LIFEFORCE (Grossbritannien 1985) - DVD (MGM)
Regie: Tobe Hooper
Es gibt für mich anscheinend nichts Unheimlicheres im Kino als Tote die wieder zum Leben erweckt werden. Das ist gerade bei diesem Streifen der Fall. Er ist eine wilde Mischung aus Science-Fiction-, Vampir- und Zombiefilm mit tollen optischen, wie auch erstklassigen Make-up-Effekten. Zwar sehen einige der Effekte doch schon etwas veraltet aus, aber ich finde, dass sie sich bei heutigen Massstäben noch lange nicht verstecken brauchen.
Lange Zeit gab es für mich nur die gekürzte Fassung auf VHS, aber letztes Jahr habe ich mir die US-DVD mit einer um fünfzehn Minuten ergänzten Version zugelegt. Es werden einige neue Szenen präsentiert oder einige Szenen um kurze Einstellungen oder ergänzende Sätze verlängert. Das kommt vor allem dem Anfang des Films zugute, der jetzt längst nicht mehr so konfus erscheint.
Die Idee Weltraumvampire auf die Menschheit oder in diesem speziellen Fall London loszulassen klingt schon mal haarsträubend, da man Vampire eigentlich nur in Rumänien erwartet. Das Drehbuch lässt sich da nur in einigen Sätzen drüber aus. Aber wenn jeder Vampir so aussieht wie die üppige, fast den gesamten Film über nur nackt zu sehende, Mathilda May aussieht, dann kann ich über solche Einfälle milde hinwegsehen.
Was den Film aber auszeichnet ist die Tatsache, dass er seine Story um ein damaliges zeitliches Ereignis, nämlich das nur alle 76jährige Auftauschen des Halleyischen Kometen, herum aufbaut. Im Schweif des Kometen befindet sich ein Objekt, das von einem Team amerikanischer und britischer Astroanauten untersucht wird (schon erstaunlich, dass die jeweiligen Raumfahrtbehörden NASA und ESA die Benutzung der Originalenbleme gestattete). Drei menschliche Körper (eine Frau, zwei Männer) gelangen an Bord des Spaceshuttles Churchhill, die daraufhin wieder zurück zur Erde fliegt. Als die Churchhill halb zerstört im Orbit um die Erde aufgebracht wird werden nur die Leichen der Besatzung und die Körper der drei Fremden geborgen. Auf der Erde gelingt es den drei Wesen zu entkommen. Nur allmählich wird es dem einzigen Überlebenden der Churchhill, einem Geheimdienstmann klar was da auf der Erde sein Unwesen treibt.
Die Wesen saugen den Menschen ihre Lebenskraft, die "Lifeforce" wie der Titel es schon klarstellt, heraus. Wieso sie das tun, ist noch nicht bekannt. Nur eins weiss man. Nach zwei Stunden erwachen die vermeintlich Toten zu neuem Leben und brauchen schnellstens die Lebenskraft eines gesunden Menschen um sich zu regenerieren. Wenn ich da an die erste Szene mit dem Wachmann zurückdenke (Bild ganz oben) und wie ich sie damals und auch heute noch aufnehme, wird mir wieder mulmig zumute. Diese Puppe sieht um ein vielfaches unheimlicher aus, als zum Beispiel der saftige Imhotep aus THE MUMMY (die '99er-Variante). Die anderen beeindruckenden Szenen sind für mich die Horden von Zombies (so wirken sie auf mich), die durch das von einem Feuerinferno heimgesuchte London wüten.
Was mich auf faszniert sind die guten Darsteller, die sich nicht scheuen sich in dieses Spektakel zu stürzen. Da haben wir zum einenSteve Railsback als Col. Carlson, der sich zeitweise dem heftigsten Overacting hingibt. Dann Peter Firth als Geheimdienstler Caine, immer misstrauisch, immer nach aufmerksam und ein Mann der Tat. Frank Finlay als Professor Fallada erinnert mich irgendwie immer an Ferdy Mayne als Graf von Krolock in TANZ DER VAMPIRE. Wieso weiss ich nicht. Liegt wohl mir der Autorität zusammen, die die beiden ausstrahlen. Aubrey Morris (bekannt als Mr. Deltoid in UHRWERK ORANGE) spielt den etwas weinerlichen Sir Percy Hazeltine, der bei jeder Zombiebegegnung ordentlichst zusammenzuckt. In einer schreienden Nebenrolle ist auch noch Patrick Stewart zu sehen, der vor seiner Rolle als Picard, in diesem Film und in DUNE erste SF-Erfahrungen sammelte. Der Blickfang ist natürlich die Französin Mathilda May. Für sie würde ich auch die Welt sterben lassen.
Tobe "TCM" Hooper hat den Film gedreht. Einen besonderen Stil, den er vielleicht hat, kann man bei diesem Film nicht ausmachen. Es gibt allerdings die ein oder andere effektvolle Kamerafahrt. Ansonsten vertraut er sehr auf die manchmal arg übertreibenden Schauspieler. Was zu gefallen weiss, ist die druckvolle Musik von Henry Mancini. Nur als Komödienkomponist von Blake Edwards verschrien liefert er eines der beeindrucksten Titelthemen seit STAR WARS von John Williams ab. Die optischen Effekte lieferte John Dykstra und sie wissen, wie bereits oben geschildert immer noch mitzureissen. Trotz einiger kleiner Durchhänger macht es mir immer wieder Spass den Film anzuschauen. Tolles Genrekino...