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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...." - Filmforen.de - Seite 15

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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...."


551 Antworten in diesem Thema

#421 Hagen

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Geschrieben 23. Juni 2008, 13:54

George Carlin, occupation: foole, ist gestern, am 22.06.2008, verstorben. Dabei habe ich noch letztens mit einem Freund genüsslich und nur halb-scherzhaft ein Thema für meine irgendwann vielleicht mal anstehende Doktorarbeit gebastelt:

'American Bullshit' - Themes and motives in George Carlin's work from 1972 to 2007 in relation to historic, political and social developments in the United States of America

Sowas posthum zu schreiben, nimmt der ganzen Sache aber wieder viel von ihrem Spaß. Hach.
Das Mitgeben von guten Wünschen für das Nachleben können wir uns unter Atheisten ja jedenfalls sparen. Gute Gelegenheit nochmal Werbung für All my stuff zu machen, die DVD-Sammlung sämtlicher HBO-Specials Carlins (mit Ausnahme von "It's bad for ya!", welches nachher entstand und noch nicht auf DVD erschienen ist), und auf die Würdigung in der nächsten 'Titanic' zu warten. Bis dahin hat sich der erste Schock dann vielleicht auch gelegt.

Bearbeitet von Hagen, 23. Juni 2008, 13:55.


#422 Hagen

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Geschrieben 23. Juni 2008, 22:40

Terminator 2

Dank US-DVD seit Ewigkeiten mal wieder den Kino-Cut gesehen, der einfach so viel besser und flüssiger ist, als die verlängerte Fassung. Diese verlängerte Fassung wird für mich immer nur ein Werbetrick zur Verkaufsförderung von Laser Discs bleiben, den man auf der DVD nicht wiederholen hätte müssen: als aufschlussreiche "deleted scenes" wären die Extraszenen auch gut genug eingesetzt gewesen.
Handwerklich ist der Film so souverän, dass ich wohl noch Jahre brauchen werde, bis ich Camerons lockere Vermischung der unterschiedlichsten Tricktechniken völlig entziffern kann, weil der Mann wirklich alles einsetzt, was die große und kleine Trickkiste zu bieten haben - da wird nicht nur state of the art-CGI eingesetzt, sondern auch mal auf den guten alten Texas Switch zurückgegriffen. Außerdem hat Cameron die Angewohnheit die Kamera in Bewegung zu halten: pans, tracking shots, Steadicam-Aufnahmen, alles da, alles zum Wohle der hochgefälligen Dynamik, aber nie aufdringlich oder Aufmerksamkeit heischend.
Und das Schöne ist: Je öfter ich den Film sehe, desto stärker reagiere ich auf die Probleme der Menschen darin: seit mir aufgegangen ist, dass sich Arnolds Rolle in allen drei Filmen als eine Entwicklung einer Vaterfigur auslegen ließe, habe ich erst jetzt, nach 18 Jahren Bekanntschaft mit dem Film!, wirklich begriffen, was diese letzte Szene für John Connor bedeutet, der da nicht nur wieder einen Vater verliert, sondern, so Sarah, den vielleicht besten Vater, der überhaupt für John denkbar ist. Dass diese Maschine für John, vielleicht nur unbewusst, mehr ist, als das coole Spielzeug als das er ihn anfangs sieht, ist mir nie eingefallen. Umso traumatischer ist es ja, dass die Abschiedsworte der Maschine klingen, wie die eines Vaters, der seine Familie zurücklässt.
Und: Nach 18 Jahren sehen die CGI-Effekte nicht mehr so frisch aus -- am besten kommen, auch und gerade im Bezug auf den T-1000, die Effekte weg, die seine Schäden NICHT digital zeigen: seine "Einfrieren" ist ja Make-up + Schauspielerei + Roboterbaukunst; einige der spektakuläreren Treffer (etwa der Kopftreffer in der Anstalt) sind auch von Stan Winston gebaut worden, darunter auch der letzte Effekt, nach der Granatenexplosion. Eine Sache hat Stan aber auch in der Zeit zwischen Termintor 1 und 2 nicht hinbekommen: Arnies rotes Auge beweglich zu machen -- wenn in beiden Filmen die Gesichtshaut verschwindet, starrt das glühende Höllenauge immer stur vor sich hin.

#423 Hagen

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Geschrieben 28. Juni 2008, 08:27

"Kaum hat sich der Zuschauer nach dem anfänglichen Getändel auf eine witzig-schwüle Coming-of-Age-Romanze eingestellt, packt ihn das Entsetzen umso unvorbereiteter, wenn sich allmählich die Horroranteile durchsetzen." (Brigitte Preissler, "Die Welt", über "Mandy Lane")

"Mhmmmhahamhuhaha." (Hagen, filmforen.de, über Brigitte Preissler, "Die Welt")

#424 Hagen

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Geschrieben 05. Juli 2008, 21:40

That 70s Show

Ganz schlimm, so merke ich gerade, ist das, wenn man alleine zuhause sitzt und dann in 9 Tagen komplette 8 Staffeln einer Comedy-Serie durchackert. Man wird zügellos, es ist wie ein Rausch. Man träumt nachts von der Serie, so wie man manchmal Computerspiele weiterträumt, wenn man sie viel zu lange gespielt hat und (was hilft) vielleicht etwas Fieber hat. Man erlebt all das, was der reguläre Zuschauer in Jahren mitmachen muss, in der höchsten Komprimierung, die man sich denken kann, und man verkraftet manches dadurch leichter -- die Hoch- und Tiefpunkte des Beziehungsgewirrs sollte man bei Comedy-Shows ja eh nie zu ernst nehmen (andererseits: wie kann man nicht Eric die Daumen drücken, wenn das Objekt seiner Begierde Laura Prepon heißt und speziell die Fanfraktion mit Herz für Feuerdacherl anspricht (so nennt man wohl in Österreich Rothaarige)?), aber es lässt sich ja nie ganz verhindern, nicht bei Shows, die man mag. Das Hinternanderwegschauen nimmt dem Ganzen aber Gottseidank die Dramatik -- man weiß ja, dass eine ganze Season der Trennung für den DVD-Schauer wesentlich schneller vorbei ist, als für den TV-Zuschauer zu Erstausstrahlungszeiten. Außerdem toll am komprimierten Sehen: Ist man erstmal mit der Serie fertig, warten ja die Spielfilme mit den lieb gewonnenen Schauspielern. "Forgetting Sarah Marshall" stand schon auf der Liste, der zu sehenden Filme -- wegen "Veronica Mars", ein bisschen auch, weil der Hauptdarsteller ja in "How I met your mother" mitspielt --, da fiel mir auf: Ha, Mila Kunis (aus eben der 70er Show) spielt da ja auch mit! (Wegen Kristin Bell habe ich mir endlich auch "Spartan" zugelegt, den ich ja schon seit Ewigkeiten sehen wollte.)
Zur Show selbst kann ich eigentlich nur wenig sagen: sie ist kein Feuerwerk des Humors, aber für meinen Geschmack witzig genug. Ich habe die darauf verwendete Zeit jedenfalls nicht bereut.
Gastauftritte, die in Erinnerung bleiben: Nicht etwa die alten, furchtbar kaputt operierten Frauen, die dem amerikanischen Publikum naturgemäß vertrauter sind als mir, sondern: Mitch Hedburgh (Comedian, tot, legale Live-Aufnahmen hier) in einer Minirolle, Jim Gaffigan (Comedian, nicht tot, sehr lustig) in einer kleinen festen Nebenrolle für zwei Seasons & Alyson Hannigan (in einer Show mit Laura Prepon! Feuerdacherl galore!). Toll auch wie am Anfang der 8ten Season mit dem Ersatz für die Hauptfigur Eric umgegangen wird (Eric ist in dieser letzten Season bis auf einen Kürzestauftritt im Finale abwesend). Außerdem dufte: Kurtwood Smith ("that guy from Robocop" wie er auf einer Fanseite kurz genannt wurde) als Familienvater, Ashton Kutcher als grenzdebiler Freund (der mir damit offiziell bis auf weiteres sympathisch ist) und Tommy Chong als Althippy (ich erwäge sogar die Cheech und Chong-Filme testweise anzuschauen... meine Kifferhumorunverträglichkeit könnte nach dem häufigen Ruckzug der Helden dieser Serie in den "circle" eventuell etwas aufgeweicht sein). Hach.

#425 Hagen

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Geschrieben 06. Juli 2008, 11:18

Elephant (Alan Clarke, nicht: Gus van Sant)

Siehe Nachtrag zu Elephant (Gus van Sant, nicht: Alan Clarke).

Bearbeitet von Hagen, 06. Juli 2008, 11:18.


#426 Hagen

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Geschrieben 06. Juli 2008, 21:23

Zodiac

Gerade fertig geworden und ziemlich baff. Großes, mächtiges Kino.

#427 Hagen

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Geschrieben 10. Juli 2008, 12:08

It never stops. Gerade entdeckt, dass "Max Payne", die PC-Spieleverfilmung mit Herr Wahlberg und Mila Kunis, die einen so hübschen Trailer hat, der seit kurzem im Netz zu finden ist, nicht die Altersfreigabe hat, die er haben sollte. Der geile Film-Noir-meets-John-Woo-Mix wird also als PG-13-Version im Kino laufen. Fürch-ter-lich.

#428 Hagen

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Geschrieben 24. Juli 2008, 08:07

Jesus Camp - der schlimmste Horrorfilm der letzten Zeit, und dabei ja "nur" eine Dokumentation.

Culloden - Peter Watkins inszeniert in den 60ern die Schlacht von Culloden für die BBC so, als wären 60er-Jahre-TV-Reporter bei der Schlacht anwesend gewesen. Interessantes Experiment, bei dem eigentlich nur die geringe Statistenzahl stört. (Aber bei den Rahmenbedingungen kann man freilich kein "Ben Hur" erwarten.)

Starship Troopers 3: Marauder - ein sehr maroder Film: ich konnte Teil 2 damals sogar noch ein bisschen Spaß abringen, der hier endete sehr schnell als Vorspulopfer: Schlimme Akteure, schlimme Effekte, keine eigenen Ideen.

Generation Kill (Episoden 1 & 2) - bisher sehr interessante Serie zum Irakkrieg.

Alf - eine Folge der ersten Staffel im O-Ton gesehen: verblüffend, wie feindlich die verkniffene Kate dem Außerirdischen gesinnt ist. Würde mich interessieren ob das in den restlichen Staffeln geändert wurde - oder Kate dem amerikanischen Publikum seinerzeit gar nicht so unterschwellig vor Hass brodelnd vorkam, wie mir?

#429 Hagen

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Geschrieben 27. Juli 2008, 17:35

Taken

Im benachbarten Ausland gibt/gab es diesen neuen Streich aus der Luc-Besson-B-Film-Schmiede ja schon auf großer Leinwand zu sehen. Glückliche Menschen, das. Weil: "Taken" ist genau die Art von Action-Film mit improvisiertem Drehbuch, wie das bei anderen Filmen, die Besson produzierte auch schon war, besonders bei den Jet-Li-Filmen. "Taken" funktioniert dabei ganz einwandfrei als tolleres und teureres Steven-Seagal-Vehikel, nur das eben Liam Neeson die Hauptrolle spielt und seine Tochter suchend handkantelnd und scharf schießend Bösewichte ausschaltet. Dazu gibt es noch ein nettes Autojagd-Setpiece und ein, zwei Szenen, die, um mal Verns Vokabular zu benutzen, den badass-Faktor des Films und Neesons in die höhe treiben. Den etwas mauen Start und die nötigen Klischees übersehe ich gerne, wenn ein Film dann nachher so in die Puschen kommt.
Ich denke mir übrigens schon seit Jahren, dass ein bestimmter Gouverneur, wenn seine Amtszeit demnächst dann mal um ist, sich dringend mit Herrn Besson in Kontakt setzen sollte. Hach, das wäre was...

#430 Hagen

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Geschrieben 28. Juli 2008, 18:57

Die ersten 5 Episoden und eine weitere, zufällig ausgewählte Folge von Twilight Zone gesehen und schwer begeistert. Die Serie rennt bei mir natürlich offene Türen ein: Meine erste selbstsändig gewählte Lektüre waren, nach den Sherlock-Holmes-Kurzgeschichten, die klassischen pointenreichen Kriminal-Shortstories aus den 50ern und 60ern, Horrorkurzgeschichtenanthologien (u.a. "Das große Horrorlesebuch" I bis IV (oder waren es gar V?)), Stephen-King-Short-Stories und vieles andere mehr, was kurz und pointiert war: Horror, Western, Fanatsy, Krimi: Das Genre war eigentlich schnurzegal, solange man faziniert war und im letzten Satz alles über den Haufen geworfen wurde. Dass mir dieser erste Kontakt mit der originale Twilight Zone gefällt, verwundert mich auch deswegen nicht, weil ich auch bei Serien wie "Buffy" oder "Akte X" immer Fan der "Monster of the Week"-Episoden war und mich besonders ausufernde story arcs nie begeistern konnten, wenn sie nicht en passant zu erzählen waren: "Buffy" und "Akte X" sind beides Beispiele dafür, wie feine Serien entweder zu ernst, trüb und repetetiv werden (Buffy) oder sich im eigenen Mythologie-Garn verheddern. Das einzige, was der Twilight Zone passieren kann, sind irgendwann krampfig auf Pointe getrimmte Episoden. Aber bis zur finalen fünften Season habe ich noch Zeit und sicherlich viele tolle Entdeckungen vor mir.
(Kleine Details: Ich liebe das Casting, dass so... un-heute ist: alle Protagonisten sind deutlich erwachsen: mit Ausnahmen der Kinder und Jugendlichen in Nebenrollen sind die jüngsten Helden Ende 30. Das ist, bei allem Spaß an der Jugend, auch toll anzusehen. Und: Das Handwerk der Regisseure... gelernt ist gelernt. Eine Episode wie die dritte ("Mr Denton on Doomsday", ein Western) ist makellos im mise-en-scene und der Montage: die ersten Minuten, in denen Denton ein- und von anderen Figuren vorgeführt wird, zieht den Zuschauer in den Bann. Das ist wie in einem "richtigen" Western, der als Porträt eines Mannes beginnt, der ganz unten angekommen ist - kein Kinoregisseur der damaligen Zeit hätte da etwas verbessern können. Ganz großes Kino auf dem damals noch ganz kleinen Schirm.)

#431 Hagen

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Geschrieben 08. August 2008, 18:21

Olympia XXIX (China 2008)

Eine wunderschöne, kreative, beeindruckende Eröffnungsfeier, die von vielen Mitwirkenden mit Mühe und Disziplin in ein wirklich schönes, lebendiges Kunstwerk verwandelt wurde.
Worauf ich gerne verzichtet hätte, war der Audiokommentar von Sandra Maischberger, der ich das Recht, die Tibet- und Menschenrechtsfrage in China für eines der wichtigsten Probleme auf der Welt zu halten, nicht nehmen mag, der ich aber sehr wohl nahegelegt hätte, diesen Themen nicht in jedem zweiten Satz einzubauen. Nicht, weil ich mir Dinge totgeschwiegen wünsche, sondern weil mir diese Betonung der innerchinesischen Fragen wie eine großkotzige europäische Unart vorkommt, die die richtigen Dinge mit dem völlig falschen Elan anspricht. Beispiel: Wenn Frau Maischberger auf die vielen Helfer zu sprechen kommt, die innerhalb des Stadions zu sehen sind (Fahnenträger, Tänzer, etc.), diese dann als Freiweilige bezeichnet, sich räuspert und nachfügt: „wenn man das denn sos agen kann.“ Soll wohl heißen: Alles Dissidentenkinder, die zur Teilnahme gezwungen wurden, weil sonst Mama und Papa sofort füsiliert worden wären; mindestens aber Zwangs- und Wanderarbeiter; keinesfalls aber wirklich Freiweillige, die das womöglich noch als Ehre empfinden könnten.
Weiteres Beispiel am Ende: Frau Maischberger summiert die Veranstaltung und bemängelt: Alles zu glatt gelaufen, alles zu perfekt. „Das hinterlässt einen Eindruck der Kälte.“ Da muss die Gegenfrage erlaubt sein: Welche durchchoreographierte Großveranstaltung dieses Ausmaßes wäre denn nicht bemüht perfekt über die Bühne zu gehen? Soll heißen: Schade, dass keiner gestolpert ist? Wirkte unmenschlich, weil die Menschen sich wirklich, wirklich angestrengt haben, was, unerhörter Zufall!, ja irgendwie auch den sogenannten olympischen Geist beschwört?
Und um ein letztes Beispiel zu bringen: Nach einem Programmteil, der Teile der Geschichte Chinas darstellte, machte Frau Maischberger ihrer Verwunderung Luft nichts von Mao gesehen zu haben. Die Schwere der Enttäuschung muss Frau Maischberg schwer getroffen haben: es ist ja auch eine unerhörte Unverfrorenheit der Chinesen, wenn sie ein Licht auf ihre 5000jährige Kultur werfen und gerade auch tibetbewegten Nicht-Chinesen bestimmte Aspekte chinesischer Geschichte nahebringen wollen. Mao da einfach auszulassen, überhaupt auf rote Fahnen zu verzichten, ebenso Hammer und Sichel, brennende US-Fahnen, das Bespucken westlicher Besucher, also, all die Dinge auszuklammern, von denen Frau Maischberger ganz sicher weiß, dass sie doch das wahre China ausmachen, das ist schon ein böser Affront.
Letztendlich hätte sie sich wohl gewünscht, dass die Show aus einer 5stündigen Parade stolpernder Soldaten bestanden hätte, die alle ein Schild mit der Aufschrift „zwangsrekrutierte Minderheit“ auf dem Rücken tragen.
Es mag einer der großen Vorteile der Gegenwart sein, dass Informationen schnell reisen, Geheimnisse nicht lange Geheimnisse bleiben und Missstände im internationalen Maßstab viel schneller und deutlicher erkannt und benannt werden. Es ist aber einer der Nachteile der Gegenwart, dass das Geschrei der Gerechten und Selbstgerechten, sehr oft sehr schnell jegliche Nützlichkeit hinter sich lässt und in selbstbeweihräucherndes Gekeife umschlägt. China befindet sich in einem Prozess des Wandels: wo der enden wird weiß keiner. Wenn „wir“ (der Westen, die Demokratien) darauf Einfluss nehmen möchten, müssen wir uns bewusst sein, dass dieser Wandel seine Zeit dauern wird und das Ungeduld keine unserer dabei nötigen Tugenden sein kann.
Logisch zu Ende gedacht, bedeutet die pausenlose China-Schelte Maischbergers, dass man, wenn man dem Veranstalter seine Missetaten unter die Nase reiben will, um jegliche Anerkennung von dessen Leistungen zu verhindern, genauso gut bei jedem einzelnen Wettbewerbsteilnehmer die Untaten und Versäumnisse seines Landes auflisten müsste: „Dirk verwandelt den drei-Punkte-Wurf und jubelt. Hat er denn vergessen, dass letztes Jahr in Deutschland 2% mehr rechtsextremistische Straftaten registiert wurden? Aber schon setzen die Polen zum Gegenzug an, fast so als gäbe es die offene Anfeindung homosexueller Menschen in ihrer Heimat nicht!“ Will sagen: die politische Neutralität der olympischen Spiele ist nicht nur das Feigenblatt der erzwungenen Harmonie, sondern hat durchaus auch eine nette und sinnvolle Funktion: Man stelle sich vor, es würde sich tatsächlich ein wochenlanger, fairer Wettstreit zwischen Menschen aller Nationen entspinnen, bei dem niemand von Politik spricht und Teilnehmer wie Zuschauer den Menschen im sportlichen Gegner sehen, dessen Ziele und Wünsche nicht anders sind, als die eigenen. Ich weiß, Frau Maischberger, ich weiß: ein Schreckensszenario.

#432 Hagen

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Geschrieben 13. August 2008, 20:04

Stuck

Sehr, sehr, sehr, sehr fiese Nummer. Und endlich mal wieder ein Stuart Gordon, der mir gefällt. Macht mich neugierig, wie Gordons Nicht-Horrorfilme davor denn waren: "Edmond" und "King of the Ants" wollte ich eh schon seit einer Weile sehen, "Dagon" und "Castle Freak" hielten mich aber davon ab. Wird jetzt bei Gelegenheit nachgeholt. (Übrigens wieder so ein Kurzreview, bei dem ich kaum was über den Film sage. Sorry.)

#433 Hagen

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Geschrieben 18. August 2008, 12:37

"Warum wir Filmkritik brauchen. Die Internet-Blogs zersetzen das informierte und unabhängige Urteil" von Josef Schnelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitun...0008/index.html

Und gleich drei schöne Repliken dazu:

Thomas Groh: http://filmtagebuch....tories/1199299/
Ekkehard Knörer: http://www.perlentau...tikel/4845.html
Ole Reißmann: http://medienlese.com/2008/08/16/boeses-in...t-vor-bloggern/



Ich mag gerade Knörers Verweis auf das Problem, dass die gedruckte Filmkritik, die Schnelle da bedroht sieht, leider oft von marktwirtschaftlicher Aktualität bestimmt ist. Da kann man bestenfalls drei Mal von Filmen sprechen: Bei der Festivalpremiere, beim Kinostart, anlässlich der DVD-Premiere. (Ein viertes Mal vielleicht, wenn der Regisseur verstirbt.) Rückblicke einfach nur so, weil man selbst etwas Neues entdeckt hat, dass man besprechen mag, auch wenn es keine DVD gibt oder diese schon längst veröffentlicht wurde, sind aber Spezialitäten des Internetbetriebs. Vieles, was mich interessiert oder wofür ich interessiert wurde, ist für mich mit Texten aus dem Internet verbunden. Wieviele Texte zum Giallo - ernsthaft, nicht herablassend und informiert - findet man denn in Tages- oder Wochenzeitungen? Und selbst wenn man sie da fände: Sie hätten doch den groben Nachteil, nicht unbedingt verfügbar zu sein, wenn ich sie lesen möchte: Was die Himmelhunde von "Red Heat" halten, kann ich schnell und demokratisch auffinden, was die F.A.Z., wenn überhaupt, zu finnischen Kriegsfilmen zu sagen hat, ist auf diese Art kaum herauszufinden.
Und was die Frage der Qualität angeht: Wer lesen kann, wird im Internet genauso schnell herausfinden, ob er auf erhellendes gestoßen ist wie in Printmedien. Vorteil Internet: die nächsten n Texte zum selben Film/Genre/Künstler sind nur einen Mausklick entfernt.

Bearbeitet von Hagen, 18. August 2008, 13:16.


#434 Hagen

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Geschrieben 21. August 2008, 11:15

King of the Ants

Klang für mich durch die Inhaltsangabe schon so, als würde er thematisch durchaus zu Cronenbergs letzten beiden Gangster-Filmen passen, die sich ja auch mit Fragen der Identität (echter, falscher, angenommener, verschwimmender) beschäftigten. Das tut dieser "ganz fiese Brenner" (Funk Dogg) von Stuart Gordon auch, allerdings nicht ganz so souverän wie eben Cronenberg. Oder aber die Cronenberg-Assoziation verbaut mir etwas den Blick. Der Beginn des Film, bei dem dem Protagonisten, einem Gelegenheitsarbeiter, die Möglichkeit gegeben wird, sein Geld mittels eines Mordes (am ohne credit mitspielenden Ron Livingston) aufzubessern, ist großartig gelungen. Der Film ist da distanziert, amoralisch, dezent schwarzhumorig. Beim Nachspiel der erfolgreich durchgeführten Tat (der Held wird von seinen Auftraggebern aus bestimmten Gründen gefoltert) wird mir die Metamorphose des Helden zu unsauber dargestellt (und mindestens eine der Horrorvisionen, die er hat, sah mir zu sehr nach Gordons Yuzna-Filmen aus) - man ist sich (auch nachs einer Flucht) nicht ganz sicher, wie ihn diese Folter kurz- und langfristig verändert. Im letzten Drittel kommen noch ein paar andere (Logik-)Probleme dazu, die den Filmgeschmack etwas trüben.
Trotz aller Kritik ist "King of the Ants", der seine Stärken zwar am Anfang hat, mit zunehmender Laufzeit aber immerhin, als Ausgleich, wüster und abgefahrener wird.

Bearbeitet von Hagen, 21. August 2008, 11:15.


#435 Hagen

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Geschrieben 21. August 2008, 11:27

Kill Switch

Schlimmer Murks. Das Editing des Films ist so schlimm und seltsam auf modern getrimmt, dass es nicht mehr feierlich ist. Der Flashback am Anfang des Films ist schon unschön, aber die sofort folgenden Actionszene (1) nebst Fenstersturz (2) ist der Abschuss. (1) setzt die Maßstäbe für alle Actionszenen des restlichen Films: die mittlerweile bekannte Ruckelkamera wird da garniert mit einer Schnitttechnik, die wichtige Szenen gerne mehrfach bebildert - Seagal knallt des Gegners Kopf gegen die Wand, Schnitt, dasselbe aus anderem Winkel, Schnitt, desselbe aus drittem Winkel, etc. pp. Auch werden in den aufgeblasenen Kämpfen dieselben Aufnahmen (Seagals reaction shots oder bestimmte Kampfabschnitte bspw.) halbdutzendfach verwendet - eine Technik zum Laufzeitschinden, die mir bisher nur von einem Seagal-Film-Fan-Edit bekannt ist (verlängerter Endkampf bei "Glimmer Man") und von einem pornografischen Film, dessen Non-HC-Fassung unter dem Titel "Dreaming Doreen" bereits ein paar mal im TV lief. (2) toppt das ganze dann nochmal: Ich warte ehrlich gesagt nur darauf, dass diese Sequenz durch welches Medium auch immer ein klein wenig Kultstatus erreicht und persönlich versucht, zumindest eine Screen-Shot-Analyse zu präsentieren, weil man das eigentlich sehen muss, um es zu glauben. Warum eigentlich nicht... (Und außerdem wollte ich doch schon seit Ewigkeiten mal den kleinen Bildervergleich zwischem dem "Haus zum Walfisch" in Freiburg und der "Tanzakademie" in "Suspiria" machen, ich fauler Sack.) Also...

Jeweils das erste und letzte Bild einer Einstellung, Zeitangaben unpräzise Messung mit meinen bescheidenen Mitteln. Beim Sturz habe ich einzelne Set-Ups nach meiner Wahrnehmung durchnummeriert. Das Problem ist dabei freilich nicht, dass man verschiedene Kameras laufen ließ, sondern, dass man beim Schnitt auf die Kontinuität pfiff. Von 14 zu 15, von 18 zu 19, von 21 zu 23 -- jedes Mal wird "zurückgespult". Dass man das im kleinen Rahmen, bei fast sublimalen Wiederholungen durchaus machen kann, ist mir klar und dürfte wohl zum Standardzaubertricksrepertoire in Hollywood gehören. Aber das hier... nee...

Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Hagen, 21. August 2008, 13:05.


#436 Hagen

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Geschrieben 26. August 2008, 09:35

Ich erwähnte es möglicherweise schon mal: Manchmal sind die sich zufällig ergebenden Doppel-Features, die man sich anschaut, die seltsamsten Kombinationen. Da sehe ich erst die kleine TV-Dokumentation The slanted screen, welche sich mit der Darstellung von Asiaten und asiatischen Amerikanern im US-Kino beschäftigt, und danach Men Behind the Sun 4 - Black Sun: The Nanking Massacre, der ja gewissermaßen ein Beitrag zum Thema "Asien vs. Asien im Kino" ist. Vollkommen unvorstellbar, mit welchem Aufwand dort diese grausame Episode bebildert wird - man stelle sich vor, ein europäischer Film jener Zeit hätte in der seltsam Erzählweise des Films (episodisch, drei-vier wiederkehrende Charaktere bei vielen nur kurz auf- und schnell abtretenden) und mit ähnlicher Deutlichkeit bspw. das Massaker von Babyn Jar verfilmt.
Das seltsamste an dem Film ist, dass ich ihn mir "schlechter" vorgestellt habe, nun aber sagen muss, dass er durchaus seine Qualitäten hat. Das Nachstellen von Szenen, die von historischen Fotografien bekannt sind, ist auf grausame Weise beeindruckend, manche Szenen haben eine unheimlich, endzeitliche Stimmung (das Verbrennen der Leichen am Fluss), manche Lückenfüllerszenen wirken dann wieder zu "klein" -- der Übergang von großangelegten Verbrechen zu den sich tausendfach abspielenden "spontanen" Verbechen an einzelnen Opfern gelingt selten. Schauspielerisch ist der Film auch keine Offenbahrung und Szenenübergänge sind gelegentlich sehr ruppig. Der Film wirkt in der Summe wie eine Mischung aus... sagen wir apokalyptischem, distanzierten Kriegsfilm der sowjetischen Art (mir kam mehrfach in den Sinn, wie der Film wohl gewirkt hätte, wenn er ganz unkonventionell nur aus distanzierten, beiläufigen Kamerafahrten durch zerstörte und zerstört werdende Stadt bestanden hätte (und habe mich aus mir selber unklaren Gründen entschieden, diesen Ansatz irgendwie "sowjetisch" zu nennen - vielleicht wegen der Inszenierung meines Lieblingsfilms "Soy Cuba"?))... zu diesem Bestandteil kommt dann aber noch die intimere Perspektive, die "Einsprengsel" von ausgewählten Grausamkeiten, Mord, Kindermord, Vergewaltigung, Kindsvergewaltigung, you name it, die dann oft sehr stark nach Studioaufnahmen aussehen, gelegentlich auch, was die Inszenierung angeht, an Genrefilme erinnern. Um auf mein bereits erwähntes Beispiel zurückzukommen: Man stelle sich den hypothetischen Film "Die Auslöschung Babyn Jars" vor, 1989 gedreht, Außenszenen Elem Klimov, Verhaftungs- und Abtransportszenen Lucio Fulci.
(Als Vergleich fällt mir gerade noch ein: Den Wechsel zwischen Szenen der Armeeführung und den Verbechen durch die Soldaten, also das Alternieren zwischen historischen "Großakteuren" und menschlichem Schicksal ihrer Untergebenen, hat man sich möglicherweise bei Filmen abgeschaut, die man auch im Hinterkopf hatte: "Tora! Tora! Tora!" oder eben den sowjetischen "Befreiung".)


Um den Bogen zu The slanted screen zu schließen: jener weißt darauf hin, dass es eine handvoll asiatischer Leinwandstars in der Frühzeit des US-Kinos gab (Sessue Hayakawa bspw., der in der Stummfilmzeit nicht nur ein auch vom weißen Publikum akzeptierter Held war, sondern in dieser Rolle auch "weiße" love interests hatte (und spät in seiner Karriere bspw. in "The Bridge on the River Kwai" eine wichtige Rolle spielte)), dass die Mehrzahl asiatischer oder amerikanisch-asiatischer Rollen früher aber von Weißen gespielt wurden (deren "yellow face" heute nicht minder übel wirkt als sein Gegenstück "black face"). Zu Men behind... führt mich das, weil ich mir nicht sicher bin, wie viele Japaner in dem Film von Japanern dargestellt werden - mir kamen viele Darsteller, vielleicht auch nur wegen der Synchro, die jeden Schauspieler chinesisch sprechen lässt (auch alle europäischen Missionare), chinesisch vor. Erstaunlicherweise findet der Film übrigens auch kurze Momente, in denen er die Situation japanischer Soldaten anspricht, ansatzweise erkennen lässt, dass auch "die Täter" vielleicht keine homogene Gruppe waren. Besonders ins Gewicht fallen diese Szenen aber nicht -- andererseits bin ich historisch in dieser Frage zu wenig bewandert, als dass ich sagen könnte, wie die Stimmung der japanischen Soldaten war, ob es etwa viele Verweigerungen etc. gab. (Ich tippe allerdings auf: Nein. Und so oder so, würde das an dem Leiden der Opfer eh kein bisschen ändern.)

#437 Hagen

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Geschrieben 04. September 2008, 10:17

Wanted

Gesehen, recht gut unterhalten gewesen, den Rausch eines Teils des letzten Shoot-Outs genossen, angenehm überrascht gewesen, dass der Film sich am Ende dann als moralisch weniger bedenklich entpuppte als das lange aussah und überhaupt die überdrehte Art genossen, die mir ja auch bei den "Wächtern des Tages" durchaus gefiel - nur fehlte mir da wie hier ein Zugang zur Story. Das bisschen urban alienation macht den Braten auch nicht fett. Egal: Für die einmalige Ansicht reicht mir das.

#438 Hagen

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Geschrieben 08. September 2008, 09:56

Macbeth (Orson Welles, 1947)

Bin ja gerade studiumsendphasenbedingt dabei mich durch drei "Macbeth"-Adaptionen zu prügeln und textlichen Auswurf dazu zu produzieren, weswegen ich hier erstmal* nicht zuviel dazu schreiben mag (oder überhaupt noch könnte). Nur so viel: Den oft zu findenden Hinweis, Welles habe den Film für Republic mit diesen und jenen finanziellen Einschränkungen machen müssen, könnte man sich fast schon sparen: Natürlich ist bspw. sein Set sehr begrenzt, aber was Welles aus ihm herausholt ist der schiere, wenn nicht gar der helle Wahnsinn. Die Exekution von Cawdor ist unheimlich beeindruckend und eine Bildkomposition nach dessen Exekution (Cawdors aufgespießter Kopf im Hintergrund (links), König Duncan in der Mitte, Welles vor ihm knieend (rechts)) hat mir dann schlichtweg die Sprache verschlagen, weil sie eine so perfekte bildliche Umsetzung dessen ist, was das gerade vor sich geht, dass einem (sprachliches Klischee #5 in diesem Textchen) wirklich die Spucke wegbleibt. Dann noch die anmarschierende Armee mit ihren Lanzen-slash-keltischen-Kreuzen und die zwei Szenen, in denen Welles die Kamera bei Monologen langsam in den immerpräsenten Nebel gleiten lässt - meisterlich.
Was mir zur schön aufgemachten deutschen DVD auffiel: Die Untertitel mal wieder nicht das Gelbe vom Ei. Keine Ahnung, ob die sich an der deutschen Synchro orientieren (die meide ich mit religiöser Inbrunst) oder lausig abgehört und dann laienhaft in Pseudo-Drama-Sprache übersetzt wurden, aber in den wenigen Zeilen, die ich lesen konnte waren schon einige Grobheiten zu finden. Das galt auch für das Bonusmaterial. Prinzipiell sollte man den Film übrigens nur in Welles längerem Original-Schnitt sehen, weil dort auch die Tonspur eine andere ist als bei der Kinofassung: Welles hatte den Film in schottischem Dialekt gedreht (oder dem, was er und seine Schauspieler dahingehend immitieren konnten) und musste das für die Kinofassung teilweise in verträglicheres Englisch umsynchronisieren, was eine Schande ist: Welles Schotten-Version ist nicht mal ansatzweise so schlecht zu verstehen, wie es zeitgenössische Reviews aus der englischsprachigen Welt von damals erscheinen lassen. Wer regelmäßig OVs schaut und damit keine Probleme hat und sich ein bisschen in Shakespeare's Sprache reingehört hat, sollte damit keine Probleme haben. (Und wer diese Probleme doch hat, sollte sich vielleicht eine ausländische Version besorgen, die auch englische UTs anbietet: Die dt. UTs sind jedenfalls einem Lesefluss eher abträglich.)
Kurzfazit: Ansehen.
(Und dann noch das Bogdanovich-Welles-Buch dazu lesen, weil das sehr informativ und nebenbei auch sehr lustig ist. [Und das 2-Punkte-Review ignorieren: Welles spricht in dem Buch nicht über seine Töchter, weil Bogdanovich ihn nicht danach fragt. Und als "definitive Biographie" wird er das Werk - was auch immer der Klappentext sagt - nicht betrachtet haben, aber das kann man im Inneren des Buches nachlesen, wenn Bogdanovich oder Hrsg. Rosenbaum die Entstehungsgeschichte beleuchten.)
Toller Film. Nächster Halt: Kumonosu-jo / Throne of Blood.


___
* "Erstmal" - wenn Arbeit und Note in trockenen Tüchern sind, kann ich sie ja gerne hier verwursten. Oder mir auf kino.de den Forumspreis für den längsten Post aller Zeiten abholen...

#439 Hagen

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Geschrieben 09. September 2008, 19:49

Der Quentin sucht Komparsen: http://filmgesichter.de/
Also, studionah lebende Kameraden: Los, los! Schnell, schnell!

#440 Hagen

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Geschrieben 14. September 2008, 12:50

Throne of Blood

Dieses Finale! Und überhaupt: unglaublich wie souverän Kurosawa den Text der Vorlage über Bord schmeißt und dennoch eine der besten Macbeth-Adaptionen hinbekommt, wie passend seine Anpassung von Ort und Zeit ist (sengoku-Bürgerkriegsperiode), wie viel mehr Verrat in dieser Welt stattfindet (der Großfürst, der Duncans Platz einnimmt kam selbst durch gekukujo, Rebellion gegen seinen Herren, in diese Position gekommen; Washizus Verrat an Miki, der selbst wiederum weniger loyal ist, als Banquo, wiegt schwerer da die beiden Freunde seit Kindertagen sind; das Finale: der Rebell wird Opfer einer Rebellion), wie schön Kurosawa die japanischen Theater- und Malereitraditionen in den Film einbringt (und wie sinnbringend)... ein wunderbarer Film. Nach Welles' Macbeth aber noch mal eine Schippe düsterer, pessimistischer, was den Menschen angeht. Mir schwant für Polanskis Film, an den ich mich nur entfernt erinnere, richtig Schlimmes...

#441 Hagen

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Geschrieben 22. September 2008, 22:48

Macbeth (1971, Polanski)

Der dritte sauertöpfische Aufguss... bzw.: Polanskis Version von "Macbeth" ist noch mal ein ganzes Stück depressiver, düsterer und verkommener als die Versionen von Welles und Kurosawa. Polanski inszeniert das Stück in realistischem Gewand und legt noch ein paar Schaufeln Filmblut nebst grandiosem Splatterfinale drauf. Gefällt mir.
Mir gefällt aber auch, dass ich das Schlimmste jetzt hinter mir habe: Text ist fertig. Das heißt aber auch: Das Schlimmste liegt vor mir: Korrektur lesen, wackelige Fußnoten in würdige Form bringen und, the horror!, die doofe Einleitung und Zusammenfassung fertig machen, die ich ja partout immer erst am Schluss schreibe. Ob ich dann noch lustig bin und Screenshots einfüge...? Wäre ja in Maßen schön, aber auch eine weitere Formatierungsarbeit, die mich so gar nicht lockt.

Aber u.a. Polanskis Umsetzung des Textes lässt sich mit Bildern schon feiner behandeln. Blood will have blood:
Eingefügtes BildEingefügtes Bild

Bearbeitet von Hagen, 22. September 2008, 22:50.


#442 Hagen

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Geschrieben 26. September 2008, 21:37

Weltkriege, Hungersplagen, Volksmusik: Nichts davon lässt mich so sehr an der Existenz eines gütigen all-liebenden Gottes zweifeln wie dieser Moment, in dem man eine just gedruckte und gebundene Abschlussarbeit in Händen hält, willkürlich irgendeine Seite aufschlägt und sofort einen Tippfehler bemerkt, der zwei Worte später von einem weiteren Tippfehler gefolgt wird. Soll der olle Peter Hahne doch mal ein Buch darüber schreiben!

Außerdem:

Literatur-SUCHANFRAGE

Kann mir jemand meiner geschätzten Leser irgendwelche Tipps für brauchbare Literatur zu Schwarzenegger-Filmen geben? Gab es mal eine Empire-Sonderausgabe für ihn oder zumindest einen denkwürdigen längeren Aufsatz zu einem seiner Filme? Hat die höherstehende deutsche Filmpresse (Monatshefte etc.) je was in der Art produziert? (Gab es da was zu Arnies 60stem?) Kann jemand was zu den Biographien sagen, derer es eh zu viele gibt? Längere Ausführungen in thematisch verwandten Büchern (Filmgewalt/ Politik und Filme der 80er etc. pp.?)? Wäre für jeden Hinweis und für jeden Ausschluss ("Im katholischen Filmanzeiger brauchst du nicht erst zu suchen!") sehr dankbar.

#443 Hagen

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Geschrieben 29. September 2008, 04:50

Christopher McQuarrie wird von der "Welt" interviewt, natürlich wegen seiner Beteiligung am Stauffenberg/Cruise-Film, und sehr schnell fällt da ein bemerkenswert dummer Satz. Der hat nichts mit dem Film zu tun und kommt auch nicht von McQuarrie (dessen "Way of the Gun" ich hier übrigens noch mal empfehlen möchte), sondern von den Interviewern. Er lautet: "Tom Cruise ist Mitte 40 und kann nicht mehr lange den Action-Helden spielen." Ich freue mich schon auf etwaige Interviews mit den "Saw"-Machern und Reportersentenzen wie: "Gewalttätige Horrorfilme sind ja eher selten, Randerscheinungen und im Moment nicht sehr lukrativ."

Passenderweise, also: passend zum Thema des Stauffenberg-Films, kann auf der epd-film-Seite (im Heft wahrscheinlich sowieso) einen Aufsatz von Georg Seeßlen zum "Unbehagen des deutschen Kinos an der Linken" lesen, der unter anderem diese Beobachtung enthält: "Was besonders erstaunt: Mit welch weichgezeichneter Sympathie der deutsche Film derzeit die Kriegs- und Nachkriegszeit zeichnet und mit welcher Härte und Verbissenheit die Jahre nach 1965. Mit Zärtlichkeit blickt unser Kino- und Fernsehfilm die Kinder von Adolf und Trümmerstadt an, verzeiht ihnen großzügig in Pastelltönen und Geigenmusik. Mit Argwohn und Häme sieht er die Kinder von Marx und Coca Cola: 68, das sind zerrissene und schmutzige Bilder. Die immergleichen Collagen von Straßenschlacht und Pepsi-Werbung." Was der von Seeßlen beschriebenen Tendenz im Allgemeinen Vorschub leistet, dürfte übrigens in der Natur der beiden Themenkomplexe liegen: Filme über das "Dritte Reich" können letztlich nur mit zwei Extremen hantieren - dem Täter und dem Opfer. Ein Mittelding, wie den "Mitläufer", gibt es eigentlich nicht, weil diese Kategorie von unterschiedlichen Zuschauern als passiver Posten den anderen zwei Kategorien zugeteilt wird: der "Mitläufer" ist entweder primär so was wie ein Opfer oder primär so was wie ein Täter. Für die "68er" gilt da eine andere Rollenverteilung: Täter und Opfer sind da im Bezug auf den Terrorismus natürlich anwendbare Kategorien, aber der Terror ist ja nun mal keine Haupteigenschaft der damaligen "Bewegung" - deren Lebensgefühl wird von denen, die dabei waren, aber ganz natürlich immer mehr als Jugenderinnerung und Jugendsünde wahrgenommen (so wie es für fast jede Jugend im Rückblick unausweichlich wird). Dabei wird dann die oberflächliche Politisierung dieser Zeit mit den anderen Bestandteilen dieser Jugenderinnerung vermengt: Schlaghose und Kommunismus werden in den selben Topf geworfen, dem man sich prinzipiell nur noch mit dem Mittel des Humors und der ironischen Distanz zuwenden kann. Und abgesehen davon kann man wesentlich mehr als zwei Gruppen ausmachen, wesentlich mehr Interessen und Wahrnehmugnen, abhängig von Alter, Geschlecht, politischer und künstlerischer Gesinnung und allen sich aus diesen Faktoren ergebenden Mischungen.

Bearbeitet von Hagen, 29. September 2008, 05:42.


#444 Hagen

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Geschrieben 29. September 2008, 21:12

Hard Rain

Kann man bei dem noch als Gegen-den-Strom-Schwimmer auftreten und als Geheimtipp bewerben oder ist der mittlerweile beim Actionfan angekommen? Mir gefällt jedenfalls, was Regisseur Mikael Salomon (später: 2 Episoden "Band of Brothers") mit dem Film gemacht hat und was Graham Yost ("Speed", "Broken Arrow", 2x "Band of Brothers") auf Drehbuchebene abgeliefert hat - alle späteren Entwicklungen und Kniffe des Films sind schon früh im Film versteckt oder angelegt. Revolutionär ist das nicht, aber mindestens mal so gemacht, dass es Syd Field gefallen würde. Will sagen: Der Film ist gut gemacht, hat seine netten Actionmomente, sympathische Twists, bisschen Humor - ein schöner und gutklassiger Actionfilm, dem eigentlich nur Bruce W. anstelle von Christian Slater fehlt. "Die Hard mit Dammbruch" ist der Film nämlich eh schon geworden.
(Stunts übrigens u.a.: Robert 'Bobby Z' Zajonc -- etwa die Vorlage für den zu tötenden Mann gleichen Namens aus einem anderen Film?)


Cannibal! The Musical

Die Art von kalkuliertem Trash, die ich sonst nicht mag. Zumal wenn dann auch noch Musicalverulke dazukommt, was 1996 vielleicht noch etwas weniger verbraucht war, aber prinzipiell nicht mehr sein muss. Trotzdem: Halbwegs lustig und zwei, drei größere Lacher. Passt, vor allem im Vorprogramm von...


Orgazmo

Selbe Macher, selbe Lacher, weniger Lieder (nämlich 0). Beide Filme sind übrigens, wäre der Humor nicht anders gelagert, Musterbeispiele für Filme, deren Unterhaltungswert sie eigentlich als Komödie für zwischendurch qualifiziert - wesentlich amüsanter als die RomComs aus dem A-Programm ist Orgazmo bspw. nicht, auch mit cringe humor. Der Eröffnungsgag bleibt aber mein Liebling: Unter den abgefilmten Hollywood Hills mit dem berühmten Schriftzug wird nach einer Sekunde nämlich die Ortsangabe eingeblendet: "Hollywood". Der Humor des Überflüssigen.


Die Brücke (TV-Remake)

Reingezappt. Gut gelacht. Weggezappt. Nachher froh darüber gewesen, dass wir Deutschen weniger kriegerisch geworden sind als zur Zeit, von der der Film handelt: Das ist nämlich die natürliche Vorraussetzung dafür, dass ein Regisseur so einen realitätsfernen Quark machen kann und nicht befürchten muss, dass ihn 12 Mio. Veteranen und Flakhelfer müde belächeln. Wenn solche Vorstellungen von Krieg (Vorwärtsrollen auf der Wiese im Gefecht, dutzende Männer, die hinter mäßig großen Bäumen Schutz vor MG-Feuer suchen etc.pp.) der Preis sind, den man für 63 Jahre Frieden bezahlen muss, dann nehme ich solche Filme, deren Inszenierung mittlerweile dutzende Amateurfilme hinbekommen (Youtube beweists), trotzdem gerne hin. Nur sie anschauen, das mag ich dann doch nicht.

#445 Hagen

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Geschrieben 30. September 2008, 16:11

Laura

Wunderschön fotografierter und durch eine beeindruckend flüssige Kameraführung veredelter "Krimi". Fast jede Einstellung könnte man sich rahmen lassen - und dabei sehen die nicht nur schön aus, sondern tragen auch noch ihren Teil zur Geschichte bei, wie man in Ursini/Silver's Noir-Bilderbuch an zwei, drei schönen Beispielen vorgeführt bekommt. Jetzt kann ich mich ja noch mal an Singapore Sling heranwagen, der ja sehr stark an diesen Film angelehnt sein soll, der mir aber bei der ersten Sitzung sehr schnell auf die Nerven ging.


Key Largo

Endlich im O-Ton gesehen, weil ich mir die pervers billige Bogart-Kiste von Warner (Ausverkaufspreis 15,99 bei Amazon) besorgt habe. Extrem spannend wie hier im immer kleiner werdenden Raum agiert wird. Tolle Regie und Schauspielführung überigens: Key Largo ist kein reiner Bogart- oder Bacall-Film (betreffs Fr. Bacall muss man hier übrigens wieder anmerken: :love:), sondern wird vons einem exzellenten Ensemble getragen. Und wenn ich mich an meinen ersten Eindruck vor Jahren richtig erinnere, fiel mir dort Bogarts Massaker am Ende auf: das war auch jetzt wieder so. Es ist einfach unheimlich wie sich der ganze Film so dramatisch zuspitzt, dass man Bogeys knallhartes Aufräumen tatsächlich herbeisehnt, als kathartisch empfindet und dennoch wegen seiner Kaltblütigkeit zusammenzuckt. Ganz großer Film.

#446 Hagen

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Geschrieben 02. Oktober 2008, 22:27

Dass Criterion auch eine Version des wunderschönen Blast of Silence veröffentlicht haben, ist irgendwie bisher an mir vorbei gegangen. Direkt wüst finde ich aber, dass der Regisseurs-Audiokommentar sich offenbar nicht auf der Criterion-DVD befindet (hier steht jedenfalls nichts davon), ergo ein deutsches Sonderprogramm ist. Das ist doch mal so ungewöhnlich wie schön: dass in Deutschland gelegentlich irgendwer schneller mehr Liebe in etwas investiert als die größere US-Konkurrenz.

Und:
Patton Oswalt gibt den Gastgeber bei einer kleinen Filmreihe des New Beverly Cinema. Gezeigt, und hier kurz von patton angepriesen, werden u.a.:

"Nighthawks
and
Commando

All y’all haters need to avert your gaze and bow down at the altar of 80’s manliness that was the Austrian/Italian alliance of Stallone/Schwarzenegger.

Here’s my detailed synopsis of each movie:

(Explosion sound and then guitar riff from anything by Judas Priest).

See you there!"

Tolles Kino übrigens, das, wie ich gerade entdecke, im Oktober auch eine 35mm-Kopie von Seagals meisterlichem Hard to Kill zeigt.

Bearbeitet von Hagen, 02. Oktober 2008, 22:34.


#447 Hagen

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Geschrieben 09. Oktober 2008, 09:53

Napoleon Dynamite

Mäßig amüsante Groteske über offensichtlich geistig minderbemittelte Jugendliche. Weiß nicht so recht, ob der Film daneben noch was sein will oder mit seinen Figuren sympathisiert. (Letzteres wirkt auf mich übrigens nicht so.) Nett: Dass die Bewerber für den Schülerpräsidentenjob nicht nur eine Rede zu halten haben, sondern auch noch einen skit aufführen müssen, ist dann doch eine feine Umschreibung moderner Wahlkämpfe. Irritiert lässt mich zurück, dass für die Rolle als Napoleons Freundin wieder eine recht niedliche Dame gecastet wurde, was mir als typisches Element männlichen Filmemachens, selbst über Außenseiter erscheint: unser Protagonist kann noch so wüst sein, seine Freundin muss aber gängigen Attraktivitätsvorstellungen entsprechen (seltsame Frisur mal ausklammernd).
Lässt mich insgesamt etwas verwirrt zurück, weil ich zu dem Film keinen Zugang gefunden habe. Immerhin: Drei, vier sehr amüsante Scherze und der Rest tut auch nicht weh.

#448 Hagen

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Geschrieben 11. Oktober 2008, 10:49

Om Gud Will

Ein kleiner, netter Debütfilm aus Schweden, 2006 gedreht und auf meinem Filmmenü ersteinmal nur der Tatsache wegen gelandet, dass Nina Persson hier mitspielt, die sympathische Sängerin der "Cardigans". Der Film erzählt die Geschichte Juans, eines Einwanderers, der sich im Sommer '75 mit zwei Jobs über Wasser hält und auf die Ankunft seiner Frau wartet. Dabei läuft ihm dann irgendwann mal Juli (Nina P.) über den Weg und die beiden Fremden - sie ist Finnin - kommen sich näher. "Fremd" ist überhaupt das Stichwort in "Om Gud Will" (etwa: "So Gott es will", bzw. "God willing" wie der englische Verleihtitel wohl lautet), weil sich in Juans Bekanntenkreis eine schier unerschöpfliche Anzahl an Nationalitäten findet, die alle ihr Glück in Schweden suchen. Juan und Juli unterhalten sich übrigens, anders als die anderen Zuwanderer, die wie Juan auch, alle schwedisch sprechen, auf Englisch. Schweden '75 erscheint in dem Film dabei als schönes Babylon, als Intergrationswunderland (Edit: wenn auch mit working poor-Kritik versehen), in dem die einzigen, seltenen Misstöne letztlich von schwedischen Bürgern kommen (Stichworte: Schwimmbad, Bus und Macdonalds (am Ende)). Wie gesagt: ein kleiner, netter Film, nichts weltbewegendes, aber sympathisch.


Derailed

Clive Owen, Jennifer Aniston, Vincent Cassel - da hätte man etwas mehr erwarten dürfen als diesen fast zweistündigen Langweiler, der verdeutlicht, dass Studio-Filme gerne mal an diversen Auswüchsen kranken, die sich aus Produktionsroutinen und Dogmen ergeben. Kleine Filme wie "Om Gud Will" machen es dem Zuschauer manchmal passagenweise schwer, weil ihnen in bestimmten Phasen der Fokus fehlt, die formale Strenge oder die narrative Disziplin, große Filme wie "Derailed" leiden manchmal darunter, dass sie durch die Drehbuchschul-Standards völlig überfrachtet werden: Was ein netter, 90minütiger B-Film mit feiner Besetzung hätte werden können, ist so ein aufgeblasener, teilweise arg schleppender B-Film geworden, der durch die A-Film-Manierismen nur verliert. Übermäiger Fokus auf Charaktereentwicklung und Fokussierung auf Familie, kitschiger Musikeinsatz, kalkuliertes aber abgeschmacktes Nebenrollencasting (Clive Owens geschwätziger schwarzer Kumpel aus der Reinigungstruppe seines Büros, dessen Verwandter bei der Polizei), das alles nervt und es nervt mit jeder Minute, die der Film sich darin suhlt um so mehr.
Dazu kommt dann noch, dass die große Überraschung des Films nicht so groß ist, wenn man Filme sehen kann: als Clive seine Zug-Zufallsbekanntschaft Jennifer A. im Internet recherchiert, findet er auf ihrer Firmenwebseite ihren Namen und in der dort gegebenen Kurzbiographie all die Informationen bestätigt, die er von ihr im Gespräch erfahren hat. Nett, seine Zufallsbekannschaft hat ihn also nicht angelogen, da trifft man sich doch gerne nochmal. Eines fehlt in der Kurzbiographie allerdings: ein Foto der Frau, deren Leben da vorgestellt wird. Dieses Fehlen springt dem Zuschauer sofort ins Auge, was Zweifel an Anistons Figur aufkommen lässt, lange bevor die Ereignisse stattgefunden haben, die Owens Leben aus der Bahn werfen werden. In einem 90minüter würde das weniger stören, aber in "Derailed" hat man an dieser Stelle ja noch 90 Minuten vor sich. Wäre da nicht Cassel, der mit seiner Bösewichtrolle richtig viel Spaß zu haben scheint, hätte ich den Film wahrscheinlich nicht zu Ende geschaut.

Bearbeitet von Hagen, 11. Oktober 2008, 10:52.


#449 Hagen

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Geschrieben 12. Oktober 2008, 20:39

Burn After Reading

Herrliches Durcheinander, in dem jeder jeden betrügt, bescheißt oder es zumindest versucht. Gigantisch gutes Ensemble. Sehr, sehr guter Film.

#450 Hagen

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Geschrieben 16. Oktober 2008, 10:10

Joseph Dunn, Joe loves crappy movies, ep. 370:

Eingefügtes Bild

Link

(Muss ich dazu erklären, dass die Helden des Comics sich bei jedem Will-Smith-Film immer auf dessen Sichtung im Rahmen ihres rituellen "Big Willie Weekends" freuen? Nein? Dann ist ja gut.)

Bearbeitet von Hagen, 16. Oktober 2008, 10:12.






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