And we all love ... the movies ....
#391
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:37
Erstaunlich, wie falsch man einen Film einschätzen kann. Bis au Shrek hab ich noch nicht viele gute Animationsfilme gesehen, die nicht aus dem Hause Pixar stammen, und nach der letzten Sichtung von Jagdfieber war ich auch nicht so scharf darauf mir andere Machwerke dieser Art anzuschauen.
Doch da meine Eltern sich den Film auf BluRay zugelegt haben, und ziemlich davon geschwärmt haben, habe ich ihn natürlich auch gesehen und ich muss sagen, dass ich zu tiefst beeindruckt war. Sowohl von den Möglichkeiten die BluRay optisch und soundtechnisch bietet, als auch vom Film selbst. Der Film ist nur vordergründig eine Animationsmusicalkomödie, unter der niedlichen Faszade steckt eine Geschichte mit relativ viel Tiefgang für einen Animationsfilm und mit teilweise sehr extremen Szenen. Die Verfolgung durch das Walross als Beispiel. Auch wenn die Szene hinterher durch flotte Gags wieder entspannt wird, so ist die Szene selbst doch sehr dramatisch und bedrohlich angelegt. So etwas kennt man aus Disney Streifen nicht.
Auch die Geschichte selbst, geht über die üblichen “Sei du selbst und steh zu dir”-Inhalte von Disney hinaus (wobei Ratatouille eine wirklich sehr subversive Kritik an der Fast-Food-Nation war) sondern beschäftigt sich auch konkret mit Problemen wie Umweltverschmutzung und Klimawandel und setzt in einer wie ich finde ziemlich genialen Sequenz am Ende den Menschen einen Spiegel vor und verändert die Sichtweise in eine ungewohnte Perspektive.
Witz und Humor und liebenswerte Charaktere kommen natürlich auch nicht zu kurz. Mumble ist ein junger Kaiserpinguin. Weil sein Vater einmal unachtsam war, und sein Ei der Kälte ausgesetzt hat, ist Mumble anders als die anderen Pinguine seiner Kolonie. Jeder von ihnen ist ein begnadeter Sänger und hat ein “Herzenslied” über das er auch seine Partnerin erwählt. Doch Mumble kann nicht singen. Statt dessen hat er den Rhythmus in den Füßen und ist ein begnadeter Stepptänzer, womit er in seiner Kolonie allerdings ein Außenseiter ist und Verstoßen wird. Er lernt eine andere Pinguinart kennen, die seine Künste absolut zu schätzen wissen und mit ihnen macht er sich auf die “Aliens” zu finden, die für den Rückgang der Fischerträge verantwortlich sein müssen, die seine Kolonie bedrohen. Für diesen Rückgang machen die Ältesten seiner eigenen Kolonie ihn selbst verantwortlich. So macht sich Mumble auf eine gefährliche Expedition auf.
Die Geschichte um Mumble selbst ist zu gleich eine herrliche Kritik an der amerikanischen religiösen Rechten und ihren Konformismus.
Ein absolut sehenswerter Streifen, der den Oscar für den besten Animationsfilm vollkommen zurecht bekommen hat. Wer kann, der möge ihn sich auf BluRay ansehen, da hier die Vorzüge dieser Technik voll zur Geltung kommen, ich habe noch nie so ein klares, tiefes, plastisches und reines Bild gesehen. Wer den Film noch nicht kennt, kann beim nächsten Gang in die Videothek beherzt zugreifen und auch für einen Videoabend mit Freunden ist der Film absolut geeignet.
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Filmtagebuch
#392
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:37
Billy Bob Thornton als abgewrackter, kinderhassender, Alkohol trinkender und dicke Frauen vögelnder, krimineller Weihnachtsmann bietet uns die rabenschwarze Weihnachtskomödie Bad Santa, die wirklich alles andere als ein Kinderfilm ist.
Es ist eine klassische Loosergeschichte, die recht unterhaltsam ist, ingesamt aber doch nicht mehr als eine Durchschnittsfilm mit Weihnachtsmann ist. Gerade beim Ende bekommt man Zweifel am Verhältnis vom Einsatz der Schusswaffen zum Vergehen. Aber auf jeden Fall ein Film den man sich zur Weihnachtszeit gerne mal geben kann, gerade wenn man nicht nur auf diese Heile-Welt-Schnulzen-Weihnachtsfilme steht :-)
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Filmtagebuch
#393
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:38
Robert Zemeckis verwischt mit diesem Film die Grenzen zwischen Animations- und Realfilm. Die Figuren sind zwar allesamt animiert, ihre Bewegungen wurden aber mit Hilfe von Motion Capturing Verfahren aufgenommen und die Bewegungsabläufe und Gesichert sind so erstklassig gerendert, dass sie teilweise sehr, sehr real aussehen und manche Szenen sogar am Computer zurückgerechnet werden mussten, damit sie ins Gesamtbild passen und sich nicht zu sehr davon abheben.
Bei der erstklassigen Technik kann die Geschichte des Films leider nicht mithalten. Ein Junge verliert den Glauben an den Weihnachtsmann und wird vom Polarexpress mit zum Nordpol genommen wo er den Weihnachtsmann trifft und seinen Glauben wieder findet. Das ist im wesentliche die ganze Geschichte, ausgedehnt auf zwei Stunden. Leider verstrahlen die technisch erstklassigen Bilder auch keinerlei mystische Weihnachtsatmosphäre, sie wirken oft sehr hölzern und lieblos. Fazit: Kein Weihnachtsfilm den man gesehen haben muss
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Filmtagebuch
#394
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:38
Wäre der Film ein Jahr früher gedroht worden, hätte er sicher die Goldene Himbeere für den schlechtesten Film des Jahrhunderts bekommen. Man merkt dem Produzenten deutlich an, dass er die Ambitionen hatte, einen Film in den Maßstäben von Vom Winde verwerht oder Titanic zu produzieren, aber er scheitert mehr als deutlich.
Allein die Wahl der Hauptdarsteller Ben Affleck (der zwar Regie führen, aber nicht schauspielern kann) und Josh Hartnett hätte gar nicht schlechter sein können. Da kann auch eine Kate Beckinsale nichts retten, die zwar wie immer sehr hübsch anzuschauen ist, die aber leider eine dämliche Rolle spielen muss. Die Dreiecksgeschichte der drei Liebenden ist dermaßen abstrus und konstruiert und geprägt von platten Standardkitschdialogen, die zwar das Herz erwärmen aber es nicht wirklich berühren. Allein das Ende dürfte jedem, dem der Film bis dahin auch nur ansatzweise gefallen hat, den Film verderben.
Der Angriff auf Pearl Harbor selbst nimmt mit fast 40 Minuten den Hauptteil des Films ein und ist Bay-typisch inszeniert und weiß zumindest so lange bis Affleck und Hartnett auf der Bildfläche auftauchen durchaus zu unterhalten. Dass der Film sehr einseitig die Seite der Amerikaner pathetisch darstellt und historische Fakten verdreht oder ignoriert ist bei einer Bay/Bruckheimer Produktion leider etwas, was man schon fast erwarten kann und muss. Etwas mehr Recherche und Genauigkeit hätten wohl weder den Zuschauer überfordert, noch die Amerikaner eschauffiert noch dem als Ganzes geschadet. Ein Tiefpunkt jagt in diesem Film den nächsten. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich diesen Film früher mal acuh nur ansatzweise gut finden konnte. Defintiv schlecht und grottig. Lediglich die Szene in der die Japaner auf Peal Harbor zufliegen eignet sich eindrucksvoll zum demonstrieren einer Dolby-Surround-Anlage. Zu mehr ist der Film dann wirklich nicht nütze.
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Filmtagebuch
#395
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:39
Tae-suk ist ein junger Mann, der in Häuser einbricht, deren Besitzer verreist sind. Er wohnt dort eine Weile, trägt die Kleider der Besitzer, wäscht sie, repariert kaputte Geräte und zieht dann wieder weiter. Es ist, als wäre er nie dort gewesen, wie ein guter Geist. Bis er eines Tages die junge Sun-hwa trifft, welche unglücklich verheiratet ist, und sich ihm schließlich anschließt. Gemeinsam ziehen die beiden von Haus zu Haus, bis sie eines Tages in einem die Leiche eines alten Mannes finden. Sie begraben ihn und kümmern sich um die Wohnung in der sie schließlich von den Kindern des Mannes überrascht werden…
Die Wirkung des Films entwickelt sich eigentlich ausschließlich über seine Bilder. Die vermeintliche Hauptperson spricht im gesamten Film nicht ein einziges Wort und auch Sun-hwa sagt nur gegen Ende des Films zwei unbedeutende Sätze. Nur einige Nebenfiguren reden und führen kurze Dialoge, die aber eigentlich relativ belanglos sind. Der Film wäre denke ich auch ohne ausgekommen. Denn tatsächlich wird er zu keinem Zeitpunkt langweilig, selbst ohne große Dialoge. Die überzeugenden Darsteller passen perfekt in Ki-duks Bildkompositionen und erschaffen eine sehr dichte Atmosphäre.
Ein faszinierenden Film, über den man hinterher sehr viel diskutieren kann. Es stellt sich auch die Frage, wer die eigentliche Hauptperson ist. Über den vermeintlichen Hauptdarsteller erfährt man so gut wie gar nichts, er ist wie ein Geist in jeglichem Sinne. Eigentlich erfährt man vielmehr über Sun-hwa und der Film dreht sich mehr um sie. Taek-suk kann man wohl auch als Symbol verstehen … Ist auf jeden Fall eine zweite Sichtung Wert und alles in allem ein hervorragender Film.
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Filmtagebuch
#396
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:40
Es gibt eine Szene in Spanglish in der John (Adam Sandler) früh morgens Hunger hat und sich ein extrem leckeres Sandwich mit Salat, Tomaten, Spiegelei, Schinken usw. macht. Ich hab diesen Film um fünf Uhr morgens gesehen und wäre fast gestorben vor Hunger. Die Inspiration für diese leckere Sandwichvariante mit einem Spiegelei war es allein schon Wert den Film zu sehen. Aber auch darüber hinaus hat der Film doch deutlich mehr zu bieten als normale romantische Komödien die sich meistens nur auf die (oftmals komplizierte) Liebesbeziehung der beiden Hauptcharaktere konzentrieren. Überhaupt muss ich eingestehen, dass ich Adam Sandler in der Vergangenheit unrecht getan habe. Zwar kann ich seine Synchronstimme immer noch nicht wirklich leiden, ich finde sie klingt so, als würde er jede Sekunde einschlafen, doch ich hab ihn und seine Filme immer in eine Schublade mit Ben Stiller gesteckt und das wird dem guten Sandler wirklich nicht gerecht. Stiller Filme haben selten eine wirkliche Aussage, und meistens einen sehr platten, unlustigen Humor, der einfach lustig sein will weil er blöd und platt ist und nicht weil er präzise getimte Gags und subtilen unterschwelligen Humor verfügt.
Spanglish hingegen liefert eine ganze Menge Inhalt. Im Vordergrund steht die bezaubernde Mexikanerin Flor Moreno (Paz Vega), die mit ihrer Tochter Cristina (Shelbie Bruce) in die USA ausreist um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen und bei einer recht interessanten Familie als Hausmädchen zu arbeiten beginnt. Dass sie dabei kein Wort Englisch spricht ist nur ein kleines Hindernis, da sie auf Grund ihrer stark ausgeprägten Sozialkompetenz jederzeit weiß, was im Haus vor sich geht. Vielmehr bringen diese Sprachdefizite ihre Tochter oftmals in Verlegenheit, die hervorragend Englisch spricht und oftmals Simultandolmetscherin für ihre Mutter spielen muss, was zu einigen amüsanten Szenen führt. Außerdem natürlich den Familienvater John, dessen Sinn für gute Sandwiches sich dadurch erklärt, dass er ein hervorragender Koch mit eigenem Restaurant ist, dass sich gerade in einer Krise befindet, die er nur mit Hilfe seiner Familie überstehen kann, wobei er dabei ist, sich (überraschenderweise ^^) in die Haushälterin Flor zu verlieben.
Dann gibt es da noch die Mutter Deborah (Tea Leoni), die sofort einen Narren an Flors Tochter Cristina gefressen hat und versucht sie auf amerikanische Weise zu erziehen, ohne zu merken wie sehr sie damit die Autorität der Mutter und die von ihr vermittelten Werte zu untergraben. Außerdem befindet sich die eigene Tochter Bernice in einem ständigen Konflikt mit ihrer fitnesssüchtigen Mutter, da sie selbst etwas pumelig ist und unter dem ständigen Bemühen ihrer Mutter leidet sie an das amerikanische Idealbild anzupassen. Dann gibt es noch die Deborahs Mutter (Cloris Leachmann), die sich täglich betrinkt, im ihrer gescheiterte Karriere als Rockstar zu verarbeiten. Und nebenbei betrügt die gute Deborah ihre Mann, der sich aber seinerseits wiederum in die Haushälterin Flor verliebt … das hatten wir doch schon.
Ziemlich viel Stoff also der in, für Komödien doch eher ungewöhnliche, 132 Minuten gepackt ist. Das hat zum einen den Vorteil, dass der Film deutlich mehr liefert als eine platte Liebesgeschichte, wobei die Liebesbeziehung zwischen Flor und John sich erst relativ spät entwickelt und auch eigentlich mehr erzwungen und gewollt, als eher überraschend und unvermittelt wirkt. Zum anderen hat es aber den Nachteil, dass sich die zahlreichen Handlungsstränge verlaufen und der Film keinen wirklichen roten Faden hat. Als Serie hätte das ganze sicher deutlich besser funktioniert und wäre sicher nicht weniger interessant geworden.
Das der Film dennoch funktioniert liegt an den zahlreichen hervorragend gespielten Charakteren, die alle eine eigene Persönlichkeit haben und dem Zuschauer nahe gehen. Dabei ist Adam Sandler selbst gar nicht mal der eigentliche Star des Films, da es so gut wieder schafft, ihm die Show zu stehlen und er selbst immer etwas blass als liebenswürdiger Familienvater bleibt. Besonders heraus sticht Paz Vegas, und das nicht nur wegen ihres bezaubernden Lächelns. Tea Leonie wirkt zwar sehr hysterisch und überdreht in ihrer Funktion als überforderte neurotische Mutter, schafft es aber diese Rolle auszufüllen ohne jemals wirklich ernsthaft nervig zu werden, eine Gefahr, die bei dieser Rolle leicht bestanden hätte. Auch die Kinder sind hervorragend, lediglich der Sohn der Familie geht etwas unter. So bleibt trotz der schwächelnden Story und dem sehr losen roten Faden ein durchaus unterhaltsamer Film, dem man ruhig mal eine Chance geben kann, auch mit dem Wissen, dass es sich hier sehr wahrscheinlich nicht um den besten Film aller Zeiten handelt.
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Filmtagebuch
#397
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:41
Ich hab den Film nicht ganz gesehen, weil ich nach der Hälfte wusste dass mir der Film nicht gefällt und mir ein weiteres Sehen nichts bringt. So gut wie alle Dialoge werden gesungen, was ziemlich nervt weil es dadurch eine Masse an Choreographien gibt, die ich persönlich relativ schlecht fand, Madonna bleibt blass und glanzlos und die Story weiß zu keinem Zeitpunkt zu fesseln oder zu interessieren. Ich bin mal gespannt ob das beim kommenden Musical mit Johnny Depp genauso ist … ich hoffe nicht
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Filmtagebuch
#398
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:42
Nachdem ich lange Zeit dachte, dass ich Adam Sandler nicht mag (und in der Tat mag ich seine einschläfernde, monotone, nichtssagende Synchronstimme nicht), muss ich mehr und mehr feststellen, dass mir seine Filme doch sehr gefallen, da sie selten so platte Komödien wie die von Ben Stiller sind, sondern oftmals Geschichten erzählen, hinter denen etwas mehr steckt, als bei der normalen Durchschnittskomödie.
In Die Wut-Probe hat Sandler zu dem das Glück einen überragenden Partner an seiner Seite zu haben, und in der Tat stielt Jack Nicholson Sandler die Show, wobei sich im Grunde beide perfekt in ihre jeweilige Rolle einfügen. Sandler spielt Dave Buznik, einen sehr zurückhaltenden, friedfertigen und ausgeglichenen jungen Mann, der allerdings auf Grund eines traumatischen Kindheitserlebnisses Probleme damit hat, seine Freundin Linda z.B. in der Öffentlichkeit zu küssen. Eines Tages fliegt er mit dem Flugzeug und aus seiner Bitte nach einem paar Kopfhörern, um zusammen mit seinem nervigen Sitznachbarn einen Film zu kucken, folgen eine Reihe von Mißverständnissen, die schließlich dazu führen, dass Dave vor Gericht landet und eine Aggressionstherapie bei Dr. Buddy Rydell verordnet bekommt, welcher zufälligerweise sein nerviger Sitznachbar im Flugzeug war. David fühlt sich völlig fehl am Platze in dieser Gruppe, was er im Grunde auch ist, zumal sein Therapeut Buddy (Nicholson) deutlich aggressiver ist als er selbst und im Grunde selbst eine Therapie braucht.
Nicholson dreht hier voll auf, manchmal an der Grenze zum Overacting, aber er überschneidet sie nie. Würde des Drehbuch noch etwas mehr hergeben, dann wäre der Film sicher noch gelungener, und das The Game-artige Ende ist irgendwie vorhersehbar. Trotzdem eine gelungene Sandler-Komödie die man sich gut zwischendurch mal ansehen kann.
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Filmtagebuch
#399
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:43
Es wirkt fast ein wenig unwirklich, was wir am Anfang des Films zu sehen bekommen. Kabul, die Hauptstadt Afghanistans als eine asiatische Metropole, ein Ort des Frieden und Wohlstands. Mit klarem Bezug zu alten Traditionen und den klassischen Märkten und Basaren, aber auch ein Ort des Fortschritts, wo die Männer Anzüge tragen, man einen Fernseher zu Hause stehen hat, und “Die glorreichen Sieben” im Kino läuft, irgendwo gefangen zwischen Tradition und Moderne. Hier wachsen Amir und und der Sohn des Dieners vom Vater Amirs, Hassan auf. Sie sind die besten Freunde und speziell Hassan würde für Amir “Dreck fressen” wenn es nötig wäre.
Die beiden sind begeisterte Drachenflieger, wobei Amir der Lenker ist und Hassan die geschnittenen Drachen erläuft. Die Welt der Jungen ist bis zum schicksalsträchtigen Tag eines Drachenfliegerwettkampfs heil, der das Leben aller beteiligten Personen im Film verändert. Hassan wird von einem angehörigen einer anderen Religionsgruppe, Assef, aufgerieben und vergewaltigt. Amir beobachtet diese Tat, unternimmt aber nichts um Hassan zu helfen sondern flieht. Im folgenden zieht sich Hassan immer mehr zurück und Amir ist voll von Scham- und Schuldgefühlen. Sein Wut entlädt sich gegen Hassan, den er mit Früchten bewirft, aber nachdem dieser dabei passiv bleibt inszeniert Amir einen Diebstahl den er Hassan in die Schuhe schiebt. Zwar verzeiht Amirs Vater Baba Hassan den Diebstahl, den dieser sofort gesteht obwohl er ihn nicht begangen hat, doch Hassans Vater beschließt, dass sie die Familie, der sie über 40 Jahre lang gedient haben, verlassen müssen, um ihre Ehre zu wahren.
Kurze Zeit später maschieren die Russen in Afghanistan ein und Amir und sein Vater fliehen, zunächst nach Pakistan und schließlich nach Kalifornien, wo Amir studiert und schließlich Schriftsteller wird. Hier lernt Amir Soraya kennen, die Tochter eines ehamligen afghanischen Generals, der ebenfalls aus Afghanistan geflogen ist, welche er schließlich heiratet.
Doch im Jahr 2000 bekommt Amir einen Anruf von einem alten Freund seines Vaters, der schwer erkrankt ist, der ihn bittet nach Pakistan zu kommen, um ihn zu besuchen. Amir verbindet eine enge Bindung mit diesem Mann, da er es war, der ihn als Jungen zum Schreiben ermuntert hat, so dass er ihm auch sein erstes Buch gewidmet hat. Als Amir bei ihm ankommt eröffnet er Amir, dass dieser noch eine Aufgabe zu erledigen und etwas wieder gut zu machen hat. Hassan wurde von den Taliban ein Jahr zuvor erschossen, genau wie seine Frau. Sein Sohn aber hat überlebt und wurde von den Taliban verschleppt. Weiterhin erzählt er ihm, dass Hassan nicht Alis leiblicher Sohn war, sondern dass in Wahrheit sein Vater Baba mit einem Dienstmädchen geschlafen hat, und Hassan sein Bruder, und Hassans Sohn folglich sein Neffe ist. Amir hat von seinem Vater vor allem Ehrgefühl und Anstand gelernt, so dass er ohne lange zu zögern beschließt sich nach Afghanistan aufzumachen, um seinen Neffen zu finden und mit nach Amerika zu nehmen. Doch das Land, in das er reist und das einst seine Heimat gewesen war, erkennt er nicht mehr wieder …
Drachenläufer überzeugt nicht durch seine Stars oder Effekte oder sonstigen Schnickschnack sondern einzig und allein über seine Geschichte, die zugleich ein Spiegelbild der afghanischen Geschichte ist und uns vor Augen führt, dass Afghanistan einst ein blühendes Land war, mit Menschen voller Wärme und Zuversicht, das aber in den Wirrungen zahlreicher Kriege und diktatorischer Regime den Bach runter gegangen ist. Der Kontrast zwischen dem alten und dem aktuellen Afghanistan könnte nicht krasser sein. Man bekommt ein besseres Verständnis dafür, was gemeint ist wenn man im Fernsehen über Afghanistan und den Afghanen hört. Die anfänglichen Drachenwettkämpfe sind sehr gut inszeniert und auch Sinnbildlich für die Entwicklung Afghanistan. Sie stehen für Freiheit, Schwerelosigkeit und Unbekümmertheit und einst war der Himmel Kabul voll von Drachen. Heutzutage steigen keine Drachen mehr in Kabuls Himmel auf.
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Filmtagebuch
#400
Geschrieben 20. Januar 2008, 07:44
Stephen King Verfilmungen gibt es mittlerweile zahlreiche von unterschiedlichsten Regisseuren mit durchaus schwankender Qualität. Das liegt vor allem daran, dass Stephen King sehr freigiebig ist mit der Gewährung von Verfilmungsrechten, da er dieses Interesse in erster Linie als Lob für seine Arbeit sieht und er auch immer sehr gespannt auf das Ergebnis ist. Auch mit kuriosen Ideen kann man bei ihm landen, so gab es vor einiger Zeit einen Regisseur, der Carrie als Musical erneut verfilmen wollte. Obwohl King seine Zustimmung gab wurde das Projekt nie realisiert. Wahrscheinlich zu unser aller Glück.
Regisseur Frank Darabont wagt sich mit Der Nebel mittlerweile zum vierten Mal an eine Steven King Verfilmung. Neben dem eher unbekannten The Woman In The Room zeigte er sich auch für die hochkarätigen King-Leinwandversionen von The Green Mile und Die Verurteilen verantwortlich und hat damit gezeigt, dass er es meisterhaft versteht Kings Visionen auf die Leinwand zu bringen.
Der Nebel basiert auf einer Kurzgeschichte des Meisters des Horrors. David Drayton (Thomas Jane) ist zusammen mit seinem Sohn Billy (Nathan Gamble) in einem Supermarkt, als vom See her in minutenschnelle ein dichter Nebel aufzieht, der die gesamte Kleinstadt einhüllt und in dem man keine 10 Meter weit kucken kann. Nachdem ein Mann mit Blut im Gesicht in den Laden stürmt und behauptet von Monstern im Nebel angegriffen worden zu sein, beschließen die etwa 30 Leute im Supermarkt zunächst dort zu bleiben und abzuwarten was passiert, zumal der Kontakt zur Außenwelt abgerissen ist. Darabont fackelt nicht lange und befindet sich nach einer eigentlich nicht vorhandenen Einführung mitten im Geschehen.
Im Folgenden entwickelt sich die Bedrohung von zwei Seiten. Zum einen durch den Nebel und dem, was in ihm ist. Die Monster sind riesige, mysteriöse Insekten, die aus einer fremden Welt zu stammen scheinen und es nicht gezielt auf die Menschen abgesehen haben, was sie aber nicht davon abhält, über diese herzufallen, wenn sie ihren Beuteinstinkt wecken.
Zum anderen entsteht eine Bedrohung aus der Gruppe hinaus, was auch einen sehr interessanten Aspekt des Films ausmacht. Das Verhalten von Menschen in Extremsituationen. Die Szenerie erinnert sehr stark an eine Sequenz aus Hitchcocks Klassiker Die Vögel in der es eine sehr ähnliche Szene gibt, in eine Gruppe von Menschen in einem Restaurant zusammengepfercht ist und nicht heraus kann, weil draußen die Bedrohung für Leib und Leben in Form der Vögel auf sie wartet.
Hier ist es keine kurze Sequenz, der gesamte Film beschäftigt sich mit dieser Situation. Während Drayton die Situation sehr rational betrachtet sieht die religiös fanatische Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden) die Ereignisse als Zeichen und Strafe Gottes für die Sünden der Menschheit. Zunächst findet sie wenig gehör, aber nach den ersten Toten und den ersten Angriffen der Insekten gegen den Supermarkt findet sie mehr und mehr gehör, so dass die Gruppe schließlich gespalten wird und sich die Mehrheit der Gruppe auf ihre Seite stellt.
Ihre fanatischen Lobpreisungen, Bibelzitate und Anklagen sind zum einen sehr nervig, sehr bald wünscht man sich als Zuschauer dass die gute Frau einfach ihren Mund hält und nachdem sie dass nicht tut und fortwährend weiter ihre fanatischen Weisheiten predigt wünscht man sich schließlich, dass sie einfach jemand erschießen möge, bevor sie größeres Unheil anrichtet.
Zum anderen führen sie dazu, dass genau dieses passiert. Von den drei im Laden befindlichen Soldaten erhängen sich zwei, da sie sich die Schuld für die Ereignisse geben, die scheinbar das Resultat eines militärischen Projektes sind, in dem das Tor zu einer anderen Dimension geöffnet wurde und das offensichtlich außer Kontrolle geraten ist. Nachdem der dritte Soldat davon berichtet hat sorgt Mrs. Carmody dafür, dass er von der Gruppe als Verantwortlicher erstochen wird und den Monstern ausgeliefert wird – die brutalste und schockierenste Szene im Film. Als Mrs. Carmody schließlich fordert, dass die Ungläubigen und zuerst Billy. Draytons Sohn, geopfert werden, werden die Zuschauer und die Gruppe endlich von ihr erlöst.
Erlösung ist schließlich auch das Motto des Finales des Films, welches hier nicht verraten werden soll, welches aber einschlägt wie eine Bombe und sehr stark von dem abweicht, was man von einem Hollywoodmainstreamfilm erwartet. Man fragt sich wie Darabont es geschafft hat, damit durch die zahlreichen Testvorführungen zu kommen, aber man kann froh sein, dass er es geschafft hat, da gerade das Ende und dessen Wirkung dafür sorgt, dass der Film lange im Gedächtnis bleiben wird.
Leider hat dieser Film auch einige deutliche Schwächen. Ein Film, der so sehr auf einen Ort und eine Personengruppe konzentriert ist, lebt von starken Charakteren die eine eigene Geschichte haben und intensiver betrachtet werden. Die meisten, teilweise durchaus interessanten Personen bleiben hier aber sehr blass und man erfährt zu wenig über sie.
Es ist natürlich gesamt gesehen fraglich, ob wirklich jede King Geschichte das Potential für solche Meisterwerke wie Darabonts vorherige Kingverfilmungen bietet, er macht aus Der Nebel aber sicher das beste und andere Regisseure hätte in diesem Szenario den Fokus vermutlich mehr auf die Bedrohung von außen gelegt, statt auf den aufkommenden Wahnsinn innerhalb der Gruppe. Somit liefert uns Darabont hier zwei kein drittes Meisterwerk ab, aber immerhin einen sehr gut funktionierenden Horrorfilm mit sozialkritischen Untertönen und einem verstörenden Ende dass den Zuschauer ähnlich perplex zurücklässt wie David Drayton.
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Filmtagebuch
#401
Geschrieben 21. Januar 2008, 05:52
“It’s just about fucking!” lautete die Antwort des Hauptdarstellers Kieran O’Brien als er in einem Interview nach der Botschaft des Films gefragt wurde. Und in der Tat wundert man sich wie so ein Film im Nachtprogramm auf 3 Sat laufen kann, ich dachte immer, in Deutschland wäre die Ausstrahlung solcher Filme ohne Jugendschutz verboten. Man sieht Nahaufnahmen eines nackten weiblichen Geschlechtsteils, man sieht einen Penis und wie eine Frau ihn in den Mund nimmt und den man oral verwöhnt und zwar sieht man es wirklich, wie in einem Porno. Man sieht wie sie ihn reitet von hinten gefilmt mit bester Sicht auf alle Details und man sieht wie der Mann nach dem Oralsex das Ergebnis’ seines Orgasmus’ auf seinem Bauch verteilt. Das ganze wird nicht wie in Pornos künstlich dargestellt und die Kamera verharrt auch nicht minutenlang in den einzelnen Einstellungen. Die geschilderten Szenen werden nur wenige Sekunden lang gezeigt. Da man sowas aber nicht in einem Nichtporno erwartet kommen einem diese Einstellungen deutlich länger vor und sie bleiben im Kopf, wie der ganze Film.
Überhaupt ist 9 Songs reinstes Arthouse Kino, dass nichts mit Mainstream Kino zu tun hat, und Menschen, die mit dieser Art Filmen nichts anfangen können werden schrecklich gelangweilt sein. Der Film ist wie schon erwähnt kein Porno, aber es gibt auch wenig Romantik. Es geht wirklich in den Sexszenen selbst nur um den Sex an sich, wie er tagtäglich überall passiert.
Der Film schildert Matts (Kieran O’Brien) Erinnerungen an seine einjährige Beziehung mit Lisa (Margo Stilley), welche er auf einem Rockkonzert kennengelernt hat. Wirklich in Erinnerung geblieben sind ihm scheinbar nur die gemeinsamen Rockkonzertbesuche und der Sex mit ihr, so dass der Film auch nur dieses schildert, abwechselnd ein Rockkonzert und dann eine Sexszene. Viel mehr Inhalt und Handlung hat der Film nicht. Dennoch langweilt er nicht, wobei ihm seine, mit 69 Minuten äußert knappe Spielzeit sehr zu Gute kommt. Und tatsächlich schafft es der Film eine Geschichte zu erzählen, die über den Sex des Pärchens erzählt wird. Die Art und Weise wie die beiden miteinander umgehen und Sex haben, spiegelt die verschiedenen Phasen ihrer Beziehung wieder, man entdeckt dort eine deutliche Entwicklung.
Die beiden Hauptdarsteller haben sich zwei Tage vor Drehbeginn das erste Mal gesehen und sie haben währrend der Drehpausen möglichst Kontakt vermieden, damit sie keine emotionale Beziehung aufbauen. Regisseur Winterbottom wollte keinen romantischen Sex, keine Gefühle, er wollte einfach Sex um der Lust willen. Und er wollte ihn zeigen. Explizit. Und dann sehen ob er seinen Film an den Zensoren vorbei ins Kino bekommt, und tatsächlich hat er es, zumindest in einigen Ländern geschafft. Bewundern muss man vor allem den Mut der Hauptdarsteller. Für Marog Stilley war es der erste Film überhaupt und so ein Projekt kann eine Filmkarriere beenden noch bevor sie überhaupt angefangen hat. Und in der Tat ist ihr eine Welle der Entrüstung aus ihrer Heimat entgegengeschlagen, die dazu führte, dass sie ihren Namen aus dem Projekt entfernt haben wollte und auf ihre Person nur als “Lisa” ihrem Charakternamen Bezug genommen wird. Winterbottom hat sie u.a. mit dem Versprechen gelockt, sie in einem seiner nächsten Filme zu berücksichtigen und ihr eine gro.ße Rolle zu geben, ein Versprechen, dass der fleißige Winterbottom, der zuletzt A Mighty Heart gedreht hat. Und so hat dann Stilley bis heute auch noch nicht viele gute Rollenangebote bekommen.
9 Songs ist für mich ein sehr interessantes Filmprojekt, das allerdings nie die breite Masse erreichen wird, und uns wohl auch in zukünftigen Filmen nicht den unzensierten Anblick kopulierender Paare und mehr authentische Sexszenen bescheren wird. Aber dennoch ein Film der sich ins Gedächtnis brennt.
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Filmtagebuch
#402
Geschrieben 24. Januar 2008, 13:39
Llewelyn Moss (Josh Brolin) entdeckt in der Nähe des Rio Grandes im offenen Feld eine Horde Autos umgeben von Leichen. Offensichtlich ist ein Drogendeal ziemlich schief gegangen, lediglich einen stark Verwundeten findet er vor. Die Drogen lässt er liegen und macht sich mit einem Koffe mit 2,5 Mio US$ davon. Nächtliche Gewissensbisse bringen ihn dazu, nachts noch einmal loszuziehen und dem Verwundeten Wasser zu bringen. Doch dieser ist mittlerweile verstorben und die Hintermänner am Ort des Geschehens angetroffen. Zwar kann Moss entkommen, doch auf ihn wird der Profilkiller Anton Chigurh (Javier Bardem) auf ihn angesetzt und es beginnt ein Katz und Maus Spiel dem der örtliche Sheriff Ed Tom Bell (Tommy Lee Jones) immer einen Schritt hinterher ist…
Die Oscarnominierung für No Country For Old Men geht absolut in Ordnung, er ist nicht nur einer der besten Filme des Kinoajahres 2007 , sondern auch, nach einer Reihe sehr schwacher Filme der Coen Brüder, ihr stärkster Film überhaupt. Es wird sehr offensichtlich relativ wenig gesprochen in diesem Film, doch gerade diese wenigen Dialoge liefern alles was man zum Entschlüsseln des Films braucht. Denn hinter der Geschichte steckt viel mehr als das oben angedeutete Katz und Maus Spiel und die Jagd des Killers nach dem Geldkoffer. Der ganze Film ist eine einzige Metapher und ist selbst voll von ihnen. Dabei ist die Gewichtigkeit der Charaktere für die Bedeutung der Story konträr zu ihrer Leinwandzeit. Der Schlüsselcharakter um den sich im Prinzip der ganze Film bzw. seine Aussage dreht ist Sheriff Bell, gespielt von Tommy Lee Jones. Mit seinem schwer verständlichen texanischen Gebrabbel, er redet davon, dass er neulich einen minderjährigen Mörder verhaftet hat, der aus reiner Lust getötet hat beginnt der Film, und mit seinem Schlussmonolog endet der Film. Chigurh ist weit mehr als der psychopathische Killer für den er gehalten wird, er ist der personifizierte Tod, dem keiner entrinnen kann, während Josh Brolins Charakter nur die Funktion hat die Handlung voranzutreiben, ohne selbst wirkliche Wichtigkeit für die Story zu haben.
Sheriff Bell ist zugleich der Charakter, der dem Film seinen Namen gibt. Kein Land für alte Männer. Am Anfang erzählt er von früheren Zeiten, als manche Sheriffs nicht mal Waffen trugen, und trotzdem für Recht und Ordnung sorgen konnten. Doch heute wird die Gewalt immer mehr und die Verbrechen unkontrollierbarer. Den Ereignissen im Film ist er immer einen Schritt hinterher. Er findet sich nutzlos und überflüssig und will in den Ruhestand treten. Und so ist er am Ende auch überwältigt von den Ereignissen. Die guten Menschen sterben, das Böse macht weiter. Man ist machtlos, dieses Gefühl drückt er über seine Träume aus. Amerika versinkt in Gewalt und Verbrechen und es trifft meistens die Unschuldigen.
Verbrechen bringt Tod mit sich. Der Tod wird in No Country For Old Men symbolisiert durch Anton Chigurh, absolut genial verkörpert durch Javier Bardem, den ich zuletzt in Das Meer in mir gesehen habe gesehen habe. Ich hätte ihm nie zugetraut so eine Rolle zu verkörpern. Diese Wandlungsfähigkeit ist schon fast beängstigend und rechtfertig auf jeden Fall eine Oscarnominierung. Am Anfang des Filmes sieht man, wie Chigurh zu einem Autofahrer, den er auf der Straße anhält sagt “hold still” worauf hin er ihn mit einem Bolzenschuß in die Stirn hinrichtet. In der nächsten Szene sieht man Moss auf Antilopenjagd, wie er sein Gewehr anlegt und “hold still” sagt. Kein andere Dialog dazwischen, zwei unterschiedliche Charaktere, ein identischer Satz, zwei unterschiedliche Lebewesen als Opfer. Ironischwerweise benutzt Chigurh mit dem Bolzenschussgerät eine Waffe die sonst üblicherweise für das Töten von Tieren benutzt wird, was aufzeigt dass der Tod gleichermaßen von Menschen und Tieren geteilt wird.
Als Chigurh nachts den Tatort mit den “Oberen” besucht, erschießt er sie. Sie haben ihn gesehen, wissen wer er ist und keinen seine Fähigkeiten als Killer. Niemand sieht den Tod und kehrt wieder. In der Tat sind die einzigen, die eine Begegnung mit ihm überleben diejenigen die nicht wissen dass er ein Killer ist.
Als Carson Wells über Chigurh spricht bringt einen Vergleich zur Schwarzen Pest, auch als bekannt als der Schwarze Tod. Später sagt ein Killer, gespielt von Woody Harelson zu Moss, dass er keine Chance haben wird sich freizukaufen, Chigurh hat Prinzipien die über Geld und solche Dinge hinausgehen. Man kann sich halt für kein Geld der Welt vom Tod freikaufen. Als Moss später mit Chigurh telefoniert und dieser ihm erzählt, dass er nach Odessa gehen wird, sagt Moss ihm, dass sie nicht mehr da sei, worauf Chigurh entgegnet, dass es keine Rolle spielt wo sie ist. Er ist ihr Tod und der Tod findet und holt jeden von, egal wo wir uns verstecken.
Er kann auch nichts gegen seine Bestimmung tun. Manchmal eröffnet er seinen Opfer ein Hintertürchen durch einen Münzwurf. Kopf oder Zahl. Aber dieses Spiel kann niemand auf Dauer gewinnen. Der Tod holt uns alle irgendwann. “You don’t have to do this” sagen sie alle kurz vorher. Doch jeder von uns kommt irgendwann zu der Erkenntnis das Tod irgendwann jeden treffen wird.
Schließlich zeigt sich gewissermaßen das Chigurh über dem Tod steht, als dieser ihn in Form eines Autounfalls ereilen soll. Der andere Fahrer stirbt, Chigurh aber überlebt. Zwar stark angeschlagen, aber lebendig wird er weiter seine todbringenden Wege gehen. Chigurh ist größer als Tod, was ihn zu einer Art moralischen Instituion macht.
In einem späteren Gespräch spricht Bell von Chigurh als eine Art Geist, was ein weiterer Indikator für seinen Status ist. Schließlich taucht ganz am Ende das Motiv des Schicksals wieder auf und die zwei Seiten einer Münze als der Sheriff abends wieder zum Tator fährt, wo Chigurh in einem Hotelzimmer wartet. Der Sheriff betritt das andere Zimmer und überlebt dadurch.
Wie man sieht ist Chigurhs Figur eindeutig die interessanteste im Film und absolut genial verkörpert von Javier Badem. Aber der gesamte Film besteht durch seine handwerkliche Perfektion. Die Bildkompositionen sind perfekt und die eindrucksvolle, aber dennoch subtile Sounkulisse verstärkt die Eindrücke die man gewinnt merklich. Einige Kritker meinen Schwächen in der Handlung und im Drehbuch gefunden zu haben und meckern über das Ende. Der Film endet nicht mit einem finalen Höhepunkt und entlässt den Zuschauer dann, sondern dass eigentliche Finale, auf dass der Zuschauer den ganzen Film über wartet, findet im Off statt, mehr als dass, wir sehen lediglich den Tatort lange nach dem Geschehen. Wie die meisten Morde Chigurhs findet auch dieser für uns nicht sichtbar statt, aber dennoch haben wir immer die sicherere Gewissheit, dass er sie begangen hat. Und somit endet der Film dann in einer Art Epilog, in der wieder Tommy Lee Jones Charakter zu Wort kommt, und der Geschichte erst ihre Bedeutung und ihren roten Faden gibt. Das ist nicht typisch Hollywoodlike, und wenn man nciht gut aufpasst und sich die wesentlichen Elemente der Story selbst zusammenbastelt, verpasst man entscheidende Elemente und hat zwar immer noch einen guten Film gesehen, ihn aber nicht vom Wesen her erfasst, so dass einem einiges von dem entgeht, was der Film für den aufmerksamen Zuschauer bereit hält. Aber gerade das zeichnet diesen Film, der Zuschauer wird nicht an die Hand genommen und durch den Film geführt, wogleich man ihn auch in höchstem Maße genießen kann, ohne sich groß Gedanken über ihn zu machen. Dann bekommt man immer ncoh perfekt inszenierte Verfolgungsjagden und Aufeinandertreffen geboten, die bei großen Klassikern zitieren, ohne direkt zu kopieren. Dabei hat der Film es nie eilig und strahlt selbst in eher hektischen Szenen noch eine große, Coentypische Ruhe aus. Und so gut wie alle Dialoge, insbesondere die Tommy Lee Jones sind direkt 1:1 aus der Literaturvorlage übernommen, etwas, was man auch nicht häufig findet bei Literaturverfilmungen.
Für mich ein ganz heißer Oscarkandidat und ein Topfilm
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Filmtagebuch
#403
Geschrieben 14. September 2008, 13:14
Im Gegensatz zu Ghost in the Shell pseudophilosophischer Mumpitz. Die Optik ist, wenn man an den Animestil gewohnt ist, sehr gut, dass postapokalyptische Neo-Tokio ist sehr beeindruckend, und eine düsterere Dark-Future-Vision bekommt man selbst in Klassikern wie Blade Runner nicht geboten. Aber dennoch erzählt der Film zu viel Story in zu wenig Zeit so dass man doch das Gefühl hat, es fehlt sehr viel. Das anfängliche Geheimnis um Akira ist kurzzeitig ganz nett, aber irgendwann fängt es zu nerven, dass man nicht wirklich etwas erfährt. Die anfängliche Sozialkritik ist ja noch durchaus interessant, das Ende gibt letztlich nicht viel her und enttäuscht …
Fazit: Im Endeffekt nicht der große Anime, den ich mir versprochen habe.
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Filmtagebuch
#404
Geschrieben 14. September 2008, 13:14
Edward Cole (Jack Nicholson) und Carter Chambers (Morgan Freeman) begegnen sich zum ersten Mal als Patienten in einem Krankenhauszimmer, dass sie sich teilen. Beide bekommen von den Ärzten mitgeteilt, dass sie an Krebs erkrankt sind und wahrscheinlich kein Jahr mehr zu leben haben. Cole ist Unternehmer und betreibt eine Krankenhauskette und dementsprechend vermögend. Chambers hatte in seiner Jugend große Träume und wollte Geschichtsprofessor werden, doch als seine Frau schwanger war, und er als junger Schwarzer eine Familie zu versorgen hatte, hat er den ersten gut bezahlten Job genommen, der sich ihm geboten hat, und ist Automechaniker geworden. Er hatte in seinem Leben viele Träume und schreibt sie jetzt, wo sein Leben kurz vor dem Ende steht in einer Liste nieder. Cole entdeckt diese Liste und beschließt, zusammen mit Chambers die Liste zu erweitern und abzuklappern. So springen die beiden Fallschirm, besuchen die Piramdien von Gizeh, fahren ein Autorennen mit zwei Mustang 500, sehen sich das Taj Mahal an, gehen auf Großwildjagd. Sie lernen sich dabei immer besser kennen und erfahren mehr über das Leben des anderen. Es stellt sich heraus, dass Cole eine Tochter hat, mit der er sich vor Jahren überworfen hat. Chambers versucht ein Treffen zwischen den beiden zu organisieren, was dafür sorgt, dass Cole und Chambers im Streit auseinander gehen…
Zugegeben, die Story von Das Beste kommt zum Schluss ist relativ dünn. Ein Roadtrip zweier alter Männer im Angesicht des Todes, erinnert ein wenig an Knockin’ On Heavens Door. Aber der Film lebt von seinem Hauptdarsteller Jack Nicholson. Die Grenze zum Overacting überschreitet er doch recht oft, aber das ist nicht schlimm. Es ist einfach ein Hochgenuss Nicholson zuzusehen, wenn er voll aufdreht, und das tut er hier ein ums andere Mal. Das bereichtert dern Film ungemein und überspielt die schwache Story, führt aber gleichzeitig dazu, dass Freeman zu einer Art Sidekick verkommt, der Nicholson Vorlagen gibt. Alles in allem aber ein rundum unterhaltsamer Film den man sich ruhigen Gewissens ansehen kan, für Nicholsonfans ohnehin Pflicht.
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Filmtagebuch
#405
Geschrieben 14. September 2008, 13:15
Das russische Orginal hab ich mir letztes Jahr im Sommer mal angetan und nach ca. 45 min in denen absolut rein gar nicht von Belang passiert ist gelangweilt wieder ausgemacht. Nun kam neulich das Remake von Soderbergh im Fernsehen und eins vorneweg: Es hat mir viel, viel besser gefallen.
Es ist ein durchaus interessanter Film über Liebe, Erinnerungen, die Überlagerung von Traum und Erinnerung und das Mensch sein an sich. Er betet dem Zuschauer allerdings nicht viel vor und auch wenn der Film quasi keine Action hat und nur von seinen Dialogen lebt, die aber auch sehr behutsam eingesetzt werden. Der Film lebt von seinen vom Regisseur selbst hervorragend abgefilmten Bildern und dem sehr geschickten Überleiten vom Traum bzw. den Erinnerungen in die Wirklichkeit, so dass eine schwer beschreibbare Wirkung auf den Zuschauer entsteht. Auch wenn der Film sehr stimmungsvoll ist, auf seine sehr ruhige weise, ist mir das ganze dann doch ein wenig zu abstrakt und zu inhaltsleer, als das er mich wirklich hätte überzeugen können.
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Filmtagebuch
#406
Geschrieben 14. September 2008, 13:15
Aiport gilt gemeinhin als Begründer des Katastrophenfilmgenres. Dafür lässt sich der Film aber erstaunlich viel Zeit, bis es zur Katastrophe kommt. Kurz zusammengefasst lässt ein Wahnsinniger an Bord einer Boeing eine Bombe hochgehen, wodurch das Flugzeug zur Notland auf einem verschneiten Flughafen gezwungen wird, auf dem einzige Landebahn, auf der eine Landung möglich wäre, durch ein steckengebliebenes Flugzeug versperrt wird.
Mit Dean Martin und Burt Lancaster spielen zwei zur damaligen Zeit absolute Superstars die Hauptrolle in diesem Film, dem man zwar einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen kann, der aber dennoch kein cineastischer Höhepunkt ist. Aber man darf ihn sicher nicht an heutigen Maßstäben messen, da er, wie gesagt, ein ganz neues Genre begründete und Universal dieses Erfolgskonzept in den 70ern mit teilweise immer gewagteren Ideen fortsetzte. Der Film lässt sich ziemlich viel Zeit mit der Einführung seiner Figuren, so dass die eigentliche Katastrophe und deren weitere Folgen, lediglich den zweiten Teil der eigentlich Handlung ausmachen. Actionfans mag das langweilen, dieses Konzept hat auf jeden Fall zur Folge, dass man zu den betroffenen Personen eine Beziehung aufgebaut hat, und es nicht einfach nur Menschen an Bord eines Flugzeugs sind, sondern personen die wir kennen und deren Schicksal uns nahegeht. Wobei es sicher falsch wäre, dem viel übermäßigen Tiefgang zuzusprechen. Er war zu seiner Zeit mehr als erfolgreich und fast für ein Duzend Oscars nominiert, wovon er immerhin einen für die beste Nebenrolle gewinnen konnte. Für die beiden männlichen Hauptdarsteller hat sich der Film allerdings auch gelohnt, da jeder von beiden 10% Beteiligung vom Einspielergebnis als Zusatzgage erhielt, und 7 Mio$ waren für die damalige Zeit eine schöne Stange Geld. Alles in allem in relativ unterhaltsamer Film, der bedingt durch die technischen Mittel der späten 60er heute eher einen ziemlich trashigen Eindruck hinterlässt.
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Filmtagebuch
#407
Geschrieben 14. September 2008, 13:20
1/5
selten habe ich mir bei einem film so sehr das ende herbeigewünscht
absolut konfus und belanglos, wäre ich alleine drin gewesen wäre ich defintiv nach ner stunde gegangen.
erwartet habe ich etwas autobiographisches wie in Ray oder anderen Musikerportäts aber dieses experiment ist mir dann doch zu gewagt. unterschiedliche schauspieler verköpern hier bob dylan in einzelnen episoden. dabei verkörpern sie aber jeweils unterschiedliche dinge. mal sein leben an sich, mal seine person, mal songs von ihm, mal persönliche ansichten. wenn man wie ich relativ jung ist, und nicht viel über dylan weiß, kann man mit vielen episoden gar nichts anfangen. zumal oftmals die figuren auch ganz anders heißen oder gar keinen namen haben. die geschichte um heath ledger hat mir dabei noch am besten gefallen, aber alles in allem ein film zum davonlaufen meiner meinung nach.
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Filmtagebuch
#408
Geschrieben 14. September 2008, 13:20
Bäm, ein Film der einschlägt wie eine Bombe. In Scarface zeigt uns Brian DePalma seine moderne Version Al Capone Story, den Aufstieg und Fall Toni Montanas, grandios verkörpert duch Al Pacino.
Als “politischer Flüchtling” gelangt der Kubaner Toni Montana in die USA, wo er es innerhalb von kürzester Zeit schafft seinen eigenen American Dream zu verwirklichen. Sehr schnell gelingt ihm der Ein- und Aufstieg im Drogengeschäft, wo er fortan mit brutaler Härte regiert und schließlich zu Fall kommt.
Der Film ist im Grunde ein einzige One Man Show von Al Pacino, der es schafft Toni Montana als absolutes Arschloch, als bitterböses charakterloses Schwein darzustellen, dem man sehr schnell eigentlich nur alles Schlechte wünscht ohne das man dadurch das Interesse an der weiteren Entwicklung der Story verliert. Montana und damit der Film sind brutal, ungehobelt und absolut unverblümt. Das Wort Fuck wird im Original ungefähr 1,5 pro Minute verwendet, und auch Wörter wie Kackvogel hört man wohl in wenig anderen Filmen (ich muss den mal im Original sehen^^). Menschen mit einem sensiblen Gemüt sollten Abstand von dem Film nehmen, da sie doch einige sehr brutale Szenen enthält, z.B. direkt am Anfang die Kettensägeszene, wo man die Greueltaten zwar nie direkt sieht, aber das Kopfkino grausamer sein kann, als es die expiliziten Detailaufnahmen in Filmen wie Saw X je sein können.
Den Film könnte man auch als Vorboten zu Miam Vice sehen, er spielt ebenfalls in Miam, und der Soundtrack ist durchsetzt mit leider sehr nerviger Synthimusik, anhand man den Film immer eindeutig ohne das Produktionsjahr vorher zu kennen eindeutig den 80er Jahren zuordnen können wird. Aber nichtsdestotrotz ist der Film absolut einwandfrei inszeniert und absolut überzeugend von Al Pacino gespielt, neben dem aber leider die Nebenrollen allesamt verblassen.
Ich hab selten ein so unsympathisches Arschloch als Hauptcharakter in einem Film gesehen. Und dennoch ist der Film absolut sehenswert und zählt eindeutig zu den ganz großen Gangsterfilmen neben Der Pate und den Scorsese Mafiastreifen. Wer diese Art von Filmen mag wird Scarface lieben.
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Filmtagebuch
#409
Geschrieben 14. September 2008, 13:20
In einer gar nicht so weit entfernten Zukunft herrscht auf der Erde Chaos. Katastrophen, Konflikte und Kriege haben große Teile Europas und Asiens verwüstet. In Kasachstan fristet Toorop, seines Zeichens Kriegsveteran und Söldner sein Dasein und kämpft jeden Tag ums Überleben in dieser rauen Welt, in der es keine Sicherheit gibt und wo er niemanden vertrauen kann. Da macht Mafiaboss Gorsky ihm ein unwiderstehliches Angebot: Er soll eine junge Frau, die 20 jährige Aurora, unversehrt in Amerika abliefern. Als Lohn winken ihm eine halbe Million und eine neue Identität mit der er selbst in Amerika ein neues Leben beginnen kann. Für ihn ist es zunächst ein Routineauftrag und er betrachtet Aurora als Ware die er abzuliefern hat. Doch als im Verlauf der Reise mysteriöse Dinge passieren die zeigen das Aurora keine einfache Frau und weit mehr als eine Ware ist beginnt er an seinem Auftrag zu zweifeln…
Vin Diesel ist einfach geschaffen für Action-Science-Fiction-Streifen mit apokalyptischem Charakter. Als wortkarger miskelbepackter Hühne ist er eine beeindruckenden Erscheinung, der man den Einzelgänger ohne Probleme abnimmt und wenn er denn mal etwas sagt unterstreicht seine wuchtige, tiefe Stimme vor allem im Original diese Erscheinung nochmal zusätzlich. Storytechnisch kann der Film zwar nicht mit anderen Science-Fiction Werken wie Blade Runner oder Minority Report mithalten, weiß aber dennoch zu unterhalten. Die Story wird unermüdlich vorangetrieben, der Film gönnt sich selten eine Pause und es geht immer voran, wobei vergessen wird, die Geschichte und die Hintergründe an sich zu erläutern. Was ist mit der Welt passiert, wie sieht die Gesellschaft genau aus, was ist mit den Figuren passiert, welche Geschichte haben sie? Alles fragen, die höchstens angerissen werden, aber im großen und ganzen unbeantwortet bleiben. Schade eigentlich, hier wäre sehr viel Potential vorhanden gewesen die Inszenierung auch storytechnisch noch zu unterstreichen und dem Film wirkliche Größe zu geben. Das Filmbudget betrug zwar relativ üppige 60 Mio US$, aber dennoch wird uns relativ wenig von der Welt an sich gezeigt, viel Geld ist wohl für Spezialeffekte und aufwendig inszenierte Actionszene drauf gegangen. Auch wenn die Zukunftsversion nicht detailliert ausgemalt wird, so sind die gezeigten Bilder doch immer sehr stimmig und manches mal auch beeindruckend. Die Actionszenen überzeugen ohne Probleme, auch wenn der entscheidende Straßenkampf für meinen Geschmack wieder mal, ähnlich wie im Bourne Ultimatum, viel zu schnell, hektisch und wacklig geschnitten ist. Wenn sich Leute prügeln und Kampfkunst gezeigt werden soll, dann möchte ich davon auch etwas sehen und nicht alle 0.5 Sekunden einen Schnitt vorgesetzt bekommen. Aber da es offensichtlich sehr viele Menschen und Kritiker gibt, denen dieser Inszenierungsstil von Actionszenen gefällt, werden wir ihn wohl auch noch weiterhin zu sehen bekommen. Ingesamt ist die Inszenierung aber auf höchsten internationalen Niveau und wirkt in keinem Moment billig oder ungekonnt.
So offenbart uns Babylon A.D. zwar keine neues imposanten Science Fiction Endzeitszenario, weiß aber durch eine gelunge Inszenierung, hervorragende Actionszenen, eine gute Besetzung und eine immer noch vorne drängende Story zu überzeugen und zu unterhalten und ist durchaus ein Actionerlebnis, das man sich auf der Kinoleinwand gönnen sollte. Mir hat er deutlich besser gefallen als sein Quasi-Vorgänger Children of Men.
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Filmtagebuch
#410
Geschrieben 14. September 2008, 13:20
Der Elefantenmensch erzählt die Lebens- und Leidensg von Joseph Merrick. Merrick lebte im späten 19. Jahrhundert in London und litt an einer seltenen, damals noch nicht bekannten, Krankheit, die als Elefantitis bezeichnet wurde. Die Symptome dieser Krankheit waren körperliche Deformationen und unnatürliche Auswüchse an den einzelnen Körperteilen. Sein rechter Arm war absolut unbrauchbar, sein Kopf stark deformiert und vergrößert. Überall an seinem Körper bildeten sich tumorartige Auswucherungen, Hautfalten hingen herab, so dass man ihm den Spitznamen Elefantenmensch gab. Sein Anblick muss für die damals lebenden Menschen, die nicht durch das Fernsehen für solche außergewöhnlichen Phänomene sensibilisiert wurden, absolut schrecklich und ekelerregend gewesen sein. Es wird von Frauen berichtet, die in seiner Gegenwart reihenweise in Ohnmacht gefallen sind.
David Lynch drehte bis dato lediglich einige kurze Expermintalfilme und hatte ein paar Jahre zuvor seinen ersten Spielfilm abgedreht, Eraserhad, der allerdings kommerziell bedeutungslos war und ebenfalls Experimentalfilmstatus hatte. Sein Skript fiel Mel Brooks in die Hände, der Eraserhead liebte und alles daran setze, dass Lynch Regie führen durfte. Aus heutiger Sicht mutet Der Elefantenmensch für Lynche Verhältnisse nahezu seltsam an, da er einfach sehr klassich eine anrührende Geschichte über Tolleranz, Offenheit und gesellschaftlich Ausgestoßene erzählt. Etwas was gar nicht zum heutigen Lynch passen mag, wo er sich doch mittlerweile weigert seine Filme direkte Aussagen machen zu lassen.
Um so beeindruckender ist sein Porträt Jospeh Merricks. Lynch lässt uns in das viktorianische London des ausgehenden 19. Jahrhunderts eintauchen. In schwarz-weiß gefilmt schafft er es, uns in diese gar nicht mal so weit zurückliegende, aber dennoch uns mittlerweile sehr fremde Welt, eintauchen zu lassen und eine Atmosphäre zu schaffen, die die Industrialisierung zwar nur in wenigen Bildern direkt zeigt, aber die Geräuschkulisse der rund um die Uhr arbeitenden Maschinen ist in jeder Szene die nicht im inneren eines Gebäude spielt präsent.
Merrick lebt als Attraktion auf Jahrmärkten, wo er als “Das Monster” zweifelhaften Ruhm erlangt. Gehalten wird er von seinem “Besitzer” wie ein Tier, aber Merrick hat zu viel Ablehnung, Hass und Abscheu erlebt, um sich selbst aus seiner mißlichen Lage befreien zu können. Wie auch? Wehren kann er sich nicht, da seine Krankheit ihn nicht nur entstellt hat, sondern auch schwach gemacht hat. Er kann nicht vernünftig laufen, hat bei der geringsten Anstrengung Atemnprobleme und kann seinen linken Arm nicht wirklich benutzen. Und wohin sollte er gehen. Überall wird er als abartiges Monster angesehen, in dem alle nur ein abscheuliches Tier, aber niemand den Menschen, der natürlich in ihm steckt sehen. Ein von ihm vielbenutzer Satz lautet “Ich bin ein menschliches Wesen. Ich bin ein Mensch!”.
Eines Tages trifft der Arzt Frederick Treves auf Merrick, nimmt sich seiner an und beherbergt ihn in einem Londoner Krankenhaus. Hier macht er sogar Bekanntschaft mit der Upper Class Londons, von denen die meisten wohl weniger seine Freundschaft suchen, als den zweifelhaften Ruhm der Bekanntschaft mit dem Elefantenmenschen, um im Freundeskreis prahlen zu können. Da seine Krankheit nicht heilbar ist, muss er das Krankenhaus eigentlich verlassen, doch die Königin Viktoria erfährt von seinem Schicksal und sorgt sich höchstpersönlich dafür ein, dass Merrick versorgt wird.
So beginnt Merrick in Treves und seiner Frau zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie Freundschaft und Akzeptanz zu erfahren. Schon so kleine Dinge rufen in ihm die höchsten Glücksgefühle hervor. Treves versucht Merrick so gut es geht gesellschaftlich zu integrieren, doch immer wieder wird er auf Grund seines Aussehens vom Pöbel verfolgt und gedemütigt, obwohl wir als Zuschauer begleitet durch Treves und seine Frau im Film Merrick als herzensguten Menschen erleben können. Er hat gar keine großen Ambitionen und Träume, er möchte kein normales Leben führen wie alle anderen, er möchte nur einfach nicht mehr dauernd unnötig Steine in den Weg gelegt bekommen und es einfach ein bisschen weniger schwer haben.
Der Elefantenmensch ist eine sentimentale Parabel, die sich mit einem Menschen beschäftigt, der anders als die Norm ist, in diesem Fall rein äußerlich, ohne etwas dafür zu können und der einfach um ein bisschen mehr Tolleranz und Offenheit bittet. Denn verbrochen hat er nichts, außer anders auszusehen. Im Grunde seines Herzens ist Merrick ein sehr viel besserer Mensch als all diejenigen die ihn jagen, verspotten und demütigen. Doch kümmert diesen Pöbel das recht wenig, die Belustigung und zur Schaustellung ist allemal wichtiger.
Der Elefantenmensch ist ein absolut sehenswerter Film, von dem sich auch Menschen nicht fern halten sollten, die von Lynchs jüngsten Filmen wie INLAND EMPIRE, Mulholland Drive oder Lost Highway verschreckt sind. Der Elefantenmensch hat mit diesen Filmen nicht wirklich viel gemein, auch wenn immer wieder die deutliche Handschrift Lynchs zu erkennen ist. Aber letztendlich ist allein die viel zu kurze Lebensgeschichte Jospeh Merricks das Sehen dieses kleinen Meisterwerkes wert, in dem wir Anthony Hopkins in einer Rolle sehen, die seiner Leistung aus Das Schweigen der Lämmer zumindest ebenbürtig erscheint, allein in Anbetracht der Tatsache, dass sein Charakter in Der Elefantenmensch weniger dankbar zu spielen ist.
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Filmtagebuch
#411
Geschrieben 14. September 2008, 13:20
Viel ist im Vorfeld über The Dark Knight berichtet worden. Besonderes Aufsehen hat der Tod von Heath Ledger im Januar diesen Jahres im Alter von gerade einmal 28 Jahren. Hat er sich zu sehr mit seinre Rolle identifiziert und ist dadurch nach familiären Unglück endgültig zerbrochen? Man wird es wohl nie erfahren. Aber auch die Geschehnisse rund um den Start in Amerika haben für Furore gesorgt. Kein Rekord den Chirstopher Nolans neuester Streich nicht gebrochen hätte: Meiste Einnahmen in Mitternachtspreviews, meiste Einnahmen am Premierentag, meiste Einnahmen am Startwochenende, Film der am schnellsten die 100$ Grenze gesprengt hat, sowie die 200$, 300$ und 400$ Mio Dollar Marke. In Amerika hat er von den Einspielergebnissen her alle andere Filme überholt und sich nach gerade mal vier Wochen an Star Wars vorbei auf Platz 2 geschoben und hat mittlerweile 450Mio US-$ eingespielt - fällt der 10 Jahre alte Titanicrekord? Wahrscheinlich nicht, da Titanic in der fünften Woche in den USA noch doppelt so viel eingespielt hat, wie The Dark Knight derzeit. Aber um all sowas gehts ja eigentlich gar nicht. Das Beispiel Titanic zeigt ja bestens dass Filme mit hohen Einspielergebnissen nicht zwangsläufig Top Filme sein müssen. Hält der Film was er verspricht?
Die kurze Antwort lautet: Ja.
Und das ist tatsächlich in erster Linie Heath Ledgers Darstellung von Batmans Erzfeind Joker zu verdanken. Normalerweise dienen Bösewichte in Filmen ja dauz, den Held besonders in Szene zu setzen. In The Dark Knight wirkt es fast anders herum, manchmal hat man das Gefühl Batman verkommt zum Stichwortgeber für Joker. Über die Hintergründe der Figur erfährt man fast gar nichts. Wieso ist der Joker so wie er ist, was ist ihm schreckliches passiert, wo kommt er her, das alles wird dem Zuschauer nicht nahegebracht. Aber das ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur wofür die Figur steht. Chaos, Anarchie, Wahnsinn, Unkontrollierbarkeit, Verwüstung und Tod. Das sind nur einige der Attribute für die der Joker steht. Was ihn so schwer fassbar macht, ist die Tatsache, dass er scheinbar kein Motiv für seine Taten hat. Er strebt nicht nach Macht, Geld und Reichtum bedeutem ihm nichts. Er vollbringt seine Taten der Taten wegen. Und er will zeigen, dass auch in anderen Menschen böses steckt und dies wecken. Und Heath Ledger schafft es, dieses schizophrene, wahnnsinnge und nicht faßbare Wesen genau so zu spielen und stellt damit Jack Nicholson Darstellung des Jokers bei weitem in den Schatten. Würde er noch leben, wäre diese Leistung sicher absolut Oscarverdächtig und so wie man die Academy kennt, wird er auch sicher eine Nominierung erhalten. Einen Sieg wünscht man ihm aber nicht, denn mit so einer Auszeichnung können lebende Darsteller deutlich mehr anfangen als Tote.
Aber auch abseits der Figur des Jokers kann der Film sich sehen lassen. Maggie Gyllenhaals Berufung zu April kann man als wahren Glücksgriff ansehen, da sie es schafft dieser Figur Leben einzuhauchen, die eigentlich nur das Liebchen von Bruce Wayne und Harvey Dent verkörpert und selbst nicht viel Tiefgang hat.
Harvey Dent wird in diesem Film neu eingeführt. Ein junger aufstrebender Staatsanwalt, der nicht von den Mafiabossen Gotham Citys gekauft wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, das organisierte Verbrechen der Stadt zu bekämpfen und dabei eine sehr gute Figur abgibt, der weiße Ritter Gotham Citys sozusagen, den Batman kennenlernen und einschätzen muss.
Er wird teil des hochkomplexen Filmthemas Moral: Wie weit muss man gehen und so etwas absolut böses und unfassbares wie den Joker zur Strecke bringen zu können. Der Joker hält sich an keine Regeln, spielt mit Leben und bringt seine Verfolger dazu, selbst über Leben und Tod entscheiden zu müssen, und zwar nicht ob jemand stirbt, sondern nur wer stirbt. Man könnte auch einfach sagen dass sich der Film mit der relativ alten Frage beschäftigt, wie schwer es doch für einen guten ist, die bösen Buben zu fassen die sich nicht an die Regeln halten. Aber die Frage geht im Film viel, viel weiter. Man könnte ihm vorwerfen dass sie zu weit geht, da man sich gegen Ende von der Komplexität der Moral fast erschlagen fühlt und der Film viel zu viel moralischen Balast hat. Eine Spur weniger hätte dem Film sicher auch nicht geschadet, aber weiß, ob er dann die gleiche Wirkung erzielt hätte.
Alles in allem sicher eines der Filmhighlights des Jahres, im Actiongenre stellt er alles in den Schatten, was man in den letzten Jahren zu sehen bekommen hat und auch in der Regie der Comicverfilmungen, in der bisher Spiderman I + II die Spitzenstellung innehatten, konnte schon Batman begins vor drei Jahren gleichziehen, The Dark Knight schiebt sich hier aber eindeutig an die Spitzenposition. WIrklich sehr, sehr Schade das wir in Christopher Nolans Batman Universum den Joker nie wieder als Batmans gegenspieler sehen können. Hoffentlich erlebt die Serie im dritten Teil keinen ähnlichen Einbruch wie es Spiderman mit seinem dritten Teil erlebt hat. Ich würde wetten, dass Christian Bale schon unterschrieben hat
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Filmtagebuch
#412
Geschrieben 14. September 2008, 13:21
Persepolis ist die filmische Autobiograhie der mittlerweile in Frankreich lebenden Iranerin Marjane Satrapi. 1979 wird der Schah vom CIA gestürzt und aus dem Iran vertrieben. Doch statt dass. wie geplant die iranische Republik ausgerufen wird, ergreifen die Mullahs die Macht und errichten einen Gottesstaat in dem die Religion zum Machterhalt und der Unterdrückung des Volkes mißbraucht wird. Marjane ist zu dem Zeitpunkt an dem sich für sie und ihre Familie alles ändert gerade mal acht Jahre alt. Sie erlebt die Veränderungen zunächst aus Sicht eines Kindes mit, dann als Teenager, mit entsprechendem Drang zur Rebellion, der nicht nur ihre Familie, sondern auch sie selbst in große Gefahr bringt. Ihre Mutter beschließt darauf hin, sie zu Verwandten nach Europa zu schicken, wo sie fortan in Freiheit aufwächst, aber doch gefangen ist zwischen den Kulturen und sich ständig mit ihrer iranischen Herkunft auseinandersetzen muss und will, bis sie mit Anfang 20 beschließt, in ihr immer noch unbefreites Land und damit zu ihren Wurzeln zurückzukehren.
Persepolis ist ein absolut fesselnder und packender Film und sicherlich eine der besten Autobiographien die ich in letzter Zeit im Kino respektive auf DVD gesehen habe. Entgegen den Erwartungen hilft der Comicstil der Geschichte sogar noch. Die Regisseure verstehen es ein komplexes, zeitgeschichtlich nahes Thema, mit dem viele in Europa sich nicht wirklcih auseinander gesetzt haben, ansprechend in Filmform zu packen. Man erfährt recht viel über das Land, die Region, die Menschen und ihr Selbstverständnis. Dramatik und Humor gehen Hand in Hand und verstärken sich durch die Erzählform gegenseitig.
Ein absolut sehenswerter Film, der sicher zu den filmischen Höhepunkten 2007 gehört. Absolut empfehlenswert.
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Filmtagebuch
#413
Geschrieben 14. September 2008, 13:21
Django ist ein weiterer Klassiker der mir lange entgangen ist, gestern habe ich diese Bildungslücke nun auch geschlossen. Oftmals wird Leones Dollar Trilogie als schmutziger Western, als Antiwestern bezeichnet, aber verglichen mit Django sind Leones Werke nahezu blütenrein, auch wenn Corbucci sich natürlich sehr offensichtlich beim Großmeister bedient.
Das wird schon in der erste Szene deutlich. Wir sehen einen dreckigen, heruntergekommenen Cowboy der, in einen dreckigen Poncho gehüllt, durch eine riesige Schlammwüste watet und einen Sarg hinter sich her zieht. Diese Szene wird während der gesamten Anfangstitel gezeigt und lässt ahnen, wie dieser Western wohl wird: schmutzig. Und das nicht nur bildlich. Die Westernstadt Tombstone ist keine schmucke Westernstadt wie wir sie aus den klassichen amerikanischen Western kennen, sondern ein heruntergekommenes Loch, deren Straßen voll von Schlamm sind. Die Stadt macht ihrem Namen alle Ehre und wirkt ziemlich heruntergekommen, viele Menschen leben hier nicht, lediglich in dem Saloon ist ein wenig Betrieb.
Aber auch der Rest des Films ist schmutzig und dubios. Einen wirklichen Helden gibt es nicht. Django ist mehr ein Antiheld, der aber nicht wie der Dude in Big Lewboski trotzdem sympathisch rüberkommt, sondern wirklich Anti ist. Rache und Habgier sind seine Triebfedern, Verrat ist für ihn eine Selbstverständlichkeit, sinnloses Morden kein Problem. Da braucht es schon einen richtig üblen Bösewicht, damit Django wenigstens etwas positiv rüberkommt. Dieser ist dann schnell in Maj. Jackson gefunden. Der Bürgerkrieg ist zwar vorbei, aber Jackson herrscht mit Waffengewalt immer noch absolutistisch über die Stadt und erpresst von den Einwohnern Schutzgeld. Zu seinem Vergnügen schießt er relativ grundlos Mexikaner über den Haufen, die er vorher um sein Leben laufen lässt. Zusätzlich gibt es noch Gen. Hugo Rodriguez ein alter Bekannter von Django und der lokale Gegenspieler zu Maj. Jackson, was sich Django natürlich zunutze macht um die beiden gegeneinander auszuspielen, nur um dann selbst seinen “Freund” Rodriguez zu hintergehen.
Die Darstellung von Gewalt ist ebenfalls für einen Western extrem hart und schmutzig. Der eigentliche Gag des Films, der Inhalt des Sargs, wird leider viel zu früh enträtselt. Mit dem Maschinengewehr werden die Gegner desöfteren duzendweise niedergemäht, aber auch abgeschnittene Ohren, oder von Pferdehufen zertrümmerte Hände gehören zum Inventar des Films. Definitiv nichts für sanfte Gemüter.
Aber dennoch ein absolut sehenswerter Western, der im Gegenzug zu den Leoneklassikern und eignetlich fast allen Western völlig auf die Verwendung von beeindruckenden Totalen verzichtet und immer ganz nah am geschehen ist. Auch die Dialoge sind alle auf den Punkt und es werden wenig überflüssige Worte gesprochen. Dennoch schaffen die Bilder zusammen mit dem überaus gelungenen Soundtrack eine Atmosphäre zu erzeugen, die einen in ihren Bann zieht und es schafft den Western gelungen wirken zu lassen, obwohl er inhaltlich eher schwächelt. Die zahlreichen “Django”-Sequels die bis auf den Titel nichts mit dem Original zu tun haben, werde ich mir aber dennoch sparen =)
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Filmtagebuch
#414
Geschrieben 14. September 2008, 13:21
Der Name ist Programm, auch wenn er ein wenig einfallslos erscheinen mag, so ist Film Noir doch einer der wenigen bekannten Animationsfilme des Genres. Ein Mann erwacht nachts am Hollywood Sign in LA. Neben ihm liegt ein toter Cop und die dazugehörige Mordwaffe scheint seine zu sein. Doch erinnern kann er sich an nichts, weder an die Tat noch daran wer er selbst überhaupt ist. Und so begibt er sich auf die Suche nach seiner Identität. Diese Suche bietet klassisches Film Noir vom feinsten. Eine düstere schwarz-weiß Optik, die immer wieder von roten Lippen, Fingernägel, bunten Flamingos und blutigen Wunden durchbrochen wird, ein stimmungsvolles Setting, ein sehr klassich anmutender Jazz-Score, Autoverfolgungsjagden und eine teilweise doch überraschende Story gehören zum Programm, auch wenn die Story selbst eher eine Schwäche des Films ist. Durchzogen ist das ganze auch mit sehr viel Gewalt, Sex und Sadomaso, also trotz des Animationscharakters des Films doch eher ein Filmvergnügen für Erwachsene.
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Filmtagebuch
#415
Geschrieben 14. September 2008, 13:21
Ich weiß gar nicht, ob ich den Film seinerzeit erstmalig im Kino oder auf DVD gesehen. Die zweite Sichtung bestätigte auf jeden Fall die Erinnerungen an die erste: Einfach nur schlecht. Der erste Teil war ja durchaus gut, eine gelunge Variante des Buddy-Cop-Movies… Aber das hier…. die Story macht hinten und vorne keinen Sinn, bei einigen Verfolgungsjagden fragt man sich mittendrin warum hier eigentlich gerade wer wen verfolgt. Geschmacklos ist der Film hinten und vorne, weder werden kleine 15 jährige Jungs verschont, noch die silikongefüllten nackten Brüste einer toten Frau. Da kann auch ein Will Smith nichts retten. Wer allerdings auf hirnlose Action gespickt mit wilden Verfolungsjagden, Schießereien und schlechten Witzen steht, der ist bei Bad Boys 2 gut aufgehoben. Ansonsten definitiv ein zweiter Teil der überflüssigen Sorte
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Filmtagebuch
#416
Geschrieben 14. September 2008, 13:21
Kung-Fu Hustl habe ich zum ersten Mal vor vier Jahren in einer Sneak in Göttingen gesehen. So wirklich was anfangen konnte ich damit damals nicht, ich wusste nicht so wirklich was ich von ihm halten sollte.
Vier Jahre später weiß ich das dafür um so besser. Kung-Fu Hustle ist eine einzige Hommage an all die asiatischen Kung-Fu und Martial Arts Filme, die seit den 70ern in und um Hong Kong und China entstanden sind. Absolut perfekt inszeniert ohne sich selbst zu Ernst zu nehmen und trotzdem nie ins lächerliche abzugleiten bietet dieser Import aus Südostasien Unterhaltung vom Feinsten. Der Film bedient sich der Kampfkunst der frühen Kung-Fu Filme, baut eine Atmosphäre auf, wie man sie aus guten Animes wie z.B. Chihiros Reise durch Zauberland kennt, greift die technischen Feinheiten von neueren asiatischen Filmen wie Hero oder Tiger & Dragon auf und lehnt sich stellenweise deutlich an Matrix an. Natürlich dürfen die verschiedensten Kung-Fu Kampfstile, verborgene Kung-Fu Großmeister und für Legenden gehaltene Fertigkeiten in diesem Martial Arts Feuerwerk nicht fehlen. Eindeutig mit komödiantischen Hintergrund angelegt, ist dies immer mehr als bloßer Slapstick, schlägt der Film aber dennoch sehr oft ernsthafte Momente an, und die ausgiebig enthaltenen Kampfszenen lassen jeden Jackie Chan Film alt aus sehen und erinnern eher wie schon erwähnt an moderne Klassiker wie Hero und Konsorten. Wer auch nur ansatzweise etwas für Martial Arts und asiatische Filme über hat, sollte sich diesen Film einmal ankucken. Als lockere, flockige Unterhaltung ist er wunderbar für jeden Männervideoabend zu empfehlen.
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Filmtagebuch
#417
Geschrieben 14. September 2008, 13:22
Als Kind hatte ich das Hörspiel zu Jules Vernes phantastischer Geschichte und habe es sehr, sehr oft zum Einschlafen gehört. Die Geschichte des Phileas Fogg, der Mitte des 19. Jahrhunderts in einem englischen Reformklub mit den übrigen Mitgliedern um 20.000 Pfund wettet, dass es möglich ist, die Erde in 80 Tagen zu umreden hat auch heute noch wenig von ihrer Faszination eingebüßt. All die fremden, phantastischen Kulturen, die gerade zur damaligen Zeit noch viel von ihrem ursprünglichen Charakter hatten, verleiten einem leicht zum Träumen.
Der Film wird der literarischen Vorlage absolut gerechet und kleidet dieses Abenteuer in entsprechende Bilder und inszeniert die Reise wie eine einzige Abenteuerfahrt durch all die Länder und Kulturen. Dabei wird zwar so ziemlich jedes Klischee bedient, dass es so über die entsprechenden Länder gibt und in fast jedem Land begegnet man zunächst mal einer typischen Menschenansammlung wo getanz und gefeiert, aber der Film ist in den 50er entstanden. Gutes großes Kino funktioniert vor allem dadurch, dass man die Erwartungshaltung des Publikums erfüllt, was auch die einzige Erklärung für die alljährlich wiederkehrenden romantischen Komödien ist, die eigentlich objektiv gesehen total schlecht sind, aber die Leute wollen halt eine heitere Komödie sehen, wo sie eigentlich genau wissen, wie es ausgeht, genau das bieten ihnen solche Filme, und darum sind sie so erfolgreich. Und genau das ist auch ein Teil warum der Film damals so erfolgreich war. Die Menschen waren noch nicht so aufgeklärt wie wir es heute sind. Die fernen Länder waren noch mehr ein Faszinosum als sie es heute sind, absoluter voller Mythen und Legenden, exotisch, fremd, geheimnissvoll und faszinierend. Und mit genau diesen Erwartungen spielt der Film und erfüllt sie in Hülle und Fülle und oftmals auch mit langen, sensationell abgefilmten Landschaftsaufnahmen. Die Geschichte selbst ist eh klasse und den meisten bekannt, und wer sie noch nicht kennt, wird von der abenteuerlichen Reise, auf der Fogg immer wieder vor erwartete und unerwartete Schwierigkeiten gestellt wird auch sehr schnell angetan sein.
In 80 Tagen um die Welt ist absolut glaubhaft und gekonnt inszeniert und sehr stimmungsvoll in Bilder gesetzt auch wenn der Film natürlich den Nachteil hat, dass er über 50 Jahre auf dem Buckel hat, und die erhaltenen Farbaufnahmen viel von ihrer Kraft und ihren Farben eingebüßt haben. Bei den Aufführungen damals hatten die Bilder sicher noch mehr Kraft und Intensität und konnten einen noch mehr faszinieren als sie es heute können. Absolut sehenswerter Film und bitte aufpassen dass man nciht an die neu gedrehte Version von 2004 gerät, die mit Leuten wie Jackie Chan und Co sicher nicht ansatzweise an dieses Meisterwerk der 50er Jahre herankommt, dass einfach durch die Möglichkeiten seiner Zeit einen Charme entwickelt, den man heute nicht mehr nachstellen kann.
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Filmtagebuch
#418
Geschrieben 14. September 2008, 13:22
Nach der Dollar-Trilogie kehrte Eastwood wieder nach Hollywood zurück, um seine Karriere dort weiter voran zu treiben. Ursprünglich wurde Sergio Leone zwar auch die Regie zu diesem Film angeboten, aber der war schon mit “Once upon a time…” beschäftigt.
Eastwood spielt hier einen Ex-Hilfssheriff, der von einer Gruppe von neun Männern gehängt wird, nachdem sie ihn ungerechtfertigterweise beschuldigen eine Viehherd gestohlen, und ihren vorherigen Besitzer ermordet zu haben. In einem Akt von Selbstjustiz hängen sie ihn, was er nur durch einen Zufall überlebt. Er wird erneut Marshall und macht sich auf die Suche nach seinen Henkern, um sie ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Anfangs ist er noch von Rachegelüsten getrieben, doch hält er sich an seine Pflichten als Gesetzeshüter und er erkennt nach und nach die Schwächen und Ungerechtigkeiten des Justizsystem in einem Land, dass noch keine wirkliche Nation ist.
Der Film ist deutlich angelehnt an die Spaghetti-Western Eastwoods, auch sein Charakter steht in deren Tradition, doch der Fokus wird hier mehr auf Recht und Gesetz und das Justizsystem als solches gelegt. Ein Territorium, das viermal so groß ist, wie die meisten damals bestehenden Bunedsstaaten verfügt über nur einen Richter, der über Leben und Tot, Recht und Unrecht entscheiden muss. Das Theme Selbstjustiz wird vor diesem Hintergrund aus mehreren Blickwinkeln betrachtet und endet mit einem starken Finale.
Ein sehr gut inszenierter Western mit einem erstklassigen Score, einem gut aufspielenden Eastwood und den passenden Landschaften im Hintergrund um die Geschichte glaubwürdig zu machen. Gerade in Western gibt es nicht viel was mich mehr stört als eindeutige Studiohintergründe, die einen total aus der Atmosphäre ziehen bzw. Kameraarbeiten, die so schlecht sind, dass man manchmal glaubt im Studio zu sein, obwohl man sich draußen in der Landschaft befindet. Der Film hat kaum schwächen, bietet sogar eine Entwicklung des Charakters und ausreichend Action. Kann man sich getrost ankucken, gerade wenn einem mal nach einem amerikanischen Spaghettiwestern ist
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Filmtagebuch
#419
Geschrieben 16. September 2008, 23:40
Nach nunmehr fast einem Jahr ist es an der Zeit die seinerzeit gestellt Frage zu beantworten: Kann Pixar das Meisterwerk Ratatouille noch einmal übertrumpfen? Die Antwort auf diese Frage lautet 2008: Nein. Nochmal toppen kann Pixar sich selbst nicht. Aber: Das Niveau kann locker gehalten und mit den kleinen Aufräumroboter Wall-e hat Pixar definitiv seinen bisher knuffigsten und liebenswertesten Charakter geschaffen. Seit nunmehr 700 Jahren verrichtet Wall-e seinen Dienst auf vollkommen zugemüllten Erde. Die Menschen haben den Planeten ebensolange verlassen, da sie den Planeten absolut heruntergewirtschaftet haben und es nahezu kein pflanzliches Leben mehr gibt. Einzig Kakerlaken haben es geschafft zu überleben, so das Hal Wall-e’s einziger Begleiter ist. In Laufe der Zeit hat Wall-e so etwas wie ein Bewußtsein entwickelt und nimmt sich selbst als Persönlichkeit wahr. Er sammelt lauter kleine Dinge, die er im Müll findet und die ihm interessant erscheinen und versorgt sich selbst mit Ersatzteilen. Durch den Film “Hello, Dolly” aus dem Jahr 1969 lernt er sogar was Liebe ist. Er sehnt sich nach jemanden an seiner Seite, in den er sich verlieben kann.
Wie es der Zufall so will landet ein Erkundungsschiff des Menschenkreuzers Axiom auf der Erde und entsendet Drohnen, die nach Zeichen von Leben suchen sollen, was eine Rückkehr der Menschheit zur Erde bedeuten würde. Eve ist eine solche Drohne, die zunächst versucht Wall-e zu zerstören, doch nachdem er sich als ungefährlich herausstellt, ignoriert sie ihn weitestgehend, während er sich hoffnungslos in das erste ihm ähnliche Wesen das ihm seit mehreren hundert Jahren begegnet verliebt. Und damit beginnt sein erstes großes Abenteuer das ihn schließlich sogar in die Weiten des Weltalls führen wird.
Man kann den Film auch als zusammengefügte Referenzen an nahezu alle großen Science Fiction Klassiker sehen. In zahlreichen Szenen gibt es Referenzen zu Filmen wie Star Wars, Alien, Blade Runner, 2001 - Odyssee im Weltraum, usw. usf., wobei Pixar natürlich auch auf sich selbst anspielt und man so zahlreiche Figuren oder Gegenstände aus älteren Pixarfilmen entdecken kann und sogar eine Mickey Mouse-Anspielung ist ganz verdeckt in einer Szene enthalten. Die Star Wars Referenzen machen sich übrigens am eindeutigsten in der Sprache der Roboter deutlich. Die alte Star Wars Trilogie hätte ohne das ständige Piepsen von R2D2 wohl nur halb so viel Charme gehabt und hier war der gleiche Mann für die Robotersprache zuständig. Das schafft irgendwie eine sehr vertraute Atmosphäre und Bindung zu den Figuren. Diese können selbst nur rudimentär sprechen und verständigen sich eigentlich hauptsächlich über diese Piepslaute so das der Film fast 30 Minuten ohne ein einziges gesprochenes Wort auskommt. Das erste ist dann übrigens sogar in der englischen Version ein deutsches ;-).
Die erste Hälfte des Films zeigt uns sehr viel von der liebenswerten Art Wall-e’s und wie er sich in Eve verliebt, während die Story erst in der zweiten Hälfte wirklich in Schwung kommt, es dafür dann aber sehr temporeich zur Sache geht. Das entschuldigt ein wenig dafür, dass die Story selbst zwar durchaus kritische Untertöne hat, aber doch etwas zu dünn ist, und teilweise starke Plotholes aufweist und selbst als Satire nicht wirklich durchgehen kann, da hierfür dann doch ein wenig die Schärfe fehlt. Zwar werden die Menschen der Zukunft in kein gutes Licht gerückt, aber sind im Endeffekt doch ganz liebenswert und knuffig. Gezeigt wird eine Version der Zukunft in der ein großes Unternehmen buy n large es geschafft hat, die Menschen mit allem zu versorgen, sogar mit der Verwaltung. Sie sind dick, fett, liegen den ganzen Tag auf schwebenden Liegen und sprechen über Holoschirme mit anderen Menschen (man fragt sich worüber), ohne sich je selbst zu bewegen oder die Augen vom Schirm zu nehmen. Übermäßiger Konsum, Fettleibigkeit, Hang zur Konformität, Umweltverschmutzung und die Gefahr durch große multinationale Unternehmen und Globalisierung sind Themen, die hier angerissen werden, über allem erstrahlt aber Disneylike die Liebe, die dafür sorgt, dass Wall-e zum Unfreiwilligen Held und Retter der Menschheit wird. Und das ganze diesmal sogar, ohne das die Geschichte zu irgendeinem Zeitpunkt schnulzig oder übermäßig Klischeehaft wird. Im Gegenteil, die Liebesgeschichte ist natürlich mal wieder zentrales Motiv, hält sich aber dennoch sehr bedeckt im Hintergrund.
Alles in allem ist der Film nicht wirklich besser oder schlechter als Ratatoille, er ist nur ganz anders. Tricktechnisch natürlich wieder State of the Art und es wird schwer Disney im Februar 2009 den Oscar für den besten Animationsfilm wegzuschnappen. Madagascar 2 dürfte auf jeden Fall wenig Chancen haben. Die meisten anderen Animationsfilme sind einfach nur animierte Komödien ohne viel Herz und Charme. Doch gerade viel Herz und viel Charme sind das, was Ratatouille und Wall-e ausmacht, und davon versprühen beide ganz, ganz viel. Und bewahren sich nebenbei noch den ganzen Film hindurch einen herrlich subtilen Humor und teilen nicht das Schicksal der meisten Komödien, in der ersten Hälfte lustig und in der zweiten pseudodramatisch zu sein.
Wall-e enthält natürlich wieder eine ganz klare Empfehlung und ist wieder mal ein Vergnügen für die ganze Familie und dürfte jung und alt gleichermaßen unterhalten. In der Tat dürfte es mal wieder schwierig werden jemanden zu finden, dem dieser Film nicht gefällt. Bleibt nur zu hoffen, dass sich Pixar keinen Rückfall wie seinerzeit mit Cars erlaubt und uns der nächste Film 2009 wieder genau so begeistern kann, wie die letzten beiden Streifen. Up heißt der neue Film der in hoffentlich einem Jahr in die Kinos kommen wird.
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Filmtagebuch
#420
Geschrieben 17. September 2008, 01:50
Camorra - hinter diesem Namen versteckt sich eine der größten Verbrecherorganisationen der Welt, die italienische Mafia, die ihren Stammsitz in und um Neapel hat. Sie hat ihre Finger in fast allen kriminellen Bereichen mit im Spiel, sei es beim Drogenhandel, Waffenhandel, Schutzgelderpressung, Markenfälschungen, Schutzgelderpressungen oder auch dem berühmten italienischen Müllproblem. Die Stadt Neapel wird nahezu komplett von der Camorra kontrolliert und tritt als regelrechter Sozialdienst auf, da sich die Organisation auch um verwitwerte Frauen kümmert, um Retner oder Frauen der Männer auf Grund ihrer Dienste im Knast sitzen. Als einfacher Drogendealer verdient man das zehnfache eines Pizzabäckers.
Der Film von Matteo Garrone basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Roberto Saviano. Saviano ist in einer kleinen Stadt nördlich von Neapel aufgewachsen und hat das meiste von dem was er schildert selbst erlebt oder aus erster Hand erzählt bekommen. In seiner Heimatstadt haben fast 50% der Einwohner eine Vorstrafe wegen “Mitgliedschaft in einer mafiösen Vereinigung” - die Mitgliedschaft in der Mafia ist in dieser Region Italiens fast so selbstverständlich wie in Deutschland die Mitgliedschaft in einem Sportverein. So zeigt der film auch genau diese Ebene der Mafia. Anders als in den großen Scorsese Mafia-Epen oder im Paten bzw. Scarface werden uns nicht die obersten Ränge der Macht gezeigt, wir sehen nicht wie die Bosse ihren Geschäften nachgehen und verraten werden, sondern wir sehen die untersten Ebenen des täglichen Macht und Überlebenskampfes auf den Straßen.
Realismus ist die große Stärke des Films. An orginal Schauplätzen gedreht und mit Laiendarstellern aus der Region besetzt erinnert er ein wenig an City of God, leider gibt es einen fundamentalen Unterschied. Wo in City of God die episodenhafte Erzählstruktur absolut überzeugen konnte und es schaffte, die vielen losen Einzelgeschichten des zu Grunde liegenden Romans sinnvoll miteinander zu verknüpfen, da nimmt sie Gomorrah viel von seiner Kraft. Es wird ständig zwischen den einzelnen Episoden hin und hergesprungen und es wird wenig erklärt. Man muss ich alles selbst zusammenreimen und manchmal fehlt dem Zuschauer dafür einfach das Hintergrundwissen. Auch wenn die Geschichten jede für sich sicher interessant sind, so sind selten spannend. Das ist die große Schwäche des Films. Wer sich denkt einen Mafiafilm im oben erwähnte Stil Scorseses oder Copollas zu sehen, der wird bitter enttäuscht sein. Der Film hat keine Gesamthandlung, die einzelnen Stränge werden weder im Laufe des Films oder am Ende miteinander verknüpft. Es ist mehr ein Spielfilm im Dokustil. Man wartet die ganze Zeit auf eine Geschichte, die den Film vorantreibt, und es dauert ein wenig, bis man erkennt, das es keine mehr geben wird. Wenn man dies vorher weiß oder sich damit abgefunden hat, kann der Film dennoch gut unterhalten, da er von dieser einen kleinen Schwäche in nahezu allen Belangen hervorragend umgesetzt und inszeniert ist. Vor allem ist es ein Film, der auch über den Kinobesuch hinaus nachwirkt und über den man hinterher ausgiebig reden kann. Sowohl über den Film an sich als auch über die Hintergründe. Dieser Film wird wohl leider keine großen Massen erreichen, er ist aber dennoch sehenswert. Man darf eben nur keinen europäischen Paten oder ähnliches erwarten, sondern eine sehr detailierte, realistische Milleustudie der Camorra in Neapel.
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