Who's that knocking at my door?
#1
Geschrieben 08. April 2005, 00:20
Auf vielfachen Wunsch ( ) habe ich mich entschlossen, nun auch ein Filmtagebuch zu eröffnen, um euch meine literarischen Ergüsse um die Ohren zu hauen. Würde mich sehr freuen, wenn ihr von Zeit zu Zeit mal einen Blick auf diese Seiten werft, eventuell ist ja die ein oder andere Empfehlung für euch dabei...
Viel Spaß beim Lesen!
#2
Geschrieben 08. April 2005, 00:54
Die Liebenden des Polarkreises
Los Amantes del Círculo Polar
Spanien 1998
Julio Medem
112 Min.
DVD (OmU)
Den Anfang macht dieses wunderschöne Kino-Märchen vom spanischen Regisseur Julio Medem, welches ich heute zum ersten Mal gesehen habe und nach dessen Sichtung ich mich wie so oft gefragt habe, wieso diese Perle bislang nahezu unbeachtet an mir vorbei gezogen ist.
„Die Liebenden des Polarkreises“ ist großes Gefühlskino über die ewige Liebe und die Macht des Schicksals. Es ist faszinierend zu beobachten, wie der Zufall die beiden Hauptfiguren immer wieder zusammen (oder eben aneinander vorbei) führt. Ihr Leben scheint in vorgegebenen Bahnen zu verlaufen... Situationen und Ereignisse wiederholen sich, verschiedene Zeit- und Wahrnehmungsebenen vermischen sich zu einem einzigen Strang aus Schicksal und Fügung. Medem gelingt es meisterhaft, seine äußerst komplexe, knapp 20 Jahre umfassende Geschichte in kraftvolle Bildern zu verpacken, die mit einem stimmungsvollen Soundtrack untermalt werden. Großer Respekt gebührt aber vor allem dem hervorragend agierenden Cast. Besonders von den Kind- und Jugenddarstellern war ich sehr angetan. Ihre Blicke und Gesten wirken einfach „echt“ und sind so voller Leidenschaft, eine ganz große Leistung von allen Beteiligten. Bin schon sehr gespannt auf weitere Filme von Medem, vor allem "Lucia und der Sex" werde ich mir bei Gelegenheit mal ansehen.
Diesen Film kann ich allen empfehlen, die an märchenhaft angehauchten Liebesfilmen in der Tradition von „Amélie“ (der Vergleich hinkt, aber ein besserer fällt mir leider auch nicht ein) Gefallen finden. Aufgrund einiger Längen in der zweiten Hälfte bleibt die Höchstwertung aus, trotzdem: wohlverdiente
9/10 für dieses Meisterwerk.
#3
Geschrieben 09. April 2005, 19:20
Carrie
USA 1976
Brian De Palma
98 Min.
DVD (OV)
If You've Got A Taste For Terror... Take Carrie To The Prom.
Meine letzte Sichtung dieses Brian De Palma Klassikers lag schon einige Jahre zurück und obwohl die DVD schon längere Zeit in meinem Regal verstaubte, fand diese erst heute den Weg in meinen Player. Habe mir jetzt nämlich vorgenommen, meine ungesehenen Scheiben endlich "abzuarbeiten".
Aber zu "Carrie".. Wie man es von De Palma gewohnt ist, überzeugt auch bei „Carrie“ die visuelle Umsetzung hundertprozentig, sei es die in die Zeitlupe gefilmte Anfangssequenz im Locker Room oder das berühmte-berüchtigte Finale auf dem Schulball. De Palma spielt gekonnt auf der Klaviatur des Schreckens und obwohl der Ausgang des Balls bereits hinlänglich bekannt ist, ist man trotzdem immer wieder schockiert über den Anblick der in Schweinblut gebadeten und gedemütigten Carrie und ihrem anschließenden Rachfeldzug. Dieser wurde übrigens gegenüber der King'schen Buchvorlage stark komprimiert, dort legt sie nämlich nahezu den kompletten Ort in Schutt und Asche und auch der im Roman erwähnte Steinregen, den Carrie als Kind auf ihr Elternhaus stürzen lässt, hat es nicht auf die Leinwand geschafft, vermutlich aus Budgetgründen. Was sich aber keineswegs nachteilig auf das endgütlige Werk auswirkt hat, denn „Carrie“ ist in erster Linie eines der interessantesten und auch verstörendsten Coming of Age-Dramen der 70er. Die schauspielerische Leistung von Sissy Spacek, die auch heute noch zu einer der besten amerikanischen Schauspielerinnen jenseits der 50 zählt (besonders hervorzuheben seien hier ihre Rollen in „In the Bedroom“ und Lynchs „Straight Story“), finde ich ziemlich beachtlich und vor allem sehr mutig, in Anbetracht der zahlreichen Nacktszenen. Auch Piper Laurie brilliert als ihre religiös-fanatische Mutter. Ihre gemeinsamen Szenen zählen zu den intensivsten des ganzen Filmes und zeigen, dass Horror und großes Schauspiel sich nicht ausschließen müssen. Obwohl einige Änderungen gegenüber der Buchvorlage vorgenommen wurden, ist „Carrie“ auch heute noch eine der wenigen gelungenen King-Adaptionen („Shining“ steht ausser Konkurrenz) und bei dem fiesen Traum von Sue erwischt es mich immer wieder eiskalt.
8/10
#4
Geschrieben 12. April 2005, 13:15
No Man's Land
Nikogarsnja zemlja
Bosnien-Herzegownia/Slowenien/Frankreich 2001
Danis Tanovic
98 Min.
DVD (OmU)
Gestern zum Nice Price im MM-Markt entdeckt und flugs mitgenommen. "No Man's Land" wurde von der internationalen Presse in höchstem Maße gelobt und regelrecht mit Preise überschüttet, und ich war gespannt, ob der Film meinen hoch gesteckten Erwartungen standhalten würde. Die Antwort lautet: Ja, kann er. Ich habe selten eine so bissige und gleichwegs schockierende Kriegssatire gesehen. Schauplatz ist ein Schützengraben zwischen den Fronten des Bosnien-Krieges 1993. Hier treffen ein als Frontverstärkung abgestellter Bosnier und ein unerfahrener serbischer Soldat aufeinander. Während der Kamerad des Bosniers auf einer scharfen Sprengmine ausharren muss, bekämpfen die beiden zentralen Hauptfiguren sich mit Waffen und Worten, obwohl sie eigentlich nicht so recht wissen, wieso sie dies tun. In einer anderen Welt könnten sie vielleicht gute Freunde sein, verbindet sie doch eine gemeinsame Frau aus der Schulzeit. Stattdessen steigern sie sich in gegenseitige Schuldzuweisungen, die sich hauptsächlich darum drehen, welche Seite den Krieg zuerst begonnen hat. In einigen Momenten musste ich herzlich lachen aufgrund der überspitzten Dialoge (..."Because I have a gun and you don't."). Später kommen dann noch noch eine machtlose UN-Einheit und die sensationsgeile Presse ins Spiel, die die Situation aber ebenfalls nicht zu deeskalieren vermögen, im Gegenteil. Die beiden verfeindeten Lager sind nicht willens, voneinander abzulassen und der UN-Kommandeur nutzt die Lage dazu aus, die Medien für seine eigene Interessen zu manipulieren. Gut fand ich, dass Regisseur und Autor Tanovic keine Partei ergreift. Jede Seite hat ihre Symphatieträger und Kotzbrocken, keiner handelt wie man es eigentlich von ihm erwarten würde, aber gerade das macht die Figuren so menschlich. Absurde Situationskomik und beinharter Realismus geben sich hier die Hand und am Ende hatte ich schon einen dicken Kloß im Hals sitzen und ich bin mir sicher, dass das Gesehene mich noch einige Tage beschäftigen wird. Zweifellos ein hervorragender und nachdenklich stimmender Film.
8/10
#5
Geschrieben 13. April 2005, 19:19
Die Farbe des Geldes
The Color of Money
USA 1986
Martin Scorsese
TV (Dt.)
Nach langer Zeit habe ich mir mal wieder einen Film im TV angetan. In erster Linie wollte ich mir eigentlich nur einen kleinen Eindruck von diesem mir bislang unbekannten Scorsese-Werk verschaffen, aber Dank Paul Newmans großartigem Spiel bin ich dann doch über die gesamte Filmlauflänge am Bildschirm kleben geblieben. Ich denke, man muss schon eine gewisse Affinität zum Poolspiel haben, um den Film vollends genießen zu können, aber auch für Nicht-Eingeweihte werden die Pool-Szenen durch die hervorragende Kamerarbeit von Michael Ballhaus und den Schnitt von Scorseses Haus-Editor(in) Thelma Shoonmaker interressant und dynamisch aufbereitet. Grösster Pluspunkt des Films ist, wie schon erwähnt, Paul Newman, der einfach eine überwältigende Performance abliefert... aber wer hätte auch was anderes erwartet? Tom Cruise gibt wie in unzähligen seiner frühen Filme den jungen "Hot Spot" und kann leider nicht mit Newman mithalten, aber zumindest wird er von diesem auch nicht in Grund und Boden gespielt, also unterm Strich eine solide Leistung, gleiches gilt für Mary Elizabeth Mastratonio. Den quasi-Vorgänger "The Hustler" kenne ich zwar (noch) nicht, aber "The Color of Money" funktioniert auch wunderbar als eigenständiger Film und das war wohl auch von Marty so beabsichtigt. Mit dem Soundtrack konnte ich mich nicht ganz anfreunden, einige Stücke wirkten teilweise deplaziert, insgesamt kann man die Musikuntermalung aber noch als 'ok' bezeichnen. Ansonsten bleibt noch zu erwähnen, dass ich sehr über die Auftritte von John Turturro erfreut war, die aber leider nur sehr kurz gehalten sind.
Bei Zeiten werde ich mir die DVD zulegen, um den Film auch im Original genießen zu können. Die Synchro war zumindest erträglich.
8/10
(schon das dritte Mal in Folge... aber die letzten drei Filme waren einfach verdammt gut )
#6
Geschrieben 15. April 2005, 10:10
The Ring 2
The Ring Two
USA 2005
Hideo Nakata
110 Min.
Kino (Dt.)
Nach langer Zeit mal wieder im Kino gewesen. Hätte ich gewusst, was für eine Gurke mich erwartet, hätte ich mir diesen Besuch lieber erspart. Da ich der Meinung bin, dass Gore Verbinski mit dem Vorgänger eine gelugene Neuinterpretation des Originals abgeliefert hat, hoffte ich, dass der „Schöpfer“ der Serie himself, Hideo Nakata, mindestens daran anknüpfen könnte, doch das Ergebnis kann man nur als gescheitert bezeichnen. Die Story ist reichlich konfus und wurde mit selbstzweckhaft eingesetzten Schocks aus der Retorte gespickt. Eine Ungereimtheit jagt die nächste und auch die „Auflösung“ des ganzen Hokuspokus ist nicht wirklich zufriedenstellend. Ab einem gewissen Punkt ging mir das Mutter-Sohn-Verhältnis gehörig gegen den Strich. Die Story um den verstörten Jungen und seine sorgende Mutter, die der Kindesmisshandlung beschuldigt wird, kennt man nicht zuletzt aus Willis' sechstem Sinn. Aufgrund der Wasser-Thematik fragt man sich, ob Nakata hier versuchte, das kommende „Dark Water“-Remake seines eigenen Originals auszubooten? Na gut, diese These ist vielleicht doch etwas zu weit hergeholt, aber die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Habe ich in meinem „Carrie“-Eintrag Sissy Spacek noch als eine der herausragendsten amerikanischen Schauspielerinnen gelobt, so wird sie in diesem Film regelrecht verheizt. Es ist zum . Es gibt vieles, über das ich mich an dieser Stelle auslassen könnte, z.B. die peinliche Attacke der CGI-Hirsche, die sinnfreien Dialoge („Im Schlaf kann sie uns nicht hören.“ „Was heisst das?“ „Wir müssen schlafen.“ ), das uninspirierte Spiel von David Dorfman, das völlige Nicht-Vorhandensein von Spannung sowie das platte Finale, das dieser Bezeichnung nicht würdig ist, aber es gibt auch ein paar wenige positive Dinge zu berichten: Neben dem gelegentlichen Aufschrei meiner Begleitung konnten mich vor allem der hervorragende Score und eine solide Naomi Watts (die tapfer gegen die hanebüchenen Dialoge ankämpft) bei Wachsamkeit halten. Die visuelle Umsetzung einschliesslich der Effekte – mit Ausnahme der Hirsche – war auch ok. Ansonsten hoffe ich, dass die Japanhorror-Remake(bzw. Sequel-)mania mit diesem Reinfall endlich ihr Ende finden wird.
4/10
#7
Geschrieben 17. April 2005, 18:18
Chinatown
USA 1974
Roman Polanski
ca. 131 Min.
DVD (OV)
"I goddamn near lost my nose. And I like it. I like breathing through it."
Ich muß gestehen, dass mich dieser Film beim ersten Ansehen nicht ganz überzeugen konnte, doch jetzt, nach dem zweiten Anlauf, fällt mein Urteil ganz anders aus. Vermutlich war ich beim 1. Mal nicht ganz aufnahmefähig und überfordert von dem komplexen Handlungsgeflecht. "Chinatown" verlangt die völlige Aufmerksamkeit des Zuschauers. Wenn man sich darauf einlässt, wird man über die komplette Lauflänge in den Bann dieser Welt gezogen, und das, obwohl Polanski fast gänzlich auf oberflächliche "Action" oder sonstige Effekthascherei verzichtet. Es sind die Figuren, der dichte Plot, die gut geschrieben Dialoge und natürlich der herausragende Jack Nicholson, die diesen Film nahezu perfekt machen. Nicht zu vergessen das unkonventionelle Ende, das heute vermutlich nie in dieser Form den Weg auf die Leinwand gefunden hätte (jedenfalls nicht in einer Major-Produktion).
10/10
#8
Geschrieben 18. April 2005, 15:47
Italienisch für Anfänger
Dogme #12: Italiensk for begyndere
Dänemark 2000
Lone Scherfig
ca. 112 Min
TV (Dt.)
Im Gegensatz zu den meisten anderen nach den Regeln des Dogma-Manifestes entstandenen Filme kommt "Italienisch für Anfänger" vergleichsweise leichtfüßig daher. Lone Scherfig ist eine warmherzige Beziehungskomödie gelungen, die sich um einen Haufen liebenswerter Losertypen dreht, die - verbunden durch die Teilnahme an einem Italienischkurs - versuchen, zueinander zu finden. Den "Look" des Films kann man, aufgrund der spartanischen Inszenierung, eigentlich als sehr trist bezeichnen, wie man es vom grauen Norden nunmal erwartet, was aber den "bodenständigen" Charakter des Films nur unterstreicht. Und natürlich ist nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen im Leben der Figuren. So haben einige von ihnen schwere Verluste erlitten, anderen steht dieser noch bevor. Doch sie alle werden lernen, dass nur die Liebe sie aus ihrem menschlichen Tief holen kann. So ist "Italienisch für Anfänger" ein Hoffnung und Trost spendender Film, der das Herz des Zuschauers aufblühen lässt, was nicht zuletzt der realitätsnahen Darstellung und den erfrischenden Dialogen zu verdanken ist. Besonders der leise, unaufdringliche Humor des Films hat mir sehr gut gefallen. Die Synchro war auch ok, wobei ich mir sicher bin, dass der Film im O-Ton noch an Qualität gewinnt.
8/10
#9
Geschrieben 21. April 2005, 20:56
Monster
USA/Deutschland 2003
Patty Jenkins
Ca. 109 Min.
DVD (OV)
Das zweite Mal. Beim ersten Ansehen habe ich den Film als etwas intensiver gefunden, jetzt machten sich aber doch ein paar Längen bemerkbar. Auf einige Streitgespräche zwischen Aileen und Selby hätte man gut verzichten können, wo sich diese doch eigentlich immer wieder ums gleiche drehen. Charlize Theron ist natürlich immer noch eine Wucht (und das ist dieses Mal ausdrücklich nicht auf’s Äussere bezogen ). Ihre Leistung wurde meines Erachtens zu Recht mehrfach honoriert. Was mir ein bisschen negativ auffällt, ist, dass Regisseurin Patty Jenkins die Person Wuornos vielleicht doch etwas zu sympathisch darstellt. Sicherlich hat sie viele grauenhafte Dinge durchleiden müssen in ihrem Leben, aber ihre Taten werden dadurch nicht entkräftet. Und dass ihr erster Mord aus Notwehr geschah, wurde meines Wissens bis heute nicht belegt, wobei ich mir da aber gerade auch nicht so sicher bin... Mist. Habe mir zwar vor einiger Zeit die beiden Dokus reingepfiffen, aber kann mich jetzt an den genauen Tathergang auch nicht mehr recht erinnern... Na ja, worauf ich hinaus wollte: Mir kam es so vor, als wolle Jenkins sie eher als Opfer denn als Täter darstellen. Trotzdem Respekt für diese ungewöhnliche und mutige Herangehensweise an das Thema, denn 08/15-Serienkillerportraits, die sich nur in die exzessive Darstellung der Morde stürzen statt die Herkunft des Täters näher zu beleuchten, gibt es schließlich schon zuhauf. Als Außenseiterdrama und Liebestragödie funktioniert „Monster“ jedenfalls hervorragend und vor allem der emotionale Score von BT, der zu den besten Soundtracks gehört, die ich in der letzten Zeit gehört habe (besonders das finale Stück „Courtroom“), macht den Film zu einem Ereignis, das unter die Haut geht.
8/10
#10
Geschrieben 21. April 2005, 20:58
Der Pianist
The Pianist
Frankreich/Deutschland/UK/Polen 2002
Roman Polanski
Ca. 150 Min.
DVD (OV)
Auch hier die zweite Sichtung. Zu Roman Polanski muss ich sagen, dass ich bislang noch keinen Film von ihm gesehen habe, den ich nicht als großartig bezeichnen würde. Dieser Mann scheint in fast jedem Genre zuhause zu sein, vom Film Noir bis zum Horrorfilm. „Der Pianist“ kann nicht nur als Höhepunkt seiner Karriere sondern auch als sein persönlichstes Werk bezeichnet werden. Sein Erzählstil ist sehr zurückhaltend, doch gerade daraus und natürlich aus Adrian Brodys souveränem Spiel resultiert die Kraft des Films. Man fiebert einfach mit bei Szpilmans Überlebenskampf und empfindet tiefe Abscheu gegenüber der Gräueltaten der Nazis (immer wieder erschreckend: Der Mann im Rollstuhl, der ohne sichtbaren Schnitt vom Balkon im 4. Stock geworfen wird ). Dass aber nicht alle Nazis gewissenlose Faschisten waren, wird dann schließlich in der kurzen, aber wichtigen Rolle von Thomas Kretschmann deutlich gemacht. Auch unter den Juden befinden sich Halsabschneider und Verbrecher. Gerade diese differenzierte Charakterisierung stellt die Schwarzweißmalerei (im wahrsten Sinne) eines „Schindlers Liste“ haushoch in den Schatten. Hier wird nicht im Minutentakt versucht, auf die Tränendüse zu drücken, sondern Polanski schildert das Geschehen nüchtern und objektiv und macht dabei alles richtig.
10/10
#11
Geschrieben 21. April 2005, 21:03
Shaun of the Dead
UK 2004
Edgar Wright
Ca. 99 Min.
DVD (OmU)
“You got red on you.”
Tja, viel gibt es zu dieser Gaudi eigentlich nicht zu sagen, wurde sie doch sowohl von Kritikern wie auch Fans des Genres in höchsten Tönen gelobt, und das absolut zu Recht. Der Humor schwankt zwischen albern und brillant, die meisten Gags treffen aber ins Schwarze und das ist schon eine beachtliche Leistung. Herrlich war besonders jene Szene, in der Shaun und Ed ihren Plan zur Rettung von Shaun’s Mom und Liz durchgehen („Where’s safe? Where’s familiar?“ „Where can I smoke?” ). Zu meiner Überraschung gab es sogar einige deftige Gore-Effekte zu bewundern, die ich in anderen modernen Zombiefilmen schmerzlich vermisst hat (z.B. die obligatorische Ausweideszene). Wright und Pegg haben die Mechanismen und Traditionen des Subgenres verstanden und liefern nicht nur die beste Parodie, sondern auch den besten Zombiefilm seit „Braindead“ ab. Zwar schlägt „Shaun...“ im letzten Drittel überraschend ernste Töne an, doch das tut der Unterhaltung keinen Abbruch. Hut ab vor der temporeichen Inszenierung, deren visuelle Umsetzung durchaus an Big Budget-Standards anknüpfen kann. Auch wenn das Kauderwelsch der Briten selbst für den geneigten O-Tongucker nur mit UTs zu verstehen ist, bin ich froh, den Film im Original genossen zu haben, denn vieles vom britischen Wortwitz lässt sich einfach nicht 100%ig ins Deutsche übertragen.
9 von 10 Untoten
#12
Geschrieben 21. April 2005, 21:06
Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe
L’Uccello dalle piume di cristallo/ The Bird with the Crystal Plumage
Italien / Deutschland 1970
Dario Argento
Ca. 87 Min (cut)
TV (Dt.)
Argentos Erstlingswerk lässt bereits in groben Zügen sein großes Talent erkennen. Die visuelle Gestaltung ist tadellos, es gibt zahlreiche interessante Kameraeinstellungen, die angeblich John Carpenter zu Szenen in „Halloween“ inspiriert haben sollen. Zur Choreografie der Morde kann ich nicht viel sagen, da diese Fassung, wie zu erwarten, um einige Minuten entschärft wurde , aber ich habe gelesen, dass diese auch in der Originalfassung relativ blutleer und unspektakulär ausgefallen sind. Vom inszenatorischen Standpunkt aus kann der Film also durchaus überzeugen, dafür ist die Story ein ziemlicher Reinfall. Da können selbst die (vorhersehbaren) Plot-Twists gegen Ende nichts rütteln. Herrlich, wenn auch völlig sinnlos ist der Cameo von Mario Adorf als Katzen-„Freund“. Für Giallo-Freunde bietet Argentos Debüt trotz schwacher Story und langweiligen Figuren kurzweilige Unterhaltung. Die Synchro war im Bereich des Erträglichen.
6 von 10 Rasiermessern
#13
Geschrieben 21. April 2005, 21:09
Master of the Flying Guillotine
Duk Bei Kuen Wong Daai Poh Huet Dik Ji
Hongkong 1975
Wang Yu
Ca.
DVD (OmU)
Diesen Klassiker des Easternkinos habe ich vor langer Zeit im TV gesehen (leider gekürzt) und für gut befunden, daher musste früher oder später der Film auf DVD ins Haus. Die Handlung ist eigentlich nicht der Rede wert, hier geht es vornehmlich um ausgefallene Charaktere und spektakuläre Prügelorgien. Zwar wirkt der Film nicht selten ungewollt komisch, aber das macht erst den Charme dieser Trashgranate aus. Mit schier unglaublichen Einfallsreichtum wird uns während des Turniers, das den Kern des Films bildet, ein bizzarer Gegner nach dem anderen präsentiert. Erwähnt sei vor allem der Inder, der seine Arme verlängern kann. Getoppt werden sie alle nur von den beiden Hauptfiguren, dem einarmigen Boxer und dem (blinden) Meister der fliegenden Guillotine, welche aber erst in dem fetzigen Finale aufeinander treffen. Dieses hat es aber wahrlich in sich. Die Kämpfe sind allesamt hervorragend choreografiert und Blut fließt auch nicht zu knapp. Trotz seines niedrigen Budgets muss man Regisseur und Hauptdarsteller Wang Yu zugute halten, dass er seinen Film wirklich exquisit in Szene gesetzt hat. Langweile kommt zu keinem Zeitpunkt auf und aufgrund der tollen Kampfszenen und originellen Figuren fühlte ich mich prächtig unterhalten.
9 von 10 einarmigen Boxern
#14
Geschrieben 29. April 2005, 05:02
The Girl Next Door
USA 2004
Luke Greenfield
ca. 110 Min
DVD (Dt.)
Was hätte man aus der Grundidee (Mädchen von nebenan ist Pornodarstellerin) nicht alles rausholen können. Statt dessen wird uns hier ein ausgelutschter Gag nach dem anderen präsentiert und kein Klischee ausgelassen. Entgegen der Tatsache, dass sich vieles im Film um das amerikanische Pornobiz dreht und man viele nackte Brüste zu sehen bekommt, gibt sich "Girl Next Door" doch überraschend seicht und politisch korrekt. Das Drehbuch ist ein einziger Reinfall und dient eigentlich nur als loses Gerüst für die noch einfallsloseren Gags. Obwohl ich im allgemeinen wenig mit pubertären Teenie-Schmonzetten dieser Art was anfangen kann, fühlte ich mich durch die "American Pie"-Filme unterm Srich wesentlich besser unterhalten. Großes Plus des Films ist die hinreißende Elisha Cuthbert. Dessen waren sich die Produzenten natürlich auch (zu) sicher, so dass keine Gelegenheit ausgelassen wird, um sexy Elisha in lasziver Pose abzulichten. Dass sie aber zu wesentlich mehr fähig ist als nur gut auszusehen hat sie in "24" bewiesen. Timothy Olyphant als undurchsichtiger Pornoproduzent hatte dann noch einige Lacher auf seiner Seite, der Soundtrack war ebenfalls ok. Das war's dann aber auch schon.
5/10
#15
Geschrieben 29. April 2005, 05:29
Boiling Point
3-4x juugatsu
Japan 1990
Takeshi Kitano
ca. 96 Min
DVD (OmU)
Von Takeshi Kitano war ich bislang nur Großes gewohnt. 7 Filme aus seiner Filmografie darf ich mittlerweile mein eigen nennen und von diesen ist "Boiling Point" die erste Enttäuschung. Vielleicht lag es an meiner hohen Erwartungshaltung (die ich trotzdem versucht habe, so niedrig wie möglich zu halten) oder meinem leicht dösigen Zustand, infolge dessen ich zwischenzeitig eingepennt bin, auf jeden Fall konnte ich mich weder für die Figuren noch für die Handlung großartig begeistern. Kitano selber spielt im Film eigentlich nur eine Nebenrolle und betritt erst nach rund 50 Minuten die Bildfläche. Hier gewinnt der bis dahin sehr schleppende Film dann auch etwas an Tempo, und trotzdem scheint es so, aus wüsste er nicht, in welche Richtung er sich eigentlich bewegen wolle. Und dabei trägt er unverkennbar Kitanos Handschrift: Bizarre Situationskomik, exzessive Gewaltausbrüche, skurille Charaktre, meditative Bilder... nur fehlt es dem Film eben an einer klaren Linie. Bonspunkt für die erwähnten Kitano-Trademarks.
5/10
#16
Geschrieben 29. April 2005, 05:59
Jules et Jim
Frankreich 1962
Francois Truffaut
ca. 105 Min.
TV (Dt.)
Die vielleicht bekannteste "Ménage à trois" der Filmgeschichte. Truffaut erzählt seine Geschichte von Liebe, Leidenschaft, Freundschaft und Abhängigkeit mit der unbekümmerten Leichtigkeit der Novuelle Vague und lässt dabei seinem Spieltrieb freien Lauf. Durch die entfesselte Kamera wirkt der Film auch heute noch ungemein lebendig und... ja, irgendwie modern. Die Figuren gehen mit entwaffnender Ehrlichkeit miteinander um und leben ihre eigene Moral, doch gerade das macht sie so ehrlich und glaubwürdig. Dies ist natürlich nicht zuletzt dem symphatischen Trio Werner/Serre/Moreau zu verdanken. Insbesondere im letzten Drittel schlägt der Film dann eher tragische Töne an und Truffaut macht deutlich, "dass eine Liebesbeziehung außerhalb eines Paares auf Dauer keine Chance hat". Heiter, sorglos, albern, verrückt, tragisch - ein Film wie die Liebe selbst.
9/10
#17
Geschrieben 12. Mai 2005, 21:46
Ansonsten habe ich, wie einigen vielleicht aufgefallen sein dürfe, den Titel meines Filmtagebuches ändern lassen, weil der vorherige Titel bereits von einem anderen User genutzt wird.
Coffee & Cigarettes l USA 1987-2003 l Jim Jarmusch l DVD (OV)
Mit Sicherheit nicht Jarmuschs bester Film, aber ein über weite strecken unterhaltsamer Epsiodenfilm über Alltagsgespräche bei Kaffee (oder: Tee) und Zigaretten. Wie die Gespräche selbst, sind nicht alle Episoden als geglückt zu bezeichnen und einige ließen mich mit einem dicken Fragzeichen über dem Kopf zurück (z.B. "Rene"). Durch die verschiedenen und unterschiedlichen Persönlichkeiten und Gesprächsthemen wurde zumindest für Abwechslung gesorgt. Meine persönlichen Highlights waren Pop/Waits und Molina/Coogan... 7/10
Haie der Großstadt l OT: The Hustler l USA 1961 l Robert Rossen l DVD (OV)
Ein großer Film. Hatte mir der Quasi-Nachfolger "Die Farbe des Geldes" schon sehr gut gefallen, muss ich sagen, dass mir "The Hustler" noch ein wenig besser gefällt. Obwohl der Film hauptsächlich von Poolspielen und Dialogen bestimmt wird, fesselt er von der ersten bis zur letzten Minute. Eine großartige Leistung von allen Beteiligten, allen voran Paul Newman. "The Hustler" ist kein Film über Billard, sondern ein wunderbares Drama über Sieg und Niederlage, Abhängigkeit und Mißtrauen, Selbstaufgabe und Charakterstärke... 10/10
Lady Snowblood l OT: Shurayukihime l Japan 1973 l Toshiya Fujita l DVD (OmU)
Als großes "Kill Bill"-Vorbild angepriesen, weist "Lady Snowblood" in der Tat viele Parallelen zum Tarantino'schen Racheepos auf, wobei "Snowblood" doch wesentlich kompromissloser und weniger ironisch-überzeichnet (abgesehen von den herben Splattereinlagen) daher kommt. Die visuelle Umsetzung kann man nur als brilliant bezeichnen. Ein wunderschönes und zugleich brutales Rachedrama mit einer starken Hauptdarstellerin und interessantem Erzählstil... 9/10
2046 l Hongkong 2004 l Wong Kar-Wai l DVD (OmU)
Obwohl ich Wong Kar-Wai's außergewöhnlichen Stil schon vor langer Zeit kennen und lieben gelernt habe, fiel es mir zu Anfang etwas schwer, einen Zugang zu seinem neuesten Werk zu finden. Der Sci-Fi-Nebenplot ist daran nicht ganz unschludig. Ich denke auch, dass man diesen ruhig hätte vernachlässigen können, denn vor allem die mittelmäßigen bis schlechten CGI-Stadtansichten und das penetrante Product Placment im Abspann wirken sich nachteilig auf die Atmosphäre aus. Der eigentliche Handlungsstrang ist jedoch grandios gespielt und fotografiert und bildet eine Einheit mit seinem Vorgänger "In the Mood for Love". Es ist die Geschichte eines Mannes, der seiner verlorenen Liebe nachtrauert und sich von einer Beziehung in die nächste stürzt, von denen ihn aber keine wirklich glücklich zu machen scheint. Obwohl Tony Leung ja fast immer eine tolle Darstellung bietet (vor allem in Wong Kar-Wai's Filmen), geht er in dieser Rolle auf wie kein zweiter. Daumen hoch auch für den stimmungsvollen Score, Abzüge gibt's für die "Playstation"-Optik des Zukunftsszenarios... 8/10
Uzumaki l Japan 2000 l Higuchinsky l TV (Dt.)
Für mich der abgedrehteste Bilderrausch aus dem fernen Osten seit "Tetsuo - The Iron Man". Inhaltlich kann das surreale Spektakel mit seiner visuellen Finesse leider nicht ganz mithalten. Zwar herrscht stets eine unbequeme, bedrohliche Atmosphäre, aber wirkliche Spannung oder Gänsehaut mag dabei nicht aufkommen. Am Ende saß ich fast noch genauso ratlos vorm Fernseher wie zu Beginn des Films. Sehenswert wird dieser erst durch viele abgedrehten Einfälle und die außergewöhnliche Bildkomposition. Ein auf anderthalb Stunden aufgeblasener Videoclip. Die Synchro (ursprünglich angekündigt als Omu ) konnte ebenso wenig überzeugen... 6/10
Hundstage l Österreich 2001 l Ulrich Seidl l TV
Verstörender Blick auf eine Gesellschaft, die geradewegs in die Hölle fährt. Es fällt mir schwer, diesen Film objektiv zu bewerten, weil ich im Laufe des Films eine derartige Abscheu gegenüber den "Figuren" entwickelt habe, wie ich es bislang bei wenigen Filmen erlebt habe. Ähnlich wie sein Landsmann Michael Haneke zeigt Seidl alltägliche Szenen voller Aggression, Perversion und Gefühlskälte ohne zu beschönigen oder zu überzeichnen. Keine der im Film geschilderten Situationen erscheint abwegig, man bräuchte zum Vergleich nur einmal den Blick in die Tageszeitung werfen. "Hundstage" ist kein Film, den ich mir gerne oder häufiger ansehen werde, aber trotzdem ein wichtiges Werk, das zum Nachdenken anregt... 8/10
Nichts bereuen l Deutschland 2001 l Benjamin Quabeck l DVD
Wow. Und da sag noch mal einer, aus Deutschland würden nur Müllfilme kommen. Zum Glück gibt es hin und wieder ein kleines Filmjuwel wie "Nichts bereuen", das uns (oder zumindest mir ) den Glauben an den deutschen Film zurück gibt. Regisseur Benjamin Quabeck ist mit dem autobiografisch angehauchten "Nichts bereuen" ein beachtliches Debüt gelungen. Ein so authentisches und von Grund auf ehrliches Drama übers Erwachsenwerden habe ich selten gesehen. Hier wurde eigentlich alles richtig gemacht. Obwohl die Taten der Hauptfigur Daniel (grandios verkörpert von Daniel Brühl) nicht selten irrational erscheinen, kamen mir viele Situationen und Dialoge doch sehr, sehr vertraut vor. Auch am Ende bewahrt sich der Film seine erfrischende Ehrlichkeit und ließ mich tief beeindruckt zurück... 10/10
#18
Geschrieben 15. Mai 2005, 20:14
Die Kunst zu lieben
Carnal Knowledge
USA 1971
Mike Nichols
98 Min.
DVD (OV)
Lange Zeit vor "Closer" (2004) lieferte Mike Nichols bereits mit "Carnal Knowledge" eine radikale, schonungslose Studie über die Beziehung zwischen Mann und Frau ab. Diese resutliert nicht selten in einem Kampf der Egos, der nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern vor allem innerhalb dieser ausgetragen wird. Beeindruckt war ich vor allem von Nicholson's Charakter, der die Frauen benutzt und manipuliert möchte, der aber Angst hat vor einer festen Bindung und darüber, die Kontrolle über das andere Geschlecht verlieren zu können. Ein Mann, der sich vor wahrer Zuneigung fürchtet, weil er für sich selbst keine Liebe übrig hat. Ihm gegenüber steht Art Garfunkel (der zu meiner Überraschung sogar ein sehr guter Schauspieler ist), der einen sensibleren Umgang mit Frauen pflegt, dem es dafür an Selbstvertrauen mangelt und der sich eigentlich nur konstant selbst belügt. Obwohl beide eine langjährige Freundschaft verbindet, sind sie im Grunde erbitterte Rivalen auf dem Gebiet der Liebe und die Frauen dienen ihnen nur als Spielfiguren oder Trophäen in diesem Duell. Erschreckend ist dabei vor allem, wie glaubhaft und vertraut einem das Verhalten der Figuren erscheint und wie viel Wahrheit in ihrem Sagen und Handeln steckt. Die Dialoge sind einfach brilliant geschrieben und obwohl sie teilweise ein bisschen zu ausgefeilt und eloquent wirken, gewinnen sie durch das natürliche Spiel der Darsteller an Glaubwürdigkeit.
Jack Nicholson bietet eine absolut überragende Darstellung, angesichts derer es mir schleierhaft ist, wieso dieser Film (wie im übrigen auch "Five Easy Pieces") so wenig Beachtung gefunden hat, denn die Streitszene mit Ann-Margret gehört zu seinen besten Momenten überhaupt.
10/10
#19
Geschrieben 16. Mai 2005, 00:26
Last Witness
Heugsuseon
Südkorea 2001
Bae Chang-ho
104 Min.
DVD (Dt.)
"Last Witness" ist ein solider und handwerklich gut gemachter Krimi aus Korea, der sich eigentlich erst durch seine verschachtelte Erzählweise von der Masse abhebt. Während die Rahmenhandlung eher simpel strukturiert ist und zu Anfang keine richtige Spannung aufkommen mag, ist der Mittelteil, der rückblickend erzählt wird und in einem koreanischen Gefangenenlager spielt, wirklich erstklassig inszeniert und bietet eine Menge Action und dramatische Momente. Teilweise hatte ich sogar den Eindruck, hier wäre ein anderer Regisseur am Werk gewesen, weil sich der Mittelteil stilistisch so sehr vom Rest des Films unterscheidet. Den Darsteller des ermittelnden Cops fand ich ziemlich blass und der Schluss ist auch nicht 100%ig gelungen. Trotzdem ist "Last Witness" ein über weite Strecken unterhaltsamer Krimireißer, den man sich ruhig mal ausleihen kann. Leider ist die koreanische Tonspur der deutschen DVD total verhunzt, viele der Umgebungsgeräusche werden einfach verschluckt. Somit musste ich doch auf die Synchro ausweichen, die aber auch nur mittelprächtig gelungen ist, aber immerhin ordentlichen Surround bietet.
7/10
#20
Geschrieben 21. Mai 2005, 19:24
Rushmore
USA 1998
Wes Anderson
93 Min
DVD (OV)
Einfach nur genial, was Wes Anderson hier abgeliefert hat. "Rushmore" fällt zwar in die Kömodien-Sparte, aber trotzdem sind die Momente, in denen man laut auflacht, eher rar gesät. Viel eher ist es der leise, melancholische Humor und die absurde Situationskomik, die diesen Film so einzigartig machen. Bill Murray liefert hier eine der besten Leistungen seiner Karriere ab, und das, obwohl er sehr zurückhaltend und schüchtern agiert und es trotzdem schafft, mittels kleinster Nuancen auszudrücken, was in der Figur des Mr.Blume vor sich geht. Jason Schwartzman, Drummer der Band "Phantom Planet" und Neffe von Francis Ford Coppola, ist die perfekte Wahl für die Hauptrolle des Max Fisher und obwohl er gerade mal in einer Handvoll Filme mitgewirkt hat, bin ich sehr erstaunt über seine Wandlungsfähigkeit, die er schon mit "Spun" unter Beweis gestellt hat.
Vergleiche zu "The Graduate" drängen sich geradezu auf, nicht zuletzt aufgrund des tollen 60's Soundtrack. Allerdings hat "Rushmore" einen ganz eignen Stil, ist hervorragend in Szene gesetzt mit perfekter Ausnutzung des Scope-Formates und dem gezielten Einsatz von Zeitlupe und bietet natürlich jede Menge erfrischende Dialoge und liebenswerte Charaktere. Schon jetzt ein Klassiker, der noch häufiger den Weg in meinen Player finden wird.
10/10
#21
Geschrieben 26. Mai 2005, 01:16
The Thin Red Line l USA 1998 l Terence Malick l DVD (OV)
Ich kann durchaus verstehen, wieso dieser Film von vielen als "langatmig" empfunden wird, mir persönlich gefällt der gemächliche Erzählfluss aber sehr gut. Ich habe den Film bestimmt schon über 5 Mal gesehen und bin jedes Mal überwältigt von der Schönheit der Bilder. Diese bilden einen interessanten Kontrast zum Grauen des Krieges und erzeugen eine einzigartige Amtosphäre. Die Off-Monologe der Hauptfiguren (wobei es eigentlich keine solchen gibt) wirken stellenweise ein wenig abgedroschen, aber den genretypischen Heldenpathos sucht man hier zum Glück vergebens. "The Thin Red Line" ist einer der wenigen Kriegsfilme, in denen mir die Schicksale einiger Soldaten wirklich zu Herzen geht und das erlebe ich nicht oft. Beängstigend gut ist auch die musikalische Untermalung von Hans Zimmer, welche den Angriff auf das japanische Camp noch intensiver wirken lässt.
O Brother, where art thou? l USA 2000 l Joel & Ethan Coen l DVD (OV)
Von den Coens bin ich ja schon viel skurilles gewohnt, aber dieser Film schießt wirklich den Vogel ab. Eine abgedrehte Mischung aus Blödelkomödie, Roadmovie und Musical. Wobei ich schon beim einzigen Kritikpunkt wäre: Die Gesangseinlagen. Auch wenn sie vom göttlichen Trio Clooney/Turturro/Nelson überzeugend vorgetragen werden, empfand ich sie schon ein wenig störend, aber das ist und bleibt Geschmackssache. Der Rest bleibt sinnfreie und harmlose Unterhaltung mit gut aufgelegten Schauspielern und schönen Landschaftsaufnahmen.
Ran l Japan 1985 l Akira Kurosawa l TV (Dt.)
Mein erster Kurosawa... Während die erste Hälfte sehr minimalistisch im Stil eines Bühnenstücks inszeniert wurde und von langen Dialogen dominiert wird, werden in der Mitte des Films die Schwerter gezückt und ein visuelles Feuerwerk abgefeuert, das seinesgleichen sucht. Vor allem die finale Schlacht wies zu gefallen und verbreitete eine Gänsehaut erregende Endzeitstimmung. Zwischen den Schlachten ist der Film arg dialoglastig, was ja an sich nichts schlechtes ist, doch nicht selten wird hier viel gestritten und intregiert, ohne dass die Story wirklich voran getrieben wird... Auf audiovisueller Ebene kann "Ran" aber vollends überzeugen.
Donnie Brasco l USA 1997 l Mike Newell l DVD (OV)
Habe den Film zwar mehrfach im TV und auf DVD (jeweils in der Synchro) gesehen, aber in der Originalfassung (die auf der hundsmiserablen deutschen DVD ja fehlt ) gewinnt er noch um einiges an Qualität. Durch das hervorragende Spiel der beiden Hauptdarsteller wird "Donnie Brasco" nie langweilig, obwohl zum größten Teil auf oberflächliche "Action" verzichtet wurde und der Fokus klar auf den Charakteren ruht. Michael Madsen gibt mal wieder den King of Cool... Dieser Mann muss gar nicht großartig schauspieleren, allein seine Präsenz reicht aus, um das Augenmerk auf sich zu ziehen. Ein toller Soundtrack im übrigen, mit Songs von Blondie oder Electric Light Orchestra. Schade nur, dass das Ende ein wenig zu vorhersehbar ist und der Zuschauer viel zu schnell in die Credits entlassen wird.
Léon l USA 1994 l Luc Besson l DVD (OV)
Immer wieder überwältigend. Luc Besson hat mit "Léon" ein Großstadtmelodram geschaffen, welches durch seine ungewöhnliche Liebesgeschichte und knallharte Action besticht. Selten ist der Mix zwischen dramatischen und actiobetonten Szenen so phänomenal gelungen wie hier. Und dank Kinowelt haben nun auch die deutschen Fans endlich den Film in einer mehr als würdigen Umsetzung mit bestechender Bildqualität in einer schönen Aufmachung spendiert bekommen.
#22
Geschrieben 30. Mai 2005, 05:27
Solino
Deutschland/Italien 2002
Fatih Akin
124 Min.
DVD (OV)
Nachdem ich Fatih Akins andere drei Spielfilme gesehen und genossen habe, war ich etwas skeptisch, ob "Solino" an die Qualität dieser anknüpfen kann, weil mir das Thema doch etwas ungewöhnlich (für eine deutsche Produktion) erschien. Nach Sichtung des Films besteht für mich aber kein Zweifel daran, dass Akin der perfekte Mann für die Umsetzung des Stoffes war. "Solino" ist der "größte" aller Akins, da er über mehrere Jahrzehnte verteilt spielt und zur Hälfte in Italien und mit internationalen Darstellern (u.a. gibt es einen Gastauftritt vom großartigen Vincent Schiavelli ) gedreht wurde. Bei der Bildsprache hat sich Akin laut eigenem Bekunden beim italienischen Neorealismus orientiert und das sieht man dem Film, natürlich besonders in den Szenen in Italien, auch an. Teilweise fühlte ich mich, nicht zuletzt aufgrund der Musik, auch an Coppolas "Pate" erinnert. Schön auch, dass auf der DVD die Originaltonspur vorliegt, auf der die italienischen Dialoge im Original belassen und lediglich untertitelt wurden. Es findet sich zwar auch eine synchronisierte Fassung vor, diese erreicht aber nie die Qualität der OV und funktioniert schlicht und ergreifend nicht (trotz namhafter Sprecher).
Zwar fiel es mir anfangs etwas schwer, Bleibtreu und Metschurat als gebürtige Italiener zu akzeptieren, aber an diesen Umstand hatte ich mich schnell gewöhnt. Die Darsteller, auch oder besonders die Kinder, machen ihre Sache sehr gut.
Man könnte dem Script vorwerfen, dass es zu viele kleine Dramen erzählt, statt einem roten Faden zu folgen, aber mir gefällt dieser Mix sehr gut, ausser dass einige Handlungssprünge doch etwas zu schnell erfolgten.
Insgesamt aber ein weiteres großes Werk vom vielleicht derzeit besten deutschen Nachwuchsfilmer, das sich auch international sehen lassen kann.
#23
Geschrieben 30. Mai 2005, 05:48
Le Salaire de la Peur (Lohn der Angst)
Frankreich / Italien 1953
Henri-Georges Clouzot
142 Min.
DVD (OV)
Gegen diesen Reißer verkommt selbst ein Film wie "Speed" zu einer Schlaftablette. Nach einer eher unspektakulären, aber wichtigen Einführung der Charaktere, entwickelt der Film eine unglaubliche Eigendynamik und man fiebert unweigerlich mit den Figuren auf ihrem Spießrutenlauf mit. Als ob die derzeiten sommerlichen Temperaturen nicht schon Grund genug wären, trieb mir dieses Monster noch zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn. Kein Film, sondern ein Erlebnis!
#24
Geschrieben 31. Mai 2005, 15:02
Happiness
USA 1998
Todd Solondz
134 Min.
DVD (OV)
Eine ziemlich zynische und krasse Abrechnung mit der amerikanischen Gesellschaft präsentiert uns Todd Soldondz mit dieser Dramödie. Obwohl ernste Themen wie Pädophilie, Vereinsamung, sexuelle Frustration, Vergewaltigung und Suizid behandelt werden, wird der ganze Film von einem sehr speziellen, tragikomischen Humor begleitet. Bei vielen Szenen blieb mir allerdings das Lachen regelrecht im Halse stecken, meist in Zusammenhang mit dem Psychiater, der hervorragend von Dylan Baker verkörpert wird, und dessen Sohn. So krank und verachtenswert das Verhalten einiger Figuren erscheinen mag, empfand ich doch mit vielen von ihnen Mitleid, gar Sympathie. Überraschend fand ich vor allem, dass die meisten Situationen oder Gespräche gar nicht so weit von der Realität abgehoben scheinen. Lediglich die gehörig mit Ironie gewürzte Erzählweise sortg dafür, dass einem vieles eher absurd denn schockierend erscheint. Ab und an gibt es sogar einige sehr gefühlvolle und zu Herzen gehende Momente. Großes Lob an den Cast, neben Dylan Baker liefert auch Philip Seymour Hoffman eine sehr mutige Leistung ab.
#25
Geschrieben 31. Mai 2005, 15:20
Dr.Strangelove or: How I learned to stop worrying about and love the bomb
UK 1964
Stanley Kubrick
93 Min.
DVD (OV)
"Gentlemen, you can't fight in here! This is the War Room."
Genial!!!
Lediglich das Ende ärgert mich immer wieder ein wenig. Roger Ebert schreibt in einem (im DVD-Booklet enthaltenen) Essay, dass der Film effektiver wäre, wenn er nach der Detonation der ersten Atombombe enden würde, mit Verzicht auf die anschließende Dialogszene im War Room, und in dem Punkt stimme ich ihm zu. Ansonsten nach wie vor die beste Politsatire aller Zeiten und in meinen Augen Kubricks bester.
#26
Geschrieben 02. Juni 2005, 12:02
PTU l Hongkong 2003 l Johnnie To l DVD (OmU)
PTU ist ein sehr ruhiger, unspektakulärer Film, der eine Gruppe der P.T.U. (Police Tactical Unit) durch die verlassenen Strassen Hongkongs begleitet. Die sehr lose Handlung spielt ausschließlich nachs. Trotz seines mickrigen Plots ist "PTU" ein visuell gelungenes und atmosphärisch dichtes Werk. Die perfekt ausgeleuchteten Sets und die realistische Klangkulisse erwecken beim Zuschauer den Eindruck, er würde sich selber am Ort des Geschehens befinden. Kurz vor Ende gibt es noch einmal eine ausgedehnte (und blutige) Strassenschießerei, "PTU" ist trotzdem alles andere als ein schnell geschnittener Acionthriller, sondern eine recht bodenständig erzählte Momentaufnahme aus dem Hongkonger Nachtleben. Sollte man unbedingt bei Nacht oder zumindest im abgedunkelten Zimmer sehen.
The Royal Tenenbaums l USA 2001 l Wes Anderson l DVD (OV)
Ein weiterer Geniestreich von Wes Anderson. Die Figuren sind hier noch ausgefallener als in "Rushmore", viele der Schauspieler sieht man hier in Rollen, in denen man sie so noch nie gesehen hat. Die Inszenierung ist einfach grandios, direkt auf den Punkt gebracht, untermalt von einem perfekten Soundtrack. Schön, mit wieviel Liebe zum Detail hier vorgegangen wurde. Jedes Bild ist ein kleines Kunstwerk für sich und es ist unmöglich, alle Details beim ersten Ansehen auf Anhieb zu erfassen. Es gibt auch einige dramatische Szenen, die ich von Anderson gar nicht erwartet hätte, trotzdem gibt es kaum nennenswerte Höhepunkte, die Erzählweise bleibt den ganzen Film eher ironisch-distanziert und wird von den Kommentaren eines Off-Erzählers begleitet. Zweiffelos ein guter Film, "Rushmore" gefiel mir aber summa summarum etwas besser.
Alaska.de l Deutschland 2000 l Esther Gronenborn l TV
Hatte mir von diesem Film eigentlich mehr erhofft, was aber vielleicht auch an meiner gesteigerten Erwartungshaltung aufgrund der vielen überragenden deutschen Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe, liegen mag. Der Film bietet zwar schöne Bilder in Werbefilm-Optik, aber die Charaktere bleiben leider zu blass und beliebig, als dass man wirkliches Interesse für ihr Schicksal entwickelt. Potenzial ist schon vorhanden, dieses wurde aber m.E. nicht genügend ausgeschöpft. Schade, denn die Jungdarsteller machten ihre Sache recht ordentlich. Vielleicht gebe ich dem Film irgendwann noch mal eine zweite Chance, vorerst bleibt er aber von meiner Einkaufsliste gestrichen.
#27
Geschrieben 05. Juni 2005, 23:32
Death and the Maiden
GB/F/USA 1994
Roman Polanski
99 Min.
TV (Dt.)
Ich hatte schon immer eine kleine Schwäche für Filme mit "kammerspielartiger" Atmosphäre und dieses relativ unbeachtete Polanski-Werk zählt meines Erachtens zu den besten Vertretern dieser Sorte Film. Hier wird auf eindrucksvolle Weise bewiesen, wie mit simpelsten Mitteln maximale Spannung erzeugt werden kann. Lange Zeit wird der Zuschauer im unklaren darüber gelassen, ob Kingsley wirklich derjenige ist, auf den es die Weaver abgesehen hat oder ob sie einfach nur verrückt spielt. Getragen wird der Film vor allem durch das Spiel seiner drei Hauptakteure (Weaver, Kingsley und der mir unbekannte Stuart Wilson), die hier zu schauspielerischer Höchstform auflaufen. Das Werk wurde von Polanski wieder einmal erstklasig inszeniert. Obwohl kaum Schauplatzwechsel stattfinden, der Film sehr dialoglastig ist und auch auf sonstige Effekthascherei verzichtet wurde, gab es so gut wie keine Längen. In Anbetracht der "simplen" Struktur des Films eine große Leistung. Das Ende erschien mir auf den ersten Blick etwas inkonsequent, aber je länger ich drüber nachdachte, desto schlüssiger erschien es mir...
Beklemmendes Psychoduell, souverän gespielt und inszeniert.
#28
Geschrieben 06. Juni 2005, 00:20
Star Wars - Episode III: Revenge of the Sith
USA 2005
George Lucas
140 Min.
Kino (Dt.)
Ich habe keine große Lust, noch weitere Worte über diesen 2stündigen Effektesturm im Wasserglas zu verlieren, diese Rezension fasst meine Eindrücke ganz gut zusammen.
Die Erdnuß, die sich ins Dekolleté meiner Sitznachbarin verirrte, war da noch der unterhaltsamste Teil des Kinobesuches.
#29
Geschrieben 20. Juni 2005, 18:23
Ein Highlight will, nein - muss ich - ich aber doch noch mit einem ausführlichen Eintrag würdigen :
Batman Begins
USA 2005
Christopher Nolan
141 Min.
Kino (Dt.)
Lange Zeit hat es gedauert, nun bekommen die Fans endlich DIE "Batman"-Umsetzung spendiert, welche der Comicvorlage am ehesten gerecht wird. Christopher Nolan beschreitet hier einen gänzlich anderen Weg als die "Batman"-Veteranen Burton und Schumacher und präsentiert uns ein düsteres Charakterdrama, das zwar immer noch Fiction ist, aber im Rahmen der Möglichkeiten weitestgehend realistisch gestaltet wurde. Es wird nicht nur erklärt, wie Batman an seine Gadgets kam, sondern auch was den Industrie-Erben und Milliardär Bruce Wayne auf seinem Kreuzzug gegen die Kriminalität antreibt und wie er zu der heroischen, aber ebenso zerissenen Figur wurde, als die er bekannt ist. Der Entwicklung Waynes zum dunklen Ritter wurde ausgiebig Platz eingeräumt und es vergeht gut eine Stunde Spielzeit, bis er überhaupt erst auf den Putz hauen darf. Aber auch die Actionszenen sind eher rar gesät und wurden zu großen Teil frei von CGI inszeniert, was ihnen eine Dynamik verleiht, die man im "Blockbuster"-Kino lange Zeit vermisst hat (auch wenn der Schnitt die Kampfszenen stellenweise etwas unübersichtlich wirken ließ). Die Darsteller machen ihre Sache ausnahmslos gut und schaffen es, ihren Figuren das höchste Maß an Authenzität einzuhauchen. Besonders beeindruckt war ich von Michael Caine als Alfred, Waynes Butler und Vaterersatz, der seiner Figur Wärme und vor allem einen herrlich trockenen Humor verleiht und die meisten Lacher (die der sehr düstere Film auch bitter nötig hat) auf seiner Seite hat. Christian Bale gibt wie immer eine beachtliche Leistung, er IST Bruce Wayne/Batman. Als Wayne hat er die Möglichkeit, an sein Image aus "American Psycho" anzuknüpfen, und gerade "sein" Batman kommt wesentlich aggressiver und Furcht einflössender daher als alle vorherigen Interpretationen. Auch die übrigen Schauspieler machen ihre Sache gut bis sehr gut, selbst Morgan Freeman oder Gary Oldman, die nur mit relativ kleinen Rollen bedacht wurden, aber diesen Glaubwürdigkeit und Sympathie verleihen. Im Falle von Liam Neeson fühlte ich mich zunächst unangenehm an seine Mentor-Rolle aus "SW: Episode 1" erinnert, doch auch ihm wird genügend Freiraum geboten, die Tiefen seiner Figur auszuloten und gegen sein Saubermann-Image anzukämpfen. Cillian Murphy überzeugt als Scarecrow, obwohl seine Figur von allen die meisten Comic-haften Züge (neben Batman himself natürlich) trägt. Ich bin sehr gespannt, was wir in der Zukunft noch von diesem aufstrebenden Jungdarsteller erwarten können (siehe auch Wes Craven's "Red Eye"). Etwas enttäuscht war ich über die kurze Leinwandpräsenz von Ken Watanabe und den übertriebenen und mit reichlich Gags und Onelinern gespickten Einsatz des Batmobils, insbesondere unter Führung von Gordon im Finale. Das hätte man auch anders lösen können und bremst den düsteren Drive des Films ein wenig. Diese Mankos werden jedoch durch die vielen positiven Eindrücke wieder ausgebügelt, besonders erwähnt sei auch der Gänsehaut-Score vom Duo Zimmer/Howard, welcher die Schlüsselszenen des Films NOCH intensiver wirken lässt.
Es gibt noch viele andere Pluspunkte, die ich gerne anführen würde, stattdessen rate ich aber jedem (egal, ob Comicfreund oder nicht), diesen Film mit eignen Augen zu erleben, denn wir haben es hier nicht nur mit der besten "Batman"-Verfilmung, sondern m.E. auch mit der mit der besten Superheldenumsetzung bis dato zu tun, die die Messlatte für kommende Comicadaptionen SEHR hoch legt und über die man (hoffentlich) noch in vielen Jahren sprechen wird. Verdient hätte es das Gespann Goyer/Nolan/Bale, denen mit diesem Werk die Wiederbelebung eines in der Vergangenheit zu oft gescholtenen Heldenmythos vollends geglückt ist und auf einen Nachfolger hoffen lässt.
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