Once Upon A Time In The West (Sergio Leone) [1968] Western / Action / Drama
Wie soll man in einem Tagebucheintrag nur einen solchen
Film abhandeln, noch dazu, wenn man ihn nun auf Dvd zum
ersten male komplett gesehen hat.
Nehmen wir uns diesesmal also etwas mehr Zeit für diesen,
den bekanntesten!, den beliebtesten?! und besten? Western
aller Zeiten.
Da Sergio Leone's "Meisterwerk" inzwischen einen Ruf hat,
der ihm Meilenweit vorrauseilt, hatte ich mir erst vor ca 8
Monaten die ersten zwanzig Minuten in einer Fernsehausstrahlung
angesehen,
(bis zu diesem Zeitpunkt war der einzige "Western"
den ich kannte und mochte "Dead Man" von Jim Jarmusch) völlig
begeistert von der Anfangsszene beschloss ich allerdings nach
dieser auszuschalten um die Vorfreude auf die hoffentlich bald
veröffentlichte Dvd noch zu steigern und den Film in einer ihm
gerechten Version zu sehen.
Vorgestern war es nun endlich soweit, die Dvd lag schon ein
paar Tage neben meinem Play, doch wollte ich den richtigen
Zeitpunkt abwarten um den Film auch wirklich genießen zu können.
Die ersten zwanzig Minuten waren dann auch genau wie in meiner
Erinnerung, ein Inszenatorisches Meisterwerk, jede Perspektive,
jeder Schnitt der zu sehen ist, jeder Ton der zu höhren ist
scheint genau abgestimmt und an jenen Platz zu gehören an dem
er sich in der Szene befindet.
Die Schauspieler strahlen eine ungehäuere Gelassenheit aus, und
ein paar Funken Humor tauchen ins ernste Thema ein:
"We seem to be shy of one horse" ; "No, you brought two too much".
Lautet einer der ersten Dialoge die der Namenlose mit den Killern
wechselt, nachdem er seine beängstigende Melodie zum besten gegeben
hat.
Darauf folgt eine kurzer aber umso heftigerer Shootout, in dem
keiner ungeschoren davon kommt.
Nach diesem grandiosen Auftakt erwartet uns dann aber auch schon
die beste Szene des Films, wir beobachten einen Jungen mit seinem
Vater bei der Vogeljagd, nach dem zwei erlegt wurden, gehen sie
nachhaus auf ihre Farm, des Vaters Tochter bereitet dass Essen
vor und der größere Sohn macht sich bereit die lange nicht mehr
gesehene Mutter vom Zug abzuholen.
Im Hintergrund höhren wir laute, zirpende Grillen, dann Stille.
Alle sehen sich fragend um, doch nichts passiert und die Grillen
beginnen wieder ihre eigene Melodie zu "singen", dann ein zweiter
Stop, die Leute werden nervös, Vögel fliegen aus den Hecken hervor,
ein Schuss fällt, der Vater sieht zu den Vögeln, sie fliegen noch,
eine kleine Kamerafahrt um ihn herum und wir sehen langsam wie seine
Tochter zu Boden fällt. Daraufhin folgt eine Hinrichtung der
restlichen Familie wie sie gnadenloser nicht sein könnte.
Was nun auf diese Szene in ca. einhundertzwanzig Minuten folgt
ist leider lange nicht mehr so grandios wie die ersten beiden
Szenen. Woran dies genau liegt läßt sich nur schwer beschreiben,
da "Leone" scheinbar alles richtig macht, er lässt den Zuschauer
im Dunkeln über den Namenlosen, er wirft neue Charaktere in den
Film, die alle ein eigenes Musik-Theme für sich allein bekommen,
und Insziniert weiterhin so bildgewaltig wie in keinem seiner
anderen Filme.
Warscheinlich hat sicher der "Meister des Italo-Westerns" seine
eigene Suppe etwas versalzen, indem er auf Biegen und Brechen
mit diesem Film einen Kultfilm schaffen und damit den schon
längst verdienten Ruhm einfahren wollte. Denn alles was man im Film
sieht scheint so gezirkelt, so absichtlich dreckig, so ungenießbar
cool auf die Dauer von knappen drei Stunden, und dass an kitschigen
"John Wayne"-Western erinnernde Theme von Claudia Cardinales Charakter
welches sich so garnicht nach Morricone anhört hinterlassen dann
doch Kratzer auf der scheinbar Makellosen Oberfläche des Klassikers.
Erschwerend hinzu kommt, dass selbst die schönste Cinematographie
im Verbund mit einem der besten Scores (sieht man von Cardinales Theme
ab) der Filmgeschichte nicht über Plotlöcher und Charakterschwächen
hinwegtäuschen kann, und auch in einem Film diesem Kalibers Längen
entstehen lässt, schöne zwar aber langweilge.
Ganz über eine genaue Wertung bin ich mir noch nicht im Klaren,
da dies aber sowieso schon ein ungewöhnlicher Beitrag in meinem
Tagebuch ist wird sich wohl auch niemand an einer etwas aus der
Reihe tanzenden Bewertung stören. So und nun auf weitere 50 Einträge.
7,66/10,00