MICHAEL BAY'S TEXAS CHAINSAW MASSACRE
(The Texas Chainsaw Massacre, USA 2003, Marcus Nispel)
DVD
***
Ich muss zugebeben, nicht unvoreingenommen an diesen Film rangegangen zu sein. Das lag aber weder am deutschen Titel (denn der Bierdosen-Actioner BAD BOYS 2 versöhnte mich zuletzt wieder mit Herrn Bay) noch an der Tatsache, dass es hier um ein Remake von einem meiner All-Time-Favourites handelt (denn DAWN OF THE DEAD ging ja auch klar), sondern schlicht und ergreifend am Trailer. Und leider haben sich all meine bei Sichtung desselbigen aufgekommenen Befürchtungen bestätigt.
Nun ist dies im Grunde kein schlechter Film, doch habe ich persönlich hier wie auch bei 95% des sonstigen aktuellen Horror-Ausstoßes das Problem, dass mir so ziemlich alle Bestandsteile, die heute im Genre Standart sind, so dermaßen auf die Eier gehen, dass ich schon nach wenigen Minuten das Interesse verliere. Und auch hier wieder: nervige Teenie/Twen-Akteure (Leute, seht's ein: jeder Dorftrottel besucht heutzutage Coffee-Shops und Muckibuden. Ihr seid verdammt noch mal NICHT cool!), die üblichen Bluffs und vor allem die ewig gleiche Tonkulisse inklusive der ach so bedrückenden Bläser. Sorry, aber da hab ich kein Bock mehr drauf!
Aber auch ungeachtet persönlicher Ressentiments wage ich mal zu behaupten, dass das hier nur durchschnittliche und gewöhnliche Kost ist. Der Kollege, der mir die DVD hier lieh, meinte zwar (sinngemäß): "Ey, so was haste noch nicht gesehen, voll kranke Ideen und außerdem auch noch Splatter-Effekte!", doch erstens kann ich mir, wenn ich will, jeden Tag SADO oder CANNIBAL HOLOCAUST reinziehen und zweitens sind ja dank HANNIBAL mittlerweile selbst 50jährige Hausfrauen an derartige Sickos gewöhnt. Ergo: nix neues an der Teenager-in-Angst-Front.
Bitte nicht falsch verstehen: sooo schlecht fand ich den eigentlich gar nicht. Er ist zumindest hübsch blutig und mit einem gut auflegten Lee Ermey (von dem in dieser Version wesentlich mehr Horror ausgeht als von Leatherface) gesegnet. Jessica Biel indes kauft hier zwar kein Schwanz ihre Vergangenheit als schwer erziehbares Heimkind ab, aber da ich auch nur ein Mann bin, würde ich sie dennoch zu den Pluspunkten dieses Streifens zählen.

Doch reichen letztere IMO höchstens, um ihn im oberen Mittelfeld anzusiedeln. Von der Intensität des hooperschen Originals ist das hier so weit entfernt wie Texas vom Teutoburger Wald (und TCM '74 hat auch noch weit weniger Leerlauf als 2004er... peinlich, peinlich!).
AM RANDE DER NACHT
(Tchao Pantin, F 1983, Claude Berri)
TV
****
Der zweite Film an diesem Abend, bei dem mein Urteil schon in den ersten Minuten feststand. Nur fiel es hier ganz es anders aus. Die von den meisten Menschen als eher weniger schön empfundenen Ecken der Großstadt in den frühen Morgenstunden üben auf mich nämlich schon seit je her eine eigenartige Faszination aus und mein Faible für Selbstjustiz-Streifen hatte ich ja schon in früheren FTB-Einträgen dezent angedeutet. Jep, passt! Wobei das hier kein stupider Gewaltklopper ist, sondern viel mehr ein melancholisches, atmosphärisch ungemein dichtes Thrillerdrama, das vor allem von seinem grandiosen Hauptdarsteller lebt. Und der als Komiker bekannt gewordene Coluche als heruntergekommener, versoffener Ex-Bulle und Tankwart ist hier wahrlich 'ne Wucht! Können die Franzosen überhaupt schlechte Kriminalfilme machen?