The retina of the mind's eye
#151
Geschrieben 07. April 2004, 08:24
Herrliche Gurke! Dem Film sieht man seine Entstehungszeit an allen Ecken und Ende an. Dieser unfassbar dämliche Humor, der (oft nur angedeutete) Splatter, die Darsteller ... allles noch sehr von der 80er-Jahre-Ästehtik beeinflusst.
"Das ist eine lange Geschichte ... du willst sie nicht hören und ich will sie nicht erzählen."
Kritik
maX
#152
Geschrieben 10. April 2004, 08:28
#153
Geschrieben 10. April 2004, 08:30
Juchuuu! Ich durfte bei einer cineastischen Defloration dabei sein! Oder war's ne cineastische Vergewaltigung?
maX
#154
Geschrieben 10. April 2004, 08:34
Das nenne ich mal eine huldigende und geniale Wiederaufnahme eines alten Filmstoffs. Man merkt dem Film förmlich an, welchen Spaß der alte Lewis gehabt haben muss, als er seine Ideen (Gehirnextraktion mittels eines Korkenziehers durchs Ohr) endlich einmal ordentlich finanziert umsetzen konnte. Und dann diese running gags ... das ist echt ain absoluter Party-Film!
So viel Sex, Crime und Fun habe ich schon lange nicht mehr auf die Netzhaut bekommen!
#155
Geschrieben 12. April 2004, 08:20
wusste nicht, dass WoKi "Wohnzimmerkino" bedeutet. So einen kleinen Vorführsaal habe ich seit der legendären "Gondel 13" (Ufa Köln) nicht mehr gesehen. Na ja, hat zum Film gepasst, denn der war leider schade
maX
#156
Geschrieben 15. April 2004, 06:50
Der wohl katholischste Film Scorseses ... und dabei völlig unaufdringlich. Immer wieder wundervoll!
maX
#157
Geschrieben 15. April 2004, 06:58
Vorsicht! Spoiler.
Hätte ich nicht mit gerechnet, dass die erzwungene Zweiteilung eines Films tatsächlich zwei Filme ergeben würde. Aber Pt. 2 ist wirklich sehr anders als sein "Prequel": Wenig Splatter, Wenig Schwertkampf, viel Dialoge, viel Western.
Natürlich ist alles wieder angereichert mit Genre-Zitaten und ironischen Verdopplungen. Besonders der Soundtrack tut sich hier hervor. Meine Lieblingssequenz ist allerding dann doch wieder eine Hommage an die Shaw Bros.: Die Ausbildung der Braut bei "Alt"-Meister Pei Mei (nebst der auch von mir schnell erlernten "Five Finger Point Heart Explode"-Technik! Also Vorsicht! )
Was nehmen wir noch mit nach Hause?
1. Das Wissen um die ominöse Augenklappe ... und warum man immer eine zweite dabeihaben sollte
2. Dass der Tod (und die Beerdigung) nicht unbedingt das Ende bedeuten müssen.
3. Dass Uma Thurmans Mandarin "disgusting" ist.
4. Dass man sich jeden Schritt genau überlegen sollte (vor allem den fünften!)
Ganz hervorragender Film ...
maX
#158
Geschrieben 18. April 2004, 06:50
Den Film hatte ich als Kind zuletzt gesehen und war erschreckt, wie wahr die Märchen mit den bösen Stiefmüttern sein kann. Tja, und jetzt gucke ich den noch mal und bin erstaunt darüber, wie nachtragend man sein kann. Jungejunge, die die Autorin da ihre Pflegemutter in die Pfanne haut! Und dann der Schlusssatz bei der Testamentseröffnung, als die Tochter leer ausgeht: "Hat sie wirklich das letzte Wort?"
Ach ja: Ich habe selten eine so gute schauspielerische Leistung wie die von Faye Dunaway in diesem Film gesehen. Echt superklasse!
maX
#159
Geschrieben 18. April 2004, 07:00
Den kannte ich noch nicht. Zählt zwar nicht unbedingt zu Hughes Glanzleistungen aus der Zeit (Breakfast Club, Ferris Bueller'd Day off ), ist doch aber sehr um politische Reflexion bemüht: wie da im Schulunterricht die "Unterschiede zwischen Nato und Warschauer Pakt und Kapitalismus und Kommunismus" erörtert werden, die der Film dann in seine eigene Soziosphäre als "Jugendgefühl", zwischen arm und reich eingeklemmt zu sein spiegelt, ist schon eine Leistung für dieses Genre.
Die Story war zwar (aus heutiger - erwachsener Sicht- etwas zu fahl. Die Musik (OMD - If you Leave ) konnte den Film dann etwas puschen und auch die Schauspieler waren nicht schlecht: Molly guckt die ganze Zeit leicht beleidigt (worauf ich ja stehe), James Spader superarrogant (das hat er dann auf seichtere Weise in Sex, Lies and Videotapes drei Jahre später wiederholt) und Jon Cryer, der in diesem Film ein absolutes "80s-Original" ist, ist schon den einen oder anderen Lacher wert (allein seine Tanz-Performance im Plattenladen).
Naja, die DVD hätte es aber trotzdem nicht gebraucht ... war aber billich.
maX
#160
Geschrieben 19. April 2004, 06:10
Früher Haneke-Film, der die Richtung, in der Haneke Literatur adaptiert, bereits andeutet. Die Visionen seines drogensüchtigen Protagonisten werden für den Zuschauer unmerklich in Bilder gezwängt, die in perfektem Anschluss an vorangegangene Szenen stehen, jedoch schnell einen "Wirklichkeitsbruch" erleiden.
Beklemmende Atmosphäre, wenig Worte, lange Einstellungen und Dialoge, die mehrdeutiger in all ihrer Höflichkeit gar nicht sein könnten. Unangenehm ... aber leider auch etwas arg künstlich.
maX
#161
Geschrieben 19. April 2004, 06:14
Also ich meine, da hat der gute C. Lee sich ganz schön verhoben. Der Film ist sperrig, seine Atmosphäre zwar seltsam aber eben nicht so befremdlich, dass man in ihr aufgehen könnte. Was aber viel schlimmer wiegt: Der Film ist einfach stink-langweilig!
maX
#162
Geschrieben 27. April 2004, 07:40
Mit der Verbindung von Bildern und Sprache ist das so eine Sache: Das eine lässt sich nicht ins andere Übersetzen, ohne, dass etwas wegfällt oder hinzukommt. So muss jeder gelungene Versuch, für die eigenen oder fremden Worte Bilder zu finden auch notwendigerweise in Vieldeutigkeiten münden. Jemand, der "gute Bilder" findet, schafft es dann vielleicht, diese Vieldeutigkeiten wenigstens zu lenken.
In Werner Herzogs Dokumentarfilmen taucht dieses Problem immer wieder auf. Da finden mehrfache Übersetzungsprozesse statt: Ein vergangenes Erlebnis wird erzählt, dann bebildert und schließlich wieder mit einem Sprachkommentar versehen. Herzog macht aus der Polysemie, die dabei entsteht, ein Programm: Die vergangenen Erlebnisse seiner Protagonisten sind oftmals ein Schlüssel, mit dem er seine eigene Weltsicht kodiert. Da wird ein wochenlanger Marsch durch den Dschungel ("Little Dieter needs to Fly", "Julianes Sturz in den Dschungel") zu einer Beschreibung von "Extrem-Wandern als/ans Lebensziel" oder die Fassungslosigkeit von Sprachfindung ("How much wood would a woodchuck chuck", "Land des Schweigens und der Dunkelheit") zu einer Bankrotterklärung von Sprache überhaupt ... "Die Menschheit braucht zum Überleben Bilder", sagt Herzog.
In Gasherbrum begleitet er den Bergsteiger Reinhold Messner, der hintereinander zwei Achttausender besteigen will. Herzog, sonst für jedes Abenteuer zu haben, folgt ihm nicht, sondern bleibt in der Basisstation. Und so handeln die 45 Minuten des Films dann auch weniger von den artistischen/akrobatischen Bemühungen Messners als von dessen verzweifelter Suche nach Worten, seine unsinnige Passion "Bergsteigen" verstehbar zu machen. Herzog versucht es zunächst mit Analogie ("Eine Art Wahnsinn?", "Todessehnsucht?") um dann schließlich auf den existenziellen Kern der Sache zu stoßen: Messner hat vor ein paar Jahren bei einer Expedition den eigenen Bruder verloren. Auf die Frage Herzogs, wie er es nach der Rückkehr der Mutter erklärt habe, bricht Messner in Tränen aus. Über die Sezene ist viel gesagt und geschrieben worden und Herzog selbst hat immer wieder erklärt, wie wichtig er und Messner es gefunden haben, dass diese ca. 3 Minuten schweigendes Schluchzen mit bewegungsloser Kamera eingefangen in den Film hinein mussten.
Der Grund scheint mir jedoch ein anderer als allein der der Authentizität zu sein: Es gibt keine Worte, welche existenzielle Extremsituationen zu beschreiben vermögen. Zu diesen gehört nicht nur, den Berg hinaufzusteigen (was Messner ganz folgerichtig damit vergleicht, dass er unsichtbare Schriftzeichen "an der Wand" zeichnet, die er besteigt), sondern auch, was man jedes Mal oben lässt und was nicht mehr da ist, wenn man den Berg wieder hinabsteigt. Anfangs sind dies nur fehlende Zehen (Messner hat nach all seinen Expeditionen nur noch insg. 4 Zehen), dann ist es die Vernunft (es wird immer wieder von wahnsinnig gewordenen berichtet) und schließlich ist es das Leben selbst, dass sich im Prozess des Bergsteigens verausgabt und verbraucht.
Die Erklärungsversuche Messners (und auch die Fragen Herzogs) werden angesichts der Herausforderung immer hilfloser - die Bilder des Films jedoch immer bedeutungsschwerer: Wortlose, mit der Musik Popol Vuhs unterlegte Panorama-Aufnahmen, in der sich Messner und sein Begleiter verlieren, zeitgeraffte Schneestürme und Wolkenjagden, die seltsam "unkitischig" über die Berge hinwegfegen - das sind die Bilder, die nach und nach die Sprache ersetzen. Und schließlich verwundert es nicht, als sich Messner und Herzog am Ende des Films einig sind, dass sie beide das selbe "Lebensziel" haben: Einfach gehen, immer weiter gehen, ohne Umkehr. In diesem Bild kulminiert der sisyphonische Wunsch des Bergsteigers Messner, für den jeder Aufstieg auch der erste Schritt in Richtung des Absteigs ist und der Herzogs, für den jede begonnene Erzählung/Dokumentierung auch schon der Anfang ihrer letzten Worte ist.
---
Als Herzog in den 1970er Jahren einen "verwandten" Bilderfinder entdeckt hat, den jungen Kunststudenten Errol Morris, hat er ihn ermutigt, einen Film zu drehen. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm Gates of Heaven - ein Film über Tierfriedhöfe und hinterbliebene Herrchen und Frauchen. Gleichzeitig eine Ode an die Fähigkeit interspeziezistischer Empathie und ein Soziogramm Amerikas ist der Film ein Meilenstein des Dokumentarfilms geworden. Herzog versprach Morris damals: "Wenn der Film je fertig wird, komme ich zurück und esse meine Schuhe!"
Der knapp zwanzigminütige Les Blank-Film "Werner Herzog eats his Shoe" ist Beleg dafür, dass Herzog sein Versprechen gehalten hat. Doch Herzog wäre nicht Herzog, wenn er das Versprechen um der reinen Gaudi willen gegeben und es nicht mit einem Programm unterfütter hätte. Und so wird das Schuhe-Kochen und -Essen von ihm mit einer "Message" versehen. Die eigentlich abstrusen Bilder stehen nun für den Preis, den man für das eigentlich Unmögliche erhält: Einen Film zu drehen ist eine titanische Leistung (darauf insistiert Herzog und hat es schon oft genug "am eigenen Leib" bewiesen) und gleichzeitig das notwendigste, dass die Menschheit braucht. "Denn ohne die richtigen Bilder", so Herzog, "sind wir zum Untergang verdammt."
Eigenartig, dass nun genau diese Bilder, die den Schuh-Essenden Herzog zeigen, zum Paradebeispiel für diese Notwendigkeit werden. Aber das Publikum der im Theater vorgeführten Schuhesserei und auch die anwesenden Journalisten schließen sich dem Programm Herzogs an. Und so wird er gefragt, wozu seine und andere Filme da sind, was er schon damals in Morris gesehen hat und warum ein Film wie "Gates of Heafen" so wichtig ist. Nicht gefragt wird er über die Zutaten seiner Schuh-Suppe und ob es denn schmeckt.
maX
#163
Geschrieben 01. Mai 2004, 11:44
(Igor martert den angeketteten Werwolf mit einem Elekro-Bullentreiber)
Dracula: "Warum quälst du es denn eigentlich so?"
Igor: "Weil ich es so gut kann!"
Ansonsten )
Meine Kritik.
maX
#164
Geschrieben 04. Mai 2004, 06:30
03.05.04: Color me Blood Red (DVD)
Damit ist "Color me Blood Red" nicht nur ein sehr reflektierter, sondern auch ehrlicher und vielleicht Lewis' persönlichster Film.
maX
#165
Geschrieben 05. Mai 2004, 14:31
#166
Geschrieben 07. Mai 2004, 07:10
Das Showbiz frisst seine Kinder ... und am liebsten die, die noch unschludig sind, weil sich Unschuld besser verkaufen lässt. Und ist dann noch ein Dokumentarist dabei, der sowohl die Kinder als auch das Verkaufen als auch die moralische Entrüstung inszenieren kann, dann verkauft sich das noch besser.
H. G. Lewis' Film "Scum of the Earth" erzählt von skrupellosen Nakcmodell- und Pornofotografen, die sich junge Mädchen an High Schools suchen und sie mit Geldversprechungen in ihr Fotostudio locken, wo sie zuerst nur keusche Aufnahmen machen. Vom geld angefixt, wollen die Mädchen schnell mehr. Mehr Geld gibt es aber nur für weniger Wäsche auf den Bildern. Und mit den einmal entstandenen Halbnacktbildern lassen sich die Mädels dann auch schnell zu Ganznacktbildern erpressen. Ein Teufelkreis, den irgendwann nur noch die Courage des Fotografen zu brechen im Stande ist.
"Scum of the Earth" steht in der Mitte einer Traditionslinie, an deren Anfang sich pseudo-entrüstete Filmchen wie "Die weiße Sklavin" (eines der Remakes soll schon Kafka in Rage versetzt haben) und an deren Ende sich solche Grotesken wie "Meet the Feebles" finden. Lewis' meint es auch nicht ganz Ernst mit seinem Sujet. Der Exploit-Charakter liegt dabei aber noch weniger auf dem "Nackte Haut unter dem Vorwand der Aufklärung zeigen", als in der Aufdeckung der Machenschaften dieses "Abschaums der Erde".
Na, der letzte Schwarz-Weiß-Film Lewis', bevor er sich mehr zu zeigen traut. Sozusagen ein "Vormärz"-Filmchen.
maX
#168
Geschrieben 08. Mai 2004, 18:41
Ach, diese Jugend. Kaum ist sie nicht beschäftigt, hat sie nichts als Flausen im Kopf. In "Just for the Hell of it" machen 8 Teenager eine Kleinstadt unsicher: Auf Parties randalieren sie und zerschlagen Möbel, sie fahren im Cabrio durch die Straßen und bespritzen Passanten mit Wasser, kleine Kinder nehmen sie aus dem Kinderwagen und stecken sie in Mülltonnen und Kranken, Baseball spielende Jungs erleichtern sie um ihre Keulen und Invaliden nehmen sie die Krücken weg.
Aber zum Glück gibt es einen, Doug, der sich dem Treiben entgegenstellt. Damit macht er sich bei den Marodierern natürlich nicht gerade beliebt. Dextor, der Anführer der Gang, beschließt daher, Doug eine Lektion zu erteilen: Er lässt seine Freundin vergewaltigen und töten. Das treibt Doug zum Äußersten ...
Die ungeheuerliche Scham- und Sittenlosigkeit der Teens in Lewis' Film wirkt aus der Distanz mehr als lächerlich. Mit Ausnahme von ein paar Handgreiflichkeiten und zum Ende hin auch der einen oder anderen Vergewaltigung, glaubt man, es mit den nicht mehr ganz so "kleinen Strolchen" zu tun zu haben.
Die Längen in dem Film sind nahezu unfassbar. Lewis' Kamerablick weidet sich schier endlos an den Zerstörungsorgien, Tanzeinlagen und Musikperformances. Überhaupt spielt Musik eine ganz wichtige Rolle beim Vorzeigen der Jugendverwahrlosung. Zu sozial-ethischer Desorientierung gehört auch wenigstens eine Schweineorgel und ein deliriöses Schlagzeugsolo.
Ein bitteres Portrait der 1968-Outcasts ...
maX
#170
Geschrieben 10. Mai 2004, 06:44
Was müssen das für Ängste gewesen sein, die der WASP kurz vor Ende der 60er Jahre auszustehen hatte? Nicht nur, dass die Jungen und Mädchen keinen Respekt mehr vor Autoritäten hatten, nein: Das neue Weltbild von Liberalität und Linkspolitismus schien auch noch zum doktrinären "Programm" zu werden und den Altvätern damit die Show zu stehlen. Darauf lässt sich doch keine Gesellschaft aufbauen.
Lewis nimmt seinen Zuschauern diese Ängste, indem er das Zwanghafte hinter der Zwanglosigkeit entbirgt. Die Motoradfahrerinnen sind in ihrer Emanzipation ja auch nichts anderes als Männer (welche sie wiederumg zu Frauen erklären: "All Men are Mothers!"). Sie liefern sich Schlägereien, versaute Initiationsrituale und gehen zur allabendlichen (Männer-)Fleischbeschau, um sich die fickbarsten von ihnen auszuwählen. Getreu dem Motto "Wer zweimal mit dem Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment", wird eine sich zarter Liebe hingebende Motoradschwester vor die Wahl gestellt: Entweder du schleifst deinen Lover hinter dir am Moped her, oder wir schleifen dich! Na, diesem Gruppendruck gibt die junge Dame dann auch zähneknirschend nach.
Womit diese Mannweiber jedoch nicht gerechnet haben, ist, dass Machismo und Patriarchat keine Rollen sind, die man einfach an- und ablegen kann, sondern eine gesellschaftlich-historische-betonierte Struktur im Denken. Und deshalb erscheinen dann auch recht bald die noch männlicheren Männer auf der Bildfläche: Eine Motoradgäng namens "Joe-Boys" (was könnte ein noch maskulinerer Name sein) und natürlich die Polizei. Beide zusammen schaffen es schließlich, die Damen wieder zur Raison zu rufen, bzw. in den Knast zu stecken.
Ja, Lewis hat hier schon recht deutlich erkannt, wohin der EMMA-Feminismus führen kann.
maX
#172
Geschrieben 12. Mai 2004, 21:45
Ich weiß nicht, ob mein Geschmack mittlerweile so versch®oben ist, aber ich finde den Film wirklich toll. Die Story ist gar nicht so eindimensional, wie ich sie erinnert habe, die Schauspieler spielen streckenweise wirklich gut (vor allem William Kerwin) und der Soundtrack besteht ja doch nicht nur aus einer Trommel (da ist zuerst dann auch ne Violine und zum Ende sogar ne Violine mit Klavierbegleitung ... macht die Sache sehr artifiziell).
Die DVD vom cmv ist EXZELLENT: Nicht nur sind Bild und Ton des Films offenbar restauriert worden, sondern die Ausstattung ist genial. Allein der Kurz-Werbefilm "Carving Magic" hätte nicht besser als auf der BF-DVD platziert können. Da spielt Kerwin auch mit und zwar einen Typen, der von einer Profi-TV-Köchin ("An Authority on Meat") gelehrt bekommt, wie man alle möglichen Sorten Fleisch richtig tranchiert. Das Ganze dauert geschlagene 15 Minuten und ist so ziemlich das ekligste Stück 50er-Jahre-Heilewelt, das mir je unter die Augen gekommen ist (für einen Vegetarier echt teilweise belastend, wieviel Ästhetik man darin sehen kann, einen Rollbraten mit nur 6 Schnitten partygerecht aufzutrennen).
Den Zusatzfilm "High School Cesar" habe ich - wie eigentlich alle Zusatzfilme der DVDs - noch nicht gesehen.
maX
#173
Geschrieben 12. Mai 2004, 21:54
Was Lewis da gezaubert hat, haut einen echt aus den Socken. Ein astreiner Gore-Film mit einer sau-kruden und hochgradig unplausiblen Erzählung auf der Oberfläche ... und darunter schwärzester Humor gepaart mit einem ironischen Blick auf das eigene Werk, der jede kleine Naivität auseiandernimmt - aber aus liebevoller Remineszenz.
Lewis ist echt ein witziger Bursche. Er lässt so gut wie alle Motive seiner Filmografie Revue passieren und verpackt das in einer "Enkel"-Story, die die Großväterlichkeit der vorangegangenen Filme gleich mit inszeniert. Fuad Ramses III - der Enkel des "Egyptian Fest Master" aus BF trifft auf den trotteligen Sohn des Polizei-Chefs von damals und seinen ständig fressenden Gehilfen.
Was BF 2 alles an running gags, schlimmstem Gore und - das hat Lewis besondere Freude bereitet - Sexploitation aufgetischt, ist wirklich mal ein Feast.
Der Film hat sich nach dem zweiten Sehen direkt einen Weg in mein Herz gebohrt (mit einem Korkenzieher). Meine Lieblingshorrorkomödie! Meine allerwärmste Empfehlung, für alle, die darüber lachen können, wie einer Frau mit einem Eisportionierer die Augäpfel entfernt werden.
maX
#174
Geschrieben 12. Mai 2004, 22:01
Zum Film (Kritik folgt) nur erst einmal so viel, dass er gut ist (nicht sehr gut, aber eben auch nicht schlecht). Emmerich kann nicht erzählen, aber er kann zeigen. Gibt man ihm viel Geld, zeigt er viel - gibt man ihm mehr Geld, zeigt er mehr. Und weil er so schön naiv ist, zeigt er einem Sachen, die man immer schon mal sehen wollte, die einem aus Scham aber nie gezeigt wurden.
So, zur Aufführung: Was die PR-Agenturen mit den Presseleuten veranstalten, ist die Höhe. Nicht nur, dass man mittlerweile durch einen Metalldetektor gehen muss (wie am Flughafen), wenn man in den Vorführsaal will. Als der Film dann angefangen hat, stürmten auf einmal dunkel gekleidete Herren in den Saal und postierten sich mit Nachtsichtgeräten in jeder Ecke (da war nix von angekündigt ). Soweit zur ärgerlichen Seite ... jetzt zur peinlichen:
Vor dem Filmstart taucht dann auf einmal ein Typ vorn auf und stellt sich als "Meteorologe aus dem Fernsehen" vor. Er sagt, dass wir jetzt gleich einen Film sehen, der auf den aktuellsten Theorien der Klimaforschung basiert - nur die Geschwindigkeit, mit der das Eintritt ist bei Emmerich wohl "künstlerische Freiheit". Und ich denke mir: "Warum ist das hier im Kinosaal eigentlich so scheißwarm?" Na, während der Film läuft, schalten die doch tatsächlich die Klimaanlage immer höher, so dass es im Kino immer kälter wird ... So beeinflusst man die Presse (Auf der ersten Hardcore-Prono-PV dieser Agentur bin ich garantiert dabei!)
maX
#175
Geschrieben 23. Mai 2004, 08:48
Irgendwie einer von D'Amatos berückendsten und intelligentesten Filmen. Das liegt hochwahrscheinlich an den Referenzen zu Psycho, aber auch daran, dass dieses 80er-Jahre-Pseudo-Deutschland aussieht wie ein Bild, dass nach zu viel Batida-Bananensaft in einer Italo-Disco gezeichnet wurde. Allein der Hauptcharakter Frank ... wie der jüngere, blutrünstigere Bruder von Pierre Cousseau
Aber dennoch. Ein unangenehmes kleines Filmchen, bei dem vor allem der aufdringliche sexuelle Diskurs mal wieder eine hocherfreuliche Entbergung vormaliger Horrormotive ist.
maX
#176
Geschrieben 23. Mai 2004, 08:54
Oh Mann, wenn ich die Qualität dieser Aufnahme sehe, dann bekomme ich direkt Wehmut. Die Farben sind mittlerweile so "verwaschen", dass es eine pastellene Freude ist! Insgesamt wirkt die Optik sehr cronenbergianisch (kann das jemand bestätigen?) und dass Keown den Film komplett an einem verregneten Tag spielen lässt ruft erst recht Brut-, Scanners- und Dead Zone-Bilder in Erinnerung.
Erstaunlich ist, dass Keown allein durch diesen Film, der bislang sein einziger geblieben ist, zu einem Kultregisseur geworden ist. Er hat's richtig gemacht: Nach dem ersten großen Erfolg: Hinfort! Den Rest erledigen die Mythen.
maX
P.S. Der Drehbuchautor von Kosmokiller, Tim Sullivan, führt im kommenden Januar erscheinenden "2001 Maniacs" - dem Sequel zu Lewis' Film, Regie!
#177
Geschrieben 23. Mai 2004, 08:59
Gäbe es eine Strafe dafür, das Publikum unter dem Vorwand zu langweilen, man bekäme Untoten-Sex zu Gesicht: D'Amato müsste sie wahrscheinlich immernoch verbüßen.
Mann, was für ein grottenlangweiliger Streifen, der nicht mal in den HC-Szenen richtig zur Sache kommt (geschweige denn in den Zombie-Szene). Der Film bleibt seinem Zuschauer die hardcorisierende Laura Gemser genauso schuldig wie ein paar ordentliche Close-ups auf Zombie-Gesichter (wie es sich für den zeitgenössischen Zombiefilm gehört hätte). Die laufen anstelle dessen, ganz so, als wären die Taliban auf der Katzeninsel gelandet, totalverhüllt durch die Gegend. Attraktionswert tendiert also gegen Null!
maX
#178
Geschrieben 26. Mai 2004, 12:23
H. G. Lewis entdeckt den supernatural horror für sich! Kann das gut gehen? Nein!
Ein gutaussehender junger Mann wird durch ein herumbaumelndes Stromkabel nicht nur rechtsgesichtsseitig entstellt; nein, ihm erwachsen durch den Unfall auch ESP-Fähigkeiten. Er kann in die Zukunft blicken und Kontakt mit der Geistewelt aufnehmen. Daraus macht er eine Geschäftsidee und wird Orakel. Leider muss er sich mit einem Tuch verhängen, damit die Kundschaft in seinem Angesicht nicht gleich wieder flüchtet. Eines Tages erscheint eine alte Hexe uns bietet ihm an: Hübsches Gesicht gegen regelmäßigen Sex mit mir. Er willigt notgedrungen ein, zumal die Hexe tagsüber und in der Öffentlichkeit eine betörende Schönheit ist und er sich deshalb nicht schämen muss. Dann paasieren noch ein paar komische Sachen und schließlich wir unser Mann von der Polizei gebeten, einen Serienmörder zu finden. Im LSD-Rausch () kommt dem Hellseher des Rätsels Lösung: Der Polizist selbst ist der Täter. Ein Freund des Polizisten hat es indes auf die Hexe abgesehen, deren wahres Gesicht er nicht kennt. Dann passieren noch ein paar komische Sachen und zum Schluss wird der Serienmörder überführt, der Hellseher abgeknallt und der Typ, der sich in die Hexe verknallt hat, kommt auch mit ihr zusammen, worauf diese ihm gleich ihr Runzelponem vorführt, er abhauen will, mit dem Gesicht in einen Lötkolben und damit der Hexe als nächstes Erpressungsopfer in die Arme fällt.
Das ist wirklich alles something weird! Wir rattern ab!
maX
#179
Geschrieben 01. Juni 2004, 05:46
Im Schnellvorlauf gesehen und immer bei den Gore-Szenen halt gemacht. Wahnsinn, was der Lewis sich da schon getraut hat (wenn das AG Karlsruhe die DVD in die Finger bekommt ). Ansonsten ist der Plot ziemlich dröge: Serienmörder killt Stiptease-Tänzerinnen und eine Journalistin und ein Privatdetektiv klären die Sache auf. Was die Handlung nicht hergibt, geben Szenen wie "Wie bringt man eine nackte Frau mit einem Fleischklopfer um - allein durch Schlagen auf den Hintern?" her. ;muhaha:
maX
#180
Geschrieben 01. Juni 2004, 05:50
Sehr übler Film. Prima besetzt und ein zwar recht überraschender aber dennoch irgendwie konsequentr Wendepunkt am Ende. Irgendwie ist das ja doch Scrosese für Arme (was ich bei Ferrara nicht zum ersten Mal denke).
maX
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