Funk Doggs Forum
#1441
Geschrieben 25. August 2007, 15:49
Ich hatte gestern noch weiter nachgedacht, wie denn ein Baseballfilm zu bewerten sei. Ich meine, man kann diese Filme nicht mit anderen Filmen zusammenbringen. Wenn ich über sie nachdenke, dann befinde ich mich in einem anderen Universum als dem gängigen, das ist eine andere Welt, eben eine mythische. Und man kann von Baseballfilmen nur sprechen, wie man auch von Baseball spricht. Darin kommt der Mythos und das Quasireligiöse zusammen. Da schauen Leute von außen drauf und glauben, da sei einer verrückt. Und in diesem Spiel wie in diesen Filmen liegt tatsächlich einiges an Trost.
#1442
Geschrieben 25. August 2007, 17:14
Kasimir sagte am 25.08.2007, 16:49:
Ich hatte gestern noch weiter nachgedacht, wie denn ein Baseballfilm zu bewerten sei. Ich meine, man kann diese Filme nicht mit anderen Filmen zusammenbringen. Wenn ich über sie nachdenke, dann befinde ich mich in einem anderen Universum als dem gängigen, das ist eine andere Welt, eben eine mythische. Und man kann von Baseballfilmen nur sprechen, wie man auch von Baseball spricht. Darin kommt der Mythos und das Quasireligiöse zusammen. Da schauen Leute von außen drauf und glauben, da sei einer verrückt. Und in diesem Spiel wie in diesen Filmen liegt tatsächlich einiges an Trost.
Gehe bis ans Ziel ...
Herzlich Willkommen! Ja, du hast Recht. Dennoch gibt es schon Baseballfilme, die man "normal" rezipieren kann. Filme, in denen es nicht um Baseball geht, sondern in denen Baseball eher den szenischen Rahmen bildet, also Filme wie MAJOR LEAGUE, MR. BASEBALL etc. – die funktionieren eben nach den Mechanismen der Komödie. Die Filme, die du ansprichst, ja, die sind wohl nicht von einer Außenperspektive zu begreifen. FIELD OF DREAMS, THE NATURAL, BULL DURHAM etc. – die kann man nicht verstehen, ohne Bezug zum Sport, dennoch sind es keine Sportfilme im herkömmlichen Sinn, weil das Spiel selbst ja nur am Rand eine Rolle spielt. Die müssen einem versponnen und kitschig erscheinen, wenn man die Sportart und den Mythos darum nicht versteht. Es gibt ja auch noch eine ganze Anzahl von historischen Baseballfilmen, THE BABE etwa, EIGHT MEN OUT oder COBB, die zunächst mal relativ bieder erscheinen. Aber dann fällt einem auf, dass es kaum Filme über Sportler anderer Sportarten gibt, Boxen vielleicht ausgenommen. Das Mystische hängt mit dem Baseball unmittelbar zusammen, anders als etwa beim Basketball oder Football. Insofern kann man schon sagen, dass der Baseballfilm kein Subgenre, keine besondere Ausprägung des Sportfilms ist, sondern ein eigenes Genre.
#1443
Geschrieben 25. August 2007, 17:54
Natürlich, so einfach ist es nicht, Baseball ins Bild nehmen und der Mythos ist da. Du hast die Unterscheidung aber dankenswerterweise meinen laxen Bemerkungen zugestanden. Eine Sonderstellung würde ich persönlich den "Indianern von Cleveland" (und den muss ich dann auch so nennen) zusprechen, weil der für mich eine recht regelmäßige Möglichkeit darstellte, Baseball zu sehen (und eben nicht nur zu sehen), der ich ansonsten in einem Milieu groß wurde, da war Baseball ferner als fern.
All diesen Filmen - einem "Natural" ebenso wie einem "Cobb", freilich je anders, aber das Spiel hat alle Facetten - ist gemein, dass man ein Entree zu leisten hat (Kenntnisse des Spiels und Einfühlung in den Mythos), und dass sie das entlohnen. Filme wie "Mr. Baseball" oder das totale Missverständnis "Angels in the Outfield" entlohnen nicht in diesem Sinne - wenn man auch ein bisschen mehr mitbekommt, wenn man 'die Regeln kennt'. Aber ich bin immer noch - ja tatsächlich - auch ergriffen, von der Wurfkraft von Charlie Sheen, wenn er seine Bälle weit weg vom Handschuh des Catchers setzt oder einer Figur den Kopf weghaut. Aber immer mit ungeheurer Kraft, die er aber erst einzusetzen lernen muss (unbedingt schön ist da ja auch, wie er mit dem älteren pitcher tatsächlich kooperiert. Da ist von Wachablösung im Universum dieses einen Films nicht die Rede. Oder Berengers kaputte Knie ...). Er muss ja aus dem Knast raus, um das Spiel spielen zu können. Und dann hat der Film auch noch dieses punctum, diese grandiose Einstellung, als sie zwar nun ein Flugzeug gestellt bekommen haben, das aber - nächtens durch Blitz und Donner flackernd gefilmt und in amerikanischem Silberglanz gehalten, ein körniges Bild, ja geradezu s/w - an die Horror-, nein die Schauderzeiten des silver screens erinnert - in dem Punkt ist der Film auch analytisch schlau, weil er da verbindet, was nicht unbedingt zusammengehört, aber tatsächlich (vielleicht auch nicht für jeden) zusammenpasst (ich nenne hier Tourneur als Vergleichsreferenz).
Ich würde wohl nie das Geschick der guten Baseballfilme ergründen wollen. Ein Film wie "The Natural" etwa ist ja fast eine andauernde Probe (der Blitz, die Gravur ins Bat, das tatsächliche Alter Redfords, das Sonnenlicht und der Blütenstaubweichzeichner, als sie mit dem Zug anhalten, der femme-fatale-Schuss ...). Du hast sehr recht, dass man Baseballfilme und Sportfilme unterscheiden muss. Da sind andere Filme näher dran an den Baseballfilmen (hier würde ich spontan Wilders Lindberghfilm [ausgesprochen aufschlussreich, Stewart in diesem Film mit Redford in "The Natural" zu vergleichen!] und Manns Glenn-Miller-Bio nennen - beide, nicht von ungefähr, mit Jimmy Stewart).
#1444
Geschrieben 25. August 2007, 18:29
Ich wollte die INDIANER keineswegs abwerten. Ich mag den auch sehr und habe ihn wohl zigmal gesehen – logischerweise. Die Elemente, die du ansprichst, scheinen mir dennoch weniger genuin dem Baseballfilm zurechenbar zu sein, sondern eher gängige Elemente der Underdogkomödie bzw. generell des Sportfilms. Ich räume aber gern ein, dass sie zur speziellen Baseballmystik besonders gut passen und hier vielleicht tatsächlich mehr Sinn machen als in anderen Filmen.
Ansonsten: Hut ab vor deinen florierenden Assoziationen und deinem umfassenden Filmwissen – Eigenschaften, die mich jedesmal wieder in Andacht erstarren lassen, da geht es mir so wie dir mit der Wurfkraft des Wild Things ...
#1445
Geschrieben 25. August 2007, 20:18
Funk_Dogg sagte am 25.08.2007, 19:29:
Ich wollte die INDIANER keineswegs abwerten. Ich mag den auch sehr und habe ihn wohl zigmal gesehen – logischerweise. Die Elemente, die du ansprichst, scheinen mir dennoch weniger genuin dem Baseballfilm zurechenbar zu sein, sondern eher gängige Elemente der Underdogkomödie bzw. generell des Sportfilms. Ich räume aber gern ein, dass sie zur speziellen Baseballmystik besonders gut passen und hier vielleicht tatsächlich mehr Sinn machen als in anderen Filmen.
Was ich vielleicht doch noch sage, auch wenn mir die Analogie bisschen zweifelhaft scheint: Als ich gestern die Maddux-Statistik verlinkt habe und mir vorzustellen versuchte, für wie bekloppt man von den armen Leuten gehalten wird, die das anklicken, da kam mir der Gedanke an die Matrix: Es sind 'nur' ein paar Kürzel und ein paar Zahlen, aber wer sich auskennt (es durchblickt hat), der sieht auf solche Zahlenreihen wie auf eine ganze Welt ...
Zitat
you make everything ... funky //
wild thing, i think i ... (d')oh.
#1446
Geschrieben 25. August 2007, 21:33
Kasimir sagte am 25.08.2007, 21:18:
Funk_Dogg sagte am 25.08.2007, 19:29:
Ich wollte die INDIANER keineswegs abwerten. Ich mag den auch sehr und habe ihn wohl zigmal gesehen – logischerweise. Die Elemente, die du ansprichst, scheinen mir dennoch weniger genuin dem Baseballfilm zurechenbar zu sein, sondern eher gängige Elemente der Underdogkomödie bzw. generell des Sportfilms. Ich räume aber gern ein, dass sie zur speziellen Baseballmystik besonders gut passen und hier vielleicht tatsächlich mehr Sinn machen als in anderen Filmen.
Was ich vielleicht doch noch sage, auch wenn mir die Analogie bisschen zweifelhaft scheint: Als ich gestern die Maddux-Statistik verlinkt habe und mir vorzustellen versuchte, für wie bekloppt man von den armen Leuten gehalten wird, die das anklicken, da kam mir der Gedanke an die Matrix: Es sind 'nur' ein paar Kürzel und ein paar Zahlen, aber wer sich auskennt (es durchblickt hat), der sieht auf solche Zahlenreihen wie auf eine ganze Welt ...
Was die INDIANER von anderen Underdog-Komödien abhebt, ist natürlich, dass hier auf ganz reale Loser rekurriert wird, eben auf die Cleveland Indians, die ja tatsächlich lange Zeit der Inbegriff des nichtsnutzigen Verliererteams waren – ein Status, der sie eben weit über die Grenzen ihrer Stadt hinaus (Cleveland ist ja generell immer eine willkommene Zielscheibe für Spott – man denke etwa an THISIS SPINAL TAP) bekannt machte und zu Sympathieträgern prädestinierte. Insofern trägt INDIANER eben Züge einer alternativen Geschichtsschreibung, die über die nur erneute Bestätigung des amerikanischen Traums hinaus direkt an den Mythenschatz anknüpft und eine What-if-Strategie verfolgt.
Zu den Statistiken: Was du verlinkt hast, ist ja nur der offizielle und für Kenner durchsichtige Standard. Statistiken dieser Art gab es von mir während meiner Regionalliga- und Zweite-Bundesliga-Zeit auch. Aber das wird ja noch viel weiter getrieben: Siegesstatistiken, die Tag- und Nachtspiele unterscheiden, ERAs, die die Leistung gegen links- und rechtshändige Batter berücksichtigen, und Kombinationen der beiden etc. Ein bisschen steckt in der Statistiksucht auch der Wunsch, die Welt in Zahlen festhalten zu können, letzten Endes die Suche nach der Weltformel ...
#1447
Geschrieben 25. August 2007, 21:57
Funk_Dogg sagte am 25.08.2007, 22:33:
Zitat
#1448
Geschrieben 25. August 2007, 22:07
Kasimir sagte am 25.08.2007, 22:57:
War mir ohnehin klar. Also:
#1450
Geschrieben 26. August 2007, 09:30
Kasimir sagte am 25.08.2007, 23:52:
Gar nicht. Vor zehn, 15 Jahren gab es in der GEO mal einen Artikel, in der die Verfasserin, eine Amerikanerin, versuchte zu ergründen, was der Amerikaner denn am Baseball eigentlich faszinierend findet. Das Ergebnis: Er schaut sich Baseball an, weil er während eines Spiels Unmengen an Zeug in sich reinstopfen kann. Der Artikel kulminierte in einer eindrucksvollen Auflistung der Lebensmittel, die die Familie der Verfasserin (Chicago-Cubs-Fans by the way) verdrückt hatte. Bier war bestimmt auch dabei. Und die Simpsons-Episode, in der Homer beim Baseball kein Bier bekommt, kennst du bestimmt auch, gell?
#1451
Geschrieben 26. August 2007, 09:53
Funk_Dogg sagte am 26.08.2007, 10:30:
Kasimir sagte am 25.08.2007, 23:52:
Gar nicht. Vor zehn, 15 Jahren gab es in der GEO mal einen Artikel, in der die Verfasserin, eine Amerikanerin, versuchte zu ergründen, was der Amerikaner denn am Baseball eigentlich faszinierend findet. Das Ergebnis: Er schaut sich Baseball an, weil er während eines Spiels Unmengen an Zeug in sich reinstopfen kann. Der Artikel kulminierte in einer eindrucksvollen Auflistung der Lebensmittel, die die Familie der Verfasserin (Chicago-Cubs-Fans by the way) verdrückt hatte. Bier war bestimmt auch dabei. Und die Simpsons-Episode, in der Homer beim Baseball kein Bier bekommt, kennst du bestimmt auch, gell?
Ich hab auch mal einen schönen kleinen Text gelesen, wo das Spiel als Familien(stiftender )ausflug gezeichnet wurde, alle ziehen gemeinsam los, mit Picknickkorb, verbringen eine ordentliche gemeinsame Zeit miteinander mit dem Spiel, eben take ...
Und natürlich war das oben Ironie, das weißt du auch (und ich weiß, dass du es weißt). Wir wissen wohl mittlerweile beide, was der je andere weiß, weil es das ist, etwa, was wir selber wissen (weil es zu einem nicht unerheblichen Teil kollektives Wissen ist). Danke für den Artikelhinweis - der hätte mich anderweitig kaum erreicht to be
#1452
Geschrieben 26. August 2007, 13:37
Funk_Dogg sagte am 26.08.2007, 14:07:
Funk_Dogg sagte am 26.08.2007, 14:07:
Jessir!
#1453
#1456
Geschrieben 02. September 2007, 11:07
#1457
Geschrieben 02. September 2007, 18:01
A Tramp sagte am 02.09.2007, 12:07:
Hehe, die beharrliche Weigerung Gondorffs, Lonnegans Namen richtig auszusprechen, ist wirklich Gold wert. Und als Lonnegan dem Falschspieler Gondorff Geld zahlen muss, weil er sonst eingestehen müsste, selbst falsch gespielt zu haben, und feststellt, dass seine Geldbörse verschwunden ist ... ach blablabla, diese Szene ist einfach so dermaßen begnadet konstruiert, dass man es einfach selbst gesehen haben muss.
#1458
Geschrieben 05. September 2007, 10:04
#1459
Geschrieben 05. September 2007, 10:11
Schischa sagte am 05.09.2007, 11:04:
Dankeschön! Als nächstes gibt's übrigens die SHE-DEVILS ON WHEELS: "We're the hellcats nobody likes, Man-Eaters on motorbikes!"
Und schonmal vorab viel Spaß bei deiner Lewis-Retro!
#1461
Geschrieben 16. September 2007, 20:49
Zum Trash-Aspekt noch kurz: In der Tat unglaublich, der Film ist bei all seiner sichtbaren Kostenintensivität so rotzig auf Stuss getrimmt wie kaum ein anderer seiner Zunft und allein deshalb schon einzigartig. So wie der ist, ist er rundum perfekt.
#1462
Geschrieben 16. September 2007, 20:54
Funxton sagte am 16.09.2007, 21:49:
Zum Trash-Aspekt noch kurz: In der Tat unglaublich, der Film ist bei all seiner sichtbaren Kostenintensivität so rotzig auf Stuss getrimmt wie kaum ein anderer seiner Zunft und allein deshalb schon einzigartig. So wie der ist, ist er rundum perfekt.
Ja, absolut. Der ist eine einzige Augenweide. Gerade WEIL er nicht nach herkömmlichem Verständnis "perfekt" aussieht.
#1463
Geschrieben 16. September 2007, 21:03
Funxton sagte am 16.09.2007, 21:49:
Eben deshalb bleibe man dem Film auch fern mit Kategorien wie camp oder trash - las das jetzt grad zu ersten Mal, dass es da scheinbar Leute gibt, die dem das nachsagen "Flash Gordon" ist wie viele der großen Filme ein Kristall, der in jeder seiner vielfältigsten Facetten nur schönes bietet.
#1464
Geschrieben 23. September 2007, 13:54
#1466
Geschrieben 24. September 2007, 07:04
Scheiße, tatsächlich alle sechs Pauker-Filme am WE durchgehalten
Da erwarten deinen Chef bestimmt ein paar lustige Streiche rund ums Furzkissen. Mein Mitleid für den Armen.
#1467
Geschrieben 24. September 2007, 07:37
Funxton sagte am 24.09.2007, 08:04:
Scheiße, tatsächlich alle sechs Pauker-Filme am WE durchgehalten
Da erwarten deinen Chef bestimmt ein paar lustige Streiche rund ums Furzkissen. Mein Mitleid für den Armen.
Bei Teil 7 sind wir dann gestern aber noch eingeknickt. Der kommt heute abend.
Meine Chefin hat zum Glück Urlaub. Da muss dann mein Kollege dran glauben ...
#1470
Geschrieben 26. September 2007, 10:23
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