Funk_Dogg sagte am 12.07.2006, 11:49:
Jetzt wo ihr's sagt ... Finde das z. B. aber den anderen Filmen weniger frappant als in den CRUISING und L.A.
Doyle ist vorher schon ein Arsch, Karras nimmt den Teufel ja aus christlicher Nächstenliebe in sich auf und in RAMPAGE geschieht diese Identifikation ja in ertser Linie, um eine politische Aussage über die Todesstrafe zu machen. Die Charaktererweiterung wirkt in diesen Filmen sehr folgerichtig und scheint stärker Ausdruck einers aufklärerischen Gedankens zu sein, während das in CRUISING und L.A. m. E. eher Züge von Schizophrenie trägt. Übrigens RAMPAGE: Als ich L.A. als letzten guten Film bezeichnet habe, hatte ich den völlig vergessen. Noch so ein Film, der seine Zuschauer gehörig durchorgelt ...
Die Motivation aus der heraus es geschieht ist ja eher sekundär. Zentral ist die Konfrontation mit dem was man ablehnt, was bekämpft wird. Doyle ist ein Charakter der das Verbrechen hasst und es mit allen Mitteln bekämpfen möchte. Dass er ein Arschloch ist, ist überhaupt die Eintrittskarte für ihn ein Opfer und Erfüllungsgehilfe für eben diese von ihm gehassten Mechanismen zu sein. Im Grunde lässt sich bei Friedkins Figuren ein Hang zur Totalität finden. So sehr sie dem einen zugehören, muss auch ein Teil des Gegenteiligen in ihnen stecken, sonst würden sie sich nie dem anderen hingeben. Karras gibt sich nicht rein aus christlicher Nächstenliebe hin, sondern weil er den Hang zum Bösen schon in sich verspürt. Er ist ein Zweifler an der eigenen Religion und damit die perfekte Verbindungsfigur zwischen religiöser Erlösung und satanischer Nemesis. Scanlon ist in den südamerikanischen Dschungel gegangen, um von allem wegzukommen, nicht zuletzt sein eigenes Scheitern in der Non-Dschungelwelt zu vergessen. Doch der Griff nach dem Erfolg und eine alte Schuld vergessen zu lassen, treiben ihn in seiner selbst gewählten Hölle endgültig in den Untergang. Das lässt sich auf die anderen Figuren beliebig fortführen. Diese Schizophrenie, wenn es denn eine ist, steckt in allen Hauptfiguren Friedkins und befähigt sie überhaupt dazu, dass was sie ablehnen, selbst zu erfahren oder es zumindest zu verstehen
Es ist schon erkennbar, dass im weiteren Verlauf von Friedkins Filmographie der Aspekt der Einsicht stärker aufgebracht wird, so in RAMPAGE – ANKLAGE MASSENMORD oder auch DIE STUNDE DES JÄGERS, wo wir endlich mal eine Weiterentwicklung des Verlaufs haben, da eine Figur auf zwei aufgeteilt wird. Bonham und Hallam (allein schon die Phonetik der Namen), wobei Bonham seinen Frieden gemacht hat, während Hallam verrückt geworden ist. Wobei Bonham, im Gegensatz zu Hellam, ja auch nie genötigt war das Mordhandwerk auszuüben, das er andere gelehrt hat.