"Now it's dark!"
#481
Geschrieben 22. Juli 2004, 16:36
Regie: Jean-Jacques Annaud
Als Kind hat man anscheinend noch einen anderen Bezug zu manchen Film als Erwachsener. So wirkt dieser Film auf mich zunächst einmal wie eine Auffrischung alter Erinnerungen, denn es dürfte gut zehn Jahre her sein, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.
Das einzige was den Film interessant macht ist der Ort und die Zeit in dem er spielt. Ein italienisches Kloster des Bendektinerordens im Jahr 1327, das von einer mysteriösen Serie von Todesfällen heimgesucht wird. Während der dortige Abt und seine Mönche glauben, daß eine unheimliche Kraft am Werke ist verfolgt der Franziskanermönch William of Baskerville (Sean Connery), der sich in Begleitung seines Novizen Adson (Christian Slater) in diesem Kloster aufhält, eher eine weltliche Theorie mit der sich dieses Rätsel lösen lässt, daß offensichtlich mit einem mysteriösen griechischen Buch zusammenhängt.
Es ist für mich nur noch interessant den Film wegen seinem außergewöhnlichen Setting zu verfolgen. Ohne jetzt Kenntnis über die Romanvorlage von Umberto Eco zu haben, der hat wohl auch nichts anderes als ein Kriminalroman im Sinn gehabt, kommt mir das Bestreben der Hintermänner zumindest verständlich vor, was aber von der Inszenierung und einer krassen Fehlbesetzung ein ums andere Mal zunichte gemacht wird. Es ist wirklich etwas langweilig anzuschauen wie ein buckliger Schwachkopf, ein dicklicher Glatzkopf und ein Farbiger wegen dem Buch über die Klinge springen müssen. Das hat vielleicht unterhaltenden Wert, aber wenn das gesamte Kloster von solchen Freaks bewohnt wird nutzt sich dieser Effekt ziemlich rasch ab.
Es gibt eigentlich nur wenige Sequenzen, die mich persönlich mitgerissen haben. Ganz sicher das Herumirren der beiden Detektive im labyrinthartigen Treppenhaus der Bibliothek und Adsons erste Begegnung mit Salvatore (Ron Perlman). Wie da auf einmal die Wandskulpturen zu unheimlichen Leben erwachen hat mir doch glatt einen kleinen Schauer über den Rücken gejagt.
Nur teilweise findet Annaud die Gelegenheit wirklich inszenatorische Finesse zu beweisen. Sein blitzartige Reaktion das Finale im Schnee an einem Nachmittag zu filmen, da es in der Region seit Menschengedenken nicht mehr geschneit hat, ist, neben einigen schönen Außenaufnahmen der Klostermauern, sein größter Verdienst. Sonst allerdings hält sich Annaud mit ziemlich eintönigen Kleinigkeiten, wie dem Schauprozess des Inquisitors Bernado Gui (F. Murray Abraham) und dem Mönchskuß, auf.
Früher habe ich bei dem wehmütigen Ende im Schnee auch Tränen vergossen. Heute habe ich Tränen vergossen, weil der Film immer wieder durch seinen schlechten Schnitt und schlimme Anschlußfehler sehr viel eingebüßt hat.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#482
Geschrieben 23. Juli 2004, 21:14
Regie: Stephen Chiodo
Am Anfang war nur ein Name. Chiodo. Die Chiodo Brothers. Das erste Mal hatte ich von den drei Brüdern in einem Gespräch zwischen Ray Harryhausen und John Landis gehört, welches sich als Bonus auf der DVD zu JASON AND THE ARGONAUTS befindet. Das ist mittlerweile vier Jahre her und heute hat sich der Kreis mit dieser Bemerkung geschlossen. Da der Film erstens spottbillig für noch nicht einmal 5€ im Ausland bestellbar ist und, zweitens, die Ausstattung für einen solchen B-Film-Kack geradezu verdächtig gut ist, habe ich mich nicht länger lumpen lassen.
Worum geht's eigentlich: eine Horde außerirdischer Clowns landet in der Nähe der Kleinstadt Crescent Grove um Proviant aufzunehmen. Das der Proviant dabei zufällig aus Menschen besteht sei hier nur nebenbei erwähnt. Die überdimensionalen und recht unbeholfen wirkenden Viechers haben eine ziemlich effektive Methode. Durch ihr zunächst harmloses Aussehen erregen sie erstmal keinerlei Furcht bei ihren Opfern. Dann richten sie kurzerhand eine Strahlenkanone auf ihre Opfer, die diese in einen Kokon einhüllen, der das Fleisch schön zart und genießbar für die Clowns macht. Wie es sich für einen anständigen B-Monsterfilm gehört darf ein tapferer Held im Strickpulli und Jeanshose (Grant Cramer), ein wackerer Cop (John Allen Nelson) und ein Mädchen (Suzanne Snyder), um dessen Gunst beide kämpfen, nicht fehlen. Haarsträubend dämlich ist ihre schauspielerischen Leistung. Haarsträubend dämlich sind ihre Dialogzeilen. Haarsträubend schlecht ist die filmische Umsetzung solcher Dialogszenen und der Schnitt ebendieser.
Die absolute Krönung ist aber Officer Mooney (John Vernon, THE OUTLAW JOSEY WALES). Während sich die Notrufe über Clown-Attacken im Sheriffsbüro häufen, sitzt er genüßlich auf seinem Arsch, pafft eine Zigarre und ist der festen Überzeugung, daß das alles eine große Charade ist, mit dem Zweck, daß er den Dienst quittiert und Platz für jüngere Kollegen macht.
Nee, was habe ich mir den Bauch gehalten bei diesem ganzen Tohuwabohu. Popcorn und Zuckerwatte sind die Waffen der Clowns, die Plastikausstattung im zirkuszeltförmigen Raumschiff löst Schreikrämpfe aus und die dudelnde Filmmusik tötet den Nerv. Aber es macht einen ungeheuren Spaß diesen Trash anzuschauen. Wenn ich alleine an das "lebendige Popcorn" denke...LOL
BogeysCigarette sprach ja von einem typischen 50er-Jahre-Helden...ja wo ist der denn? Hier gibt es keinen John Agar oder Grant Williams! Das waren noch richtige Männer und keine Waschlappen.
Let's party!!!
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#483
Geschrieben 24. Juli 2004, 22:40
Regie: Steven Shainberg
Sechs Tage ist es nun schon her, seit ich mir diesen Film angeschaut habe. Sechs Tage wollte er mich einfach nicht aus den Kopf gehen. Nicht weil er so hervorragend ist, sondern weil er mich ziemlich verärgert hat.
Die sadomasochistische Beziehung zwischen der grauen Maus Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) und ihrem Boss E. Edward Grey (James Spader), einem Anwalt für irgendwas, will der Film erzählen, aber dabei scheitert er beinahe auf der ganzen Linie. Weit hergeholt sind die charakterlichen Eigenschaften von Lee. Anscheinend ist wohl nur der alkoholkranke Vater und ihre gerade frisch verheiratete Schwester daran Schuld, daß sich Lee ständig selbst körperliche Schmerzen zufügt. Da werden dann schonmal die Oberschenkel verbrüht. Vielleicht später auch mal die Pulsadern aufschneiden. Aber dann bitte richtig. Das hört aber alles auf, als sie einen Job bei besagtem Anwalt annimmt. Das Büro ist das reinste Chaos und ihre Vorgängerin, unter Tränen aufgelöst, sucht noch rasch das Weite. Nach einem ziemlich sprödem Vorstellungsgespräch hat sie den Job.
Aber dieses und jenes passt ihm nicht. Sie schnalzt mit der Zunge, schnauft beim Tippen und macht ständig Rechtschreibfehler. Sowas muß mit Züchtigung (sprich: Schlägen auf ihren Allerwertesten) ausgetrieben werden. Das dabei auf beiden Seiten eine sexuelle Erregung erwacht und die ganzen Fehler von ihr nur noch forciert werden, ist der Dreh- und Angelpunkt und das Einzige was die Filmhandlung vorantreibt.
Und hier liegt der Knackpunkt: es muß immer extremer werden. Und je extremer es wird, desto langweiliger wird es auch. Denn man hat vergessen, beide Charaktere mit einem stabilen Gerüst auszustatten. Während nur kryptische Informationen über James Spaders Figur erhält, ist das für Maggie Gyllenhaals Charakter aufgestellte Gerüst absolut unglaubwürdig zusammengeschustert. Und mit der Besetzung von Lesley Ann Warren als Mutter, eine dämlicheren Versuch für ein komödiantischeren Einschub habe ich selten so kläglich platziert gesehen, und Jeremy Davies als Lees Verlobten hat man zwei Schauspieler als Kanonenfutter vergeudet, die überhaupt keine Gelegenheit bekommen ihre Rollen mit Leben zu erfüllen.
Und das alles soll dann in Liebe und Friede, Freude, Eierkuchen enden? Erst onaniert er ihr auf sein Kleid, lässt sie drei Tage im Büro sitzen um schließlich doch ihre Liebe anzunehmen...ich glaube mit solchen "alternativen Partnerschaften" habe ich ein ziemliches Problem. Zumindest wenn sie so dargestellt sind.
"Let's play it...master and servant"
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#484
Geschrieben 25. Juli 2004, 17:17
Regie: Alfred Hitchcock
Perfekt!
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#485
Geschrieben 26. Juli 2004, 11:30
Regie: Abel Ferrara
"Wertlos, wertlos, wertlos, wertlos..." brüllt der geneigte Käufer als er das Bild des Büffels sieht, das Reno Miller (Abel Ferrara) die letzten Wochen gemalt und auf das er sich ziemlich kräftig bei ihm eingeschnorrt hat. Diese Wertung möchte ich zum größten Teil auch auf das Erstlingswerk von Abel Ferrara aussprechen, von dem ich bisher nur BAD LIEUTENANT kenne.
Worum geht's? Reno ermordet mit einer elektrischen Bohrmaschine zunächst Menschen am Rande der Gesellschaft. Obdachlose, durchgeknallte Freaks. Wahllos findet er seine Opfer in den Straßen und Hinterhöfen des New Yorker Stadtteils Little Italy. Warum er das macht, kann man nur erraten. Paranoide Gottesfürchtigkeit, Säubern der Straßen von all dem Abschaum, kafkaeske Angst vor den Mitmenschen, Beziehungsstress, Punk-Musik in New York gar nicht erst zum Ausbruch kommen lassen? Die Wahl seiner Opfer und seiner Beweggründe machen Reno Miller nur noch rätselhafter, seine Taten umso unverständlicher. Eben noch scherzt er mit einem Penner, in der Nacht darauf treibt er seinen Bohrer in ihren Brustkorb, in den Bauch oder in die Schädeldecke. Anstatt die Penner umzubringen, hätte er sich lieber der Punk-Band widmen sollen. Die gehen nämlich nicht nur ihm regelmäßig auf die Nüsse, sondern mit ihrem Verhalten auch mir. Wer behauptet das jeder Rockmusiker Drogen nehmen muß, kann sich in diesem Film bestätigt sehen.
Schaue ich ins Booklet, daß der DVD beigelegt wurde, werden zwar Gründe genannt, die ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen kann. Die kurzen Erinnerungen, die in Flashbacks in Windeseile da sind und ebenso schnell wieder verschwunden sind, geben mir persönlich keine Antwort. Ferrara wollte einen in der Art von Tobe Hoopers THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE abliefern. Das Ergebnis ist vor sich hinplätschernder Slasher-Film, der zeitweise durch eine miserablen Schnitt, fast durchgängig mit schlechten Darstellern und noch häufiger mit einer haarsträubenden Spannungsdramaturgie aufwartet. Nur beim Ende kommt Unbehagen auf. Denn hier hat Ferrara endlich mal eine glückliche Hand. Nachdem seine Freundin zu ihrem Ehemann zurückgekehrt ist und im Bad verschwunden ist, bringt Reno den Ehemann um und legt sich ins Ehebett. ALs sie sich zu ihm legt und das Licht löscht verbleibt man im Dunkel. Man hört nur noch ihre Stimme fragen: "Steven why are you avoiding me?" Es ist nicht Steven, der neben ihr liegt.
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#486
Geschrieben 26. Juli 2004, 23:41
Regie: Jonathan Teplitzky
Gott, ich könnte mir vor Wut in den Hintern beißen. Da liest man schon die Ankündigung in der Fernsehzeitung (immerhin "Tip des Tages" in der TV Spielfilm), aber man guckt lieber unmotiviert irgendein DVD-Making-of. Irgendwann habe ich besagtes Making-of (es war SUSPIRIA 25th Anniversary) ausgeschaltet und sofort aufs ZDF umgeschaltet. Und da waren schon die ersten zwanzig Minuten gelaufen. Normalerweise schaue ich mir einen Film, der schon ein wenige Minuten läuft gar nicht mehr erst an, aber hier bin ich sofort hängen geblieben (zum Glück).
Die Story habe ich vorher gar nicht in der Fernsehzeitung nachgeschlagen, aber die Bilder sprachen ja eine eindeutige Sprache. Sex. Sex! SEX!!! Sie heißt Cynthia (Susie Porter) und ist Modedesignerin und Single, einer festen Partnerschaft nicht abgeneigt. Er heißt Josh (David Wenham), ist Fotograf beim National Geographic und für ein paar Tage in Australien. Die beiden lernen sich auf einer Party kennen und verbringen die Nacht bei ihr. Offensichtlich ist der Sex so gut für die beiden, daß man fortan bei jeder Gelgenheit übereinander herfällt. Immer in ihrer Wohnung. Da spielt auch fast der gesamte Film. Die Freunde der beiden sind vergessen. Es geht nur noch um sie. Doch bei aller Körperlichkeit, kommen dann zwangsläufig auch Gefühle in den beiden hoch.
Sexszenen alleine machen noch keinen Film. Das Drumherum verleiht dem Film seinen Kick. Seine Lebendigkeit, seine Quirligkeit. Während des Liebesspiels kommen dann auch mal Gedanken hoch. Sie: "Oh, ja bitte dreh' mich auf den Bauch!" Er denkt während des Akts an ein Backrezept, um den Höhepunkt heraus zu zögern. So geht es munter weiter bis die ersten dunklen Wolken am vorher unbeschwerten Affärenhorizont heraufziehen. Eine Affäre sollte es eigentlich sein. Mehr nicht. Ein bißchen Spaß, aber dann ist auch gut.
Was den Film neben diesen modernen Geschlechterkrimskrams so unglaublich sehenswert macht (das war auch der Grund warum ich am Fernseher festgeklebt bin), war die ganz tolle Umsetzung des Stoffes. Ein furioser Schnitt, mit allen erdenklichen Spielereien. Betonung auf kleinen Einzelheiten, Einfallsreichtum in den Szenen. Und das alles von zwei sehr sympathischen, ach was sage ich famosen Hauptdarstellern präsentiert, die kein Problem damit sich nackig zu machen. Nicht voreinander und auch nicht gegenüber der Kamera.
Ein ganz tolle und vor allen Dingen ehrliche Beziehnungskomödie mit einer ganz ordentlichen, wenn auch in Details etwas züchtigen Synchronisation. Die hätte bei der Erregung ruhig "ficken" anstatt "vögeln" keuchen können. Die Kommentare in die Kamera sind zwar ganz eindeutig von WHEN HARRY MET SALLY... abgeguckt, aber der Film hier hat wesentlich mehr Pfiff als der mir mittlerweile ziemlich steif anmutende Hollywood-Film. Vielleicht auch nur deshalb, weil zwischen den beiden Filmen zehn Jahre liegen und sich einiges in der Zeit zwischen Mann und Frau getan hat.
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#487
Geschrieben 27. Juli 2004, 16:43
Regie: Leni Riefenstahl
Irgendwie schmucklos, beinahe richtig schlicht ist der Vorspann. Das bin ich von Leni Riefenstahl gar nicht gewohnt. In ihrem Film über den Reichsparteitag von 1934 und beim FEST DER VÖLKER fing sie sofort groß an. Doch hier gibt sie sich zurückhaltend.
Klein fängt es auch an. Mit dem Morgentraining der Athleten. Waldlauf, Saunabesuch, ein entspannendes, abkühlendes Bad in einem See. Warmmachen vor den nächsten Strapazen. Fast habe ich das Gefühl, als ob mit diesem zweiten Film sich auch der Stil ändern will. Auf jeden Fall ändert sich schon mal der Ort des Geschehens. Es geht heraus aus dem Olympiastadion auf andere Austragungsorte. Endlich weg von der Leichtathletik, die den ersten Film so erdrückend dominierte. Reckturnen, rhytmische Gymnastik. Ich kann es nicht glauben. Herbert Windts Musik gibt sich spielerisch und hält sich angenehm zurück.
Doch gerade als ich die Hoffnung äußere, daß es von der Sportreportage weg zu einer rein beobachteten Dokumentation kommt ist nach ein Viertelstunde Schluß damit. Mit Beginn der Olympiaregatta ist auch wieder ein Sprecher zu hören. Doch nur selten gibt er dem Zuschauer spärliche Informationen. Etwas unmotiviert und hastig scheint mir die Abhandlung vom Fechten und Boxen. Zwei so spektakuläre Sportarten werden zu schnell beiseite gelegt um sich teilweise langweiligen Aufnahmen vom "modernen Fünfkampf" zu zu wenden.
Und zum ersten Mal stellt sich Redundanz ein. Dafür kann Frau Riefenstahl nur teilweise etwas. Mit der Rückkehr ins Olympiastadion für die recht ausschweifende Dokumentierung des Olympischen Zehnkampfes ist auch der plärrende Kommentator wieder dabei. Sogar mit Verstärkung. Diese Aufnahmen kennt man schon vom ersten Film. Aber trotzdem hat diese Redundanz auch eine ziemlich spannende Note. In diesem Zehnkampf werden Sportarten durchgeführt, die man schon vom ersten Film her kennt. Da die Athleten aber in keiner der Sportarten nun zur creme dé la creme gehören, ergibt sich, wie von selbst, eine große Spannung im Verlauf des Wettkampfes. Interessanterweise fehlt hier begleitende Filmmusik.
Dann folgt wieder eine kleine Durststrecke. Hockey und Polo werden schnell und ebenso hastig abgehandelt. Ähnelt Hockey einer konfusen Reportage, gibt das Polospiel schon einen kleinen Fingerzeig was die schönste Sequenz des Films ausmachen wird. Das Zusammenführen von eleganten Filmaufnahmen mit passender Filmmusik. Kein Wunder, daß Polo als Sportart der reichen Snobs verschrien ist (Klischee?).
Das 100-km-Straßenrennen auf Fahrrädern ist ein bißchen konfus, da hier auf einen erklärenden Kommentar, der die Regeln zum Gewinn eben dieses Rennens, vermissen lässt. Beim ausgedehnten Military-Rennen hat es sich ähnlich wie beim Fünf-Kampf. Etwas zu lang.
Doch dann folgen die zwei lohnenswertesten Sequenzen. Zuerst das Rudern und die Wassersportarten. Hier sind meiner Meinung nach die einzigen zusätzlichen Aufnahmen angefertigt worden. Beim Rudern im Olympischen Achter mit Steuermann platzierte man geschickterweise eine Kameramann direkt vor dem ersten Ruderer bzw. dem Steuermann. Mit erhöhter Geschwindigkeit abgespielt, rasant montiert und einem mitreißenden Soundtrack, der aus Anfeuerungsrufen des Publikums, den Schlägen der Paddel und den Kommandos des Steuermanns besteht, ergibt sich ein sehr beeindruckendes Erlebnis.
Mit der Präsentation des Springens vom 3-Meter-Brett, einigen Disziplinen im Schwimmen und dem Turmspringen ist man dann beim letzten Kapitel angekommen. Parallelfahrten am Beckenrand, Aufnahmen unter Wasser, die die Springer beim Eintauchen filmen und eine mir unerklärliche Nahaufnahme der Schwimmer im Becken, die anscheinend nachträglich eingefügt worden sind, zeigen technisches Können. Aber nichts bereitete mich darauf vor die tollen Bilder der Turmspringer zu sehen. Hier sprengt Lenie Riefenstahl die Dokumentarfilmgrenze. Sie lässt die Springer aus dem Wasser wieder zurück auf den Turm gleiten oder lässt sie mit Hilfe der Montage erst gar nicht ins Naß eintauchen, sondern eine Ewigkeit in der Luft schweben. Mit der traumhaften Musik macht sich in mir ein fast schon ekstatisch zu nennendes Gefühl breit.
Anfangs war ich skeptisch, wie die Herangehensweise an einen zweiten Teil zu Stande kam. War das so von Anfang an geplant? Der erste Film endete ja mit einem Fahnenauszug und machte auf mich irgendwo ein Gefühl der Endgültigkeit. Genau wie im ersten Film, endet auch dieser mit einer Modellaufnahme des Olympiastadions. Das Olympische Feuer erlischt und ein gigantischer Dom aus Lichtstrahlen leuchtet gen Himmel. Und hier findet sich, neben der inszenierten Massengymnastikübung vor dem Olympiastadion und einigen stilisierten Film- und Tonaufnahmen von Fanfarenspielern und Marschaufnahmen, die einzige Nähe, fast schon ein Wiederaufgriff von Einstellungen aus dem Weihestück TRIUMPH DES WILLENS.
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#488
Geschrieben 29. Juli 2004, 21:15
Regie: Alfred Hitchcock
Meine Affinität zu dem Film begann vor gut zehn Jahren. Es war gar nicht mal irgendeine Szene, die mich gefangen nahm, sondern die reich ausstaffierte, romantische Musik von Miklos Rozsa, die als "Concerto for Orchestra" auf einer Hitchock-Sampler-CD enthalten war. Neuneinhalb Minuten reinste Wonne. Mit der Nachricht des Todes von Jerry Goldsmith, der als Junge im Alter von sechzehn Jahren diesen Film im Kino sah und daraufhin Musik komponieren wollte, kam mir der Film wieder ins Gedächtnis. Und da ich gerade eine besondere Affinität zu alten Film habe, musste ich diese Chance für eine Auffrischung nutzen, bevor das wieder vor mich herschieben würde.
Bevor ich mir den Film zu Gemüte geführt habe ist mir bewusst geworden, daß über Hitchcock zu jener Zeit ein Damoklesschwert hing. Und das trug den Namen David O. Selznick. Der hatte nach dem Gewinn von Oscars für GONE WITH THE WIND (1939) und REBECCA (1940) ein schweres Jahr und ging auf Anraten seiner Ehefrau zum Psychoanalytiker. Gestärkt aus diesen Sitzungen kam er wieder heraus und wollte diese Erfahrungen in einem von ihm produzierten Film verarbeitet sehen. Hitchcock war damals noch exklusiv bei ihm unter Vertrag. Mit einigen Änderungen wie Neuaufnahmen einzelner Szenen, Streichungen des Prologs und Kürzen der berühmten Traumsequenz, die der Surrelalist Salvador Dalí entworfen hatte, versehen, kam der Film dann heraus. Da mir meine Eindrücke der ersten Sichtung vom vergangenen Jahr völlig entgangen sind, war ich doch etwas skeptisch, wie der Film jetzt auf mich wirken würde.
Im Gegensatz zum kalten MARNIE, kann ich mit der Psychoanalyse in diesem Film viel eher anfreuden. Denn hier sind die beiden Hauptcharaktere Ingrid Bergman und Gregory Peck durchweg sympathisch dargestellt. Eine Eigenschaft die 'Tippi' Hedren und Sean Connery vergeblich sucht. Die Tatsache, daß sich John Ballantyne von Dr. Constance Petersen helfen lassen will gibt dem Film auch eine ganz andere Dramatik, als die ständige Forcierung Mark Rutlands auf die psychotische Marnie.
Trotz der massiven Involviertheit von Produzent Selznick, der neben Schnittänderungen und zusätzlichen Szenen (der kleine idyllische Ausflug den Peck und Bergman unternehmen) auch auf einer unglaublich kitschigen Filmmusik bestanden hat, blitzt Hitchcocks Charakter hier und da allzu deutlich auf. Neben der Konditionierung des Filmhelden auf die Farbe Weiß, ist vor allen Dingen die erste Kußszene zu nennen. Mich wundert ja, daß Selznick nicht den Zwischenschnitt auf die sich öffnenden Türen entfernte. Absolut goldig und richtig schwarzhumorig ist der fremde Mann in der Hotellobby, der Ingrid Bergman die Stadt Pittsburgh attraktiv machen will. Gleich darauf kann mich auf das Augengeklimper der Bergman zu großen Schmunzeln verleiten, mit dem sie den Hoteldetektiv becirct.
Auch diese wunderbare Figur des Dr. Brulov (Michael Chekhov), der Mentor Constance', ist ein altersweiser, verschrobener Sympathieträger, der mich sofort in seinen Bann nahm. Die Szenen, die Michael Chekhov mit Gregory Peck und Ingrid Berman hat, sind schon Grund genug sich den Film anzuschauen. Und auch hier scheint die Schere von Selznick nicht angesetzt worden zu sein. Ein Glücksfall.
Was ich nicht mehr wusste, war der Zusammenhang mit dem Mord an Dr. Edwardes. Diese Auflösung schien mir nach der Klimax mit der Traumsequenz etwas zu viel des Guten. Wie ein unnötiges Anhängsel. Da noch einmal die Spannungsschraube nach oben zu bekommen, war, da ich die verantwortliche Person noch von der ersten Sichtung kannte, extrem schwer.
Da Hitchcock seinen eigenen Film im Interview mit Francois Truffaut ziemlich verrissen hat, finde ich, angesichts der Tatsache das er es geschafft so schöne wunderbare Dialogszenen, die so voller ironischem Witz sind, in seinem Film unterzubringen, ziemlich überraschend. Da muß ich mir noch einmal die entsprechenden Stellen im Interviewband heraussuchen.
Es ist im Nachhinein etwas schade, daß man die Traumsequenzen nicht über den gesamten Film häppchenweise verteilt hat, denn man hätte dazu durchaus Gelegenheit gehabt. Ansonsten war das heute aber eine sehr lohnende Erfahrung, denn mich hat auch überrascht das Hitchcock mit einem Satz wie "I am a sentimental ass." so einfach durch den Production code kam.
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#489
Geschrieben 30. Juli 2004, 20:47
Regie: István Szabó
Nee, was ist das nur für ein zerfahrenes Epos mit einer stattlichen Länge von fast drei Stunden. István Szabó hatte wohl ein groß angelegtes Porträt einer ungarischen Familie im Sinn, die durch historische Ereignisse ins Schlingern gerät und auf der Suche nach ihrer Identität ist. Von der Wende zum 20. Jahrhundert, über den Ersten und Zweiten Weltkrieg, bis über den Einfluß der Kommunisten versucht Szabó etwas Großes zu erzählen, aber der Entschluß seine Geschichte in drei Teile zu gliedern, die sich immer um die Nachkommen der jeweils vorher gezeigten Familienmitglieder dreht ist durch ein schlechte Inszenierung, die fast ausnahmslos aus Nahaufnahmen von Gesichtern zu bestehen scheint, einen grausamen Schnitt, der dem Zuschauer kein Verweilen an einem Ort gestattet gekennzeichnet. Hastig muß es immer weitergehen. Es muß viel gezeigt werden.
Das macht den Film so dermaßen überladen, daß einem die Darsteller nur noch Leid tun. Ganz besonders Ralph Fiennes ist davon betroffen, der mit Ignatz Sonnenschein, Adam und Ivan Sors drei Charakter in gerade Linie zu spielen hat und nicht weiß wo er eigentlich ansetzen soll. Was bringt die anderen Figuren wie Valerie Sonnenschein (Jennifer Ehle bzw. Rosemary Harris), um die sich ja angeblich der Film dreht, zum Ticken? Unglaubliche Gefühlsausbrüche muß man fast schon im Minutentakt ertragen. Das sind alles ganz gewiß großartige Darsteller, aber wenn man keinerlei Szenen vorbereitet, die diese Ausbrüche adäquat erklären können, rauft man sich nur noch die Haare. Das habe ich zumindest getan.
Nur in ganz wenigen Augenblicken, die aber auch durch diesen wahrhaftig grausamen Schnitt oft genug zerstört werden, kommt mal so etwas wie Stimmung auf. Jennifer Ehles schöne Szene auf dem mit Blüten übersäten Hof, die wenigen Szenen zwischen Ralph Fiennes und William Hurt oder die etwas unheimliche wirkende Szenerie bei den Olympischen Spiele im Finale des Säbelfechtens. Und an einer Stelle fragt man sich mit Gustav Sors (William Neville) warum die zweitausend Gefangenen im Konzentrationslager nicht ihre 13 (!) Bewacher einfach überwältigt haben. Ein kleiner Moment der Offenbarung...
Ganz am Ende wird es dann sogar fast noch einmal kitschig, aber dem wirkt Szabó mit seinem katastrophalen Schnitt (ich wiederhole mich hier) gekonnt entgegen.
Das am Ende noch so etwas wie ein Zusammenzählen der besten Szenen kommt, die mir allerdings wie ein moralischer Fingerzeig ausschauen, versucht man dann noch so etwas wie ungarische Identität zu vermitteln. Mich hat das aber ganz und gar nicht überzeugt. Eher angeödet.
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#490
Geschrieben 31. Juli 2004, 10:49
Regie: Jeff Gillen & Allan Ormsby
Wie gehe ich an einen Film, der mehr oder weniger lose vom realen Fall des berühmten und berüchtigten Mörders Ed Gein erzählt und sich dabei enorme Freiheiten in der Umsetzung macht? Da ich die Geschichte um den Serienmörder Ed Gein in den vergangenen Jahren unentwegt zu Ohren bekommen habe und die Verfilmungen, die sich aus dem reichhaltigen Fundus seiner Abartigkeiten schamlos bedient haben, auch schon zur Genüge kenne, war ich doch ziemlich gespannt wie sich mir der Film offenbart. Und offenbaren will er sich mir irgendwie überhaupt nicht.
Irgendwie oberlehrerhaft kommt mir der wirklichkeitsversessene Journalist vor, der nicht nur die Taten von Ezra Cobb (Roberts Blossom), so heißt Ed Gein in diesem Film hier, erklärend ausschmückt, sondern auch ein gut halbes Dutzend Mal selber in Erscheinung tritt. Auf mich macht der Film dadurch manchmal den Eindruck eines Aktenzeichen-XY-Berichts von Eduard Zimmermann. In gewisser Weise schürt dieser Kommentar dann auch noch Erwartungen bei mir, die der Film nicht einzulösen gedenkt. Eine Tour de Force im Stile des im gleichen Jahr entstandenen THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE von Tobe Hooper habe ich aber auch nicht erwartet. Irgendwie war mir dieser nüchterne und mit einem Abstand von mittlerweile dreißig Jahren auch naive Erzählstil von einer Kontrolliertheit, die mir nicht so recht schmecken wollte.
Ich glaube einen großen Teil meiner Skepsis hat maX in seiner Kritik treffend beschrieben. Wenn es sich bei DERANGED wirklich um den ersten Serienkiller-Film handelt, der junge Frauen als Opfer des Mörders etablierte, bin ich durch zahlreiche Sichtungen nachfolgender und ähnlich gearteter Filme vorbelastet, die einer vorbehaltlosen Meinung wohl nicht gerade dienlich sind. Ab und an habe ich mich nämlich bei dem Gedanken ertappt diesen Film mit anderen zu vergleichen, die aber überhaupt noch nicht existierten.
Trotz meiner negativen Rezeption über die Umsetzung des Stoffes hat mich das nuancierte Spiel des Hauptdarstellers doch sehr gefangen genommen. Als ich vor einigen Wochen erste Bilder von dem Film sah erkannte ich sofort, daß Roberts Blossom der nette alte Herr mit der Schneeschaufel ist, der Macauly Culkin in HOME ALONE zunächst eine Menge Angst einjagt. Ob da eine gewisse Legendenbildung für Blossoms Besetzung verantwortlich war kann ich nicht sagen. Auschließen kann man es vielleicht auch nicht. Er chargiert zwischen blinden Gehorsam gegenüber der Mutter, zu lüsterndem Frauennachsteller bis hin zum freundschaftlichen Nachbarn, der eine leichte Schraube locker hat. Da noch eine bedrohliche Performance abzugeben ist nicht gerade einfach, gelingt ihm aber doch äußerst eindrucksvoll. Vor allem wegen Roberts Blossom war der Film für mich sehenswert.
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#491
Geschrieben 31. Juli 2004, 16:47
Regie: Paul Thomas Anderson
Mit seinem vierten Spielfilm scheint sich P. T. Anderson zeitweilig vom dialoglastigen Kino verabschieden zu wollen. Das verwundert mich umso mehr, da ich seine Filme im Stile eines Sidney Lumet oder Mike Nichols bisher durchaus als gelungen empfand. Aber eine Weiterentwicklung kann ja nie schlecht sein und ich habe auch nicht unbedingt erwartet, daß er wieder mit einem Epos im Stile eines Magnolia aufwartet. Dafür ist die Besetzung einfach zu klein.
Die Inhaltsangabe des Films, die ich seit gestern intensiv studiert habe, will mir weismachen, daß der gutmütige Barry Egan (Adam Sandler) mit allerlei Problemen und Neurosen gesegnet ist. Hier liegt nun schon sofort der erste Knackpunkt in meinem Empfinden gegenüber dem Film vor. Da wird behauptet, aber eindeutig geschildert bzw. seziert wird es nach meinem Dafürhalten nun einmal nicht. Von seinen sieben (älteren???) Schwestern wird er von Kindesbeinen an fertiggemacht, die Firma soll ihm über den Kopf wachsen (wo denn bitte schön?). Das alles führt nicht nur dazu, daß er sich ziemlich einsam fühlt, sondern seine Hilferufe zunächst in die völlig falsche Richtung lenkt. Ein Anruf bei einer Telefonsex-Hotline, die neben seinen Kreditkartendaten auch noch die Adresse verlangt, artet zuerst in Telelfonterror, dann Erpressung und später Körperverletzung aus. Das hierbei zusätzliche Charakterzüge wird unkontrollierte Wutausbrüche und Weinkrämpfe noch dazu kommen ist ein zusätzlicher Batzen an Informationen, die ich da noch hinnehmen muß. Und so ist die Bühne für Leno Leonard (Emily Watson) bereitet, eine junge Frau, die bald für eine Änderung in Barrys Gefühlsleben sorgen soll.
Das Problem des Films bzw. des Skripts ist es meiner Meinung nach, daß es einen nur einseitig mit Informationen erschlägt und der Sache nicht einfach seinen freien Lauf lassen will. Das ist mir alles zu gekünstelt, zu selbstverliebt, als das es mich bei der geringen Laufzeit wirklich fesseln könnte. Ich meine: "Hey, wow...da hat gerade ein Van einen spektakurlären Unfall...man, was habe ich mich bei dem vorbeibrausenden Lkw erschrocken...schau mal ein Harmonium...hach, diese hinreißende Iris-Blende...der arme Barry kriegt wie auf Kommando einen Weinkrampf" Alles dreht sich immer nur um Barry. Ist ja auch gar nicht verkehrt, aber dabei bleibt der z. B. Charakter von Lena, die ja entscheidend in sein Leben eingreift, erschreckend blaß gezeichnet.
Nur ganz selten einmal lässt P. T. Anderson die Zügel locker. Etwa wenn Barry im Haus einer seiner Schwestern vor Wut Glastüren zerschlägt, er nach Lenas Wohnung sucht, aber bei all den identisch aussehenden Gängen sich erst verläuft oder wenn Lena und Barry für einen Sekundenbruchteil im Unfallwagen umhergeschleudert werden.
P. T. Anderson hat es in seinen drei ersten Filmen bravourös verstanden mit einer großen Besetzung zu jonglieren und dabei jeder Figur Leben einzuhauchen. Das ist hier nun leider gar nicht mehr der Fall. Die P.-T.-Anderson-Veteranen Luiz Guzman und Philip Seymor Hoffman (der übrigens in jedem Anderson-Film bisher auftrat) sind von mangelnder Charakterzeichnung auch betroffen. Das wirkt vor allem bei Luiz Guzman schwer, der sich wohl gedacht hat, daß der Film wohl nichts wird. Ob er auf die Idee kam einen Arbeitstag im Anzug wie Barry Egan zu verbringen, der immer nur ein im blauen Einreiher zu sehen ist, wage ich bezweifeln. Bei Hoffman wirken unter diesem Aspket auch seinen kleinen Marotten ziemlich nervend.
Bitte Mr. Anderson besinnen sie sich wieder auf ein gutes Drehbuch und äffen sie um Himmels Willen nicht Martin Scorsese nach. Sonst ergeht es mir wieder so wie gestern Abend, als ich nach sechzig Minuten mir nervös und fahrig die Haare gerauft habe.
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#492
Geschrieben 01. August 2004, 16:37
Regie: Luchino Visconti
Ich bin noch ganz ergriffen und zittere am ganzen Körper.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#493
Geschrieben 01. August 2004, 21:26
Regie: Martin Scorsese
Vor gut und gerne vier Monaten das erste Mal gesehen, wusste mich Scorseses jüngster "New-York-Film" nicht gerade besonders zu begeistern, was ich besonders auf zwei der drei Hauptdarsteller, nämlich Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz, schob. Zufällig hatte ich heute aber die Filmdienst-Ausgabe Nr. 2/2003 hervorgekramt, die zur Hälfte dem Filmemacher Martin Scorsese gewidmet ist. Darin wird so ziemlich über jeden Aspekt seines filmischen Schaffens ein Artikel angeboten. Natürlich fällt ein nicht gerade unerheblicher Teil auf seinen dort gerade in Deutschland angelaufenen Film, der, bedingt durch die Terroranschläge vom 11. September, erst ein Jahr später anlief. Vor allem die Anmerkungen, daß es sich um einen reinen New-York-Film handele, hatte ich bei meiner ersten Sichtung völlig verdrängt und mich nur auf die Inszenierung des Films konzentriert, die mich auch heute nicht völlig überzeugen wollte.
Das Scorsese diese Verfilmung genauso sehr am Herzen lag wie THE LAST TEMPTATION OF CHRIST, ist angesichts der Kenntnis seines Lebenslaufes nicht weiter verwunderlich. Der Jesus-Film als Auseinandersetzung mit seinem katholischen Glauben und dieser Film als Auseinandersetzung mit seinem Aufwachsen im gewalttätigen New Yorker Stadtteil Little Italy. Ein großes Epos, das veranschaulichen soll, daß Amerika auf den dreckigen Straßen New Yorks geboren wurde.
Nach der wahrhaftig furiosen Anfangssequenz macht Scorsese allerdings den Fehler die Story des Films in eine Rachegeschichte zu kleiden. Der junge Mann Amsterdam (Leonardo DiCaprio) will den Tod seines Vaters rächen, der durch die Hand von William 'Bill the Butcher' Cuttling (Daniel Day-Lewis) starb. Es ist ein Straßenkrieg, der die Vorherrschaft der sogenannten "Eingeborenen" mit den irischen Zuwanderern thematisieren will, sich aber im langen Mittelteil in allerlei Einzelheiten verstrickt und den Film von seinem eigentlichen Kern sehr oft weggebringr. Immer wieder findet Scorsese aber noch das Gespür seinen Film mit Sequenzen archiaschischer Gewalt, inszenatorischer Finesse und Geschichtsbewußtsein aufzuwarten, die mich über manche Unstimmigkeit und Länge hinwegsehen lassen.
Während sich Amsterdam seinem Ziel immer näher wähnt, aber von einem Freund wegen der Liebe zu der Taschendiebin Jenny (Cameron Diaz) verraten wird, spitzt sich die Situation im bürgerkrieggeschüttelten Amerika weiter zu, die sich im Finale des Films zu einem handfesten Aufstand der Bürger gegen die obere Klasse steigert.
Scorsese wollte den Film schon vor zwanzig Jahren mit Robert de Niro in der Rolle des Amsterdam Vallon verfilmen. Der Grund dafür ist mir jetzt entfallen. Aber irgendetwas muß mit der von Jay Cocks vorgeschriebenen Storyrichtung passiert sein, denn anders kann ich mir die ziemliche Inhalts-, teilweise sogar Belanglosigkeit nicht erklären. Anscheinen verderben zuviele Köche den Brei. Das sieht man auch an der Auflistung der verschieden Produzenten. Als es schließlich daran ging den Film doch noch zu machen, wollte de Niro nun nicht die Rolle vom Bill "The Butcher" übernehmen. Ein Glück, denn so kam wenigstens Daniel Day-Lewis dazu sein Können zu beweisen, auch wenn er es sichtlich schwer hat mit dem Drehbuch zu kämpfen. Aber in jeder Szene in der er zu sehen ist, spielt er seine Mitstreiter gnadenlos an die Wand.
Peinlich und nur schmückendes Beiwerk sind die Auftritte von Brendan Gleeson, David Hemmings, Cara Seymour, Henry Thomas und vielen anderen.
Bei der ersten Sichtung habe ich nicht verstanden, warum sich Scorsese erst die Mühe macht die ganze Zeit einen Konflikt zwischen den sogenannten Eingeborenen und die eingewanderten Iren vorzubereiten um ihn im Finale dann aber gar nicht ausbrechen zu lassen. Doch gerade im Finale zeigt sich, wie sich die einfache Leute von der Straße, Eingeborene wie auch Iren, gegen einen vermeintlichen Feind wehren. Gegen ihre eigenen Mitbürger, gegen eingewanderte Minderheiten, im Prinzip gegen alles und jeden. Gewiß kein schöner Anblick, aber vielleicht zumindest am Ende ein ehrliche, aber wohl auch lückenhafte Aufarbeitung dieses mir bisher nicht bekannten Kapitels amerikanischer Geschichte.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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#494
Geschrieben 02. August 2004, 21:29
Regie: George A. Romero
Hm, irgendwo ist das für mich von Vorteil gewesen den ersten Film aus Romeros Untoten-Trilogie noch nicht so häufig gesehen zu haben. Habe ich die Nachfolgefilme DAWN OF THE DEAD und DAY OF THE DEAD zumindest im Kopf zu Tode analysiert und immer wieder versucht sie allegorisch und zeitkritisch auseinander zu klamüsern, ist mir das bei diesem Film bisher noch nicht so offen zu Tage getreten wie heute.
Mich würde einmal sehr stark interessieren, inwieweit sich Romero bei einigen Aufnahmen vom Licht- und Schattenspiel der deutschen Expressionisten hat inspieren lassen? Ein recht kühner Gedankengang meinerseits, der nur auf einzelnen Szenenausschnitte beruht, die ich von deutschen Filme aus dieser Zeit kenne.
Die im Film zu findenden sozialkritischen Kommentare und Situationen treten meiner Meinung mit dem gleißend hellen Auftauchen Bens aus dem Scheinwerferlicht auf, der sich mit der völlig verängstigten Barbara, die ihren Bruder Johnny im Prolog verloren hat, auf. Interessant finde ich, wie sich die Charakterisierung der "zentralen" Frauenfigur im Verlauf der drei Filme und dem gleichnamigen Remake von Tom Savini verändert. Das sich in den Beziehungen der anderen beiden Pärchen auch Spannungen befinden, sorgt für zusätzlichen Zündstoff, dem trotz der Bedrohung von draußen ein enormer Spielraum gewährt wird.
Den Film mit einem Musikspur aus der Konserve zu unterlegen finde ich im Nachhinein gar nicht so verkehrt. Es mag zwar zunächst aus Budgetgründen keine andere Lösung praktikabel gewesen zu sein, aber was Romero oder seine Helfe da in den Archiven gefunden haben ist absolut fantastisch. Mag manch Situation durch einen etwas krude Inszenierung oder unvorteilhaftes, weil laienhaftes Spiel, unpassend erscheinen, haut es die Musikspur allemal heraus. Ganz besonders möchte ich da dieses unglaubliche Elektronik-Gewaber erwähnen, daß zweimal im Film vorkommt (nach der Explosion des Lastwagens und als sich Ben im Keller einschließt).
Lassen sich die Fortsetzung ziemlich leicht als Actionfilm und traumatische Erfahrung charakterisieren würde ich den Erstling gerne als "Chronik der Hoffnungslosigkeit" bezeichnen. Das allerdings nur, wenn ich die im Film dargestellten Situationen auf einzelne Handlungselemente der Nachfolgefilme beziehe. Hier wird sich noch auf die Radio- und Fernsehberichte und auf die Vermutungen der Wissenschaftler verlassen. In DAWN, wie auch in DAY ist davon später kaum noch etwas übrig.
Wie eigentlich immer gehen mir während solch einem intensiven Erlebnis noch vielerlei mehr Dinge durch den Kopf, die ich dann beim Schreiben eines solchen Beitrags wieder vergessen habe. Das wurmt micht denn solche kleinen Gedankengänge würde ich am liebsten per telepathischer Übertragung sofort irgendwo abspeichern können, um sie später auf Knopfdruck wieder abzurufen. Für den Moment tut es aber auch dieses Geschreibsel.
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#495
Geschrieben 03. August 2004, 18:42
Regie: Abel Ferrara
Abel Ferrara hat in den 80ern anscheinend genügend Erfahrungen gesammelt um seinen Stil zu verbessern. Hat mich sein "erster" Spielfilm THE DRILLER KILLER wegen seiner störrischen Kopflastigkeit angenervt, kann ich mit diesem Film schon etwas leichter umgehen, obwohl es da immer noch genügend Einzelheiten gibt, die sich mir entweder nicht offenbaren wollen oder die einfach überhaupt nicht vorhanden sind.
Es bleibt mir zum einen völlig im unklaren, warum sich Frank White auf einen Kreuzzug gegen jeden Verbrecher befindet. Seine einfache Anmerkung, daß er nach all diesen Jahren im Gefängnis nicht mehr in diese Welt gehört und das er die Gangster, die Drogen an Minderjährige verkaufen und dreizehnjährige Mädchen auf den Babystrich schicken aus dem Weg räumt, genügt mir einfach nicht. Ich bin da irgendwo der Meinung, daß Ferrara einem dringend notwendigen charakterlichen Gerüst für seinen Star Christopher Walken nicht weitergestrickt hat. Ein Anflug von Selbstreflexion der Figur wird dabei immer wieder von vermeintlicher Coolness seiner Gangmitglieder unterlaufen. So interessante Namen wie Giancarlo Esposito und Steve Buscemi sind leider nur in ganz kurzen Szenen zu sehen. Dafür nervt mich der absolut fehlbesetzte und völlig behämmerte Laurence Fishburne.
Einen interessanten Schachzug leistet sich Ferrara mit der Wahl die Geschichte vom König New Yorks weg zu bewegen und die Situation der Cops näher zu beleuchten, die Frank White nur allzu gerne erledigen wollen. Diese schlagen nämlich alsbald einen Weg jenseits des Gesetzes ein und überfallen den Unterschlupf von Franks Bande. Mit Wesley Snipes und David Caruso sind hier auch zwei später bekanntere Geschichter zu sehen, die sich noch nicht einem stereotypen Rollenverständnis unterworfen haben.
Es ist irgendo schade, daß Ferrara eine solche Kernszene wie das Gespräch zwischen Frank White und dem Polizisten Roy Bishop (Victor Argo) fast völlig verschenkt. Wie großartig wäre es doch gewesen, etwas mehr Zeit mit diesen beiden Könnern in dieser Situation zu verbringen. Das Finale reißt es dafür hinaus, kann aber über manche Schwächen des Films nicht hinwegtäuschen. Die Bilder vom dunklen New York, welches nur durch kleine Lichter erhellt wird, sind hervorrand wohingegen die Blau- und Grüntöne mancher Innenaufnahmen aufgesetzt wirken. Der Film bietet sich aber eher an, mehrere Mal angeschaut zu werden.
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#496
Geschrieben 04. August 2004, 23:58
Regie: Sam Peckinpah
Die Intensität und Wucht von Peckinpahs Filmen entsteht erst im Schneideraum. Das fällt jedem seiner anderen Filme, mit Ausnahme von ruhigeren Werken wie JUNIOR BONNER vielleicht, sofort auf. Früher habe ich nicht auf solche Kleinigkeiten geachtet. Darauf alleine lässt sich der Film aber natürlich nicht reduzieren, denn das übergeordnete Szenario eines schlammigen und deshalb dreckigen Krieges, welcher die schlimmsten Charakterzüge offenlegt, deutet Peckinpah an. Es ist dann am Zuschauer diese Lücken mit seiner Erwartungshaltung zu füllen.
Ich war etwas kurz angebunden heute noch den Film anzuschauen, aber im Nachhinein bin ich doch froh der Versuchung nachgegeben zu haben. Und was Sam Peckinpah hier geschaffen hat ist der schiere Wahnsinn! Die Demontage jeglicher Gewaltverherrlichung. So habe ich es zumindest empfunden. Nach dem phänomenal montierten Vorspann mit dem Kinderlied "Hänschen Klein" ist der Höllenritt auch schon eröffnet. Jetzt gilt es in dem ganzen geordneten Durcheinander sich zurecht zu finden. Mir erschienen die Actionszenen dabei in gewisser Hinsicht als Katalysator, denn so konnte ich mir über die dazwischen liegenden, "ruhigeren" Szenen den Kopf zermartern. Im Grunde wird der Film von drei Handlungselementen getragen. Von dem nach dem "Eisernen Kreuz" dürstenden Hauptmann Stransky (Maximilian Schell), den beiden philosophierenden Offizieren Oberst Brandt (James Mason) und Hauptmann Kiezsel (David Warner) und von Feldwebel Steiner (James Coburn), der zwischen alles und jeden steht.
Ich war sehr gespannt wie Peckinpah diese Mammutaufgabe, die er in den ersten zehn Minuten bereits andeutet, über die gesamte Lauflänge aufrecht erhalten und filmisch lösen will. Das Ergebnis ist überraschend spannend, mitreißend und doch sehr gradlinig. Dabei wirft er so unglaubliche Brocken hin, die auf den ersten Anblick unglaublich schwer zu schlucken sind. Der kleine russische Junge, die Antwort Hptm. Kiezsels auf Oberst Brandts Frage "What do we do after the war?" - "Prepare for the next.", die Episode mit den weiblichen Soldaten oder das gesamte Finale möchte ich hier einmal nennen.
Etwas eigentümlich und erst unpassend fand ich die Krankenhaus-Sequenz. Steiner wird in einem Gefecht schwer verletzt und "genießt" drei Wochen Urlaub mit der hübschen Krankenschwester Eva (Senta Berger). Fast könnte man meinen, daß Peckinpah hier seinen Kritikern recht geben will, aber wenn ich dann an das irre Ende denke, daß absolut berechnend die Erwartungen, die auch ich hatte, umkehrt, straft er alle Kritiker Lüge.
Das sich John Woo ungeniert bei Sam Peckinpah Inszenierungsstil bedient hat steht ja außer Frage, aber wie steht es im Verhältnis von Sam Peckinpah zu Arthur Penn aus? Ein ganz bestimmter Moment erinnert mich nämlich an das Finale von BONNIE AND CLYDE.
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#497
Geschrieben 05. August 2004, 18:56
Regie: John Ford
Selbst Anschlußfehler können nicht darüber hinwegtäuschen; ein Meisterwerk!
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#498
Geschrieben 07. August 2004, 15:37
Regie: George Butler & Robert Fiore
Da kenne ich nun das Gesicht oder besser die Statur von Arnold Schwarzenegger nun schon zwanzig Jahre und bin auch immer wieder im Laufe der Jahre über diesen Filmtitel gestoßen, der es ihm ermöglicht hat in Hollywood Fuß zu fassen. Jetzt habe ich allerdings den Fehler gemacht, mir einige Extras der DVD vor dem eigentlichen Film anzuschauen. Das hat zwar nichts an der äußerst amüsanten Stimmung und den Eindruck den ich von dem Film bekommen habe geschmälert, aber so habe ich die Hintergründe einiger Details, ja sogar Handlungselemente, erfahren. Das kann dann natürlich keine Dokumentation, sondern eher ein Doku-Drama sein.
Ich kann nicht sagen, daß ich dem Bodybuilding nun etwas mehr abgewinnen kann als vorher, aber dieser Blick auf diesen Mikroskosmos aus dem Jahr 1975, der sich danach zu einer weltweiten Fitness-Kultur ausweitete, hat mir doch einige Kenntnisse vermittelt, die ich vorher nicht besaß. Zum Beispiel der Unterschied zwischen den Wettbewerben des Mister Universum und des Mister Olympia.
Der Film erhält seinen Reiz ganz eindeutig aus realen Ereignissen der Wettkämpfe in Südafrika, die mit erfundenen Geschichtchen überhöht wurden, um eine gewisse Dramatik und Spannung zu erzeugen. Neben den Trainingssitzungen gibt es teils gestellte, teils reale Interviews mit Schwarzenegger. Wieviel von dem Rest gestellt ist kann man schwer sagen. Die Grenzen sind da fließend. Ineinander übergehend. Immer mit einem Augenzwinkern.
Auf jeden Fall wird dafür gesorgt, daß einem nicht langweilig wird. Und es macht wohl durchaus Spaß, sich das Ganze öfter anzuschauen. Überrascht war ich, daß Lou Ferrigno einmal ein direkter Konkurrent Schwarzenggers war. Aber nur für diesen einen Wettkampf, denn Schwarzenegger trat nach Beendigung des Wettkampfs vom professionellem Bodybuilding zurück.
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#499
Geschrieben 08. August 2004, 17:17
Regie: David Lean
Wieder mal so eine Reise in meine schon lange vergangene Jugend und der Sinnfrage, ob ein Film, der mich vor zehn Jahren so maßlos begeistern konnte, auch heute noch das Zeug dazu hat. Außerdem ist der Film mit seiner stattlichen Spielzeit von dreieinhalb Stunden auch ein gutes Vehikel um der mörderischen Hitze zu entkommen und sich im Keller zu erfrischen.
Der immense Erfolg von THE BRIDGE ON THE RIVER KWAI hat David Lean anscheinend dazu angestachelt, seinen darauf folgenden Film mit mehr Kameratricks auszustatten, als es mir lieb sein kann. Den aus dem Staunen kommt man zumindest in der ersten Hälfte des Films bis zur "Intermission" kaum. Der clevere Entschluß den Film in 70mm zu drehen, ist vor allen Dingen für die atemberaubenden Wüstenszenen ein Glücksfall. Hier werden alle Figuren zu Spielbällen der sengenden Hitze der Sonne degradiert. Entweder ist die Kamera einige Meter, einige hundert Meter oder bestimmt zwanzig bis dreißig Kilometer entfernt.
Zum Glück hat man mit Peter O'Toole einen herausragenden Darsteller gefunden, der der Figur des T. E. Lawrence solche facettenreiche Charakterzüge zu verleihen im Stande ist. Trotzdem verkommt der Film dabei nicht zu einer One-Man-Show.
In Zeiten von computergenerierten Pferdenarmeen a lá THE RETURN OF THE KING ist es auf jeden Fall beeindruckender anzuschauen, wenn echte Pferde und Kamele in breiten Bildern eingefangen werden. Auf jeden Fall wird der Film im Gegensatz zum Jackson-Film überhaupt nicht langweilig. Der muß nämlich irgendwann zu einem Punkt kommen, während sich dieser hier Zeit nehmen und auch einmal verweilen kann und die Aufmerksamkeit bündelt. Nur den angehängten Prolog mit der Gedenkfeier für T. E. Lawrence hätte man sich sparen können.
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#500
Geschrieben 10. August 2004, 11:30
Regie: Akira Kurosawa
Kanji Watanabe (Takashi Shimura), der an Magen-/Darmkrebs tödlich erkrankte Beamte, schenkt einem Schriftsteller eine Packung Schlaftabletten. Und just in diesem Augenblick döse ich weg und werde durch eine Posaunenkadenz unsanft aus dem Reich der Träume zurückgeholt. Zu diesem Zeitpunkt ist schon gut ein Drittel des Films vergangen und nicht sehr viel passiert. Das beunruhigt mich ziemlich, denn andere Kurosawa-Filme waren bei einer solchen Spielzeit schon ausladender. Ob der Film es noch schafft mich mitreißen zu können?
Erst einmal muß ich meine Gedanken wieder up to date bringen. Watanabe ist ein Mann, der seit dreißig Jahren ohne eine Tag Krankheit seinen Job erledigt hat. Doch mit dem Wissen um seine Krankheit beschleicht ihm nun das untrügliche Gefühl nie wirklich gelebt zu haben. Der Sinn seiner Arbeit will sich nicht mehr erschließen. Nachdem er entkräftet durch die Straßen zieht nimmt ihn der bereits erwähnte Schriftsteller mit auf eine nächtliche Tour mit reichlich expressionistischen Einstellungen durch Tokios Vergnügungsviertel voll von Spielautomaten, Geishas, Striptease- und Jazzbars. Das scheint für Watanabe aber genauso wenig Sinn zu ergeben, wie die junge Frau mit Geld auszuhalten, die bis vor kurzem noch seine Arbeitskollegen im Amt war. Erst als er sich über seinen Zustand bei ihr anvertraut, schöpft er wieder Lebensmut.
Doch bevor man nun sieht wem oder was er seine neu gewonnen Aktivität widmen will, springt der Film fünf Monate in die Zukunft. Hier ist Watanabe schon tot und bei seiner Totenfeier sind nicht nur seine Arbeitskollegen, sondern auch sein verständnisloser Sohn und dessen Verlobte anwesend. Ein quälend lange halbe Stunde wird nun darauf gesetzt um die Bürokratie der städtischen Ämter zu kritisieren. Watanabe hat die letzten Monaten seines Lebens damit verbracht einen kleinen Spielplatz in einem Armenviertel anzulegen und nun brüsten sich seine Kollegen mit den Lorbeeren von Watanabes einzigem Lebenswerk. Nur einer hat die Courage dem zu widersprechen. Mit den trauernden Bürgern, die nun am Spielplatz wohnen, die vorher erfolglos ein Bittgesuch nach dem anderen gestellt haben, nur um von einer Abteilung an die nächste weitergereicht zu werden und einem Polizeibeamten, der Watanabe am Abend seines Todes auf dem Spielplatz gesehen hat, entlarvt Kurosawa zwar sehr effektreich die Bürokratie, aber verzettelt sich in eine ellenlange Erklärung mit Rückblenden, die man schon nach zehn Minuten verstanden hat.
Gänzlich unpassend scheint mir das Ende, als der gleiche Mann sich protestierend im Amt erhebt nur um dann kleinlaut unter einem Stapel Papieren zu verschwinden. Was bleibt ist nur Watanabes Spielplatz. Der einzige Beweis, daß er je gelebt hat. Ein kleiner Triumph gegen einen übermächtigen von Paragraphen beherrschten Apparat, der am Ende doch die Oberhand behalten wird.
Ich war während der langgezogenen "Trauerfeier" ziemlich verärgert, weil sie so dermaßen unfilmisch daherkommt. Das ständigen Verharren in unterwürfigen Posen schien bisweilen unerträglich (vom Standpunkt eines im Land der Untergehenden Sonne geborenen). Ob ich ihn mir jemals wieder anschauen werde, kann ich noch nicht sagen.
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#501
Geschrieben 12. August 2004, 23:38
Regie: Brian De Palma
Heute habe ich mir diesen Film einmal angeschaut um festzustellen, wie sehr die Schauspieler verbal in ihm interagieren. Fast gar nicht, muß ich zu meiner Überraschung und Bewunderung feststellen. Vor allen Dingen in den ersten dreißig Minuten gibt es nur drei sogenannte "Dialogszenen". Kate Miller (Angie Dickinson) mit ihrem Sohn Peter (Keith Gordon), Kate Miller mit dem Psychiater Dr. Elliott (Michael Caine) und die Edelprostituierte Liz (Nancy Allen) mit ihrem Kunden Ted. Ansonsten vertraut De Palma sich ganz und gar der visuellen Geschichtenerzählung an. Vergewaltigungsfantasien unter der Dusche, die hervorragende Museumssequenz (immerhin neun Minuten lang), die Nachricht von Kate Miller an ihren Zufallsbekanntschaft und natürlich der Mord im Fahrstuhl.
Mit einer recht späten Erkenntnis wird mir auch klar, daß De Palma seinen Film von den Haupt- und Nebenrollen bis zu den Komparsen absolut hervorragend besetzt und angeleitet hat. Das wird vor allem im Museum deutlich, wo Kate Miller ein junges Pärchen, einen Mann, der eine blonde Frau anspricht, und eine asiatisches Ehepaar mit kleiner Tochter beobachtet. Wunderbar sind hier die verschiedenen Reaktionen von Angie Dickinson, die zu diesem Zeitpunkt einer sexuellen Frustation unterliegt und dem sobald darauf folgenden Flirt mit dem fremden Mann eingeht.
Das De Palma hier mit den ungeschriebenen Regeln des Slasher-Genres jongliert finde ich auch noch sehr bemerkenswert. Nicht nur der Tod ist für Kate Miller eine Strafe, sondern auch die Erkenntnis, sich eine Geschlechtskrankheit bei dem Intermezzo eingefangen zu haben, den Ehering zu vergessen und sich von dem kleinen Mädchen anstarren zu lassen.
Doch auch bei Liz' und Peters Restaurantbesuch vor dem Finale, ist die Reaktion der weiß anlaufenden Dame hinter Peter, der von Liz erklärt haben möchte wie eine Geschlechtsumwandlung von statten läuft, eine zusätzliche Belohnung, mit der De Palma eine solche Expositionsszene für sich und den Zuschauer interessant machen möchte.
Nach dem Mord an der sympathischen Angie Dickinson wechselt der Film zwar merklich seine Tonart, aber die Ideen wollen Brian De Palma hier ganz und gar nicht ausgehen. Das Aufspüren von Bobbie, einer transsexuellen Patientin von Dr. Elliott, die ganz offensichtlich die Morde begangen hat, ist nun für Peter, den in technischen Dingen sehr aufgeweckten Jungen, das Ziel. Während der ermittelnde Cop Marino (De-Palma-Veteran Dennis Franz) noch die Prostituierte Liz verdächtigt, sieht diese sich bald von Bobbie verfolgt. Erst im Nachhinein und auch mit einigen Sichtungen im Rücken, wird diese ganze Verfolgungsjagd in der New Yorker Untergrundbahn ein sehr aufregendes und hervorragend eingefangenes Verwechslungsspiel.
Die finale Traumsequenz macht im Nachhinein zuerst kann nicht den Eindruck als ob sie eine solche ist. Das ist auf jeden Fall ein deutlicher Kontrapunkt den De Palma hier zu seinem früheren Film CARRIE setzt.
Ich möchte nun nicht hemdsärmelig klingen und die formidable Leistung von Ralf Bode schmälern, aber ich komme nicht umhin mir die Frage durch den Kopf gehen zu lassen wie der Film ausgesehen hätte, wenn Vilmos Zsigmond an der Kamera gearbeitet hätte. Wenn ich mir dessen Bilder für BLOW OUT so durch den Kopf gehen lasse und sie mit diesem vergleiche, fehlt mir ein bißchen Farbe. Nichts desto trotz sind vor allem seine Nachtaufnahmen eine wahre Wonne. Ich möchte hier zwei Einstellungen im Film zu meinen Favoriten zählen. Zum einen, wenn der konvex geformte Spiegel im Fahrstuhl die im Todeskampf befindene Kate Miller, die Mörderin und die Prostituierte Liz einfängt und die Split-Screen Aufnahmen von Dr. Elliott und Liz (am Schminkkoffer), die sich den Fernsehbericht anschauen.
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#502
Geschrieben 15. August 2004, 11:14
Regie: John Carpenter
Mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge blicke ich immer auf diesen Film, der das Pech hatte, im gleichen Jahr wie E. T. und CONAN THE BARBARIAN anzulaufen. Weinend, weil mit diesem Film John Carpenters Zusammenarbeit mit seinem Kameramann Dean Cundey einem Ende jehen zuging. Die beiden sollten vier Jahre später noch BIG TROUBLE IN LITTLE CHINA zusammen machen, ehe sich Cundey ganz Spielbergs Firma Amblin anschloß.
Sehr erfreut bin ich allerdings, da Carpenter mit seinem ersten richtigen Studiofilm trotz des Mißerfolgs an der Kinokasse, sich als hervoragender Handwerker auszeichnet, der auf den Spuren seines Idols Howard Hawks wandelt, der dreißig Jahre zuvor eine erste Verfilmung nach der Kurzgeschichte "Who goes there?" realisierte. Habe ich an das Orginial wegen seines doch recht geradlinigen Plots, der sich reißbrettartig durch spätere Genrefilme zieht und von daher wenig Überraschung anbietet, kaum noch eine Erinnerung, offenbart Carpenters Film nicht nur eine ziemlich pessimistische Endzeitstimmung, sondern überzeugt auch mit ziemlich spektakulären Spezialeffekten für die der junge Rob Bottin (THE HOWLING, TOTAL RECALL) verantwortlich zeichnet. So ganz nebenbei entzieht Carpenter nach gut fünfzig Minuten Spielzeit auch noch jegliche Sicherheit in den Charakteren. Man weiß nicht mehr wer von denen ein Mensch ist und wer eine Imitation. Da ich den Film schon zwei Jahre nicht mehr gesehen hatte, konnte mich der Plot und die großen Szenen natürlich nicht mehr überraschen, aber wenn Carpenter eins versteht ist es, wie man einen abrupten Schock einbaut. Einmal bin ich doch glatt hochgeschreckt.
Ein tolles Monsterfilmchen mit ganz tollen Sets und einer außergewöhnlich stimmungsvollen Ausleuchtung. Schade, daß diese manches Mal in Konventionalität abdriftet. Ansonsten habe ich mich aber wieder nett gegruselt. Schade, daß man manche Filmerlebnisse nicht wieder so intensiv heraufbeschwören kann.
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#503
Geschrieben 16. August 2004, 18:47
Regie: Joel Schumacher
Der Plot hatte bei mir schon vor gut drei Jahren ein ziemliches Interesse geweckt. Ein Mann wird in einer Telefonzelle angerufen und wird vom Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung damit bedroht, umgebracht zu werden sollte er aufhängen.
Mir will zunächst überhaupt nicht in den Sinn, warum der arrogante PR-Mann Stu (Colin Farrell), der gerade noch mit seinem Handy wie ein Dandy am Times Square entlanggeschlendert ist und seinem jungenhaften Begleiter allerlei Frechheiten und Befehle an den Kopf wirft, nun in der nächsten Seitenstraße in eine Telefonzelle geht und seine junge Freundin anruft. Doch halt...warum zieht er sich den Ehering vom Finger? Bei dieser visuellen Information hätte man es eigentlich belassen können und dem Zuschauer Häppchen für Häppchen präsentieren können. Stattdessen verzettelt sich die Handlung nun in eine Richtung, die mich beinahe dazu bringt den Film abzuschalten.
Wohin soll das führen? REAR WINDOW oder ROPE für Arme? Irgendwie komme ich nicht umhin diesen Film mit Hitchcocks mittlerweile fünfzig Jahre alten Paradebeispiel an filmischer Spannung zu vergleichen. Doch im Gegensatz zu Hitchcocks Film verzettelt sich dieser hier in allerlei Gebrabbel und visueller Muskelspielerei, die ihn groß erscheinen lassen will, aber eigentlich nur schrecklich deklassiert. Denn er findet niemals zu einem stringenten Stil, den er durchzuhalten im Standen wäre. Warum diese ach so tollie CGI-Kamerafahrt aus dem Weltraum durch den Satelliten hinuter nach Manhattan, durch die Funknetze heraus aus den Ohrmuscheln der Handys? In REAR WINDOW genügte es einfach nur die Vorhänge von L. B. Jeffries' Fenster aufzumachen und man war drin in der Hinterhofwelt des Films. Warum simpel und einfach, wenn es auch schwerer und teurer geht?
Warum das Ganze? Warum die Polizei? Warum die Toten? Warum die Todesangst in Stus Gesicht? Die Motive des Heckenschützen (wohl auch die der Filmemacher) offenbaren sich am Ende als eine ziemlich lächerliche Botschaft. Der arrogante Lügner und Fremdgeher soll ein besserer Mensch werden. Tja, die Botschaft ist bei dem angekommen, aber auf Kosten von vier Todesopfern und einer völlig verängstigten Menschenmenge. Mit mir nicht....
Eine sehr reizvolle Filmidee, die leider zum Ende hin etwas verwurstet wurde. Vor allen Dingen hat der gesamte Film nur eine einzige wirkliche Spannungsszene. Diese ist formal zwar deutlich herausgestellt worden und somit sehr leicht erkennbar, aber beweist ziemlich eindeutig, daß danach so etwas Dramatisches nicht mehr möglich sein wird. Mit Colin Farrell hat man zum Glück einen adäquaten Darsteller gefunden, dessen ausdrucksstarkes Spiel, angetrieben von der Stimme des Telefongesprächspartners, feine Nuancen offenbart. Den Rest werte ich unter ferner liefen.
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#504
Geschrieben 19. August 2004, 01:33
Regie: Michael Bay
Unter der Dusche im Fairmont Hotel, San Francisco, nervt John Mason (Sean Connery) seine FBI-Bewacher mit einer inbrünstig falsch mitgesungenen Fassung von "If you're going to San Francisco"; nur um später in einer wilden Verfolgungsjagd mit dem von ihm gestohlenen Humvee einen VW-Käfer mit Flower-Power-Lackierung nieder zu walzen. Überhaupt geht in dieser Sequenz so ziemlich alles zu Klump, was nicht schnell genug flüchten kann.
Doch fangen wir beim Anfang an...nämlich meinem früheren Problem, daß ich mit Michael Bay hatte. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, daß ich mich in ihm getäuscht habe. Oder ich einfach nur zu doof dazu war zu kapieren, daß er mit diesem Film neben der ganzen Materialschlacht, den Kamerafahrten, dem furiosen Schnitt und der pathetischen Musik ein durchaus ernstes Thema in das Gewand ein Popcornfilms versteckt hat. Ich bin mir gar nicht so sicher ob dieser Film unter der jetztigen Bush-Ära entstehen könnte, geschweige denn beachtet zu werden. Da wird so gnadenlos auf soldatischen Tugenden herumgetrampelt, daß ich es nicht fassen kann. Kein Wunder das sich dann ein vermeintlich durchgeknallter General (Ed Harris)mit einer zusammengewürfelten Truppe Marines auf Alcatraz verschanzt und damit droht, die Stadt mit einem extrem toxischen Nervengas auszulöschen. Aber kann man dieses Thema während des ganzen Tohuwabohus und der ganzen Scherze ernst nehmen? Da lag mein Problem...ich verwechselte Pathos mit Patriotismus. Wohl deswegen, weil ich mich von der wilden Action zuvor immer habe blenden lassen.
Wer sind denn eigentlich nun die Auserkorenen, die San Francisco retten sollen? Die Laborratte Stanley Goodspeed (Nicolas Cage) vom FBI, der gerade eben erfahren hat, daß er Vater wird und ein ehemaliger britischer SAS-Mann (Connery), der die letzten dreißig Jahre im Gefängnis verbracht hat ohne überhaupt jemals vor einem Gericht gestanden zu haben und dessen Tochter der einzige Beweis seiner Existenz ist. Das SEALS-Team, mit dem die beiden aufbrechen um General Hummel aufzuhalten, wird nach der Hälfte des Films abgeknallt, nicht ohne das dessen Anführer (Michael Biehn) vorher einen Anflug von Verständnis gegenüber Hummel verkündet hat. Von den vermeintlich Guten darf man wohl keine Hilfe erwarten. 48 Stunden hätte man Zeit die Bedingung zu erfüllen, aber man verzichtet darauf die geforderte Summe Lösegeld zu bezahlen. Die Rede des amerikanischen Präsidenten ist von Verlogenheit überhaupt nicht zu überbieten.
Das Hummel es überhaupt nicht vorhat irgendjemanden zu Schaden, wird ihn zum Feind in seinen eigenen Reihen machen. Wer waren nochmal die Bösen? Die Männer, die sich gegen Hummel stellen oder die Leute von der Regierung? Mason und Goodspeed sind es ganz sicher nicht. Die sind genauso angespannt wie ich, als sich drei Soldaten gegen ihren Vorgesetzten stellen.
Anscheinend gewinnen am Ende die Bösen ja auch, aber nur vorübergehend. Mason kann mit Hilfe Goodspeeds entkommen und teilt ihm vorher noch den Grund mit, weswegen er so lange eingesessen hat. Der kleine Mikrofilm, der all die Geheimnisse enthält, die das FBI der amerikanischen Bevölkerung vorenthalten hat. Herrlich subversiv...
Unglaublich wie sich meine Meinung zu dem Film um 180° gedreht hat. Ein kleiner Popcornfilm-Schatz aus den 90er Jahren, den ich fortan hüten werde wie meinen Augapfel.
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#505
Geschrieben 20. August 2004, 11:53
Regie: Zack Snyder
Wenn ich ein Sichtweise über das Remake von George A. Romeros gleichnamigen Film in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich "almost no style over no substance" schreiben. Doch ich möchte doch noch etwas weiter ausholen.
Als eigenständiger, moderner Horrorfilm ist der Film durchaus passabel, aber abgesehen vom Handlungsort und dem Plotverlauf, der gegen Ende auch noch mit Anklängen an Romeros DAY OF THE DEAD aufwartet, gibt es kaum Gemeinsamkeiten mit dem Originalfilm. Fokussiert sich der Originalfilm ganz und gar auf seine vier Hauptdarsteller und legt deren Emotionen in jeden Szenenabschnitten deutlich zu Tage ist in der Neuverfilmung davon kaum noch etwas zu spüren. Zunächst flüchtet sich eine zusammengewürfelte Gruppe von Überlebenden in ein Einkaufszentrum. Wir haben nur von der Krankenschwester (Sarah Polley) etwas Informationen erhalten wer sie ist. Ob es nun von Cleverness oder Verzweiflung zeugt nach Hälfte der Spielzeit weitere Charaktere einzuführen, die sich mit Hilfe eines LkW zum Einkaufszentrum durchschlagen kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall wird dadurch verhindert, daß sich der Film irgendeinem der älteren Gruppe oder den neuen annähern. Es wird mal hier oder mal dort jemand mit einer Szene bedacht, aber wirklich viel kommt dabei nicht herum. Im Prinzip ist die einzige Sequenz, die etwas für die Charaktere tut, die einzige die so gar nicht in den Film passen will. Und die ist auch noch von Funpunk-Musik unterlegt, der ich nun gar nichts abgewinnen kann. Das eine solche Szene notwendig ist, ist völlig unbestritten, aber die Attitüde hinter dem Soundtrack in Verbindung mit klischeehaften Szenen sind in meinen Augen ein Ärgernis oder einfach nur dämlich. Der ältere Herr, der den beiden eingesperrten Sicherheitsmännern von seiner ersten homosexuellen berichtet, aber vorher noch in einem Schuhgeschäft hochhackige Frauenschuhe anprobiert hat. Was soll das? Sind schwule Männer Personen, die sich gerne Frauenkleider anziehen?
Wie sieht überhaupt die Interaktion zwischen den Charakteren aus? Größtenteils sind das alles so verkrampfte Konfrontationen im Dreivierteltakt, daß man sich sicher sein kann, daß eigentlich keiner überleben müsste. Eigentlich dürfte keiner von denen überleben, die so siegessicher mit der Knarre herumfuchteln und immer wieder mit einer Lösung parat stehen (nun, das werden sie wohl auch nicht). Etwas Ruhe gönnt sich der Film nicht, sondern jetzt sich viel zu sehr von einer verkrampft aussehenden Actionsequenz zur nächsten. Innovation wird hier eigentlich fast immer kleingeschrieben. Irgendwie mag man Szenen mit Körpern, die von einer Kettensäge zerteilt werden oder von Propangasflaschen, die in die Luft fliegen schon mal gesehen haben. Das sieht zwar ist ansprechend umgesetzt, aber doch auch nichts wirklich Neues.
Doch der Film hat auch etwas positives zu bieten. Nämlich den grandios inszenierten Anfang, der sich von einer kleinen Charakterszene zu einem apokalyptischen Drama entwickelt. Oder die augenzwinkernden Auftritte von Tom Savini und Ken Foree, die von den Filmemachern völlig falsch aufgefasst werden und auf ihre Figuren bzw. auf die Inszenierung übertragen werden.
Es gehört schon deutlich mehr dazu sich wohlig im Dunstkreis von PANIC ROOM, 28 DAYS LATER oder dem Originalfilm zu suhlen, bevor man sich an so einen Film heranwagt.
Aber vielleicht liegt darin ja das Dilemma. Heute macht jeder eben mal einen Gangster- oder Horrorfilm um sich auf dem Markt etablieren zu können. Das muß ja nun nicht schlecht sein, aber dann sollte man auch für ordentlich Substanz und bessere Darsteller sorgen, die sich einem später nicht verweigern.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#506
Geschrieben 22. August 2004, 18:23
Regie: Kevin Costner
Dieser Film machte mir persönlich zum ersten Mal deutlich, daß er lange in nur einem einzigen Kino spielen konnte. Der Ort war die Hansastraße in Dortmund, wo ich den Film seinerzeit in der zweiten Aufführungswoche sah und der dort noch 53 Wochen später spielte. So etwas ist in der heutigen Kinolandschaft, die durch Multiplexe geprägt ist, äußerst selten bzw. gar nicht mehr vorstellbar oder überhaupt möglich, da die diesen großen Kinos von den großen Eventfilmen leben, die sich vor allem im Sommer die Klinke in die Hand zu geben. Dieser Film war zu seiner Zeit ein Fokus, der alles andere überschattete.
Ohne jetzt die lange Geschichte über die Bedeutung dieses Films als Kraftspritze für den Western zu erläutern, hat der Film bis auf die Tatsache, daß sich ein Großteil der Handlung im Sioux-Stamm abspielt und sich auf Sioux-Sprache mit Untertiteln verlässt, eigentlich kaum etwas mit einem Western gemein. Er eignet sich weder als Kavallerie- oder Bürgerkriegswestern, noch als simple Haudraufstudie. Er funktioniert viel eher als Liebes- bzw. Freundschaftsgeschichte. Obwohl er auch in dieser Beziehung ziemlich unausgewogen daherkommt.
Wenn man sich einmal kritisch mit dem Film auseinandersetzt und seine episch unterhaltende Form beiseite legt, fallen einem so einige Details auf, die etwas bedenklich stimmen. Muß wirklich dieser Film dafür herhalten, daß Indianer endlich als Menschen mit einem sozialen Gefüge angesehen werden? Warum inszeniert sich Costner selbst als weißen Überläufer zu den Indianern, der zwar vorgibt nun endlich zu einem Volk zu gehören, aber in den entscheidenen Szenen dieses Gefühl nicht in der Lage ist, dieses auch herüber zu bringen? Da kann er noch so viel pittoreske Szenerien einfangen und noch so viele Tagebucheinträge verfassen. Sein limitiertes Spiel entlarvt in allenthalben. Ganz besonders dann, wenn er, jetzt völlig in den Stamm integriert, mit Strampelnder Vogel (Graham Greene) zu einem den Indianern heiligen Ort reitet. Oben auf dem Hügel halten sie kurz inne und blicken auf ein üppiges, grünes Tal hinunter. Eine leichte Brise weht und man sieht Strampelnder Vogel wie er kurz die Augen schließt und die Luft förmlic einsaugt. Ein mehr als eindeutige Szene.
Dabei versteht es Costner durchaus originell den Zuschauer für ungefähr achtzig bis neunzig Minuten bei der Stange zu halten. Seine Einfälle, die von einer Sequenz in die nächste übergehen sind clever. Doch gerade in der hier vorliegenden Langfassung, offenbaren sich sehr rasch viele Redundanzen. Redundanzen in den Szenenabfolgen, Redundanzen in den verbal aus dem Off kommentierten Tagebucheinträgen. Anstatt sich lieber auf die Kraft seiner Bilder zu verlassen, die das schon zur genüge einfangen, was er sagen will, gibt Costner sich lieber geschwätzig.
Nach der Büffeljagd, dem uneingeschränkten visuellen, wie auch emotionalen Höhepunkt des Films schwenkt der Film in eine andere Richtung. Bei der Liebesgeschichte mit Steht mit einer Faust (Mary McDonnell) suhlt sich der Film ein ums andere Mal in Selbstgefälligkeit. Und das für immerhin eine Stunde. Das zehrt ungemein an meiner Geduld, da es vor allen Dingen ziemlich einfallslos miteinander verbunden ist. Machte der teilweise schlechte Schnitt am Anfang noch nicht so sehr von sich reden, wird das mit fortschreitendem Verlauf der Dinge immer schlimmer. Irgendwann kann man auch die weit auslaufenden Melodiefolgen von John Barry einfach nicht mehr ertragen. Man will nur noch davon laufen, wenn Kesselpauke, Bässe, Blechbläser und Streicher wieder bedrohlich anschwellen. Wie interessant wäre das geworden, wenn er sich auf Experimente wie bei seiner sehr hervorragend klingenden Pawnee-Musik eingelassen hätte?
Als kritische Auseinandersetzung mit dem Vertreibungsdrama der indianischen Ureinwohner ist der Film nur bedingt zu gebrauchen. Zu milde ist hier der Umgangston. Wenn es aber darum geht sentimentale Gefühle auszudrücken, ist der Film am stärksten. Somit gehört er mittlerweile zu einem der Werke, die ich mit der Zeit überwunden habe und aus denen sich bei wiederholter Betrachtung kaum noch etwas herausziehen lässt. Als Teenager von fünfzehn Jahren hat man auf solche Bilder noch ehrfürchtig geblickt und sich von dem Getrampel der Büffelhufe einschüchtern lassen, aber wenn es an die Substanz geht bleibt kaum etwas übrig, daß mir gefallen könnte. Da sind Clint Eastwoods UNFORGIVEN und Jim Jarmushs DEAD MAN ganz andere Kaliber.
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"The movie never changes. It can't change. But everytime you see it, it seems different because you are different. You see different things." (12 Monkeys)
#507
Geschrieben 25. August 2004, 22:10
Regie: David Cronenberg
Mit einer ziemlichen Vorfreude habe ich mich diesem Film wieder gewidmet. Der Plot über die Computerspieldesignerin Allegra Geller (sexy: Jennifer Jason Leigh) und ihren unfreiwilligen Begleiter Ted Pikul (Jude Law) war mir natürlich noch grobschlächtig in Erinnerung. Wie der Film vor zwei Jahren zuletzt auf mich gewirkt hat war mir nicht mehr bekannt. Grund genug also für eine Auffrischung.
Schon im Vorspann lässt sich ausmachen auf was Cronenberg wieder hinaus ist. Die Verzahnung und Vermischung von verschiedenen Oberflächen, die sich in der Filmhandlung als verschiedene Realitäten bzw. Spielebenen (genannt Levels) darstellen, in denen Allegra und Ted agieren um ihr neuestes Spiel mit dem Namen "eXistenZ" zu spielen. Auf den ersten Blick finde ich es ziemlich drollig die beiden Figuren durch eine virtuelle Realität stolpern zu sehen. Interessant fand ich hierbei Cronenbergs Variation seines Körperlichkeitsthemas, welches sich in den verschiedenen Spielebenen ändert. Sind die Charaktere anfangs nur in der Lage mit ihre Bioports und den Steckern des Spiels Sex zu haben, wird auf höheren Spielebenen, erzwungen durch den Handlungsfaden des Spiels, der körperliche Akt direkt ausgetauscht. Es ist allerdings sehr bedauerlich, daß dieses Spiel mit virtuellem Sex in der Virtuellen Realität und realem Sex in der Virtuellen Realität von einem absolut unpassenden Thema überschattet wird. Nämlich Cronenbergs Kommentar zu neuartigen Computerspielen, die ihren Spieler so weit in ihren Bann ziehen wollen, bis man nicht mehr weiß, auf welcher Bewußtseinsebene man sich befindet. Also ob man überhaupt noch bewußt oder zwanghaft handelt. Das wird zwar einige Male recht clever angedeutet, indem man sich bestimmten Spielsituationen nicht einfach so entziehen kann (man will ja schließlich weiterkommen) und so zu Handlungen gezwungen um einen Spielfortschritt zu erzielen, aber es ist doch so, daß die Initiative dabei immer vom Spieler selbst ausgehen. Habe ich kein Interesse das Spiel fortzusetzen breche ich es ab oder pausiere. Dagegen wehrt sich ja vor allen Dingen die Figur des Ted Pikul im Spiel einige Male und auch in der Szene im Chinesischen Restaurant glänzt Allegra Geller durch Inaktivität.
Anstatt sich nun aber auf eine Auseinandersetzung mit einem selbstablaufenden Spiel einzulassen, daß seine Spieler im Plot gefangen hält, schlägt Cronenberg mit dem Ende des bis dahin überzeugenden Films eine völlig falsche Richtung ein, die sich auch schon einige Male vorher ankündigt. Meine Reaktion darauf hatte ich nicht mehr im Kopf und deshalb half mir die heutige Sichtung einiges im Bezug darauf ins rechte Lichte zu rücken.
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#508
Geschrieben 27. August 2004, 10:45
Regie: Takashi Ishii
Wenn man den Film in einem Satz treffend beschreiben müsste, könnte man ihn "Chihiros Reise ins Höllenland" nennen. Chihiros (Harumi Inoue) Reise begann vor fünf Jahren, nachdem sie aus ihren Heimatort nach Tokio geflüchtet ist. An einem Winterabend im Februar wurde sie im Haus ihrer Eltern von drei Männern überwältigt und vergewaltigt. Das schlimme Verbrechen nahmen die sadistischen Männer auf Video auf. Mittlerweile hat Chihiro dieses Ereignis fast unbeschadet überstanden und freut sich auf ihre Hochzeit mit ihrem Arbeitskollegen Kojima (Shingo Tsurumi). Doch eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit begegnet sie einem ihrer Peiniger. Und der kündigt an, daß auch seine beiden Komplizen auf dem Weg zu ihr sind. Es ist schlichtweg atemberaubend wie Takashi Ishii es schafft das folgende Martyrium Chihiros vorweg zu nehmen, als sie vor ihrem ersten Peiniger in den Fahrstuhl flüchtet.
Für einen Rape'n'Revenge-Film gibt sich diese Mixtur aus dem Plot von I SPIT ON YOUR GRAVE und der örtlichen Eingeschränktheit, die sich an Alfred Hitchcocks ROPE orientiert, stilistisch äußerst geschlossen. Bis auf vier Szenen spielt sich die gesamte Handlung nur in der kleine Wohnung von Chihiro ab. Hier entfesselt Takashi Ishii ein beispielloses seelisches und körperliches Folterspiel gegenüber der jungen Frau. Ihr Dilemma wird in jeder Nahaufnahme ihres Gesichtes quälend spürbar. Wenn man glaubt, daß sie die Vergewaltigung ihres Körpers und ihrer Seele scheinbar überstanden hat, wie sie Kojima in einer Nachricht auf dessen Anrufbeantworter versichern will, wird man sofort eines Besseren belehrt, wenn man sie das erste Mal in ihrer Wohnung sieht. Vermeintlich im Schutz ihrer eigenen vier Wände entledigt sie sich ihrer Kleidung bis auf die Unterwäsche. Dann sieht man, wie sie äußert gewissenhaft und mit geübten Handgriffen jedes Schloß und jeden Riegel an Haustür und das Balkonfenster schließt.
Großartig gespielt, großartig konzipiert, großartig montiert.
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#509
Geschrieben 29. August 2004, 10:15
Regie: Peter Greenaway
Mein zweiter Film vom britischen Regisseur Peter Greenaway. Zur Einstimmung hatte ich mir vor einigen Tagen noch einmal THE COOK, THE THIEF, HIS WIFE AND HER LOVER angeschaut und war in Bezug auf diesen Film ob seiner codierten Filmsprache vorgewarnt. Aber die hat mir eigentlich überhaupt nicht ausgemacht.
Die junge Japanerin Nagiko (Vivian Wu) verlangt von jedem ihrer zahlreichen Liebhaber, daß diese sie als Bettlektüre benutzen. Sie möchte damit die Erinnerung an ihren Vater wieder aufleben lassen, der ihr jedes Jahr zum Geburtstag, einen Glückwunsch auf ihr Gesicht gezeichnet hat. Jeder ihrer Liebhaber schreibt, ob vor oder nach dem Liebesakt, seine Kalligraphie auf ihren Körper. Sie hofft so eines Tages den idealen Partner zu finden. Und in dem jungen bisexuellen Dolmetscher Jerome (Ewan McGregor) findet sie bald einen Partner, der sie dazu ermutigt auf seinen Körper ihre Schriften niederzuschreiben.
Das was ich bisher über Peter Greenaway gelesen und von ihm gehört habe, machte mir zunächst etwas Angst. Habe ich es hier mit einem gänzlich verkopften Exzentriker zu tun? Er will die Grenzen des Kinos sprengen. Im Falle von THE PILLOW BOOK heißt das die Kinoleinwand für seine eigenen Gemälde zu benutzen. Und das erste, das mir auffällt ist die kühne Leichtigkeit mit der Greenaway die Leinwand bemalt. Er lässt sich überhaupt nicht von einem Bildformat einschränken und wechselt kühn von Vollbildaufnahmen, Maskierung des unteren Bildrandes, mehrfachen Überblendungen, die ebenso mit Informationen zugestopft sind. Von den ganzen kleinformatigen Einblendungen, die manchmal unmittelbar bevorstehende Ereignisse vorweg nehmen, will ich gar nicht erst anfangen. Nur selten kann man sich bei einigen "normalen" Aufnahmen entspannen.
Viel mehr bei THE COOK, THE THIEF, HIS WIFE AND HER LOVER noch eine elegant gleitende Kameraführung von links nach rechts bzw. rechts nach links auf, so scheut sich Greenaway nicht hier reichlich Handkameraaufnahmen zu verwenden. Niemlas verschwenderisch, weil sonst der gewünschte Effekt verloren gehen könnte.
Überrascht hat mich der Einsatz von Musikstücken der irischen Gruppe U 2 ("Daddy's gonna pay for your crashed car") und der französischen Röhre Guesch Patti.
Kann der Film bei mir aufgrund seiner formalästhetischen Herangehensweise richtig Jubelrufe bewirken, bleibt mir Plot des Films gänzlich verschlossen. Wieso will sich Nagiko eigentlich an dem Herausgeber rächen?
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#510
Geschrieben 30. August 2004, 23:01
Regie: Sam Peckinpah
In seiner Gesamtheit habe ich Peckinpahs epischen Abgesang auf den Westen bisher nur zweimal gesehen. Und dann auch nur in VHS und in deutscher Sprache. Die britische DVD liegt nun schon seit einiger Zeit bei mir herum und nach dem fulminanten CROSS OF IRON war es für mich an der Zeit sich auch mal wieder diesem Film zu widmen.
"Now I showed them what killing is all about." Diesen Satz hat Peckinpah gegenüber einem Freund geäußert, als dieser mit ihm zusammen den Film gesehen hatte bevor dieser vom Studio arg verstümmelt wurde. Und wie er es allen gezeigt hat. Noch habe die kleinen Kinder am Ortseingang einer südtexanischen Stadt ihren neckischen Spaß mit Skorpionen, die sie in einen Ameisenhaufen werfen. Doch aus dem Spaß wird sehr schnell blutiger und schrecklicher Ernst werden, nachdem ein wilder Haufen ehemaliger Soldaten (William Holden, Ernerst Borgnine, Ben Johnson u. Warren Oates) eine Kassenzentrale einer Eisenbahnlinie ausraubt und sich den Weg zu ihren Pferden freischießen muß, da sie in einen Hinterhalt gelockt wird.
Was nun bis zum finalen Showdown in einer zerfallenen Kirche in einem kleinen Grenzort in Mexiko folgt, ist das systematischen zu Grabe tragen des Westens. Die Helden der Geschichte sind keine Strahlemänner oder junge Revolverhelden, sondern alternde Männer, die des Lebens müde geworden sind und noch an alte Werte wie Freundschaft, Ehre und Zusammenhalt festhalten. Auch wenn es in diese Zeiten nicht mehr hinein zu passen scheint. Ihre Pferde als Fortbewegungsmittel scheinen auch langsam aus der Mode gekommen zu sein. Nicht nur die Eisenbahn, sondern auch das Automobil und eine komische Erfindung dessen Bezeichnung sie nicht kennen, die sich mit einem Verbrennungsmotor in die Lüfe erheben kann und bald im Krieg eingesetzt wird, laufen ihnen so langsam den Rang ab.
Von diesen großen Dingen einmal abgesehen, die über der Geschichte liegen, sind es vor allem die kleinen Einzelheiten, die mich sehr begeistert haben. Vor allem deswegen, weil ich kaum noch Kenntnis über sie hatte. Da wäre zum Beispiel, die Geschichte um Angel (Jamie Sanchez) und seine Verlobte Theresa, die sich für General Mapache hergibt. Dieser Moment als Angel seine Verlobte in den dreckigen Armen des Generals sieht und sie ihm ihre Zunge ins Ohr steckt, ist für den hitzköpfigen Angel einfach zuviel. Nicht so sehr weil sie ihm damit Hörner aufsetzen will, sondern weil sie sich dem Mann hingibt, der das arme Volk in seinem Dorf ständig mißhandelt. Dann natürlich noch die Verbindung Deke Thorntons (Robert Ryan) zu seinem ehemaligen Freund Pyke Bishop und wieso er sich überhaupt in den Dienst des Eisenbahninhabers gestellt hat.
Den größten Eindruck hat aber der kleine Junge in der mexikanischen Soldatenuniform gemacht, der während eines Angriffs von Pancho Villa General Mapache das Telegramm vom erfolgreichen Raubzug der Bande überreicht. Während sich die feindlichen Truppen dem Bahnhof nähern und Mapache durch sein Fernglas blickt, rückt der Junge nicht einen Schritt von seinem Standort. Auch nicht als um ihn herum Kugeln durch die Luft fliegen und Soldaten tot zu Boden stürzen. Er wartet ab, seiner Pflicht als junger Soldat bewußt, bis ihm Mapache entlässt. Ein kleiner Moment in diesem Film, der zwar nichs mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat, aber vielleicht gerade deswegen so einprägsam ist.
"Time kills critics my dear." (Lisztomania)
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