Regie: Brian De Palma
"Now it's dark!"
#421
Geschrieben 20. Mai 2004, 11:55
Regie: Brian De Palma
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#422
Geschrieben 21. Mai 2004, 23:21
Regie: Godfrey Reggio
KOYAANISQATSI liegt ja nun schon eine ganz Zeit zurück, aber da Anfang dieser Woche die DVD-Veröffentlichung des dritten Teil von Reggios QATSI-Trilogie war, mußte selbstverständlich eine zweite Sichtung des mittleren Teils her. Nachdem ich mich gestern zuerst durch den Mitschnitt der Podiumsdiskussion an der New Yorker Universität, die den dritten Film behandelt hat, gekämpft hatte, sah ich mich genug gerüstet um mich dem zweiten Film zu stellen. Von dem inhaltlichen Aspekt einmal abgesehen, bleibt sich Godfrey Reggion in der formalen Konzeption dieses Nachfolgefilms weitestgehend treu. Doch sofort fallen Änderungen zum ersten Film auf, die eine völlige andere Herangehensweise erfordern. Mit dem ersten Film und dem Fokussieren auf westliche Lebensstandards machte es Reggio mir leicht Bezug zum Film zu finden. Das ist bei POWAQQATSI anders, denn Reggio konzentriert sich auf Landschaften, Strukturen und Lebensweise der südlichen Hemisphäre. Das macht den Zugang um einiger vertrakter doch im Verlauf des Films wird man sich des Anliegens Reggios bewußt. Ich gehöre auf jeden Fall nicht zu der Fraktion, welche den zweiten Film als Fehlschlag abtut.
Hörbar ist auch der ungemein stärkere Einfluß von Komponist Philip Glass, der sich fast völlig von der kontemplative Ruhe und dem elektronischen Chaos des Erstlings verabschiedet und sich hier den Rhytmen der World Music öffnet und auch nicht dafür zurückschreckt den Film mit einem moslemischen Gebetsgesang ausklingen zu lassen. Und gerade dieses letzte Stück wirkt wie eine anklagende Mahnung.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#423
Geschrieben 22. Mai 2004, 23:52
Regie: David Cronenberg
Was für ein kunterbuntes Knallbonbon hat sich der gute Dave "Deprave" Cronenberg hier nun in seiner Filmographie eingefangen. Das ist neben THE DEAD ZONE sein zugänglichster Film und macht einen enormen Spaß beim Zuschauen. Ich hoffe ja, daß der gute Dave einen ähnlichen Spaß hatte den Film zu inszenieren. Er präsentiert hier keine Körper- oder Gedankenwelten, wie in seinen übrigen Filmen, sondern eine kleine Umorientierung in ein anderes Genre: das der Rennfahrerfilme. Dabei richtet sich das Kameraobjektiv von Mark Irwin, der hier das erste Mal mit Cronenberg zusammenarbeitet (genauso wie Production Designerin Carol Spier), auf die voluminösen Motoren der Rennautos. Der beliebter Dragster-Fahrer Lonnie "Lucky Man" Johnson (William Smith) steht ziemlich am Ende seiner Karriere und muß nach einem Crash seines Dragster kurzfristig in eine andere Rennklasse umsteigen. Die Kasse für den Teambesitzer Phil Adamson (John Saxon) muß schließlich weiter klingeln, denn die Konkurrenz schläft nicht.Autos kann man diese Vehikel eigentlich kaum nennen, ist doch der Motor und das notdürftig zusammengeflickte Chassis nur von einer Fiberglaskarosserie umhüllt. Und wenn die Motoren, die immerhin eine Leistung von über zweitausend Pferdestärken und eine Geschwindigkeit von annähernd 400 km/h erreichen, angelassen werden, schüttelt es nicht nur den Dragster, sondern auch meine Lautsprecher durch.
Viel Substanz oder eine gar tiefergehende Geschichte hat der Film wahrhaftig nicht zu bieten, aber Cronenberg zeigt hier das erste Mal seine Heimat Kanada von einer sehr warmen Seite. Rennstrecken sind in warmes Abendlicht getaucht und die Wege von einer Rennstrecke zur nächsten werden über die Highways zurückgelegt, die durch die ursprüngliche Landschaft Kanadas führen. Vor allem bin ich überrascht gewesen, wie schnell ein etwaiger Konflikt zwischen Lonnie Johnson und dem zweiten Fahrer Billy "The Kid" Brocker (Nicholas Campbell) fallengelassen wurde. Nein, hier geht es wirklich nur darum Spaß zu haben und am Ende den bösen Teambesitzer wortwörtlich den Garaus zu machen. Da wird der Film das einzige Mal richtig gemein. Ich möchte noch anmerken, daß hier der Film um eine Nacktszene ergänzt worden ist, die bei der Veröffentlichung des Films vor 25 Jahren aus Altersgründen herausgeschnitten wurde. Da ist eine sichtliche Freude Cronenberg an dieser Stelle beim Audiokommentar zu zuhören. Der ist nicht nur ein cleverer Filmemacher, sondern hat auch einen ziemlich guten Geschmack was süßen Anhalterinnen betrifft. Den Wet-T-Shirt-Contest hätte man aber auch wieder in den Film integrieren können.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#424
Geschrieben 23. Mai 2004, 16:57
Regie: Sam Peckinpah
Es gibt einige Filme, die man sich erst "schön" sehen muß um überhaupt festzustellen, daß sie einen wirklich mitgerissen haben. Das ist der einzige Peckinpah-Film bei dem es mir so ergangen ist. Die Fernsehsausstrahlungen und einige Sichtungen auf DVD haben immer dazu geführt, daß ich die ersten vierzig Minuten in den Himmel gelobt habe und den Rest als sinnloses Beiwerkt abgtan habe. Eine zweiter und dritter Filmakt, die überhaupt nicht zum Anfang passen.
Heute vormittag habe ich aber meinem Frieden mit dem Film gemacht. Das Machogehabe, daß eigentlich in jedem Peckinpah-Film zu finden ist, wird nämlich auch hier sehr clever von ihm aus den Angeln gehoben. Erst ist es das körperliche Handicap, daß Mike Locken (James Caan) durch die Schußwunden zu ertragen hat, die ihm sein ehemaliger Partner George Hansen (Robert Duvall) beigebracht hat. Er will es einfach nicht wahrhaben fortan nur noch als Krüppel zu gelten und nie wieder als Sicherheitsmann für ComTeg zu arbeiten. Darum wird auch sehr effektvoll dafür gesorgt ihn in einem Restaurant und auf einer Treppe stürzen zu lassen. Meiner Meinung nach eine ideale Vorbereitung auf seine spätere Rolle in MISERY. Doch der Gedanke an Rache hält ihn aufrecht und die orientalische Schule der chinesischen Kampfkunst hilft ihm natürlich ungemein in Windeseile zu genesen.
Ich weiß jetzt nicht ob es damals gerade in Mode kam exotische Kampfkunst in einen Hollywood-Actionfilm zu integrieren, denn der geringe Output derartiger Filme in den darauffolgenden Jahren war ja dann doch verschwindend gering. Heute gehört das, dank THE MATRIX, ja schon irgendwo zum guten Ton. Das machte es mir vorher ziemlich schwer den Film zu verarbeiten, machte ich doch insgeheim eine Marketingstrategie seitens der Produzenten für diesen Schritt verantwortlich. Heute habe ich allerdings erkannt, daß Peckinpah es doch recht clever verstanden hat mit diesem dramaturgischen Mittel umzugehen. Sein Auftrag eine hochgestellte chinesische Persönlichkeit (Mako) zu beschützen, die zum Attentatsziel einer gegnerischen Organisation geworden ist, für die jetzt auch George Hansen arbeitet und gleichzeitig das ganze Gerüst am Ende zum einstürzen zu bringen, ist doch viel mehr als ich vorher bereit war zu akzeptieren.
Die persönliche Rachegeschichte des zur Gegnerseite überlaufenden Freundes überhöht sich am Ende zu einem dramatischen Zweikampf des Chinesen mit einem Ninja, bei dem dieser unbedingt überleben muß, damit er sich würdig erweist um für seine Leute zu sprechen. Dieses kryptische Getue ließ mich und auch Mike Locken immer irgendwo verwirrt zurück ("Let's go bananas."), denn am Ende findet er heraus, daß er nur für eine Säuberungsaktion innerhalb seiner Abteilung missbraucht wurde.
Der Film macht einen sehr behäbigen Eindruck und man macht sehr leicht den Fehler in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen, denn Peckinpah versteckt durch einen sehr subtilen Schnitt viele Details, welche den Film von einer Sequenz in die nächste führen. Wie kommt zum Beispiel die Bombe unter das präparierte Taxi mit dem Locken, Miller und Mac die Chinesen befreien? Es gibt nur zwei kurze Szenen und wenn da nicht aufpasst ist die Information futsch.
Bei all dem ernsthaften Getue schafft es Peckinpah auch einige Male die Stimmung gekonnt aufzulockern. Am Anfang als Mike von seinem Freund George mit dem ärztlichen Attest seiner Bettgespielin hereingelegt wird und als der Motorradpolizist völlig veränstigt mit der Bombe wegläuft. Wahrhaftig ein Film, dessen Qualitäten erst sehr spät bei mir durchgedrungen sind und die ich fortan nicht mehr missen möchte.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#425
Geschrieben 25. Mai 2004, 12:27
Regie: Kathryn Bigelow
Ich kann es nicht oft genug anmerken. Ohne das Medium DVD und ohne das Internet hätte ich viele Filme wohl bis heute nicht kennengelernt. Dazu gehört auch diese kleine Genreperle, die im gleichen Jahr wie der Studiofilm THE LOST BOYS entstand. Genau wie dieser handelt es sich um einen Vampirfilm, der allerdings von dem Wort "Vampir" niemals einen Gebrauch macht und sehr eigensinnig mit den Genrekonventionen herumspielt. Das Ganze wirkt unerhört frisch und man sieht jedem der Darsteller eine ungeheure Spielfreude an.
In einer texanischen Kleinstadt bleiben nicht gerade viele Freizeitbeschäftigungen für einen jungen Mann wie Caleb (Adrian Pasdar) übrig. Größtenteils wird mit Kumpels ein zünftiges Bier auf der Hauptstraße gezischt. Und in so einer Kleinstadt ist es auch kein Wunder, daß ein hübsches Mädchen lange unbeachtet bleibt. Wie in einem Traum steht Mae (Jenny Wright) auf dem Bürgersteig und genießt, scheinbar in aller Ruhe, ein Eis. Caleb beweist sich dabei als ein Junge mit Mut und spricht das hübsche Mädchen an, woraufhin er Dinge in Gang setzt, die einen mitreißenden Film beginnen lassen...übrigens eine sehr hinreißende Szene, wenn er May mit dem Lasso einfängt.
Eigentlich ist es nämlich schon schlimm genug wenn man weiß, daß es sich um einen Film mit Blutsaugern handelt. Deswegen muß ich jetzt auch selber schämen. Doch er ist nicht nur das was den Film interessant macht, denn er kann durchaus auch als ein Western überzeugen. Denn wenn man sich einmal die Gruppe anschaut mit der Caleb in Kontakt kommt, kann man auch behaupten, daß es sich bei denen um Outlaws handelt. Caleb ist aber trotz seiner gleichen Konstitution noch lange nicht akzeptiert, denn er muß selbst töten. Erstens um überhaupt zu überleben und zweitens um in der Gruppe einen gleichberechtigten Platz zu finden. Neben Jessie, dem Anführer der Gruppe, Diamondback, der undurchschaubarsten der Fünf, Severin, einem Hitzkopf und Sprücheklopfer und Homer, einem alten Mann gefangen im Körper eines Kindes, gilt es sich durchzusetzen.
Vor allem aus diesem Konflikt bezieht der Film in der ersten Stunde seine größte Spannung. Jeder beschafft sich seine eigene Art und Weise Nahrung. Nur Caleb zögert immer wieder vor diesem ultimativen Schritt, der ihn endgültig von seiner Familie und der Welt der Menschen trennen würde. Auf recht eindringliche und beunruhigend nüchterne Weise werden diese Szenen nacheinander präsentiert.
Zimperlich gehen die Vamire dabei weiß Gott nicht mit ihren Opfern um. Clever changiert der Film in der acht Minuten langen Barsequenz dabei von Angst über Spaß am Zusehen durch bewusst auf cool getrimmtes Overacting und einer sexuellen Agressivität.
Ein sehr schöner Genrefilm den Kathryn Bigelow hier abgeliefert hat. Ihr erster Film bei dem sie die eigene Federführung hatte und auch noch am Drehbuch selbst mitgearbeitet hat. Vor allem die Besetzung hat mich neben dem eigentlichen Inhalt auf den Film aufmerksam gemacht. Lance Henriksen, Jennette Goldstein und Bill Paxton spielten alle drei ein Jahr zuvor in James Camerons ALIENS recht tragende Rollen. Und ein nicht gerade unerheblicher Grund war für mich auch noch die bezaubernde Jenny Wright, die mir einige Jahre zuvor in der Filmversion PINK FLOYD THE WALL als Backstageluder ("Young Lust", "One of my turns") auffiel, das sich mit Rockstar Pink auf dessen Hotelzimmer begibt.
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#426
Geschrieben 25. Mai 2004, 22:55
Regie: Paul Verhoeven
Westeuropa um das Jahr 1500. Mitten im Mittelalter, überall Kriege und Konflikte und die Beulenpest ist auch in ihrer vollen Blüte ausgebrochen. Das ist interessiert Lord Arnolfini überhaupt nicht, denn der will seine Burg wiederhaben und schickt deshalb eine Armee Söldner, angeführt von Captain Hawkwood (Jack Thompson) aus um seinen Besitz zurück zu fordern. Doch als er eine Gruppe Söldner unter dem Renegaten Martin (Rutger Hauer) hintergeht, schlagen diese mit voller Wucht zurück. Sie entführen die junge Agnes (Jennifer Jason Leigh), die junge Braut von Arnolfinis belesenem und furchtlosen Sohn Steven (Tom Burlinson).
Das ist der bisher beste Film über das Mittelalter, den ich bisher gesehen habe. Während Filme wie z. B. EXCALIBUR zumindest durch eine passable Kameraarbeit überzeugten, mich allerdings in ihrem Inhalt eher langweilten, ist es hier schwer für mich nicht gelangweilt abzuschalten. Dabei ist es gar nicht so einfach eine Figur in diesem Film zu finden, mit der man sich identifizieren könnte. Sie sind weder Gut noch Böse, aber jeden von ihnen wird durch eine ungezügelte Kraft angetrieben. Genau so ungezügelt und an der Grenze des guten Geschmacks bewegt sich das Drehbuch und die Inszenierung von Verhoeven. Wie man es von ihm ja auch immer gewohnt ist. Jeder seiner Filme ist eine Herausforderung, der man sich nicht gerade unvorbereitet stellen sollte. Das ist meine zweite Sichtung innerhalb eines Zeitraums von fünf Wochen und erst jetzt kann ich etwas zu dieser Tour de Force niederschreiben. Mich würde ja mal wirklich interessieren woher Verhoeven und Co-Autor Gerard Soeteman ihre Ideen genommen haben. Sie bedienen sich auf jeden Fall reichhaltig in einem Fundus aus historischen Überlieferungen und heidnischen Aberglauben, daß einen bei all der Zitierwut schon fast schwindelig wird. Und wenn dann noch solch unvergessliche Szenen wie der Liebesschwur unter den aufgehängten, halb verwesten Leichnamen und der das verseuchte Blut aufleckende Hund zu sehen sind, ist man entweder von etwas ganz Großen oder abgrundtief Ekelhaften Zeuge.
Mir hat es auf eine ganz dreckige Art einen unerhörten Spaß gemacht.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#428
Geschrieben 27. Mai 2004, 09:02
Regie: Peter Bogdanovich
Lang, lang ist's her. Bestimmt sieben oder acht Jahre habe ich diesen äußerst effektiven Reißer nicht mehr gesehen und konnte mich nur noch an die Szene auf den Tanksilos erinnern. Und natürlich an den Anfang als der Gruselfilm immer Vorführraum abgespielt wurde. Neben dem erst kürzlich entdeckten PAPER MOON und WHAT'S UP, DOC? ist das für mich der beste Film von Bogdanovich.
Es ist sehr gut sich wieder an Filme, die man eine sehr lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hat wieder zu entdecken und sich nicht nur sofort darin wohlfühlt, sondern auch viel Neues zu entdecken. Byron Orlock (Boris Karloff) will seine Karriere als Horrorfilmstar beenden, denn für ihn spielt sich der Horror nicht mehr in viktorianischen Gemäuern wieder, sondern ganz real auf der Straße. Die Zeitungen sind voll von diesem urbanen Horror, da braucht es ihn und seine alten Filme nicht mehr. Wie recht er damit hat, sieht man parrallel dazu, wie ein junger Mann (Tim O'Kelly) erst seine Ehefrau und seine Mutter erschießt und sich dann auf eine Todestournee begibt, die ihn im Finale des Films in ein Autokino führt, in dem Orlocks neuester Film Premiere feiert.
Die Entstehungsgeschichte dieses Low-Budget-Thrillers ist schon eine Abenteuergeschichte für sich alleine und eigentlich schon Grund genug, sich den Film überhaupt anzuschauen. Mich hat vor allem Boris Karloff in seinem Part fasziniert, der im Prinzip sich selber spielt. Das er am Ende seiner Karriere noch einmal mit einer richtigen Charakterrolle abtritt dürfte für ihn sicherlich eine ähnliche Genugtuung gewesen sein, wie die Rolle in THE CRIMINAL CODE die Howard Haws ihm zukommen ließ.
In seiner Thrillerhandlung hat der Film einige wahrhaft nervenaufreibende Momente, die trotz des geringen Budgets, sehr effektiv inszeniert sind. Für mich ein echter Klassiker!
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#429
Geschrieben 27. Mai 2004, 12:30
Regie: Menaham Golan
Ich miste zur Zeit ohne jegliche Rücksicht meiner Ansicht nach überflüssige DVDs aus meiner Sammlung und dabei habe ich das schmucke Digipack von Kinowelt auch erst bei gehabt. Aber bevor der bei eBay landet muß dieses cineastische Vebrechen mit dem guten alten Sly doch noch einmal angeschaut werden, denn das Cover ist schon Grund genug in Freudentränen auszubrechen.
An dem cineastischen Verbrechen hat sich absolut nichts geändert, aber wenigstens hatte ich heute an dem Streifen so einen Heidenspaß, das ich die DVD doch behalte. Nichts, aber auch rein gar nichts zeichnet diesen Film positiv aus. Mit Ausnahme einer Ernsthaftigkeit mit der sich jeder Darsteller der Peinlichkeit preisgibt. Das grenzt schon an wahre Folter sich den Film anzuschauen. Es dürfte wohl auch ein erhellendes Erlebnis sein, den Streifen mit einem am Film beteiligten anzuschauen, der dann auch noch irgendetwas Positives in dem Film entdecken könnte. Die Grundgeschichte von dem beherzten Trucker Lincoln Hawk (Sylvester Stallone), der seinen jungen Sprößling aus der Militärakademie abholt um ihn zur todkranken Mutter zu bringen und sich dabei den Zorn des Groß- und Ex-Schwiegervaters (Robert Loggia) einhandelt ist im Prinzip ein Stoff, den man im DENVER-CLAN, FALCON CREST oder DALLAS in einer Episode abhandeln könnte. Da würde man das ja noch unter Umständen für voll nehmen, aber der glorreiche Versuch der wandelenden Kampfmaschine Rambo eine herzensgute Vergangenheit anzudichten ist der Garant für von Lachen tränenden Augen.
Und was dann folgt kann man anhand der oben dokumentierten Fotos auch als "Chronik des Schmerzes" bezeichnen. Der arme Linc wird von seinem Sohnemann ordentlichst zur Sau gemacht. Tut er dem kleinen Hosenscheißer aber mal was Gutes gibt es seine Standardantwort: "Ich hasse dich, buhu!" Der Schmerz überträgt sich aber nicht nur auf die Figuren, die sich in diesem Amerika der 80er bewegen, sondern ist auch ganz real bei mir präsent. Wenn nämlich der gute Sly in dem Trucker-Restaurant die Herausforderung zum Armdrücken annimmt und vom Teddybär zur wilden Kampfmaschine umschaltet. Dieser Ausdruck in seinem Gesicht.
Dann wird sich wieder durch einen ganzen Haufen an Exposition und handzahmer Action gequält. Die Mutter gibt den Löffel ab, der Daddy fährt mit seinem Truck die Villa des Opas zu Klump. Irgendwann hat man sich dann endlich zum Finale durchgekämpft und muß noch einmal gut fünfzehn Minuten Armdrücken über sich ergehen lassen. Und wieder sieht man nur Gesichter des Schmerzes. Leute die freiwillig Motoröl saufen, Zigarren fressen und F. U. B. A. R. auf ihrem Muscleshirt stehen haben machen mir . Das Ende ist zum Glück kurz, schmerlos und über kitschig.
Und ich fühle mich wegen all der Lacherei glatt zehn Jahre jünger. Trotz der grauenhaften Musik von Giorgio Moroder. Aber schließlich ist der Filmtitel hier schon Programm genug.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#430
Geschrieben 28. Mai 2004, 07:30
Regie: Dario Argento
Mater Susperianum ist tot, da ist es nur zu verständlich das ihre beiden Schwestern Mater Tenebreaum und Mater Lacrimarum ziemlich erzürnt sind. Die drei Schwestern, allesamt Hexen, bildeten in den Städten Freiburg, Rom und New York ein Dreigestirn dunkler Mächte. Jeder der sich ihnen in den Weg zu stellen versuchte, wurde aus dem Weg geräumt. Als Rose (Irene Miracle) von den drei Müttern in einem alten Buch liest schreibt sie beunruhigt einen Brief an ihren Bruder Mark (Leigh McCloskey) in Rom, der sich alsbald auf den Weg zu ihr nach New York macht, sie aber in ihrer Wohnung nicht mehr antrifft. In dem alten Gebäude gehen derweil seltsame Dinge vor sich. Hilfe bekommt Mark dabei von Elise (Daria Niccolodi), einer Nachbarin von Rose, und vom Antiquitätenhändler Kazanian (Sacha Pitoëff).
Wenn man einmal außer Acht lässt, daß dieser Film als Fortsetzung zu SUSPIRIA gedacht ist, findet man sich trotzdem sofort in dieser Welt zurecht. Argento wollte mit diesem Film den Eindruck vermitteln, daß er die Welt der Hexen verlässt und mehr einen Film über die Schwarzen Künste der Alchemie in Szene setzt. Leider bin ich kaum qualifiziert diese Hinweise aufzunehmen, aber Argento tut sein bestes daran diesen Handlungsbogen zu vereinfachen. Es ist im Prinzip eine reine Detektivgeschichte, nämlich die Suche des Bruders nach seiner Schwester, die von allerlei seltsamen Nebenhandlungen begleitet ist. War ich von SUSPIRIA immer beeindruckt, bin ich von INFERNO geradezu überwältigt. Und diese Überwältigung hat heute erst mit der vierten oder fünften Sichtung richtig an Form gewonnen. Mal von den offensichtlichen Schockmomenten und giallo-beeinflussten Mordszenen abgesehen ist es hier Argentos einzigartiges Können, die Filmhandlung fast ohne jegliche nervende Exposition voranzutreiben. Man muß sich völlig auf die Bilder verlassen und in dieser Hinsicht erhöht Argento sein visuelles Feuerwerk von SUSPIRIA um ein Vielfaches. In den wunderbar schönsten Farben werden Gebäudefassaden, Räume, Korridore oder große Säle ausgeleuchtet, daß man sich überhaupt nicht mehr sattsehen kann. Das dieses Farbenspiel einen Großteil der Bedrohlichkeit des Films ausmacht, ist von mir vorher sträflich unbeachtet geblieben obwohl es doch so offensichtlich vor mir lag. Die Taxifahrt von Marks Sitznachbarin Sara in der Musikakademie wirkt auf mich wie ein Kopie derselben Sequenz vom Anfang aus SUSPIRIA. Ich möchte einmal behaupten, daß sogar der Taxifahrer derselbe Darsteller ist. Dann natürlich die Sequenz im Central Park als Kazanian die Katzen der Mater Tenebrarum im Teich ertränkt und dann ins Wasser fällt.
Mich wundert es überhaupt da Argento entweder aus purer Absicht oder reiner Selbstzweckhaftigkeit falsche Fährten in seinen Plot legt. Der Mann im Fahrstuhl, der nachher den Sicherungskasten untersucht wird zunächst mit bedrohlichem Rotlicht angestrahlt, daß man denkt, daß er ein Killer ist nur um dann über den Jordan geschickt zu werden. Dann ist es der Butler und die Hotelfrau, die hinter Schmuck her sind und ebenfalls den Zorn von Mater Tenebrarum auf sich ziehen. Und schließlich als Kazanian um Hilfe schreiend im Teich liegt und vom Imbissmann mit dem Messer bearbeitet wird.
Ach, ich sollte mich eigentlich nur an der unglaublichen Atmosphäre dieses Meisterwerks laben und nicht nach logischen Hintergründen bohren. Denn da hält doch bekanntlich kaum ein Film einer genaueren Prüfung stand.
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#431
Geschrieben 28. Mai 2004, 22:19
Regie: Joel Coen
Es dürften bestimmt zehn Jahre vergangen sein, seitdem ich diesen Film auf Premiere gesehen habe. Mit dem immer größer werdenden Output der Brüder Joel und Ethan Coen bestand daher natürlich ein besonderes Interesse sich auch diesen Film wieder einmal anzuschauen. Und es hat sich doch gelohnt. Dieses altmodische Gangsterdrama erinnert nur entfernt an die viel zu üppigen GODFATHER-Filme und macht mit seiner Beschränkung auf das Wesentliche ein viel lebhafteren Eindruck.
Tommy Reagan (Gabriel Byrne) findet sich mitten in einem Krieg zwischen zwei rivalisierenden Gangsterbanden wieder. Auf der einen Seite sein irischer Boss Leo (Albert Finney), der sich mit dem aufstrebenden Italiener Johnny Caspar (Jon Polito) anlegt, der von Leo verlangt den Buchmacher Bernie Bernbaum (John Turturro) umzulegen, der an Johnny gerichtete Pferderennwetten weiter verschachert hat. Die Lage für Tommy ist noch weitaus komplizierter, da er eine Affäre mit Verna (Marcia Gay Harden), der Freundin seines Bossesund gleichzeitig auch noch Bernies Schwester, hat. Mit der offen zur Schau gestellten Lakonie tut sich Tom sichtlich schwer einen Bandenkrieg zu verhindern. Und so ist der Film von allerlei Seitenwechseln geprägt. Mal geht Tom eine Allianz mit Johnny Caspar ein um dann doch wieder alleine für sich zu arbeiten oder einige Kastanien für seinen früheren Boss Leo aus dem Feuer zu holen. Die Polizei und die städtischen Politiker sind in dieser Hinsicht auch nicht anders....
Die quälend langsame Erzählstruktur, die fast als ein Porträt von amoralischen Personen zu bezeichnen ist, hinterfragt dabei recht geschickt die Moral, welche diese Personen ihren jeweiligen Parnern gegenüber haben. Wem kann ich trauen und wem nicht? Wer ist mein Freund, wer ist mein Feind? Das alles ist dann auch noch mit einem recht präzise dosierten, hintergründigen Witz garniert den ich so sehr an den Coen-Brüdern liebe. Ein etwas genauerer Blick eines Hundes und eines Jungen auf eine Leiche in einer kleinen Gasse, Rauch, der durch die Dielen in Leos Schlafzimmer aufsteigt und der Gangster der mit seinem Maschinengewehr ein hübsches Muster in den Raum schießt und sich nebenbei auch noch die Füsse dabei abrasiert.
Mit großer Genugtuung habe ich einige Darsteller regisriert, die viel größere Rollen in späteren Film der Coen-Brüder bekommen haben. Steve Buscemi tritt hier, ähnlich wie in BARTON FINK, nur am Rande in Erscheinung, aber brabbelt als Mink dafür so schnell, daß mir schwindelig wird und Michael Badalucco, der ewig sabbelnde Barbier aus THE MAN WHO WASN'T THERE, hat eine kleine Szene als Caspars Fahrer Sal. Sam Raimis netter Kurzauftritt ist dabei auch nicht zu verachten. Gabriel Byrne kriegt ziemlich oft das Kinn gestreichelt, Marcia Gay Harden läuft meistens nur in Morgenmantel und Unterwäsche rum und Albert Finney hätte ich gerne öfter gesehen. Aber wirklich die Show stehlen nur Jon Polito und dessen rechte Hand Eddie Dane (J. E. Freeman).
Ein wundervoll von Barry Sonnenfeld fotografierter Film. Die Sets stellen für mich so etwas wie eine Vorversion des noch spärlicher ausgestatteten BARTON FINK dar. Überhaupt sind mir Parrallelen zu dem zwei Jahre jüngeren RESERVOIR DOGS aufgefallen. Denn genau wie in Tarantinos Regiedebut führen die Coen-Brüder hier eine Figur lange vor ihrem eigentlichen Auftritt ein und definieren damit schon seine Handlungsweise. Ob sich das der gute Quentin wohl bei denen abgeschaut hat?
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#432
Geschrieben 30. Mai 2004, 12:14
Regie: Antonio Bido
Der italienischen Kriminalfilm der 70er Jahre, auch Giallo genannt, ist eines dieser Filmgenre, die ich in den letzten Jahren dankbar angenommen habe um für gut zwei Stunden einen lockeren Thrill jenseits der amerikanischen Genrevertreter zu bekommen. Bis jetzt bin ich damit ja auch gut gefahren, aber es war ja auch unvermeidlich irgendwann einmal einem schwächeren Film zu begegnen. Und das ist hier der Fall.
Die Tänzerin Mara wird durch einen Zufall in einen Mordfall an einen Apotheker verstrickt und schon bald selbst ein Ziel des Mörders. Schutz sucht sie bei ihrem Freund Lukas, der schon sehr bald die Feder in die Hand nimmt und den Fall selbst aufzuklären gedenkt. In der Zwischenzeit geschehen noch zwei weitere Morde und die Spur führt die beiden zu einem entflohenen Sträfling mit dem die ersten beiden Mordopfer schon früher Kontakt hatten.
Mit SOLAMENTE NERO den Antonio Bido nur ein Jahr später inszeniert hat, bin ich eigentlich davon ausgegangen ganz gut aufgehoben zu sein, aber schon in den ersten zehn Minuten beeindruckt der Film mit einer Konfusion, die später sogar in unfreiwillige Komik gipfelt. Beispiele? Gerne. Der Mörder verlässt den Tatort seines ersten Opfers, die Apotheke. Plötzlich ein Schnitt auf eine schreiende Frau, die die Leiche entdeckt. Wie ist die Frau da nur so schnell hineingekommen? Man hat sie auch nicht hineingehen sehen. Und so geht es munter weiter. Der Killer betritt die Wohnung der Tänzerin und wird von dem Hund eines alten Ehepaares überrascht, daß nebenan wohnt und gerade nach Hause kommt. Da kommt nur Furcht für die Tänzerin auf aber keinerlei Spannung denn man hätte die Ankunft des Ehepaares gegenschneiden können.
Unfreiwillig komisch wirkt der Film dann immer wenn diversen Charakteren recht frech über das Mundwerk gefahren wird. Das passiert den Nebenfiguren, aber auch ständig der gnadenlos fehlbesetzten "Heldenfigur" Lukas. Völlig irre, fast schon surreal wird es, wenn er in der Heimatstadt der drei Mordopfer deren alte Häuser aufsucht und allerlei schrägen Vögeln begegnet. Während ihm ein Mann etwas vorlallt wird er beinahe von einem herabfallenen Fenster erschlagen. Dann unterhält er sich mit einem völlig verwirrten Vater und einer senilen Frau, die während sie redet, den Kopf zur Seite wirft und wieder einschläft.
Einerseits müsste man den Andreas Bethmann ja verhauen, daß er so einen Film für sein X-Rated-Label veröffentlicht hat, aber die Wahl des deutschen Titels STIMME DES TODES ist auf jeden Fall besser als der italienische Originaltitel. Bei der "Katze mit den Jadeaugen" denkt man nur an die kurzen Zwischenschnitte, wenn der Killer die Kehlen seiner Opfer durchschneidet. Wieso der Film diesen völlig bescheuerten und irreführenden Filmtitel trägt wird man wohl nie erfahren. Da kann man auch noch so sehr auf den erfolgreichen L'UCELLO DALLE PIUME DI CRISTALLO verweisen; mir will das einfach nicht in den Schädel.
Die Darsteller sind allesamt potthässlich und den hässlichsten von allen lässt man ausgerechnet in der besten Mordszene des Films zu Guiseppe Verdis "Requiem" strangulieren.
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#433
Geschrieben 30. Mai 2004, 17:30
Regie: Brian De Palma
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich meine Begeisterung für diesen hervorragenden Film zum Ausdruck bringen soll. Mit beinahe beänstigender Perfektion schüttelt Brian De Palma zehn Jahre nach dem epischen SCARFACE einen weiteren Gangsterfilm aus seinem Ärmel. Der ist zwar nicht ganz so üppg in der zur Schau Stellung von bonzenhafter Lebensweise, aber genauso groß. Wäre Tony Montana nicht umgekommen könnte man ihn durchaus geläutert in Carlito Brigante wieder erkennen. Der Vergleich ist durchaus angebracht ist dieser Film von den gleichen Personen inszeniert worden, wie SCARFACE.
In der auf der DVD mitgelieferten Dokumentation hat mich De Palmas resignierende Einschätzung über den Erfolg des Films bei den Kritikern überrascht. Für mich war der Film schon vor gut zehn Jahren ein tolles Erlebnis in dem ich heute nur eine kurze Szene entdeckt habe, die im Film keinerlei Sinn macht. Ansonsten gibt es nichts was mich negativ über den Film sprechen lassen könnte.
Ich muß gestehen als ich den Film das erste Mal gesehen hatte, war ich vom Ende völlig überrascht. Und das obwohl der Film ja eigentlich mit dem Ende beginnt und als Rückblende angelegt ist. Ich war wohl so sehr von der Verfolgungsjagd aus dem El Paraiso bis zur Grand Central Station so sehr mitgerissen, daß ich Benny Blanco (John Leguizamo) nicht erkannte, der zusammen mit Carlito (Al Pacino), seiner Freundin Gail (Penelope Ann Miller) und seinem Leibwächter Pachanga (Luiz Guzmán) auf dem Bahnsteig zum rettenden Zug rennt und Carlito dann drei Kugeln verpasst. Im Nachinein kann man den Anfang mit Bezug auf das Ende als deja-vu-Erfahrung bezeichnen.
Wenn man den Film aber jetzt schon sooft gesehen hat, kann man sich jetzt an den wunderbaren Steadycam-Aufnahmen gar nicht mehr satt sehen mit denen De Palmas Kameramann Stephen H. Burum den Film zupflastert. Effektvoll lässt er dann auch mal die Kamera in einen 45°-Winkel kippen um die Spannung in der Szene zu erhöhen. Patrick Doyle, Kenneth Branaghs Stammkomponsit, erhält trotz der vielen Latino-Tanzmucke reichlich Gelegenheit sein Können zu demonstrieren. Eines seiner Stücke ist dabei sehr stark an den variantenreichen Rhytmen eines Alex North angelehnt. Ich verzeihe dem Musikproduzenten übrigens völlig vorbehaltlos, daß man Joe Cockers "You are so beautiful" in der wunderbar gefilmten Liebesszene verwendet hat. Hach, wie die Penelope da im Spiegel eingefangen wurde lässt meine Augen jedes Mal wieder aufleuchten. Interessant wäre es ja herauszufinden ob sie irgendwie aus dem Tanzbereich kommt. Immerhin ist sie in Carlitos idealisierten Bild als Balletttänzerin zu sehen, bevor sie dann im Stripclub sehr lasziv die Hüften schwingen lässt. Mir gefällt auch Viggo Mortensen (uns Aragorn) in seiner Rolle als schmieriger Rotzlöffel Lalin, der Carlito auf Geheiß des Staatsanwalts aushorchen will. Sean Penn geht mir mit seinem affektierten Spiel als David Kleinfeld überhaupt nicht auf die Nerven, da er ja sowieso die ganze Zeit auf Droge ist.
Von den den beiden brilliant geplanten und hervorragend ausgeführten Actionszenen will ich erst gar nicht anfangen zu schreiben, da ich sonst wohl zu keinem Ende kommen könnte. Der kurze Zeitlupeeinsatz als Carlito in die Sonnenbrille seines Gegenübers sieht ist neben den vielen, in der Kamera ausgeführten, Split-Screens, wieder typischstes eye candy, für das ich De Palmas Filme so sehr liebe.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#434
Geschrieben 30. Mai 2004, 21:33
Regie: Luchino Visconti
Die wunderbare, wenn auch recht schlichte Doppel-DVD dieses Vier-Stunden-Epos habe ich vor mehr als einem halben Jahr doch recht günstig bei eBay abgestaubt. Originalverpackt für 7,50€. Jetzt habe ich endlich die Folie mal abgestreift und mich meinem ersten Visconti-Film gestellt. Auslöser dürfte auch sicherlich das Fernsehinterview mit Helmut Berger gewesen sein, der vor einigen Wochen bei Reihold Beckmann zu Gast war. Einen Jüngling habe ich nun nicht gerade erwartet, aber es ist schon beeindruckend wie unerhört gut er in dieser Rolle als bayerischer Märchenkönig ausschaut.
Prima parte
Im Alter von 19 Jahren wird Ludwig II. zum neuen König Bayerns gekrönt. Hm, das ist doch nicht Berger, der da den hohen Persönlichkeiten vorgestellt wird. Vielleicht ein Darsteller, der ihn in jungen Jahren spielt? Doch weit gefehlt ist das sein Bruder, der Kronprinz Otto. Ludwig befindet sich ein Zimmer weiter und ist sichtlich nervös, trinkt übermäßig Champagner. Schon hat mich der Film gefangen, habe ich doch befürchtet und irgendwo erwartet, daß Berger den Ludwig steif gibt. Aber sein variantenreiches Minenspiel fasziniert vom ersten Augenblick. Der erste Teil konzentriert sich weiter auf Ludwigs besessene Suche nach dem großen Komponisten Richard Wagner (Trevor Howard) und seiner erwachenden Liebe zu seiner Cousine Elisabeth (Romy Schneider), der Kaiserin von Österreich. Für Wagner nimmt Ludwig sogar in Kauf in wichtiges Treffen gekrönter Häupter zu versäumen. Zu versessen ist er auf eine gönnerhafte Freundschaft, des von ihm verehrten Komponisten. Schließlich muß dessen neueste Oper "Tristan und Isolde" endlich aufgeführt werden.
Kernpunkt ist aber Ludwigs Beziehung zu Elisabeth, die er träumerisch mit dem Inhalt der Wagner-Oper gleichsetzt. Mir gefällt Romy Schneider Einführungsszene auf dem Pferd in der kleinen Manege ungemein und die Szenen zwischen ihr und Berger sind ein wahrer Genuß. Die Affinität die Cousin und Cousine verbindet, wächst zu einer kleinen Liebelei, welche die Kaiserin bald beendet, da sie lieber ihre Schwester Sophie an der Seite Ludwigs wissen würde.
Seconda parte
Ein Komplott, inszeniert von Richard Wagner, Cosima von Bülow und ihrem Ehemann, dem Dirigenten der Opernaufführung, wird gegen Ludwig geführt. Ganz schön forsch, die Drei. Es wird schon im ersten Kapitel angedeutet und hier tritt es offen zu Tage. Komisch, daß Ludwig obwohl er davon Kenntnis hatte, weiter zu Wagner gehalten. Die Zerissenheit Ludwigs wird noch größer als er einen Lakaien beim Baden im Chiemsee beobachtet. Interessant das jemand, der von einer Begegnung mit einem nackten Jüngling, dann einen nackten, ans Kreuz genagelten Mann um Vergebung bittet.
Der Träumer interessiert sich immer weniger für die Staatsgeschäfte und schon gar nicht um bewaffnete Konflikte. Das er damit seinen jüngeren Bruder Otto zerstört, wird ihm dabei nicht bewußt. Um die Kritiker bei Hof und das Volk, daß bis jetzt noch gar nicht in Erscheinung getreten ist, zum Schweigen zu bringen, kommt er der Bitte seiner Cousine Elisabeth nach und willigt in eine Heirat mit Sophie ein.
Terza parte
Der langsame und bodenlose Fall des Märchenkönigs beginnt. Erst löst er die Verlobung mit Sophie und beginnt dann homoerotische Affären mit seinen Lakaien.
Quarta parte
Die Inszenierung Helmut Bergers in seinen Schlössern Herrenchiemsee, Linderhof und Neuschwanstein ist von einer kameratechischen Brillianz nicht zu übertreffen. Ob sich Kubrick für seinen BARRY LYNDON da etwas abgeschaut hat? Ob die Venusgrotte auch der Originalschauplatz ist kann ich nicht sagen. Es hat mich aber besonders gefreut einige Räume im Schloß Herrenchiemsee zu sehen, durch die ich vor vierzehn Jahren mal bei einer Führung gegangen bin.
Quinta parte
"Ich möchte für die anderen ein Rätsel sein...und auch für mich selbst." Wenn Visconti seinen ganzen Film nur auf diesen einen Satz aufgebaut hat, ist ihm das vortrefflichst gelungen, denn Ludwigs Abstieg in die Paranoia ist mit Logik nicht zu erklären. Der Monarch scheitert am Ende bei seinem ehren Versuch, den Staat mit Hilfe der Kunst ästhetisieren zu wollen. Der Tod am Starnberger See als Ort der Legendenbildung...
Eine äußerste lohnende Erfahrung war dieser Film und ich freue mich schon sehr auf weitere Filme von Luchino Visconti, die ja nun auch endlich ihren Weg auf DVD gefunden haben. Ich möchte noch anmerken, daß im Gegensatz zu den Ministern, Ärzten und Lakaien nur Pater Hoffman (Gert Fröbe) und Graf Dürckheim (Helmut Griem) die einzigen Stimmen der Vernunft für Ludwig waren. Romy Schneider sieht mit 34 Jahren Lebensjahren schon schrecklich verlebt aus, was wohl an den turbulenten 60ern liegt. Mir gefällt sie am besten, wenn sie ihren schwarzen Schleier trägt. Ich stelle mir gerade vor, was es bedeutet hätte, wenn man Karl-Heinz Böhm als Kaiser Franz für eine Szene hätte gewinnen können.
Und mit etwas Überraschung habe ich gerade festgestellt, daß Helmut Berger gestern am 29. Mai seinen 60. Geburtstag feierte. Geboren wurde er kurioserweise in Bad Ischl, in dem Ort, in dem ein Großteil des ersten Kapitels spielt. Das war von meiner Seite überhaupt nicht geplant den Film an diesem Wochenende anzuschauen, was aber im Nachhinein doch einen glücklichen Zufall gleichkommt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#435
Geschrieben 31. Mai 2004, 20:44
Regie: Sam Peckinpah
Mir wollte anfangs nie so recht in den Kopf, warum Peckinpah diesen Film inszeniert hat. Waren seine früheren Filme immer ein Kommentar über das Hier und Jetzt oder über vergangene Zeiten fällt es doch ziemlich schwer in dieser Gangsterballade eine Message zu entdecken. Aber ich will einmal versuchen deutlich zu machen, was ich heute aus diesem Film gezogen habe.
Für mich war es von der rein emotionellen Seite aus ein Film über zwei Ehepaare, die unter gewaltätigen Umständen zurechtkommen müssen. Die gewalttätigen Umstände liefert das manchmal sehr detaillierte, manchmal auch sehr dünne Skript von Walter Hill. Die ganzen Details, die in Sekundenbruchteilen mit dem wieder einmal hervorragenden Schnitt transportiert werden sind bestes Peckinpah-Kino. Zu keiner Zeit fühle ich mich da in die Irre geführt.
So, jetzt würde mich noch interessieren ob Steve McQueen und Ali MacGraw wirklich in dem Mülllaster gesteckt haben als der auf der Mülldeponie geleert wurde. Beim Showdown kam ich übrigens aus dem Lachen bei einer Szene nicht mehr heraus. Einer der Gangster mäht mit seiner Maschinenpistole den Zeitungsstand mit allerlei Nacktfotomagazinen in Laughlin's Hotel nieder, während sich Laughlin (Dub Taylor) unter seinem Schreibtisch verkriecht. Aus seiner Hosentasche schaut dabei ein Broschüre mit dem Titel "Sex in the Fifties".
Al Lettieri ist 'ne Bank als schmieriger Gangster, der gerne mit Rippchen um sich wirft und sich das dumme, aber ganz schön verdorbene Püppchen Fran ziemlich schnell flachlegt. Nur schade, daß Bo Hopkins so schnell den Löffel abgeben musste. Das Rotwild auf dem Zuchthausgelände im Vorspann ist auch so ein Detail, daß ich vorher gar nicht richtig registriert hatte.
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#436
Geschrieben 01. Juni 2004, 17:11
Regie: Dominique Othenin-Girard
Der Film fängt dann an wo HALLOWEEN 4 aufhörte. Eine kurze, einminütige Rekapitulation des Showdowns genügt um die beiden Filme zu einer Einheit zu verschmelzen. Das ist schon recht beeindruckend, da mit dem unerwarteten Erfolg des vierten Filmes niemand gerechnet hatte und so ganz schnell eine neue Fortsetzung zusammengeschustert wurde. Und das die zusammengeschustert wurde, merkt man sehr schnell. Denn der Film kann nicht ganz begeistern wie es sein Vorgänger schaffte. Anstatt die Ereignisse sofort am nächsten Tag spielen zu lassen gibt es einen Zeitsprung von einem Jahr, der uns natürlich wieder zum 31. Oktober führt. Das der Michael es in dem Verschlag solange ausgehalten hat, hat er nur dem alten Knacker zu verdanken den er auch flugs hinmeuchelt als ihn eine unbekannte Macht wieder Leben einhaucht. Das Drehbuch assoziiert nun recht dreisterweise eine telepathische Verbindung zwischen Michael und seiner Nichte Jamie (Danielle Harris). Davon wird auch einige Male Gebrauch gemacht, was für einige spannende Abwechslung sorgen wird. Ansonsten ärgert man sich über die schlimmsten Unzulänglichkeiten, die es nur geben kann. Denn die untertitelgebende Rache des Michael Myers ist ein schlechter Witz.
Zwanzig Minuten braucht der Film um überhaupt erst einmal Richtung in Gang zu kommen. Und dafür muß Jamies Stiefschwester Rachel (Ellie Cornell) ihr Leben verlieren. Man wird sie komischerweise die gesamte Spielzeit des Films überhaupt nicht vermissen. Man fragt sich eher warum keiner mehr nach dem rechten sieht, denn immerhin wurde aufgrund der telepathischen Verbindung von Jamie und Michael einmal darauf Wert gelegt.
Und jetzt folgt der Film munter und völlig unbekümmert vier Teenagern, mit denen man die nächsten fünfzig Minuten verbringen wird. Es geht auf eine zünftige Halloween-Party. Ein Pärchen verschwindet sehr bald in der angrenzenden Scheune der Farm, wo die Party stattfindet. Ein bisserl Sex ist nun angesagt. Geschmackvoll und politisch korrekt mit Gummi. Nett, das junge Ding. Findet Michael natürlich auch, der die beiden mit Heugabel und Sense niedermetzelt. Die zur Observierung abgestellten Polizisten sind ein Ausbund an Dummheit, die zum Himmel schreit. Dreschen unbekümmert Karten und rufen Michael, den sie für einen maskierten Partygast halten an ihr Auto.
Jamie rennt derweil zur Party um die beste Freundin ihrer Schwester, Tina (Wendy Kaplan) zu warnen. Wow, die beste Freundin ist wichtiger als die Schwester. Was war denn noch mal mit der? Na, ja egal. Tina stürzt sich beim ersten realen Zusammentreffen zwischen Michael und Jamie tapfer dazwischen und wird verwundet. Die Polizei und Dr. Sam Loomis (Donald Pleasance) sind flugs zur Stelle. Bye, Tina war schön mit dir, auch wenn du tierisch genervt hast und eigentlich völlig unwichtig warst.
Jetzt ist allen klar, daß Dr. Loomis, der alte manische Berserker mit dem Krückstock turnt hier natürlich auch noch jupsfidel herum, recht hatte. Und er weiß auch sofort das richtige Mittel um Michael auszuschalten. Mühsam wird also eine Falle im alten Myers-Haus, ja das gibt es auch noch, aufgebaut. Anstatt dem Zuschauer jetzt das zu geben wonach es ausschaut und dieser sich heimlich sehnt, nämlich eine große Anzahl hingemeuchelter Polizisten, läuft es stattdessen auf einen Kampf zwischen Dr. Loomis und Michael heraus. Erstmal mühsam die Polizei zusammenziehen und dann wegen einen Notruf vom Krankenhaus mit Blaulicht und Sirene abrücken. Toll.
Argh, ich erinnere mich gar nicht mehr wie die Michael in seinem Haus fertigmachen. Und das obwohl ich den Film gerade erst gesehen habe. Na, mit Nachschauen auf den Kapiteleinleger fällt es mir wieder ein. Loomis pumpt Michael mit Betäubungspfeilen voll und fängt ihn mit einem Stahlnetz. Puh, Glück gehabt! Die Bullerei ist dann übrigens pünktlich bei Michaels Ohnmacht wieder vor dem Haus. Ob sie wohl überhaupt beim Krankenhaus waren? Oder war diese eine Einstellung der rasenden Streifenwagen die Fahrt zum Myers' Haus?
Was der Film an Handlung nicht wiederzugeben im Stande ist, schafft er zumindest von seiner formalen Umsetzung. Der Vorspann spielt in dieser Hinsicht schon mit meinen Erwartungen. Ein Messer ist, begleitet von markigen Soundeffekten, damit emsig beschäftigt irgendetwas zu zerteilen. Sie dringt aber nicht in menschliche Körper ein, sondern schneidet an Kürbis fürs Fest zurecht. Guter Einstieg. Kamermann Robert Traper geht im Gegensatz zu seinen Vorgängern eine komplett anderen Weg, weg vom stilisierten Bild zu einem realistischen Look. Kein Blau in den Nachtszenen, sondern Lichtquellen, die ein Teil der Umgebung sind. Auch löst er die Kamera aus seiner Verankerung und lässt sie ordentlichst wackeln. Das schafft in den wenigen Spannungsszenen durchaus ein Gefühl des Schwindels und einer klaustrophobischen Enge, da er sehr oft Weitwinkelobjektive benützt. Beste Szenen sind hier Jamies panische Flucht durch ihr Sanatorium und ihr Verstecken im Kleiderschacht im Myers Haus.
Gibt es sonst noch etwas von Interesse? Hm, Sheriff Meeker (Beau Starr) ist ein besserer Statist, der Fremde im schwarzen Mantel ist undurchschaubar und Rachel taucht doch noch einmal auf. Und Regisseur Othenin-Girard hat danach das deutsche Fernsehen um einige Meisterwerke der Trivialunterhaltung bereichert.
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#437
Geschrieben 02. Juni 2004, 10:40
Regie: Richard Rush
Ein wahrlich mitreißender Film, den ich heute nach eineinhalb endlich wieder mal gesehen habe. Damals bereits bin ich bei vielen Szenen schier ausgeflippt und im Zimmer herumgesprungen, daß ich es nicht fassen konnte. Zwar konnte mir bei entsprechender Szene das gerade beschriebene nicht mehr passieren, aber zumindest ist es den Protagonisten im Film anzumerken. Die Story ist dabei in groben Zügen schnell erklärt...
Cameron (Steve Railsback) ist auf der Flucht vor der Polizei und flüchtet Hals über Kopf auf ein Filmset, wo der manische Regisseur Eli Cross (Peter O'Toole) einen Film über den Ersten Weltkrieg dreht. Nachdem wegen Cameron ein Stuntman bei einer Szene ums Leben gekommen ist taucht Cameron mit Hilfe von Eli Cross auf dem Filmset unter, muß allerdings für den getöteten Stuntman einspringen, der auch noch den Helden des Films gedoubelt hat. Er muß in der Folge nicht nur die gefährlichsten Stunts ausführen, sondern lernt auch die attraktive Hauptdarstellerin des Films, Nina Franklin (Barbara Herschey) kennen.
Dieser Film gehört ganz eindeutig dem überragenden, furiosen, sinistren, witzigen Peter O'Toole. Wie ein gefährliches Raubtier ist er auf der Suche nach einem Opfer und in Cameron hat er ein williges Opfer gefunden. Mit seinen ständigen Skriptänderungen treibt er nicht nur den Drehbuchautor immer wieder an den Rand der Verzweifelung, sondern fügt auch immer gefährlichere Stunts in seinen Kriegsfilm ein. Es muß immer wilder und gefährlicher werden.
Der Film ist eine Melange aus den verschiedensten Nebenschauplätzen. Es ist nicht nur ein Film, der die Arbeit der Stuntman würdigt, sondern zeigt auch recht deutlich die Magie am Filmemachen an sich. Das Drehen der Filmszene am Strand ist dafür das beste Beispiel und ließ mich in Jubelrufe ausbrechen. Und immer wieder findet das clevere Skript in der ersten Hälfte Gelegenheit einen in seinen Bann zu ziehen. Da stellen sich Eli und Cameron vor die Kamera und sprechen miteinander und man merkt durch die angeregte Unterhaltung, die die beiden miteinander führen und die mich völlig in den Bann zieht, nicht, wie sie von einem Kran in die Höhe gehoben wird. Schnitt und man sieht den Regieassistenten, der die beiden mit einem Sprechgerät anruft.
In der zweiten Filmhälfte wird es zwar ein kleines bißchen zäh, aber das Ende ist dann wieder an Dramatik und Witz nicht zu überbieten. Was mich ziemlich erfreut ist das recht hohe Rating der imdb-Gemeinde für den Film. Gar nicht wundern kann ich mich über die drei Oscar-Nominierungen für Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller (O'Toole). Zumindest O'Toole hätte einen verdient gehabt. Barbara Herschey wurde in keinem Film wohl besser in Szene gesetzt als in diesem.
Der Film hat einige sensationelle Szenen von denen ich nicht genug bekommen kann. Komisch, daß ich ihn erst so spät erst wieder angesehen habe.
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#438
Geschrieben 02. Juni 2004, 21:41
Regie: Paul Schrader
Dieser Film ist zu einer Zeit entstanden in der Universal einige alte Horrorfilme neuauflegen wollte. Dazu sicherte man sich die Rechte an zwei populären B-Filme von RKO und verlegte sie ins Hier und Jetzt. Ob Universal mit diesen Neuauflagen Erfolg verbuchen konnte ist mir nicht bekannt, denn zumindest war John Carpenter's THE THING (der andere RKO-Film) damals nicht gerade erfolgreich. Gemeinhin erinnert man sich 1982 eher an Spielbergs friedlichen außerirdischen Besucher, der nach Hause telefonieren will und an seine eigenproduzierte Vorstadt-Geistergeschichte. Auch rumpelte CONAN THE BARBARIAN mit Arnold Schwarzenegger recht erfolgreich durch die Kinos.
Mit Paul Schrader wurde ein recht versierter Mann an Land geholt, den es reizte ein fremdes Drehbuch zu verfilmen. Das es eine Horrorgeschichte war, schien ihn auch nicht sonderlich zu stören. Mit AMERICAN GIGOLO, seinem dritten Film, konnte er sogar einen Hit verbuchen.
Schraders Film zeichnet sich durch einen äußerst ästhetischen Stil aus, den ich bisher noch in keinem seiner Filme gesehen habe. Das ein großes Studio hinter dem Film steht, sieht man ihm sofort an den außerordentlich detaillierten und weitreichenden Setdesign an. Selbst New Orleans ist als Drehort schon üppig zu nennen. In seiner Natur eigentlich ein Horrorfilm, ist Schrader eigentlich alles andere daran interessiert reinen Horror abzuliefern. Er fokussiert seinen Blick auf das Erwachen der sexuellen Begierde einer jungen Frau, die in Amerika ihrer Bruder nach vielen Jahren der Trennung wiedersieht. Da kommt es dann irgendwie banal, beinahe hingeschludert vor, daß die Herkunft der Katzenmenschen in einer simplen Traumsequenz erklärt werden muß.
Die erste Verfilmung von Jacques Tourneur kenne ich nur von wenigen Ausschnitten, die aber auch in dieser Verfilmung kurz abgerissen werden. Obwohl ich Vergleiche eigentlich immer scheue, freue ich mich doch auf die bald die alte Version, die kommende Woche im TV ausgestrahlt werden wird.
Positiv fand ich die interessante Besetzung des Films. Das solche Namen eine große Hollywood-Produktion eines calvinistisch angehauchten Regisseurs tragen, hat man auch nicht alle Tage. Und wenn das so auch noch so schwül triefend und äußerst sexy daherkommt bin ich mehr als zufrieden.
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#439
Geschrieben 03. Juni 2004, 22:53
Regie: Clint Eastwood
Josey Wales (Clint Eastwood) ist ein völlig anderer Charakter als William Munny. Und es braucht noch nicht einmal fünf Minuten um ihm alles was er besitzt zu nehmen um ihn auf eine, wie es zunächst aussieht, blutige Vendetta zu schicken. Während er sein kleines Stück Land bestellt werden seine Ehefrau und sein Sohn von Redlegs niedergemacht. Nachdem er sie begraben hat schließt er sich ein kleinen Gruppe Südstaatler an, die fortan, losgelöst von großen Einheiten, gegen die Nordstaatler zu Felde ziehen. Das Ziel seiner Rache ist Terrill (William McKinney), ein Redleg mit hohem Rang in der Armee der Nordstaatler. Der Bürgerkrieg ist zu Ende und die letzte Gruppe Outlaws zu der auch Josey Wales, der berüchtigste von allen, gehört, ergibt sich den siegreichen Landsleuten. Nur Wales schließt sich nicht an und wird daraufhin ohne Unterlaß von Terrill und seiner Horde gejagt.
"Der Krieg hat in jedem von uns einen kleinen Teil getötet." sagt Josey Wales am Ende. Da hat er seine Rache schon bekommen, aber hat auf dem Weg dorthin wieder etwas mitbekommen, daß er schon verloren geglaubt hatte. Wird ihm durch den Krieg die Familie genommen, schafft er sich einfach eine neue. Erst ist es ein junger Outlaw (Sam Bottoms) der, schwer verwundet, mit ihm vor den Redlegs ins Indianergebiet flüchtet. Dann tut er sich mit einem alten Häuptling (Chief Dan George) zusammen und liest noch eine Squaw auf. Selbst den Indianern geht es nicht gut, sehen sie doch durch die vordringenden Weißen ihr Land immer weiter schwinden und sich selbst immer mehr eingeengt. Und Siedler, die voller Hoffnung nach Westen ziehen, werden Opfer der Comancheros. Ein Land im Umbruch in dem nichts und niemand sicher sein kann. Ein Land voller Narben.
Für mich ist THE OUTLAW JOSEY WALES der beste Western, den Eastwood neben UNFORGIVEN und PALE RIDER bewerkstelligt hat. Ich kann beim besten Willen keinen Schwachpunkt ausmachen und wundere mich über die Aussage, daß BROKEN ARROW von Delmer Daves ode CHEYENNE AUTUMN von John Ford als Western bezeichnet werden, die dabei halfen die Indianer akkurat darzustellen. Waren sie mir in den vorhergenannten Filmen eher zu stoisch und zu stolz porträtiert, immerhin waren sie auch noch von Hollywoodschauspielern gespielt worden, so gibt es hier ein Verständnis zwischen dem Outlaw Wales und den beiden Indianern Ten Bears (Will Sampson) und Lone Watie, daß von Hochachtung, aber auch von hintergründigem Humor geprägt ist. Ob das Eastwood wirklich so sehr am Herzen lag oder auch zu zeigen, was Krieg aus dem Menschen macht muß er selber beantworten. Aber wenn er voller Inbrunst auf kleine Skorpione, Käfer, Hunde und fiese Kopfgeldjäger seinen Kautabak spuckt, bin ich auf einer ganz anderen Ebene angesprochen.
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#440
Geschrieben 04. Juni 2004, 16:27
Regie: Roman Polanski
Ein Film, der beweist daß man weniger manchmal mehr ist. Polanski drängt Carole (Catherine Deneuve) und den Zuschauer solange in eine Ecke bis es kein Entkommen mehr gibt und dann lässt er den Terror hereinbrechen. Das Apartment, daß sie sich mit ihrer älteren Schwester und deren Geliebten teilt wirkt so unendlich klein, doch wenn der Wahnsinn aus Begierde und Ekel vor dem anderen Geschlecht in ihr aufsteigt, versteht Polanski es äußerst wirkungsvoll, den Raum zu dehnen, manchmal sogar zu krümmen. Eine Katharsis lässt Polanski nicht zu und man kann sich nur ausmalen, wohin Carol am Ende getragen wird. Der lange Zoom auf die Caroles Augen im Familienfoto hat so etwas abgründiges, daß man wirklich denken kann, daß sie doch nicht die leibliche Schwester von Hélène ist. Aber so etwas ist doch schon in den besten Familien vorgekommen.
Hat mir annähernd so gut gefallen wie THE TENANT. Sehr guter, wein kaum vorhandener, Einsatz von Filmmusik. Polanski beschränkt sich fast ausschließlich darauf Umgebungsgeräusche einzusetzen. Das zwingt den Zuschauer genau hinzuhören und unruhig auf dem vermeintlich sicheren Sofa umherzurutschen. Könnte mich übrigens tierisch darüber aufregen, daß ich bei der Spiegelszene nicht aufgepasst habe.
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#441
Geschrieben 05. Juni 2004, 01:46
Regie: Cyril Frankel
Ja, es hat schon was ein ehemalige Hollywood-Diva in einem Hammer-Film zu sehen. Die Geschichte gibt ja auch ordentlich Potential und mein Interesse hat der Film auch in den ersten vierzig Minuten, aber dann wird es brenzlig. Aber fangen wir doch einfach mit dem Anfang an...
Dieser Film sollte Joan Fontaine, die durch Alfred Hitchcock's REBECCA und SUSPICION in den 40er Jahren ziemlichen Ruhm erlangen konnte, wieder auf die Gewinnerstraße führen. Nicht nur war sie die Hauptdarstellerin des Films, sondern hatte sich auch die Rechte an der Romanverfilmung gesichert. Sie spielt darin die Lehrerin Gwen Mayfield, die nach einem traumatischen Ereignis in Afrika an einer Privatschule in England eine neue Anstellung findet. Einige der Bewohner legen ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag, es kommt zu mysteriösen Todesfällen und eine Schülerin, die mit einem Jungen possiert hat, verschwindet plötzlich. Wie der Titel schon allzu deutlich vorgibt, treiben Hexen in der Gegend ihr Unwesen.
Lange Rede, kurzer Sinn...der Film schafft es zu Beginn ein interessantes, vor allen Dingen ungewöhnliches Lokalkolorit zu verströmen. Man ist genauso gespannt wie die Lehrerin herauszufinden, was hier eigentlich vorgeht. Aber nachdem Gwen Mayfield dem Ganzen auf die Spur zu kommen scheint, tritt der Film höllisch auf die Bremse. Was vorher noch nach amateurhafter Detektivarbeit roch, wird nun in einem Netz aus Amnesie gefangen. Wird Joan Fontaines Figur als Heldin der Geschichte aufgebaut, gibt sie sich lächerlich anzusehenden Finale einer ziemlichen Unentschlossenheit preis. Als der Vorhang des Mysteriösen längst gefallen ist, muß ja noch irgendwie die Schülerin vor dem Opfer bewahrt werden. Allein sich durch das Finale durchzukämpfen war für mich eine ganz besondere Tortur. Dieses Rumgehüpfe hat mich mehr an den Videoclip zu Michael Jacksons "Thriller" erinnert. Dann noch ein paar lässige Beschwörungsformeln in den Saal geschmettert und ich schüttele nur noch mit dem Kopf. Schade, daß der Oberhexe mit dem Hirschgeweih nicht gleich der Kopf abgefackelt ist.
Im kurzen Epilog von sage und schreibe einer Minute ist dann in der Gemeinde wieder Friede, Freude, Eierkuchen. Kein Wunder, daß die Fontaine danach nie wieder in einem Kinofilm zu sehen war. Spielt in der zweiten Hälfte nämlich grausamst.
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#442
Geschrieben 07. Juni 2004, 09:33
Regie: Ludwig Berger & Michael Powell
Als kleiner Stepke macht ein solch farbenprächtiges Abenteuer aus 1001 Nacht natürlich einen mächtigen Eindruck, den man selbst als Erwachsener niemals vergessen kann. Ist schon ein paar Jährchen her, seit ich dieses kleine Juwel zuletzt im Fernsehen bestaunt habe.
Was mir als Sechs- oder Siebenjähriger nicht so ganz ist Gewicht fiel, waren die teilweise recht hanebüchenen Dialogsätze, die vor allem John Justin als Ahmad und June Duprez als Prinzessin in den Mund gelegt bekommen haben. Die beiden haben wirklich die undankbarsten Rollen im Film, da sie als Liebespaar gelten müssen. Ewige Liebe wird da bei einem kitschigen Stelldichein im Palastgarten geschworen. Hach, wenn das doch alles nur so einfach wäre. Schließlich gibt es mit Großwesir Jaffar (herrlich dämonisch: Conrad Veidt) einen beeindruckenden Bösewicht, der auch scharf auf die Prinzessin ist. Veidt stammte noch aus der Stummfilmzeit und besonders die Szene als er Ahmad erblinden durch Zauberei erblinden lässt, schlägt ganz augenscheinlich diese Brücke in seine Vergangenheit. Auch hervorragend ist diese tolle Nahaufnahme seiner Augen, als er den jungen Dieb Abu (Sabu) in einen Hund verwandelt. Als Kind fiel mir auch gar nicht auf, daß der Kameramann ziemliche Schwierigkeiten hat, die Fokus richtigeinzustellen als die Kamera immer näher an Jaffars Augen heranfährt.
Im Prinzip ist der Film natürlich nur wegen seiner Schauwerte inszeniert worden. Und die können sich noch immer sehen lassen. Das fliegende mechanische Pferd, die tödliche Silbermaid, der Dschinnie (Rex Ingram) oder die Spinne im Tempel des Allsehenden Auges. Die Spinne ist überraschend gut gelungen und hält locker mit der Riesentarantel aus Jack Arnolds Film oder mit der dicken Kankra aus THE RETURN OF THE KING stand. Überraschend ist für mich auch wie frisch der Film trotz mancher Dialogschwächen wirkt. Das liegt vor allen an Darsteller wie Conrad Veidt oder Sabu, die mit sichtlicher Spielfreude agieren.
Richtig Wehmut hat bei mir vor allem die Stelle erzeugt als Abu, nachdem er das Allsehende Auge aus Ärger vernichtet, auf die alte Männern in den Zelten trifft. Dieser wunderbare Satz des Alten hat das Kind in mir zu neuem Leben erweckt.
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#443
Geschrieben 08. Juni 2004, 08:45
Regie: Richard Stanley
Es ist wahrhaftig nicht einfach die Qualität von sogenannten B-Filmen exakt festzustellen, wenn man nicht ein einziges Mal einen Filmschnipsel gesehen und nur mit einem Coverbild einer irgendwann einmal erscheinenden DVD abgespeist wird, das absolut grausig ist. Zu finden ist dieses Bild im DVD-Katalog des Jahres 2000 (!) von Laser Paradise. Es zeigt nicht nur den titelgebenden "Bösewicht" in seiner wahren Form, sondern implizierten einen geradelinigen Horrorstreifen. Und gerade dieser Implizierung verweigert sich der Film überraschend geschickt. Wenn man außerdem immer wieder einem User begegnet, der seiner Benutzernamen nach dem Filmtitel gewählt hat und sich über die gerade geschehene DVD-Veröffentlichung positiv auslässt, kann man für fünf €uro schon einmal einen Blindkauf riskieren. Und dieser hat sich von meiner Warte aus nicht nur gelohnt, sondern mir auch einen hervorragenden Genrevertreter näher gebracht.
Für die örtliche Polizei im Grenzgebiet von Namibia zu Südafrika sind es nichts anderes als Ritualmorde, die schon mehrere Male vorgekommen sind. Für einen Schamanen und einer Pathologin sind es allerdings Beweise, das ein sogenannter "Dust Devil", ein Dämon, der nach Belieben seinen Form wandeln kann, am Werke ist. Parralell verfolgen wir zum einen diesen "Dust Devil" (Robert Burke), der am Rand der vom Wüstensand aufgepeitschen Straßen seine Opfer findet und auch die Autofahrt von Wendy (Chelsea Field), die gerade ihren Mann verlassen hat und nun ziellos umher fährt. Während die Polizei dem Mörder auf die Spur zu kommen versucht, macht sich auch Wendys Ehemann Mark (Rufus Swart) auf die Suche nach seiner verschwundenen Frau.
Nach dieser Begegnung könnte man nun einen zumindest geradelinigen Filmverlauf erwarten, den Richard Stanley auch teilweise bedient, aber vielmehr sind es die innere Kämpfe der Figuren, die diesen "B-Film" so unheimlich interessant verfolgen lassen. Während der ermittelnde Polizeibeamte Joe Niemand (John Matshikiza) bei der Suche nach Hinweisen immer mehr von Erinnerungen an seine Ehe, die durch den sinnlosen Tod des Sohnes bei einem Grenzkonflikt zerbrach, und von seiner allmählichen Entwurzelung seiner Abstammung geplagt und zu Alpträumen angeregt wird, macht auch Wendy in ihrer Beziehung zum "Dust Devil" eine Veränderung durch. Überhaupt ist vor allem die Figur des Polizeibeamten, die am meisten ausgebaute und auch wohl am längsten zu sehende Figur.
Leider gibt die imdb keine Auskunft darüber, was dieser Film gekostet hat. Ist er von seinem Plot und den darin auftretenden Schauspielern doch ganz eindeutig dem B-Film zuzurechnen, zeigt Richard Stanleys formale Umsetzung ein großes Können. Es stehen ihm nicht nur Kranaufnahmen und zwei Helikopteraufnahmen zur Verfügung, sondern anscheinend hat er sich den Luxus geleistet bei einigen Szenen auf den richtigen Moment zu warten. Es gibt einige wunderbare Einstellungen von der Hitze erfüllter, flirrender Luft, Wüstensand, der vom Wind über die Straße gefegt wird und vieles der gleichen mehr. Eine düstere und bedeutungsschwangere Atmospähre zu verbreiten ist ihm zweifelsohne bei mir gelungen. Mir fielen im gesamten Verlauf nur zwei Dinge negativ auf: Simon Boswells Synthesizermusik verbreitet einen hervorragenden Klangteppich, der allerdings bei melodischen Momenten etwas billig daherkommt. Und bei Unfall des Viehlasters mit Wohnwagen, der immerhin die große Explosionsszene des Films darstellt, ist der Schnitt etwas verunglückt. Das der "Dust Devil" in seiner Erscheinung eher nach einem Revolverhelden aus einem Italo-Western entsprungen zu sein scheint, nehme ich eher belustigend in Kauf. Es ist aber auch effektreich kontastriert, wenn er beabsichtigt zur Tat zu schreiten.
Die vorliegende Fassung auf dieser recht annehmbaren DVD beinhaltet den von Richard Stanley zusammengetragenen Director's Cut. Hier ist auch die von John Matshikiza gesprochene Narration enthalten.
Als kleine Randnotiz meinerseits möchte ich anmerken, daß Marianne Sägebrecht einen ziemlich glaubwürdigen Part als Pathologin spielt und daß ich zwei Darsteller bemerkt habe, die ich schon aus früheren Filmen kannte. Chelsea Field, die einige Jahre zuvor in Blake Edwards' SKIN DEEP zu sehen war und Willam Hootkins, der als FBI-Agent in RAIDERS OF THE LOST ARK Harrison Ford in der Universität über die Bundeslade befragt.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#444
Geschrieben 09. Juni 2004, 09:53
Regie: Lamberto Bava
Der Plot ist so dünn wie DIN-A-4-Papier. In Berlin wird ein neues Lichtspielhaus, das Metropol, neueröffnet. Zur Eröffnung findet sich ein recht bunt gemischtes Publikum aus Teens, Twens, Mittdreißigern, Mittvierzigern usw. ein. Über Flyer, die ein mysteriöser, entstellter Mann mit Metallmaske verteilt hat, ist man über den genauen Beginn der Vorstellung informiert. Im Foyer werden einige Utensilien bestaunt. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf eine Dämonenmaske, die, wie sich später herausstellt, jeden Träger in einen Dämon verwandeln wird. Und das der gezeigte Film und die Realität so eng beieinander liegen merkt man sehr bald. Während sich die Zuschauer an dem Horrorfilm erfreuen, der vier Teenager zum Grab von Nostradamus führt, verwandelt sich zeitgleich wie im Film die Trägerin der Maske im Foyer in einen Dämon.
Ein wahrlich dünnes Filmchen, daß einzig und allein für das Herzeigen der spektakulären Make-up-Effekte verwirklicht wurde. Und bei den Effekten geht es wahrhaftig rund. Aufplatzende Wunden, aus denen eklig grüne Flüssigkeit austritt, blutende Fingernägel, Zähne, die herausfallen und ekligen Reißzähne Platz machen. Die Palette ist beinahe endlos. Sehr rasch fallen viele Besucher den Dämonen zum Opfer. Ist man anfangs noch unschlüssig, wem der Film nun folgt, kristallisieren sich zwei Pärchen heraus, die im Kinosaal zueinander gefunden haben.
Erst einmal wird versucht auf die Galerie zu entkommen und dort wird mehr schlecht als recht jeder Zugang verbarrikadiert. Irgendwann entschließt man sich klugerweise doch noch das Heil in der Flucht zu suchen.
Viel gibt der Film nicht her, außer jeder Menge Gebrüll, Gekreische und ziemlich splatterigen Effekten. Aber die wissen doch in gewisser Weise den schmutzigen Teil meiner Psyche zu befriedigen. Einen Sinn ergibt das Ganze nicht. Soll es wohl auch gar nicht, vor allem dann nicht, wenn noch eine Gruppe Möchtegern-Punks vorgestellt wird, die erstmal ziellos auf dem Ku'damm umherjuckeln und sich zu Billy Idol's "White Wedding" mit Koks aus der Cola-Dose den Schädeln zudröhnen. Irgendwie finden die auch noch den Weg ins Metropol. Und aus irgendeinem Grund stürzt da noch ein Helikopter durch das Dach. Wieso? Keine Ahnung.
Macht aber Spaß, vor allem mit diesem Hardrock-Soundtrack. Fast bin ich versucht mit mitzumoshen. Das der Film in Berlin spielt macht ihn mir irgendwo auch sehr sympathisch. Hat man auch nicht alle Tage, daß so ein Spektakel hier gedreht wird. Ist eigentlich die U-Bahn-Station "Heidelberger Platz" immer noch so schön anzusehen?
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#445
Geschrieben 10. Juni 2004, 10:08
Regie: Paul Verhoeven
Lange nicht mehr gesehen und ganz vergessen wie zweigleisig der Film doch daherkommt. Erst einmal wird man mit über 40 Sekunden Schwärze und einem düsteren Orchesterton begrüßt bevor sich eine Spinne daran macht, die Fliegen die ihr ins Netz, daß sie an einem Kruzifix gesponnen hat, gegangen sind, einzuspinnen. Diese Anfangssequenz gibt auch schon den Grundton des folgenden Films mehr als deutlich wieder.
Gerard Reve (Jeroen Krabbé) ist ein bisexueller und alkohlabhängiger Schriftsteller, der eine heftige Affäre mit der Besitzerin eines Schönheitssalons eingeht. Kennengelernt hat er sie bei einem Werbetermin für sein neues Buch. Ständig wird er von zum Teil homoerotischen Christusvisionen und Warnungen der Heiligen Maria heimgesucht, die ihn in dem Glauben lassen, daß Christine (Renée Soutendijk) ihn wie auch ihre drei Ehemänner vor ihm ermorden will. Nicht nur daß er durch die aggressive sexuelle Haltung von Christine immer mehr in einen Strudel aus Leidenschaft und Todesangst gezogen, nein, auch die Konkurrenz eines anderen Liebhabers von Christine, zu dem sich Gerard auch noch selber hingezogen fühlt, lassen ihn immer mehr den Bezug zur Realität verlieren.
Verhoevens letzter holländischer Film zeigt ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Immerhin zehn Jahre hatte er zusammen mit einem fast schon zur Familie avancierten Team aus Machern und Darstellern verbracht, ehe dieses versierte Kunstwerk entstanden ist. Wie immer bewegt sich Verhoeven und sein Drehbuchautor Gerard Soeteman dabei an der Grenze des guten Geschmacks. Mir persönlich stockt der Atem, wenn Jeroen Krabbé dem als Jesus personifizierten Herman (Thom Hoffman) am Kreuz in der Kirche hängend die Unterhose herunterzieht und nachher mit ihm in der Gruft Oralsex praktiziert. Allegorische Bilder vermischen sich zusammen mit allerlei Homoerotik zu einem faszinierend verstörenden Charakterbild eines Mannes, der ohne jegliche Motivation lebt und "die Wahrheit belügt". Ob er nun wirklich die Fliege im Netz einer Spinne ist, mag ich da kaum festzustellen. Es ist da leider nicht so eindeutig, wie in dem ähnlich angelegten BASIC INSTINCT, der eher das Thrillergenre bedient und sich nicht so sehr als Charakterstudie hervortut.
Grandios bewerktstellig ist der Übergang von Realität zu Gerards Vision über die Ankunft im Hotel Bellevue. Ein simpler optischer Trick genügt um Gerard in die Fotografie, die er gerade noch angestarrt hat, hinein zu versetzen.
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#446
Geschrieben 10. Juni 2004, 21:10
Regie: Terry Gilliam
Ich wollte jetzt eigentlich auch nur ein Bild für die Rezeption des Films stehen lassen, aber so ganz komm ich doch nicht umhin etwas niederzuschreiben.
Der auf jeglicher Front stattfindende Angriff auf die Sehgewohnheiten des Zuschauers hält Terry Gilliam leider nur bis zur 75. Minute durch. Nachdem man Christina Ricci als "freie Künstlerin" von Barbra-Streisand-Porträts gesehen hat nutzt sich alles nun folgende irgendwie ab, wiederholt sich. Nur die Sequenz in dem Diner mit Ellen Barkin, weiß noch einmal Aufmerksamkeit zu erregen.
Schade, denn ich hatte den Film etwas besser in Erinnerung. Ist aber trotzdem noch ein hervorragendes Stück Kino. Nur nicht Gilliams Bester. Das ist weiterhin BRAZIL.
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#447
Geschrieben 12. Juni 2004, 09:18
Regie: Lamberto Bava
Wie kann man im Covertext, der wunderbar gestalteten DVD-Box nur behaupten, daß sich die Bewohner des Apartmenthauskomplexes eine Dokumentation über die schrecklichen Ereignisse des ersten Teils anschauen? Die sehen sich einfach einen Spielfilm an, der auf makabre Weise die gleichen Ereignisse wie in der folgenden Geschichte suggerieren will. Allerdings wirkt die Verbindung zwischen der filmischen Realität und der Film-im-Film-Realität noch schrecklich unlogischer als im Vorgängerfilm. Aber ist ja auch egal, denn der Spaß und Thrill soll doch hier überwiegen. Und das tut er auch...
Von Berlin geht es jetzt nach Frankfurt, einer Stadt in der ich noch niemals gewesen bin und sie deshalb im Film auch überhaupt nicht wiedererkenne. Könnte auch Bayreuth, Ulm oder Stuttgart sein. Macht aber auch keinen Unterschied, da bis auf eine Szene überhaupt kein Lokalkolorit eingefangen wird. Und diese Szene auf dem Markt hätte man sich auch getrost sparen können. Das Rezept des Vorgängers wird hier sinnvollerweise übernommen. Nur der Ort wird von einem engen Kino in einen Wohnkomplex verlegt, der doch mehr räumliche Möglichkeiten. Im Prinzip gibt es mit der Tiefgarage, dem feststeckenden Fahrstuhl, den Treppenhäusern und verschiedenen Wohnungen vier Handlungsorte, die der Film bedient. Es bleiben gut sechzehn Personen übrig, die lose vorgestellt werden und sich schon bald mit den Dämonen, die in einer schamlos von David Cronenberg's VIDEODROME abgekupferten Sequenz den Weg in die "reale" Welt finden, herumschlagen müssen.
Lustig ist ja, daß zwei Darsteller vom ersten Teil, der farbige Kinobesucher und der Anführer der Punks, hier wieder einen Auftritt in teilweise anders gearteten Rollen absolovieren. Der Schwatte führt den komplexeigenen Trimm-dich-fit-Raum und der Punk ist jetzt der Nachtwächter. Ziemlich verantwortungsvolle Positionen für solche Gestalten, denn eine Veränderung der Persönlichkeit oder des Verhaltens ist angesichts der Bedrohung bei den beiden überhaupt nicht auszumachen. Dann gibt es noch ein junges Ehepaar, welches sich in freudiger Erwartung auf baldigen Nachwuchs befindet, eine Jungen im Alter von 7 - 8 Jahren, der alleine zu Hause ist eine Familie mit junger Tochter (die kleine Asia Argento) und Sally und ihre Geburtstagpartygesellschaft.
Ich frage mich ob die Filmemacher das ganze ausgeknobelt haben, wer von den Protagonisten am Ende überleben soll. Anders kann ich mir die Rohheit im Tode so manches liebgewonnenen Charakters gar nicht anders vorstellen. Ich habe sie jetzt nicht besonders liebgewonnen, weil sie mir mit persönlichen Dramen nahegestanden sind, sondern weil sie in der hanebüchenen Inszenierung und der drolligen deutschen Synchronisation unfreiwillig komisch ans Herz gewachsen sind.
Ganz so blutig und furios splatterig kommt der Film im Gegensatz zu seinem Vorgänger aber nicht mehr daher. Die Verwandlungsszenen (eine davon in ziemlich schlechter Stop-Motion-Animation) haben aber immer noch eine ziemlich deutliche, unmittelbare Wirkung. Warum platzt eigentlich wie im ersten Teil aus einem der Besessenen auch so ein Mistvieh heraus? Haben die zuviel ALIEN gesehen? Die Szenen im Fahrstuhlschacht zwischen dem jungen Ehemann und der Prostituierten (die diesen für einen Callboy hält ) fand ich allerdings sehr gut gefilmt. Und allemal glaubwürdiger, wenn man das so behaupten kann, als die Motorradszene im Vorgänger.
Das Ende ist auch sehr viel hoffnungsvoller. Mit dem Beginn eines neuen Tages und einem neuen Menschenleben lässt es sich doch viel optimistischer in die Zukunft blicken. Ich frage mich an dieser Stelle auch nicht, was mit den beiden Autos passiert ist, die in einen Unfall vor dem Hochhaus verwickelt waren. Da kam nämlich auch keine Auflösung mehr. Genausowenig mit dem Typen, der den Ex-Freund von Sally ("Ich kann ja so fantastisch Auto fahren.") abfangen soll und der kleinen Asia Argento, die wohl noch immer in der Tiefgarage steckt.
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#448
Geschrieben 13. Juni 2004, 01:40
Regie: Michael Wadleigh
Mit so einem Zeitdokument wie diesem hier, fällt es mir immer sehr leicht zu sagen: "Mann, zu der Zeit hätte ich auch gerne gelebt. Wie gerne wäre ich auch dabei gewesen.". Doch nach dreieinhalb Stunden stellt sich doch auch eine ziemliche Ernüchterung ein. Damit meine ich jetzt gar nicht mal die wirklich tolle Dokumentierung dieser drei Trage voller Frieden und Musik, sondern die Erkenntnis, daß von dieser einstigen geistigen Haltung kaum noch etwas übrig geblieben ist. All diese Ideale auf die man so gerne wehmütig zurückblickt, sind heute überhaupt nichts mehr wert. Im Gegenteil: man wird für ein Festhalten an solchen Idealen heute eher belächelt. Doch genug hiervon...
Nun....drei Tage voller Frieden und Musik. Es beginnt so wunderbar idyllisch im Sonnenschein, wird von einem Gewittersturm fast davongefegt und am Ende versinkt es im Müll. Passt allegorisch ja fast auf das eben von mir Geschriebene. Mich fasziniert bis auf wenige Musiknummern mehr das Drumherum um diese drei Tage. Man bekommt schon einiges mit, aber ich hätte mir gewünscht, daß man für den Director's Cut mehr Kolorit und nicht ausschließlich Musik verwendet. Vor allem deswegen, weil bis auf zwei Musiknummern sich bei mir kaum eine neue Stimmung einstellen will. Canned Heat, die wirklich wie Berserker die gesamte Bühne abrocken, sind da noch die erstaunlichste Bereicherung. Das der Kameramann da nicht niedergewalzt wurde, grenzt schon fast an ein Wunder. Aber nach der Intermission beginnt dann der eigentlich Director's Cut. Jefferson Airplane, die man vorher nur eintreffen hat sehen können werden zwei Nummern zugestattet. Ist nur Scheiße, wenn Grace Slick, die ich mit denen immer assoziiere, anscheinend völlig bekifft in der Gegend rumsteht. Dann noch Janis Joplin...nach vier von sechs Minuten habe ich doch glatt die Kapitelsprungtaste betätigt. Das Gekrächze ging mir zu sehr auf den Geist. Nur noch ein bißchen warten, bis Hendrix mit seiner Gitarre ein paar Breitseiten schlägt. Ich kriege das noch alles voll mit, nur ist am Morgen des letzten Tages schon mehr als die Hälfte der Besucher weg. Der Müll im Hintergrund der Zuschauer ist da ein deutliches Indiz für.
Das Kolorit weiß mich wie schon gesagt immer am meisten zu faszinieren. Michael Wadleigh, der das Konzert erst zu hochgesteckten Ehren verwirklichte und dem dann die gesamte Organisation über den Kopf wächst. Da gibt es dann noch eine kurze Szene mit jungen Frauen, die an Blüten zupfen ("He loves me...he loves me not."), der Ansager mit der Bassstimme erinnert mich immer an Sam Elliott, die Interviews mit den Bewohnern des kleinen Ortes. Wenigstens ist man mit dem Ziel des Films gerecht geworden. Alles einfangen. Positives wie negatives. Das gelingt bei den Stadtbewohnern. Einige können sich über die jungen Menschen nicht beschweren, andere wiederum sind nur genervt oder regen sich über die Pot-rauchenden Jugendlichen auf.
Manchmal ist auch Vietnam ein Thema. Der Port-o-san-Mann....ein Sohn hat er auf dem Konzert, ein anderer fliegt in Vietnam Helikopter. Country Joe Macdonald ("Gimme a F...gimme an U....!")...Harald Schmidt hat über seinen kurzen Auftritt mal was Treffendes geschrieben.
Langeweile stellt sich bei mir nur ganz selten ein, Humor dafür schon eher. Joan Baez trällert ein unschuldiges Lied. Schön, aber ich hätte ihr weiter zugehört, wie sie von ihrem Mann erzählt, der gerade im Knast sitzt. Aber diese kurze Unschuld vom Lande braucht man, denn sonst wirkt der unglaubliche Stilbruch zu The Who überhaupt nicht. Das zweite mal nach Canned Heat werden die Lautsprecher ordentlichst beansprucht. Richtig agil, wie sich Daltrey und Townsend geben. Keith Moon, den alten Berserker sieht man leider nur im Hintergrund wirken. Aber dafür hört man sein wildes Trommeln. Mit Sha-Na-Na kommt mal kurz 50er-Jahre-Feeling auf. Passt auf den ersten Blick nicht so ganz, aber Sly & The Family Stone sind ja auch mit von der Partie.
Ich schreibe eigentlich fast nur von der Musik, obwohl ich ja von den jungen Menschen, die ständig eingefangen werden mehr mitgerissen wurde. Aber wegen dem verschwenderischen Split-Screen kann man kaum wiedergeben, was man alles aufgenommen hat. Hier und da mal ein Fetzen, das Schlammrutschen nach dem Wolkenbruch. Wenn man sich mal die Kapitelübersicht der DVD so anschaut, bemerkt man auch, daß die Musik den Löwenanteil ausmacht. Ist ja auch in Ordnung, denn schließlich sind die Leute dafür ja alle zusammen gekommen. Und ohne sie, hätte man auch nicht diesen tollen Film.
Dreieinhalb Stunden schönste Nostalgie für eine Zeit, die man gar nicht selber erlebt hat. Reicht jetzt auch erstmal wieder für ein paar Jahre.
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#449
Geschrieben 13. Juni 2004, 16:50
Regie: Alfred Hitchcock
Bis auf eine einzige Sequenz gibt es an diesem filmischen Gedicht überhaupt nichts auszusetzen. Außer vielleicht, daß mir Kim Novak in der zweiten Hälfte zu nuttig daherkommt. Man hat leider auch nur ein ganz bestimmtes Bild aus den 50ern, welches immer ganz perfekt daherkam. Vielleicht zerbreche ich mir aber auch zu sehr den Kopf über diese Kleinigkeit.
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#450
Geschrieben 14. Juni 2004, 21:25
Regie: Don Coscarelli
Elvis ist gar nicht tot, sondern quicklebendig. Nun das eigentlich auch nicht gerade, verbringt er seinen Lebensabend in einem kleinen Altersheim irgendwo in Texas. Mit einem Trick hat er sich in den 70ern aus dem Showbusiness herausgeschmuggelt und einem Imitator seinen Platz übernommen. Seitdem lebt er unter dessen Namen, aber mit seinen Erinnerungen. Ziemlich verbittert liegt er die ganze Zeit im Bett und sieht seine Mitbewohner um sich herum sterben. Der Ruhm, die Frauen, das Geld....all das was er einst hatte würde er nur zu gern dafür eintauschen um sich bei seiner Familie zu entschuldigen.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wird das Heim von einer 4000 Jahre alten Mumie heimgesucht. Sie ist mit einem schrecklichen Fluch belastet und kann nur solange auf Erden wandeln, solange sie sich von den Seelen anderer Menschen ernährt. Und im Altersheim hat sie immer genügend Nachschub. Da wird schon keiner mißtrauisch werden, wenn man wieder jemand stirbt. Doch diese Mumie hat nicht mit Elvis und John F. Kennedy in Person gerechnet.
Tja, von dem Streifen habe ich dank der Internetpräsenz schon recht früh gehört. Ist auch kein Wunder, lief er doch letztes Jahr in Deutschland auf dem Fantasy-Filmfest und ist mit Bruce Campbell auch prominent besetzt. Nicht nur hier in Deutschland hat er abgeräumt, sondern auch natürlich in den USA, wie ich ganz kurz im Audiokommentar vernommen habe. Der Streifen ist nicht unbedingt als Low-Budget-Produktion zu charakterisieren. Ist es denn nun wirklich nötig viele Darsteller zu haben um eine interessante Geschichte zu erzählen? Von der Geschichte habe ich auch schon einiges gehört...Bruce Campbells beste darstellerischste Leistung seiner Karriere. Und wie, kann ich da nur sagen. Das hat er aber nicht nur sich selbst zuzuschreiben, sondern auch dem hervorragenden Skript, welches sich ernsthaft, aber auch selbstironisch, mit dem Alter auseinandersetzt. Es ist geradezu köstlich, wenn sich Elvis bzw. Sebastian über seine Vergangenheit auslässt und die Oberschwester und die kesse Tochter eines gerade verstorbenen Patienten ihm sehr belustigt keinen Glauben schenken und er ebenfalls stirnrunzelnd gegenüber John F. Kennedy auftritt, der behauptet man habe ihn farbig gemacht. Die Mumie ist hier übrigens nur ein Mittel zum Zweck. Die beiden prominenten Säcke sollen mal wieder auf Trab kommen und ihre Verbitterung über das Alter über Bord werfen. Ist natürlich schwer so etwas glaubhaft zu verkaufen, aber mir hat dieses Mittel zum Zweck gefallen.
Was mich überrascht hat, war die völlige Langsamkeit der Inszenierung. Coscarelli hat sich hier von der Umgebung und den Charakteren beeinflussen lassen. In einem Altersheim läuft halt alles für seinen Patienten langsamer ab. Die körperlichen Gebrechen gestatten halt nun mal keine akrobatischen Verrenkungen in den Actionszenen. Der Mumie geht es da nicht viel besser, die ebenso wie ihre Opfer höchst instabil durch die Gänge umherwankt.
Definitiv ein Film, den man sich öfter ansehen muß. Auch wenn man das Grundthema schon verstanden hat, kann man sich dann an den ziemlich galligen Kommentaren von Bruce Campbell erfreuen, die dieser mit seiner ganz eigenen Knurrigkeit so sympathisch herüberbringt.
Der Film wird einmal ein Klassiker werden!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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