"Now it's dark!"
#241
Geschrieben 02. Januar 2004, 13:29
Regie: Kevin Connor
Und wieder einmal macht sich Doug McClure auf den Weg ein der modernen Zivilisation unbekanntes Terrain dem Erdboden gleich zu machen. Und in Peter Cushing hat er diesmal noch einen hibbelig nervösen, aber nichts desto trotz tatkräftigen Partner gefunden. Die Geschichte spielt irgendwann um 1880 und die beiden testen Dr. Edna Perrys (Cushing) neueste Erfindung. Eine phallisch anmutende, überdimensionale Maschine die sich durch die Erdkruste buddeln kann. Dabei landen sie nur durch einen Zufall im unterirdischen Land Bellusita, dass nicht von urzeitlichen Lebewesen wie einst Caprona bevölkert, sondern von titanischen auf zwei Beinen wandelden Wildschweinen, die sich um Menschenfleisch keilen und von vorzeitlichen Flugechsen, den sogenannten Mehas, die der hypnotischen Beeinflussung mächtig sind. Diese Mehas haben die zahlreichen Stämme der Einwohner Bellusitas unterjocht und keiner kann ihnen Paroli bieten. Nur ein Doug McClure kann das, jawohl.
Aber zunächst muß er erst mal den aufdringlichen Freier seiner Zufallsbekanntschaft Dia (Caroline Munro) abservieren bevor es zum großen Showdown kommen kann.
Also wenn ich den Streifen als kleiner Steppke gesehen hätte, würde ich den sicherlich genauso knorke finden wie den ein Jahr zuvor entstandenen CAPRONA. Aber so ganz will er nicht bei mir zünden. Vielleicht muß ich ihn mir nur oft genug ansehen um ihn mir dann schön zu reden. Dabei hat er im Prinzip die selben Zutaten wie sein Vorgänger: Pappmaché-Monster, ein Haufen an Rückprojektionsaufnahmen, Menschen in Monsterkostümen, heroische Ringen seitens McClure mit den verschiedensten Monstren, eine leckeres Weibsbild und so weiter und so fort. Auf jeden Fall ist ein richtiger Spaß Peter Cushing als hypernervösen Professor zu sehen, der plötzlich ein Faible für Bogenschießen und militärische Befehle entwickelt. Und im Angesicht des Todes ist er zum genialsten Satz fähig, den ich in letzter Zeit in einem Film hören durfte („Ihr könnt mich nicht hypnotisieren, denn ich bin Engländer.“). Meiner Meinung nach sollte man den guten Doug McClure sowieso auspeitschen, weil er am Ende nicht bei Caroline Munro bleibt. Wie blöd muß der denn bitte schön sein? Hauptsache man taucht am Ende im Garten des Weißen Hauses auf.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#242
Geschrieben 02. Januar 2004, 18:01
Regie: Mel Brooks
Irgendwie habe ich zur Zeit den Drang nach Komödien. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich ein durch und durch humorloser Mensch bin. Bei der Arbeit wird genug gelacht, auch wenn man manchmal davon erschlagen wird und eigentlich nichts dabei zu lachen hat. Egal, Karl.....
Irgendwie ist es ein traurige Gewissheit, dass Gene Wilder nicht mehr über die Pointen in seinen späteren Filmen verfügen konnte. Er hatte wohl auch nie ein bessere Truppe, die ihn bei diesem Film unterstützte. Eine mit einem deutschen Akzent ausgestattet Laborassistentin (Teri Garr), die sinistere Frau Blücher (Cloris Leachman), die sehnsuchtsvolle Verlobte Elizabeth (Madeleine Kahn), der bucklige Igor (Marty Feldman), der knatternde Inspektor Kemp (Kenneth Mars), das Monster (Peter Boyle) und natürlich Baron Frederick von Frankenstein (Gene Wilder). Zusammen mit Mel Brooks hat er solange an dem Drehbuch gefeilt bis jeder Gag gesessen hat. Wenn ich mir den Film heute anschaue, zünden einige nicht mehr richtig. Vielleicht liegt es auch an meinem mangelnden Verständnis. Aber der Rest, der glorreiche Rest... Diese Verarschung jeder Kleinigkeit, welche die ersten beiden Frankenstein-Filme zu Horrorikonen werden ließ, ist einfach nur göttlich. Das kleine Mädchen am Brunnen, der blinde Eremit der dem Monster die heiße Suppe über die Nüsse schüttet, die wiehernden Pferde, die völlig bescheuerten Einzeiler, Marty Feldmans Augen.
Anmerkung für mich persönlich: ganz schnell Peter Bogdanovich’s WHAT’S UP DOC? besorgen. Denn da spielen drei Darsteller aus YOUNG FRANKENSTEIN in ebenso göttlichen Komödienrolle mit. Nämlich die leider viel zu früh verstorbene Madeleine Kahn, Kenneth Mars als arroganter Schnösel und Liam Dunn als Richter.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#243
Geschrieben 03. Januar 2004, 13:20
Regie: John Woo
Der letzte Hong-Kong-Film vor seiner „Flucht“ aus dem Stadtstaat, der fünf Jahre später vom Britischen Empire wieder an die Volksrepublik China zurückgehen sollte, ist bis jetzt der beste Film den ich von ihm gesehen habe. Hier gibt es keine großartige Freundschaft zwischen den Charakteren, wie in den anderen „Heroic Bloodsheds“. Die beiden Hauptakteure, der Cop Tequila (Chow Youn Fat) und der bei den Triaden eingeschleuste Undercover-Cop Tony (Tony Leung), stehen sich plötzlich mitten in einem großen Triadenkrieg gegenüber und wissen nichts von einander. Während Tony alles tun muß damit seine Tarnung nicht auffliegt, ist Tequila auf Rache für einen bei einem Einsatz getöteten Kollegen aus.
Gerade diese Verschiedenheit der beiden ist bis zum letzten Drittel des Films der tragende Pfeiler der Handlung. Diese Ambivalenz zwischen den später beiden ungleichen Partnern resultiert aus den verschiedenen Situationen und ihren persönlichen Einstellungen, die sie durchmachen müssen. Der vermeintliche Mörder von Tequilas Freund entpuppt sich als Undercover-Cop. Auf der anderen Seite muß sich Tony entscheiden, ob er weiterhin für seinen Boss Mr. Hui arbeiten will oder dem aufstrebenden Johnny beitreten soll. In dieser Hinsicht wirkt der Film im Gegensatz zu Woos vorherigen Gangsterfilmen seltsam emotionslos, denn die beiden sind nicht gewillt sich vollständig aufeinander einzulassen. Tequila der Hitzkopf mit seinem eigenen Gerechtigkeitssinn und Tony mit seiner oberflächlichen Kälte, die am besten mit seinem eigentümlichen Traum von einem Leben in der Antarktis dargestellt wird.
Das langgezogene Finale im Hospital, welches die Herberge für ein großes Waffenarsenal in der Leichenhalle ist, erweist sich als ein Ort der Hölle, denn was hier Woo seinen Charakteren an den Schädel wirft ist manchmal zu viel als man auf einmal ertragen kann. Die Gangster scheuen sich nicht die Patienten des Krankenhauses als Geiseln und lebende Schutzschilde zu benutzen, während draußen die Polizei das Gebäude abriegelt. Trotzdem findet Woo in diesem diabolischen Chaos die Zeit in ganz kurzen Momenten all das Grässliche wegzusperren und dem Zuschauer und den Figuren einen Moment der Ruhe zu gönnen, neue Kraft zu tanken, denn das Ende ist alles andere als schön.
Längst sind Tequila und Tony den Weg des Unvermeidlichen gegangen. Der eine ist am Ende gebrochen und der andere tot, nur noch in seinem Traum lebendig. Man sieht ihn auf seinem Weg in die Antarktis. Und Woo auf den Weg in die Vereinigten Staaten.
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#244
Geschrieben 03. Januar 2004, 20:21
Regie: Gary Ross
Es ist doch erstaunlich was man in so manchem Unterhaltungsfilme für Sachen entdeckt, die einen zum Nachdenken anregen. Ich muß zugeben das ich auch zunächst die rosarote Brille auf der Nase getragen habe, was den zugegeben an Details geradezu überbordenden und auf den ersten Blick sympathischen Film angeht. Aber hinter der Geschichte von zwei Geschwistern, die in eine Schwarz-Weiß-Fernsehserie der 1950er Jahre mittels einer magischen Fernbedienung gezogen werden steckt viel mehr.
Der Ort Pleasantville wird als ein Ort der Ruhe, der Kontinuität, ohne einen Hang zur Änderung charakterisiert. Alles läuft seinen vorgegebenen (Dreh)plan ab. Es gibt nur positive Aspekte im sonnendurchfluteten Städtchen. Alles ist wortwörtlich sauber und porentief rein. Doch durch dasVerhalten von David (Tobey Maguire) und Jennifer (Reese Witherspoon), die in eine biedere Familie integriert werden, stellen sich nach und nach kleine Veränderungen im gesellschaftlichen Leben ein. Es kommt buchstäblich Farbe und Abwechslung in den grauen Alltag der Teenager von Pleasantville. Das sehen die Eltern und die Obrigkeit der Stadt natürlich überhaupt nicht gerne. Unerhört das die jungen Leute Rockmusik hören und sich an der Lover’s Lane unsittlichem Verhalten hingeben.
Nach immerhin siebzig Minuten Spielzeit lässt Regisseur und Drehbuchautor Gary Ross die Hosen herunter. Er setzt den Ort Pleasantville mit dem Garten Eden gleich. Bud, dessen Rolle David angenommen hat, hat von der verbotenen Frucht gekostet und ist jetzt die treibende Kraft hinter den Veränderungen in der Stadt. Weiterhin lehnt sich Ross enorm aus dem Fenster bei der Bürgerversammlung die Bürger Pleasantvilles in zwei Lager zu spalten. In die „wahren“ Bürger und die „Farbigen“. Unterstreichen tut er dies mit einer räumlichen Trennung, die man aus unzähligen Fotografien oder Filmen kennt, in denen die schwarze Bevölkerung von den Weißen diskriminiert wurde. Das wäre ja nicht schlimm, aber Ross entlarvt seine eigene Geschichte mit der Tatsache, dass er keinen einzigen farbigen, sprich schwarzen, Darsteller in seinem Film auftreten ließ. Er belügt und beraubt sich im Endeffekt seiner Aussage, denn schwarze Darsteller gab es schon zur damaligen Zeit im amerikanischen Fernsehen. Hier hätte er die Chance gehabt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.
Unter einem anderen Aspekt funktionier der Film allerdings fast auf der ganzen Linie. Alle Charaktere machen im Laufe des Films eine plausible Änderung durch, bis auf eine Ausnahme. Big Bob (J. T. Walsh) wird als einziger mit seiner neuen Situation alleine gelassen. Seine Flucht aus dem Rathaussaal ist von Entsetzen geprägt, aber ich glaube kaum das eine Änderung in seiner Einstellung erkennbar ist.
Ein handwerklich beachtliches Stück Film, dass in einigen Stellen erschreckend vereinfachend ist.
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#245
Geschrieben 03. Januar 2004, 20:26
Regie: Neil Jordan
Der Film beginnt wirklich sehr vielversprechend. George (Bob Hoskins) ist nach sieben Jahren aus dem Knast entlassen worden. Von seiner Ehefrau geschieden versucht er zumindest mit seiner Tochter einen vorsichtigen Kontakt aufzubauen und zu halten. Einen Job hat er auch recht schnell wieder, da sich an ehemalige Freunde wendet. Er fährt für seinen neuen Boss Mortwell (Michael Caine), der inzwischen zu einem „respektablen“ Geschäftsmann in London aufgestiegen ist, als Chauffeur die Edelprostituierte Simone (Cathy Tyson) von einem solventen Kunden zum nächsten. Die ersten vierzig Minuten des Films gehören ganz diesen beiden gegensätzlichen Charakteren. Beide können mit ihrem Gegenüber nicht das Geringste anfangen. Simone stört die Arbeitkluft die George als Chauffeur eines luxuriösen Autos trägt und George wiederum scheint so wenig über die Welt des Rotlichtmilieus zu wissen, dass er sich wie ein Ochs’ auf der Weide oder ein Elefant im Porzellanladen aufführt. Kein Fettnäpfchen lässt er aus und dabei gerät er auch noch leicht in Rage. Doch es findet so langsam eine Annäherung zwischen den beiden statt.
Statt dieses Thema weiter zu verfolgen schlägt der Film dann allerdings eine völlig andere Richtung ein. Von ihrem ehemaligen Arbeitsort, der Brücke am Kings Cross heimgesucht, bittet Simone George ein junges Mädchen zu finden, mit der sie vor ihrer Zeit als Edelhure auf den Strich gegangen ist. Nun taucht George in die völlig andere Welt des Rotlichtmilieus ein und wird dabei mit Sachen konfrontiert, die ihn anekeln aber auch beeinflussen. Nun kokettiert der Film einerseits mit der Andeutung einer Erpressungsgeschichte, der Sprengung eines Callgirl-Rings aus Minderjährigen und darüber hinaus wird am Ende die so mühsam aufgebaute Freundschaft zwischen Simone und George ad absurdum geführt.
Ich habe ja noch irgendwo Hoffnung auf den Epilog, aber ausgerechnet hier suhlt sich George in malerischen Erinnerungen an Simone. Es hat wohl nicht sollen sein. Wir verlassen George, im Arm mit seiner Tochter und an der Seite seines Kumpels (Robbie Coltrane), zum x-ten Mal zu den Klängen von Nat King Coles „Mona Lisa“. Ich frage mich ernsthaft was sich Neil Jordan bei dem Film gedacht hat.
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#246
Geschrieben 04. Januar 2004, 13:50
Regie: Terry Jones & Terry Gilliam
Meine Meinung zum „Sinn des Lebens“ muß ich auch noch einmal überdenken. Der Film ist eine Aneinanderreihung der verschiedensten Sketche, die ohne eine zwingende Geschichte präsentiert werden. Für sich selbst genommen funktionieren einige wunderbar. Da kann ich mich immer noch halb totlachen. Zum Beispiel beim protestantischen Ehepaar, dem praktischen Sexualunterricht und dem anschließenden Rugby-Spiel, der Splattereinlage mit dem Rastafari, der Restaurantsequenz mit dem Ekelpaket Mr. Creosote oder dem zum Dinner uneingeladenen Sensenmann.
Aber dann gibt es auch Sachen, die überhaupt nicht funktionieren und bei mir zünden wollen. Die Sequenz in den Bombentrichtern des Ersten Weltkriegs, die Sequenz mit dem ausgestopften Tiger oder aber das Marschieren auf dem Exerzierplatz.
Manchmal ist es ein Kampf die neunzig Minuten zu überstehen, aber man wird doch immer wieder mit tollen Sachen überrascht. Der von Terry Gilliam inszenierte Kurz- bzw. Vorfilm „The Crimson Permanent Assurance“, der hier seinen Film BRAZIL schon ein bisschen vorwegnimmt, die tollen Musicalnummern („Every Sperm is sacred“) oder die bizarren Einfälle mit dem Fisch. Es fehlt zwar eine grundlegende Struktur, wie sich noch LIFE OF BRIAN aufwies, aber mit der Gewissheit, dass hier ein großes Hollywood-Studio hinter dem Film stand, macht die ganze Erfahrung um einiges beachtenswerter. Denn hier bedeutete mehr Geld anscheinend auch mehr Freiheit in der künstlerischen Gestaltung. Schade, dass Gilliam ein Jahr später nicht über die gleichen Freiheiten verfügen konnte.
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#247
Geschrieben 04. Januar 2004, 21:33
Regie: Peter Jackson
Hm, irgend jemand hatte sich vor einigen Tagen dazu hinreißen lassen einen Eintrag in sein Tagebuch zu schreiben. Grund genug für mich den Film mal wieder hervor zu kramen. Aber das war einfacher gesagt als getan. Ich habe die DVD erst nach über einer Woche gefunden. Und das auch nur durch Zufall. Ich dachte zunächst, dass ich die Scheibe verkauft habe, was mich ein bisschen beunruhigt hat, weil der betreffende Eintrag so euphorisch war.
Was soll ich zu dieser Granate von Film denn nun großartig schreiben? Entweder man ergötzt sich an dieser perversen Mischung aus „Fraggles“, „Muppets“, „Spitting Image“ und „Hallo Spencer“ wie ein Kind das zum ersten Mal auf dem Jahrmarkt ist oder man feuert die DVD angewidert in die Ecke. Ich feiere mit einem Glas Bier, Chips und einem Kollegen bei diesem Potpourri der Körpersäfte, Depressionen und Irrwitzigkeiten ordentlich ab. Ich hoffe jeder ist gefeit wenn er sieht wie eine Fliege Scheiße aus dem Klo löffelt, eine Kuh einen Pornofilm dreht oder ein Nilpferd in Strapsen auf dem Bildschirm zu sehen ist. Irgendwie kommt es mir so vor als ob die Spinne an den Hafendocks ein kleiner Vorbote der alten Kankra ist. „Herr der Ringe“ ich hör’ dir trapsen...
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#248
Geschrieben 07. Januar 2004, 21:59
Regie: John Woo
Der zweite Teil schließt nicht nahtlos an den ersten Film an und kann ganz gut als eigenständige Geschichte betrachtet werden. Und diese funktioniert im Großen und Ganzen besser, als die doch recht banale Handlung des ersten Films. Doch irgendwie hat sich John Woo hier meiner Meinung nach etwas übernommen. Er jongliert hier gleichzeitig mit fünf oder sechs Nebenhandlungen, die er mal ungeschickt und dann auch wieder geschickt einbindet, zusammenführt oder unabhängig ausspielt. Wenn man den ersten Film kennt, muss z. B. nicht noch einmal auf der Beziehung von Sung (Lung Ti) und seinem jüngeren Bruder Kit (Leslie Cheung) herumgeritten und kostbare Zeit verschwendet werden. Und irgendwie ist nicht ganz klar worauf Woo die ersten achtzig Minuten hinaus will. Geht es nun um die Übernahme des Hafenumschlagplatzes von Si Lung (Dean Shek) durch ein Gangstersyndikat oder um eine der teilweise zu lang ausgespielten Nebenhandlungen? Woo jongliert etwas zu viel und zu lang, aber er kriegt hier eher die Kurve als im ersten Film. Denn immerhin hat er gelernt bessere Bilder auf die Leinwand zu zaubern, als das zwei Jahre vorher der Fall war.
Einige Szenen gehen mir allerdings immer noch sehr ab, wie z. B. der wahnsinnige Si Lung, der manchmal recht überzeugend, aber dann wieder völlig übertrieben agiert. Oder aber auch die Szene in der Ken (Chow Yun-Fat) dem amerikanischen Gangster den Wert von Reis erklärt. Das ist anfangs alles nachvollziehbar, aber dann gibt es immer wieder Momente, die mir als an ein westliches Kino gewöhnten Zuschauer übertrieben scheinen. Die Zuschauer im fernen Asien mögen mir da verzeihen.
Was mir auch völlig unverständlich ist die Meinung, dass die deutsche Synchronisation dieser John-Woo-Filme schlecht sein soll. Der nachsynchronisierte kantonesische Originalton ist um keinen Deut besser. Man achte auf besagte Szene mit Chow Yun-Fat und dem Gangster. Wenn der Gangster anfängt in Englisch zu sprechen klingt das als ob ein Urmensch am Herumgrölen wäre, was angesichts seines zu beobachtenden Verhaltens gar nicht mal so verkehrt ist. Aber muß es gleich so überspitzt, so unfreiwillig komisch dargestellt werden?
Aber man immerhin mit einigen sehr guten Einstellungen entschädigt. Zum einen die rollenden Orangen, die (Shek) wieder in die Realität zurück holen, Ken Rückwärtsgleiten auf der Hoteltreppe oder aber die Szenen mit Chong, dem rücksichtslosen Killer.
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#249
Geschrieben 09. Januar 2004, 14:51
Regie: Dario Argento
Was war denn das für ein irrer Ritt? Vor zehn Monaten, als ich den Film das erste Mal gesehen habe fand ich ihn ganz in Ordnung. Vielleicht war ich wieder einmal zu Unaufmerksam und habe nicht gleich erkannt was da auf mich gewartet hat. Aber mit immer mehr Wissen über den Stil und die Einflüsse („Boulevard of Broken Dreams“, die Argento in seinen Filmen verarbeitet wächst bei mir auch die Wertschätzung an seinen vorher nicht ganz so positiv aufgenommenen Arbeiten. Argento variiert hier wieder die Story aus CRYSTAL PLUMAGE. Der Jazz-Pianist Marc Daly (David Hemmings) ist zufällig Zeuge des Mordes an dem Medium Helga Ulman (Macha Méril). Diese hatte zuvor eine Vision über einen brutalen Mord in der Vergangenheit. Dem Mörder ist natürlich sehr daran gelegen unerkannt zu bleiben.
Der Film mag mir in einigen Momenten nicht ganz schlüssig. Marc Daly, der in diese ganze Geschichte hineinstolpert wird von den ermittelnden Polizeibeamten nicht ganz ernst genommen. Das plötzliche Auftauchen der Fotografin Gianna (Daria Nicolodi), die sich in den unsicheren Helden der Geschichte verliebt, ist auch mit einer Selbstverständlichkeit abgefilmt, die man so hinnehmen muss. Aber ganz und gar nicht hinnehmen möchte ich die langsam entwickelnde Liebschaft zwischen den beiden, die sich in Äußerungen über die „Women’s Lib“, Armdrücken, Fahrten in Giannas halbkaputten Auto oder richtiger Nachstellerei ihrerseits entwickelt. Diese Komik finde ich eigentlich nicht störend. Meine herzhaften Lacher während diesen Szenen sind da der Beweis.
Mir ist leider nicht ganz klar gewesen, wie Marc Daly auf das mysteriöse Haus und auf Amanda Righetti kam. Da der Film von den sehr genau eingeplanten Details lebt, muss man sehr darauf Acht geben hier nicht aufmerksam zu sein. Und das war ich an dieser Stelle. Überhaupt ist das auch wieder ein Film, der sehr viel mit Sehen, Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen generell zu tun hat. Der Mord an Helga Ulman, das fehlende Bild im Gang mit den Porträts, das Foto des Geisterhauses.
Mir ist die Besetzung David Hemmings in der Rolle des Zeugen des Mordes aufgefallen, der eine ähnliche Rolle in Michelangelo Antonionis BLOW UP gespielt hat. Ich musste sehr schmunzeln, als er völlig überraschend von Gianna am Tatort des ersten Mordes fotografiert wird.
Anmerken muss ich noch, dass ich die Musik von Goblin hervorragend roh fand und unbedingt nach einem Soundtrack zu dem Film suchen muss. Irgendwie habe ich aber die Befürchtung, dass es keine derartige CD mit der Musik gibt. Und ich habe heuer entdeckt, warum die nette Dame den armen Francesco Dellamorte immer mit einem Ingenieur verwechselt.
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#250
Geschrieben 10. Januar 2004, 13:17
Regie: Jack Arnold
Der Wissensdurst des Menschen ist nur sehr schwer zu stillen. Ebenso wenig wie die Gier nach Ruhm und einem Platz in den Geschichtsbüchern. Zwei geeignete Vorraussetzungen also um sich mit einem urweltlichen Wesen wie den Kiemenmenschen anzulegen.
Dieser Film gehört mit zu der Bastion von den Fantasy- und Science-Fiction-Filmen, die ich als Kind in den 1980er mit großer Begeisterung verfolgt habe. Da kommt mir immer wieder die Jack-Arnold-Filmreihe in den Sinn, die dankeswerter Weise vom WDR sehr häufig ausgestrahlt wurde. Im Anschluss gab es dann immer noch ein gut und gerne zwanzigminütiges Interview mit Arnold nach dem Ende des jeweiligen Filmes.
Doktor Maia (Antonio Moreno) findet am Oberlauf des Amazonenstromes (nette deutsche Synchro an dieser Stelle) eine versteinerte Hand eines urzeitlichen Wesens, das halb Mensch, halb Fisch zu sein scheint. Sein Mitarbeiter David (Richard Carlson), dessen Freundin Kay (Julia Adams) und sein Konkurrent Mark (Richard Denning) machen sich also auf, nach weiteren Überresten dieses Tieres am Amazonas zu suchen. Die finden sie zwar nicht, aber dafür einen lebenden Vertreter dieser Art, die gar nicht erfreut über die Eindringlinge in seinem Lebensraum ist.
Dieses Monsterfilmchen dürfte ich bestimmt mehr als ein dutzend Mal gesehen haben, aber es wird einfach beim Zuschauen niemals langweilig. Man könnte zwar vorwerfen, das der Film an einigen Stellen plump gemacht ist, aber diese wenigen Stellen sind im fantastisch anzusehenden Gesamtvergleich absolut nichtig. Zum Beispiel die eingeborenen Expeditions- und Ausgrabungshelfer Doktor Maias, die über äußerst schlechte Perücken verfügen oder die hier und da auftretenden und leicht auszumachenden Rückprojektionsaufnahmen. Entschädigt werde ich aber immer wieder von der fantastischen Musik, vor allem vom hervorragenden Monstermotiv in den schrill erklingenden Trompeten und Posauen, wenn die Klaue des Monsters auftaucht. Später sind es dann die hervorragenden Unterwasseraufnahmen, die sehr lange ausgespielt werden und einen sehr stimmungsvollen Blick in eine andere Welt offenbaren. Immer wieder nervenzerfetzend ist das Bad von Kay, welches die Aufmerksamkeit des Monsters weckt. Erst versucht es ihre Beine zu berühren und später schwimmt es unter ihr mit in Richtung Schiffchen.
Gerade in seiner kompakten Kürze funktioniert der Film einfach packend. Was mir auffiel ist das die Figur der Kay, die zunächst als recht emanzipiert aufgebaut wird, später in das alte Klischee der kreischenden Heulboje verfällt um schließlich auch noch vom Monster entführt zu werden. Ansonsten gibt es recht komische Sätze über die Eroberung und Erforschung von fremden Welten, die mir das ein oder andere Grinsen aufs Gesicht zaubern.
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#251
Geschrieben 10. Januar 2004, 21:33
Regie: Steven Spielberg
Lange, lange Zeit gab es nur Zeichnungen und Fotos von Skeletten, die meine Phantasie bezüglich Dinosaurier beflügelten. Die sehr bildhaften Beschreibungen in einigen Sachbüchern erfanden kleine Geschichten hinzu und es gab auch den ein oder anderen Film mit urigen Spezialeffekten. Aber überhaupt nichts hatte ich mich damals auf den Spielberg-Film vorbereitet. Kein Bild, kein Trailer war mir zu Gesicht gekommen, aber vor über zehn Jahren sah die Kinolandschaft ja auch noch ein bisschen anders aus als heute. Ich erinnere mich nur noch an eine Wissenschaftssendung im WDR mit Ranga Yogeshwar (gab es damals schon Quarks & Co.?), die Dinosaurier zum Thema hatte. Er machte in dieser Sendung eine Bemerkung bezüglich Gentechnik und das Spielberg den Roman „Dino Park“ von Michael Crichton verfilmen wollte.
Tja, und dann lief er also im Kino. Ungefähr zur selben Zeit wie THE FUGITIVE mit Harrison Ford. Im gleichen Jahr sollte Spielberg noch SCHINDLER’S LIST in die Kinos bringen, aber ich war erst mal mit diesem Film reich beschenkt worden. Ich liebte diesen Film und er nimmt immer noch ein speziellen Platz in meinem Herzen ein. Objektivität ist von daher kaum von mir zu erwarten. Zumal ich heutzutage schon die einzelne Textpassagen runterbeten kann. Heutzutage schlägt mir immer noch das Herz bis zum Hals, wenn Dr. Alan Grant (Sam Neill) und Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) das erste Mal den Brachiosaurus erblicken. Diese Einstellungen waren ja schon beeindruckend, aber die Szene an die ich ganz persönlich denke muss wenn ich den Film beschreiben muss ist die zweite Einstellung. Noch haben ich und auch Dr. Grant das Gezeigte nicht ganz verarbeitet, da hört man von der Ferne her ein lautes Geheul. Dr. Grant blickt langsam nach links, die Musik schwillt langsam an um dann in einer großen Totaleinstellungen ein kleinen See zu zeigen in dem sich Brachiosaurier und eine Herde Parasaurolophus befanden. Die Gewissheit hatte in diesem Augenblick bei mir Überhand genommen und die Tränen schossen mir in die Augen. „Schau mal, da hatte jemand den gleichen Kindheitstraum wie du selbst.“ Anderen mögen die Augen übergehen und der Mund offen stehen; ich habe geweint. Heute weine ich nicht mehr bei dieser Szene, aber ich denke immer an diesen Augenblick im Kino, wenn ich sie heute sehe.
Ich denke mal, dass das hier der letzte wirklich unbeschwerte Spielberg-Film in dessen Karriere gewesen ist. Wenn man einmal vom zweiten Film absieht, den er als letzte Vertragsverpflichtung für Universal abgeliefert hat, bevor er sein Dreamworks-Studio gründete. Man mag sich an seinen filmischen Aussagen reiben, aber die kritischen Anmerkungen von Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) gegenüber John Hammond (Richard Attenborough) sind hier ganz klar hervor zu heben. Das diese Aussage im Verlauf der turbulenten Handlung, die von Flucht, von Action und auch von Horror geprägt ist, teilweise untergeht, ist leider bedauerlich.
Die Motivation für die Handlungen der nachfolgenden Filme ist natürlich ein Ärgernis, das mir manchmal die Zornesröte ins Gesicht treibt, aber wenn man diese außer Acht lässt, fühle zumindest ich mich sehr gut unterhalten.
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#252
Geschrieben 11. Januar 2004, 09:07
Regie: Steven Spielberg
Spielberg begibt sich mit seinem zweiten Dino-Film in die Niederungen des superteuren Monsterfilms, der auch von Roger Corman hätte stammen können. Das Gesetz der Serie zieht auch schon hier: mehr Dinoarten, mehr Tote, statt einem Tyrannosaurus gleich ein Elternpaar, welches sein Junges beschützt, eine Gruppe von Großwildjägern, statt zwei vorlauten Bälgern nur eines und ein beknackter dritter Akt.
Der Film ist Spielbergs ganz ehrliche Aussage, dass die heftigsten Drehbuchpatzer und die schlimmsten Logikbrüche trotz allem noch einen unterhaltsamen Film ermöglichen. Damit sind freilich nur die Actionszenen gemeint, wie z. B. die Dinojagd, die sehr von HATARI! abgekupfert ist, die Angriffe der Tyrannosaurus Rexe und natürlich auch die Velociraptoren. Die Charakterszenen, falls man diese überhaupt so nennen darf, sind geradezu ein Witz. Da wird ein Satz abgelassen und dann herrscht Schweigen, ganz so als ob dem Drehbuchautor nichts mehr für die Szene eingefallen ist. Es muss dann schließlich wieder eine Dinosaurier-Szene für Abwechslung sorgen.
Der ominöse dritte Akt des Films, vom dicksten Logikloch des gesamten Films eingeleitet, beschert uns dann Spielbergs Sichtweise auf die Filme KING KONG und die japanische GODZILLA-Reihe. Ein wildgewordener Tyrannosaurus stapft durch das nächtliche San Diego auf der Suche nach Wasser und Futter.
Viel bleibt nicht mehr übrig worüber man schreiben kann. Höchstens dass mit Jeff Goldblum, Julianne Moore, Peter Stormare und Pete Post immer gerne gesehene Darsteller zu Marionetten der Handlung degradiert werden. Nun, zumindest Post kann einen bleibenderen Eindruck hinterlassen. Von Goldblum bleiben mir seine Segelohren in seiner vorletzten Szene auf dem Schiff in Erinnerung.
Die sehr gute Aufnahmen von Janusz Kaminski können halbwegs über die hanebüchene Geschichte hinwegtrösten und den größten Lacher hat für mich die Szene mit den Postern eines Kinos in San Diego (Arnold Schwarzenegger in KING LEAR).
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#253
Geschrieben 11. Januar 2004, 17:36
Regie: James Foley
Subtilität zählt im Theater überhaupt nicht und sie ist auch in dieser Verfilmung eines Bühnenstückes von David Mamet, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, nur sehr eingeschränkt auszumachen. Was mich zunächst auf diesen Film aufmerksam gemacht hat, war die sehr prominente Besetzungsliste. Al Pacino, Jack Lemmon, Kevin Spacey, Ed Harris, Alec Baldwin, Jonathan Pryce und Alan Arkin. Überraschend für mich zu sehen wie es Regisseur James Foley schafft einem Theaterstück ein solcher kraftvolle Leinwandpräsenz zu verschaffen. Der Film spielt fast ausschließlich nur an zwei Orten. Und hier kommen und gehen die Darsteller in die jeweilige Szene, wie man es von einem Theaterstück gewohnt ist. Aber die Wahl der Einstellungen, die Lichtsetzung der Kamera und der Schnitt heben, bis auf einige wenige Ausnahmen, den Film auf ein große Höhe, die überhaupt keine Langeweile aufkommen lässt.
In der Zweigstelle einer großen Immobilienfirma soll wegen der allgemein schlechten Geschäftslage ein Arbeitsplatz wegfallen. Als Ansporn werden den Mitarbeitern drei Preise in Aussicht gestellt. Ein teures Cabriolet, ein Set aus Steakmessern oder die Entlassung. Gute Aussichten kann ich da nur sagen. Nun zaubern die Verkäufer ihre alten Verkaufstricks aus der Tasche oder sind einfach nur wütend auf das ihnen auferlegte Ultimatum von einer Woche in der sie ihre Geschäfte abschließen müssen. Es wird hochgestapelt, ausgetrickst, geblufft, geflunkert, gelogen und sogar gestohlen. Der Job der Verkäufer, die wirklich kleine Lichter sind steht wahrhaftig auf dem Spiel.
Die Darsteller laufen hier zu absoluter Höchstform auf. Pacino und Harris geben die breite Theatervariante, während Pryce und Spacey die subtilere Spielweise vorziehen. Die beste Leistung dieses Films geht an Jack Lemmon. Endlich mal nicht in der Rolle des alten Streithans zu sehen, der sich immer nur mit seinem alten Kumpel motzt, wie man es aus zu vielen Filmen von ihm kennt. Hier spielt er wieder den kleinen Angestellten, wie in seinen großen Filmen mit Billy Wilder (THE APARTMENT). Diesmal ohne den Hauch einer Komödie, was doch sehr eindrucksvoll zeigt zu was Lemmon als Darsteller wirklich ist. Wenn man ihn doch nur öfter so toll besetzt hätte.
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#254
Geschrieben 12. Januar 2004, 14:13
Regie: Steve Miner
Der Horrorautor Roger Cobb (William Katt) ist schon ein armer Tropf. Von seinen Fans angenervt und von seiner Frau Sandy (Kay Lenz) geschieden sucht er dringend nach einer neuen Inspiration. Warum nicht ein Buch über seine Erfahrungen in Vietnam schreiben? Doch das ist einfacher gesagt als getan. Da kommt ihm das vererbte Haus seiner verstorbenen Tante Elizabeth gerade recht. Hier hofft er die Abgeschiedenheit und Ruhe zu finden um sein neues Buch zu schreiben. Aber die Erinnerungen an seinen vermissten Sohn, Alpträume über einen gefallenen Kriegskameraden in Vietnam, ein neugieriger Nachbar und Angriffe von ekeligen Kreaturen aus einer anderen Dimension gehen nicht gerade zimperlich mit seinem instabilen Zustand um.
Ich hatte lange Zeit nur Erinnerungen an die Fortsetzung HOUSE 2, bis ich mir vergangenes Jahr das Double-Feature von Anchor Bay gegönnt habe. Vor allem der erste Streifen hat es mir richtig angetan. Augenzwinkender Horror mit einer schönen Prise Humor. Und das von den Typen, die für die NIGHTMARE- und JASON-Filmreihe verantwortlich sind! Nein, es ist schon urkomisch wenn sich William Katt in voller Kriegsmontur mit Staubschutzbrille und mit unzähligen Videokameras bewaffnet vor seinem Kleiderschrank verschanzt, um eine Aufnahme von einem Latexmonster zu bekommen. Oder wenn ihm die leckere Nachbarin einfach ihren kleinen Sohn zum Babysitten aufschwatzt und der mit zweimal Kobolde durchbrennt. Unheimlich nicht, da sehr vorsehbar, aber unheimlich lustig.
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#255
Geschrieben 12. Januar 2004, 22:23
Regie: Richard Franklin
Ein kleines, leider viel zu unbekanntes Meisterwerk von Richard Franklin ist dieser Film aus dem Jahr 1978. Unbekannt wohl deswegen, weil es sich um einen australischen Film handelt, der ohne Stars auskommt, aber dafür eine interessante Geschichte zu bieten hat. Und diese mutet zu Beginn an eine Imitation von Hitchcocks PSYCHO an. Patrick (Robert Thompson) ermordet seine Mutter und ihre Geliebten in der Badewanne.
Drei Jahre später...die Kathy Jacquard (Susan Penhaligon), die sich gerade von ihrem Ehemann getrennt hat, bewirbt sich um eine Anstellung als Krankenschwester in der Roget Klinik, einem kleinen Privathospital. Nur widerwillig von der Vorsteherin Cassidy (Julia Blake) akzeptiert, beginnt Kathy ihre Arbeit mit einem chronischen Fall. Und hier treffen wir Patrick wieder, der seit dem Mord an seiner Mutter in einem Wachkoma liegt, zu keiner Bewegung, zu keiner Kommunikation fähig. So ist zumindest die Diagnose von Dr. Roget (Robert Helpmann) und von anderen Spezialisten. Doch schon sehr bald spürt Kathy, das Patrick mit ihr Kontakt aufnimmt.
Der Film beschreitet in seinem Inhalt sicherlich keine neuen Pfade, sondern versteht es sehr überzeugend zwei Elemente geschickt miteinander zu verbinden. Das wäre zum einen die Charakterisierung von Kathy Jacquard, die nach ihren Arbeitsschichten ihre Freizeit alleine in ihrer kleinen Wohnung verbringt und es sich schwer damit tut einen neuen Platz zu finden. Zu frisch ist die Trennung von ihrem Ehemann Ed (Rod Mullinar) als das sie sich sofort in ein Abenteuer mit den gutaussehenden Arzt Brian Wright (Bruce Barry) stürzt den sie bei einer nächtlichen Party am Swimmingpool kennen lernt.
Auf der anderen Seite sind es die geradezu unheimlichen Szenen zwischen Kathy und dem katatonischen Patrick. Nur noch zu Reflexbewegungen fähig nimmt er mittels Psychokinese Kontakt zu Kathy auf. Verständlich ist es da, dass weder Dr. Roget noch Vorsteherin Cassidy ihr Glauben schenken. Doch als sich immer mehr mysteriöse Zwischenfälle ereignen, die vor allem Kathy und ihr persönliches Umfeld betreffen, sieht sie sich völlig auf sich allein gestellt.
Ein beachtlicher kleiner Low-Budget-Thriller mit fantastischen Elementen, der mich durch eine besonders gelungene Kameraarbeit, ein in jeder Hinsicht überzeugendes Darstellerensemble und eine sehr interessante Geschichte gefesselt hat. Richard Franklin ist zusammen mit Mario Bava und Takeshi Kitano einer von drei Filmemachern auf die ich im vergangenen Jahr 2003 richtig aufmerksam geworden bin. Epileptiker seien aufgrund einer Szene mit Stroboskoplicht vorgewarnt!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#256
Geschrieben 14. Januar 2004, 14:26
Regie: Franklin J. Schaffner
Das ist ein Film, der mich heute nicht mehr so sehr durch seine eigentliche Handlung, sondern durch die Darsteller und ihre jeweiligen Rollen, zum immer wieder ansehen verleitet. Die Aussicht eine so hervorragende Besetzung für den Film bekommen zu haben, von denen ich sehr viele in den verschiedensten Filmen auch schon zu Gesicht bekommen habe, muss wohl auch Franklin J. Schaffner über einige große Schwächen im Drehbuch hinweg geholfen haben.
In Paraguay versammelt Dr. Josef Mengele (Gregory Peck) eine Gruppe von früheren Nazi-Verbrechern um sich, um sie in eine schreckliches Projekt einzuweihen. Innerhalb der nächsten 2 ½ Jahre sollen 94 von ihm bestimmte ältere Familienväter ermordet werden. Denn diese Väter ziehen von Mengele herangezüchtete Hitler-Klone heran. Mit den Morden will Mengele das soziale Umfeld Hitlers simulieren, um so einen neuen Führer und ein neues Drittes Reich aufzubauen.
Ihm auf den Fersen ist allerdings der Nazi-Jäger Ezra Lieberman (Laurence Olivier), der den Plan durchschaut und als einziger dieses Vorhaben stoppen kann.
Wie ich schon schrieb beeindrucken die Darsteller mit ihrer Herangehensweise an ihre Rollen ungemein. Olivier, der sich eine wienerischen Akzent angeeignet hat und ganz besonders Gregory Peck. Dessen enorme Statur, die geschwärzten Haare, das blasse Gesicht, die gestutzten Augenbrauen und der schmale Oberlippenbart sind zusammen mit seinem sadistischen Spiel und dem Todernst mit dem er an seine Rolle herangeht sehr beunruhigend. Der Film hat keine besondere Aussage, sondern spielt nur sehr beängstigend mit dem Thema des Klonens, dass ja erst gut zwanzig Jahre später eine ganz reale Brisanz erhalten sollte. Die letzte Einstellung des Films weist zumindest in der Handlung des Films auf eine doch recht ungewisse Zukunft. Und da wird dann doch ganz anders.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#257
Geschrieben 14. Januar 2004, 22:54
Regie: Marcus Nispel
Es sind diese kurzen Momente der Erkenntnis, die mich am meisten beeindruckt haben. Der Moment als Erin (Jessica Biel) das Gesicht ihres Freundes auf den kettensägenschwingenden Leatherface (Andrew Bryniarski) erblickt, als Andy (Mike Vogel) spürt wie der Fleischerhaken in seinen Rücken eindringt oder wenn Morgan feststellen muss, das die Waffe die er auf Sheriff Hoyt (R. Lee Ermey) abfeuern will überhaupt nicht geladen war.
Der Anfang war auch eine sehr angenehme Erfahrung. Kein bizarres Kunstwerk auf einem Grabmal oder verfremdete Probtuberanzen, sondern der Schwarz-Weiß-Film der Tatortbegehung. Hier wird also etwas passieren. Etwas befremdlich ist ja die Tatsache, dass das Anwesen in dem Leatherface umgeht aus Stein ist, aber damit finde ich mich recht schnell ab. Ein sicher gebautes Zuhause, das kein Sturm so einfach wegfegen kann und in dem die liebe Familie nach Herzenslust morden kann.
Meine Unruhe beginnt sich zu erhöhen als das erste Mal das Haus gezeigt wird. Und sie nimmt immer mehr zu. Denn noch nicht einmal auf die Polizei kann ich mich in dem grausigen Spektakel verlassen. Die Szenen zwischen Sheriff Hoyt und den drei armen Teenies waren von einer derart schrecklichen Intensität, dass mir angst und bange wurde. Und jedes Mal keimte in mir ein Verdacht auf in jedem obskuren Gesicht irgend ein Zeichen der Inzucht zu erkennen. Selbst beim Fahrer des Lastwagens hatte ich diesen Verdacht. So weit hatte mich der Film schon getrieben.
Was den Film natürlich auszeichnet ist die visuelle Opulenz, die sich in spielerischen Kamerafahrten oder der betont dreckigen Lichtsetzung niederschlägt. Irgendwie erinnerte mich die Szene mit dem Einschussloch im Kopf des Mädchens an eine ähnliche Kamerafahrt in PANIC ROOM, als die Kamera völlig ungeniert durch den Henkel einer Kaffeekanne gleitet. Endlich auch mal wieder ein Film in dem die Gesichter nicht vollständig ausgeleuchtet werden. Da bleibt manchmal soviel im Schatten, dass ich mich neugierig nach vorne gelehnt habe um mehr Details der Gesichtszüge zu erhaschen. Ich muss mir auch die Frage stellen, ob die Macher nicht arg bei den HALLOWEEN-Filmen geklaut haben. Es kann doch gar nicht angehen, dass sich Leatherface so oft hinters Licht führen lässt.
Am Ende gibt es jedenfalls kein Gekreische, sondern nur die schlimme Gewissheit, dass Leatherface immer noch umher geht.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#258
Geschrieben 16. Januar 2004, 18:00
Regie: Sidney Lumet
Ich frage mich ob damals schon den Kinogängern und Kritikern bewusst war was für ein unglaubliches Potential in Al Pacino steckt. Gehörte THE GODFATHER noch größtenteils Marlon Brando so bekam Pacino ein Jahr später in diesem Film die Gelegenheit die Last auferlegt eine ganze Geschichte alleine zu tragen.
Er gefällt mir in diesem Film besser als im ersten GODFATHER. Denn hier macht er sofort am Anfang die Verwandlung vom noch unschuldigen jungen Mann zu einer Person, die sich alleine mit den harten Konsequenzen des Lebens auseinandersetzen muss. Hier steht keine Familie hinter ihm, keine Ehefrau, keine Brüder.
Nach einer wahren Begebenheit inszeniert erzählt der Film die Geschichte von Frank Serpico, einem integeren jungen Polizist in Brooklyn, der sich gegen die allgemeine Korruption seiner Kollegen stellt und sich damit den Zorn der Abteilung und seiner Kollegen einholt. Der Film lebt ganz und gar von Al Pacino und er trägt diese erste Hauptrolle mit einer Bravour, die schon auf seinen späteren Rollen abzielt. Fast schon wie eine Blaupause. Der Einzelne gegen den Rest der Welt, darum geht es hier. Und das wird mit einer Bitternis gezeigt, die ihn von seinen Lebensgefährtinnen entfremdet und zum Einzelgänger macht. Und jeder kann sein Feind sein. Sogar seine Kollegen im eigenen Revier, in der eigenen Abteilung.
Mit einem dokumentarischen Stil und einer Anzahl der ungemütlichsten Drehorte versehen, die zeitweise an THE FRENCH CONNECTION erinneren, führt Sidney Lumet uns in die Welt der korrupten New Yorker Polizei. Kein normaler Cop-Film bei dem es um möglichst viele Schiessereien geht, sondern um das Porträt eines Mannes, der sich zwischen seinem Gewissen und seiner Arbeit entscheiden muss. Ein Themenfeld, das er noch einmal mit PRINCE OF THE CITY aufgreifen sollte. Auch ein Film, den ich mich mal wieder widmen sollte.
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#259
Geschrieben 17. Januar 2004, 16:31
Regie: István Szabó
Klaus Maria Brandauer ist Hendrik Höfgen! Angelehnt ist die Figur des Hendrik Höfgen an Gustaf Gründgens. Entstanden ist der Film nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann, Bruder von Gründgens’ erster Ehefrau Erika Mann. Beide waren Kinder des berühmten Romanautors Thomas Mann.
Höfgen träumt davon mehr als nur ein kleiner Provinzschauspieler am Theater in Hamburg zu sein. Er will das Theater revolutionieren, er will Ruhm, er will alles auf einmal. Und ganz besonders will er von allem viel. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man am Anfang kaum feststellen in welcher Zeit der Film spielt. So losgelöst von der realen Welt scheint die Welt des Theaters zu sein, doch das ändert sich als sich neue politische Kräfte in Deutschland formieren. „Alle Nationalsozialisten sind Lumpen!“ Ja, wo der Feind ist, das weiß Höfgen ganz genau. Darum regt es ihn auch so sehr auf, dass die Familie seiner Frau so liberal auf die Veränderungen reagiert. Man bringt sogar Verständnis dafür auf, wenn sich ein Mitglied der Theatertruppe sich an solch eine Ideologie klammert. Als er gezwungen ist Hamburg zu verlassen nimmt er ein Engagement am Preußischen Staatstheater in Berlin an. Der Ruhm und die Vergünstigungen in Hamburg sind verschwunden, aber Höfgen spielt sich in den unterschiedlichsten Rollen in die Herzen der Zuschauer Berlins. Die Rolle des Mephisto in Goethes Faust verhilft ihn nicht nur zum endgültigen Durchbruch, sondern wird auch zu seinem Markenzeichen. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten muss sich Höfgen notgedrungen arrangieren. Vorbei der russische Bolschewismus oder die kleinen französischen Kammerspiele. Jetzt gilt es reine deutsche Kultur im Theater zu repräsentieren. Nur gut, dass Höfgens Popularität ihm Anfangs noch helfen kann. Da wird ihm eine Liebesbeziehung zu einer Farbigen noch verziehen. Ihm wird geraten die Ehe mit der liberalen Ehefrau aufzugeben und eine linientreue Parteifrau zur Gattin zu nehmen. All das tut Höfgen, der inzwischen zum Intendanten aufgestiegen ist. Er schafft es sogar seinen Traum eines totalen Theaters zu verwirklichen, als er den Hamlet erfolgreich inszeniert. Das er bei allem seine Seele, wie auch Faust, schon längst verkauft an den Teufel hat, bemerkt er erst viel zu spät.
Was für ein intensives Filmerlebnis mit einem furios spielenden Klaus Maria Brandauer, der in manchen Szenen des Films aus dem Bildschirm zu springen scheint. Zuerst habe ich das nicht verstanden als er, einer Furie gleich, über den Bildschirm tobt. Grimmassen schneidend, Haare raufend, brüllend, tobend, herrschend…doch sobald er „dem Ministerpräsidenten“ (Rolf Hoppe) gegenübersteht, sinkt er förmlich in sich zusammen, geht ihm der Arsch auf Grundeis. Das Diabolische seiner Rolle erlischt im direkten Aufeinandertreffen mit dem wirklichen Teufel. Großartig gespielt, schade ist nur, dass Szabós Inszenierung dem intensiven Spiel nicht sehr viel entgegen zu setzen hat. Wenn man einmal von der Schlussszene absieht, weiß nur die Montage von Höfgens verschiedenen Rollen am Preußischen Staatstheater und die Riefenstahl-Hommage zu gefallen.
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#260
Geschrieben 18. Januar 2004, 16:18
Regie: Steven Spielberg
Steven Spielberg möchte gerne so bedeutende Filme machen wie BLADE RUNNER oder A CLOCKWORK ORANGE. Warum also sich nicht einmal an einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick versuchen und hier seine Fassung davon an den Mann zu bringen. Paul Verhoeven ist das mit TOTAL RECALL ja gelungen. John Woos Film PAYCHECK muss ich mir unter dieser Vorraussetzung auch noch anschauen.
Lange wollte Spielberg einen Film zusammen mit Tom Cruise realisieren. In der Rolle des von seinem eigenen System gehetzten Polizisten John Anderton hat er eine passende Abziehfigur gefunden. Doch irgendwie will auch dieses Mal nicht die richtige Regung in Cruises Gesicht mir für die Geschichte passend erscheinen. Anscheinend ist Cruise entweder nur zum Overacting oder zum feisten Grinsen bei Terminen auf dem Roten Teppich fähig wenn er seinen neuesten Film promotet. Da lobe ich mir Max von Sydow als seinen Mentor Lamar Burgess. Der verleiht diesen SciFi-Thriller in seinen Szenen eine stattliche Größe, die neben der hervorragenden Ausstattung und den gelungenen Effekten überzeugen. Samantha Morton kann ich ob ihrer ständig im Film dargebotenen Trancehaftigkeit nicht so recht einordnen. Mich wundert aber, dass sie sich dazu breitschlagen ließ in einem Spielberg-Film mit zu spielen, da sie sich bei einer Pressekonferenz zu einem Woody-Allen-Film etwas negativ über die Qualität der Indiana-Jones-Filme geäußert hatte.
Spielberg neigt in diesem Film an vielen Sequenzen ernsthaft herangegangen zu sein, um sie dann bei ihrer Auflösung der Schlampigkeit preis zu geben. In einem solchen Film von Realität sprechen zu wollen ist natürlich schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, aber wenn eine furioser Drahtseilakt auf den Elektroautos am Hochhaus mit einem Sprung durch einen Holzverschlag bei einer Damenturnübung endet, zeugt das einerseits von einem Willem zum Kontrast, aber auch von Unfähigkeit hinsichtlich einer Klimax. Das gleiche kann man auch von Andertons Flucht in dem gerade fertiggestellten Elektroauto sagen, in dem er während des Produktionsvorganges in der Fabrikhalle eingeschlossen ist, mit dem er vor Whitver (Colin Farrell) entkommt. Das sieht alles natürlich beeindruckend und rasant, aber leider auch etwas zu übertrieben aus.
Hinsichtlich des Kontrastes ist auch die Assistentin des Augenarztes (Peter Stormare) auch wieder ein Griff in die Kloschüssel. Aber nicht nur hier beweist Spielberg sein manchmal offensichtliche Unfähigkeit gänzlich neue Sachen auf die Leinwand zu zaubern. Er kupfert schamlos die gigantischen Werbetafeln aus BLADE RUNNER ab und lässt sie neben Häuserwänden auch auf Fertigfutterverpackungen erscheinen. Die Idee mit der ständig aktualisierten Tageszeitung ist hingegen ein interessanterer Aspekt. SNAKE EYES von Brian de Palma dürfte wohl auch für die sehr spannende Spyder-Sequenz Pate gestanden haben. Genau wie im zum Hotel gehörenden Casino in De Palmas Thriller schwebt hier die Kamera in einer Draufsicht über mehrere Apartments eines verwahrlosten Hochhauses. Dazu spielt Williams seine bestes Musikstück im ganzen Film aus. Keine pompöse Orchesterwucht, sondern sinister brodelnde Suspense-Musik.
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#261
Geschrieben 20. Januar 2004, 18:22
Regie: Quentin Tarantino
Man ist schon Zeuge von etwas ganz besonderem, wenn man Pam Grier im Vorspann zu JACKIE BROWN mit dem Bobby-Womack-Song „Across 110th Street“ das erste Mal erblickt. Als ich seinerzeit im Kino sah, hatte ich überhaupt keinen Bezug zum „Schwarzen Kino“ der 1970er Jahre. Den habe ich zwar jetzt auch noch nicht, weil ich noch keinen Film aus dieser Zeit gesehen habe, aber allein das Gefühl des Songs und die Wahl der Kameraeinstellung lösten ein Gefühl der Vertrautheit aus. Alleine mit diesem Vorspann hatte mich der Film schon in seinen Bann gezogen.
Der Film ist so ganz anders, als die anderen Filmen Tarantinos, so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Er ist ruhiger, nimmt sich etwas mehr Zeit, lässt seinen Blick etwas länger auf seinen Schauspielern ruhen, legt ihnen erwachsenere Dialoge in den Mund oder lässt sie einfach nur durch Songs und Blicke miteinander sprechen. Ach, und gerade diese Songtexte sind es doch, die eigentliche wie miese Drehbuchsätze klingen, aber in Verbindung zu den Bildern und den Darstellern an sich so viel mehr aussagen. Das ist mal lustig wenn sich Robert de Niro von einer propreren Schwarzen „Baby Love“ von den Surpremes anhört energische Begleitmusik wie „Street Life“ von Randy Crawford ist. Aber es sind diese unglaublichen Bilder zu „Didn’t I (Blow your Mind this time) „ von den Delfonics oder „Natural High“ von den Bloodstones, welche bei mir die stärksten Emotionen auslösen. Dieser Blick den Max Cherry (Robert Forster) auf seinem Gesicht hat, wenn er Jackie Brown aus dem Gefängnis auslöst. Er sieht sie weit hinten auf dem Hof zum Tor gehen und die Musik setzt ein. Gibt es in diesem Moment etwas besseres als diese Musik und diesen einen Blick um das auszudrücken, was Cherry empfindet?
Immer wieder höre oder lese, das der Film eine ellenlange Tortur ohne Action ist. Ja, das ist er auch. Zum Glück ist er so wie er ist. Hätte sich Tarantino hier wieder in Schiessereien und Rumgefuchtel mit Knarren mit coolen Sprüchen verloren, würde er wohl kaum noch ernst genommen werden. Zumindest nicht von mir. Also Ärsche zusammenkneifen und sich einmal auf eine ruhige und vor allem lineare Erzählung mit ordentlichem Tiefgang, der vor allem unter der Oberfläche der Charaktere vorhanden ist, einlassen. Schaut in die Gesichter von Jackie Brown und Max Cherry. Ihre Falten sagen auch mehr als das es Worte tun.
Und jetzt habe ich genug gepredigt. Danke. Ende.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#262
Geschrieben 23. Januar 2004, 14:25
Regie: Godfrey Reggio
Diese Glanztat darf ich mir in Zukunft alle ein oder zwei Jahre anschauen und zwischendurch auch nie wieder einzelne Ausschnitte davon zur Repräsentationszwecken vorspielen. Für meine Gäste war es sicherlich beeindruckend und für mich ein richtiges Vergnügen in ihre Augen zu blicken. Aber heute ist mir bei meiner zweiten vollständigen Sichtung des Films bewusst geworden, wie sehr ich mit damit doch Gefahr laufe die Wirkung des Films auf mich zur Farce werden zu lassen.
Ich war bis jetzt eigentlich immer der Meinung das die menschliche Präsenz im Film in den ersten dreißig Minuten gegen Null tendiert, aber sie ist schon in den ersten beiden Bildern unübersehbar stark und mächtig. Die uralte Höhlenmalerei im starken Kontrast zur startenden Weltraumrakete. Beides von Menschen geschaffene Dinge. Beide zeugen von der vorhandenen Intelligenz. Zum einen der Vorzeitmenschen, die sich ihres Daseins bewusst sind bzw. werden und des modernen Menschen, der sein Schicksal in den Sternen sieht.
In den folgenden Bildern von gewaltigen Felsmassiven, Felsstrukturen, Gebirgen und dampfenden Steinformationen habe ich manchmal das Gefühl auf die Urwelt an sich zu blicken. Fast habe ich den Eindruck als ob die Kamera Zeuge der Geburt des ersten Lebens auf der Erde ist. Der Zyklus nimmt seinen Lauf. Wolken ziehen herauf, vorbei, fallen in sich zusammen und lassen die großen Kuhlen mit Wasser füllen. Die Ozeane bilden sich. Alles ist in seinem natürlichen Rahmen, bis der Mensch brutal in den Zyklus eingreift. Er beraubt die Erde um ihre Bodenschätze. Mit gigantischen Maschinen. Und wieder offenbart sich ein Zyklus. Hier wird allerdings nichts geschaffen, sondern nur ausgebeutet. Von den großen Erzförderungen, geht es über Förderbänder zu den riesigen Kraftwerksanlagen. Der Strom für die Weltbevölkerung und ihre alle Energie verschlingenden Großstädte wird hier gewonnen. Hier ist der zum ersten Mal auch körperlich präsent, aber viel zu unbedeutend und klein. Nur ein Rädchen in einem durchmechanisierten Arbeitsvorgang.
Und wie sieht die Zukunft für die Menschheit aus. Eingepfercht in die Großstädte (vor allem New York) in Wolkenkratzern, die höhnisch in den Himmel ragen und nachts heller als das Sonnenlicht erstrahlen. Auf den Straßen herrscht die hektische Betriebsamkeit des Berufsverkehrs. Hier tobt das Leben. In den Außenbezirken sprengt man leerstehende Wohnblocks zusammen. Platz für noch mehr Wolkenkratzer. Rasant, pfeilschnell zischt das Leben an den kleinen Ameisen in den Häuserschluchten vorüber. Nur wenigen sind man ihr „bewusst“ sein an. Die anderen blicken kritisch oder verärgert. Oder einfach nur müde.
Am Ende eines hektischen Tages kommt alles zu einem abruptem Halt. Kontemplativ gibt man sich. Die Zeit in der man, wie in der Würstchenfabrik die Rolltreppen hochfährt ist vorbei. Blicke der Erschöpfung macht man aus. Und am Ende steigt wieder die Rakete in den Himmel. Doch gerade auf ihrem Weg zu einer neuen Welt macht eine Explosion ihrer Mission ein Ende. Eine Warnung. Ändert eure Einstellung zu eurem Bewusstsein zur Natur, sonst bleibt nur der endlos tiefe Fall ins Nichts.
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#263
Geschrieben 25. Januar 2004, 11:56
Regie: John Carpenter
John Carpenter hat ja einige ganz passable Filme abgeliefert. Dazu zählt bei einigen Abstrichen für mich auch dieser Film, der nicht so sehr wie seine leichten Fingerübungen aus den späten 80ern daherkommt. Der Film kommt anfangs nicht recht in Fahrt was vor allem an den Szenen in der Psychiatrie liegt, die mir völlig sinnlos erscheinen. Warum zum Teufel, den Film als Flashback anlegen, wenn man auch gerade heraus hätte starten können? An Sutter Cane (Jürgen Prochnow) liegt das sicherlich nicht, sondern an Drehbuchautor Michael de Luca, der auch ausführender Produzent ist. Ob das etwas zu bedeuten hat?
Grundsätzlich bin ich mit dem mir gebotenen ja auch einverstanden, aber was hat diese elende Heavy-Metal-Musik in dem Film verloren? Die kleinen Details hauen es aber wieder heraus. Zum Beispielt das halb abgeerntete Maisfeld, das bei John Trents (Sam Neill) Rückkehr aus Hobb’s End unberührt daliegt.
Hm, was bleibt mir noch anzumerken? Das Carpenter in der Zukunft mal wieder bessere Filme macht als seine letzten Zelluloidverbrechen und das er etwas bessere Darsteller engagiert. Diese Julie Carmen sah ja furchterregend aus. Und dabei blutete der weder irgendeine Gesichtspartie oder waren in ihre Augenhöhlen keine doppelten Pupillen zu entdecken. Wenn ich genauer darüber nachdenke, kann ich mich mit ihr aber anfreunden. Komisch, wie schnell man sich mit seiner Meinung um 180° drehen kann. Ich hoffe, das wird nicht zu einer neuen Angewohnheit von mir.
Randnotiz meinerseits: niemals wieder während der Sichtung einen Hustensaft einnehmen, dessen Nebenwirkungen u. a. zu Schläfrigkeit führen kann. So bei mir geschehen, worauf ich fünfzehn Minuten selig schlummerte. Geweckt hat mich wieder einmal einer dieser berühmt berüchtigten Carpenter-Schocks. Ein schriller Ton mit mächtig Bass und aus ist es mit dem Schlaf.
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#264
Geschrieben 25. Januar 2004, 15:14
Regie: Roman Polanski
Schon das erste Bild nach dem Vorspann zeigt doch schon recht eindeutig auf was ich mich hier eingelassen habe. Ein Film über eine Stadt unter deren Oberfläche es mächtig brodelt. Nicht nur wegen der großen Hitze und einer anhaltenden Dürre fangen plötzlich die Klienten an, die Tür von J. J. Gittes’ (Jack Nicholson) Detektei einzurennen. Seinen Job macht er nicht gerade mit dem größten Enthusiasmus, aber wie er ihn erledigt ist doch immer von Erfolg gekrönt. Nun bittet ihn die Ehefrau eines gewissen Hollis Mulwray, Amtsleiter der Wasser- und Energiebehörde in Los Angeles, das Gittes ihn für sie beschattet, weil sie befürchtet, dass er hinter ihrem Rücken eine Affäre hat. Das ist der Anfang eines Strudels aus Lügen, Betrügereien und fälschlichen Behauptungen, in den Gittes immer tiefer hinein gezogen wird. Denn Mulwray wird eines morgens tot aus einem Wasserreservoir gezogen und die Frau, die Gittes beauftragt hat, war überhaupt nicht dessen Ehefrau.
Ein sehr ungewöhnlicher Blick auf das Amerika der 1930er Jahre vor dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem aber ein recht komplexes Los Angeles in dem sich Gittes bewegt und von dessen Einwohnern er nur sehr schwer an seine Informationen zu gelangen scheint. Sicher kann man sich nicht fühlen, da aus heiterem Himmel und ohne jede Vorwarnung einem ein Schuss vor der Nase abgefeuert wird oder selbige fast abgeschnitten wird. Ein gewaltiges Gebäude aus politischen und persönlichen Intrigen, welches Gittes einreißen will. Und am Ende wird mir und auch Gittes bewusst, wie unwichtig jedes mühselig zusammengetragene Quäntchen Information, im Hinblick auf die familiäre Tragödie, doch eigentlich ist.
Ein herausragendes Stück Kino aus den 1970er Jahren. Kann man diesen Film eigentlich mit zur Welle des „New Hollywood“ zählen? Auf den ersten Blick schaut er danach überhaupt nicht aus, aber mit dem schrecklichen Bewusstsein, dass sich erst nach dem Abspann so richtig bei mir einstellt, kann ich die Frage sehr wohl bejahen.
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#265
Geschrieben 27. Januar 2004, 14:04
Regie: Rupert Wainwright
Der Film hätte ganz sicher etwas werden können, aber die Tatsache das er sich nicht entscheiden kann ob er Porträt oder doch mehr Thriller sein will, nimmt ihm viel von seiner Wirkung. Die junge Frankie Paige (Patricia Arquette) wird von schweren traumatischen Erlebnissen heimgesucht. Der geistliche Wissenschaftler Andrew Kiernan (Gabriel Byrne) stellt selbst erstaunt fest, dass sie Empfängerin der Stigmata, der Wundmale des ans Kreuz geschlagenen Jesus Christus, ist. Als sie außerdem auch noch Sätze und ganze Texte in einer ihr fremden Sprache spricht und niederschreibt, kommt Kiernan ein Verschwörung auf die Spur, die bis in die oberen Etagen des Vatikan reicht. Einerseits überzeugt der Film in seinem Porträt einer jungen und lebenslustigen Frau, die durch diese traumatischen Ereignisse aus der Bahn geworfen wird. Das kann ich als Zuschauer greifen.
Stirn runzelnd betrachte ich hingegen die Thrillerelemente, die in der zweiten Hälfte des Films immer mehr die Überhand gewinnen und die etwas zu weit gehende Exposition von Persönlichkeitsspaltung, welche in einer direkten Referenz einer Szene aus THE EXORCIST ihren Höhepunkt findet.
Wenn man unaufmerksam ist, könnte man das entsprechende Detail übersehen, welches überhaupt den Zusammenhang zwischen dem persönlichen Drama und der Verschwörung darstellt. Der sehr lebhafte Videoclip-Stil, der dem Film seinen eigentümlichen Stempel aufdrückt und der konsequent bis zum Ende durchgehalten wird, verleiten dazu. Da habe ich anfangs das Gefühl, dass beim Vorspann viel zu viel Information zu schnell gezeigt wird, als das man sie in diesen Bruchteilen von Sekunden unmöglich verarbeiten kann. Eine Tatsache auf die sich übrigens viele moderne Psycho-Thriller verlassen und die an ihrer Schnelligkeit zu Grunde gehen.
Irgendwie belanglos ist letztendlich die Aussage des Films an seinem Ende, weil hier keine Persönlichkeit, sondern eine Institution (die Kirche) steht und dieser eine charakterliche Änderung attestiert wird. Somit verliert auch hier der Film letztendlich sein letztes Potential, da wir fast ausschließlich Frankie Paige während des Films begleitet haben und mehr an einer Veränderung ihrer Person interessiert sind, als an einer Veränderung der Kirche, deren charakterliches Bild als bekannt vorrausgesetzt wird. Hätte man hier jungen Menschen (z. B. Frankie Paige, die ja nicht gläubig ist) die Gelegenheit gegeben das Verhältnis der Kirche zu den Menschen verständlich zu machen, so hätte es zusammen mit der Geschichte des persönlichen Dramas zu einem außergewöhnlichen filmischen Beitrag kommen können. Schade um die Unausgewogenheit.
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#266
Geschrieben 29. Januar 2004, 22:41
Regie: Paul Verhoeven
Diese moderne Gesellschaft braucht einen Gesetzeshüter wie RoboCop. Während sich in der Fernsehwerbung der sogenannten „Media Breaks“ schon die mittelständische Familie beim Atomkriegsspiel „Nukem“ vergnügt, künstliche Herzen von Krankenhäusern ohne jegliche Unterstützung der Versicherung verschachert werden und in den Nachrichten von militärischen Konzentration um den mexikanischen Badeort Acapulco berichtet wird, tobt auf den Strassen der Stadt Detroit der buchstäbliche Krieg. Und die Cops werden immer öfter Opfer dieses Krieges, den sie nicht gewinnen können. Von der Stadt an einen Multimillionen-Dollar-Konzern namens Omni Consumer Products, kurz OCP, verschachert, reißen diese sich auch nicht gerade ein Bein raus um den Cops aus der Patsche zu helfen. Da wird lieber ein Programm bewilligt, beim dem voll mechanisierte Roboter mit schweren Geschützen durch die Großstadt stampfen und die Verhältnismäßigkeit der Mittel bei der Dingfestmachung von Verbrechern aber auch nicht gegeben ist. Bei einer Präsentation zerfetzt der Roboter ED-209 blutig in einem nicht enden wollenden Dauerfeuer ein Mitglied des Aufsichtsrats. Also muss eine andere Lösung gefunden werden.
Und da kommt der gerade bei einer Festnahme eines von der Polizei gesuchten Schwerverbrechers getötete Cop Alex Murphy (Peter Weller) dem Konzern gerade recht. Zu neuem Leben erweckt macht sich der Cyborg alsbald auf Verbrecherjagd. Drei (vier) primäre Direktiven sind in seinem Gehirn verankert. Gesetze sind darin anscheinend nicht enthalten, denn mit der typischen robotischen Gefühllosigkeit und einer fiesen Kanone schießt sich der RoboCop durch die Verbrecher Detroits.
Ein moderner und wie ich finde immer noch aktueller Actionhammer, der für mich nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. Verhoeven bedient sich reichlich im kulturellen wie filmischen Erbe der Vergangenheit, verwirbelt und zerreißt jegliche Form von Kritik an RoboCop bereits in seinem Handeln in der Luft.
Das sind die Bösen! Niete sie um! Hier sind die Unschuldigen! Lasse ihnen keinen Schaden zukommen! Eine andere Wahl hat der RoboCop nicht. Doch immer ist er im Kampf mit seinem eigentlichen Ich und seiner festgelegten Programmierung.
Mir kommt bei der Gestalt des RoboCop immer der Roboter Maria aus METROPOLIS in den Sinn, Doch auch ein bisschen FRANKENSTEIN und eine gehörige Portion von Jesus-Thematik ist zu finden. Und all das würzt der Holländer Verhoeven mit einer Prise fiesesten und absurdesten Humors. Ist der Film manchmal etwas steif so kann man sicher sein, dass gleich etwas passiert, das einem die Augen übergehen lässt und die Handlung noch überdrehter werden lässt.
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#267
Geschrieben 30. Januar 2004, 17:38
Regie: Ted Kotcheff
Der Krieg, genauer der Konflikt in Vietnam, der für so viele Jahre die Amerikaner nur im Fernsehen und in der Presse beschäftigt hat, hält jetzt direkt vor der eigenen Haustür Einzug. Er war lange Zeit weit genug entfernt und dann irgendwann auch wieder vorbei. Auf die heimkehrenden Männer wartete meist überhaupt nichts.
Einer dieser Heimkehrer ist John Rambo (Sylvester Stallone). Er will einen alten Kriegskameraden mit dem er in einer Spezialeinheit zusammen gedient hat besuchen. Doch was hält sein Besuch bei dessen Familie für ihn bereit. Der Kamerad ist tot. Gestorben an Krebs, den dieser aus Vietnam mitgebracht hat.
Als er weiterzieht wird er bald darauf beim Betreten einer Kleinstadt vom Sheriff (Brian Dennehy) wegen Landstreicherei verhaftet. Und das ganz eindeutig, weil dem Sheriff sein Aussehen nicht gefallen hat. Lange Haare, schmutzig und mit einer Armeejacke bekleidet. So einer darf nicht das Ansehen der Stadt besudeln. Ungerechte und brutale Behandlung im Zusammenhang mit schlimmen Erinnerungsfetzen an ein nordvietnamesisches Gefangenenlager tun jetzt ihr übriges dazu bei, um die Instinkte der Kampfmaschine erwachen zu lassen. Er flieht in die nahegelegenen Berge und widersteht erfolgreich allen Versuchen der örtlichen Polizei und der Nationalgarde ihn dingfest zu machen. Und hier wird mir immer der immense Unterschied zwischen Rambo und seinen Widersachern deutlich. Während die Mitglieder der Nationalgarde über keinerlei Disziplin, einen Funken an Mut oder soldatische Ehre verfügen, zeigen gerade die Aktionen Rambos den Willen zum Überleben und sich gegen Gefahren effektiv zur Wehr zu setzen.
In den finalen Minuten, wenn alle Feinde Rambos geschlagen am Boden liegen, ist es nur sein Ausbilder und ehemaliger Kommandant Col. Trautman (Richard Crenna) der ihn davon zurückhält seinen Nemesis, Sheriff Teasle, umzubringen. All die über all die Jahre aufgestauten Gefühle und Ängste, die Rambo mit aus Vietnam mit nach Hause gebracht hat, kommen in einer denkwürdigen Szene zu tage. Der ganze Schmerz fällt von ihm ab und die zähe Kampfmaschine liegt wie ein geschlagenes Tier am Boden. Wie anders wäre sein Leben verlaufen, wenn er Menschen gehabt hätte, mit denen er seinen persönlichen Schmerz hätte teilen können.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#268
Geschrieben 31. Januar 2004, 18:05
Regie: Volker Schlöndorff & Margarethe von Trotta
Gott, was war ich doch vor zehn oder zwölf Jahren nur für ein Dummbatz. Da haben wir nämlich diesen Film mit allem Pipapo im Deutsch-Unterricht analysiert. Kameraeinstellungen, Dialogsätze, politische Bedeutung der Verfilmung mit Hinblick auf die Erzählung von Heinrich Böll. Damals habe ich bei der Klassenarbeit eine Vier oder Fünf bekommen. „Scheiß was auf deutsche Spielfilme!“ Das war meine Attitüde. Seit mittlerweile einem Jahr besitze ich die Criterion-DVD und muß völlig nüchtern eingestehen, dass ich ein ignoranter Dummkopf gewesen bin. Der Deutsch-Pauker war ein Liebhaber von Godard, Truffaut, Malle....eben die ganz Nouvelle-vage-Schiene. Inwieweit dieser Stil jetzt auch KATHARINA BLUM zutrifft weiß ich nicht, aber mir ist bekannt, dass Schlöndorff bei einem von ihnen in die Lehre gegangen ist.
Hat der Film mich damals angeödet, so jagt er mir mit meiner heutigen Lebenserfahrung doch einen gehörigen Schrecken ein. Die arrogante Willkür von Polizei, Presse und Staatsanwaltschaft, die von oben herab das Leben der jungen Katharina Blum (Angela Winkler) zerstört, die während des Kölner Karnevals mit einem gewissen Ludwig Götten (Jürgen Prochnow) eine Nacht verbringt. Er soll ein schlimmer Terrorist sein. Dieser Eindruck wird zumindest auf mich gemacht. Das er in Wirklichkeit nur den monatlichen Wehrsold für zwei Bundeswehrregimenter mitgehen hat lassen, wird nur beiläufig erwähnt. Und das noch nicht einmal von der so heiligen Presse, sondern von den Freunden Katharinas. Dem Ehepaar Blorna, für das Katharina arbeitet und von ihrer Tante Else Woltersheim. Ansonsten wird kein so winziges Detail ausgelassen um ein völlig anderes Bild der jungen Frau der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine junge Frau, die ständig Herrenbesuch empfangen hat und das obwohl sie von ihren Arbeitskollegen den Spitznamen „Nonnne“ bekommen hat. Die ein Karl-Marx-Zitat aufgeschrieben hat. Deren Benzinrechnungen sich nicht mit ihrem privaten Bild vereinbart. Nichts wird ausgelassen und die Tatsache, dass Polizei und die Boulevardpresse Hand in Hand arbeiten, lässt das Vertrauen in die Demokratie in Grund und Boden sacken. Gewiss, die 1970er sind lange vergangen, aber die Aussage ist doch immer noch aktuell. Zwar ist der politische Boden in der Bundesrepublik schon lange nicht mehr so aufgeheizt, wie er es zur Zeit des Films war, aber an den Pressepraktiken dürfte sich wohl nichts geändert haben. Ob es solche Nattern wie den schmierigen Werner Tötges (Dieter Laser) gibt kann man auch heute nicht ausschließen. Das gleiche Schicksal würde ich ihm aber trotzdem gönnen.
Wenn ich den Film mit meinem heutigen Kenntnisstand noch einmal in der Schule behandeln würde müssen, könnte ich mir garantiert die Finger wund schreiben. Eine für mich äußerst lohnende Erkenntnis wie sich die Rezeption für einen Film doch ändern kann.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#269
Geschrieben 31. Januar 2004, 21:53
Regie: George P. Cosmatos
Nach dem überwältigenden Erfolg des ersten Films war es nur eine logische Konsequenz einen neuen Film um den Charakter des Vietnam-Veteranen John Rambo (Sylvester Stallone) zu inszenieren. Überzeugte der erste Film als Anklage über die Haltung des amerikanischen Volkes gegenüber den Kriegsheimkehrern als persönliches Drama, so ist die Situation hier eine inhaltlich und formale Kehrtwende, die überraschend konsequent durchexerziert wird. Mittlerweile seit fünf Jahren befindet sich Rambo in einem Arbeitslager als ihm sein Weggefährte Col. Trautman (Richard Crenna) einen Auftrag in Aussicht stellt, der ihm die vorzeitige Entlassung aus dem Arbeitslager ermöglicht. Er soll zurück nach Vietnam und dort Kriegsgefangene in einem Lager ausfindig machen. Seine Mission stellt sich allerdings als eine Inszenierung, ein geplantes Ablenkungsmanöver des bürokratischen Sesselfurzers Murdock (Charles Napier) heraus, der damit den Senat täuschen will und mehr Gelder für kriegerische Operationen herausschlagen will.
Doch Rambo findet wider Erwarten Kriegsgefangene, aber bevor er mit einem von ihnen entkommen kann wird er verraten und schließlich von den Vietnamesen und Sowjetrussen gefangen genommen. Interessant ist die Umkehrung des Feindbildes bezüglich des Charakters von John Rambo. War es im ersten Film die amerikanische Gesellschaft, die nicht mit dem Überbleibseln des Vietnam-Krieges fertig wurde, so sind es hier gleich zwei, wenn auch unterschiedliche Feinde. Zum einen der greifbare Gegner in Form der vietnamesischen und sowjetrussischen Soldaten. Und zum anderen ist es der Bürokrat Murdock, der Rambo in diese Situation gebracht hat. Das in dieser Hinsicht von Anfang an etwas nicht gestimmt hat, bemerkt man schon, wenn man sich mal die Einrichtung seines provisorischen Büros in dem Hangar anschaut. Von all dem technischen Gerät, welches zur Sicherung Rambos dienen soll, ist vor allem der Coca-Cola-Automat ein Detail, was den Bürohengsten eine gewisse Sorglosigkeit, ja sogar Überheblichkeit attestiert. Das bemerkt natürlich Rambo, aufmerksamer Beobachter, der er in jedem Film ist, natürlich auf Anhieb. Man kann dem Film seinen allzu leichtfertigen Umgang mit diesen politischen Thematiken durchaus vorwerfen, aber klammert man diese aus, wird man mit einem durchaus clever und effektvoll zusammengesetzten Actionfilm belohnt. Spannend, nervenzerfetzend und äußerst clever in der visuellen Gestaltung gibt sich der Film. Und diese visuelle Gestaltung ist letztendlich auf den gerühmten und berühmten Kameramann Jack Cardiff zurückzuführen. Seine halbdunklen Bilder des Dschungel oder das flackernde Licht der Kontrollinstrumente auf den Gesichtern der Soldaten sind Zusätze, die den Film filmisch viel interessanter, aber auch genauso in den Charakterszenen ausgespielt erscheinen lassen.
Ein herausragender Actionfilm, der allerdings einen immens negativen Beigeschmack auf den Charakter des John Rambo als seelenlose Killermaschine hinterlassen hat.
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#270
Geschrieben 01. Februar 2004, 13:39
Regie: The Wachowski Brothers
Dieser Streifen ist ja so viel interessanter als die SF-Welt von MATRIX. Anstatt sich in philosophische Plattitüden zu ergehen, schaffen die Wachowski-Brüder einen kleinen Mikrokosmos in einem noblen Apartmenthaus in Chicago. Und dieser Schöpfung wohnt man vor allem in der ersten Hälfte des Films mit einem stetig wachsenden Interesse bei. Caesar (Joe Pantoliano) wäscht Drogengeld für die Mafia. Mit seiner Freundin Violet (Jennifer Tily) ist er schon seit einiger Zeit zusammen. In dem Apartment nebenan werkelt die gerade aus dem Knast entlassene Corky (Gina Gershon), eine Lesbierin, die bald eine sehr prickelnde Affäre mit Violet beginnt. Eine kluge „Bitch“, Corky nun einmal ist, bemerkt sie dass Caesar für die Mafia arbeitet und das Violet irgendwie angeödet von ihrem Freund ist. Also beschliessen die beiden eine große Menge an Geld, die Caesar waschen soll von ihm zu klauen und ihm den schwarzen Peter in die Schuhe zu schieben.
Vor allem in der ersten Hälfte ist der Film als das Porträt einer aufkeimenden lesbischen Beziehung zwischen den Hauptdarstellerinnen eine filmische Augenweide. Da ziehe ich meinen Hut vor der knisternden Erotik, die beiden Frauen sich überhaupt nicht scheuen auszuspielen. Mit reichlich ausgefallenen Kameratricks und doch recht kitschig wirkenden Situationen, wird dabei die Spannung zwischen den beiden Frauen hochgeschraubt. Da wirkt das Vertuschen des Verbrechens ab der zweiten Hälfte irgendwie fade, obwohl sich der anfangs dumm gebende Caesar doch nicht so einfach aufs Kreuz legen lässt und partout nicht das machen will, was die beiden Damen geplant haben.
Eine sehr unterhaltsame und vor allen Dingen kleine Geschichte. Könnte man auch als Theaterstück inszenieren und würde dabei auch sehr überzeugend funktionieren. Ein Film bei dem es viel mehr zu entdecken gibt, als bei der MATRIX. Mit zwei hervorragenden weiblichen Hauptdarstellerinnen, die plastischer und realer wirken als es Trinity jemals sein wird.
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