bekay sagte am 07.01.2008, 16:34:
(1) ich habe keine ahnung vom exploitation-kino der 70er. außer cleopatra jones, teil 1, habe ich da nix gesehen, in meinem ganzen leben. der film kam mir trotzdem nicht wie das werk eines irren vor.
(2) taramtinos belanglosen dialoge sind interessanterweise niemals teil seines fangebarens, weil sowas ja gerade in genre-filmen nix zu suchen hat. hier füllt er genre-strukturen mit einer ihnen fremden natürlichkeit aus (was er bei kill bill interessanterweise nicht so intensiv gemacht hat). und wenn diese dialoge eins sind, dann beseelt von einer gerade völlig "filmfremden" alltäglichkeit und natürlichkeit ("natürlichkeit" immer nur als annäherung an eine zwischenmenschliche realität aus einem gewissen blickwinkel zu verstehen). das halte ich auch immer für eine leistung, wie er das aus den schauspielern rausbekommt.
(3) was du zweimal als superbitches bezeichnest, sind doch offensichtlich zwei vollkommen verschiedene frauentypen. ganz einfach: zwar selbstbewusste, aber verantwortungslose säuferinnen, die sich von einem völlig fertigen und alten stuntman angst machen lassen und für ihren "jugendlichen" partyleichtsinn zerquetscht und zerteilt auf dem asphalt landen. und dann: selbstbewusste, nicht saufende, sondern (im filmbuisness[!], nicht mehr beim radio[!]) arbeitende frauen, die das weichei im alten und fertigen stuntman herauskehren können und dieses ihrerseits zerquetschen. bedenkt man auch den phänomenologisch konstruierten wechsel des filmmaterials genau an der stelle der differenzierung dieser beiden frauentypen, scheint tarantino doch eine geschichte der frauenemanzipation zu erzählen, die er scheinbar eng mit einer medien-/filmgeschichte verknüpft. (inwiefern man diese entwicklung auch mit der stellung der frau im exploitation-kino vergleichen kann - kann ich eben nicht wissen!)
lange rede, kurzer sinn: death proof finde ich in vielerlei hinsicht sehr doppelbödig. ihm eindimensionalität vorzuwerfen, das sehe ich nicht ganz ein. so, alles erste ideen. mach bitte keine riesendiskussion draus
Eine Antwort wird aber schon gestattet sein, oder?
Zu 1) Gut, vielleicht war meine Verallgemeinerung eine Spur zu grob, ich hatte damit einen Mainstreamkinogänger im Sinn.
Zu 2): Das, was die Kritik (und ich) dem Film unter dem Stichwort "Langeweile" vorwerfen, ist sehr wohl Bestandteil des simulierten Filmgenres ("Genre" trifft es ja eigentlich nicht ganz). Das exerzieren sowohl Rodriguez als auch Tarantino von vorn bis hinten durch: Da ist es sogar egal, wenn zwischendurch mal was fehlt, weil man eh nichts Wichtiges verpasst. Schau dir mal was von Ted V. Mikels, Al Adamson oder Konsorten an, die funktionieren ganz genauso.
Zu 3): Die von dir unterstellte "Natürlichkeit" ist natürlich selbst ein Stilmittel. Natürlich ist gar nix an den Dialogen. Du sagst, Tarantino füllt Genrewelten mit Natürlichkeit, ich finde er hat gar nichts, womit er seine Welt befüllen kann, deswegen lässt er seine Protagonisten in einem fort so reden, wie es Tarantino eben am liebsten hat und auch selbst praktiziert: Ohne Punkt und Komma und vor allem ohne zuzuhören.
Zu 4): Mag sein, aber erstens erscheinen mir auch die Filmbitches zu sehr als Objekte von Tarantinos Begierde zu, als dass ich DEATH PROOF als Audruck feministischer Aufwallungen betrachten würde. Und selbst wenn du Recht hast (mir war der Film einfach viel zu leer, um mich mit solch lobenswertem interpretatorischem Enthusiasmus auf ihn zu stürzen): Das ist dann auch wieder Genrekonvention, die in jedem Slasherfilm durchexerziert wird.