The retina of the mind's eye
#121
Geschrieben 13. Februar 2004, 17:22
Teil 1
"Yakuza Murakawa (Kitano) erhält den Auftrag auf der Insel Okinawa zwischen zwei verfeindeten Clans zu vermitteln. Dort angekommen geraten sie gleich zwischen die Fronten der Clans und ziehen sich, auf weitere Befehle wartend, in ein Haus am Strand zurück. Ihre Zeit dort verbringen sie mit Spielen aller Art bis sie den wahren Grund für ihren Okinawa-Auftrag erfahren. Murakawa und seine gesamte Gang sollen ausgeschaltet werden. Murakawa bewaffnet sich für seinen letzten grossen Kampf …"
Was sich auf dem DVD-Cover wie eine typische Yakuza-Story liest und in der ersten dreiviertel Stunde des Films auch zu sein scheint, ändert sich schlagartig, wenn Murakawa mit seinen Leuten in Okinawa ankommt. Dort herrscht alles andere als "Action". Langeweile, Tanz, alberne Strandspiele, etwas weniger alberne Schießspiele und zwischen drin, wie zur Abwechslung vom langweiligen Warten auf das Finale, mal eine Schießerei, mal eine Hinrichtung und dann wieder Langeweile.
Regisseur Kitano, der selbst die Hauptrolle in seinem Film spielt, hat für Sonatine auch das Buch geschrieben und den Film geschnitten. Sein Schauspiel lehnt sich dabei eng an den behäbigen Rhythmus des Films an: Er spielt seinen Yakuza-Boss irgendwo zwischen Gleichgültigkeit und unberechenbarer Bösartigkeit. Demgegenüber stehen die verspielten Szenen des Films, in denen Kitano als "Murakawa" mit seinen Yakuza-Zöglingen herumalbert und in denen er als "ausführender Künstler des Films" mit Kameraperspektiven, wilden Match-Cuts und Soundtracks herumspielt, durch Schießereien seine eigentlich sehr liebevoll eingeführten Figuren opfert ... alles wirkt kalkuliert wie in einem Schachspiel, an dessen Ende einer der beiden Könige (Yakuzabosse) fallen muss. Die gesamte Ästhetik Sonatines arbeitet auf dieses Finale hin.
Versucht man nun die Fragmente dieser Ästhetisierung von Gewalt und Langeweile zusammenzufügen, kommt man keineswegs zu einem de Sade'schen Programm, sondern eigentlich zu gar keinem Ergebnis. Der Gesamteindruck von "Sonatine" ist wirr: Gewalt und Spiel, Action und Langeweile sollen sich kontrastiv ergänzen, eventuell sogar gegenseitig verstärken, bleiben jedoch für sich. Böswillig könnte man Kitano unterstellen: Er hatte das Geld, er hatte die Technik ... nur eine Idee hatte er nicht.
maX
#122
Geschrieben 13. Februar 2004, 17:31
Teil 2
Die Idee, einen zweiten Text zu Sonatine zu schreiben, ist mir recht bald gekommen. Genau genommen direkt nachdem der Film sich entschlossen hatte, keine gewöhnlich, gewaltgeladene Yakuza-Geschichte sein zu wollen.
Die Poesie, die Kitano vor allem in den Schnitt und die Kamera legt, ist beeindruckend. Zwar verschließt sie den Film einem rationalen und interpretierenden Zugriff, weil sie - wie oben geschrieben - eben zu gewollt aber zuwenig gewusst wirkt, doch ergänzt sich das Spiel der Technik mit der unglaublichen Leichtigkeit der Erzählung. Auch in ihr herrscht keine Kohärenz: Die Charaktere sind in dem, was sie tun, nicht böse, sondern ambivalent. Die sonst so finsteren und unberechenbaren Yakuza sind hier immer noch unberechenbar, aber eben in der Art, wie sie als Menschen gezeigt werden.
Dies sublimiert sich vor allem in den Szenen, in denen Murakawa sich mit dem Mädchen unterhält. Stets ist man auf der Hut, was wohl passiert, wenn er die Lust an ihr verliert (oder sie sich andere Bahnen sucht!). Aber dann ist es doch immer nur wieder seine Überraschung ihrer natürlichen, unverblümten Neugier gegenüber, die aus ihm heraussprudelt. Diese Charakterzeichnung hält Kitano bei all seinen Figuren durch: Da wird getanzt, gespielt, gesungen und kindische Scherze gemacht ... und damit das schwarz-weiß-Konzept der gewalttätigen, kaltblütigen Yakuza, dass die erste dreiviertel Stunde noch gezeichnet hat, vollständig aufgebrochen.
Sonatine ist in all seiner Sinnlosigkeit ein Fest der Sinne. Der beschwingte Rhythmus, der im Soudntrack die Bilder kommentiert, überträgt sich von Minute zu Minuten mehr auf den Zuschauer. Da werden selbst die recht blutigen Schießereien zum Ballett und es wird ganz gleichgültig, welche der Figuren sterben muss und welche weiterleben darf, denn irgendwie ist klar, dass es nur ein Film ist - ein Tanz der Bilder und der Ambivalenz ... und mitten drin immer wieder Kitanos Gesicht, dass hier für mich erstmals konstruktiv beides auszudrücken im Stande ist: Freude und Gewalt.
maX
#123
Geschrieben 21. Februar 2004, 07:42
Den hätte ich zur Konstitution der Medienwissenschaften in Jena 1997 schauen sollen: Damals haben die Zuständigen sogar den Regisseur einbestellt und den Film mit anschließender Diskussion im Film eV gebracht.
Na ja, verschoben ist nicht aufgehoben. In zwei etappen diesen wunderbaren Film gesehen, der mich (in den Underground-Szenen) vor allem durch die Ausleuchtung an Jeunets und Greenaways Oppulenz und in der Leichtigkeit von Figurenführung und Homor an Fellini erinnert. Eine Kriegsgeschichte mit soviel Ironie verpackt, dass man sich einfach darin verlieben muss. Und dann die großartige (und attraktive!) Mirjana Jokovic! Und eine Soundtrack, der mit all seiner Aufgeregtheit und seinem Temprament das "balkanische Lebensgefühl" wohl perfekt überträgt.
Sicher: Zum Ende wird das Parabelhafte der Geschichte mit ziemlicher Eindrücklichkeit klar und das, was der Film dann an Grausamkeit des Balkankrieges vorführt, macht die zotigen, ja, burlesken Szenen bei den Bombardierungen am Anfang mehr als wett. Aber auch das macht einen guten Film aus: Dass er weiß, wann Schluss sein muss.
Habe ich - trotz seiner 3 Stunden - sicherlich nicht zum letzten Mal gesehen.
maX
#124
Geschrieben 25. Februar 2004, 22:32
Mal wieder so ein Film, den man während des Guckens ganz nett findet, aber hinterher irgendwie doof. ein postgraduierter Student aus Frankreich macht ein Jahr Austausch in Barcelona und erlebt die tollsten Sachen.
Der Film kann sich leider nicht für die recht interessante Optik am Anfang entscheiden und dümpelt mit seinen Anekdötchen dahin. Zum Schluss bleibt ein junger Mann, der sich seinen Lebenstraum erfüllt, ein Film, der irgendwie nach "Werbung für das Erasmus-Austauschprogramm" stinkt ("Ich bin Europäer!") und eine Audrey Tautou, die wirklich wie der hier (sic!) aussieht!
Eine "romantic comedy", wie sie im Buche steht ... Meine Empfehlung für Howie!
maX
#125
Geschrieben 01. März 2004, 22:18
Tja, was soll ich sagen: Ich hab's ja irgendwie im Vorfeld geahnt: Da macht sich ein christlich-fanatischer Regie-Dilletant daran, die letzten 12 Stunden in Jesus Christus' Leben zu "verfilmen". Er würfelt die vier Evangelien zusammen, lässt seine Schauspieler Aramäisch (so wie er sich denkt, dass man das damals gesprochen hat) und Vulgärlatein (dto.) lernen & sprechen, baut ein paar Rückblenden in die Erzählungen der Evangelien ein, holt sich einen Soundtrack, der "nach der Gegend da unten klingt" (meines Erachtens hätte Peter Gabriel mehr als Recht auf eine Überprüfung seiner Urheberrechte) und besorgt sich nen Teufel mit abrasierten Augenbrauchen. Na, und dann wird - damit die Sache schön realistisch aussieht - einfach noch etwa 30 Minuten Splatter mit reingemischt.
Einen solch dummdreisten Versuch filmischer Beeinflussungsversuchung habe ich seit "Triumph des Willens" nicht mehr erlebt ... mit der Ausnahme, dass die Kamerakunst da nicht in "hin und wieder mal bei wichtigen Szenen SloMo einsetzen" bestand.
Was bleibt, wenn man Gibsons Film (für eine FSK 12 oder FSK 6) um die Splatter-Szenen kürzt? ... Richtig!
maX
P.S. Ich lache mich schlapp, wenn der Film 'ne FSK 18 oder sogar 'ne Indizierung bekommt, die er nach Definition des "Tatbestandes" mehr als verdient hätte.
#126
Geschrieben 04. März 2004, 07:58
Ich werde langsam zu alt für solchen Käse. Maaaaannn! Der Film hat mich genervt, weil er so unglaublich ambitioniert war: Eigentlich ist doch alles kaputt und wir halten es nur in der instabilen Harmonie, bis jemand daherkommt, der an der Wunde kratzt.
Ich kann mir richtig vorstellen, wie Eastwood am Set eine Gänsehaut nach der anderen bekommen hat, ob der Tiefschürfigkeit seines Films und seine Schauspieler in Einzelgesprächen umarmt hat und ihnen dabei ins Ohr flüsterte: "Das war sehr sehr gut, Tim. Du musst aber noch mehr Gefühl in dein rechtes unteres Augenlid legen. Denk dran: Du bist eine Metapher für Vietnam (und für die Schlacht am Little Big Horn)!"
Fazit: Pädagogisch extrem wertvoll! Meine Empfehlung für Howie.
maX
#128
Geschrieben 12. März 2004, 09:26
Ein überragend guter Fernsehfilm über den Charles Manson-Fall. Hier wird Dokumentarismus aus der Perspektive des nacherzählenden ermittelnden Staatsanwaltes Bugliosi auf sehr subtile Weise in die Handlung eingewoben. Die Erzählung, die sich vollständig auf die Rekonstruktion der Tate/La Bianca-Morde von 1969 und deren Aufklärung stützt, ist ziemlich packend: Selbst bei einer Länge von über 170 Minuten kommt keine Langeweile auf. Das liegt aber wohl auch nicht zuletzt an der Besetzung: Steve Railsback (Manson), Cathey Paine (Leslie van Houten) und Marylin Burns (Linda Kasabian).
Ich freue mich schon auf ein balidges "Wiedersehen" (weil ich den Film noch protokollieren werde) und den Vergleich mit dem neuen Manson-Film.
maX
#129
Geschrieben 12. März 2004, 09:32
Einer der langweiligsten Carpenter-Filme, wie ich finde. Das liegt aber sehr daran, dass die Story zu antiquiert ist. Die kann man zwar in der Rückschau filmhistorisch Wenden, aber das macht den Film dann nur zu einem interessanten Meta-Film, nicht zu einem besseren Horrorfilm.
Allerdings stimmt das "Ambiente": Der Soundtrack ist genial, Hal Halbrook und Adrienne Barbeau (die ich zuletzte "zusammen" in Creepshow gesehen habe: "Get out of my way Henry, or I swear to god you will be wearing your balls for earrings!") spielen grandios!
Meine Kritik.
maX
#130
Geschrieben 14. März 2004, 07:24
#131
Geschrieben 14. März 2004, 07:31
Der einzig wahre Kaspar Hauser-Film. Werner Herzog ist hier auf der Höhe seines Schaffens. Im Gesamtwrk wirkt Kaspar Hauser wie eine Zusammenfassung des bisherigen und Vorschauf auf das folgende filmische Werk. Die Themen, die Darsteller, die Musik, die Stimmung. Einfach alles stimmt. Und mittden drin Bruno S., der so gut und authentisch spielt, dass einem die Tränen kommen könnten.
"Es kommt mir vor, als sein mein Ersdheinen in der Welt ein harter Sturz gewesen." (Kaspar)
Unvergesslich: Die Logik-Prüfung mit dem leider bereits verstorbenen Alfred Edel! Ein Höhepunkt des Neuen Deutschen Films und gleichzeitig ein romantizistischer Fels in der Brandung der politischen Rationalität jener Zeit (und jener Regisseure): "Als Professor habe ich nicht gelernt zu verstehen, sondern zu schließen."
Es ist wirklich nicht schwer, Herzog als Lieblingsregisseur zu haben.
Meine Kritik
maX
#132
Geschrieben 16. März 2004, 08:03
Och joo, alles ganz nett. Niedliche Jeniffer Aniston, trotteliger und verblähter Ben Stiller, ekliger P. S. Hoffmann und ein philosophischer Papa. Reicht aber alles nicht, um mich davon abzuhalten, mein drittes "Andechser Dunkel Doppelbock" zu öffnen ... und dann wurde es plötzlich doch noch witzig.
maX
#133
Geschrieben 17. März 2004, 19:49
Bei Filmen, die besonders "einfach" daherkommen, sollte man immer auf der Hut sein. Die einfache Struktur von "I spit" lädt entweder dazu ein, den Film "sinnlos" zu finden oder ihn als eine Art "Parabel" zu lesen: Carol Clover hat zweiteres bereits in einem älteren Aufsatz in der Sight & Sound getan und den "sportlichen Moment" des Gangrape als Strukturmoment kinematographischer De-Moralisierung von Sexualität und Installation des "starken Frauentyps" interpretiert.
Im "Rape & Revenge"-Genre (ob es ein solches überhaupt geben kann, ist fraglich) ist "I spit" nahezu stilbildend, denn der Film entfaltet sein Sujet nicht nur sehr "reißbrettartig", sondern "diskutiert" darin auch die ihm immanenten Prinzipien. Beispiel: Der Aufbau - und das soll keineswegs zynisch gemeint sein - ist in seiner Proportion und seiner Themenentfaltung der eines Geschlechtsaktes: In den ersten 20 Minuten das Vorspiel, in den folgenden 30 Minuten der (Haupt)Akt, danach etwa 20 Minuten Refraktärphase und dann die letzten 20 Minuten das Nachspiel, in dem sich Intensität, Dauer der einzelnen Teilakte und Rhythmus des Hauptaktes wiederholen.
Das ganze wir so klassisch eingeleitet, wie es nur geht (bzw. wie man es erwartet): Jeniffer präsentiert sich ihren späteren Peinigern als aufreizende Großstädterin, diese - in Denken und Sprache vollständig sexualisiert - nehmen das zum Anlass, sich ihr immer agressiver zu nähern. Es folgen die Vergewaltigungen und danach die Rache, der Frau, der sich jeder der Vergewaltiger zu entziehen versucht, in dem er a) der Frau und ihrer "aufreizneden Art" die Schuld gibt und B) auf die Gruppendymanik verweist. (Clover) Doch das Gesetz des Spielfilms ist das jus talionis ... und das verlangt nach "Katharsis". Und deshalb gibt es für die rächende Frau keine Möglichkeit, ihre Rache zu unterbrechen, solange bis die Opfer-Bilanz wieder stimmt. Aufdringliche Metaphern von Reinwaschung, Versenkung und als phallisch konnotierte Fahrzeuge und Waffen geben sich die motivische Klinke in die Hand.
Der extrem durchdacht rhythmisierte Aufbau der Handlung verfolgt dabei vor allem den Zweck, den Zuschauer in die Geheimnisse des filmischen jus talionis einzuweihen und ihn für dieses Gesetz fügig zu machen. Dafür erhält er bei "I spit" abwechselnd die Perspektiven des unbeteiligten Beobachters, die Täter- und die Opfer-Subjektive und wird damit in den Regelkreislauf von Vergewaltigung und Vergeltung hineingezogen (jedoch nicht im Sinne eines Haneke'schen "Mitschuldigen"). Die Wirkung scheint mir dabei eine zweifache: Einerseits soll die Dramaturgie Mitleid und Verständnis für die Frau und Hass und Rachegelüste für die Täter stiften, andererseits - und hier liegt meines Erachtens der Clue des Films - wirkt die extrem genau strukturierte Dramaturgie auf den Zuschauer selbst wie ein Rape & Revenge-Erlebnis.
Man muss nicht so weit gehen, wie Michale Haneke, der in jeder kinematographischen Präsentation die Vergewaltigung des Zuschauers sieht; aber gerade der Genrefilm zehrt sehr von den Erwartungen seiner Zuschauer und schöpft seine Originalität aus der Andeutung und Vortäuschung, diese Erwartungen würden dieses Mal nicht erfüllt - nur um dann doch die Katharsis herbeizuführen im "Alles wird gut"-Ende. Doch kann ein Rape & Revenge-Film überhaupt ein Genrefilm sein? Desavouiert die in der außerfilmischen Wirklichkeit als unmoralisch geltende Auge-um-Auge-Regel nicht die Katharsis, nach der am Ende die Rechnung zwischen Opfer und Täter(n) beglichen ist? Und überhaupt: Was ist denn die angemessene "Strafe" für eine Vergewaltigung? Wirklich der Tod? Und hat das Vergewaltigungsopfer, das rein hypothetisch ja "nach dem Film" der Justiz entgegen treten muss, überhaupt eine Perspektive der "Wiedergutmachung" zu erwarten?
Ich kenne keinen Rape & Revenge-Film, der diese Fragen nicht zumindest subtil mitinszeniert. Die meisten Vorwürfe, die diesen Filmen entgegen gebracht werden, sind die, dass solche "Tötungsszenen [...] in einer diese Gewalttätigkeiten verherrlichenden Art und Weise [präsentiert werden], indem das Verhalten der jungen Frau als die wahre Form zur Lösung von Konflikten dargestellt wird."* Doch am Ende von "I spit" (und allen anderen Rape & Revenge-Filmen) steht gar nicht die Genugtuung, sondern immer der schale Geschmack, dass die Summe des Leides eigentlich nur vergrößert worden ist.
Anders ist das Ende von "I spit", in dem Jennifer ziellos mit dem Boot auf dem Fluß umherfährt, wohl nicht zu deuten. Mehr dazu in Bremen.
maX
* Auszug aus dem Beschlagnahmebeschluss zu "I spit"
#134
Geschrieben 18. März 2004, 07:45
Gestern seit langem mal wieder 2 Filme an einem Tag gesehen (sonst gucke ich 2 pro Woche).
Im Zuge meiner Recherchen bin ich dann auch nicht um diesen Gondry herumgekommen und muss schon sagen: Der war ganz schön arm!
Eine Dreiecksgeschichte mit einer hirsutistischen Frau (die glaubt, wie ein Affe auszusehen), einem degenerierten Mann (der sich für nen Affen hält) und einem zwangsgestörten Anthropologen (der glaubt, Zivilisation sei die Beherrschung von Tischmanieren). Hinzu kommt noch eine falsche Französin und ein bisschen Sex-Rumgezote.
Das ist ein nettes Gedankenexperiment für einen Kurzfilm. Aber auf 90 Minuten aufgebläht geht dem Stoff schnell die Puste aus. Gondry, der ja auch in seinen Clips weniger der "Trickser" als vielmehr der "Witzeerzähler" ist, ist das immerhin beachtlich dünne Kaufmann-Skript über den Kopf gewachsen. Nach der "Rettung des Spielfilms durch die Clipregisseure" sieht das nicht gerade aus. Da traue ich Jonze mehr zu (und er kann ja auch mehr ... auch wenn seine Filme so gar nichts mit seinen Clips zu tun haben).
Jetzt bin ich natürlich auf den nächsten Gondry gespannt. Nächste Woche läuft "Vergiss mein nicht" in der PV, in dem es um einen Typen geht, der - ganz im Stile von "Total Recall" - einen Seitensprung vergessen will (sozusagen "Total Oblivion"). Klingt wieder eher nach nem Kurzfilm ... mal schauen, ob es die Starbesetzung rausreißt.
maX
#135
Geschrieben 19. März 2004, 10:19
Die Fans werden enttäuscht sein.
Meine Kritik (auch davon! )
maX
#136
Geschrieben 20. März 2004, 08:18
Wenn ich mir meine Kritik in der SI (Nr. 51) so anschaue, muss ich sagen, dass ich dem Film voll auf den Leim gegangen bin. Aber das ist ja auch irgendwie kein Wunder, denn der Film ist gut ... so gut, dass er wohl erst einmal jeden frappiert. Gut, ich habe 1,5 Jahre gebraucht, ihn mir noch mal anzuschauen und meine, seinen Wirkmechnismus jetzt geknackt zu haben:
Ted Bundy ist eifrig bemüht, alle Register der Filmästhetik zu ziehen, um seine Hauptfigur so amoralisch, hinterhältig, pervers, berechnend, bösartig, verlogen und narzisstisch darzustellen, wie es nur irgendwie geht.
Man muss sich eigentlich nur drei Szenen anschauen und mal auf die Details achten:
1. Bundys Sex mit seiner Freundin nach "seinen Wünschen": Ihre Beine und Hände sind an den Kopfenden des Bettes gefesselt. Sie soll sich tot stellen und er fuhrwerkt wie ein Berserker zwischen ihren Beinen herum. Die Kamera zeigt zuerst das Mädchen aus einer Perspektive, die mit einer Subjektive Bundys korrespondiert, dann im Gegenschuss sein wirklich extrem wut- und schmerzverzerrtes Gesicht und seine Rufe: "Fuck! Fuck! Fuck!"
2. Szene - direkt im Anschluss: Die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung der beiden Mädchen vom Strand. Bundy nimmt seine Opfer überhaupt nicht ernst. Er hat keine Angst entdeckt zu werden und spielt mit ihnen. Als eine blutend flüchtet, joggt er leichten Schrittes hinter ihr her und lacht sich dabei halb schlapp. Als er das Mädchen zurück in die Hütte gezerrt hat und sie vergewaltigt, grinst er dabei die andere diabolisch an, die dem Akt beiwohnen muss und weiß, dass sie die nächste ist.
3. Szene: Bundy zerrt ein halbnacktes Mädchen aus dem Auto, wirft es unter einem Baum. Sie schluchzt und fleht ihn an, er hält ihr eine politische Rede über Frauen, die Republikaner und seine Wünsche, während er sich langsam auszieht. Extreme Draufsicht und Fahrt in die Vogelperspektive.
Welcher Zuschauer den Typen bis dahin noch nicht hasst und ihm den Tod wünscht, kann dem Film nur mit halber Aufmerksamkeit beigewohnt haben.
Als Bundy schließlich gefasst wird, stellt sich die Justiz als unfähig heraus: Er genießt im Knast alle Freiheiten, die er sich wünscht und kann zwei mal fliehen. Erst als er in der Death-Row sitzt, wendet sich das Glück gegen ihn und der Zuschauer ist mittlerweile da, wo der Film ihn haben will: Seine Rachegelüste finden Befriedigung. Verdoppelt wird dies durch eingeschnittene Szenen von Demonstranten vor dem Gefängnis, die auf Transparenten den Tod Bundys mit sarkastischen Kommentaren fordern.
Und als Bundy dann schließlich vom Gefängnispersonal gefoltert wird (er bekommt die Haare geschoren dann einen ganzen Beutel Watte in den Arsch gesteckt ("So you don't mess yourself.") und schließlich langsam und in Großaufnahme auf dem elektrischen Stuhl gegrillt wird (ab und zu Gegenschnitt zu den unbeteiligten Beamten und zu den teilweise lachenden Zuschauern im Zeugenraum) ... da fallen einem dann wieder seine letzten Worte am Telefon ein: "I'm a human being." Und die scheinbar befriedigten Rachegedanken werden zu den Überlegungen gelenkt, die die Gegner der Todesstrafe schon seit je her äußern.
maX
#137
Geschrieben 23. März 2004, 10:13
Wieder einmal habe ich eine ältere Sichtweise zu revidieren.
Cronenbergs eXistenZ will zu keiner Zeit Ernst genommen werden. Wenn man das übersieht, geht das maßgebliche Verfahren zur Unterscheidung Relaität/Virtualität verloren, denn die "Peinlichkeit", von der ich in meiner Kritik geschrieben habe, kennzeichnet ja gerade die Spielebenen als erzählerische Konstruktionen. Das wird hin und wieder auch thematisiert, dass die Spielfiguren irgendwie "hölzern" wirken: Als Allegra sich bei Ted über den Spieleverkäufer ärgert, der "schlampig entwickelt" wurde.
Interessant ist, dass Cronenberg behauptet, auf die Idee zu eXistenZ gekommen zu sein, nachdem er sich mit Rushdie getroffen und über das Thema "Verfolgung von Künstlern durch Fanatiker" unterhalten hat. Das ist zwar oberflächlich gesehen der "Hauptdiskurs" des Films, aber dient nur zum kaschieren eines ontologischen Projektes: Wenn die Virtualität asymptotisch an die Realität angenähert wird, wie können wir sie dann noch als solche erkennen? ... Müssen wir sie dann überhaupt noch erkennen können oder ist sie dann nicht schon die (Hyper)Realität? Und: Ist Subjektivität und eine konsistente Persönlichkeit (wie bei Leibniz mit "Individualität" bezeichnet) eine notwendige Bedingung für Realität oder eine hinreichende?
Der "Agentenfilm" bildet die ideale Basis für eine solche Fragestellung - und das ja nicht zum ersten Mal in der Filmgeschichte (von "Die 27. Etage" bis "Matrix"), weil das philosophische Thema hier durch eine Verschwörungstheorie verdoppelt werden kann und damit auch als erzählerisches Sujet "wahrnehmbar" wird. Bei eXistenZ gerinnt das Genre zum reinen Vorwand für diese Fragestellung. Deshalb erlaubt sich Cronenberg auch, die Story und ihre Charaktere nicht ernstzunehmen.
maX
#139
Geschrieben 27. März 2004, 07:53
Michael Haneke sagt 1997 in einem Interview: "Um zu vermitteln, was ich denke, bediene ich mich hier [bei Funny Games, S.H.] des Thrillers - und nutze die Erwartung des Zuschauers ans Genre: Dort darf das Furchtbare geschehen, solange nur am Ende die Ordnung wiederhergestellt ist. Der Abgrund, der aufgerissen wird, nur um letztlich wieder zugeschüttet zu werden: Mit dieser Verlogenheit machen Genrefilme ihr Geld." (Spiegel 38/1997, S. 146) Gut, er hat Kalifornia wohl nicht gekannt Aber die Ausschließlichkeit, mit der er seine Genre-"Theorie" hier darlegt, zeigt schon, dass für die Erzählung eines solchen Films gar nicht "sensibel" genug sein kann.
Worum geht's in Kalifornia? Erzählt wird die Geschichte vom Publizisten Brian und seiner Freundin Carrie, die Fotografin ist. Die beiden wollen eine Tour durch die USA zu den Orten, an denen Serienmörder ihre Taten begannen haben, unternehmen. Brian versucht seine Recherchen dort mit plastischen Eindrücken und Tatortfotos zu illustrieren. Um die lange Riese nicht allein finanzieren zu müssen, nehmen sie Early, einen gewalttätigen und offenbar wegen Mordes vorbestraften (wovon die beiden aber nichts wissen) und dessen Freundin Grace mit. Es kommt, wie es kommen muss: Early begeht auf der Reise einen Mord nach dem anderen - zunächst unentdeckt. Doch als Carrie die Anwesenheit der beiden Mitfahrer immer unangenehmer wird uns sie Brian bittet, sie rauszuwerfen, eskaliert die Situation: Early begeht einen brutalen Raubüberfall auf eine Tankstelle und nimmt die Brian und Carry als Geiseln. Er überfällt ein Haus und bringt dort den Hausherren und dann seine Freundin Adele um. Brian schlägt er nieder und Carrie verschleppt er. Und erst an dieser Stelle wird aus dem "brutalen Roadmovie" ein Thriller: Brian begibt sich auf die Suche nach Carry und ihrem Entführer, findet sie schließlich, ermordet Early und befreit seine offenbar vergewaltigte Freundin.
Das besondere an diesem Genrefilm ist seine reflektierende Haltung gegenüber seinem Sujet: Da ist auf der einen Seite der etwas arrogante Schriftsteller und seine intellektuelle Freundin, die gleichermaßen fasziniert und abgestoßen vom poor-white-trash-Pärchen Early und Grace sind. Brian hat "keine Ahnung", was Serienmörder wirklich sind. Für ihn ist das Phänomen Serienmord ein Gegenstand kultureller Reflexion, ein Gedankenspiel, in das er seine psychogenetischen Theorie über Tatmotivation und Täterbiografie einfügen kann.
Auf der anderen Seite steht Early, für den Mord ein modus vivendi ist: Er tötet, um aus unangenehmen Situationen zu fliehen, aus Rache, aus Geldgier und zeitweise schlicht aus Langeweile. Brian versucht, als er später über Early Bescheid weiß, hinter die Motivantion zu kommen, jedoch erfolglos. Schließlich reduziert er es auf die Erkenntnis, dass das einzige, was den Serienmörder vom normalen Menschen unterscheidet, das mangelhafte oder fehlende Schuldbewusst sein ist.
Early indes belustigt sich über die intellektuellen Spielchen Brians. Er macht ihm mehr als zynisch klar, dass seine Taten nichts mit seinem Vater zu tun haben (die Erschießung des Polizisten ist wohl die sarkastischste und entlarvendste Filmszene, die je ein Serienmörderfilm gezeigt hat). Und dass er Schuldbewusstsein besitzt, macht er auch klar: Er reagiert sehr verstört auf seine eigenen Taten und reflektiert sogar über einen der von Brian besuchten Serienmörder-Schauplätze und dass der nie gefasste Täter wohl heute jeden Tag an seine Taten zu denken gezwungen ist.
Brians Theorien gehen also nicht auf. Serienmord als kulturelles Phänomen betrachtet, bleibt ein elitäres Gedankenspiel. Selbst als er am Schluss gezwungen ist (?) Early aus Rache an der Vergewaltigung Carries zu erschießen, zeigt er kein Verständnis für den Akt des Tötens. Danach geht es weiter für das Pärchen wie zuvor: Sie veröffentlicht ihre Fotos in einer Ausstellung und er kommt mit seinem Buchprojekt, in das er nun sogar einen Erlebnisbericht einfügen kann, "gut voran".
Doch irgendwie ist die Stimmung des Films im Epilog brüchig geworden. Die heile Welt, die uns der Thriller als Genrefilm verspricht (und die Haneke dem Ende eines Genrefilms an sich attestiert) ist nicht zu finden. Das liegt nicht etwa daran, dass Brian gezwungen wurde selbst zu töten, oder dass der Zuschauer mit ihm durch die Hölle gegangen ist, sondern vielmehr daran, dass der Film es geschafft hat, die intellektuell-unterkühlte Reflexion über seinen Gegenstand als blanken Zynismus zu entlarven. Sowohl die Täter als auch die Opfer und erst Recht die Zeugen sind nicht das, was uns die Kulturproduktion suggeriert: Sie dürfen weder allein als Ingredienzien einer Story noch als Variablen eines intellektuellen Gedankenexperiementes (Funny Games) dienen. Sie sind auch Platzhalter für reale Schicksale. Wer das nicht mit berücksichtigt, ist ein Zyniker (wie eben Haneke).
maX
P.S. Die DVD von MGM ist so schkecht un pixelig, ds es sogar mir aufgefallen ist.
#140
Geschrieben 28. März 2004, 09:38
Ein schönes Beispiel dafür, wie man mit einem Film "wächst": Mein allererster Eindruck war noch im Wesentlichen von der Gewalt, die von den Brüdern und dann von den sich rächenden Frauen ausging.
Doch gestern Abend habe ich eine Komödie gesehen! (Es hat auch einige Zeit gedauert, bis ich Evil Dead als reine Komödie erkannt habe.) Ob das nun alles freiwillig oder unfreiwillig komisch war, was da passiert ist und welchen Stellenwert dabei die verhunzte deutsche Synchro ("Vielleicht gibt uns ja jemand unserer neuen Brüder einen Lift") hat, kann ich derzeit nicht bewerten.
Aber die Ernsthaftigkeit kann man dem Film schon absprechen, wenn man sich allein einmal auf die Struktur der Charakterissierung konzentriert und sich zudem die Details ansieht: Das ganze Haus, in dem die Mutter mit ihren beiden Jungs wohnt, ist voller Bodybuilder-Magazine, Männerposter und Fitnessgeräte. Ob diese homophilen Ausstattungsgegenstände wohl den frauenfeindlichen Aspekt der Geschichte unterstützen sollten? Sicher ist, das ihnen ein Bild ziemlich emanzipierter (aber im positiven Wortsinn!) Frauen entgegen gestellt wird, dass dem maternalistischen Prinzip diametral entgegen steht. Beide Modelle karikieren sich gegenseitig.
Die Frauen stehen hier für die vollendete, sich vollendende, bzw. bereits überschrittene Adoleszenz, die der Jugendzeit hinterher trauert; die Männer für ds genaue Gegenteil. Sie werden nicht nur als "Jungs" bezeichnet, sondern auch als solche inszeniert: Sie raufen, streiten sich und machen infantile Witzchen, wollen in der Konsequenz ihrer Handlungen und gegenüber der Mutter jedoch gern als erwachsen gesehen werden.
Damit wird natürlich auch das Gefälle zur recht martialischen Gewalt kontrastiert: spielende Jungs, die ihr Spiel ganz plötzlich für eine grausame Vergewaltigung unterbrechen und sich in Sex-Monster verwandeln. Und genau darin liegt meines Erachtens die "Pointe": Der unvorhergesehene Umbruch von Spiel in Gewalt, von Aktivität in passivität ist mechanisch und redundand aufgebaut wie bei einem Witz: "Komisch ist jede Anordnung von ineinandergreifenden Handlungen und Geschehnissen, die uns die Illusion von wirklichem Leben und zugleich den deutlichen Eindruck von mechanischer Einwirung vermittelt." (Bergson)
Jetzt wäre nur noch die Frage, warum Muttertag komischen wirken kann oder will ...
maX
#141
Geschrieben 30. März 2004, 15:55
#142
Geschrieben 02. April 2004, 09:48
Nach dem Zombi 3-Desaster habe ich mich erneut an einen Fulci gewagt, den ich Jahre nicht mehr gesehen hatte und wurde glatt enttäuscht. Dieser dreiste Mix aus Shining-Ideen und Poltergeist-Motiven (nein, nicht den Film) ist schon arg konstruiert.
Einzig erfreuliches: Fucils Manie, auf Gesichter und Augen zu zoomen. Fast meint man, in einem jener sprachlosen Italowestern zu sein, indem ein Blick zwischen Franco Nero und seinem Gegner ausgereicht hat, einen Epos von 3 Stunden zusammenzufassen. Da haben wir dann gestern doch schon herzlich drüber lachen können.
maX
#143
Geschrieben 03. April 2004, 08:26
Tja, ein Comic ist nun mal ein Comic. Und der Western ist nun mal so tot - toter geht's gar nicht mehr. Und CGI nervt mittlerweile, wenn man sie als solche erkennt, bzw. sie sogar absichtlich erkennbar eingesetzt wird, gewaltig. Und einen Haufen Peyote-Kakteen zum dramaturgischen Höhe- und Eindpunkt (nein, Juliette Lewis' Bär war's dann doch nicht!) eines ansonsten stinklangweiligen Films zu erklären, ist auch nicht gerade eine dramaturgische Meisterleistung. Ach ja: Lewis zeigt mal wieder, wie hoffnungslos überfordert sie ist, wenn sie kein White Trash-Trienchen spielen kann ...
Meine Kritik
maX
#144
Geschrieben 03. April 2004, 08:34
Das war dann der kleine Höhepunkt des Abends. Hooper hat sich ehrlich bemüht, aus dem Trash-Sumpf in den er sich nach TCM hinein manövriert hat, wieder aufzutauchen. Entstanden ist ein toller B-Film, mit einer tollen B-Geschichte um ein "Haunted Hochhouse", in dem sich ein untoter Zombie zwischen den Wänden herumtreibt, der Menschen töten muss, um weiterleben zu können.
Der Einsatz des Werkzeugkastens ist quantitativ dezent aber qualitativ vordergündig. Vor allem der Blozenschneider (Rück-Entgrater), die Flex (Frisurgestaltung) und die Nagelpistole (modernes Messerwerfen) scheinen sich ideal zu eignen.
Ach ja: Mit Angela Bettis entsteht gerade so etwas wie eine neue Lieblingsschauspielerin von mir. Die ist ja so unglaublich souverän und trotzdem immer schüchtern. Ihre Furcht wirkt so echt wie ihre Wut und wenn sie die Hornbrille aufsetzt, wird's ernst!
maX
#145
Geschrieben 03. April 2004, 08:38
Ein koreanischer Horrorfilm. (Wenn ich das schreibe, ist das ein qualitatives Statement! )
Ich habe nicht die geringste Ahnung, worum es ging. Mein einziger Verdacht: In Korea scheint es nicht genung Famlientherapeuten zu geben, deswegen müssen kathartische Familien-Horrorfilme gedreht werden.
Kritik folgt (sobald mir jemand erklärt, worum es in dem Film ging).
maX
#146
Geschrieben 04. April 2004, 09:00
#147
Geschrieben 04. April 2004, 09:02
Ich habe mehrfach durchaus tief geschlafen, daher kann ich über diesen Film nichts sagen, außer, dass er ein koreanischer Science Fiction-Film ist.
maX
#148
Geschrieben 04. April 2004, 09:05
So sieht es also aus, wenn Dario Argento in seinem Alterswerk angekommen ist. Hanebüchne Story (hätte man besser für Kommissar Rex auswerten sollen), sehr peinliche logische Fehler, Schauspieler wie Pappkameraden, ein Soundtrack wie von ner Hifi-Test-CD ...
Weiter so Dario! Du demontierst dich selbst!
Meine Kritik.
maX
#149
Geschrieben 04. April 2004, 18:48
Der gute Ton
"Listen to the Bloody Music" - Die Kölner Philharmonie bringt Filmmusiken ins Konzerthaus
Die Beliebtheit von Filmmusik-CDs bei Filmfans und die Tatsache, dass sich etablierte Künstler der ernsten Musik auch nicht gerade selten auf das Gebiet der Filmmusik verirren sind hinreichende Belege dafür, dass Soundtracks weit mehr als Gebrauchsmusiken zur Untermalung von Bildern darstellen.
Dieser Tatsache ist wohl auch das Sonderkonzert des Gürzenich Orchesters in der Kölner Philharmonie vom 15. Oktober 2002 zu verdanken gewesen. Unter dem Motto „just listen to the bloody musik“ würden in einem dreistündigen Programm Scores von den Komponisten William Waltens, Alex North, Bernard Hermann, Ron Goodwin und Sir Malcolm Arnold gebracht. Letzterer, der für seinen Soundtrack zu The Bridge over the River Kwai 1957 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, befand sich auch im Publikum.
Das Konzert war in vier Segmente unterteilt. Die einzelnen Segmente wurden eingeführt und kommentiert von Christian Brückner – eine exzellente Sprecherwahl, weil Brückner in nicht wenigen Filmen der dargebotenen Soundtracks eine Sprecherrolle innehatte; doch hierzu später mehr. Zunächst wurde – als Prolog - unter der Rubrik „Vom Master of the Lean’s Music“ natürlich ein Rahmenprogramm von Arnolds Schaffen geboten. Eingeführt mit der pompösen und voluminös instrumentierten Rhapsodie op. 37 aus seinem Soundtrack zu The Sound Barrier (dt. Der unbekannte Feind) von 1952 in der deutschen Uraufführung wurde dem 1921 geborenen Arnold die gesamte Veranstaltung gewidmet.
Der erste Hauptpart des Konzertes umfasste zwei „ungenutzte Soundtracks“ in Auszügen. Zum einen die viele Jahre verkannte Filmmusik zu Kubricks 2001 von Alex North, die als Konzertsuite überarbeitet hier mit sechs Stücken ihre Europapremiere feierte. North wurde 1967 von Kubrick beauftragt, den kompletten Score für 2001 zu schreiben, jedoch nach der Hälfte der Arbeit nach Hause geschickt mit der Ausrede: „Den Rest des Filmes werde ich Toneffekte verwenden.“ North, der bis zur Premiere angenommen hatte, sein Soundtrack würde Verwendung finden, erlitt bei der Londoner Uraufführung von 2001 fast einen Zusammenbruch, als er dort eine „beliebige Hitparade für Musikfreunde“ (Programmheft des Konzertes) hören musste. Klug genug war er, die Partituren nicht zu verwerfen und etliche Elemente daraus in späteren Kompositionen zu verarbeiten. Schließlich erschien vor einigen Jahren dann der komplette Soundtrack als CD.
William Waltens Musik zu The Battle of Britain von 1969 (dt. Luftschlacht um England) stellte den zweiten Teil der „unveröffentlichten Filmmusiken“ dar. Auch dies eine Premiere in Deutschlands Konzerthäusern.
Im zweiten Hauptpart wurden für Filme komponierte Klavierkonzerte dargeboten. Das seines gleichen suchende Concerto macabre für Klavier und Orchester, dass Bernard Hermann 1945 für den Film Hangover Square geschrieben hat wurde hier in einer kurz vor seinem Tod 1975 noch überarbeiteten Fassung aufgeführt. Die Musik zu dem Film über einen schizophrenen Klavierkomponisten wurde mit unglaublicher Feinfühligkeit und dem typischen Bernard’schen Temperament interpretiert und von Sorina Aust-Loan am Klavier kongenial widergegeben. Das wohl einzige Klavierkonzert der Musikgeschichte, das mit einem Klaviersolo endet, stellte mit Sicherheit einen der Höhepunkte des gesamten Konzertabends dar.
Als zweites Klavierkonzert wurde Arnolds Ballade für Klavier und Orchester in der Welturaufführung gebracht. Diese Musik wurde für den 1952 entstanden Film Stolen Face komponiert – ein Film, der damals von der Hammer-Gesellschaft produziert (wohlgemerkt, bevor diese sich dem Horrorgenre zuwandten). Auch hier wird eine Klaviervirtuosin vor dem geistigen Zusammenbruch beschrieben und von daher passte sich die Darbietung an Hermans Stück an, ohne dies jedoch in seiner Finesse erreichen zu können.
Nach der Pause erreichte das Konzert mit seinem dritten Teil „Hitch-Musiken und filmmusikalische Städteportraits“ seinen Höhepunkt. Hier wurden zunächst drei Stücke aus Bernard Hermanns Vertigo-Soundtrack gebracht – eine Filmmusik, die zu den besten „aller Zeiten“ (glaubt man einer Wahl der Zeitschrift Screenshot) gehört. Die Interpretation durch das Gürzenich-Orchester gelangte hier zu ihrem Gipfel. Sowohl Intention als auch Empathie des Original-Soundtracks wurde in vollem Umfang widergegeben. Mit dieser Aufführung bestätigte sich die eingangs erwähnte Nähe von Filmmusik zur E-Musik vollends (der Enkel Richard Wagners soll anlässlich einer Vorführung des Soundtracks gesagt haben: „Das hört sich ja an, als wäre es von meinem Großvater!“).
Ron Goodwins Thema und Monolog des Richard Ian Blaney aus Hitchcocks Soundtrack zu Frenzy (1971) sorgte für einen ungewöhnlichen Umschwung der Atmosphäre im Konzertsaal. Denn plötzlich betrat Christian Brückner, der zuvor mit viel Verve und Fachkompetenz die einzelnen Korzert-Parts eingeführt hatte, abermals die Bühne, hastig sich eine Krawatte um den Hals bindend und ein für ihn geschriebenes Monolog-Stück aus Frenzy zum Soundtrack rezitierend. Das gesamte Stück näherte sich damit einem Hörspiel an – was vom Publikum mit minutenlangen Ovationen belohnt wurde.
Die danach von Sir Malcolm Arnold The Inn of the Sixth Happiness (dt. Die Herberge zur Sechsten Glückseligkeit) von 1958 dargebotene Konzertsuite stand sicherlich noch im Schatten der Frenzy-Darbeitung – und wurde wohl auch schon in Voraussicht dessen im Gegensatz zur Programmankündigung um zwei Sätze gekürzt.
Denn danach betrat Brückner abermals die Bühne, um ein extrem virtuos inszeniertes Monolog-Patchwork aus Taxi Driver (1975) zur Musik Bernard Hermanns zu präsentieren. Hermann, der seinen Soundtrack kurz vor seinem Tod für Scorseses Meisterwerk schrieb, hat all die musikalischen Finessen und Stilelemente, die er sich während seines Schaffens erarbeitet hatte, noch einmal in diesem Score konzentriert. Die Monologe Travis Bickles (von Robert de Niro gespielt – eine der ganz frühen Synchronarbeiten Christian Brückners) schienen sich nachgerade in diesen Soundtrack integrieren zu wollen. Der Ausdruck „Gesamtkunstwerk“ passt wohl auf nur wenige Filme besser, wie auf Taxi Driver, dessen gesamte düstere Atmosphäre sich in das Auditorium der Kölner Philharmonie übertrug. Gerade dieser Part des Konzertes schreit geradezu nach einer weiteren Aufführung und Veröffentlichung auf CD (angemerkt sei, dass die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung in Kürze im WDR-Radio zu hören sein wird).
Den pompösen Abschluss fand die Veranstaltung in der Darbietung von Arnolds Oscar-prämierter Musik zu The Bridge over the River Kwai. Die fünf Stücke aus dem Soundtrack – ergänzt durch ein da capo ebenfalls aus diesem Score – bildeten den Epilog der gesamten Veranstaltung und gleichsam deren rhythmischen Höhepunkt.
An dieser Stelle muss sowohl das Konzept der gesamten Veranstaltung als auch die Direktion Scott Lawtons hervorgehoben werden. Letzterer schien im Medium „Filmmusik“ geradezu aufzugehen und konnte sich dabei auf ein Gürzenich-Orchester verlassen, welches die Stücke virtuos und mit „optischen Verständnis“ für die Bildhaftigkeit der Musiken darbot. Für den Fall, dass die Kölner Philharmonie weitere Events in dieser Richtung plant, kann sie sich eines begeisterten Publikums gewiss sicher sein.
Stefan Höltgen
#150
Geschrieben 07. April 2004, 08:16
Es ist schon erstaunlich, welche Register in Sachen zwanghafter Mimetik gezogen werden! Charlize Theron ist sowohl in ihrer Mimik und Gestik als auch in ihrem Erscheinungsbild vollständig auf Aileen Wornos getrimmt. Wenn sie den Oskar für die beste Darstellerin verdient hat, dann auf jeden Fall dafür.
Die Mimik- und Gestik-Studien sowie etliche Plot-Details stammen dabei höchstwahrscheinlich aus Nick Broomfields Dokumentation "Aileen Wuornos - The Selling of a serial killer", die jetzt auch bei e-m-s in einer Serial Killer-Box erscheint.
Ein bisschen mulmig wird mir allerdings, wenn ich daran denke, dass die 2002 hingerichtete Wuornos, die wohl wie kaum eine kriminalhistorische Figur der USA "Opfer der Lebensumstände" genannt werden darf, auf solche Weise zu "Ehren" kommt. Aber ein Denkmal ist wohl besser als keines.
maX
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