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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...." - Filmforen.de - Seite 16

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"Früher hatte ich ein Leben, heute habe ich die CinemaxX-Card...."


551 Antworten in diesem Thema

#451 Hagen

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Geschrieben 21. Oktober 2008, 19:18

Zu alt, zu alt! Zu alt Mirrors auf mehr als auf handwerklicher Ebene gut zu finden, denn was gibt er mir schon, dieser Film über übernatürlichen Hokuspokus und Firlefanz? Zu alt Midnight Meat Train am Stück zu Ende zu schauen, denn was gibt mir der schon, dieser noch nicht mal handwerklich bemerkenswerte Film, diese zum Spielfilm aufgeblähte Kurzgeschichte? Zu alt um Superbad wenigstens noch als Tiefniveau-Unterhaltung aus dem Highschoolfilmsegment zu klassifizieren, was er für mich eben nicht ist, nicht mal das, nein, dieses traurige Bild einer blöden Jugend, dieser Film, der seine Helden vielleicht sogar wirklich als sympathisch verkaufen will, der den Zuschauer mitfiebern lassen will, bei deren generischen Abenteuern und den aufgeklatschten Seifenopern-Ideen von Romantik. Zu alt, zu alt!

Bearbeitet von Hagen, 21. Oktober 2008, 19:20.


#452 Hagen

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Geschrieben 27. Oktober 2008, 22:32

Rich Halls nette Dokumentation How the West was lost gesehen. Dieser kleine, für BBFC 4 angefertigte Ausflug in die Geschichte, den Aufstieg und die Depopularisierung (falls neues Lexem, dann "© Hagen") des Westerns macht, wie es sich für Komiker Hall gehört, durchaus Spaß, dürfte aber dem einigermaßen interessierten Filmfan nicht allzuviel Neues verraten. In Erinnerung bleibt Halls amüsante Verachtung für Italowestern und der eine oder andere Querverweis auf die Auswirkungen des Cowboy-Mythos auf die US-Politik im 20 Jh. (Auch fein: als Hall am Ende noch mal auf Politik zu sprechen kommt und vom nächsten Präsidenten spricht, da illustriert er die beiläufige Vormulierung, "she or he" mit jeweils einem Bild eines weiblichen und eines schwarzen Filmcowboys: Der nächste Präsident wird also unzweideutig eine Frau oder ein schwarzer Mann.)

Tropic Thunder bleibt vor allem in Erinnerung, weil er dem Subgenre so schön folgt, inkl. Verrat der Männer durch ihre "Vorgesetzten", die sich nicht für das Wohlergehen ihrer Männer interessieren. Sonst kein Meilenstein, aber unterhaltsam.

Ricky Bobby - sehr lustig, wenn auch sehr lang und eine eher schlecht strukturierte Komödie -- wenn man mal betrachtet, mit wie wenigen Szenen einige Figuren wann eingeführt bevor sie (man sah es trotzdem kommen) dann doch noch wichtiger werden, das ist schon sehr lax. Kann man sicher mit "ist nur eine Komödie" erklären, sollte man aber nicht, weil auch Komödien davon profitieren, wenn ihre Drehbücher nicht beliebig wirken.

Sonst: Little Britain im O-Ton. Der reine, ungefilterte Wahnsinn.

#453 Hagen

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Geschrieben 28. Oktober 2008, 14:49

Kay Sokolowskys Late Night Solo. Die Methode Harald Schmidt macht ca. 60 Seiten lang Spaß. Auf denen beschäftigt sich der Autor im feinsten Gelehrtendeutsch mit Herrn Schmidts zum Zeitpunkt der ersten Drucklegung noch laufenden SAT.1-Show. Gerade die Sondersednung zum 1. Mai wird da detalliert beschrieben, gleichzeitig aber auch analysiert, dass es eine Freude ist. Danach, und in dem Teil stecke ich gerade fest, folgenden 3 dutzend Seiten, die sich mit dem Fernsehen und dem Privatfernsehen in der Bundesrepublik beschäftigen - die lesen sich erst noch interessant, werden einem zunehmender Länge aber unsympathischer, weil kurzen Büchern (hier: 140 Seiten) langes Abschweifen nicht gut zu Gesicht steht und weil der Autor dabei auch politisch abstruser wird: Sokolowsky gehört zu dem Typ linker Intellektueller, denen schon die Ansicht der Love-Parade die Angst vorm bundesdeutschen Faschismus auf die Stirn treibt. Das entwertet die cleveren Beschreibungen und Analysen des Kapitels freilich nicht, stört nur ebenso sehr wie die Weltsicht all jener Zeitgenossen, die sich auf einer Insel der Selbstgerechtigkeit eingerichtet haben und sich von einem Meer der Bedrohung umgeben sehen -- und letztlich auch ihr Anliegen diskreditieren, indem sie überall Faschismus (Sokolowsky) oder Kommunismus (Westerwelle) wittern, wo er nicht ist, was dazu führt, dass Begriffe verwaschen und bedeutungslos gemacht werden, und einem sowieso keiner mehr zuhört, wenn es denn mal wichtig und richtig sein sollte.
Wollte eigentlich sagen: Wem das Büchlein mal, wie mir, preisreduziert über den Weg läuft, sollte, rechnet er sich denn zu den Schmidtianern, durchaus zugreifen. Sokolowskys Analysen und Betrachtungen bringen einem der Hochzeit der "Schmidt-Show" näher und helfen auch ein wenig hinter die Schmidt'schen Kulissen zu schauen. Auch ohne die arg politischen Passagen ist das Buch letztlich ein lehrreiches Essay. Das auf der Rückseite abgedruckte überschwänglich Lob aus "Konkret" wirkt übertrieben - andererseits ist das Buch aber in einem Verlag des "Konkret"-Hauses erschienen, weswegen ich die Sache schon wieder als Anflug von Humor zu sehen gewillt bin.

#454 Hagen

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Geschrieben 02. November 2008, 12:05

Und beim erst zweiten Ansehen von Where Eagles Dare musste ich bei der großen Plottwist-Szene nicht mal mehr zurückspulen... sondern nur kurz pausieren, mir ein Brot schmieren, drüber nachdenken und schon hatte ich verstanden, wer da wen wie warum verarschte und wer das warum nicht oder doch durchschaute. Diese Szene gegen Ende ist sowieso ein recht kurioser Moment des Films, der vorher als angenehmer Film über professionals verläuft und mit ein bisschen Rätselraten gewürzt wird. Dieses bisschen Rätselraten erhebt in dieser einen Szene dann aber sein hässliches Haupt, weil die Auflösung, die da geliefert wird, zwar durchaus Sinn ergibt, aber so plötzlich und gehastet und vor allem: mehrschichtig in den Film tritt, dass es einem den Boden unter den Füßen wegreißt. Ist die Szene überstanden, macht der Film weiter als wäre nichts gewesen und geht wieder zum normalen Modus Operandi über und wird wieder eine wunderbare Männerfilm-Räuberpistole mit schmissiger Titel-Melodie und Heerscharen von Knallbuden-Nazis.

Ganz andere Kragenweite: die französische Verfilmung von Houellebecqs Ausweitung der Kampfzone/Extension du domaine de la lutte. Die sieht leider sehr vorhersehbar aus: viele Monologe aus dem Off zu Bildern, die die Alltagstristesse des Protagonisten abbilden. Wer Noes Menschenfeind kennt, kennt das Muster. Im Gegensatz zu letzterem fehlt "Ausweitung" aber der Druck - "Menschenfeind" entfaltet eine Sogwirkung, "Ausweitung" dümpelt vor sich hin. Was fehlt, ist vor allem der Humor Houellebecqs (H.s beobachtende Passagen über Mitmenschen und Alltagssituationen lesen sich manchmal nicht besonders anders als die besten "Focus"-Kolumnen Harald Schmidts) und der Wille, die Geschichte für eine Filmbearbeitung besser zu strukturieren. Also: Lieber das Buch lesen - das ist ohnehin recht kurz und hat einfach mehr Nährwert als der Film, ist es doch trauriger, zynischer, lustiger.
Die deutsche Verfilmung von "Elementarteilchen" boykottiere ich jetzt aber noch nachdrücklicher: wenn schon die Franzosen an Houellebecqs kürzestem und linearstem Buch scheitern, mag ich gar nicht wissen, wie eine hochprominent besetzte deutsche Verfilmung aussieht. Die vom Autor selbst besorgte Verfilmung seines letzten Romans ("Möglichkeit einer Insel") hebe ich mir vielleicht mal für ein Doppelfeature mit Paul Austers "Inner Life of Martin frost" auf (der angeblich auch viel auf Voice-Over-Nutzung setzt - verdammte Autoren, die sich nicht von ihrer Kunst lösen können!).

#455 Hagen

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Geschrieben 05. November 2008, 16:36

Casino Royale noch mal angeschaut, damit ich beim Trost-Quantum nicht zu sehr auf der Leitung stehe. Dafür, dass "Casino..." eigentlich eine reine Nummernrevue ist, ist er wirklich sehr gut geworden, was wohl auch an der Qualität der Nummern liegt: Die erste Stunde hat Tempo und schöne Actionnummern - besonders schön ist die Verfolgungsjagd in Afrika. Man achte nur mal darauf, wie sich Bonds Bewegung eignet seinen Charakter zu beschreiben: Wo der flotte Parcours-Läufer sich geschmeidig fortbewegt, poltert und rumpelt Bond mit großer Gewalt: der eine springt durch einen kleinen Schlitz in einer dünnen Wand, der andere rennt einfach schnurrstraks durch die Wand: Wege finden vs. Wege machen. So machen Actionszenen noch mal so viel Spaß.
Erst nach einer Stunde taucht dann Eva auf und der erste Dialog zwischen ihr und Bond ist mal wieder einer dieser Momente, den junge Oscarpreisträger in 10 bis 15 Jahren als Grund angeben werden, warum sie überhaupt Drehbuchautoren geworden sind, nämlich um später auch mal etwas so so Pointiertes abliefern zu können. Dieses Geplänkel gehört wie alle Momente zwischen den beiden übrigens auch zu der Nummernrevue: wenn Bond nicht gerade Leute killt oder pokert (übrigens: wie gelungen war denn bitte das Timing, dieses Pokerthema im Film zu haben, angesichts der damaligen Pokerwelle im TV?), frotzelt er Eva Green halt langsam aber sicher aus dem Höschen. Ganz toll.
Auch beim zweiten Ansehen blieb mir zwar verborgen, warum Bonds Gegenspieler Chiffre übrigens nicht von den Amerikanern eingetütet wird, aber das sind wohl die kleinen Details, an denen man sich nicht aufhängen sollte. Jedenfalls freue ich mich auf Quantum, was durch die Vorabreviews enttäuschter Bondianer nur gefördert wird: selbst wenn der Film nur eine Anreihung so gelungener Actionszenen wie in seinem Vorgänger sein sollte, ja selbst, wenn die Actionszenen an sich etwas schwächer sein sollten, gäbe es für mich da nichts auszusetzen... vorrausgesetzt die Action bleibt so schon übersichtlich inszeniert, wie bisher. Q und M und doofe Gadgets aller Art kann man gerne weglassen. Und für die entfallene Eva Green (mit goldigstem Panda-Mädchen-Male-Up gibt es im Nachfolger ja auch nicht unniedlichen Ersatz. Auf Kinobesuch # 5 des Jahres (das hatte ich früher in der zweiten Februarwoche zusammen!) freue ich mich jedenfalls.

#456 Hagen

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Geschrieben 05. November 2008, 22:10

Das schon brutale, aber ruhmreiche Insel-Springen des zweiten Weltkriegs ist in Hamburger Hill zum völlig bedeutungslosen Hügelerstürmen geworden, welches gegen Ende des Film dann fast an die erbarmungslose Dynamik der selten effektiven Grabenstürmerei des ersten Weltkriegs erinnert. So oder so: Die befohlene Erstürmung eines Hügels geht schleppend voran und fordert viele Verluste. Und die, die am Ende übrig bleiben, haben denkbar wenig Lust und Anlass ihren Sieg zu feiern.
Besonders viel Neues gibt es in dem Film nicht zu entdecken, der Wechsel vom drögen Alltag in Vietnam mit Vergnügungseinsprengseln zu Kampfeinsätzen, die Briefe aus der Heimat (nebst "Dear-Johnny"-letter), das Unwohlsein beim Heimatbesuch -- alles schon dagewesen, alles sogar schon im Repertoire des WK-I-Films zu finden. (Regisseur John Irvin ist übrigens Brite, was vielleicht diese Gemeinsamkeit mit der WK-I-Tradition erklärt, die in Britannien ja besonders gepflegt wird.) Andererseits ist das "Neue" natürlich auch etwas, dass man nicht von jedem Beitrag zu einem Genre/Subgenre erwarten darf. Hamburger Hill zeichnet sich nach einer etwas schwerfälligen Einführung durch seine Sogwirkung gegen Ende des Films aus, fällt dadurch auf, dass die Soldaten als trotz vieler kleiner Streiterein recht homogene Gruppe dargestellt werden, in der keiner gung-ho-Patriot ist. Die Inszenierung von zwei, drei längeren Monologen in langen Takes gefällt, ebenso der Verzicht auf Musik über lange Strecken des Films. Die Schlussbilder des Films beeindrucken besonders in ihrer völlig apokalyptischen Stimmung.
Eine Eigenheit des Films finde ich besonders toll, wenn sie auch gleichzeitig eine Schwäche versinnbildlicht, die dem Vietnamkriegs-Genre anhaftet: In Hamburger Hill wird die Perspektive der US-Soldaten soweit eingenommen, dass der ganze Film fast damit auskommt, überhaupt keine feindlichen Soldaten zu zeigen -- als er es dann macht, geschieht es entweder sehr kurz oder, am Ende des Films, unter solchen Umständen, dass schlammbeschmierte Amerikaner und Vietnamesen nicht mehr groß zu unterscheiden sind, zumal in einer Szene ein vietnamesischer Soldat dabei zu sehen ist, wie er einen verletzten Kameraden aus der Schusslinie ziehen will, wie es kurz vorher auch von einem Amerikaner gezeigt wurde. Die Konsequenz, den oft als unsichtbar beschriebenen Gegner fast aus dem Film herauszulassen, ist beeindruckend, nur, aufs Subgenre hochgerechnet, irgendwie auch die traurigste Steigerung der amerikanischen Nabelschau, die sich auch noch im kritischen Antikriegsfilm schwer damit tut, die eigenen 50.000 Toten in irgendein Verhältnis zu den dutzendfachen Opferzahlen auf der anderen Seite. Ist vielleicht zu viel verlangt, und hat definitiv nicht nur mit Hamburger Hill zu tun, aber es ist bei aller Beschäftigung mit dem Thema etwa so, als gebe es 3 dutzend deutsche Nachkriegsfilme über Stalingrad und selbst der kritischste würde keine Zeit mit Blicken über die Front vergeuden.
Egal: Irvins Beitrag zum Vietnamkriegs-Subgenre weiß durchaus zu gefallen, wenn er auch ein wenig zwischen den großen Filmen der Endsiebziger und Spätachtziger steht, also irgendwo zwischen Coppola und Stone. Aber Spartenfilme leben ja nicht nur von den Meisterwerken, sondern von der Anzahl gutklassiger Filme, und diese Qualität kann man Hamburger Hill durchaus zu sprechen.

#457 Hagen

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Geschrieben 11. November 2008, 12:26

Shop Girl

Manche Filme ziehen bei Youtube-Suchen aber auch wirklich seltsame Treffer nach sich: Bei diesem sehr sympatischen Film ist es etwa dieser Clip, an dem Quentin sicherlich seine Freude hätte: http://de.youtube.co...h?v=EvXbNpEDAKg

Zum Film selbst: Die Adaption von Steve Martins kurzem Roman gleichen Titels handelt von Mirabelle (Claire Danes) und ihrer Suche nach einem Platz im Leben und einer Beziehung. Die zwei Männer, die sich für letzteres anbieten, sind dabei sehr unterschiedlich. Das klingt nun nach simpler Dreiecksgeschichte, ist es aber nicht, weil der Film sich anders als viele andere romantische Komödien seine Sache nicht zu leicht macht: ein liebgewonnenes Klischee des Genres, das nämlich immer der Mann derjenige ist, der erwachsen werden muss, bevor er am Ende überhaupt das Recht hätte, seine Traumfrau zu gewinnen. taucht hier zwar auch auf, ist aber nur ein Teil der Geschichte, weil alle drei Charaktere Lernprozesse durchmachen und weil der Film (RomCom-Klischee # 2) auch darauf verzichtet, den letztlich nicht erfolgreichen Mann mit billigen Filmtricks als Idioten zu präsentieren (mir fällt spontan wieder "Run, Fatboy, Run", der Simon Peggs Nebenbuhler erst als Superman einführt und nachher als moralisch niedrigstehendes Gewürm entlarvt: das ist für RomComs ein ungefähr so nerviger und billiger Trick die Handlung aufzulösen, wie es für Actionfilme das vom Held veranstaltete finale Massaker ist, bei dem bequemerweise der schon besiegte Oberbösewicht noch mal nach der Waffe greift und dem Helden den Vorwand liefert, ihn abzuknallen. Das ist in beiden Fällen sicherlich sehr befriedigend: zu sehen, wie der Nebenbuhler seine Maske in einem vermeintlich unbeobachteten Moment fallen lässt oder die Ausmerzung eines Gegners und Drehbuchproblems als Notwehr verkaufen zu können. Es ist nur nicht besonders clever, originell oder an den Erfahrungshorizont des Zuschauers appelierend.)
Will eigentlich sagen: "Shop Girl" ist ein sehr schöner Film, der auch seine amüsanten Momente hat und der von netten Charakteren bevölkert wird, die sich erstaunlich normal und erwachsen benehmen, selbst wenn sie sich daneben benehmen. (Will sagen: Den Fehlern, die einige Figuren machen, und deren Bewältigung fehlt das Hysterische, das in dem Genre oft damit einhergeht: die völlig überzogenen Geheimnistuerein, die grotesken Heulorgien nach deren Auffliegen, die unendlich kitischigen und gleichzeitug flachen Versöhnungsreden.) "Shop Girl" ist dabei aber kein Film, der sich in Hyperrealismus üben würde, sondern hat durchaus etwas märchenhaftes, etwas verspieltes, leichtfüßiges an sich: sei es wegen Steve Martins Voice-Over zu Beginn und am Ende, der Musik oder Peter Suschitzkys wunderschönen Bildern.
Anders gesagt: Wenn ich den Film kurz beschrieben müsste, würden mir drei Worte einfallen: "unaufgeregt", "schön" und "Empfehlung".

#458 Hagen

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Geschrieben 12. November 2008, 11:54

Forgetting Sarah Marshall

Ein längerer Text meinerseits zu dem Film sähe so aus: 60% peinliche Lobpreisungen Mila Kunis, 20% Betrachtungen dazu, warum Frau Kunis tatsächlich die beste, weil spaßbereitendste Schauspielerleistung dieser Komödie zeigt und die restlichen 20% dafür, zu ergründen, warum a) die Filmemacher meinen, der bloße Anblicks eines Penis sei lustig (wo wir doch alle aus US-Filmforen wissen, dass er im Gegenteil gotteslästerlich und überhaupt schwul ist) und B) was für eine Unterkategorie der vorhersehbaren RomCom dieser Film ist (die, bei der es primär nicht um Eroberung, sondern um RÜCKeroberung geht, was aber immer bedeutet, dass das rückzuerobernde Objekt der Begierde sich als dieser Versuche unwürdig erweist und stattdessen ein along the way angetroffenes neues OdB bezogen ("in eine Beziehung eingebunden") wird). Als Abschluss käme noch die Anmerkungen, dass i) interessanterweise 3 der Hauptdarsteller aus dem Seriengeschäft kommen und, dass ii) Russel Brands Akzent für mich darauf schließen ließ, dass er einen Australier spiele (soll aber Engländer sein).
Ein schöner Abschluss der Besprechung wäre der Hinweis auf einem Imdb-Beitrag. Dort fragt ein User bezüglich eines Scherzes im Film nach, er wolle nur sicher gehen, dass er den Gag richtig verstanden habe. Der fraglich Scherz: Ein Mann blickt einer rothaarigen Frau nach und murmelt: "I wonder if the carpet matches her pubes". Das ist lustig (etwas), weil die Figur eine feststehende Redewendung ziemlich verwurstelt. Der Imdb-User, der sich sicher war, den Scherz richtig verstanden zu haben, hatte aber eine andere Deutungsweise im Kopf: "i agree its a funny line, i just want to make sure i understand it, he is basically implying that she has balls right?" Riiiiiiight...

Bearbeitet von Hagen, 12. November 2008, 11:58.


#459 Hagen

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Geschrieben 18. November 2008, 10:57

Disturbia

Macht mit David Morse als fiesem Nachbar schon mal nichts falsch und kann außerdem damit punkten, dass der Voyeurismus des Helden tatsächlich thematisiert wird. Alles in allem ein vergnüglich modernisierter Aufguss von Rear Window.


Max Payne

Ich hasse ja diese pauschalen Verurteilungen, zu denen man sich als Zuschauer/Kritiker manchmal hinreißen lässt, aber: Max Payne ist so ein Film, bei dem, meiner werten Meinung nach, Drehbuchautoren am Werk waren, die nicht besonders viel Ahnung von ihrem Fach haben und bei dem der Regisseur ebenfalls keinen blassen Schimmer davon hatte, was er da eigentlich machte. Das Drehbuch ist einfach sloppy und gedankenlose Szenenaneinandereihung (alleine, dass Paynes Familiengeschichte in der ca. dritten Filmminute von Nebenfiguren erst ominös verschwiegen und dann plump herausposaunt wird, regt mich tierisch auf), die Regie ist nicht mal mehr mittelmäßig: es regiert wieder der hässliche Blaufilter über ausgebleichten Farben, die Zeitlupen sind so undynamisch in den Film gewerkelt, dass es einem ganz anders wird, und, ganz traurig, Mila Kunis ist recht unsexy in Szene gesetzt -- die letzten beiden Punkte (Slo-Mo, Mila) lassen mich daran zweifeln, ob die Macher überhaupt wussten, welches Universum das Spiel repräsentiert hatte und was den Fans des Spiels so gefiel: Die Mischung aus John-Woo-Ästhethik (und die entsteht im Kino nun mal nicht aus Dauer-Slo-Mo, sondern aus geschickter Montage!) und Film Noir (dem Genre der sexy inszenierten Frauen). Die Verfilmung macht aus dieser Vorlage einen Film, der sich letztlich nur im sichtbaren Budget von DTV-Actionkrimis unterscheidet. Ohne die vollkommen unnötigen Drogenvisionen, mit denen der Film überladen ist, hätte man, bei Beibehaltung der anderen Fehler, aus dem Skript auch Steven Seagals nächsten Film machen können. (Und das meine ich mal ausnahmsweise nicht als Lob.)

[Nachtrag: Mila Kunis in Max Payne ist zu Mila Kunis in Forgetting Sarah Marshall wie Uma Thurman in Paycheck zu Uma Thurman in Kill Bill -- beide Filmpaare machen jeweils klar, dass zwei Regisseure in kurz aufeinanderfolgenden Filmen aus der selben Schauspielerin mal sehr viel und mal sehr wenig "herausholen" können.]

#460 Hagen

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Geschrieben 19. November 2008, 11:10

Sehr informative und äußerst amüsante Einführung zu Godfrey Hos "Kickboxer from Hell" bei den Herren Schnittberichtlern: http://schnittberich...t.php?ID=118031

#461 Hagen

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Geschrieben 20. November 2008, 10:55

Michael Clayton

Mit großer Sorgfalt und perfektem Gespür für die kleinen Details, die unbedeutend scheinenden, aber wichtigen Momente inszenierter Film, dessen Story im ganzen Gegenteil dazu eher konventionell ausgefallen ist. Das stört aber nicht, weil der Aufwand der betrieben wird, um das zu kaschieren, 1.) funtioniert und 2.) Aufwand von der guten Sorte ist: nämlich mehr inhaltlicher als formaler. Die schon angesprochenen Details und kleinen Momente sind es nämlich, die den Film über den Rang einer guten Genre-Übung hinausheben, etwa das Herumdrucksen zwischen Tilda Swinton und ihrem "Sicherheitsberater" als es um Lösungsstrategien geht. (Tilda Swintons Rolle besteht, wenn ich es recht bedenke, eigentlich zum Großteil aus diesen tollen Momenten.) Musik und Schauspieler tragen ihren Teil zum positiven Gesamteindruck bei und machen, zusammen mit den anderen Punkten, Michael Clayton zu einem gelungenen Beispiel dafür, dass man aus jeder Story mit ein wenig Willen und Konzept "mehr" machen kann, wenn man nur will.

#462 Hagen

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Geschrieben 22. November 2008, 12:51

Ich habe gestern den Versuch unternommen, mir „Nazi Pop Twins“ anzuschauen, eine für das britische Fernsehen produzierte Dokumentation über die amerikanische Band „Prussian Blue“, über die in Europa und Amerika schon von mehreren Medien berichtet wurde. Mehr zur Band oder dem Film kann jeder leicht im Internet recherchieren. Ich möchte diesen kleinen Text lieber auf etwas anderes verwenden, dass mir gestern bei Ansicht dieser Dokumentation so ins Auge stach, dass ich es erst einmal nur ertragen konnte, die ersten drei, vier Minuten anzusehen.
Diese ersten Minuten kranken an zwei Dingen, die ich an Dokumentationen und Fernsehsendungen im Moment überhaupt nicht mehr ertragen kann. Das wäre, das Unwichtigere zuerst, der besonders bei britischen TV-Berichten auffallende Tonfall des Off-Kommenators der entfernte Verwandschaft zu dem verschwörerischen Flüstern erkennen lässt, mit dem man sich ungeheuerliche Dinge zuraunt, die man vor Außenstehenden nicht preisgeben will und nur, psst!, dem Angesprochenen, ganz privat unter vier Augen mitteilen mag. Das ist reine Pose und ärgerlich. Das andere, wichtigere Problem ist, dass das „Anreißen“ solcher Beiträge auf die immer gleiche Art und Weise erledigt wird, die man übrigens auch bei hunderten fürs Fernsehen produzierten scheinexklusiven „Making Ofs“ frisch anlaufender Kinofilme erleben kann: Anstatt einer durchdachten Einführung in das Thema wird man mit einer Anzahl von O-Tönen und Bildern konfrontiert, die aus dem ganzen Film/der ganzen Dokumentation herausgelöst wurden und völlig bedeutungslos, aber in marktschreierischer Absicht vor den Beitrag gepappt werden. Jeder Dokumentarfilm dieser Machart beginnt gewissermaßen mit seinem eigenen Trailer, der nicht zum Thema hinführt, sondern es bewirbt.
Das ist deswegen sehr ärgerlich, weil es ein Ausdruck für den von den Produzenten abgenommenen Grad der Verdummung des Publikums ist oder zumindest ihren Anspruch ausdrückt, dass ein Filmbeitrag nicht klüger als sein dümmster potentieller Zuschauer sein darf. Im amerikanischen Fernsehen hat das dazu geführt, dass Dokumentarfilm oder Beiträge mit historischem Hintergrund nach jeder Werbepause alles bis dahin geschehene noch einmal zusammenfassen. Das ist auf zwei Arten besonders schrecklich, die sich aus zwei Eigenschaften amerikanischer Werbeblöcke ergeben, nämlich deren Kürze und Häufigkeit. Die Kürze lässt die Zusammenfassung nach der Werbung wie eine besonders bös gemeinte Beleidigung erscheinen, wird doch impliziert, dem Zuschauer müsse nach zweiminütiger Pause noch mal erklärt werden, wo man „damals“ aufgehört habe. Die Häufigkeit lässt besonders den hiesigen Zuschauer verzweifeln, der synchronisierte Versionen dieser Sendungen zu Gesicht bekommt und dem diese Zusammenfassungen präsentiert werden, ohne dass sie vom deutschen Sender einer Werbepause folgen würden: Ein Bericht wird unterbrochen, um zusammenzufassen, was in den letzten 7 Minuten erklärt wurde, und wird danach fortgesetzt, als ob nichts gewesen wäre.
Noch einmal zurück zu dem Problem der nervigen Einführungen: Dieses Problem könnte man sehr leicht lösen. Dokumentarfilme, zumal solche, die im quotenorientierten Fernsehen laufen, haben natürlich gewissen Regeln der Vermarktbarkeit zu folgen, wozu Beschränkungen der Laufzeit ebenso gehören, wie die Vorraussetzung das Produkt möglichst unsperrig zu gestalten und einen störungsfreien Konsum ermöglichen. Würden solchen Bedürfnissen aber nicht auch eine vernünftige, durchdachte Einführung dienen, die ohne Bröckchen aus dem weiteren Verlauf des Beitrags auskommt und das darlegt, was Einführungen darelegen sollten: Worum geht’s? Was wollen wir über das Thema erfahren? Was hat uns auf das Thema gebracht? Ganz abgesehen davon, sollte man auch nicht vergessen, dass ein „brutaler“, direkter Einstieg mehr Interesse generieren kann, als die hier kritisierten Standard-Eigenwerbemontagen. Weil ich den vor kurzem ausschnittweise gesehen habe, kann ich „Salesman“ (USA 1968, R: A. und D. Maysles) als Beispiel anführen, der sich mit Tür-zu-Tür-Verkäufern beschäftigt und dessen erste Szene gleich ein von einem dieser Männer geführtes Verkaufsgespräch zeigt. Diese Szene – der Verkauf einer angeblich hochwertigen, mindestens aber teuren Bilbelausgabe läuft nicht besonders gut – ist unheimlich faszinierend, weil der Zuschauer sich sofort in beide Rollen denken kann, nämlich die des bemittleidenswerten Verkäufers und die des bequatschten „Opfers“. Damit führt die Szene perfekt in den Film ein, weil sie dem Zuschauer auf interessante Art klar macht, um was es in den folgenden Minuten gehen wird. Und das alles ohne marktschreierische, effektheischende Tricks.
Wenn ein Filmbericht über aufdringliche Verkäufer ohne aufdringliche Verkäufereffekte funktioniert, warum sollte das nicht auch bei anderen Dokumentationen gehen?

#463 Hagen

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Geschrieben 23. November 2008, 20:13

Die Deutschen

Muahaha. Gerade die heutige Folge rockt: lustige falsche Bärte, falsch herum auf Schultern gepappte Schulterstücke (Bismarck), in manchen Details herrlich fehlinformiert ("Battaillone, Regimenter, ja sogar Kompanien werden an diesem Tag ausgelöscht" -- eine entsprechende nichtmilitärische Annäherung wäre: "Lichtjahre, Meilen, ja sogar Zentimeter mussten wir an diesem Tag zurücklegen"). Im Übrigen sicher keine schlechte Reihe, man will ja nicht unnötig kritisieren, besonders nicht als vielleicht-mal-Lehrer in einem Fach für das die Serie relevant sein könnte...

Bearbeitet von Hagen, 23. November 2008, 20:16.


#464 Hagen

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Geschrieben 23. November 2008, 20:55

Fear is the Key

-- fängt an wie 1973er-Filme nicht besser anfangen können: mit einem Mann, der irgendwo in der Provinz in eine Bar stolpert, Ärger anzettelt, vor Gericht landet und von dort mit Suzy Kendall als Geisel flüchtet und dabei 15 Minuten kaum unterbrochener, netter, bodenständiger Autoverfolgungsjagd provoziert. Danach hat der Film noch ein paar Plus-Punkte (Suzy kann zeitweilig entkommen und stolpert bei ihrer Flucht nicht EIN MAL!; der junge Ben Kingsley spielt einer Handlanger eines Bösewichts), aber die Story von Alistair Mclean stellt sich dann als sehr verfranst heraus, was bei Filmen wie Where Eagles Dare schon zu Komplikationen führt, aber dann irgendwie doch passt, bei geerdeteren Filmen wie diesen aber artfremd wirkt. Erstes Drittel empfehlenswert, der Rest eher nicht.

#465 Hagen

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Geschrieben 01. Dezember 2008, 12:27

The Lady in the Water

Eigentlich ist es ganz einfach: „The Lady in the Water“ ist ein postmodernes Film-Märchen. „Postmodern“ deswegen, weil hier gewisse Regeln und Konventionen des Filmemachens und des Märchenerzählens thematisiert werden und das Film-Märchen uns an einigen Stellen darauf hinweist, dass es ein Film und Märchen ist. Wobei... „Märchen“ mag als Kategorie vielleicht zu altmodisch klingen – hat aber mehr Charme als die „Fantasy“-Kategorie, die ja letztlich nur eine moderne Abwandlung des Märchen- und Mythen-Erzählens früherer Generationen ist.

Das Problematische an „The Lady in the Water“ ist nur, dass seine Mischung erstens schwer vermarktbar ist und zweitens darüber hinaus prinzipiell kein größeres Publikum interessiert. Beide Probleme dürfte Regisseur, Autor und Produzent Shyamalan nicht zum ersten Mal haben. Seit seinem Überraschungserfolg „The Sixth Sense“ sind seine folgenden Filme immer wieder an diesem gemessen worden, mit teilweise seltsamen Auswüchsen: Einerseits erwartet das Publikum scheinbar eine Wiederholung des Effekts der überraschenden (und doch nicht aus dem Ärmel gezogenen) Pointe, andererseits wirft man dem Regisseur im gleichen Moment vor ein one trick pony zu sein, der eben – wie langweilig! – immer nur auf Schlusspointen setzt.

Dabei haben eigentlich alle Shyamalan-Filme Qualitäten, die man nicht ignorieren kann. Neben der offensichtlichen handwerklichen Qualität, der ruhigen, wunderschönen Inszenierung, ist das vor allem, dass seine Figuren immer normale Menschen sind, die in besonders ungewöhnliche Dinge hineingezogen werden. Ihnen allen ist aber eine gewisse Traurigkeit eigen, oft von einem Verlust herrührend. Genaugenommen handelt es sich oft um Filme über traurige Männer. Trotzdem sind Shyamalans letzte Filme – die nach dem düster-schwermütigen „Unbreakable“ entstandenen – immer erfüllt von einem wunderbaren und stillen Humor.

„Still“, „ruhig“, „traurig“ – Eigenschaften, die jeder Shyamalan-Film seit „The Sixth Sense“ aufweist. Und trotzdem scheinen mit jedem neuen Film bei einem Teil des Publikums deswegen Irritationen aufzukommen. Das wird bei „The Lady in the Water“ nicht anders sein, mit dem Shyamalan sein Debüt bei seinem neuen Studio (Warner) abliefert – aus Sicht der Marketing-Abteilung wahrscheinlich eine unknackbare Nuss: Wird der Film als Horrorfilm oder Thriller vermarktet, wird Publikum angelockt, dessen Zugang zum Film von falschen Erwartungen blockiert wird. Würde man den Märchen-Teil betonen, befürchtet man wohl, einen großen Teil des Publikums von vorneherein zu verlieren. Und wenn man Shyamalans Namen und bisheriges Schaffen zu sehr betont, läuft man Gefahr ganz schnell eine Heerschar zu versammeln, die den Film nicht sehen will – schließlich haben Shyamalans Filme es so an sich, eine ganze Menge Zuschauer zu verprellen.

Mit seinen anderen Filmen verglichen, fallen bei „The Lady in the Water“ zwei Dinge auf: Erstens scheint der Film ist etwas „freier“ zu sein – soll heißen, dass die langsame Gangart mit langen Einstellungen zwar beibehalten wurde, aber offenbar mehr mit Handkameras operiert wurde, die den Film auflockern, nicht ganz so formstreng erscheinen lassen. Zweitens ist der Film „flacher“ als Shyamalans Filme, operiert als Märchen mehr an der Oberfläche. Die Story selbst folgt dabei den Konventionen des Fantasy-Genres: Da gibt es neue Dinge (die genaugenommen eigentlich sehr alt sind) zu entdecken, da müssen Rätsel gelöst und Aufgaben erfüllt werden. Fantasy erfindet gerne Beziehungs- und Regelgeflechte, deren Entflechtung speziellen Gesetzen folgt. Genau das macht „The Lady in Water“ auch, aber mit federleichten Schritten – die Informationen über das, um was es eigentlich geht, werden immer dann vermehrt, wenn der Held des Films sie braucht. Er muss dann einfach eine bestimmte Person fragen und erhält mühelos das nächste Puzzle-Teil. Gerade diese beiläufige Wissensbeschaffung ist – auch in Bezug auf die fremden Namen, die einem da begegnen – ein selbstironischer Wink mit dem Fantasy-Zaunpfahl: Shyamalans Zoo ist genauso seltsam, kurios benannt und speziellen Regeln unterworfen wie andere Wesen des Genres auch. Gerade weil der Film nicht in einer Fantasy-Welt oder -Zeit spielt, ist der lockere, selbstverständliche Umgang der Figuren mit diesen Informationen so amüsant. Und dass wir es hier nicht mit unfreiwilligem Humor zu tun haben, sieht man auch an den Momenten, in denen der Film sich über gewisse Filmkonventionen lustig macht oder den Pathos vieler Fantasy-Geschichten freundlich auf die Schippe nimmt. „Freundlich“, weil „The Lady in the Water“ ja trotzdem auf Variationen dieser Elemente setzt.

Was man vielleicht sogar zur überraschenden, alles über den Haufen werfenden Auflösung sagen sollte: Die gibt es hier nicht. (Die gab es ja auch schon in Shyamalans letztem Film nicht – denn der hatte nicht weniger als drei dieser Pointen.) Dafür finden sich im Verlauf des Films mehrere kleine Rätsel: das „Whodunit“, das typisch britische Erraten der Identität des Mörders im Kriminalroman und -film, wird hier so modifiziert, dass man mehrfach zur selben Zeit wie der Held über die Identität gewisser Figuren nachdenken muss.

Fazit: Ein modernes Märchen, mit Augenzwinkern und Herz.



___
Nachtrag: Wenn ich jetzt noch wüsste, wie die Bob-Dylan-Songs des Films einzuordnen sind... Es dürfte „A hard rain’s gonna fall“ sein, der am Anfang des Films kurz in dem Appartementhaus aus einer Wohnung zu hören ist (Falls ich mich da nicht irre. Wäre aber eine schöne Brücke zum Finale.) „Maggie’s Farm” wird dann später gespielt – von einer Rock-Band (In Scorseses großartiger Dylan-Doku „No direction home“ markieren die elektrischen Versionen von Dylans Liedern ja einen nicht unerheblichen Einschnitt in dessen Karriere). Und über dem Abspann läuft eine zeitlupenlangsame Coverversion von „The times they are a-changin’“ – ein politischer, oder zumindest ein Zeitgeist-Song (wie auch „A hard rain’s gonna fall“.) Ist das Politische hier wichtig? Am Rande geht es im Film ja auch um Politik. Geht es um den Wandel – von Menschen? Des Regisseurs, der den Wechsel des Studios, oder einen Richtungswandel in seinem Werk einleitet? Manchmal sind es nicht die großen Pointen, sondern die kleinen Dinge, die einen knobeln lassen...


[Text zuerst bei kino.de veröffentlicht.]

#466 Hagen

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Geschrieben 03. Dezember 2008, 23:00

James Bond - Ein Quantum Trost

Abgesehen davon, dass ich bekannter- und viel zu oft erwähnterweise auch zu den Menschen gehöre, die der neueren Art der Kamerführung und des Schnitts und der Filmmanierismen im Actionkino am liebsten ins Gesicht schießen möchte, ist mir nicht ganz klar, warum ausgerechnet der neue Bond, in meiner Forenlektüre, von einigen Zuschauern deswegen angegriffen wird: Dort wird nämlich nur die Sache mit dem Bildausschnitt verbockt, während es am pfeilschnellen Schnitt nichts auszusetzen gibt. Musterbeispiel dafür ist die Tosca-Schießerei, die sehr inspiriert geschnitten ist und bei der der Übergang zur Action fast schon traumhaft montiert ist, als wäre da ein kurzer flash forward, ganz toll. Die Bildausschnitte waren aber wie gesagt mal wieder zu nah, die Kameraführung zu sehr von der fixen Idee besessen, dass Handkamera-Mimikry besonders viel Energie vermittle. Egal, damit muss man im Moment leben, wie man in den 70ern auch mit viel Handkamera-Shots leben musste, die seinerzeit vom Dokumentarfilm inspiriert war. Die Unart wird auch wieder verschwinden und in ein paar Jahren werden Regisseure dann wissen wieviel Stil genug Stil ist.
Zurück zu Bond: Ein feiner, fast hingerotzt wirkender Film, dem der Humor des Erstlings notgedrungen abgeht, der aber nicht unamüsant daherkommt, der seinen Helden als stilbewussten, saucoolen und unheimlichen geilen Proll etabliert und nebenbei die Tendenz seiner Vorgängers fortsetzt die Comic-Bösewichte der Reihe durch das Gesindel zu ersetzen, dass durchaus auch in der Realität Unheil anrichtet. Toll auch, dass man einerseits Zeit auf Bonds seelischen Ausnahmezustand verwendet und andererseits trotzdem die Action-Nummern-Revue abzieht, die man von der Serie erwartet.
Alles in allem ein etwas schwächres Spektakel als der Vorgänger, aber dennoch ein schöner Zeitvertreib. Und vor allem eine immer noch gelungene Richtungsänderung der Serie: Wer sich bei den gerade überall im TV laufenden Wiederholungen der alten Filme mal den Spaß macht und die Brosnans, und speziell seinen letzten Auftritt anschaut, der wird dein Eindruck nicht los, dass zwischen Brosnans und Craigs Filmen nicht Jahre, sondern jahrzehnte liegen, so altmodisch und muffig wirken erstere.

#467 Hagen

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Geschrieben 03. Dezember 2008, 23:05

Beavis and Butthead do America

Kein wirklich toller Film, aber ich kann mir dennoch nicht verkneifen Respekt vor einem Jahrzehnt zu haben, dass so etwas auf die Leinwand loslies. Und: Die "I am Conchulio!"-Auftritte finde ich immer noch lustig, auch wenn ich zehn Jahre nach Erstsichtung des Films immer noch keine Ahnung habe, warum eigentlich.

#468 Hagen

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Geschrieben 03. Dezember 2008, 23:16

1968 Tunnel Rats

Nichts so gut und schon gar nicht "sogar objektiv gut" wie Boll-Fans das behaupten und teilweise vielleicht sogar wirklich meinen. Bolls begrenztes Budget zeigt sich in dem Ausstattungsaufwand, den er betreiben kann (so bei der US-Basis, die nach 4-Zelt-Lager aussieht) und seine mangelnden Fähigkeiten als Drehbuchautor zeigen sich daran, dass der Film sehr schmerzhaft nichts zu sagen hat, was man sich gerne anhörte, sondern nur andernorts aufgeschnapptes wiederkäut: die Dialoge, die Situationen, die Typen kennt man alle aus anderen, besseren Filmen. Die Dramaturgie geht im letzten Drittel eh den Bach runter, wenn Boll ständig zwischen angegriffenem Lager und sich im Tunnel bewegenden Männern hin und her schneidet.
Wer sich also mit dem Gedanken trägt aus Gründen der Fairness Bolls Vietnamkriegsfilm eine Chance zu geben: Ein unnötiges Unterfangen. Boll ist nicht der filmische Antichrist als der er gerne mal scherzhaft verkauft wird, aber er kann als Regisseur dennoch nicht viel. Und vorsätzlich Geld ausgeben um Zeuge zu werden, dass Boll auch Filme drehen kann, die trotz viel aufgewendetem Herzblut immer noch submedioker sind -- will man das?

#469 Hagen

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Geschrieben 09. Dezember 2008, 13:39

Gestriger Filmfünfkampf:

Renaissance treibt in seinen Rotoscope-Bildern die Schwarz-Weiß-Malerei so weit, dass beides oft ohne etwaige Graustufen auf der Leinwand zu sehen ist. Das ist sehr ungewohnt, wird aber gekonnt eingesetzt und macht so den großen visuellen Reiz des Films aus. Sonst ist er ein netter Noir-Film mit futuristischem Einschlag (in etwa "Blade Runner"-Territorium).

Matador gehört dann zu meinem Lieblingsgenre des Auftragsmörderfilms und hat mit dem von Pierce Brosnan dargestellten Protagonisten auch noch einen sehr skurillen Vertreter der Art anzubieten. Zusammen mit "Seraphim Falls" ein sehr schöner Grund Pierce Brosnans Bond-Filme ad acta zu legen.

Get Smart unterhält und macht vor allem klar, dass Dwayne Johnson wirklich eine unheimliche Leinwandpräsenz hat: Warum der Kollege scheinbar keinen Bock hat, sich bessere Drehbücher und Regisseure zu suchen und das größte Ding im Actionkino zu werden, dem es an sympathischen Muskelmännern im Moment doch schwer ermangelt, weiß ich leider nicht.

Time Crimes ist ein spanischer Film, der sich mit Zeitsprüngen beschäftigt, genauer: mit einem Mann, der ungewollt einen solchen hinlegt. Toller Start, dann wird der Film kurz vorhersehbar, um dann aber schnell wieder ordentlich zuzulegen und den Protagonisten in zeitsprungfilmtypisch mehr und mehr werdende Verwicklungen zu verheddern. Ein sehr empfehlenswerter Genrebeitrag.

Bad Santa - das Gegenmittel gegen die "Last Christmas"-Dudelei im Radio. Ich liebe das Intro, das ich nicht anders deuten kann, als 1:1-Selbstveralberung der Coens, die hier produzierten: Die schöne Kamerfahrt, die klassische Musik, Billy Bob Thornton, der mittels Voice Over über sein Leben philosophiert: Das ist doch unleugbar “The Man Who Wasn’t There”, der hier noch mal durch den Fleischwolf gedreht wird. Der Rest des Films ist natürlich auch toll, weil so wüst, dass man manchmal vor Entsetzen nicht anders als Lachen kann. Toller Film mit Billy Bob Thornton in Höchstform.

#470 Hagen

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Geschrieben 12. Dezember 2008, 12:00

Die Vermarkter von Transporter 3 schaffen es, einen Trailer hinzuzaubern, der nach einem würdigen, spaßigen und luftig-locker-bekloppten dritten Teil aussieht, der sich toll in die kleine Reihe einfügen würde. Den Filmmachern ist das mit dem eigentlichen Produkt leider misslungen. Franks weiblicher Geselle in dem Film macht den durch sie angestoßenen "Reifeprozess" des Helden zu keiner Sekunde glaubwürdig (wieso sollte Frank denn bei einem austauschbaren Ostmädchen-Partyluder emotional werden?), die Action fesselt Frank zu sehr ans Auto (und mit Verlaub: die Autoverfolgungsszenen waren in der Reihe bisher nie die Stärken, weswegen sie im zweiten Teil korrekterweise auch nur als Slpastick dienten) und auf ähnlich ausufernde Martial-Arts-Augenweiden wie den öligen Kampf im Bus (Teil 1) oder die exzellente Löschschlauch-Klopperei (Teil 2) muss man hier leider verzichten. Was bleibt dann vom Erfolgsrezept der Reihe übrig, wenn plötzlich falsche Emotionalität, lasche Autoverfolgungen und Martials-Arts-Einlagen mit angezogener Handbremse regieren (und nebenbei Franks französischer Sidekick nicht mehr als comic relief, sondern als langweiliger, ihm nachtrottender Dr. Watson fungiert)? Was wenn der Film zudem erzählerisches Fett hat, das gerade der irre zweite Teil exzellent herauszulassen verstand, und wenn die Prämisse des ganzen Auftrags auch für No-Brainer wie diesen Film wenig nachvollziehbar erscheint (warum muss Frank, oder irgendjemand, das "Paket" denn überhaupt in der Gegend rumfahren?)? Eben: alles was die Vorgänger ausmachte, geht dem dritten Teil ab. In Erinnerung bleibt mir schon jetzt nur noch eine kurze überdrehte Verfolgungsjagd, bei der Frank seinem eigenen Wagen hinterher rennt/radelt. Eine handfeste Enttäuschung.

Zack and Miri make a Porno - nett. Anfänglich mehr character driven und sympathischer, später dann mehr auf den Humor der Filmtitelgebenden Situation konzentriert und schwächer. Letzten Endes auch "nur" eine romantische Komödie, die durch ein eher untypisches Szenario auffällt. Wie gesagt: Nett.

#471 Hagen

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Geschrieben 19. Dezember 2008, 20:22

Zwei Mal langeweilebedingt in den letzten Teil des RTL-Dreiteilers "Die Patin" reingezappt. Beim ersten Mal sah man in einer Ruckelkameraeinstellung* den Schatten der Kamera an einer Wand auftauchen, beim zweiten mal gab es einen Achsensprung zu besichtigen. Für die zusammengerechnet vielleicht zweieinhalb Minuten, die ich von dem Film sah, ist das doch eine ordentliche Bilanz. Über die anderen störende Merkmale musste ich mir da schon keine Gedanken mehr machen: Schön, wenn Filme sich so leicht als No-Go-Area für Filmsnobs wie mich zu erkennen geben!


___
* Wie nennt man eigentlich die Bewegungen einer Handkamera, wenn bspw. der Kameramann einen schnellen Halb- oder Viertelkreis um eine Figur herumgeht und diese dabei stes im Blick behält?

#472 Hagen

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Geschrieben 21. Dezember 2008, 21:37

Wider besseres Wissen "Death Race" angeschaut und wider meinen Willen wenigstens mäßig unterhalten worden: Gut ist an dem Film nichts, noch nicht mal die Autorenn-Action kann für sich in Anspruch nehmen "doof, aber unterhaltsam" zu sein, weil sie nur den ersten Teil des Prädikats verdient: da fehlt jeder Zusammenhang, jede Logik, alles an diesen Actionszenen - von der Inszenierung bis zu ihrer Logik - enig beeindruckend. Als Gegengift "Lock, Stock and Two Loaded Barrels" angeschaut (Permiere für mich) und nett gefunden, mehr aber auch nicht. Möglicherweise einer jener Filme, die man "damals" hat sehen müssen, um eine Extraportion Spaß an ihnen zu haben.

#473 Hagen

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Geschrieben 28. Dezember 2008, 13:25

Inglorious Bastards beeindruckt mich hauptsächlich mit dem teilweise betriebenen Materialaufwand. Ich finde es jedenfalls immer wieder überraschend, was man früher auch gerade bei europäischen Filmen an Material hat auftreiben können. In einigen Szenen kann Castellari jedenfalls durchaus Hollywood-Großproduktionsflair aufkommen lassen - etwa am Anfang, wenn man das Lager der Amerikaner sieht. Eine andere beeindruckende Einstellung - eine zerbombte deutsche Kolonne - wird wohl ein altmodisch komponierter Bildtrick gewesen sein (sonst: Hut ab für den Aufwand!), sieht aber absolut überzeugend aus. Auch die gelegentlich verwendeten Miniaturexplosionen sind prinzipiell toll: sie verraten sich manchmal nur durch ungeschickte (weil minimal zu lange) Einstellungen und natürlich durch das gestörte Verhältnis von Modell- und Flammengröße. Sonst würde ich auch heute manchem Hollywoodregisseur mit dem nötigen Kleingeld empfehlen mal wieder Gebäudesprengungen mittels Miniaturen zu bewerkstelligen -- Castellaris Film macht nämlich vor, dass diese Aufnahmen teilweise enorm wuchtig wirken können. Mit dem richtigen Soundgewand und sichererem Schnitt könnte das auch heute noch wirken.
Gibt es etwas über die Story des Films zu sagen? Ach, weniger: "Männer hinter der Front" meets "Cowboy-und-Indianer"-Action plus überraschend düsteres Ende. Für die einzigen Misstöne des Films sorgt die dümmliche Liebelei, die noch hineingewerkelt wurde, und so überhaupt nicht in diese Sorte von Film passt. Sonst wird man aber gut unterhalten von dieser Räuberpistole, bei der ich nicht mal den Begriff "Trash" gelten lassen würde: Dafür ist dieses Action-Märchen einfach zu kompetent gemacht. (Wenn auch die Mehrfachverwendung von einzelnen takes in den Actionszenen auffällt -- aber die hält sich in Grenzen und ist teilweise recht geschickt kaschiert worden.)

Richtig unsympathisch fand ich, nicht nur im Vergleich zu Castellaris Film, da Passchendaele, einen gegenwärtigen kanadischen Film über ein Schlachtfeld im Ersten Weltkrieg. Ich habe ihn zugegebenermaßen nicht ganz gesehen, aber das was da zu sehen war, reichte um mich zu langweilen und zu verärgern: Der Film beginnt mit einer Actionszene, die sich in ihrem Inhalt und ihrer Inszenierung an "Band of Brothers" und "Saving Private Ryan" anlenht und eine Art Häuserkampf inszeniert, die ich in dem historischen Kontext für hochgradig albern halte. Die Szene endet mit einem Kriegsverbrechen des Helden, der danach von einer Granate krankenhausreif geschossen wird. Danach kommen ziemlich viele Lazarett- und Rekonvaleszenzszenen: Wer jetzt vermutet, dass da mit Krankenschwestern geliebelt wird, hat Recht. Und wer meint, dass Krankenschwester-Soldat-Liebelein so ziemlich das abgenudeltste sind, was man heute noch in Kriegsfilme pressen kann, der darf sich auf meiner Seite wähnen. Am Ende gibt es dann doch wieder viel schlammige Höllenlandschaften, wie sie zum Kanon des Genres gehören. Dann darf man noch einer doppelte Jesusnummer beiwohnen: Ein Soldat wird durch eine Granatenexplosion so mit einer Holzleiter verbunden, dass der wie eine fleischgewordene Kreuzigungsfigur das Schlachtfeld überragt -- und der Held, der ihn, dank deutscher Feuerpause, zurück in die eigenen Reihen bringt, trägt seinen am Kreuz hängenden Kameraden tatsächlich so, als ob das Kreuz seines wäre: Ein Bild von Jesus auf dem Kreuzweg, der kein leeres Kreuz trägt, sondern eines, an das er schon geschlagen wurde. Das ist alles sehr bäh.
Ob das erst erwähnte Kriegsverbrechen des Helden im Film thematisiert wird, weiß ich nicht: vielleicht spricht er mit seiner Krankenschwester ja darüber, ich gebe zu, dass ich da viel gespult habe. Ich vermute eher nicht, weil die Inszenierung der Szene, das in-den-Kopf-Bajonettieren eines unbewaffneten Gegners, etwas sehr Actionfilmsmäßiges hat, etwas von diesen Szenen am Ende, wenn der Bösewicht sagt, "du darfst mich nicht töten" und der Held es zum Wohlgefallen des Publikums doch tut. Egal.
Was ich eigentlich sagen wollte: Der WK-I-Film ist tot, töter geht es nicht. Im Prinzip ist all das Besondere was die ersten Filme dieser Art ausmachte mit dem 1.9.1939 verschwunden: Die Einmaligkeit des Sündenfalls des gesamteuropäischen Krieges und dessen Horror - mit dem Zweiten Weltkrieg wurde offensichtlich, dass es für alle vermeintlichen Besonderheiten des "Großen Krieges" Steigerungen gab, dass der Schrecken des Schützengrabens ein Nichts war gegen den Schrecken des Völkermordes und den der ausradierten Städte war. Die alten Romane und Filme über den ersten Weltkrieg mögen Schemen für moderne Kriegsfilme geliefert haben (die Gegenüberstellung von Kasernenhofdrill und Kriegseinsatz, die Entfremdung der Fronturlauber von ihren Familien, die Soldat-Krankenschwester-Liebelei, den Topos des Jungfrau-Soldaten, der töten soll und sterben muss bevor er lieben durfte) -- aber der mahnende Gedanke des "Nie wieder!", der erwies sich mit dem Zweiten Weltkrieg als Illusion. Damit war auch der WK-I-Film tot: Die nennenswerten Ausnahmen sind Filme, die den Krieg als Kulisse oder als abstrahiertes Bild eines jeden Krieges benutzen: Paths to Glory, Johnny got his gun, von mir aus auch Un long dimanche de fiançailles.
Sowas wie "Passchendaele" funktioniert heute einfach nicht mehr, weil es bestenfalls belanglos ist und schlimmstenfalls ärgerlich. Um zu sagen, was genau bei diesem Film dominiert, müsste ich ihn nochmal, dieses mal ganz sehen, und gebe gerne zu: Das wird nicht passieren. Da lese ich bspw. lieber nochmal Timothy Findleys "The Wars" - da gibt es auch Einblicke in den Weltkrieg aus kanadischer Sicht - da kommen übrigens auch einige der zu erwartenden Storybestandteile vor, aber auch viele interessante Variationen davon, mal abgesehen davon, dass der Roman es grundsätzlich schafft nicht wie die abgenudelte hunderste Version der selben Nummer zu klingen, was "Passchendaele" nicht mal ansatzweise schafft.

#474 Hagen

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Geschrieben 30. Dezember 2008, 12:36

Bank Job, Transporter, Transporter - The Mission, Madagascar 2 - alles nett und feine Zwischendurchkost.

#475 Hagen

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Geschrieben 01. Januar 2009, 17:39

Eigentlich wollte ich ja schon länger etwas zu Konzertfilmen schreiben, genauer zu filmisch dokumentierten Auftritten von Sängern, Bands und auch Stand-Up-Comedians. Ich komme aber einfach nicht dazu, mir die dafür nötige Zeit zu nehmen. Gestern, da auf 3sat wieder der wunderbare Silvester-Konzert-Marathon kam, fielen mir dann aber zwei shots auf, die sich in allen Konzerten zwischen Nachmittag und Mitternacht fanden, mit Ausnahme eines Frank Sinatra Konzerts: 1) der von der Regie herausgepickte weibliche Konzertbesucher, der mit großen Augen und schier religiöser Verzückung und Entrückung den oder die Künstler anhimmelt, nicht johlend, gröhlend, schreiend, mit-den-Händen-rudernd, sondern mit stillem Schwärmerblick. 2) Der Akt der Verbrüderung von Bühnenwesen und Auditorium: die ausgestreckte Sängershand mit Mikrophon darin, die Aufforderung ans Publikum zu singen, wie es doch eigentlich nur der Bühnenheld kann. Das hat schon was von dem Schöpfungsbild der sixtinischen Kapelle, so ein kleines bisschen: die ausgestreckte Hand des Göttlichen.

Der Wert der Beobachtungen ist rein flimisch betrachtet natürlich gleich null: die Adoration und das Geste des die-Fans-ins-Boot-holens sind ja nun mal Bestandteile der Popkultur und von Live-Auftritten, man lernt aus der Betrachtung eigentlich nur: Bin ich der Typ Musikfan, der es gut findet, zum Mitsingen aufgefordert zu werden oder eher nicht -- reine Geschmacksfrage.

(Im Konzertfilm übrigens auch eine Frage der Tonmischung: Wie laut die angesungene Menge zurücksingt -- gestern jedenfalls schien mir die 500 Mann starke Meute des Coldplay-Kleinkonzerts wesentlich lauter zu tönen als das von Tina Turner bespielte Fußballstadion.)

#476 Hagen

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Geschrieben 11. Januar 2009, 11:11

Als damals, vor vielen Monden, der erste Werbefilm für die "Max Payne"-Verfilmung im Internet auftauchte, beschwerte ich mich in dem Zusammenhang so bitterlich über die absehbare PG-13-Freigabe, dass ein Freund, nur so zum Spaß, an den zwei, drei Stellen, an denen im Trailer Leute erschossen werden, kleine rote Blutwölkchen mittels eines Spezialprogramms für Filmbearbeitung einfügte, quasi um mir eine Freude zu bereiten. Das fand ich rührend.
Jetzt habe ich kurze Ausschnitte aus der "Unrated"-Fassung des besagten Films gesehen und kann feststellen, dass FOX dieselbe Taktik, nur eben für den ganzen Film, abgewendet hat, bemerkenswerterweise übrigens sehr, sehr auffällig und damit wenig überzeugend. Das finde ich albern.

#477 Hagen

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Geschrieben 18. Januar 2009, 12:10

Hach, mein Abbrechertrend geht weiter. Konnte weder was mit Sonny Chibas doofem Grimassieren in The Street Fighter anfangen (mit der Story des Films auch nicht -- nur das Handwerk ist wirklich fein), noch mit dem deutschen Kurzfilm Der goldene Nazi-Vampir von Absam 2. Letzterer hat außer dem duften Titel und einem verschenkten Kalkofe-Auftritt nichts zu bieten: Jede Szene ist zu lang ausgewalzt und zu wenig pointiert. Selbst als Bewerbungsfilm des Regisseurs für höhere Weihen bietet sich der Film kaum an -- wer braucht schon Quereinsteiger, die auch nur Handwerksroutine anbieten können, aber keinen Funken Eigenständigkeit?
Dafür auch den Wayne/Ford-Film Spuren im Sand gesehen und für dufte befunden. Joe Hembus hat es mal wieder gut getroffen: Der Film ist Krippenspiel in Westernform und verlangt vom Zuschauer möglicherweise ein wenig Entgegenkommen, ist aber trotzdem schönes Kino mit Humor und Herz und mindestens einer Szene zum Heulen.

#478 Hagen

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Geschrieben 21. Januar 2009, 22:21

Wie interessant es ist, mal wieder mit Filmen außerhalb der Universität, dafür aber innerhalb eines Klassenzimmers konfrontiert zu werden. Das Murren der Jungs der Klasse als der Lehrer im Geschichtskurs der 12er eine kurze Szene aus "Casablanca" ankündigt, muss man gehört haben!

#479 Hagen

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Geschrieben 17. Februar 2009, 23:55

Mein bisschen Zeit investiert in: The Changeling, Gran Torino, Herzog on Herzog, Super Bowl XLIII. Keine Sekunde bereut.

#480 Hagen

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Geschrieben 24. Februar 2009, 15:02

Uarg: Punisher: War Zone ist nun wirklich ein sehr widerlicher Film geworden. Eine sehr schön fotografierte (wenn man denn die Neon-Ästhetik mag) Orgie mit kaum fesselnder Story und Actionszenen, die recht häufig in Splatter-Extreme übergehen. Ehrlich gesagt: Nicht meine Tasse Tee.





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