Die Abhandlung des Ippolit
#31
Geschrieben 08. März 2003, 20:33
um selbst über diesen film schreiben zu können, bin ich wohl ein paar jahre zu spät 'dran. macht nichts, ein paar leben ja noch:
Squares, man
Squares can't dig this flick about a couple of heads selling some blow and splitting L.A., heading through the heart of the real America, man, the America of communes and free love and grow your own crops. Freedom. On their choppers in their leathers and fringe, letting their freak flags fly. They find the vibe and get in the groove of what was going down in the sixties, baby. Grok this, man, sometimes this gets so freakin' heavy you want to mellow out with some grass. Mardi grass, man, get it?
No one can see your soul when you're wearing clothes, babe. Yeah.
I guess you just had to be there.
#32
Geschrieben 09. März 2003, 04:51
meine wachsende zuneigung zu wes anderson war für mich der eigentliche anlass, endlich solche versäumnisse wie the catcher in the rye und the graduate nachzuholen- franny and zooey ist bereits auf dem postweg zu mir.
max fischer und holden caulfield zeichnen sich aus durch
eine innere unruhe, ein streben nach einem eigenen ideal, jenseits dessen, was ihnen ihre umwelt bietet; oder etwas wovon sie dachten, dass es ihnen die umwelt nicht bieten könnte- wie mr. Antolini vermutlich anmerken würde.
Benjamin hingegen rebelliert nicht aus innerer überzeugung oder gar abneigung gegen das elternhaus und die damit verbundenen konventionen, sondern weil er durch seine passivität in eine situation gerät, die ihm geradezu keine andere wahl lässt. Er agiert nicht, seine taten sind reine reaktion.
Mr. Braddock: Ben, what are you doing?
Benjamin Braddock: Well, I would say that I'm just drifting. Here in the pool.
Mr. Braddock: Why?
Benjamin Braddock: Well, it's very comfortable just to drift here.
Während der schulzeit verbrachte er seine zeit mit sport, der schülerzeitung und all den anderen dingen, die einen guten schüler ausmachen- so ganz überzeugt war er davon freilich nicht, er hat eben das beste daraus gemacht. Ob er nun studieren will, weis er noch nicht, überhaupt ist sein leben relativ inhaltslos seitdem er das college abgeschlossen hat. Da kommt ihm die beziehung zu mrs. Robinson gerade recht, zwar führen sie aufgrund der rein sexuellen basis keine konversation, zudem finden die treffen im dunkeln statt, doch ben hat nun endlich etwas, auf das er sich freuen kann: sex als lebensinhalt. Durch die heimlichtuerei sieht er sich isoliert von seinen mitmenschen, eigentlich findet er es verwerflich und so entzieht er sich zunehmend der gesellschaft seiner familie. Als er In einem taucheranzug als obskurität vorgeführt werden soll, erscheint ihm das als gleichniss auf seine situation und so taucht er zum grund des pools hinab- er schämt sich, fürchtet die blicke der anderen.
Erst wes anderson wird das hinabtauchen in den pool einer figur widmen, die tatsächlich und nicht nur scheinbar isoliert ist.
Allmählich kommt zur scham auch noch die langweile, ersatz ist schnell gefunden: in der liebe zu mrs. Robinsons tochter. Mrs. Robinson setzt alles daran, die beiden auseinander zu bringen und so fröhnt er zunächst dem liebeskummer- letzten endes finden die beiden natürlich zueinander und versuchen die flucht.
Benjamin freut sich über seine eroberung, lacht...doch dann schaut er auch schon wieder ein wenig gelangweilt.
Was benjamin vermutlich nie erkennen wird, ist die traurige tatsache, dass sein gesamtes streben auf die ablenkung von sich selbst ausgerichtet ist. Sein leben ist, wie das seiner eltern, nichts als der ewige kampf gegen die langeweile durch äußere einflüsse.
“Was nun aber wirft die freie Muße der meisten Menschen ab? Langeweile und Dumpfheit, so oft nicht sinnliche Genüsse, oder Albernheiten dasind, sie auszufüllen: sie ist eben das 'ozio lungo d'uomini ignoranti' des Ariosto”.(arthur schopenhauer)
PS: die anfangssequenz für jackie brown scheint tarantino direkt aus the graduate übernommen zu haben.
edit: manch einer hatte mir nach der lektüre dieses textes vorgehalten, ich hätte den film und vor allem seinen protagonisten völlig missverstanden; beruhigend, dass zumindest der regisseur eine ähnliche meinung hatte: "ich glaube, benjamin und elaine werden genauso enden wie ihre eltern; das wollte ich mit der letzten filmszene sagen."
#33
Geschrieben 10. März 2003, 22:12
"der mensch hat die thora geschrieben aus angst, vergessen zu werden. gott war ihm egal. weder lieben, noch beten wir zu gott. oder doch. wir flehen ihn an, uns bei unserem irdischen dasein zu helfen. aber gott ist doch jedem von uns allen egal. wir kümmern uns nur um uns selbst. die frage ist also nicht zu wissen, ob gott existiert oder nicht, vielmehr ob wir existieren..." (shlomo)
im gegensatz zu benignis verlogenem la vita e bella ein wirklich schöner, auf ehrliche weise humaner film mit einem wundervollen score von goran bregovic.
"sie haben einen guten artikel über benignis "la vita e bella" geschrieben. ich verstehe nicht, warum dieser film so gelobt worden ist, es sei denn, weil er erlaubt zu vergessen, und einem gleichzeitig das gefühl gibt, sich zu erinnern." (jean-luc godard)
#34
Geschrieben 11. März 2003, 22:00
die einsamkeit als strafe?
'Nichts kann ohne Einsamkeit entstehen. Ich habe mir eine Einsamkeit geschaffen, die niemand ahnt. Es ist sehr schwer, heute allein zu sein, weil es Uhren gibt.' (Pablo Picasso)
#35
Geschrieben 12. März 2003, 22:00
Ein langweiliger, in jeglicher hinsicht unspekatakulärer film über einige langweilige anhänger einer langweiligen subkultur, welche onehin nur ein durch die medien, hier repräsentiert durch einen diabolischen gucci-faschisten, propagierte marketingstrategie war.
#36
Geschrieben 13. März 2003, 01:04
angesichts der unglaublichen konsequenz, mit der dieser film auf einen amoklauf zusteuert, hat man anfangs beinahe den eindruck, eine art seul contre tous aus der teenagerperspektive vor sich zu haben- anstelle von pistolenschüssen krachen harte gitarrenriffs zwischen die einzelnen stufen. als dawn endlich mit dem hammer in der hand am bett ihrer schwester steht, wird er plötzlich merkwürdig versöhnlich, als hätte solondz ein letztes mal gezögert; bevor mit happiness zum rundumschlag ausholte.
bei happiness zog er aus seiner, leider auch in welcome to the dollhouse vorhandenen, unspektakulären bildsprache auch die konsequenz, sich zur ästhetik der soap opera zu bekennen. so ist welcome to the dollhouse leider nicht mehr, als eine interessante vorübung.
#37
Geschrieben 23. März 2003, 16:11
der prätentiöse hui-bu-lärm, mit dem die immergleichen, blutleeren slasher-klischees untermalt sind, ließ das publikum zwar immer wieder erschrecken, aber es ist wie mit jenen springteufeln aus kindertagen- der mechanismus ist doch gar zu leicht durchschaubar und ohne selbstreflexive ironie, die hier gänzlich fehlt, kaum mehr zu ertragen.
#38
Geschrieben 23. März 2003, 16:12
der mensch der gegenwart ist nicht viel mehr als ein vor den fernseher gefesselter, aggressiver affe und jeder versuch, etwas dagegen zu unternehmen betätigt den zünder der bombe, auf der wir alle sitzen- so ungefähr ließe sich die fiese einleitung zusammenfassen, in der sich einige tierschützer an der ausrottung der menschheit schuldig machen.
28 days later...
jim erinnert ein wenig an johnny, den antihelden aus mike leighs naked, wie er zu den klängen von godspeed you ! black emperor durch das verlassene london wandelt- die bilder sind von solch eisiger kälte, der soundtrack schneidet sich in die herzen der zuschauer, immer schneller, immer tiefer.
was so großartig beginnt, fällt so jämmerlich zusammen, dass der nun folgende bruch in meinem text wahrlich nicht selbst verschuldet ist:
sobald jim auf weitere überlebende trifft, ist es vorbei mit dem im film so selten behandelten thema einsamkeit, vorbei mit der ästhetik, vorbei mit der originalität.
zunächst wird eine schlüsselszene aus dem oeuvre romeros nach der anderen abgehakt:
zombiekinder und das schlechte gewissen als folge der tötung, eine konsumorgie im kaufhaus, infektionen in den eigenen reihen, dass vater/tochter verhältniss etc.
der umwerfende, an tsukamotos tokyo fist erinnernde style der ersten minuten weicht einer billigen viva plus optik und beim finale werden gar dr. strangelove klischees verbraten, nicht ohne jim vorher in einen bravo-schönling mit rambo attitüden zu verwandeln.
das fazit ist leider: billiger, handzahmer trash für teenies, welche der irrigen meinung sind, es gäbe zombies erst seit resident evil.
#39
Geschrieben 31. März 2003, 20:04
sobald sich meine schulische situation entspannt (oder überspannt ) hat, werde ich die fehlenden beiträge nachholen.
#40
Geschrieben 07. April 2003, 21:09
top 5 platzierung
#41
Geschrieben 07. April 2003, 21:20
wegen dieser abfolge billiger thrillerklischees machte die deutsche filmkritik solch einen wind?
die actionszenen sind genauso lächerlich wie jene in episode 2, allerdings ist dass auch schon das einzige worüber ich mich ärgern könnte, alles andere brachte mich eher zum gähnen- selbst die anspielungen auf blade runner, brazil und ja, tenebre ebenso wie der einsatz von klassischer musik (ganz selbsternannter kubrick-jünger) wirken schrecklich aufgesetzt, als wolle sich spielberg neuerdings die anerkennung eines anspruchsvolleren publikums erbetteln.
"Don't you see the rest of the country looks upon us like we're right-wing, nazi, Jewish, homosexual pornographers? I think of us that way sometimes and I'm proud. "
#42
Geschrieben 26. April 2003, 21:12
vorweg: ich hasse bond-filme.
diesen klassiker unter den bonds sollte man allerdings kennen, so dachte ich zumindest. bond selbst ist der wohl traurigste held aller zeiten, würde er altern, so könnte seine zukunft kaum düsterer aussehen.
ich war wie immer für den bad guy, der sich in dem fall auch noch selbst besiegt hat. schäbig, mr. bond.
#43
Geschrieben 26. April 2003, 21:12
noch ein klassiker, der mir bislang entgangen ist.
ich hatte nicht viel erwartet und so wurde ich auch nicht enttäuscht. im gegensatz zu teil 3 nicht das meisterwerk, als das er in gewissen kreisen gilt, sondern nettes erzählkino.
#44
Geschrieben 27. April 2003, 21:40
bert fischer: "you're like one of those clipper ship captains. you're married to the sea."
max fischer: "yes, that's true, but I've been out to sea for a long time."
#45
Geschrieben 03. Mai 2003, 03:46
harmlos, unspektakulär und amateurhaft- warum so viel aufregung um ein so inkonsequentes stück möchtegern exploitation?
#46
Geschrieben 10. Mai 2003, 23:53
Je länger man sich mit filmen beschäftigt, vor allem dann, wenn man gelegentlich amateurhafte kritiken wie diese schreibt, desto mehr entwickelt sich der blick für die filmischen elemente eines films- das also, was uns beispielsweise bei einer minutenlangen szene ohne schnitt begeistert aufspringen lässt, während andere sich langweilen, ohne überhaupt den grund dafür zu bemerken.
City of god hat die seltene eigenschaft, einen zuschauer wie mich, allein durch seine erzählung so mitzureissen, dass mir jener filmkritische blick nur allzu schnell abhanden kam.
Eine zweite sichtung wird auf jeden fall nötig sein, bevor ich ein endgültiges urteil fälle, vorerst also nur einige ansätze:
Es wird schon länger disskutiert, ob in zukunft der einfluß des asiatischen kinos zu gunsten des südamerikanischen abnehmen wird. Vielmehr noch als bei amores perros, der schon vorher vermutungen in dieser hinsicht hervorrief, werden hier ansätze eines, dem neuen südamerikanischen kinos angehörigen looks greifbar- die dynamische handkamera, der hyperschnelle schnitt, die uns hier gerade während der tötungsszen, in die perspektive des täters versetzt, es ist seine erregung die wir hier erfahren, ganz im gegensatz zur slo mo des hk kinos, welche durch die verlangsamung den blick derjenigen einfängt, welche zuschauen müssen.
Das ist vor allem deshalb so spannend, weil er noch roh und ungeschliffen ist, da wird noch mit splitscreens, stroboskopeffekten und handkameras experimentiert, es gibt noch kein festgelegtes muster, keine klischees.
Noch im vorspann lief der trailer zu matrix reloaded, angesichts dessen kalter, berechnender machart, bar jeglicher spielerei und innovation, mir ein heisser südamerikanischer wind gerade recht kommt- nun warte ich sehnsüchtig auf den dazugehörigen sturm.
#47
Geschrieben 17. Mai 2003, 22:45
ippolits 1. besuch in der videoabteilung seiner dörflichen bibliothek
harmlos, nett und im vergleich zu dem, was man sonst mit dem namen kaurismäki in verbindung bringt, ungewöhnlich konventionell.
wäre da nicht vincent gallo, der langsam aber sicher zu einem meiner liebsten darsteller geworden ist, könnte ich mir nun vorwerfen, 2 stunden mit einer belanglosen tv-romanze verschwendet zu haben; da er allerdings präsent ist, um den film zu retten, hat es sich eben doch gelohnt.
#48
Geschrieben 25. Mai 2003, 01:04
das gerade shunji iwai zu jenen gehört, die erkannt haben, dass die kamera ein instrument ist, mit dem sich momente aus dem fluss der zeit herausfiltern und für die ewigkeit festhalten lassen, dass sich das medium film überhaupt nicht widerholen kann, dass der moment einzigartig ist, erfüllte mich mit großer freude.
damit steht er nun ganz vorne: direkt neben mike figgis und gaspar noe- ein jeder auf seine art.
#49
Geschrieben 29. Mai 2003, 00:00
ippolits 2. besuch in der videoabteilung seiner dörflichen bibliothek
ein paar hübsche oneliner über hegelianerinnen, nazis und das orgasmotron, sowie eine amüsante operationsszene mit dazugehöriger plastiknase, der rest ist bestenfalls als nett zu bezeichnen.
Bislang sind zelig und love and death die einzigen filme allens, die mich wirklich überzeugt haben- bananas ist noch unreif, annie hall eine verlaberte, abgefilmte stand-up-comedian-nummer, what's up tiger lily kann kaum mit der zünftigen deutschen synchro eines jeden jet li filmes mithalten und an manhatten erinnere ich mich nicht mehr
#50
Geschrieben 30. Mai 2003, 00:04
es ist ziemlich genau 3 jahre her, dass ich girl, interrupted zum ersten mal gesehen habe. damals hatte ich gerade in folge der meldung, dass sich christina ricci einer verfilmung annehmen wird, meine lektüre von elizabeth wurtzels prozac nation beendet, welches zumindest auf den ersten blick eine ganz ähnliche thematik zu behandeln scheint und mir nach wie vor sehr viel bedeutet (ich warte noch immer auf die verfilmung, die uns bis jetzt vorbehalten blieb, da miss wurtzel in einem interview von der schönheit der einstürzenden twin towers zu sprechen beliebte, wodurch sie zwar die einzigen amerikanerinin war, welche es wagte die wahrheit auszusprechen, aber auch denkbar viele feinde machte. So konnte ich in der zwischenzeit zumindest auch noch more, now, again lesen )Girl, interrupted erschien mir im direkten vergleich allzu versöhnlich und zu sehr auf mädcheninternat- romantik getrimmt, allerdings hatte ich immer das gefühl, dem film unrecht getan zu haben...nun also, nachdem ich es mir oft vorgenommen habe: der zweite versuch.
Girl, interrupted entbehrt nicht einer gewissen ähnlichkeit zu filmen wie american beauty oder dead poets society: ruhige bilder, welche in der regel proffesionell genug daher kommen, um auch vom letzten filmkritiker bemerkt zu werden, viel zeit für die darsteller, die uns leider auch als solche präsentiert werden und eine verlogene bis widerliche moral, die nur allzu oft unbemerkt bleibt.
Im falle von girl, interrupted offenbahrt sich dies vor allem während des hysterischen finales, dass ebenso plump losbricht, wie man es aus post-scream-teenie-slahsern, welche zu dieser zeit die kinos fluteten, gewohnt war: Lisa liest aus susannas tagebuch vor und entlarvt sie als arrogante beobachterin, welche sich nur aufgrund eines pubertären anflugs von kritischen denken vorrübergehend aus jener gesellschaft ausgeschlossen hat, an der sie doch so gerne teil haben würde. Die insassen, ihre angeblichen freudinnen also, werden von susanna in derart widerlichen sätzen abgehandelt, dass ich fassungslos war angesichts dessen, wie der film partei für sie ergreifft und ihr letztlich gelegenheit für einen finalen richterspruch über lisa geben wird, die uns von da an geradezu als gequältes tier präsentiert wird; ein abschreckendes beispiel dafür, was mit menschen geschieht, welche die gesellschaft verneinen.
die immer wieder eingestreuten verweise auf das zeitgeschehen scheinen außerdem suggerieren zu wollen, dass wir es nicht mit einzelnen individuen und ihren schicksalen, sondern vertretern einer generation, die opfer ihrer zeit wurden, zu tun haben, wodurch der film seine protagonisten ein weiteres mal betrügt- indem er sie als außenseiter in das gesamtgesellschaftliche geschehen miteinbezieht.
die tatsache, dass die szenen, in der wir die folgen von susannas borderline syndrome und lisas aufgeschlitzte arme sehen, also die eigentlichen ursachen für ihren aufenthalt in der anstalt, der schere zum opfer fielen, unterstreicht diesen eindruck noch.
Ein ganz und gar widerlicher film.
Geradezu eine offenbahrung war für mich angelina jolie: zwar spielt sie, wie schon so oft, eine frau, die ihr selbstbewusstsein zur schau trägt, eine schauspielerin also und damit letzten endes nur ihr eigenes mediales ich, doch-
ihre animalischen, durchdringenden augen, die langen, intelligenten finger, dieser unglaubliche schmollmund und ihre mimik, die weit differenzierter ist, als ich ihr jemals zugetraut hätte -all das, zusammengehalten von diesem viel zu dünnen, durchtrainierten und trotz allem weiblichen körper, lässt vermuten, dass in gestalt von angelina jolie eine faszinierende, potentielle charakterdarstellerin aufgrund von mangelndem interesse an independent produktionen im tomb raider sumpf untergeht...sehr, sehr schade.
Winona ryder hingegen neigt zum peinlichen overacting und so bleibt nur noch angela bettis zu erwähnen, deren, wenn auch nur kleiner, auftritt mich dem wiedersehen in may mit freude entgegen blicken lässt.
"If being sane is thinking there's something wrong with being different...I'd rather be completely fucking mental." (a. jolie )
#51
Geschrieben 31. Mai 2003, 02:15
es ist schon etwas spät geworden ...deshalb nur ein paar erste notizen:
ein mann kommt in ein restaurant gelaufen, zieht zwei pistolen, zeitlupe setzt ein, er schiesst sich durch die yakuzza, bis er von dem kellner ishimutsa niedergeschlagen wird, kurz bevor er den boss erreichen konnte. "schluss jetzt" kommentiert ishimutsa seine tat, der pathos setzt aus, sein langer fall beginnt.
bis auf diese eine ausnahme entbehrt der film jeglicher stilisierung der gewalt, ishimutsas sturz wird in teilnahmslosen bildern eingefangen, nur begleitet von gelegentlich eingestreuten, melancholisch dahinfliessenden jazzklängen.
als er letzten endes unten aufschlägt, ist sein sturz viel tiefer als die wenigen meter des turmes, unendlich viel tiefer...so zerplatzt er in einem blutschwall.
"was für ein spass...30 jahre hölle auf erden"
#52
Geschrieben 01. Juni 2003, 04:58
“each word is an unnecessary stain on silence and nothingness” (samuel beckett)
STALKER war vor drei jahren meine erste begegnung mit dem oeuvre andrej tarkovskijs, der auf mich als damals sechzenjähriger einen solchen eindruck machte, wie bis heute nur noch jodorowskys the holy mountain und vielleicht greenaways prospero's books. Nicht zuletzt aufgrund der begeisterung eines damals noch sehr religiösen freundes entwickelte ich allerdings gar zu schnell einen solchen respekt, der es mir lange zeit verwehrte, weiter in das schaffen tarkovskijs einzudringen.
Dank der veröffentlichung der criterion DVD habe ich vor kurzem mit der sichtung von SOLARIS, welcher wohl nach wie vor der film ist, mit dem der name tarkovskij unmittelbar verbunden wird, einen ersten schritt getan. allerdings halte ich solaris für tarkovskijs schwächsten film- nicht nur aufgrund des unverhätnismäßig großen raumes, welches das metaphysische geschwätz, als welches es hier im forum oftmals und nicht zu unrecht bezeichnet wurde, einnimmt, sondern vor allem weil dem film ein denkfehler zugrunde liegt: er erzählt von der sehnsucht nach der natur, welche die protagonisten innerhalb der künstlichen welt der raumstation befällt- ob der kulissenhaftigkeit der settings gerät jene welt innerhalb der raumstation allerdings im zwiefachen sinne künstlich, dem film geht jegliche natürlichkeit verloren, dass agieren der darsteller wird zum bloßen schauspiel. tarkovskij handelte entgegen seiner philosophie, denn die “zeit”, welche er hier “in ihren faktischen formen und phänomänen” festhält ist ganz und gar inszeniert.
"was die drei forderungen sind, zu denen mir diesmal (...) meine liebe zur kunst den mund geöffnet hat?
Dass das Theater nicht Herr über die Künste wird.
Dass der Schauspieler nicht zum Verführer der Echten wird.
Dass die Musik nicht zu einer Kunst zu lügen wird."
(Friedrich Nietzsche: Der Fall Wagner)
MIRROR habe ich nur kurze zeit später gesehen und war angesichts der weiterentwicklung die sich zwischen diesen beiden filmen vollzog nicht nur beeindruckt, sondern angesichts der geringen bedeutung, die diesem film für gewöhnlich zugeschrieben wird, in höchstem maaße verblüfft. Erst jetzt scheint mir tarkovskij sein eigentliches thema gefunden zu haben- jenes ziel, dass ihm nur mit filmischen mitteln erreichbar scheint.
der spiegel ist gleichermaßen rück- als auch selbstbesinnung, die gedichte aus der feder des vaters, arsenij tarkowskij, ersetzen nicht nur die pilosophischen monologe, sondern jene bildhafteste form des wortes ist gleichermaßen auch die letzte, welche angesichts des aufkommens eines neuen mediums noch bestand hat- worte als relikte der vergangenheit.
NOSTALGHIA übertraf nun alle erwartungen, die ich in das spätwerk tarkovskijs zu setzen wagte- durch den naturalismus und das absolut cinematische, gehört nostalghia tatsächlich zu jenen filmen, die sich nur in worte fassen lassen, sofern der betrachter gewillt ist, dem gesehenen gewalt anzutun, oder aber sich auf die schilderung eines zutiefst subjektiven erlebnisses einzulassen- in beiden fällen ist er zur vereinfachung gezwungen.
Der titel nostalghia rührt von jener nostalgie her, die (zumindest laut tarkovskij) einen jeden russen fern der heimat unwillkürlich befällt und in unheilbare melancholie stürzt. Eine ebene des films die vor allem autobiografische züge trägt, mir selbst allerdings weitestgehend verschlossen blieb- viel bedeutsamer erschien mir das verhältniss zwischen domenico und gortchakov, welches sich letzten endes als zweieinigkeit herausstellen sollte und der daraus resultierende, finale schritt vom wort zur tat.
Domenico verkündet während seiner finale rede, er selbst reiche nicht aus, um wort und tat (oder körper...leider habe ich den genauen wortlaut nicht notiert) in eines zu fassen; der gleichung 1+1=1 zu folge ist gortchakov jene zweite hälfte.
Die einheit vollzieht sich, als domenico seine worte dem volk und um deren nachhaltige wirkung zu sichern, sie gewissermaßen ins gedächtniss einzubrennen, seinen körper den flammen übergiebt, während gortchakov die asche seiner verbrannten gedichte das ziel eröffnet, sein leben für das tragen einer kerze hinzugeben, hinweg über das von dem müll und den überresten einer in die irre taumelnden gesellschaft übersähte, ausgetrocknete bett eines gewässers.
diese beiden letzten szenen könnten angesichts der brutalität des feuertodes, der gewaltigkeit von ludwig vans neunter sowie der absoluten ruhe jener zweiten, minutenlangen szene bar jeglichen schnittes oder sonstiger stilmittel, welche ihren suspense ausschließlich aus dem möglichen verlöschen der kerze zieht, nicht unterschiedlicher sein, doch sie gehören nicht nur zu den besten, die tarkovskij je drehte, sondern schlicht zum großartigsten, was das medium film jemals hervorgebracht hat.
"... Ich wollte hier von der russischen Form von Nostalgie erzählen, von jenem für unsere Nation so spezifischen Seelenzustand, der in uns Russen aufkommt, wenn wir weit weg von der Heimat sind. Hierin sah ich, wenn man so will, meine patriotische Pflicht, so wie ich diese selbst empfinde und begreife. Ich wollte von der schicksalhaften Bindung der Russen an ihre nationalen Wurzeln, ihre Vergangenheit und Kultur, an Heimaterde, Freunde und Verwandte sprechen, über jene tiefe Bindung, von der sie ihr ganzes Leben lang nicht loskommen, gleich, wohin sie das Schicksal verschlägt. ... In Italien drehte ich einen Film, der zutiefst russisch ist."
— Andrej Tarkovskij: Die versiegelte Zeit. Frankfurt/M. 1988, S. 206
#53
Geschrieben 01. Juni 2003, 04:59
durch den unmotivierten einsatz unterschiedlicher stile, die schneller wechseln als die schauplätze und ebenso billig wirken, bringt es dieser dilletant von einem regisseur nicht einmal fertig, seine hauptdarstellerin, die trotz temporärer plastikeinlagen äußerst schön anzusehen ist, zur notwendigen geltung zu bringen- ganz so wie damals bei den spielen, wo jene lara, die in den köpfen der spieler haften blieb auch nur auf dem cover zu finden war.
#54
Geschrieben 01. Juni 2003, 11:32
Die narration Cobra Verdes erschien mir merkwürdig ziel und orientierungslos, erst in den letzten minuten kommt es zum abrupten, hoffnungslosen fall de silvas, gerade so, als hätte er sich plötzlich dazu entschieden, ein film über die grausamkeit der sklavenhändler sein zu wollen. Auf dem weg dorthin, welcher mir weit länger schien, als er eigentlich war, pendelt er zwischen der sehnsucht de silvas nach einem erfüllten leben, welches für ihn nur in ferner kälte und einsamkeit möglich scheint, kinskis wutausbrüchen, die hier in der überfülle an körpern verpuffen und der blosstellung schwülstiger, weißer körper, inmitten der allgegenwärtigen, afrikanischen schönheit.
Die finale zeile: “die sklaven werden ihre meister verkaufen und ihnen werden flügel wachsen” wirkte geradezu aufgesetzt.
trotz der grandiosen szene, die cobra verdes tod zeigt, in der kinski verglühte, wie herzog sich so schön ausdrückte und einiger massenszenen, die äußerst schön anzusehen sind, blieb mir der film und vor allem sein protagonist merkwürdig fremd...herzog hat, wenn ich mich recht erinnere, etwas ganz ähnliches gesagt.
#55
Geschrieben 02. Juni 2003, 01:51
sleazige langeweile- nach 45 minuten abgebrochen.
#56
Geschrieben 05. Juni 2003, 13:15
heute war ich also das erste mal auf einer jener berühmten pressevorführungen...der film -eine abfolge billiger slasherklischees, angereichert mit einigen mysterieelementen, erträglich nur aufgrund christina riccis wie immer großartiger darbietung- hat kaum einen eindruck hinterlassen, der es wert wäre, in dieser form festgehalten zu werden und so will ich mich stattdessen an der beschreibung des ambientes einer solchen vorführung versuchen.
Da ich noch immer zu jenen gehöre, die sich den fahrplänenen zu beugen haben, welche uns von bus und bahn aufdiktiert werden, war ich bereits eine halbe stunde vor dem eigentlichen termin am metropol. Vor dem säulenbewehrten tor stand bereits ein älterer herr, welcher mich ohne jegliche scham mit verkniffenem blick zu mustern begann. Er trug eine kurze hose von jenem beige, welches der deutsche mittelstandsbürger ab 50 zur standardfarbe seiner alltagsuniform deklariert hat, aus den enden derselben staken haarlose beine, deren bleiches fleisch nicht ob der leibesfülle des herren einen hängenden eindruck vmachten -denn diese hielt sich durchaus in einem gesunden maaße- sondern aufgrund jener erschlaffung des körpers, die bei zunehmendem alter unaufhaltsam fortschreitet.
Er wollte nicht aufhören, mir seine feindseligen blicke zuzuwerfen und bald war ich mir sicher- du hast einen filmkritiker vor dir.
Wir drangen in die inneren gemächer vor, wo uns ein angestellter der vertriebsfirma auflauerte, welcher dank seiner ungesunden röte im gesicht nicht nur aussah als hätte er bei seinen vorbereitungen für den stefan raab lookalike-contest einige stunden zu viel im solarium zugebracht, sondern beliebte auch ebenso debile wortschwälle über seine mitmenschen zu erbrechen. Vor ihm stand eine kritikerin, welche ihrer bunten, abgetragenen schülerkleidung niemals entwachsen zu sein schien und den eindruck von der ewigen musterschülerin ob ihrer von akne gezeichneten haut noch dezent zu unterstreichen wusste. Zwar gelang es ihr die selbstinszenierung des entertainers durch einige selbstbewusst vorgebrachte fragen zu unterbrechen, doch wurde er dadurch nur zu weiteren höchstleistungen angespornt (mein lieblingspart: sie: “was machst du denn hauptberuflich?” er: “hauptberuflich mache ich etwas völlig anderes wirklich etwas (wird laut und schüttelt den kopf) völlig völlig anderes” sie: “metzger?” (STRIKE ) er: “reiseleiter...”) während sie hinter dem rücken nervös an ihren fingernäglen riss.
Der blick des alten herren verharrte selbst während er lachte in jener verbissenen stärre.
Ich stehe etwas im abseits, was wohl hilflos genug wirkt, um den mutterinstinkt einer dicklichen frau mit stark geschminkten augen in wallung zu versetzen. Sie machte einen traurigen eindruck in ihrem weißen kleid, dass ihren schwullstigen körper kaum zu verdecken vermochte. Höflicher austausch von fragen und improvisierten antworten- bis endlich der kaffee eintraf.
“Coole tasche”, meinte ein sandalenträger mit locke auf der stirn und postpubertärem bärtchen im gesicht . beidseitiges lächeln. Er lief quer durch den raum, fand keinen anderen gesprächspartner und kehrte zurück. “Das sind doch die drei aus...aus” er meinte mein t-shirt. “Nightmare before christmas” ergänzte ich. “genau. Genialer film.” lächeln. ich rede nicht mit sandalenträgern.
Der film beginnt- ein kritiker verlässt seinen platz, als er bemerkt, dass ich die gleiche sitzreihe ausgewählt habe.
#57
Geschrieben 07. Juni 2003, 22:19
#58
Geschrieben 08. Juni 2003, 02:38
amüsanter wannabe musa aus thailand, der mit einigen interessanten charakteren und teuren schlachtszenen aufwarten kann.
getreu den vorbildern (the wild bunch, seven samurai und eben musa) greift sich der film einige interessante charaktere aus der bevölkerung des dorfes heraus- wobei mir der straighte anführer mit dem nietzsche-bärtchen und der wasserbüffelreitende alkoholiker besonders ans herz gewachsen sind. leider bleibt die darstellung der beziehungen so oberflächlich, dass sich kaum eine tiefere emotionale bindung einstellen will, auch fügt sich die gruppe nie wirklich zusammen, dass vielleicht gewollte understatement während der konversationen verleiht ihnen eher den charakter von belanglosem small talk- am ende stirbt doch jeder für sich selbst.
hier wurde viel potential verschwendet und so bietet bang rajan leider nicht mehr als rasante unterhaltung.
die synchronisation hingegen ist an peinlichkeit kaum zu überbieten und der o-tohn ist zwar auf der dvd enthalten, doch ohne untertitel war mir, da ich des thailändischen leider nicht mächtig bin, damit auch nicht geholfen-
#59
Geschrieben 08. Juni 2003, 20:26
"what is a take? from when we say "action" to when we end by saying "cut". what is happening? it is the fixing of reality. the fixing of time.
the conservations of time- for us to keep forever.
no other art form can fix time except cinema. so film is a mosaic of time"
"the purpose of art is to help man to improve himself spiritually.
to rise above himself by using his own free will."
(a. tarkovskij)
#60
Geschrieben 10. Juni 2003, 03:39
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