these Days“, aus diesem Album im Film wieder. Ein cleverer Schachzug um dem Film und dem Album zum Erfolg zu verhelfen. Die Blues-Improvisation „Mademoiselle Nobs“ ersetzt den Song „Seamus“. Anderer Hund, anderer Song, aber gleiches Resultat. Den Rest machen dann ältere Songs aus dem Repertoire der Gruppe aus, die sie für Auftritte erweitert haben. Neben dem Titelstück aus dem Album „A Saucerful of Secrets“ fasziniert vor allem der orientalische Klangteppich von „Set the Controls for the Heart of the Sun“ nachhaltig. Die hier vorliegende Einspielung übertrifft die Studiofassung, sowie auch auf dem Live-Album „Ummagumma“ vorliegende Fassung. Auch das brachiale „Careful with that Axe, Eugene“, mit einem zischelnden, geifernden, ächzenden und kreischenden Roger Waters fegt alle von mir vorher gehörten Einspielungen beiseite. Ob es nun ein Sakrileg war „Echoes“ in zwei Teile zu spalten mag jeder für sich entscheiden. Ich kann diese Entscheidung aus dramaturgischer Sicht durchaus nachvollziehen.
Das einzige was sich Adrian Maben gefallen lassen muss, ist die Kritik für seine neue Schnittfassung, die er mit allerlei Trickaufnahmen, neuen Einstellungen, Archivaufnahmen und Aufnahmen der Band, die sie im Studio u. a. bei der Arbeit an ihrem Magnum opus „The Dark Side of the Moon“ zeigt, ergänzt hat. Das Argument, dass sich die Musik Pink Floyds dazu eignet sie visuell in einen neuen Kontext zu bringen kann ich im Hinblick auf die Wahl des Ortes Pompeji verstehen. Aber immer wieder verliert sich Mabens Argumentation in eine Beliebigkeit, wenn er die Musik mit Trickaufnahmen von im All schwebenden Planeten, Raketen oder Sonden in Verbindung bringt. Richtig auflachen musste ich als auf einmal die Landefähre Eagle zu sehen ist, die, mitsamt hörbarem Funkverkehr, zur Landung auf dem Mond ansetzt. Solche Aufnahmen sind seit der Space Night im Bayerischen Fernsehen schon längst zum Klischee verkommen. Wie man es richtig macht hat Brian Eno in FOR ALL MANKIND vorgemacht.
Nichtsdestotrotz sind einige der Ergänzungen nicht nur sinnvoll, sondern auch hier und da sehr treffend und wunderschön. Es gibt einige zusätzliche Einstellungen von Wandgemälden aus der Stadt Pompeji, die seinerzeit noch nicht freigelegt waren. Da tun sich dann innere Welten auf und man fragt sich, warum Maben in die Ferne des Weltraums flüchten musste, um passende Bilder für die Musik zu finden.
Als Entschädigung kann man sich aber auch den ursprünglichen Konzertfilm anschauen, der frei von manch unpassendem Schnickschnack ist. Da kann man dann die ruhigen Kamerafahrten, Zooms und den phasenweise tollen Schnitt richtig genießen.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#720
Geschrieben 09. Juli 2005, 21:58
Regie: Steven Spielberg
Nach einer Ewigkeit, und weil ich fast überhaupt nichts mehr über ihn wusste, habe ich mir Steven Spielbergs ersten, für die Leinwand ausgewerteten, Spielfilm noch mal angeschaut. Wenn man meinen ziemlich verklärenden ersten Beitrag über den Film mal außer Acht lässt und den Film ganz nüchtern betrachtet, sieht man einen jungen Regisseur bei der Arbeit, der mit einer doch recht simpel gestrickten Story, wahrhaftig nicht mehr als eine Fingerübung an den Tag legt. Er macht zwar hier und dort viel falsch, strapaziert manches Mal ordentlich meine Nerven indem er seine Figuren die seltsamsten Dinge tun lässt, überrascht aber auch in manchen Momenten mit schönen Einfällen.
Überrascht kann man hier feststellen, dass Spielberg noch nicht mit seiner menschelnden Weichspültaktik den Zuschauer einzulullen versucht, welche sich ansonsten nämlich durch mindestens die Hälfte seiner Filme zieht, sondern erfolgreich daran gearbeitet hat, einige groteske Momente und Szenerien zu schaffen, die eher den Charakter einer schwarzen Komödie haben. Zwar sind einige davon ziemlich sinnfrei, aber es geht doch nichts über den Moment, als sich das Kidnapperpärchen Lou Jean und Clovis mit seiner Geisel von der Tankstelle auf und davon macht und einige der verfolgenden Streifenwagen der Polizei ebenfalls noch schnell auftanken, um dann genauso ohne zu bezahlen davon zu brausen und den Tankwart verdutzt dastehen zu lassen. Ein anderer schöner Filmmoment ist sicherlich die nächtliche Szene im Wohnmobil, als Clovis für Lou Jean den Ton für einen Roadrunner-Cartoon nachmacht.
Ein recht ordentlicher Film, der, für Spielbergsche Verhältnisse, mit noch wenig Filmmusik auskommt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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