(16. Juli 2003 | DVD: (HK) | OmeU | Arbeit)
Bin ja nicht der erste Rezipient in diesem Forum, der über diesen Film schreibt. Habe beim Schreiben dieser Zeilen auch die anderen Einträge nicht im Kopf, ich versuche also, ganz unbefangen zu urteilen.
Normalerweise sollte man eine solche Beschreibung mit den Worten "es fing alles so harmlos an" beginnen. Aber diese Worte würden hier wie blanker Hohn wirken.
1. spürt man schon die ganze Zeit über, dass etwas mit dem Idyll, welches da so sorgsam errichtet wird, nicht stimmt. Das funktioniert auch ohne die intensiven Bilder von Asagami in ihrer Wohnung, wird dadurch aber noch bestärkt.
2. kann von "anfangen" keine Rede sein! Geschlagene 80 seiner 115 Minuten nutzt der Film zur Exposition und Charaktereinführung!
Doch diese Zeit lohnt sich: Es wird die Geschichte eines alleinstehenden Vaters erzählt, der nach dem Tode seiner Frau erst nach sieben Jahren wieder bereit ist, eine neue Bindung einzugehen. Um Frauen kennenzulernen arrangiert ein befreundeter Filmproduzent ein gefaktes Vorsprechen. Und die letzte Kandidatin, die schüchterne und bescheidene Asagami nimmt ihn auch gleich in ihren Bann. Doch nach der ersten Liebesnacht nimmt das Unheil seinen Lauf...
![Eingefügtes Bild](http://members.fortunecity.de/toreirocapoeira/audition1.jpg)
Was dann kommt, gleicht einem Schlag in die Magengrube! Selten habe ich einen Film derartig abrupt eine 180°-Wendung vollziehen sehen. Die Personen werden sehr sympathisch charakterisiert, das Vater-Sohn-Verhältnis als ein realistisch liebevolles dargestellt und überhaupt möchte man dem armen Kerl nur das Beste wünschen. Doch mitten in diese heile Welt bricht ein Alptraum in Gestalt einer scheinbar hilflosen, zierlichen Japanerin...
![Eingefügtes Bild](http://members.fortunecity.de/toreirocapoeira/audition3.jpg)
Soll ich jetzt zu dem Film raten? Wer gerne mal mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht vor dem Fernseher sitzt, für den lohnt sich "Audition" allemal. Filmisch gibt es nichts daran auszusetzen, die meiste Zeit über solide, stellenweise sogar herausragend. Den einzigen wirklichen Schwachpunkt meine ich im Drehbuch gefunden zu haben, paßt doch die imho viel zu simple Erklärung für Asamis Verhalten so gar nicht zur Komplexität der Geschichte. Und auch die Auflösung wirkt etwas zu einfach, als dass sie sich stimmig ins Gesamtbild einfügen würde. Natürlich (und lobenswerterweise!) läßt sich über die Motive der anderen Hauptpersonen viel spekulieren, aber ausgerechnet Asagamis Charakter bleibt hier flach.
Unabhängig davon ist "Audition" einer der Filme, die ich gerne auf DVD habe und mir wahrscheinlich nie mehr anschauen werde. Der Streifen konnte mich beeindrucken, auf jeden Fall, aber das Anschauen, ja, das "Ertragen" der letzten halben Stunde macht einfach so wenig Spaß und ist dermaßen physisch unangenehm, dass ich dieses Gefühl so schnell nicht wieder brauche. Danke.