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"Now it's dark!" - Filmforen.de - Seite 14

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"Now it's dark!"


784 Antworten in diesem Thema

#391 Tornhill

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Geschrieben 29. April 2004, 15:03

THE PIANO (Australien/Neuseeland/Frankreich 1993) - DVD (Kinowelt/(Arthaus)
Regie: Jane Campion

In ganz wenigen Momenten des Films habe ich manchmal das Gefühl einem feministischen Plädoyer beizuwohnen. Dieses Gefühl hält sehr lange vor bis sich die stumme Ada (Holly Hunter) auf einen Handel mit dem virilen Vorarbeiter George Baines (Harvey Keitel) einlässt, um ihr Piano von ihm zurück zu erhalten. Vorher ist die sehr niederschmetternde Situation für Ada, die von ihrem Vater mit dem Farmer Alisdair Stewart (Sam Neill) verheiratet wurde, der sein Glück als Kolonist in Neuseeland versucht und ständig mit den dort eingeborenen Maori in einem sinnlosen Handel über Land steht.
Was ich vorher überhaupt nicht bemerkt hatte, anscheinend weil ich den Film schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen habe, war die Tatsache, daß da noch viel mehr passiert als die zentrale Liebesgeschichte zwischen Ada und Baines. Die Vorbereitung der weit verstreuten britischen Kolonisten und ihrer Dienstmädchen auf ein Theaterstück über König Blaubart, daß auf sehr amüsante Art und Weise von den Maori gestoppt wird und eben der vergebliche Versuch Stuarts sein Land zu vergrößern. Das er sich damit den Zorn der Maori zuzieht, die nich wollen, daß ein Friedhof ihrer Ahnen entweiht wird, ist ihm entweder nicht bewusst bzw. bekannt. Ich denke eher, daß es ihm wie viele Kolonisten egal ist.
Ob ich den Film seinerzeit im Kino zusammen mit meinem älteren Bruder gesehen habe, kann ich nicht genau sagen. Die wahrhaftig beeindruckenden Bilder von der Ankunft Adas am Strand, als sich die helfenden Hände der Maori ihr entgegenstrecken und eine gewaltige Welle nach der anderen an das Land gedrückt wird, hätten mir in diesem Zusammenhang eigentlich im Gedächtnis bleiben müssen. Heute wirkten sie auf jeden Fall atemberaubend. Da können mich auch das kammerartige Spiel der beiden Hauptdarsteller nicht mehr schocken. Vor allem dann nicht wenn die beiden blank ziehen. Das aber in dem kantigen Gesicht Holly Hunters mit jedem fallenden Kleidungsstück immer mehr Sinnlichkeit zu bemerken ist, ist schon eine hervorragende Leistung von Licht und Schauspiel. Ziemlich unverständlich finde ich den Oscar für die kleine Anna Pacquin. Im Grunde genommen ist sie nur die Übersetzerin für ihre stumme Mutter und erhält bis auf ihr Ballettanz keine Gelegenheit aus dieser Rolle auszubrechen. Da ist der Preis für die kleine Tatum O'Neal in PAPER MOON viel gerechtfertigter. Aber schlechter macht das den Film dadurch auch nicht.
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#392 Tornhill

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Geschrieben 30. April 2004, 14:16

THE JUNGLE BOOK (USA 1967) - DVD (Disney)
Regie: Wolfgang Reitherman

Eine sehr lange Zeit habe ich mich nicht mehr diesem äußerst vergnüglichen Disney-Klassiker ausgesetzt. Das war ein Fehler, denn die recht straff erzählte Handlung mit ihren pittoresken lädt eigentlich dazu ein, sie so oft wie nur irgend möglich anzuschauen. In direkten Vergleich zu heutigen Disney-Animationsfilmen zeigt diese "grobschlächtige" Animation in ganz besonderen Momenten einen Anflug von Genialität, den die viel zu voll gestopften jüngeren Film des Studios fast überhaupt nicht mehr erreichen. Irgendwann wird man durch diese Materialschlachten zu müde und da ist es gut mal etwas richtig Traditionelles zu sehen. Wie etwa der zur Ziharmonika gewordene Körper von Kaa, das geckenhafte Gehabe von Shir Khan, die Ausgelassenheit in der Darstellung von Balu etc. Da sind einige unvergessliche Momente, die noch lange bei mir nachhallen
Die Geschichte um den Jungen Mogli, der von dem Panther Baghira und dem Bären Balu zur Menschensiedlung geführt ist, weil plötzlich der berüchtigte Tiger Shir Khan aufgetaucht ist und geschworen hat den Jungen umzubringen ist dabei wie ein klassisches Roadmovie angelegt. Die Straße ist hierbei ein verschlungener Pfad durch den indischen Dschungel, vollgestopft mit den absurdesten Charakteren. Oberst Hathi mit seiner exerzierenden Elefantenpatrouille, die hypnotisch veranlagte Pythonschlange Kaa, die vier, den Beatles zum Verwechseln ähnlich ausschauenden, Geier und nicht natürlich die Ruinenstadt mit der Affenbande um King Louie.
Der Film ist nicht nur ein kurzweiliges Abenteuer für Jung und Alt, sondern auch gleichzeitig eine kleine Lehrstunde in Sachen "Gefahrenerkennung" und "Zugehörigkeit". Mogli muß erkennen, daß er ein Mensch ist und unter seinesgleichen gehört. Das Baghira das letztendlich nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Hilfe des stets gut aufgelegten Balu gelingt, der ein ums andere Mal diese Versuche erst sabottiert, ist dem Film richtig hoch anzurechnen. Und welcher Junge könnte einem solchen Mädchen widerstehen?
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#393 Tornhill

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Geschrieben 30. April 2004, 17:41

WRONG TURN (USA/Deutschland 2003) - Leih-DVD (MC one)
Regie: Rob Schmidt

Es ist schon komisch, wie heftig die cineastische Wiederbelebung des Horrorgenres verläuft. Eine Abkehr vom normalen Slasher-Film zu einer Referenz- bzw. Remake-Welle alter, in Großbritannien "Video nasties" genannt, die alte Klassiker in einem modernen Gewand verpackt. Das nebenbei auch die alten Hasen des Slasher-Films noch immer ihr Unwesen in modern aufpolierten Versionen treiben sei hierbei nur beiläufig erwähnt.
Ich muß ganz unumwunden zugeben, daß der Film einen sehr guten Eindruck auf seiner handwerklichen Ebene bei mir gemacht hat. Hier ist vor allen Dingen der plötzliche Autounfall auf der Schotterstraße zu nennen, der die Protagonisten in ihrem bevorstehenden Überlebenskampf ins Gelände fesselt. Ich habe ja erst erwartet, daß etwas passiert als er nach der CD im Fußraum seines Wagens tastet, aber hier spielte Schmidt sehr clever mit meinen Erwartungen. Dafür ist die Direktheit des kurz darauf folgenden Einschlags von unerhörtem Realismus geprägt. In nur achtzig Minuten gibt es dann kaum Stillstand oder einmal Zeit um Luft zu holen. Das Feuerwerk an effektreichen Sequenzen hat für mich mit der Baumjagd ihren absoluten Höhepunkt erreicht, die auch vom Finale nicht mehr zu überbieten ist. Ganz offen sprich der Film allerdings seine Referenz DELIVERANCE und THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE zu. Und mehr als diese Anbiederung gibt es leider nicht. Denn auf inhaltlicher Ebene weiß der Film nicht so sehr zu fesseln. Es ist sogar diese eindeutige Vorwegnahme im Titelvorspann, der den Plot quasi schon festlegt, um nicht zu sagen vorwegnimmt. Davon kann man sich stören lassen oder auf eine kurze Achterbahnfahrt mit aufspringen und sich treiben lassen. Ich zähle mich eher zu einer ambivalenten Einstellung gegenüber diesem Film.
Referenz und formale Umsetzung gehen in Ordnung, an inhaltlicher Substanz wurde ziemlich gespart, wenn nicht sogar rigoros ausgeklammert.
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#394 Tornhill

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Geschrieben 01. Mai 2004, 19:56

THE MATRIX REVOLUTIONS (USA 2003) - Leih-DVD (Warner Bros.)
Regie: The Wachowski Brothers

Man kann sagen was man will, aber die drei MATRIX-Filme sind ganz sicher das interessanteste, was in der letzten Zeit im Kino lief. Dabei stehen und fällt jeder einzelne Akt dieses Dreiteilers mit meinen ganz persönlichen Erwartungen. Den ersten Teil der Trilogie fand ich beim Kinobesuch 1999 nicht gerade prickelnd, aber schon die Veröffentlichung auf DVD ein halbes Jahr später, konnte mich vom Gegenteil überzeugen. Ganz anders verhielt es sich mit dem zweiten Akt RELOADED, den ich nicht im Kino gesehen hatte und der mich auf dann auf DVD auch relativ rätselnd, um nicht zu sagen enttäuscht zurückließ. Mit dem dritten Akt der Geschichte machen die Wachowski-Brüder eine Kehrtwende um 180° und stellen ihre vor allem im ersten Film aufgeworfene These in ein völlig neues Licht.
Den ersten Teil sehe ich inzwischen als kritische Auseinandersetzung mit dem Thema "Menschen kontrolliert durch Maschinen". Der zweite Teil im allgemeinen als eine "philosophische Meditation" mit Action-Sequenzen und den dritten und letzten Teil als eine versöhnliche "Verbrüderung von Mensch und Maschine", die sich gegen einen gemeinsamen Feind zur Wehr setzt und am Ende in eine ungewisse Zukunft blickt.
Das vor allen Dingen der erste Film einen so enormen Einfluß auf die moderne Medienkultur auf der ganzen Welt hatte, will ich nicht weiter ausführen. Dazu sehe ich mich auch ehrlich gesagt nicht in der Lage, aber es wird sich zeigen, was man aus den letzen beiden Filmen in Zukunft noch ziehen kann. Da muß man sich vor allen Dingen sehr viel genauer mit dem mittleren der drei Filme beschäftigen. Ich bin auf jeden Fall heute mit dem Schluß der Trilogie etwas versöhnt worden. Und das soll nach einem so verregneten späten Nachmittag, der in seiner Intensität fast an den Schlußkampf von Neo gegen Smith heranreicht, schon etwas heißen.
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#395 Tornhill

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Geschrieben 02. Mai 2004, 11:16

DEAD RINGERS (Kanada 1988) - DVD (Criterion)
Regie: David Cronenberg

Gestern abend bin ich durch Zufall bei der von Bärbel Schäfer moderierten Sendung "Der rote Teppich" hängen geblieben. Da wurde versucht ein einigermaßen reges Interesse an das künstlerische und private Schaffen der Kessler-Zwillinge Alice und Ellen zu regen, was aber nur bedingt gelingen wollte. Zumindest in einem alten TV-Ausschnitt aus dem Jahr 1976, in dem ein Streitgespräch zwischen den beiden stattfand kam mal so etwas wie ein Aha-Effekt bei mir auf. Nach dem heutigen Aufwachen kam ich dann, unbewusst oder nicht, zu dem Entschluß mich wieder mit diesem Film zu beschäftigen.
Die lebenslange und deswegen dichte Verbindung der Zwillinge Elliot und Beverly Mantle (Jeremy Irons) ist wieder einmal ein hervorragendes Beispiel für die dichte Inszenierungskunst, die vor allen Dingen die späten Filme von David Cronenberg so reichhaltig auszeichnet. In diesem komplexen Universum fühle ich mich derart wohl, daß ich es manchmal überhaupt nicht mehr verlassen will. Vielleicht ist auch aus diesem Grund dieser Film der von der Spielzeit her längste Film den Cronenberg bisher realisiert hat. Ich bin der Anicht, daß er ebenso wenig dieses Universum verlassen wollte.
Im gleichen Jahr wie die unsägliche Schwarzenegger-Klamotte TWINS entstanden, zeichnet der Film ein überaus faszierendes Bild aus sexueller Konfusion, obsessivem Wahnsinn und Drogenmißbrauch. Schon immer haben die beiden Mantle-Zwillinge alles geteilt. Sie haben dieselbe medizinischen Ausbildung genossen, teilen sich ihre Frauen und sind inzwischen zu zwei herausragenden Gynäkologen promoviert. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber das soll jetzt auch nicht weiter von Belang sein. Dabei stellt sich klar heraus das Beverly der sensible und Elliot der manipulative Charakter dieser Verbindung ist. Als allerdings die glamouröse Schauspielerin Claire Niveau (Genevieve Bujold) als Patientin und dann als Frau das Interesse der beiden Zwillinge weckt, beginnt die so enge, aber keinesfalls "gesunde" Verbindung zwischen den beiden Brüdern zu zerfallen.
Der Film ist schon wahrhaftig ein Herausforderung was den psychologischen Aspekt der Geschichte betrifft. Es wäre meiner Meinung nach äußerst platt die Frau in dieser Dreiecksbeziehung nur schemenhaft zu zeigen, aber gerade ihre sexuell frustierte Einstellung in Verbindung mit den unterschiedlichen Charaktereigenschaften der beiden Zwillinge machen den größten Reiz des Films aus. Als dann die Gefahr der Trennung, körperlich wie auch emotionell, immer größer wird, ist das Abdriften in ein bizarres Psychodrama, unterstützt durch Drogen, eine fast schon cronenberg'sche Konsequenz. Die von den Mantle-Zwillingen bereits im Studentenalter erdachten chirugischen Instrumente (der Mantle-Retractor) werden zu "Operationswerkzeugen an Mutantenfrauen". Für mich ein klarer Beleg, daß der Aspekt Frau aus der Verbindung Eliott/Beverly herausoperiert werden soll. Das hier Beverly zur treibenden Kraft wird und Elliot zum passiven Teil wird ist der Gipfel dieser nun umgekehrten Beziehungskiste.
Ein herausragend gefilmtes und gespieltes Psychodrama mit einem famosen Jeremy Irons, der in beiden Rollen und gerade atemberaubende Leistung bringt. Jedes verschmitzte Lächeln oder gemurmelter Dialog ist ein Beweis für seine Meisterhaftigkeit, die er leider allzu selten in den Dienst eines Films stellt. Übrigens stellt DEAD RINGERS in etwas lockere Art und Weise auch eine Verbindung zum zwei Jahre zuvor entstandenen Remake THE FLY her, in der David Cronenberg in einer Traumsequenz, die Brut von Seth Brundle aus Veronicas Bauch entnimmt. Mich würde interessieren ob er bei der Darstellung dieser kleinen Rolle dann auf diesen Film gekommen ist.
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Geschrieben 02. Mai 2004, 20:53

THE THIN RED LINE (Kanada/USA 1998) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Terence Malick


Mich hatte vor und während der Sichtung ein ziemliches übermächtiges Gefühl der Lethargie, einer völlig bewußten Lustlosigkeit ergriffen. Die Verfilmung der amerikanischen Offensive auf der Pazifikinsel Guadalcanal mag wohl als Randnotiz im an bedeutenden und verfilmten Schlachten nicht gerade armen Zweiten Weltkrieg gelten, aber in der letzten Viertelstunde des Films ist mir endlich die Erleuchtung gekommen wie dieser Film aufzunehmen. Ich wachte genauso wie Sgt. Welsh (Sean Penn) aus meinem Schlaf auf und war mir dessen bewusst was ich gerade erlebt hatte. Vier- oder fünfmal habe ich den Film nun schon gesehen und als nichts anderes als ein pittoreskes Unterhaltungsspektakel aufgenommen. Das war ein großer Fehler.
Terence Malick benutzt das Genre Kriegsfilm um eine anklagende Botschaft über die Zerstörung der Natur und ihre Schätze vom Zaun zu brechen. Ich höre nur die gesprochenen Gedanken von Pvt. Witt (James Caviezel) und all die anderen Monologe. Pvt. Bell (Ben Chaplin), der ständig an seine Ehefrau denkt, Lt. Col. Tall (Nick Nolte), der sich um seinen Generalsstern betrogen sieht und Capt. Staros (Elias Koteas), der seine Männer nicht in den sicheren Tod schicken will. Ich denke mir: "Ja, ist alles schön und gut, aber warum das Ganze auf über 160 Minuten dehnen?". Die Monologe fangen an mich zu nerven, die ach so schönen Aufnahmen scheinen mir mit einem Mal fehl am Platze. Doch mit dem Filmtod von James Caviezel erwacht Sean Penn und auch ich aus der Lethargie. Jetzt erst spürt er den Verlust und ich spüre was Terence Malick mit mir gemacht hat.
Was ich bis dahin nicht gemerkt habe ist, daß Malick uns die wunderbare Schönheit der Natur dieser Insel gezeigt hat, während sich drumherum die Menschen abschlachten. Körperlich und auch emotionell. Was ich nicht bemerkt habe sind die ein ums andere Male kurzen oder aber auch weniger kurzen Blicke und Handlungen, die Witt selbst in schlimmster Todesgefahr bewerkstelligt. Ein mächtiger Baum im Dschungel, das Wasser aus der Feldflasche, das von dem Blatt abperlt, das gefangene Krokodil, das Sonnenlicht, das durch die Wolken auf die hohen Gräser scheint.
Meine oben ausgeführten Befürchtungen waren somit alles andere als berechtigt und diese 160 Minuten doch sinnvoll verbracht.
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#397 Tornhill

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Geschrieben 03. Mai 2004, 13:21

THE GAME (USA 1997) - DVD (Universal)
Regie: David Fincher

Ich hatte das große Glück diesen etwas unbedeuteren Film von Fincher seinerzeit im Kino bewundern zu dürfen. Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern, daß ich die Behauptung aufgestellt habe, daß mit Michael Douglas im Prinzip das gleiche geschieht, was auch Gregory Peck in Edward Dmytryk's MIRAGE widerfährt. Das trifft zumindest auf die völlige Unwissenheit und Paranoia der beiden zu, die überhaupt nicht wissen was um sie herum vorgeht. Ansonsten sind die Filme völlig verschieden. Beide Filme, die ich ungefähr zur selben Zeit gesehen hatte (MIRAGE einige Wochen zuvor im Fernsehen) sind auf alle Fälle hervorrangende Psychothriller, die eine hervorragende Stimmung der Bedrohung aufbauen und diese auch zu halten vermögen.
Was hat THE GAME nun eigentlich in dem bisher fünf Filme umfassenden Repertoire von Fincher zu suchen? Ich stelle einmal die kühne Behauptung auf, da ALIEN 3 der einzige Film von David Fincher ist, der so überhaupt nicht zu den anderen passt. Der Grund liegt auf der Hand: Fincher reflektiert in seinen Filmen über den jetzigen Zeitpunkt, über die heutige Gesellschaft und ihre Auswüchse. Das ist bei ALIEN 3 überhaupt nicht möglich. Zumal Fincher hier auch nur eine Auftragsarbeit ablieferte mit der er wenigstens den Fuß in die Tür setzen konnte.
Bisher hat Fincher es nur in zwei Filmen geschafft einen einigermaßen stichhaltigen Kommentar gegenüber seiner Umwelt abzugeben. Bei THE GAME ist davon überhaupt nichts zu spüren. Man wird nicht erfahren warum Nicholas Van Orton (Michael Douglas) ein so kalter und gefühlloser Mensch geworden ist, der so sehr unter dem Selbstmord seines Vaters leidet. Mit dem Beginn des Spiels ist dann auch jeglicher Versuch dessen zum Scheitern verurteilt, da der Plot nun immer groteskere Züge annimmt. Das ich mich seinerzeit davon so sehr gefangen nehmen ließ und das nicht weiter hinterfragte liegt an der handwerklichen Perfektion jeder Einstellung und Sequenz, die Fincher wie ein versierter Profi auf mich niederprasseln lässt. Zu irgendetwas müssen ja die vielen Werbespots und Videoclips gut gewesen sein.
Nicht das ich dem Film irgendein Unrecht tun möchte, aber auf einer rein psychologischen Ebene verweigert sich mir, bis auf die Szene mit dem Holzclown vor dem Haus, jegliche emotionale Verbundenheit mit der Figur Nicholas Van Orton. Er ist wie John Doe in SEVEN und Tyler Durden in FIGHT CLUB ein Produkt seiner Zeit, aber leider wird eine kritische Auseinandersetzung wohl nicht stattfinden. Auch nicht bei einer Tasse Kaffee am Flughafen
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#398 Tornhill

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Geschrieben 04. Mai 2004, 16:29

DAWN OF THE DEAD (USA 1978) - DVD (Laser Paradise)
Regie: George A. Romero

Definitiv nicht mein liebster Romero-Film. Auch nicht mein zweitliebster. Die Schuld daran gebe ich aber nicht dem guten alten George, sondern dem beknackten Dario Argento. Der zerschnipselt nach achtzig Minuten Spielzeit den Film zu einem Jumpcut-Gedöns, daß man dem Geschehen kaum noch folgen kann und man sich wundert, wie die vier Freunde von A nach B kommen. Ich bin ja der festen Überzeugung und meine das auch im Buch "Dawn of the Dead - Anatomie einer Apokalypse" gelesen zu haben, daß sich Argento den von Romero fertig geschnittenen Film zur Brust genommen hat und dann die Schere angesetzt hat. Nach dem furiosen Anfang im Fernsehstudio und der Stürmung des Hauses passt das auch in einzelnen Passagen, aber nachdem es einige ruhige Passagen im Einkaufszentrum gibt, greift Dario ein bißchen zu oft zur Schere. Ich hatte von dieser Ruckartigkeit im Szenenablauf heute einige Kopfschmerzen, was mir dann auch ziemlich das Finale verdorben hatte.
Zur Gesellschaftskritik sage ich jetzt einmal nichts, denn die mag zwar vorhanden sein, war aber heute für mich nicht der ausschlaggebende Punkt dem Film wieder einmal zu begegnen. Ich wollte feststellen, warum der Film in dieser Fassung beschlagnahmt worden ist und konnte bis auf einige Abschnitte dem überhaupt kein Verständnis entgegen bringen. Wo bitte schön ist denn hier eine Gewaltverherrlichung zu finden? Geht den Figuren einer ab, wenn sie die Zombies abknallen? In den ersten Minuten sehe ich in deren Gesichtern nur das blanke Entsetzen, wenn sie den Zombies entgegentreten oder das Resultat deren Wütens begegnen. Später kann man natürlich eine gewisse Leichtfertigkeit und kindliche Freude in den Szenen im Kaufhaus assoziieren, aber ich sehe darin mehr ein leichtsinniges und gefährliches Spiel mit dem eigenen Leben und dem Leben der Freunde. Die Bestafung für Roger (Scott Reininger) folgt ja stehenden Fußes.
Was mir allerdings sehr zugesagt hat, war die Sequenzen nachdem Roger von den Zombies gebissen worden ist. Man macht ganz normal mit seinem Tagesablauf weiter und vertreibt sich die Zeit in den Geschäften oder lenkt sich anderweitig ab. Dieses Verdrängen des nahen Todes eines ihrer Freunde ist von sehr maskenhaftern Gesichtszügen geprägt, die einen sehr starken Eindruck bei mir hinterlassen haben. Einen Grund wieder einmal unbeschwert lächeln zu können, wird es in Zukunft nämlich kaum wieder geben.
Wann ist der Film am besten? Wenn er in Verbindung mit der treibenden Musik der Gruppe Goblin ein Gefühl der Aktion, des Aufbruchs vermittelt. Oder wenn noch etwas von den hervorragenden Montagearbeiten Romeros übrig geblieben ist. Die Rocker, welche die Läden ausplündern oder wenn sich vor der Stürmung des Hauses die Polizisten die Schutzmasken überziehen. Da entwickelt der Film bei mir ein Gefühl von unmittelbarer Realität. Gleich wird etwas gesehen. Man weiß noch nicht was, aber es wird etwas Außergewöhnliches sein.
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#399 Tornhill

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Geschrieben 06. Mai 2004, 17:33

THE ADVENTURES OF BARON MUNCHAUSEN (Großbritannien/Deutschland 1988) - DVD (Columbia)
Regie: Terry Gilliam

Das war heute meine erste Begegnung mit diesem Terry-Gilliam-Film. Nachdem ich ja schon einiges über diesen Film und seine extremen Produktionskosten und den anschließenden gigantischen Flop an den Kinokassen gelesen hatte, war ich natürlich gespannt was mich hier erwartet. Und ich bekam genau das, was ich auch erwartet hatte. Ein Film so detailreich in Ausstattung und reich anaberwitzigen Einfällen und einer überraschenden Rasanz, die ich wiederum nicht so erwartet hatte. Wieviel hat der Film schlußendlich gekostet? Ich glaube 48 Millionen Dollar. Völlig klar, daß ein solch überdrehter Film diese Summe weder einspielen, geschweige denn Gewinn abliefern wird.
Der Film ist voll von aberwitzigen Szenerien, die selbst mir manches Mal zu viel werden. Robin Williams als König des Mondes ist das genaue Gegenteil zu seiner tragischen Figur in THE FISHER KING, Jonathan Pryce kehrt nach seiner Rolle in BRAZIL als Erzfeind Münchhausens in Gilliams Filmuniversum zurück, Eric Idle spielt mit Bravour den Gehilfen Berthold und Uma Thurman ist als Göttin Venus atemberaubend jung und atemberaubend schön.
Gilliam geht hier gewß nicht subtil in seinem visuellen Angriff vor. Es knallt und explodiert an alle Ecken und Enden, Grimassen werden gezogen und es wird exaltiert und überlebensgroß mit Gesten um sich geworfen. Michael Kamens Musik ist heroisch und eingängig melodisch, ohne allerdings bei mir direkt im Ohr bleiben zu wollen.
Leider hat Gilliam bei dieser überbordenen Geschichte ziemliche Probleme eine eingängige Geschichte zu formulieren. Zwar ist es ganz interessant zu sehen wie Münchhausen seine inzwischen gealterten Kumpane zusammentrommelt um mit ihnen den Angriff der Türken auf die Stadt abzuwehren, aber einen Subtext in Bezug auf der "Un"wahrheit seiner Geschichten, sucht man über weite Strecken vergebens. Vielleicht sind diese Hinweise auch so geschickt versteckt, daß sich sie heute noch nicht entdecken konnte. Mir bleiben auf jeden Fall zwei Sequenzen im Gedächtnis: Münchhausens Tanz mit der Venus und Münchhausens Rettung vor einer Gewehrkugel durch Berthold. Absolut irre wie Gilliam das Tempo hier erst anzieht um dann kurz inne zu halten und dann wieder auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen.
Mit ein bißchen Wehmut denke ich auch an Gilliams gescheitertes DON-QUIXOTE-Projekt. Warum hat er Jean Rochefort nicht gegen John Neville ersetzt?
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Geschrieben 07. Mai 2004, 13:17

BARTON FINK (USA/Großbritannien 1991) - DVD (20th Century Fox)
Regie: Joel Coen

Hollywood ist die Höllle. Ich hoffe inständig, daß sich die Coens niemals von der Traumfabrik gängeln lassen müssen. Denn dann können sie weiter solch wunderbare Filme wie diesen aus ihrem Ärmel schüttlen. Und in dem Saum scheint wohl immer wieder was besonderes zu stecken. Nach der halbgaren Begegnung mit THE ADVENTURES OF BARON MUNCHAUSEN von Terry Gilliam gestern, der sich zumindest bei zwei Filmen an die Kandare nehmen ließ, brauchte ich etwas worauf ich vertrauen konnte. Zwar hatte ich BARTON FINK bisher auch nicht gesehen, aber die Vorschlußlorbeeren ließen sich schon mal beeindruckend lesen. Ein Oscar für John Turturro! Palme d'Or, John Goodman, Steve Buscemi etc. pe pe. Die Erwartung war hoch und sie wurde bei weitem übertroffen. Ich möchte den Streifen fast schon als meinen liebsten der Coen-Brüder bezeichnen, aber bisher ist jeder ihrer Filme eine große Schatzkiste in der man immer wieder rumkramen kann.
Hollywood ist die Hölle, jawohl! Barton Fink (John Turturro), ein Bühnenautor, gerade auf dem Weg Erfolg zu haben, nimmt widerwillig ein Angebot als Drehbuchautor in Hollywood an. Das Geld ist natürlich verlockend, aber seinen Traum kann er erst einmal begraben. Erst recht als er seinen ersten Auftrag erhält. Er soll ein Drehbuch für einen Ringer-Film schreiben. Der arme Kauz schafft es in einer Woche gerade einmal zwei bis drei Sätze mit seiner Schreibmaschine aufs Papier zu bringen. Den Rest der Zeit hadert er mit seinem verschissenen künstlerischen Leben, daß zu Ende zu sein scheint, bevor es überhaupt begonnen hat.
Ein klein wenig Aufmunterung bekommt er von seinem Zimmernachbarn Charlie Meadows (John Goodman), der ihm die Grundregeln des Ringens beizubringen versucht. Auch versucht Barton die Hilfe vom Drehbuchautor W. P. Mayhew (John Mahoney) als Inspiration zu nutzen. Eigentlich fährt er dabei mehr auf dessen Sekretärin und Geliebter Audrey (Judy Davis) ab.
Ich möchte nicht wissen, wie viele gute Drehbuchautoren Hollywood schon verschlissen hat. Ob Barton nun ein großer Verlust für die Theater- oder Filmwelt darstellt kann man unmöglich beurteilen. Er hat gerade mal einen kleinen Erfolg in New York gehabt und soll nun B-Filme für ein kleines Studio und den polternden Boss (Michael Lerner) schreiben. Er wird er hofiert und am Ende so sehr an die Kandare genommen, daß er daran zerbrechen wird. Er liegt zwar schon am Boden, aber draufgetreten wird trotzdem nochmal. Wie kommt man am besten aus diesem Dilemma? Vielleicht dem Publikum das geben was sie wollen, aber darüber hinaus noch ein bißchen was von sich selbst mit einbringen. So ein Sensibilchen wie der gute Barton, der sich mit den falschen Leuten einlässt, wird das leider nicht schaffen.
Die Coens haben bisher alles richtig gemacht. Jeder ihrer Filme hat mich bisher voll und ganz überzeugt. Sie haben dem Publikum das gegeben was es sehen will, aber gleichzeitig ihre Sicht auf diese Dinge präsentiert. Und das mit Filmen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können.
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Geschrieben 08. Mai 2004, 09:31

HEAVEN (Deutschland/Italien/USA/Frankreich/Großbritannien 2002) - DVD (X-Verleih/Warner)
Regie: Tom Tykwer

Ich kann mich noch sehr gut an meinen Kinobesuch im Dortmunder Cinestar erinnern. Ich stand noch ziemlich unter dem positiven Eindruck den LOLA RENNT und DER KRIEGER UND DIE KAISERIN bei mir hinterlassen hatten. Das gleiche widerfuhr mir auch bei diesem Film, dessen Metaphorik und ruhige Bilder mich sehr gefangen genommen hatten. Kameramann Frank Griebe zaubert während des gesamten Films wunderbare Bilder auf die Leinwand und auch das "Space Cam"-Kamerasystem kommt etwas häufiger zum Einsatz.
Doch nach mittlerweile 1 ½ Jahren und der heute mittlerweile dritten oder vierten Sichtung kehren sich einige Eindrücke auf einmal ins Gegenteil um. Seinerzeit hatte ich die ganzen Umstände unter denen der Film entstanden ist, Produktion von Sydney Pollack und Anthony Minghella, Drehbuch von Krzystof Kieslowski, noch frisch im Kopf, aber heute spielten diese Details überhaupt keine Rolle mehr, da ich mich trotz krampfhafter Anstrengung überhaupt nicht an sie erinnern konnte. Eine negative Kritik hätte ich damals wohl kaum auf den Film zugelassen, so überwältigt war ich von dem Eindruck des gerade Gesehenen.
Heute finde ich die Stilisierung von Philippa (Cate Blanchett) und dem jungen Carabinieri Filippo (Giovanni Ribisi) als ein identisches und sich liebendes Zwillingspärchen doch schon sehr weit hergeholt, als filmische Idee hingegen immer noch sehr reizvoll. Vor allem deswegen weil die Umstände in denen das von statten geht einen doch gefangen zu nehmen wissen. Macht der Film anfangs den Eindruck eines geradlinigen und beengenden Thrillers ist die letzte halbe Stunde von einem Gefühl der Weite und Freiheit geprägt. Von den Steingemäuern und Glaspalästen der Stadt Turin geht es durch eine sprichwörtliche Tunnelfahrt in die Weite der Toskana.
Gegen Ende muß zumindest ich mir die ernsthafte Frage stellen, inwieweit ich bereit bin diese beiden Menschen auf ihrem Weg zu folgen. Wie der Titel es schon sagt, wird sie ihre Reise in den Himmel führen. Doch verdienen diese beiden den Himmel überhaupt? Fünf Menschen sind umgekommen, Freunde und Verwandte wurden zurück gelassen. Die Konsequenz ihrer gnadenlos einfachen Sichtweise und Handlungen in einer derart übergroßen und komplexen Situation, stehen bei ganz genauerer Betrachtung natürlich auf einem ganz schön wackeligen Gerüst. Mit Logik darf man da nicht argumentieren, denn wer hat jemals behauptet, daß sich Filmcharaktere logisch verhalten würden?
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#402 Tornhill

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Geschrieben 08. Mai 2004, 20:56

THE QUATERMASS EXPERIMENT (Großbritannien 1955) - DVD (Anolis)
Regie: Val Guest

Eine britische Weltraumrakete, bemannt mit drei Testpiloten, stürzt in der Nähe von London in einen Acker. Es gibt nur einen Überlebenden, der unter einem schweren Schock steht und zu keiner Aussage fähig ist.
Das ist die Ausgangslage zum ersten Hammer-Horrofilm, der die Genre-Ausrichtung des Studios für die nächsten zwei Jahrzehnte bis zum Untergang mit TO THE DEVIL A DAUGHTER bestimmen sollte. Erstmal waren Höhenflüge angesagt und zu denen zählt dieser kleine Gruselschocker ganz eindeutig. Und wenn ich mir den Streifen so anschaue, bemerke ich einerseits wie er ganz unverhohlen Anleihen an Howard Hawks' THE THING macht, aber gleichzeitig auch als Blaupause für spätere Filme der gleichen Spielart, wie etwa THE BLOB bis hin zu EVOLUTION, gelten könnte.
Von der aller ersten Minute an bin ich überzeugt, daß Astronaut Victor Caroon (Richard Wodsworth) kein Mensch ist. Erst dachte ich mir, daß diese frühe Erkenntnis meinen Freude bei Zusehen abträglich wäre, aber dem war zum Glück nicht so. In der Tat geht mit Caroon eine fast ähnliche Veränderung wie mit den Protagonisten aus INVASION OF THE BODY SNATCHERS. Allerdings ist er keine Kopie eines Menschen, sondern vollführt eine Metamorphose, also die Veränderung von Aussehen und Körperform. Aber auch spirituell fechtet er einen Kampf mit sich und dem animalischen Teil seiner Persönlichkeit aus. Jeder Mensch, der ihm zu nahe kommt oder ihn berühren will ist nichtsahnend in größter Lebensgefahr. Einige bezahlen das mit ihrem Leben, andere haben unverhofftes Glück. Komisch das es wieder mal die Frauen schaffen zu überleben. Erst ist es Caroons Ehefrau und dann noch ein kleines Mädchen. Die Szene mit dem Mädchen ist für mich übrigens eine umgekehrte Kopie einer ähnlichen Begegnung zwischen Boris Karloff und dem kleinen Mädchen in FRANKENSTEIN.
Die Schocks halten sich bei mir mehr im Hintergrund. Ich bewundere viel mehr die schauspielerische Leistung von Richard Wodsworth. Dieses fahle, eingefallene Gesicht. Die hagere Statur. Mit dem Mann stimmt schon von vornherein etwas nicht. Und mir kam sein Gesicht sofort bekannt vor. Und wie ich später festgestellt habe, hat er in Alfred Hitchcock's THE MAN WHO KNEW TOO MUCH einen kleinen Auftritt als Ambrose Chapell Jr., der über James Stewarts Besuch sichtlich beunruhigt ist. Selbst in dieser kurzen Szene ist er schon herausragend.
Man sollte gar nicht meinen, daß man bei diesem wohligem Grusel noch ein wenig Zeit für Humor hat, aber der wird von Kommissar Lomax recht gönnerhaft zelebriert. Er ist übrigens auch, der gegen Ende eine Warnung ausspricht, bei der ich erst noch mit dem Kopf schütteln muß. Aber gleich danach, als Quatermass nachdem Showdown die Westminster Abbey verlässt, bleibt mir das Lachen über diesen Dialogsatz im Halse stecken. Ich hätte eigentlich wissen sollen, daß Val Guest da einen ziemlich ätzenden Kommentar abgibt, zumal er vorher den Aufnahmeleiter der Fernsehsendung (Gordon Jackson) ähnlich krass dargestellt hat.
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Geschrieben 09. Mai 2004, 11:22

SCANNERS (Kanada 1980) - DVD (MGM)
Regie: David Cronenberg


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Die letzte Sichtung liegt nun schon über ein Jahr zurück und darum war es mal wieder höchste Zeit, sich mit dieser alten Cronenberg'schen Weisheit vertraut zu machen. Es ist schon merkwürdig wie gerade dieser Film sich mit einigen Frühwerken Brian De Palmas überschneidet. Das Thema Telepathie und ein gewisser Anteil an Telekinese findet man ja auch in CARRIE und THE FURY. Während bei De Palma, aber im die kameratechnischen Kabinettstückchen für den Transport der Geschichte dienen, sind es bei Cronenberg mehr Dialoge und komplexe Szenerien.
In der ersten Dreiviertelstunde lässt sich der Film einigermaßen kühl, wenn nicht sogar etwas reserviert betrachten. Doch dann kommen endlich Hinweise in das Dunkel der vertrackten, aber geradelinigen Handlung. Darryl Revok (Michael Ironside) ist ein Scanner. Ein Scanner ist ein Mensch mit außergewöhnlichen ESP-Fähigkeiten. Revok führt einen wahnsinnigen Feldzug gegen die normalen Menschen und versucht andere Scanner unter seine Kontrolle zu bringen um die Weltherrschaft zu erringen. Dr. Paul Ruth (Patrick McGoohan) macht den noch unbekannten Scanner Cameron Vale (Stephen Lack) ausfindig und möchte von ihm, daß er Revoks Untergrundgruppe infiltiert.
Mich wundert, wie wenig fantastisch Revok in seinen Methoden ist, diesen bisher noch unbekannten Scanner in seiner Mission aufzuhalten. Er schickt mit Schrotflinten bewaffnete Kommandos aus normalen Menschen aus, die Vales Kontaktpersonen eliminieren. Es ist natürlich klar, daß das nicht ausreichen wird um Vale aufzuhalten und einen direkten Begegnung zwischen den beiden Scannern zu verhindern, aber gerade der Weg zu dieser Begegnung ist zumindest mit einer Überraschung versehen. Nämlich Vales Begegnung mit dem isoliert lebenden Scanner Benjamin Pierce (Robert Silverman). Mit zehn brachte der seine Familie um und wurde daraufhin in eine psychatrische Anstalt eingewiesen. Er wurde mit einem recht eigenwilligen Attest entlasten: Rehabilitation durch Kunst. Und diese Kunst manifestiert sich in recht verstörenden Skulpturen ("My art keeps me sane."). Bei einer Ausstellung kommt Vale diesem isolierten Scanner auf die Spur um von ihm Informationen über Revok zu erhalten. Zwar ist das nur ein kurze Episode in dem Film, aber gerade diese Ausstellung und die darauf folgende Sequenz in Pierce' abgeschiedenem Atelier ist für mich die Hauptattraktion des Films.
Ansonsten macht Cronenberg einen ziemlich unverhohlenen Kommentar auf das Contargan-Desaster. Ist dieses Medikament in der Realität für Mißbildungen und körperliche Behinderungen verantwortlich, wird es in Cronenbergs Händen zu einer Anormalität im Gehirn führen. Das sich die Scanner in Nervensysteme einklinken können. Und es wäre kein Cronenberg-Film, wenn das nur bei Menschen möglich wäre. In späteren Filmen ist es die körperliche Verschmelzung, aber hier verschmelzen die Fähigkeiten der Scanner mit den Systemen von Telefonleitungen und Computernetzwerken. Da geht man dann sensibel vor, wenn man Informationen über das Ripe-Programm sucht oder man zerstört diese Anlagen.
Die inhaltliche Komponente der Detektivgeschichte ist größtenteils langweilig, aber gerade der darüberhinaus gehende Anteil an den typischen Cronenberg-Elementen, macht für mich dabei den größten Reiz des Films aus.
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Geschrieben 09. Mai 2004, 19:17

FITZCARRALDO (Deutschland/Peru 1981) - DVD (Arthaus)
Regie: Werner Herzog

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Für mich persönlich stellt jeder Film den Werner Herzog und Klaus Kinski zusammen gemacht haben, eine Chronik des Scheiterns dar. Nicht was die Umsetzung, sondern den Inhalt der jeweiligen Geschichte ausmacht. Entweder ist der von Kinski gespielte Charakter tot oder hat seine ihm selbst auferlegt Mission verfehlt. Hier macht sich Kinski hat Brian Sweeney Fitzgerard, genannt Fitzcarraldo, auf um in der peruanischen Stadt Iquitos ein Opernhaus für sein Idol Enrico Caruso zu errichten. Finanzieren will er das mit der Hilfe seiner Lebensgefährtin Molly (Claudia Cardinale) und mit dem Geld des Kautschukbarons Don Aquilliino (José Lewgoy). Er macht sich mit einem Dampfschiff auf einen gefährlichen Weg durch Nebenflüsse des Amazonas um in einem weitestgehend unerforschten Gebiet neue Kautschukquellen zu erschließen. Gefahr droht allerdings von gefärhrlichen Eingeborenen, die ihr Territorium mit niemanden teilen möchten.
FITZCARRALDO ist meiner Ansicht nach der einzige Film in dem Kinskis Charakter und der Macher Herzog zusammen triumphieren. Fitzcarraldo gelingt es zwar nicht wortwörtlich die Oper nach Iquitos zu holen, aber zumindest hat er am Ende einen kleinen Triumph zu feiern. Und genauso stand auch Herzogs Projekt auf der Kippe. Erst fällt ihm sein eigentlicher Hauptdarsteller Jason Robards krankheitsbedingt aus und allein die irrsinnige Idee ein mehrere Tonnen schweres Dampfschiff über einen Berg und in ein anderes Flußbett ziehen zu wollen, ist ein Unterfangen an denen sich keine Normalsterblichen heranwagen würden.
Mir ist zwar nicht bekannt wie detailliert Herzogs Drehbuch für den Film war, aber ich habe immer das Gefühl, daß er seine Kamera neugierig auf gerade eben stattfindene Ereignisse gerichtet hat oder auf Begebenheiten am Drehort reagiert hat. Ansonsten kann man sich kurze Szenenabfolgen wie das Gießen der Schiffsschraube oder die zaghafte Begrüßungszeremonie der Eingeborenen in ihrer Länge nicht anders erklären. Und über andere Sachen wie das Mitschiffen von zwei Prostituierten, die den Einheimischen als Drehbedingung mitgegeben wurden, kann ich auch nur schmunzeln. Ohne diese kleinen Details wäre der Film zwar immer noch ein beeindruckendes filmisches Unterfangen, würde aber für mich persönlich kaum einen Reiz bieten. Schauwerte sind eben nicht alles, auch wenn ich die strahlende Claudia Cardinale bei der Abfahrt und der Rückkehr nach Manaos nicht vermissen möchte.
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Geschrieben 10. Mai 2004, 17:29

MAD MAX (Australien 1980) - DVD (MGM)
Regie: George Miller


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Wunderbar nihilistisch, rasant und mit einem noch unaffektiert aufspielenden Mel Gibson. Da wird mit furiosen Schnitt und halsbrecherischen Stunts ein sehr mitreißender Actionfilm aus dem Ärmel geschüttelt, daß es eine wahre Freude ist. Irgendwie komisch, daß man dabei nicht mehr Filme aus "down under" zu Gesicht bekommt. Der Kontinent hat bestimmt noch viel mehr zu bieten, als diese kleinen Häppchen, die ab und an mal hier aufgeschnappt werden. Das Problem ist aber, daß die hier erst bekannt werden, wenn sich ihre Protagonisten von Hollywood assmilieren lassen.
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#406 Tornhill

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Geschrieben 11. Mai 2004, 17:16

REQUIEM FOR A DREAM (USA 2000) - DVD (Artisan)
Regie: Darren Aronofsky


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Ein Monster von einem Film. Wie ein aus dem Schlaf wachrüttelndes Donnergrollen oder das Brüllen eines wilden Tieres, das hungrig die Witterung seiner wehrlosen Beute aufgenommen hat.

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Geschrieben 12. Mai 2004, 21:01

FAST TIMES AT RIDGEMONT HIGH (USA 1982) - DVD (Universal)
Regie: Amy Heckerling

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Menno, manche dieser High-School-Komödien rocken wie die Sau. Besonders solche alten Schätzchen aus den 1980ern haben den ganzen AMERICAN PIE's und ROAD TRIP's etwas voraus. Nämlich verdammt gute Darsteller, die es später zu etwas gebracht haben. Und das ist nicht alles. Immerhin zeichnet sich Cameron Crowe (ALMOST FAMOUS), wenn der Name jemanden bekannt sein sollte, für die Romanvorlage und das Drehbuch des Films verantwortlich. Crowe hatte nach seiner Arbeit beim Rolling Stone Magazine sich in einer typischen amerikanischen High School als Lehrer ausgegeben und die ganzen alltäglichen Dinge um Sex, Drogen, Abtreibungen, Konzertkarten auf dem Schwarzmarkt, Verabredungen und das ganze andere Brimborium aufgeschnappt und aufgeschrieben.
Einen grundlegenden Plot hat der Film nicht, sondern begleitet eine Gruppe Jungendlicher durch ein Schuljahr an der Ridgement High School. Es sind mehr die großen und kleinen Ereignisse über das Jahr verteilt und eben die Geschichten der Teenager, die den Film so lebendig und hautnah machen.
Ach, ich könnt' schon wieder dermaßen abkotzen, weil ich nicht die richtigen Worte finde...:motz: auf jeden Fall hat der Film mehr zu bieten als gnadenlosen Spaß. Immerhin ist sich auch Sean Penn nicht zu schade, bei der auf der DVD mitgelieferten Dokumentation "Reliving our fast times at Ridgemont High", einige Worte über seine Mitwirkung zu verlieren. Immerhin macht er solche Sachen sonst niemals.
Bleibt schlußendlich noch eine Anmerkung meinerseits: warum hatte ich nicht solch einen tollen High-School-Film? :cry:
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Geschrieben 13. Mai 2004, 11:11

SOLDAAT VAN ORANJE (Holland 1977) - DVD (Anchor Bay)
Regie: Paul Verhoeven

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Gerade gesehen und mich eineinhalb Stunden sehr gut unterhalten gefühlt. Aber nach der Pause wird der Film dann auf einmal zäh wie Brei, weil er zum Ende kommen muß. Schließlich geht er nur zweieinalb Stunden und bis jetzt ist es immer noch das Jahr 1941. Schnell muß man also zum Höhepunkt und der Geschichte um sechs holländische Studenten, deren Leben und Wirken zur Zeit der deutschen Besetzung der Film erzählt, eine adäquaten Schlußpunkt geben. Die Intention einen ehrlichen (Anti-?)Kriegsfilm über seine holländische Heimat zu machen ehrt ihn, aber den Film die meiste Spielzeit über nur seicht dahinplätschern zu lassen, ist das auch nicht das Wahre. Vor allem weil der Film anfangs ein recht hohes Tempo einschlagen kann.
Die Initiationsfeier an der Universität von Leiden, dann Kriegsausbruch zwischen Deutschland und England, indem sich die Holländer auf einmal mitten drin befinden. Verhoeven untergeht dabei der Fehler, den Film um seinen schon längst vorher etablierten Star Rutger Hauer herum zu inszenieren. Die Befürchtung hat man schon bei der eingespielten Wochenschau, welche die Rückkehr von Königin Wilhelmina aus England zeigt. Zwar können die Co-Darsteller wie Jeroen Krabbé als Guus LeJeune und Huib Rooymans als jüdischer Boxer John Weinberg, der als erster die Bekanntschaft mit den Nazis macht, vollends überzeugen, aber zumindest zwei der sechs Freunde bleiben im Film charakterlich völlig auf der Strecke. Einer ist nur ein Mitläufer und Alex (Derek de Lint) schließt sich den Faschisten an, um dann in einer als schockierend angedachten Episode, sein Ende im Rußlandfeldzug zu finden. Auf dem Donnerbalken sitzend wird ihm eine Rohrbombe ins Scheißhaus geworfen. Kawumm!
Angeblich soll der Film ja eine ziemlich ernsthafte Rekapitulation der Ereignisse im zerrissenen Holland darstellen und der persönlichste Film von Paul Verhoeven sein, der während der deutschen Besetzung in Holland aufwuchs, aber davon spürt man nur in ganz wenigen Szenen etwas. Ansonsten dreht sich der Film vornehmlich um die Geschichte von Eric Lanshof und Guus, denen es gelingt nach Großbritannien zu fliehen, wo sie von der holländischen Königin schließlich den Auftrag erhalten, mehr Widerstandskämpfer nach Großbritannien zu schmuggeln.
Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, daß ich dem Film heute etwas ungerecht gegenüber getreten bin. Wenn ich ihn mit den letzten von mir gesehen Kriegsfilmen vergleiche, steht er nämlich fast an der Spitze. Denn das europäische Element ist viel größer als das amerikanische. Und das Verhoeven und sein Drehbuchautor Gerard Soeteman bei all der Ernsthaftigkeit der Geschichte noch Zeit für den ein oder anderen Spaß finden, läßt mich über so manch andere Schwäche hinwegsehen.
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Geschrieben 13. Mai 2004, 22:32

AMERICAN PSYCHO (USA/Kanada 2000) - DVD (Lions Gate)
Regie: Mary Harron

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Den Roman von Bret Easton Ellis habe ich letzes Jahr versucht zu lesen und nach glaube ich zwanzig oder dreißig Seiten entnervt an die Wand gedonnert. Nicht weil er schlecht war, sondern weil es wohl eine Herausforderung ist, einen Roman im Ich-Erzählstil zu lesen, der fast nichts anderes als Beschreibungen von den alltäglichen Meetings der Yuppies in irgendwelchen Nobelrestaurants handelt und in dem sich der "Held der Geschichte ", Patrick Bateman, detailliert über seinen Musikgeschmack auslässt. Der Film ist dabei aber nicht anders, auch wenn er sich nach dem sehr gelungenen Anfang zu sehr auf die Serienkiller-Masche einlässt.
Einen nicht gerade unwesentlichen Teil der Charakterzüge Patrick Batemans spüre ich manchmal auch bei mir selbst und daher kann ich auch verstehen, daß der Roman wohl ziemlich kontrovers aufgenommen worden ist. Diese Übertragbarkeit der Einstellung von Patrick Bateman und den anderen auf meine Person, finde ich deshalb doch recht beunruhigend, um nicht zu sagen beänstigend. Auf der einen Seite unglaublich komisch ist dieses Aufgeilen an den Visitenkarten, oder an einem Tisch im angesagtesten Restaurant der Stadt, dem "Dorsia". Wenn es nicht so lustig wäre, wäre es auch erschreckend eintönig. Nichts anderes bringt diese Leute mehr zum Ticken. Wie sagt Partrick Bateman am Ende des Films doch so treffend: "Mein Geständnis bedeutet nichts." Laß die anderen ruhig weiterschlafen. Irgendwann kommt das böse Erwachen.
Wenn die Umsetzung auch manche Ungereimtheiten aufweist, so hat der Film doch wegen einigen anderen Dingen einen großen Stein im Brett bei mir. Da wäre zum einen die erlesene Kameraarbeit zu nennen, die sich wunderbar voyeuristisch auf die Statussymbole der Yuppies zubewegt und immer einen Tick zu lange darauf verweilt. Gesichtspeelings, metallene Speisekarten, CD-Hüllen...der Soundtrack, der zeitlich (1987 - 1988) fast perfekt gewählt worden ist mit Songs von New Order, Robert Palmer, Chris de Burgh, Huey Lewis & the News, Phil Collins, M. A. R. R. S. und die gut aufgelegten Darsteller. Das Buch muß ich mir jetzt doch noch einmal in aller Ruhe vornehmen, denn da ist bestimmt noch viel mehr drin.
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#410 Tornhill

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Geschrieben 14. Mai 2004, 13:26

THE REMAINS OF THE DAY (USA/Großbritannien 1993) - DVD (Columbia)
Regie: James Ivory

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Wie kann man diesen Film am besten beschreiben? Ist es ein Film über den britischen Gentleman Lord Darlington (James Fox) der, von den Nazis gutgläubig als Marionette benutzt, mit dafür Sorge trägt, daß Nazi-Deutschland in Europa salonfähig wird oder ein Film über seinen Chefbutler Mr. Stevens (Anthony Hopkins) und die Wirtschafterin Ms. Kenton (Emma Thompson), die damit beschäftigt sind, seine angesehene Lordschaft und die Gäste zu bedienen. Nun, es ist ein Film mit vielen Schauplätzen innerhalb des großen Hauses und Ivory verliert eigentlich niemals sein Ziel aus den Augen, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Seine betont ruhige und unspektakuläre Inszenierung ist nicht so sehr von filmischen, sondern von charakterlichen Höhepunkten geprägt. Einem grundlegenden Plot wie im vergleichbaren Film GOSFORD PARK von Robert Altman sucht man vergebens. Und da Anthony Hopkins und Emma Thompson als Hauptdarsteller fungieren sind sie es auch, mit denen man die meiste Zeit verbringen wird.
Es gibt im Leben von Mr. Stevens nichts wichtigeres als seiner Lordschaft treue Dienste zu leisten. Für Gefühle, gleich welcher Art sie auch sein mögen, bleibt da überhaupt kein Platz. Somit vermag er nicht zu erkennen, daß sich sein alter Vater bei den Arbeiten im Haus überfordert und dieser das selbst im falschen Stolz noch nicht einmal zugeben würde. Er erkennt nicht, daß seine Lordschaft mit der nazifreundlichen Einstellung einen folgenschweren Fehler begeht und er erkennt nicht die unbewussten Avoncen seiner Wirtschafterin. Man sieht einen Menschen, der anscheinend nie gelernt hat zu leben, oder sich Vergnügungen hingegeben hat. Da mutet sein Büro als einziges Refugium an, wo er seine wenigen privaten Momente verbringt. Leider beschränkt sich James Ivory nur auf zwei Szenen in diesem Raum, die Mr. Stevens immerhin mit zwei anderen Menschen einmal teilt. Seine anerzogene bzw. erarbeitete Steifheit machen ihn zwar zu einem hervorragenden Butler, aber sobald er aus dem schützenden Darlington Hall einen Fuß in das wirkliche Leben setzt um Ms. Kenton, die wegen einer Heirat das Haus verlassen hatte, wieder zurück zurück zu gewinnen, ist er zum einen aus Loyalität und zum anderen aus unangenehmer Erinnerung, bis auf einer Ausnahme, heraus nicht in der Lage, einmal für sich selbst einzutreten.
Ein Glücksfall ist hier einmal Anthony Hopkins, der es schafft einmal nicht affektiert und überlebensgroß daher zu kommen. Es gibt im Film wohl nur zwei oder drei Momente in denen seine wahren Gefühle sich in seinem Gesicht widerspieglen. So richtig emotional ergreifend ist der Film bei mir nicht, bin ich doch zu sehr von der unspektakulären Inszenierung enttäuscht, die nur einmal die Gelegenheit wahrnimmt ihre Konformität aufzugeben. Immerhin habe ich aber das Gefühl nicht umsonst zwei Stunden mit diesem Film verbracht zu haben. :)
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#411 Tornhill

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Geschrieben 14. Mai 2004, 21:04

THELMA & LOUISE (USA 1991) - DVD (MGM)
Regie: Ridley Scott

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Das ist so einer dieser Filme, die man sich der reinen Unterhaltung oder aber auch der dargestellten charakterlichen Stärke der Figuren immer wieder anschauen kann, ohne dem überdrüssig oder gar müde zu werden. Mittlerweile ist dieser Film, nach ALIEN, der von mir meistgesehenste der Scott-Filme. Und das noch vor BLADE RUNNER.
Ein lange geplanter Wochenendausflug der Kellnerin Louise Sawyer (Susan Sarandon) und der Hausfrau Thelma Dickenson (Geena Davis) wird zu einer Odysse durch den Süden der Vereinigten Staaten, als Louise einen Mann erschießt der Thelma vergewaltigen wollte. Aus dieser Ausgangssituation entwirft Ridley Scott einen ungemein faszinierenden Bild- und Spannungsbogen, der mich zu keiner Minute langweilig oder aufgesetzt erscheint. Ein Porträt von zwei immer willensstärker werdenden Frauen, die sich von den Männern einfach das nehmen, was sie gerade brauchen. Entweder Geld oder Sex. Ein Outlawfilm und gleichzeitig auch noch ein moderner Western.
Ich erinnere mich noch dunkel an das Medienecho, daß dieser Studiofilm seinerzeit erhielt. Daß zwei Frauen in diese vorher von Männern beherrschte Domäne Einzug halten, hatte es im amerikanischen Mainstreamkino so noch nicht gegeben. Daß der Film gleichzeitig als Karriersprungbrett und als Karriereschub diente, ist da noch eine weitere angenehme Nebenerscheinung. Sonst hätten wir in den letzten vierzehn Jahren einige Filme mit Brad Pitt bestimmt nicht zu Gesicht bekommen haben. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Levis-Spot in dem mir Brad Pitt vorher auffiel. Irgendein mexikanisches Gefängnis, es schrammelt "20th Century Boy" von T. Rex und eine junge Frau holt ihren Freund aus dem Knast. Genauso sieht Pitt in diesem Film aus.
Darüberhinaus versetzt mich auch immer wieder Christopher MacDonald als Thelmas Ehemann Darryl immer in wahrhaftige Begeisterungsstürme. Sich so dermaßen schmierig als Arschloch zu präsentieren und sich ständig zur Witzfigur abzustempeln, dazu gehört schon was.
Weiter auf der Soll-Seite des Films muß ich ganz eindeutig den entspannt aufspielenden Score von Dampfhammer Hans Zimmer verbuchen. Ein der wenige Musiken von ihm, die mir mal nicht auf die Nerven geht. Komisch, daß er mal John Carpenter verklickert hat, daß er dessen Minimalmusik zu ASSAULT ON PRECINCT 13 so vergöttert. Einen Einfluß auf seine Arbeiten habe ich davon bisher noch nie gehört. Womit ich mich nicht so ganz anfreunden kann ist der extreme Blaustich mit dem Kameramann Adrian Biddle viele Tagszenen versehen hat. Bei der vollgepfropften DVD kommt das nämlich reichlich unscharf und damit unprofessionell daher. Aber dafür gibt es wahrhaftig atemberaubende Nachtaufnahmen von in Reih und Glied stehenden Trucks an der Straßenseite und den Felsformationen des Monument Valley. :love:
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Geschrieben 15. Mai 2004, 13:41

PER UN PUGNO DI DOLLARI (Deutschland/Spanien/Italien 1964) - DVD (MGM)
Regie: Sergio Leone


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Was wäre wohl geschehen, wenn dieser Film nicht den Erfolg gehabt hätte? Es hätte keine Spaghetti-Western gegeben, Ennio Morricone wäre nicht zu einer solchen Bekanntheit aufgestiegen und Clint Eastwood wäre wohl niemals Regisseur geworden. Von diesen Nebenerscheinungen einmal abgesehen, muß ich bei mir ganz persönlich feststellen, daß der Italo-Western, wie ihn Sergio Leone hier zelebriert einfach nicht genug bekommen kann und ihn besser als jedes John-Wayne-Cowboy-Filmchen halte. Hier ist alles dreckig. Die Tonspur knarzt, das Bild hat Laufspuren und Verunreinigungen und die Banditen sind richtig verkommene Hurensöhne.
Leone ist hier noch von der kameratechnischen Finesse und Klasse eines C'ERA UNA VOLTA IL WEST einige Jahre entfernt, aber die Grundzüge sind schon mehr als deutlich erkennbar. Hier spielen noch keine Hollywoodschauspieler, wenn man von Eastwood einmal absieht, die Mistkerle, sondern gestandene italienische Bastarde vom Schlage eines Gian Maria Volonté als Ramón Rojo, der sich nicht scheut wehrlose Menschen, die aus einem brennenden Haus flüchten gnadenlos abzuknallen.
Clint Eastwood als Mann ohne Namen ist ganz sicher hervorragend, aber bei einigen dieser Helden des Italo-Westerns, wie z. B. Franco Nero in DJANGO, ist noch eine ziemliche Jugendlichkeit im Gesicht zu erkennen. Hätte Eastwood den Kerl mit vierzig Lebensjahren gespielt, wäre sein Gesicht noch etwas besser zur Geltung gekommen, aber man kann ja nicht alles haben. Pate für diesen Film stand ja Akira Kurosawas Samurai-Film YOJIMBO und ich bin mir jetzt nicht sicher, ob es bei dem auch so offensichtlich ist, daß der Eindringling die Stadt von den beiden rivalisierenden Banden befreien will.
Ich muß übrigens zugeben, daß meine erste direkte Begegnung mit dem Film 1990 stattfand als ich im Kino BACK TO THE FUTURE PART II im Kino gesehen hatte. Da schaut sich Biff in einer veränderten Variante des Jahres 1985 mit zwei Miezen in seiner protzigen Badewanne das Finale dieses Film an. Das Robert Zemeckis dann auch noch schamlos dieses Finale für seinen dritten Teil der Reihe klaut, sei noch am Rande erwähnt. Das Wasser kann Zemeckis dem guten Sergio Leone damit natürlich überhaupt nicht reichen.
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#413 Tornhill

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Geschrieben 15. Mai 2004, 19:38

PER QUALCHE DOLLARO IN PIÙ (Italien/Spanien/Deutschland/Monaco 1965) - DVD
Regie: Sergio Leone


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Mit dem ein Jahr zuvor entstandenen PER UN PUGNO DI DOLLARI definierte Sergio Leone seine Sicht der Dinge über den amerikanischen Wilden Westen. Nur ein Jahr später stellt er seine selbst aufgestellten Genreregeln teilweise komplett auf den Kopf, dreht sich mit seinen Figuren um einhundertachtzig Grad und seine ökonomische Art mit Schauplätzen, Darstellern und Kamera umzugehen wird durchweg besser. Die Rohheit einiger Einstellungen ist zwar manches Mal noch zu entdecken, aber die Geschichte selbst ist um einiges größer geworden und verlässt sich nicht mehr nur auf einen Handlungsort. Nun geht es ausstattungstechnisch, aber auch topographisch und drehbuchmäßig um einiges ambitionierter zur Sache.
Zwei im Charakter unterschiedliche, doch zielstrebige Kopfgeldjäger wollen sich die hohe Belohnung für den gefürchteten Banditen El Indio holen. Zuerst arbeiten sie jeder für sich alleine, doch die immerhin dreizehn Mann starke Bande um El Indio macht einen Pakt zwischen den beiden Männern unumgänglich.
Leone lässt sich mit der eigentlichen Plot viel Zeit und verbringt gut zwanzig Minuten damit seine drei Hauptpersonen separat einzuführen. Colonel Mortimer (Lee van Cleef), Monco (Clint Eastwood) und eben El Indio (der wieder auferstandene Gian Maria Volonté). Vor allem in den Charakteren offenbart sich mit zunehmender Spielzeit eine ungeheure Abgründigkeit mit der Sergio Leone seine Figuren ausgestattet hat. Die Dollars sind nur ein Vorwand für Leone um eine viel größere Geschichte zu erzählen. Mortimer ist auf einen persönlichen Rachefeldzug, Manco hat auf größere Entfernungen nicht mehr das sichere Zielwasser und El Indio treibt mit seiner Spieluhr ein sadomasochistisches Spiel. Immer wieder findet Leone in den Sequenzen selbst Details mit denen er das Interesse konstant aufrecht erhält. Monco nimmt dem Sheriff dessen Stern ab, nachdem dieser ihn an ein paar Banditen verraten. Wunderbar dabei der Revolverheld mit dem halbrasierten Bart. Oder der Kerl den Mortimer zu Beginn mit der Hure in der Badewanne erwischt. Der Steckbrief unterschlägt recht klug, über was für ein beeindruckend häßliches Pferdegebiss der Typ verfügt. Und El Indio ist sich nicht zu schade Frau und Kind eines Mannes zu meucheln um dann theatralisch auf die Kanzel zu steigen und eine Predigt über die Bank in El Paso zu halten Ich könnte jetzt noch ewig weiter machen, aber das würd das Interesse an dem Film schmälern.
Ökonomisch geht Leone auch bei der Wahl der Drehorte und seiner Darsteller um. Der Zufluchtsort von El Indios Bande ist das gleiche Dorf wie aus PER UN PUGNO DI DOLLARI. Eine weitere Einstellung eines Hügels wird man ein Jahr später in IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO wiederfinden. Tja, und bei den Darstellern ist sich Leone nicht zu schade sie immer wieder neu zu besetzen. Die Gesichter wird man teilweise aus PER UN PUGNO DI DOLLARIwiedererkennen und noch bis C'ERA UNA VOLTA IL WEST immer wieder sehen.
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#414 Tornhill

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Geschrieben 15. Mai 2004, 19:40

IL BUONO, IL BRUTTO, IL CATTIVO (Italien/Spanien 1966) - DVD (MGM)
Regie: Sergio Leone


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Es ist eine wahre Freude sich alle drei Filme dieser Trilogie hintereinander anschauen zu können. Man bekommt nicht nur mit, wie einem diese Filme dadurch mehr ans Herz wachsen, sondern ist ganz nebenbei auch Zeuge wie Sergio Leone mit dem dritten Film sein erstes Meisterstück abliefert. Dabei möchte ich ganz gewiß nicht die Qualität der beiden Vorgängerfilme schlecht machen, aber hier zaubert Leone auf allerhöchstem Niveau, daß er nur noch mit C'ERA UNA VOLTA IL WESTübertreffen wird.
Ist der Wilde Westen in den beiden Vorgängerfilmen als lebensfeindliches Umfeld stilisiert worden, so entscheidet sich Leone hier dafür den Rezessionskrieg zwischen den Blauen und den Grauen als pittoresken Hintergrund zu liefern. Das er diesen Hintergrund nicht unbenutzt lässt ist ihm auch noch hoch anzurechnen. Früher bezeichnete ich "Brücken-Sequenz" als ein einziges Ärgernis, die den Film unnötig in die Länge zieht. Aber gerade diese Sequenz macht das Handeln der drei Protagonisten erst deutlich. "Der Blonde" sagt es auch gerade heraus: "Wofür soll man sich hier abschlachten lassen." Ergreifend ist dann auch die Szene als "der Blonde" den sterbenden Soldaten mit seiner Jacke zudeckt und ihm an seiner Zigarette ziehen lässt.
Wie auch in PER QUALCHE DOLLARO IN PIÙ bleibt sich Leone seiner Figureneinführung treu. Doch im Gegensatz zu diesem zerdehnt er seine Sequenzen in eine schon fast unerträglich schöne Länge. Breit ist die Charakterisierung, breit ist die Landschaft, breit sind die Kameraeinstellungen. Und diese Kameraeinstellungen sind nun durchweg kontrolliert, aber nichts desto trotz von einer gewaltigen Durchschlagskraft. Von einer Landschaftsaufnahme zu einer formatfüllenden Aufnahme eines Gesichts oder einer Hand, die sich zum Revolvergurt senkt. Die Charaktere treten aus dem normalen Gefüge heraus und werden mit diesen Einstellungen und der Musikuntermalungen endgültig zu Mythengestalten des Wilden Westens a la Leone. Kein von ihnen ist durchweg Gut oder durchweg Böse. Das macht es schwer vorauszusagen wer am Ende der Geschichte überleben wird.
Und wieder findet Leone genügend Zeit mit dem Genre zu jonglieren. Entweder in lang ausgedehnten Szenen oder aber in kurzen Einstellungen, wie in etwa der Ohnmacht der Frau, die ihren von Sentenza erschossenen Ehemann und ältesten Sohn tot am Boden liegend auffindet. Von dieser Ich-Perspektive geht es über in eine Schwarzblende, die in das abgedunkelte Zimmer von Sentenzas kranken Auftraggeber führt. Tuco (Eli Wallach) erhält Gelegenheit seine Schießkünste an einem Schießstand zu beweisen, nachdem er halb verdurstend der Wüste entkommen ist. Es wird nicht nur gezeigt, daß er etwas von Revolvern versteht, sondern auch ein hervorragender Schütze ist. Und "der Blonde" (Clint Eastwood) reinigt, in der von Kanonenschüssen und marschierenden Soldaten ohrenbetäubend lauten Stadt Santa Fe, seinen Revolver, während er vor seinem Hotelzimmer Besuch von drei von Tucos Bandenmitgliedern bekommt. Als die Kanonenschüsse aufhören und die Soldaten Halt machen bemerkt er die Bedrohung, als er die Sporen von einem der drei Männer hört.
Ein in jeglicher Hinsicht großartiger Italo-Western.
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#415 Tornhill

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Geschrieben 16. Mai 2004, 14:32

THE REPTILE (Großbritannien 1966) - DVD (Anolis)
Regie: John Gilling

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Ich gebe ganz unumwunden zu, daß ich nichts von diesem Film erwartet habe. Und ich gebe ganz unumwunden zu, daß mich ich die ersten zehn Minuten unruhig auf meiner Couch umher gedrückt habe. Aber ich gebe jetzt auch ganz unumwunden zu, daß ich gerade einen tollen Film gesehen habe, welcher den einen oder anderen überraschenden Wiedererkennungswert für mich hat.
Vom simplen Plot der Geschichte einmal abgesehen, der immerhin vierzig Minuten braucht um in Gang zu kommen, lebt der Film von einer wunderbar unheimlichen Atmosphäre. Die ist zwar auch schon in den ersten Minuten vorhanden, nur habe ich dem Film da noch eine fälschliche Vorhersehbarkeit attestiert. Der Grund warum der Plot erst so spät in Schwung kommt, ist John Gillings weise Entscheidung, dem Zuschauer einige Hürden in den Weg zu stellen. Man möchte doch zu gerne wissen, was in dem kleinen Dorf vor sich geht. Aber weder die Einwohner, der Wirt Tom Bailey (Michael Ripper) oder Spinner-Pete (köstlich: John Laurie) sind gewillt mit der Sprache herauszurücken. Warum ist Charles Spalding gestorben?
Die Auflösung gibt natürlich schon der Titel und man weiß ab der Hälfte wer der "Schuldige" ist, aber Gilling schafft es ob dieses Mankos die Spannung aufrecht zu erhalten. Es ist nur allzu bedauerlich, daß der Subplot des Films auf zwei Szenen beschränkt ist, die aber einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ist es das Erwachen der weiblichen Sexualität die Dr. Franklyn Noel William) immer wieder dazu treibt seine Tochter Anna (Jacqueline Pearce) über den Mund zu fahren, ihr Befehle zu erteilen oder sie mit verachtenswerten Blicken zu strafen? Es muß eine Strafe sein, denn ich kann mir gut vorstellen, daß er ihr niemals verziehen hat, daß sie sich der okkulten Durang-Sanktu-Sekte angeschlossen hat. Eine wundervolle Szene übrigens, als Anna das indische Saiteninstrument in völliger Aufmüpfigkeit immer schneller zupft. Er sieht seine Macht über sie immer mehr schwinden, was man deutlich in den Szenen mit dem männlichen Sektenmitglied sehen kann, daß sich immer in mysteriöser Nähe aufhält.
Ich habe oben vom Wiedererkennungswert des Films gesprochen und muß bemerken, daß Oakley Court, das Haus von Dr. Franklyn, nicht nur für andere Hammer-Filme eine dankbare Kulisse abgegeben hat, sondern auch in dem kleinen Lesbo-Vampirschocker VAMPYRES als pittoreske Hintergrundkulisse diente. Davon einmal abgesehen ist es löblich, daß titelgebende Monster fast eine Stunde unter Verschluß zu halten und nur in vier Szenen auftreten zu lassen. Doch die inszenatorischen Finessen beschränken sich nicht nur darauf, sondern auch auf Baileys letzen Gruß in Richtung Spinner-Pete und die Rettung des Kätzchens aus dem brennenden Haus im Finale.
Es ist schön, wenn man von solch kleinen Filmen derart überrascht werden kann.
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#416 Tornhill

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Geschrieben 16. Mai 2004, 21:53

THE TALL GUY (Großbritannien 1989) - DVD (MGM)
Regie: Mel Smith

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Ein großer, amerikanischer Bühnenschauspieler wie Dexter King (Jeff Goldblum) einer ist, hat es nicht leicht sich in London mit halbwegs interessanten Rollen durchzuschlagen. Seit mittlerweile fünf Jahren steckt er als Gehilfe des Stars Ron Anderson (fies: Rowan Atkinson) in dessen Comedyshow fest und mit dem Liebesleben klappt es auch nicht wie es soll. Irgendwo verständlich, daß er sich erst einmal Rat bei seiner nymphomanischen Mitbewohnerin Carmen (Geraldine James) sucht, aber bedenkt man einmal ihren Verschleiß an Männern scheint das wohl auch nicht die richtige Anlaufstelle in Sachen "Beziehungskisten" zu sein. Und damit nicht genug plagt ihn wieder sein Heuschnupfen...
Sehr clever wirbt der Covertext der MGM-DVD damit, daß THE TALL GUY vom selben Autor von solchen Erfolgskomödien wie FOUR WEDDINGS AND A FUNERAL und NOTTING HILL stammt. Gemeint ist Richard Curtis. Nicht gerade besonders klug, wenn man mit den beworbenen Filmen nicht so viel anfangen kann, aber ich hatte das Glück den Film Anfang der 1990er entdeckt zu haben. Ungeheuer schwungvoll kommt der Film daher, allerdings mit immer nicht plausiblen Lösungen um die Handlung weiter voranzutreiben. Aber das verzeihe ich diesem, mit verschrobenen Charakteren wie Zypern-Charlie, dem weisen Blinden Mr. Morrow, der immergeilen Tamara ("Pump mich, mein Tankwart!"), dem knurrenden Arzt mit den Allergiespritzen und den wunderbaren Musicalszenen von "Elephant!" überbordenden Film, sehr gerne. Vor allem wenn die deutsche Synchronisation so viele prägende Sätze zu bieten hat. Und wenn dann noch der Madness-Song "It must be Love" im Gefühl des größten Glücks erklingt, ist man wirklich gut aufgehoben. :D :D :D
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#417 Tornhill

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Geschrieben 17. Mai 2004, 17:12

CAPTAIN KRONOS - VAMPIRE HUNTER (Großbritannien 1972) - DVD (Anolis)
Regie: Brian Clemens

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Auf diesem Streifen war ich ja richtig gespannt, denn immerhin spielt ja der Bastian persönlich, Horst Janson, die Titelrolle. Kronos, ein Vampirjäger lange bevor sich Buffy auf den TV-Schirmen dazu aufgemacht die Welt von der Dämonenbrut zu befreien. Lange bevor sich Wesley Snipes als Daywalker in BLADE wild onanierend durch Vampirhorden metzelte. Und mit deutlich mehr Elan als James Woods' Vampirkillertruppe in John Carpenter's VAMPIRES.
Es ist irgendwo verständlich, wenn auch recht traurig, daß eine geplante Fernsehserie um den Vampirjäger Kronos nicht realisiert wurde. Schade deswegen, weil zumindest ich Horst Janson in seiner ganzen Agilität, die er in seine Rolle legt absolut hervorragend finde. Verständlich ist es allerdings, da der Mißerfolg des Films nicht von irgendwoher kommt, sondern auf ganz konkreten inszenatorischen Schwächen beruht. Brian Clemens liegt leider überhaupt nichts daran seinen Helden als sozialen Charakter aufzubauen. Er ist eine Kampfmaschine und erhält leider keine Gelegenheit mal ein kluges Köpfchen zu beweisen. Durch seine Virilität erhält er aber zumindest Aufmerksamkeit bei der Frauenwelt, hier repräsentiert durch die wunderbare Caroline Munro. Das Köpfchen hat sich Kronos' Mitstreiter, der bucklige Prof. Grost (John Cater) zu zerbrechen. Er ist die Autorität auf dem Gebiet der Vampirjagd und hat unorthodoxe, aber unschlagbare Methoden entwickelt, um diese Wesen aufzuspüren. Und diese sind bitter nötig...
Der Film ist zu einer Zeit entstanden als Hammer händeringend um die Gunst des Publikums buhlte. Die Geschichte wurden blutiger und es wurde ein nicht unerheblicher Anteil an nackter, weiblicher Haut in den Genretopf hineingeworfen und umgerührt. Und mit der Schaffung eines potentiellen Serienhelden, verkörpert durch einen jungen Mann wie Horst Janson, der altgediente Stars wie Peter Cushing und Christopher Lee ersetzen sollte, sind doch eigentlich beste Vorraussetzungen geschaffen. Leider legt man sich selber Stolpersteine in den Weg. Aber der Film hat durchaus positives zu bieten...interessante Montagetechniken, einige hand-held-Aufnahmen und eine sehr pulsierende Filmmusik von Laurie Johnson.
Aber in einer Sache bin ich wieder einmal unerbittlich...Horst Janson macht den gleichen Fehler, wie einige Jahre später Doug McClure in AT THE EARTH'S CORE. Er sägt seine Flamme Caroline Munro am Ende des Films ab. Wie kann man nur?
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#418 Tornhill

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Geschrieben 18. Mai 2004, 10:17

REVOLVER (Italien/Frankreich 1973) - DVD (Blue Underground)
Regie: Sergio Sollima

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Ich denke der Terminus "psychologischer Actionfilm" charakterisiert ziemlich treffend meinen Eindruck, den ich nach dieser ersten Begegnung mit dem Film habe. Diesen Eindruck vermittelt der Film in seiner ersten Hälfte überhaupt nicht, wo er mehr den Eindruck eines reißerischen Actionfilms macht. Aber Sergio Sollima ist nicht der Mann, wie ich ihn mit CORRI UOMO CORRI und CITTÀ VIOLENTA kennen gelernt habe, der sich mit so etwas zufrieden gibt. Darum hat er sich die dreckige Story selbst interessant gemacht und noch selbst Hand an das fertige Drehbuch gelegt um dem Plot einen gehörigen Schuß Tiefe zu verleihen. Die Wahl der Drehorte jagt dazu noch sehr lebhafte Erinnerungen an William Friedkin's THE FRENCH CONNECTION in mir hoch.
Vize-Gouverneur und Gefängnisdirektor Vito Cipriani (Oliver Reed) ist ein besonders brutaler Vertreter seiner Gattung. Doch plötzlich wird er zum Spielball von Gangstern, als diese seine junge Ehefrau entführen. Nur im Austausch mit dem Gefangenen Milo Ruiz (Fabio Testi) wird er sie lebend wiedersehen. Die Jagd ist eröffent und führt von den Straßen Mailands über die winterlichen Alpen nach Paris.
Es ist nicht gerade leicht die Vorzüge dieses Films aufzuzählen, der gänzlich unspektakulär wirkt, aber seine Kraft aus starken Charakteren bezieht. Die genrebedingten Konfrontationen, die sich durch die erste Hälfte ziehen mögen für ein ungeschultes Auge wie mich manchmal zuviel des Guten wirken, aber in einer filmischen Welt in der selbst gefängnisinterne Konflikte mit der Faust geregelt werden muß man sich damit arrangieren. Es ist keine Hochglanzaction, wie man sie sonst tagtäglich in unzähligen Hollywood-Streifen vorgesetzt bekommt. Oliver Reed muß sich im Laufe des Films die Gewissensfrage stellen, ob er den kriminellen Milo Ruiz, den er ob seiner Dreistigkeit bald zu respektieren beginnt und der ihm hilft seine Frau aufzuspüren, wirklich ausliefern und damit in den sicheren Tod schickt. Als er sich schließlich doch noch den Behörden anvertraut, ist auch von denen keine Hilfe zu erwarten, da die kriminelle Hintergründe der Geschichte bis in die höchsten Etagen der Regierung reichen (übrigens eine Storywendung bei der ich komplett zugemacht hatte, weil ich schon sehr von der Haupthandlung mitgerissen wurde).
Am Ende bleibt eine gewisse Verwirrung, die sich nicht nur auf mich als Zuschauer, sondern auch auf Vito Cipriani überträgt, der vor den Trümmern seiner gerade getroffenen Entscheidungen steht. Ganz großartig von Oliver Reed gespielt.
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#419 Tornhill

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Geschrieben 18. Mai 2004, 23:48

CHATO'S LAND (USA 1972) - TV (WDR)
Regie: Michael Winner

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Der gute Charles Bronson muß wohl geahnt haben, daß C'ERA UNA VOLTA IL WEST seine beste darstellerische Leistung gewesen sein muß. War da sein Gesichtsausdruck wenigstens von einigen aufhellenden Nuancen geprägt geht es hier wieder steil abwärts in die Kategorie "Mount Rushmore"-Gesicht. Null Ausdruck, aber dafür ganz Körpereinsatz. Sein Indianergebrabbel mit einigen Stammesgenossen, wirkt dabei dann auch noch unfreiwillig komisch. Ganz davon abgesehen, daß die Szene eigentlich völlig unwichtig ist.
Zunächst ballert Chato (Charles Bronson) den örtlichen Sheriff nieder, als dieser ihm beleidigend kommt. Das können die guten und vor allen Dingen hart arbeitenden Amerikaner, die gerade den Bürgerkrieg durchstanden haben nicht auf sich sitzen lassen und machen sich mit einer dreizehn Mann starken, bunt zusammengewürfelten Truppe aus Farmern, einem Ex-Soldaten und einigen Sadisten auf den Weg, den Apachen zur Strecke zu bringen. Was als beschwingtes Katz- und Maus-Spiel, zumindest von Chatos Seite aus, beginnt, ist für einen Teil seiner Verfolger ein Kreuzzug. Nachdem Chatos Unterschlupf entdeckt worden ist, wird seine Ehefrau geschändet und sein Bruder von den schlimmsten der Bande gelyncht. Erwarte ich nun die übliche Abdriftung in ein Racheszenario werde ich doch ziemlich überrascht. Zwar beseitigt Chato einige seiner Verfolger durch eigene Hand, doch sind es die Konflikte in der Verfolgergruppe selbst, die eine hohe Sterblichkeitsrate erzeugen. Habe ich noch fälschlicherweise erwartet, daß Chato einige der "Unschuldigen" verschont, ist er darauf überhaupt nicht erpicht. Vielmehr macht er auf mich gegen Ende den Eindruck, als ob er eine urweltliche Kraft der Natur darstellt, die alles Böse auszulöschen gedenkt. Entweder sind es diejenigen, welche die Chance hatten seine Notwehrtat am Anfang richtig zu stellen oder es sind diejenigen, die nicht davor zurückschrecken ihresgleichen umzubringen. Eine Flucht in Gebete mit dem lieben Herrgott sind ebensowenig Schutz, wie ein Festhalten an Freundschaften oder anderen Werten.
Mich hat zu Beginn des Vorspanns einer großer Teil der Besetzung überrascht. Jack Palance als Anführer der Verfolgergruppe, blickt mit einem gewissen Stolz auf seine Soldatenzeit zurück, Ralph Waite u. Victor French, beide bekannt aus den Fernsehserien THE WALTONS und OUR LITTLE HOUSE sind erfrischend gegen die Erwartung besetzt. Und mit Richard Jordan hat man einen Jungschauspieler gefunden, der ziemlich erschreckend den Part des inzestiösen Vergewaltigers und Revolverhelden spielt.
Michael Winner hat insgesamt eine gute Handvoll Filme zuammen mit Bronson gedreht. DEATH WISH liegt gut zehn bis zwölf Jahre zurück, die anderen sind mir unbekannt. Von der sehr guten Wahl der Locations abgesehen, schafft es der Film mit seiner archaischen Abarbeitung von Szenenabfolgen überhaupt nicht zu begeistern. Im Gegenteil ist man bei einem wilden Ritt durch einen Canyon durch den völlig verunglückten, weil beschleunigten Schnitt, völlig aus der Bahn geworfen. Nur mit seinem Schlußbild, weiß der Film einen anerkennedes Kopfnicken bei mir auszulösen.
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#420 Tornhill

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Geschrieben 19. Mai 2004, 13:46

NOTORIOUS (USA 1946) - DVD (Criterion)
Regie: Alfred Hitchcock

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Puh, es ist schon eine Weile her seitdem ich den Film das letzte Mal gesehen habe und ich bin doch glatt während der Partyszene weggeratzt, als sich Devlin und Alicia in den Weinkeller von Sebastian begeben um zu ergründen, was sich geheimnisvolles in den Weinflaschen verbirgt. Auf spektakuläre Handlungswendungen verzichtet Hitchcock gänzlich in diesem ausschließlich von Sophistos bevölkerten Nachkriegsthriller-Melodram. Es wäre recht interessant zu ergründen, inwieweit das auf Ben Hechts Skript beruht oder aber wie oft Hitchcock von Selznick auf die Finger gepatscht wurde. Ich bin eher der Überzeugung, daß man die beiden Hauptdarsteller in ruhiger Kulisse möglichst anschmachten sollte, anstatt atemlos von einem Ort zum nächsten zu hetzen.
Nach meinen letzten, eher actionbetonten, Filmerlebnissen ist jetzt wieder eine Abkehr auf menschliche Dramen auszumachen. Und menschliche Dramen bedient diese Geschichte weiß Gott genug. Die junge Alicia Huberman (Ingrid Bergman) wird vom Geheimdienstmann T. R. Devlin (Cary Grant) rekrutiert um einen Spionagering aus Nazis in Rio de Janerio auszuhorchen. Daß Devlin Alicia dadurch in höchste Gefahr begibt ist ihm sehr bewußt, aber trotz seiner Liebe zu der Frau schickt er sie in ein Martyrium sexueller Unterdrückung und Todesangst jederzeit enttarnt zu werden. Dabei kam mir Cary Grants Figur reichlich schlecht ausgearbeitet vor, der zwar wie ein mürrischer Brummbär wirkt, aber bis auf das schmachtende Ende nie wirklich Stellung bezieht. Überzeugend hingegen ist Claude Rains als Sebastian, der, von seiner herrschsüchtigen Mutter ständig gegängelt, Alicia zur Frau nimmt.
Man kann nun behaupten, daß wenn man einen Hitchcock-Film gesehen hat, hat man sie alle gesehen, aber gerade so ein ruhiges Charakterstück wie NOTORIOUS bietet für Hitchcock reichlich Gelegenheit seine Zweideutigkeiten ziemlich eindeutig zu präsentieren. Das Drumherumgeplaudere über Essen, wobei ja ganz eindeutig Sex mit gemeint ist, erregt zumindest bei mir Aufmerksamkeit und lässt mich ganz schön schmunzeln. Darum ist es schade, daß der melodramatische Aspekt der Geschichte manchmal etwas unzureichend ausgebaut wurde. Wie wäre es denn gewesen, wenn man Alicia mit der deutschen Lebensweise verführt hätte, die es ihr schwerer gemacht hätte sich für einen der beiden Männer zu entscheiden? Unter diesem Aspekt wirkt die genreübliche Konstruktion, nämlich die langsame Vergiftung Alicias, auf mich seltsam eindimensional. Sie ist zwar immerhin Grund genug für Devlin jetzt endlich zu handeln und dem schmachtenden Publikum und Alicia, daß zum Hören zu geben, worauf man die ganze Zeit gewartet hat.
Auf formaler Ebene weiß der Film aber wieder, bis auf einige Process-shots zuviel, wieder einmal zu überzeugen. Exquisite, vor allem lebhafte Kamerafahrten in langen Einstellungen, die einen großen Raum abdecken sind über den ganzen Film verteilt und wollen gesehen und beachtet werden. Und das werden sie auch.
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