The retina of the mind's eye
#31
Geschrieben 11. August 2003, 09:56
In der Tradition von Evil Dead stehender Horrorfilm, der seine komischen (oftmals morbiden) Momente ständig durch sehr ernste und zynische Erzählstränge unterbricht. Unangenehme Studie über Seuchenangst.
Meine Kritik
maX
#32
Geschrieben 11. August 2003, 09:57
Gruselthriller, der seine Möglichkeiten verschenkt zu Gunsten der Psychogenese seiner Hauptfigur. Dort, wo der Film sich auf seine wahre Qualität besinnt, nämlich die Angst vor der Einsamkeit, gewinnt er.
Meine Kritik
maX
#33
Geschrieben 11. August 2003, 09:58
Sarkastischer Zombie-Film in direkter inhaltlicher Nachfolge von Jacksons Bad Taste und Brain Dead. Bewusst inszenierter Sleaze, der trotzdem als solcher auch funktioniert.
Meine Kritik
maX
#34
Geschrieben 11. August 2003, 10:00
Uwe Boll beweist, wie man es nicht machen sollte. Das Konglomerat aus Zombies mit Fulci-Maske und Lenzi-Speed, einer Kamera, die wohl das Matrix-Publikum ins Kino locken soll und einem Jürgen Prochnow, der irgendwie nicht in diesen Film hinein zu gehören scheint, hinterlassen einen mehr als faden Beigeschmack.
Mein Verriss
maX
#35
Geschrieben 11. August 2003, 10:01
Vincenzo Natali hat es nicht geschafft, seine Steilvorlage "Cube" zu verwandeln und scheitert an den eigenen Ansprüchen. Solide inszeniertes 60er-Jahre-Agentenkino, leider nicht mehr.
Meine Kritik
maX
#36
Geschrieben 11. August 2003, 10:02
Brutale und kompromisslose Erzählung über eine Jugendclique, die in die Hände von Maniacs gerät und von denen einer nach dem anderen zu Tode gefoltert wird. Rob Zombies Debütfilm ist schon gleich ein Meisterwerk geworden, das den Vergleich zu Terrorfilmen wie TCM und Last House on the Left nicht scheuen muss, schon allein, weil er sich ihrer Tradition bekennt.
Meine Kritik
maX
#37
Geschrieben 11. August 2003, 10:04
Nach The Nameless der zweite Gruselfilm von Jaume Balagueró, der damit die Tradition der neuen spanischen Horrorfilme fortführt und sich gleichermaßen auf die Motive der Gothic Novel zurückbesinnt. Streckenweise sehr gruselig mit gelungener Bildkomposition und Tonspur, jedoch teilweise etwas schwächelnden Darstellern.
Meine Kritik
maX
#38
Geschrieben 12. August 2003, 10:31
Einfühlsame adoleszente Entwicklungsgeschichte, die am entscheidenden Punkt in die "verkehrte Richtung" läuft. Der Debüt-Film von Lucky McKee versteht es vor allem durch das hervorragende Schauspiel seiner Darsteller Emotionalität und Horror gleichermaßen zu vermitteln. Das Verständnis, dass er seiner Täterin gegenüber aufbringt, stellt ihn ein eine Reihe zu Stoffen wie Mary Shellys Frankenstein, dem May auch in der Handlung ähnelt.
Meine Kritik
maX
#39
Geschrieben 12. August 2003, 10:35
Twin Peaks-Vater Ray Wise fährt mit seiner Familie über Weihnachten zu Verwandten. Doch er kommt umd kommt nicht an, den die Straße nimmt kein Ende. Anstelle dessen wird die Familie durch Zwistigkeiten aufgerieben und durch eine unheimliche Macht dezimiert. Dead End ist einer der Gruselfilme, der durch Kurzweiligkeit und Humor besticht und dem man sich immer wieder ansehen kann, was nicht zuletzt auch an den soliden Darstellern liegt.
Meine Kritik
maX
#40
Geschrieben 12. August 2003, 10:43
Wrong Turn verliert keine Zeit, um seine Figuren ins Grauen zu stürzen. Und darin bleiben sie dann auch, denn der Film hat keinen Spannungsbogen, nur ein Hoch, was ihn zwar nicht langweilig macht, aber doch für wenig Abwechslung sorgt. Zudem müsste man sich langsam mal fragen, ob diese ganz spezielle Art der Darstellung us-amerikanischer Südstaatler, die nun auch noch als inzstuöse Krüppel präsentiert werden, nicht langsam ins Faschistische übergleitet. Sicherlich: Die Dichotomie von Gut vs. Böse war dem Horrorfilm schon immer einen blutigen Konflikt wert. Aber die Monster, die Wrong Turn präsentiert, stammen zu 100 % aus dem Vorurteil und chauvinistischer Legendenbildung.
maX
#41
Geschrieben 14. August 2003, 10:12
Zeichentrick-Realfilm-Hybrid über drei Jugendliche und ihre Alltagsprobleme, die sie in der Fantasy-Welt "Otherworld" parabelhaft noch einmal durchleben und aufgeklärt daraus hervorgehen. Ärgerlicher Mythen-Kitsch mit zweifelhafter, politisch aufdringlicher Pointe. Weder überzeugt der Zeichentrick noch die Idee, walisische Nationalmythen für die Entwicklungsgeschichte der drei jugendlichen Helden zu instrumentalisieren.
Mein
maX
#42
Geschrieben 14. August 2003, 10:18
Gefährlich an der Albernheit vorbeischlitternder dritter Teil der Re-Animator-Reihe. Zwar überzeugt Jeffrey Combs als amoralischer Wissenschaftler abermals und das Ergebnis seiner Experimente ist wie immer "ansehnlich", doch werden die Nebenfiguren und ihre Geschichten zu reinen Erfüllungsgehilfen degradiert, um dem Kult Vorschub zu leisten.
Meine Kritik
maX
#43
Geschrieben 14. August 2003, 10:21
Remake der Rattenfilme Willard (1971) und Ben (1972), das handwerklich solide gemacht ist und in der Choreografie (anders kann man es nicht nennen) der Ratten und dem wirklich authentisch wirkendem Hauptdarsteller durchaus zu begeistern vermag.
Meine Kritik
maX
#44
Geschrieben 15. August 2003, 10:22
Einfach unfassbar, was alles produziert wird/wurde. Fulci beweist, dass ihn mit dem Alter aber auch wirklich jedes Gespür für Albernheit und Peinlichkeit verlassen hat. Der Film ist kaum auszuhalten, so langweilig und dumm ist er. Manchmal kann man echt froh sein, dass mit dem physischen Ende eines "Künstlers" auch sein Werk abgeschlossen ist.
maX
#45
Geschrieben 17. August 2003, 08:17
Der Film kommt im Gewande eines frühe-60er-Jahre-Hershell-Gordon-Lewis-Films daher ist jedoch ungleich radikaler. Was hier an morbiden Ideen für Folter und Mord präsentiert wird, ist selbst mit 25 Jahren Abstand noch originell. Einzig die archaische Erzählung und die auf alt getrimmten Bilder machen den Film erträglich. Immer wenn man glaubt, dass es nicht noch frauenverachtender werden kann, wird man von Maister Sardu und seinem Gehilfen Ralphus eines "besseren" belehrt.
maX
#46
Geschrieben 17. August 2003, 08:23
Typisch verkopfter Godard-Kunstfilm. Als roter Faden durch Weekend zieht sich das Thema Gewalt, dass jedoch zu keiner Zeit mit dem Schrecken aufwarten kann, den der Film behauptet. Dafür fügen sich die teilweise blurünstigen Szenen (von denen viele nur angedeutet werden durften) aber in den absurden Kontext ein. Aggressivität vermittelt sich durch das oft zähe retardieren der "Handlung", wenn z. B. 10 Minuten lang eine hupende Autokolonne gezeigt wird, durch die sich die Helden hindurchkämpfen. Ansonsten belasten die handlungstragenden Elemente vor allem durch ihr philosophisches "Gewicht" den Film. Wie oft bei Godard irgendwo ziwschen Marxismus und unkritischer Übernahme des Konzeptes "Stadtguerilla" eingestreute Philosopheme. Weekend enthält aber - und das entschädigt - auch überraschend unpolitische Zeitkritiken.
maX
#47
Geschrieben 26. August 2003, 09:10
Schön zu sehen, wie leicht das Gemüt der 80er Jahre doch noch zu erschüttern war: Nehmt dem Yuppie seine IKEA-Möbel weg und er wird zum Rächer der bürgerlichen Existenz. So interessant der Film als Studie über die Philisterei beginnt, so hölzern wird er in seiner Peripethie. Ein kleines Amüsierstück ... mehr leider nicht (trotz wie immer gut gekämmtem James Spader). Darf ich sagen: Von Curtis Hanson bin ich's ja langsam gewohnt? (OK, 8 Mile kenne ich noch nicht.)
maX
#48
Geschrieben 26. August 2003, 09:13
Auf der Suche nach einem Berieselungsergebnis habe ich mal wieder Kassette 84 in den Recorder geschoben. Was soll man sagen: Solche Filme haben wohl wirklich nur vor 18 Jahren funktioniert (bzw. ich habe da wohl noch anders funktioniert). Einige nette Synchro-Gags drin (die wohl auch im Original so waren): "Nur ein Mann, dessen Gewissen rein ist, kann den Dolch an sich nehmen und nur ein Mann, dessen hintern schmal ist, kann diese Treppe hinunter gehen." Sowas war Markenzeichen von Eddie Murphey. Aber seit der Erfindung von Will Smith hat der ja ausgedient.
maX
#49
Geschrieben 27. August 2003, 10:09
Tja, mit der noch abklingenden Gänsehaut aus "Darkness" habe ich mir dann gestern mal den Vorgängerfilm von Balagueró angesehen. Man merkt schon, dass er seine Handschrift weiter entwickelt. Auch das, was den Grusel seiner Erzählweise ausmacht (Dorkheimer: "Ich kann diese zappelnden Kinder langsam nicht mehr sehen!") hat er in Darkness wesentlich präziser auf den Punkt gebraucht. The Nameless wirkt insgesamt wie eine Vorstudie zu Darkness. Der verschwörungstheoretische Kern überwiegt noch viel zu stark und die Intention der Figuren ist noch zu hölzern. Grusel kam - wenn ich das überhaupt so nennen will - allerhöchstens in anderthalb Szenen auf. (Anm. für mich selbst: Künftig keine als gruselig empfohlenen Filme mehr tagsüber auf dem kleinen TV sehen und dabei nebenher im Netz surfen, wenn die Filme in fremden Zungen und mit englischen UTs daherkommen!).
Gefallen hat mir dann allerdings - wie schon bei Darkness - der Medien-Diskurs. Da wird so herrlich viel(seitig) telefoniert und die Video-Inserts sind wirklich gut und beunruhigend. Die infizieren dann ja auch mehr und mehr die Darstellung des Films. Na ja, und die "zappelnden Kinder" wirken bei mir ganz hervorragend "gruselig" ... aber ich bin ja auch schon ein bissel älter als Dorkheimer.
maX
#50
Geschrieben 28. August 2003, 08:07
Ich weiß nicht genau, warum ich sowohl im Kino als auch in den Videotheken immer an Jeepers Creepers vorbei gegangen (nehme aber an, der zweite Teil des Titels hat mich an einen sehr üblen italienischen Argento-FIlm erinnert ). Na ja, weil nächste Woche die Pressevorführung zu Teil 2 ansteht, wollte ich nicht unwissend dort auftauchen.
Der Film fängt stark an: Die erste halbe Stunde spürt man (vor allem in der Retrospektive), in welche Richtung der neue amerikanische Horrorfilm geht. Vieles in der Gestaltung der Geschichte und der Bilder findet sich heute in Filmen wie Dead End, Wrong Turn oder sogar Cabin Fever wieder: Ein Mikrokosmos, in dessen Mitte sich ein schwarzes Loch befindet, dass die zuvor rationale Handlung langsam aufsaugt, ohne auch nur einen einzigen Grund zu liefern. Die beiden Geschwister glauben, sie fahren immer gerade aus, dabei fahren sie im Kreis einer Erzählung, die spiralförmig angelegt ist (was man aber nur von "außen" sieht ... eine horrible Umformung von Hitchcocks Suspense-Prinzip.).
Als Jeepers Creepers jedoch aufhört, seine Andeutungen en passent auszuspielen und aus ihnen versucht so etwas wie eine "dämonische Verschwörung" zu machen, verliert der Film. In dem Augenblick, wo das Monster an Kontur gewinnt, wo seine Beweggründe entfaltet werden, weiß das Drehbuch nicht so recht weiter. Gleichsam zwanghaft und hilflos versucht es sein Mysterium aufrecht zu erhalten, scheitert aber am Ende vollständig. Es will, dass man sich fragt: "Warum nimmt der Dämon Justin mit?", "Was hat es mit dem Lied Jeepers Creepers auf sich?", "Was war es, das die schwarze Hellseherin wirklich geträumt hat?" Und all diese Fragen stellt man sich auch, weiß aber gleichzeitig, dass es irgendwie völlig belanglos ist. Und so kommt es, wie es kommen muss: Der Film versackt in seinem selbstbehaupteten Mysterium und keinen interessiert es.
Na, da bin ich ja mal auf Teil 2 gespannt. Hoffentlich wird das kein Versuch einer Rechtfertigung!
maX
#51
Geschrieben 28. August 2003, 08:27
Eine besondere Stärke von Spike Lee ist es, dass er es schafft, aus gesellschaftlichen/historischen Ereignissen die Basis für eine interessant erzählte Geschichte von Individuen zu machen. Das war es auch schon, was mir an Malcolm X besonders gefallen hat.
Summer of Sam ist daher nur in zweiter Linie ein Serienkiller-Film (der sich im Übrigen nur vage an die Kriminalhistorie hält). Die Kriminalhistorie wird dazu benutzt, das Bild der sich selbst verausgabenden späten 70er Jahre nachzuzeichnen. Er funktioniert damit als Kontrast und als Kommentar zu zeitgenössischen Filmen wie Saturday Night Fever, in denen sich der Emotionshaushalt der Figuren viel zu sehr am Musical ausrichtet, um authentisch zu wirken. Bei Spike Lees Film ist die Musik eher der erzählerische Kontrapunkt. Wenn etwa ABBA zu hören ist, passiert immer etwas unangenehmes.
Die Geschichte aus dem italenischen Stadviertel, die in so vielem an Scorsese erinnert, sich aber - zum Glück - nicht bei dessen Gewalt-Klischees bedient, fesselt darum viel mehr, als die Rahmenhandlung. Und das, obwohl vieles in ihr darauf hindeutet, dass sie ein Simulacrum ist. Denn bei aller Authentizität und "Wahrhaftigkeit" der Figuren und ihrer Emotionen entlarvt der Film durch seinen Blick diese Erzählung als inszeniert, ihren Verlauf als "zu glatt", ihre Höhepunkte als "zu melodramatisch", ihre Wendung zum Ende hin als zu "happy ending". Lee gibt nur wenige Hinweise, dass etwas nicht stimmt: Etwa als Vinny betrunken in den Friseur-Laden geht und sich mit seiner Chefin anlegt: Ohne Grund wird die Sukzession dieser "Anekdote" bildlich zerhackt und deren Fragmente wieder aneinander montiert.
Ich vermute, dass hier die Rahmenhandlung dann doch Einfluss auf die Binnenerzählung nimmt. "Dass etwas nicht stimmt" in New York, scheint nämlich die Kernaussage des Films zu bilden. Der Killer, der ja in der historischen Realität nicht ganz so "erfolgreich" war, wie im Film behauptet wird, tötet fast ausschließlich junge Paare und immer im Auto. Warum hält sich Lee hier nicht an die Historie, in der fast alle Opfer überlebten, fast alle weiblich waren und "nur" die Hälfte von ihnen im Auto angegriffen wurde? Spike Lee läst seinen Sam bewusst die Ikonografie der 70er Jahre attackieren. Er stellt die bürgleriche gegen die sexuelle Hysterie. Er greift die Statussymbole an und das Konzept der bürgerlichen Kleinfamilie. Der gesellscchaftliche Konflikt zeigt sich auch in anderen Erzählelementen überdeutlich: an den (warum so ausführlichen?) Szenen des Stromausfalls und der darauf folgende Plünderungen oder an den (warum so agressiven?) Interviews mit den Schwarzen, die Statements zum Killer abgeben sollen (aber in Wirklichkeit Mentalitätsgeschichte einfangen) oder an der (warum so resignativen?) melodramatischen Geschichte von Vinny, seiner Frau und seinen Geliebten oder der vermeintlichen Emanzipation von Ricky dem Punk - dem einzigen, der wirklich versucht auszubrechen ... Der Summer of Sam ist in jedem Falle ein makro- und mirosoziale Ereignis gewesen, behauptet Lee.
maX
#52
Geschrieben 29. August 2003, 20:55
Männern ab 30 wird ja empfohlen, die Haare nur unter fließendem Wasser zu waschen, damit das, was ausfällt, nicht hinterher vor einem liegt und einen ganz schön alt aussehen lässt.
In Blue Sunshine haben etliche Thritysomethings Haarausfall, weil sie 10 Jahre zuvor die ominöse Droge "Blue Sunshine" eingenommen haben - kurz bevor sie die Uni verlassen haben. Und nun fallen die Haare büschelweise aus und auch unter den Fleischmützen ist nicht mehr alles in Ordnung. Die ehemaligen Drogenkonsumenten werden nämlich wahnsinnig und laufen Amok. Einer, aus dessen Umfeld es gleich mehrere erwischt, geht der Sache nach und wird von der Polizei selbst für einen Mörder gehalten, der es auf Kahlköpfe abgesehen hat.
Der "Kultklassiker aus den 70ern", wie es die DVD verheißt, entpuppt sich als ziemlich müder Thriller ohne großartige Spannungsbögen. Alles ist wie es sein muss: nette Schauspieler, nette Idee, nette 70er Jahre (inkl. netter Disco-Mucke), aber irgendwie reicht das nicht. I am not amused.
maX
#53
Geschrieben 02. September 2003, 06:37
Madonna-Oberseminar-geschädigt, habe ich den Zwang verspürt, mir den Film dann doch mal ganz anzuschauen (und weil ich so langsam merke, dass Willem Dafoe wohl mein Lieblingsschauspieler ist). Positiv zu bemerken ist, dass er in seiner Erzählung eine durchaus gelungene Inversion zu Wilders Zeugin der Anklage ist. Und auch nur, wenn man ihn unter diesem Aspekt sieht, "funktioniert" Madonna - als postmodernes Sublimat von Marlene Dietrich. Ansonsten zeigt sie nämlich mal wieder, dass sie nicht anderes außer ihrer eigenen Phantasmen wiederzugeben im Stande ist.
Nunja, und was ist Body of Evidence sonst? (Uli) Edel-Kitsch, wenn es darum geht aus deutscher Perspektive eine amerikanische Geschichte erzählen zu wollen - eben amerikanischer als Amerikaner zu sein. Dass hat Edel ja schon bei "Last Exit Brooklyn" versucht ... aber er wird Roland Emmerich nie einholen können, weil er dann doch wieder nicht dumm genug ist. Jedenfalls dringt aus der Story und vor allem aus der mese-en-scene genau jener Geist, der einen auch sofort die amerikanischen Schloendorffs erkennen lässt, weil da eben dann doch noch ein bissel Fassbinder-Amerika drinstekt: theatreske Übersteigerung des Genre-Begriff (hier nur eben ohne Ironie).
maX
#54
Geschrieben 03. September 2003, 07:52
Nun wollte ich heute ja eigentlich was Nettes über The Hills have Eyes schreiben, habe dann aber doch nur "Hügel der blutigen Augen" gesehen. Ich war schon ziemlich verwirrt nach dieser Geschichte von Außerirdischen, die in der Wüste gelandet sind, Menschen hassen & fressen und von den Streitkräften gejagt werden ... bis ich dann erfahren habe, dass es in der deutsch-synchronisierten Fassung um etwas ganz anderes als in Cravens The Hills have Eyes geht. Ich habe dann die Infos aus dem Netz (und von Dorkheimer) nachträglich auf den Film übertragen und komme zu dem Schluss: Vielleicht ist er ja doch nicht eines der dümmsten Machwerke der modernen Horrorfilmgeschichte ... aber dazu muss ich ihn wohl noch mal in der (im Wortsinne) Originalfassung sehen.
maX
#55
Geschrieben 06. September 2003, 08:37
Riten-Verschwörungs-Einerlei von Schlesinger, der sich dieses Mal auf eine recht wackelige Tour mit seiner Pseudo-Voodoo-Verschwörung begibt. Dem Film ist sein Entstehungsjahrzehnt (die 80er) in jeder Einstellung anzusehen. Alles ist irgendwie konventionell und ohne Ecken und Kanten. Das Drama ist für mich nicht so recht nachvollziehbar gewesen. Nach 45 Minuten bin ich dann snaft entschlafen und hab den Film am nächsten Tag zu Ende geguckt. Na ja, besser als einfach nur die Wand angucken war es dann aber doch.
maX
#56
Geschrieben 07. September 2003, 08:44
Zum wasweißichwieoften Mal die deutsche Synchro-Fassung von Meet the Feebles gesehen. Ganz im Gegenstz zu etlichen Behauptungen macht der Film auch Spaß, wenn man ihn nicht als Persiflage auf die Muppets-Show guckt. Jackson hat derartig viele gute Einfälle und schafft es so viele Handlungsstränge pointiert zusammenzuführen, dass sich der Erfolg, den er jetzt hat, schon fast zwangsläufig aus seinen frühen Filmen ablesen lassen.
Eightball hat's nicht geschafft!
maX
#57
Geschrieben 07. September 2003, 09:28
Der arne Arnold! Immer muss er der oberflächliche "I'll be back"-Held sein. Allein seine Präsenz macht keine Handlungsvariation möglich. Immer muss er gegen die böse Übermacht antreten ... und immer muss er gewinnen.
Das einzig Interessante an Eraser ist sein McGuffin - das ECM-Gewehr. Sobald das zum Einsatz kommt, vergisst man nämlich den Überhelden Arnold und gibt sich dem technoiden Was-wäre-wenn-Spiel hin. Aber das ist ja nur zwei mal ... und so ist Eraser leider stink-langweilig.
maX
#58
Geschrieben 10. September 2003, 08:20
Mit wieviel Feingefühl der Film beständig versucht, seine Behauptungen als authentische Begebenheiten zu unterstreichen und sich dennoch immer wieder durch seine Montage, seine Narration und nicht zuletzt seinen Pathos selbst als Simulation entlarvt, ist schon fast bewundernswert.
Dr. Francis B. Gross - der Name ist nicht nur Programm, sondern auch schon gleich ein Wink mit dem Zaunpfahl - reiht unterschiedliche pseudo-dokumentarische Sequenzen aneinander, die er als die verschiedenen "Gesichter des Todes" klassifiziert und ihnen damit narrative Legitimität verschafft. Alles ist vertreten: Morde, tötliche Unfälle, Suizide, Hinrichtungen aber auch: Tierquälereien, Schlachtszenen und schliussendlich sogar eine Geburt (von Gross als "Anfang vom Ende bzw. Ende vom Anfang" chiasmatisiert). Jede der Sequenzen beginnt mit einem Allgemeinplatz und endet mit einem Klischee. Besonders aufdringlich sind die moralischen Lehren, die der Doktor der Medizin aus seinen Begegnungen mit dem Tod (anderer) zieht: Der Mensch ist dumm, der Mensch ist grausam, der Mensch ist unwürdig. "Sollte ich eines Tages gezwungen werden, auf dem Land zu leben, ich würde Vegetarier werden" und später "Nachdem ich diese Bilder gesehen hatte, habe ich beschlossen, nie wieder ein Kleidungsstück aus Tierfell zu kaufen."
Doch was will "Faces of Death"? Soll uns tatsächlich ein schlechtes Gewissen eingeimpft werden? Sollen wir wirklich über unsere Existenz als die berühmte Heideggersche "Geworfenheit" als "Sein zum Tode" reflektieren? Oder geht es Regisseur Le Cilaire vielleicht darum, uns einzig und allein zu schockieren - mit Bildern, die Leichen und Tode zeigen - und damit eines der letzten (und ziemlich neuen) Abbild-Tabus brechen? Warum sucht der Horror in "Faces of Death" den Anschluss an die Wirklichkeit so dringlich?
Ich meine, es geht zuvorderst um den Diskurs über die Wirklichkeit. "Faces of Death" stellt nicht ohne Grund den Tod in das Zentrum seiner Berichterstattung. Einerseits ist es nämlich die Vergänglichkeit mit all ihren Facetten, die das für den Horrorfilm einzige und gleichzeitig letztmögliche Sujet sein kann - sich an den Tod im doppelten Wortsinne "objektiv" anzunähern ist das finale Streben des Horrors. Andererseits sind die brachialsten Bilder des (menschlichen oder tierischen) Körpers - der getötet, verstümmelt oder einfach nur als tote Masse ausgestellt wird - der absolute Bürge für das Authentische. Denn: nichts scheint so wahrhaftig, wie Schmerz und Tod. Über alles lässt sich philosophieren und philosophierend Skeptizismus verbreiten. Doch allein der Schmerz - das belegt Elaine Scarry in "The Body in Pain" - ist unleugbar, weil er keine Sprache zulässt (sich damit analytischen und logischen Kriterien entzeiht) und allein der Tod ist definitiv, weil er die Sprache zu ihrem Ende führt.
Dieses fatum brutum nutzt "Faces of Death" und darin ist schließlich auch der Grund für seine Phrasen und Klischees zu suchen. Die Begegnung Gross' mit dem Körper und dem Tod (es wird nie klar, ob es sich bei den Sequenzen um "gefundenes" oder um "gesuchtes" Footage handelt) verbunden mit dem Fasizinosum des authentischen Bildes davon und konfrontiert mit der ans Ende gelangten Sprache lassen die Mockumentary "Faces of Death" schlussendlich doch zum Dokumentarfilm werden: einer Dokumentation des unmöglichen Kunstobjektes. Denn das Genre "Mockumentary" ist ja keineswegs allein dem Schau-Effekt geschuldet - vielmehr ist es ein Bekenntnis, dass die sich fiktional gebende Filmkunst im Verlangen, das letztmögliche Auszuformulieren irgendwann notwendigerweise ins Symbolische und damit nicht mehr eindeutig Greifbare abrutschen muss. Dass "Back to Reality"-Prinzip des Mocks beendet diese Ästhetisierung, indem es sie in die Hyper-Ästhetik überführt. Die Suche nach dem wahren Bild ist also immer auch die Suche nach dem, was keine Worte beschreiben können. "Faces of Death" ist "Unterwegs zur Sprache" ... und kommt dort nie an: Das ist sein Horror.
maX
#59
Geschrieben 11. September 2003, 08:52
Berlin, Wohnhaussiedlung des sozialen Wohnungsbaus, 1974. Die Brüder Rolf (ca. 11 Jahre alt) und Jürgen (ca. 17 jahre alt) leben mehr als sechs Wochen lang mit dem verwesenden Leichnam ihrer Mutter unbehelligt von der sonst recht aufmerksamen Nachbarschaft in einer Wohnung. Rolf, von seinem Bruder oft tagelang allein gelassen mit der toten Mutter, hat Angst. Er hört Geräusche in der Wohnung und glaubt, dass die Mutter, die im Wohnzimmer auf dem Sofa liegt, wie sie von den beiden dort vorgefunden wurde, gar nicht tot ist, gar keinen Suizid begangen hat. Jürgen treibt sich mit seinen Freunden in Berlin herum, stiehlt, nimmt kleine Jobs an, um sich und seinen Bruder druchzubringen. Rolf geht nicht zur Schule, wäscht sich nicht, bettelt in nahe gelegenen Einkaufsläden um Essen und stiehlt Raumduft-Spray, um dem Verwesungsgestank etwas entgegenzusetzen.
Die Brüder wollen so lange wie möglich unbehellig "so weitermachen wie bisher". Niemandem etwas sagen - schon gar nicht der Polizei, denn keiner von beiden will zurück ins Heim. Dort sind sie gewesen als die Mutter vom Jugendamt zu einer Alkohol-Entziehungskur geschickt wurde. Jürgen ist (versehentlich) in einem Heim für kriminelle Jugendliche gelandet, wo er die falschen Kontakte geknüpft hat; Rolf hat sich im Kinderheim in sich selbst zurück gezogen, ist schnell Opfer eines gleichaltrigen Schutzgelderpressers geworden, der ihn schließlich sogar auf den Kinderstrich schicken wollte, um seinen Lohn einzutreiben.
Nach sechs Woche ist das Drama beendet. Der mittlerweile (durch die Bakterien in der Wohnung) schwer erkrankte Jürgen und Rolf werden von der Jugendfürsorge, der Polizei und der Freuerwehr aus der Wohnung geholt. Zwar hat es schon wochenlang im Treppenhaus "süßlich" nach Verwesung gerochen und das Licht im Wohnzimmer (in dem die Leiche der Mutter liegt) ist nie ausgegangen, doch die Nachbarn im Haus haben sich lieber rausgehalten.
Peter Beauvais erzählt die Geschichter der Brüder G. - nach einer Vorlage des Schriftstellers Daniel Christoff - so milieugetreu wie nur möglich. Ohne Wertung und ohne Ästhetisierung bleibt er dicht an seinen Figuren. Keine ausgeklügelten Verfahren, die Rückblenden der Biografien beider Jungs und der Mutter zu inszenieren, kein Soundtrack, kein narrativer Spannungsbogen finden sich im Film. Und dennoch ist "Sechs Wochen im Leben der Brüder G." so nüchtern, so beklemmend und horribel, wie ein Thriller - nein, wie ein Thriller es niemals sein könnte. Denn sein Erzählmodus ist der sozialen Wirklichkeit verpflichtet, die er schonungslos vorführt.
Beauvais und Christoff hatten es sich Anfang der siebziger Jahre zur Aufgabe gemacht, dass, was Haneke über 20 Jahre später als "emotionale Vergletscherung der Gesellschaft" bezeichnen sollte, ins Format des Fernsehspiels zu gießen. Ein Jahr nach den Brüdern G. inszenierten beide mit Stumme Zeugen ein Fernsehspiel um einen allein erziehenden Vater, der aus Hilflosigkeit und Ohnmacht seine kleine Tochter erstickt, weil diese nicht mehr aufhöhren will zu weinen. Die Nachbarn, die sich schon immer über das Gebrüll des Kindes echauffiert haben, genießen die trügerische Ruhe nun - auch wenn sie ahnen, dass etwas nicht stimmt. Hinterher - bei Befragungen der Polizei - haben sie es jedoch "immer schon gewusst". Der Film entlarvt sie als neugierige Zuschauer und letztlich Mittäter. Auch in "Sechs Wochen" ist der Zuschauer stets hin- und hergerissen zwischen Wut über die Gleichgültigkeit und die Vorurteile der Nachbarn, dem Entsetzen über den Umgang mit den Kindern in den Heimen und schließlich Beklemmung mit der fatalen Situation der beiden Brüder und ihrer toten Mutter. Beauvais hält den Spiegel vor, verdammt dabei jedoch weniger als dass er zu Aufmerksamkeit im doppelten Wortsinne aufruft.
"Sechs Wochen im Leben der Brüder G." steht für ein Hybrid-Genre zwischen journalistisch motiviertem Dokumentarspiel und fiktionaler Sozialtragödie. Wie nur selten sonst findet sich in diesem Hybrid neben dem ästhetischen Anspruch auch die moralische Funktion des Filmemachens, die sie für den Neuen Deutschen Film stets zentral war. Beauvais - der vor allem durch seine werksgetreuen Literaturadaptionen - weniger dem Oberhausener Manifest verschrieben war, lässt sich dennoch widerspruchsfrei zu jener Riege von Filmautoren aus Deutschland zählen, deren Habitus sozial-realistisch ist: Alexander Kluge, (dem frühen) Volker Schloendorff, Rosa von Praunheim oder Hark Bohm.
"Sechs Wochen im Leben der Brüder G." ist ein Zeugnis - nicht nur der siebziger Jahre, sondern vor allem der urbanen Kälte. Fassen lässt sich das, was der Film zeigt nicht. Man kann es nur zur Kenntnis nehmen und dafür danken, dass das Medium Fernsehen hier seine soziale und politische Verantworung erkennt und ausspielt.
maX
#60
Geschrieben 12. September 2003, 07:45
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