Es könnte ein Verbrechen sein, einen dermaßen dialoglastigen Film optisch so anspruchsvoll zu gestalten. Das ständige Gefühl, etwas verpasst zu haben und deswegen am Liebsten nochmal zurückspulen zu wollen, ist auf Dauer doch etwas unangenehm.
Aber vielleicht steckt dahinter auch System: Schließlich geht es hier um Träume und das Erwachen. Und so ähnlich fühlt man sich auch nach dem Film - als hätte man gerade geträumt. Zwangsläufig. Nicht, weil das alles "nur ein schöner Traum"/"nur ein Alptraum" hätte sein können, sondern eben, weil die Erinnerung daran fehlt. Man weiß eben, dass es da war. Man weiß auch noch ungefähr, was. Und man weiß - forscht man genauer in der eigenen Erinnerun - auch durchaus noch die Details. Nur eben das weiß man nicht. Versucht man nämlich, das Erlebnis zu rekonstruieren, so bleibt ganz plötzlich wieder nur diese grau-verschwommene Erinnerung - eben wie an einen Traum.
Und ja, es war wohl - obwohl ich den Film jetzt nicht als Meisterwerk oder auch nur herausragend einstufen würde - ein sehr schöner Traum. Also ein bißchen Trauer, als alles vorbei war. Und vor allem, dass man glaubt, so viel verpasst zu haben.
("Waking Life" ist das Paradebeispiel, warum ich Richard Linklater so gern mag: Der ständige philosophische Diskurs, der hier geführt wird - und dabei keine Sekunde kohärent ist, richtiges Brainstorming eben -, ist so natürlich und lebensnah, dass man sich schon beinahe fragen könnte, woher eine "lebensfernere" und "wissenschaftlichere" philosophische Beschäftigung ihre Daseinsberechtigung bezieht. Linklater fasst einfach die Gedanken in Worte und Bilder, die jedem mal kommen. Sachen, die man sich einfach mal überlegt, in (lautlosen) Selbstgesprächen unter der Dusche oder bei einer längeren Autofahrt mit sich ausmacht. Keine Probleme, nicht wirklich. Eben nur das, was uns so beschäftigt. Das hat er auch in "Before Sunrise", "Before Sunset" und "Dazed and Confused" schon so gut geschafft. Und möge er doch ewig so weiter machen...)