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With Immo at the movies... - Filmforen.de - Seite 6

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With Immo at the movies...


200 Antworten in diesem Thema

#151 Immo

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Geschrieben 21. Juli 2003, 00:26

CONVOY | 16.07.2003 | DVD

Diesen für Europäer nur sehr schwer nachvollziehbaren Patriotismus der US-Amerikaner bringt wohl kaum einer so auf den Punkt wie Sam Peckinpah, diesem unamerikanischem, in diesem Film ja fast schon anti-amerikanischem, nun ja, Patrioten. "Ich liebe mein Land, aber ich hasse das korrupte Establishment", könnte man dieses Phänomen zusammenfassen, Convoy erzählt von diesem Spannungsverhältnis.

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Vordergründig ist das nur eine Art Westerngeschichte, verlegt in die USA der späten Siebziger freilich, mit rauhbeinigen Kerlen, ebenso rauhbeinigen Cops, vielen coolen Sprüchen und auffällig oft eingefangene weite, öde Landschaften. Vordergründig ist das die Geschichte von Rubber Duck und Dirty Lyle, die beide doch Brüder sein könnten ("Es gibt nicht mehr viele von uns", sagt erstgenannter an einer Stelle), die das Schicksal aber auf unterschiedliche Seiten gestellt hat, von wo aus sie sich, wortwörtlich, bis auf's Blut (davon fließt, wie immer bei Peckinpah, reichlich) bekriegen müssen. (Nicht ganz) Am Ende: der Clash, der große Feuerball auf der Mitte der Brücke. Auf beiden Seiten - hier die Frau, dort der Feind - Entspannung, in-sich-zusammensacken. War es das alles wert gewesen?

Doch da ist noch mehr: Die USA haben sich in den späten Siebziger verändert, der Rekurs auf die großen, alten Mythen geht nicht mehr ganz so leicht vonstatten. Was war nicht alles geschehen, was hatte die USA nicht alles im tiefsten Innern erschüttert, zweifeln lassen? Da war Nixon, der tödliche Anschlag auf Kennedy, Attentate auf Sharon Tate und Martin Luther King, Altamont begrub den Traum von Woodstock in einer Blutlache, Pogrome gegen Schwarze, und, nicht zuletzt, das große Trauma Vietnam. Korruption, Mord, Totschlag, Napalm zum Abendbrot. Auf den Bildschirmen, versteht sich. Convoy erzählt von all dem, wenngleich sublim, nicht auf der Handlungsebene. Wenn ein Cop die Trucker über Funk in seine, buchstäbliche, Radarfalle lockt. Wenn sich dieser nahezu vernachlässigbare Konflikt hochschraubt zu einer Krise brisantesten Ausmaßes, wenn Hunderte von Trucks dicht hintereinander quer durchs Land ziehen. Wenn der - wie auch der Politiker aus Taxi Driver quasi parteilos gezeichnete - Gouverneur den Rückhalt der Trucker in der Bevölkerung zum Wahlkamf nutzen will, das Phänomen zu vereinnahmen versucht. Wenn Bullen einen Schwarzen halbtot prügeln, wenn für den Gouverneur das, trotz Silberkehle zuvor, ein einzukalkulierendes Opfer darstellt. Wenn die Nationalgarde dann doch mit schwerstem Geschütz auffährt, den Rädelsführer torpediert und sich der Gouverneur noch nichtmal dafür schämt, eine ekelerrend verständnisvolle Rede auf der imposanten Trauerfeier zu halten. Wenn Lovemachine der Kragen platzt, er wutentbrannt mit seinem Truck, hintendrauf den schwarzen Sarg, vondannen prischt, gefolgt von allen anderen, die die Schnauze voll haben, ein kleines Treppchen armselig stehen lässt. Peckinpah fängt es kurz nur in all seiner verlassenen Erbärmlichkeit ein: Es ist rot-weiß-blau. "Wir haben einen neuen Convoy", heißt es über Funk.

Der Lack ist ab. Von den Mythen, den Erzählungen, den gegenseitigen Versicherungen als "god's chosen people". Ein wehmütiger Abgesang darauf, der sich das Eigentliche, nunmehr pervertiert, irgendwie zurücksehnt, es aber dennoch besser weiß. Notizen aus dem Krisengebiet: USA, Ende der Siebziger, keine Hoffnung in Sicht. Der Backlash, die verhärtende, verdichtende Ära der späten Rambofilme, war noch nicht in Sicht. Für eine kurze Zeit lang kam das aufregendste, in all seiner Brache schönste Kino aus den USA.


#152 Immo

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Geschrieben 22. Juli 2003, 14:21

MANHATTAN MURDER MYSTERY | 21.07.2003 | VHS

Das schöne an Woody Allens witzigeren Filmen ist, dass sie, neben aller Komik, sowohl inhaltlich reich und sichtlich Produkt einer bedachten Konzeption sind, andererseits aber eben auch nett nebenbei zu schauen sind, man sogar noch anderes nebenher machen kann, hier und da mal abgelenkt ist, aber anschließend nie wirklich "aus dem Film" ist. Liegt vielleicht auch daran, dass sich Allens Filme doch zumeist recht gleichen. Nicht, dass etwa ein Film wie der andere sei, nein, aber Alles bisheriges Schaffen lässt sich doch recht offensichtlich in drei, vier Sparten untergliedern, die er in schöner Regelmäßigkeit neu durchdekliniert und auf den neuesten Stand bringt.

Manhattan Murder Mystery könnte auch, in Anlehnung an Hitchcocks Das Fenster zum Hof, Die Wand zum Nachbarn heißen: Diane Keaton und Woody Allen spielen das Allen-typische New Yorker, liberale Mittelschichts-Paar - vielleicht ist's ja sogar das Paar aus Annie Hall, eben nur 15 Jahre später -, das (mal wieder) in die Krise gerät. Weil: Diane Keaton (eigentlich ist das ja immer herrlich egal, wie die Leute in Allens Filmen heißen, letzten Endes ist's immer Diane Keaton, Mia Farrow und Woody Allen) verdächtigt den Nachbarn direkt nebenan (man merkt schon: über Höfe hinweg zu spionieren ist in den Hochhäusern der 90er nicht mehr möglich), den man lange Zeit nicht gekannt, nunmehr kennengelernt hat, die eigene Gattin umgebracht zu haben, was für Keaton Grund genug für ein wildes, kleines Abenteuer im recht behäbigen Ehealltag der beiden ist. Allen ist von den Theoremen und Schlußfolgerungen gar nicht begeistert, mimt den abwinkenden Griesgram. Es folgen die klassischen Hitchcock-Situationen - in Absenz des Verdächtigen in die Wohnung eindringen etwa, parallel montiert dazu der Nachbar, der sich behenden Schrittes seinem Appartement nähert -, die gekonnt und gewitzt durchgespielt werden. Ähnlich wie beim Großmeister des Suspense ist auch hier die Kamera verschmitzter Komplize des Erzählers: sie täuscht, verbirgt, simuliert die Bewegung aufschwingender Türen, schafft Spannung. Trotz aller Ähnlichkeiten, trotz aller Anlehnungen: Manhattan Murder Msytery ist ein Allen-Film. Er fühlt sich so an, er sieht auch so aus.

Ganz beiläufig nur habe ich den Film gesehen, nebenher mal was gelesen, Liegengebliebenes erledigt. Und trotzdem war's ein Heidenspaß. Nicht alle Implikationen mitgekriegt, nicht jede Wendung wirklich anhand des Mitbekommenen nachvollziehen können und trotzdem war's spannend. Bleibt zu hoffen, dass etwaige Schwächen bei einer konzentrierten Sichtung nicht zutage treten, in diesem Falle wäre das nämlich ein rundum schöner "später Allen", der ja, im Gegensatz zu früheren Titeln, nicht ganz so Konsens ist.

Bester Satz des Films: "I can't listen to that much Wagner, ya know? I start to get the urge to conquer Poland."

Witzigste Szene: Allen does Blackmail.


#153 Immo

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Geschrieben 23. Juli 2003, 20:08

FRANKENSTEINS MONSTER JAGEN GODZILLAS SOHN | 22.07.2003 | VHS

Nachwuchs im Hause Godzilla - welch freudiges Ereignis! Ein Sohnemann krabbelt aus dem Ei und wird, sehr zum Unbill von Pappa/Mamma (ja, was eigentlich?), sogleich von gar fiesen Riesenheuschrecken - Alle immer auf den Schwachen! - gepiesakt. Nun denn, der Erzeuger eilt zuhilfe, das Junge überlebt. Fortan sehen wir gar entzückend schöne Szenen des jungen Elternglücks: Mal wird getadelt, mal wird beschützt, mal wird pädagogisch Einfluß genommen, mal wird - auf Seiten des Sohns - trotzig sich auf den Boden hin und hergerollt. Riesenmonster sind eben auch nur Menschen (in Gummianzügen).

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Auch wenn es in diesem mal wieder sensationell beknackt betiteltem Kaiju eiga keine kaputten Metropolen zu sehen gibt und die reichlich unmotivierten Kampfszenen, eigentliches Faszinosum jedes Vertreters dieser Filmgattung, ebenfalls eher minder gelungen wie nur sporadisch vorhanden sind, gefällt der Film vor allem durch diese liebevoll inszenierten "Familienszenen": Godzilla wandelt sich im Reihenkorpus vom erschreckenden, bizarren Monster der ersten Filme zum Sympathieträger der späteren Episoden. Wunderschön anzusehen auch die finalen Bilder des Films: Die Insel versinkt unter Tonnen von Schnee, Godzilla und Sohn verschwinden aneinandergedrückt unter dem weißen Gestöber. "Wenn es wieder wärmer wird, wachen die wieder auf, die halten bloß Winterschlaf", heißt es mit einem leicht zweifelndem Timbre in der Stimme. Allzu traurig: das kleine Junge hat es offenbar nicht überlebt, wenn ich mich nicht irre, war dies der einzige Auftritt des tappsigen Kleinen.

Die eigentliche Spielhandlung? Vollkommen egal, unerheblich! Nun gut, ein Forschungsteam auf einer verlassenen Insel sucht nach einer Möglichkeit, das Klima mittels Hi-Tech zu beeinflußen. Das ganze ist einigermaßen wenig nachvollziehbar bis vollkommen inkohärent gestaltet, somit auch nicht der Rede wert. Ist ja auch egal, die Story dient eh nur als Stichwortgeber und das ist, im Falle der Kaiju Eiga auch gut so.


#154 Immo

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Geschrieben 23. Juli 2003, 23:37

ROTE LATERNE | 23.07.2003 | VHS

Die zunehmende Versteinerung des Menschen, davon erzählt Zhang Yimou in seinem nunmehr schon 12 Jahre altem Film Rote Laterne. Eine junge, gebildete, selbstbewusste Frau - sie hat sogar studiert! - kommt im China des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf Drängen der Mutter an den Hof eines Patriarchen, als dessen vierte Nebenfrau. Die allererste Einstellung des Films zeigt uns dieses Wesen, frontal in Großaufnahme gefilmt, wie sie dem Drängen der Mutter - die wirkt aus dem Off auf sie ein - nachgibt. "Ja", das ist ihr erstes Wort, die nachgiebige Einwilligung. "Ja, ich werde heiraten, einen reichen Mann". Eine Träne quillt langsam, unendlich langsam, aus den Augen, fließt über die Wangen. "Sommer" sagt dann ein Insert.

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Am Hof herrscht ein grausames, subtiles Machtspiel. Ein Netz von Beziehungen und Intrigen, oft nicht sofort auf den ersten Blick als solche erkennbar, bildet sich im Wettstreit der Frauen um die Gunst des (genau wie die Mutter) stets gesichtslos inszenierten Patriarchen. Es geht um Ränge, um Zuneigung,Macht, Privilegien, Ansehen. Trotzdem bleibt alles seltsam immateriell, sinnlos. Anfangs eingeschüchtert entwickelt sich die Frau dennoch zu einer Meisterin dieses Spiels.

Doch sie geht elendig dran zugrunde, bleibt trotz allem gewissensgeplagt. Eingekerkert von Höfen, von dicken steinernen Mauern - die Kamera inszeniert deren Präsenz so elegant wie effizient -, von Traditionen und Beziehungsgeflechten, gibt es letzten Endes nur den Wahnsinn als Ziel.

Ein langsamer, bedächtiger, großartiger Film.


#155 Immo

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Geschrieben 23. Juli 2003, 23:53

DIE BLAUE HAND | 23.07.2003 | VHS

Im Falle von Pulp und Trash aus längst vergangenen Jahrzehnten lohnt doch stets ein Blick ins Archiv der katholischen Filmpublizistik. Was steht dort etwa zu diesem, einer der ersten in Farbe gedrehten Wallace-Krimis von Alfred Vohrer mit Klaus Kinski in der Hauptrolle?

"Es ist zu fragen, ob zur Verdichtung von Spannungszuständen unbedingt auch das Ekelerregende mobilisiert werden muss. Die widerlichen Sequenzen mit den Schlangen und Ratten überschreiten die Grenze des Tragbaren. Unnötig auch das breite naturalistische Ausspielen der Morde, wobei die abstossende Grossaufnahme nicht verschmäht wird und mit hartem Schnittwechsel und greller Klangkulisse besonders geschmacklos nach makabren Effekten gehascht wird. Völlig fatal wirkt zwischen Blutrunst und Anstaltssadismus die selbstzweckhaft eingelassene Nacktszene, die dadurch bewerkstelligt wird, dass die Scotland Yard-Kriminalisten in der Anstalt durch den Türspion eine wohlproportionierte Geisteskranke beobachten, die gerade ihrem Striptease-Komplex frönt. Das alles erzeugt teilweise ein Unterhaltungsklima, das wie aus dem Abnormitätenkabinett des Jahrmarkts bezogen wirkt.", kann man dort, nicht ohne Amusement, nachlesen.

Die katholische Filmberatung hat, natürlich, Recht! Dieser Film ist, wie man anhand der Lektüre schon erahnen kann, von vorne bis hinten angenehm sleaziges EuroTrash-Vergnügen, irgendwo zwischen verklemmtem Altherrenwitz - genannte Nacktszene, selbstverständlich ist sie nicht wirklich eine, ist denkbar dramaturgisch sinnlos in den Film eingefügt - und Wirrungen (und Zoomspielereien) jessfranco'scher Prägung (wenngleich Herr Francos Filme, was Kohärenz anbelangt, natürlich noch eine eigene Liga darstellt - aber man ist nah dran!). Die Farben erinnern hie und da leicht an Bava, wie überhaupt auch der frühe Giallo in diesem Film sein Gepräge hinterließ. Alles in allem ein wahrhaftiges Gedicht von einem schummrig-gruseligen B-Movie mit einem Kinski, wie man ihn liebt, und einer Story, die man nur mit Bier im Blut - dann aber richtig - vollkommen genießen kann.

Viva Filmdienst!


#156 Immo

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Geschrieben 27. Juli 2003, 21:24

THE DEVIL RIDES OUT | 26.07.2003 | DVD
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Einer jener Filme, die rundum kindliche Freude bereiten, und, meiner Meinung nach, einer der ganz großen Hammer-Filme, wenngleich er nicht mit der doch eigentlich so typischen Reanimation eines klassischen Universal-Stoffes aufwarten kann. Schon die wunderbare Titelsequenz lässt Freude aufkommen: auf blutrot waberndem Hintergrund werden uns Symbole und Bilder aus der Welt des Okkultismus und Satanismus gezeigt, Baphomet selbst darunter - alles in jenen grellen Popart-Farben gehalten, die jedem Freund nostalgischen Gruselns das Herz im Brustkasten höher schlagen. Und die hier sublim gemachten Versprechungen werden auch eingehalten: Es geht in satanisch verzierte Observatorien, wir werden Zeuge okkulter Rituale, ja selbst der Beelzebub selbst schaut vorbei und mitten drin agiert Christopher Lee, der ausnahmsweise in einem Hammer-Film mal auf der guten Seite des ideologischen Spektrums stehen, als belesener Aristokrat, wohlwissend um die Geheimnisse und Mythen der Teufelsanbetung. Das ganze ist ein überaus ansprechendes Fest für die Sinne, das mit ungemein liebevoll in Szene gesetzten Schauwerten aufwartet, und einen - in der Tat! - an nicht wenigen Stellen fröstelnd gruseln lässt. Und Charles Gray, jener Kriminologe aus der Rocky Horror Picture Show, darf hier als Oberguru im Dienste des Bösen einmal mehr sein schnottriges British English zum Besten geben.

Für mich eine glatte Neuentdeckung, dieser Film. Einfach mal so aus der Bücherei mitgenommen, nichts näher von gewusst, immerhin steht ja "Hammer Collection" drüber und Mr. Lee ist auch dabei. Umso schöner also, dass die spontane Entdeckungsreise ein solches Juwel des phantastischen Films zutage gefördert hat. Es gibt nach wie vor noch viel zu entdecken, in den verstaubten, nahezu schon in Vergessenheit geratenen Kisten im Keller der Filmgeschichte - The Devil Rides Out ist der beste Beweis!

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#157 Immo

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Geschrieben 02. August 2003, 13:53

THE MAGIC BLADE | 28.07.2003 | VCD

Die Geschichte? Egal, eigentlich. Der Film macht auch kaum einen Hehl draus. Irgendwie ist das so eine Art Italo-Westerngeschichte, verlegt in eine wuxia pian-Umgebung. Der eine Kämpfer will den anderen töten, im letzten Jahr hatte er ihn sogar schon mal besiegt, aber da kommen dann plötzlich andere Kämpfer, ausgeschickt von einem aus dem Dunkel agierenden Mr. Yu, und wollen das Objekt der Begierde ebenso töten. Das kann nicht angehen, also wird sich mit dem eigentlich zu Tötenden gegen die Konkurrenz verbunden, diese, nach und nach, ausgeschaltet. Das ganze ist so herrlich nebensächlich, dass man die Geschichte hauptsächlich über den Dialog - "Letztes Jahr noch habe ich Dich nur besiegt, doch dieses Jahr werde ich Dich töten!", alles klar und los geht's! - vermittelt wird. Der Rest ist Nummernrevue, reine Comic-Geschichte: Man kämpft sich durch einen Kampf nach dem nächsten, hechtet (oft genug: im wahrsten Sinne des Wortes!) von einer Szenerie in die nächste, hakt die Stationen auf dem langen Weg zu jenem ominösen Mr. Yu - in einem zeitgleich entstandenen Film aus Europa hätte er selbstredend einen Doktortitel vor dem Namen! - brav ab.

Der Filmdienst hätte vermutlich schon längst den Alarmknopf gedrückt und den gewähnten Verrat an der Filmkunst kopfschüttelnd seufzend und unter Zuhilfenahme würdevoller Worte angetadelt. Eigentlich bemitleidenswert, wer in der Tat so denken sollte, denn die Qualitäten des Films liegen, und dies verdeutlicht er ja auch anhand obiger, gerne als "Schwächen" bezeichneter Hinweise, woanders: In den wunderschönen Sets zum Beispiel, die in schönster Farbenpracht erstrahlen und durch bloß ästhetische Reize schon betören. In den liebevoll choreografierten Kampfszenen etwa, die mit Eleganz und viel formal-technischer Fingerfertigkeit inszeniert wurden und sich - zum Glück! - vom Paradigma der Rechtfertigung durch psychologisierende Handlung, wie man sie in westlichen Gefilden, nicht selten recht lustfeindlich, pflegt, befreien. Und dann noch die Gegner unseres Helden, die mit einer Lust am Schrulligen und offensichtlich Unrealistischen konzipiert wurden (eine "Devil Grandma" zum Beispiel), die westlichem Popanz gänzlich fremd ist. Ja, dies ist Selbstzweck und nichts anderes. Ein Narr aber, der letzten Endes im Kinobesuch selbst noch immer etwas anderes sehen möchte als reinen Selbstzweck. Feinde der Kinematografie eigentlich, die dem Film als Kunstwerk und Kulturprodukt nur dann Geltung zugestehen wollen, wenn er jenseits seines Daseins als Film noch Qualitäten aufweise, sei es der Kommentar zum Zeitgeschehen oder eine moralisierende Fabula.

Die Kunst hat sich selbst zum Inhalt. Davon erzählt Magic Blade. Er erzählt auch von einem Kino der anarchischen Freude, des unbekümmerten Spaßes am bloßen Zusehen und sich Ergötzen. Das ist auf schöne Art ehrlich und unverklemmt. Die Freude am Sehen, Staunen und Entdecken. Kein Wunder eigentlich, dass sich - erst im Nachhinein! - herausstellt, dass für diesen wunderbaren, fast schon "reinen" filmischen Film der gleiche Regisseur, Chor Yuen, verantwortlich zeichnet wie zuvor für Intimate Confessions Of A Chinese Courtesan, der ähnlich zu begeistern wusste: Ein neuer Lieblingssregisseur scheint entdeckt.


#158 Immo

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Geschrieben 02. August 2003, 15:25

VERSCHWENDE DEINE JUGEND | 29.07.2003 | UFA PALAST KOSMOS

Am Anfang die Initiation: Laute Musik - wild, anarchisch, befreiend - betäubt, vor allem wenn live erlebt, nicht nur die Ohren, nein, sie öffnet, man kennt das ja (zu bemitleiden, wer nicht) aus eigener Erfahrung, auch die Augen. Plötzlich ist alles ganz klar, scheint der Weg geebnet, der Sinn gefunden, metaphysische Einheit mit der Welt geschaffen. Harry also bei DAF in Düsseldorf, irgendwo ganz vorne in den ersten Reihen, der kleine Bank-Azubi, ungläubig nach vorne blickend, elektrisiert zappelnd. Auf dem Rückweg ins noch immer piefig-muffige München dann das in Folge solch körperlich erlebter Sinnstiftung quasi schon obligatorische Weltenretter-Motiv: "Da draußen geschah etwas ganz Großes, ich musste den Leuten zuhause die Augen öffnen!"

Gesagt, getan, Manager von Apollo Schwabing (man muss das mal loswerden: was für ein grauenhafter, absolut authentischer Name für eine gewisse Periode musikalischen Schaffens hierzulande) geworden, zunächst noch reichlich unerfolgreich: Popelige JuZe-Auftritte, inklusive Anlagen-Totalausfall, noch dazu vor den Augen des wichtigsten Musikjournalisten im ganzen Land. Die Idee daraufhin ist großartig: Den Zirkus Krone mieten, DAF als Headliner anlachen, massenweise Werbung schalten, Apollo als Vorband, anschließend große Nummer sein. "Es geht hier um Kunst, ich mache Dinge in der Stadt, von denen ihr hier draußen doch überhaupt nicht die geringste Ahnung habt!", heißt es an zwei Stellen dann im Kampf um das dafür dringend benötigte Geld. Der Traum der Popmusik bleibt sich also treu: Der Traum, alles erreichen zu können (derzeit singen die Wir sind Helden ja mal wieder davon im Radio), der Traum vom großen Moment, wenn alles, aber auch wirklich alles, ganz bei sich ist, jenseits kleinbürgerlicher Wohnzimmerschrankwände.

Was folgt ist ein reines Martyrium: Harry kann alles, Harry macht alles, Harry reißt sich den Hintern auf, Harry kümmert sich um alles, Harry hat das Know-How, Harry hat die Kontakte, Harry pflegt die Kontakte, Harry rennt von A nach B von dort bis Z und wieder zurück. Harry verliert alles, denn Harry kann mitnichten alles: Das Hippie-Mädchen (wie uncool), das ihn heimlich vergöttert, schlägt er vor den Kopf, der Strom wird ihm abgestellt, DAF sind unerreicbar, fahren auch noch in Urlaub, der Vorverkauf läuft, die Plakate werden gedruckt, DAF, DAF, DAF, wie kriegen wir DAF, die Instrumente fehlen, werden sie eben geklaut, hast du schon DAF, ja DAF, nein DAF, wo sind nur DAF, DAF sind im Urlaub, sind sie nicht, sind sie doch, dann ist Apollo kurz vor dem Ende, die Plakate werden aufgehängt, DAF steht drauf, DAF findet das nicht witzig, undsoweiter undsofort. Eigentlich grausam, wie sich da der Einzelne, von seinen Mitmenschen unhonoriert, zur Gänze aufgibt, die eigene Möglichkeit der Existenz schlußendlich noch in Frage stellt, in den Mahlrädern der Ökonomie des Pop vollkommen zerrieben wird. Denn hinter dem Traum des Pop steht noch immer die Bilanz der Abrechnung: Und die ist manifest, total, vernichtend.

Für was das alles? Für eine Titelstory in der Sounds, ein paar wohlwollende Worte: "Ist das Deutschlands neueste Hoffnung?" steht dort unter dem schlecht ausgeleuchtetem Bild. Ein halbes Jahr später war die Neue Deutsche Welle am Kochen, ein weiteres Jahr später war sie auch schon vorbei. Die Manager und großen Bosse, die einzigen, die am Geschäft verdienen, ziehen weiter zu noch unbeackerten Feldern, zu neuen Märkten. Es gibt da eine Band, die nennt sich Pop Will Eat Itself. Wie wahr!

Verschwende Deine Jugend ist, natürlich, einer dieser Retro-Filme, die hierzulande meist hoch im Kurs stehen, und er lehnt sich nonchalant an diese Tradition an: 23, Good-Bye Lenin haben's vorgemacht. Man sieht die frühen 80er vor sich und doch ist das irgendwie nur ein Bild der frühen 00er Jahre von den frühen 80er Jahren - warum auch immer, verbergen kann Verschwende Deine Jugend trotz allen Muffs alter Sparkassenfilialen, der da stellenweise sehr witzig etabliert wird, das nicht. Vielleicht, weil die Ikonografie etwas allzu beliebig ins Bild geschmissen wird? Hier eine Line Koks, dort eine "typische Frisur", dann noch ein allzu bekanntes Friedensposter an der Wand des Hippie-Mädchens, das, natürlich, vom Nato-Doppelbeschluß spricht. Alles ist da, nur verdichtet es sich nicht. Vielleicht ist das aber auch ein Vorteil, denn kitschig wird der Film ebenfalls nicht, und schon gar nicht nostalgisch-romantisch verklärend. Von besseren, schöneren, vergangenen, "irgendwie doch gar nicht so schlechten" Zeiten wird hier nicht schwadroniert, keine Florian-Illies-Kompatibilität. Das ist gut so, mir hat's gefallen.

#159 Immo

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Geschrieben 02. August 2003, 15:55

KAI RABE GEGEN DIE VATIKANKILLER | 30.07.2003 | DVD

Der deutsche Film im Siedepunkt zwischen Genre und Trash - meist geht das nicht allzu gut. Entweder man produziert ordentlichen Trash, das dann aber eigentlich schon fast unbeabsichtigt, oder aber man geht an das ganze affektiert und prätentiös ran, dann schafft man maximal belangloses Einerlei, zu gewollt, um Charme zu entwickeln, zu wenig gekonnt, um als Satire, Hommage oder einfach nur als gelungener Zeitvertreib bestehen zu können. Das Resultat solcher Kokettierereien nennt sich dann zum Beispiel Suck My Dick (ein nachgerade bodenloses Beispiel!), 666 - Trau keinem mit dem Du schläfst oder aber, in diesem Falle, Kai Rabe gegen die Vatikankiller, dessen relativ stilsicheres Plakat zumindest kein völliges Totalversagertum in Aussicht stellte. Ich sollte eines Besseren belehrt werden.

Man will Satire sein - und scheitert. Man will Wallace-Parodie sein - und scheitert nur noch mehr. Man will witzig sein - und bietet doch nur, inklusive großer Teile des Personals sogar, zotigen RTL- Samstag-Nacht Humor, aufgepumpt auf Kinogröße. Das kann natürlich nicht gut gehen, tut es folgerichtig auch nicht. Ödet ein Film so ungemein an, dass man dem Drang, einfach mal was anderes nebenher zu machen, kaum noch widerstehen kann (und es letzten Endes auch nicht konnte, mal E-Mails-Checken, mal kurz die regelmäßig besuchten Foren abklappern, etc.), dann ist das ein eindeutiges Zeichen.

Man kann dem Film indes vielleicht zugute halten, dass er, was interessant ist, trotz seines recht jungen Alters unglaublich alt wirkt. Er erzählt von einer seltsamen Zeit, kurz vor und nach dem Millenniums-Event, eine Zeit, in der Mirco Nontschew (oder wie der sich schreibt) der ganz große Renner war und man es an jeder Ecke "Das haben wir aber mal wieder gefickt eingeschädelt" witzeln hören konnte. Eigentlich ist das alles erst 3 Jahre her, aber das alles wirkt meilenweit, epochenweit weg. Ob's an mir liegt, oder ob sich, durch was auch immer, in der Tat soviel getan, soviel geändert, soviel verschoben hat - ich weiß es nicht.


#160 Immo

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Geschrieben 04. August 2003, 19:33

INTERSTELLA 5555 | 30.07.2003 | PRESSEVORFÜHRUNG

Ein Poptraum in einem Popuniversum: Alles ist Verfügungsmasse, alles wird in ein retro-chices ästhetisches Amalgam eingeschmolzen. Jedes Artefakt wird dankbar angenommen, eingefügt. Durch's Universum fliegen, Daft Punk hören. Und der eine von denen sieht ja aus wie Captain Future!

Zu Beginn Skepsis, dann Entspannung, schließlich meditatives Halluzinieren, zusammen mit dem Film. Kino als Wunschmaschine, Traumapparatur. Sicher nicht so avantgardistisch, wie man meinen könnte. Trotzdem aber ein schöner Ausblick in ein Kino, das sich noch als Installation (im Gegensatz zu bloßer Abspielmöglichkeit) denken darf.

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#161 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:07

"... machen wir weiter wie bisher!"
-Blumfeld

31. JULI | TERMINATOR 3 | UFA PALAST KOSMOS
Jeder Terminator-Film ist irgendwie so ein Stimmungsbarometer: Wie hält's der Mensch mit seinen Maschinen? Sowas braucht Zeit, die Diskurse müssen sich fortstricken und entwickeln, also nur jede Dekade ein Film. Das macht Sinn.

Für mich war der dritte Terminator so ein kleines bißchen Wundertüten-Jungskino: Viel drin zum Kaputtmachen! Und kaputt wird viel gemacht: Eine ungekannte Materialschlacht wird da ausgefochten. Und Arnie mittendrin. Das ist etwas wehmütig nostalgisch, denn solche Materialschlachten gibt's heute kaum noch. Machen alles die Cousins und Cousinen vom Terminator, drüben in Silicon Valley. Das sieht meist wenig gut aus. Arnie indes, der sieht sehr gut aus (das eine oder andere Altersspeckfältchen übersehen wir bitte).

Unterm Strich: Gutes Actionkino. Ein würdiger dritter Teil. Ein schöner Abschied von vielerlei Liebgewonnenem. Ein letztes Aufbäumen. Wir sehen uns wieder zu Terminator 4, im Jahr 2019. Arnie vermutlich ausgenommen.


#162 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:11

01.08.2003 | BANANAS | VIDEO
Abends nichts zu tun, keine Lust auf anstrengende Kost. Hey, da liegt ja noch die Leihkassette von BANANAS rum. Also rein.

Beim zweitmaligem Sehen bewahrheitet sich hingegen, was sich beim ersten, durchaus amüsierten Sehen bereits andeutete: Dass man's, wie bei vielen frühen Allens, bei der einmaligen Sichtung eigentlich auch belassen kann. Dass die Gags, die nicht haften bleiben, es auch nicht wert sind und die anderen, an die man sich erinnert, den Charme eines zweimal erzählten Witzes entfalten.

Nun gut, war auch 'ne andere Zeit. An sich ist der Film nicht allzu schlecht.


#163 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:21

02.08.2003 | TRUE CRIME | DVD
Eastwood ist ein Regisseur, mit dem man allzu junge Filmfreunde vermutlich jagen kann: Relikt einer vergangenen Zeit des harten Männerkinos erzählt er seine Filme zumeist trocken, ohne großen Trubel. Meist gehen sie auch eher etwas unter, werden nur am Rande wahrgenommen. Dann im Vordergrund auch noch immer diese Erzählungen vom Altern, dass Lebenserfahrung und Altersklugheit sich nicht selten doch gegen jugendliche Agilität durchsetzen und das noch nicht mal so stinkig vorgetragen, wie man es eigentlich erwarten könnte. Eastwood liebt man vermutlich als kleines Kiddie, wenn es einem die Eltern gestatten, Filme wie FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR oder DER MANN AUS SAN FERNANDO im klobigen Betamaxx-Recorder anzusehen. Dann lässt man ihn lange Zeit liegen und entdeckt ihn erst Jahre später wieder. In der Jugend - Himmel, kling ich hier alt - ist in der Regel kein Platz für Eastwood.

TRUE CRIME ist ein schöner Film, der Eastwood einmal mehr beim Altern zusieht. Ein Mann, der nicht aufgibt, obwohl er doch so richtig gar keine Eigenschaft eines positiven Helden hat. Er hat sich halt irgendwie durchgeschlagen als Journalist, ist hier und da schon mal auf die Fresse geflogen und bumst natürlich die Frau seines Kollegen (die vom Chef, die hat er früher, vor dem Film). Und trotzdem ist mir dieser Ehebrecher und Säufer lieber als alle anderen Zahnpasta-Werbeplakat-Boys, die einem andernweitig als Held angedreht werden wollen.

Gewiss, der Film hat ein paar Probleme. Aber über die sehe ich geflissentlich hinweg. Ein alter Mann wie dieser Eastwood kommt auch mal aus der Puste. Soll ich ihm das nachtragen? Er weiß noch immer, wie's funktioniert. Der Film auch.


#164 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:28

08.08.03 | BLUE VELVET | VHS
Einmal Ohr und zurück, bitte!

Ein Film, der auch nach x-tem Mal Sehen nicht uninteressanter wird. Gesehen habe ich den Film diesmal vor allem auch unter Berücksichtigung der Lektüre dieser Auseinandersetzung zwischen so einem Professor und einem Filmkritiker in diesem "Bilder der Gewalt"-Band: Letzterer findet den Film unglaublich oberflächig und wenig durchdacht und wenig reizvoll, erstgenannter sieht darin ein Meisterwerk der 80er Jahre. Interessant ist, wie sich der Film parallel auf beide Texte anwenden lässt. Oder umgekehrt.

"Now it's dark." - was für ein Ausspruch. Berechtigterweise heißt so auch ein anderes Tagebuch.


#165 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:32

09.08.2003 | MEN IN BLACK | VHS
Ein Film, vor dem ich mich immer gedrückt habe. Popcornscheiße, Mainstream-Flachwichs, was auch immer - die üblichen Allgemeinplätze halt.

Eigentlich ist der Film ganz witzig und ohne Zweifel unterhaltsam. Das Spiel zwischen Tommy Lee Jones und Will Smith ist lustig zu betrachten, die Special Effects knorke, ihr Einsatz durchdacht. Ob's dran liegen mag, dass der Mainstream im Kino in jüngster Zeit nochmal ein paar Stufen nach unten gestiegen ist, dass ich diesem Film mit ein bißchen Distanz so wohlwollend begegne? Ich weiß es ehrlich gesagt wirklich nicht. Letzten Endes hat MEN IN BLACK mich in erster Linie gelungen während eines ausgedehnten Frühstücks mit viel Kaffee und warmen Brötchen unterhalten.

Interessant aber, wie unheimlich alt mittlerweile der Soundtrack klingt, vor allem der Schlußsong. "Here come the Men in Black!" - so klingt heute irgendwie kein Stück Popmusik mehr. Irgendwie auch gut so.


#166 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:38

DER SCHUH DES MANITU | DVD
Noch so ein Film, vor dem ich mich bislang gedrückt habe. Diesmal mit Recht.

Ein Film, der irgendwie komplett an mir vorbeiinszeniert zu sein scheint, bei dem ich mir ernsthaft Gedanken mache um eine Nation, die diesem, ja noch nicht mal Blödsinn, sondern einfach nur unwitzigem Einerlei tatsächlich die Pole Position unter ihren eigenen Produktionen verliehen hat. Warum auch immer, ich kapier' es einfach nicht. Keiner der Witze zündet, man kann sich noch nicht mal über die dargebotene Beschränktheit der Witze amüsieren - da ist einfach nichts, was zum Lachen animiert. Weder die Gags an sich sind lustig, noch die Persiflage-Versuche, noch die kaum nennenswerte Handlung. Nichts zu machen, DER SCHUH DES MANITU ist genauso ein Stinkstiefel wie der Name schon suggeriert. Und das ist noch nichtmal borniertes Intellektuellengewichse.


#167 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 22:46

11.08.2003 | EUROPE - 99 EUROFILMS 2 | PRESSEVORFÜHRUNG
Gewollt schwere Kunstkost mit vereinzelten Lichtblicken. Leider aufgrund der marinierten Penetranz stellenweise kaum genießbar. Wenn das europäisches Kino der Vergangenheit und Zukunft vereinen soll, bleib ich in Zukunft bei amerikanischen Blockbustern.

Bei Quabecks "Ich hab Musik dabei" hatte ich aber in der Tat ein etwas mulmiges Gefühl im Wagen (EDIT: das ist so ein doller Verschreibseler, der bleibt drin, weil er so passt! :D ). Wer ist dieser Mann, der da einsteigt? Woher weiß er das alles? Was ist sein Ziel? Wo kommt er her? Und wie verschlägt es ihn ausgerechnet an jene Tankstelle? Alles nur Zufall? Paranoia at its best, für 99 Euro.

Bitte für die nächste Kompilation nicht nur sorgenschwere Künstlerseelen ansprechen, Danke!


#168 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 23:00

13.08.2003 | 7 BRÜDER | PRESSEVORFÜHRUNG
Sieben Brüder, alle in den Jahren rund um und im 2. Weltkrieg geboren, und ja, kein Mädchen dabei, erzählen jeder auf einem Stuhl - "...so und hier ist jetzt die Kamera, da sprechen Sie bitte rein!" - von ihrer Biografie, ihrer Geschichte, der Familie, dem Vater, der Mutter und von den anderen Brüdern. Läse man das in einer TV-Zeitschrift, man würde vermutlich nicht einschalten. Ich zumindest nicht. Und wer ginge dafür auch noch ins Kino? Ich wohl wirklich nicht. Kostenlos ist dann aber doch was anderes. Und es funktioniert!

Der Hintergrund ist tiefschwarz, die Stühle stehen auf einem schwarz-weißen Kachelboden, das schafft Raum für Tiefe und Konzentration. Und so lehnt man sich zurück und hört einfach zu, was es hier zu erzählen gibt. Zum Glück sind die Erzähler jeder für sich ganz eigene Charakter - sowohl was Köpfe als auch Wesen betrifft - und schnell hat man die Eigenarten der Einzelnen herausgekriegt, was für eine wohlig-vertraute Atmosphäre sorgt. Jeder legt einen anderen Humor zutage, jeder interpretiert einen Gegenstand etwas anders, jeder erinnert sich ein wenig verschoben: Die an sich höchst zweifelhafte Methode der Oral History wird da gleich auch noch - auf der Ebene der Montage - reflektiert. Es gibt nicht die eine Wahrheit, an die sich Menschen nach 50 Jahren noch erinnern. Es gibt nur ein Konzert an Erinnerungen, die Wahrheit liegt im Verhältnis dieser miteinander.

SIEBEN BRÜDER ist spannendes Erzählkino im wahrsten Sinne. Historische Stationen - der Krieg, der Umgang mit den Juden auf dem Dorf, die Auseinandersetzung mit dem Vater nach dem Krieg, später dann, in den 60ern, wird der Benjamin unter den Sieben ein radikaler Linke usw. usf. - werden angeschnitten und abgehakt, Erzählstränge bilden sich heraus, einzelne Elemente kommen wieder: Die Mutter hatte sich doch immer einen Pastoren unter ihren 7 gewünscht. Wer aber wird es werden?

Irgendwie schade, wenn der Film vorbei ist. Eine wohltuende kleine Zeitreise, der man gerne weiterfolgen möchte. Sieben charismatische alte Männer, eine offenbar sehr entspannte und vertrauensvolle Situation, vor allem aber der resolute Humor und die Souveränität mit der diese Leute aus ihrer Großfamilie erzählen, schaffen ein kleines Dokument abseits des hektischen Kinogeschehens. Im Fernsehen wird sich dieser Effekt nicht einstellen, dieser Film braucht, trotz all der Reduktion in seinen Mitteln, das Kino als Erfahrungsort.


#169 Immo

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Geschrieben 24. September 2003, 23:07

13.08.2003 | BITTER MOON | VHS
Herr Polanski, was haben Sie sich dabei gedacht?

Sollte dies etwa einen Versuch darstellen, auf der Vermischung von Sex'n'Crime und dann noch ein bißchen Text auf der Erotikthriller-Welle der frühen Neunziger mitzureiten, mit etwas Greenaway'scher Lust an der Dekadenz vermischt, vielleicht?

Wie auch immer - es hat nicht geklappt. Ging bodenlos daneben. Unsagbar dämlich. Und vor allem hochgradig peinlich. Gerade was die Inszenierung von Erotik anbelangt. Das mit der Sahne auf den Titten - unterste Altherren-Schublade. Und dann noch Hugh Grant in dieser mittelschweren Katastrophe, als wäre er ein schwules Meerschweinchen mit Lockenwickler im Anus, so läuft er aufgeregt mit rotem Kopf durch die Szenerie. Kurzum, eine Zumutung.

Man muss fast sagen: Gottlob, dass die Nazis den Szpilmann jagten. Polanski wäre sonst aus dem Loch der Neunziger wohl nie mehr hervorgekrochen, sondern wäre im schwitzigen, gelangweilten Genrekino stecken geblieben.


#170 Immo

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Geschrieben 27. September 2003, 14:06

14.08.2003 | SCHOTTER WIE HEU | PRESSEVORFÜHRUNG
In Gammesfeld, irgendwo im Schwäbischen, gehen die Uhren anders. Nämlich analog. Digitales ist hier, zumindest in der örtlichen Raiffeisenbank, nicht erwünscht. Deswegen ist Gammesfeld auch so berühmt! Der alte Betreiber der Bank, Fritz Vogt, war schon Gegenstand zahlreicher verwunderter Zeitungsartikel und sogar schon mal, spätabends, beim Kerner im TV. Da hat er sich aber zusammengerissen und nicht so arg geschwäbelt wie in diesem Film. Die einzige Bank Deutschlands, die noch komplett ohne Computer funktioniert - das macht Gammesfeld zur Attraktion. Und die Bewohner des Dorfes wollen ihre Bank auch gar nicht anders: Man kennt sie eben von Kleinauf so, eine Computerisierung bedeutete allein schon durch die Anschaffungs- und Umstellungskosten den Tod für die kleine Filiale. Dem Vogt, dem vertraue man eben, mehr jedenfalls als einer digitalen, unpersönlichen Maschine und so ganz will man sich dem raffenden Kapital eben auch nicht hingeben. Da schwingt man dann schon fast bedenkliche Provinzrenitenz mit. Sogar ein Mehr an Zinsen ist bei analoger Buchführung möglich, den Schwaben freut's.

Ein kleines Kamerateam beobachtet den renitenten Senioren. Er wolle nicht noch einmal als Freak zwischen Kuhstall und Finanzbuchung dargestellt werden, heißt es zumindest in den Begleitmaterialien zum Film. Die Tatsache, dass eine der beiden Filmemacherinnen als aus der Umgebung Stammende den Dialekt noch recht gut beherrscht, schafft Vertrauen, wenngleich sie in der 500-Seelen-Gemeinde nie ganz das Fremde verlieren. Schnell wird obendrein klar: Es geht nicht allein um das Kuriosum der noch immer analog geführten Bank, es geht vielmehr um ein Portrait der Befindlichkeiten und der Zeit. Denn überall in Gammesfeld lassen sich bereits Zeichen eines Wandels entdecken: Der lokale Schweinebauer präsentiert stolz sein komplett vom Computer gemanagte Stallsäuberung. Wo man früher Stunden lang bei dicker Luft den Buckel krumm machen musste, drückt man nun, fernab von Schiss und Jauche, nur noch ein paar Knöpfe und lässt den guten Freund aus Silicon Valley den Rest der Arbeit verrichten. Die Jugendlichen im Dorf engagieren sich kaum noch ehrenamtlich in Sportverein oder Feuerwehr. Wer eines Tages, wenn der Alte nicht mehr kann, die Bank übernehmen soll, ist ebenso unklar - eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Und der Euro steht auch vor der Tür. Der 11.September findet während den Dreharbeiten statt: Er reicht gerade mal für ein paar kurze Statements, einen Tag lang ist man perplex, die Stimmung im Dorf gedämpft. Aber New York ist weit weg von Gammesfeld, in jeder Hinsicht. Wie könnte man das besser ausdrücken als mit dem Bild des Stammtisches, der am Abend still bei einem Bier vor sich hin brütet, im Hintergrund Udo Jürgens: "Ich war noch niemals in New York, ich war noch niemals in Hawai ...". Dieser Moment grenzt schon an surrealer Komik. Wenn das Vorangegangene nicht so tragisch wäre.

Zum Freak wurde Vogt nicht noch einmal degradiert. Dafür ist der Film schon viel zu sehr auf Sympathie mit dem Gegenstand aus. Die typisch tappsige Musik des Baiuwaren Haintling, den man "lang scho nimmer g'sehn" hat, unterstreicht die provinzielle Beschaulichkeit, vor allem wenn sie einen dieser alten Landwirte begleitet, die man in jedem Dorf dieser Größenordnung wohl zu jeder Tageszeit in irgendeiner Straße sehen kann, wie sie im Blaumann eine Schubkarre wohin auch immer schieben. Man ist, dies ist in der Tat eigentlich ein Problem, schon fast zu sehr dem klassischen Authentizitätsanspruch der Dokumentation verpflichtet und belässt es bei dem Abfilmen äußerer Phänomene und montiert diese stimmig zusammen. Schon allein Vogts irgendwie ja wirklich sympathischer Modernentrotz scheint diese Vorgehensweise nahezulegen. Warum aber die Jugend, wenn auch unbewusst, die Flucht antritt - entweder sieht man kleine Kinder, die sich im landwirtschaftlichen Idyll noch wohl fühlen, oder aber schwäbelnde Twens, für die es offenbar nur einen einzigen Wunsch gibt: ein eigenes Auto - davon erzählt der Film nicht. Er verschweigt es geradezu. Welche Kommunikationskanäle hinter den Fassaden der Fachwerkhäuser regelmäßig heißlaufen, deutet er nur an: Da scheinen ganz eigene Machtgefüge zu existieren, das graue Eminententum ist in derart unanonymisierten Welten, man weiß das ja, noch stark am Werkeln. Ein Blick hinter die Kulissen jenseits bloßer Beschaulichkeit hätte dem Film gut getan. Vogt selbst ist immerhin ehrlich: Man solle erst gar nicht glauben, dass man hier in einer Idylle lebe. Regelmäßig würden Ehen geschieden - wenn man sieht, welchem Brunftverhalten die Filmemacherinnen oft gegenüber stehen, möchte man eigentlich auch behauten zu wissen, warum - und eine hohe Selbstmordrate gäbe es hier auch. Letzteres wird nur widerwillig zugegeben und ist auch eher Gegenstand von Witzeleien nach dem 11.September: Hier hätte man ja auch seine Selbstmord-Terroristen. Nun ja.

Als Dokument von Umbruchszeiten ist der Film gewiss sehr wertvoll, gewissermaßen bot sich mit dem Soziotop Gammesfeld die letzte Möglichkeit, die analoge Ära in der Geschichtsschreibung der Peripherie in der Bundesrepublik für die Vergangenheit festzuhalten. Doch der Blick in eine andere Welt löst dann doch eher, analog zum provinziellen, urbanen Trotz aus: Nach dem Film erstmal ins Starbucks nebenan, einen schönen Cappucino trinken. Und dann vielleicht noch ins Internetcafé, vielleicht hab' ich ja 'ne E-Mail. Geliebtes Berlin.


#171 Immo

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Geschrieben 27. September 2003, 14:35

14.08.2003 | DIE INVASION DER BARBAREN | PRESSEVORFÜHRUNG
Ein seltsamer Film, irgendwie. So jenseits dessen, was man sonst so zu sehen bekommt. Die Fortsetzung eines Arthouse-Films von vor zig Jahren - Der Untergang des Amerikanischen Imperiums - mit sogar den gleichen Darstellern und Personen. Nicht nur das ist seltsam, auch der Film selbst: Wann erzählt ein Film schon mal von einem erfüllten Leben, auf das man zurückblicken kann? Wann hat ein Film so hemmungslos viel Sympathie mit einem Menschen, der zeit seines Lebens gefressen und ehegebrochen hat, in den Sechzigern Maoist gewesen ist und als Professor seine Anstellung deswegen verloren hat, weil er einfach nicht von den jungen Studentinnen lassen konnte? Und wann hat ein Film schon mal einen dicken Krebskranken, der sich seine letzten Tage mit Heroinrauchen versüsst, gezeigt, der noch immer, kraft seines Intellekts, auf Frauen anziehend wirkt? Eben.

Schwer, was zu dem Film zu schreiben. Ich habe ihn sehr gemocht. Nicht, weil das jetzt alles so sehr anders ist und man danach dieses immer leicht stupide klingende "endlich mal nich' so'n Actionfilm" von sich lassen kann. Sondern weil er durch und durch von einer schönen Wehmut durchzogen war, mit der man abends Rotwein trinkt und zurückblickt. Auf Stärken und Schwächen, Erfolge und Mißerfolge. Weil er seine Figuren so liebevoll zeichnet und einer Epoche - der des europäischen Intellektuellen, jenseits verknöcherten Abstinenzlertum (und das, obwohl es ja um Kanada geht!) - nachweint, die offenbar endgültig, zumindest mit dem Tod des Vaters, Professoren, Freundes, zuende geht. Ich mag es, wenn die Lust am Leben, die Liebe zum Leben im Vordergrund steht. Noch mehr mag ich das, wenn rührseliger Kitsch vermieden wird. Ein Liebeslied auf die Lust des Fleisches und die Lust des Intellekts. Ganz ohne elitär zu wirken, mon Dieu!

Ein kleiner Film, den man heimlich unheimlich liebhaben kann.


#172 Immo

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Geschrieben 27. September 2003, 15:52

14.08.2003 | DIE RÜCKKEHR DES KING KONG | VHS
Fürs Abendbrot schnellen Trash: Schnell runterkurbelt, schnell gekuckt und schnell vergessen. Hat Spaß gemacht, weiß aber nicht mehr wieso. Das Affenkostüm war lächerlich und erfüllte seinen Zweck. Manche kaiju eiga machen sehr viel Spaß.


#173 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 01:06

15.08.2003 | DER STUDENT VON PRAG | VHS
Ausflug in die frühste Zeit des deutsch-expressionistischen, aber auch gruseligen Kinos: In den meisten Anthologien wird dieser Film als "Gründungsfilm" des Horrorkinos angesehen, der zumindest aber den Weg wies. Der Kaffee ist warm, genau wie auch die Brötchen vom Bäcker, also rein damit zum Frühstücksgelage.

Heutzutage vermag DER STUDENT gewiss keine Gänsehaut mehr zu evozieren. Interessant hingegen ist er schon. Wie sehr doch der fahrende Geselle, der das ganze Unglück ins Rollen bringt, doch antisemitischen Klischees entspricht! Man darf wohl davon ausgehen, dass in der zeitgenössischen Rezeption das krumm gebaute Figürchen als "Jud'" erkannt wurde und einmal mehr als unheilbringend verstanden wurde. Soweit dazu.

Auf der anderen Seite ist DER STUDENT aber auch ganz nett anzuschauen. Die Tricksereien mit Kamera und Doppelbeleuchtung sind gelungen, die Geschichte verliert sich auch - ein Problem, das ich oft mit allzu alten Stummfilme habe - nicht vollständig im Anhäufen von Gebärde auf Gebärde, sondern erzählt sich recht flott und, ja, auch spannend. Und einige Szenen - etwa, wenn der Student dazu verdammt ist, stets erfolglos seinem Doppelgänger hinterherzuhetzen, der immer wieder in seinem Namen Unheil begeht - sind sogar richtig dramatisch geraten.

Alles in allem: Ein runder Stummfilm, der nicht nur bloß aufgrund archäologischen Interesses ansehbar ist.


#174 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 01:18

15.08.2003 | GODZILLAS TODESPRANKE | VHS
Godzilla heißt in diesem Film eigentlich ganz anders, hab vergessen wie, ist auch egal. Er hat ein lustiges Horn auf der Nase und wohnt seit Neuestem in Korea. Dort wurde der Film auch produziert. Lieber dreist geklaut als schlecht selbst ausgedacht.

Der Film ist ein Jammerspiel. Zunächst mal scheint das deutsche Filmmaterial nur noch rudimentär erhalten zu sein. Grob ausgefranztes Material an den Rollenenden sorgt für freudige Desorientierung zu jedem Rollenwechsel. Der Schluß ist vollkommen dahin, es flackert hastig auf, noch ein paar fleckige Bilder, irgendwer sagt noch was, man versteht's nicht - FIN. Öhömm?

Auch an sich will der Film nicht so recht zu Potte kommen. Die Story ist unheimlich öde und das Monster langweilig. Außerdem hält es sich stundenlang an so einem blöden Industriegelände auf und weigert sich in Folge partout, auch nur noch ein Stück Metropole zu verwüsten. Dafür aber säuft's die ganze Zeit Altöl. Das mag für das Vieh ein tolles Erlebnis sein, für den Zuschauer ist das aber wenig abendfüllend. Eine dumme Krampe, die man eh besser früher als später ins Altöl gestoßen hätte, kommt dann auf die Idee, wie man sich des Viehs entledigen kann. Ab und an springt die Montage auch im Sekundentakt zwischen Tag und Nacht - immer wieder gerne gesehen, so ein solides Handwerk. Ed Wood hat wenigstens Kunst draus gemacht.

Dass ein Film billig produziert wurde ist verzeihlich - sowas kann man mit etwas Geschickt wieder wett machen. Dass ein Monsterfilm aber sein Vieh fast das gesamte letzte Drittel nur blöde schwanzwackelnderweise zwischen zwei Model-Ölsilos drappiert und darauf hofft, dass das irgendwer ansatzweise geil und aufregend findet, das lässt handgreifliche Gewalt gegenüber seinem Macher - witzigerweise heißt er Kim Ki-Duk - fast schon als legitime Option erscheinen.


#175 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 01:25

15.08.2003 | FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR | DVD
Schönes Meisterwerk, immer wieder gern. Zum ersten Mal Original gesehen, Clint Eastwood hat eine irgendwie nicht wirklich passende Stimme, finde ich. Gibt dem ganzen schon wieder ein etwas ironische Konnotation, entpuppt sich aber als gar nicht mal das schlechteste. Schön auch, wie der Film als kritische Parabel auf die Marktwirtschaft gelesen werden kann. Der olle Salon-Marxist Drehli Robnik hat dazu einen sehr schönen Text geschrieben, bei entsprechender Lust und Laune doch bitte einfach dort nachlesen.


#176 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 15:32

15.08.2003 | GOZU | CINEMAX POTSDAMER PLATZ
Ich hab's ja schon oft gesagt: "Ein Film von Takashi Miike ist wie eine Pralinenschachtel! Man weiß nie, was man bekommt!" Sicher ist bloß: Durchschnittlich, bloß behäbig wird es nie. Entweder der Film ist grandios genial oder grandios langweilig. Mittelwege sind Miikes Sache nicht.

GOZU verwirrt. GOZU amüsiert. GOZU ist wild. GOZU ist lange nicht das Splatterfest, das sich wohl viele Nerds, die nach dem Film mit etwas langen Gesichtern den Saal verließen, erhofft hatten. Wie langweilig wäre das doch, gäbe es jedes Jahr auf dem Fantasy Filmfest ein Gebolze im Stil eines ICHI.

Vielleicht hat Miike mit GOZU ja wirklich seinen ganz persönlichen ERASERHEAD abgeliefert. Ich würde dies bejahen wollen. Vielleicht lacht Miike uns auch nur aus, das letzte Bild des Films ließe darauf schließen. Möglich wär's, aber diese Option langweilte mich zu Tode. Das hört man doch immer, diesen Mythos vom in sich rein lachenden Regiseeur, sobald ein Film etwas schwierig ist. Da wird eigene Dummheit oft mit vermeintlich souveräner Weitsicht gleichgesetzt.

Was GOZU nun aber will? Ich weiß es nicht wirklich. Ein paar Ansätze hätte ich, andernweitig hatte ich die schon mal niedergeschrieben. Ob sie "richtig" sind? Wer weiß das schon. Vielleicht. Vielleicht nicht. Wen kümmert's eh?

Ein oft schwieriger, häufiger aber berauschender Film.


#177 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 15:37

16.08.2003 | O BROTHER WHERE ART THOU? | DVD
Schöner Film, immer wieder gern. Anstatt selbst viel Kluges zu radebrechten, überlasse ich dem Herrn Seeßlen das Wort, der damals eine sehr schöne Kritik zum Film schrieb.

Und nie sah Clooney besser aus, by the way. Die Abteilung mit Haarpflegemitteln in der Drogerie um die Ecke erlangt in Folge bislang nicht gekannte Attraktivität.


#178 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 20:37

16.08.2003 | HOUSE OF 1000 CORPSES | CINEMAX POTSDAMER PLATZ
Mit jeder Einstellung atmet dieser Film die Leidenschaft seines Machers für die Americana des Horrorfilms und der späteren Rock'n'Roll-Culture. Die Bilder wurden vollgestopft mit Zeichen, Zeichen und noch mehr Zeichen, bis der Bildkader förmlich zu platzen droht. Wo nur anfangen? Bei den farbenfrohen Bildern? Den liebevollen Requisiten? Den Darstellern, den man den Spaß bei den Dreharbeiten zu jeder Sekunde ansieht? Dieser wahnwitzigen Story? Der irren, durchgeknallten, keinen Regeln zu gehorchen scheinenden Montage? Keine Chance, immer müsste man zunächst auf anderes eingehen, Verbindungen herstellen, Hintergründe erläutern. Rob Zombie gelang mit diesem Herzensprojekt ein zwar an allen Ecken und Enden förmlich an sich selbst überquellendes Kunstwerk, doch gleichzeitig bildet es auch eine selten gesehene Einheit: Alles ist stimmig, alles an seinem Platz. Die Zeit wird zeigen: Mit diesem Film wurde ein kleines Werk für die Ewigkeit geschaffen. Groß!


#179 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 20:46

20.08.2003 | NICHT AUFLEGEN! | UCI KINOWELT FRIEDRICHSHAIN
Irgendwie ein seltsamer Film. Auf der einen Seite ist da dieser oft bis an die Grenze des Erträglichen spannende Film, ein Desperado im Kinobetrieb: Geringes Budget, die eine oder andere formale Spielerei, ausgebleichte Farben und eine gelungene Impression jenes schmierigen New Yorks der Upper West Town, in der Nähe des Times Square, von dessen seltsam urban-schmuddeligem Flair ich mich selbst erst vor kurzem überzeugen konnte. Solche Filme haben das Zeug zum Geheimtipp und zum "Mini-Klassiker".

Auf der anderen Seite dann ist NICHT AUFLEGEN stellenweise aber auch unheimlich mariniert - ein paar Bildverfremdungseffekte sehen aus wie "Knöpfchendrehen in Photoshop" - und seltsam wenig konzentriert oder überlegt (die Eröffnungssequenz mit diesem vollkommen sinnlosen Erzähler aus dem Off). Manchmal ist er auch einfach nur cheesy.

Ich würde ja eher sagen, dass mir der Film gefallen hat. Aber halt nur nicht so richtig. Der für meine Verhältnisse recht deplatzierte moralische Duktus, den der Film zudem hier und da an den Tag legte, tat noch sein übriges. Klassischer Fall von gutem Konzept auf dem Papier, aber nur wenig reflektierter Umsetzung.


#180 Immo

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Geschrieben 28. September 2003, 20:54

23.08.2003 | SPACE COWBOYS | VHS
Nochmal Eastwood, nochmal Altsein. Diesmal fliegt Eastwood mit einer ganzen Truppe alter Haudegen in den Weltraum, um dort einen alten Satelliten der Russen zu reparieren. In jungen Jahren - noch vor dem Zeitalter der Raumfahrt - war diese Truppe um den verdienten Flug ins All betrogen worden, doch diesmal gilt's.

Charmant gaunern sich die Senioren - eine richtig illustre Clique hat Eastwood da um sich geschart - dann durch's Training und zeigen den Jungspunden später im All, was eine Harke ist. Das macht Spaß und Laune, auch wenn soviel ausgelassene Stimmung einem Eastwood eigentlich gar nicht sonderlich steht. Immerhin wird's zum Ende hin nochmal richtig dramatisch, ein starkes Schlußbild einer im nachhinein dann doch noch erfüllten Biografie bekommt man obendrein serviert.

Ein beschwingter Film, der gute Laune macht. Nicht viel mehr. Ideal somit für ein ausgedehntes Frühstück im Bett.






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