"The camera lies all the time; lies 24 times/second."
#1
Geschrieben 25. Mai 2003, 18:26
23.05.03
Italienischer Polizeifilm von Sergio Martino.
Luc Merenda spielt einen rauen Cop, der 'Gerechtigkeit' lieber durch seine eigenen Hände richtet als Verbrecher einem viel zu gnädigem System zu überlassen. Merenda ist Dirty Harry und dies wird auch nicht erst in der letzten Sequenz deutlich, welche 1zu1 aus Dirty Harry (1971) übernommen wurde (Bösewicht verfolgen; Waffe wegschmeisen; Supertotale). Eine nette Einführung (2 böse Jungs entkommen einem Gefangenentransport, bringen Polizisten und einen Vater mit seiner kleiner Tochter um, Merenda erschießt die beiden nachdem sie sich ergeben haben (!)) zeichnet seinen Charakter schon überdeutlich als Kopie seiner amerikanischen Vorbilder aus, die Anfang der 70er zeigten, daß Gewalt die einzige Waffe gegen die chaotischen Zustände und skrupellosen Verbrecher dieser Zeit waren. Nach der nun folgenden Standpauke im Büro des Chefes ("So geht das nicht!") gibt Merenda noch einmal -diesmal rein verbal- seine Philosophie gegenüber Straftätern kund (siehe gleiche Szene in Dirty Harry). Nach der Ermordung seiner Chefs und der darauf folgenden erfolglosen Ermittlung durch die Polizei, schickt der Plot unseren Cop auf Ermittlung 'der anderen Art' (inklusive nicht standardkonformen Verhörmethoden, einem Banküberfall, vielen Verfolgungsjagten, Schlägereien, Schiessereien und Kontakt zu Frauen, die käufliche Liebe betreiben).
Dies war mein vierten Sergio Martino Film (davor hatte ich bereits All the Colors of the Dark, Torso und Mannaja gesehen) und er zeigt einmal mehr, daß Martino Gespür für rasante und optisch ansprechende Szenen hat. Besonders die Faustkämpfe in diesem Film fallen durch durchdachte Kameraperspektiven und geschickten Schnitt auf und sind Zeugnis der 'harten' und realistischen Actioninszenierung ihrer Zeit.
Im Trailer werden einem die besten Verfolgungsjagten aller Zeiten (?) versprochen. The French Connection(1971) hatte besseres zu bieten und alleine das Kurvenverhalten der kleinen, zerbrechlichen Alfa Romeo-Polizeiautos bringt einem schnell ein Lächeln auf's Gesicht. Zu offensichtlich waren einige 'Beule da - Beule weg'-Goofs. Wenn man die teilweise recht langen Autoszenen überstanden hat, wird man mit einem derben Crash belohnt (wobei man beim Überschlag des Autos die fünf Insassen vermisst).
Zu erwähnen wäre noch die Ermordung von Martinos Chef. Diese zitiert den Mordanschlag auf Vito Corleone (The Godfather (1972)) ausgiebig (Obst purzelt über die Straße und Kameraperspektive von oben auf das liegende Opfer).
Leider ist Martnios Inszinierung sehr unausgeglichen (z.B. die Einführung: Szenen im Zug gut; Stellen der Flüchtlinge schlecht). So überwiegt der Anteil von mittelmäßigen Szenen im Film am Ende leider doch. Vieles hat man schon oft gesehen und die Story als solche ist sehr durchschnittlich (bringt jedoch am Ende 1-2 Überraschungsmomente mit sich). Einzig die Mischung von Action und rein erzählenden Szenen ist gut gewählt.
Die Musik ist -wie eigentlich bei fast allen italiensichen Crime-Filmen dieser Zeit- sehr gut. Die De Angelis Brüder (später berühmt unter dem Namen 'Oliver Onions' und zuständig für Spencer/Hill-Filme) fabrizieren ihren typischen Sound und sorgen so für stimmige Athmosphäre.
Ich gebe dem Film wegen seinen 'Italo 70s'-Charmes und einiger gelungener Szenen 6 von 10 Punkten.
#2
Geschrieben 26. Mai 2003, 00:30
From Out Of Space... A Warning And An Ultimatum
SciFi-Film von Robert Wise
Eine Fliegende Untertasse (wortwörtlich) landet auf der Erde, deren Bürger dieses Ereignis gespannt beobachten. In einem Park in Washington erwarteten Zivilisten und Militär den ersten Kontakt. Klaatu (ein menschengleicher Außerirdischer) verläßt das Raumschiff, um die Menschheit zu begrüßen. Dummerweise hat einer der Soldaten (die Zahlreich ihre Waffen auf Klaatu richten) einen nervösen Zeigefinger und schießt Klaatu an. Der Roboter Gort entsteigt nun dem UFO, um seinen Herren zu beschützen, und zerschmilzt mit seinem Laserblick ersteinmal die Waffen der Soldaten und einen Panzer. Klaatu wird ins Krankenhaus gebracht und dank seiner Physis schnell wieder gesund. Er unterbreitet den Amerikanern, daß er eine wichtige Nachricht hat, die die gesamte Erde angeht. Zu einem Treffen, wie Klaatu es verlangt, von Vertretern alle Nationen kommt es nicht, da weder die Russen sich in Amerika noch die Amerikaner in Rußland treffen wollen. Klaatu bricht aus dem Krankenhaus aus und begibt sich unter die amerikanische Bevölkerung, um die Menschen kennenzulernen. Derweil schwebt die Erde nichtsahnend in großer Gefahr: Wenn Gort provoziert wird, wird er die Erde vernichten ...
Ich habe mich auf den Film gefreut. Habe eine Orgie der Zerstörung von Miniaturmodelen erwartet, wenn Gort ersteinmal richtig böse wird. Allerdings ist The Day the Earth Stood Still der Close Encaunters of the Third Kind (1977) seiner Zeit. Die Außerirdischen sind entgegen den meisten anderen Sci-Fi-Filmen der 50er keine Monster, die einfach alle Menschen auslöschen bzw. unter ihre Kontrolle bringen wollen. Klaatu will der Erde helfen. Allerdings will sich diese nicht helfen lassen. Die zwei Weltmächte haben Angst voreinander und die Menschen haben Angst vor allen Unbekannten. Hier haben die Regierungen versagt und wie so oft sind es die 'normalen' Menschen, die zeigen, daß unsere Art nicht nur negativ ist. Eine Frau ist es, die Klaatu vertraut, und die Welt rettet. Wissenschaftler aller Länder kommen zusammen, um den Außerirdischen anzuhören. Wir lernen also, daß der einfache Mensch und die denkende Minderheit diejenigen sind, welche uns am Ende Hoffnung geben können, daß sich die Menschheit nicht selbstzerstört.
Sehr interessant ist, daß Klaatus 'Hilfe' für das Überleben der Erde eine faschistische Idee ist. Klaatus Rasse hat Roboter erschaffen, die bei Gewalt sofort den Agressor vernichten. Darum leben sie in Frieden, ohne Militär und Waffen. Klaatu überläßt der Menschheit die Entscheidung, ob sie sich weiterhin mit Atomwaffen bedrohen und dadurch in nächster Zeit wohl durch einen dieser Roboter vernichtet werden oder ob sie 'friedlich' werden. Wir lernen also noch, daß so etwas wie totalitäre Systeme gut sind? Mir ist das Ende ziemlich auf den Magen geschlagen und bringt mich auch gleich zu für mich wichtige Fragen ...
Was hat dieser Film auf dem IMDB-Top250 Platz Nr. 174 zu suchen? Warum hat er 1952 den Golden Globe in der Kategorie (!) 'Best Film Promoting International Understanding' erhalten? Ich bin nicht imstande diese Fragen ohne Sarkasmus zu beantworten, weshalb ich es jetzt nicht mache.
Was ist bei einem 50er-Jahre SciFi-Film noch interessant? Die Effekte. Zunächst fällt das Raumschiff auf. Es ist mehr Klischee, als man verkraften kann. Besonders stolz waren die Holzarbeitenmechaniker wohl auf den Türöffnungseffekt ihrer Arbeit (oben erscheint ein Durchgang, während gleichzeitig in der Untertassensektion ein Steg hinauffährt), da dieser ca. sehr oft gezeigt wird. Leider geht dieser Vorgang nicht sonderlich schnell von statten und ermüdet einen mit der Zeit. Die Auswirkungen des Roboterlasers werden folgendermasen gelöst: Erst ein netter Strahl auf das Objekt (was sich zu diesem Zeitpunkt ruhig verhalten muß), dann wird das gesamte Ziel mit wabernden Weiß übertüncht, um danach völlig verschwunden zu sein. Der Roboter Gort hat einen Plastikanzug an, der beim Laufen witzige Falten wirft (im Film wird gesagt, daß Gort aus Metall sei).
Der Film erhält von mir 4 von 10 Punkten, weil er ein paar spaßige Momente aufweisen kann (z.B. wenn die Erde stillsteht).
#3
Geschrieben 31. Mai 2003, 03:09
Eine 10 Stunden Dokumentation mit und über die Beatles
Die Beatles haben die moderne Musikgeschichte wie keine andere Band geprägt. Sie haben Stadien gefüllt, unzählige Mädchen verrückt gemacht und (fast) alle damaligen Musikrekorde gebrochen. Diese Dokumentation versucht die 13-jährige Bandgeschichte allein durch Interviews mit den vier Beatles und ihren Wegbegleitern und unzähligen Bild- und Tondokumenten zu erzählen. Neuere Interviews mir Paul, Ringo und George rahmen die gesamte Dokumentation ein. Da John 1980 Opfer eines Mordanschlages wurde, tritt er nur in Archivmaterial auf.
Ich habe diese Dokumentation nun schon zum vierten mal gesehen. Allerdings zum ersten mal die noch längere Neuveröffentlichung. Durch die sehr abwechslungsreiche Montage, die immer zwischen den Mitte der 90er einzeln interviewten Beatles, Musikstücken und anderem interessanten Archivmaterial wechselt, und die bewegte Geschichte der Beatles, verinnen die Stunden fast zu schnell.
Wer sich nur ein wenig für die Beatles interessiert, der darf diese unterhaltsame Informationsquelle nicht an sich vorbeigehen lassen.
Der 'Film' erhält von mir 8 von 10 Punkten.
#4
Geschrieben 03. Juni 2003, 12:42
Stained with the blood of the innocent
Brutaler Western von Ralph Nelson
Ein von Soldaten bewachter Goldtransport wird von Cheyenne überfallen. Nur zwei der Angegriffenen können entkommen: Honus, ein junger und pflichtbewusster Soldat der Arme, und Cresta, eine junge Frau, die nach einer Entführung zwei Jahre bei den Cheyenne gelebt hat. Auf der Reise zurück zum Arme-Camp versucht Cresta Honus zu erklären, daß nicht die Indianer die unmenschlichen Schlächter sind sondern die Arme ...
Dies ist einer dieser sagenumwobenen Filme. Voll grausamer Brutalität und Sadismus soll dieser Film sein. Ich stimme diesen Punkten zu. Auch nach 30 Jahren sind einige Szenen des Massakers intensiv und keinesfalls leichte Kost. Seine Aussage kann der Film damit untermauern und zum Nachdenken anregen. Leider ist der Rest der Filmes eher mittlerer Durchschnitt. Die einzelnen Stationen der Reise sind mehr oder minder interessant und man wartet eigentlich nur auf das bekannte Ende des Filmes. Vielleicht lag es an der deutschen Synchronisation, aber ich fand die Texte zum Großteil einfach schlecht.
Die graphische Gewalt wurde durch The Wild Bunch (1969) bereits in den amerikanischen Western eingeführt. Die Verbindung von Gewalt, Ungerechtigkeit und der Vorspiegelung einer authentischen Rekonstruktion der Geschichte wurde bereits 1968 in Il Grande silenzio vollbracht. Was hat dieser Film also der Filmwelt gebracht?
Das Thema der unterdrückten, ausgebeuteten und sich wehrenden Indianer wurde auch in anderen Filmen z.B. John Fords schwerfälligem Cheyenne Autumn 1964 und Little Big Man (1970) erzählt. Durch die von Il Grande silenzio übernommen Stilmittel und einer großen Portion expliziter Gewalttaten seitens der Arme wird man Ende geschockt und allein zurückgelassen. Obwohl wir auch die Greultaten der Indianer am Anfang des Filmes miterleben, so ist die Abneigung gegenüber der Arme und somit der U.S. amerikanischen Geschichte dieser Zeit groß. Der Film übertrifft somit seine aussageähnlichen Filme in seiner direkten Wirkung des Schocks.
Der Film erhält von mir 5 von 10 Punkten, da er im Mittelteil sehr deutlich abfällt.
#5
Geschrieben 03. Juni 2003, 13:38
Are we a nation of gun nuts or are we just nuts?
Michael Moores Dokumentation über Waffen, Gewalt und Amerika
Moores Kommentar zur Lage der Nation ist unausgewogen. Er stellt Fragen, die er nicht vollständig beantworten kann. Er greift viele Themen auf, ohne diese näher zu betrachten. Seine Wertung steht aber fest und wird einem unmissverständlich präsentiert.
Micheal Moore ist sympathisch. Er präsentiert sich als Durchschnittsmensch. Er ist die Stimme des Volkes und schaft es die hohen Tiere zu Fall zu bringen. Allerdings manipuliert Moore auf die gleiche Art wie seine Gegner. Sein Schnitt, die Musikuntermahlung und andere Formen der Beeinflussung hat er seit seinem ersten Spielfilm Roger and Me (1989) noch stark verbessert. Diese Mittel sind legitem, nur sollte man Bowling for Columbine nicht als rein investigativen Journalismus oder die reine Wahrheit betrachten.
Manchmal geht Moore auch einfach zu weit. Nachdem z.B. Charlton Heston das Gespräch abgebroch hat, läuft Moore ihm nach und zeigt ihm das Bild eines 6-jährigen Mordopfers. Heston, der durch Krankheit und Alter schon deutlich gezeichnet ist, verschwindet durch eine Tür und Moore legt das Bild an eine Mauer. Diese Szene ist reine Selbstdarstellung Moores. Mit gesenkten Kopf verläßt er das Anwesen und kehrt zurück in (wie er es nennt) die 'reale Welt'. Solche Szenen stören bei Bowling for Columbine ungemein und wären durchaus vermeidbar (bzw. schneidbar) gewesen.
Bowling for Columbine ist größtenteils unterhaltsam. Auch wenn man sich nur als ach so gebildeter und aufgeklärter Europäer über die Amerikaner amüsiert. Manche Szenen sind allerdings zu lang und stören den ansonsten sehr abwechslungsreichen Handlungsverlauf.
Der Film erhält von mir 6 von 10 Punkten.
#6
Geschrieben 04. Juni 2003, 02:58
Do you like fish? Well, he likes you too...
Steven Spielbergs Blockbuster-Debuet
Am Strand einer kleinen Inselgemeinde treibt sich ein gefaehrlicher Hai herum ...
Im Jahre 1975 war der Katastrophenfilm auf seinem Höhepunkt. Ein Jahr zuvor haben Filme wie The Towering Inferno, Airport 1975 und Earthquake viel Geld an den amerikanischen Kinokassen eingespielt. Neben diesen Filmen, in denen die Elemente den Menschen an den Kragen wollten, hatten die Tierkatastrophenfilme seit ihren trashigen Anfängen in den 50ern über Hitchocks erwachsenem Tierhorror The Birds (1962) bis zu Phase IV (1974) bereits ihren festen Platz in der Filmgeschichte.
Spielbergs Film war somit nichts grundlegend neues, wurde aber trotzdem zum grossen Erfolg des Jahres 1975. Ich finde zurecht. Spielbergs Inszinierung ist (wie eigentlich bei allen seiner Filme) grossartig. Er beherrscht das Spiel mit der Kamera perfekt ohne aufdringlich zu wirken. Jaws ist auch einer seiner wenigen Filme, die er mit seiner Sentimentalitaet und seinem Kitsch verschont.
Der zweiteilige Film kann in beiden Episoden ueberzeugen. 'Der Strand' ist typische Katastrophenunterhaltung. Der Held kennt die Gefahr und keiner will ihm glauben, weil Geld wichtiger als Sicherheit ist. Die Inszinierung ist sehr vom realistischen Kino der 70er gepraegt. Die Kamera ist staendig in Bewegung. Gespraeche ueberlappen sich. Der Zuschauer wird mitten ins Geschehen geschmissen und wird genauso irritiert wie unser Protagonist. John Williams bekannte Musik in Verbindung mit den Unterwasseraufnahmen ist weltbekannt und wurde zahlreiche zitiert und veralbert.
'Das Schiff' erzaehlt die Geschichte von drei unterschiedlichen Menschen, die alle nur ein gemeinsames Ziel haben. Das Boese im Wasser zu toeten. Eine leichte Aehnlichkeit zu Moby Dick ist nicht zu uebersehen. Gekonnt spielt Spielberg hier mit Zeit und Erwartung des Zuschauers.
Der Film erhält von mir 8 von 10 Punkten. Ein moderner Klassiker.
#7
Geschrieben 10. Juni 2003, 00:25
It's a strange world
David Lynch gewährt uns (wie so oft) einen Blick in eine fremde Welt
Ein junger Mann findet ein abgetrenntes Ohr in einem Feld. Als er mit den Ermittlungen der Polizei nicht zufrieden ist, stellt er auf eigene Faust Nachforschungen an ...
Lynchs zweiter Alptraum in Spielfilmlänge. Nicht ganz so sonderbar und anders wie Eraserhead (1977). Nicht ganz so symbolisch und fragmentiert, wie seine hervorragenden Filme Lost Highway (1997) und Mulholland Dr. (2001). Was bleibt ist eine Vorschau auf das, was Lynch später noch perfektionieren sollte, und hervorragende Szenen mit Dennis Hopper.
Ich gebe dem Film 7 von 10 Punkten.
#8
Geschrieben 17. Juni 2003, 12:15
Hang Up And You Die
Thriller von Joel Schumacher
Das Telefon einer Telefonzelle in New York klingelt. Als Stu abhebt wird ihm gesagt, daß er erschossen wird, wenn er auflegt. Ein Scharfschütze hat ihn im Visier ...
Hitchcocks Erbe? Drehbuchautor Larry Cohen hatte vor 30 Jahren eine Idee: Ein Thriller, der nur in einer Telefonzelle spielt. Er legte die Idee Alfred Hitchcock vor. Dieser war begeistert, aber Cohen fehlte der Grund, warum die Hauptperson einen ganz Film lang in einer Telefonzelle verbleiben sollte.
30 Jahre später fand Cohen die Lösung: Ein Scharfschütze.
Das Drebuch war nun schnell geschrieben und viele Leute zeigten interesse daran. Regie wollten Steven Spielberg, Mel Gibson und Michael Bay führen. Am Ende drehte Joel Schumacher (Falling Down (1993), 8MM (1999)) den Film in nur 12 Tagen in chronologischer Reihenfolge. Als Hauptrolle waren zunächst Nicolas Cage, Mel Gibson, Will Smith, Dustin Hoffman, Al Pacino, Robin Williams und Jim Carrey geplant. Der Part ging an Colin Farrell, da man einen jungen Schauspieler in der Rolle wollte und er als Geheimtip, der bald groß rauskommt, galt. Als Bösewicht, der bis auf 2 Minuten nur im Voice-Over zu hören ist, waren (ebenfalls) Robin Williams und Anthony Hopkins vorgesehen. Die Rolle wurde am Ende mit Kiefer Sutherland besetzt.
Farrell ist gut in seiner Rolle. Er muß es auch sein, da er alleine den gesamten Film trägt. Sein Darstellung ist authentisch, man nimmt ihm jeden Gefühlsausbruch ab. Wie hätten sich wohl Hoffman, ein Method-Acting-Schauspieler der alten Schule, wie auf die Rolle vorbereitet?
Kiefer Sutherland ist superb. Seine volle Stimme hat sich bei mir durch 48 Stunden 24 (2001) tief eingebrannt. Hoffentlich geht seine Karriere auf diesem Level weiter, so daß er in nächster Zeit noch häufig zu sehen ist.
Wie viel Hitchcock steckt nun in Phone Booth? Die Telefonzelle an sich ist natürlich ein direkter Verweis auf Tippi Hedren in The Birds (1963). Auch die Ausgangssituation "druchschnittlicher Mensch wird durch Zufall in eine ungewöhnliche, gefährliche Situation gebracht" und die Beschränkung auf nur einen Handlungsort sind typische Hitchcock-Charakteristika. Wo Hitchcock seine Vorgaben jedoch bis zur letzten Konsequenz umsetzt, verfehlt Schumacher das Ziel. Alleine die Eingangssequenz, die einem mit elektronischer Musik, Bildern von Handy-Benutzern und Informationen zum Status Quo des Telefongebrauchs im Voice-Over beglückt, geht zu weit vom eigentlichen Fixpunkt des Films weg. Hitchcock hätte den Film vielleicht mit einer Detailaufnahme des Telefons oder der Zelle begonnen, was deutlich besser gewirkt hätte. Auch an anderen Punkten geht der Film zu weit "nach außen". Eine formale Geschlossenheit hätte der Stimmung des Filmes einiges zugetan.
Phone Booth hat zwei Schachstellen. Der Anfang und das Ende. Der Anfang -von der bereits erwähnten formalen Unstimmigkeit abgesehen- ist völlig unwichtig für den Rest des Films. Die Credits fangen in einem Nebel an, die Kamera schwebt durch den Weltraum, dann die vielen Bilder von telefonierenden Menschen, noch eine fincher-typische Detailfahrt und alles untermahlt von nutzlosen Informationen übers Telefonieren. Daß die Menschen viel telefonieren und Telefonzellen eine aussterbende Art sind, ist wohl jedem Menschen, der den Film sieht, schon vorher klar gewesen. Ganz davon abgesehen, daß dieses Wissen einem im nun folgenden Film nichts bringt.
Die Auflösung ist schon 1000 mal in dieser Art gezeigt worden. Hätten Schumacher und Cohen hier etwas mehr Kreativität gezeigt, wäre Phone Booth ein kleiner, besonderer Film geworden. Nun ist Phone Booth das, was er ist:
Ein unterhaltsamer Thriller, der mit seiner Echtzeit-Erzählweise, guten Schauspielern, interessantem Drehbuch und flotter Inszinierung durchaus gefällt, jedoch am Ende nicht völlig überzeugen kann.
Ich gebe dem Film 7 von 10 Punkten.
#9
Geschrieben 08. Juli 2003, 00:08
The Days Are Numbered
Endzeitshocker von Danny Boyle
Ein Affe wird der Ludovico-Therapie unterzogen und ein paar nette Tierfreunde wollen die Tierchen befreien. 'Leider' läuft bei der Befreiungsaktion etwas schief und eine Seuche entkommt aus dem Versuchslabor. (Tierfreunde als Gefahr für die Zivilisation? Ein guter Ansatz ...)
Die Anfangssequenz verspricht einen schlechten Film. Optisch und inszenatorisch wird einem 90er-Jahre Direct-to-Video Flair geboten. Umso erstaunlicher ist es, daß man nach dieser Einführung mit stilsicheren und visuell erbaulichen Bildern im Film begrüßt wird. Doch das leere London am Sonntagmorgen war Boyle wohl nicht abendfüllend genug, so daß unser Held sich auf eine stationsreiche Reise in die Freiheit begibt. Hier beginnt der Film bereits wieder in den anfängliche Durchschnittstrott zurückzufallen. Vorwegnehmen möchte ich noch, daß der Film in seiner letzten halben Stunde jeglichen dramaturgische Anspruch verliert und (auf Deutsch gesagt) nur noch lächerlich und unglaubwürdig anmutet ...
Was für eine Art Film ist 28 days later? Eine Mischung aus Resident Evil, The Stand, Omega Man und vor allem Dawn of the Dead? In kurzen Worten: Ja, und eine, die einem nicht schmecken will.
Am bedeutensten ist der Film wohl von Dawn of the Dead beeinflußt. Drei Szenen sind sogar fast 1:1 aus Romeros Filmen übernommen wurden und nehmen 28 Days Later damit auch eine 'Schock-Szene' vorweg. Wo Dawn allerdings spannende Szenen entwickelt, wird in 28 Days Later modern mit der Kamera gewackelt und digitales Blut verspritzt. Wo Romero natürliche Charaktere beschreibt, bietet uns Boyle unglaubwürdige Charakterumschwünge.
Welche Erneuerung hat uns Boyle beschert? - Zombies die sehr schnell rennen können und unglaublich merkürdige Töne von sich geben. Für meinen Teil müssen Untote langsam sein, ganz langsam. Und gerade hier verstehe ich Boyles vorgehen nicht. Er selbst wollte einen Genrefilm machen und hat auch desöfteren seine Begeisterung von Romeros Filme (Night of the living Dead, Dawn of the Dead, Day of the Dead) ausdruck verliehen. Seine Zombies sind allerdings weit davon entfernt 'klassische' Zombies der Generation Romero zu sein. Sie sind 'Infizierte'. Sie verhalten sich intelligent, sind gewandt und wollen kein Hirn essen. Daß die Seuche nunmehr zur Tröpfcheninfektion mutiert ist, möchte ich Boyles angestrebter Sozialstudie anrechen.
Fazit: Ein Film ist ein Film ist ein Genre-Film. Ein Panoptikum klassischer Motive in einem modernen Stil festzuhalten muß keinen guten Film hervorbringen. 28 Days Later ist ein gutes Beispiel dafür. 2 von 10 Punkten.
#10
Geschrieben 11. Juli 2003, 01:48
Introducing America's Playboy Hero!
Agentenparodie von Daniel Mann
Die Welt ist in Gefahr! Geheimdienste aller Herren Länder kommen zu einem Schluß: Nur Derek Flint, der beste Geheimagent der Welt, ist fähig, das Schicksal der Erde ein weiteres mal den Händen von Superschurken zu entreißen.
Flint ist nicht Bond. Flint ist Sherlock Holmes. Vielmehr ist er wie Sherlock Holmes, wenn er in den 60ern gelebt hätte. Bond ist loyal und das ist alles, was für ihn wichtig ist: Bonds Familie ist England; Flint lebt für die Wissenschaft und die Kunst. Bond bekommt Gadgets; Flint konstruiert sie. Bond reagiert; Flint analysiert.
Warum aber Bond und Flint vergleichen? - Flint wird in den kleinen Microkosmus von Bond geschmissen. Er findet sich in einer Welt wieder, die von verführerischen Auftragskillerinnen und verrückten, machtbesessenen Oberschurken dominiert wird.
Our Man Flint ist zur richtigen Zeit herausgekommen. Ein Jahr zuvor feierte Bond mit Thunderball (1965) wiederholt einen großen Kassenerfolg. Der Weg der Bond-Serie zeichnete sich bereits ab. Immer höher, weiter und unrealistischer war das Ziel und auch der Werbetext zu Thunderball (Look Up! Look Down! Look Out! Here Comes The Biggest Bond Of All!). Mit dem hervorragenden On Her Majesty's Secret Service (1969) sollte die Serie noch ein letzes Tribut an die Romanvorlage von Ian Flemming leisten, bevor sich mit Diamonds Are Forever (1971) die James Bond-Reihe endgültig selbstreflexiv imitierte. Jeder Versuch, die selbstironische Machart zu parodieren, konnte durch Überspitzung nur noch im Klamauk enden (siehe Casino Royal (1967) bzw. Austin Powers: International Man of Mystery (1997). Flinkt deckt Konventionen auf, bevor Bond sich deren selbst bemächtigt.
James Coburn spielt Flint und er scheint sich auf die Rolle mit der Lektüre von Doyle vorbereitet zu haben. Eitel, allwissend und in perfekter Balance von Körper und Geist tritt er auf. Wenn er sagt, daß er 'nur fürs Ballett nach Moskau gereist' ist, klingt es nicht angeberisch. Und wenn er 'um es zu lehren' ergänzt, ist Coburns Charakter bereits fest mit ihm verschmolzen. Man nimmt es ihm ab. Man nimmt ihm ab, daß vier schöne Damen in seiner mit Hightech vollgestopften Wohnung verweilen, die ihn rund um die Uhr verwöhnen. Man nimmt es ihm ab, daß er die Rückstände von Kräutern und Knoblauch auf einem Giftpfeil in nur wenigen Sekunden einer Bouillabaisse aus Marseille zuordnet und somit einen neuen Anlaufpunkt hat. Hier sind Flint und Bond gleich. Coburn und Connery verschmelzen mit ihren Charakteren.
Der Film unterhält nicht nur durch seinen dezenten Witz. Aktion und Reaktion Flints bringen den Film weiter. Coburn trägt den gesamten Film, der durch bunte Settings und Kostüme glänzt.
Fazit: Flint ist cool. 7 von 10 Punkten.
#11
Geschrieben 12. Juli 2003, 01:40
if you think you're safe... you're DEAD wrong!
Slasher von Joseph Zito
Im zweiten Weltkrieg hatten es die brav kämpfenden Soldaten aus Amerika nicht leicht. Sterben für das Vaterland und gleichzeitig einen 'Ich mach Schluß!'-Brief von der Liebsten aus der Heimat bekommen. Da einer dieser Soldaten zweiteres erlebt hat, hat er einen sehr guten Grund Serienkiller zu werden. Im Jahre 1981 beginnt er dieses Hobby von neuem ...
The Prowler hat ersteinmal alles, was einen amerikanischen Slasher dieser Zeit ausmacht: Einen standhaften, verhüllten Serienmörder, den obligatorischen Abschlußball als Schranke zwischen unbeschwerter Jugend und Erwachsensein, einen hilflosen Hilfssheriff (sic!), nicht auf die Autorität höhrende Jugendliche, Swimmingpool und Duschszenen, Final-Girl, usw ... Gleichzeit hat er aber auch etwas, was einem Slasher nicht gut bekommt: Gähnende Langeweile.
Die bekannten 'huch ... ich habe da was gehört/ich suche was an einem Ort, wo ich nicht sein darf'-Szenen gehören zwar definitiv in jeden Film dieses Genre. Allerdins ist es ein wenig zu viel des guten, das Final-Girl nebst Begleiter den gesamten Film über in 3 Locations dieser Tätigkeit nachgehen zu lassen. Übertroffen wird dies von einer Szene, welche ich nur dem Irrglauben des Regisseurs zuordnen möchte, er mache großes europäisches Kino. Szene: Hilssheriff ruft im Altersheim an. Sehr beleibter Pfleger legt während der Nachtschicht Patience. Hilfssheriff bittet den Pfleger, eine Person zum Telefon zu holen. Der Pfeger ist ein ganz gewitzer und verursacht ein paar Geräusche, welche das Weggehen vom Telefon imitieren sollen. Jetzt heißt es warten. Tick. Tock. Nachaufnahme Hilfssheriff. Tick. Tock. Nahaufnahme Pfleger. Tick. Tock. .... Vielleicht lernen wir daraus, wie ein Spannungbogen nicht aufgebaut sein sollte.
Was ist für solch eine Art Film noch wichtig? Die Gore-Effekte natürlich. Tom Savani, der Held dieser Szene, persönlich ist für die überaus harten und guten Effekte verantwortlich.
Ansonsten ist bei diesem Film ein wenig von hier und sehr viel von da geklaut. Am Ende läuftes auf einen eher schlechten Vertreter des Genres hinaus. Viel zu viel geprwolere und zu wenig Unterhaltung. Das einzige Glück des Filmes ist es, daß die 80er noch nicht ihren fürchterlichen Modeschleier über die Akteure geworfen haben. Zu erwähnen ist desweiterem, daß der arme Farley Granger es eigentlich nicht verdient hat, mit Filmen dieser Art zu enden.
Fazit: if you think this is good... you're DEAD wrong!. 3 von 10 Punkten.
#12
Geschrieben 12. Juli 2003, 02:13
Bilder von Kenneth Anger
Scorpio Rising sind Bilder. Keine Handlung, keine Dialoge. Nichts leitet einem durch den Film. Man sieht etwas und muß es selber einordnen.
Ein Biker montiert an seinem Motorad. Marlon Brando ist der Wilde. Lederjacken. Jemand liegt auf seinem Bett und raucht. Adolf Hitler. Ein Man wird vergewaltig. Comics. Viele Biker auf ihren Maschinen. Jesus.
Untermalt wird dies mit bekannten Songs der 50er und 60er. Fragezeichen. Punkt.
Keine Geschichte wird erzählt. Vielmehr ist es Geschichte, die erzählt. Dokumentarische, harte s/w-Bilder verschmelzen mit inhaltsgegensätzlicher Musik zu einem Videoclip, welcher für das Genre prägend sein sollte. Homosexualität und Gewalt in einer völlig neuen Art der Inszinierung machen diesen Film zu einem Klassiker der Independent/Midnight-Movies.
#13
Geschrieben 01. Oktober 2003, 21:09
Flickwerk von Ferdinando Merighi
Auge des Bösen: Ein Film nach Poe, so der Text auf der Hülle. Geheimnisvolle Morde an Pariser Prostituierten sollen im Film geschehen.
Geheimnisvoll ist jedoch nur die Figur des Kommissars, da Humphrey Bogart persönlich hier den Ermittler gibt. Jedoch nur auf den ersten Blick. Blinzelt man kurz, kommt einem der Gedanke, daß dies wohl ernstgemeint ist und dem Film seinen letzten künstlerischen Anspruch geben soll. Nicht das der Film das nötig hätte. Schon so ist einem beim Zusehen klar, daß es sich bei diesem Werk um einen billigen, geflickwerkten und vor allem schlechten Kriminalfilm handelt. Interessant ist nur das frühzeitige Ableben des Protagonisten, der fälschlicherweise Verdächtigt wird. Über den gewitzten Plotkniff hinaus besticht der Tot des 'Helden' durch das mundwinkelzucken hervorbringende Abfallen des Kopfes eben jenes. Zu erwähnen wäre noch der stätige Wechsel des Farbstiches der Bilder und die wechselnde Qualität des Bildmaterials mit jedem dritten Schnitt. Lag vielleicht aber am Video oder den Filmresten, welche augenscheinlich hier benutzt wurden. Schade ... man hätte fast meinen können, Argento hätte sich hier bedient.
Der Bogart-Verschnitt hat mich zu einer Recherche animiert: hier mal alles ungekürzt, was die imdb unter 'Biographie' über Robert Sacchi hat:
"An amazing Humphrey Bogart lookalike actor who earns his living mostly by doing just that."
Dem wäre nurnoch hinzuzufügen, daß er in The Man with Bogart's Face (1980) wohl die Rolle seines Lebens gespielt hat und mir in Die Hard 2 (1990) nie aufgefallen ist.
Ich gebe dem Film 0 von 10 Punkten. Bogart bekommt von mir 4. Macht also am Ende im Durchschnitt immerhin 2 von 10!
p.s.: Anita Ekberg spielt auch mit. Ist zwar nicht weiter wichtig, wollte ich aber noch sagen.
#14
Geschrieben 01. Oktober 2003, 21:51
( L' Etrusco uccide ancora / Italy / 1972 )
There's no place to hide when THE DEAD ARE ALIVE!
Gialloähnliche Mörderjagd von Armando Crispino
Das Geheimnis des gelben Grabes: An der Ausgrabungsstätte etruskischer Ruinen kommt es zu unheimlichen Morden. War nicht alles tot, was unter der Erde lag?
Ich bin stinksauser! Horst Frank steht groß und klar auf dem Cover drauf! Aber was bekommt man? Herr Frank sagt erstmal eine halbe Stunde gar nichts, dann ist er eine Schwuchtel und zu guter letzt hat man ihn auch noch synchronisiert! Das hätte man meiner Meinung nach auf dem Cover auch so auszeichnen müssen! Aber weiter zum Film ...
Nachdem ich mich auf eine alberne Geistergeschichte vorbereitet hatte, kam mir doch in den Sinn, daß es sich hier ja um eine Edgar Wallace-Verfilmung handelt. Aber auch hier wurde geschickter Etikettenschwindel betrieben. War nämlich gar nicht der alte Wallace, war sein Sohn Bryan-Edgar. Dies fällt aber am Ende aber gar nicht negativ auf. Der Plot wandelt sich nämlich ziemlich schnell in die gewohnte Mörderhatz, die in Italien bis Mitte der 80er betrieben wurde.
Und auch genau hier kommen die Vorzüge des Filmes zu Tage. Sweet und sexy Musik, coole Klamotten und Toupets, schöne Frauen und ein geordnetes Rollenverständnis.
Eine imho besonders lustige Szene hat der Film auch: In den gerade freigelegten Grabstätten gibt es Wandmalereien, die eine ähnliche Ermordung zeigen, wie sie auch unter den Archäologen gerade im 10-Minuten-Takt auftreten. Schlußfolgerung: "Denkst du auch, was ich denke?" - "Ja! Anscheinend ist der Geist des Mörders in die Vergangenheit geraten und hat dort den gleichen Mord begangen!" ... Der gleiche Gedanke ist mir auch gekommen. 30 Minuten später kommen sie allerdings zu einer verwegenen Theorie: "Vielleicht imitiert der Mörder die Wandmalereien!". Da wäre Bogart aber schneller drauf gekommen.
Am Ende hat er mich doch ganz unterhalten: 5 von 10 Punkten
#15
Geschrieben 10. Oktober 2003, 22:18
Where do you go when the record is over...
von John Badham
Tony Maneros (Travolta) Lebensweg scheint schon vorgezeichnet. Er hat keine Ausbildung und arbeitet in einem Handwerkerbedarfsladen als Verkäufer. Über seine Zukunft macht sich der Jugendliche keine großen Gedanken. Er lebt für die Wochenenden an denen er der König der Disco ist ...
Saturday Night Fever ist einer dieser Filme, die bis heute allgegenwärtig sind. Visuell ist die berühmte Tanzbewegung "Rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger von linker Hosentasche nach oben rechts" in nicht gerade wenigen TV/Kino-Produktionen zitiert und so und mancher soll auch schon bei Übung dieser vorm Spiegel erwischt worden sein. Der erfolgreiche Soundtrack der Bee Gees gehört zum Standardrepertoir eines Disco-Klischees. Travolte konnte seine TV-Popularität noch vergrössern und machte noch mehr Mädchen verrückt, um alsbald wieder unterzugehen. Nach 10 Jahren in der Versenkung brachte Tarantino ihn -leicht verändert- wieder aufs Parkett ...
Mit der Entwicklung und Aufspaltung der Jugendkultur ab den 60er Jahren wurde es immer schwieriger von einer homogenen Gruppe 'Jugendliche' zu reden. Das hier gezeigte Bilder einer Jugend der 70er , die in einer Trugwelt aus Filmstars und Diskolicht lebt, Granzen überschreiet und sich einen Dreck um ihre Zukunft kümmert ist bis heute aktuell. Alleine die Mode und Musik ändern sich mit der Zeit. So ist auch Badhams Film Schablone für viele Teenager-Tanzfilme bis heute: Ein tanzendes Liebespaar, ein paar erfolgreiche Lieder, auflehnen gegen die ältere Generation und am Ende der Schritt zum Erwachsenwerden.
Travolte gefällt mir in diesem Film sehr gut. Besonders seine Anmacheversuche und die Gespräche mit seiner im Leben stehenden Angebeteten, bieten einem ein großes Spektrum an emotionaler Beteiligung an. Er ist peinlich, arrogant, verletzlich, naiv und selber verletzend. Aber eben genau hier zeigt der Film auch seine großen Plusplunkte. Tony ist eben kein eindimensional Sterotyp und ich habe ihn gerne auf seinem Weg begleitet.
Ein schönes Zeugnis seiner Zeit: 7 von 10 Punkten
#16
Geschrieben 01. Dezember 2003, 18:49
My Dear Killer (Mio caro assassino / Italy,Spain 1972)
Netter Krimi mit George Hilton. Schön insziniert und guter Plot. Schade daß solche Filme heute nur noch fürs Fernsehen gedreht werden.
Die Diamantenlady (Il Diavolo a sette facce / Italy 1971)
Wieder George Hilton und wieder ein italienischer Krimi aus den 70ern. Leider ein wenig zu beliebig und ohne eingängige Szenen.
The Imp (Xiong bang / Hong Kong 1981)
Langweiliges und billiges Asiakino. Bähh ...
Psycho II (USA 1983)
Natürlich kein Vergleich zum Vorgänger. Es ist aber nett die Settings und Norman Bates mal wieder in bewegten Bildern zu sehen. Am Ende twistet der Plot sehr unterhaltsam ...
Django Kill (Se sei vivo spara / Italy,Spain 1967)
Tomas Milian schießt sich durch diesen durchaus guten Western.
Schwarzer Sonntag (Black Sunday / USA 1977)
John Frankenheimers Terroristenthriller ist zwar stellenweise etwas zu lang geworden, kann aber sehr unterhalten und bietet einige äußerst spannende Szenen.
Addio, Onkel Tom! (Addio zio Tom / Italy 1971)
Stellenweise sehr witzig und traurig. Der Stil ändert sich während des Filmes so oft, daß man alleine schon dadurch nicht mehr weiß, was einem eigentlich gesagt werden will.
Jaws 2 (USA 1978)
Nicht so perfekt wie sein Vorgänger, aber trotzdem gute Unterhaltung. Als Kinde war dies einer meiner Angstfilme.
Death Wish II (USA 1982)
Leider wurde die Selbstjustiz nicht wie im ersten Teil behandelt, so daß es hier der Plot zu einer einfachen Rachestory verkommt. Auch heute noch nichts für schwache Gemüter.
Taxi Driver (USA 1976)
Bitterböses Portrait.
Der Frosch mit der Maske (D 1959)
Diese frühe Wallace-Verfilmung mit Fuchsberger macht immer wieder Spaß.
Todesmelodie (Giù la testa / Italy 1971)
Leider ein zu unrecht wenig beachteter Leone. Großartiges Kino mit so vielen eingängigen Szenen und eine der perfektesten Leone/Morricone Verschmelzungen.
Execution Squad (La Polizia ringrazia / Italy 1972)
Sehr schmackhafter Polizeifilm. Jürgen Drews darf hier sogar mal eine etwas größere Rolle spielen und konnte in dieser (überraschenderweise) sogar überzeugen.
#17
Geschrieben 14. Dezember 2003, 04:49
Giallo von Umberto Lenzi
Martha verliert in ihrer Kindheit ihre Eltern und die Fähigkeit zu sprechen. Als junge Frau lebt sie nun bei ihrem Onkel im ländlichen Spanien. Als ihre Cousine Jenny zu besuch kommt, steigt die Anzahl der Todesfälle in der Familie und deren Umgebung drastisch ...
Umberto Lenzi hat wirklich jedes Genre des italienischen Explotationfilmes mit neuer Ware versorgt. Mit Knife of Ice versuchte er sich mal wieder an einem Giallo und leider konnte er mich wie bei Seven Blood-Stained Orchids (1972) nicht so ganz überzeugen.
Dabei waren die Vorrausetzungen gut: Die taube Protagonistin wird von der bezaubernden Carrol Baker gespielt, welche schon in The Big Country (1958) und anderen großen Hollywood-Klassikern zu sehen war. Ihr Anwesenheit alleine kann den zähen Verlauf der Handlung jedoch nicht retten. Der gesamte Film ist genreuntypisch unspannend und unblutig. Kaum eine interessant Szene, keine großen Wendungen und noch weniger Spaß hat Lenzi dem Zuschauer zu bieten.
Von gelbsucht befallen gebe ich dem Film noch 4 von 10 Punkten
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