Blaurückige Waschbären auf Bootzerstörungs-Tour
#151
Geschrieben 27. März 2006, 22:24
Ein Blick in die aktuellen Kinostartlisten kann momentan recht monoton ausfallen: Mehr und mehr regieren hier Remakes von unvergessenen Klassikern oder zu Recht verdrängten Kintoppkloppern. Eine andere Gattung, die den Studios als sichere Bank für die klingelnden Kassen gilt ist die hundsgemeine Comic-Verfilmung. Speziell an dieser Genre-Front durfte der geneigte Zuschauer ja in den letzten Jahren Unmengen an ausgeweideten Lizenzen genießen: Koste es was es wolle-Jeder hingekritzelte Superheld muss auch die Leinwand! Manchmal geht das dann auch recht gut, wie zum Beispiel X-Men, Sin City und Batman Beginns beweisen, doch überwiegend wirft man dem Publikum cineastische Kotzbrocken der Marke Catwoman, Elektra oder Fantastic Four entgegen. Jetzt präsentiert uns aber der Equilibrium-Regisseur Kurt Wimmer den originellsten Output auf dem Gebiet der Graphic Novel-Adaptionen: Ultraviolet ist die Comic-Verfilmung, zu der es keine gekritzelten Abenteuer zu bestaunen gibt. Voll von absoluter Raffinesse erschlägt einen da schon die Story des Films, der komplett um seine Hauptdarstellerin Milla Jovovich gestrickt wurde:
Gegen Ende des 21. Jahrhunderts (originell!) schaut’s auf Mutter Erde leicht anders als vorher aus: Durch ein künstlich geschaffenes Virus ist ein Teil der Menschheit zu einer Art Vampiren mit Superkräften mutiert. Da der Staat die selbst erschaffene Rasse mit einer neuen Geheimwaffe vernichten will macht sich die ebenfalls infizierte Untergrundkämpferin Violet auf, um die Waffe zu stehlen und ihre Gattung vor dem Untergang zu bewahren. Allerdings entpuppt sich die vermeintliche Gefahr als ein 9-jähriges Kind namens Six. Auf der Flucht vor ihren Verfolgern versucht Violet das Geheimnis um das Klonkind zu lüften.
Meine Damen und Herrn, bitte halten Sie sich jetzt gut auf ihren Stühlen fest: Ist man es normalerweise gewohnt, die besten Szenen eines Actionfilms bereits im Trailer bewundert zu haben, so ist Ultraviolet knapp 88 Minuten genau so wie wir es in der Vorschau gesehen haben! Optisch beeindruckend und mit rasantem Tempo vorbeischwirrend reiht sich Actionszene an Actionszene und Milla Jovovich verprügelt und erschießt Hundertschaften namenloser Ninja-Schergen. Überall knallt’s und fetzt’s in diesem Mischmasch aus Underworld, Aeon Flux, Matrix und Kill Bill-Choriographien. Beiläufig streut man noch etwas christliche Symbolik in das CGI-Demo und wirft die Handlung eigentlich komplett in die Tonne. Warum jetzt Frau Jovovich ständig Sonnenbrillen, Haarfarbe und Bodysuits bei jedem Kampf wechselt und wie einige üble Anschlussfehler ( Warum hat das Kind jetzt wieder die Jacke an?) zu erklären sind ist da beiläufig genauso egal wie die Story, der innerhalb des ganzen Filmes knapp 15 Minuten spendiert werden. Trotz Dauerbeschuss geht dem Streifen dann beim Finale die Luft komplett aus: Selten sah man so eine miese Highlander-Duellszene mit brennenden Schwertern. Bis auf dieses Manko erfreut Ultraviolet allerdings No-Brainer-Fans mit optischen Highlights und gilt wohl als neuer Kultfilm der Jovovich-Ansabberfraktion. Alle anderen sollten aber wohl besser den Kinobesuch meiden.
5 von 10 Hologrammen
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#152
Geschrieben 27. März 2006, 23:47
Was gibt’s schöneres als Comic-Verfilmungen und dusselige Remakes? Ja, da war doch noch was,…genau: Computerspiele auf der Leinwand. Wer an fiese Filmverbrecher in Verbindung mit verfilmten Pixeln denkt, dem schießen gleich die Namen Paul W.S. Anderson und Uwe Boll durch den Schädel. Zweiterer Terror-Regisseur aus Deutschland lässt die Fans von Video- und Computergames erschaudern, wie kein anderer. Wem kommt nicht unweigerlich das Kotzen und Gruseln wenn er an die Machwerke House of the Dead und Alone in the Dark denken muss? So beliebt wie die Spiele sind, so unweigerlich verschüttet man seinen Mageninhalt beim Beglotzen der Kinoversionen. Ja, der Uwe Boll, der Mann der regelmäßig die englische Sprache vergewaltigt, bei Audiokommentaren pöbelt und lügt und uns Filme bescherte, die die Welt nicht braucht hat wieder zugeschlagen! Bei der Übertragung des Horror-Adventures „Bloodrayne“ hat uns Uwe sogar ordentlich Verstärkung mitgebracht: Neben abgehalfterten Hollywoodstars hilft auch der berüchtigte, deutsche Splatter-Proll Olaf Ittenbach mit Gore-FX aus. Und wie sieht’s mit der Geschichte aus?
Die Halbvampirdame Rayne, welche von Terminator 3- Babe Kristanna Loken dargestellt wird, ist auf dem Weg in Richtung Ben“Gandhi“ Kingsley um ihn zu zerhackstücken. Begründet liegt das Handeln der gerade aus dem Freak-Zirkus entflohenen Bratze in Form einer gemeinen Vergewaltigung ihrer Mutter durch den Oscar-Preisträger. Bevor Rayne allerdings ihren Erzeuger meucheln kann, verschlägt es sie noch in Meat Loafs Harem, in ein Kloster um Indiana Jones-Prüfungen zu bestehen. So nebenbei darf dann sogar Michelle Rodriguez getötet werden. Ach ja: Matthew Davis und Michael Madsen blamieren sich hier auch noch bis aufs Blut, ebenso wie sich auch kurz Udo Kier und Billy Zane vor die Kamera verirren.
Machen wir’s kurz: Sämtliche Beteiligte an diesem Stück Dreck machen sich durch ihre unterirdischen Darbietungen im Film lächerlich. Als absoluter Tiefpunkt der Darstellerriege kann Ben Kingsley glänzen, der vom ehemaligen Charakterdarsteller scheinbar zum Steven Seagal-Double mutiert ist. Selten sah man ihn so deplaziert mit drei verschiedenen Gesichtsausdrücken chargieren. Hier und da verspritzt man etwas Blut, reiht Szenen wahrlos aneinander, die wohl gerne einen auf Herr der Ringe machen wollen und markiert das Highlight des Streifen mit einer Sexszene in der Kristanna Loken ihre Schlauchtitten lutschen lässt und die an erotischer Inszenierung besser im neuen Rocco Siffredi-Porno aufgehoben wäre. Positiv herauszuheben ist, dass Michelle Rodriguez die Hälfte ihrer On-Screen-Einsätze das Maul hält und nicht so zu tun braucht als wenn sie je schauspielern könnte. Bloodrayne ist definitiv der neueste Asi-Kracher aus der Boll-Schmiede, der nur nicht völlig im Mülleimer landet, weil er dann doch Qualitativ den Vorgängerfilmen leicht überlegen ist. Sozusagen vergleichbar mit einer fiesen Darmerkrankung: Während House of the Dead und Alone in the Dark die Diarrhoe der ersten Leidenswoche darstellen ist Bloodrayne der erste halbwegs feste Stuhl, der in der schmierigen Unterhose landet. Freuen wir uns lieber auf die baldige DVD-Veröffentlichung in Deutschland ( Aufgrund der katastrophalen Einspielergebnisse in den USA kommt der Rotz nicht in unsere Lichtspielhäuser), die dann wieder mit einen Audiokommentar des Meisters des unfreiwillig Komischen aufwarten kann.
1 von 10 matschigen Mönchen
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#153
Geschrieben 28. März 2006, 20:57
Bald traue ich mich schon fast gar nicht mehr Einleitungen zu Comic-Verfilmungen zu tippen: Soll ich jetzt etwa wieder aufzählen, welche Heiterkeit und welch chronische Schmerzen mir die ganze Bande an vergangenem Ideenrecycling eingebracht haben oder soll ich nun einfach hinter jeglichem Namen der für die Leinwand adaptierten Werke einfach nur eine Zahl von eins bis zehn klatschen? Bei V for Vendetta zeichnet sich diesmal wieder Alan Moore für die Graphic Novels verantwortlich. Bereits in der jüngsten Vergangenheit wurde schon mit den Stoffen des Comic-Künstlers Schindluder betrieben, dass es nur so rauchte. Nach der Schändung die Moores Stoffe durch die Filmfassungen von From Hell (immerhin nett anzuschauen) und LXG (Liga der außergewöhnlichen Grütze) erfuhr, veranlasste der Maestro des Zeichenstiftes nun von vorn herein, dass sein Name nicht in den Credits der neuesten cineastischen Light-Version seiner Ideen auftauchen sollte. Wenn man bedenkt, dass sich die Waschowski-Brothers als Produzenten beteiligten und mit James MacTeigue ein Zögling aus George Lucas Umkreis den Regieposten inne hatte, wohl nicht die dümmste Idee.
England in naher Zukunft: Nach Krisen, Bürgerkriegen und anderen Katastrophen erhebt sich auf der Insel ein faschistisches Regime unter der Führung des Kanzlers Sutler. Der totale Überwachungsstaat, der seine Untergebenen durch sämtliche Medienorgane manipuliert und Abweichungen im Denken der Individuen mit dem Tod bestraft bestimmt den Alltag. Kleriker, die sich mit Minderjährigen für Verschwiegenheit auszahlen lassen, Sprachorgane, die öffentlich Andersartige diffamieren und vertuschte ethnische Säuberungen :Alles könnte so wunderbar scheiße in Great Brittan sein, wenn nicht plötzlich ein Terrorist mit einer Guy-Fakwes-Maske auf der Bildflächer erscheinen würde. Innerhalb eines Jahres plant der maskierte Rächer namens V das Regime von innen heraus zu zerstören und den Sieg gegen das System mit der Sprengung des Parlaments zu besiegeln. Nach einigem hin und her gelingt es V schließlich auch die junge Evey zunächst unfreiwillig doch später umso gefestigter von seiner Idee zu überzeugen, das totalitäre Regime zu stürzen.
Einst als bösartiger Tritt in die Fresse des Thatcherismus von Alan Moore und seinem Mitstreiter David Lloyd aus der Taufe gehoben, präsentieren uns hier die Mannen hinter der Matrix-Kacke die Leinwandversion der Story. Dass man die epische Auslegung und die detailversessenen Querverweise des Originals nicht in zwei Stunden Hollywoodware pressen kann war eigentlich klar, doch so wie der Film die Bedrohungen durch das System visualisiert bleibt der Schrecken der Endzeitvision weit hinter dem der Vorlage zurück. Wie gewohnt schmeißen Hollywoods Mittelschul-Philosophen Wachowski wieder mal mit bedeutungsschwangeren Fragmenten um sich und verprellen die No-Brainer-Klientel genauso wie die Fans der Graphic Novels. Um die Substanz der Vorlage auf die Leinwand zu übertragen fehlt es V for Vedetta in Filmform einfach an den Möglichkeiten, die Story angemessen zu vertiefen. Viel zu komprimiert kommt hier ein Film vorbeigehüpft, dem man zu jeder Zeit seine Zurechtstutzung auf ein Popcorn-Publikum anmerkt. Während der Actionkostkonsument sich schier zu Tode langweilen wird, erleidet auch der Zuschauer, der einen intellektuellen Anspruch hegt, die Gewissheit, dass die pessimistische Erwartungshaltung gegenüber V for Vendetta begründet war. Über bleibt ein nicht wirklich übler Streifen, dessen schauspielerische Leistungen durch die Bank weg durchschnittlich bleiben (John Hurt, Stephen Fry, Natalie Portman , Hugo Weaving und Stephen Rea bleiben hinter ihrem Potenzial zurück) und vereinzelt Ansätze zeigt, die schnell wieder vergeigt werden. Einzig die zweite Stunde des Films weiß da etwas rauszureißen und verleiht auch dem ansonsten recht phlegmatisch erscheinenden Streifen etwas an Spannung und Dynamik. Über die angepappten Versatzstücke der aktuellen US-Politik in V schweigt man sich dann besser aber aus. Wenn das etwas wie subversive Kritik an der Bush-Administration darstellen soll, ist sie an dümmlicher Plakativität kaum zu überbieten. Der Mainstreamhardliner, der schon die Analphilosophie aus Matrix in den Himmel lobte und dessen Tiefgründigkeit abseits vom erbärmlichen Product-Placement vermutete, wird auch bei der V-Adaption frohlocken.
5 von 10 Fingermännern
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#154
Geschrieben 08. April 2006, 11:52
Die Eltern, der gerade 18-jährigen Trish lassen ihren Teenie-Sproß allein zu Haus und fahren erstmal weg. Grund genug für das Mädel, ihre Barbie-Puppe in die Mülltonne zu schmeißen und ihre Freundinnen zu einer Pyjamaparty einzuladen, die der „Endlich Erwachsen-Klientel“ gebührt. Nachdem über Mitschülerin Valerie gelästert wurde, entschließt sich diese lieber auf ihre kleine Schwester Courtney aufzupassen, anstatt der Mädchen-Combo Gesellschaft zu leisten. Ein glücklicher Umstand, denn der aus der Irrenanstalt entflohene Serienkiller Russ Thorn treibt sein Unwesen in der Gegend. Unter Zuhilfenahme einer großen Bohrmaschine dezimiert der Psychopath schon recht bald die Party-Gesellschaft.
Schon lange bevor Wes Cravens „Scream“ als Reanimation und Parodie des Slasher-Subgenres abgefeiert wurde lieferte Regisseurin Amy Holden Jones mit The Slumber Partymassaker schon zur Hochzeit des Genres den ultimativen Abgesang auf „Halloween“ und Co.! Von der ersten Minute an werden sämtliche Konventionen des Slashers über Board geworfen und das Grundskelett des Genres erbarmungslos vorgeführt und parodiert: Die ersten Titts and Asses werden bereits nach drei Minuten vor die Kamera geschmissen und Identität, wie das Gesicht des Killers mit dem Drillbohrer entlarvt man nach bereits sehr kurzer Zeit. Danach nutzt man die verbleibende Spielzeit um all das auszubreiten was Wes Craven uns eine Dekade später plakativ auf dem Silbertablett anreichte: Sämtliche Mechanismen und Stereotypen, die die Gesetzmäßigkeiten des Teenie-Slashers inne wohnen fliegen angereichert mit Selbstironie und schwarzen Humor versehen über den Screen, dass es qualmt. Hier hagelt es Halloween-Zitate und das „Guter Babysitter rettet kiffende Unvernunft vor dem puritanischen Rächer“-Thema wird bis aufs Letzte demaskiert und ad absurdum geführt. Selbst der Nachbar, der von Trishs Eltern angewiesen wurde nach dem Rechten zu sehen stört sich nicht daran, wenn die Freundinnen ihr Gras auspacken. Das 08/15-Prinzip von post-koitaler Bestrafung für Unkeuschheit am Teenieleib verliert ebenso an Gültigkeit wie auch das Motiv des Killers als Nichtigkeit in die Mülltonne wandert. Sogar des Klischee des Mordwerkzeuges als Phallusersatz breitet sich in skurriler Überzeichnung ab, wie sie sonst nur ähnlich in Hoopers Texas Chainsaw Massacre 2 zu erleben war: Dem Shot des nackten Mädchenhinterns unter der Dusche folgt 40 Minuten später der Gegenschuss in Form des Drillbohrers der zwischen den Beinen des Mörders emporragt. Dass die Kürzung des enormen Bohraufsatzes durch einen Machetenhieb beim Fiesling für große Augen sorgt verwundert da nict mehr wirklich. Den absoluten Höhepunkt erreicht die Groteske durch eine Mordsequenz, die mit einem identischen Kill, der im TV von Valerie läuft zusammen montiert wird, so das die Identität des Films als die Exploitation überführt, die dem Werk anhaftet, das im Nachtprogramm den Babysitter unterhält. Verschränkte sich bei „Friday the 13th“ noch der sexuell konnotierte Subkontext mit einem Mordhinweis, der sich hinter der im Bild signalisierenden Farbe rot bemerkbar machte, so drückt der Killer in Holden Jones’ Werk einfach nur eine blutverschmierte Barbie an das Fenster um seine Rache an der weggeworfenen Kindheit anzukündigen. Was hier an Übertreibungen und Persiflagen auf den Zuschauer nieder prasselt winkt förmlich permanent mit dem großen Hinweisschild, das immerzu ausruft: „Ich bin die Summe der plakativen Konsummassenware, die euere Kinos verstopfen!“ Absolut großartig in seiner anprangernden Unterhaltsamkeit und dem Quasi-Recycling namens „Scream“ weit überlegen.
10 von 10 Pizzaboten
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#155
Geschrieben 10. April 2006, 22:54
Die Standartformel wenn es um Fortsetzungen erfolgreicher Kinostreifen geht sieht normalerweise recht zügige Runterkurbelei vor, um den kommerziellen Reibach des vorangegangenen Werkes erneut zu machen. Meist ist auch recht schnell das Skript mit der Kopie des anfänglichen Erfolgskonzeptes hingeschmiert und der erneute Siegeszug an dem erneuten Siegeszug an der Kinokasse steht nichts mehr im Wege. So geschehen in unzähligen Variationen, sowie ausgeschlachtet in Serie bis sich die Balken biegen. Was aber, wenn Drehbuch des anvisierten Sequels wirklich sämtliche Kriterien erfüllt, die alle Beteiligten abwinken lassen? Der normale Lauf der Dinge besteht dann in der Direct-to-Video-Masche, die den vermeintlichen Griff ins Klo dann doch noch zur relativ rentablen Kiste werden lässt. An sich herrscht also kaum große Aufregung wenn sich ein „Starship Troopers 2“ oder ein „Eiskalte Engel 3“ in den Regalen befindet. Irgendwer leiht oder kauft den Kram dann und Werbeetat wurde erfreulicherweise auch eingespart. Zumeist agieren in den inspirationslosen Neuaufgüssen dann auch noch kostengünstige Darsteller der zweiten Schauspielriege, was selbst die Schande von den Akteuren der Original-Stoffe abzuwenden weiß. Doch was passiert, wenn der erfolgreichste Erotik-Thriller der 90er Jahre nach einer zweiten Runde verlangt? Dann spult man schnell mal zum Anfang obiger Gleichung zurück und begeht auch gleich einen gravierenden Fehler, in der Gesetzmäßigkeit der risikoarmen Hinschluderei. Im Falle von Basic Instinct 2 nennt sich das einen „Pay & Play“-Vertrag. Lustig und listig zugleich unterzeichnete also Sharon Stone jenen Kontrakt, der ihr ein rundes Sümmchen auf das Konto schaufelte, egal ob sie jetzt vor eine Kamera treten müsste oder nicht. Nachdem aber sämtliche Verantwortlichen des ersten Teils bei Ansicht des neuen Skripts die Köpfe in die Papierkörbe hielten und ihrer Begeisterung durch Erbrechen signalisierten, sahen die Produzent plötzlich ein gravierende Risse in ihrer Kassenknaller-Blaupause vor sich. Da man der kühlen Blonden nun wirklich nicht die größere, versprochene Summe schenken wollte wenn das Projekt nicht vor eine Kamera gehen sollte zog man vor Gericht. Pech nur, dass nach einem langwierigen Rechtsstreit, der Stone die Gültigkeit des Vertrages zugesprochen wurde. Folglich springt nun dann doch noch Basic Instinct 2, nach schlappen 14 Jahren Ankündigung auf die Leinwände. Was kann da wohl bei raus gekommen sein?
Catherine Tramell, ihrer Passion nach ja Eispickel-Expertin und Krimiautorin aus Basic Instinct hat es nach London verschlagen. Glasklar, dass sie nach dem Ableben eines Sexualpartners unter Mordverdacht gerät. Kriminalpsychologe Dr. Glass, der sich schon höllisch auf die Bekleidung eines Uni-Lehrstuhls freut und dessen Karriere einen Knick durch einen durchgedrehten Ex-Patienten erfuhr, soll nun ein Psychogram der Killerin in spe erstellen um diese hinter Gitter zu bringen. Was nun passiert, sollte so ziemlich niemanden überraschen können: Der Analytiker springt natürlich sofort auf die wuschig lasziven Verbalerotikgebaren der Patientin an und schon bald gesehen weitere Morde im Umfeld des Arztes.
Nach der Sichtung von Basic Instinct 2 lassen sich recht leicht sämtliche positiven Elemente des Streifens festhalten: Wir haben hier eine rasante Eröffnungssequenz, dort eine routinierte Inszenierung und zur Verwunderung noch eine Sharon Stone, die frischer aussieht als im Erstling. Dass da die guten Freunde Botox und Silikon mit von der Partie waren, sollte dem blindesten und beklopptesten Zuschauer allerdings ebenfalls klar sein. Damit erschöpfen sich gleichfalls aber auch schon alle Teile des filmischen Dramas, die Fürsprache beanspruchen könnten. Der Rest des herbeigesehnten (von wem mit Verstand eigentlich?) Erotik-Thrillers gestaltet sich als Bodensatz des diesjährigen Kinojahres. Von Thrill kann nicht die Rede sein, außer man findet selbigen schon bei der Suche nach den eigenen Genitalien im Schritt und die Erotik versprüht einen Charme, der dem des Riechens an den eigenen, getragenen Socken gleichkommt. Die komplette Hauptdarstellerriege, die bis auf Mrs. Stone fehlbesetzter erscheint als Harry S. Morgan-Akteure in einem Ingmar Bergmann-Film, gibt sich sichtlich Mühe zu keiner Zeit Zweifel an Unlust oder Talentlosigkeit aufkommen zu lassen: David Morrissey als spitzer Psychologe, der in den Strudel der Ereignisse gesogen wird, spielt enthusiastisch, wie sonst nur die Blagen aus dem Kinder-Country-Werbespot und was Charlotte Rampling hier verloren hat kann nur ein großer Gehaltsscheck erklären. Das übrige Ensemble, samt blonder Versuchung aka Sharon Stone und Davis Thewlis als verkommenen Cop, legt ebenfalls eine glaubwürdige Performance hin, die einer Schulaufführung der Laiengruppe des Dolph-Lundgren-Gymnasiums harte Konkurrenz machen. Nebenbei eröffnet man uns noch, dass Catherine Tramell wohl halb London vögelt und wirft sogar noch bei einem Psychologentreff den Namen Nietzsche kurz in die Luft. Was uns das jetzt sagen soll entzieht sich dann ebenfalls dem Verstand. Um das Trauerspiel komplett zu machen wurden noch sämtliche Rammeleien, die in den Trailern zum Film bewundert werden konnten kurzerhand in die Tonne für die Superduper-Unrated-Directors-Schlunz-DVD-Special-Edition geworfen, die uns wohl bald in den Geschäften entgegenbetteln wird, dem Film doch noch eine Chance zu geben. Ob jetzt zusätzliche Horizontalakrobatik das Ganze aufwerten kann, sei mal stark bezweifelt. Paul Verhoeven und Michael Douglas taten gut daran, sich von diesem Projekt fern zu halten, doch den Schaden und die Prügel, die jetzt der verantwortliche Regisseur Michael Caton-Jones (Rob Roy) zu ertragen hat möchte beileibe niemand mit ihm teilen. Einzig Sharon Stone bleibt als die (finanzielle) Gewinnern des Machwerks über. Unterm, überm und auf dem Strich ist dieses Fortsetzung ein Brechmittel der Sonderklasse, das mit Hilfe von Spezial-Transportern schnellstens zur Sondermülldeponie gebracht werden müsste.
1 von 10 abgesoffenen (Film-) Leichen
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#156
Geschrieben 20. April 2006, 21:45
Paris in den 70ern: Der Autor Jean begegnet auf der Party seiner guten Freundin Claire dem Model Anne. Wie Jean herausfindet ist Anne allerdings „Eigentum“ von Claire, die an der verschwiegenen Blondine ihre sadistischen Neigungen auslebt. Bei einem späteren Treffen mit Claire macht Jean die Erfahrung, dass Anne ihrer Herrin sklavisch ergeben ist. Nachdem Claire die Hörigkeit ihrer Sexsklavin Jean demonstriert hat, verfällt dieser nach und nach auch der Fantasie seinen dominante Seite an der Sklavin auszuleben. Claire „verleiht“ Anne an Jean und bei gemeinsamen Treffen vermittelt sie ihm die Fertigkeiten, die die Sklavenhaltung von ihm abverlangen. In der „Gothic Chamber“ in Claires Keller eskaliert die angespannte Situation letztendlich.
Radley Metzger, seines Zeichens Regisseur hochkarätiger Erotika inszenierte mit „The Punishment of Anne“ 1973 (aka The Image) seine Version, des Romans L'Image von Catherine und Alain Robbe-Grillet, der 1957 unter dem Pseudonym Jean de Berg veröffentlicht wurde. Was bei der in Paris und New York gedrehten und bei uns leider recht unbekannten, Literaturverfilmung herausgekommen ist, sei gleich in doppelter Hinsicht als überaus gelungen zu bezeichnen: Einerseits behandelt Metzgers Film in überaus realistischer Form das Thema SM und zum zweiten kann er mit drei Hauptdarstellern aufwarten, die trotz Einschübe von expliziter Hardcore-Szenen auch schauspielerisch durchaus überzeugen können. Jederzeit stehen die Drama-Elemente der Dreiecksbeziehung im Vordergrund des Geschehens und selbstzweckhafte Visualisierung von sexuellen Praktiken sucht man vergebens. Vielmehr wird der Zuschauer langsam aber effektiv an drei Persönlichkeiten herangeführt, die zwischen Obsession, wahrer Zuneigung und Selbstverachtung pendeln, bis ihre eigentlichen Motive zum Vorschein kommen. Führt uns Anfangs noch Jean aus dem Off durch seine Gedanken bezüglich dem Wunsch Claires Sklavin für sich zu beanspruchen, so verstummt der Erzähler doch schon nach kurzer Zeit um die Sympathien und Apathien gegenüber den Protagonisten mehr zu fächern als auf einzelne Personen zu übertragen. Unterwerfung, Verachtung, Liebe und wirkliche Macht geraten im Laufe der Geschehnisse aus ihren scheinbar klaren Positionen. Die Zuneigung, die Claire gegenüber Jean empfindet manifestiert sich in der Lust darüber, Anne als ausführendes Organ ihrer Sehnsüchte vor sich zu sehen, doch als sie erkennt, dass ihr potenzieller Liebhaber immer mehr sein dominantes Wesen entfaltet bricht der vorgefertigte Rahmen der gegenseitigen Abhängigkeit untereinander zusammen. Das „Geschenk“, das dem Schriftsteller in Form der Sklavin gemacht wurde, überflügelt die Beziehung zwischen Gönnerin und Empfänger. In überaus poetischen und doch nüchternden Bildern entführt Radley Metzger das Publikum in sexuelle Abgründe und zeichnet psychologische Blaupausen, die dem Betrachter genügend Projektion der eigenen Gefühlswelt bieten. Eifersucht und verschobene Verhältnisse im Machtgefüge von Beziehungen stehen klar im Mittelpunkt der Szenerie. Die Etikette „Meisterwerk“ verdient der Film nicht nur in Betracht seiner spezifischen Verortung im SM-Genre, sondern auch generell im Bereich des erotischen Films.
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#157
Geschrieben 30. April 2006, 13:17
Die Welt in dem verschlafenen US-Kaff Wheelsy scheint in Ordnung zu sein: Country-Tanzabende versüßen den Bewohnern die Freizeit, auf dem Polizeirevier wird vergnügt rumgealbert um sich die Zeit zu vertreiben und an der Highschool schmachten die pubertierenden Schüler die recht junge Lehrerin Starla an. Als Starlas Ehemann Grant nach einem Streit von seiner Frau abgewiesen wird macht sich dieser auf um der Fremdgeherei zu frönen. In Form seines früheren Schwarms Brenda findet sich auch recht fix die Gelegenheit dem Ehebruch Gestalt zu verleihen. Gemeinsam macht man sich also auf den Weg um den außerehelichen Verkehr in der Bude des Weibleins zu vollziehen. Unterwegs zu Brenda erregt ein eigenartiger Kokon, der an einem Baum klebt aber Grants Aufmerksamkeit. Beim Versuch, das eigenartige Gebilde näher zu untersuchen, springt dem untreuen Geschäftsmann eine Art Insekt aus dessen Innern heraus an, das sich in seinen Brustkorb bohrt. Schon bald bemerkt Starla, dass Grant sich zunehmend merkwürdiger benimmt und auch die äußeren Veränderungen an seinem Körper lassen sich nicht lange gegenüber seiner Umwelt verbergen.
Filmemachern und Skriptautoren mit Vorlieben für den oft geschmähten Schmuddelfilm sei Dank: Der verspottete Dreck von Gestern dominiert das aktuelle Leinwandgeschehen von heute. Remakes der ehemals verschrienen Vertretern des B-Films und kompakte Liebeserklärungen an diese bestimmen das Programm in den Lichtspielhäusern. Was mit dem Eskapismus postmoderner Aushängeschilder in Sachen Exploitation-Verwertung al a Tarantino und Rodriguez seinen Anfang nahm, befördert mittlerweile die zweite Generation von Fans des unterhaltsamen Mülls in Hollywoodgefilde. Nachdem Eli Roth’s „Hostel“ in den USA aus dem Stehgreif die Boxoffice-Höhen erklomm, startet mit James Gunn’s „Slither“ der nächste Film eines ehemaligen Troma Inc.-Mitarbeiters in den Theatern. Mit Gunn, der in Lloyd Kaufman’s „The Toxic Avenger IV“ vor der Kamera den busengrapschenden Stephen Hawking-Verschnitt mimen durfte und der auch schon als Troma-Regisseur und –Autor mit „Tromeo & Julia“ eine genauso spaßige wie asoziale Neuinterpretation des Shakespear-Stückes ablieferte, ging’s fix bergauf als Drehbuchautor um den Einzug in die heiligen Hallen der US-Großstudios zu feiern. Die Bücher, die der Horror-Fanboy zu „Scooby Doo“ und zum Remake von Romero’s „Dawn of the Dead“ an den Mann brachte, ermöglichten ihm nun mit „Slither“ seinen eigenen „Kill Bill“ abzuliefern. Kaum anders nämlich lässt sich dieses aus Gunn’s Lieblingsfilmen gezimmerte Vehikel bezeichnen. Man nehme „Invasion of the Body Snatchers“, Cronenberg’s „Rabid“, Carpenter’s „The Thing, Unmengen an Gross-out-Elementen, die den Mainstream-Zuschauer Herpesbläschen ins Gesicht zaubern und mixe den Cocktail nach Belieben mit all den Versatzstücken, die das Horror- und Comedy-Genre hergeben mag, dann erhält man „Slither“. Die intertextuelle Spielwiese, die sich hier dem Zuschauer eröffnet, bedient ebenso eingefleischte Freunde des schlechten Geschmacks, wie auch die Popcorn-Klientel. Hier toben Troma-Akteure und Serenity-Darsteller durch einen mit Rotze beladenen Trash-Film, dem die Verkleidung zum A-Film recht ansehnlich steht. Schräge Ideen wie schnulzige Lovesongs, die fressende Zombiescharen absurd untermalen, sowie massig CGI-Parasiten, die einer platzenden Frau entspringen sorgen für galligen Humor und schleimige Ekelattacken, die in ihrer Fülle so schon lange nicht mehr den Bigscreen bevölkerten. Im Gegensatz zum thematisch verwandten „Cabin Fever“ gelingt es Autor und Regisseur Gunn das richtige Gespür für das Gleichgewicht seiner schrillen Zutaten zu finden. Unterm Strich erwartet einen bei „Slither“, der gelungenste Genre-Mix des Jahres.
8 von 10 Tentakeln
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#158
Geschrieben 07. Mai 2006, 19:10
Was uns Chuck Norris und Steve McQueen verschwiegen haben: Bruce Lees bester Schüler namens Wong bekommt kurz vor dem Tod des Meisters den Auftrag, das baldige Ableben des Eastern Heros im Nachhinein zu rächen. Schon kurz nach der Ankunft in Amerika bestätigen sich die Vorahnungen Wongs, dass der tragische Unfall, der seinen Lehrer aus dem Leben riss in Wahrheit ein eiskalter Mord war. Nachdem sich der Aushilfsdrache bei der debil dreinschauenden US-Schönheit Susan einquartiert hat, und ihr die Kunstkniffe des Karate vermitteln zu versucht, kristallisiert sich heraus, dass Lee das Opfer einer Bande von kampferprobten Drogendealern geworden ist. Egal, ob nun der Afroamerikaner mit der Axt oder der Cowboy-Verschnitt mit der Schrotflinte: Nun kriegen alle Mitglieder des fiesen Syndikats die Fresse dick gehauen!
Als am 20.Juli 1973 die Eastern-Ikone Bruce Lee das Zeitliche segnet, erblickt alsbald ein neues Trash-Subgenre das Licht der Welt: Die Bruceploitation! Mehr oder weniger talentierte Doubles des Martial Arts-Heroen bevölkern ohne Skrupel die Leinwände und blamieren sich in teils unglaublich bekloppten Streifen, die jeder Beschreibung spotten. Neben „The Clones of Bruce Lee“ (Ein Wissenschaftler klont drei Lees!) ist „Bruce Lee fights back from the Grave“ wohl einer der übelsten Zelluloidverbrechen dieser Ära. Bereits in den Anfangs-Credits belästigt man den Zuschauer mit einer Zeichentrickanimation, die uns Bruce Lees glorreiche Rückkehr suggerieren soll. Gegen diesen einleitenden Wahnsinn erscheinen sogar 80er TV-Verspänne wie etwa der von Peter Lustigs „Löwenzahn“ geradezu technisch perfekt inszeniert. Was dann folgt sind über 80 Minuten voller bodenloser Schauspielleistungen und ein Bruce L.K. Lea, der jedem Obermuff ordentlich auf die Mappe kloppt. Matrix-Fans können hier wirklich frohlocken, denn jeglicher Kontrahent des gelben Wirbelwindes bekommt den finalen Tritt vor die Rübe in doppelter Zeitlupen-Wiederholung verpasst. Zwischendurch flirtet der Hauptakteur noch mit der Ami-Braut oder läuft mit einem Bilderrahmen um den Hals orientierungslos durch die Stadt. Logik hat man erfreulicherweise auch nicht zu erwarten, oder ist irgendwem ein bösartiger Attentäter bekannt, der seine Opfer vorher nett weckt bevor er sie dann meucheln mag? Fiese Schurbärte und hirnbefreite Action-Szenen regeln hier sämtliches Geschehen auf dem Screen und etwas anderes hat wohl auch niemand erwartet bei so einem Titel, oder? Absolut asozial und trotzdem unterhaltsam wie Hölle. „You can't keep a good man down!“ verspricht der Covertext der DVD und hier ist der Name wirklich Programm. Ob jetzt wirklich der italienische Trash-Papst Umberto Lenzi was mit diesem Werk zu tun hat, wie an mancher Stelle behauptet wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Einen Ehrenplatz im Exploitation-Olymp hat sich dieses dreiste Werk trotzdem verdient.
6 von 10 Bilderrahmen
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Waschbären ohne Ende!
"Ich wirke nun mal mit meinem schmalen Gesicht und der Hakennase auf den ersten Blick streng."(Katharina Saalfrank)
#159
Geschrieben 06. Juli 2006, 11:08
Extremsportlerin Sarah verliert bei einem Autounfall ihre Familie. Just ein Jahr nach dem tragischen Zwischenfall laden ihre ebenfalls adrenalinbegeisterten Freundinnen die immer noch stark traumatisierte Frau zu einem Abenteuertrip in die Appalachen ein, dessen Höhepunkt der Abstieg und die Erkundung einer unterirdischen Höhle markieren soll. Nach einer durchzechten Nacht in einer Berghütte macht sich die Gruppe auf, um ihr Wochenende mit der Survival-Tour zu beschließen. Bereits kurze Zeit nach der Ankunft in der Höhle stürzt der Eingangstunnel zusammen und der einzige Ausweg aus dem Bergmassiv scheint die Flucht nach vorn darzustellen. Zu spät entdecken die Frauen, dass sie nicht allein im Stollen sind: Eine Schar von kannibalistischen Maulwurfskreaturen hat sich an ihre Fersen geheftet.
Der Britte Neil Marshall, der vor einigen Jahren mit seinem soliden Debütwerk „Dog Soldiers“ bereits die Horror-Fans angenehm überraschte und auf internationalen Fantastik-Festivals Preise für den Erstling einheimste, sprengt –jedenfalls in der ersten Hälfte des Films- sämtliche Erwartungen, die der geneigte Zuschauer am Horrorfilm der Postmoderne hegt: Selten war das Genre-Kino der letzten Jahre klaustrophobischer, spannender und so fesselnd wie der Abstieg der Frauen in das unterirdische Labyrinth. Technisch und optisch ganz klar in der Oberliga angesiedelt, drückt The Descent seinen Betrachter tief in den Sessel und schafft es, im Gegensatz zur ausgelutschten Horror-Massenware, die Bedrohung über den Screen heraus zu katapultieren. Atmosphärisch und überaus beklemmend wirft Marshalls Inszenierung ein Lasso in Richtung Publikum, das einen den Atem raubt und jeder Schockeffekt sitzt selbst beim abgebrühtesten Grusel-Konsumenten. Marshalls Zeichnungen seiner Charaktere, die um ihr Überleben kämpfen trifft genau die Kerbe, die nötig ist um seine ganze empathische Wirkung bei der Rezeption zu entfalten. Dunkle Gänge, raffinierte Settings sowie Spannungen und Misstrauen innerhalb der Gruppe genügen um sämtliche Urängste anzusprechen, die einen großen Vertreter des Genre-Kinos ausmachen könnten. Leider hält The Descent nach seinem furiosen Auftakt seine Spannungskurve nicht konstant hoch und mit dem Auftauchen der Maulwurfsmenschen, die in Hundertschaften die Höhle bevölkern, bricht das hervorragende Konstrukt in sich zusammen. Sarahs kathartischer Abstieg in die Abgründe ihres Traumas verkommt in der zweiten Hälfte zum blutdurchtränkten Schlachtfest, das einem feuchten Traum der Gore-und Splatterfraktion entsprungen sein könnte. Da wird erbarmungslos gematscht, gemeuchelt und ausgeweidet, dass es nur so knallt. Zwar fällt die Inszenierung nicht in das Loch, dass die inhaltliche Bruchlandung ebnet, doch der ausgefeilte psychologische Horror-Trip, mit dem The Descent eröffnet weicht einem schier endlos erscheinenden Latexgematsche. Am Ende lässt Marshall den Zuschauer mit einer Interpretationswürdigen Einstellung zurück. Leider ist das „Erlebnis“ The Descent dort aber schon 40 Minuten vorüber. Zurück bleibt ein Horror-Flick, dessen anfängliche Brillanz die Sichtung allerdings rechtfertigt. Mit Abzügen in der B-Note reicht’s aber noch für 7 von 10 Crawlers.
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#160
Geschrieben 06. Juli 2006, 21:09
Die mutierten Marvel-Helden gehen in die dritte Runde: Die Schüler von Professor trauern nach wie vor um Jean Grey, die bekanntlich das letzte Abenteuer nicht überlebte. Doch schon steht neuer Ärger ins Haus: Ein Serum, dass Mutanten in gewöhnliche Menschen verwandeln kann ruft Magneto und seine Gefolgsleute auf den Plan, die sich zum finalen Widerstand formieren. Just zur selben Zeit erhebt sich „Phoenix“: Jean Greys zweites Ich, das sich die totale Vernichtung auf die Fahnen geschrieben hat.
Heiß erwartet und am Ende doch nur lauwarm. So und nicht anders lässt sich X-Men: The last Stand beschreiben. Nachdem Bryan Singer, der den ersten beiden Filmen ihre Form verlieh, sich zu Gunsten des neuen Superman-Projekts vom Regiestuhl verabschiedete, sprang der verschriene Rush Hour-Regisseur Brett Ratner kurzerhand ein. Die einzige Frage, die sich stellte als der Regie-Wechsel bekannt wurde lautete daher: „Wie haushoch wird Ratner diesen Film in den Sand setzen?“ Zwar erwartet einen bei der dritten und abschließenden X-Men Auflage bei Leibe kein großer Wurf, wie bei den Vorgänger, doch trotz gewaltiger Schwächen lässt sich der finalen Mutantenhatz doch noch genügend Positives abgewinnen um nicht fluchend die Trilogie in ihrer Gesamtheit zu verachten. Wie bereits beim Vorgänger angeschnitten erwartet uns ein Versatzstück der Phoenix-Saga, die bei den Kennern der Comic-Vorlage seit je her hoch im Kurs steht. Schon Vorab in Trailern konnte der geneigte Fan sich davon überzeugen, dass die Mutantenriege im neuen Film um weitere Lieblinge der Printvorlage ausgebaut werden würde und mit Beast, Angel und Juggernaut stoßen weitere beliebte Charakter zu den etablierten Helden. Selbst die heiß ersehnten Sentinels kommen in einem Kurzauftritt zur längst überfälligen Leinwandehre. Angereichert mit einem gewaltigen Action-Overkill erschöpfen sich allerdings schon weit reichend die Qualitäten des Films. Zwar ist die bekannte X-Men Belegschaft von Jackman über Steward bis hin zu McKellen wieder in der gewohnten Form zu bestaunen und es knallt CGI-unterstützt aus allen Ecken und Enden, doch das Skript von Zak Penn und Simon Kinberg wirkt diesmal arg zusammen geklebt. Möglichst vieles an Versatzstücken der Comics in 100 Minuten Laufzeit gepackt und die Charakterzeichnungen der Vorgänger über Board geworfen, präsentiert sich hier eine Marvel-Adaption, die auch nach dem Abspann-Gag ein unausgegorenes Gefühl beim Zuschauer zurück lässt. Hier wird teils gestorben und gekämpft, dass es unweigerlich egal wird, ob man nun irgendwen in den Prequels lieb gewonnen hat. Irgendwo erreicht man den Matrix-Effekt: Alles was man vorher mochte und für den Ausgang der Geschichte von Nöten hielt, wird in fünf Minuten weggeworfen und ehemalige Sympathieträger beißen fix ins Gras oder büßen ihre Fähigkeiten ein. Beinahe lässt sich bei X-Men 3 jede Straffung des Drehbuchs auf der Leinwand nachempfinden. Letzten Endes bekommt man einen ordentlichen Popcorn-Film geboten, in dem natürlich auch Stan Lees obligatorischer Kurzauftritt nicht fehlen darf. Kurzweilig auf jeden Fall, doch durch und durch überlanden. Mal sehen, was die angekündigten Spin-Offs leisten können.
5 von 10 Schachspielen
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#161
Geschrieben 27. August 2006, 19:47
Vorbei sind die Zeiten, als sich der findige Film-Verleih einzig und allein auf eine großzügig finanzierte Werbestrategie in Form von übergroßen Teaser-Plakaten und Radio-Spots beschränkte: Um den Hype für das neueste Zelluloidschaffen zu zimmern, braucht’s den geschickten Marketing-Feldzug, der sich das Internet Untertan macht. Einfach ein paar spärliche Informationen über das kommende Werk in die Netzwelt kloppen und schon wird das aktuelle filmische Verbrechen mit genügend Beachtung im Vorfeld bedacht. Wie sehr sich der Verleiher durch diese Art von Produkt-Anpreisung die Taschen voller Klimpergeld stopfen kann, hatte ja schon vor einigen Jahren der Rummel um „The Blair Witch Project“ bewiesen.
Im Falle von „Snakes on a Plane“ ist – wie schon bei BWP – der vorgeschobene Hype auf virtueller Werbefläche interessanter als der eigentliche Film an sich. Ein Film, der einen so bescheuerten Titel sein Eigen nennt muss einfach gut sein, oder zumindest so brechend behämmert, dass man als Zuschauer unweigerlich vor Lachen in seinen Kinosessel uriniert, war das Fazit, dass die Web-Community auf diversen Seiten recht voreilig zog. Da wurden Blogs eröffnet, mögliche Vermutungen über den Plot gesponnen, Gedichte zum Film-Titel verfasst und man zimmerte zum heiß erwarteten Kinostart Ganzkörperkostüme, die als Thema Schlangen und Flugzeuge vorführten. L.A.’s Bad Ass- Buddy No. 1, Mr. Samuel L. Jackson, übernahm die Hauptrolle im geplanten Film auch ohne nur eine Drehbuchfassug gelesen zu haben: Leading Actor in einem Film zu sein, dessen Titel „Schlangen in einem Flugzeug“ lautete, war ein unbedingtes Muss!
Doch dann der erste Schock für die schon anvisierte Zielgruppe: Um möglichst viele Zuschauer in die Lichtspielhäuser zu locken, sollte der Film ein Teenagerfreundliches PG 13 bei der MPAA erhalten. Ein Aufschrei ging durch das Internet und unter dem Druck einer „Dreh den Film härter und obszöner!“, fauchenden Masse, stockte man den Gewalt- und F-Wort-Anteil auf der Leinwand auf.
Doch was ist denn nun eigentlich bei dem fertigen Film heraus gekommen, den Final Destination 2 – Regisseur David R. Ellis inszenieren durfte? Die Antwort sollte den, vor Freude verschwitzten, Nerdscharen weniger gut gefallen: Da der Titel hier Programm ist, erwartet uns ein dröger Aufguss, der „Airport“-Reihe, dem ein Überzug namens „Anaconda“ zu Teil wurde.
Als Rahmenhandlung, um den Murks in Gang zu setzen dient ein greiser McGuffin: Surfer, der einen Mafiamord beobachtete, kommt in das Zeugenschutzprogramm und soll, vom FBI-Mann (gemimt von Jackson) begleitet, zum Aussagen nach L.A. gebracht werden. Um jenes Vorhaben zu verhindern, haben die fiesen Mafiosi im Frachtraum eine Kiste mit „gedopten“ Schlangen untergebracht, die alsbald in der Luft Amok laufen.
Wer sich jetzt immer noch auf ein Trash-Fest der Superlative eingestellt hat, der wird spätestens nach dem ersten Schlangenangriff das große Gähnen erfahren: Den Fokus legt man hier mehr auf die Einzelschicksale einer Truppe und stereotypen Passagieren des Fluges, deren Charakter-Profile so absolut nervig und dröge präsentiert werden, dass es einen die Sprache verschlägt. Hach wie lustig, wenn wir eine doofe Blondine mit Mini-Hund ertragen müssen und den coolen Rapper, der von der Scheinwelt des Musik-Biz berichtet, lauschen. Nebenbei beißen die CGI-Schlangen herzhaft in Pimmel, nackte Brüste oder entspringen der Kotztüte, die sich jemand vor das Gesicht halten mag. Abgerundet wird das solide inszeniere Desaster mit Schenkelklopfer a la „ Ich sauge dir nicht das Gift aus dem fetten Hintern“ oder einer flüchtig eingeschobenen Gremlins- Hommage.
Unterm Strich ist „Snakes on a Plane“ einer der Tierhorror –Filme von der Stange, die in den abgelegenen Winkeln der Videotheken vergammeln und dessen einzige Berechtigung den Zuschauer auf der großen Leinwand anzuöden durch den Internet-Rummel impliziert wurde.
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#162
Geschrieben 26. September 2006, 22:07
Als am 22. April 1923 Bettie Mae Page das Licht der Welt in Nashville, Tennessee erblickt stehen die Chancen denkbar schlecht, dass dem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Mädchen eine Karriere im Showbiz bevorstehen könnte. Nach einem Aufenthalt im Waisenhaus, diversen Gelegenheitsjobs um sich finanziell über Wasser zu halten und einer gescheiterten Ehe entdeckt 1950 der Polizist und Hobbyfotograf Jerry Tibbs Bettie an einem Badestrand und überredet sie zu Aufnahmen als Model. So genannte Fotoparties, die im prüden Amerika der 50er Jahre hinter verschlossenen Türen erotische Fotographien hervorbringen folgen und schon bald ziert Bettie Pages Konterfei Titelseiten der einschlägigen Erwachsenenmagazine. Bondageaufnahmen, die die Fotographen Irwin Claw und Bunny Yeager von Bettie machen, ziehen nach einer Razzia in einem Sexshop einen Gerichtsprozess nach sich, nach dem das Starlet ihre Karriere als Model aufgibt.
Nach, überwiegend positiv aufgenommenen, Film-Festival-Einsätzen liegt also jetzt das Biopic über die Pin-up-Legende Bettie Page vor, und die HBO-Produktion kann durchaus als eine der gelungeneren Verfilmungen angesehen werden. Der in Farbe und schwarz/weiß daherkommende Streifen profitiert zu großem Teil aus der Leistung seiner Hauptdarstellerin Gretchen Mol, deren Verkörperung der Bettie Page auf der Leinwand genügend Charme versprüht um der sonst recht gestelzt wirkenden Dramaturgie ein Schnippchen zu schlagen. Saubere Inszenierung und kleinere visuelle Spielereien in allen Ehren, aber streckenweise hinterlässt das Skript aus der Feder von Regisseurin Mary Harron und Guinevere Turner einen faden Beigeschmack. Zu bemüht gibt man sich, rund 35 Jahre im Leben der Bettie Page auf 100 Minuten Film zu kürzen und verkommt dabei in einer „Naive Landpomeranze entdeckt die Großstadt“-Posse, bei der der Filmspaß mit den darstellerischen Leistungen steigt und fällt. Das Phänomen, dass aus einer Frau das Playmate des Jahrhunderts werden ließ versucht man nicht nachzeichnen oder erklären zu wollen. Vielmehr fällt der Fokus bei dieser Biographie darauf, den Zuschauer als Beobachter hinter der Kamera an Betties Seite zu stellen. Genau wie die Fotographen hinter der Linse sehen wir eine Lichtgestalt, die den American Dream greifbar machen will. Wenn die Kamera ausgestellt wird sind wir wieder allein und das „Kennen“ der Person, die da posiert ist ebenso weit entfernt von uns wie vor der Foto-Session. Was davon übrig bleibt ist ein kurzweiliger Film, ein Kult der nicht angekratzt wurde und eine sehr gute Gretchen Mol.
5 von 10 Hugh Hefners
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#163
Geschrieben 27. September 2006, 08:45
Vincent und Ida, ein kauziges Geschwisterpaar, sind nicht nur die Besitzer eines kleinen Hotels in der amerikanischen Provinz, sondern auch bei allen Bewohnern auf dem Lande bekannt für ihr delikates Räucherfleisch, dass sie selbst herzustellen pflegen. Was die Schlemmermäuler, die von nah und fern her anrücken um in den Genuss des Leckerbissens zu kommen allerdings nicht wissen, ist dass Vincent nachts auf der Landstraße Unfälle fingiert um an neue Zuchttiere für die Fleischgewinnung zu gelangen. Als Vincent bei einem seiner Streifzüge eine junge Motorradfahrerin mit ins Motel nimmt und sie entgegen Idas Forderungen nicht zu den „Tieren“ schafft, knüpft das ahnungslose Opfer zarte Bande zum freundlichen Farmer. Alsbald steht die Hochzeit ins Haus und die Braut in spe ist wissbegierig darauf, dass Geheimnis um das Rauchfleisch in Erfahrung zu bringen.
Kevin Conners, 1980 entstandener, „Hotel Hell“ erscheint Anfangs noch als ein solider Vertreter des Post-Texas Chainsaw-Backwood Shlashers, doch im Gegensatz zu den unzähligen Epigonen, die Tobe Hoopers Leatherface-Mär folgten, punktet der Streifen mit mehr Eigenständigkeit als der Plot vermuten lassen sollte. Durchzogen von bitterbösen Humor, obskuren Ideen und kleinen Geschmacklosigkeiten, watet „Motel Hell“ auch mit einem Cast auf, der im Gegensatz zur geläufigen Horror-Stereotypie sich nicht durch talentresistente Teenie-Bratzen auszeichnet. Die TV-Haudegen Rory Calhoun als Vincent und Nancy Parsons, als Geschwisterpaar in den Hauptrollen, liefern ein wahres Feuerwerk ab und haben sichtlich Spaß daran als ewig zankende Redneck-Killer vor der Kamera zu agieren. Teils eröffnen sich schon Slapstick-Anleihen an Laurel & Hardy, wenn die Blut-Farmer sich uneins darüber sind, wie das Geschäft angekurbelt werden sollte. Hier erwarten einen nicht die 08/15 Psychopathen aus der Genre-Grabbelkiste, sondern sympathische Provinzler, die mit Blick auf das Welthungerproblem zur netten, kannibalistischen Revolution einladen. Beiläufig versteht sich. „Ja, und?! Es ist Menschenfleisch, aber es hat euch allen so gut geschmeckt. Schaut eueren Polizisten doch an: Er ist wohl demnach der größte Kannibale der USA!“, erklärt Vincent da mit naiver Unschuld und stellt damit den zynischen Grundtenor zur Schau, der den ganzen Film durchzieht. Sogar um humane Methoden beim Schlachtbetrieb kümmern sich die schrulligen Metzger und setzen auf psychodelisch angehauchte Hypnose bevor die „Tierchen“, die im Garten eingegraben auf ihr Ende harren, der Fleischernte zugeführt werden. Eine pralle Ladung galliger Unterhaltung also, die auf einen in „Motel Hell“ niederprasselt und in ihrer fein inszenierten Form wohl auch Grund dafür, dass die deutsche Video-Kassette, aus Angst einer drohenden Beschlagnahmung damals von Warner vom Markt genommen wurde. Neben dem oft erwähnten „The Pig Farm Massacre“ sei „Motel Hell“ als einer der besten TCM-Nachzügler empfohlen.
9 von 10 Schweineköpfen
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#164
Geschrieben 27. September 2006, 09:37
„Uiiiiuiiii, schau mal da! Das ist doch.., ja das ist sie,..die Bettie Page ist das!“ Jawohl, meine Damen und Herrn, hier gibt’s das Pin-up Model unserer Herzen in bewegten Bildern zu bestaunen! Leider hat sich bei den beiden, von dem Fotografen Irving Claw inszenierten, Streifen, von denen hier jetzt die Rede ist doch ein kleines Manko eingeschlichen, denn neben der wunderbaren Mrs. Page bietet man uns hauptsächlich andere Models, wie Tempest Storm, Vicki Lynn oder Chris LaChris feil, die sich zu Swing- und Jazz-Klängen (Uii, da hätte ein gewissen Herr Adorno jetzt was zu meckern..) in Unterwäsche räkeln. Ab und an werden die Darbietungen der Damen dann noch von 50s Stand-up Comedians unterbrochen, die dem Herrenwitz neue Ausmaße in der nach untern offenen Richterskala bescheren. Die Queen of Pin-up, Bettie hat dabei jetzt nicht übermäßig viel zu tun, außer als Revue-Girl zwischen den aneinander montierten Clips zu fungieren, oder in einigen Passagen auch mal Hand anzulegen um die Models in Spitzenunterwäsche zu hüllen. Ein wirkliches „Hot,hot,hot“ schreien vor dem Screen unterdrückt die US-Prüderie jener Tage dann aber doch, da sich die erwünschte Freizügigkeit in Grenzen hält. Allerdings hält man uns hier auch die Erkenntnis bereit, warum es denn mit Betties Schauspielkarriere nie geklappt hat: Zwar als Model ein Blickfang, doch in Bewegung eher niedlich anzusehen und recht hölzern dabei den versprochenen Exotic Dance aufs Parkett zu legen. Über bleibt ein manchmal recht unfreiwillig komisches Sammelsurium an Clips, von denen manche (die mit Bettie natürlich!) sich im Gedächtnis fest brennen. Eine Wertung sparen wir uns deshalb mal und legen dieses Double Feature all jenen ans Herz, die a) Bettie Komplettisten sind und mediale Dokumente der 50s zu schätzen wissen.
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#165
Geschrieben 02. Oktober 2006, 15:47
Death Wish (1974)
New York in den späten 70ern: Der Architekt Paul Kersey ist erfolgreich im Beruf und samt Frau, Tochter und Schwiegersohn genießt der bodenständige und gutmütige Mann das Familienidyll. Die heile Welt zerbricht schlagartig, als eine Straßengang die Wohnung der Familie heimsucht und bei einem erfolglosen Raubzug Frau und Tochter vergewaltigen. Pauls Frau erliegt ihren Verletzungen während seine Tochter die Attacke, schwer psychisch geschädigt, überlebt. Als die Ermittlungen der Polizei keinerlei Erfolge verbuchen können, macht sich Paul auf um den Abschaum des nächtlichen New Yorks auf eigene Faust auszulöschen und die Täter zu stellen.
Michael Winners „Death Wish“ macht keinerlei Anstalten das kontroverse Thema „Selbstjustiz“ kritisch anzugehen und setzt schon kurz nach Beginn die Akzente, die die Mär um Racheengel Kersey zu einem gewaltigen Abgesang auf die Todesstrafe werden lassen. Überaus plakativ und um keine reaktionäre Formulierung verlegen, präsentiert man uns hier einen sleazigen Auftakt, in dem Jeff Goldblum und seine Gang explizit asozial die Frauen schänden, dass es nur so raucht. Beinahe schon volksverdummend überzogen zaubert Winner die Rechfertigung für Bronsons folgenden Feldzug gegen die stereotypen Jedermänner der Slums aus dem Hut. Stimmungs- und Meinungsmache aus der untersten Schublade beherrschen die Szenerie und der erhobene Zeigefinger über dem Publikum weist lautmalerisch darauf hin welches Statement eine Diskussion um das Handeln des Helden für überflüssig erscheinen lässt: „Dieser Mann ist die Stimme des Volkes und sein Werk die Antwort auf alle Fragen, wenn es darum geht unserer Gesellschaft ihre nötige Struktur zurück zu bringen.“ Kein Wunder also, wenn die ermittelnden Polizisten ihr Pflichtbewusstsein über Board kegeln, wenn Kersey hinter sich die Massen versammelt. Der Richter und Vollstrecker in einer Person ist das Sprachrohr, das in Zeiten der Resignation als unvermeidbar erscheint. Moralische Diskurse mag man zwar anschneiden, aber die Aussage, die hier getätigt wird erstickt jede Kritik im Keim. Differenziert betrachtet kann man sich wunderbar an der gelungenen Inszenierung laben: Das Portrait einer Stadt bei Nacht, deren fiktiven Zerfall man beiwohnen darf reißt in Verbindung mit der Reiseführung durch einen lonesome Cowboy der Moderne einiges raus, doch trotzdem darf das getätigte Statement von „Death Wish“ als überaus fragwürdig angesehen werden.
Death Wish 2 (1982)
Neues von der Front: Zwar hat Paul Kersey bei seinem ersten Amoklauf auf Raten nicht die Mörder seiner Frau erwischt, doch New Yorks Kriminelle mussten ordentlich was einstecken. Seit zwei Jahren führt der ehemalige Rächer jetzt ein ruhiges Leben in Los Angeles und hat auch neben einem neuen Liebesglück wieder Hoffung geschöpft, dass seine Tochter sich auf dem Weg der Besserung befindet. Als Pauls Brieftasche geklaut wird und er die Diebe etwas aufmischt wartet aber schon bald darauf neuer mies gelaunter Besuch auf der Türschwelle des Eigenheims. Als Kersey zurück nach Hause kommt findet er seine Haushälterin mehrfach vergewaltigt und erschlagen im Flur vor. Damit wirklich nichts mehr anbrennen kann, entführt die Gang um Laurence Fishburne auch noch das Töchterlein. Nachdem auch sie geschändet und tot von der Polizei gefunden wird, kehrt der Racheengel von NY zurück um seine Peiniger nun in LA zu richten.
Staunte man bereits bei Bronsons ersten Feldzug über die dargebotene Plattheit der Message, so setzt Regisseur Winner beim Sequel noch einen drauf: Wenn die Haushälterin gleich exzessiv von fünf Gangstern hintereinander weg missbraucht wird und man die Tochter blutig vom Zaun zieht, ist der Ofen komplett aus. Der Rächer aus dem Erstling ist weniger noch die gebrochene Figur, die nach einem Ausweg sucht, als viel mehr ein eiskalter Killer, der keine Gnade mehr kennt. Diesmal startet man total durch! Polizisten, die ordentlich mitmischen bei Kerseys Aufräumaktion, ein stark erhöhter Body Count und Over the Top- Gewalt ergeben einen der widerlichsten Pamphlete, die die 80er zu bieten hatten. Zwar kontrastiert man den Plot mit eingeschobenen Verweisen auf Religionen als Rettung der Gefallenen, doch noch deutlich extremer als im Prequel prügelt es stupide Ideologie nach dem Gusto des alten Testaments über den Zuschauer. Das Neon-Licht flackert und der Dreck, den man hier aufbietet suppt förmlich in jedem einzelnen Frame aus dem Bild. Die Großstadt als toller Zoo, in dem die Survival Fans nach Herzenslust das Vieh wegknallen können und Charlton Heston stimmt uns ein „Let’s stay in the N-R-A !“ an. Schmuddel at it’s best!
Death Wish 3 (1985)
Zurück in New York findet Kersey einen alten Freund tot in dessen Wohnung auf, der wenige Minuten vorher von einer Gangsterschar hingemeuchelt wurde. Die eintreffende Polizei verhaftet Paul unter dringendem Tatverdacht um kurze Zeit später mit einem kleinen Angebot um die Ecke zu kommen: Da der östliche Stadtteil von einer großen Gang kontrolliert wird, die alle Bürger erpressen und terrorisieren, schlägt man vor, Paul wieder auf freien Fuß zu setzen wenn er sich der Sache annimmt. Da fackelt der gute Mann natürlich nicht lange und greift routiniert zu den großen Kalibern um dem Pack das Fürchten zu lehren.
Jeder Schuss ein Treffer: Das Gespann Winner/ Bronson dreht nun vollends am Rad und startet den dritten Weltkrieg in New York. Was Kersey hier alles wegballern, erstechen und verkrüppeln kann gehört ins Guiness-Buch! Hier drehen restlos alle Protagonisten auf: Rentner brennen, alles bewaffnet sich bis an die Zähne und der gute Bronson darf neben einer großen MG auch den Raketenwerfen schultern. Das explizite Vergewaltigen hat man zwar etwas zurückgefahren, aber das kreative Killen der Bösewichter findet hier seine Vollendung. Nicht mal John Rambo lässt so viele tote Körper hinter sich wie es in „Death Wish 3“ Leichen regnet. Ein knüppelharter Asi-Kracher, der auf hohes Tempo und Pyrotechnik setzt. Dummdreist, dass es schmerzt, aber unterhaltsam wie Hölle.
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#166
Geschrieben 04. Oktober 2006, 19:20
Das momentane Programm der bundesdeutschen Lichtspielhäuser könnte dröger wohl kaum ausfallen als zu Beginn des Herbstes 2006. Die alljährlichen Sommer-Blockbuster hat schon gesehen oder das Interesse am Popcorn-Overkill mit Millionen-Budget ist so schwindend gering, dass der Herr des Hauses lieber in selbigen bleibt und sich aus der Konserve bedient um 70s Schmuddelkram in den DVD-Player zu werfen. Trotzdem ist so ein Blick in den Kino-Spielplan natürlich allzu verlockend und man riskiert das Verätzen der Pupille, das durch stinkend dumme Filme evoziert werden kann. Der Brechreiz wächst enorm wenn schon die Titel der aktuellen Produktionen in Augeschein genommen werden. Schauen wir uns etwa Oliver Stones Aufarbeitung des 11. Septembers an? Wollen wir wirklich erleben, wie Tom Tykwer aus einem Scheißbuch einen Scheißfilm gemacht hat? Gelüstet uns nach 90 Minuten Janosch im Kino? Alles pfui, denkt man sich und entdeckt im Programmheft einen Film, der vielleicht in Frage kommen könnte ohne dabei bleibende Schäden am Hirn und am Sehnerv zu hinterlassen: „Crank“ heißt er also, der neue Film mit dem ehemaligen Schwimm-Ass Jason Statham in der Hauptrolle. Worum es da geht ist auch recht schnell auf den Punkt zu bringen.
Der Auftragskiller Chev Chelios erwacht in seiner Wohnung und findet eine DVD vor, deren Inhalt erst einmal zu einem destruktiven Wutanfall führt: Konkurrent Verona war kurze Zeit vorher in Chevs Bude und hat seinem Widersacher einen Gift-Cocktail gespritzt, der unserem Protagonisten den baldigen Tod bringen wird. Schon bald findet Chev heraus, dass die einzige Möglichkeit, den Exitus heraus zu zögern darin besteht, möglichst viel Adrenalin auszuschütten. Was liegt da wohl näher als ein gepflegter Amoklauf durch die Stadt, um dem Tod so lange ein Schnippchen zu schlagen, bis die Verantwortlichen aufgespürt sind und es eine Retour-Kutsche für die hinterfotzige Attacke gehagelt hat?
Okay, „Crank“ dauert knappe 90 Minuten und legt von vornherein gar keinen Wert darauf, den Zuschauer lange mit einer Einstimmung auf das folgende Geschehen zu belästigen. Kurz gesagt: Das Gaspedal wird nach knappen 2 Minuten voll durchgetreten. Gegen Chevs D.O.A.-resken Sprint gegen den Tod mutet Franka Potente in „Lola rennt“ wie eine verprügelte Schildkröte an. Welchen Hintergrund das Attentat auf den Anti-Helden des Films hatte wird einfach während des Actionoverkills mit eingeflochten. Was die Big Budget-Debütanten Mark Neveldine und Brian Tayler hier vom Stapel lassen gebärdet sich als visuelles Sperrfeuer, dessen Vorbilder irgendwo zwischen Comicstrips, Pulp Balladen wie etwa „Snatch“ und dem Video Game „GTA: San Andreas“ zu suchen sind. Schnelle Schnitte, Zeitlupen, ästhetische Schnittgewitter und Splitscreens ohne Ende. Um Stathams Todeshatz den richtigen Drive zu verleihen untermalt man das Geschen noch mit einem Soundtrack, der von „Refused“ bis zu „The Sleeping“ Tracks aufbietet, denen sich kein geschultes Ohr entziehen kann. Was halt an Logik auf der Strecke bleibt, macht „Crank“ mit einem überaus politisch unkorrekten Humor wieder wett, der einen die Freudentränen in die Augen treibt. Wo gab es bitte mal einen Protagonisten, der permanent Drogen einfährt, halbnackt mit einer gewaltigen Erektion auf der Flucht ist und sich mit einem Herzkranken um einen Defibrillator zankt? Haarsträubende Gags gehen hier Hand in Hand mit blutiger Action und einer Dosis State of the Art-Style. Nebenbei erlebt man noch die abgefahrenste Sex-Szene seit „Team America World Police“, in der Amy Smart als Koitus Interruptus-Opfer auf der Strecke bleibt.
9 von 10 Talibans
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#167
Geschrieben 22. Oktober 2006, 06:14
In der beliebten Reihe “Innovationen aus der Traumfabrik” vermeldet die Riege um Produzenten-Guru Michael Bay diesmal gar Sensationelles: Nicht etwa die Verwurstung eines Comics für den Screen oder ein Remake angestaubter Stoffe gibt man dem Kinogänger an die Hand, sondern setzt im Jahre 2006 auf die Mordsidee namens „Prequel zum Remake“. Da ja gerade mal drei Jahre seit Marcus Nispels Neuauflage des Tobe Hooper Klassikers vergangen sind und Horror im Kino wieder salonfähig geworden ist, öffnet sich der Vorhang für die neueste Auflage des Texas Kettensägen Massakers.
Im Jahre 1969 machen sich die Freunde Eric und Dean gemeinsam mit ihren Freundinnen auf einen Roadtrip durch Texas. Nachdem die Truppe, aufgrund einer Attacke durch eine Motorrad-Rockerin, in einen schweren Autounfall verwickelt wird, naht posthum Hilfe in Form des auftauchenden Sheriffs Hoyt. Doch anstatt die Verletzten in ein Krankenhaus zu bringen und die Unfallverursacherin festzunehmen, erschießt Hoyt die Rockerin und entführt die Jugendlichen zu einer abgelegenen Farm. Hier wartet schon eine ganze Familie von degenerierten Hinterwäldlern darauf, ihre neuen Opfer in Empfang zu nehmen.
Was sich liest wie eine leicht modifizierte Version des altbekannten TCM-Plots, fühlt sich auch ebenso an. Bis auf eine kurze Vorgeschichte um die Geburt von Leatherface und die Schließung eines Schlachtbetriebes der Redneck-Familie, spult der aktuelle Ausflug in das Backwood-Genre fast 1:1 die Geschichte von Nispels Film ab. Auch Optik und Schnitte der 2003er Fassung kopiert das Prequel sklavisch ergeben. Dass hier Jonathan Liebesman, dessen „Darkness Falls“ ja auch ziemlich belanglos daherkam, auf dem Regiestuhl saß macht sich irgendwie auch nicht wirklich bemerkbar, da die Inszenierung sich in keiner Weise mit der Nispels unterscheiden mag. Natürlich wurde der Gore-Gehalt etwas erhöht und R. Lee Ermey stielt wieder allen anderen – solide agierenden- Darstellern die Schau, aber irgendwie wird man beim Betrachten des neuen Massakers das Gefühl nicht los, dass hier Schnittabfälle aus dem Cutting Room des Vorgängerwerkes auf einen hernieder prasseln. Die Eigenständigkeit erschöpft sich auf einige Erklärungsversuche für das Verhalten der Familie, doch die fallen mehr als platt aus. Wer die TCM-Parodie „Slaughterhouse“ kennt, der wird mit Schrecken feststellen, dass sich hier mehr als nur dreist bedient wurde. TCM: The Beginning ist alles andere als wirklich schlecht, aber das komplette Werk ist dann doch nur sehenswert für Leute, die die letzten 35 Jahre keinen Horror-Film gesehen haben dürften. Hätte man die vorhandenen Blaupausen im Schrank gelassen, so hätte es auch niemanden gestört.
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#168
Geschrieben 22. Oktober 2006, 07:01
Herschell Gordon Lewis, der Godfather of Gore, hat innerhalb seiner Laufbahn als Regisseur ( Karriere möchten wir das jetzt mal nicht so gerne nennen) einiges an albernen, aber charmant naiven Stuss abgeliefert. Neben Sternstunden des Exploitation-Films wie zum Beispiel „Wizard of Gore“ , Blood Feast“ und „Color me Blood red“, stehen auch üble Langweiler wie „Scum of the Earth“ in die Vita des Splatter-Erfinders eingeschrieben. Sein 1968 entstandener Film der Unglaublichkeiten namens „Something Weird“ führt im Titel schon mehr die Qualität seiner Machart anstatt einfach nur die Hirnblähungen, die uns Lewis als Plot verkaufen will zu erfassen.
Cronin Mitchell wird fürchterlich entstellt, als er mit einer herabhängenden Starkstromleitung in Berührung kommt. Als der, vom billigen Make-up belästigte, Cronin im Krankenhaus erwacht, bemerkt er sodann, dass er von nun an mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattet ist und verdient fortan sein Geld als Wahrsager. Eines Tages erscheint ihm eine Hexe, die ihm die hässliche Schabracke von nun an, so würde sie sein entstelltes Gesicht mit einem Zauber wieder symmetrisch gestalten. Zunächst wendet sich der beehrte Schönling ab, dann aber verführt ihn die Hexe in Gestalt einer schnieken 60s Schnalle. Mit seiner neuen Partnerin im Schlepptau wird Cronin von Regierungsbeamten abberufen um mit seinen Fähigkeiten dabei behilflich zu sein einen Frauenmörder zu fassen.
Übersinnliche Fähigkeiten, Hexerei, LSD-Selbstversuche und ein Scharfschütze, der gefasst werden will, bilden den Rahmen von Lewis kompromisslos bescheuerten Streifen, der an unfreiwilliger Komik sämtliche Grenzen einreißt. Als würde es nicht ausreichen eine Darstellerriege zu präsentieren, die hölzerner als der Wiener Wald agiert, so schießt man mit jedem Auftritt der Hexe wahrlich den Vogel ab. Elizabeth Lee mag ohne das Hexen-Make-up noch so hübsch sein, doch ihre Performance als Zauberweib mit dem manischen Lachen schlägt sämtlichen Fässern den Boden aus. Hier wird rumgehampelt, der Rotfilter vor der Linse als LSD-Expierience verhökert und die „Boiling, bizarre Tale of a Mad Love that Crashes Through the Supernatural“ ergibt sich beim Zuschauer nachdem man sich leere Flaschen auf de Schädel prügelt. Trotzdem bleibt der gebotene Schwachsinn durchaus unterhaltsam, sofern man die überaus häufig vorhandenen Längen verschmerzen kann. Ganz klare Highlights sind da schon der Angriff der Killer-Bettdecke und eingeschobene Action-Szenen ( Tipp an Michael Bay-Fans!).
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#169
Geschrieben 22. Oktober 2006, 11:55
Es war abzusehen und geradezu nicht zu verhindern, dass der erfolgreichste (merke: erfolgreich zumeist ungleich gut) deutsche Roman der letzten Jahre seinen Übertrag auf die Kinoleinwand erfahren würde. Nur das „Wann, wie und durch wen?“ war die Frage. Verwiesen Regisseure wie Stanley Kubrick auf das „Unverfilmbar-Schild“, so gab Bernd Eichinger nicht nach, wenn es darum ging Patrick Süskind die Filmrechte für seinen Roman aus den Rippen zu leiern. Nach einer gefühlten Ewigkeit also und noch mehr vergangener Zeit auf den Kalenderblättern, hatte der Neue Constantin-Guru allerdings die Rechte in der Tasche – Zum Leidwesen eines Publikums, das auf eine adäquate Umsetzung gehofft hatte. Nach einiger Geheimniskrämerei lies man alsbald die Bombe platzen und gab bekannt, dass Regie-Wunderkind Tom Tykwer, den teuersten deutschen Film seit Metropolis inszenieren dürfte und auch, dass mit einer internationalen Besetzung zu rechnen sei. Der ersten Teaser, den man im TV auf Pro7 bewundern konnte, erwecke dafür aber eher den Eindruck, dass das Geld wohl größtenteils in den Ofen gewandert wäre: Ein popeliges Studio-Ambiente in dem der berüchtigte Jean-Baptiste Grenouille, durch den fehlbesetzten Ben Whishaw dargestellt, einer Maid auflauerte verwies darauf, das kommende Blockbuster-Vehikel besser zu meiden. Klar, dass dem negativen Feedback später ein imposant ausschauender Trailer und eine riesige Medien-Kampagne folgten. Wollte man doch auf der sicheren Seite stehen und das Klingeln an der Kinokasse als Endlosschleife hören wollen. Kurz was zur Handlung, sofern diese noch nicht jedem Bundesbürger durch die Boulevard-Presse zu Genüge in den Kopf geprügelt worden ist:
Im 18. Jahrhundert fällt einer französischen Fischhändlerin bei der Arbeit etwas aus dem Schritt, das von der Madame schnell entsorgt werden möchte, da Kindstötung zu jener Zeit recht populär ist und die Antibaby-Pille rund 200 Jahre später auf den Markt kommt. Leider erweist sich die Idee, das Balg zu töten als doof, denn das Rumgeschrei der Lendenfrucht alarmiert den Pöbel, der sogleich die Marktfrau an den Galgen bringt. Der Spross hingegen wird verhökert und entdeckt im gereiften Mannesalter, dass er eine spezielle Fähigkeit besitzt, was das Riechen angeht. Besessen davon, den Duft schöner Frauen zu konservieren und damit ein einzigartiges Parfum zu schaffen, begibt sich Grenouille in die Lehre bei dem Parfümeur Baldini und des Nachts streift er durch die Straßen um Frauen zu ermorden, deren Geruch das Kölnisch Wasser der Eigenkomposition komplettieren soll.
Was sich 1a wie der Plot eines Exploiters aus der Feder von Roger Corman anhört, begeisterte Leser aufgrund seiner stilistischen Ausarbeitung durch Autor Süskind und vielleicht noch durch seinen recht geringen Seitenumfang, der sich für die Klolektüre zwischendurch gut eignete. Sollte es sich da wohl lohnen, genügend Toilettenpapier mit ins Kino zu nehmen? Die Antwort hierauf, sei mit einem „Jein“ umrissen! Anstatt einen anständigen Schmuddelfilm abzuliefern, nachdem das Buch verlangt hätte, glättete das Team um Eichinger und Tykwer all das was irgendwo nicht als mediales Großereignis im Hochglanz-Look der Produktion den Kram gepasst hätte. Man mag Tykwer durchaus als Cineasten, Autor und Handwerker einen roten Teppich ausrollen, aber wenn ein Filmstoff sich komplementär seinen formalen Gegebenheiten verhält, nutzen auch tolle Bildkompositionen und ein internationaler Cast nicht mehr viel. Fast drei Stunden Ästhetik, die mit illustren Gästen wie Alan Rickman oder Dustin Hoffman aufgewertet werden, reichen nicht aus um aus der Sache was Angenehmes zu machen. Kurzum: Immer dann, wenn die Nähe zur Vorlage 100%ig gegeben ist, erscheint der Film unfreiwillig komisch und vermittelt dem Zuschauer den Eindruck einer Trash-Klamotte beizuwohnen. Die FSK 12 Plakette (Wir müssen ja möglichst viele Leute ins Kino bekommen) musste da auch noch her, um der suppenden Vorlage den Wind aus den Segeln zu nehmen. Was bleibt ist ein imposanter Bilderbogen, der ebenso unausgegoren wie gelackt von der Leinwand schielt.
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#170
Geschrieben 22. Oktober 2006, 12:44
Ganze elf Jahre durften Fans des ersten Films, um die politisch unkorrekten Späße aus der Feder von Walter Moers, warten und nun präsentiert der deutsche Fließband-Animateur Michael Schaack die zweite Leinwand-Adaption des kleinen Arschlochs. Ist nach Schaacks unsäglichen Werner-Fortsetzungen, dem unlustigen Derrick-Film und seinem platten Dieter Bohlen-Promo-Reel wohl jetzt endlich wieder Besserung in Sicht?
Peppis Besitzerin Frau Mövenpick stirbt und bei der stattfindenden Beerdigung lasse es sich das kleine Arschloch sowie sein Opa natürlich nicht nehmen die Trauergemeinde mit Gehässigkeiten zu überschütten. Durch Unachtsamkeit fällt der alte Sack dabei in eine bereits ausgehobene Grube und landet auch im Handumdrehen in der Hölle, wo 10.000 nackte Krankenschwestern darauf warten, seine wiedererlangte Potenz täglich bis zu 500 Mal auszukosten. Während Opa also das Glück im Jenseits auskostet, versucht sein Enkel ihn mittels satanischer Riten und Experimenten an Hund Peppi der Hölle zu entreißen und arrangiert Wohnungsführungen für schwule Paare.
Obwohl mit Holzhammerhumor und derben Zoten abgerundet, war der erste Ausflug des kleinen Arschlochs ja eine vergnügliche Sache, die auch ordentlich an der Kinokasse einschlug. Jenes Glück wird der Fortsetzung wohl dann aber doch nicht bescheiden sein, denn im Gegensatz zum Original gibt sich der zweite Teil über weite Strecken viel Mühe dabei mehr Narkotikum als unkorrekter Filmspaß zu sein. Anstatt der erwarteten neuen Arschloch-Songs, die das Prequel fein aufwerteten begnügt man sich nun mit experimentellen Klimperklängen aus der Feder von Helge Schneider und liefert nur ein neues Lied ab, dass eher wenig Kultpotenzial erahnen lässt. Ganz klare Höhepunkte sind die Höllenszenen mit dem alten Sack, die aber leider durch überflüssige Tanzeinlagen und witzlose Experimente an Hund Peppi ausgebremst werden. Nebenbei verlässt man zu oft das Geschehen um das witzlose Treiben zweier, von der Comedy-Truppe Badesalz gesprochener, Flugenten zu erleben. Ganze fünf lustige Minuten Unterhaltung finden sich diesmal im Film, der den Mythos um Moers Kultcomics zu Grabe trägt. Nicht nur Sterben ist Scheiße, wie der Untertitel sagt, sondern auch gnadenlos uninspirierte Fortsetzungen wie diese hier.
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#171
Geschrieben 22. Oktober 2006, 13:41
Yes, es ist mal wieder Hooper-Time! Kaum eine Regie-Ikone des Horror-Genres hat in den letzten 35 Jahren gleichermaßen moderne Klassiker wie auch bodenlosen Dreck fabriziert wie Tobe Hooper. Mögen alle Menschen mit Sinn für die Schönheit des Hooper’schen Gesamtwerkes sein Texas Chainsaw-Duo verehren, Lifeforce eine Gedenkstätte errichten und Poltergeist im DVD-Regal streicheln. Ja, dieser Mann hat sich sogar mit dem Gummimonstern des „Invaders from Mars“-Remakes in alle Herzen gekurbelt. Vergessen wir doch besser seine späten Horror-Kloaken wie den unsäglichen „Night Terrors“ oder „Mortuary“. Aber Moment mal,…! Vielleicht war der gute Herr Hooper sogar früher schon Scheiße. Na, was hat der wohl gemacht, als ihm der Buddy Kim Henkel folgende Story hingehauen hat, nachdem man gemeinschaftlich die Kettensäge geschwungen hat?
Der komplett abgedrehte Psychopath Judd führt in der Einöde der texanischen Provinz ein heruntergekommenes Hotel samt angeschlossenem Krokodilbecken. Durchreisende bewirtet man natürlich solange von ganzem Herzen, bis das Kroko gefüttert werden will. Kein Wunder, dass Judd ordentlich die Sense schwingt, denn gerade ist Hochsaison für Urlauber und andere Besucher, die das Hotel in Anspruch nehmen.
Nicht mal drei Jahre nach dem Erfolg mit dem Texas Chainsaw Massacre widmete sich Tobe Hooper erneut der Backwood-Thematik und lieferte mit „Eaten Alive“ das zweite Manifest um degenerierte Hinterwäldler, die Interesse an Menschenfleisch hegen. Vorweg gleich zu den positiven Aspekten des Films: An der Darstellerfront finden sich mit Robert Englund, Marilyn Burns (ja, die aus TCM!), Brian De Palma Stammakteur William Finley und Neville Brand als überragender Vollpsychopath einige wackere Genre-Veteranen, die durch die Bank weg ihr bestes geben um den Karren aus dem inszenatorischen Dreck zu ziehen. Sogar in die Kehle von Weltstar Mel Ferrer verschlägt es Judds Sense, doch der gute Mel chargiert unverfroren wie Hupe bevor es in den Krokoschlund abgeht. Man muss auch nicht mal ein kleiner Fuchs sein um schon nach kurzer Laufzeit festzustellen, dass Tobe Hooper hier versucht hat ein psychodelisch gewitterndes Remake von Hitchcocks Filmchen um einen Motel-Besitzer auf die Beine zu stellen. Parallelen finden sich wahrlich genug und daher wohl auch die Leihgabe des Phantoms Finley aus des De Palmas- Suspense Werkstatt. Für Splitscreens hat’s bei Hooper allerdings nicht gereicht wenn das alberne Pappmachekrokodil aus dem Wasser schnellt. Spannung existiert auch nicht wirklich, aber die Regie-Credits von Mr. TCM lassen sich im Nachhinein an einer Inszenierung festmachen, die am ehesten der seiner aktuellen Filme entsprechen: Erstaunlich, dass hier alles nach sterilen Studio riecht. Unter dem Strich bleiben dann auch zwei markante Erkenntnisse des Films am Zuschauer haften: „ My name’s Buck and I’m ready to fuck!“ sowie die Gewissheit, dass Hooper auch früher schon öde Streifen fabriziert hat.
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#172
Geschrieben 21. November 2006, 11:22
Gleich vorweg: Hier ist mir beim Titel kein Rechtschreibfehler unterlaufen, denn der deutsche Titel schert sich wirklich nicht darum das grammatikalische Empfinden irgendwie zu schonen! Aus der Produktionsschmiede von Erwin C. Dietrich kommt mit „Mad Foxes“, der unter der Regie [sic!] des Spaniers Paul Grau Anfang der 80er auf die Menschheit losgelassen wurde, einer der derbsten Trash-Klopper aus dem Subgenre des Rocker-Films. Irgendwo zwischen „The Road Warrior“, „Death Wish 2“ und purem Schwachsinn angesiedelt, braucht es auch nur einen minimalen Plot um einen markerschütternden Exploiter der Extraklasse auf den Screen zu zaubern.
Playboy und Berufsstecher Hal hat große Pläne: Nachbarskind Babsy ist gerade 18 Jahre alt geworden und bietet sich dem schmierigen Helden doch glatt als Aushilfsmatratze an. Zur Feier des Tages entführt sie der Testosteronbatzen dann auch flugs in eine Zappelbude, in der sich vor dem Sex erstmal ordentlich die Rübe zugeballert werden soll. Auf dem Weg zur Disko gerät das Pärchen an eine Bande von Nazi-Bikern, die sich durch Hals prolligen Stingray gestört fühlen. Als einer der Nazis stirbt machen sich die verbliebenen braunen Schurken auf um Rache zu üben. Bei einem Überfall nach dem Diskobesuch wird Hal windelweich gedroschen und der Nazi-Bandenchef vergewaltigt Babsy brutal. Gut, dass Hal ein paar Freunde in der örtlichen Karateschule hat, die nach einem kurzen Anruf gegen die NS-Rocker in den Krieg ziehen.
Mag die Ausgangssituation noch aus dem „Make your own Rape’n’Revenge-Movie“-Handbuch abgeschrieben sein, so wird im weiteren Verlauf des Films viel mehr das Gefühl vermittelt, dass so etwas wie ein Drehbuch wahrscheinlich nie existierte. Anders ist kaum zu erklären, was dem Zuschauer hier aufgetischt wird, wenn die Logik über den Haufen geworfen wird oder einfach mal der Mittelteil des Films damit gefüllt wird, dass diverse Softsexeinlagen aneinander gereiht werden. Aber mal von Anfang an: Nachdem die Opening-Credits damit aufgefüllt werden, dass Hals Stingray zum Sound der Proll-Rockband „Krokus“ passend in Szene gesetzt wird und über den Asphalt rauscht, kommen auch schon die Nazi-Biker um die Ecke um zu pöbeln. Wenn dann Hal und Babsy, permanent Müll labernd in den Tanztempel einkehren dreht auch der Cutter des Flickwerks voll auf: Mitten im Getümmel der 70s Diskothek tanzen plötzlich drei Paare zum 60s Rock’n’Roll. Was diese Szene mit dem Film zu tun hat oder gar mit der gezeigten Disko in der Hal und Babsy saufen bleibt dem Zuschauer verborgen. Dass hier scheinbar die ganze Filmcrew auf Drogen war bestätigt auch der restliche Eindruck des Werkes, dessen absolut hölzerne Darsteller wohl das geringste Übel sind. Warum bitte tragen die Nazis nur bei Innenaufnahmen Hakenkreuze auf ihren Armbinden? Wieso rächt Hal die Vergewaltigung von Babsy bitte, wenn er eigentlich jede andere Frau im Film knallt? Was bringt es bitte, wenn Hal vor den Nazis flüchtet und diese zum Haus seiner Eltern führt? „Meine Mutter ist gelähmt und sitzt im Rollstuhl. Sie führt ein schönes Leben und hat viel Spaß“ – Tja, mit solchen Sprüchen reißt Hal sogar Frauen auf! Schon mal wer gesehen, dass Karate-Schüler auch in ihrer Freizeit im weißen Kampfdress rumhüpfen? Und wo findet man Nazis, wenn man sie sucht?- Klar, beim Dreh zum neuen WWII- Film, an dessen Set natürlich mit der Nazi-Domina SM-Spiele stattfinden. „Mad Foxes“ bietet alles, was das Herz des Trash-Fans höher schlagen lässt: Sinnleere Sexeinlagen, Over the Top-Gewalt und Splatter-Exszesse, mies inszenierte Action, Akteure mit Dachschaden und Dialoge, die jedes Schmerzempfinden strapazieren. Wer sich gern auf schmierige und politisch total unkorrekte Heuler einlässt, der liegt hier permanent am Boden und hält sich den Bauch vor Lachen.
7 von 10 Handgranaten
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#173
Geschrieben 21. November 2006, 13:43
Es gab mal eine Zeit in der Deutschlands Humorverständnis durch einen ostfriesischen Blödelbarden neu definiert wurde. Etwa zum Ende der 70er Jahre tummelten sich auf dem Witzteller der Nation illustre Zwerchfell-Entertainer wie beispielsweise Loriot und sein Gegenentwurf Fips Asmussen. Während der Eine nun eher subtiler mit Verweisen auf tendenziöse Allusionen unter der Gürtellinie hantierte, war dem Anderen nichts heilig was nicht dem Bauarbeiter mit der Bierbüchse in der Hand gefiel. Erst der Emdener Zappelphilipp einte die Fraktionen mit seiner, mit Slapstick und Klamauk angereicherten Show, die ihm binnen von wenigen Jahren zum Vorzeige-Komiker der Teutonen werden ließ. Nachdem auch die ersten beiden Langfilme mit Otto Waalkes in der Hauptrolle zu Kassenschlagern wurden, fragte sich der Zeitgeist dann doch, ob Parodien auf den popkulturellen Medienreigen, die mit Kasperei angereichert waren eine Dekade des Bundesdeutschen Comedy-Empfindens überdauern könnte.
Schema X folgend und unter der Fuchtel von Produzent Horst Wendtland erwarteten den Zuschauer allerdings noch drei weitere Waalkes-Vehikel, die mehr darauf ausgelegt waren den alten Staub noch mal durch die Kinos zu fegen. In Zeiten, in denen dem US-Vorbild der Stand-up-Comedian-Methode allerorts gehuldigt wurde und Massen von Teilzeitscherzbolden sich berufen fühlten auf die Bühnen der Republik zu steigen, wirkte das schon mehr als antiquiert. An vergangene Erfolge anzuknüpfen schien dem, auf den ewigen Blödel-Ostfriesen schier unmöglich, da sein Fundus doch arg begrenzt war, wenn es darum ging über ein viertel Jahrhundert lang die Massen zum galligen Grölen zu verleiten. Ein neues Konzept musste her und so brütete man hinter verschlossener Tür, wie man wieder ins Gespräch kommen könnte. Nach kurzer Zeit war der Masterplan der Öffentlichkeit feil geboten: Man nehme alles an Volk was sich momentan auf den Bühnen der Heiterkeit aufhielte und lasse es gemeinsam mit dem Altmeister des koordinierten Veitstanzes durch eine Parodie der Grimm’schen Märchenwelt stolpern.
Das Ergebnis, jenes perfiden Planes ließ die Abonnenten der BILD-Zeitung und die Freunde der Bierzeltgemütlichkeit in Scharen in die Lichtspielhäuser pilgern. Völlig ungeachtet dessen, dass hier nur das verstaubte Holzhammerkonzept durch eine Vielzahl an, durch das Privatfernsehen aufgebaute, Komik-Nulpen aufgestockt wurde. Um auch die Klientel anzusprechen, die noch nicht komplett der Oktoberfestgemeinde verfallen waren, verpflichtete man auch Helge Schneider, Harald Schmidt und Hans Werner Olm, die in Minirollen durchs Bild huschen sollten. Die Formel beschränkte sich auf ein einfaches „Sie sind ja dabei, also muss Qualität vorhanden sein“ . Selbst in Amiland lachte man über das fertige Produkt, das auf den Namen „7 Zwerge- Männer allein im Wald“ hörte. Es bleibt wohl selbst dem dümmsten Rezipienten dieses filmischen Todesstoßes nicht verborgen, dass die US of A wohl deshalb so amüsiert über diese Nummernrevue war, da hier nur aufgezeigt wurde, dass die Krauts wohl jene Evolutionsbremsen sein müssen, die man als gemeiner Amerikaner immer hinter ihnen vermutet hatte. All die Schande, die Regisseur Sven Unterwaldt und Herr Waalkes auf Zelluloid gebannt hatten, war nicht genug, denn eine Fortsetzung musste her.
Man nehme also das Rumpelstilzchen, Schneewittchen, 7 Zwerge und subtrahiere sämtliche vermeintliche Gags aus dem Drehbuch: Fertig ist „7 Zwerge- Der Wald ist nicht genug“. Anstatt zu Lachen wird der Zuschauer, der hier einen Film mit Witz erwartet mehr als nur verärgert! Wieso werden Filmfördergelder dafür ausgegeben, dass sich sieben Kerle, die gegen jegliche Pointe anspielen, sich Bretter vor den Kopf schlagen und dabei hysterisch lachen? Welches Volk von Primaten kann ernsthaft Humor erkennen, wenn sich alle paar Minuten ein Zipfel der Zwergenmütze aufrichtet und suggeriert, dass die Protagonisten dieses Trauerspiels wohl einen Penis auf dem Kopf tragen? Lustig finden so etwas wohl nur stark zurück gebliebene Erstklässler oder besoffene Bauarbeiter im Koma. Dass hier alle Akteure eigentlich nur ihre aus dem TV bekannten Rollen aufbieten, kann auch aneinandergereiht auch nicht darüber hinwegtäuschen, was dieser Film ist: Ein Armutszeugnis des deutschen Films, das leider, durch den Erfolg an der Kinokasse bestätigt, dass der Gemütszustand einer Nation , die solche Werke fördert, mehr als nur bedenklich ist. Es lebe die Lobotomie der Massen und Verfall jeglichen Anspruchs an sich selbst. „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ ist der Zauberspiegel, dessen Fläche Hartz 4, Hurra-Patriotismus, Pisa-Studie und mediale Diktatur von Hausmarken des Privatfernsehens zeigt.
1 von 10 gelungenen Gags
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#174
Geschrieben 28. November 2006, 22:54
„Never change a winning team“, lautet bekanntlich die Devise, wenn innerhalb der Traumfabrik Hollywoods der ordentliche Reibach bei der Ausschlachtung einer gewinnträchtigen Franchise anvisiert wird. Im Falle von James Wans Independent-Thrillers „Saw“, der das Publikum 2004 in Entzückung darüber geraten ließ, was mit einem Mini-Budget von knapp 1,2 Millionen Dollar gezaubert werden konnte, wenn sie für ein Beinahe-Kammerspiel mit Horror-Einschlag gezückt werden, war die Fortsetzung schon am Startwochenende des Erstlings beschlossene Sache. „Saw 2“ erweiterte das räumliche Verwirrspiel des Prequels um eine zeitliche Verschiebung, um das Publikum weiterhin hinters Licht zu führen und das Drehbuch von Regisseur Darren Lynn Bousman und dem Original-Mitautoren orientierte sich sichtlich an der Cube-Serie, die mit dem Jigsaw-Stoff genügend vermengt wurde um genug Eigenständigkeit zu beweisen. Ein großes und oft zitiertes Manko der Filme waren jedoch deren Logiklöcher, die manchen Zuschauern nach den finalen Plottwists übel aufstießen. Scheinbar war sich das Team bei der Inszenierung des dritten Saw-Streifens dieser Problematik bewusst und so fiel der Plot diesmal ungewohnt simpel aus.
Nach den Ereignissen im zweiten Teil haben sich Jigsaw und seine Schülerin Amanda zurückgezogen, doch an alten Spielen fest hängend, entführt das Duo zwei neue Opfer. Einerseits soll die, durch ein tödliches Halsband, als Geisel gehaltene Ärztin Lynn Danlon den im Sterben liegenden, Jigsaw-John mit einer rettenden Hirn-Operation retten und zum anderen absolviert Geisel Nr. 2, die auf den Namen Jeff hört, eine Tour de Farce durch das Killerdomizil bei der er entscheiden darf welche Menschen, die mit dem Tod seines Sohnes in Verbindung stehen, leben dürfen.
Schon bei der Exposition bemerkt der Saw-erfahrene Zuschauer, dass sich wohl rein von der Inszenierung her nichts geändert hat: Immer noch dominieren Schnitte, deren leibliche Väter der MTV– Ästhetik entsprungen sind und die dem Rezeptionsverhalten der anvisierten Zuschauerschaft wohl keinerlei Verwirrung bereiten sollten. Weiterhin geben kühle Farben und karg beleuchtete Szenerien den Ton an, dessen inhaltlicher Akkord Moll-lastiger kaum sein könnte: Der pseudophilosophische Zeigefinger prangt nach wie vor über dem Wirken des Killergespanns. Was ja bei der „Final Destination“-Reihe den Ausschlag für ein cineastisches Dreigestirn mit herabsinkender Qualität gab ist scheinbar auch die treibende Kraft innerhalb des Saw-Kosmos geworden: Welche Todesarten birgt nun der dritte Teil für sein blutwilliges Publikum? – Es sei gesagt, dass man hier ganz klar weitere Zugeständnisse an sein Stammpublikum gemacht hat und wieder mit einer Vielzahl von gemeinen Fallen aufwaten kann. So weit scheint inklusive der schauspielerischen Durchschnittsleistung alles an Board zu sein was sich der Fanboy wünschen mag, doch entgegen der optimistischen Vorfreude auf ein weiteres Kapitel solider Horror-Kost, entpuppt sich „Saw 3“ als Filmappendix erster Güte. Die Story, die gerade einmal für 20 Minuten Film ausgereicht hätte wird zugestopft mit stupiden Rückblenden, die die Logiklöcher der Vorgänger zu schließen versuchen. Dass allerdings bei den neuen gebotenen Fallen für den Bau mindestens 100 Killer-Architekten von Nöten gewesen sein müssten lässt man unter den Tisch plumpsen. On top bekommt der enttäuschte Zuschauer noch eine platt ausgewalzte Hirn-OP präsentiert, die in ihrer plakativen Ausdehnung eher als Fragment der berüchtigten Mondo-Klamotte „Gesichter des Todes“ durchgehen mag. Spannung mag da nicht wirklich aufkommen und auch beim aufgesetzt wirkenden Finale überkommt einen das große Gähnen. Nein, „Saw 3“ ist weder die clevere Fortsetzung, die man sich erhofft hat, noch die ultrabrutale Schlachtplatte wie mancher propagieren mag. Eher ist diese Beinahe-Fortsetzung einfach nur belanglose Leinwandrotze.
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#175
Geschrieben 27. Dezember 2006, 16:17
Innerhalb des Studiosystems, das Hollywood sein Eigen nennt, rennen sich Autoren, die ihre Ideen mit im Gepäck haben ebenso die Füße wund wie auch Regisseure, die Finanziers für ihre Wunschprojekte suchen. In einigen Fällen ist hier auch ein so genannter Auteurs unterwegs, der neben dem selbst geschriebenen Buch auch um die eigene Realisation des Stoffes kämpfen muss. Schaut man sich beispielsweise mal die Vita des gefeierten Film-Wunderkindes Quentin Tarantino an, so entdeckt man, dass auch dessen Kreativität zuerst in Drehbüchern zu finden war, die andere Regisseure nach ihren Vorstellungen der Umsetzung bearbeiten durften. So auch geschehen, dass aus einem Drehbuch aus der Feder des späteren Pulp-Meisters gleich zwei Filme entstanden, die der Autor im Nachhinein verdammte: Während Tony Scott einen Teil des Buches als „True Romance“ auf die Leinwand brachte, veränderte Oliver Stone den zweiten Part nach eigenem Gusto und hob die Mediensatire „Natural Born Killers“ aus der Taufe. Lediglich die Fragmente der ursprünglichen Skript-Fassung waren letzten Endes noch enthalten.
Bekanntschaft mit jener Symptomatik durfte in den vergangenen Jahren auch der Mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro machen, der nach seinem Independent-Debüt, dem Vampirfilm „Chronos“, zwar einen Fuß in die Studiotüren bekommen hatte, aber den Produzenten eher als Auftragsfilmer anstatt als Autorenfilmer dienlich sein sollte. Inwiefern Studios und Produzenten die Finger mit im Spiel haben, wenn es darum geht die eigenen Ideen zu kastrieren erlebte der frühere Make-up-Künstler del Toro bei seinem Folgewerk namens „Mimic“. Grund genug also, um mit dem eingefahrenen Gewinn einen weiteren Ausflug in die Indie-Gefilde zu tätigen und mit dem anspruchsvollen „The Devil’s Backbone“ gleichermaßen eine Geistergeschichte wie auch ein Drama um den spanischen Bürgerkrieg der 30er Jahre abzuliefern. Weiterhin hatte der mollige Budweiser-Freund, dem Fan-Nähe mehr als nur ein statischer Begriff ist, zwei Traumprojekte in seiner Schublade schlummern, für die sich einfach keine Geldgeber finden lassen wollten: „Hellboy“ und „Pan’s Labyrinth“.
Schließlich konnte del Toro mit der Auftragsarbeit „Blade 2“ unter Beweis stellen, dass er zumindest für Comic-Adaptionen ein glückliches Händchen hat und nach längeren Querelen um die Finanzierung und dem Hellboy-Zeichner Mike Mignola auf seiner Seite nahm auch das Projekt um den roten Teufel Gestalt an. Im Fahrwasser des durch die Spider-man-Franchise implizierten Superhero-Hype erteilte man del Toro endlich grünes Licht. Bereits zu Zeiten der Hellboy-Produktion erwähnte der Regisseur mehrfach, dass sein „Devil’s Backbone“ nur der Auftakt einer Trilogie gewesen sei, mit deren Idee er schon lange schwanger gehen würde. Laut eigener Aussage sei „Pan’s Labyrinth“ der Zwilling dieses Werks und bereits über mehrere Jahre würde ein Büchlein existieren, in das er Entwürfe und Ideen für jenen Film akribisch festhalte. Nachdem den meisten Studios den Stoff ablehnten gab sich del Toro entmutigt und vorerst wanderten seine Aufzeichnungen in Vergessenheit, bevor sie nach dem relativ erfolgreichen Hellboy wieder herausgekramt wurden. Kurzum verkündete man, dass „Pan’s Labyrinth“ nun endgültig Gestalt annehmen würde.
Als 2006 der fertige Film nun auf verschiedenen Festivals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, überschlugen sich die äußerst positiven Meldungen der Filmkritiker förmlich und das Publikum der Filmfestspiele von Cannes goutierte die Vorführung gar mit 22 Minuten ununterbrochener Ovationen für das Gesehene und seinem Schöpfer. Weitere Screenings folgten und neben knapp 30 Nominierungen aus Kritiker- und Zuschauerfraktionen folgten unter anderem noch acht Auszeichnungen in Kategorien wie „Bester Film“ oder „Beste Regie“. Folglich eine logische Konsequenz, dass nach so einer frenetischen Euphorie aus allen Lagern, der Streifen auch bei den Golden Globes und der 79. Oscar-Verleihung als bester ausländischer Film für Mexiko an den Start geht. Bei soviel Vorschußlorbeeren ist ein näherer, mit Skepsis bedachter, Blick also von Nöten, wenn man sich mit der Erwartung, ein potenzielles Meisterwerk zu sichten, behaftet vor die Leinwand bequemt.
Wenn der Vorhang sich lüftet findet man sich sogleich im Spanien des Jahres 1944 wieder: Fünf Jahre nach dem Bürgerkrieg vertritt der faschistische Franco-Handlanger Captain Vidal in der nördlichen Einöde des Landes immer noch ein Menschenverachtendes Regime und lässt auf Verdacht hin vermeintliche Revolutionäre und Kommunisten brutal verfolgen und töten. Inmitten der Kriegswirren kommen die zwölfjährige Ofelia und ihre Mutter Carmen in das Lager. Die hochschwangere Carmen soll Vidal einen männlichen Nachkommen schenken, doch Ofelia, die am liebsten Märchenbücher schmökert ist alles andere als glücklich über ihren neuen Stiefvater. Kurz vor der Ankunft im Lager begegnet dem Kind eine vermeintliche Libelle, die sich als Elfe entpuppt und Ofelia zu einem Faun geleitet, der sie über ihre wahre Bestimmung unterrichtet. Drei Prüfungen soll sie bestehen um ihr Schicksal zu erfüllen und die unsterbliche Prinzessin der Unterwelt zu werden. Während sich nun die Lage rund um das Quartier von Vidal dramatisch zuspitzt unterzieht sich Ofelia den Prüfungen des Fauns, die ebenso in einer fantastischen Welt parallel des Kriegsschauplatzes wie auch in der Realität Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte haben.
Schon die Eingangssequenz, in der scheinbar Blut in die Nase eines am Boden liegendem, noch namenlosen Kindes zurückfließen zu scheint, bereitet den Zuschauer auf die folgenden zwei Stunden Kinoerlebnis vor, in denen mit sämtlichen räumlichen und zeitlichen Dreh- und Angelpunkten der Orientierung bei der Rezeption gebrochen wird. Die filmische Welt, die del Toro hier auf der Leinwand ausbreitet gehorcht ihren eigenen Gesetzen und klare Trennlinien zwischen Fantasie und dem Grauen des Kriegsschauplatzes sind nicht mehr klar zu definieren. Episch eingefangene Bilder und ein gotischer Look, der dem Kino des Tim Burton nicht gänzlich fern liegt, vermengen sich hier zu einer Symbiose mit expliziten Grausamkeiten, die der nüchternen und rauen Fotographie des Geschehens im Lager entstammen. Doch anstatt einen Kontrast zu bilden, wirkt die gezeigte Welt wie aus einem Guss. Die Märchenhandlung, die nicht nur metaphorisch ständig präsent ist, nimmt sich zwar der Alice im Wunderland-Motive an, wenn es darum geht das Erwachsenwerden der Heldin auszuarbeiten und visuell den anderen Handlungssträngen entgegenzusetzen, aber ein wirkliches Herausfiltern der verschiedenen Handlungsstränge und Orte, so wie ihrer genauen topographischen Zuordnung scheitert an den nahtlosen Übergängen der Inszenierung.
Zentrale mythologische Elemente, wie auch religiöse Fragmente offeriert Pan’s Labyrinth nicht als einzelne Komponenten des cineastischen Uhrwerks, sondern setzt diese an Stelle eines Ganzen, an dessen Ende der Übergang in die Erwachsenenwelt als Symbiose mit der Natur und der Beherrschung des Gezeitenlaufes dargestellt wird. Die finale Interaktion mit einer unkontrollierbaren Umwelt und der Gesellschaft findet dadurch statt, dass aus einer Jenseitigen Welt heraus eine zweite Seinsform geschaffen wird, die die Realität unterminiert und gleichzeitig steuert. Immer wieder fokussiert del Toro das Thema des Erwachens und dem damit verbundenen Blick auf Dinge, die innerhalb einer Kinderwelt noch im Verborgenen lagen. Verzicht auf alte Freuden, Opferbereitschaft und das Blut der Unschuld müssen zusammengeführt werden um die Welt von einem neuen Standpunkt aus zu erleben.
Sobald Ofelia am Anfang des Filmes das heraus gebrochene Auge in die Steinstatute einfügt, beginnt die Heldenwanderung an deren Ende ein allmächtiger Blick stehen wird.
Dem Grimm’schen Geist des Märchens verpflichtet gehört in „Pan’s Labyrinth“ ebenso der Auftritt eines Kinderfressenden Monsters wie auch die explizite Gewaltdarstellung zum Programm und trotz der kindlichen Heldin erwartet einen hier wahrlich kein Film für ein junges Publikum.
Neben den optischen Hochgenüssen und der Allegorie auf die Sagenwelt, die del Toro zaubert, lebt der Film auch von einem fantastisch agierenden Cast und einem wirklich grandiosen Score aus der Feder von Javier Navarrete. Ja, die euphorischen Stimmen im Vorfeld waren berechtigt und was hierzulande erst gegen Ende Februar in die Lichtspielhäuser wandert ist definitiv der beste Film des Jahres 2006, auch – oder gerade weil – del Toro den Mainstream-Pfad des Öfteren verlässt und mit manchen Sehgewohnheiten bricht. Zuschauer, die auf platte und seelenlose Leinwand-Vehikel Lust haben, sollten den Streifen bitte meiden, aber wer großes Kino mit fantastischen und dramatischen Anstrich sucht, den erwartet hier ein neuer Kultfilm, der den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung gekonnt perfektioniert. Schön, brutal, stimmig und zutiefst berührend explodiert del Toros Vision auf Zelluloid und vermag alle Sinne zu verzaubern.
10 von 10 !
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#176
Geschrieben 10. Januar 2007, 16:00
Der Sell-out made in Hollywood geht munter weiter: Mittlerweile hat sich der Kinogänger schon längst daran gewöhnt, dass auf so ziemlich jeden halbwegs erfolgreichen Film der 70er und 80er Jahre eine obligatorische Zweitverwurstung im 21. Jahrhundert folgen muss. Kaum ist ein Schwall an aktuellen Horror-Remakes in die Lichtspielhäuser gespült worden, schon wartet hinter der nächsten Ecke schon das nächste Duzend an noch nicht neu aufbereiteten Originalstoffen. Aktuell flimmern die Neuinterpretationen von „Texas Chainsaw Massacre“ (Immerhin schon das zweite Remake wenn man so will) und „Black Christmas“ über die Leinwand und schon stehen „Hitcher“, „The Hills have Eyes“ und „Friday the 13th“ in den Startlöchern. Solange die Neuauflage von Altbekannten dann noch dem Stoff etwas Neues zufügen kann gilt das Experiment als geglückt. Zumeist allerdings darf man sich damit begnügen, dass seelenlose Kommerzprodukte ohne jegliche kreative Eigenständigkeit aus dem Boden wachsen, die einen erst einmal wieder bewusst machen, dass die Original-Filme nur Kinder ihrer jeweiligen Zeit waren und deren Charme genau darin verortet ist.
Pünktlich zum 30. Geburtstag hat es dann auch Richard Donners „The Omen“ erwischt, der zwar innerhalb der Filmhistorie einen legendären Ruf innehat, aber bei ehrlicher Betrachtung doch nur ein solider Vertreter jener Gattung Okkult-Horror ist, der im Fahrwasser des Erfolges von „The Exorcist“ produziert wurde. Das einzige was die Mär um den in die Welt gesetzten Sohn des Leibhaftigen anderen Epigonen jener Zeit voraus hatte, war ein großartiger musikalischer Score und die morbide Grundstimmung des Geschehens. Da interessierte es auch nicht, dass die schauspielerischen Leistungen –allen voran die von Hauptdarsteller Gregory Peck- eher in der Liga eines Steven Seagal beheimatet waren.
Auch an der inhaltlichen Front gab sich „The Omen“ eher konventionell und erscheint gut drei Jahrzehnte nach seinem sensationellen Erfolg an den Kinokassen schon mehr als antiquiert: Auf dem Weg zum Geburtstermin seines Sohnes wird dem Botschafter Thorn von einem Geistlichen eröffnet, dass die Lendenfrucht eine Totgeburt gewesen wäre, aber alternativ noch ein Findelkind zu adoptieren wäre, dass elternlos in der Klinik auf Liebe wartet. Ohne das Wissen seiner Frau stimmt Thorn dem stillen Austausch zu und holt sich den Sohn des Satans ins Haus. Fünf Jahre später ist der Tausch schon längst verdrängt und während Sohnemann Damians Geburtstagsfeier ereignet sich schier skandalöses: Die Nanny steigt aufs Dach und begleitet vom Lächeln des Thorn-Sprosses wird vor den Augen der Partygesellschaft der fröhliche Suizid begangen. Von da an häufen sich die Merkwürdigkeiten im Hause des Botschafters und mit Hilfe eines Journalisten begibt sich Vater Thorn daran Nachforschungen um die Herkunft des Kindes anzustellen.
Was bitte könnte das Team der 2006er Version jetzt aus dem vorhandenen Minimal-Plot des 76er Originals zaubern? – Aktuelle politische Bezüge, Krieg im Irak und 9/11 reinbasteln sowie ein paar Naturkatastrophen der jüngsten Vergangenheit untermischen, würde jetzt ein Skriptautor vorschlagen. Klasse Idee, schreien die Produzenten und das Dingen ist geritzt. Quasi als Hommage an Gregory Peck und seine furiosen Leistungen fühlt man sich sodann verpflichtet das Casting für das Remake unter dem Banner „Ausdruckslosigkeit statt Talent“ durchzuführen und verschafft sogar noch Woody Allens Ausschussware Mia Farrow ein Gnadenbrot, indem man sie als neue Satanisten-Nanny in den Film schubst. Die Hauptrollen in Form des Ehepaares Thorn also Liev Schreiber und Julia Stiles überantwortet und genau den gleichen Film gebastelt, der schon vor 30 Jahren das Licht der Welt erblickte. Gerade einmal knappe fünf Minuten an Neuerungen haben Einzug in das Remake gehalten: Zum einen darf man erleben, dass der Vatikan in heller Aufregung darüber ist, dass Luzifers Sohn auf die Erde springt, was unter anderem durch die Terroranschläge des 11. Septembers angekündigt wurde, Mrs. Thorn hat ein paar MTV-Clip-Visionen und den berühmt berüchtigten Glasscheibenunfall hat man gegen einen Todesfall ausgetauscht, der von dümmlichen Dachdeckern ausgelöst wird. Last but not least gibt’s noch eine kleine Pyro-Einlage, damit Thorn seinen Botschafterposten erst einmal einnehmen kann. Den Rest des Inhaltes hat man einfach 1:1 rüberkopiert, den ursprünglichen Score von Jerry Goldsmith raus gelassen und fertig ist die aktualisierte Version von „The Omen“.
Die einzigen Erkenntnisse, die die 2006er Version für den Zuschauer bereithält, kann man in Stichwortform festhalten:
1.Stiles und Schreiber gehören in die unterste Schublade ihrer Zunft
2. Eine gute Kameraarbeit kann auch keinen miesen Film retten
3. Auch in der Postmoderne müssen Neuinterpretationen von Schund nicht zwangsläufig große Kunst hervorbringen.
Die unterschwellige Kritik an der Postmoderne durch eine hin gerotzte Zumutung wie diesem Film auszurufen kann als eigentliche Leistung des Streifens und seines Teams angesehen werden. Sämtliche davon abweichenden Lesearten wären vergebliche Liebesmüh oder würden zu der Einsicht führen, dass man versuchen würde dem potenziellen Publikum Dummheit zu unterstellen. Vielleicht wäre es weniger dreist gewesen den 76er Film noch mal in die Kinos zu bringen anstatt mit diesem Vehikel der Dreistigkeiten ein bodenloses Niveau zu veranschaulichen, dass wohl momentan den Trend in L.A. bestimmt.
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#177
Geschrieben 10. Januar 2007, 17:03
Vor knapp einem Jahr machte das Gerücht die Runde, dass eine der unglaublichsten Produktionen, die je eine Leinwand heimgesucht hat, ein Sequel erfahren sollte. Nicht etwa irgendeine Horror-Endlosserie sollte fortgesetzt werden, sondern der legendäre türkische Sci-Fi Batzen „Dunyayi Kurtaran Adam“, der unter den Kennern schundiger Meisterwerke allgemein hin als „Turkish Star Wars“ gehandelt und vergöttert wird, erwartete Nachwuchs. Freunde des Originals, das wohl neben Ed Woods „Plan 9“ der mieseste Streifen aller Zeiten ist, waren erschüttert und man hoffte dann doch insgeheim, dass wenigstens Cüneyt Arkin wieder mit von der Partie sein würde, wenn nicht sogar wieder in der Hauptrolle als Steineverprügelnder Held der Galaxis auf der Suche nach dem goldenen Pappschwert.
Als wenig später der erste Teaser zum Film auf diversen Internetseiten zu bewundern war, folgte die Gewissheit.- Ja, der einzige Weltstar den die Türkei je im Filmgeschäft besaß kehrte auf die Leinwand zurück. Noch traute man sich nicht die Party-Hütchen aufzusetzen und kräftig in die Tröte zu blasen, denn ob ein weiterer grandioser Meilenstein des Trash auf uns zukam war noch ungewiss. War es wirklich möglich, dem asozialsten Spaßfilm überhaupt einen Sohn zu schenken? Würden etwa CGIs aus der neuen Star Wars-Trilogie hier als Rückprojektionen zu erleben sein, wenn ein alter grauhaariger Karate-Türke Jar Jar Binks-Monster vermöbelt?
Captain Kartal, der Sohn des Mannes, der 1982 die Welt rettete, durchquert im Jahre 2055 das Weltall auf der Suche nach dem verschollenen Astronauten Gökmen. Der Gökmen, der acht Jahre früher als erster Türke im All dem Lachen der restlichen Weltbevölkerung über das Projekt „Osmanen in Space“ Einhalt gebieten sollte ist spurlos verschwunden. Unterstützt durch seine Crew, die sich von diesem Unterfangen eher genervt und belästigt fühlt tuckert Kartal durch die unendlichen Weiten des Alls. Dem Raumkreuzer auf den Fersen ist allerdings auch Zaldabar, der den Auftrag seines Vaters Uga folgend Kartal töten soll.
Nein, es erwartet den Zuschauer keineswegs ein zweites Bewusstseinserweiterndes Spektakel wie in „Turkish Star Wars“ seinerzeit. Viel mehr zeigt sich der Sohn, des Mannes, der die Welt rettete selbstironisch was das Filmschaffen der Türkei an sich und somit auch die Hirnfolter des Vorgängers angeht. Üppig ausgestattet präsentiert uns die Türkei hier eigentlich ihre Version von Bully Herbigs „Traumschiff- Periode 1“. Um es auf den Punkt zu bringen: Im Gegensatz zum teutonischen TV-Star Vehikel um homosexuelle Sternenkrieger ist dieser Film mit seinem Dauerfeuer an Gags wirklich lustig. Der Weg, den Vorgänger gleichermaßen fortzusetzen und durch den Kakao zu ziehen geht auf und zu keiner Zeit kommt Langeweile auf. Egal, ob es zotig zur Sache geht, oder Witze über den EU-Beitritt der Türkei en Masse gerissen werden. Sogar das erhoffte Wiedersehen mit der Legende Arkin hält der Film bereit. Technisch kann die Produktion ebenso mit der internationalen Konkurrenz mithalten. Vielleicht sollten die Herren Herbig, Tramnitz und Co mal diesen Film sichten, dann wäre Besserung in Sicht was die qualitativ hanebüchenen Brechmittel aus dem eigenen Humor-Abfalleimer angeht.
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#178
Geschrieben 10. Januar 2007, 18:56
Es war einmal ein Mann, der in Woody Allens „Bananas“ in der U-Bahn rumpöbelte, seinen Schniepel bei der „Party at Kitty and Stud’s“ der Damenwelt feilbot und 1976 gar ein Drehbuch verfasste, dessen Verfilmung Filmgeschichte schrieb. Der nette Mann namens Sylvester Stallone, der unter der Regie von John G. Avildson (der übrigens auch für die Troma Softsex Klamotte „Cry Uncle!“ verantwortlich ist) auch gleich die Hauptrolle in dem Underdog-Drama „Rocky“ übernahm war quasi über Nacht zum Superstar avanciert. Neben Rocky und den vier Fortsetzungen, die er nach sich zog, etablierte sich Sly, wie ihn plötzlich alle Welt nannte, ebenfalls durch die „Rambo“-Serie als 80er Jahre Action-Ikone. Ab und an kitzelte es ich dann sogar, sich mal als Regisseur zu versuchen und neben diversen Rocky-Fortsetzungen ging auch das „Saturday Night Fever“-Sequel „Staying alive“ auf seine Kappe. Die Welt war gut zu Stallone und neben Arnold Schwarzenegger stand sein Name geradezu als Synonym für knackige Actionware aus Hollywood.
Leider kristallisierte sich allerdings nach und nach heraus, dass man mit Anbruch der 90er Jahre den einstigen Jugendhelden nicht mehr ganz so gerne auf der Leinwand sehen wollte. Mitte der 90er erfuhr Stallone einen brachialen Karriereknick: Rollen blieben aus, der Held einer Generation von Action-Freunden kasperte sich durch Direct-to-Video Stangenware wie „D-Tox“ und zu allem Überfluss brüstete sich hierzulande sogar Dieter Bohlen damit, dass er Slys Ex Brigitte Nielsen auch schon durchgeschubbert hätte, während Stallone bei Dreharbeiten gewesen wäre. Ein Comeback musste her und der mittlerweile 60-jährige Ex-Star klapperte alle Buden ab um sein Drehbuch für eine weitere Rocky-Neuauflage an den Mann zu bringen. Gerade als Sly sich entnervt seinem Schicksal als abgehalfterter Mime hingeben wollte, brach in L.A. der Retro- und Remake-Wahn los und schneller als man „Adriaaaaaan!“ rufen konnte ging es, mit den Fox-Studios im Rücken, ab zum Dreh.
Inhaltlich gibt sich „Rocky Balboa“, der sechste „Rocky“-Film, ganz in der Tradition des 76er Originals: Der mittlerweile aufgedunsene Boxheld von einst hat seine glanzvollen Tage hinter sich gelassen. Auch die geliebte Frau Adrian hat der liebe Herrgott nach schwerer Krankheit zu sich geholt und der Balboa-Spross hat sich von Daddy losgesagt. Das einzige, was Rocky noch geblieben ist, ist ein heruntergewirtschaftetes Restaurant und die Freundschaft zu Paulie. Während die Restaurantgäste gerne den alten Geschichten des ehemaligen Champions lauschen, rüttelt Paulie den desillusionierten Helden wieder auf, indem er ihn mit Verlaub darum bittet nicht mehr in der Vergangenheit zu leben. Gerade als Rocky, vom Selbstmitleid zerfressen mal wieder vor sich hinvegetiert flimmert die Show eines Sportsenders über die Mattscheibe: Hier präsentiert man den Zuschauern berühmte Boxer aus allen Epochen, die als Pixel-Helden in digitalisierter Form um einen imaginären Allstar-Champion Titel antreten. Als Rocky sein virtuelles Pendant gegen den amtierenden Champion Mason Dixon auf dem Screen gewinnen sieht, rüstet sich der Altstar um den Kampf auch in der Realität zu bestreiten. Um an die glanzvollen Tage anzuknüpfen muss sich der einstige Held wieder von ganz unten nach oben kämpfen um zu einem letzten Schlagabtausch im Ring zu stehen.
Eigentlich legt hier Stallone als Regisseur, Darsteller und Schreiber „nur“ seine Autobiographie vor, doch gerade hier liegen auch die Stärken seines nunmehr sechsten Ausfluges in die Boxwelt: 30 Jahre sind vergangen und viel mehr handelt es sich bei „Rocky Balboa“ auch eher um ein Remake, das als Fortsetzung getarnt auf der Leinwand erstrahlt. Nicht etwa ein weiterer Rüpelradau-Actioner von der Stange, ein Box-Film mit Krawallanspruch oder angestaubte Retro-Rotze setzt es, sondern puren Optimismus in Filmform, der den Zuschauer empathisch Anteil am Geschehen nehmen lässt. Egal, ob Rocky erneut zarte Liebesbande knüpft, von Paulie zu recht gestutzt wird, oder einfach nur durch die Nacht wandert und der guten alten Zeit nachtrauert. Alteingesessene Fans werden schon zu Beginn mit der bekannten Fanfare eingestimmt und dem Abtauchen, in selige Zeiten als Hollywood noch das Geschichtenerzählen und seine Charaktere im Sinn hatte, anstatt Logiklöcher mit CGIs zu zumüllen, steht nichts mehr im Weg. Überhaupt ist Stallone auch bei seiner Inszenierung ganz zu den Wurzeln zurückgekehrt und bleibt trotzdem am Puls der Zeit. So folgt zum Beispiel auf eine bedächtige Kamerafahrt durch verdreckte Straßen in der Nacht ein harscher Gegenschnitt auf das Treiben in einer Bar und Gitarrenklänge von „The Killers“ untermalen das Geschehen. Ganz vertraut setzt auch der Erzählstil wieder auf eine ruhige Exposition, bevor der Film in der letzten halben Stunde zunehmend an Dynamik und Tempo zunimmt. „Rocky Balboa“ ist Stallones überaus gelungene Rehabilitierung als Megastar und zeitgleich auch der Beweis dafür, dass gute Geschichten nicht angestaubt sein müssen, wenn der Erzähler sie mitreißend und aufgeladen durch Herzblut zum Besten gibt.
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#179
Geschrieben 11. Januar 2007, 16:42
Seit Tim Burton mit seiner Batman-Verfilmung 1990 einen erneuten Superhero-Hype losgetreten hatte, der mit den Impulsen von Sam Raimis „Spider-Man“ sich auch in ein neues Jahrtausend hinübergerettet, ist die Flut an Comic-Adaptionen bisher nicht zum versiegen gekommen: Egal, ob Marvel, DC oder Artverwandte wie Dark Horse. Jegliche Franchise lässt sich je nach dem Gusto der Studios ausschlachten, bis eine Rundummodernisierung des Helden fällig wird. Mit seiner Neuinterpretation des dunklen Ritters aus dem Hause DC markierte zuletzt Christopher Nolan den neu eingeschlagenen Trend und lieferte mit „Batman beginns“ einen äußerst ergiebigen Beitrag in Sachen Blockbuster-Kino ab, ohne sich gänzlich von seiner eigenwilligen Handschrift bei der Inszenierung lösen zu müssen. Im Falle des bekanntesten Helden aus der DC-Schmiede – dem Mann aus Stahl – lag der Erfolg der bereits in den späten siebziger und achtziger Jahren entstandenen Kinoserie schon länger brach. Nachdem Richard Donners Original-Superman mit Christopher Reeve, Gene Hackman und Marlon Brando nach wie vor als legendärer Vertreter seiner Gattung gilt, und die insgesamt drei Fortsetzungen, die er nach sich zog nicht nur unter Trash-Fans viele Anhänger haben, war es nach Nolans erfolgreicher Batman-Version nicht verwunderlich, dass man in Hollywood daran werkelte, den Mann von Krypton, mit Pauken und Trompeten, zurück auf den Big Screen zu bringen.
Um dem ureigensten aller Superhelden die pompöse Rückkehr zu bescheren setzte Warner auf die inszenatorischen Fähigkeiten, des mit den X-Men-Adaptionen bekannt gewordenen, Bryan Singer. Dass Singer, der aufgrund des Regiepostens bei „Superman Returns“ den Abschluss der X-Men Trilogie in die Hände von Brett Ratner legte, viel eher der richtige Mann wäre, wenn es um gebrochene Heldencharaktere ginge, ignorierten die Mannen bei Warner allerdings nicht gänzlich und präsentierten ein Script, das die Mythologie der Figur komplett auf den Kopf stellt.
Einige Jahre sind vergangen seit Superman der Erde den Rücken kehrte und ins All aufbrach um nach den Wurzeln seiner Identität zu suchen. Nun, als sein Alterego Clark Kent nach Metropolis zurückkehrt findet er sich in einer Welt wieder, die sich grundlegend verändert zu haben scheint. Zwar bekommt Kent die Chance sich wieder in seinen alten Job beim Daily Planet zu etablieren, doch die Erkenntnis, dass seine einstige Liebe Lois Lane mit einem Essay namens „Warum die Welt Superman nicht braucht“ für den Pulitzerpreis nominiert ist, lässt ihn Schlimmes erahnen. Den ersten Schock gerade mal verdaut, eröffnet sich ihm, dass Lois in seiner Abwesenheit eine Familie gegründet hat und auch ohne ihn ein glückliches Leben führt. Zwar verhindert Superman eine Flugzeugkatastrophe und markiert damit seine Rückkehr, doch die Bevölkerung von Metropolis reagiert eher verhalten auf das plötzliche Wiederauftauchen ihres ehemaligen Schutzpatrons. Supermans Möglichkeit sich wirklich wieder zu profilieren wartet allerdings schon an der nächsten Ecke, denn sein Erzrivale Lex Luthor versucht erneut die Welt zu unterjochen. Mit Hilfe von Kryptonit-Kristallen will Luthor im Pazifik neue Inseln erschaffen und Supermans Sinnkrise gereicht dem Despoten bei der problemlosen Durchführung seines Planes nur zum Vorteil.
Für die standesgemäße Präsentation der Wiedererweckung des Beschützers von Metropolis hat sich die Produktionsstätte Warner nicht lumpen lassen und das Ergebnis, das mit protzigen State-of-the-Art- CGIs ausgestattet, auf der Leinwand erstrahlt kann sich jedenfalls optisch durchaus sehen lassen. Inhaltlich hingegen kann das knapp dreistündige Epos um Supermans Rückkehr hingegen kaum einen Blumentopf gewinnen. So veräußern sich die ersten zwei Stunden des Films als Geduldsprobe für den Comic-Fan, der bombastische Action erwartet. Viel mehr als zähes Beziehungsdrama um eine gescheiterte Liebe angelegt, anstatt um die Gunst des Publikums bemüht, mit brachialen Heldentaten zu glänzen, verkommt „Superman returns“ eher zum Schmachtfetzen in Sachen Herzschmerz. Dass eine Figur, die das amerikanische Ideal wie keine zweite verkörpert als Stalker um das Haus einer Familie schleicht und neidisch auf das herrschende Idyll blickt wirkt arg erzwungen in seiner Darstellung der mythologischen Dekonstruktion. Auch der Gegenpool in Form von Kents Gegenspieler Lex Luthor scheint in seiner Charakterzeichnung eher zum Teilzeitkasper entwerten worden zu sein. Nicht einmal Kevin Spacey als Darsteller in dieser Rolle versucht aus dem angelegten Korsett aus peinlichen Zeilen und entgleister Mimik zu entkommen. Besonders in dem rar gesäten Actionszenen mündet der Film in seiner Grundkonstruktion darin einer Prügelei zwischen zwei Puppen in der Kindervorstellung für Verkehrserziehung beizuwohnen.
Den Hauptcharakteren scheinen alle anderen in ihrem Umfeld überlegen zu sein und so wundert es kaum, dass Luthors Gespielin letztendlich ihre Trümpfe ausspielt oder Lois Familie Superman retten darf, der eigentlich darauf aus war sie selbst aus Luthors Gewalt zu befreien. Zurück bleiben ein weinerlicher Held, ein geschundener Mythos und die Gewissheit, dass auch ein fähiger Mann wie Singer tief in die Tonne langen kann. Die Frage, ob denn die Welt Superman noch braucht beantwortet der Film allerdings: In der vorliegenden Form braucht niemand Supermans Rückkehr. Wäre Singer besser bei der Mutantenbande geblieben, denn dort erwartet der geneigte Zuschauer, dass unter dem Glanz auch dunkle Flächen des Seinszweifels stecken können.
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#180
Geschrieben 06. Februar 2007, 20:38
Sollte der geneigte Horrorfreund in den letzten Jahren nach feinen Streifen Ausschau gehalten haben, so lohnte sich in Sachen Innovation doch meist ein Blick in Richtung europäisches Ausland und bei den Nachbarn wurde man just fündig. Richtig gute Kost bot Frankreich gar mit dem hierzulande leider untergegangenen „Serial Lover“ und Ajas knochenharten „Haute Tension“, während die Jungs aus Great Brittan mit „Shaun of the Dead“, der Splattercomedy „Evil Aliens“ und „The Descent“ ordentlich frisches Blut in das Horror-Fach pumpten. Eher für die Tonne hingegen gestaltete sich „Creep“ des britischen Regisseurs Christopher Smith, in dem Deutschlands Export-Actrice Franka Potente vor einem Creeper in dunklen U-Bahntunneln flüchtete. Die Mischung aus inszenatorischer Unfähigkeit gepaart mit dem Spiel der ätzenden Germanen-Schauspielerin Numero Uno versenkte den Film ohne Gnade in tiefste Tiefen der B-Film-Hölle. Dafür, dass sein Film von breiten Teilen der Zuschauer verflucht wurde machte Smith wohl das Mitwirken „unserer“ Franka verantwortlich und zeigt sich bei seinem neuesten Ausflug in den Horror-Dschungel gänzlich ohne jene Nase im Cast.
Um Teamwork zu fördern schickt ein englischer Rüstungskonzern seine Mitarbeiter zu einem Ausflug in die Wälder Osteuropas. Schon kurz nachdem der bunt gewürfelte Trupp in der Einöde angekommen ist, häufen sich die Merkwürdigkeiten und die ersten Toten und Verletzten sind zu beklagen. In den Wäldern haben sich geistesgestörte, russische Soldaten breit gemacht, die erbarmungslos Jagd auf die Ausflügler machen.
Als legitimer Horror-Comedy-Kracher im Stil von „Shaun of the Dead“ angekündigt und beworben, zeigt der neueste Streich von Christopher Smith eigentlich nur wie man 90 Minuten lang Zuschauer quälen kann und liefert so nebenbei die unlustigste Komödie seit Jahren ab. Hier ist absolute Langeweile in den Büschen, wenn sich eine Horde von stereotypen Charakteren ( der liebe Nerd, das Mauerblümchen, der Sexbesessene Proll, der Quoten-Schwarze & Co.) nach Europa verirren und ein Mischmasch aus „Hostel“ und Backwood-Gezuppel mit Blödeleinschlag über den Rezipienten ergossen wird. Zwar verfügt „Severance“ über einen recht schmissigen Soundtrack und die ein oder andere FX-Sauerei aus der Gore-Schmiede, doch so was wie wirklich Atmosphäre oder etwa Lacher wollen sich nicht wirklich einstellen. Dafür, dass die Gags wirklich zünden könnten, nimmt sich der Film streckenweise zu ernst: Aus zynische Dialoge folgt eine mörderische Hatz, die Tempo in das Ganze bringt, nur um einen spröden Gag um eine defekte Bazooka zu münden. Solcherlei Szenen hält „Severance“ en masse parat und gerade dann, wenn der Betrachter sich in einem stimmigen Backwood-Slasher a la „Wilderness“ oder „Wolfcreek“ versetzt fühlt, bricht der Flick mit plattesten Einschüben aus der untersten Schublade der Idiotie. Am ehesten lässt sich diese Fingerübung in versautem Timing noch mit Eli Roth’s „Cabin Fever“ vergleichen: Auch hier folgten auf stimmige Szenerien, dümmste Holzhammer-Attacken, die so gar nicht aufgehen wollten und den Gesamteindruck weit nach unten zogen. Darstellerisch immerhin durchschnittlich besetzt versaut Smith hier einen viel versprechenden Plot. Weder als böser Hinterwäldlerhorror, noch als Comedy mit sozialkritischem Anstrich taugt „Severance“. Unausgegorene Unterhaltung wie diese braucht man einfach nicht.
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