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"Now it's dark!" - Filmforen.de - Seite 10

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"Now it's dark!"


784 Antworten in diesem Thema

#271 Tornhill

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Geschrieben 03. Februar 2004, 13:43

MISSISSIPPI BURNING (USA 1988) - DVD (MGM)
Regie: Alan Parker

Diesen Film sehe ich auch bestimmt zwei- oder dreimal im Jahr an. Sicherlich nicht um einen besonderen Kick zu verspüren, wenn die schwarze Bevölkerung dieser Kleinstadt in Mississippi jedes Mal die Hucke voll kriegt, wenn sie aufmuckt, sondern weil der Film ein äußerst unbequemes Porträt der Vereinigten Staaten ein paar Monate nach der Ermordung JFK’s zeichnet. Und das sich die Amis das auch noch von einem Briten gefallen lassen müssen ist ein weiterer bitterer Beigeschmack, welcher der Aussage dem Film eine zusätzliche Brisanz verleiht. Allerdings läuft Alan Parker manchmal arg in Gefahr dem epischen Starkino zu verfallen. Zum Beispiel dann, wenn sich Gene Hackman und Willem Dafoe, ihrer unterschiedlichen Charakteren entsprechend, an die Gurgel gehen oder wenn sich der von Willem Dafoe dargestellte FBI-Agent in die Reihen der schwarzen Mitbürger begibt. Filmisch und inhaltlich zu seiner Rolle passend ist das vielleicht, nur hinterlässt es bei mir einen völlig anderen Eindruck.
Erschreckend ist der Film vor allem in dem Zynismus der normalen Einwohner der Stadt, der Brutalität der weißen KKK-Mitglieder gegenüber der schwarzen Bevölkerung und dem generell brodelndem Hass, der diese Region durchzieht. Und wenn der Hass mit Gesichtern wie denen von Brad Dourif, Michael Rooker, Pruitt Taylor Vince und Stephen Tobolowsky besetzt ist, Gesichtern, mit denen man aus zahlreichen anderen Filmen vertraut ist, ist man geneigt bei einigen Szenen entsetzt die Augen zu schließen. Bei all den brennenden Kirchen und Baracken in denen die Schwarzen hausen und aus denen sie immer wieder des Nachts herausgeprügelt werden, frage ich mich manchmal, wie lange sie noch still halten können ehe auch sie ihre Faust erheben um gegen ihre Peiniger vorzugehen.
Wann ist diese fiktive Geschichte am besten? Wenn sich die Realität, anhand von FBI-Fotos dargestellt, mit der filmischen Fiktion auf eine Stufe stellt. Ich spreche hier jetzt nicht von den brennenden Kreuzen oder der Versammlung des Ku-Klux-Klan, sondern von Szenen wie der brutalen Zusammentreterei der schwarzen Kirchenbesucher oder des Farmers, der vor seiner brennenden Scheune an einem Baum aufgehängt wird. Manchmal unerträglich dabei noch die Augen auf dem Schirm richten zu können...
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#272 Tornhill

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Geschrieben 03. Februar 2004, 13:59

HANNIBAL (Großbritannien/USA 2001) - DVD (BMG)
Regie: Ridley Scott


Das war wieder eine ganz besondere Tortur sich durch dieses Machwerk zu kämpfen. Man ist ja irgendwie doch versessen darauf zu erfahren, was jetzt mit Hannibal Lecter so alles noch geschieht. Doch wie schon das Buch, versagt auch der Film. Nach seinem überraschenden Comeback mit GLADIATOR, war ich doch überrascht, dass er sich für diese Fortsetzung zum grandiosen THE SILENCE OF THE LAMBS hergegeben hat. Doch der dokumentarische Stil den Scott für den Film gewählt hat, unterstützt von dem holprigen Schnitt seines Gehilfen Pietro Scalia, ist dem Film höchst abträglich zumal auch die Darsteller hier alle auf Sparflamme agieren. Anthony Hopkins hat bestimmt nur den dicken Gehaltsscheck gesehen mit dem Dino de Laurentiis vor ihm rumgetanzt ist, Gary Oldman versteckt sich hinter einer dicken Make-up-Schicht und verbringt die ganze Zeit des Films damit böse herum zu zischen. Dann haben wir noch Julianne Moore, die für Jodie Foster als Clarice Starling einspringt (die wirklichen Gründe für ihre Absage, werden wir wohl erst in ein paar Jahren erfahren). So sehr ich sie in anderen Filmen schätze, so sehr geht sie mir hier auf den Keks. Ihre ätherische Aura passt überhaupt zu dem Charakter der Clarice Starling. Natürlich hat sie sich im Laufe der Jahre geändert, was im Hinblick auf die Hintergrundstory im Roman verständlich wirkt, aber wie es die Moore rüberbringt schmeckt mir überhaupt nicht. Da klatscht sie lieblos und erschreckend konventionell die Dialogsätze in den Raum ohne auch nur eine Miene, ein Zucken in ihrem Gesicht erkennen zu lassen.
Zum Glück gibt es aber auch zwei positive darstellerische Leistungen auszumachen. Nämlich Ray Liotta als den geifernden Top-Arsch Paul Krendler, der rattenscharf auf Clarice Starling ist. Mit sichtlicher Spielfreude gibt Liotta den fiesen Vorgesetzten. Der andere Glücksgriff ist Giancarlo Giannini als Commendatore Rinaldo Pazzi, der sich auf ein gefährliches Spiel mit dem in Florenz untergetauchten Lecter einlässt. Deren Szenen gehören mit zum besten was der ansonsten gemächliche und unspannende Film zu bieten hat.
Zugute halten muss man allerdings das Wagnis, diesen Star-Film mit ordentlichem Blutgehalt inszeniert zu haben. Das Abstechen des von Pazzi angeheuerten Taschendiebs im nächtlichen Florenz, der Fingerabdrücke von Lecter beschaffen soll, das anscheinend vorbestimmte Schicksal Pazzis wie sein Vorfahr an der Mauer der Capponi-Bibliothek zu baumeln oder das surreale Abendessen von Lecter, Starling und Paul Krendler haben dem Film einen prächtigen Skandal und reichlich Publicity beschert. Besser haben sie in dadurch nicht gemacht, aber zumindest wurde die zuvor aalglatte Stimmung des Films dadurch mächtig erschüttert. Ich kann mich noch erinnern wie ich bei der Dinner-Szene herzhaft lachen musste als Lecter ankündigte einen Teil von Krendlers Gehirn zu entfernen, welcher der Sitz für die „guten Manieren“ ist. War der Film vorher öde, so wird er doch durch das virtuos gefilmte und geschnittene Finale und der Coda aufgewertet. Vorher muss ich aber immer ordentlich Geduld und Sitzfleisch mitbringen um bis dahin zu kommen. Aber es lohnt sich.
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#273 Tornhill

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Geschrieben 03. Februar 2004, 22:07

LEGEND (Großbritannien 1985) - DVD (Universal)
Regie: Ridley Scott

Hach, der Film ist so richtig nett anzuschauen. Zumindest die meiste Zeit seiner Spielzeit. Doch die Unschuld des Films wird je unterbrochen, als diese nervende Prinzessin Lily (Mia Sara) das erste Mal auftaucht. Der holden Maid gehört mal ordentlich der Arsch versohlt. Die Puppe kann noch so toll ausschauen, sie geht mir mit ihrem kapriziösen Verhalten gehörig auf die Eier. Obwohl auch noch Grinsbacke Tom Cruise mit von der Partie ist, stört er mich mit seinem Nichtskönnen nicht ganz so sehr wie diese Prinzessin. Von was für einem Land ist die eigentlich Prinzessin? Dumm herum zu springen und Lieder trällernd durch den Wald zu streifen macht für mich noch lange keine Prinzessin aus.
Wann ist der Streifen am besten? Ganz einfach...wenn er es schafft sich von dem Pärchen losreißen zu können und sich auf seine eigentlichen Qualitäten beschränkt, die einige von Ridley Scotts Filmen auszeichnen. Nämlich eine fremdartige Welt zum Leben zu erwecken. Der riesige Wald mit all seinen Bewohnern, erfüllt von geheimnisvollen Klängen und bevölkert mit allerlei garstigem Getier wie Kobolden und Sumpfhexen...das ist es wofür sich der Film lohnt. Und natürlich für den Herren der Finsternis (Tim Curry). Für mich eine der beeindruckensten Fantasy-Gestalten des Kinos. Ausgestattet mit einem homerischen Gelächter, roter Haut, gigantischen Hörner und schweren Hufen stapft er durch sein Domizil und spielt einen der Verführer des Films.
Und um Verführung geht es ja eigentlich in dem Film. Lily verführt Jack dazu ins Wasser zu springen damit er den Ring wieder beschafft, Lily verführt mit ihrem Geträller die Einhörner, Jack verführt Meg Mucklebones mit ihrem Spiegelbild, die Fee Oona verführt Jack mit einem Trugbild und Lily wird von dem Schwarzen Kleid zu einem orgiastischen Walzer verführt.
Schmunzeln muss ich angesichts Scotts Wunsch einen ehrlichen Film über den ewigen Kampf von Gut gegen Böse zu inszenieren. Wenn er denkt, dass seine im Grunde naiver Film irgendetwas dazu beiträgt ist er ziemlich blauäugig. Der Film besticht nur in einer Weise. Nämlich das ordentliches Talent aller hinter der Kamera Beteiligten einen ganz passablen, in einige Belangen herausragenden Film, schaffen kann. Über die Vergewaltigung Scotts an dem Film nach den ersten Vorführungen, die zu einem krassen Herunterschneiden und einer anderen Filmmusik für den amerikanischen Markt führten will ich erst gar nicht anfangen. Aber das er jetzt anscheinend alles wieder in den Film hineingepackt hat, was er auch gedreht hat, macht den Film in einigen Szenen unerträglich lang. Da möchte man am liebsten die Vorspultaste betätigen. Mich hält aber immer wieder die hervorragende Filmmusik von Jerry Goldsmith ab, der hier Gelegenheit erhielt fast den gesamten Film durch zu komponieren. Zumindest für die vorliegende Fassung. Der Film ist auch mit der Tangerine-Dream-Musik ansehbar, nur ist er gnadenlos zusammengekürzt und vermisst noch viel mehr an dem Können Scotts. Auch die europäische Kinofassung weiß mich nie richtig zufrieden zu stellen. Zwar erhält sie die Goldsmith-Musik ist aber auch stark zusammengekürzt. Ganz gleich wie man es drehen und wenden will...einen wirklich herausragenden Film hat Scott mit LEGEND leider nicht zu Stande gebracht.
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Geschrieben 04. Februar 2004, 17:35

JAWS 2 (USA 1978) - DVD (Universal)
Regie: Jeannot Szwarc


Nach dem phänomenalen Erfolg des Spielberg-Filmes lies man noch eine zweite Geschichte um die kleine Insel Amity Island und um ihren Kampf gegen einen Großen Weißen Hai folgen. Der Film ist leider weit davon entfernt die Spannung und Dramatik des Erstlings aufzubauen, was leider in der völlig fehlenden Bezugsperson zu suchen ist. Überzeugte der erste Film mit dem Aufkeimen einer Freundschaft zwischen drei Männern, welche sich in einer Extremsituation befinden, so lässt der zweite nur einen etwas oberflächlichen Blick auf eine Gruppe von Teenager mit ihre Segelbooten zu. Diese geraten nach der Hälfte des Films, die schon das erneute Auftauchen des Hais und Brodys (Roy Scheider) Obsession mit diesem zum Thema hatte, auf dessen Speiseplan.
Der handwerklich äußerst versierte TV-Regisseur Jeannot Szwarc gibt sich betont schnörkellos, aber leider auch nicht gerade subtil. Die Szenen an Land mit dem ewigen Herumdebattieren zwischen Brody und den Offiziellen der Stadt kennt man schon aus dem ersten Film. Hier wirken sie der Spannung leider abträglich, da man unbedingt die nächste Hai-Attacke sehen will. Darum sieht man sich diese Fortsetzung ja auch an. Sind wir dann aber auf oder im Wasser so spielt Szwarc aber sogleich sein Können als Action-Regisseur gekonnt aus und liefert einige tolle Bilder vom Hai. Einige Male platziert Szwarc die Kamera auf dem Rücken des Hais und schwenkt dann effektiv nach oben um das nächste Opfer des Hais zu erspähen. Darüber hinaus entschädigen auch einige gute Actionszenen und Unterwasseraufnahmen von Peter Butler in Verbindung mit John Williams erneutem filmmusikalischen Beitrag für die ein oder andere Schwäche, die sich in teilweise gleichen Charakterkonstellationen, wie schon im ersten Film vorkommen, zu finden ist.
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Geschrieben 05. Februar 2004, 19:10

THE MAN WHO FELL TO EARTH (Großbritannien 1976) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Nicolas Roeg


Man sollte nicht jede Inhaltsangabe für bare Münze nehmen, denn sonst läuft man in Gefahr seinen Kopf bei der eigentlichen Filmhandlung und der Aussage nicht mehr anzustrengen. Das ist auch bei diesem Film der Fall, der von dem Außerirdischen Thomas Jerome Newton (David Bowie) erzählt, der auf die Erde kommt um Wasser für seinen sterbenden Heimatplaneten aufzutreiben. Wie schon angedeutet habe ich den Film immer für das gehalten, was er auf seiner Oberfläche zu sein scheint: ein Science-Fiction-Film. Nun das ist er auch, aber seine Oberfläche ist alles andere als glatt und lässt somit einen enormen Spielraum für den Zuschauer sich seine Gedanken über die Ereignisse in der Geschichte zu machen.
Der Film ist mir schon einige Zeit bekannt gewesen, doch bis jetzt habe ich ihn nur als ein skurriles Kabinettstück angesehen. Nach dem Motto: „Hach, der Film ist so herrlich schräg, der gefällt mir einfach. Da komme ich mir ganz besonders toll vor.“ Gegenüber anderen ist das sehr unhöflich, weil ich mich damit über sie stelle und arrogant auf sie hinab blicke. Das darf ich nicht mehr tun.
Jetzt bin ich immer traurig, wenn ich mir diesen Film ansehe. Egal ob Newton jetzt ein Außerirdischer oder vielleicht doch nur ein Wachträumer ist, die Tatsache, dass die Gesellschaft in mehr und mehr auffrisst und ihn am Ende für alle Zeit gebrochen und resigniert zurücklässt, geht mir sehr an die Nieren. Doch nicht nur er wird diese Tortur nicht überleben, auch die Menschen, welche ihn auf seinen ruhmreichen Weg zum Chef eines Multimillionen-Dollarkonzerns begleiten, gehen körperlich und auch geistig zu Grunde. Einen Platz für Träume, Wünsche oder Sehnsüchte wird dem schnöden Mammon geopfert. Labile Seelen werden durch die luxuriösen Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation gefügig gemacht und für immer ruhig gestellt. Und manchmal habe ich dieses beunruhigende Gefühl, dass das zu einem gewissen Grad auch mir schon widerfahren ist.
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Geschrieben 06. Februar 2004, 16:24

ÁTAME! (Spanien 1989) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Pedro Almodóvar

Nun, mit dem spanischen Kino bin ich so gut wie überhaupt nicht vertraut und kann heute nicht mehr ganz nachvollziehen, wann und unter welchen Umständen ich den Film einmal im Fernsehen gesehen habe. Das er bei mir aber einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat kann ich mit dem Kauf der DVD beweisen.
Ricky (Antonio Banderas), ein junger Mann von 23 Jahren und gerade aus einer psychiatrischen Abteilung entlassen worden, geht hinaus in die weite Welt mit einem festen Ziel. Eine Frau zu finden und mit ihr eine Familie zu gründen. Und er hat auch schon eine Frau erwählt: die B-Film-Darstellerin Marina Osorio (Victoria Abril). Er kidnappt sie und hält sie daraufhin in ihrer Wohnung gefangen. Mit Gummiband gefesselt und mit Heftpflaster ruhiggestellt, muß Marina nun die Aussagen Rickys, der ihr seine glühende Liebe gesteht trotzig hinnehmen. Doch etwas verbindet diese beiden Menschen, die gänzlich verschieden sind, aber im Laufe der Handlung einen Prozess des gegenseitigen Verstehens durchmachen.
Zuerst mag man über die Ereignisse des Films mit der Stirn runzeln, aber ich für meinen Teil kann in den Charaktere so etwas wie verlorene Seelen ausmachen. Ist das bei Ricky die eigentliche Charaktereigenschaft, fällt es bei Marina doch erst etwas schwerer. Eine „große“ dramatische Schauspielerin ist sie nie gewesen und hat sich vor ihrer Rolle in dem letzten Film des Regisseurs Maximo (Francisco Rabal) in Pornofilmen rumgetrieben und war drogenabhängig. Der Film macht das nicht direkt zum Thema, aber die Einstellung Rickys gegenüber Marina wird im Verlauf der Geschichte nachvollziehbar. Ob man das abkauft ist natürlich eine andere Frage. Ich für meinen Teil kann mit Fug und Recht behaupten, dass der Film bei mir einen Nerv getroffen hat, der ihn mir äußerst sympatisch macht. Dann kann ich auch dem Regisseur Pedro Almodóvar bei jeder Nuance, der er der Geschichte hinzufügt bedenkenlos folgen. Das ist doch auch schon etwas wert.
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Geschrieben 06. Februar 2004, 18:08

THEATRE OF DEATH (Großbritannien 1966) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Samuel Gallu


„Le theatre de la morts“ ist eine sehr erfolgreiche Theatershow, die stets vor ausverkauftem Haus die absurdesten Grusel- und Horrorgeschichten aufführt und sie mit einem blutigen Höhepunkt ausstattet. Das sorgt beim Pariser Publikum für einen wohligen Schauer und lässt die Theaterkassen laut klingeln. Angeführt von dem egozentrischen und mit strenger Hand ausgestatteten Regisseur Philip Darvas (Christopher Lee), der den Posten von seinem Vater übernommen hat und mit seinem Hang zu unbedingtem Realismus und dem Dekret, dass sich der Darsteller völlig in seinen Rolle aufgehen lässt, werden die einzelnen Stücke immer exotischer und brechen teilweise die Grenzen des Erlaubten.
Als sich dann aber eine auf den ersten Blick unzusammenhängende Mordserie ereignet, bei der die Opfer durch einen Stich in dem Hals und völligen Blutverlust sterben, kann man sicher sein, dass die Spur ins Theater des Todes führen wird. Und dieser Spur zu folgen macht einen nicht unerheblichen Teil des Spaßes aus, den der Film bei mir geweckt hat. Gekonnt spielt der Film in seinen besten Momenten mit dem Blutdurst des Zuschauers und verweigert sich in seiner Kriminalhandlung bis zum Finale den gängigen Abläufen. Man wird nur mit Opfern abgespeist und ist niemals Zeuge der realen Bluttat. Interessant ist weiterhin, dass der Film nicht aus den Hammer-Studios stammt, die den Film wohl einen anderen Look verpasst hätten. Christopher Lee erhält hier auch mal eine interessantere Rolle, als die des Monsters vom Dienst. Er spielt einen echten Charakter mit Fehlern, aber auch mit positiven Eigenschaften. Er ist auf der einen Seite der Star des Films, aber es steht ganz eindeutig die Kriminalhandlung im Vordergrund. Das ist eine löbliche Einstellung, welche ich den Machern des Films hoch anrechne. Was mich im Bezug auf das Zusatzmaterial der DVD allerdings nervt, sind Lees ständige Bemerkungen über seine Stellung bei den Hammer-Studios. Irgendwann weiß darüber auch der letzte Bescheid.
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Geschrieben 07. Februar 2004, 15:09

CHAPLIN (Großbritannien 1992) - DVD (Kinowelt/Momentum)
Regie: Richard Attenborough

Ich weiß wirklich nicht woher ich meine besondere Affinität für Biopic’s her habe. Vielleicht ist es die Bequemlichkeit, die mit der Sichtung eines solchem Film einhergeht. Man sitzt bequem auf der Couch und lässt sich die wichtigsten Stationen im leben einer berühmten Person vorkauen. Und wenn das auch noch von jemanden bewerkstelligt wird, der von der Arbeit und vom Leben der betreffenden Person stark beeinflusst ist und der entsprechenden Verfilmungen seinen Stempel aufzudrücken versteht, bin ich froh mir solch einen Film anzuschauen. Jetzt muss ich nach dieser Einleitung natürlich noch Butter bei die Fische geben...
Ich weiß ja nicht wie es anderen Kindern ergangen ist, aber mein Aufwachsen mit den Werken von Laurel & Hardy, den Stooges, dem „Western von Gestern“ und eben auch den Kurzfilmen von Charlie Chaplin sind Erinnerungen, die ich niemals missen möchte. Leider habe ich aber irgendwie den Eindruck, dass sich Richard Attenborough das falsche Thema ausgesucht hat um uns die Person Chaplin näher zu bringen. Klar, seine wichtigsten Werdegänge wie die Ankunft bei Mack Sennett, die Fertigstellung seiner berühmtesten Filme werden beleuchtet, aber die meiste Zeit wird damit zugebracht, wie Chaplin jungen Dingern nachsteigt. Und das kann leider nicht den ganzen Film über mein Interesse aufrecht erhalten. Dann schon eher seine folgenschwere Begegnung mit J. Edgar Hoover, dem Chef des FBI, seine Freundschaft zu Douglas Fairbanks oder die herzzerreißenden Szenen mit seiner Mutter Hannah. Wenn es aber darum geht, das Genie Chaplins zu charakterisieren, das ihn bei der Arbeit an seinen Filmen oder bei der Kreationen eines Gags zeigt, kann der Film nur in ganz seltenen Fällen überzeugen. Die sicherlich beste Szene des Films zeigt Chaplin in einem Lagerraum in den Mack-Sennett-Studios, wo ihn förmlich die diversen Kleidungsstücke und Requisiten zufliegen aus denen er die Figur des Tramp erfindet. So einfach ist das natürlich nicht vonstatten gegangen, aber die Realität wäre doch um einiges langweiliger, wie Chaplin als alter Mann richtig erkennt. Geradezu brilliant ist die Wahl Attenboroughs aber wenn er einige reale Begebenheiten in Chaplins Leben, als eine filmische Hommage an dessen Arbeit inszeniert. Die Jagd im Armenhaus in das er als kleines Kind gesteckt wird oder der heimliche Schnitt an dem Film THE KID sind hierfür die besten Beispiele.
Tja, man muss sich hier schon die Rosinen rauspicken, aber die sentimentale und wehmütige Stimmung, welche den gesamten Film durchzieht, lässt mich über die falsche Herangehensweise Attenboroughs etwas hinwegsehen. Einfach ist es sicherlich nicht gewesen eine dermaßen komplexe Person auf die Leinwand zu bringen. In Verbindung mit Chaplins eigenem Werk wirkt der Film manchmal, aber nur manchmal wie ein Making of.
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#279 Tornhill

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Geschrieben 07. Februar 2004, 22:46

THE IPCRESS FILE (Großbritannien 1965) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Sidney J. Furie


Harry Palmer ist der Anti-Bond. Er hat so gar nichts mit dem großen Geheimagenten Ihrer Majestät gemein. Kurzsichtig, ein hervorragender Freizeitkoch, jemand der gerne jungen Dinger in Miniröcken nachschaut und über ein nicht gerade herausragendes formelles Verhalten gegenüber seinen Vorgesetzten verfügt. Diese ungeschliffene Charakterisierung dieser Figur macht den gesamten Film interessanter als fast die gesamte James-Bond-Filmreihe, die sich vor allem durch festgefahrene Rituale in vier Jahrzehnten jeglichen neuen Impulsen für formale und inhaltliche Änderungen verweigert.
Inhaltlich geht es in diesem Film um britische Wissenschaftler, die entführt werden und nach einigen Tagen völlig verändert und einer Gehirnwäsche unterzogen, wieder auftauchen. Harry Palmer (Michael Caine) wird in eine neue Abteilung des Geheimdienstes versetzt und muss sich mit mühseliger Laufarbeit seine Informationen beschaffen. Entspannung findet er in seiner Freizeit aber immer wieder beim Einkaufen und beim Kochen von schmackhaften Gerichten bei denen er bevorzugt Mozart hört. Jetzt soll mal bitte schön jemand versuchen eine adäquate Charakterisierung für die Figur des James Bond zu erstellen.
Der Inhalt der Geschichte erinnert in seiner unspektakulären Weise an FROM RUSSIA WITH LOVE, ist aber formal durch eine exquisite Kameraarbeit sowie geschmackvolle und zweckdienliche Sets von Ken Adam umgesetzt. Überhaupt finden sich in den Credits eine hohe Anzahl von Bond-Veteranen. Harry Saltzman produziert, Peter Hunt ist wieder einmal für den Schnitt zuständig, Ken Adam habe ich bereits erwähnt und John Barry sorgt für eine wohltuend zurückhaltende Filmmusik. Verliert sich Bond in Nebensächlichkeiten ist es uninteressant und manchmal arg bemüht, aber hier kommt jedes noch so kleine Detail, sei es eine Kameraeinstellung oder die Gestik eines Darstellers, sehr positiv bei mir an.
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#280 Tornhill

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Geschrieben 08. Februar 2004, 22:26

PHANTOM OF THE PARADISE (USA 1974) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Brian De Palma

Hm, es fällt mir sehr schwer eine endgültige Meinung über diesen Film zu bilden. Fasziniert bin ich einerseits von der formalen Umsetzung des Films, der um ein ganzes Stück professioneller wirkt als der ein Jahr zuvor entstandene SISTERS. Womit ich aber so manchmal meine Probleme habe ist die inhaltliche Konzeption des Stoffes den De Palma mir hier präsentiert.
Winslow Leach (William Finley), ein unermüdlicher Komponist will mit seiner großen Kantate „Faust“ Eindruck beim legendären Musikproduzenten Swan (Paul Williams) schinden. Winslow wird von ihm mehrmals betrogen und geistert im Verlauf der Geschichte grässlich verunstaltet durch Swans neuen Club „Paradise“. Trotzdem lässt er sich auf einen Knebelvertrag mit Swan ein. Wenn er seine Kantate nach Swans Wünschen umschreibt garantiert dieser, dass er die junge Sängerin Phoenix (Jessica Harper), in die sich Winslow verliebt hat, für einen großen Gesangspart zu engagiert.
Formal besticht der Film durch eine hervorragende Kameraarbeit, eingängige Songs und ein interessantes Glamrock-Design, dass aber manchmal schon reichlich Patina angesetzt hat. Ich glaube mit diesem Film begann auch De Palmas Kopiereigen der Duschszene aus Alfred Hitchcocks PSYCHO. Lustig ist seine Verballhornung dieser Sequenz allemal. Und ein anderer nicht gerade unerheblicher Grund sich diesen Film anzuschauen ist die bezaubernde Jessica Harper. Hier ist sie auch noch nicht ganz so erwachsen wie in Dario Argento’s SUSPIRIA.
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#281 Tornhill

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Geschrieben 09. Februar 2004, 18:46

WOYZECK (Deutschland 1979) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Werner Herzog

Dieser doch eher kleine Filme, im Verhältnis zu den anderen Beiträgen von Werner Herzog und Klaus Kinski gesehen, entwickelt sich immer mehr und mehr zu meinem Favoriten ihrer fünf Arbeiten. Das mag zum einen daran liegen, dass sich Herzog hier an eine Bühnenfragment gewagt hat, dass er meiner Meinung nach völlig unverfremdet auf den Bildschirm gebannt hat. Dieses teilweise entrückte Spiel mancher Szenen, die Monologe einzelner Figuren lassen mich diesen Schluss ziehen. Ein Problem habe ich mit dieser filmischen Theatralik aber ganz und gar nicht. Alle Darsteller liefern meiner Meinung genau die richtige Prise an Betonung und Gestik, die mich voll und ganz für diesen Film begeistern. Diese Ökonomie jeder einzelnen Sequenz, wenig Kamerafahrten, fast komplett durchgespielte Szenen, lassen mich konzentriert die Handlung verfolgen und mich auch teilweise darin hinein versetzen.
Ich hatte während des Films noch viel mehr im Kopf was ich doch nicht gleich alles dazu niederschreiben wollte, aber das ist nun schon alles wieder verflogen. Das soll aber jetzt nicht bedeuten, dass der Film nach seiner verhältnismäßig geringen Spielzeit von nur achtzig Minuten wirkungslos bei mir verpufft. Wenn ich später meinen Eintrag hierzu noch einmal durchlesen werde, kann ich mir ja dazu Gedanken machen und mir den Film noch einmal anschauen. Denn zum wiederholten Anschauen lädt dieser geradezu ein. Und dieser Einladung werde ich dann sicher gerne folgen.
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Geschrieben 09. Februar 2004, 23:47

SOCIETY (USA 1989) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Brian Yuzna


Brian Yuzna hat mit RE-ANIMATOR (und seinen beiden Fortsetzungen) sicherlich eine der gelungensten Beiträge für das Horrorkino der 1980er Jahre abgeliefert. Unglaublich witzig, unglaublich blutig dabei aber immer noch mit einem gewissen Ernst ausgestattet. Dieser etwas unbekanntere Film ist wie ich finde aber eine ebenso interessante Fundgrube an Themen, die mich angesprochen haben.
Bill Whitney ist ein Teenager, der seinen Platz in der Gesellschaft nicht so recht finden will. Er wächst in einer wohlhabenden Familie im stets sonnigen Beverly Hills auf doch seine Gefühle und seine generelle Einstellung stehen ihm immer irgendwie im Weg. Seine regelmäßigen Besuch bei einem Psychiater können ihm auch nicht helfen als er herausfindet, dass er seine Eltern und seine Schwester perverser sexueller Praktiken verdächtigt. Angeheizt wird er dabei vom Ex-Freund seiner Schwester, der er immer noch nachstellt, einer mysteriösen brünetten Schönheit und dem Ende seiner Jugendliebe.
Der Film ist gleichermaßen ein gelungenes Porträt eines verwirrten Teenagers und garstige Exkursion in die Sexualtriebe des Menschen. Yuzna lässt dabei offen ob die Ereignisse denen Billy während der Filmhandlung ausgesetzt ist, auf seiner Fantasie oder ein Halluzination beruhen oder ob sich die Einführung in die obere Gesellschaft von Beverly Hills, wirklich in eine derart perverse Angelegenheit entwickelt.
Die Entscheidung Yuznas Billy Warlock als den „Helden“ der Geschichte zu besetzen ist eine interessante Wahl. Er spielte unter anderem in den Fernsehserien GENERAL HOSPITAL und BAYWATCH mit was ihm hier zu Gute kommt. Sein unsicheres Spiel macht ihn zusammen mit seiner Garderobe zum Außenseiter über den die ungewöhnlichsten Dinge hereinbrechen und der von einer unmöglichen Situation in die nächste katapultiert wird. Ansonsten gibt es mehr oder weniger überzeugende Leistungen der anderen Darsteller und die ein oder andere manchmal aufgezwungene humoristische Einlage.
Über die grotesken Make-up-Effekte von Screaming Mad George, der auch bei den letzten beiden RE-ANIMATOR-Filmen für diese Arbeit verantwortlich zeigte möchte ich kein Wort verlieren. Der Eindruck, den diese Effekte auf mich aber hinterlassen haben, waren doch recht unterschiedlich.
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Geschrieben 10. Februar 2004, 08:19

BASIC INSTINCT (USA 1992) - DVD (Kinowelt)
Regie: Paul Verhoeven

Heute ist mir etwas passiert was ich nicht für möglich gehalten hätte. Dieser Film, den ich eigentlich immer sehr zu schätzen wusste, hat mich bei der heutigen Richtung richtig an der Gurgel gepackt und mich fast während seiner gesamten Spielzeit nicht mehr losgelassen. An den Kinobesuch im September 1992 habe ich keine Erinnerungen mehr. Der eigentliche Grund ihn damals zu besuchen, war natürlich die enorme Publicity, welche durch die Sexszenen zwischen Michael Douglas und Sharon Stone verursacht wurde. Daran hatte ich anscheinend als siebzehnjähriger den meisten Spass.
Aber heute mit dem Wissen um das Oeuvre der meisten Beteiligten vor und hinter der Kamera dieses Films nimmt man den Film völlig anders auf. Dieses Wissen hatte ich bei der heutigen Sichtung zwar im Hinterkopf als ich die Namen im Vorspann las, aber nach seinem Beginn war dieses Wissen wie weggewischt und machte einer völlig frischen Aufnahme der Handlung Platz. Zwar habe ich hier und da einige der Aufnahmen mit anderen Filmen verglichen, zumal Verhoeven ja auch darauf hin gewiesen hat, dass der Film eine gewisse Ähnlichkeit mit VERTIGO hat, was sich vor allem aus der Lokalität, nämlich San Francisco, ergibt. Aber mir sind auch noch hier und da andere Filme in den Sinn gekommen, die ich unterbewusst in einigen Einstellungen im Film erkannt haben könnte. Und wenn dann noch Michael Douglas einen hitzigen Cop spielt, denke ich vor allem an seine kontrollierte Darstellung in der Serie THE STREETS OF SAN FRANCISCO an der Seite von Karl Malden zurück.
Ich möchte mich jetzt nicht überschwänglich über die bekannte Handlung des Films auslassen, aber mir fiel heute auf, dass der Film ab der achtzigsten Minute bis zu seinem Finale und dem Epilog ein klein wenig an Kraft verliert, was sich mir bei den schnellen Szenenabfolgen ziemlich aufdrängte. Ich weiß ausserdem nicht ob es anderen aufgefallen ist, aber ich bin davon überzeugt, dass der Mord an Gus (George Dzundza) ebenfalls von Catherine Tramell (Sharon Stone) verübt wurde und sie es dann Elizabeth Garner (Jeanne Tripplehorn) in die Schuhe geschoben hat. Mein nicht unbegründeter Verdacht lässt sich anhand einer Szene beweisen, als Nick Curran (Douglas) Catherine besucht, die soeben ihr neues Buch „Shooter“ fertiggestellt hat, für das sie Nick als Inspirationsquelle benutzt hat. Nick liest während der Drucker läuft einige Sätze einer Seite und diesen Ausschnitt sollte man sich einmal genauer anschauen.
Nach dem Mord findet die Polizei dann ja im Apartment, die äußerst plump aufbewahrten Beweismittel wie z. B. eine Pistole, Unterlagen und Fotografien. Bedenkt man dabei die frühere Szene bei der Nick im Apartment auf Elizabeth wartete und sie wegen ihrer Studienzeit mit Catherine befragte, sollte man hier auf Elizabeths Äußerung über das Schloss der Wohnung achten.
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#284 Tornhill

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Geschrieben 11. Februar 2004, 17:46

L. A. CONFIDENTIAL (USA 1997) - DVD (Warner Bros.)
Regie: Curtis Hanson


Das ist ein ganz großer, manchmal auch etwas überheblicher, aber ein Blick des Kenners herab auf das Hollywood vergangener Zeiten. Und so anders scheint diese Zeit (Mitte der 1950er) auch nicht von der heutigen Zeit zu sein, wenn man den Worten von Sid Hudgens, dem Herausgeber des Schundblattes „Hush Hush“ Glauben schenkt. Manchmal ist es Curtis Hanson und seinem Co-Autor Brian Helgeland überhaupt daran gelegen die Kriminalhandlung weiter zu verfolgen, sondern die drei Cops bis ins kleinste Detail zu charakterisieren. Ed Exley (Guy Pearce), der sich vom blassen Milchbubi zum taktisch klug agierenden Superbullen entwickelt, Bud White (Russell Crowe), Beschützer von verprügelten Frauen, der sich mit einer Edelprostituierten einlässt und Jack Vincennes (Kevin Spacey), ein korrupter und ziemlich aufgedunsener Bonzenbulle, der im Verlaufe des Films gar nicht mehr weiß warum er den Job eigentlich noch macht. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Martin Scorsese mit seinem Film über Dean Martin mal langsam in die Puschen kommen sollte. Spacey wäre eine ideale Besetzung.
Es war mir bei meinen ersten Sichtungen nicht ganz einfach, der Kriminalhandlung zu folgen, da die Informationen sporadisch und mit einem überheblichen Kommentar von Sid Hudgens eingestreut wurden. Eine Menge Gangster gehen Hops, nur weil ihr ehemaliger Boss Mickey Cohen im Knast sitzt. Die allein gelassenen Schäfchen machen sich nun das Territorium gegenseitig streitig und nieten sich kurzerhand um. „Bloody Christmas“, „Nite Owl Massacre“ und „Fleurs de lis” sind alles Bezeichnungen, die den Blick auf das Wesentliche zu trüben wissen, aber doch alle zu der gleichen Geschichte ihr Gerüst beitragen. Mit jeder Sichtung enträtselt man ein weiteres Geheimnis, dieser unterhaltsamen Mixtur aus Fiktion und der ganz realen „Hollywood-Wirklichkeit“ von echten Schauspielerinnen und Nutten, die wie Filmstars aussehen. Köstlich ist da natürlich die Szene im „Formosa“-Cafe als Ed Exley von der echten Lana Turner, die er für eine Nutte hält, Wasser ins Gesicht geschmissen bekommt. Von wem wurde eigentlich noch mal Johnny Stompanato getötet? War das nicht Lana Turners Tochter? Ich bin mir in dieser Hinsicht nicht mehr ganz sicher.
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#285 Tornhill

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Geschrieben 12. Februar 2004, 18:43

NATURAL BORN KILLERS (USA 1994) - DVD (Lions Gate)
Regie: Oliver Stone

Ich muss ja zugeben, dass ich von dem Mord und Totschlag den Mickey (Woody Harrelson) und Mallory Knox (Juliette Lewis) in der ersten Filmhälfte loslassen doch recht angetan war. Oliver Stone lässt keine formale Manipulation aus um mich einerseits zu belustigen, zu verwundern oder aber auch zu schockieren. In der ersten Hälfte wird deutlich, dass die drei Hauptfiguren alle von persönlichen Dämonen gejagt werden. Der gewalttätige Vater Mickeys, der sich in einem Weizenfeld den Kopf wegschießt, der inzestuöse Vater Mallorys oder der von Charles Whitman erschossene Vater des Polizisten Jack Scagnetti (Tom Sizemore). Ich habe eigentlich erwartet, das sich die Geschichte zwischen diesen drei Personen weiter entwickeln würde, aber Oliver Stone hat anderes für diese Charaktere vorgesehen. Nachdem Mickey und Mallory eingebuchtet werden und es in ihrem Gefängnis zu einer Revolte kommt, schaukeln sie sich zu tatenvollen Medienkritikern hoch, die den Top-Moderator Wayne Gale (Robert Downey Jr.) in ihre Gewalt bringen. Und Jack Scagnetti wird wie schon zuvor als perverser sexsüchiger Bulle in Szene gesetzt, der sich eine Nummer mit Mallory erhofft.
Das Drehbuch stammte von Quentin Tarantino und es kommt mir so vor als ob der gute Mann hier Variation seiner ersten Geschichte TRUE ROMANCE zum besten gibt. Aber viel bleibt von dieser Geschichte nicht übrig, da sich Stone mit seiner medienkritischen Inszenierung größtenteils selbst den Boden unter den Füßen wegzieht. Gewiss, das Ganze ist furios zusammengesetzt und mit einem wuchtigen Soundtrack unterlegt, aber in seiner Aussage ist es mir nicht überzeugend genug. Da gefällt mir die kleine dreckige Geschichte von U TURN um einiges besser.
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Geschrieben 14. Februar 2004, 18:29

INVADERS FROM MARS (USA 1986) - DVD (MGM)
Regie: Tobe Hooper

Tobe Hooper hatte nach seinem TEXAS CHAINSAW MASSACRE die Qual der Wahl sich einen Stoff auszusuchen, der ihm von Hollywood angeboten wurde. Er ließ sich von Spielberg für dessen POLTERGEIST an die Kandare nehmen und inszenierte eine manchmal wirre, aber doch unterhaltsame Schauermär von Weltraum-Vampiren in LIFEFORCE. Mitte der 80er Jahre war es dann dieses Remake eines kleinen B-Films aus den 50er Jahren auf das er seine Augen richtete.
Wie schon zuvor bei LIFEFORCE sind es vor allem die Schauwerte, die den Film so äußerst interessant erscheinen lassen. Bei POLTERGEIST gab es neben dem visuellen Brimborium zwar noch eine Familiengeschichte zu erzählen, aber die geht ja bekanntlich auf Spielbergs Konto. Hier gibt es zumindest am Anfang ähnliche Ansätze, aber diese werden im Verlauf des Plots leider nicht mehr aufgegriffen. Dieses Remake macht vor allem immer dann Spaß, wenn Tobe Hooper das Können seiner diversen Mitstreiter hinter der Kamera in Szene setzt. Die nette optischen Effekte von John Dykstra, die teilweise grotesken Marsmonster von Stan Winston haben es mir sehr angetan. Die Viecher sehen zwar recht klobig aus, aber wenigsten hüpfen sie nicht durch ihre selbst gebeamten Gänge und haben deutliche sichtbare Reißverschlüsse an ihren Kostümen. Was mir auch auffiel ist das gute Lichtspiel, welches Kameramann Daniel Pearl (der war ja beim originalen TCM, wie auch beim 2003er Remake mit von der Partie) auf die fantasievollen Sets und gelegentlichen Außenaufnahmen entfesselt. Bei der Musik von Christopher Young habe ich manchmal das Gefühl, dass er sich großzügig bei Jerry Goldsmith bedient hat. Kam mir beim Einsatz der Schlagzeuginstrumente so vor als ob er das aus dem zweiten RAMBO-Film geklaut hat. Apropos geklaut...beim Vorspann hat man sich recht deutlich, wenn auch nicht so originell bei SUPERMAN orientiert. Irgendwie hat der Film nicht viel eigenes zu bieten. Zumindest einige recht spielfreudig agierende Darsteller wie Louise Fletcher, die einen Frosch verspeist und der immer wieder gern gesehene James Karen als General Wilson.
Das Remake macht mir mittlerweile sehr viel mehr Spaß als der alte Schinken aus den 50ern, der sich trotz seines B-Film-Status viel zu wichtig genommen hat. Nein, da bleibe ich doch lieber in den 80ern.
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#287 Tornhill

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Geschrieben 16. Februar 2004, 16:42

GHOST WORLD (USA 2001) - DVD (MGM)
Regie: Terry Zwigoff

Das ist einer dieser Filme, die man sich mehrere Male hintereinander anschauen , immer wieder etwas Neues entdecken kann und dessen Thema zumindest mich einfach nicht mehr loslassen will.
Enid (Thora Birch) und Rebecca (Scarlett Johansson) schließen gerade die High School und müssen nun ihren Platz in der großen weiten Welt finden. Ihre Zeit vertreiben sie sich damit über alle Menschen, die sich um sie herum befinden, lustig zu machen. Jeder, aber auch wirklich jeder der sich in die vorbestimmten Kreislauf des gesellschaftlichen Lebens eingegliedert hat ist das Ziel ihres Hohns und Spotts. Ein ganz besonderes Opfer haben sie in dem eigenbrötlerischen Seymour (Steve Buscemi) gefunden. Hier setzt der Film an und zeigt sehr behutsam, wie sich die beiden Freundinnen langsam voneinander lösen und verschiedene Wege gehen. Enid rebelliert lieber weiter gegen alles und jeden und freundet sich mit Seymour an, der doch gar nicht so anders als Enid selbst ist, während sich Rebecca assimilieren lässt und auch Teil des von ihnen verspotteten Systems wird. Es ist klar, dass das die Freundschaft auf Dauer nicht überstehen wird.
Irgendwie wurde mir während der heutigen Sichtung, ich glaube es war das jetzt fünfte oder sechste Mal das ich den Film gesehen habe, dass sich das amerikanische Kino in den letzten Jahren einer sehr deutlichen Wandlung unterzogen hat. Das hat natürlich etwas mit der grundlegenden Lebenseinstellung der Menschen an sich zu tun, aber anders kann ich mir solche ganz und gar nicht albernen Filme nicht mehr erklären. Alle diese Geschichten von Menschen, die auf der Suche nach etwas oder nach jemand sind, sprechen meine innersten Gefühle an und sorgen dafür das ich meine Gehirnzellen anstrengen muss. Hier kann ich mir in jeder Szene denken, was das für Auswirkungen auf die Figuren hat. Da stimmt mich die Tatsache doch irgendwo belustigt an, dass es sich hier um eine Comicverfilmung handelt und nicht um irgendein in Hollywood heiß gehandeltes Drehbuch einer gefeierten Romanvorlage.
Ich möchte gar nicht an den schrecklichen Tag denken, der vielleicht kommen könnte, an dem ich dieses kleinen Juwels überdrüssig werden könnte. Denn das hätte der Film ganz gewiss nicht verdient. Der Song "Jaan Pehechaan Ho" rockt aber immer wieder dermassen das Haus, das ich auch mittanzen muss. B)
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Geschrieben 17. Februar 2004, 15:37

LOLITA (USA/Großbritannien 1961) - DVD (Warner Bros.)
Regie: Stanley Kubrick

Dieser Film hat mich wieder dazu gebracht auch mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen. Die Romanvorlage zu diesem Film muss unbedingt, denn ich möchte sehr gerne erfahren was man noch so alles im Buch erfahren kann. Das ging mir zu letzt auch beim letzten Kubrick-Film EYES WIDE SHUT genauso.
Bei LOLITA gingen heute meinen Gedanken wieder mal so richtig auf eine lange Reise. Und das obwohl ich den Film im bisherigen Schaffen von Kubrick bisher nicht sonderlich interessant fand. Das mag vielleicht damit zusammen hängen, dass ich wusste das Kubrick einiges an den Film ändern musste, da der seinerzeit noch existierende Production Code in Hollywood und die „katholische Liga des Anstands“ den Film einerseits massiv attackiert haben und so Kubrick zu Änderungen zwangen und ihn so aus Hollywood vertrieben. Alleine schon für diese Tatsachen ist der Film schon einen genaueren Blick wert, aber diese Gedanken spielten bei meiner heutigen Sichtung nur am Anfang eine gewisse Rolle, die aber im Verlauf der Handlung immer mehr schwanden.
Die kleine Dolores Haze (Sue Lyon) ist eine Göre, die sich ihrer Wirkung auf Männer sehr bewusst ist. Das spürt sie an den Blicken des britischen Literaturprofessors Humbert Humbert (James Mason), der sich ins Haus ihrer Mutter Charlotte (Shelley Winters) einmietet um hier in Ruhe an einem neuen Buch zu arbeiten. Der ist von der Kindfrau vom ersten Augenblick an betört, erregt und auch beschämt über seine Reaktion. Kubrick tut einiges um den Aspekt „Kindfrau“ zu erklären. Das ständige Grimasseschneiden Lolitas gegenüber ihrer dominanten Mutter sind ein Teil und die kecken, herausfordernden Spiele Lolitas mit Humbert, das Füttern mit dem Spiegelei, sind der andere Teil. Das irritiert Humbert und macht ihn auch gefügig. Um Lolita nahe zu sein, akzeptiert er angewidert die Annäherungsversuche ihrer Mutter, die sich im geradezu an den Hals wirft. Die Heirat folgt schon bald und Sex mit der Mutter ist gar nicht so prickelnd. Die muss man sich erst schön saufen und dabei als Aphrodisiakum ein Bild der Tochter anstieren. Manchmal habe ich schon fast den Gedanken, dass Humbert ein richtiger Waschlappen ist, der überhaupt nicht für sich eintritt. Aber er schmiedet auch düstere Gedanken vom perfekten Mord und vom ewigen Glück mit der Kindfrau. Ein glücklicher Umstand, nämlich ein Autounfall, befreit ihn von seiner nervenden Ehefrau, die vorher noch die Wahrheit über ihn herausgefunden hat. Jetzt kann er sich buchstäblich mit Leib und Seele Lolita widmen und muss sich nicht in ihrem Bett wälzen und sich nur nach ihr verzehren während sie den Sommer in einem Zeltlager für Mädchen verbringt.
Kommt jemand eigentlich auf den Gedanken sich Humbert als trauernden Witwer vorzustellen? Als dieser stilisiert er sich, bewusst oder nicht, nämlich hoch. Er liegt betrunken in der Badewanne und neben ihm liegt der Revolver des verstorbenen Mr. Haze, Charlottes erstem Mann. Woran der wohl gestorben sein mag? Hat er sich die Kugel gegeben um der herrschsüchtigen Frau zu entkommen?
Tja, schon bald regt sich die Eifersucht in Humbert. Erst fährt er mit Lolita ziellos durch die Gegend und erzählt ihr nichts vom Tode der Mutter. Ein bisschen Ruhe hat das ungleiche Pärchen am Beardsley College wo Humbert als Dozent Arbeit erhält. Aber die Eifersucht, diese Eifersucht. Auf Jungs aus Lolitas Schulklasse, den jungen Kapitänen der Football-Mannschaft oder ihren Partnern in einer Schultheateraufführung. Da sind die seltsamen Begegnungen mit einem Polizisten in einem Motel oder mit dem Schulpsychologen Dr. Zemph oder die Verfolgung eines seltsamen Autos. Sie tragen mit dazu bei, dass er immer mehr Lolita verfällt und sich letzten Endes genauso unterbuttern lässt wie von ihrer Mutter.
Humbert ahnt es nicht, aber wir wissen das er nur ein unbedeutender Spielball für Dolores ist. Hier liegt für mich die größte Spannung im Film. Wann erkennt Humbert endlich die Wahrheit. Da muss der Film sich erst zu einer bizarren Tragödie verwandeln als Humbert erfährt wie mit ihm in letzter Zeit umgesprungen wurde.
Ich weiß jetzt nicht wie ich es korrekt ausdrücken soll, aber der Film zeigt hervorragend was für Darsteller notwendig sind um eine Geschichte fesselnd zu erzählen, aber sie so aufspielen zu lassen, dass diese nicht zu Marionetten eben jener Geschichte werden. Shelley Winters, die in ihrer Rolle einen zweiten Frühling als Frau erlebt, habe ich in keinem anderen Film stärker in Erinnerung als in diesem. Peter Sellers, mir eigentlich immer nur aus den Clouseau-Filmen von Blake Edwards geläufig (ich kenne natürlich auch einige andere mit ihm), zeigt hier beeindruckend, dass er nicht nur einen Pausenclown geben kann, sondern sich sinister und durchtrieben als Schachspieler im Hintergrund darstellt, der mit seinen Figuren machen kann was er will. Die vier verschiedenen Rollen, die er „maskiert“ zum Besten gibt, habe ich mich richtig aufjubeln lassen. James Mason, als britischer Aristokrat, der sich angewidert in die Niederungen der amerikanischen Alltags mit Schulfesten und abendlichem Cha-Cha begibt.
Hier fällt mir übrigens eine Stelle aus Woody Allen’s BROADWAY DANNY ROSE ein, als am Anfang ein Stimmenimitator eine kleine Parodie auf Mason gibt. Das kann man nicht ins Deutsche übersetzen. Erschreckend musste ich hier auch feststellen, wie schlecht wieder einmal die deutsche Synchronisation ist. Da wird ein „Sieg, heil!“ unterschlagen oder ein feistes Grunzen vom Objekt der Begierde einfach mit einem Satz wegsynchronisiert.
Und jetzt weiß ich nicht so recht ob ich mir die deutsche Übersetzung des Romans zulegen soll. Inwieweit wird hier sprachlich oder inhaltlich zensiert? Hat das Buch noch etwas von dem Humor der Filmfassung, wie zum Beispiel die tollpatschige Hotelszene als Humbert und ein farbiger Hotelangestellter versuchen ein Klappbett aufzubauen? Ich bin gespannt.
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#289 Tornhill

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Geschrieben 18. Februar 2004, 13:51

PLANET OF THE APES (USA 1968) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Franklin J. Schaffner


Die ersten fünfundzwanzig Minuten sind ein schon fast exemplarischer Diskurs darüber, wie man den Beginn einer SF-Geschichte mit einem abgestürzten Raumschiff auf einem fremden Planeten zu inszenieren hat. Vielleicht mag der Einsatz der Kamera in einigen Einstellungen auch Schaffner dazu bewogen haben, dem ganzen einen leichten dokumentarischen Stil zu verpassen.
Die drei Astronauten durchstreifen eine zerklüftete Planentenoberfläche, die sich immer wieder mit kargen Wüstenlandschaften abwechselt. Nach vielen Tagen erreichen sie erst eine üppige Wasserstelle um gleich darauf ihrer gesamten Ausrüstung entledigt zu werden und dann in einer mir immer den Schweiß auf die Stirn treibenden Sequenz von auf Pferden reitenden Menschenaffen wie Wild eingefangen zu werden.
Wenn ich den Film seinerzeit gesehen hätte, wäre ich von dem Zynismus der den Astronauten Taylor (Charlton Heston) durchzieht, abgestoßen gewesen. Die Menschheit bringt ihm nichts mehr und das 20. Jahrhundert schon ganz und gar nichts. Er stilisiert sich als Aussteiger und gefällt sich auch ganz offensichtlich in dieser Rolle. Da kommt mir sein Traum von fremden Leben im Weltall heute etwas aufgesetzt vor. Wie ich das damals als Elf- oder Zwölfjähriger aufgenommen habe, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Es hat mich aber nie losgelassen, denn sonst würde ich dem Film keine Beachtung mehr schenken. Ich kann mir auch keinen anderen Darsteller als Charlton Heston in der Rolle des Taylor vorstellen. Der gute Mann muß in dieser Zeit wohl eine äußerst pessimistische Lebensphase durchgemacht haben, denn sonst kann ich mir auch seine Mitwirkung in SOYLENT GREEN und THE OMEGA MAN nicht anders erklären.
Mit den zeitkritischen Aussagen, die diese Geschichte auf das Amerika der Endsechziger loslässt kann ich nicht mehr so viel anfangen. Zumal sie überhaupt nicht weiter hinterfragt werden und dem Plot der Geschichte untergeordnet. Es wäre vielleicht möglich gewesen in einer solchen Genre-Geschichte eine solche Parabel über Rassentrennung und Aufarbeitung der McCarthy-Ära wie sie im Film aufgeworfen werden weiter zu spinnen, aber da es sich um das Projekt eines großen Hollywood-Studios handelt kann man hier kaum von Rückgrat sprechen. Mit Politik im Film habe ich mich generell schwer getan, wie man auch an den kritischen Ansätzen in Don Siegel’s INVASION OF THE BODY SNATCHERS sieht. Als Versuch dem Tun des Menschen einen Spiegel vorzuhalten, der seine Existenz mit dem Einsatz von Atomwaffen eine Ende bereiten kann, fällt es mir schon deutlich leichter einen Bezug zu finden.
Eine große Genugtuung verspüre ich immer, wenn ich die facettenreiche Filmmusik von Jerry Goldsmith im Film oder aber auch von den Bildern losgelöst vernehme. Mag die filmische Umsetzung nach der Begegnung mit den intelligenten Affen manchmal zu wünschen übrig lassen so behält die Musik ihr einmal anvisiertes hohes Niveau stetig bei.
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Geschrieben 18. Februar 2004, 21:34

CHASING AMY (USA 1997) - DVD (Criterion)
Regie: Kevin Smith

Beim ersten Mal ging mir der Film gehörig auf den Keks, beim zweiten Mal bemerkte ich schon das etwas an der Geschichte dran ist und heute nach der dritten Sichtung finde ich den Film für sehr gelungen.
Ich muss offen und ehrlich sein: der Film hat auf der visuellen Ebene rein gar nichts zu bieten. Er ist kein Erzählkino, das von Bildern sondern vom gesprochenen Wort lebt. Und wie er davon lebt, merkt man an den entwaffnend offen Dialogsätzen über Liebe, Freundschaft, Sex und die Probleme, die alle drei Dinge mit sich bringen. Ich kann mich bestimmt stundenlang über den Milchbubi Ben Affleck aufregen, aber in dieser Geschichte ist er mit seinem Gesichtsausdruck und seinem Stil genau richtig aufgehoben. Das ist keine abgehobene Liebesstory, sondern ein ehrlicher Versuch eine Liebesgeschichte zwischen einem sexuell liberal eingestellten Mann (zumindest gibt dieser es vor zu sein) und der offenen und lebenslustigen Lesbierin Alyssa (Joey Lauren Adams) zu erzählen. Der sehr direkte Inszenierungsstil mit lang ausgespielten Szenen kommt sehr gut bei mir an und hätte anders in Verbindung mit den Dialogen wohl nicht diese durchschlagende Wirkung bei mir.
Affleck ist zwar ganz ordentlich in seiner Darstellung, aber vor allem Jason Lee als sein Kumpel Banky Edwards und Joey Lauren Adams sind für mich immer der eigentliche Grund diesen Film in Zukunft anzuschauen. Zum Totlachen ist die offensichtliche Hommage an JAWS, als sich Robert Shaw und Richard Dreyfuss ihre Narben von diversen Meeresabenteuern zeigen. Hier konkurrieren Banky und Alyssa mit kleinen Wehwehchen, die sie sich beim Oralsex mit weiblichen Partnern zugezogen haben.
Bei früheren Sichtungen konnte ich auch nie etwas mit dem Auftritt von Jay und Silent Bob anfangen. Aber heute wurde mir klar, dass ihr Erscheinen einen letzten verzweifelten Hilfeschrei Holdens auslösen, damit dieser seine Freundschaft bzw. Liebe zu Alyssa und Banky aufrecht erhalten kann. Erst dachte ich, dass Holden sein Vorhaben nur als Fluchtmöglichkeit inszeniert hat, aber sein ernster und vor allen Dingen trauriger Gesichtsausdruck zeigen mir, dass ich am Ende des Films mit dieser Figur einfach nicht warm werde. In dieser Hinsicht finde ich zumindest den Abschied auf der Convention zwischen Alyssa und Holden ehrlich.
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#291 Tornhill

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Geschrieben 19. Februar 2004, 15:51

ALIENS (USA/Großbritannien 1986) - DVD (20th Century Fox)
Regie: James Cameron


Beim ersten Film hörte man im Weltraum niemanden schreien, aber im zweiten Film hört man nicht nur Schreie sondern auch brachiales Donnern aus schwersten Handfeuerwaffen und großkalibrigen Meinungsverstärkern. Diese Fortführung der Geschichte um Lt. Ellen Ripley (Sigourney Weaver) ist so wohltuend anders und genauso beängstigend gut.
Ich lese immer in Bezug auf diese Fortsetzung immer etwas von einem „Vietnam-im-Weltraum“. Und wenn ich mir diese knallharte Truppe von Marines so anschaue, die sich zusammen mit Ripley und dem Weyland-Yutani-Angestellten Carter Burke (Paul Reiser) auf den mittlerweile kolonisierten Planeten LV-426 begibt, so kann ich das grundlegend bestätigen. Nicht das ich jetzt in Vietnam gewesen wäre, aber der mir von allen Seiten eingetrichterte Hinweis von der Überheblichkeit der amerikanischen Truppen gegenüber dem vietnamesischen Bauernvolk, trifft auf den Film übertragen doch zu.
Wenn man das ganze unheimliche Tohuwabohu ausklammert, was schon schwer genug ist, da es eine wirkliche beeindruckende Umsetzung erfährt, präsentiert Cameron hier noch eine richtig interessante Charaktergeschichte, welche die Figur Ripley interessant weiterspinnt. Nicht nur, dass sie ihre Dämonen, man kann auch sagen ihren inneren Schweinehund, erfolgreich bekämpft und mutig dem Angebot mit auf den Planeten zu kommen folgt, lernt sie etwas was sie im Verlauf des ersten Films verloren hat. Nämlich das Vertrauen in einen anderen Menschen. In diesem Fall ist es die Figur des Corporal Hicks (Michael Biehn), ein Seelenverwandter, vielleicht auch ein späterer Gefährte. Fast hat man aber auch das Gefühl, dass Cameron die Glaubwürdigkeit der Figur in Gefahr bringt, wenn er Ripley mit ihrer Ersatztochter Newt zusammen sieht, aber hier beweist Cameron ein ganz außergewöhnlich feines Fingerspitzengefühl und trifft genau die richtigen Töne.
Eine Stunde Geduld muß der geneigte Zuschauer (in der Langfassung) mitbringen bis überhaupt das erste Mal die titelgebenden Stars auftauchen. Und die Mehrzahl im Titel passt wie die Faust aufs Auge. Es sind nicht nur ein paar mehr, sondern gleich ein paar Dutzend Monster, die den Filmfiguren und auch mir einen gehörigen Schrecken einzujagen verstehen.
Keine einfache Fortsetzung, die unbeholfen mit dem Rezept des Vorgängers spielt, sondern eine begonnene Geschichte konsequent weiter erzählt. Mit einigen außergewöhnlich agierenden Darstellern wie Paul Reiser, Jeanette Goldstein und Bill Paxton. Neben dem ersten Film der von mir meistgesehenste Teil der Reihe.
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Geschrieben 19. Februar 2004, 21:59

RONIN (USA/Großbritannien 1998) - DVD (MGM)
Regie: John Frankenheimer

Sehr gutes Spätwerk von John Frankenheimer, der mit einer im Grunde simplen Geschichte einen fesselnden Spionage- und Söldnerthriller raushaut. Er platziert seine Darsteller großräumig im Filmbild und lässt so auch noch einen hervorragenden Eindruck von Raumtiefe entstehen. Der von Farbe fast gänzlich befreite Film (bis auf das heftige Rot des Blutes und des Pullovers von Kathanrina Witt) und die manchmal romantisch angehauchte Melodie Elia Cemirals unterstützt die sentimentale Grundstimmung der herrenlose Ex-Agenten und Ex-Killer, die sich fortan als Söldner für den bestbezahltesten Job anbieten.
Bei den wahnwitzigen Autoverfolgungsjagden kommt ein für mich manchmal arg beklemmendes Gefühl herüber: Wo ist mein Sicherheitsgurt, denn manchmal habe ich Angst dass es mich aus dem Sessel wirft!
Interessant ist die Besetzung von drei Ex-Bösewichtern aus den James-Bond-Filmen. Sean Bean, Jonathan Pryce und Michael Lonsdale. Die geben dem Film ein bisschen mehr Glanz als das es der Sparflamme agierende Robert De Niro schafft. Auch Jean Reno spielt in diesem Film leider weit hinter seinen Möglichkeiten.
Sicherlich ist der Film vor allem wegen drei Dingen sehenswert. Die Autoverfolgungsjagden (vor allem durch Nizza), John Frankenheimers Regiearbeit und Natascha McElhone.
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#293 Tornhill

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Geschrieben 20. Februar 2004, 17:15

NIGHT OF THE LIVING DEAD (USA 1990) - DVD (Columbia)
Regie: Tom Savini


Das Remake von George Romeros berühmten ersten Zombiefilm aus dem Jahre 1968 finde ich doch recht gelungen, obwohl ich Neuverfilmungen von relevanten und wegweisenden Stoffen eigentlich immer negativ gegenübertrete. Der Grund für die Neuverfilmung des Stoffes ist natürlich schon etwas kurios, aber da das Ganze mit dem Segen und einem neuen Drehbuch von Romero abgesegnet ist, kann ich mich mit der Geschichte und ihrem Inhalt durchaus anfreunden. Die beabsichtigen und vielleicht auch unbeabsichtigten Statements zur Lage der Nation, wie sie im Schwarz-Weiß-Original noch anzutreffen sind, fehlen hier völlig und auch die Heimat des Films, nämlich Columbia Pictures, die den Film produziert haben, ist eine ganz andere.
Dem Film sieht man seine handwerkliche Professionalität sehr an, auch wenn es auch narrativer Ebene den ein oder anderen Durchhänger gibt. Die ständig präsente Nervosität, Angst und der Überlebenswillen jedes einzelnen Charakters, welche auch schon das Original auszeichnete wurde herübergerettet und mit den berühmtesten Momenten etwas herumjongliert, so dass es einige amüsante, als auch unerwartete Schockmomente gibt. Interessant ist die erweiterte Spektrum, dass den Charakter Barbara (Patricia Tallman) auszeichnet. Im Original versinkt die Figur in einen katatonischen Zustand, den sie für den Rest des Films nie wieder verlässt, aber hier überwindet sie nach der Hälfte des Films ihren Schockzustand und wird die treibende Kraft im weiteren Handlungsverlauf.
Zum Glück verlässt sich der Film fast nur auf sein kleines Darstellerensembles und zeigt nicht endlose Fressorgien der Untoten. Finde ich ganz in Ordnung, denn sonst hätte sich nur mein Magen wieder umgedreht. Das Tom Savini auf dem Regiestuhl sitzt finde ich einerseits ganz in Ordnung, weil so jemand das Kommando hat, der mit dem Projekt bestens vertraut ist und auch schon Erfahrung gesammelt hat. Aber mir fehlen irgendwo seine Make-up-Kreationen irgendwo schon sehr, die vor allem in DAY OF THE DEAD so unglaublich beunruhigend auf mich wirkten. Der elektronische Score hält sich eigentlich fast immer im Hintergrund und kommt nur bei besonderen Schockmomenten hissend zum Einsatz. Da werden immer Erinnerungen an die frühe Carpenter-Mucke wach.
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#294 Tornhill

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Geschrieben 21. Februar 2004, 15:19

THE SPY WHO LOVED ME (Großbritannien 1977) - DVD (MGM)
Regie: Lewis Gilbert

Nach einem Ausflug in die Romantik und drei völlig missratenen Geschichtchen wurde es mal wieder Zeit, das sich was in Sachen James Bond tut. Albert Broccoli trennte sich von Harry Saltzman und fokussierte seine ganze Energie in die Schaffung dieses Films für den sogar die erste 007-Bühne auf den Pinewood Studios errichtet wurde. Anmerken möchte ich, dass hier unter anderem die „Quelle der Seelen“ aus RAIDERS OF THE LOST ARK und das Overlook Hotel aus THE SHINING, der Zauberwald aus LEGEND und die Sumpflandschaft des Planeten Dagobah aus THE EMPIRE STRIKES BACK ebenfalls aufgebaut wurden.
Hier beherbergt diese Bühne „nur“ das Innere des Supertankers Liparus. Immerhin passen hier drei Atom-U-Boote nebeneinander hinein. Doch die Superlative hören nicht auf, wenn man mal von der Spionagegeschichte um ein Ortungssystem für untergetauchte U-Boote absieht. Die österreichischen Alpen, Ägypten und die Pyramiden und schließlich der Supertanker Liparus und die Unterwasserstation Atlantis sind tolle Schauplätze für einen meiner Lieblingsfilme aus der Reihe. Da gefällt mir sogar der vorher steife Roger Moore hervorragend. Die Prügelei auf dem Haus im Kairo und der anschließende Fall des Prügelknaben, der sich vorher noch an Bonds Krawatte verzweifelt klammert haben mich für die ersten beiden Auftritte Moores mehr als entschädigt. Mit Barbara Bach als russische Agentin Triple X wird Bond endlich mal ein gleichwertiger Part gegenüber gestellt. Die Dame sieht mit ihrem Teint und der leckeren Körperform nicht nur zum Anbeißen aus, sondern bietet Bond wo sie es nur kann ordentlich Paroli.
Erfreulich ist die Tatsache, dass man den normannischen Kleiderschrank Curd Jürgens nicht im Englischen neu synchronisiert hat. Der gute Curd spricht ein ganz passables Englisch.
Für die Fraktion der Taubstummen und derjenigen, die auch ein bisserl Humor brauchen gibt es ja noch Richard Kiel als Jaws (dt. Beißer). Anfangs wird er in den tollen Pyramidensequenz sehr sinister gezeigt, wie übrigens kurz darauf auch Triple X. Aber nach der wunderbar spannenden Sequenz mit den vielen Säulen, als Bond und Triple X sich in seinen Wagen geschlichen haben, macht die Figur eine herbe Wendung durch. Warum demoliert der gute Beißer eigentlich die Außenseite des Lieferwagens die ganze Zeit ohne sich sofort der Fahrertür zu widmen? Von diesem Fauxpas mal abgesehen ist der Film ein hervorragend hergestelltes Stück britischen Agentenkinos mit meinem Lieblingstitelsong der Bond-Reihe „Nobody does it better“ von Carly Simon.
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#295 Tornhill

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Geschrieben 22. Februar 2004, 16:58

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Into my heart an air that kills
From yon far country blows:
What are those blue remembered hills,
What spires, what farms are those?

That is the land of lost content,
I see it shining plain,
The happy highways where I went
And cannot come again.

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#296 Tornhill

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Geschrieben 22. Februar 2004, 20:08

SHOWGIRLS (USA/Frankreich 1995) - DVD (MGM)
Regie: Paul Verhoeven

SHOWGIRLS ist für Verhoeven das gleiche in den USA gewesen, wie sein Film SPETTERS in seiner Heimat Holland. Ein Riesenreinfall bei Publikum, der sich auch noch heftigsten Attacken der Presse stellen musste. Ich kann von diesen Aversionen völlig losgelöst urteilen und bin zu dem Schluss gekommen, dass SHOWGIRLS zwar nicht gerade eine narrative Glanztat Verhoevens darstellt, aber doch noch genauso unterhaltsam ist wie jeder andere seiner Filme. Immer wieder gibt es eine Prise des dreckigen Witzes, der ganz gezielt unter die Gürtellinie gehen soll. Da gibt es mal ein zärtliches Wort oder ein nette Geste, die aber nicht sehr lange auf dem Bildschirm überleben kann.
Die Welt der großen Tänzerinnen in der Sündenstadt Las Vegas mag zwar von Verhoeven von Interesse sein, aber wie sehr er sich auch bemüht, kann ich ihm doch nicht alles abkaufen. Ohne ungerecht sein zu wollen liegt das allerdings an Elizabeth Berkeley, die als die Tänzerin Nomi Malone von der Lap-Tänzerin in einem verruchten Club zur Star-Tänzerin einer Bühnenshow im Hotel Stardust aufsteigt. Damit meine ich vor allem ihre ständigen Trotzreaktionen, die sie jedem gegenüber zeigt. Das macht zwar im Hinblick auf ihre Vergangenheit, die sie erfolglos zu vertuschen sucht, Sinn, macht es mir als Zuschauer aber nicht leicht, ihr überall hin zu folgen. Nichts wird getan um sie persönlicher erscheinen zu lasssen. Nur die Oberfläche zählt. Sie soll lächeln und sie soll tanzen. Das ist ihre Aufgabe als Schauspielerin und als Figur im Film. Und darin ist sie sehr beeindruckend. Ihre Rivalität mit der Tänzerin Cristal Connors (Gina Gershon) durchläuft im Verlauf viele verschiedene Facetten. Von eindeutigen homoerotischen Avancen, bis hin zu offen ausgetragener Rivalität, die sich auch in den Bühnenshows aggressiv widerspiegelt.
Von der Beziehung zwischen diesen beiden hätte ich mehr noch mehr gewünscht, aber leider war das wohl nicht im Interesse Verhoevens. Lieber zeigt er wie sich Nomi Zack Carey (Kyle MacLachlan), den Liebhaber von Cristal, angelt und wie sie mit dem Vergewaltiger ihrer Freundin Molly umspringt. Da ich gar nicht mehr wusste wie der Film überhaupt ausgeht, habe ich vorher darüber nachgedacht und bin schließlich zu dem Schluss gekommen mir ihn dann doch gleich jetzt anzuschauen.
Vor allem finde ich Alan Rachins Auditionleiter Tony Moss sensationell. Der ist mir allem aus der TV-Serie L. A. LAW ein Begriff. Er spielt hier einen ziemlich ehrlichen Fiesling und über seine voyeristischen Blicke könnte ich mich jedesmal kaputt lachen. :D
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#297 Tornhill

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Geschrieben 23. Februar 2004, 17:58

DELICATESSEN (Frankreich 1992) - DVD (Kinowelt/Arthaus)
Regie: Jean-Pierre Jeunet


Einsam und verlassen steht ein im Grunde genommen abbruchreifes Miethaus in einer öden und vernebelten Ecke am Rand einer Stadt. Hier zieht freiwillig bestimmt nicht hin, es sei denn man ist so pleite und schwer vom Leben gezeichnet, das man keine andere Wahl hat. Oder man hat schon immer hier gewohnt bevor es so trübe um einen herum geworden ist. Den Vorteil von Tiefkühlkost, Obst oder ganz normalen Supermarktfressalien gibt es hier nicht, sonder nur den kleinen Fleischereiladen im Erdgeschoss des Hauses. Und dieser bietet von Zeit zu Zeit ganz besondere Delikatessen an: Menschenfleisch. Gewonnen aus dem Körper irgendeines Pechvogels, der sich in die Gegend verirrt hat oder dumm genug war sich um die offene Stelle des Hausmeisterpostens zu bewerben.
Und wieder folgt ein armer Tropf, der arbeitslose Zirkusartist Louison (Dominique Pinon), der Zeitungsannonce. Ziemlich mager ist er auf den Knochen bringt aber genügend Enthusiasmus und Einfallsreichtum mit um die Stelle zu bekommen. Er bringt das Haus so langsam aber sicher wieder auf Vordermann, aber schon schlecken sich die Bewohner nach ihm die Finger. In der Tochter des Metzgers (Marie-Laure Dougnac) lernt er eine scheue, aber liebenswerte Gefährtin kennen. Und die setzt alles daran ihren Geliebten vor Hackebeil und Fleischermesser zu bewaren. Da kommt die Untergrundbewegung der Troglodisten gerade recht.
Scheckig lache ich mich in den ersten fünfzig Minuten über allenthalben jede Sequenz, welche diesen kleinen Mikrokosmos aus verrückten, gestörten und traumatisierten Hausbewohnern so treffend beschreibt. Der Metzger wetzt seine Messer, die Oma strickt erfolglos an ihrem roten Pulli, die Bettfedern von des Metzgers Geliebter quietschen rhythmisch beim Liebesspiel, das Fernsehgerät sendet nostalgische Sendungen, die beiden Kinder klauen Frauenunterwäsche, die Tochter des Metzgers versucht ohne Brille klarzukommen etc.
Schade ist es etwas, als die „konventionelle Verrücktheit“ der Troglodisten am Ende etwas die Oberhand über den Verlauf gewinnt. Das tut dem ganzen Tohuwabohu aber kaum Abbruch. In einigen Einstellungen ahnt man schon ein bisschen was von LE FABOULEUX DESTIN D'AMÉLIE POULAIN.
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#298 Tornhill

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Geschrieben 25. Februar 2004, 17:24

MOONRAKER (Großbritannien/Frankreich 1979) - DVD (MGM)
Regie: Lewis Gilbert


Früher fand ich diesen Film, den sicherlich abgehobensten Teil der Reihe, einfach nur extrem ärgerlich. Und dieser Meinung ist heute auch noch mein bester Kollege. Der regt sich jedes Mal darüber auf das Drax das komplette Schloß Versailles aufgekauft, in die USA transportiert und dort wieder aufgebaut hat.
Nach dem fulminanten THE SPY WHO LOVED ME zeigt der Film hier wieder einen etwas ruhiger agierenden Bond (Roger Moore), der sich vor allen Dingen einen Spaß daraus zu machen scheint Dr. Holly Goodhead (Lois Chiles) niederzumachen. Bis auf einige kluge Retourkutschen fällt der Dame noch nichts ein, aber spätestens beim Flug mit einem der Moonraker-Shuttles ist Bond nur noch auf eine Zuschauerrolle degradiert. Wie ein geiler Bock starrt Bond immer auf die schönen Mädchen mit denen sich Drax umgibt, noch nicht ahnend, dass sie doch einen bestimmten Zweck zu erfüllen haben. Ganz schön schlimm, dass Bond fast über die gesamte Filmhandlung so sehr im Dunkeln tappt.
Zurück auf den Stuhl des Komponisten ist John Barry, der hier, wie ich finde, seine romantischsten Bond-Musik abliefert. Im gleichen Jahr lieferte er für ein anderes Weltraumabenteuer, nämlich Disney’s THE BLACK HOLE auch noch eine ähnlich qualitativ hohe Musik ab. Leider muß man bei diesem Film von einigen Mitstreitern vor und hinter der Kamera Abschied nehmen. Ken Adam ist zum allerletzten Mal als Ausstatter tätig, Bernard Lee spielt das letzte Mal M und Beißer (Richard Kiel) macht endgültig die Wandlung zum zahmen Riesen durch.
Der Film verfügt zwar nicht mehr über den Pep wie sein Vorgänger, aber wartet mit ebensolchen spektakulären Aufnahmen auf. Dieser wunderbare Blick von der Bergterrasse hinunter auf Rio de Janeiro entschädigt für so manche langweilige Filmminute und die sehr bieder wirkende Miss Moneypenny (Lois Maxwell).
Übrigens betreibt man auch hier wieder einen fröhlichen Melodienklau. Bei SPY erklingen aus Triple X’s Schatzkästchen die Anfangstakte des „Lara’s Theme“ aus DOCTOR ZHIVAGO und das „Desert Theme“ aus LAWRENCE OF ARABIA. Hier nutzt Barry Tschaikowskys berühmte Romeo-und-Julia-Melodie als Untermalung für Beißers Begegnung mit dem blonden Mädchen, John Williams’ fünf-Noten-Motiv aus CLOSE ENCOUNTERS OF THE THIRD KIND als Türcode zum Labor in Venedig und Elmer Bernsteins Hauptthema aus THE MAGNIFICENT SEVEN als Ankunftsmusik beim Kloster.
Fand ich das beim SPY noch recht lustig, weil der Film ja diesen sehr beschwingten Ton die ganze Zeit über behält, so sehr stört es mich beim MOONRAKER, dessen Entstehung ja ganz eindeutig von einem Zwang ausging.
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#299 Tornhill

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Geschrieben 25. Februar 2004, 22:09

A CLOCKWORK ORANGE (Großbritannien 1971) - DVD (Warner Bros.)
Regie: Stanley Kubrick

Ich muss zugeben, dass mich die Diskussion um Howie Munsons Rezeption des Films Takashi-Miike-Films AUDITION dazu bewogen hat, heute Abend diese Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt und dem Umgang mit physischer, psychischer und gedanklicher Gewalteinwirkung anzusehen.
Die Handlung dürfte ja hinlänglich bekannt. Deshalb möchte ich mich nur über Eindrücke auslassen, die heute die stärkste Wirkung bei mir hinterlassen haben. Eigentlich sind das ja immer dieselben Stellen, die von Kubrick auch dementsprechend inszenatorisch vorbereitet werden, aber das ist eine andere Sache auf die ich nicht eingehen möchte, da sie jeder wohl etwas anders aufnimmt.
Von den mehr als skurillen Humor, dem unglaublich effektvollen Einsatz von Kamera und (klassischer bzw. elektronischer) Musikstücken und der verdrehten Nadsat-Sprache kann ich einfach nie genug bekommen.
Herr Deltoid trinkt aus dem Wasserglas in dem "Dritte Zähne" schwimmen. Alex leckt im Plattengeschäft an dem Lolli der jungen Dame (haben die Teile eigentlich Penis-Form?). Gefängnsiwärter Barnes untersucht Alexs Mastdarm. Alex sinniert beim Studieren der Bibel über seine eigene Position in der jeweiligen Geschichte (beziehen wir uns nicht ab und an auch als die handelnde Person mit ein?).
Ich kann sicherlich die Leute verstehen, die sich schwer damit tun, eine Aussage in dem Film zu entdecken, da im Grunde keine der in ihm agierenden Personen einen wirklichen normalen Charakterzug des Guten besitzt. Da der Erzähler der (Film)Geschichte auch noch ein solch durchtriebener Mistkerl sucht man verzweifelt bei anderen Personen eine Hilfestellung. Die Eltern scheiden aus, da sie zum einen sich nicht wirklich um ihren Sohn kümmern und ihr späteres Rumgeheule sie noch mehr von ihrem Sohn distanziert. Deltoid, der wohl sexuelle Absichten bei seinem Besuch andeutet, kommt dem eher, aber er lässt ihn später wie eine heisse Kartoffel fallen. Die Ärzte der Ludovico-Klinik sind nur daran interessiert ihre Behandlungsmethode zu testen und reagieren bei einem Ausbruch Alexs wegen der Filmmusik ziemlich desinteressiert. Der Gefängniswärter Barnes möchte 655321 am liebsten für den Rest seines Lebens unter seiner Knute halten, zeigt aber deutliche Befriedigung bei der Demonstration von Alex' Konditionierung. Selbst Alex' frühere Bandenmitglieder George und Dim, nun Polizisten, machen sich brutal über ihn her. Ich kann sicherlich noch mehr Beispiele nennen, aber dann verkommt das hier nur zu einer Aufzählung und das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.
Wie tötet man einen kriminellen Reflex ab? Ist das Wegsperren eine richtige Methode, die Resozialisierung oder die Konditionierung wie im Film? Da hat jeder seine eigene Meinung und die wird immer hitzig vertreten werden. Der Film bezieht in dieser Hinsicht keine eindeutige Stellung, was ihn immer noch so aktuell und ausserordentlich diskussionswürdig halten wird.
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#300 Tornhill

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Geschrieben 26. Februar 2004, 17:02

PITCH BLACK (USA/Australien 2000) - DVD (Universal)
Regie: David Twohy


Ich kann jetzt nicht unbedingt von mir behaupten, dass mich seinerzeit die sehr häufig auftretende und vor allem aggressive Werbung des Films in Form von kleinen TV-Spots ins Kino getrieben hat, aber die Wahl eines abendlichen Kinobesuchs von mir selbst und einem guten Kollegen fiel einfach ganz spontan auf diesen Film. Die Versatzstücke sind großzügigst aus anderen Filmen wie z. B. ALIENS oder auch THE THING entliehen, aber schon beim Kinobesuch hat der Film einen Nerv bei mir getroffen. Das ist zum einen auf den sehr interessanten Look des Films zurück zu führen. Der Absturz eines Raumkreuzers mit einer im Tiefschlaf befindlichen Fracht Menschen, lässt die Überlebenden auf einen kleinen ausgetrockneten Mond zurück, der zusammen mit seinem Planeten von drei grellen Sonnen hell erleuchtet wird. Hier gibt es keine Dunkelheit, kein Leben mehr. Scheinbar zumindest. Eine bunt zusammengewürfelte Anzahl von Personen muss jetzt miteinander klarkommen. Das hört sich jetzt nicht weiter spektakulär an, aber einer der Überlebenden ist der verurteilte Mörder Riddick (Vin Diesel). Sein Bewacher und die restlichen Leute müssen nun entscheiden ob sie das Risiko eingehen können, mit Riddick zusammen zu arbeiten. Denn es wird jede Hilfe benötigt.
Wie es in der Natur nun mal so üblich ist, gibt es bei Himmelskörpern immer einen Punkt an dem sie sich auf einer Linie überschneiden. Die ist mathematisch rechnerisch zu erfassen und wird als Eklipse bezeichnet. Und wie der Zufall (das Drehbuch) es nun so will, steht eine solche Eklipse unmittelbar bevor. Und sie enthüllt etwas womit die Schiffbrüchigen nicht gerechnet haben: die wahren Bewohner dieses auf den ersten Blick toten Himmelskörpers. Flugfähige Monster, die nur im Schutz der Dunkelheit agieren können und vorher nur im ziemlich beengten Untergrund des Planeten ihr Unwesen getrieben haben. Jetzt kommen sie an die Oberfläche und erfreuen sich erstens der grenzenlosen Freiheit und am Menschenfleisch.
Die Schiffbrüchigen haben nun die schwere Entscheidung zu treffen, ob sie sich auf Riddick verlassen können, der durch eine Augenoperation ebenfalls in der Lage ist in der Dunkelheit zu sehen.
Der Film ist auf den ersten Blick weit davon entfernt mit seinem berühmten Vorbildern mithalten zu können, aber gerade dieser Umstand macht ihn so überaus sehenswert. Die Effekte sind aufgrund des Budgets nicht sonderlich herausragend, aber mit Hilfe eines stark gebleichten Bildes, einer effektvollen Montage (z. B. beim Absturz), einen Unheil einflössenden Ton erschließt sich mir immer wieder ein gewisses Gefühl der Unbehagens. Als Kind hatte ich nach diversen nächtlichen Filmsitzungen immer schnell das Bedürfnis das Licht einzuschalten und das ist bei diesem Film nicht anders gewesen. Denn was man nur schemenhaft in der Dunkelheit ausmachen kann und manchmal auch nur als Ton wahrnimmt, jagt mir einen größeren Schauder über den Rücken, als plumpes Zeigen des Schreckens.
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